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Arbeitsschutz in Hamburg Ziele Strategien Handlungsfelder Hamburg Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz

Arbeitsschutz in Hamburg · 2011. 5. 10. · Arbeitsschutz. Herausforderungen für das Amt, aber auch für Hamburger Unternehmen. Drei The-men stehen im Fokus des Berichts: die Gemeinsame

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Arbeitsschutz in HamburgZiele • Strategien • Handlungsfelder

Hamburg

Behörde für Soziales,Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz

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Arbei tsschutzin HamburgZiele • St rateg ien • Handlungsfe lder

Hamburg

Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und VerbraucherschutzAmt für ArbeitsschutzBillstraße 8020539 Hamburgwww.hamburg.de/arbeitsschutz

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Liebe Leserinnen und Leser,

der vierte Hamburger Arbeitsschutzbericht stehtim Zeichen neuer Herausforderungen für denArbeitsschutz. Herausforderungen für das Amt,aber auch für Hamburger Unternehmen. Drei The-men stehen im Fokus des Berichts: die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategieund was sie für den Hamburger Arbeitsschutzbedeutet, Strategien für einen besseren Arbeits-schutz in kleinen und mittelgroßen Betrieben undwie wir sie in Kooperationsprojekten mit Hambur-ger Firmen umsetzen sowie die demografischeEntwicklung in Hamburg, die ein Engagement derUnternehmen erforderlich macht.

Bei der Entwicklung der Gemeinsamen Deut-schen Arbeitsschutzstrategie spielte die Hambur-ger Arbeitsschutzbehörde eine besondere Rolle.Das Amt für Arbeitsschutz der Behörde hat sichvon Beginn an aktiv eingebracht und maßgeblichzur Entwicklung der Strategie beigetragen. Sofand in Hamburg im September 2006 auch daserste Deutsche Arbeitsschutzforum statt, in demBund, Länder, Unfallversicherungsträger, Sozial-partner und Wissenschaft über den Entwurf derneuen Strategie diskutierten. Inzwischen ist diesesoweit entwickelt, dass Länder und Unfallversi-cherungsträger mit der konkreten Umsetzungbeginnen.

In Kapitel eins lesen Sie, welche Arbeitsschutz-ziele in den nächsten vier Jahren national verfolgtwerden und mit welchen regionalen Aktivitäten

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und Kooperationsmodellen Hamburg die Gemein-same Deutsche Arbeitsschutzstrategie umsetzenwird.

Kapitel zwei schenkt dem Arbeitsschutz in kleine-ren und mittleren Unternehmen besondere Auf-merksamkeit. Sie gilt es stärker zu unterstützen,damit sie die Anforderungen an einen modernenArbeitsschutz erfüllen können. Das fordert auchdie Europäische Union in ihrer aktuellen Gemein-schaftsstrategie für Gesundheit und Sicherheit amArbeitsplatz für die Jahre 2007 bis 2012. Bewähr-te Verfahren verbreiten, einfache Instrumente fürdie Gefährdungsbeurteilung entwickeln und Füh-rungskräfte und Beschäftigte qualifizieren – dassind Strategien, die das Amt für Arbeitsschutzgemeinsam mit Partnern dazu einsetzt. Das Kapi-tel zeigt am Beispiel von vier Hamburger Projek-ten, wie unterschiedliche Strategien umgesetztund welche Erfolge dabei erzielt werden.

Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der demo-grafischen Entwicklung in Hamburg. Obwohl dieStadt als attraktive Wirtschaftsmetropole auch vie-le jüngere Arbeitskräfte aus dem Umland anlockt,müssen sich Unternehmen aktiv mit dem Themaalters- und alternsgerechter Arbeit auseinander-setzen. Sie müssen in den nächsten Jahren undJahrzehnten mit einer steigenden Anzahl ältererBeschäftigter in ihrer Belegschaft rechnen. Um dieArbeit alters- und alternsgerecht zu gestalten,bedarf es nicht in erster Linie neuer Konzepte,

sondern eines erheblichen Umdenkungsprozes-ses und Gestaltungswillens in den Unternehmen.Wir wollen Betriebe unterstützen, sich dieser neu-en Herausforderung zu stellen und Lösungen zufinden.

Auf den folgenden Seiten werden Sie interessan-te Neuigkeiten über den deutschen, vor allemaber über den Hamburger Arbeitsschutz erfahren.Ich hoffe, dass Sie viele Anregungen für sich undIhr Unternehmen nutzen können. Allen Mitarbei-terinnen und Mitarbeitern des Amtes für Arbeits-schutz danke ich an dieser Stelle für ihren enga-gierten Einsatz, für einen besseren Standard imbetrieblichen Gesundheitsschutz.

Dietrich WersichPräses der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz

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Nationale Arbeitsschutzz ie le in HamburgumsetzenSeite 8

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Photo: www.mediaserver.hamburg.de

Wir über uns

Hamburger Brückenschlag zur Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie

Was ist die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie, welche Ziele verfolgt sie und wie setzen wir sie in Hamburg um?

Höherer Arbeitsschutzstandard in kleinen und mittleren Betrieben

Mit welchen Strategien unterstützen wir kleine und mittlere Unterneh-men, damit sie den Arbeitsschutz systematisch in ihre betrieblichenAbläufe integrieren und was hat die europäische Gemeinschaft damit zutun?

Erfolgreich mit alternden Belegschaften

Welche Folgen hat der demografische Wandel für Hamburger Betriebe,wie können sie den Wandel gestalten, und wie unterstützen wir siedabei?

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Besserer Arbeitsschutz inKleinbetr iebenSeite 26

Alternde Belegschaften

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© Rainer Sturm, PIXELIO© Amt für Arbeitsschutz

Arbeitsschutzanerkennung

Wer wird ausgezeichnet und welche Hamburger Betriebe haben eineArbeitsschutzanerkennung?

Arbeitsschutztelefon

Welche Fragen beantwortet das Arbeitsschutztelefon und wer kanndort anrufen?

Publikationen

Welche Publikationen sind neu und wo bekommt man sie?

Veranstaltungen

Was bieten wir Berufseinsteigern und Dienstleistern?

Zeitschrift

forum arbeitswelt - Abo gefällig?

Impressum

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Ein zukunftsweisender Gesundheitsschutzfördert die Gesundheit der

Mitarbeiter innen und Mitarbeiter

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Wir, die Beschäftigten im Amt für Arbeitsschutz,beraten und unterstützen Hamburger Unterneh-men bei allen Fragen des Arbeits- und Gesund-heitsschutzes. Wir helfen Betrieben, Arbeitsschutzwirksam im betrieblichen Alltag zu praktizieren.Als staatliche Arbeitsschutzbehörde gehört dasAmt für Arbeitsschutz zur Abteilung Verbraucher-schutz der Behörde für Soziales, Familie, Gesund-heit und Verbraucherschutz in Hamburg. Seit Früh-jahr 2005 sind wir Geschäftsstelle der Arbeits-schutzPartnerschaft, dem Hamburger Bündnis füreine gesunde und sichere Arbeitswelt.Zukunftsweisender Gesundheitsschutz darf sich inder modernen Arbeitswelt nicht nur daraufbeschränken, Unfälle und Krankheiten zu vermei-den, er muss aktiv die Gesundheit der Beleg-schaften fördern. Im Arbeits- und Gesundheits-schutz vorbildliche Betriebe zeichnen wir mitunserer Anerkennung aus. Fehlen Einsicht undBereitschaft, sich für die Gesundheit der Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmer zu engagieren,können wir Maßnahmen auch anordnen. Gesunde und leistungsfähige Beschäftigte sindeine wichtige Quelle für den Erfolg jedes Unter-nehmens. Wir wollen und können HamburgerBetriebe nicht von ihrer Verantwortung für dieGesundheit ihrer Beschäftigten entbinden, aberwir helfen Ihnen dabei ihrer Verantwortunggerecht zu werden. Mit unterschiedlichen Strate-gien setzen wir Impulse für einen systematischenVerbesserungsprozess in Unternehmen, der die

Wir über uns

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Gesundheit der Beschäftigten fördert und dieWettbewerbsfähigkeit der Unternehmen verbes-sert.

Deshalb• informieren wir zu allen Themen rund um den

Arbeits- und Gesundheitsschutz und organisie-ren betrieblichen Erfahrungsaustausch,

• beraten wir zu arbeitsmedizinischen undgesundheitlichen Fragen und vermittelnErkenntnisse, um gesundheitlichen Gefahrenfür die Beschäftigten vorzubeugen,

• unterstützen wir Betriebe dabei, Arbeitsbedin-gungen menschengerecht und gesundheitsför-derlich zu gestalten,

• prüfen wir systematisch, ob die Betriebe denArbeitsschutz in ihre Aufbau- und Ablauforgani-sation einbinden und betriebliche Lösungen fürArbeitsschutzprobleme entwickeln,

• initiieren wir in kleinen und mittleren Unterneh-men Branchenprojekte und schaffen oder ver-bessern damit Strukturen für einen systemati-schen und praxisnahen Arbeitsschutz,

• zeichnen wir Betriebe mit einer „Arbeitsschutz-anerkennung“ aus, wenn sie vorbildlichenArbeitsschutz betreiben,

• wirken wir in regionalen und überregionalenZusammenhängen und Initiativen mit, umSicherheit und Gesundheit in der Arbeitsweltzu fördern.

Wir suchen die Zusammenarbeit sowohl mitbetrieblichen Akteuren als auch mit überbetrieb-lichen Verbänden und Einrichtungen, die mit unsgemeinsam das Ziel „Gesunde Arbeit für Ham-burg“ erreichen wollen. Nur wenn wir alle Arbeitso gestalten, dass die Gesundheit erhaltende undfördernde Aspekte angemessen berücksichtigtwerden, können wir Motivation, Leistungsbereit-schaft, Gesundheit und Wettbewerbsfähigkeitlangfristig sichern.

Amt für Arbeitsschutz HamburgBillstraße 8020539 Hamburgwww.hamburg.de/arbeitsschutzArbeitsschutztelefon 4 28 37 21 12

WIR WOLLEN

GESUNDE ARBEIT

IN HAMBURG

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Hamburger Brückenschlag zur

Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie

Nationale Ziele in

Hamburg umsetzen

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Kernelemente der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie

Arbeitsschutzziele formulieren

Programme planen, koordinieren und bewerten - in der Nationalen Arbeitsschutz Konferenz

Programme diskutieren und begleiten - im Arbeitsschutzforum

Mit regionalen Projekten die Ziele erreichen

Das Programm der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie

Drei Arbeitsschutzziele bis zum Jahr 2012

Ziele auf unterschiedlichen Handlungsfeldern verfolgen

Überregionale Ziele – regional umsetzen

Auswirkungen auf künftige Arbeitsschutzprogramme der Länder

Rahmenbedingungen für Hamburger Projekte in der Arbeitsschutzstrategie

Regionales Forum des Sozialen Dialogs – die ArbeitsschutzPartnerschaft Hamburg

Wie geht es weiter?

1Hamburger Brückenschlag zur

Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie

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Startschuss für die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie war

ein Treffen aller am Arbeitsschutz beteiligten Akteure: Auf dem ersten

Arbeitsschutzforum in Hamburg im September 2006 stellten Bund,

Länder und Unfallversicherungsträger ihren Strategieentwurf zur

Diskussion. Zukünftig werden Länder und Unfallversicherungsträger

einen Teil ihrer Aufgaben auf gemeinsam formulierte überregionale

Ziele ausrichten und dazu ihre regionalen Aktivitäten eng miteinander

abstimmen. Die Überwachung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes

durch zwei Aufsichtsorgane soll mit dieser Strategie effizienter wer-

den, weil sie gemeinsam formulierte Ziele verfolgen und überprüfen,

ihre Zusammenarbeit verbindlich regeln und Ressourcen dafür einset-

zen müssen. Die Ziele der Strategie, die Aufgaben der beteiligten

Akteure und die Pläne, wie die Ziele in Hamburg umgesetzt werden

können, stellen wir Ihnen im folgenden Beitrag vor.

Nat iona le Z ie le in Hamburg umsetzen

Photo: www.mediaserver.hamburg.de 11

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Zufriedene, gesunde und qualifizierteMitarbeiterinnen und Mitarbeiter

machen Unternehmen wettbewerbsfähig

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Kernelemente der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie

Die zweigleisige Überwachung des Arbeits- undGesundheitsschutzes in den Betrieben durchstaatliche Arbeitsschutzbehörden und die Unfall-versicherungsträger (UVT) ist eine – historischgewachsene – deutsche Besonderheit. Diesessogenannte duale System ist – oft verkürzt –unter der Frage „Brauchen wir in Deutschlandzwei Aufsichtsorgane?“ immer wieder Gegen-stand gesellschaftlicher Debatten gewesen, diehäufig in Verbindung mit großen Erneuerungendes Arbeitsschutzrechts geführt wurden. Die Dua-lismusdebatte hat mit einem Beschluss derArbeits- und Sozialminister im November 2005 –vorerst – einen Abschluss gefunden: die Länderwurden beauftragt, in Zusammenarbeit mit demBund und den Unfallversicherungsträgern eineGemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie(GDA) zu entwickeln und alle Akteure im Arbeits-schutz einzubinden, insbesondere die Sozialpart-ner als unmittelbar Betroffe.

Arbeitsschutzziele formulieren

Ziel der gemeinsamen Strategie von Bund, Län-dern und Unfallversicherungsträgern ist es, daszweigleisige Überwachungssystem für denArbeits- und Gesundheitsschutz in den Betriebenwirksamer und wirtschaftlicher zu gestalten. DieGemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategiedient dem übergeordneten Ziel, in den Betriebendie Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigtenzu erhalten, zu verbessern und zu fördern. Dazumuss der Arbeitsschutz präventiv ausgerichtet,systematisch wahrgenommen und durch Maßnah-men betrieblicher Gesundheitsförderung ergänztwerden. Gesunde, qualifizierte und motivierteMitarbeiter sind nach dem Selbstverständnis dergenannten drei Träger der Arbeitsschutzstrategieeine wesentliche Voraussetzung, um die großenUmwälzungen in der Arbeitswelt zu bewältigen;sie treiben Innovationen voran und sichern damitdie Wettbewerbsfähigkeit und letztlich den wirt-schaftlichen Erfolg der Unternehmen. Das Sicher-heits- und Gesundheitsbewusstsein bei Arbeitge-bern und Beschäftigten wollen die Träger derArbeitsschutzstrategie stärken.1

1 Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie. Grundlagen, Ziele, Verfahren, Stand 13. März 2008,http://lasi.osha.de/docs/GDA_Basispapier_03_2008.pdf.

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Das duale System im Arbeitsschutz soll dadurchverbessert werden, dass staatliche Arbeitsschutz-behörden und Unfallversicherungsträger ihreArbeit zukünftig hinsichtlich der Ziele, Handlungs-felder und Aufsichtsstrategien enger miteinanderabstimmen müssen. Eine Kooperationsvereinba-rung soll Bund, Länder und Unfallversicherungsträ-ger verpflichten, • gemeinsame Arbeitsschutzziele zu formulieren,• gemeinsame prioritäre Handlungsfelder zu

bestimmen und• Verfahren festzulegen, wie in den Ländern

Arbeits- und Aktionsprogramme aufgestelltwerden sollen.

Diese Programme müssen evaluiert, also darauf-hin überprüft werden, inwieweit sie die gestecktenZiele erreicht haben. Auf der Grundlage dergewonnenen Erfahrungen kann die gemeinsameArbeitsschutzstrategie fortgeschrieben werden.

Kernelemente der Gemeinsamen Deutschen

Arbeitsschutzstrategie

Gemeinsame Arbeitsschutzzieleund Handlungs-felder formulierendie Träger derGDA: Bund, Länder und Unfall-versicherungs-träger

Nationale Arbeits-schutzkonferenzplant, koordiniertund evaluiert dieArbeitsschutzstrate-gie. Mitgliederjeweils drei Vertretervon Bund, Ländernund Unfallversiche-rungsträgern

LandesspezifischeArbeits- undAktionsprogrammevereinbaren staatliche Arbeits-schutzbehörde undGemeinsame LandesbezogeneStelle

Arbeitsschutzforumberät und begleitetdie NationaleArbeitsschutzkonfe-renz. Teilnehmersind die Sozialpart-ner, Arbeitsschutz-akteure, Wissen-schaft und Krankenkassen

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Zentrales Gremium, das die gemeinsame Arbeitsschutzstrategie plant,

koordiniert und evaluiert

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Programme planen, koordinieren undbewerten – in der Nationalen Arbeits-schutzkonferenz

Die Nationale Arbeitsschutzkonferenz (NAK) istdas zentrale Gremium, das die gemeinsameArbeitsschutzstrategie plant, koordiniert und eva-luiert. Sie besteht aus wenigen Personen, damitsie arbeits- und entscheidungsfähig ist. Mitgliedersind jeweils drei Vertreter des Bundes, der Länderund der Deutschen Gesetzlichen Unfallversiche-rung. Die Sozialpartner haben in der KonferenzRede- und Vorschlagsrecht, sie beraten bei derDiskussion um Arbeitschutzziele, Handlungsfelder,Eckpunkte von Arbeitsprogrammen und Evalua-tion.Das Gremium soll konkrete Arbeitsschutzzieleentwickeln, Handlungsfelder und Eckpunkte fürArbeitsprogramme ableiten und mit den Beteilig-ten abstimmen. Die Programme werden jeweilsfür einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren von derNationalen Arbeitsschutzkonferenz festgelegt.Um Arbeitsschutzziele festzulegen, müssen quali-tative Kriterien sowie wissenschaftlich oder empi-risch gewonnene Daten und Fakten herangezogenwerden. Sie sind eine Voraussetzung um Prioritä-ten zu setzen. Bevor ein Ziel in die engere Aus-wahl kommt, müssen mindestens drei Fragen mit„ja“ beantwortet werden:

• Ist Vorbeugung überhaupt möglich oderbekannt, um das Gesundheitsrisiko zu vermei-den? (Kriterium „präventive Beeinflussbar-keit“),

• hat die Arbeitswelt Einfluss auf das Gesund-heitsrisiko? (Kriterium „Arbeitsbedingtheit“)und

• sind Möglichkeiten bekannt, das Risiko durchVeränderungen der Arbeitsbedingungen zusenken? (Kriterium „Umsetzbarkeit“)

Die Nationale Arbeitsschutzkonferenz überprüft,wie wirksam die durchgeführten Programme dieZiele erreicht haben und legt einen Evaluationsbe-richt vor. Darin dokumentiert sie, welche Zielegeplant waren und welche erreicht wurden.Arbeitsschutzziele und Handlungsfelder schreibtsie unter Berücksichtigung der Evaluationsergeb-nisse fort.

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Programme diskutieren und begleiten–im Arbeitsschutzforum

Die Nationale Arbeitsschutzkonferenz lädt einmaljährlich alle für den Arbeitsschutz wichtigen Kreise– Arbeitsschutzakteure, Wissenschaftler und ins-besondere die Sozialpartner – zum NationalenArbeitsschutzforum ein. Das Forum schlägt derNAK Arbeitsschutzziele und nach Priorität geord-nete Handlungsfelder zur Auswahl vor. Es ermög-licht darüber hinaus, dass Gruppen, die amArbeitsschutz beteiligt sind, regelmäßig Informa-tionen und Erfahrungen austauschen. Das ersteArbeitsschutzforum in Hamburg im September2006 war der Startschuss für die DeutscheArbeitsschutzstrategie. Teilnehmerinnen und Teil-nehmer diskutierten den ersten Entwurf der Stra-tegie, den Bund, Länder und Unfallversicherungs-träger vorgelegt hatten.

Mit regionalen Projekten die Zieleerreichen

Die Länder setzen die von der Nationalen Arbeits-schutzkonferenz formulierten Ziele der Gemeinsa-men Arbeitsschutzstrategie um. Die Unfallversi-cherungsträger und die staatlichen Arbeitsschutz-behörden schließen über ihre Zusammenarbeiteine Rahmenvereinbarung ab. Mit diesemKontrakt verpflichten sich die Partner, die verein-barten Arbeitsschutzziele in den prioritären Hand-lungsfeldern mit landesspezifischen Arbeits- undAktionsprogrammen gemeinsam zu verfolgen. Auf Landesebene regeln die jeweilige staatlicheArbeitsschutzbehörde und die Gemeinsame Lan-desbezogene Stelle der Unfallversicherungsträger(GLS) ihre Zusammenarbeit.2 Staatliche Arbeits-schutzbehörden und Unfallversicherungsträgerkönnen die vorhandenen Personalressourcen miteinem arbeitsteiligen und aufeinander abgestimm-ten Vorgehen effizienter einsetzen. Sie sprechenihre Aktivitäten in den Betrieben ab und vermei-den so, dass sich diese inhaltlich oder zeitlichüberschneiden.

