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›Rassismus‹ in sozialen Netzwerken Univ.-Prof. Dr. Jürgen Spitzmüller Christian Bendl, BA MA Universität Wien ¨ Institut für Sprachwissenschaft Oberösterreichische Kulturvermerke Gmunden ¨ 30. 10. 2016

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›Rassismus‹ in sozialen Netzwerken

Univ.-Prof. Dr. Jürgen Spitzmüller

Christian Bendl, BAMA

UniversitätWien ¨ Institut für Sprachwissenschaft

Oberösterreichische KulturvermerkeGmunden ¨ 30. 10. 2016

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›Rassismus‹ in

sozialen

Netzwerken

J. Spitzmüller,C. Bendl

Ausgangspunktund Fragestellung

Begriffsklärungen

AngenommeneZusammenhänge

Befunde aus derForschung

Fazit

2¨27

Gliederung des Vortrags

1. Begriffsklärungen:›Rassismus‹, ›soziale Netzwerke‹

2. Rassismus in/und soziale Netzwerke:angenommene Zusammenhänge

3. Befunde aus der Forschung

4. Fazit

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›Rassismus‹ in

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Ausgangspunktund Fragestellung

Begriffsklärungen

AngenommeneZusammenhänge

Befunde aus derForschung

Fazit

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Zur Definition von »Rassismus«

»Als soziale Erscheinung ist R[assismus] älter, als Begriff jüngerals die Rassen.«

Hund, Wulf D. (2011). Rassismus. In: Hans Jörg Sandkühler/DagmarBorchers (Hgg.): Enzyklopädie Philosophie. Bd. 3. Hamburg:Meiner,

S. 2191–2200, hier: S. 2191.

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Begriffsklärungen

AngenommeneZusammenhänge

Befunde aus derForschung

Fazit

4¨27

Wissenschaft und Rassismus

‚ Sprachwissenschaft und Naturwissenschaften

‚ Carl von Linné (1707–1787)

‚ Charles Darwin (1809–1882)

‚ Joseph Arthur de Gobineau (1816–1882)

‚ Houston Stewart Chamberlain (1855–1927)

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Ausgangspunktund Fragestellung

Begriffsklärungen

AngenommeneZusammenhänge

Befunde aus derForschung

Fazit

4¨27

Wissenschaft und Rassismus

‚ Sprachwissenschaft und Naturwissenschaften

‚ Carl von Linné (1707–1787)

‚ Charles Darwin (1809–1882)

‚ Joseph Arthur de Gobineau (1816–1882)

‚ Houston Stewart Chamberlain (1855–1927)

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Begriffsklärungen

AngenommeneZusammenhänge

Befunde aus derForschung

Fazit

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Wissenschaft und Rassismus

‚ Sprachwissenschaft und Naturwissenschaften

‚ Carl von Linné (1707–1787)

‚ Charles Darwin (1809–1882)

‚ Joseph Arthur de Gobineau (1816–1882)

‚ Houston Stewart Chamberlain (1855–1927)

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Begriffsklärungen

AngenommeneZusammenhänge

Befunde aus derForschung

Fazit

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Wissenschaft und Rassismus

‚ Sprachwissenschaft und Naturwissenschaften

‚ Carl von Linné (1707–1787)

‚ Charles Darwin (1809–1882)

‚ Joseph Arthur de Gobineau (1816–1882)

‚ Houston Stewart Chamberlain (1855–1927)

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Befunde aus derForschung

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Definitorische Probleme

»Tatsächlich stützt sich die rassistische Anklage bald auf einenbiologischen und bald auf einen kulturellen Unterschied.Einmal geht sie von der Biologie, dannwieder von der Kulturaus, um daran anschließend allgemeine Rückschlüsse auf dieGesamtheit der Persönlichkeit, des Lebens und der Gruppedes Beschuldigten zu ziehen. Manchmal ist das biologischeMerkmal nur undeutlich ausgeprägt, oder es fehlt ganz. Kurz,wir stehen einemMechanismus gegenüber, der unendlichmannigfaltiger, komplexer und unglücklicherweise auchwesentlich stärker verbreitet ist, als der Begriff Rassismus imengenWortsinne vermuten ließe.

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Definitorische Probleme (Forts.)

Es ist zu überlegen, obman ihn nicht besser durch einanderesWort oder eine andere Wendung ersetzt, die sowohldie Vielfalt als auch die Verwandtschaft der einzelnen Formendes Rassismus zum Ausdruck bringt. Ich schlage hierfür dieBezeichnung Ethnophobie vor, wobei der Rassismus lediglicheine ihrer Spielarten darstellenwürde.«

Memmi, Albert (1987). Rassismus. Frankfurt amMain: AthenäumVerlag (Die kleine weiße Reihe 96) [zuerst frz.: Le racisme.Description, definition, traitement. Paris: Gallimard 1982], S. 165 f.

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Kulturrassismus: Zurückweisung durch Satire

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Kulturrassismus:Identitäre Bewegung Österreich

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Kulturrassismus:Identitäre Bewegung Österreich

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Kulturrassismus: Generation Europa

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Kulturrassismus: Identitäre Bewegung Kärnten

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Kulturrassismus:Identitäre Bewegung Österreich

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Kulturrassismus: Phalanx Europa (IBÖ)

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Kulturrassismus:Identitäre Bewegung Deutschland

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Kulturrassismus: Nipster#

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Kulturrassismus: Stacheldrahtzieher

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Befunde aus derForschung

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Facebook-Follower(Stand: 25. 10. 2016)

‚ Hans-Christian Strache: 431.142

‚ Christian Kern: 95.938

‚ Identitäre Bewegung Österreich: 27.797

‚ Identitäre BewegungDeutschland: 41.017

‚ Génération Identitaire (Frankreich): 118.315

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ffl

Table 1 size, age and gender of members of PPams who use Facebook in countries investigated

size of group males (country total) (%)

Females (country total) (%)

ages 16–20 (country total) (%)

ages 21–25 (country total) (%)

Bloc Identitaire 2,340 78 (49) 22 (51) 33 (21) 18 (19)

British National Party 82,700 79 (49) 21 (51) 39 (19) 23 (18)

CasaPound Italia 16,200 87 (54) 13 (46) 25 (18) 22 (17)

