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Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz - Südtirol Atlas der Brutvögel Südtirols 2010 - 2015

Atlas der Brutvögel Südtirols · schönen Bildband »Aus der Luft gegriffen – Atlas der Vo-gelwelt Südtirols« publiziert (Niederfriniger et al. 1996). Seit Abschluss der Erhebungen

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Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz - Südtirol

Atlas der Brutvögel Südtirols

2010 - 2015

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Atlas der Brutvögel Südtirols2010 - 2015

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Inhalt

EinleitungPräsentation der einzelnen Arten - ein VergleichArtenverzeichnis (deutsch - italienisch)LiteraturverzeichnisFotografie (Bildautoren)Dank für die Mitarbeit

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118120120121

Wir danken der Abteilung für die finanzielle Unterstützung.

AUTONOME PROVINZBOZEN - SÜDTIROL

PROVINCIA AUTONOMADI BOLZANO - ALTO ADIGE

Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung

Ripartizione Natura, paesaggioe sviluppo del territorio

Einleitung

Das Vorkommen von Pflanzen und Tieren eines Ge-bietes in Form von Verbreitungskarten und Atlanten darzustellen, ist seit Jahrzehnten in den meisten europä-ischen Ländern Standard. Das war aber nicht immer so. Die ersten Länder waren England und Irland, die zwi-schen 1968 und 1972 eine vierjährige Feldarbeit für ei-nen »Ornithologischen Verbreitungsatlas« durchführten. Die Idee fand in vielen anderen Ländern rasch Gefallen und begeisterte Fachleute wie Amateure, so dass Däne-mark, Frankreich und die Schweiz dem Beispiel folgten. In Italien wurde das erste Projekt dieser Art, das »Pro-getto Alpi Italiane« in den 1980er Jahren durchgeführt und die Ergebnisse 1987 veröffentlicht (Brichetti, 1987). Gleichzeitig wurden zahlreiche, lokale Gruppen in ver-schiedenen Teilen Italiens aktiv und begannen mit der Ausarbeitung von regionalen Verbreitungskarten. Die Arbeiten für einen gesamtstaatlichen Verbreitungsatlas wurden 1983 aufgenommen, 1986 abgeschlossen und im Jahre 1992 veröffentlicht.Für das Land Südtirol hat die »Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz-Südtirol« im Jahre 1987 die Erhebungen für einen Brutvogelatlas begonnen und 1991 abgeschlossen. Die Ergebnisse wurden 1996 in dem

schönen Bildband »Aus der Luft gegriffen – Atlas der Vo-gelwelt Südtirols« publiziert (Niederfriniger et al. 1996). Seit Abschluss der Erhebungen für den ersten Südtiro-ler Brutvogelatlas sind 25 Jahre vergangen. 2009 wurde auch in Italien die von der Schweizerischen Vogelwarte entwickelte online-Datenbank www.ornitho.it einge-führt. Nach einem Probejahr mit der neuen Software wurden im Jahre 2010 italienweit die Erhebungen für ei-nen neuen Brutvogelatlas gestartet. Die Arbeitsgemein-schaft schloss sich diesem Vorhaben gerne an, bot sich doch die Möglichkeit, auch für Südtirol nach 25 Jahren die aktuelle Situation der Brutvögel zu erfassen.

Südtirol – ein vielfältiges Land im GebirgeSüdtirol liegt etwa in der Mitte des Alpenbogens, aber noch südlich der Wasserscheide des Alpenhaupt-kammes. Das Land weist große Höhenunterschiede auf. Die Ursachen dafür liegen in der besonderen erd-geschichtlichen Entwicklung und der damit zusammen-hängenden Gesteinsvielfalt sowie in den Auswirkungen der Eiszeiten auf die Morphologie des Landes. Seit etwa 80 Millionen Jahren wird durch gewaltige Kräfte im Erdinneren die adriatisch-afrikanische Kontinentalplatte gegen den europäisch-asiatischen Kontinent geschoben. Entlang dieser Knautschzone wurden mächtige Gebirge

Geologische Gliederung der Landschaften Südtirols: Ostalpen (Schiefer und Gneise) und Südalpen (mit Brixner Quarzphyllit, Porphyrplatte und Dolomiten) sowie den Talböden.

Seit Anfang des Jahres 1972 trafen sich Monat für Monat Vogelfreunde, um Erfahrungen, Erlebnisse und Beobachtungen auszutauschen.

1974 erfolgte die formelle Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz - Südtirol.

Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz – Südtirol

39011 Lana, Maria-Hilf-Straße 3/5e-mail: [email protected]: www.vogelschutz-suedtirol.it

Impressum:Alle Rechte vorbehalten© Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde

Redaktion: Leo UnterholznerGestaltung: Tobias und Leo UnterholznerLektorat und fachliche Beiträge: Brigitte Folie, Petra Ege, Patrick Egger, Erich Gasser, Lothar Gerstgrasser, Oskar Nieder-friniger, Iacun Prugger, Arnold Rinner.

