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Existentialethik - Existenzphilosophie Univ. Prof. Dr. med. Dr. theol. Mag. pharm. Matthias Beck Universität Wien

Existentialethik - Existenzphilosophie

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Existentialethik - Existenzphilosophie. Univ. Prof. Dr. med. Dr. theol. Mag. pharm. Matthias Beck Universität Wien. Worum geht es? . Unterscheidung: Existentialethik Essenzethik Existentielle Dimension Nicht nur Normen erfüllen Finden der Berufung der Identität - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Existentialethik - Existenzphilosophie

Existentialethik - Existenzphilosophie

Univ. Prof. Dr. med. Dr. theol. Mag. pharm. Matthias Beck

Universität Wien

Page 2: Existentialethik - Existenzphilosophie

Worum geht es? Unterscheidung: Existentialethik Essenzethik Existentielle Dimension Nicht nur Normen erfüllen Finden der Berufung der Identität des Glückes des Lebenssinnes Was ist Christentum?

Page 3: Existentialethik - Existenzphilosophie

Essenz - Existenz Essenz: Das Allgemeine, das Wesen, die

Norm, das Prinzip

Existenz: Das Einzelne, das Besondere, das Einmalige, der Imperativ

Existenz (Ek-sistere, das Herausstehen) Der Mensch erwacht zu sich selbst Kierkegaard: Sünde ist, vor Gott nicht

man selbst sein wollen, Ausweichen, Angst

Page 4: Existentialethik - Existenzphilosophie

Prinzipien - Imperative Prinzipien (Normenethik,

Essenzethik, Naturrecht, das Allgemeine)

Imperative (Existentialethik, das Einzelne, Unverwechselbare)

Imperativ: Vollkommenheit, Ihr sollt vollkommen sein, wie Euer Vater im Himmel.

Page 5: Existentialethik - Existenzphilosophie

Prinzipien - Imperative „Erst im komplementären

Zusammenspiel von Prinzip und Imperativ erwächst Sittlichkeit im dynamischen Sinn des Evangeliums. Christliche Ethik ist damit letztlich nicht mehr, aber auch nicht weniger als die reflektierende Klärung dieser Zusammenhänge mit dem einzigen Ziel der dadurch leichter möglichen sittlichen Entscheidung zu jenem verwirklichenden Lebensvollzug, der für den Menschen als dem von Gott angesprochenen Ebenbild Antwort auf dessen ihn unbedingt einfordernden An-Spruch ist.“ (Franz Furger, Einführung in die Moraltheologie, Darmstadt 1988, 196).

Page 6: Existentialethik - Existenzphilosophie

Der Einzelne „Es gibt den irreduktiblen, individuellen Anruf

Gottes an den Menschen als Einzelnen, der nicht als die bloße Summe und als der bloße Schnittpunkt der allgemeinen Prinzipien angesehen werden kann. Und dieser individuelle und auf allgemeine Normen nicht reduzierte Anruf Gottes ist nicht bloß der Zuruf des Möglichen und des für den Menschen Erlaubten, im übrigen aber Gleichgültigen, sondern mindestens unter Umständen absolut auch der Anruf Gottes zum Heilsbedeutsamen und Gesollten.“[1]

[1] Rahner, Schr. VI, 525, auch 536.

Page 7: Existentialethik - Existenzphilosophie

„daß die Sünde über ihre Eigenschaft als Verstoß gegen das Gesetz Gottes hinaus auch und ebenso ein Verstoß ist gegen einen ganz individuellen Imperativ des individuellen Willens Gottes, der Einmaligkeit begründet. Wäre von da Sünde nicht deutlicher erkennbar als Verfehlen der persönlich-individuellen Liebe Gottes?“[1]

[1] Rahner, Schr. II, 243.

Page 8: Existentialethik - Existenzphilosophie

„Von da aus ist, dort wo das ‘bessere Mittel’ konkret angeboten wird und als solches wirklich und zwar für hier und jetzt erkannt wird, mit ihm nicht nur eine sittliche Möglichkeit, sondern eine sittliche Forderung für den betreffenden Menschen gegeben (und gleichzeitig ermöglicht), obwohl der andere Weg an sich auch einen positiven sittlichen Wert darstellt. Eine Weigerung ihm gegenüber wäre die ausdrückliche Verweigerung des Willens zum größeren Wachstum in der Liebe Gottes und also Schuld, Sünde.“[1]

[1] Rahner, Schr. VII, 416.

