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Astronomische Mitteilungen

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Page 1: Astronomische Mitteilungen

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nisehen Chemie kSnnen freilich nicht allein zur Auf- kl~rung dieser biochemischen Prozesse ausreichen, die viel vollkommener arbeiten als die kiinstlichen ehemischen ]Hethoden. Er geht hierauf auf die Chemie der Fette fiber und weist durauf hin, dal] es vor allem die orga- nische Synthese gewesen ist, welche uns die Konst i tut ion der Fet te zumindest in ihren Itauptzfigen gelehrt hat. Freilich sind wir fiber den Vorgang der Verbreunung der Fet te im TierkSrper und noch mehr iiber den Vor- gang tier Fettentstehuug im Tierk~rper noch sehr im unklaren, wenngleich sich aueh eine Ents tehung der- setbeu aus K?hlehydraten vorstellen l~i~t. Auch aui dem viel schwierigeren Gebiete der Kohlehydrate hat die organische Synthese ganz wesentlich dazu beigetragen, die Konsti tut ion dieser KSrper klarzulegen. Aueh der biologischen Forsehung ist diese Erweiterung unserer Kenntnisse auf dem Gebiet der Konst i tut ion der Kohle- hydrate zugute gekommen und namenttich wurde die Lehre yon den Ferment- und Enzymwirkungen viel- inch gefSrdert. Ebenso bedeutuugsvoll is t die Synthese ffir die Chemie der Eiwcii]kSrper geworden, wo sie ganz wesentlich zur Ermit telung der Konsti tut iou der Ei- weil3spaltprodukte beigetragen hat und wo durch die kfinstliehe Herstellung yon Polypeptiden der analytischen Untersuchung der Peptone und Albumosen neue Bahnen erSffnet wurden. ~Venn auch die Mittel, deren sich bis jetzt die kfinstliche Synthese meistens bedient hat, aller- dings verschieden yon den in der Lebewelt zur Verwen- dung kommenden Agentien sind, so hat sich doch fiberall, wo es sich darum handelte, Aufschlul~ fiber die Struktur und ~¢ietamorphose zu gewinnen, die Mithilfe der kflnst- lichen Synthese ats notwendig erwiesen. J . M .

Loeb, L., The Comparative Efficiency of Weak and Strong Bases in Artificial Parthenogenesis. Journal of Exp. Zoology, vol. 12, 1912. In einer frfiheren Arbeit wurde yon dem Verfasser

gezeigt, dal~ schwache Shuren (CO2) viel leichter ktiust- liche Parthenogenesis (Membranbildun~) herbeifiihren kSnnen als starke Sauren, welche Erscheinung er mit dem Umstande in Zusammenhang brachte, dub nur jene S~uren, welche leicht in das Ei diffundieren, kfinstliche Parthenogenesis auszulSsen vermSgen. In der vorliegen- den Arbeit ~fihrt er den Nachweis, dab auch Ahnliches fiir die Basen gilt, indem eine so schwache Base wie alas Anmmniak ffir die Hervorrufung tier kfinstlichen Par- thenogenese ganz bedeutend wirksamer ist, als das s tark basisehe KOK, NaOH und Tetramethylammonium- hydroxyd, was wahrscheinlich gleichfalls mit dem Um- stande in Zusammenhang steht, dab ersteres sehr rasch in das Innere des Eies dringt, wghrend die starken Basen nur sehr langsam oder gar nicht hineindiffun- dieren. Die Ausffihrung der ¥ersuche geschah derart, dab die Eier zun~chst ffir einige Zeit in eine mi t einer tier erw~thnten Basen alkalisch gemaehten SalzlSsung kamen und hierauf einige Minuten in eine hypertonische SatzlSsung und erst dann in gewShnliches Seewasser versetzt wurden. Die mit Ammoniak behandelten Eier entwickeln in der hypertonischen SalzlSsung eine IV[era- bran; die Bildung der ~YIembran kann wohl auch schon in der alkalischen Salzl~sung erfolgen, jedoch muB das Ei darin eine bedeutend l~tngere Zeit verweilen. Dutch Entziehung des Sauerstoffes, wie dies durch oxydations- verhindernde ]~ittel, z. B. Spuren yon Cyankalium, be- wlrkt werden kann, wird diese Wirkung des Ammoniaks verhindert oder zumindestens verzSgert. Da nun aber durch diese Versuche gezeigt wurde, dab nur jener Teil des Alkalis wirksam ist, der in das Innere der Eizelle dr ingt , und aus einer frfiheren Arbeit des Verfassers hervorgeht, dab die Oxydationsgeschwindigkeit durch NHaOH viel mehr beschleunlgt wird als durch die starke

As t ronomische Mi t te i lungem [ Die lqatur- Lwissensohaften

Base KOH. so geht daraus hervor, dab die Oxydations- prozesse nicht, wie einige Forscher meinen, auf die Ober- flhche des Eies beschrEnkt sind, sondern zu einem sehr wesentlichen Teile im Innern der Zelle vor sich gehen.