Dansk Folkeparti (‘Danish People’s Party’)

15,640 64 (49) 36 (51) 24 (18) 17 (14)

Die Freiheit 4,280 79 (52) 21 (48) 13 (22) 13 (21)

English Defence League 38,200 81 (49) 19 (51) 36 (19) 24 (18)

Freiheitliche Partei Österreichs

(FPO; ‘Austrian Freedom Party’)

84,700 69 (52) 31 (48) 37 (23) 25 (20)

Fremskrittspartiet (‘Norwegian Progress Party’)

64,860 64 (50) 36 (50) 13 (17) 13 (15)

Front National 34,960 79 (49) 21 (51) 47 (21) 21 (19)

Lega Nord 45,740 78 (54) 22 (46) 45 (18) 24 (17)

Partij voor de Vrijheid(PVV or ‘Dutch Freedom Party)

7,140 77 (49) 23 (51) 19 (18) 18 (17)

Perussuomalaiset (‘True Finns’)

15,640 74 (47) 26 (53) 21 (19) 16 (17)

Sverigedemokraterna(‘Sweden Democrats’)

16,660 74 (49) 26 (51) 63 (18) 14 (16)

Vlaams Belang (‘Flemish Interest’)

6,970 75 (51) 25 (49) 29 (19) 20 (17)

Total group numbers 436,030

Total averages 75 (50) 25 (50) 32 (19) 19 (17)

a a a a

Th

fl

Th

Bartlett, Jamie/Birdwell, Jonathan/Littler,Mark (2011). »The rise of populism inEurope can be traced through online behaviour. . .« The New Face of DigitalPopulism. London: Demos. URL:http://www.demos.co.uk/files/Demos_OSIPOP_Book-web_03.pdf?1320601634<23. 10. 2016>, S. 34.

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Fleischhauer, Jan (2016). Die Hass-Maschine. In: Der Spiegel 40(1. Okt. 2016), S. 44.

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VON TILMAN BAUMGÄRTEL

N icht erst „seit Köln“ herrscht in den sozia-len Medien in Deutsch-land ein bedenklicher

Ton. Bei Facebook oder Twit-ter, in den Kommentarspalten der Websites von tagesschau.de bis Zeit Online ist es nichts Un-gewöhnliches mehr, dass Men-schen, weil sie anderer Meinung sind, beleidigt, der Lüge bezich-tigt oder bedroht werden. Und je brausender der Furor, desto größer die Schwierigkeiten mit der deutschen Rechtschreibung.

Lange habe ich mir deshalb den deutschen Internet-Troll so vorgestellt, wie er einst in einer denkwürdigen Reportage der FAS dargestellt wurde: als inva-liden Frührentner, der in Jog-ging-Hosen in einer nikotinge-schwängerten Einzimmerwoh-nung auf der Schlafcouch am Laptop sitzt. Und sich die Zeit da-mit vertreibt, im Internet über Lügenpresse, Gutmenschen und Wirtschaftsflüchtlinge ab-zukotzen. Aber wenn man sich die Face book-Profile der übels-ten Online-Motzer ansieht, stellt man mit Entsetzen fest: Die meisten von ihnen scheinen stinknormale Leute zu sein, die neben einem im Bus sitzen oder im Treppenhaus grüßend an ei-nem vorbeigehen könnten.

Wenn sie sich online nicht gerade über „Sozialschmarot-zer“, „Rapefugees“ oder „Ver-schwulung“ ereifern, posten sie bei Face book Bilder vom neuen Rennrad oder vom Ur-laub in Gran Canaria. Wie kann es sein, dass BRD-Normalos sich im Internet zu einer Art Online-Lynchmob zusammenschlie-ßen? Und hier ein unverschäm-tes Benehmen an den Tag legt, das sich wohl keiner der Betei-ligten alleine oder in der wirkli-chen Welt erlauben würde? Eine ähnliche Frage hat vor 120 Jah-ren der französische Soziologe Gustave Le Bon in seinem Buch „Die Psychologie der Massen“ zu beantworten versucht: Wie kommt es, dass Einzelne in der Masse plötzlich Dinge tun (Lyn-chen, Plündern, „Kopf ab! Rübe runter“-Schreien), die ihnen al-lein nie in den Sinn kämen?

Die Masse war zu dieser Zeit ein neues soziales Phänomen, das untrennbar mit der Mo-derne und der industriellen Re-volution verknüpft war. Men-schen, die nach dem Ende des Feudalismus auf der Suche nach Fabrikarbeit ihre dörfliche Hei-mat und damit auch deren ver-bindlichen Normen und Regeln hinter sich gelassen hatten. In den sich entwickelnden Groß-städten fanden sie eine mora-lische Tabula rasa vor, in der es keine gewachsene Gemein-schaft gab, die auf die Einhaltung von gesellschaftlichen Grundre-geln achtete. Hier konnte sich eine neue Massenkultur entwi-ckeln, die nicht nur Le Bon zum Nachdenken brachte. Bücher wie „Der Aufstand der Massen“ (1929) von José Ortega y Gasset und „Masse und Macht“ (1960) von Literaturpreisträger Elias Canetti hielten die Massenpsy-chologie bis in die Nachkriegs-zeit in der Diskussion und lie-ferten die Grundlage für eine fortgesetzte elitäre Massenver-achtung des Bürgertums auch in Deutschland.

Die Masse, die Le Bon ent-deckt hatte, war im Grunde ein

Kopf ab, Rübe runterHATESPEECH Die Rückkehr der Masse: Wie wird aus Wohlstandsbürgern ein Mob von Internet-Trollen? Der französische Soziologe Gustave Le Bon hat das schon vor 120 Jahren analysiert

Mob, gesteuert vom Unterbe-wussten, das vernünftiges Han-del unmöglich machte, trieb-haft, leichtgläubig, grausam, un-geduldig. Wer Teil einer Masse wird, entwickelt sich gleichsam eine Evolutionsstufe zurück. In der Masse gibt man seinen ge-sunden Menschenverstand und die Fähigkeit zur Kritik auf, die Persönlichkeit wird durch „Rü-ckenmarkdenken“ ersetzt.