Druck: Union, MeranHerausgeber AVKDezember 2017

Titelbild: Manuel Plaickner

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emporgeschoben – die Alpen entstanden. Die Kontakt-zone zwischen den beiden Kontinentalplatten, die so-genannte Periadriatische Naht, verläuft von Südwesten nach Osten quer durch Südtirol und gliedert das Land geologisch in zwei Teile: Im Norden und Westen dieser Grenze liegen die metamorphen Gesteine der Ostalpen (Schiefer und Gneise), südlich davon die Südalpen mit dem Bozner Quarzporphyr (vulkanische Gesteine), Brixner Quarzphyllite und Intrusivgesteine sowie Koral-lenriffe und Sedimentgesteine der Dolomiten. Schließlich haben Wasser und Eis (die Gletscher mehrerer Eiszeiten) das Land entscheidend geprägt und geformt, ihm das heutige Aussehen gegeben. Während dieser Millionen Jahre andauernden Prozesse wurden die Gebirge durch äußere Einwirkungen laufend wieder abgetragen. Das erodierte tonig-sandige bis kiesige Material finden wir heute in der Poebene oder in der norddeutschen-hollän-dischen Tiefebene. Auch auf die Vegetation hat der Boden großen Einfluss; auf den Kalkböden der Ortlergruppe und der Dolomiten wachsen vielfach andere Pflanzen als auf den kristalli-nen Böden des Alpenhauptkammes. Für die Artenvielfalt der Südtiroler Vogelwelt sind also auch die oben beschriebenen geographischen, geo- morphologischen und erdgeschichtlichen Abläufe aus-schlaggebend. Da ist einmal die Lage Südtirols in Eu-ropa und im Besonderen im Alpenraum. Das Verbrei-tungsgebiet vieler mediterraner Arten reicht bis zum Südrand der Alpen. Sie dringen oft weit in die großen Flusstäler der Alpen ein (z. B. Blaumerle, Steinrötel, Sei-densänger, Zwergohreule, Zippammer). Gelegentlich kommt es auch zu Bruten von Arten, für die die Alpen

die südliche Verbreitungsgrenze bilden (etwa für Trau-erschnäpper oder Fitis). Sodann treffen wir Arten an, die ihr Verbreitungsgebiet im Osten Europas haben (Sper-bergrasmücke, Karmingimpel).Ein weiterer wichtiger Grund ist die morphologisch reich strukturierte Gebirgslandschaft und die große Vielfalt unterschiedlichster Lebensräume. Die Höhenstufen rei-chen von etwa 200 m Höhe bei Salurn bis knapp 4000 m in der Ortlergruppe, von den Talböden, potentiell mit Auwäldern bedeckt, über die Laubwald- und Nadel-waldstufe und den alpinen Rasen bis in die Fels- und Schneeregion. Auch das Klima weist große Unterschiede auf, mit eher mediterranem Charakter im Etschtal, Vinschgau und Eisacktal (heiße, trockene Sommer, geringe Niederschlä-ge) und mit kontinentalem Charakter im Pustertal und Wipptal (kalte Winter, höhere Niederschläge). Dazwi-schen bestehen – je nach Tallage und Ausrichtung – ver-schiedenste klimatische Variationen (Dolomiten, Sarn-tal, Passeier, Ulten). Die Niederschlagsmengen sind in den verschiedenen Gebieten Südtirols sehr unterschiedlich. Die tiefsten Werte werden im mittleren Vinschgau verzeichnet, mit einem jährlichen Niederschlag um 500 mm, deutlich höhere Werte liegen aus dem hinteren Passeiertal, dem Pustertal und Wipptal mit etwa 1200 mm vor.

Klimainsel Vinschgau und SteppenhängeEine besondere Situation treffen wir im Vinschgau an. Die hohen Gebirgszüge sowohl im Süden (Ortlergrup-pe) als auch im Westen (Sesvennagruppe) und im Nor-den die Ötztaler Alpen halten den größten Teil der Re-genwolken ab. Dies bringt mit sich, dass einerseits die Niederschlagsmengen sehr gering sind, andererseits aufgrund des häufigen Windes (Föhn) die Luft trocken ist. Die Ost-West-Ausrichtung des Tales führt dazu, dass der orografisch linksseitige Hang einer starken Sonneneinstrahlung mit überdurchschnittlich hohen Temperaturen ausgesetzt ist. Das Zusammenwirken verschiedener Faktoren (Wind, geringer Niederschlag, starke Sonneneinstrahlung, ferner seltener und geringer Schneefall, Brandrodungen im Mittelalter, starke Bewei-dung und heftige Gewitterregen) führte zum steppenar-tigen Charakter dieser Hanglagen. Seit Beginn der 1950er bis Mitte der 1960er Jahre wurde ein groß angelegtes Aufforstungsprogramm mit einer Gesamtfläche von 1700 ha durchgeführt. Leider wurden damals am Vinschgauer Sonnenberg etwa 800 ha mit nicht standortgerechten Schwarzföhren aufgeforstet. Es

wurde zwar ein verbesserter Erosionsschutz erreicht. Die neue Waldgesellschaft wirkte sich aber sehr negativ auf die Flora und die Fauna des Vinschgauer Sonnen-bergs aus. Die mächtige Rohhumusschicht verhindert jegliche Verjüngung von vielen Gräsern und Kräutern. Der einförmige Waldbestand ist auch sehr anfällig ge-gen Forstschädlinge, wie die immer wieder auftretenden Massenvermehrungen des Kiefernprozessionsspinners zeigen und entsprechende Bekämpfungsmaßnahmen erforderlich sind. Es wäre wünschenswert, dass die seit Jahren laufende Umwandlung der Schwarzföhrenbe-stände in offene und lichte Laubwaldgesellschaften viel rascher erfolgen würde. Aber vielleicht schafft es der Kli-mawandel schneller.