J . M .

Loeb~ J. und H. ~,Vasteneys~ Die Oxydationsvorgiinge im befruehteten und unbefruehteten Seesternei. Arch. f. Entwicklungsmechanik Bd. XXXV, 1912. Loeb hatte seinerzeit die Vermutung ausgesprochen,

dab die Oxydationsvorg~tnge oder mit diesen im Zusam- menhang stehende Prozesse ffir den raschen Tod des un- befruchteten Eis verantwortl ich sind. Es hat te sich ge- zeigt, dab alas reife unbefruchtete Seeigelei eine Woche am Leben bleiben kann, w~hrend alas reife unbe- fruchtete Seesternei innerhalb weniger Stunden zugrunde geht, falls nicht eine Befruchtung erfolgt. Entzieht man abet dem Ei deu Sauerstoff, so l~Bt es sich bedeutend liinger am Leben erhalten. Loeb wirf t nun die Frage auf, warum die reifen unbefruchteten Seesterneier so viel rascher absterbeu als die unbefruchteten Seeigel- eier. Im befruchteten Seeigelei verlaufen die Oxy- dationsvorg~nge nach der Befruchtung 4--6 mal rascher als im unbefruchteten. Es scheint daher, dab im rei- ~en, aber unbefruchteten Seesternei die Oxydationsvor- ggnge schon nuch tier Eireifung eine erhebliche Steige- rung erfuhren und hierdurch der schnelle Tod derselben bewirkt wird. Zur Priifung dieser Ansicht maI]en die beiden ¥erfasser die In tens i ta t der 0xydationsvorg~inge im befruchteten and unbefruchteten Seesternei and ka- men hierbei zu dem Resultate, dab sowohl im reifen unbefruchteten Seesternei als auch im befruchteten See- sternei die Oxydationsvorg~nge mit nahezu derselben Geschwindigkeit verlaufen. Die Verfasser ziehen dar- aus den SchluB, dab das unbefruchtete Seesternei darum rascher abstirbt, well in ihm die Oxydationen relativ rusch verlaufen; die lebensrettende Wirkung der Be- fruchtung besteht darin, dab sie das Ei gegen die sehSd- liche Wirkuug der Oxydationsvorg~nge oder mit dieseu im Zusammenhang stehenden Prozesse immunisiert.

J . M .

Astronomische Mitteilungen. Ein ~euer kleiner Planet ist auf der Sternwarte

KSnigstuhl bei Heidelberg entdeckt worden, der die Bezeichnung ,1913 RE" tr~tgt und yon der 13. GrSBen- klasse ist. Dagegen hat sich der friiher als neu entdeckt mitgeteil te Planetoid 1913 RA nach den Untersuchungen yon A. Berberich in den Astron. hTachr. Nr. 4641 als identisch mit dem kleinen Planeten Irene Nr. 14 er- wiesen, was fibrigens schou aus der ziemlich betr~cht- lichen Helligkeit (9. GrSBenklasse) recht wahrscheinlich w a r . - -

Uber systematische Fehler versehiedener Beobaehter bei Kometenbeobacht~tngen bringt E. Redlich in den Astron. Nachr. Nr. 4641 eine interessante Untersuchung. Mit Reeht betont der Yerfasser, daB, wie alle fibrigen astronomischen Messungen, auch Kometenbeobachtungen gewissen systematischen Fehlern unterliegen, die in den Sinneswahrnehmungen des Beobachters, im Ins t rument usw. ihren Ursprung hubert. Da nun bei der Bahn- bestimmung yon Kometen h~ufig gerade mehrere Beob- achtungen von ein uud demselben Astronomen, gelegent- lich auch Positionsmessungen verschiedener Beobachter benutzt werden, so ist die Ermit t lung derart iger syste- matischer Fehler ffir eine mSglichst einwandfreie Bahu- bestimmung eines Kometen yon grol3er Wichtigkeit. Man nml~ daher unter allen Umstfinden bei Bahnbestimmungen yon Kometen, besonders wean dieselben zum grS[tten Teil