2 Die Gemeinsamen Landesbezogenen Stellen (GLS) haben dieAufgabe die Zusammenarbeit der Arbeitsschutzbehörden derLänder mit den Unfallversicherungsträgern zu gewährleisten(gemäß § 20 Abs. 2 SGB VII). Sie sind in sechs länderüber-greifenden Landesverbänden mit regionaler Zuständigkeitorganisiert.

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Mit diesem Kontrakt verpflichten sich die Partner

die vereinbarten Ziele gemeinsam zu verfolgen

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Die in der Region zuständige Gemeinsame Lan-desbezogene Stelle der Unfallversicherungsträgerhat in der Gemeinsamen Deutschen Arbeits-schutzstrategie folgende Aufgaben:

Sie soll• mit der für den Arbeitsschutz zuständigen

obersten Landesbehörde vereinbaren, mit wel-chen Arbeits- und Aktionsprogrammen dieArbeitsschutzziele in der Region verfolgt wer-den und gemeinsame landesbezogene Arbeits-schutzaktivitäten festlegen,

• die Beratungs- und Überwachungstätigkeitenmit der für den Arbeitsschutz zuständigenobersten Landesbehörde abstimmen, arbeits-teilig planen und durchführen,

• die Umsetzung der Arbeits- und Aktionspro-gramme sowie die gemeinsamen landesbezo-genen Arbeitsschutzaktivitäten steuern undevaluieren und

• eine gemeinsame Daten- und Informations-basis sicherstellen.

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Das Programm derGemeinsamen DeutschenArbeitsschutzstrategie

Das erste Programm der Gemeinsamen Deut-schen Arbeitsschutzstrategie hat die NationaleArbeitsschutzkonferenz für die nächsten fünfJahre aufgestellt. In diesem Zeitraum sollen dreiZiele verfolgt werden: Die Zahl der Arbeitsunfälle,Muskel- und Skeletterkrankungen sowie Hauter-krankungen soll gesenkt werden. Nicht nur diegesundheitlichen Folgen sind für die Betroffenenschwerwiegend, auch die ökonomischen Bela-stungen für Betriebe und Sozialversicherungensind bei Unfallfolgen und den beiden Erkrankun-gen sehr hoch. Jedem Ziel sind prioritäre Hand-lungsfelder zugeordnet. „Prioritäre Handlungsfel-der“ bezeichnet hier Tätigkeiten, Berufe oderBranchen mit besonderen Sicherheits- undGesundheitsrisiken für die Beschäftigten. Die Län-der sollen in diesen Handlungsfeldern regionaleArbeits- und Aktionsprogramme auflegen, damitdie Ziele gemeinsam erreicht werden können.

Drei Arbeitsschutzziele bis zum Jahr2012

Bund, Länder und Unfallversicherungsträgerhaben sich mit den Vertretern der Sozialpartnerauf folgende drei Ziele verständigt, die bis zumJahr 2012 umgesetzt werden sollen: Die Häufig-keit und Schwere von Arbeitsunfällen, vonMuskel-Skelett-Erkrankungen und Belastungensowie von Hauterkrankungen sollen verringertwerden. Um die ersten beiden Arbeitsschutzzielezu erreichen, sollen psychische Belastung undErkrankungen vermindert und der Arbeitsschutzim Unternehmen systematisch wahrgenommenwerden.

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Ziele dort umsetzen, wo dieGesundheitsrisiken groß sind

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Ziele auf unterschiedlichen Hand-lungsfeldern verfolgen

Die Träger der Gemeinsamen Deutschen Arbeits-schutzstrategie und die Sozialpartner haben sichfür den Zeitraum 2008 bis 2012 für jedes Ziel aufzwei bis drei Handlungsfelder geeinigt, in denendie Ziele verwirklicht werden sollen:

Ziel 1: Häufigkeit und Schwere von ArbeitsunfällenverringernHandlungsfelder:• Bau- und Montagearbeiten,• Logistik-, Transport- und Verkehrsbetriebe,• Berufseinsteiger, Berufswechsler (Neulinge im

Betrieb) und Leiharbeitnehmer.

Bei den regionalen Programmen und Projektenwerden ausdrücklich psychische Fehlbelastungen(zum Beispiel durch hohe Arbeitsdichte oder –tempo) einbezogen, weil sie ein wesentlichesUnfallrisiko darstellen. Auch müssen Unterneh-men einen systematischen Arbeitsschutz etablie-ren, damit Erfolge bei der Unfallbekämpfung dau-erhaft bleiben. Die Projekte sollen vor allem kleineund mittlere Unternehmen unterstützen, denn siehaben auch für den Arbeits- und Gesundheits-schutz weniger Ressourcen als Großbetriebe undsind am Unfallgeschehen überproportional betei-ligt.

Ziel 2: Häufigkeit und Schwere von Muskel-Skelett-Erkrankungen und -Belastungen verringern Handlungsfelder:• Gesundheitsdienst• einseitige belastende oder bewegungsarme

TätigkeitenDie ergonomische und alternsgerechte Gestaltungder Arbeit werden ebenso berücksichtigt wie psy-chische Fehlbelastungen. Letztere tragen erheb-lich zur Entstehung von Muskel- und Skeletter-krankungen bei. Die regionalen Projekte sollenwiederum auf kleine und mittlere Unternehmenausgerichtet sein und Betriebe dazu bewegen,ihren Arbeitsschutz systematisch wahrzunehmen.

Ziel 3: Häufigkeit und Schwere von HauterkrankungenverringernHandlungsfelder• Arbeit im feuchten Milieu, sogenannte

„Feuchtarbeit“ leisten viele Berufsgruppen,zum Beispiel Friseure, Köche, Metallarbeiter,Reinigungspersonal.

• Kontakt mit hautschädigenden Stoffen (z.B.Kühlschmierstoffe, Motoröle, organische Löse-mittel, Reinigungsmittel).

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Auch bei diesem Ziel stehen Branchen und Berufeim Vordergrund, die überwiegend im Segment derkleinen und mittleren Betriebe zu finden sind. UmHauterkrankungen zu reduzieren, müssen Unter-nehmen systematisch vorbeugen und für einenverbesserten Hautschutz motivieren. Qualifizie-rungsmaßnahmen gehören ebenso dazu wie indi-vidualpräventive Ansätze. Die gemeinsame Prä-ventionskampagne Haut ist ein Beispiel für einzielgerichtetes und abgestimmtes Vorgehen, dasich hier Unfallversicherungsträger, weite Teile derKrankenkassen und die Länder bereits auf intensi-ve, mediengestützte Aktivitäten verständigthaben.3

Ziel 1:Arbeitsunfälle verringernHandlungsfelder:• Bau- und Montagearbeiten• in Logistik, Transport- und

Verkehrsbetriebn• bei Berufseinsteigern und Leiharbeitern

Ziel 2:Muskel- und Skelett-erkrankungen senkenHandlungsfelder:• Gesundheitsdienst• einseitig belastende und

bewegungsarme Tätigkeit

Ziel 3:Hauterkrankungen reduzierenHandlungsfelder:• Arbeit im feuchten Milieu (Feuchtarbeit)• Kontakt mit hautschädigenden Stoffen

3 Zur Präventionskampagne Haut vgl. www.2m2-haut.de.

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Überregionale Ziele –

regional umsetzen

Auf Länderebene entwickeln die staatlichenArbeitsschutzbehörden und die GemeinsamenLandesbezogenen Stellen konkrete Arbeits- undAktionsprogramme, um die überregional gesetz-ten Ziele in den formulierten Handlungsfeldern zuerreichen.

Auswirkungen auf künftige Arbeits-schutzprogramme der Länder

Die Beteiligten haben vereinbart in den genanntenHandlungsfeldern in den kommenden fünf Jahreneinen Teil ihrer Ressourcen einzusetzen. Noch istnicht abzusehen, wie konkret und detailliert dieNationale Arbeitsschutzkonferenz den Ländernund Unfallversicherungsträgern die Umsetzungvon Arbeits- und Aktionsprogrammen vorschrei-ben wird. Je allgemeiner die Vorgaben bleiben,umso flexibler wird das Amt für Arbeitsschutz beider Planung von Projekten auf regionale Beson-derheiten (Wirtschaftsstruktur, Branchen) einge-hen können. Schon jetzt ist aber vorgesehen,dass in jedem Handlungsfeld mindestens ein Pro-jekt oder eine Kampagne von den Ländern undUnfallversicherungsträgern nach bundesweit ein-heitlichen Vorgaben durchgeführt werden soll(„Leuchtturmprojekte“). Zusätzlich sollen die Län-der und Unfallversicherungsträger pro Arbeits-schutzziel mindestens zwei Vorschläge für ihreregionalen Projekte einbringen.

Leuchtturmprojekte sollen nach bundesweit einheitlichen Vorgaben

in den Ländern durchgeführt werden

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Rahmenbedingungen für HamburgerProjekte in der Arbeitsschutzstrategie

Die beiden Vereinbarungspartner für regionaleArbeits- und Aktionsprogramme sind in Hamburgdas Amt für Arbeitsschutz und der LandesverbandNordwestdeutschland der gewerblichen Berufsge-nossenschaften als Gemeinsame Landesbezoge-ne Stelle. Sie müssen ihre Zusammenarbeitregeln und festlegen, wie die Programme umge-setzt werden sollen. Sie sind verpflichtet, ihreAbsprachen mindestens einmal jährlich auf einergemeinsamen Sitzung zu treffen. Der Landesverband Nordwest der DeutschenGesetzlichen Unfallversicherung (DGVU) ist außerfür Hamburg auch die Gemeinsame Landesbezo-gene Stelle für die Länder Bremen, Niedersach-sen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Esist derzeit offen, ob er mit den einzelnen Ländernjeweils eigene, nach der Rahmenvereinbarungvorgesehene Umsetzungsvereinbarungenabschließt oder ob sich die fünf Länder gemein-sam mit der Landesbezogenen Stelle an einenTisch setzen und die jeweiligen Arbeits- undAktionsprogramme untereinander abstimmen.Wie eine solche Abstimmung aussehen könntebeschreiben wir im folgenden fiktiven Beispielanhand des Handlungsfeldes „Bau- und Montage-arbeiten“:

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Beispiel: Die Länder stimmen ein auf das Bau-wesen bezogenes arbeitsteiliges Vorgehen ab;Hamburg wäre für den Hochbau, ein anderesLand für den Tiefbau verantwortlich. Jedes Landführt nur im verabredeten Bereich Projekte durch.Das Amt für Arbeitsschutz würde die Behörde fürStadtentwicklung und Umwelt einbeziehen, weildiese in Hamburg für einen Teil des Bauwesenszuständig ist, die Berufsgenossenschaft Bau wäredurch die landesbezogene Stelle vertreten. DieVereinbarungspartner, also das Amt für Arbeits-schutz und die gemeinsame landesbezogene Stel-le, müssen nun entscheiden, wie viele Betriebesie in Überwachung und Beratung einbeziehenund ob sie• Schwerpunkte auf bestimmte Risikobereiche

legen wollen, zum Beispiel auf Bereiche indenen häufig Unfälle passieren oder

• Firmen auswählen, in denen sich besondersschwere Unfälle ereignen, mit gravierendengesundheitlichen Konsequenzen für die Betrof-fenen, oder

• Betriebe mit einem hohen Anteil an Leiharbeit-nehmern (Zeitarbeit), speziell Geringqualifizier-ten, Helfern aussuchen oder

• Unternehmen wählen, in denen erfahrungsge-mäß häufiger Scheinselbstständige, Fremdfir-men, Saisonarbeiter, Mini-Jobber oder externeDienstleister eingesetzt werden oder

• Firmen mit sehr flexiblen Arbeitszeiten (inklusi-ve Nacht- und Schichtarbeit) oder Arbeitsorten(z.B. Außendienst zur Montage, Wartung,Instandhaltung, Reinigung), einbeziehen.

Diese wenigen Beispiele sollen den Entschei-dungsbedarf verdeutlichen, vor dem das Amt fürArbeitsschutz steht, wenn es ein Handlungsfeldmit den vorhandenen Personalressourcen in einkonkretes Arbeitsprogramm überführen will.Bei Betrieben mit überdurchschnittlich hohemUnfallgeschehen könnten nun die Überwachungs-und Beratungskapazitäten der Aufsichtsdiensteschwerpunktmäßig eingesetzt werden. Der zeitli-che Abstand zwischen den Betriebskontaktenkann verkürzt und dadurch die Beratung intensi-viert werden. So helfen die Berater zum Beispieldabei, Gefährdungen systematisch zu beurteilenund entwickeln mit Betrieben gemeinsam eineMustergefährdungsbeurteilung: Auf diesem Wegkann die Betriebsleitung für einen besserenArbeitsschutz motiviert werden.

Ein f ikt ives Beispiel : Projekt im Handlungsfeld

„Bau- und Montagearbeit” in Hamburg

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Die Gemeinsame Landesbezogene Stelle koordi-niert die jeweiligen zur Diskussion stehenden Län-derprojekte und stimmt diese mit den vorgesehe-nen Aktionen der Unfallversicherungsträger ab.Dabei muss sie darauf achten, dass die Akteuregeeignete Evaluationsmethoden und Kennziffernverwenden, an denen sich der Erfolg der durchge-führten Maßnahmen messen lässt. Länder undUnfallversicherungsträger müssen sich auf einenAustausch wesentlicher Daten und Informationverständigen. Die Evaluationsergebnisse allerGemeinsamen Landesbezogenen Stellen inDeutschland werden der Nationalen Arbeits-schutzkonferenz zur Verfügung gestellt.

Regionales Forum des sozialen Dialogs - die ArbeitsschutzPartner-schaft Hamburg

Die ArbeitsschutzPartnerschaft Hamburg wurdeim April 2005 vom Amt für Arbeitsschutz insLeben gerufen und ist ein regionales Bündnis derHamburger Arbeitsschutzbehörde mit Unterneh-mensverbänden, Kammern, Gewerkschaften undBerufsgenossenschaften. Sie plant und initiiert inHamburg gemeinsame Arbeitsschutzprojekte undführt sie – teilweise mit weiteren Kooperations-partnern – durch. Während der notwendige syste-matische Dialog mit allen Verantwortlichen imdeutschen Arbeitsschutz auf Bundesebene durchdas Arbeitsschutzforum gewährleistet werdensoll, ist in Hamburg mit der ArbeitsschutzPartner-schaft bereits ein Instrument eines solchen Dia-logs mit den Sozialpartnern entwickelt underprobt.Wir werden die ArbeitsschutzPartnerschaft künftigin den Diskussionsprozess um die Arbeits- undAktionsprogramme einbinden, die im Rahmen derGemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategieanstehen. Die Arbeitsschutzpartner bringen ihrejeweils spezifischen Kompetenzen in diese Pro-gramme ein. Während das Amt für Arbeitsschutzzusammen mit der Gemeinsamen Landesbezoge-nen Stelle eine eher hoheitlich gesteuerte Über-wachung planen und durchführen wird, kann die

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ArbeitsschutzPartnerschaft bei möglichen Kam-pagnen auf den spezifischen Sachverstand derPartner zurückgreifen. Beispielsweise wird dasAmt für Arbeitsschutz im Handlungsfeld „Bau-und Montagearbeiten“ Betriebe bei ihrer Gefähr-dungsbeurteilung beraten. Die anderen Arbeits-schutzpartner werden die Beratung unterstützen,indem sie Firmeninhaber davon überzeugen,Gefährdungsbeurteilungen eigenverantwortlichdurchzuführen.Bei bestimmten Projekten und Arbeitsprogram-men wird es sinnvoll sein, auf die Kenntnisse undFähigkeiten weiterer - am Arbeitsschutz interes-sierter – Kreise zu setzen, wie etwa von Kranken-kassen oder Wissenschaftlern. Ob der Kreis derArbeitsschutzpartner grundsätzlich erweitert werden sollte, ist von den Anforderungen derGemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategieabhängig. Sobald wir Erfahrungen in der prakti-schen Projektarbeit gesammelt haben, werdenwir darüber in der ArbeitsschutzPartnerschaftdiskutieren.

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Wie geht es weiter?

Bund, Länder und Unfallversicherungsträgerhaben den Auftrag der Arbeits- und Sozialministererfüllt: Ziele, Kernelemente und Strukturen sowieabgestimmte Vorgehensweisen für eine Gemein-same Deutsche Arbeitsschutzstrategie sind ineinem Fachkonzept festgehalten; die Ministerhaben sie im November 2007 bestätigt. DieGemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategiekann das duale Systems im deutschen Arbeits-schutz optimieren und die Sicherheit und Gesund-heit der Beschäftigten fördern. Der Bund muss nun in einem letzten Schritt diegesetzlichen Voraussetzungen für die GDA schaf-fen und Arbeitsschutzgesetz wie Sozialgesetzbuch(SGB VII) anpassen. Das Gesetz zur Modernisie-rung der gesetzlichen Unfallversicherung (Unfall-versicherungsmodernisierungsgesetz - UVMG)wird der neue rechtliche Rahmen der GDA und istam 5. November 2008 in Kraft getreten. Die Träger der GDA stellen sich einer weiterenHerausforderung: um den Erfolg der Gemeinsa-men Deutschen Arbeitsschutzstrategie zu beurtei-len, müssen sie die Ziele quantifizieren und Indi-katoren entwickeln, die die Auswirkungen derdurchgeführten Aktionen, Kampagnen und Projek-te messen können, aber auch den Beitrag derKooperationsprozesse von Arbeitsschutzbehördenund Unfallversicherungsträgern beschreiben. Hatsich die Zahl der Arbeitsunfälle in den Handlungs-

feldern verringert? Können wir das auf die Akti-vitäten der Arbeitsschutzstrategie zurückführen?Welchen Einfluss für die Zielerreichung hatte dieZusammenarbeit der Kooperationspartner? Alldiese Fragen müssen beantwortet werden, wenndie Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategiealle Ziele verwirklichen will, nicht nur die dreiGesundheitsziele für die nächsten fünf Jahre, son-dern auch das übergeordnete Ziel, dieZusammenarbeit in der Region effizienter zugestalten und verbindlicher zu regeln.Bei der Diskussion über Indikatoren muss dieGDA entscheiden, welchen Freiraum die Länderbei der Konzeption ihrer Arbeitsschutzprogrammeerhalten sollen. Steckt sie die Grenzen zu eng, fal-len möglicherweise regionale Besonderheitenunter den Tisch; die „grenzenlose Freiheit“ birgtdemgegenüber das Risiko, dass der Beitrag zurZielerreichung nicht beurteilt werden kann. Einzufriedenstellendes Ergebnis wäre erreicht, wenndie Länder ihre regionalen Verhältnisse berücksich-tigen und trotzdem ihren Anteil an der Zielerrei-chung feststellen können. Wenn diese letzen Hürden genommen sind, kanndie Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategieim Jahr 2009 vom Papier in die praktische Arbeitübersetzt werden.

Ansprechpartner Rainer [email protected]: 040 428373103

. . . d ie letzten Hürden nehmen:Ziele überprüfbar machen

Photo: www.mediaserver.hamburg.de

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Höherer Arbeitsschutzstandard

in Klein- und Mittelbetr ieben

Hamburger Arbeitsschutzprojekte

und europäische Strategien

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Europäische Strategien in vier HamburgerProjekten – ein Überblick

Einfache Instrumente entwickeln, die eine Gefährdungsbeurteilung erleichtern

Der Gefahrstoff-Check

Moderierte Gefährdungsbeurteilung

Bewährte Verfahren auf lokaler Ebene verbreiten

Verständliche Informationen verbreiten

Veranstaltung: Ohne Lösemittel kleben – geht das?

Rechtliche Anforderungen in „Sicheren Seiten“

Den Zugang zu Informationen verbessern

Das Arbeitsschutz-Handbuch

Das Internetportal für ambulante Pflegedienste

Führungskräfte und Beschäftigte schulen

Unternehmer lernen im Workshop

Pflegedienste im Gespräch

Den Zugang zu externen Präventionsdiensten hoher Qualität schaffen

Ein Beratungsprogramm für Berater

Erfahrungsaustausch für Berater

In branchenspezifischen Kampagnen sensibilisieren

Kleinbetriebe machen positive Erfahrungen

Arbeitsschutzprojekte im Überblick

2Höherer Arbeitsschutzstandard

in Klein- und Mittelbetr ieben

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Für den wirtschaftlichen Erfolg eines Betriebes ist seine systemati-

sche Organisation ein wichtiger Faktor - auch die des Arbeitsschutzes.

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) verfügen über weniger

Ressourcen als Großbetriebe für ihren Arbeits- und Gesundheits-

schutz; sie sind aber von vielen Arbeitsschutzproblemen genauso

betroffen. Deshalb hat die Europäische Kommission zu einem ihrer

Schwerpunkte erklärt, die Arbeitschutzstandards in KMU zu heben.