Page 9: Existentialethik - Existenzphilosophie

Sittliche Weisungen Geschichts- und Situationsgerecht „ Mit den Wahlregeln entwickelte Ignatius eine

Logik existentieller Entscheidung, die trotz der traditionellen Lehre von der Unterscheidung der Geister vorher in dieser Weise nicht bestand. In der Kirche wurde sie seither nie genügend theologisch auf ihren eigentlichen Sinn und ihre Voraussetzung hin bedacht; ihre Bedeutsamkeit dauert fort. Heute wäre sie aus dem Kontext der Wahl eines kirchlichen Berufes herauszulösen und in ihrer allgemeinen Bedeutung für die menschliche Existenz durchsichtig zu machen“ (Rahner XII, Einsiedeln 1954-1984,180 Anm. 11.)

Page 10: Existentialethik - Existenzphilosophie

Antriebe „innerhalb des Bereiches, in dem auch

andere gute Antriebe vorkommen können“[1], ausdrücklich göttliche Antriebe vorfindet, die er mit Hilfe der Unterscheidung der Geister erkennen kann. Diese Antriebe entsprechen einem konkreten Anruf Gottes; sie stehen „eindeutig unter dem sittlich fordernden heiligen Willen Gottes“[2] [1] Rahner, Die Logik der existentiellen Erkenntnis, 104.

[2] Rahner, Der Einzelne in der Kirche, 266.

Page 11: Existentialethik - Existenzphilosophie

Rahner: Es geht darum festzuhalten, „daß man daraus, woher der Antrieb stammt, allererst erkennt, ob er gut ist.“[1] Das heißt: Die Erkenntnis der sittlichen Güte, die Frage nach der sittlichen Qualität einer Tat ist erst „aus der Erkenntnis der Herkunft“[2] des Antriebes - ob Wille Gottes oder nicht - zu erkennen. [1] Rahner, Die Logik der existentiellen Erkenntnis, 103.

[2] Ebd.

Page 12: Existentialethik - Existenzphilosophie

„daß der Mensch von heute mit seinem spontanen Lebensgefühl nur sehr schwer bereit sein wird, etwas, was er in seinem Bewußtsein entdeckt, als eine höchst persönliche Einwirkung Gottes anzuerkennen, seine Stimmungen, Antriebe, seinen ‘Trost’ und Mißtrost als eine Wirkung transzendenter Mächte zu begreifen. Er wird eher an Hormone, Wirkungen des Wetters, erbbiologische Charakterbedingtheiten, Echo aus dem Unterbewußtsein, Komplexe und an tausend andere Dinge denken, bevor er auf den Gedanken kommt, daß da Gott, sein Engel oder der Teufel am Werk ist.“[1]

[1] Ebd. 105f.

Page 13: Existentialethik - Existenzphilosophie

Themen - Voraussetzungen Gottesbild Menschenbild

Eigene Biographie Biographie Jesu Lebensentscheidungen Entscheidungen im Alltag

Page 14: Existentialethik - Existenzphilosophie

Geschichte - Zeit Ignatius von Loyola: 1491-1556 Luther: 1483- 1546 Jesuitenorden : 1541

gegründet

Page 15: Existentialethik - Existenzphilosophie

Subjekt im Zentrum Dürer Portrait ca. 1500 Jesuitenorden: Neuzeitlicher Orden

(kein Kloster, kein Habit) Der Einzelne

Page 16: Existentialethik - Existenzphilosophie

Weltgeschichte – Zusammenbrüche/Aufbrüche Entdeckungen Zusammenbrüche: Reich Karls V. Verlust Einheit der Kirche: Reformation

1513 Entdeckungen: Columbus Amerika 1492 Kopernikus 1473-1543 Geozentrisches - Heliozentrisches

Weltbild (Paradigmenwechsel) Galileo Galilei 1564-1642 (Experiment,

Natur wird gezwungen, sich zu zeigen)

Page 17: Existentialethik - Existenzphilosophie

Weltgeschichte heute Keine neuen Kontinente , aber:

Entdeckung d. Mondes, Flugzeuge – Globalisierung Politisch 1989: Kommunismus bricht

zusammen Europa organisiert sich neu Religion: Vielfalt der Religionen Pluralismus der Meinungen – Suche

nach Sicherheit (Ethik, Spiritualität)

Page 18: Existentialethik - Existenzphilosophie

Natur/Klima/ Wirtschaft: Ende der Ressourcen, Klimakatastrophe

Zusammenbruch der Wirtschaft Mensch: Vereinzelung, Isolation Embryonenforschung, Genetik-Epigenetik Computer, Gleichzeitigkeit Handy , Internet Familienstrukturen lösen sich auf Brechende Strukturen in Kirche und Staat

Page 19: Existentialethik - Existenzphilosophie

Worum geht es? I Tugendethik (Aristoteles – Thomas) Normenethik (10 Gebote) Utilitarismus Existentialethik (Rahner)

Page 20: Existentialethik - Existenzphilosophie

Prinzipien - Imperative Prinzipien (Normenethik,

Essenzethik, Naturrecht, das Allgemeine)

Imperative (Existentialethik, das Einzelne, Unverwechselbare)

Imperativ: Vollkommenheit, Ihr sollt vollkommen sein, wie Euer Vater im Himmel.