Page 2: Astronomische Mitteilungen

Heft 18. ] 2. 5. 1913 J

auf Positionsmessungen ein and desselben Beobachters beruhen, den systematischen Fehlern des Beobachters l~echnung tragen. Der Verfasser hat nun ftir im ganzen 62 verschiedene Beobachter und bei 13 Kometen die syste- matischen Fehler der Astronomen, unter Zugrundelegung yon NormalSrtern in der Kometenbahn und mi t Bildung der Unterschiede ,,Beobachtung minus l:~eehnung" a,b- geleitet. Es ergibt sieh aus der entsprechenden Zu- sammenstellung, da~ die systematischen Fehler im ~vlaxi- mum in Rektaszension fa.st 5 Bogensekunden und in De- klination etwas fiber 3 Bogensekunden betragen. Auf- fallend erscheint, dal~ nur bei einem Beobachter den grSl]ten Fehlern in der l~ektaszension auch die Maximal- fehler in der anderen Koordinate entsprechen, w~hrend sonst die Betr~ge der Fehler in den beiden Koord~naten einer Kometenposition betr~tchtlich hin und her- schwanken. Von grol]era Interesse wiirde es nunmehr sein, wenn der Verfasser auch die photographisch auf- genommenen Kometenpositionen, die yon persSnlichen Auffassungsfehlern nahezu frei sein mfissen, demn~chst auf etwa tibrig bleibende systematische Fehler unter- suchen w~irde. - -

~?ber Verziehungen dvr photographisehen Plat ten bei photogeographischen Breitenbestimmungen ftir den inter- nationalen PolhShendienst maeht anf der nordamerika- nischen Breitenstation Gaithersburg Md. der dortige Astronom Frank E. Rofl in den Astron. Nachr. Nr. 4642 nicht unwichtige Mitteilungen. Aus den nur ganz kurzen Andentungen tiber das Ins t rument geht zun~chst hervor, dab zum Photographieren der Sternspuren naeh der Itorrebow-Taleott-Methode auf jener nordamerikanischen Breitenstation nicht das bereits 1895 nach Prof. Marcuse yon Wansehaf f konstruierte und durch eingehende ~{es- sungsreihen von Prof. Mareuse sowie nachher aneh yon Prof. Wanach erprobte photographische Zenitteleskop Verwendung finder, sondern vielmehr eine besondere photographisehe Zenitkamera mit sehr kurzer Brenn- weite. Die benutzten Plat ten haben einen Umfang von nur 27/37 mm, und eingehende Untersuchungen fiber das Verziehen der empfindlichen Schicht gaben das fiberaus wichtige I~esultat, dab nur ftir die in Luft getrockneten Plat ten ein betr~chtliches Verziehen auftrat, w~thrend beim Troeknen der ganz entsprechenden Lumi~re- Plat ten in Alkohol nur ganz unmerklich kleine Fehler dureh ¥eriinderung der empfindlichen Schicht fibrig blieben. - -

Photographische Aufnahmen des bisher 5uflersten Planeten unseres Sonnensystems Neptun and seines ein- zigen, 1847 yon Lasselt entdeckten Trabanten von nur 14. Helligkeitsstufe, auf dem Greenwicher 0bservatorium erhalten, liegen jetzt naeh englischen lViitteilungen fert ig ausgemessen vor. Danach ergeben sieh ffir die Bahn des um rund I5 I-Ialbmesser des Planeten yore Neptun selbst abstehenden Trabanten folgende Bestimmungs- stiicke: Neigung 116~ Grad (fr(iher etwas grSt3er ange- nommen), groi3e Axe 16~ Bogensekunden und L~nge des aufsteigenden Knotens der Satellitenbahn 189 Grad. Bei dieser Gelegenheit sei erwtt.hnt, dait nach photometrischen Messungen yon Pickering der Durchmesser jenes Neptun- t rabanten auf 3600 km (nahezu gleich den grSBeren Jn- pitertrabanten) gesch~tzt werden kann, w~hrend der Planet Neptun selbst, der uns bei seiner groBen Entfer- hung yon fast 4500 Millionen Kilometer yon der Sonne (fast 30 Erdbahnradien) nnr als Scheibchen yon kaum 2½ Bogenseknnden im Durehmesser oder wie ein Stern- ehen yon der 8. Grt~13e erscheint, einen faktiseben Durch- messer yon 56 000 km besitzt. - -