Die Masse, die Le Bon 1895 be-schreibt und die ich „Masse 1.0“ nennen möchte, hat bemerkens-werte Gemeinsamkeiten mit den Online-Krakelern der Ge-genwart: Die „Massen kennen weder Zweifel noch Ungewiss-heit und ergehen sich stets in Übertreibungen. Ihre Gefühle sind stets überschwänglich“, schreibt Le Bon. Auch die In-ternet-Wutbürger sind schnell und ohne lästiges Nachden-ken davon zu überzeugen, dass „südländisch aussehende“ Täter sich an der 13-jährigen Lisa aus Marzahn vergangen haben. Da-von, dass die Vergewaltiger aus Gründen der Political Correct-ness von der Polizei gedeckt werden. Oder dass Angela Mer-kel persönlich die politische Li-nie der deutschen „Systemme-dien“ von der „Tagesschau“ bis zur Bild vorgibt.

Der Facebook-Algorithmus, der darauf programmiert ist, Vertreter solcher Ansichten in einer wohligen „Filterblase“ mit Gleichgesinnten einzuschlie-ßen, erweckt bald den Eindruck, dass die ganze Welt so denkt. Und schnell werden derartige Einsichten im Online-Rudel in rotzunverschämtem Ton her-ausposaunt.

Eine Stänkerindustrie aus Pegida, AfD, Compact etc. dient dabei als Stichwortgeber für eine überschaubare Zahl von

Die Masse war zur Zeit Le Bons ein neues soziales Phänomen, untrennbar mit der Moderne und der industriellen Revolution verknüpft Foto: Andreas Muhs/Ostkreuz

Phrasen („Gutmensch“, „Lügen-presse“ etc). Deren unermüd-liche Wiederholung ist die Ba-sis des Weltbilds der Internet-Schreihälse. Jede Behauptung, schreibt schon Le Bon, „hat nur dann wirklichen Einfluss, wenn sie ständig wiederholt wird, und zwar möglichst mit denselben Ausdrücken“.

Le Bon war kein Demokrat. Seine Abneigung gegen die Massen speiste sich aus seiner Wahrnehmung der Februar-revolution 1848 und der Pari-ser Kommune, historische Er-eignisse, die man durchaus als fortschrittlich hätte interpretie-ren können. Doch Le Bon war ein Bildungsbürger, der auf das neu entstandene Proletariat – letztlich nur ein anderes Wort für Masse – verächtlich herab-blickte.

Trotzdem kann man seinen Einfluss nicht überschätzen: Seine Massenpsychologie be-einflusste Sigmund Freud und Max Weber. Die Nazis studier-ten seine Vorschläge zur Mas-senmanipulation gewissenhaft, ebenso William Bernays, der in den USA als Erfinder der Public Relations bekannt wurde und von dem mehrere Generatio-nen von Werbern, Propagandis-ten und Spin Doctors ihr Hand-werk lernten.

Erst in der jüngeren Ver-gangenheit hat der Begriff der Masse seine negative Konno-tation für viele Intellektuelle verloren. Nicht nur hatten die Loveparades oder die „Reclaim the Streets“-Demos der 1990er Jahre bewiesen, dass unorga-nisierte Massenveranstaltun-gen keineswegs automatisch in einem kollektiven Blutrausch enden müssen. Doch vor al-lem das Internet trug dazu bei, dass eine gesichts- und führer-

lose Masse plötzlich geradezu als eine soziopolitische Res-source erscheinen konnte, die dank ihrer „kollektiven Intelli-genz“ (Pierre Levy) unaufgefor-dert und selbst gelenkt Betriebs-system programmierte und On-line-Lexika vollschrieb.

Diese Masse 2.0 war ein „Smart Mob“ (Howard Rhein-gold), der von „Schwarmintel-ligenz“ statt von einem dunk-len Unterbewusstsein gelenkt wurde und schuf statt zerstörte. Autoren wie Eric S. Raymond, James Surowiecki, Yochai Ben-kler oder Clay Shirky waren die Propheten eines neuen, koope-rativen Zeitalters, in dem selbst organisierte Onlinemassen so-zialen und politischen Fort-schritt hervorbringen konnten.

nicht physisch am selben Ort sein muss, um kollektiv zu ver-rohen.

Die BRD-Wohlstandsbürger, die in den sozialen Medien zu verbalen Amokläufern werden, machen letztlich auch den Blü-tenträumen vom Netz als De-battenfreiraum und Medium der Kooperation ein Ende. In seinen frühen Tagen mag das Internet als Medium einer aka-demischen Elite ein Ort des Dis-kurses gewesen sein. Doch die Pöbelherrschaft, die online in-zwischen herrscht, vergiftet die Diskussionsatmosphäre und lässt selbst Internet-Versteher wie Sascha Lobo verzweifeln. In einer Kolumne für Spiegel-On-line schreibt er kürzlich flehent-lich: „Diskutiert mit, redet mit, zeigt euch! Lasst uns nicht allein mit den stumpfen Horden.“ In eine ähnliche Richtung gehen auch die Facebook-Pläne, ihre Kunden zum „Counter Speech“ gegen Online-Meckerer zu er-ziehen.

Doch warum sollten sich vernünftige Menschen in eine fruchtlose Auseinandersetzung mit halbgebildeten Verschwö-rungstheoretikern hineinzie-hen lassen? Einfacher wäre der Rückzug der Intelligenzija in ihre historisch bewährten Re-viere: redaktionell gestaltete Zeitungen und Zeitschriften, Seminarräume, Hinterzimmer, private Salons, geschlossene Ge-sellschaft.

Und das Internet als Ort des Austauschs? Für das könnte gel-ten, was Gustav Le Bon 1885 über die Entwicklung jedes Gemein-wesens geschrieben hat: „Aus der Barbarei von einem Wunsch-traum zur Kultur geführt, dann, sobald dieser Traum seine Kraft eingebüßt hat, Niedergang und Tod.“

Als Beweis dienten nichthierar-chische, dezentral mithilfe des Internets organisierte „Crowds“ wie Attac, Occupy, die Piraten-parteien oder der Arabische Frühling.

