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BERTSCHI-CAFÉ – FAIR VON ANFANG AN. Kaum zurück aus der Schweiz, heisst es wieder die Koffer packen. Diesmal mit Ziel Zentralamerika, genauer gesagt Honduras. Die Ernte in Peru ist in der Zwischenzeit vorbei und somit sind eigentlich die ruhigeren Som- mermonate angesagt. Aber es sollte anders kommen, denn ein guter Bekannter hat mich um Unterstützung bei der Vermarktung von Fairtrade Kaffees gebeten. Es ist eine gute Gelegenheit, Land und Leute kennen zu lernen, weshalb ich seiner Bitte gerne nachkomme. Honduras – eine Republik in Zentralamerika Mein Reise führt mich von Lima aus erst einmal nach Miami, wo ich dann den Flieger nach Honduras besteigen muss. Der Abflug ist für 9 Uhr morgens angegeben, so dass ich um 6:30 Uhr am Check-in meinen Koffer abgebe. Dort erfahre ich, dass der Flug zwei Stun- den Verspätung hat. Nichts wie zurück nach Hause, denn ich wohne ganz in der Nähe und kann somit gemütlich frühstücken und die Familie nochmals sehen. Wieder zurück am Flughafen, diesmal bereits im Wartesaal, verkündet ein Lautsprecher, dass der Flug zu- sätzliche zwei Stunden Verspätung hat. „Ich werde wohl den Anschlussflug verpassen“, denke ich für mich. Um 2 Uhr nachmittags geht es endlich los. Als ich nach sechs Stunden Flug in Miami ankomme, bewahrheitet sich meine Vermu- tung: der Flug nach Honduras ist bereits weg. Nun heisst es, mit der Luftfahrtgesellschaft meinen Flug umzubuchen und einen Gut- schein für die Übernachtung zu organisieren. Nach einigem Hin und Her ist alles eingefä- delt und ich begebe mich ins Flughafenhotel. Am nächsten Morgen bin ich wieder rechtzei- tig im Terminal, um nun hoffentlich mein Ziel zu erreichen. Diesmal klappt es besser und wir starten pünktlich. Nach zweieinhalb Stunden landen wir wohlbe- halten in San Pedro Sula, der Industriehaup- stadt von Honduras und meinem Zuhause für die kommenden Monate. Honduras ist mit knapp 113,000 km 2 etwa dreimal so gross wie die Schweiz und zählt ca. 8.5 Millionen Bewohner. Geschichtlich Honduras – Land der Mayas und des Kaffees STIMMEN AUS DEM SÜDEN – APRIL 2014 Typische Maya- Darstellungen

APRIL 2014 Honduras - bertschi-cafe.ch · Mein Reise führt mich von Lima aus erst einmal nach Miami, wo ich dann den Flieger ... Um 2 Uhr nachmittags geht es endlich los. Als ich

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B E R T S C H I - C A F É – FA I R V O N A N FA N G A N .

Kaum zurück aus der Schweiz, heisst es wieder die Koffer packen. Diesmal mit Ziel Zentralamerika, genauer gesagt Honduras. Die Ernte in Peru ist in der Zwischenzeit vorbei und somit sind eigentlich die ruhigeren Som-mermonate angesagt.Aber es sollte anders kommen, denn ein guter Bekannter hat mich um Unterstützung bei der Vermarktung von Fairtrade Kaffees gebeten. Es ist eine gute Gelegenheit, Land und Leute kennen zu lernen, weshalb ich seiner Bitte gerne nachkomme.