Sie fordert ihre Mitgliedsstaaten dazu auf, KMU bei der Umsetzung

der geltenden Rechtsvorschriften im Arbeitsschutz zu unterstützen

und formuliert sieben Strategien, die das ermöglichen sollen. Diese

Strategien setzen wir in Hamburg in einer Vielzahl von Projekten ein,

damit auch Kleinbetriebe ihren Arbeitsschutz systematisieren und in

ihre betrieblichen Abläufe integrieren können. Wie wir das machen

und mit welchen Ergebnissen, zeigen wir beispielhaft an vier Projek-

ten.

Hamburger Arbei tsschutzpro jekte undeuropä ische Strateg ien für e inen besseren Arbei tsschutz

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Die Europäische Kommission formuliert in ihrer„Gemeinschaftsstrategie für Gesundheit undSicherheit am Arbeitsplatz 2007-2012“1 einGesamtpaket von Maßnahmen, das die Mitglieds-staaten für KMU 2 entwickeln und dort etablierensollen. Dies dürfte nicht nur dazu beitragen, dasskleinere Betriebe die geltenden Rechtsvorschrif-ten einhalten können, sondern auch die Arbeits-platzqualität verbessern, die Arbeitsproduktivitätsteigern und damit Wirtschaftswachstum undBeschäftigung fördern. Die Mitgliedsstaaten sol-len:• einfache Instrumente entwickeln, die eine

Gefährdungsbeurteilung erleichtern,• bewährte Verfahren auf lokaler Ebene

verbreiten,• leicht verständliche Informationen und einfach

anwendbare Leitlinien verbreiten,• den Zugang zu Informationen verbessern und

diese sinnvoller verbreiten,• Führungskräfte und Beschäftigte schulen,• den Zugang zu externen Präventionsdiensten

hoher Qualität zu erschwinglichen Preisenschaffen und

• in branchenspezifischen Kampagnen für denArbeitsschutz sensibilisieren – auch durch wirt-schaftliche Anreize.

Anhand von vier Projekten beschreiben wir exem-plarisch, wie das Amt für Arbeitsschutz in Ham-burg – gemeinsam mit vielen Kooperationspart-nern – das Maßnahmenpaket nutzt, um den

Arbeits- und Gesundheitsschutz in KMU zu ver-bessern, insbesondere in Kleinstbetrieben. DasWort „wir“ steht im folgenden Beitrag für diejeweils beteiligten Kooperationspartner der Projek-te und dient der sprachlichen Vereinfachung. Wel-che Partner die Projekte durchführten, erfahrenSie im Abschnitt „Arbeitsschutzprojekte im Über-blick“ am Ende dieses Beitrags. Dort finden Sieauch die erarbeiteten Materialien, Bezugsadres-sen und Ansprechpartner.Die Kooperationsprojekte führten wir in einzelnenBranchen durch wie der Kfz-Branche, der Orthopä-dietechnik und Orthopädieschuhtechnik sowie inder ambulanten Pflege, branchenübergreifend imHandwerk. Nicht alle der aufgeführten Strategieneignen sich für ein KMU-Projekt: Je nach Branche,betrieblicher Ausgangssituation, Kooperationspart-nern, Projektlaufzeit und vorhandenen Ressourcenentscheiden wir, welche Maßnahmen aus demGesamtpaket sinnvoll in einem geplanten Projektumgesetzt werden können. Einen ersten Eindruckvon den jeweiligen Schwerpunktsetzungen in denvorgestellten KMU-Projekten vermittelt die folgen-de Tabelle.

1 Kommission der Europäischen Gemeinschaften, 2007:Gemeinschaftsstrategie für Gesundheit und Sicherheit amArbeitsplatz 2007-2012. Bundesrat Drucksache 148/07,28.02.07. Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH Köln. ISSN 0720-2946.

2 Kleinbetriebe werden von der Europäischen Union definiertals Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten, mittlereUnternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern.

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Europäische Strategien in vier Hamburger Projekten –ein Überblick

Orthopädie- undOrthopädieschuh-

technik

Ambulante Pflege

Handwerk

Einfache Instrumente zurGefährdungsbeurteilung entwickeln

Bewährte Verfahren auflokaler Ebene verbreiten

Leicht verständliche Infor-mationen und Leitlinien verbreiten

Zugang zu Informationenverbessern und diese sinnvoller verbreiten

Führungskräfte und Beschäf-tigte schulen

Zugang zu externen Präven-tionsdiensten hoher Qualitätschaffen

In branchenspezifischenKampagnen sensibilisieren

Schwerpunkt im Projekt

Kfz-Branche

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Einfache Instrumente entwickeln, die eineGefährdungsbeurteilungerleichtern

Viele Kleinbetriebe haben Probleme, wenn sieGefährdungen beurteilen und die Ergebnissedokumentieren wollen. Aus diesem Grund entwik-keln wir einfache Instrumente, die eine Gefähr-dungsbeurteilung erleichtern und einen systemati-schen Arbeits- und Gesundheitsschutz auch inKleinbetrieben fördern. Für die Kfz-Branche erar-beiten wir eine Handlungshilfe für die Gefähr-dungsbeurteilung von Gefahrstoffen, weil vieleUnternehmen Schwierigkeiten haben, die neueGefahrstoffverordnung umzusetzen. Im Projekt„Ambulante Pflege“ wurde die Gefährdungsbeur-teilung in moderierten Kleingruppen durchgeführt.

Der Gefahrstoff-Check für die Kfz-Branche

Beschäftigte in Kfz-Werkstätten sind vielenGefahrstoffen ausgesetzt, denn in der Kraftfahr-zeugwartung und -instandsetzung werden Löse-mittel, Kleber, Öle und Kraftstoffe verwendet.Auch Autoabgase, die beim Rangieren und Probe-läufen in den Werkstätten freigesetzt werden,müssen als Gefährdung berücksichtigt werden. Esist nicht selten, dass in einer Kfz-Werkstatt fünfzigbis hundert unterschiedliche Gefahrstoffe vorkom-men. Gemeinsam mit Berufsgenossenschaftenund der Innung des Kraftfahrzeughandwerks Ham-burg entwickeln wir eine Handlungshilfe für dieGefährdungsbeurteilung von Gefahrstoffen: denGefahrstoff-Check. Das umfangreiche Vorschriften-werk auf dem Gebiet der Gefahrstoffe wird in die-ser Handlungshilfe so aufbereitet, dass auchKlein- und Kleinstbetrieben ein Einstieg in dieGefährdungsbeurteilung von Gefahrstoffen gelin-gen kann. Der Gefahrstoff-Check hilft Betriebendabei, Gefährdungen durch Gefahrstoffe zu erken-nen, zu beurteilen und angemessene Schutzmaß-nahmen zu ergreifen. In Hamburg gehören rund 550 Betriebe zum Kraft-fahrzeughandwerk. Gemeinsam mit unserenKooperationspartnern besichtigten wir 48 reprä-sentative Betriebe: Wir befragten Leiter und Mit-arbeiter und stellten erhebliche Lücken in derAnwendung der Gefahrstoffverordnung fest:

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Der Gefahrstoff -Check hi l ft Betr ieben, Gefährdungen zu erkennen und

Schutzmaßnahmen zu ergrei fen

• 94 Prozent beurteilten die Umsetzung derGefahrstoffverordnung in ihrem Betrieb alsdefizitär.

• Jeder zweite Betrieb hatte eine Gefährdungs-beurteilung durchgeführt.

• In jedem fünften Betrieb mit einer Gefähr-dungsbeurteilung waren – zumindest verein-zelt – Gefahrstoffe in der Gefährdungsbeurtei-lung enthalten.

• Hautgefährdungen durch Lösemittel, Betriebs-stoffe oder Kleber wurden in den Gefährdungs-beurteilungen der ausgewählten Kfz-Werkstät-ten nicht berücksichtigt, auch Gefährdungendurch Stäube, Schweißrauche oder Abgasewurden nicht dokumentiert.

Um einen praktikablen Gefahrstoff-Check zu ent-wickeln, analysierten und beurteilten wir die Tätig-keiten in der Kfz-Instandhaltung hinsichtlich ihresGefahrstoffeinsatzes, zum Beispiel im BereichKarosserie (ohne Lackierung), in der Bremsenre-paratur und bei Arbeiten an der Kraftstoffanlage.Da das Gefährdungspotential beim Umgang mitGefahrstoffen sehr unterschiedlich ist, muss esfür jede Tätigkeit ermittelt werden. Die Gesund-heitsgefährdung der Beschäftigten durch Gefahr-stoffe hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispieldavon, wie lange und wie oft sie eine Tätigkeit proTag ausüben, wie viel des Gefahrstoffes sie verar-beiten müssen, wie hoch das Gefährdungspoten-tial des verwendeten Stoffes ist und ob derGefahrstoff über die Haut oder Atemwege aufge-nommen werden kann. Die Handlungshilfe enthält

eine Checkliste, mit der der Anwender für jedeTätigkeit in seinem Betrieb - Schritt für Schritt -das Gefahrenpotential und die erforderlichenSchutzmaßnahmen ermittelt. Sie erläutert abernicht nur, wie die Gefährdungsbeurteilung vonGefahrstoffen durchgeführt werden muss, und lie-fert die erforderlichen Hilfsmittel, sondern stelltauch Verbindungen zu Gefährdungsbeurteilungenher, die andere Rechtsvorschriften fordern, zumBeispiel die Betriebssicherheitsverordnung.Sobald der Gefahrstoff-Check veröffentlicht ist,wird er von allen Kooperationspartnern verbreitet.In Zukunft sollen so deutlich mehr Betriebe imKfz-Handwerk Gefährdungsbeurteilungen nachGefahrstoffverordnung durchführen als zu Beginnunseres Projektes. Wir erfahren bei künftigenBetriebsbesichtigungen, ob Betriebe im Kfz-Hand-werk Gefahrstoffe in ihrer Gefährdungsbeurteilungangemessen berücksichtigen.

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Der Ablauf der Gefährdungsbeurteilung folgt demManagementzyklus

Planen• Vorgehen klären (Ziele,

Ressourcen, Ist-Zustand), • Handlungsbedarf ermitteln, • Prioritäten festlegen.

Verbessern• Maßnahmen bewerten,• Umsetzung anpassen und• kontinuierlich verbessern.

Überprüfen• Wurden die Maßnahmen

umgesetzt? • Wirken Sie in der

beabsichtigten Weise?

Umsetzen• Ressourcen bereitstellen,• Maßnahmen entwickeln, • Rangfolge für die

Umsetzung festlegen, • Maßnahmen umsetzen.

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Moderierte Gefährdungsbeurteilungin der ambulanten Pflege

Die Elemente für eine „gute Praxis“ im Arbeits-und Gesundheitsschutz sind bekannt und vielfachin Projekten erprobt. Wir mussten das „Rad“ imProjekt „Arbeitsschutz in der ambulanten Pflege“also nicht neu erfinden, sondern in dieser Branchein die Praxis umsetzten. Zu den Elementen füreine „gute Praxis“ gehört es: • die Geschäftsführung zu qualifizieren,• Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu beteiligen,• mit der Gefährdungsbeurteilung einen kontinu-

ierlichen Prozess einzuleiten und• professionelle Berater bedarfs- und prozesso-

rientiert einzusetzen.Aus diesen Elementen entwickelten wir ein Hand-lungsmodell für den Arbeitsschutz in der ambulan-ten Pflege. Kern des Modells ist eine „moderierteGefährdungsbeurteilung“: Kleingruppen erarbei-ten in mehreren Schritten die Gefährdungsbeurtei-lung. Im Projekt haben zu Beginn die Projektmitar-beiter die Gesprächskreise moderiert, später über-nahmen die Beteiligten selbst die Moderation.

Der Ablauf der Gefährdungsbeurteilung folgtdabei dem Managementzyklus planen, umsetzen,überprüfen, verbessern (siehe Abb.): In der Pla-nungsphase ermitteln die Beteiligten den Hand-lungsbedarf und planen, wie sie weiter vorgehenwollen. Die erste Gesprächsrunde widmet sichden Fragen: • Was machen wir bereits im Arbeits- und

Gesundheitsschutz?• Was belastet mich in meinem Berufsalltag?

und • Was stützt mich in meiner Arbeit?

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Beschäft igte bearbeiten zuerst die Belastungen, die Ihnen

„auf den Nägeln brennen”

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Das Ergebnis ist ein Katalog von Belastungen undRessourcen der Pflegekräfte. Sie erstellen eineRangordnung ihrer Belastungen und verabreden,wie sie diese bearbeiten wollen.Die konsequente Beteiligung der Mitarbeiter stelltsicher, dass zunächst die Belastungen und Gefähr-dungen bearbeitet werden, die den Mitarbeiterntatsächlich „auf den Nägeln brennen“. Statisti-sches Material zu Fehlzeiten, Fluktuation, Arbeits-unfähigkeit, Berufskrankheiten und Unfallhäufig-keit liefert ihnen weitere Anhaltspunkte für mögli-che Gefährdungen.In der Umsetzungsphase bearbeiten die Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter ihre Themen aus derersten Gesprächsrunde in Mitarbeiterzirkeln unterinterner oder externer Moderation. Sie entwickelndort Maßnahmen und prüfen gemeinsam mit derGeschäftsführung, welche Maßnahmen umge-setzt werden können.Nachdem Maßnahmen umgesetzt wurden, über-prüft eine Mitarbeiterrunde, ob die getroffenenMaßnahmen wirken. Sie müssen Maßnahmenanpassen, wenn keine oder geringe Wirkungenerzielt wurden, und steigen anschließend wiederin einen kontinuierlichen Verbesserungsprozessein.

Mit dem moderierten Gespräch der Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter gelingt ein schneller Einstiegin die Gefährdungsbeurteilung. Von Anfang anhaben die Pflegedienste sofort einzelne konkreteVerbesserungen im Arbeitsschutz umgesetzt. Oftlag es „nur“ an der fehlenden Kommunikation,dass Verbesserungen nicht schon umgesetzt sind:Diensthandys wurden sofort angeschafft, als dieMitarbeiter davon berichteten, dass sie sich unter-einander über Patienten austauschen müssen,eine regelmäßige Fahrradwartung eingeführt odereine Software für die Tourenplanung beschafft

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Bewährte Verfahren auflokaler Ebene verbreiten

Hilfe bei der Informationsbeschaffung oder einfa-che Instrumente und Handlungsanleitungen, dieFirmeninhaber bei ihrer Gefährdungsbeurteilungunterstützen, sind Schwerpunkte in diversen Pro-jekten des Amtes für Arbeitsschutz.3 Aber auchbranchenspezifische Arbeitsverfahren zu verbrei-ten, die Arbeitnehmer weniger belasten, kannGegenstand eines KMU-Projekts sein, wie das fol-gende Beispiel aus der Orthopädietechnik zeigt.

Die Gefahrstoffverordnung fordert von den Arbeit-gebern Gefahrstoffe vorrangig durch ungefährlicheStoffe zu ersetzen. Trotz Alternativen in der Ortho-pädie- und Orthopädieschuhtechnik setzen Betrie-be immer noch Klebstoffe mit hohem Lösemittel-anteil ein, auch weil frühere Verfahren mit unaus-gereiften Produkten im Handwerk versagt hatten.Die Firmen kehrten damals zum Einsatz lösemit-telhaltiger Klebstoffe zurück. Heute sind lösemit-telfreie Klebstoffe in vielen Bereichen eine prakti-kable Alternative zu lösemittelhaltigen Klebern.Das inzwischen bewährte und gesundheitsscho-nende Verfahren wollten wir in der Branche eta-blieren: Gemeinsam mit der zuständigen Innunginformierten wir in den beiden Branchen, suchtenBetriebe auf, überprüften, inwieweit lösemittel-freie Kleber eingesetzt wurden und berieten dieFirmeninhaber, wie und wodurch sie lösemittelhal-tige Klebstoffe ersetzen können.

3 Projekte des Amtes für Arbeitsschutz:www.hamburg.de/arbeitsschutz, Link: Projekte.

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Unsere Bestandsaufnahme in rund vierzig Unter-nehmen ergab: Die Beschäftigten verarbeitenviele unterschiedliche Materialien wie Polyethylen,Polyurethane, Carbonfasern, Textil, Gummi undLeder. Sie tragen den Kleber meistens mit demPinsel auf und verwenden überwiegend lösemit-telhaltige Klebstoffe wie Schnellkleber, Kunststoff-kleber und Gummilösungen. Wenn Betriebe mitlösemittelhaltigen Klebstoffen arbeiten, müssensie relativ aufwändige Maßnahmen ergreifen: Siesind gehalten die Luft an den Arbeitsplätzen abzu-saugen, einen separaten Gefahrstofflagerraum mitLüftung einzurichten und gegebenenfalls Explo-sionsschutz-Maßnahmen vorzunehmen. Einegeeignete Lüftungstechnik an Klebearbeitsplätzenhaben wir jedoch selten vorgefunden: Nur injedem sechsten Betrieb wurde die Luft bei Klebe-arbeiten am Arbeitstisch abgesaugt.Heute sind die auf dem Markt erhältlichen Pro-dukte auch für die Anwendungen in der Orthopä-dietechnik und Orthopädieschuhtechnik geeignet.Aber welcher Handwerker traut noch der Wer-bung, wenn er schlechte Erfahrungen gemachthat? Im Projekt wollten wir Firmen davon über-zeugen, dass lösemittelfreie Kleber heute eineechte Alternative zu lösemittelhaltigen Klebstoffensind, und was überzeugt mehr als gute Beispiele?Wir haben zusätzlich zu unseren einzelbetrieb-lichen Aktivitäten Firmeninhaber aus beiden Bran-chen zu einer Veranstaltung eingeladen, wie das

Beispiel im folgenden Abschnitt zeigt. Ob und wieviele Betriebe lösemittelhaltige Kleber ersetzen,prüfen wir zurzeit im Rahmen unserer Betriebsbe-sichtigungen.

© Amt für Arbeitsschutz

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Verständliche Informatio-nen verbreiten

Leicht verständlich und anwendbar müssen Infor-mationen oder Leitlinien sein, wenn sie in Betrie-ben „Gehör“ finden sollen. Gesetzestexte undGesetzessprache, lange und „trockene“ Vorträgeoder praxisferne Anweisungen sind dazu nichtgeeignet. In zwei Projekten haben wir jeweilsunterschiedliche Informationswege beschritten.Im Projekt Orthopädietechnik- und -schuhtechnikversuchten wir mit einer Veranstaltung und gutenErfahrungen von Betrieben die Branche von löse-mittelfreien Klebern zu überzeugen. Für ambulan-te Pflegedienste haben wir die gesetzlichenAnforderungen für alle Tätigkeiten in so genann-ten „Sicheren Seiten“ zusammengefasst.

Veranstaltung: Ohne Lösemittel kleben – geht das? Viele Vorteile lösemittelfreier Produkte sindbekannt: Sie senken die betrieblichen Kosten,weil die Arbeitsschutzanforderungen nach Gefahr-stoffverordnung niedriger sind, keine aufwändigenlüftungstechnischen Anlagen installiert werdenmüssen und lösemittelfreie Klebstoffe außerhalbdes explosionsgeschützten Lagerschrankes gela-gert werden können. Beschäftigte werden durchLösemittel nicht mehr belastet und gesündereMitarbeiter sind seltener krank – auch das führt zuEinsparungen. Auch wenn das gesundheitsgefähr-liche Lösemittel Toluol inzwischen aus vielen Kleb-stoffen verschwunden ist und alternative Klebstof-fe entwickelt wurden - viele Hamburger Firmensind bei der Verwendung lösemittelhaltiger Klebergeblieben. Unsere Bestandsaufnahme in denHamburger Betrieben sowie die Kenntnisse überalternative Klebeverfahren und Vorteile lösemittel-freier Produkte waren der Anlass, die Branchedurch eine Veranstaltung gezielt aufzuklären.Gemeinsam mit den Innungen für Orthopädietech-nik Nord sowie Niedersachsen / Bremen, den dreizuständigen Berufsgenossenschaften, zwei füh-renden Klebstoffherstellern sowie einem externensicherheitstechnischen und arbeitsmedizinischenDienst organisierten wir eine Veranstaltung in derGewerbeschule für Orthopädietechnik. Wir such-ten gezielt nach Betrieben, die mit lösemittel-freien Klebern arbeiten und auf dieser Veranstal-tung über ihre praktischen Erfahrungen

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berichten, denn glaubwürdig sind am ehesten dieVertreter der eigenen Branche. Die fünfzig Teilnehmer erfuhren, wie organischeLösemitteln auf die Gesundheit der betroffenenArbeitnehmer wirken, warum Gefahrstoffe ersetztwerden müssen, wie Klebearbeitsplätze zu gestal-ten sind und was heute lösemittelfreie Klebstoffeleisten. Sie hatten zudem Gelegenheit, die ver-schiedenen Materialien in Klebeversuchen selbstzu erproben und neue Erfahrungen mit modernenKlebstoffen zu machen. Für diesen „Schnupper-kurs“ konnten wir zwei Klebstoffhersteller gewin-nen. Die Teilnehmer nutzten die Veranstaltung zurDiskussion und zum Erfahrungsaustausch mit den

anderen Teilnehmern, Referenten und Klebstoff-herstellern.Dies war ein wichtiger Schritt, um die beidenBranchen für lösemittelfreie Klebstoffe zu interes-sieren und geeignete Alternativen aufzuzeigen.Die Innung weist nun ihre Mitglieder auf die Infor-mationsangebote des Amtes für Arbeitsschutzhin; wir unterstützen in Absprache mit der InnungBetriebe dabei, auf Ersatzstoffe umzustellen und /oder geeignete Lüftungstechnik zu installieren.