Inzwischen sind diese „Crowds“ an genau diesen lo-sen Organisationsformen ge-scheitert. In den sozialen Me-dien, die noch vor ein paar Jah-ren als technische Vollendung von Habermas’ „bürgerlicher Öffentlichkeit“ erschienen, hat die „Masse 1.0“ mit den von Le Bon beschriebenen Eigen-schaften Einzug gehalten. Und beweist dort täglich, dass man

In der Masse werden der gesunde Men-schenverstand und die Persönlichkeit durch „Rückenmark-denken“ ersetzt

Baumgärtel, Tilman (2016). Kopf ab, Rübe runter. In: taz (16. Feb.2016), S. 13.

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›Rassismus‹ in

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VON TILMAN BAUMGÄRTEL

N icht erst „seit Köln“ herrscht in den sozia-len Medien in Deutsch-land ein bedenklicher

Ton. Bei Facebook oder Twit-ter, in den Kommentarspalten der Websites von tagesschau.de bis Zeit Online ist es nichts Un-gewöhnliches mehr, dass Men-schen, weil sie anderer Meinung sind, beleidigt, der Lüge bezich-tigt oder bedroht werden. Und je brausender der Furor, desto größer die Schwierigkeiten mit der deutschen Rechtschreibung.

Lange habe ich mir deshalb den deutschen Internet-Troll so vorgestellt, wie er einst in einer denkwürdigen Reportage der FAS dargestellt wurde: als inva-liden Frührentner, der in Jog-ging-Hosen in einer nikotinge-schwängerten Einzimmerwoh-nung auf der Schlafcouch am Laptop sitzt. Und sich die Zeit da-mit vertreibt, im Internet über Lügenpresse, Gutmenschen und Wirtschaftsflüchtlinge ab-zukotzen. Aber wenn man sich die Face book-Profile der übels-ten Online-Motzer ansieht, stellt man mit Entsetzen fest: Die meisten von ihnen scheinen stinknormale Leute zu sein, die neben einem im Bus sitzen oder im Treppenhaus grüßend an ei-nem vorbeigehen könnten.

Wenn sie sich online nicht gerade über „Sozialschmarot-zer“, „Rapefugees“ oder „Ver-schwulung“ ereifern, posten sie bei Face book Bilder vom neuen Rennrad oder vom Ur-laub in Gran Canaria. Wie kann es sein, dass BRD-Normalos sich im Internet zu einer Art Online-Lynchmob zusammenschlie-ßen? Und hier ein unverschäm-tes Benehmen an den Tag legt, das sich wohl keiner der Betei-ligten alleine oder in der wirkli-chen Welt erlauben würde? Eine ähnliche Frage hat vor 120 Jah-ren der französische Soziologe Gustave Le Bon in seinem Buch „Die Psychologie der Massen“ zu beantworten versucht: Wie kommt es, dass Einzelne in der Masse plötzlich Dinge tun (Lyn-chen, Plündern, „Kopf ab! Rübe runter“-Schreien), die ihnen al-lein nie in den Sinn kämen?

Die Masse war zu dieser Zeit ein neues soziales Phänomen, das untrennbar mit der Mo-derne und der industriellen Re-volution verknüpft war. Men-schen, die nach dem Ende des Feudalismus auf der Suche nach Fabrikarbeit ihre dörfliche Hei-mat und damit auch deren ver-bindlichen Normen und Regeln hinter sich gelassen hatten. In den sich entwickelnden Groß-städten fanden sie eine mora-lische Tabula rasa vor, in der es keine gewachsene Gemein-schaft gab, die auf die Einhaltung von gesellschaftlichen Grundre-geln achtete. Hier konnte sich eine neue Massenkultur entwi-ckeln, die nicht nur Le Bon zum Nachdenken brachte. Bücher wie „Der Aufstand der Massen“ (1929) von José Ortega y Gasset und „Masse und Macht“ (1960) von Literaturpreisträger Elias Canetti hielten die Massenpsy-chologie bis in die Nachkriegs-zeit in der Diskussion und lie-ferten die Grundlage für eine fortgesetzte elitäre Massenver-achtung des Bürgertums auch in Deutschland.

Die Masse, die Le Bon ent-deckt hatte, war im Grunde ein

Kopf ab, Rübe runterHATESPEECH Die Rückkehr der Masse: Wie wird aus Wohlstandsbürgern ein Mob von Internet-Trollen? Der französische Soziologe Gustave Le Bon hat das schon vor 120 Jahren analysiert

Mob, gesteuert vom Unterbe-wussten, das vernünftiges Han-del unmöglich machte, trieb-haft, leichtgläubig, grausam, un-geduldig. Wer Teil einer Masse wird, entwickelt sich gleichsam eine Evolutionsstufe zurück. In der Masse gibt man seinen ge-sunden Menschenverstand und die Fähigkeit zur Kritik auf, die Persönlichkeit wird durch „Rü-ckenmarkdenken“ ersetzt.

Die Masse, die Le Bon 1895 be-schreibt und die ich „Masse 1.0“ nennen möchte, hat bemerkens-werte Gemeinsamkeiten mit den Online-Krakelern der Ge-genwart: Die „Massen kennen weder Zweifel noch Ungewiss-heit und ergehen sich stets in Übertreibungen. Ihre Gefühle sind stets überschwänglich“, schreibt Le Bon. Auch die In-ternet-Wutbürger sind schnell und ohne lästiges Nachden-ken davon zu überzeugen, dass „südländisch aussehende“ Täter sich an der 13-jährigen Lisa aus Marzahn vergangen haben. Da-von, dass die Vergewaltiger aus Gründen der Political Correct-ness von der Polizei gedeckt werden. Oder dass Angela Mer-kel persönlich die politische Li-nie der deutschen „Systemme-dien“ von der „Tagesschau“ bis zur Bild vorgibt.

Der Facebook-Algorithmus, der darauf programmiert ist, Vertreter solcher Ansichten in einer wohligen „Filterblase“ mit Gleichgesinnten einzuschlie-ßen, erweckt bald den Eindruck, dass die ganze Welt so denkt. Und schnell werden derartige Einsichten im Online-Rudel in rotzunverschämtem Ton her-ausposaunt.