Honduras – eine Republik in Zentralamerika

Mein Reise führt mich von Lima aus erst einmal nach Miami, wo ich dann den Flieger nach Honduras besteigen muss. Der Abflug ist für 9 Uhr morgens angegeben, so dass ich um 6:30 Uhr am Check-in meinen Koffer abgebe. Dort erfahre ich, dass der Flug zwei Stun-den Verspätung hat. Nichts wie zurück nach Hause, denn ich wohne ganz in der Nähe und kann somit gemütlich frühstücken und die Familie nochmals sehen. Wieder zurück am Flughafen, diesmal bereits im Wartesaal, verkündet ein Lautsprecher, dass der Flug zu-sätzliche zwei Stunden Verspätung hat. „Ich werde wohl den Anschlussflug verpassen“, denke ich für mich. Um 2 Uhr nachmittags geht es endlich los. Als ich nach sechs Stunden Flug in Miami

ankomme, bewahrheitet sich meine Vermu-tung: der Flug nach Honduras ist bereits weg. Nun heisst es, mit der Luftfahrtgesellschaft meinen Flug umzubuchen und einen Gut-schein für die Übernachtung zu organisieren. Nach einigem Hin und Her ist alles eingefä-delt und ich begebe mich ins Flughafenhotel.

Am nächsten Morgen bin ich wieder rechtzei-tig im Terminal, um nun hoffentlich mein Ziel zu erreichen. Diesmal klappt es besser und wir starten pünktlich. Nach zweieinhalb Stunden landen wir wohlbe-halten in San Pedro Sula, der Industriehaup-stadt von Honduras und meinem Zuhause für die kommenden Monate.

Honduras ist mit knapp 113,000 km2 etwa dreimal so gross wie die Schweiz und zählt ca. 8.5 Millionen Bewohner. Geschichtlich

Honduras – Land der Mayas und des KaffeesS T I M M E N A U S D E M S Ü D E N – A P R I L 2 0 1 4

Typische Maya-Darstellungen

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gesehen sind die Mayas wohl die bekanntes-te Zivilisation, die in dieser Gegend ansässig war. Copan, an der Grenze zu Guatemala, war die Hauptstadt der klassischen Periode von 500 – 900 n. Chr. und ist heute ein beliebtes Touristenziel. Ein weiterer Touristenmagnet ist Roatan, eine Insel in der Karibik, die allen Vorstellungen von weissen Stränden und türkis-blauem Wasser gerecht wird. Ansonsten haftet dem Land noch immer etwas der Ruf als „Bananenrepublik“ an. Tatsächlich war Honduras während vieler Jahre der grösste Ba-nanenexporteur der Welt.

Bananen werden umgeladen (1926)

Die Agrarexporte sind auch heute weiterhin die wichtigste Einkommensquelle. Neben Bananan sind der Kaffeeanbau und Palmöl massgebend. Aber auch einige grosse Kleider-fabriken und Überweisungen von im Ausland lebenden Hondurianern tragen zum Einkom-men bei. Aber zurück zum Thema Kaffee und etwas zur Geschichte, wie er nach Honduras gelangt ist. Auch wenn es keine konkreten Daten gibt, wann die ersten Pflanzen oder Samen nach Honduras gelangt sind, erachtet man das Jahr 1799 als das früheste Datum. So kann man in damaligen Dokumenten lesen: „gemäss dem Import aus Kuba über den Hafen von Trujillo mit dem Schoner La Reyna Luisa von Habana her kommend: 6 Zentner Kaffeebohnen und 3 Fass Kaffee am 12 September 1799.“

Gemäss der gleichen Quelle wurden weitere Kaffeeimporte aus den Antillen via Trujillo gemacht, obwohl Guatemala zur selben Zeit bereits Kaffee in kleinen Mengen exportierte.