Page 21: Existentialethik - Existenzphilosophie

Der Einzelne „Es gibt den irreduktiblen,

individuellen Anruf Gottes an den Menschen als Einzelnen, der nicht als die bloße Summe und als der bloße Schnittpunkt der allgemeinen Prinzipien angesehen werden kann.“

Rahner, Schr. VI, 525.

Page 22: Existentialethik - Existenzphilosophie

Hinführung Spirituelle Erfahrung Philosophische Durchdringung Ethische Umsetzung

Page 23: Existentialethik - Existenzphilosophie

Hinführung – Programm I Ortsbestimmung Geschichtliche Entwicklung von: Theologie: Leib-Seele-Problem (Anthropologie) Moraltheologie (Ethik) Unterscheidung der Geister (Spiritualität) Philosophie: Aufkommen der Existenzphilosophie Existentialismus (Unterscheidung) Kierkegaard/Stirner/Nietzsche und

Jaspers/Heidegger/Sartre Psychologie: Entwicklung

Page 24: Existentialethik - Existenzphilosophie
Page 25: Existentialethik - Existenzphilosophie

Unterscheidung der Geister Ignatius Biographie Mystische Erfahrungen Aristotelische Einflüsse (z.B. aus

der Logik, Nikomachische Ethik) Exerzitienbuch (26 Jahre daran

gearbeitet) Zentrale Begriffe: Trost Trostlosigkeit (Misstrost)

Page 26: Existentialethik - Existenzphilosophie

Das Innenleben – Trost/Troslosigkeit Emotionalität Mensch - Mensch Gefühl

Intuition Mensch - Gott Gespür Stimmigkeit/Unterscheidung der Geister Trost/Trostlosigkeit Bewegt-werden vom Geist Gottes

Page 27: Existentialethik - Existenzphilosophie

Trost „Ich rede von Trost, wenn in der

Seele eine innere Bewegung sich verursacht, bei welcher die Seele in Liebe zu ihrem Schöpfer… zu entbrennen beginnt und demzufolge kein geschaffenes Ding … mehr in sich zu lieben vermag, es sei denn im Schöpfer ihrer aller.“ (EB 316)

Page 28: Existentialethik - Existenzphilosophie

Trostlosigkeit „Verfinsterung der Seele, Verwirrung in ihr,

Hinneigung zu den niedrigen und erdhaften Dingen, Unruhe verschiedener

Getriebenheiten…., wobei sich die Seele ganz träg, lau, traurig findet und wie

getrennt von ihrem Schöpfer“ (EB 317)

Page 29: Existentialethik - Existenzphilosophie

Hintergrund der Existentialethik Exerzitien des Ignatius (der

wiederum seine mystischen Erfahrung mit aristotelischer Philosophie verbindet; Lit: Gertler u.a. Zur größeren Ehre Gottes, Herder 2006)

Subjektphilosophie seit Kant Kierkegaard, Heidegger

Page 30: Existentialethik - Existenzphilosophie

Neuere Ansätze Nicht mehr nur naturrechtlich:

allgemeine Normen konkret umsetzen, sondern

Personalistische Existenzphilosophische Hermeneutische Ansätze Damit nicht weniger Verbindlichkeit,

sondern mehr: Der Einzelne ist gefragt, kein verstecken hinter Normen, sondern:

Selbstverantwortung, Gestaltung von Normen (Korff: Verantwortung vor und für Normen)

Page 31: Existentialethik - Existenzphilosophie

Dynamisierung geschichtlicher Moral Evolutive Entwicklung des

Menschen Mensch als geschichtlich verfasst

(hat eigene Geschichte und lebt in einer Geschichte)

Wandelbare und unwandelbare Normen

Wandelbares und unwandelbares in den Normen

Page 32: Existentialethik - Existenzphilosophie

Konkretisierungen Anthropologische Fragen: Leib-Seele-Problem

Page 33: Existentialethik - Existenzphilosophie

Plato (428-348 v. Chr.) Unsterblichkeit der Seele unsterbliche Seele: Ewigkeit –

irdische Existenz - Ewigkeit Körper (Leib) ist Gefängnis der

Seele. Seele verlässt ihn im Tod Dualismus von Seele und Leib „Leibfeindlichkeit“