Eine Stänkerindustrie aus Pegida, AfD, Compact etc. dient dabei als Stichwortgeber für eine überschaubare Zahl von

Die Masse war zur Zeit Le Bons ein neues soziales Phänomen, untrennbar mit der Moderne und der industriellen Revolution verknüpft Foto: Andreas Muhs/Ostkreuz

Phrasen („Gutmensch“, „Lügen-presse“ etc). Deren unermüd-liche Wiederholung ist die Ba-sis des Weltbilds der Internet-Schreihälse. Jede Behauptung, schreibt schon Le Bon, „hat nur dann wirklichen Einfluss, wenn sie ständig wiederholt wird, und zwar möglichst mit denselben Ausdrücken“.

Le Bon war kein Demokrat. Seine Abneigung gegen die Massen speiste sich aus seiner Wahrnehmung der Februar-revolution 1848 und der Pari-ser Kommune, historische Er-eignisse, die man durchaus als fortschrittlich hätte interpretie-ren können. Doch Le Bon war ein Bildungsbürger, der auf das neu entstandene Proletariat – letztlich nur ein anderes Wort für Masse – verächtlich herab-blickte.

Trotzdem kann man seinen Einfluss nicht überschätzen: Seine Massenpsychologie be-einflusste Sigmund Freud und Max Weber. Die Nazis studier-ten seine Vorschläge zur Mas-senmanipulation gewissenhaft, ebenso William Bernays, der in den USA als Erfinder der Public Relations bekannt wurde und von dem mehrere Generatio-nen von Werbern, Propagandis-ten und Spin Doctors ihr Hand-werk lernten.

Erst in der jüngeren Ver-gangenheit hat der Begriff der Masse seine negative Konno-tation für viele Intellektuelle verloren. Nicht nur hatten die Loveparades oder die „Reclaim the Streets“-Demos der 1990er Jahre bewiesen, dass unorga-nisierte Massenveranstaltun-gen keineswegs automatisch in einem kollektiven Blutrausch enden müssen. Doch vor al-lem das Internet trug dazu bei, dass eine gesichts- und führer-

lose Masse plötzlich geradezu als eine soziopolitische Res-source erscheinen konnte, die dank ihrer „kollektiven Intelli-genz“ (Pierre Levy) unaufgefor-dert und selbst gelenkt Betriebs-system programmierte und On-line-Lexika vollschrieb.

Diese Masse 2.0 war ein „Smart Mob“ (Howard Rhein-gold), der von „Schwarmintel-ligenz“ statt von einem dunk-len Unterbewusstsein gelenkt wurde und schuf statt zerstörte. Autoren wie Eric S. Raymond, James Surowiecki, Yochai Ben-kler oder Clay Shirky waren die Propheten eines neuen, koope-rativen Zeitalters, in dem selbst organisierte Onlinemassen so-zialen und politischen Fort-schritt hervorbringen konnten.

nicht physisch am selben Ort sein muss, um kollektiv zu ver-rohen.

Die BRD-Wohlstandsbürger, die in den sozialen Medien zu verbalen Amokläufern werden, machen letztlich auch den Blü-tenträumen vom Netz als De-battenfreiraum und Medium der Kooperation ein Ende. In seinen frühen Tagen mag das Internet als Medium einer aka-demischen Elite ein Ort des Dis-kurses gewesen sein. Doch die Pöbelherrschaft, die online in-zwischen herrscht, vergiftet die Diskussionsatmosphäre und lässt selbst Internet-Versteher wie Sascha Lobo verzweifeln. In einer Kolumne für Spiegel-On-line schreibt er kürzlich flehent-lich: „Diskutiert mit, redet mit, zeigt euch! Lasst uns nicht allein mit den stumpfen Horden.“ In eine ähnliche Richtung gehen auch die Facebook-Pläne, ihre Kunden zum „Counter Speech“ gegen Online-Meckerer zu er-ziehen.

Doch warum sollten sich vernünftige Menschen in eine fruchtlose Auseinandersetzung mit halbgebildeten Verschwö-rungstheoretikern hineinzie-hen lassen? Einfacher wäre der Rückzug der Intelligenzija in ihre historisch bewährten Re-viere: redaktionell gestaltete Zeitungen und Zeitschriften, Seminarräume, Hinterzimmer, private Salons, geschlossene Ge-sellschaft.

Und das Internet als Ort des Austauschs? Für das könnte gel-ten, was Gustav Le Bon 1885 über die Entwicklung jedes Gemein-wesens geschrieben hat: „Aus der Barbarei von einem Wunsch-traum zur Kultur geführt, dann, sobald dieser Traum seine Kraft eingebüßt hat, Niedergang und Tod.“

Als Beweis dienten nichthierar-chische, dezentral mithilfe des Internets organisierte „Crowds“ wie Attac, Occupy, die Piraten-parteien oder der Arabische Frühling.

Inzwischen sind diese „Crowds“ an genau diesen lo-sen Organisationsformen ge-scheitert. In den sozialen Me-dien, die noch vor ein paar Jah-ren als technische Vollendung von Habermas’ „bürgerlicher Öffentlichkeit“ erschienen, hat die „Masse 1.0“ mit den von Le Bon beschriebenen Eigen-schaften Einzug gehalten. Und beweist dort täglich, dass man

In der Masse werden der gesunde Men-schenverstand und die Persönlichkeit durch „Rückenmark-denken“ ersetzt

schen, die nach dem Ende des

egeln In

, in der

HATESPEECH Die Rückkehr der Masse: Wie wird aus Wohlstandsbürgern ein Mob von Internet-Trollen?

Baumgärtel, Tilman (2016). Kopf ab, Rübe runter. In: taz (16. Feb.2016), S. 13.

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›Rassismus‹ in

sozialen

Netzwerken

J. Spitzmüller,C. Bendl

Ausgangspunktund Fragestellung

Begriffsklärungen

AngenommeneZusammenhänge

Befunde aus derForschung

Fazit

20¨27

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VON TILMAN BAUMGÄRTEL

N icht erst „seit Köln“ herrscht in den sozia-len Medien in Deutsch-land ein bedenklicher

Ton. Bei Facebook oder Twit-ter, in den Kommentarspalten der Websites von tagesschau.de bis Zeit Online ist es nichts Un-gewöhnliches mehr, dass Men-schen, weil sie anderer Meinung sind, beleidigt, der Lüge bezich-tigt oder bedroht werden. Und je brausender der Furor, desto größer die Schwierigkeiten mit der deutschen Rechtschreibung.