Lösemittel freie Kleber senken betr iebl iche Kosten

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Rechtliche Anforderungen in „Sicheren Seiten“ Pflegedienste haben ein großes Bedürfnis imArbeitsschutz rechtlich auf der „sicheren“ Seite zustehen. Deshalb haben wir im Projekt „Arbeits-schutz in der ambulanten Pflege“ die gesetzlichenAnforderungen analysiert und für die Pflegedien-ste in so genannten sicheren Seiten verständlichund übersichtlich aufbereitet. „Sichere Seiten“gibt es zu insgesamt dreizehn Themen: • Arbeitsplatz im Büro und Innendienst, • Arbeitsplatz in der Kundenwohnung, • Arbeitswege, • Arbeitszeit, • Erste Hilfe und Notfallmaßnahmen, • Bewegen von Patienten und Lasten, • Reinigungs- und Desinfektionsmittel im Haushalt,• Hautschutz, • Infektionsgefährdung, • Medizinprodukte, • Mutterschutz, • organisatorische Aufgaben im Arbeits- und

Gesundheitsschutz • sowie zu arbeitsmedizinischen Vorsorgeunter-

suchungen. Die sicheren Seiten sind pro Thema ein bis zweiSeiten lang und einheitlich gegliedert: Sie benen-nen das Ziel der Arbeitsschutzanforderung, be-schreiben die Anforderungen, die erfüllt werdenmüssen und enthalten Beispiele guter Praxis. DasInternet-Portal des Projektes ermöglicht allen Pfle-gebetrieben auf die Seiten zuzugreifen.4

Mit den „Sicheren Seiten“ s ind ambulante Pf legedienste

recht l ich auf der s icheren Seite

4 Informationen über das Projekt zur ambulanten Pflege undZugang zu allen Materialien, wie z.B. zu den „Sicheren Sei-ten“: www.arbeitsschutzinderpflege.de.

Arbeitswege

Organisatorische Aufgabenim Arbeits- und Gesundheitsschutz

Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen

Erste HilfeNotfallmaßnahmen

Reinigungs- und Desinfektions-mittel im Haushalt

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Den Zugang zu Informatio-nen verbessern und sinn-voller verbreiten

Mit einem Arbeitsschutz-Handbuch für Kleinbetrie-be5 haben wir zusammen mit dem Zentrum fürEnergie-, Wasser- und Umwelttechnik der Hand-werkskammer Hamburg (ZEWU) ein Instrumententwickelt, das Firmeninhaber systematisch durchden „Dschungel“ des Arbeits- und Gesundheits-schutzes begleitet. Zwar sollten in erster LinieHandwerksunternehmen von dem Handbuch pro-fitieren, es kann aber ebenso von anderen kleinenund mittleren Unternehmen genutzt werden. ImProjekt „Ambulante Pflege“ stellten die Projekt-partner Pflegediensten ein Internetportal 6 zur Ver-fügung, das ihnen den Zugang zu allen Materia-lien ermöglicht, die im Projekt erarbeitet wurden.Darüber hinaus bietet das Portal Qualifizierungsan-gebote für externe Dienstleister und Unterneh-men an.

Das Arbeitsschutz-Handbuch

Im Handwerk sind Arbeitsschutzmanagement-systeme bisher praktisch nicht verbreitet. Trotz-dem gibt es dort Ansätze, den Arbeits- undGesundheitsschutz im Betrieb zu planen, zu orga-nisieren und zu betreiben. Was den meisten Fir-men bislang fehlte, war ein auf ihre Bedürfnissezugeschnittenes Instrumentarium, mit dem sieihren Arbeits- und Gesundheitsschutz in vertretba-rem Aufwand systematisch organisieren und kon-tinuierlich verbessern sowie die Ergebnisse über-sichtlich dokumentieren. Mit dem Arbeitsschutz-Handbuch wollten wir, gemeinsam mit der Hand-werkskammer Hamburg, diese Lücke füllen.7 Essichert den Zugang zu allen notwendigen Informa-tionen, um geltende Rechtsvorschriften umzuset-zen. Wir erprobten es mit Pilotbetrieben; einigedavon haben ihren Arbeitsschutz so vorbildlichgestaltet, dass wir sie mit unserer Arbeitsschut-zanerkennung auszeichnen konnten. Sie erhieltenzudem das Logo der ArbeitsschutzPartnerschaftHamburg, denn das Projekt „Arbeitsschutz imHandwerk“ war das erste Kooperationsprojekt indieser Partnerschaft.Die Pilotbetriebe haben es gezeigt: Klein- undKleinstbetriebe können den Arbeits- und Gesund-heitsschutz trotz geringerer zeitlicher und finan-zieller Spielräume gut in ihre Betriebsabläufe inte-grieren, zum Beispiel, wenn sie Arbeitsmittel undMaterial beschaffen, Beschäftigte unterweisenund fortbilden oder wenn sie Aufträge an andereFirmen vergeben.

5 Amt für Arbeitsschutz, Handwerkskammer Hamburg (Hrsg.),2006: Arbeitsschutz im Handwerk. Lösungen für Kleinbetrie-be. Hamburg. Wie Sie das Handbuch beziehen können, sieheden Abschnitt „Arbeitsschutzprojekte im Überblick“ am Endedieses Beitrages.

6 Informationen über das Projekt zur ambulanten Pflege undZugang zu allen Materialien, wie z.B. zu den „Sicheren Sei-ten“: www.arbeitsschutzinderpflege.de.

7 Ausführlich in: Arbeitsschutz leicht gemacht. Ein Arbeits-schutz-Handbuch für Kleinbetriebe, Amt für Arbeitsschutz(Hrsg.), 2005: Arbeitsschutz in Hamburg. Kommunikation –Kooperation – Konzeption. Hamburg. S. 17-23.

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Am Anfang des Handbuches steht ein Erstcheck:Mit 28 Fragen können Unternehmer prüfen, wo inihrem Betrieb Handlungsbedarf besteht: HabenSie die Verantwortung für den Arbeitsschutz fest-gelegt? Erfolgt eine arbeitsmedizinische Betreu-ung? Haben Sie ein Gefahrstoffverzeichnis? Dassind drei Beispiele für Fragen aus dem Erstcheck.Die 28 Fragen sind elf Kapiteln zugeordnet. Kannder Unternehmer eine Frage nicht oder nur mitnein beantworten, findet er im entsprechenden

Kapitel Antworten und Arbeitsmittel für diebetriebliche Umsetzung (Muster und Kopiervorla-gen). Wenn Firmeninhaber auf die Frage im Erst-check: Setzen Sie sich jedes Jahr konkrete Zieleim Arbeitsschutz? mit „Nein“ antworten, findensie im „Kapitel 2: Zielsetzungen“ Hinweise, wiesie mit ihrer Belegschaft zu Arbeitsschutzzielenkommen können und eine Vorlage, um die Zieleschriftlich festzuhalten. Die anderen zehn Kapiteldrehen sich um die Themen: Leitbild, Verantwort-lichkeiten, rechtliche Grundlagen, Qualifikation undSchulung, Gefährdungsbeurteilung, spezielleGefährdungen, Arbeitszeit, Betriebsstörungen undNotfälle, Auftragsvergabe und Beschaffung sowieErgebniskontrolle. Wenn Firmeninhaber ihreArbeitsschutzprobleme systematisch mit Hilfe desArbeitsschutz-Handbuchs angehen wollen, so ste-hen ihnen zwei Wege offen: entweder führen siedas Handbuch in ihrem Betrieb ein und arbeitendamit selbständig oder sie nehmen an vier halbtä-gigen Workshops teil (siehe dazu den Abschnitt„Unternehmer lernen im Workshop“).

Der Erstcheckzeigt dem Unternehmer,

wo er handeln muss

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Das Internetportal für ambulantePflegedienste Wenn ambulante Pflegedienste oder externeBerater dieser Branche Informationen oder Hand-lungshilfen suchen, werden Sie beim Internetpor-tal des Projektes fündig: Welche rechtlichen Anfor-derungen muss ein ambulanter Pflegedienst erfül-len? Welche Schritte sieht die Gefährdungsbeur-teilung vor? Wie kann der Arbeits- und Gesund-heitsschutz in die betrieblichen Abläufe gut inte-griert werden? Wie finde ich den geeignetenexternen Berater? Auf all diese Fragen geben dieProjektpartner in zahlreichen Dokumenten Ant-worten und vermitteln Fachkräfte für Arbeitssi-cherheit und Betriebsärzte, die durch das Projektbereits fortgebildet sind.8 Konkrete Handlungshil-fen runden die Informationen ab, zum Beispiel:

• ein Mustertext für ein Pflegeleitbild, • Tabellen, mit denen Pflegedienste ihren Kran-

kenstand erfassen und die Kosten ihres Kran-kenstandes ermitteln können (Tabellenkalkula-tionsprogramm EXCEL),

• ein Grundschema für die Moderation vonBesprechungen,

• eine Verfahrensanweisung, um den Arbeits-und Gesundheitsschutz zu organisieren,

• ein Ablaufplan für die Unterweisung nach demArbeitsschutzgesetz und

• Leitfragen für eine Unterweisung nach derGefahrstoffverordnung sowie für möglicheInfektionsgefährdungen.

Unternehmen und externe Berater finden darüberhinaus im Internetportal Qualifizierungs- und Bera-tungsangebote. Das Spektrum reicht von Einfüh-rungsveranstaltungen, über Beratungen zu Füh-rungskräfte- und Organisationsentwicklung, Pra-xisbegleitung, jährliche Treffen zum Informations-und Erfahrungsaustausch bis zu Seminaren zuSchwerpunktthemen.

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8 Informationen über das Projekt zur ambulanten Pflege undZugang zu allen Materialien, wie z.B. zu den „Sicheren Sei-ten“: www.arbeitsschutzinderpflege.de.

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Führungskräfte undBeschäftigte schulen

Die beiden folgenden Beispiele zeigen, wie unter-schiedlich Weiterbildung im Arbeits- und Gesund-heitsschutz aussehen kann. Im Projekt „Arbeits-schutz im Handwerk“ wurden fünfzehn Unterneh-merinnen und Unternehmer in Workshopsgeschult, um mit dem Arbeitsschutz-Handbuch inden systematischen Arbeitsschutz einzusteigen.Die Projektmitarbeiter im Projekt „Arbeitsschutzin der ambulanten Pflege“ qualifizierten achtGeschäftsführungen und Pflegedienstleitungenambulanter Pflegedienste für ihre Führungsaufga-be im Arbeits- und Gesundheitsschutz.

Unternehmer lernen im Workshop

Fünfzehn Betriebe aus ganz verschiedenen Bran-chen nutzten im Mai 2006 die Chance, dasArbeitsschutz-Handbuch in vier halbtägigenWorkshops praktisch zu erproben. Teilnehmer ausder Elektroinstallation, Heizungs- und Sanitärtech-nik, Montage von Solartechnik, Gebäudesanie-rung, Feinmechanik, Kfz-Reparatur und -Verkaufprofitierten nicht nur vom Handbuch, sondernauch von den Erfahrungen aus anderen Branchen,zum Beispiel wenn Teilnehmer über die bereitsgenutzten Hilfsmittel zur Gefährdungsbeurteilungberichteten. Am Ende der Workshops wollten achtder fünfzehn Unternehmerinnen und Unterneh-mer in ihrem Betrieb überprüfen lassen, ob sieinzwischen die Arbeitsschutzvorschriften erfüllenoder den Arbeitsschutz sogar in vorbildlicherWeise umgesetzt haben. Nachdem wir gemein-sam mit der Handwerkskammer die erforderlichenDokumente überprüft und die Betriebe stichpro-benartig besichtigt hatten, konnten wir Anfang2007 alle acht Betriebe mit der Arbeitsschutzaner-kennung und dem Logo der ArbeitsschutzPartner-schaft auszeichnen. Die Unternehmer hatten in den Workshops erfah-ren, welche Anforderungen sie in Zukunft an ihreFachkraft für Arbeitssicherheit stellen und wie siedie Beratung durch diese Arbeitsschutzexpertennutzen können. Die Workshops hatten außerdemgezeigt, dass es auch in sehr kleinen Betriebenmöglich ist, einen systematischen Arbeitsschutzmit Leben zu füllen, allerdings nur, wenn sich

Arbeitsschutz ist Führungsaufgabe

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Unternehmer dafür engagieren und auch ihre Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter motivieren können.Voraussetzung ist aber: die Betriebe müssen sehrleicht an Beratung und Hilfsmittel gelangen.

Pflegedienste im Gespräch

Wichtiges Element der guten Praxis im Arbeits-und Gesundheitsschutz in KMU ist die Qualifizie-rung von Führungskräften. In der praktischenArbeit mit den ambulanten Pflegediensten äußer-ten Pflegedienstleitungen und Geschäftsführun-gen ihr Interesse an Fragen der Unternehmens-und Mitarbeiterführung. Im Projekt wurde einesogenannte „Praxisbegleitung“ entwickelt, an dersich acht Führungskräfte beteiligten. QualifizierteBeraterinnen und Berater informierten zu unter-schiedlichen Führungsfragen und -problemen, zumBeispiel: Wie gehe ich mit „schwierigen“ Mitar-beitern um? Welche Aufgaben kann ich delegie-ren? Wie beziehe ich meine Mitarbeiter stärkerein? Zur Praxisbegleitung gehörte auch die „kolle-giale Beratung“: Die Führungskräfte diskutiertenüber ihrer Probleme in der betrieblichen Praxisund suchten gemeinsam nach Wegen und Lösun-gen. Nach sieben halbtägigen Veranstaltungen imRahmen des Projektes treffen sich nun sechs Teil-nehmer selbst organisiert in regelmäßigenAbständen. Eine externe Beratung ziehen sie beiBedarf hinzu. Die Qualifizierung hat die Beteiligtenin ihrer Führungsrolle gestärkt. Sie konnten dienotwendigen organisatorischen und inhaltlichenAufgaben im Arbeits- und Gesundheitsschutz mitihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konse-quenter und systematischer verfolgen.

Acht Betr iebe konnten nach den Workshops

einen vorbi ldl ichen Arbeitsschutz vorweisen

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Die Aussage einer Führungskraft steht stellvertre-tend für den Erfolg der Führungsfortbildung: „Wir haben uns verändert, meine Mitarbeiter sindsuper zufrieden, sie wurden beteiligt, wir habengemeinsam die Veränderungen erarbeitet, umge-setzt und weiterentwickelt“.

Den Zugang zu externenPräventionsdiensten hoherQualität und zu erschwing-lichen Preisen schaffen

Klein- und Kleinstbetriebe können sich externenPräventionsdiensten anschließen, damit sie ihregesetzlich vorgeschriebenen sicherheitstechni-schen Anforderungen erfüllen und ihre Beschäftig-ten arbeitsmedizinisch betreut werden. Doch wiefinden sie den „richtigen“ Berater? Zwar müssenalle externen Dienstleister bestimmte Qualifikatio-nen erfüllen, die die entsprechende Berufsgenos-senschaft fordert, damit sie ihre Dienste in Betrie-ben anbieten dürfen. Trotzdem gibt es arbeitsme-dizinische und sicherheitstechnische Dienste, diesich zum Beispiel wegen ihrer Erfahrungen oderder Zusammenarbeit mit ähnlichen Betrieben aus-zeichnen oder sich in Weiterbildungen fürbestimmte Branchen, Betriebe oder Tätigkeitsfel-der besonders qualifiziert haben. Im Projekt„Arbeitsschutz in der ambulanten Pflege“ ent-wickelten wir ein Beratungsprogramm und einenMaterialienordner für externe Präventionsdienst-leister und vermittelten beides in einer Weiterbil-dung. Im Handwerk organisieren wir im Rahmender ArbeitsschutzPartnerschaft Hamburg einenregelmäßigen Erfahrungsaustausch von Klein-betriebsbetreuern.

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Ein Beratungsprogramm für Berater

Welche Beratung braucht eigentlich ein ambulan-ter Pflegedienst? Wir werteten mit unserenKooperationspartnern die Erfahrungen mit denPilotbetrieben danach aus, welche Unterstützungsie zukünftig von anderen Beratern benötigen,damit sie auch ohne ein Projekt im Arbeitsschutz„am Ball“ bleiben können. In einem „Beraterordner“ fassten wir alle not-wendigen Schritte zusammen, die Berater be-rücksichtigen müssen, wenn sie Kleinbetriebe beieinem systematischen und prozessorientiertenArbeitsschutz unterstützen wollen. Jeder einzelneSchritt ist ausführlich beschrieben und beinhaltetMaterialien, mit denen sich Berater auf ihre Bera-tung vorbereiten können: von Qualitätskriterienzum Arbeits- und Gesundheitsschutz über Mode-rationsabläufe bis hin zu konkreten Checklisten.

Beratungsschritte:• Erstgespräch mit der Geschäftsführung, um

etwas über den derzeitigen Stand des Arbeits-schutzes im Betrieb zu erfahren und den Bera-tungsbedarf zu klären,

• Moderation der ersten Mitarbeiterversamm-lung, in der der Einstieg in die Gefährdungs-beurteilung vorbereitet wird,

• bei Bedarf methodisch und inhaltlich zu unter-stützen, wenn der Betrieb Themen bearbeitetund Maßnahmen umsetzt,

• die Erfahrungen gemeinsam mit der Geschäfts-führung nach etwa einem halben Jahr auszu-werten und die nächste Mitarbeiterversamm-lung zu planen,

• die zweite Mitarbeiterveranstaltung zu mode-rieren, auf der die Erfahrungen der Beschäftig-ten einbezogen werden und der Arbeits- undGesundheitsschutz im Betrieb weiter verankertwerden soll,

• die Mitarbeiterversammlung mit derGeschäftsführung auszuwerten und die zukünf-tige gemeinsame Arbeit zu besprechen; mitjährlichen Beratungen eine Kontinuität aufzu-bauen.

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Dieses Grundkonzept zur Betriebsberatung bean-sprucht einschließlich Vor- und Nachbereitungszeitetwa sechzehn Stunden im ersten Jahr. Die dar-auf folgende kontinuierliche Beratung benötigtjährlich etwa zwei bis drei Stunden.9

In der Weiterbildung bauten wir die Beratungs-kompetenz von Fachkräften für Arbeitssicherheitund Betriebsärzten aus, vermittelten, wie sie mitdem Beraterordner arbeiten können und diskutier-ten mit ihnen anhand praktischer Beispiele mög-liche Vorgehensweisen bei der Betriebsberatung.Das Nachfolgeprojekt zur ambulanten Pflege wirdauf die Praxisbegleitung einen Schwerpunkt set-zen, um die Elemente einer „guten Praxis“ durchdie Berater auf viele ambulante Pflegedienste zuübertragen.

Erfahrungsaustausch für Berater

In einer Veranstaltung am 1. Februar 2006 infor-mierten wir externe Dienstleister von KMU überInhalte und Methodik des Arbeitsschutz-Handbu-ches und gewannen einige dafür, es praktisch zuerproben. Wir wollten Kleinbetriebsberater für dasHandbuch interessieren, damit sie es in ihrerBeratungstätigkeit einsetzen und Betrieben einpraktikabler Einstieg in einen systematischenArbeits- und Gesundheitsschutz gelingt. Die Ver-anstaltung war der Startschuss für einen bran-chenübergreifenden Erfahrungsaustausch, zu demwir seitdem zweimal im Jahr einladen.10 Diearbeitsmedizinischen und sicherheitstechnischenDienste lernen von den Erfahrungen, Erfolgen undProblemen der anderen Berater und wir nutzendie Gelegenheit, um aktuelle Entwicklungen imArbeitsschutz vorzustellen.