Page 34: Existentialethik - Existenzphilosophie

Aristoteles (384-322 v.Chr.) - Seele als Leben

Aufbau der Natur aus Form und Materie

Formprinzip des Lebendigen: Seele Seele als inneres Lebensprinzip

Formprinzip und Ganzheitsprinzip Geist von außen hinzu (thyraten) Dualismus von Seele und Geist

Page 35: Existentialethik - Existenzphilosophie

Thomas von Aquin (1225-1274) - Synthese Christlich-jüdisches Menschenbild Nephes: Hals-Kehle-Leben-

Lebenskraft Ruach: Hauchen-Atem-Geist-Sinn

Thomas: Seele als Form des Leibes Anima intellectiva, sensitiva,

vegetativa „Sukzessivbeseelung“

Page 36: Existentialethik - Existenzphilosophie

Thomas von Aquin Anima forma corporis

Genetik: In-forma-tion

Ganzheit

Page 37: Existentialethik - Existenzphilosophie

Descartes (1596 – 1650) Trennung von Geist und Materie,

res cogitans / res extensa

Ausgedehnte Dinge: messbar

Gedanken: keine Länge/Breite

Page 38: Existentialethik - Existenzphilosophie

Neuzeit nach Descartes

Philosophie: Geist (deutscher Idealismus)

Hegel: Phänomenologie des Geistes (Marx: dialektischer Materialismus)

Medizin: Philosophikum-Physikum „Materialismus“:

Krankheitsursache in den Genen

Page 39: Existentialethik - Existenzphilosophie

Materie Mensch: Rettungsgeschwister, Embryonale Stammzellen

Materialismus auch in der Wirtschaft

Auch Naturwissenschaft immer abhängiger von Wirtschaft

Page 40: Existentialethik - Existenzphilosophie

Sigmund Freud (1856-1939) „Wiederentdeckung“ der Seele Seele aber jetzt als Unbewußtes,

Trieb, Es, Ich, Überich, Konflikte. Seele nicht mehr als

Ganzheitsprinzip Psychosomatische Medizin Psychoonkologie Psychoneuroimmunologie

Page 41: Existentialethik - Existenzphilosophie

Paradigmenwechsel Physik: Einstein, Bohr, Heisenberg,

Planck Quantenphysik Biologie: Gen-Protein-Funktion;

Genetik – Epigenetik Hirnphysiologie: Geist - Materie

Page 42: Existentialethik - Existenzphilosophie

Psycho-neuro-immunologie Seele-Geist-Immunsystem-

Genetik-Epigenetik Ganzheiten: Genomics,

Protoeomics, Pharmacogenomics Individuum:

Individualisierte/Personalisierte Medizin

Partizipative Medizin

Page 43: Existentialethik - Existenzphilosophie

Where do ESC come from ?

Page 44: Existentialethik - Existenzphilosophie

Developmental Potential of Stem Cells

1- unipotent

2- multipotent

3- pluripotent

4- totipotent

O‘Connor and Crystal, 2006

Embryonic stem cells (ESC) Adult stem cells (ASC)

Page 45: Existentialethik - Existenzphilosophie

Developmental Potential of embryonic stem cells (in vitro)

Totipotent: every cell has the potential to built the whole organism (until 8-cell stage)

Page 46: Existentialethik - Existenzphilosophie

Reprogramming: controlling the development of the cygote through methylation

CH3

CH3

Reprogramming: activation of „embryonic“ genes

Cloning: defective reprogramming.

Page 47: Existentialethik - Existenzphilosophie

Evelyn Fox Keller – The century of the gene Ein Organismus wird nicht von

außen gesteuert wie ein Werkzeug von einem Werkzeugbenutzer, sondern sei „ein

System von Organen [...], das sich verhält, als besäße es einen eigenen

Geist – als würde es sich selbst steuern.“22

Page 48: Existentialethik - Existenzphilosophie

Was hier mit Selbststeuerung bezeichnet wird, kommt nahe heran andas, was Aristoteles mit der inneren Selbstbewegung und Entfaltung desLebendigen beschrieben hat (Seele).

Page 49: Existentialethik - Existenzphilosophie

4 Ursachen Lehre Causa formalis Causa materialis Causa efficiens Causa finalis

Neuzeit: Causa materialis Causa efficiens

Page 50: Existentialethik - Existenzphilosophie

Psychoneuroimmunologie „Auch das Gehirn ... nimmt

direkten Einfluß darauf, welche Gene einer Zelle aktiviert und welche Funktionen von der Zelle infolgedessen ausgeführt werden.“[1]

[1] G. Huether/St. Doering/U. Rüger/E. Rüther/G. Schüßler, Psychische Belastungen und neuronale Plastizität. Ein erweitertes Modell des Streßreaktionsprozesses für das Verhältnis zentralnervöser Anpassungsprozesse, in: U. Kropiunigg/A. Stacher, Ganzheitsmedizin und Psychoneuroimmunologie. Vierter Wiener Dialog, Wien 1997, 126-139, hier 126.