Lange habe ich mir deshalb den deutschen Internet-Troll so vorgestellt, wie er einst in einer denkwürdigen Reportage der FAS dargestellt wurde: als inva-liden Frührentner, der in Jog-ging-Hosen in einer nikotinge-schwängerten Einzimmerwoh-nung auf der Schlafcouch am Laptop sitzt. Und sich die Zeit da-mit vertreibt, im Internet über Lügenpresse, Gutmenschen und Wirtschaftsflüchtlinge ab-zukotzen. Aber wenn man sich die Face book-Profile der übels-ten Online-Motzer ansieht, stellt man mit Entsetzen fest: Die meisten von ihnen scheinen stinknormale Leute zu sein, die neben einem im Bus sitzen oder im Treppenhaus grüßend an ei-nem vorbeigehen könnten.

Wenn sie sich online nicht gerade über „Sozialschmarot-zer“, „Rapefugees“ oder „Ver-schwulung“ ereifern, posten sie bei Face book Bilder vom neuen Rennrad oder vom Ur-laub in Gran Canaria. Wie kann es sein, dass BRD-Normalos sich im Internet zu einer Art Online-Lynchmob zusammenschlie-ßen? Und hier ein unverschäm-tes Benehmen an den Tag legt, das sich wohl keiner der Betei-ligten alleine oder in der wirkli-chen Welt erlauben würde? Eine ähnliche Frage hat vor 120 Jah-ren der französische Soziologe Gustave Le Bon in seinem Buch „Die Psychologie der Massen“ zu beantworten versucht: Wie kommt es, dass Einzelne in der Masse plötzlich Dinge tun (Lyn-chen, Plündern, „Kopf ab! Rübe runter“-Schreien), die ihnen al-lein nie in den Sinn kämen?

Die Masse war zu dieser Zeit ein neues soziales Phänomen, das untrennbar mit der Mo-derne und der industriellen Re-volution verknüpft war. Men-schen, die nach dem Ende des Feudalismus auf der Suche nach Fabrikarbeit ihre dörfliche Hei-mat und damit auch deren ver-bindlichen Normen und Regeln hinter sich gelassen hatten. In den sich entwickelnden Groß-städten fanden sie eine mora-lische Tabula rasa vor, in der es keine gewachsene Gemein-schaft gab, die auf die Einhaltung von gesellschaftlichen Grundre-geln achtete. Hier konnte sich eine neue Massenkultur entwi-ckeln, die nicht nur Le Bon zum Nachdenken brachte. Bücher wie „Der Aufstand der Massen“ (1929) von José Ortega y Gasset und „Masse und Macht“ (1960) von Literaturpreisträger Elias Canetti hielten die Massenpsy-chologie bis in die Nachkriegs-zeit in der Diskussion und lie-ferten die Grundlage für eine fortgesetzte elitäre Massenver-achtung des Bürgertums auch in Deutschland.

Die Masse, die Le Bon ent-deckt hatte, war im Grunde ein

Kopf ab, Rübe runterHATESPEECH Die Rückkehr der Masse: Wie wird aus Wohlstandsbürgern ein Mob von Internet-Trollen? Der französische Soziologe Gustave Le Bon hat das schon vor 120 Jahren analysiert

Mob, gesteuert vom Unterbe-wussten, das vernünftiges Han-del unmöglich machte, trieb-haft, leichtgläubig, grausam, un-geduldig. Wer Teil einer Masse wird, entwickelt sich gleichsam eine Evolutionsstufe zurück. In der Masse gibt man seinen ge-sunden Menschenverstand und die Fähigkeit zur Kritik auf, die Persönlichkeit wird durch „Rü-ckenmarkdenken“ ersetzt.

Die Masse, die Le Bon 1895 be-schreibt und die ich „Masse 1.0“ nennen möchte, hat bemerkens-werte Gemeinsamkeiten mit den Online-Krakelern der Ge-genwart: Die „Massen kennen weder Zweifel noch Ungewiss-heit und ergehen sich stets in Übertreibungen. Ihre Gefühle sind stets überschwänglich“, schreibt Le Bon. Auch die In-ternet-Wutbürger sind schnell und ohne lästiges Nachden-ken davon zu überzeugen, dass „südländisch aussehende“ Täter sich an der 13-jährigen Lisa aus Marzahn vergangen haben. Da-von, dass die Vergewaltiger aus Gründen der Political Correct-ness von der Polizei gedeckt werden. Oder dass Angela Mer-kel persönlich die politische Li-nie der deutschen „Systemme-dien“ von der „Tagesschau“ bis zur Bild vorgibt.

Der Facebook-Algorithmus, der darauf programmiert ist, Vertreter solcher Ansichten in einer wohligen „Filterblase“ mit Gleichgesinnten einzuschlie-ßen, erweckt bald den Eindruck, dass die ganze Welt so denkt. Und schnell werden derartige Einsichten im Online-Rudel in rotzunverschämtem Ton her-ausposaunt.

Eine Stänkerindustrie aus Pegida, AfD, Compact etc. dient dabei als Stichwortgeber für eine überschaubare Zahl von

Die Masse war zur Zeit Le Bons ein neues soziales Phänomen, untrennbar mit der Moderne und der industriellen Revolution verknüpft Foto: Andreas Muhs/Ostkreuz

Phrasen („Gutmensch“, „Lügen-presse“ etc). Deren unermüd-liche Wiederholung ist die Ba-sis des Weltbilds der Internet-Schreihälse. Jede Behauptung, schreibt schon Le Bon, „hat nur dann wirklichen Einfluss, wenn sie ständig wiederholt wird, und zwar möglichst mit denselben Ausdrücken“.

Le Bon war kein Demokrat. Seine Abneigung gegen die Massen speiste sich aus seiner Wahrnehmung der Februar-revolution 1848 und der Pari-ser Kommune, historische Er-eignisse, die man durchaus als fortschrittlich hätte interpretie-ren können. Doch Le Bon war ein Bildungsbürger, der auf das neu entstandene Proletariat – letztlich nur ein anderes Wort für Masse – verächtlich herab-blickte.