Entstehung der NaturlandschaftenVor etwa 15000 Jahren ging die letzte Eiszeit zu Ende. Die Eismassen schmolzen, die Gletscher zogen sich zu-rück und hinterließen ein ödes Land. Gewaltige Bäche und ungezähmte Flüsse lagerten ihre Fracht in den aus-geschürften Talböden ab und füllten diese auf. Erste Pio-nierpflanzen und Tiere folgten dem zurückweichenden Eis und besiedelten das »neue Land«. Neue Lebensräu-me entstanden: Auwälder und Sumpfgebiete in den Tal-böden, an den unteren Hanglagen Laubmischwälder, darüber Nadelwälder und ab etwa 2000 m Höhe die alpinen Rasen. Das Land war also wieder bewohnbar: Nun konnte auch der Mensch wieder zurückkehren. Durch Pollen-Untersuchungen von Torfschichten in

Eisacktaler Mooren sowie durch zahlreiche Funde wuss-ten Biologen und Archäologen schon lange vor dem Fund von »Ötzi«, wann der Mensch wieder in den Al-penraum zurückgekehrt war.

Neue Landschaften und LebensräumeDie ersten Rückkehrer, sie waren noch wenige und Sammler und Jäger, veränderten wohl kaum die Land-schaft. Größere Eingriffe erfolgten zunächst in den Mittelgebirgslagen. Wälder wurden gerodet, um Wei-de- und Kulturland zu gewinnen. Der Bergbau forderte durch den großen Holzbedarf ebenso seinen Tribut. Mit dem Beginn des industriellen Zeitalters und der raschen Zunahme der Bevölkerung wurden die Eingriffe und die Veränderungen der Lebensräume und Landschaften im-mer massiver. Mit der Regulierung der Etsch vor etwa 200 Jahren erfolgte die größte Umgestaltung im Etschtal. Umfangreiche Bach- und Flussverbauungen, Entwässe-rungen und Trockenlegungen folgten im gesamten Ein-zugsgebiet von Etsch, Eisack und Rienz. Neue Kulturen wurden angelegt, neue Siedlungen, Gewerbegebiete und Verkehrswege wurden gebaut. Die gesamten Talflä-chen sind vollständig umgewandelt worden. Zahlreiche Tiere verloren den Lebensraum, andere profitierten aber auch von den Kulturlandschaften und besiedelten neue ökologische Nischen.

Lebensraumverluste und neues WirtschaftenVögel sind bekanntlich gute Bioindikatoren. Viele von

SüdtirolHöhenmodell Maßstab 1:500000

Landesfläche: 7.400 km2

Verteilung der Höhenstufen220 - 500 m 3,9 %500 - 1000 m 10,2 %1000 - 1500 m 21,5 %über 1500 m 64,5 %

Das Höhenmodell von Südtirol zeigt eindrücklich die gebirgige Struktur des Landes und die schmalen Täler, auf denen sich zum Großteil Leben und Wirtschaften abspielt.

gis2.provinz.bz.it/geobrowser©

Laaser Leiten im mittleren Vinschgau.

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Südtirol ist ein gebirgiges Land mit großen Höhenunterschieden, die von 200 m bei Salurn bis knapp 4000 m in der Ortlergruppe reichen.

Obstbaugebiet im mittleren Etschtal: Dichtpflanzungen, soweit das Auge reicht, wo selbst für Restnatur kein Platz mehr bleibt. Zudem sind heute etwa drei Viertel der Flächen mit Hagelnetzen bedeckt. Eine reine Produktionslandschaft, wo kaum noch ein Austausch möglich ist.