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Psychoneuroimmunologie II Wie beobachtet wurde, „stellt der

seelische Stress der Depression mehrere Gene des Immunsystems ab, die für die Produktion von Immunbotenstoffen zuständig sind.“[1] [1] Bauer, Das Gedächtnis des Körpers, 136.

Page 52: Existentialethik - Existenzphilosophie

Trostlosigkeit „Verfinsterung der Seele, Verwirrung in ihr,

Hinneigung zu den niedrigen und erdhaften Dingen, Unruhe verschiedener Getriebenheiten…., wobei sich die Seele ganz träg, lau, traurig findet und wie getrennt von ihrem Schöpfer“ (EB 317)

Page 53: Existentialethik - Existenzphilosophie

„daß der Mensch von heute mit seinem spontanen Lebensgefühl nur sehr schwer bereit sein wird, etwas, was er in seinem Bewußtsein entdeckt, als eine höchst persönliche Einwirkung Gottes anzuerkennen, seine Stimmungen, Antriebe, seinen ‘Trost’ und Mißtrost als eine Wirkung transzendenter Mächte zu begreifen. 1]

[1] Ebd. 105f.

Page 54: Existentialethik - Existenzphilosophie

„Er wird eher an Hormone, Wirkungen des Wetters, erbbiologische Charakterbedingtheiten, Echo aus dem Unterbewußtsein, Komplexe und an tausend andere Dinge denken, bevor er auf den Gedanken kommt, daß da Gott, sein Engel oder der Teufel am Werk ist.“

Page 55: Existentialethik - Existenzphilosophie

Rahner: Es geht darum festzuhalten, „daß man daraus, woher der Antrieb stammt, allererst erkennt, ob er gut ist.“[1] Das heißt: Die Erkenntnis der sittlichen Güte, die Frage nach der sittlichen Qualität einer Tat ist erst „aus der Erkenntnis der Herkunft“[2] des Antriebes - ob Wille Gottes oder nicht - zu erkennen. [1] Rahner, Die Logik der existentiellen Erkenntnis, 103.

[2] Ebd.

Page 56: Existentialethik - Existenzphilosophie

Antriebe „innerhalb des Bereiches, in dem auch

andere gute Antriebe vorkommen können“[1], ausdrücklich göttliche Antriebe vorfindet, die er mit Hilfe der Unterscheidung der Geister erkennen kann. Diese Antriebe entsprechen einem konkreten Anruf Gottes; sie stehen „eindeutig unter dem sittlich fordernden heiligen Willen Gottes“[2] [1] Rahner, Die Logik der existentiellen Erkenntnis, 104.

[2] Rahner, Der Einzelne in der Kirche, 266.

Page 57: Existentialethik - Existenzphilosophie

Voraussetzungen Gottesbild I Gottesbild: Gott ist gut Nicht: Gott kann gut und böse sein Luther: Wie bekomme ich einen

gnädigen Gott Dann Luthers Turmerlebnis: Mit Werken

unmöglich Sola sciptura, Sola gratia, Sola fide

Page 58: Existentialethik - Existenzphilosophie

Gottesbild II Befreiung Erlösung Wachsen lassen (Autorität, augere) Raum schaffen Identität finden - Berufung Fülle des Lebens - Glück

Page 59: Existentialethik - Existenzphilosophie

Voraussetzungen Gottesbild III Gott will den Menschen groß

machen (Authorität) Mensch: Talente vermehren Aber: Endgericht Gottes Ruf an den Menschen ---- ins Eigene -----ins Andere -----in die Freiheit

Page 60: Existentialethik - Existenzphilosophie

MenschenbildBerufung, Identität findenEigenstand und inneren Halt findenSelbsterkenntnis – Erkenntnis des

anderen, Erkenntnis der Welt, Erkenntnis der letzten Dinge, fides quaerens intellectum)

Credo ut intelligam. Ich glaube damit ich einsehe

Integration statt Desintegration

Page 61: Existentialethik - Existenzphilosophie

Menschenbild Freiheit: Wahlfreiheit,

Willensfreiheit, Wesensfreiheit existentiell: frei von falschen

Abhängigkeiten, frei zu: eigene Berufung

Frei von: z.B. Eltern, Jesus als 12 jähriger

Jesus mit 30: Hochzeit zu Kana

Page 62: Existentialethik - Existenzphilosophie

- Talente vermehren (keine reine Selbstverwirklichung)