Trotzdem kann man seinen Einfluss nicht überschätzen: Seine Massenpsychologie be-einflusste Sigmund Freud und Max Weber. Die Nazis studier-ten seine Vorschläge zur Mas-senmanipulation gewissenhaft, ebenso William Bernays, der in den USA als Erfinder der Public Relations bekannt wurde und von dem mehrere Generatio-nen von Werbern, Propagandis-ten und Spin Doctors ihr Hand-werk lernten.

Erst in der jüngeren Ver-gangenheit hat der Begriff der Masse seine negative Konno-tation für viele Intellektuelle verloren. Nicht nur hatten die Loveparades oder die „Reclaim the Streets“-Demos der 1990er Jahre bewiesen, dass unorga-nisierte Massenveranstaltun-gen keineswegs automatisch in einem kollektiven Blutrausch enden müssen. Doch vor al-lem das Internet trug dazu bei, dass eine gesichts- und führer-

lose Masse plötzlich geradezu als eine soziopolitische Res-source erscheinen konnte, die dank ihrer „kollektiven Intelli-genz“ (Pierre Levy) unaufgefor-dert und selbst gelenkt Betriebs-system programmierte und On-line-Lexika vollschrieb.

Diese Masse 2.0 war ein „Smart Mob“ (Howard Rhein-gold), der von „Schwarmintel-ligenz“ statt von einem dunk-len Unterbewusstsein gelenkt wurde und schuf statt zerstörte. Autoren wie Eric S. Raymond, James Surowiecki, Yochai Ben-kler oder Clay Shirky waren die Propheten eines neuen, koope-rativen Zeitalters, in dem selbst organisierte Onlinemassen so-zialen und politischen Fort-schritt hervorbringen konnten.

nicht physisch am selben Ort sein muss, um kollektiv zu ver-rohen.

Die BRD-Wohlstandsbürger, die in den sozialen Medien zu verbalen Amokläufern werden, machen letztlich auch den Blü-tenträumen vom Netz als De-battenfreiraum und Medium der Kooperation ein Ende. In seinen frühen Tagen mag das Internet als Medium einer aka-demischen Elite ein Ort des Dis-kurses gewesen sein. Doch die Pöbelherrschaft, die online in-zwischen herrscht, vergiftet die Diskussionsatmosphäre und lässt selbst Internet-Versteher wie Sascha Lobo verzweifeln. In einer Kolumne für Spiegel-On-line schreibt er kürzlich flehent-lich: „Diskutiert mit, redet mit, zeigt euch! Lasst uns nicht allein mit den stumpfen Horden.“ In eine ähnliche Richtung gehen auch die Facebook-Pläne, ihre Kunden zum „Counter Speech“ gegen Online-Meckerer zu er-ziehen.

Doch warum sollten sich vernünftige Menschen in eine fruchtlose Auseinandersetzung mit halbgebildeten Verschwö-rungstheoretikern hineinzie-hen lassen? Einfacher wäre der Rückzug der Intelligenzija in ihre historisch bewährten Re-viere: redaktionell gestaltete Zeitungen und Zeitschriften, Seminarräume, Hinterzimmer, private Salons, geschlossene Ge-sellschaft.

Und das Internet als Ort des Austauschs? Für das könnte gel-ten, was Gustav Le Bon 1885 über die Entwicklung jedes Gemein-wesens geschrieben hat: „Aus der Barbarei von einem Wunsch-traum zur Kultur geführt, dann, sobald dieser Traum seine Kraft eingebüßt hat, Niedergang und Tod.“

Als Beweis dienten nichthierar-chische, dezentral mithilfe des Internets organisierte „Crowds“ wie Attac, Occupy, die Piraten-parteien oder der Arabische Frühling.

Inzwischen sind diese „Crowds“ an genau diesen lo-sen Organisationsformen ge-scheitert. In den sozialen Me-dien, die noch vor ein paar Jah-ren als technische Vollendung von Habermas’ „bürgerlicher Öffentlichkeit“ erschienen, hat die „Masse 1.0“ mit den von Le Bon beschriebenen Eigen-schaften Einzug gehalten. Und beweist dort täglich, dass man

In der Masse werden der gesunde Men-schenverstand und die Persönlichkeit durch „Rückenmark-denken“ ersetzt

schen, die nach dem Ende des

egeln In

, in der

HATESPEECH Die Rückkehr der Masse: Wie wird aus Wohlstandsbürgern ein Mob von Internet-Trollen?

tigt oder bedroht werden. Und je brausender der Furor, desto größer die Schwierigkeiten mit der deutschen Rechtschreibung.

Lange habe ich mir deshalb

Baumgärtel, Tilman (2016). Kopf ab, Rübe runter. In: taz (16. Feb.2016), S. 13.

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›Rassismus‹ in

sozialen

Netzwerken

J. Spitzmüller,C. Bendl

Ausgangspunktund Fragestellung

Begriffsklärungen

AngenommeneZusammenhänge

Befunde aus derForschung

Fazit

21¨27

Weber, Bettina (2016). Und immer feste drauf, ist doch geil. In:SonntagsZeitung (23. Okt. 2016), S. 51.

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›Rassismus‹ in

sozialen

Netzwerken

J. Spitzmüller,C. Bendl

Ausgangspunktund Fragestellung

Begriffsklärungen

AngenommeneZusammenhänge

Befunde aus derForschung

Fazit

22¨27Kuhn, Gabriele (2016).Wider die Wut. In: Kurier (12. Juni 2016), S. 19.

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›Rassismus‹ in

sozialen

Netzwerken

J. Spitzmüller,C. Bendl

Ausgangspunktund Fragestellung

Begriffsklärungen

AngenommeneZusammenhänge

Befunde aus derForschung

Fazit

22¨27

[. . .]

Kuhn, Gabriele (2016).Wider die Wut. In: Kurier (12. Juni 2016), S. 19.

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›Rassismus‹ in

sozialen

Netzwerken

J. Spitzmüller,C. Bendl

Ausgangspunktund Fragestellung

Begriffsklärungen

AngenommeneZusammenhänge

Befunde aus derForschung

Fazit

23¨27

Dusini,Matthias (2016). Sehnsucht nach Zugehörigkeit. In: Falter 6(10. Feb. 2016), S. 20.