9 Geschäftsstelle der Initiative Neue Qualität der Arbeit (Hrsg.),2005: Arbeitsschutz bringt Aufschwung. Merkblätter zumArbeits- und Gesundheitsschutz in der ambulanten Pflege.Dresden.

10 Der Erfahrungsaustausch findet jeweils im Frühjahr und imHerbst statt. Die aktuellen Termine erfahren Sie unter:www.hamburg.de/arbeitsschutz, Rubrik: Veranstaltungen oderin unserer Zeitschrift forum arbeitswelt. Sie erscheint jeweilsim April und Oktober jeden Jahres. Sie können die Zeitschriftkostenlos abonnieren, siehe dazu die Abo-Karte in diesemBericht.

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Berater engagieren, die s ich durch besondere Qual i f ikat ionen

oder Erfahrungen mit ähnl ichen Betr ieben auszeichnen

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In branchenspezifischenKampagnen zum Arbeits-schutz sensibilisieren –auch durch wirtschaftlicheAnreize

Im Projekt „Arbeitsschutz in der ambulanten Pfle-ge“ zeigte sich sehr schnell, dass sich die Mitar-beiterinnen und Mitarbeiten nicht vorrangig durch„klassische“ Arbeitsbelastungen wie etwa dasHeben und Tragen belastet fühlen, sondern viel-mehr durch die Art der Organisation. Wenn sichPflegedienste damit auseinandersetzen, wie sieihre Arbeitsorganisation verändern und verbessernkönnen, führt dies in der Regel zu Organisations-entwicklungsprozessen: die Betriebe werden zulernenden Organisationen. Mit einer besserenOrganisation, weniger belasteten und zufriedene-ren Mitarbeitern kann bei gleichem Aufwand auchdas Betriebsergebnis verbessert werden. Das im Projekt entwickelte Instrumentariumunterstützt Betriebe dabei, die gesetzlichen Anfor-derungen im Arbeitsschutz zu erfüllen und qualifi-ziert sie dafür, ein vorbildliches Arbeitsschutzsy-stem aufzubauen. Unter vorbildlich verstehen wirhierbei, dass:• der Betrieb systematisch Mitarbeiter beteiligt, • die Gefährdungsbeurteilung prozessorientiert

und kontinuierlich abläuft,

• der Betrieb psychische Belastungsfaktoren indie Gefährdungsbeurteilung einbezieht.

Bereits am Projektende konnten fünfzehn derdreißig Pflegedienste als vorbildliche Betriebe aus-gezeichnet werden. Nachhaltiger Arbeits- undGesundheitsschutz verbessert die Betriebsabläufeund Geschäftsprozesse. Die Mitarbeiterzufrieden-heit steigt und auch die Patienten profitieren voneinem gut funktionierenden Pflegedienst. Die vonuns entwickelten Instrumente und Methodenknüpfen entweder an bereits bestehende Syste-me an und optimieren sie oder sie unterstützenBetriebe dabei, einen funktionierenden Arbeits-und Gesundheitsschutz aufzubauen. Die Evalua-tion hat gezeigt, dass die Pilotbetriebe aus derUmsetzung des entwickelten Arbeitsschutzmo-dells profitiert haben: Sie berichteten bei denInterviews und der schriftlichen Abschlussbefra-gung über bessere Arbeitsorganisation und Kom-munikation, die den Stress verringern und dieZufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter mit ihren Arbeitsbedingungen erhöht. DasErgebnis nützt allen: den Patienten, den Beschäf-tigten und dem Unternehmen.

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Kleinbetriebe machen positive Erfahrungen

Den Arbeitsschutz in Kleinbetrieben zu verbessern,ist sowohl vom innerbetrieblichen Engagementder Unternehmer abhängig als auch von einerguten Unterstützung durch außerbetrieblicheInstanzen. Die externe Unterstützung hängt starkvon lokalen oder regionalen Gegebenheiten ab.Sind doch die Möglichkeiten, von positiven Ergeb-nissen einzelner Projekte zu lernen, und die orga-nisatorischen Hilfsstrukturen lokal sehr unter-schiedlich ausgeprägt. Das Amt für Arbeitsschutzin Hamburg initiiert und fördert den Erfahrungs-austausch unter den Kleinbetrieben entweder ineiner Branche wie im Kfz-Gewerbe oder bran-chenübergreifend wie im Handwerksprojekt. AlsBündnispartner versuchen wir möglichst vieleregionale Organisationen zu gewinnen. Einige Pro-jekte führen wir im Rahmen der Arbeitsschutz-Partnerschaft durch, dem Hamburger Bündnis fürSicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. DieZuständigkeit für den Arbeitsschutz im StadtstaatHamburg und die Organisation in einem Amtermöglicht es, Erfahrungen aus einzelnen Projek-ten schnell auszutauschen, gute Ergebnisse zuverbreiten und auf andere Branchen zu übertra-gen. Wenn Kleinbetriebe positive Erfahrungen mitihrem Arbeitsschutz machen und wir ihre gutenLösungen anerkennen, motiviert das auch andereUnternehmen. Selbst wenn sie nicht sofort wirt-

schaftliche Vorteile spüren, haben doch einige Fir-meninhaber erkannt, dass sie an Image gewinnenkönnen: Mit unserer Urkunde, der Arbeitsschutz-anerkennung und dem Logo der Arbeitsschutz-Partnerschaft Hamburg, zeichnen wir Betriebeaus, die im Arbeitsschutz ein vorbildliches Niveauerreicht haben. Die zeitliche Befristung unsererAnerkennungen soll dazu beitragen, dass dieUnternehmen in ihrem Engagement nicht nachlas-sen, sondern sich regelmäßig auf den Prüfstandstellen und bewerten lassen. Uns ermöglicht dieFristsetzung, veränderte Anforderungen imArbeitsschutz und neue Impulse in den betrieb-lichen Alltag einzubringen.

Ansprechpartnerin Dr. Sabine [email protected]: 040 428 37 3146

Nachhalt iger Arbeits- und Gesundheits-schutz verbessert die Betr iebsabläufe

und fördert die Zufr iedenheit derMitarbeiter ; das Ergebnis nützt a l len

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Projekt: Gefährdungsbeurteilungvon Gefahrstoffen im Kraft-fahrzeughandwerk

BrancheEtwa 550 Betriebe in Hamburg mit überwiegendmännlichen Beschäftigten in der Werkstatt. Knapp65 Prozent der Unternehmen beschäftigen weni-ger als zehn Mitarbeiter. Die Branche ist sehrheterogen: Sie besteht überwiegend aus Kleinbe-trieben, wenigen größeren Betrieben mit Fahr-zeughandel und eventuell Lackiererei, spezialisier-ten Werkstattketten sowie Franchise-Betrieben.

Berufsgruppen/ArbeitsplätzeLageristen, Lackierer, Neuwagenverkäufer, Mecha-troniker, Bürofachkräfte.

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ArbeitsschutzproblemeGefährdung durch Gefahrstoffe, Heben und Tragenvon Lasten, Zwangshaltungen, Zeitdruck, Lärm,Arbeit an Maschinen.

Ziel des ProjektesGefährdung durch Gefahrstoffe in Werkstättenreduzieren, indem Betrieben der Einstieg in dieGefährdungsbeurteilung von Gefahrstoffen durchArbeitshilfen erleichtert wird.

VorgehenBestandsaufnahme in 48 Kfz-Betrieben zurGefährdungsbeurteilung und zur Berücksichtigungvon Gefahrstoffen, Entwicklung einer Handlungs-hilfe für die Gefährdungsbeurteilung von Gefahr-stoffen.

ErgebnisseDer Gefahrstoff-Check: Eine Handlungshilfe zurUmsetzung der Gefährdungsbeurteilung im Kraft-fahrzeug - Handwerk.

KooperationspartnerBerufsgenossenschaft Metall Nord Süd; Berufsge-nossenschaft Handel und Warendistribution Prä-ventionsabteilung Hamburg, Bremen; Innung desKraftfahrzeughandwerks Hamburg; Amt fürArbeitsschutz. Projekt der ArbeitsschutzPartner-schaft Hamburg.

Weitere Informationen Die Materialien stehen zur Verfügung unterwww.hamburg.de/arbeitsschutzpartnerschaft,Link: Projekte, Gefährdungsbeurteilung vonGefahrstoffen im Kraftfahrzeughandwerk. Das Projekt und die Handlungshilfe wurden vorge-stellt auf der Messe „Arbeitsschutz aktuell“ inHamburg vom 8.-10. Oktober 2008 am Messe-stand der ArbeitsschutzPartnerschaft Hamburg.

AnsprechpartnerRoland Wegener, [email protected]

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Projekt: Arbeitsschutz in der Orthopädietechnik undOrthopädieschuhtechnik

BrancheÜberwiegend kleine Betriebe mit durchschnittlichfünf Mitarbeitern pro Betrieb. Etwa 84 Betriebe inHamburg mit vorwiegend männlichen Beschäftig-ten. Die meisten Betriebe sind in HamburgerInnungen und Dachverbänden organisiert.

Berufsgruppen/ArbeitsplätzeOrthopädietechniker, Orthopädieschuhmacher.Werkstatt: Klebearbeitsplätze.

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ArbeitsschutzproblemeBelastung durch Lösemittel in Klebern und Lacken. Gesundheitsrisiken: Reizwirkungen aufAugen und Atemwege oder andere Beeinträchti-gungen wie Müdigkeit und Konzentrationsstörun-gen, Hautschädigungen, Störungen des zentralenNervensystems.

Ziel des ProjektesLösemittelbelastung durch lösemittelhaltige Kleberund Lacke verringern durch den Ersatz lösemittel-haltiger Produkte und / oder die Installation einergeeigneten lüftungstechnischen Anlage.

VorgehenBetriebsbegehung in vierzig Betrieben, Befragungder Betriebsinhaber, Information der Branchenüber Alternativen zu lösemittelhaltigen Klebstoffenund Lacken (Veranstaltung), Beratung und Unter-stützung beim Ersatz lösemittelhaltiger Kleber.

ErgebnisseBisher wurden zehn Betriebe aufgesucht, Ergeb-nisse werden im Jahr 2008 bei Betriebsbesichti-gungen erhoben und liegen Anfang 2009 vor.

KooperationspartnerInnung für Orthopädietechnik Nord und Nieder-sachsen/Bremen, Berufsgenossenschaft der Fein-mechanik und Elektrotechnik, Textil- und Beklei-dungs- Berufsgenossenschaft, Berufsgenossen-schaft des Einzelhandels, externes sicherheits-technisches Unternehmen G&S, Klebstoffherstel-ler (Firma Renia, Firma Forbo Helmitin), Amt fürArbeitsschutz.

Weitere Informationen www.hamburg.de/arbeitsschutz Link: Branchen, Orthopädiebranche

Ansprechpartnerin Sylvana Dietzschold,[email protected]

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Projekt: Arbeitsschutz in der ambulanten Pflege

BrancheWachsende Branche mit vorwiegend kleinenBetrieben, 95 Prozent der Betriebe beschäftigenweniger als fünfzig Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter. Betreiber sind freie gemeinnützige und privateAnbieter. Die meisten Betriebe sind in Dachver-bänden organisiert. In Hamburg gibt es etwa 350

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ambulante Pflegedienste mit durchschnittlich 28,meist weiblichen, gut ausgebildeten Mitarbeiterin-nen.

Berufsgruppen/ArbeitsplätzeAltenpflegerinnen, Altenpflegehelfer, Kranken-schwesternInnendienst: Büroarbeit für die Organisation derDienstleistungen Außendienst: Patientenpflege und helfende Tätig-keiten im Haushalt.

ArbeitsschutzproblemeMobile Tätigkeit, Einzelarbeit, hohes Maß anEigenverantwortung, kaum Einfluss auf dieArbeitsumgebungsfaktoren, erschwerte Informa-tion und Kommunikation, begrenzte zeitlicheRessourcen, Umgang mit Wünschen / Ansprüchender Kunden und der Angehörigen.

Ziel des ProjektesEntwicklung einer Gefährdungsbeurteilung, diekonzeptionell mit Elementen der Gesundheitsför-derung, der Personal- und Organisationsentwik-klung und mit einem Modell der betriebsärztlichenund sicherheitstechnischen Betreuung verknüpftist.

VorgehenModerierte Gefährdungsbeurteilung in dreißigPilotbetrieben, Entwicklung von Materialien, Qua-lifizierung von Führungskräften, Weiterbildung vonexternen Präventionsberatern.

ErgebnisseInformationsmaterial [z.B. Broschüre Arbeits-schutz bringt Aufschwung mit 13 „Sicheren Sei-ten“; Broschüre zur moderierten Gefährdungs-beurteilung (i.Vb.); Qualifizierungskonzept z.B. fürGeschäftsführungen und Berater; ein „Beraterord-ner“, der Grundlage für die Weiterbildung externerPräventionsdienstleister ist, die im Nachfolgepro-jekt angeboten wird: www.arbeitsschutzinderpflege.de.

KooperationspartnerBerufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst undWohlfahrtspflege, relations Gesellschaft für Unter-nehmensentwicklung mbh, Amt für Arbeitsschutz.Projekt der ArbeitsschutzPartnerschaft Hamburg.Projektförderung und Unterstützung durch denBund und die Initiative neue Qualität der Arbeit.

Weitere InformationenInformationsmaterialien, Angebote zur Fort- undWeiterbildung und Informationen zum Nachfolge-projekt unter www.arbeitsschutzinderpflege.de.

AnsprechpartnerinDr. Sabine Müller-Bagehl, [email protected]

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Projekt: Arbeitsschutz im Handwerk

BrancheKlein- und Kleinstbetriebe aus unterschiedlichenHandwerksbranchen: Elektroinstallation, Hei-zungs- und Sanitärtechnik, Montage von Solar-technik, Gebäudesanierung, Feinmechanik, Kfz-Reparatur und –Verkauf.

ArbeitsschutzproblemeKleinbetriebe organisieren ihren Arbeitsschutz oftnicht systematisch.

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Ziel des ProjektesEntwicklung eines Instrumentariums, das esKleinbetrieben ermöglicht ihren Arbeits- undGesundheitsschutz in vertretbarem Aufwandsystematisch zu organisieren, kontinuierlich zuverbessern und die Ergebnisse übersichtlich zudokumentieren.

VorgehenEntwicklung eines Arbeitsschutz-Handbuches,Durchführung von Workshops für Handwerks-unternehmen, Initiierung von Erfahrungsaustauschzwischen Kleinbetriebsbetreuern.

ErgebnisseArbeitsschutz-Handbuch für Klein- und Kleinstbe-triebe; regelmäßiger Erfahrungsaustausch vonArbeitsschutzakteuren, die Kleinbetriebe betreu-en.

KooperationspartnerZentrum für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik(ZEWU) der Handwerkskammer HamburgAmt für Arbeitsschutz, Projekt der Arbeitsschutz-Partnerschaft Hamburg.

Ansprechpartner und Bezug des HandbuchesDr. Jennifer Kölm,[email protected], Andreas Jentsch, [email protected], Arbeitsschutztelefon: 428 37 2112www.hamburg.de/arbeitsschutzpartnerschaft,Link: Projekte, Projekt: Arbeitsschutz leichtgemacht

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Erfolgreich mit a l ternden

Belegschaften

Den demograf ischen Wandel

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Demografischer Wandel in Hamburg

Olympiareife Mannschaften kommen in die Jahre

Jugendzentrierte Arbeitswelt und ältere Beschäftigte

Gesundheit und Arbeitsfähigkeit

Was Ältere belastet, belastet auch Jüngere

Ältere sind nicht öfter, aber länger krank

Berufsrisiko: Erwerbsunfähigkeit

Präventive Arbeitsgestaltung

Gesundheit managen

Beispiele alters- und alternsgerechter Arbeitsgestaltung

Betriebliche Handlungsfelder

Aktive Unternehmen

Unternehmen im demografischen Wandel

Was tun wir im Amt für Arbeitsschutz?

Wird die ArbeitsschutzPartnerschaft ein „Demografie-Dach“

3Erfolgreich mit a l ternden

Belegschaften

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Die demografische Entwicklung in Deutschland geht auch an Ham-

burg nicht vorbei. Zwar scheint sie für Hamburger Betriebe auf den

ersten Blick weniger beunruhigend, doch gerade kleinere und mittel-

große Unternehmen müssen sich schon heute mit der alternsgerech-

ten Gestaltung ihrer Arbeitsplätze beschäftigen. Die in vergangenen

Jahren bevorzugte Strategie, sich von älteren Mitarbeiterinnen und

Mitarbeitern zu trennen und sie durch „olympiareife“ junge Beschäf-

tigte zu ersetzen, lässt sich nicht fortschreiben. Dabei greift es zu

kurz, älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nach ihrem

Gesundheitsverschleiß altersgerechte Arbeitsplätze einrichten zu wol-

len: die Firmen müssen dem Verschleiß vorbeugen. Es sollte daher

nicht überraschen, wenn wir unter den praktischen Maßnahmen vor-

wiegend solche vorstellen, die „Jung und Alt“ die Arbeit erleichtern.

Dies ist nicht nur Gebot einer an und für sich selbstverständlichen

humanen Arbeitswelt, sondern zunehmend auch eine wirtschaftliche

Notwendigkeit.

Den demograf ischen Wandelin Hamburger Betr ieben gesta l ten

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Demografischer Wandelin Hamburg: Hamburg wächst

Die Folgen des demografischen Wandels werdenin Deutschland regional sehr unterschiedlich sein.1

Während der Großteil der Bundesländer mit einerschrumpfenden Einwohnerzahl rechnen muss,wird die Bevölkerungszahl in Hamburg - Progno-sen zufolge - bis 2020 um etwa zwei Prozent(knapp 40.000) auf 1.768.600 ansteigen.2 Bis 2030wird ein Zuwachs von rund 85 000 Personenerwartet. Damit liegt die Hansestadt beim Bevöl-kerungswachstum an dritter Stelle hinter Bayernund Baden-Württemberg.3 Hamburg war Ende2005 mit einem Durchschnittsalter von knapp 41Jahren das „jüngste“ Bundesland, die Bevölke-rung Sachsens und Sachsen-Anhalts gehörtedagegen mit einem Durchschnittsalter von über45 Jahren zu den „ältesten“ Ländern.4 Im Jahr2020 wird Hamburgs Bevölkerung durchschnittlichum drei Jahre „gealtert“ sein, der Durchschnitts-Hamburger ist dann 44 Jahre alt.5

Entgegen dem allgemeinen Trend wird bis zumJahr 2020 für die Hansestadt auch eine Zunahmeder Erwerbspersonen um rund sieben Prozenterwartet, das sind knapp 64.000 Menschen mehrals 2002.2 Hinter dieser Prognose steht dieAnnahme, dass sich die durchschnittlicheErwerbsbeteiligung erhöht. Bei einem Ranking

der Zukunftsfähigkeit der sechzehn Bundesländersteht Hamburg beim Indikator „Demografie“ aufPlatz 1 der Rangliste.6

Sollten sich diese erfreulichen Vorhersagen ver-wirklichen, bergen sie für Hamburger Betriebe diegroße Chance, sich eine altersgemischte Beleg-schaftsstruktur zu erhalten: die jüngeren Jahrgän-ge bleiben nicht gänzlich aus. Aber die meisten,die heute zu den „jüngeren Leuten“ zählen, wer-den im Betrieb altern und den Kern der Beleg-schaft bilden.

1 Entgegen gängiger Vorstellungen bedingt der unregelmäßigeAufbau einer Bevölkerung (durch Kriege, Babyboom und Pil-lenknick in Deutschland), dass sich der jeweilige Umfang ein-zelner Altersgruppen nicht linear entwickelt. Regionale Unter-schiede können durch unterschiedliche Fertilität, Mortalität,Altersstrukturen und Wanderungsverhalten innerhalb einesLandes beträchtlich sein. Siehe: Kistler, Ernst, 2005: Hand-lungsbedarf angesichts des demographischen Wandels,Bundesverband der Betriebskrankenkassen (Hrsg.), IGAReport 9, 1. Auflage, Oktober 2005, S. 73-97.

2 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), 2005:Laufende Raumbeobachtung des BBR, Mikrozensus 2003,Raumordnungsprognose 2020.

3 Hamburger Abendblatt vom 14.06.2007: Ergebnisse der Prognos Studie 2007.

4 Mai, Ralf; Roloff, Juliane; Micheel, Frank (2007), RegionaleAlterung in Deutschland, Bundesinstitut für Bevölkerungsfor-schung (Hrsg.), Heft 120, ISSN 0178-918X, S. 11.

5 Bertelsmann Stiftung, o.J.: Demographiebericht KommuneHamburg. Ein Baustein des Wegweisers Kommune,www.wegweiser-kommune.de/datenprognosen/, Link: Demografiebericht.

