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Bundesministerium I für Gesundheit Mitglied des Deutschen Bundestages Frau Sabine Zimmermann 11011 Berlin Ingrid ischbach ParlamentarischeStaatssekretärin Mitglied des Deutschen Bundestages H US NSCHRIFT Friedrichstraße 108, 10117 Berlin POST NSCHRIFT 11055 Berlin TEL +49 0)30 18441-1070 F X +49 0 )30 18441-1074 E MAIL [email protected] Berlin, 11. März 2016 Schriftliche Fragen im März 2016 Arbeitsnummern 3/40 und 3/41 Sehr geehrte Frau Kollegin, Ihre o. a. Fragen beantworte ich wie folgt: Frage Nr. 3/40: Auf w elche Faktoren führt die Bundesregierung die in der aktuellen Gesundheits- berichterstattung des Bundes („Gesundheit in Deutschland ) dokumentierten signifikant niedri- geren Lebenserwartungswerte gerade für Männer in struktur- und einkommensschwachen Re- gionen wie großen Teilen der neuen Bundesländer, des Ruhrgebiets, des Saarlandes und Fran- kens zurück? Antwort: In Deutschland gibt es verschiedene Befunde, die darauf hindeuten, dass regionale Unterschiede in der Lebenserwartung und Sterblichkeit mit der regionalen sozioökonomischen Lage assoziiert sind. Auch in der Gesundheitsberichterstattung des Bundes werden die Aspekte besonderer Le- benslagen gesondert berücksichtigt, um Daten und Erkenntnisse für neue Entwicklungen, Hand- lungsempfehlungen und M aßnahmen zur Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit zu erlangen. Aus den Ergebnissen der unterschiedlichen Untersuchungen lässt sich ableiten, dass günstigere sozioökonom ische Bedingungen in der Wohnregion mit einer höheren Lebenserwar- tung einhergehen. Dieser Zusammenhang ist ausgeprägter für die Lebenserwartung von Män- nern als für die Lebenserwartung von Frauen zu beobachten. Diese Unterschiede lassen sich auf eine Vielzahl von individuellen Einfluss- und Risikofaktoren, wie Bildung, Gesundheitsverhalten (Rauchen, Ernährung, Bewegung) sowie Arbeits- und weitere Lebensbedingungen zurückführen. Bei vielen Krankheiten und Beschwerden, die aus den ge-

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Bundesministerium

I für Gesundheit

Mitglied des Deutschen Bundestages

Frau Sabine Zimmermann

11011 Berl in

Ingrid ischbach

Parlamentarische Staatssekretärin

Mitglied des Deutschen Bundestages

H US NSCHRIFT

Friedrichstraße 108, 10117 Berlin

POST NSCHRIFT 11055 Berlin

TEL

+49 0)30 18441-1070

F X +49 0)30 18441-1074

E MAIL [email protected]

Berlin, 11. März 2016

Schriftliche Fragen im März 2016

Arbeitsnummern 3/40 und 3/41

Sehr geehrte Frau Kollegin,

Ihre o. a. Fragen beantworte ich wie folgt:

Frage Nr. 3/40:

Auf w elche Faktoren führt d ie Bundesregierung die in der aktuellen Gesundheits-

berichterstattung des Bundes („Gesundheit in Deutschland ) dokumentierten signifikant niedri-

geren Lebenserwartungswerte gerade für Männer in s truktur- und e inkommensschw achen Re-

gionen wie großen Teilen der neuen Bundesländer, des Ruhrgebiets , des Saarlandes und Fran-

kens zurück?

Antwort:

In Deutschland gibt es verschiedene Befund e, die darauf hindeuten, dass regionale Unterschiede

in der Lebenserwartung und Sterblichkeit mit der regionalen sozioökonomischen Lage assoziiert

sind. Auch in der Gesundheitsberichterstattung des Bundes werden die Aspekte besonderer Le-

benslagen gesondert berücksichtig t, um Daten und Erkenntnisse für neue Entwicklungen, Hand-

lungsempfehlungen und M aßnahmen z ur Verringerung der gesundheit lichen Ungleichheit zu

erlangen. Aus den Ergebnissen der unterschiedlichen Untersuchungen lässt sich ableiten, dass

günstigere sozioökonom ische Bedingungen in der W ohnregion mit e iner höheren Lebenserwar-

tung e inhergehen. Dieser Zusammenhang is t ausgeprägter für d ie Lebenserwartung von M än-

nern a ls für d ie Lebenserwartung von Frauen zu beobachten .