- Lebensdynamik (Enthusiasmus, en theos)

- Leben ins Unbekannte (Glauben – Vertrauen)

- Leben in Fülle

Page 63: Existentialethik - Existenzphilosophie

Zentrale Fragen Pubertät (Ablösung von Eltern) Berufung finden Lebenspartner Krise der Lebensmitte Krise beim Berufsausstieg Pensionierung (noch Talente

nutzen) Alzheimer – Euthanasie -

Vereinsamung

Page 64: Existentialethik - Existenzphilosophie

Unterscheidung der Geister Regeln, um einigermaßen die

verschiedenen Bewegungen zu erklären und zu erspüren, die in der Seele sich verursachen; die guten, um sie aufzunehmen, die schlechten, um sie zu verwerfen.

Page 65: Existentialethik - Existenzphilosophie

Prinzip und Fundament I „Der Mensch ist geschaffen dazu

hin, Gott unseren Herrn zu loben, Ihn zu verehren und Ihm zu dienen, und so seine Seele zu retten.“

Page 66: Existentialethik - Existenzphilosophie

Prinzip und Fundament II „Die andern Dinge auf Erden sind

zum Menschen hin geschaffen, und um ihm bei der Verfolgung seines Zieles zu helfen, zu dem er hin geschaffen ist. “

Page 67: Existentialethik - Existenzphilosophie

Prinzip und Fundament III - Indifferenz „Hieraus folgt, daß der Mensch sie

soweit zu gebrauchen hat, als sie ihm zu seinem Ziele hin helfen, und soweit zu lassen, als sie ihn daran hindern. Darum ist es notwendig, uns allen geschaffenen Dingen gegenüber gleichmütig zu machen.“

Page 68: Existentialethik - Existenzphilosophie

Geistliche Übungen Dazu hin, sich selbst zu

überwinden und sein Lebe zu ordnen, ohne sich durch irgendeine Neigung, die ungeordnet wäre, bestimmen zu lassen (EB21)

Page 69: Existentialethik - Existenzphilosophie

Geistliche Übungen Unter geistlichen Übungen

versteht man jede Art, das gewissen zu erforschen, sich zu besinnen (meditar), zu betrachten (contemplar), mündlich oder im Geiste zu beten und andere Tätigkeiten, wie später erklärt wird. Denn wie Lustwandeln, Ausschreiten, und Laufen körperliche Übungen sind,

Page 70: Existentialethik - Existenzphilosophie

So nennt man geistliche Übungen jede Weise, die Seele vorzubereiten und in Bereitstellung zu setzen (disponer) dazu hin, alle ungeordneten Neigungen von sich zu tun, und nachdem sie abgelegt sind, den göttlichen Willen zu suchen und zu finden in der Einrichtung des eigenen Lebens zum Heile der Seele

Page 71: Existentialethik - Existenzphilosophie

Fortschritt im Geist Jeder bedenke, „daß er in allen

Dingen des Geistes soweit gefördert werden wird, als er herausspringt aus seiner Eigenliebe, seinem Eigenwillen und seinem Eigennutz“ (189)

Page 72: Existentialethik - Existenzphilosophie

Exerzitien Aufbau 4 Wochen 1. Woche: eigenes Leben

(Fehler/Sünden/Beichte) / Weg der Reinigung

2. Woche: Leben Jesu / Weg der Erleuchtung

3. Woche: Leidensgeschichte 4. Woche: Auferstehung

Page 73: Existentialethik - Existenzphilosophie

Grundsätzliches zur Betrachtung Morgens, Mittags, Abends, Nachts Vorbereitungsgebet (Gnade

erbitten, daß Absichten/Handlungen im Dienst an Gott geschehen

Schauplatz Von Gott erbitten was ich begehre

Page 74: Existentialethik - Existenzphilosophie

Betrachtungen 1. Woche Sünden / Fehler (Engel-Hochmut,

Adam-Eva, Einzelne Hölle (Sehen, Hören, Riechen.