6 In das Demografie-Ranking gingen ein: prognostizierte Wachs-tumsrate der erwerbsfähigen Bevölkerung bis zum Jahr 2020,Erwerbsquoten 2005 und Anteil der Bevölkerung mit Hoch-schulabschluss, siehe HypoVereinsbank (Hrsg.), 2007: Fit fürdie Zukunft. Die Bundesländer im Vergleich.

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Olympiareife Mannschaften kommenin die Jahre

Heute sind in Hamburg rund 96 Prozent der 60- undüber 60-jährigen sozialversicherungspflichtigBeschäftigten bereits aus dem Arbeitsleben ausge-schieden.

Von den rund 790.000 sozialversicherungspflichtigBeschäftigten im Dezember 2007 halten sich die

unter 30- jährigen (23 Prozent) mit den über 49-jähri-gen (22 Prozent) zahlenmäßig noch die Waage. Die30- bis 49-jährigen bilden heute mit weit mehr alsder Hälfte den Löwenanteil an den sozialversiche-rungspflichtig Beschäftigten (55 Prozent) oder andersausgedrückt, sie sind zurzeit die KernbelegschaftHamburger Betriebe. Auch die Altersgruppe zwi-schen 55 und 59 Jahre stellt mit durchschnittlich 10Prozent nur einen geringen Anteil an den HamburgerBeschäftigten.

Abb. 1: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Hamburg 2007 nach ausgewählten Wirtschaftszweigen und Alter

Öffentliche Verwaltung u. ä.

Verarbeitendes Gewerbe

Verkehr und Nachrichtenvermittlung

Öffentl. und priv. Dienstleistungen

Baugewerbe

Handel

Dienstleistungen für Unternehmen

Kredit- und Versicherungsgewerbe, Grundstückswesen, Vermietung

Gastgewerbe

60 und älter

50-59 Jahre

30-49 Jahre

unter 30 Jahren

Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein, Statistischer Bericht AVI 5 - vj 4/07 H, 23. Oktober 2008

728

5213

521

5717

519

5521

5

4

4

20

2352

17

17

16

55

5425

3

3

1457

25

2060

16

210

4740

0 10 20 30 40 50 60 70

Prozent

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Beschäft igte über 45 Jahre werdenim Jahr 2020 die Kernbelegschaft in

Hamburger Unternehmen sein

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Würde man in den einzelnen Wirtschaftszweigeneine Fünf-Prozent-Klausel für den Anteil der über 59-jährigen einführen, käme nur die öffentliche Verwal-tung (7 Prozent) über diese Hürde (siehe Abb. 1).Besonders „junge“ Belegschaften findet man imGastgewerbe, dort sind 40 Prozent unter 30 Jahrealt.

Die Altersstruktur der Erwerbstätigen und diebetrieblichen Altersstrukturen werden sich in dennächsten Jahren erheblich ändern. Im Jahr 2001beschäftigten in Deutschland 60 Prozent der Betrie-be keine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer derGeneration 50plus.7 Wie viele Unternehmen im Jahr2020 das noch sagen können, bleibt abzuwarten.

Für Hamburg stellt sich aufgrund der prognostizier-ten Wirtschafts- und Beschäftigtenentwicklungzumindest bis 2020 nicht das Problem einesschrumpfenden Arbeitskräftepotentials, sondern diezentrale Herausforderung, mit einer steigendenAnzahl älterer Beschäftigter in den Belegschafteninnovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben.8 DieJüngeren werden weniger, die Älteren mehr. DerAnteil der „mittleren“ Altersgruppe 30 bis unter 45Jahre wird bis 2020 voraussichtlich um knapp siebenProzent auf 38 Prozent sinken, während der Anteilder über 45-jährigen Erwerbspersonen in Hamburgum mehr als acht Prozent ansteigen wird. Mit rundvierzig Prozent ist er dann doppelt so hoch wie derAnteil der unter 30-jährigen Erwerbspersonen.9 Die

über 45-jährigen werden im Jahr 2020 die „Kernbe-legschaft“ Hamburger Unternehmen stellen (sieheAbb. 2).

60 -

50 -

40 -

30 -

20 -

10 -

0 2002 2010 2020

Abb. 2: Entwicklung der Erwerbspersonen in Hamburg 2002 bis 2020

ab 45 Jahren

Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) 2005:Laufende Raumbeobachtung des BBR, Mikrozensus 2003, Raum-ordnungsprognose 2020.

7 Leber, Ute, 2001: IAB-Betriebspanel, Ältere – ein Schatz mussgehoben werden, IAB-Materialien Nr. 2/2001, S. 6-7.

8 Buck, Hartmut; Schletz, Alexander (Hrsg.), 2004: Ergebnissedes Transferprojektes Demotrans. Broschürenreihe Demogra-phie und Erwerbsarbeit, Stuttgart.

9 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), 2005:Laufende Raumbeobachtung des BBR, Mikrozensus 2003,Raumordnungsprognose 2020.

unter 30 Jahren

30- unter 45 Jahren

Prozent

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Jugendzentrierte Arbeitswelt undältere Beschäftigte

Alternde Belegschaften in einer jugendzentriertenArbeitswelt, vor dem Hintergrund eines gesetz-lichen Rentenalter von 67 Jahren und des einge-schränkten Zugangs zu einem vorzeitigen Renten-eintritt, sind für Unternehmen und Beschäftigteeine große Herausforderung. Die erheblichenAbschläge bei vorzeitigem Renteneintritt zeigenbereits jetzt Wirkung. Das durchschnittliche Ren-tenzugangsalter bei den Altersrenten steigt inDeutschland: bei Männern von 62,6 im Jahr 2002auf 63,3 Jahre im Jahr 2006, bei Frauen im selbenZeitraum von 62,8 auf 63,2 Jahre.10 Arbeitnehme-rinnen und Arbeitnehmer werden länger imArbeitsleben verbleiben, weil sich viele von ihnendie erheblichen Rentenabschläge nicht leistenkönnen oder wollen. Der Druck auf die Beschäftig-ten, arbeitsfähig zu bleiben, nimmt zu. Auch fürdie Unternehmen wächst die Notwendigkeit sichauf einen steigenden Anteil älterer Beschäftigtervorzubereiten, seitdem die „sozialverträglichen“Lösungen durch das Ende der Altersteilzeit abge-schafft wurden.Die Erhöhung der Beschäftigungsquote Älterersetzt voraus, dass die mittleren Jahrgänge ihreGesundheit und Leistungsfähigkeit in ihrem bishe-rigen Arbeitsleben erhalten konnten. Die erheb-lichen Veränderungen in der Arbeitswelt mit ihrenFolgen für die Beschäftigten lassen daran erhebli-che Zweifel: die zunehmende Auflösung von Nor-

malarbeitsverhältnissen, der Anstieg ungesicher-ter befristeter Arbeitsverhältnisse, wachsendeAnforderungen an die zeitliche und örtliche Flexibi-lität, ständige Verfügbarkeit, erhöhter Leistungs-druck, komplexere Qualitätsanforderungen, mehrEigenverantwortung für die berufliche Qualifika-tion und mehr Nacht-, Schicht- und Wochenendar-beit sind nur einige Tendenzen, die Ausdruck einesstetigen Wandels der Arbeitswelt sind. Gesund-heit ist die wichtigste Voraussetzung, um in dieserArbeitswelt zu bestehen und alt werden zu kön-nen.

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10 Statistik der Deutschen Rentenversicherung, 2007: Entwicklung des durchschnittlichen Rentenzugangsalters.

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Gesundheit und Arbeits-fähigkeitVorausschauende Unternehmen werden ihre älte-ren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichstlange produktiv beschäftigen wollen und müssen,wenn sie sie nicht (mehr) „ausgliedern“ können.Wer mit einem steigenden Anteil Älterer imUnternehmen erfolgreich sein will, kommt um dieGestaltung gesunder Arbeitswelten nicht herum,denn die wichtigste Voraussetzung dafür ist dieGesundheit der Beschäftigten. Das biologischeAlter spielt – zumindest bis zum Rentenalter - füreingeschränkte Leistungs- und Beschäftigungsfä-higkeit keine bedeutende Rolle, vielmehr sind Artder Tätigkeit, Erwerbsbiografie und langjährigeAuswirkungen belastender Arbeitsbedingungenentscheidende Faktoren. So deutet sich auf vielenEbenen an, dass die Voraussetzungen für gesun-de und alters- und vor allem alternsgerechteArbeit erst noch geschaffen werden müssen.Arbeitsbedingungen, die von den Beschäftigtenals belastend empfunden werden, Häufigkeit undDauer von Arbeitsunfähigkeit sowie Frührentenaus gesundheitlichen Gründen liefern dafür einigeHinweise.

Was Ältere belastet, belastet auchJüngere

Die wahrgenommenen Arbeitsbelastungen von20.000 befragten deutschen Beschäftigten11

geben nicht nur Hinweise auf die derzeitige Bela-stungssituation, sondern zeigen vor allem Hand-lungsbedarf für eine alters- und alternsgerechteGestaltung der Arbeit auf. Zwar fühlen sich jeweilsmehr ältere Beschäftigte über 45 Jahre durchunterschiedliche Arbeitsbedingungen belastet alsjüngere, die Rangfolge, welche Arbeitsbedingun-gen als belastend beurteilt werden, unterscheidetsich jedoch nicht.

Körperliche Arbeitsanforderungen nehmen deut-lich mehr ältere Beschäftigte als Belastung wahrals jüngere; diese Unterschiede sind bei der Beur-teilung psychischer Belastungsfaktoren geringer(siehe Abb. 3 und 4).Lärm empfindet zum Beispiel die Hälfte aller jün-geren Beschäftigten belastend, bei den älterenMitarbeitern sind es zehn Prozent mehr. Dem-gegenüber beträgt der Unterschied zwischen denbeiden Altersgruppen bei der psychischen Bela-stung durch starken Termin- und Zeitdruck ledig-lich vier Prozent.

Körperl iche Anforderungen nehmenältere Beschäft igte häuf iger wahr

als Jüngere

11 Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.), 2007:Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2005, Unfallverhü-tungsbericht Arbeit, Ergebnisse der Befragung des Bundesin-stituts für berufliche Bildung und der Bundesanstalt fürArbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2005/2006, S. 203ff.

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Abb. 3: Körperlich belastende Anforderungen

schlechte Beleuchtung

Erschütterung

Lärm

Lasten handhaben

Zwangshaltungen

gefährliche Stoffe

0 10 20 30 40 50 60 70

4233

55

48

56

50

60

50

61

50

66

51

Arbeitsanforderungen durch die s ichBeschäft igte belastet fühlen

Abb. 4: Psychisch belastende Anforderungen

Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit

starker Termin- und Zeitdruck

Zeit, Stückzahl, Leistung vorgeschrieben

Kleine Fehler – große Verluste

Arbeitsdurchführung vorgeschrieben

Konfrontation mit neuen Aufgaben

0 10 20 30 40 50 60 70 80

67

72

58

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44

47

43

47

27

34

13

19

jünger als 45 Jahre

45 Jahre und älter

Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.), 2007, Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2005, UnfallverhütungsberichtArbeit, repräsentative Befragung von 20.000 Erwerbstätigen durch BIBB/BAuA, S.203.

Prozent

Prozent

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Muskel- und Skeletterkrankungen führenzu langen Arbeitsunfähigkei ten

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Ältere sind nicht öfter, aber längerkrank

Das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen ist zu einemTeil Resultat belastender Arbeitsbedingungen,denn auch dabei gibt es große Unterschiede zwi-schen Branchen und Berufen.12 Ältere sind zwarnicht häufiger krank als jüngere Beschäftigte, aberwenn sie erkranken, dauert es länger, bis sie wie-der arbeiten können. So wird erwartet, dass derKrankenstand mit zunehmend älteren Belegschaf-ten ansteigen wird. 2005 kamen bei den jüngeren Versicherten unter45 Jahren auf 100 Versicherte 102 Arbeitsunfähig-keitsfälle, bei den älteren (über 45 Jahre) warenes nur 4 Fälle mehr. Dagegen gibt es erheblicheUnterschiede bei der Dauer der Arbeitsunfähigkeit(siehe Abb. 5). Die jüngeren Versicherten sind proArbeitsunfähigkeitsfall durchschnittlich 9 Tagearbeitsunfähig, die älteren fast doppelt so lange.Vor allem Muskel- und Skeletterkrankungen füh-ren zu langen Arbeitsunfähigkeiten. 28 Prozentaller Arbeitsunfähigkeitstage entfallen bei denüber 45jährigen Versicherten auf Muskel- und Ske-letterkrankungen, in der jüngeren Altersgruppesind es 20 Prozent. Damit steht diese Diagnoseauf Platz 1 der Rangliste bei den Ausfallzeiten.Dies ist ein Grund, warum die Verringerung dieserErkrankung ein wichtiges Ziel der GemeinsamenDeutschen Arbeitsschutzstrategie geworden ist.13

Berufsrisiko: Erwerbsunfähigkeit

Auch bei der Erwerbsunfähigkeit oder -minderungspielen Arbeitsbedingungen eine große Rolle. DasRisiko, wegen gesundheitlicher Probleme Frühin-valide zu werden, variiert erheblich nach der Stel-lung im Beruf (Arbeiterberufe haben ein höheresRisiko als Angestellte) und nach dem jeweiligenBeruf.

0 5 10 15 20 25

Tage

17

9

21

13

Abb. 5: Arbeitsunfähigkeitstage pro Fall nach Alter 2005

Muskel und Skelett

alle Diagnosen

© Henning Hraban Ramm, PIXELIO

Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2007, Sicher-heit und Gesundheit bei der Arbeit 2005, UnfallverhütungsberichtArbeit, Arbeitsunfähigkeit nach Berufen, Alter, Diagnosen, S. 184ff.

12 Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.), 2007:Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2005, Unfallverhü-tungsbericht Arbeit, Arbeitsunfähigkeit nach Berufen, Alter,Diagnosen, S. 184ff.

13 siehe Beitrag „Hamburger Brückenschlag zur GemeinsamenDeutschen Arbeitsschutzstrategie“ in diesem Bericht.

bis 45 Jahre

45 Jahre und älter

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Während im Jahr 2005 durchschnittlich etwa sieb-zehn Prozent aller Rentenzugänge auf Erwerbs-minderungsrenten entfielen, waren es in körper-lich belastenden Berufen - zum Beispiel im Hand-werk – etwa ein Drittel (Bauberufe, Maler und Lackierer, Tischler).

Es gibt viele Berufe, die aufgrund ihres heutigenBelastungsspektrums und der Schwere von

Arbeitsbedingungen nicht für die Dauer einesErwerbslebens geeignet sind. Bei den viel zitier-ten Dachdeckern und auch bei Gerüstbauern lagder Anteil von Frührenten an den Rentenneuzu-gängen 2005 bei über 50 Prozent. In vielen Hand-werksberufen sind die körperlichen Belastungenso groß, dass der Anteil von Fachkräften, die biszur Rente im Beruf durchhalten (können), geringist. Wenn Handwerker länger als bisher oder gar

0 10 20 35 40 50 60

35

50

51

37

31

42KrankenschwesternKrankenpfleger

Apotheker

Ärzte

Gesundheitsdienstberufeinsgesamt

Gerüstbauer

Dachdecker

Maurer

Bauberufe insgesamt

Rentenzugänge wegenErwerbsminderung insgesamt

Abb. 6: Anteil der Renten wegen Erwerbsminderung an den Versichertenrentenzugängen in Deutschland 2005

3

6

Quelle: Priester, Klaus, 2007 Weniger Erwerbsminderungsrentner – aber die Frühinvaliden werden immer jünger, Gute Arbeit. Zeitschriftfür Gesundheitsschutz und Arbeitsgestaltung 3/2007. AiB Verlag, Seite 19-23.

Prozent

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bis zum 67. Lebensjahr arbeiten sollen, dann müs-sen gerade im Handwerk betriebliche Strategienentwickelt werden, die einen längeren Verbleib imUnternehmen ermöglichen.

Aber auch Beschäftigte in Gesundheitsdienstberu-fen, die wegen des steigenden Anteils ältererMenschen in der Bevölkerung zunehmen werden,sind besonders von Frühinvalidität betroffen. Kran-kenschwestern und -pfleger stehen mit knapp 42Prozent an der Spitze der Rangliste, gefolgt vonSozialarbeitern und Altenpflegern. Dagegen habenÄrzte und Apotheker ein relativ geringes Invaliden-risiko.14 (siehe Abb. 6). Angesichts des absehba-ren Mangels an jüngeren qualifizierten Arbeitskräf-ten stellt sich die Frage, ob die „Neigung zurErwerbsunfähigkeit“ bei den genannten Berufenals quasi natur-gegeben hingenommen werdenmuss, oder ob es auf lange Sicht nicht Gebot wirt-schaftlicher Notwendigkeit ist, dem Gesundheits-verschleiß vorzubeugen.

Präventive Arbeitsgestal-tung

Wenn die Rente mit 67 Jahren mehr werden sollals ein großes Rentenkürzungsprogramm, weilältere Beschäftigte den Arbeitsbedingungen inden Betrieben nicht (mehr) standhalten könnenund mit beträchtlichen Abschlägen aussteigen,muss es – neben vielen anderen Faktoren – einenerheblichen Umdenkungsprozess und Gestal-tungswillen in den Unternehmen geben. Um inkörperlich und psychisch stark belastenden Beru-fen und Tätigkeitsfeldern gesund alt zu werden,bedarf es nicht nur eines weiten Verständnissesvon betrieblicher Gesundheitsförderung, sondernvor allem Entwicklungsperspektiven für alternsge-rechte Laufbahnen. Laufbahnen sollen im Lebens-lauf Anforderungen, Anreize und Belastungen sohintereinander ordnen, dass ein Erwerbsleben bisins gesetzliche Rentenalter hinein regelmäßigerreicht werden kann – auch dann, wenn die ein-zelne Tätigkeit nur befristet auszuüben ist (z.B.Schichtarbeit, schwere körperliche Belastungen).Neben einer vertikalen Berufskarriere, die nichtallen offen steht, könnten horizontale Laufbahneneine Lösung sein. Betriebliche Strategien müsstenvor allem diejenigen Arbeitsplätze identifizieren,die aufgrund ihres Belastungsspektrum nur einebegrenzte Tätigkeitsdauer ermöglichen. GeplanteTätigkeitswechsel, frühzeitige Mischung unter-

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14 Priester, Klaus, 2007: Weniger Erwerbsminderungsrentner –aber die Frühinvaliden werden immer jünger, Gute Arbeit.Zeitschrift für Gesundheitsschutz und Arbeitsgestaltung,3/2007, AiB Verlag, S. 19-23.

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Perspekt iven für a l ternsgerechteLaufbahnen entwickeln

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schiedlicher Tätigkeiten, Vermeidung von Speziali-sierungen und der Erwerb neuer Qualifikationenüber das ganze Erwerbsleben hinweg, tragendazu bei, dass sich Tätigkeiten nicht als qualifikato-rische und gesundheitliche Sackgassen erweisen.Die Beteiligung der Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter an der Arbeits- und Laufbahngestaltung istdabei eine wichtige Voraussetzung, um alters-gerechte und alternsgerechte Lösungen zu ent-wickeln.

Gesundheit managen

Welche Probleme der demografische Wandel füreinzelne Unternehmen darstellt bzw. in Zukunftdarstellen wird, hängt neben den regionalen Wirt-schafts- und Arbeitsmarktstrukturen auch von derBranche, der Betriebsgröße und vielen anderenFaktoren ab. Es wird also keine Patentrezepte zurBewältigung all dieser Anforderungen geben. DieLösungsstrategie muss sich nach den betrieb-lichen Ausgangsbedingungen richten. An den Pro-blemlösungen müssen alle im Unternehmen mit-arbeiten, ob Entscheidungsträger, Beschäftigte,Personalentwickler, Gesundheitsförderer oderArbeitsschutzakteure. Ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagementbeginnt mit einer sorgfältige Analyse der betrieb-lichen Altersstruktur und der betrieblichen Arbeits-bedingungen. Eine „Altersstrukturanalyse“, die„Beurteilung der Arbeitsbedingungen“ (Gefähr-dungsbeurteilung) und „Mitarbeiterzirkel“ sinddafür passende Instrumente. In Finnland wurdeein „Arbeitsbewältigungsindex“ (ABI) oder WorkAbility Index (WAI) entwickelt, mit dem in regel-mäßigen Abständen die Arbeitsfähigkeit vonBeschäftigten eingeschätzt werden kann, umrechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen und um denErfolg dieser Maßnahmen zu messen.15 Aberauch andere „Messinstrumente“ können genutztwerden, wenn Ziele und Strategie im Betriebdiskutiert sind.16

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15 Informationen unter www.arbeitsfaehigkeit.net (WAI-Netz-werk), zur Kritik am WAI siehe Elsner, Gine, 2005: DerArbeitsbewältigungsindex: Eine Bewertung aus arbeitsmedizi-nischer Sicht www.gutearbeit-online.de/archiv, Link: Frühere Ausgaben 2005, Februar.

