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Arbeitsmaterial „Die Zauberflöte“ Die Oper Eine Oper, das ist Musik plus Worte plus Tanz auf einer Bühne in einem Theater, mit vom Orchester begleitetem Solo-, Ensemble- und Chorgesang, mit Instrumentalmusik und gesungenen oder gesprochenen Teilen (Rezitativen und Dialogen). Die Musik einer Oper steht in der Partitur - jede Instrumental- und jede Gesangsstimme ist mit einer Notenlinie pro Seite vertreten. Die Instrumente der Zauberflöte sind Streicher (Geigen, bratschen, Violoncelli und Kontrabässe), sowie zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Klarinetten (oder auch Bassethörner), zwei Fagotte, zwei Hörner, zwei Trompeten, drei Posaunen, Pauken, Glockenspiel. Hier ein Beispiel: Quelle: Neue Mozart-Ausgabe, p 6 © GoetheInstitut Paris 1

Arbeitsmaterial „Die Zauberflöte“ - · PDF fileDas Libretto . Die Worte einer Oper stehen auch in der Partitur. Sie stammen meist nicht vom Komponisten, sondern werden oft von

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Arbeitsmaterial „Die Zauberflöte“ Die Oper Eine Oper, das ist Musik plus Worte plus Tanz auf einer Bühne in einem Theater, mit vom Orchester begleitetem Solo-, Ensemble- und Chorgesang, mit Instrumentalmusik und gesungenen oder gesprochenen Teilen (Rezitativen und Dialogen). Die Musik einer Oper steht in der Partitur - jede Instrumental- und jede Gesangsstimme ist mit einer Notenlinie pro Seite vertreten. Die Instrumente der Zauberflöte sind Streicher (Geigen, bratschen, Violoncelli und Kontrabässe), sowie zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Klarinetten (oder auch Bassethörner), zwei Fagotte, zwei Hörner, zwei Trompeten, drei Posaunen, Pauken, Glockenspiel. Hier ein Beispiel:

Quelle: Neue Mozart-Ausgabe, p 6

© Goethe‐Institut Paris    1 

© Goethe‐Institut Paris    2 

Die Opern zur Zeit Mozarts wurden meist auf Italienisch (seltener auf Französisch) komponiert und auch gesungen, auch die meisten Opern von Mozart sind auf Italienisch. Sie waren entweder "ernst", mit einem "ernsten", tragischen Inhalt und staatswichtigen, hochgestellten Personen, die auf komplizierte Weise viele und lange Arien und Rezitative sangen (die opera seria, mit verschiedenen "Nummern"), oder "komisch", mit einfachen, "unwichtigen", aber "listigen" Leuten, die einfache materielle Bedürfnisse haben und einfach singen (die opera buffa). Zur Zeit Mozarts drückten die Personen einer 'traditionellen' Oper ihre Gefühle in Arien (zum Beispiel die "Rache"-Gefühle der Königin der Nacht) aus, und kommunizierten in Rezitativen oder Dialogen (siehe das Beispiel 2). Schon ein paar Jahre vor Mozart versuchten die Komponisten, diese beiden Typen von Opern zu "mischen": es enstand die opera semiseria, in der wichtige und unwichtige Personen und "hohe" Musik und "niedere" Musik sich mischen - wie Mozart es in in der Zauberflöte, aber auch in seinen beiden bekanntesten italienischen Opern, der Hochzeit des Figaro und dem Don Giovanni versucht... Die Zauberflöte ist dazu auch noch ein Singspiel, d.h. eine Oper mit deutschem gesungenen Text und deutschen gesprochenen Dialogen. (Die Oper war eine Auftragsarbeit für ein Vorstadttheater in Wien, und konnte oder musste deshalb auf Deutsch gesungen und gesprochen werden. Mozarts Opern für den Wiener Hof oder andere Höfe sind selbstverständlich auf Italienisch). Das Vorbild des Singspiels ist übrigens die französische "opéra comique", von dem Mozart die Dramaturgie mit großen Finalszenen übernimmt. Das Libretto Die Worte einer Oper stehen auch in der Partitur. Sie stammen meist nicht vom Komponisten, sondern werden oft von einem 'Theaterautor', dem Librettisten, im Fall der "Zauberflöte" von E. Schikaneder, speziell für eine bestimmte Musik geschrieben. Schikaneder war Schauspieler, Sänger, Regisseur, Direktor des Theaters an der Wieden in einer Person. Die Zauberflöte beruht auf einer Geschichte, die Schikaneder Mozart vorgeschlagen hat. Wichtige Quellen dafür sind der französische Roman Sethos des Abbé Terrasson über ägyptische Mysterien (ein Modethema in Wien), die Freimaurer-Rituale (Mozart wie Schikaneder waren bekanntlich Logenbrüder, Mozart stand der sehr radikalen Illuminaten-Loge nahe) und das traditionelle Wiener Zauber-und Kasperl-Theater. Als Beispiel eine Seite aus der Partitur mit gesprochenen Dialogen (Tamino und Papageno, 1. Akt):

Quelle: NMA, p 73

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Die musikalisch-theatralischen Charaktere der Personen

Die Zauberflöte, eine Zauberoper, weist musikalisch und szenisch Elemente der opera seria und der opera buffa auf:

den hohen Personen: Königin (der Nacht) und dem Priesterkönig Zarastro, dem Prinzen Tamino und der Prinzessin Pamino stehen der Vogelmensch Papageno, Papagena, der Sklave Monostatos, die Drei Damen gegenüber; die Königin vor allem singt im Stil der seria, Papageno singt buffa, "volkstümlich", d.h. in Liedform, oder er spricht. Prinz und Prinzessin singen vor allem im modernen "empfindsamen" Stil.

Der Prinz hat die traditionelle literarische Rolle eines fahrenden Prinzen zu übernehmen, er muss eine präzise Aufgabe erfüllen: eine Prinzessin befreien. Seine Suche führt ihn jedoch weit darüber hinaus: er muss sich selbst gegen allerlei Widerstände und Gefahren entdecken

der Prinz und die Prinzessin sind in die Rivalität zwischen der Königin und dem Priesterkönig verwickelt und müssen diese und sich selbst überwinden.

Die volkstümlichen Personen (Papageno, Papagena, Monostatos) bleiben, was sie sind: Materialisten..., auf der Suche nach einfachen, d.h. sofort und ohne "Prüfung" zu erreichenden Genüssen

Das Reich der Königin der Nacht mit den Attributen der alten, vor-aufgeklärten Gesellschaft ( Kampf um die Macht, Rache, Manipulation und Gewalt) geht unter (zusammen mit der Welt der Drei Damen: dem Neid, und der des Monostatos: der Gier), aber auch das mysogyne freimaurerische Reich des Sarastro muss sich verwandeln: Pamina, eine Frau, wird zu den Initiationsriten zugelassen und besteht diese gemeinsam mit ihrem männlichen Partner Tamino, d.h. sie wird als gleichberechtigt (an)erkannt...

Die neuen Ideale sind Ideen der Aufklärung: Empfindsamkeit, Emanzipation, Gleichberechtigung der Geschlechter. Aber die theatralischen Ständeschranken bleiben aufgeklärt bestehen -ganz im Sinn der josefinischen Aufklärung.