Schmecken, Tasten)

Page 75: Existentialethik - Existenzphilosophie

1. Woche Gedanken – Worte - Werke 3 Arten von Gedanken: Ich („solche, die mein eigen sind und allein meiner

Freiheit und meinem Willen entspringen“) Guter Geist („während die beiden andern von außen Böser Geist kommen: der eine vom guten, der andere

vom bösen Geist“) „Antriebe“: aus Gott, aus dem Ich oder aus dem bösen

Geist

Page 76: Existentialethik - Existenzphilosophie

1. Woche Gedanken (Verlauf) Wort (kein müßiges Wort reden) Werk (10 Gebote, Gebote der

Kirche, Obere) Gedanken – Worte - Werke Aufreihung der Sünden

(Elternhaus, Umgang, Amt)

Page 77: Existentialethik - Existenzphilosophie

1. Woche Drei Zeiten der Prüfung 1. Morgens (Vorsatz) 2. Nach Mittagessen (Erinnern an Rückfall) 3. Nach Abendessen (Rückfälle) Schließlich 5 Zeiten (EB 72): Mitternacht, beim

Aufstehen, nach der Messe vor dem Mittagessen, zur Vesper, eine Stunde vor dem Abendessen)

4 Zusätze um Fehler zu lassen, zur Besserung (vgl. Psychotherapie, Verhaltenstherapie)

Page 78: Existentialethik - Existenzphilosophie

Worte Nicht schwören Kein müßiges Wort reden, das

weder mir noch dem anderen nutzt Nicht verleumden

Page 79: Existentialethik - Existenzphilosophie

Werke Was gegen die - zehn Gebote verstößt - die Gebote der Kirche - der Ordensoberen

Page 80: Existentialethik - Existenzphilosophie

Allgemeine Prüfung– 5 Punkte Danken für Wohltaten Gnade erbitten, Sünden zu

erkennen Rechenschaft fordern über

Gedanken, Worte, Werke (Stunde um Stunde)

Verzeihung erbitten Besserung sich vornehmen „Selbsterkenntnis“

Page 81: Existentialethik - Existenzphilosophie

Sünde Adams Meine Sünde

Zweite Übung (EB 55ff) : Mein Leben „den Ort und das Haus zu betrachten,

wo ich gewohnt habe; zweitens den Umgang, den ich mit andern gepflogen habe; drittens das Amt, in welchem ich gelebt habe.“

Page 82: Existentialethik - Existenzphilosophie

Aber auch achten auf Tröstungen und Trostlosigkeit

„Biographiearbeit“ Betrachtung der Hölle mit allen

Sinnen (Wie sieht‘s am Ende aus) Blick nach hinten und Blick nach

vorne

Page 83: Existentialethik - Existenzphilosophie

2. Woche Der Ruf Die Gnade erbitten, die ich

begehre, hier: „daß ich nicht taub sei auf Seinen

Ruf hin, sondern schnell und voll Bereitschaft zu erfüllen Seinen heiligsten Willen.“

Page 84: Existentialethik - Existenzphilosophie

2. Woche Schauplatz: Die 3 göttlichen

Personen Leben Jesu Menschwerdung, Geburt, Flucht, Gott/Menschen/Welt (Hören,

Sehen, Tun, Riechen, Tasten) Bitten: Den Herrn mehr zu lieben,

Nachfolge, Ruf hören

Page 85: Existentialethik - Existenzphilosophie

2. Woche Menschwerdung Christi Ablösung von den Eltern: „“indem Er Seinen Eltern untertan war,

und gleicherweise zum zweiten Stand hin, der in der Vollkommenheit des Evangeliums besteht, da Er im Tempel zurückblieb und Seinen Nährvater und Seine natürliche Mutter verließ, um frei zu sein im reinen Dienst Seines ewigen Vaters….“

Page 86: Existentialethik - Existenzphilosophie

2 Banner Christus Luzifer Armut – Reichtum Verachtetwerden – weltliche Ehre Demut – Hochmut Bitten: Erkenntnis der Betrügereien

des Bösen

Page 87: Existentialethik - Existenzphilosophie

3 Menschengruppen Anhänglichkeiten: A.) Will lassen um Frieden willen,

aber hält nicht bis zum Tod durch B.) Will lassen aber doch nicht

hergeben; Gott soll sich angleichen C.) Will lassen – Indifferenz –

Gottes Wille

Page 88: Existentialethik - Existenzphilosophie

2. Woche Wahlzeiten

1. Wahlzeit: Klarheit - Ohne Zweifel 2. Wahlzeit: Trost/Trostlosigkeit 3. Wahlzeit: pro/contra, Abwägung, Vernunft Voraussetzung: sich indifferent machen,

ohne ungeordnete Anhänglichkeit

Page 89: Existentialethik - Existenzphilosophie

3. Woche Betrachtung Leidensgeschichte Nacht: Letztes Abendmahl Bitten : Ergriffenheit Passion Essen/Trinken, sich Christus

vorstellen

Page 90: Existentialethik - Existenzphilosophie

4. Woche Betrachten: Auferstehung,

Erscheinung Bitten: Gnade: Freude, Fröhlichkeit Gebet der liebenden

Aufmerksamkeit Liebe mehr in Werken als in

Worten

Page 91: Existentialethik - Existenzphilosophie

Texte besprochen Vorausschau Existenzphilosophen Friedrich Nietzsche: Fröhliche Wissenschaft, Der tolle