16 siehe unter www.baua.de, Suchwort: Toolbox.

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Lösungsstrategien dürfen sich nicht nur auf dieälteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beziehen(altersgerechte Arbeitsgestaltung). Vorausschauen-de Unternehmen müssen auch die jüngeren undmittleren Jahrgänge im Blick haben. Die meistenÄlteren der Zukunft arbeiten bereits heute in denBetrieben. Konzepte, die Belastungen der derzeitÄlteren auf die Jüngeren verlagern, sind deshalbkontraproduktiv, sie führen zu vorzeitigem Ge-

sundheitsverschleiß und Erschöpfung der zukünfti-gen „älteren Beschäftigten“. Deswegen bedarf esauch der alternsgerechten Arbeitsgestaltung.

Nicht erst seit der Studie „Was ist gute Arbeit?“wissen wir, dass zufriedene und motivierteBeschäftigte in Arbeitsverhältnissen arbeiten, diedurch gute Entwicklungs- und Einflussmöglichkei-ten, ein positives soziales Umfeld und kaum Fehl-

Quelle: * Fuchs, Tatjana, 2006: Was ist gute Arbeit? Anforderungen aus der Sicht von Erwerbstätigen. Geschäftsstelle der Initiative NeueQualität der Arbeit (Hrsg.), 2. Auflage, Berlin/Dortmund/Dresden, S. 28.** Packebusch, Lutz; Weber, Birgit, 2004: Die Zukunft gestalten: Personalentwicklung im Handwerk. Projekt im Rahmen des Programmes"Innovative Arbeitsgestaltung - Zukunft der Arbeit", gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Betriebsfallstu-dien in NRW (Befragung von 16 Geschäftsführern und 31 Beschäftigten aus 16 Betrieben des Kfz-Handwerks sowie 15 Geschäftsführernund 30 Beschäftigten aus 15 Betrieben des Dachdeckerhandwerkes)

Dachdecker**

KFZ Gewerbe**

Beschäftigte mit hohen Belastungen/wenig Ressourcen*

Beschäftigte mit geringen Belastungen/

hohen Ressourcen*

Abb. 7: Können Sie sich vorstellen Ihre Arbeit bis zum Rentenalter auszuüben?

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

20

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30

40

70

30

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Prozent

ja

nein

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Vorausschauende Unternehmenhaben auch die jüngeren und

mitt leren Jahrgänge im Bl ick

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Es gibt v ie l zu tun:Nur jeder zehnte Beschäft igte beurtei l tseine Arbeitsbedingungen mit „gut“

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beanspruchungen geprägt sind, und dass dieseBeschäftigten auch ihre gesundheitliche Situationals weitgehend beschwerdefrei beschreiben. Gutgestaltete Arbeitsbedingungen – in diesem Sinne- treffen aber nur auf etwa jeden zehnten abhän-gig Beschäftigten zu. Es besteht also großerbetrieblicher Handlungsbedarf. Je geringer sie dieArbeitsbelastungen (körperliche Belastungen,Über- und Unterforderung etc.) und je größer siedie Ressourcen (Handlungs- und Entscheidungs-spielräume, soziale Unterstützung, Entwicklungs-möglichkeiten etc.) in der Arbeit einschätzten,desto mehr Erwerbstätige können sich vorstellen,ihre Tätigkeit bis ins Rentenalter auszuüben: 80 Prozent der Beschäftigten mit geringen Bela-stungen und hohen Ressourcen glauben, dass sieihre derzeitige Tätigkeit bis zum Rentenalter ausü-ben können, aber nur 40 Prozent in der Gruppemit hohen Belastungen und wenig Ressourcen.17

Bei der Befragung von Dachdeckern und Beschäf-tigten im Kfz-Gewerbe waren es nur 23 bzw. 30Prozent die sich vorstellen konnten, ihre Tätigkeitbis zum Rentenalter ausüben zu können.18

Gesundheitliche Gründe und hohe körperlicheBelastungen waren für diese Einschätzung ent-scheidend (siehe Abb. 7).

Beispiele alters- und alternsgerechterArbeitsgestaltung

Nun ist es eine Sache, von der Notwendigkeitalternsgerechter Arbeitsplatzgestaltung zu reden,der Praktiker, zumal in kleinen und mittelgroßenUnternehmen möchte gerne Beispiele kennenler-nen, die sich in der betrieblichen Praxis bereitsbewährt haben. Diese Beispiele gibt es bereits,viele davon wurden in sogenannten Demonstra-tionsprojekten gefördert.19 Zwar haben es größereBetriebe naturgemäß etwas leichter, Arbeitalternsgerecht zu gestalten, aber kleinere Unter-nehmen können es auch - wie wir an einigen Bei-spielen auf den folgenden Seiten zeigen. DerGeschäftsinhaber eines (nicht mehr ganz kleinen)Unternehmens, Malzer’s Backstube, hatte sich aneinem Projekt zur alternsgerechten Gestaltungvon Arbeitsplätzen beteiligt und fasst seine per-sönlichen Erfahrungen zum Thema: „Was hat esmir gebracht?“ kurz und knapp zusammen: „mehrZufriedenheit, persönliche Erweiterung von Know-how und verbesserte Personalkosten!“20

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17 Fuchs, Tatjana, 2006: Was ist gute Arbeit? Anforderungen ausder Sicht von Erwerbstätigen, Geschäftsstelle der InitiativeNeue Qualität der Arbeit (Hrsg.), 2. Auflage, Berlin/ Dortmund/Dresden, S. 28.

18 Packebusch, Lutz; Weber, Birgit, 2004: Die Zukunft gestalten:Personalentwicklung im Handwerk. www.demotrans.de.

19 z.B. die BMBF-Transferprojekte zum Demografischen Wandelin www.demotrans.de.

20 Referate der Abschlussveranstaltung des ABI-NRW-Projektes,www.abi-nrw.de/mediabig/233A.pdf.

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Demografiefeste HandwerksbetriebeIn kleinen Handwerksbetrieben gibt es nichtimmer die Möglichkeit, Beschäftigte mit Gesund-heitsproblemen auf Arbeitsplätze zu versetzen,die weniger belastet sind. Das Motto „Vom Dachins Büro“ wird nicht in jedem Betrieb und fürjeden Dachdecker eine Erfolgsstory. Wenn das soist, dann kommt es umso mehr darauf an, frühzei-tig Belastungen zu reduzieren und mit wenigerbelastenden andersartigen Tätigkeiten zumischen.

Die Zukunftswerkstatt der HandwerkskammerHamburg hat Weiterbildungsbausteine und Hand-lungsanleitungen zur alternsgerechten Arbeits-platzgestaltung entwickelt, die etwa im Gebäude-Management erfolgreich angewendet wurden.21

Die „weichen“ Fertigkeiten erfahrener Mitarbeitersollen Betriebe stärker einsetzen, denn sie sindfür die Kundenbindung aber auch für die Ausbil-dung des Nachwuchses von herausragenderBedeutung. Sie werden noch zu wenig genutzt.Eine vorausschauende Handwerksmeisterin, einvorausschauender Handwerksmeister wird früh-zeitig darauf achten, Mitarbeiter entsprechendfortzubilden.

Mit einer intelligenten Laufbahngestaltung inner-halb des Betriebes bei Dachdeckern und denHandwerkern aus Sanitär, Heizung und Klimabeschäftigt sich ein Projekt der FachhochschuleNiederrhein.22 Eine frühzeitige Qualifizierung für

Planungsaufgaben, EDV- Auftragsbearbeitung undKundenbetreuung erweitert nicht nur die fachlicheKompetenz der Mitarbeiter, sie hilft Tätigkeitenmit unterschiedlichem Belastungsspektrum zumischen. Körperliche Belastungen wurden verrin-gert, beispielsweise durch Hebe- und Tragehilfen.Bei Neu- oder Umbauplanungen wurde auch derGesundheitsschutz berücksichtigt.

Gestaltungsbeispiele aus dem Bäcker-, Bau-,Maler-, Sanitär-Klima-Heizung-Handwerk, in Schrei-nerei und Spedition beschreibt die Sozialfor-schungsstelle Dortmund.23 Originell ist der Vor-schlag belastende Arbeiten nicht mehr von denMitarbeitern, sondern von den Kunden erledigenzu lassen: Mit dem Lockvogel „Kostensenkung“bot ein Malerbetrieb seinen Kunden an, die vorbe-reitenden Arbeiten vor dem Tapezieren selbstdurchzuführen (Entfernen von Tapeten, verputzenund verspachteln von Wänden). Damit verlagertder Betrieb zwar einige gesundheitliche Belastun-gen auf seine Kunden, aber die haben wenigstensdie Wahl, ob sie diese Arbeiten selbst überneh-men wollen.

Auch Verkehrsbetriebe bemühen sich um einealternsgerechte Gestaltung, zum Beispiel dieHamburger Hochbahn.24 Seit Ende der 90er Jahrewerden mit allen Fahrerinnen und Fahrern regel-mäßig Gespräche geführt, um frühzeitig Belastun-gen bei der Arbeit zu erkennen oder einfach nur,um Anerkennung auszudrücken. Speziell für Ältere

…vom Dach ins Büro wird nicht für

jeden eine Erfolgsstory. . .

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werden daraus unter anderem Schondienstpläneabgeleitet. Besonders belastende Dienste sollensie möglichst gar nicht oder nur noch selten lei-sten müssen. Auch wenn die Hochbahn damiteinem besonders dringenden Wunsch ihrer älte-ren Beschäftigten entgegen kommt, so wird letz-tendlich die Belastung auf die Jüngeren verscho-ben, bis diese dann im vorgerückten Alter ihrer-seits in den Genuss von Schondienstplänen kom-men können.

Auch in Kindertagesstätten ist alternsgerechtesArbeiten möglich. Vierzehn Einrichtungen mit ins-gesamt 170 Erzieherinnen und Erziehern habendas in einem Projekt erfahren.25 Zu den Maßnah-men, die nach einer Befragung der Leitungen undder Mitarbeiter, ergriffen wurden zählen beispiels-weise: Lärmminderung durch Ruhezonen und raumakustische Maßnahmen, die Anschaffungvon erwachsenengerechtem Mobiliar und Sport-angebote.

Beschäftigte in Heil- und Pflegeberufen klagen überBelastungen von Muskeln und Skelett. Hebehilfenund gezielte Einsätze von je zwei Pflegekräftenkönnen dem abhelfen. Schwieriger wird es, wennBelastungen aus der Arbeitsorganisation oder ausKonflikten mit Vorgesetzten oder Patienten entste-hen. Im Projekt „Arbeitsschutz in der ambulantenPflege“ wurden solche Belastungen in Mitarbei-terzirkeln thematisiert und Lösungen erarbeitet.26

Auch die Sozialstation Eimsbüttel ist mit ihrenachtzig Beschäftigten auf vielen Ebenen aktivdabei, Arbeit präventiv zu gestalten.27 Sie richtetemehrere Mitarbeiterzirkel ein, die Erleichterungenbei der Pflegeorganisation, der Arbeitswege undder Pflegedokumentation entwickeln. ZeitlicheAbläufe wurden besser organisiert. Zwei Quali-tätszirkel beschäftigten sich mit Führung undZusammenarbeit sowie dem Betriebsklima. DieBeschäftigten wurden in Kommunikation geschultund die Pflegedienstleitung gab sich Leitlinienzum Führungsverhalten.

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21 vgl. Handlungsanleitungen für eine alternsgerechte Arbeits-und Personalpolitik – Ergebnisse aus dem Transferprojekt,www.demotrans.de/documents/BR_DE_BR5_lippe-heinrich.pdf.

22 www.demotrans.de/de/overview.php, Schlagwort: Zielgruppen, Handwerk.

23 Georg, Arno; Barkholdt, C.; Frerichs F., 2005: Modelle alterns-gerechter Arbeit aus Kleinbetrieben und ihre Nutzungsmög-lichkeiten, S. 51ff., www.baua.de, Link: Publikationen, Fachbeiträge.

24 Mit Weitblick hoch hinaus: Die Hamburger Hochbahn AGermöglicht auch den älteren Beschäftigten Spitzenleistungenauf gesunden Arbeitsplätzen, www.inqa.de, Rubrik: Gute Pra-xis, Datenbank Gute Praxis, Suche: Hamburger Hochbahn.

25 siehe www.demobib.de, Die Projekte, Link: AlternsgerechteArbeit in Kitas.

26 siehe Beitrag „Höherer Arbeitsschutzstandard in kleinen undmittleren Betrieben“ in diesem Bericht.

27 Das gesunde Unternehmen – Betriebliche Gesundheitsförde-rung in der ambulanten Pflege, www.ak-hamburg.net,Vortragsveranstaltung 2007, Christina Wolf/Susanne Kolb.

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Betriebliche Handlungsfelder

Zu den beiden betrieblichen Stellschrauben füreine alters- und alternsgerechte Arbeitsgestaltunggehören ein niedriges Fehlbeanspruchungsniveauund eine gesundheitsförderliche Arbeitsgestal-tung. Zu den alterskritischen Anforderungen zählen:• Körperlich anstrengende Arbeiten• Einseitig belastende Tätigkeiten• Hitze, Lärm, schlechte Beleuchtung• Arbeiten unter ZeitdruckSchon mit einem vernünftigen Arbeitsschutz las-sen sich viele Belastungen minimieren, beispiels-weise durch technische Hilfsmittel, wie beimHeben und Tragen, und durch ergonomisch gestal-tete Arbeitsplätze.

Maßnahmen, die speziell auf ältere Beschäftigtezugeschnitten sind, sollten bei der Arbeitsgestal-tung berücksichtigt werden, zum Beispiel:• mehr Kurzpausen, vor allem nach Arbeitsspit-

zen, weil ältere Beschäftigte häufiger und län-gere Erholzeiten brauchen;

• an das körperliche Leistungsvermögen ange-passte Arbeitsplätze, weil das am stärkstenaltersabhängig ist,

• flexible Arbeitszeitmodelle, bei denen älterenBeschäftigten Arbeitszeitverkürzungen angebo-ten werden, um sie länger im Unternehmenbeschäftigen zu können und ihnen ein gleiten-der Ausstieg aus dem Erwerbsleben ermög-licht wird.

Aktive Unternehmen

Zwar scheint das Thema „Demografischer Wan-del“ in vielen Unternehmen angekommen zusein, wie die oben angeführten Beispiele zeigen,konkrete Handlungskonzepte sind jedoch noch dieAusnahme. Ein erstes Schlaglicht auf HamburgerBetriebe und ihren Umgang mit dem Thema „älte-re Belegschaften“ wirft eine Befragung desAmtes für Arbeitsschutz.28 Wir wählten achtzehnGroßunternehmen aus, von denen die Mehrzahlwegen ihres vorbildlichen Arbeitsschutzes bereitsmit einer Arbeitsschutzanerkennung ausgezeich-net ist. Es handelt sich also um eine „Positivaus-wahl“: Aufgrund der Größe der Betriebe und ihresvorbildlichen Arbeitsschutzes vermuteten wir,dass sie sich auch mit den Folgen des demografi-schen Wandels für ihr Unternehmen beschäftig-ten. Mit etwa 100.000 Beschäftigten arbeitenungefähr zehn Prozent der Hamburger Erwerbstä-tigen in diesen achtzehn Betrieben. Alle Firmenbeschäftigen 50- und über 50-jährige Mitarbeiter-innen und Mitarbeiter, fünfzehn Betriebe kennenihre Altersstruktur durch ihr Personalcontrolling.

Alterskr i t isch: Körperl ich anstrengende Arbeiten,

einsei t ig belastende Tät igkei ten,Hitze, Lärm, Zugluft …

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28 Müller, Reinhild; Ludwig, Antje; Yu, Fang, 2007: Demographi-scher Wandel in der Arbeitswelt Hamburgs. Untersuchung der(künftigen) Entwicklung und möglicher Gegenstrategien vonHamburger Betrieben und Verbänden. Arbeitspapier. Amt fürArbeitsschutz Hamburg.

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Mehr als die Hälfte der Unternehmen haben sichbisher mit dem demografischen Wandel befasst,mit einer Strategieentwicklung und Umsetzungstehen sie aber noch am Anfang. Nur ein Unter-nehmen hatte ein umfassendes Strategiekonzeptzum demografischen Wandel entwickelt, andereverfolgen unterschiedlichste Ansätze im Rahmenihres Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Die mei-sten Betriebe erwarten als Folgen des demografi-schen Wandels einen Mangel an Fachkräften undAuszubildenden, eine nachlassende Arbeitsfähig-

keit, stärkere Arbeitsverdichtung und einen höhe-ren Krankenstand. Mit unterschiedlichen Maßnah-men richten sie sich auf ihre älter werdendeBelegschaft ein. Am häufigsten wird eine alters-gerechte Arbeitszeitgestaltung verfolgt (10 Betrie-be), darunter fallen sowohl Pausenregelungen,Schichtplanung als auch zusätzliche freie Tage.Altersgerechte Gesundheitsvorsorge und die Aus-bildung von horizontalen und vertikalen Entwik-klungsperspektiven für Mitarbeiter nanntenjeweils sieben Betriebe. Die Qualifizierung Älterer,

Konzept

Abb.8: Alters- und alternsgerechte Maßnahmen von 18 Hamburger Unternehmen

1

5 5 5

7 7

10

AnpassungArbeitsbedingungen

Beteiligung anArbeitsgestaltung

Qualifizierung Perspektiven für Ältere entwickeln

AltersgerechteGesundheitsfürsorge

Arbeitszeitgestaltung(Pausen, Schichtplan,

freie Tage)

Quelle: Müller, Reinhild; Ludwig, Antje; Yu, Fang, 2007: Demographischer Wandel in der Arbeitswelt Hamburgs. Untersuchung der(künftigen) Entwicklung und möglicher Gegenstrategien von Hamburger Betrieben und Verbänden. Arbeitspapier. Amt für ArbeitsschutzHamburg.

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Potenziale der Älteren erkennen und einsetzen – das nützt dem

Unternehmen, den Kunden und den Mitarbeitern

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eine Anpassung der Arbeitsbedingungen an Ältereoder die Beteiligung der Mitarbeiter bei derArbeitsgestaltung wurden nur von jeweils fünfBetrieben genannt (siehe Abb.8).

Es beschäftigen sich bisher zwar noch wenigeUnternehmen mit dem Problem älterer Beleg-schaften, es gibt aber einige Beispiele, die zeigen,dass in einer aktiven Bewältigung des demografi-schen Wandels auch eine hohe Innovationskraftstecken kann.29 Weil nicht nur die Belegschaftenaltern, sondern auch die Kunden, wird es zukünf-tig nicht nur neue Märkte mit speziellen Produk-ten und Dienstleistungen für ältere Menschengeben, sondern auch immer mehr Kunden, die dieKompetenzen und Erfahrungen älterer Beschäftig-ter schätzen werden.

Unternehmen im demo-grafischen Wandel

Die befragten Hamburger Unternehmen erwartenals Folgen des demografischen Wandels einenMangel an Fachkräften und Auszubildenden, einenachlassende Arbeitsfähigkeit, stärkere Arbeits-verdichtung und einen höheren Krankenstand. Aufder anderen Seite sind konkrete Maßnahmen vonBetrieben – selbst bei unserer Positivauswahl –bisher eher die Ausnahme. Für Verbände und Ein-richtungen in Hamburg ist zwar das Thema„Demografie“ präsent, konkrete Initiativen sindaber auch hier eher Einzelfälle.30

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29 vgl. www.demontrans.de30 Müller, Reinhild; Ludwig, Antje; Yu, Fang, 2007: Demographi-

scher Wandel in der Arbeitswelt Hamburgs. Untersuchungder (künftigen) Entwicklung und möglicher Gegenstrategienvon Hamburger Betrieben und Verbänden. Arbeitspapier. Amtfür Arbeitsschutz Hamburg.

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Was tun wir im Amt für Arbeits-schutz?