ihnen stehen an der Spitze von Nahrungsketten oder sind für bestimmte Lebensräume sogenannte Leitarten. Vögel sind viel leichter zu beobachten als Kleinsäuger und Reptilien oder Insekten. Das Vorkommen oder Feh-len bestimmter Vogelarten fällt schneller auf und lässt auf die Qualität des Lebensraumes und des Nahrungs-angebots schließen. Die Ursachen der Gefährdung sind sehr unterschied-lich. Verlieren spezialisierte Vogelarten wie Flussregen-pfeifer oder Flussuferläufer durch Flussverbauungen ihre Sand- und Schotterbänke oder die Rohrsänger ihre Schilfgebiete, dann hat das unmittelbar negative Aus-wirkungen auf die Bestände dieser Arten. Auwälder und Sumpfgebiete sind in Südtirol bis auf wenige Rest-flächen verschwunden. In der Folge sind auch die ty-pischen Vogelarten dieser Lebensräume stark zurückge-gangen. Sie brüten nur noch in wenigen Paaren oder sind ganz verschwunden. Ein Beispiel dafür ist der Kiebitz, der seit mindestens zehn Jahren hier nicht mehr brütet, weil er seinen Lebensraum verloren hat. Heute stehen auf den ehemaligen Wiesen und Ackerflächen intensiv bewirtschaftete Obstkulturen. Weitere Wiesenbrüter wie Braunkehlchen, Feldlerche, Wachtel und Wachtelkönig sind stark gefährdet, ja die beiden letztgenannten Ar-ten drohen als Brutvögel in Südtirol zu verschwinden. Hauptursachen sind die intensivere Bewirtschaftung der Wiesen und der immer frühere Mahdtermin. Die Bo-denbrüter haben damit keine Aussicht, ihre Brut durch-zubringen. Dazu kommen noch große Verluste durch illegale Jagd und Fang auf dem Zug im Mittelmeerraum und an den nordafrikanischen Küsten. Deutliche Verluste und Bestandsrückgänge sind auch bei den Heckenbrütern Neuntöter, Goldammer oder Dorn- und Sperbergrasmücke zu verzeichnen. In den letzten Jahrzehnten sind viele kleinräumige Strukturen, wie Trockenmauern, Flurgehölze und Hecken, in der Kultur-landschaft verschwunden. Das verringerte Nahrungs- angebot wegen des Verlusts an biologischer Vielfalt auf den angrenzenden Wiesen trägt zudem zum Rückgang dieser Arten bei.Auch einst häufige, typische Kulturfolger wie die Schwalben weisen seit Jahren starke Bestandseinbußen auf. Sie finden in den Siedlungen kaum noch geeignete Brutmöglichkeiten (Rauchschwalbe) oder werden nicht mehr geduldet (Mehlschwalben), finden wegen der Ver-siegelung der Plätze und Wege kaum noch geeignetes Nistmaterial und in den Intensivkulturen der Talböden auch nicht mehr ausreichend Insektennahrung. Die Ver-luste auf dem Zug und in den Überwinterungsgebieten

tragen auch zum weiteren Rückgang bei. Aber nicht nur Insektenfresser und Zugvögel sind ge-fährdet, selbst die ehemals häufigen Samenfresser weisen in allen mitteleuropäischen Ländern negative Bestands-entwicklungen auf. Wer hätte vor zwei Jahrzehnten noch geglaubt, dass Stare, Sperlinge und verschiedene Finkenvögel wie Stieglitz, Grünfink oder Hänfling als gefährdet eingestuft werden müssen? In diesen Fällen sind die Ursachen hausgemacht: Intensivierte Bewirt-schaftung großflächiger und artenarmer Monokulturen sowie der hohe Einsatz an Düngemitteln und Pestiziden. In solchen »Kulturlandschaften« finden auch Samenfres-ser nicht mehr ausreichend Nahrung. Besonders intensiv sind die Talböden bewirtschaftet, sowohl Obstbauflächen wie Futterwiesen in den höher gelegenen Tälern. Wenn dann intensiv mit Pestiziden be-handelte Dichtpflanzungen auch noch eingenetzt wer-den, ist ein Rückgang der Arten unvermeidlich. Nur we-nige Arten können sich in diesen Kulturen behaupten. So machen die drei Drosselarten Amsel, Wacholder- und Singdrossel anteilsmäßig fast drei Viertel der Individuen aus, der Rest verteilt sich auf Finkenvögel und Sper-linge. Dass der Einsatz von Pestiziden und die Abdrift derselben sich auf angrenzende Naturlebensräume sehr negativ auswirkt, zeigte eine Untersuchung der Schmet-terlingsfauna in den Steppengebieten des Vinschgauer Sonnenbergs zwischen Naturns und Mals (tarmann 2009). Durch das Ausbringen von Entwicklungshem-mern in den Obstanlagen und die Abdrift dieser auf die unteren Hanglagen am Sonnenberg kamen dort keine Schmetterlinge mehr vor. Diese untersuchten Gebie-te wurden für »schmetterlingstot« erklärt. In der Folge sind sicher auch typische »Sonnenbergvögel«, wie Stein-rötel oder Ortolan in diesen Gebieten ganz, Zippammer, Neuntöter oder Dorngrasmücke fast verschwunden. Die zuständigen Behörden und der Beratungsring für Obst-und Weinbau reagierten auf diese dramatischen Auswir-kungen und stellten die Ausbringung dieser Pestizide ein und setzten Pheromone zur Schädlingsbekämpfung ein (sogenannte »Verwirrmethode«). Es muss sich erst noch zeigen, ob sich die Schmetterlinge (und andere In-sekten) wieder erholen können. Oft sind die Gründe für spürbare Bestandseinbußen nicht so offensichtlich, besonders wenn mehrere Fak-toren dafür mögliche Ursachen sind. Als Beispiel sei die Situation des Auerhuhns oder Birkhuhns genannt. Die Bejagung des Auerhuhns wurde 1983 eingestellt, einige Jahre später auch die Frühjahrsjagd auf das Birkhuhn. Dennoch haben die Bestände abgenommen. Nicht un-

erheblich dürfte dabei der hohe Erschließungsgrad der Wälder sowie der zunehmende Erholungsdruck und da-mit Störungen in diesen Lebensräumen sein: Im Sommer durchstreifen Erholungssuchende auch die entlegensten Waldgebiete, im Winter stören Touren- und Varianten-schifahrer sowie Schneeschuhwanderer diese Raufuß-hühner und verursachen unnötige Energieverluste. Die Ausweisung von Wildnisgebieten mit absolutem Betre-

tungs- und Nutzungsverbot sowie Waldpflegemaßnah-men zur Förderung dieser Vögel würden nicht nur für diese Arten hilfreich sein.Längst ist die Natur zum beliebtesten Freizeit-, Sport- und Erholungsort geworden, haben Erholungssuchende und Freizeitsportler mehr oder weniger alle Lebensräu-me in den verschiedensten Gebieten erreicht: Wanderer, Bergsteiger, Kletterer, Mountainbiker, Paraglider und