Der Direlctor der chilenischen NationalsternuJarte in Santiago, der deutsche Astronom Prof. Dr. W. Risten- l~art, ist nach Zeitungsnachrich%en freiwillig aus dem

Kleine lVIitteilungen. 439

Leben geschieden, t_?ber die Veranlassung dieses f/Jr die Astronomie der stidlichen Erdhalbkugel fief bedauer- lichen Schrittes, der dem tatenreichen Leben eines ~uBerst strebsamen Forschers ein so frfihzeitiges Ende bereitete, l~l]t sich vorllhffig noch nicht sicher urteilen. Jedenfalls haben auch frfihere Erfahrungen gelehrt, dab gerade auf dieser chitenischen Sternwarte ffir ausl~n- dische Gelehrte eigenartige Verh~tltnisse herrschen, die oftmals s tarker sind, als selbst die besten wissenscha.ft- lichen Bemfihungen eines in seiner Wissenschaft auf- gehenden deutschen Forschers. Sobald n~here Nach- richten fiber die wirklichen Grtinde des pl(itzlichen Hin- scheidens yon Frof. Ristenpart aus Santiago de Chile vorliegen, soll auf diese auch ftir die deutsche Astronomie wichtige Angelegenheit zuriickgekommen werden. - -

Die Gezeiten des Mittelmeeres behandelt Professor v. S~erneclc in einer der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien eingereichten Abhandlung. Die wichtigsten Ergebnisse dieser aueh allgemein inter- essanten Untersuchung sind folgende: die Hafenzeit oder die Versp~tung des I-lochwassereintritts gegen die Kul- ruination des Mondes betr~gt helm Adriatischen Meere im Osten 3,8 und im Westen 10,4 Stunden. Zur Zeit der Syzygien (Vollmond, Neumond gleichbedeutend mit Ein- t r i t t der Springflut) strSmen durch die Stral3e yon Gibraltar erhebliche Wassermengen aus dem Atlantischen Ozean ins westliche !Vlittelmeerbecken, gleichzeitig durch die Stral]e zwischen Sizilien und Tunis, sowie durch die Meerenge yon ~/~essina aus defn 0st- ins Westbecken des Mittelmeers, endlich auch durch die Stral3e yon Otranto arts dem Adriatischen in das Mittelmeer. A . M .

Kleine Mitteilungen. %Vie telegraphiere ich drahtlos? Die deutsche Be-

triebsgesellschaft ftir drahtlose Telegraphie m. b. l~. (Debeg) Berlin SW 61 unterhitlt auf den grSi]eren Passa- gierdampfern der deutschen Reedereien Stationen ftir drahtlose Telegraphie, die w~thrend der Fahr t stets im Betrieb sind und den I{eisenden zur Absendung und Entgegennahme funkentelegraphiscber Nachrichten zu den durch internationale Bestimmungen festgesetzten (~ebtihren zur Verfiigung steheu.

Die Erfahrung hat gelehrt, dab die richtige Ab- fassung yon 1Radiotelegrammen an Schiffe auf hoher See dem Publikum in vielen F~llen Schwierigkeiten bereitet. Eine kleine, unter vorgenanntem Titel yon der Debeg herausgegebene Schrift verfolgt den Zweck, diese nach Mtiglichkeit zu beseitigen. Bei dem immer mehr steigen- den radiotelegraphischen Verkehr sind nachstchende An- gaben aus dieser Schrift ftir weiteste Kreise yon Interesse.

Die Abfassung eines drahtlosen Telegramms an ein Schiff in See soil an folgendem Beispiel erl~tutert werden: Der Passagier Hans Hoffmann befindet sieh auf der Fahr t naeh New York auf dem Dampfer ,Kaise r in Augusta Viktoria" der Hamburg-Amerik~- I,inie und hat am 11. Hamburg verlassen. Am 12. nach- mit tags soll ihm eine wichtige gesch~ftliche Mitteilung iibermiti.elt werden. Die einzige MSglichkeit, die Nach- richt noch am gleichen Tage in den Besitz des Passagiers gelangen zu lassen, ist die drahtlose Telegraphie.

Die Adresse eines solchen Radiotelegramms mnl3 nun folgende Bestimmung enthalten: 1. den Namen des Passagicrs, an den es gerichtet ist (eventuell mi t er- giinzenden Zus~ttzen, falls Verwechselungen mSglich); 2. den Namen und die Nationalitlit des Dampfers, auf dem der Passagier sich befindet; 3. den Namen der Kiistenstation, tiber die das Telegramm an den Dampfer befSrdert werden solL