Auch wir stehen am Anfang der Demografie-Debatte. Wir schulen unsere Mitarbeiterinnen undMitarbeiter, damit sie Betriebe beim Einstieg indas Thema unterstützen können. Zudem habenwir unsere aktuelle Systemkontrollliste31 um dasThema „Demografie“ erweitert. Wir fragen Unter-nehmen, ob sie:• den demographischen Wandel in Ihrem Betrieb

thematisieren, • eine Altersstrukturanalyse durchgeführt haben, • das Durchschnittsalter in Ihrem Betrieb kennen

und / oder• ein Projekt zur alters- oder alternsgerechten

Gestaltung der Arbeit durchführen?Diese Fragen können Unternehmen veranlassen,darüber nachzudenken, ob sie in zehn oder mehrJahren mit ihrer Belegschaft für den Wettbewerbnoch gut aufgestellt sind und ihre Aufgabenbewältigen können. Für uns ist es eine Gelegen-heit das Thema „Arbeitsbedingungen und ältereBeschäftigte“ anzusprechen. Eine alternsgerechteArbeitsgestaltung muss das gesamte Berufsleben

hinweg dafür sorgen, dass Arbeitsanforderungenbewältigt und Gesundheit erhalten und gefördertwird. Dafür braucht es geeignete betrieblicheUmsetzungsstrategien, bei denen wir durch Infor-mation und Beratung unterstützen und in Bran-chenprojekten mit Betrieben gemeinsam nachLösungen suchen. Aber auch mit unserer Über-wachung des betrieblichen Arbeitsschutzsystemsschaffen wir Anreize für Unternehmen, ihrenArbeitsschutz modern und vorbildlich auszurich-ten. Wenn ihnen das gelingt, verleihen wir füreinen bestimmten Zeitraum unsere Arbeitsschutz-anerkennung.32

In diesem Jahr starteten wir das Projekt „Demo-graphischer Wandel in Hamburger Betrieben“;unterstützt wird es vom Zentralinstitut für Arbeits-medizin und Maritime Medizin. Wir ermitteln, obund wie sich Hamburger Betriebe mit diesemThema beschäftigten: Führen Unternehmen eineAltersstrukturanalyse durch? Welche Auswirkun-gen befürchten sie für ihre Branche? Wie bereitensie sich auf die Veränderung ihrer betrieblichenAltersstruktur vor? Die Ergebnisse der Befragungwerden wir für eine Informationsveranstaltung

31 Mit der Systemkontrollliste prüfen wir, wie der Arbeitsschutzin die betriebliche Aufbau- und Ablauforganisation eingebun-den ist und ob die gesetzlichen Vorschriften im Betrieb einge-halten werden. Wir ordnen Betriebe anschließend – je nachArbeitsschutzniveau - einer von drei Gruppen zu. Je niedrigerdas Arbeitsschutzniveau ist, desto kürzer ist der Besichti-gungsintervall und umgekehrt, vgl. näher dazu: www.hamburg.de/aufsichtskonzept.

32 vgl. den Beitrag „Arbeitsschutzanerkennungen“ in diesemBericht oder ausführlich: Behörde für Soziales, Familie,Gesundheit und Verbraucherschutz – Amt für Arbeitsschutz(Hrsg.), 2008: Arbeitsschutz in Hamburg. Das Aufsichtskon-zept. www.hamburg.de/aufsichtskonzept.

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Arbeitsbedingungen für Jung und Alt so gestal ten, dass Sie auch mit 67

gesund in Rente gehen können

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nutzen, auf der wir Handlungsfelder und Strate-gien aufzeigen und diskutieren wollen, wie Unter-nehmen den Herausforderungen des demographi-schen Wandels in der Arbeitswelt begegnen kön-nen.

Wir beraten zu Themen rund um den Arbeits-schutz und die betriebliche Gesundheitsförderung.Für die Unterstützung in den Handlungsfeldern„Qualifikation und Weiterbildung“ oder „Führungund Personalpolitik“ brauchen Unternehmenandere kompetente Berater.

Wird die ArbeitsschutzPartnerschaftein „Demografie-Dach“?

Das Motto „Gemeinsam handeln – jeder in seinerVerantwortung“ gilt auch für die Demografie-debatte. Für das gemeinsame Handeln braucht esin der Region ein gemeinschaftliches Dach unterdem sich unterschiedliche Akteure sammeln kön-nen und ihre Kompetenzen, Initiativen und Ansät-ze in der Region bündeln, um sie auf die Bedarfevon Unternehmen auszurichten: Was brauchenUnternehmen und wie können wir sie in Hamburgunterstützen? Wir werden diese Diskussion in dieArbeitsschutzPartnerschaft einbringen und klären,ob sie zukünftig ein „Demografie-Dach“ für Ham-burger Unternehmen werden kann. Die beteilig-ten Partner wie Unternehmensverbände, Gewerk-schaften, Berufsgenossenschaft, Handels- undHandwerkskammer wären mit ihren unterschied-lichen Kompetenzen und Kontakten als Plattformfür ein „Hamburger Demografie-Netzwerk“ sehrgut geeignet. Sie könnten - mit anderen gemein-sam - Bausteine für ein regionales Handlungskon-zept entwickeln, um das Thema verstärkt nachaußen zu tragen, Betrieben konkrete Unterstüt-zung anzubieten und Modellprojekte in Hamburgzu initiieren.

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Für ein gemeinsames Programm müssten dieBeteiligten festlegen: • Mit welchen Veranstaltungen und Aktionen,

mit welchen speziellen Themen und mit wel-chen Akteuren können wir das Demografie-thema in Hamburg attraktiv machen?

• Welche Unterstützung können wir Betriebenanbieten?

• In welchen Betrieben, Branchen oder Berufs-gruppen sollten wir Projekte initiieren? ImHandwerk (wegen KMU), im Gesundheits-dienst und im Handel (viele Beschäftigte inHamburg, hohe Arbeitsbelastungen) oder inder Bauwirtschaft und der Metallbranche(begrenzte Tätigkeitsdauer in vielen Berufen)?

• Was bewegen wir jeweils in der eigenen Orga-nisation?

• Wie können wir betriebliche Berater für dasThema qualifizieren?

• Wie organisieren wir den Erfahrungsaustauschzwischen Unternehmen?

• … und vieles mehr.

Wir machen uns für gesunde und sichere Arbeits-plätze in Hamburg stark und fordern Unterneh-men dazu auf, ihre Arbeitsbedingungen für Jungund Alt so zu gestalten, dass sie zukünftig auchmit 67 Jahren noch gesund in Rente gehen kön-nen. Beratung und Unterstützung bei der präventi-ven Arbeitsgestaltung und betrieblichen Gesund-heitsförderung leisten wir gern. Wenn Betriebemit alternden Belegschaften erfolgreich im Wett-bewerb sein wollen, müssen sie jetzt handeln.Dass es vielfältigen Möglichkeiten dazu gibt, zeigtdieser Beitrag.

AnsprechpartnerinMargit [email protected]: 0 40 428 37 28 03

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Wir überprüften im Rahmen unseres Aufsichts-konzeptes ABS (Aufsicht, Beratung, Systemüber-wachung) die Arbeitsschutzsysteme HamburgerUnternehmen. In den letzten Jahren haben wir2.977 Betriebe aller Größenordnungen einerSystemkontrolle unterzogen.1 206 Unternehmenwurden mit der inzwischen sehr begehrtenUrkunde – der Arbeitsschutzanerkennung – ausge-zeichnet. Mehr als siebzig Prozent der überprüftenFirmen (2146) entsprachen im Wesentlichen dengesetzlichen Vorgaben im Arbeitsschutz, beiknapp jedem fünften Betrieb (625) mussten wirNachbesserungen verlangen (Stand 07/2008).

Betriebe werden von uns mit der „Arbeitsschutz-anerkennung“ ausgezeichnet, wenn sie• konkrete Ziele zum Arbeitsschutz in der Unter-

nehmenspolitik formulieren,• im Branchenvergleich seltener und weniger

schwere Unfälle haben und sie auch nicht mel-depflichtige Unfälle erfassen und bewerten,

• erfolgreich in die systematische Verbesserungder Arbeitsbedingungen eingestiegen sind,zum Beispiel die Gefährdung durch psychischeBelastungen beurteilt oder betrieblicheGesundheitsförderung eingeführt haben.

Arbeitsschutzanerkennung

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Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gel-ten abgewandelte Kriterien, die auf die besonde-ren Belange und Möglichkeiten der KMU Rück-sicht nehmen.1 Mit der „Arbeitsschutzanerken-nung“ zeichnen wir Betriebe aus, die im Arbeits-schutz ein vorbildliches Niveau erreicht haben,dies ist jedoch keine Zertifizierung. Die zeitlicheBefristung unserer Anerkennungen trägt dazu bei,dass die Unternehmen in ihrem Engagementnicht nachlassen, sondern sich regelmäßig aufden Prüfstand stellen und bewerten lassen müs-sen. Uns ermöglicht die Fristsetzung, veränderteAnforderungen im Arbeitsschutz und neue Impul-se in den betrieblichen Alltag einzubringen.

Seitdem der letzte Arbeitsschutzbericht veröffent-licht ist, haben wir 41 Großbetriebe sowie 29 klei-ne und mittlere Unternehmen mit der Arbeits-schutzanerkennung ausgezeichnet. Die neuerenvorbildlichen Betriebe im Arbeitsschutz finden Sieauf den nächsten Seiten dieses Berichtes.

Im Internet führen wir alle Hamburger Betriebe,die seit dem Jahr 1999 eine Arbeitsschutzaner-kennung von uns erhalten haben. Seit dem Jahr2003 stellen wir Ihnen die Betriebe und ihre Lei-stungen im Arbeitsschutz auf unserer Homepagevor: www.hamburg.de/arbeitsschutz, Rubrik: Vorbildlich im Arbeitsschutz.

1 Die Systemkontrollliste sowie die Checkliste für KMU-Betriebe finden Sie als Download unter: www.hamburg.de/aufsichtskonzept

Welcher Hamburger Betr ieb ist vorbi ldl ich im Arbeitsschutz?

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Hamburger Hochbahn AG 13.10.2005Institut für Hygiene und Umwelt 27.01. 2006DB Fernverkehr AG Regionalbereich Nord ICE-Werk Hamburg-Eidelstedt 16.03.2006Deutsche Post AG Briefverteilzentrum Hamburg-Zentrum 01.08. 2006Flughafen Hamburg GmbH 09.08.2006BODE Chemie GmbH & Co. KG 23.08.2006Shell Global Solutions (Deutschland) GmbH 06.09.2006Asklepios-Klinik St. Georg 08.05.2007E.ON Hanse AG 08.11. 2006Baltic Metalltechnik GmbH Standort Hamburg 22.11. 2006Cytec Surface Specialties Germany GmbH & Co.KG 04.12.2006Müllverwertung Borsigstraße GmbH 13.12.2006Beiersdorf AG 18.12.2006Airbus Deutschland GmbH 11.01. 2007Desitin Arzneimittel GmbH 23.01. 2007Shell Deutschland Oil GmbH, Raffinerie Harburg 23.01. 2007EULER HERMES Kreditversicherungs-AG 17.04. 2007ELANTAS Beck GmbH 10.05.2007NXP Semicondutors Germany GmbH 26.04.2007SIEMENS AG 01.06. 2007Volksfürsorge Versicherungsgruppe 22.05.2007ROFIN-SINAR Laser GmbH 19.06.2007Hamburger Stadtentwässerung WE Klärwerke 20.06.2007VHH Verkehrsbetriebe Hamburg Holstein 02.07. 2007SIG Corpoplast GmbH & Co. KG 02.07. 2007Lufthansa Technik AG, Lufthansa Basis Hamburg 02.11. 2007HOLSTEN-BRAUEREI AG 13.11. 2007HHLA Container Terminal Tollerort GmbH 14.11. 2007Vopak Dupeg Terminal Hamburg GmbH 30.11. 2007Hamburg Port Authority 18.12.2007MontBlanc InternationalGmbH 28.04.2008tesa Werk Hamburg GmbH 21.01. 2008NKG Kala Hamburg GmbH 21.01. 2008Vattenfall Europe Hamburg Heizkraftwerke Hamburg Kraftwerk Tiefstack 21.01. 2008Vopak Dupeg Terminal Hamburg GmbH, Betriebsteil Neuhof 14.02.2008Otto (GmbH & Co KG) 18.04.2008Tchibo Manufacturing GmbH & Co. KG 06.05.2008Sartorius Mechatronics T&H GmbH 14.05.2008MVR Müllverwertung Rugenberger Damm GmbH & Co.KG 03.06.2008ThyssenKrupp Fahrtreppen GmbH 17.06. 2008Daimler AG, Mercedes-Benz Werk Hamburg 17.06. 2008Columbus Shipmanagement GmbH 03.07.2008

Hamburger Betriebe mit einem vorbildlichen Arbeitsschutz*

Großbetriebe ausgezeichnet am

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Vera Klärschlammverbrennung GmbH 17.07. 2008Philips Technologie GmbH Forschungslaboratorien, Medizinische Bildgebung Hamburg 06.10.2008Berufsgenossenschaftliches Unfallkrankenhaus Hamburg 06.10.2008Hapag Lloyd AG 06.10.2008Haltermann Products Hamburg, Zweigniederlassung der Dow Olefinverbund GmbH 06.10.2008TRIMET ALUMINIUM, Niederlassung Hamburg 24.10.2008AXA Service AG 24.10.2008

Klein- und Mittelbetriebe ausgezeichnet amSpringer Bio-Backwerk GmbH & Co. KG 01.11. 2005Steuerbüro Heike Wolf 07.11. 2005Josef Möbius Bau-Aktiengesellschaft 02.12.2005BSN medical GmbH & Co. KG 12.12.2005FRISTAM Pumpen F. Stamp KG (GmbH & Co.) 12.09.2006Ambulante Pflege St. Markus in der Martha Stiftung gGmbH 09.01. 2007Ambulante Pflege von Appen GmbH 09.01. 2007DRK Sozialstation Emsbüttel-Nord 09.01. 2007Ambulante Pflege der Evangelischen Stiftung Bodelschwingh 09.01. 2007Ambulanter Pflegedienst der Hamburger Brücke (Gesellschaft für private Sozialarbeit e.V.) 09.01. 2007Häusliche Krankenpflege Jörg Schluchtmann 09.01. 2007Ambulante Kranken- und Altenpflege Kreusel 09.01. 2007Ambulanter Pflegedienst Manuela Gorbatschew 09.01. 2007PTW Pflegteam Gesellschaft für Pflegedienste mbH 09.01. 2007PTH Pflegeteam "to huus" GmbH 09.01. 2007Ambulante Kranken- Und Altenpflege Statz&Maneck 09.01. 2007Ihre Pflegestation Christiane Mosch 09.01. 2007Sanare Pflegegesellschaft mbH 09.01. 2007Pegasos Gesellschaft für ambulante Dienste mbH 09.01. 2007Albertinen Ambulanter Pflegedienst 09.01. 2007WERT Werkstoff-Einsammlung GmbH 05.04.2007Rudolf Richers GmbH 10.07. 2007SCA Service Center Altenwerder GmbH 12.09.2007Breber Holding B.V. 13.09.2007acos, Advanced Converting Solutions GmbH 13.09.2007MCE Industrietechnik Nord GmbH 27.03. 2008MHG Heiztechnik GmbH 04.04.2008Optiker Bode 23.04.2008Dr. Fintelmann und Dr. Meyer GmbH 16.05.2008Fresh Factory GmbH 17.07. 2008Kurt A. Behrmann, Wäschereimaschinen und Reinigungsanlagen GmbH 06.10.2008Gall & Seitz GmbH Schiffsreparaturen, Mechanische Werkstätten 06.10.2008

* Betriebe, die seit Erscheinen des letzten Arbeitsschutzberichtes ausgezeichnet wurden. Die vollständige Liste finden Sieunter: www.hamburg.de/arbeitsschutz, Rubrik: Vorbildlich im Arbeitsschutz.

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… der heiße Draht zum Arbeitsschutz

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Haben Sie Fragen zum Arbeitsschutz? MöchtenSie wissen, wer in Hamburgs Behörden für einganz bestimmtes arbeitsplatzbezogenes Problemzuständig ist? Möchten Sie eine Beschwerde überbetriebliche Missstände loswerden und wissen,wer Ihnen helfen kann? Haben Sie sich über eineBesichtigung unserer Kolleginnen und Kollegen imBetrieb geärgert? Oder wollen Sie im Gegenteilunsere Mitarbeiter loben? Dann wählen Sie 428 372112 oder schreiben Sie uns: [email protected].

Am Telefon beantwortet ein Mitarbeiter desAmtes für Arbeitsschutz Ihre Fragen: montags bis donnerstags von 8.30 bis 16.00 Uhrund freitags bis 14.00 Uhr.Außerhalb der Dienstzeiten zeichnet ein Anruf-beantworter alle Anfragen auf.

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Arbeitsschutztelefon: 428 37 21 12

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Wir halten über siebzig Publikationen für Siebereit. Sie können Sie im Internet herunterladen,kostenlos bestellen oder eine Liste unserer Veröf-fentlichungen anfordern. Alle Angaben dazu findenSie im Impressum. Wenn Sie unsere Zeitschrift„forum arbeitswelt“ abonnieren möchten, nutzenSie gern unsere Abo - Postkarte in diesemBericht.

Unsere neuen Veröffentlichungen

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• Kühlschmierstoffe. Eine Checkliste zur Gefähr-dungsbeurteilung,

• Wasser Haut rein. Hautschutz bei Feuchtarbeitin Restaurantküchen,

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Publikationen

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Jung und schwerhörig? Disco-Lärm, MP3-Playerauf höchster Lautstärke, Open Air Konzerte, Lärmam Arbeitsplatz, Verkehrslärm – die meisten Men-schen unterschätzen die Gefahren. Lärm schädigtdas Hörvermögen: je länger und je lauter, destostärker und früher. Die gute Nachricht: Man kannetwas dagegen tun! Das Amt für Arbeitsschutz bietet Betriebenkostenlose Veranstaltungen an. Auf dem Pro-gramm steht einen Tag lang der Lärm am Arbeits-platz und in der Freizeit. Zielgruppe sind Berufsein-steiger und junge Beschäftigte. InteressierteBetriebe können Termine direkt mit unseremAnsprechpartner vereinbaren oder bei unseremArbeitsschutztelefon anrufen: 428 37 2112.Mehr Informationen erhalten Sie im Internet: www.hamburg.de/arbeitsschutz, Rubrik: Veranstaltungen, „Heute schon gehört?“.

AnsprechpartnerLeo KrebsAmt für ArbeitsschutzTel. 0 40 4 28 457499E-Mail: [email protected]

Heute schon gehört?

…Veranstal tungen für jungeBeschäft igte und Betreuer vonKleinbetr ieben. . .

Sie betreuen einen kleinen oder mittleren Betriebund gehören einem sicherheitstechnischen oderbetriebsärztlichen Dienst an? Wenn Sie ihre Betrie-be nachhaltig und effizient betreuen und von denErfahrungen anderer Berater profitieren möchten,kommen Sie zum Erfahrungsaustausch in das Amtfür Arbeitsschutz. Wir stellen Ihnen unser Arbeits-schutz-Handbuch vor, informieren über aktuelleEntwicklungen im Arbeitsschutz und bieten Ihneneine Plattform zum Austausch betrieblicher Erfah-rungen. Aktuelle Termine erfahren Sie unter:www.hamburg.de/arbeitsschutz, Rubrik: Veranstal-tungen.

Arbeitsschutz leicht gemacht

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Die Zeitschrift „forum arbeitswelt“ informiert Sieregelmäßig über Gesundheit und Sicherheit beider Arbeit in Hamburg. Auf vier Seiten rücken wirden Arbeitsschutz zwei Mal pro Jahr näher insBild: Themen mit Praxisbezug, branchen- undbetriebsnahe Kooperationsprojekte, betrieblicheProblemlösungen und „good practice“ Beispielestehen im Vordergrund der Kurzbeiträge.

Sie können die Zeitschrift abonnieren oder imInternet herunterladen: www.hamburg.de/arbeitsschutzpublikation.

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Zeitschriftforum arbeitswelt

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Amt für ArbeitsschutzHamburg

Fragen zum Arbeitsschutz:Arbeitsschutztelefon: 040 / 428 37 21 12oder online über KomNet-Arbeitsschutz: www.hamburg.de/komnet

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HerausgeberFreie und Hansestadt HamburgBehörde für Soziales, Familie, Gesundheit und VerbraucherschutzAmt für ArbeitsschutzBillstraße 8020539 Hamburgwww.hamburg.de/arbeitsschutz

RedaktionMargit Freigang, Augo KnokeTel.: 0 40 4 28 37 28 03E-Mail: [email protected]

GestaltungKerstin Herrmann, www.kwh-design.de

DruckLandesbetrieb Geoinformation und Vermessung, Hamburg1. Auflage, November 2008

BezugDer Arbeitsschutzbericht ist kostenlos erhältlich beim Amt für Arbeitsschutz o.a. Anschrift und unterTel.: 0 40 4 28 37 31 34Fax: 0 40 4 27 94 80 48E-Mail: [email protected] Download im Internet: www.hamburg.de/arbeitsschutzpublikation

Die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in diesem Berichterreichen Sie über das Arbeitsschutztelefon: 0 40 428 372112

Impressum

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