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Basejumper im alpinen Raum, Jogger, Biker, Reiter, Fa-milien, Geocacher und Pilzesammler durchstreifen den Wald. Auch Wasserlebensräume, Fließgewässer ebenso wie Seen, bleiben vom Freizeitrummel nicht verschont. Rücksicht und Respekt gegenüber der Natur sind von jedem Einzelnen gefordert, in vielen Fällen wird es aber ohne Verbote und konsequente Kontrollen nicht gehen.

MethodeUm schnell und übersichtlich ein aktuelles Verbreitungs-bild jeder Brutvogelart zu vermitteln, wird das bearbei-tete Gebiet mit einem Raster (Quadrate gleicher Größe) versehen, in das die Zeichen für »mögliches«, »wahr-scheinliches« oder »sicheres« Brüten eingetragen wer-den. Die Zeichen entsprechen einem internationalem Atlascode, der nur geringfügig vereinfacht wurde.

Mögliches Brüten1 Art zur Brutzeit beobachtet2 Art zur Brutzeit in einem möglichen Brutbiotop

beobachtet3 Singendes Männchen während der Brutzeit anwe-

send, Balzrufe/Trommeln gehört oder balzendes Männchen gesehen

Wahrscheinliches Brüten4 Paar während der Brutzeit in einem geeigneten

Brutbiotop beobachtet5 Revierverhalten eines Paares (Gesang, Kämpfe mit

einem Reviernachbarn, usw.) an 2 verschiedenen Ta-gen im Abstand von mindestens 7 Tagen im selben Territorium

6 Balzverhalten, Paarung und Futterübergabe zwi-schen Altvögeln

7 Altvogel sucht einen wahrscheinlichen Nistplatz auf

8 Warn- und Angstrufe der Altvögel oder anderes aufgeregtes Verhalten, das auf ein Nest oder auf Junge in der Nähe hinweist.

9 Brutfleck bei gefangenem Weibchen festgestellt10 Altvogel transportiert Nistmaterial, baut ein Nest

oder meißelt eine Höhle (z.B. Spechte)

Sicheres Brüten11 Lahmstellen und Verleitverhalten beobachtet12 Benutztes Nest gefunden13 Kürzlich ausgeflogene Junge bei Nesthockern oder

Dunenjunge bei Nestflüchtern beobachtet14 Altvögel verlassen oder suchen einen Nistplatz auf.

Das Verhalten der Altvögel deutet auf ein besetztes Nest hin, das aber nicht einsehbar ist (zu hoch oder in einem Hohlraum).

15 Altvogel trägt Kotsack von Nestling weg16 Altvogel mit Futter für die Jungen festgestellt17 Eischalen von geschlüpften Jungen gefunden18 Nest mit brütendem Altvogel entdeckt19 Nest mit Eiern oder Jungen entdeckt

Die Ziffern 1 bis 3 geben an, dass die Art im betreffenden Quadrat irgendwo »möglicherweise« brütet, ohne Nähe-res darüber sagen zu können. Die Ziffern 3 bis 10 lassen aufgrund der Beobachtungen ein Brüten schon »wahrscheinlich« erscheinen. Die Ziffern 11-19 bieten die Gewähr, dass eine Art »sicher« im Quadrat brütet oder gebrütet hat. Nur sie gelten als Brutnachweis.

BearbeitungszeitFür die Erstellung der Verbreitungskarten der ersten Er-hebungsperiode (gelbe Karten mit schwarzen Punkten in unterschiedlicher Größe) wurden Daten aus den Jahren 1987 bis 1991 verwendet (ausnahmsweise wurden auch frühere oder nachträgliche Beobachtungen berücksichti-gt). Für diesen Atlas wurden Daten aus den Jahren 2010 bis 2015 verwendet. Die Verbreitungskarten wurden als Bildschirmfoto von ornitho.it importiert.

BearbeitungseinheitBei den meisten europäischen Verbreitungskarten wur-de ein Landkartenausschnitt von 10 x 10 km Seitenlänge als Rastereinheit gewählt. Auch die aktuelle Darstellung erfolgt in dieser Rastergröße, auch wenn für ein gebirgi-ges und stark gegliedertes Land wie Südtirol ein kleine-res Raster (etwa 5 x 5 km) aussagekräftiger wäre.