Blick über einen Teil der alten Hauptstadt Copan

Noch ein geschichtlicher Vermerk des Gou-verneurs und Generalbefehlhabers von Zen-tralamerika, Don Ramon Anguiano, der 1804 Honduras besuchte, deutet auf den Beginn der Anbautätigkeit hin: „Der Kaffee ist hier von so hervorragender Qualität wie der Mok-ka. Es wird vermutet, dass dieser von einigen Neugierigen angepflanzt worden sei, denn nur wenige Jahre sind es her, dass man sie in dieser Provinz kennt und obwohl in kleinen Mengen geerntet wird, könnte viel geerntet werden ...“ In der Gegenwart ist Honduras der grösste zentralamerikanische Kaffeeproduzent mit ca. 4 Millionen 60 Kilo Säcke Rohkaffee Produk-tion. Insgesamt leben 110,000 Familien di-rekt von Kaffeeanbau mit insgesamt 280,000 Hektar; indirekt sind 1 Million Arbeitsstellen vom Kaffee abhängig. geographisch gesehen bietet das Land ideale Anbaubedingungen.

Die Hochlandgebiete, in denen die Pflan-zungen mehrheitlich anzutreffen sind, werden von tiefen Flusstälern durchquert, das Klima ist in diesen Höhenlagen gemässigt tropisch und der Boden sehr nährstoffreich. Die Auftei-lung der Produktionszonen ist etwa wie folgt: 45% im Westen, 25% im Osten, 20% im Zentrum-Süden und 10% im Norden. Auch erwähnenswert ist, dass 98% unter Schatten-bäumen angepflanzt wird.

Die Bedeutung des Kaffees für das Land (5% des BSP, 34% des Agrar BSP), sieht man da-rin, dass es verschiedene staatliche Instanzen gibt, die die gesamte Aktivität überwachen.

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Die typische Landestracht

So ist zum Beispiel der Consejo Nacional del Café (CONACAFE) für Entwurf, Entwicklung, Zulassung und Bewertung der Kaffee-Politik des Landes zuständig. Die Umsetzung auf technischer und geschäftlicher Ebene ist Ver-antwortung des Instituto Hondureño del Café (IHCAFE) während sich der Fondo Cafetero Nacional (FCN), der Finanz-Arm des Sektors, um die Straßen- und produktive Infrastruk-tur in den Kaffee-Anbaugebieten des Landes kümmert.

Wie auch in anderen Ländern führte der Zer-fall der Preise im Jahr 1989 dazu, dass vor allem die kleinen Kaffeeproduzenten nicht mehr überleben konnten und sie sich deshalb nach Alternativen zur Wertschöpfung umsa-hen. Die Lösung fand man in der Differenzie-rung mittels Zertifizierungssysteme wie FLO,

Strasse in der Hauptstadt Tegucigalpa

Bio und dergleichen. Doch dazu bedurfte es der Gründung von Produzentenorganisationen, weshalb es heute einige sehr gut funktio-nierende Kooperativen gibt, die ich hoffe im Verlauf meines Aufenthaltes zu besuchen.

Abschliessend noch einige Stichworte zur Kaffeeproduktion:

Kaffeetyp: ArabicaHauptblüte: März bis MaiHaupternte: Oktober bis MärzVerschiffung: November bis SeptemberHäfen: Puerto Cortés

Erntevolumen 2013/2014:4 Millionen Säcke (à 60 kg)Hauptabnehmer: Deutschland, USA, Japan, Belgien, Frankreich, Italien, Süd-Korea, Spa-nien, Schweiz, Niederlande Die Klassifikation des Kaffees erfolgt nach De-fekten, Regionen und Anbauhöhe.

Ernteprozess: gepflückt wird von HandAufbereitung: hauptsächlich NassaufbereitungFermentation: nur bei NassaufbereitungTrocknung: maschinell und sonnengetrocknetSortierung: elektronisch, gefolgt von Handsor-tierung bei ausgewählten Sorten

Unser Newsletter-Autor Kurt Futterknecht wurde in Lima (Peru) geboren.Er hat dort Kommunikations-Wissenschaften studiert und arbeitete für verschiedene Im-port- und Exportfirmen. Er ist zu Zeit zustän-dig für Einkauf, Verkauf, Qualitätskontrolle und Börsenoperationen, sowie Berater für Kaffeegeschäfte von Pemasac.

Kurt Futterknecht berichtet exklusiv fürBertschi-Café aus Lima.

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