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Begriffsklärungen

AngenommeneZusammenhänge

Befunde aus derForschung

Fazit

24¨27

Diskursrepertoires

»These discursive repertoires include the following: (a) thedenial of prejudice, (b) grounding one’s views as reflectingthe externalworld rather than one’s psychology, (c) positiveself and negative other presentation, (d) discursivederacialisation, and (e) the use of liberal arguments for›illiberal‹ ends.«

Augoustinos,Martha/Every, Danielle (2007). The Language of»Race« and Prejudice. A Discourse of Denial, Reason, andLiveral-Practical Politics. In: Journal of Language and SocialPsychology 26/2, S. 123–141, hier: S. 125.

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Begriffsklärungen

AngenommeneZusammenhänge

Befunde aus derForschung

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25¨27

Projizierte Evaluation

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AngenommeneZusammenhänge

Befunde aus derForschung

Fazit

26¨27

Szientifizierung

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Ausgangspunktund Fragestellung

Begriffsklärungen

AngenommeneZusammenhänge

Befunde aus derForschung

Fazit

27¨27

Vorwurfumkehr

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sozialen

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Literatur

Anhang (28)

Literatur

‚ Augoustinos,Martha/Every, Danielle (2007). The Language of »Race« and Prejudice.A Discourse of Denial, Reason, and Liveral-Practical Politics. In: Journal of Languageand Social Psychology 26/2, S. 123–141.

‚ Barth, Christof/Bucher, Hans-Jürgen (2016). Zwischen Hate-Speech und deliberativemDiskurs. Affektive Öffentlichkeiten und politische Kommunikation in den sozialenMedien. Vortrag auf demGAL-Kongress 2016, Koblenz (29. Sep. 2016).

‚ Bartlett, Jamie/Birdwell, Jonathan/Littler,Mark (2011). »The rise of populism in Europecan be traced through online behaviour. . .« The New Face of Digital Populism. London:Demos. URL:http://www.demos.co.uk/files/Demos_OSIPOP_Book-web_03.pdf?1320601634<23. 10. 2016>.

‚ Bartlett, Jamie/Krasodomski-Jones, Alex (2015). Counter-Speech. Examining Contentthat Challenges ExtremismOnline. London: Demos. URL:http://www.demos.co.uk/wp-content/uploads/2015/10/Counter-speech.pdf<23. 10. 2016>.

‚ Bartlett, Jamie/Norrie, Richard (2015). Immigration on Twitter. Understanding PublicAttitudes Online. London: Demos. URL:http://www.demos.co.uk/files/ immigration_on_twitter.pdf?1428506056<23. 10. 2016>.

‚ Baumgärtel, Tilman (2016). Kopf ab, Rübe runter. In: taz (16. Feb. 2016), S. 13.‚ Benz, Wolfgang (2009). Rassismus als Ideologie und Herrschaftspraxis (1933–1945).

In: Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 58, S. 491–503.‚ Bomberger, Ann M. (2004). Ranting about race. Crushed eggshells in

computer-mediated communication. In: Computers and Composition 21, S. 197–216.

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sozialen

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Literatur

Anhang (29)

Literatur (Forts.)

‚ Burke, Shani/Goodman, Simon (2012). ›Bring back Hitler’s gas chambers‹. Asylumseeking, Nazis and Facebook – a discursive analysis. In: Discourse & Society 23/1,S. 19–33.

‚ Derks, Daantje/Fischer, Agneta H./Bos, Arjan E. R. (2008). The role of emotion incomputer-mediated communication. A review. In: Computers in Human Behavior24/3, S. 766–785.

‚ van Dijk, Teun A. (1992). Discourse and the Denial of Racism. In: Discourse & Society3/1, S. 87–118.

‚ Dusini,Matthias (2016). Sehnsucht nach Zugehörigkeit. In: Falter 6 (10. Feb. 2016),S. 20.

‚ Elter, Andreas (2010). »Doch keinWundermittel«.Wahlkämpfe und dasWeb 2.0. In:Neue Soziale Bewegungen 23/3, S. 64–71.

‚ Ertl, Sarah (2015). Protest als Ereignis. Zurmedialen Inszenierung vonBürgerpartizipation. Bielefeld: Transcript.

‚ Fleischhauer, Jan (2016). Die Hass-Maschine. In: Der Spiegel 40 (1. Okt. 2016), S. 44.‚ Gaitanides, Stefan (2012). Über die Aktualität der »klassischen«

Rassismus-Definition von Albert Memmi. In:Migration und Soziale Arbeit 1, S. 4–8.‚ Girnth, Heiko (2015). Sprache und Sprachverwendung in der Politik. Eine Einführung in

die linguistische Analyse öffentlich-politischer Kommunikation. 2., überar. u. erw. Aufl.Berlin/Boston: de Gruyter (Germanistische Arbeitshefte 39).

‚ Glaser, Stefan (2011). Rechtsextremismus online. Aktuelle Entwicklungen undStrategien zur Bekämpfung. In:merz –medien + erziehung 55/5, S. 10–17.

‚ de Gobineau, Arthur (1853–1855). Essai sur l’inegalité des races humaines; L’inegalitédes races humaines. Paris: Firmin-Didot.

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Literatur

Anhang (30)

Literatur (Forts.)

‚ Hund, Wulf D. (2011). Rassismus. In: Hans Jörg Sandkühler/Dagmar Borchers (Hgg.):Enzyklopädie Philosophie. Bd. 3. Hamburg:Meiner, S. 2191–2200.

‚ Koller, Christian (2009). Rassismus. Paderborn: Schöningh (UTB Profile 3246).‚ Krieger, Bernhard/Grubmüller, Verena/Schäfer, Claudia (2014). Ethische

Herausforderungen bei der sozialwissenschaftlichen Analyse vonSocial-Media-Inhalten. In: SWS-Rundschau 54/2, S. 201–216.

‚ Kuhn, Gabriele (2016).Wider die Wut. In: Kurier (12. Juni 2016), S. 19.‚ Lanzke, Alice (2010). Viraler Hass. Rechtsextreme Wortergreifungsstrategien imWeb

2.0. In: Strategien der extremen Rechten. Hintergründe – Analysen – Antworten.Wiesbaden: Springer, S. 623–630.

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›Rassismus‹ in

sozialen

Netzwerken

J. Spitzmüller,C. Bendl

Literatur

Anhang (31)

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