Veränderungen Gegenüber der ersten Erhebungsperiode 1987 – 1991 sind neben Rückgängen und Verlusten auch neue Brut-vogelarten zu verzeichnen. Als erstes Beispiel sei der Graureiher genannt, der damals nur auf dem Frühjahrs-zug zu beobachten war und in den Wintermonaten zu den Ausnahmen zählte. Dann häuften sich die Beobach-tungen auch zur Brutzeit. 1997 brütete er dann das erste Mal in den Ahrauen. Inzwischen ist er landesweit das ganze Jahr über zu beobachten und brütet auch in entle-genen Seitentälern. Neu als Brutvogel ist auch die Reiherente, die seit meh-reren Jahren regelmäßig am Haider See brütet, einmal

auch am Antholzer See gebrütet hat und am Toblacher See diese Art mit Brutverdacht beobachtet wurde. Die Felsenschwalbe hat sich als Kulturfolger und Hausbrü-ter landesweit bis in große Höhen ausgebreitet. Nach jahrzehntelanger Zunahme ist seit einigen Jahren leider wieder eine Bestandsabnahme zu verzeichnen. Auch der Alpenbirkenzeisig, der in den 1980er und 1990er Jahren als zweiten Lebensraum auch die Obstanlagen in den Talböden besiedelte, ist aus den Tallagen fast wieder verschwunden. Die Singdrossel hat, wie die Amsel und Wacholderdros-sel, als ehemals scheuer Waldvogel auch die Obstbau-gebiete als neuen Lebensraum entdeckt und zählt dort heute zu den häufigsten Arten. Die Wacholderdrossel hat zahlenmäßig inzwischen wieder deutlich abgenommen. Die Veränderungen und Entwicklungen der Bestände werden bei den einzelnen Arten genauer beschrieben.

Erklärung zu den VerbreitungskartenDie gelbe Karte zeigt die Verbreitung der betreffenden Art, wobei die Größe der Punkte keine Hinweise über die Häufigkeit der Vogelart geben: Ob der Brutnachweis nur von einem einzigen Steinadlerpaar vorliegt oder aber von Dutzenden von Brutfinkenpaaren. Dasselbe gilt bei den neuen Verbreitungskarten mit den farbigen Punkten, die nur für mögliches (gelb), wahrscheinliches (orange) und sicheres Brüten (rot) stehen, aber keine Auskunft über die Häufigkeit geben. Die unterschiedliche Punktgröße oder Farbe ist jedoch nicht bei allen Arten gleich zu bewerten. Bei ausgespro-chenen Standvögeln, wie den Eulen, Hühnervögeln und Spechten kann man annehmen, dass auch ein kleiner Punkt oder die gelbe Farbe ein sicheres Brüten bedeuten dürfte, bei manchen Zugvögeln ein kleiner oder gelber Punkt sich vielleicht nur auf verspätete Durchzügler oder Sommergast bezieht. Bei einigen Arten wird aus Schutzgründen auf die Wiedergabe der Verbreitungs-karte verzichtet.

ArtbeschreibungenIm folgenden Teil dieser Broschüre werden alle Vogel-arten aufgelistet, von denen während des Beobachtungs-zeitraums 2010 – 2015 zumindest eine »mögliche« Brut festgestellt wurde. Neben einem Bild und einer kurzen Beschreibung der jeweiligen Art (Kennzeichen, Vor-kommen, Ernährung, Zugverhalten) werden die zwei Verbreitungskarten aus der ersten und der zweiten Er-hebungsperiode gegenübergestellt, so dass ein unmit-telbarer Vergleich der Verbreitung zwischen den beiden Zeiträumen möglich ist. Für jede Art werden dann noch die Veränderungen der Bestandsentwicklung beschrie-ben und mögliche Ursachen dafür angeführt. Die syste-matische Reihung erfolgt nach SvenSSon et al. (2015): Der Kosmos-Vogelführer.

möglich wahrscheinlich sicherBrut:

Steht eine 1 in einem Farbkreis, dann bedeutet das, dass es nur einen einmaligen Nachweis für diese Art in diesem Quadrat gibt.

Brut: möglich wahrscheinlich sicher

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Stockente / Germano realeAnas platyrhynchos

40-65 cm. Erpel im Brutkleid mit flaschengrünem Kopf, gelbem Schnabel, weißem Halsband und dunkel rot-brauner Brust. Weibchen unscheinbar graubraun ge-fleckt. Männchen im Ruhekleid dem Weibchen ähnlich. Bewohnt Gewässer aller Art, Feuchtgebiete und Kul-turland. Ernährt sich sehr vielseitig von Pflanzen und Samen, gründelt im seichten Wasser nach Schnecken, Würmern und anderen Wassertieren. Standvogel, Kurz-strecken- und Nachtzieher, Durchzügler und Wintergast.

Situation in SüdtirolDie Stockente ist die häufigste, regelmäßig brütende Ente in Südtirol. Sie brütet an allen größeren Seen (Haider See, Montiggler und Kalterer See, Toblacher See), aber auch an Wassergräben in den Talsohlen im Vinschgau, des Etschtals bis Salurn, im Sarntal, Eisack- und Pustertal sowie in den Seitentälern. Der Bestand hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, das Verbrei-tungsgebiet wurde, mit Ausnahme der höher gelegenen Gebiete, mehr oder weniger auf das ganze Land ausge-weitet.