Diese Unterschiede lassen sich auf eine Vielzahl von individuellen Einfluss- und Risikofaktoren ,

wie Bildung, Gesundheitsverhalten (Rauchen, Ernährung, Bewegung) sowie Arbeits- und weitere

Lebensbedingungen zurückführen. Bei vielen Krankheiten und Beschwerden, die aus den ge-

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annten Risikofaktoren resultieren, bestehen ebenfalls soziale Unterschiede mit einem höheren

Antei l der unteren Statusgruppen.

Frage Nr. 3/41:

Welchen politischen Handlungsbedarf leitet die Bundesregierung aus der Erkenntnis der aktuel-

len Gesundheitsberichterstattung des Bundes („G esundheit in Deutschland ) ab, dass die Diffe-

renz in der Lebenserwartung zwischen der niedrigsten und der höch sten von fünf Einkomm ens-

gruppen bei Frauen 8,4 Jahre und bei Männern 10,8 Jahre beträgt?

Antwort:

Zahlreiche, M aßnahmen der B undesregierung zielen auf eine Verbesserung der gesundhei tlichen

Chancengleichheit . Dazu zählt der umfassende Zugang zu G esundhei tsleistungen im Rahm en

der gesetzlichen Krankenversicherung, der unabhängig von der ökonomischen Leistungsfähig-

keit gewährt wird. Für die Ausrichtung von Prävention und Gesundheitsförderung stellt die Be-

achtung der sozialen Unterschiede vor Krankheit und Tod sowie die Beeinflussung des gesund-

heitsrelevanten Verhaltens ein L eitprinzip dar.

Mit dem in Deu tschland im Jahr 2015 in Kraft getretenen „Gesetz zur Stärkung der Gesundheits-

förderung und Prävention werden die Krankenkassen dazu verpflichtet, gezielt Leistungen zur

Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten zu erbringen. Insbesondere der Zu-

gangsweg über die Lebenswelten der M enschen soll dazu beitragen, sozial benachteiligte Ziel-

gruppen zu erreichen. Die Verminderung sozial bedingter und geschlechtsbezogener Ungleich-

heiten ist ein wesentliches Ziel der m it dem Präventionsgesetz ausg ebauten Leistungen zu r pri-

mären Präv ention und Gesundheitsförderung (§ 20 Absatz 1 S atz 2 Fünftes Buch Sozialgesetz-

buch - SGB V ). Hierfür stehen ab 2016 mit etwa 500 M io. Euro pro Jahr deutlich mehr Mittel zur

Verfügung als in der Vergangen heit. Eine nach geme insamen Zielen ausgerichtete verbesserte

Koordination der Leistungen und Angebote in den Lebensw elten sowie der Kooperation der So-

zialleistungsträger mit den maßgeblich verantwort lichen A kteuren in den Ländern und K om-

munen soll dafür sorgen, dass Gesundheitsförderung und Prävention in jedem Lebensalter und

in allen Lebensbereichen als gemeinsam e Aufgabe un terstützt wird.

Unterstützt werden die M aßnahmen der Krankenkassen nach dem Prävent ionsgesetz durch die

Einbeziehung der nationalen G esundheitsziele von „gesundheitsziele.de , die als Konsensplatt-

form gesundhei tspoli ti scher Akteure des Bundes, der Länder und Komm unen den Sozialversi -

cherungsträgern als Referenzgrößen für die F estlegung von Kriterien für Leistungen in der Ge-

sundheitsförderung und Prävention dienen. Vom Evaluationsbeirat von „gesundheitsziele.de

 

wurde ein Leitfaden zur gesundheitlichen Chancengleichheit herausgegeben, der Leitfragen für

soziale Merkm ale zum Geschlecht, zum sozioökon omischen Status und zur Migration für die

Ausarbeitung der nationalen Gesundheitsziele formuliert.

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Mit dem Kooperationsverbund „Gesundheitl iche Chancengleichheit , der bereits im Jahr 2003

von der Bund eszentrale für gesundheitl iche Aufklärung ins Leben g erufen wurde, wird ein be-

währter Ansatz fortgeführt und weiterentwickelt. Die zentrale Initiative des Kooperationsver-

bund es, der Partnerprozess „Gesund au fwachsen für alle , wurd e im Herbst 2015 auf alle Alters-

gruppen erwei tert und in „Gesundhei t für alle umbenannt . Mit se inen Instrumenten können

nun A ktivitä ten für a l le Altersgruppen gefördert werden.

Mit d ieser z ielgruppenspezifischen Ausrichtung der P rävention und Gesundheitsförderung wil l

die Bundesregierung dem b esonderen Handlungsbed arf einer unterschiedlichen Lebenserwar-

tung von Frauen und M ännern nach sozioökonomischem Sta tus nachhaltig Rechnung tragen.

Mit freundlichen Grüßen