Mensch Zarathustra: Der Zauberer Grundlinien der Philosophie von

Kierkegaard, Heidegger, Sartre, Jaspers

Page 92: Existentialethik - Existenzphilosophie

Zusammenfassung Hintergründe von Rahners

Existentialethik und seine Verbindungen zu den Existenzphilosophen

Page 93: Existentialethik - Existenzphilosophie

Alltagsentscheidungen konkret Leichte Entscheidungen Schwere Entscheidungen Gute Entscheidungen (Kriterien) Ungute Entscheidungen (woran

merkt man das?) Anstehende Entscheidungen

Page 94: Existentialethik - Existenzphilosophie

Entscheidungsfindung konkret Vorbereitung einer Entscheidung

Klare Fragestellung Einzelaspekte

Breite Sicht 3 Alternativen

Innere Freiheit Klammern, Abhängig

Indifferenz

Page 95: Existentialethik - Existenzphilosophie

Mensch als ganzer Verstand – Vernunft Gefühlswelt Spirituelle Welt

In die Situation hineinversetzen Stunde des Todes

Page 96: Existentialethik - Existenzphilosophie

Fünf „Fallen“ einer guten Entscheidung Übereile (List des Teufels) Mangelnde Entschiedenheit Rationalisierung (gegen inneres

Empfinden) Falsche Maßstäbe (Schwerer-

Leichteres) Perfektionismus

Page 97: Existentialethik - Existenzphilosophie

7 Kriterien für gute Entscheidung 1. Nutzen Ist es für jemand von Vorteil Schade ich jemandem Sind alle Mittel zum Ziel gut? Ist es langfristig von Nutzen?

Page 98: Existentialethik - Existenzphilosophie

Gute Entscheidung II 2. Gute Gründe -

Vernünftigkeit Gibt es gute Motive für Handlung Ist es „vernünftig“? Pro und Contra (unbewusste

Motive) Gespräch mit anderen Hat es Bodenhaftung Ist es realisierbar

Page 99: Existentialethik - Existenzphilosophie

Gute Entscheidung III 3. Zeit und Kraft Habe ich nötige Zeit und Kraft Überfordert es mich permanent finanziell, geistig, geistlich Nur mit äußerster Anstrengung Widerwillen, Hektik, Angst,

Krampf

Page 100: Existentialethik - Existenzphilosophie

Gute Entscheidung IV 4. Übereinstimmung mit

Grundentscheidungen

Kontinuität mit dem was mir sonst wichtig und wert voll ist

Widerspricht es meinen Grundhaltungen

Page 101: Existentialethik - Existenzphilosophie

Gute Entscheidung V 5. Ehrlichkeit Beweggründe sich selbst

eingestehen Beweggründe anderen

mitteilen? Verschweigen – Warum? Unlautere Motive? Gefühle, Ängste, Vorbehalte vor

Gott bringen

Page 102: Existentialethik - Existenzphilosophie

Gute Entscheidung VI 6. Innerer Frieden „Trost“, Gelassenheit, Freude Innere Ruhe Innere Stimmigkeit Vorher - Während - Danach Oder: Unruhe, Angst,

Getriebenheit Trostlosigkeit

Page 103: Existentialethik - Existenzphilosophie

Gute Entscheidung VII 7. Gutes Gefühl trotz

Widerständen Auch wenn schmerzlich: innerer

Frieden Oder: Widerstände mit innerem

Unfrieden

Page 104: Existentialethik - Existenzphilosophie

Ungute Entscheidung Wie fühlt sich das an? Warum? Motive? Ängste? Abhängigkeiten?

Page 105: Existentialethik - Existenzphilosophie

Zusammenfassung Eigenes Leben Leben des Anderen Wie treffe ich eigene

Entscheidungen? Kann ich dem Anderen helfen a. zu verstehen, wie er bisher entschieden hat b. in Zukunft anders zu

entscheiden

Page 106: Existentialethik - Existenzphilosophie

Zusammenfassung II Rahners Existentialethik Subjektphilosophie Kants Weiter zu denken: (Promotion):

Verbindungen zu J.P. Sartre: Der Einzelne

Kierkegaard als erster Existenzphilosoph

Heidegger

Page 107: Existentialethik - Existenzphilosophie

Zusammenfassung III Einordnung in den Gesamtkontext

der Moraltheologie, Verbindungen zu Psychologie und Medizin