Höckerschwan / Cigno realePodiceps cristatus

145-160 cm. Häufigster Schwan. Gefieder weiß, Schna-bel rötlich oder orangefarben mit schwarzem Höcker am Schnabelansatz. Jungvögel sind graubraun mit grau-rötlichem Schnabel und ohne Schnabelhöcker. Der Hals ist in der Ruhestellung elegant gebogen, im Flug gerade ausgestreckt. Bewohnt Seen und Fließgewässer, ernährt sich vorwiegend von Pflanzen. Standvogel; Tag- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolEingeführte bzw. ausgesetzte Art. Der Höckerschwan brütet derzeit nur am Toblacher See jährlich in einzelnen Paaren. Ein Brutnachweis liegt auch aus dem Sarntal vor.

Reiherente / MorettaAythya fuligula

40-47 cm. Schwarzer Rücken und schwarzer Kopf. An den schwarzweißen Körperseiten leicht zu erkennen. Zur Brutzeit mit langem Federschopf. Das Weibchen ist tiefbraun gefärbt, mit nur leicht angedeutetem Feder-schopf. Lebt an Seen und Fließgewässern und ernährt sich von Muscheln, Samen und Insekten. Kurzstrecken-zieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolSeltener Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. War in den 1980er Jahren nur auf Durchzug oder als Winter-gast zu beobachten. Die Reiherente hat im Jahre 1991 das erste Mal am Haider See gebrütet. Seither brütet sie dort regelmäßig in wenigen Paaren. Ein Brutnachweis liegt auch vom Antholzer See vor, Brutverdacht gibt es am Toblacher See. 2017 wurde dort die erste Brut nachge-wiesen.

Krickente / AlzavolaAnas crecca

34-38 cm. Kleinste in Mitteleuropa brütende Ente. Männ-chen mit rotbraunem Kopf und schmal gelb eingefassten grünen Kopfseiten, auf den Flügeln ein waagrechtes weißes Band, grüner Spiegel und ein gelber Fleck an jeder Bürzelseite. Weibchen bräunlich gefärbt, ebenfalls mit grünem Bürzel. Lebt an Seen und Fließgewässern mit seichten Ufern und ernährt sich von Samen und In-sekten. Kurzstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolDie Krickente ist regelmäßig, aber in immer geringerer Anzahl (meistens nur einzelne oder wenige Individuen)auf Durchzug zu beobachten. Brutverdacht besteht an einem kleinen See auf der Villanderer Alm.

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Alpenschneehuhn / Pernice biancaLagopus muta

34-36 cm. Kleiner als Birkhuhn. In allen Jahreszeiten durch weiße Flügel und weißen Bauch gekennzeich-net. Füße weiß befiedert, kleine rote Lappen (»Rosen«) über den Augen. Im Winter sind beide Geschlechter rein weiß, mit Ausnahme des schwarzen Schwanzes; M mit schwarzem Streif vom Schnabel durchs Auge. Besiedelt Lebensräume oberhalb der Waldgrenze. Tagaktiv. Er-nährt sich von Knospen, Blättern und jungen Trieben, von Samen und Beeren. Standvogel.

Auerhuhn / Gallo cedroneTetrao urogallus

60-87 cm. Von allen anderen Hühnervögeln durch seine Größe, dunkle Färbung und durch den runden Schwanz zu unterscheiden; beim Hahn Brust glänzend blau-grün, scharlachrote Haut über dem Auge und grün-lichschwarzer »Bocksbart«. Die Henne ähnlich einer großen Birkhenne, aber rostfarbener Fleck auf der Brust. Bevorzugt naturnahe, beerenreiche Nadelmischwälder bis zur Waldgrenze. Dämmerungs- und tagaktiv. Frisst verschiedene junge Triebe, Knospen, Blätter und Beeren, auch tierische Nahrung. Standvogel.

Situation in SüdtirolRegelmäßig brütender Jahresvogel. Das Auerhuhn lebt in den Bergwäldern in einer Höhenlage zwischen 1400 und 1900 m, ausnahmsweise auch tiefer. Der Bestand ist in den letzten Jahren gebietsweise merklich zurück-gegangen. Als Ursachen werden die zunehmende Be-unruhigung in den Wäldern (z. B. übermäßiges Pilze sammeln, Schneeschuhwanderer), Zerstückelung der Wälder durch Erschließungen (Schipisten, Forstwege), Zunahme des stehenden Holzvorrats, Knappheit der Nahrung (Beeren) und vor allem Verluste bei der Nach-kommenschaft in verregneten und kühlen Frühjahrs-monaten angenommen. Verluste sind auch durch zuneh-mend höhere Dichte von Beutegreifern (Marderartige, Fuchs) zu verzeichnen.

Situation in SüdtirolRegelmäßig brütender Jahresvogel. Anfang der 1990er Jahre war das Alpenschneehuhn noch weiter verbreitet als heute. Seither ist es in zahlreichen Randverbreitungs-gebieten fast vollständig verschwunden. Der Bestand ist kontinuierlich zurückgegangen, die Verbreitung weist heute beachtliche Lücken auf. Die Gründe dafür sind sicher vielfältiger Natur: Störungen durch den Winter- und Sommertourismus, zu starke Bejagung und schließ-lich wirken sich schneearme Winter sowie heiße Sommer auf das perfekt an kaltes Klima angepasste Schneehuhn aus. Aber auch verschiedene Beutegreifer (Steinadler, Marder, Fuchs) setzen den Beständen zu. In den Sommermonaten findet man in Südtirol Schneehühner fast ausschließlich oberhalb von 2500 m.

Auerhuhn und Haselhuhn bevorzugen aufgelockerte, naturnahe und beerenreiche Mischwälder.

Aus Schutzgründen keine Angaben.

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1716

Birkhuhn / Gallo forcello (Fagiano di monte)Lyrurus tetrix

40-55 cm. Der Birkhahn ist leicht am blauschwarzen Ge-fieder, dem leierförmigen Schwanz, der weißen Flügel-binde und dem weißen Bugfleck zu erkennen. Die Hen-ne ist braun oder gelbbraun gebändert; von der deutlich größeren Auerhenne durch die weiße Flügelbinde und den Gabelschwanz zu unterscheiden. Beide Geschlech-ter mit scharlachroten »Rosen« über dem Auge. Leben im Bereich der Waldgrenze. Dämmerungs- und tagaktiv. Frisst Blätter, Nadeln und Beeren. Standvogel.

Situation in SüdtirolVerbreitet brütender Jahresvogel. Das Birkhuhn ist noch in einem guten Bestand vorhanden. Es kommt in allen höheren Waldgebieten mit Zwergstrauchvegetation vor. Die Balzplätze befinden sich im Bereich der Waldgren-ze (1900 - 2200 m), die Brutplätze meistens etwas tiefer (1700 - 2000 m). Eine vermehrte Beunruhigung an tra-ditionellen Balzplätzen, im engeren Brutgebiet und an den winterlichen Einständen, feuchte und kühle Früh-jahrsmonate, Unfälle (z. B. an Drahtseilen) und Bejagung können sich negativ auf die Bestandsentwicklung aus-wirken.

Lebensraum des Birkhuhnes sind die Gebiete im Bereich der Waldgrenze.

Haselhuhn / Francolino di monteTetrastes bonasia

35-37 cm. Rebhuhngroß, mit relativ langem Schwanz und kleiner Kopfhaube, die bei Erregung beim Männ-chen gut sichtbar ist. Unterseite weißlich mit brauner Zeichnung. Oberseite gräulich bis rostbraun, gefleckt und gebändert. Männchen mit auffallend schwarzer Kehlzeichnung, die breit weiß begrenzt ist, Weibchen mit weißlicher Kehle. Bevorzugt unterholzreiche Laub- und Mischwälder, seltener Nadelwälder. Tagaktiv. Er-nährt sich von verschiedenen Pflanzen und Beeren. Standvogel.

Steinhuhn / CoturniceAlectoris graeca

32-35 cm. Etwas größer als Schneehuhn. Oberseite und Brust blaugrau, Bauch gelblichbraun; Kehle weiß, durch schwarze Umrandung begrenzt, die sich nach oben über das Ohr und durch das Auge bis zur Schnabelbasis fortsetzt; Schnabel und Füße rot; Flanken hell, mit senk-rechten dünnen, schwarzen und rotbraunen Streifen ge-zeichnet. Bewohnt vorwiegend steinige oder mit Felsen durchsetzte steile Hänge. Tagaktiv. Frisst verschiedene Pflanzen, Samen und Beeren. Standvogel.

Situation in SüdtirolSpärlich brütender Jahresvogel. Das Steinhuhn hat sei-nen Schwerpunkt heute nur mehr im westlichen Teil Südtirols. An den Steppenhängen und in höheren La-gen des Vinschgaus besteht das einzige geschlossene Verbreitungsgebiet. An den Hängen des Etschtales bis Salurn war es in geringerer Dichte und nur lückenhaft vorhanden. Es lebt heute an und oberhalb der Waldgren-ze. In den tieferen Lagen des Vinschgaus, des Etschtals und Unterlandes kommt es kaum noch vor. Das groß-flächige Auflassen der Waldweide führte zu einer Be-waldung der Steppenhänge, so dass Steinhühner keinen geeigneten Lebensraum mehr vorfinden. Nicht zuletzt hängt in den tieferen Lagen der Rückgang auch mit dem Auflassen des Getreideanbaus zusammen.

Situation in SüdtirolRegelmäßig brütender Jahresvogel. Das Haselhuhn wird aufgrund seiner heimlichen und unauffälligen Lebens-weise und seiner hervorragenden Tarnung leicht über-sehen. Die Brutnachweise bzw. Beobachtungen zur Brut-zeit liegen zwischen 500 und 1800 m. Das Haselhuhn hat in der Vergangenheit von der extensiven Bewirtschaf-tung der Wälder sowie dem Zuwachsen ehemaligen Weiden und Wiesen profitiert. Geschlossene einförmige Waldgebiete werden gemieden. Die Bestände haben ab-genommen.

Aus Schutzgründen keine Angaben.

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1918

Situation in SüdtirolAls Brutvogel ausgestorben. Das Rebhuhn kam schon in den 1980er Jahren nur noch sporadisch im Pustertal vor. Die Kulturlandschaft hat sich bereits in diesem Zeitraum kontinuierlich verändert, so dass das Rebhuhn keinen geeigneten Lebensraum mehr vorfand: Getreidefelder, Brachlandstreifen, niedere Feldgehölze sind verschwun-den. Wahrscheinlich stammten die letzten Bestände be-reits aus Zuchten und Importen, die freigelassen wurden.

Rebhuhn / StarnaPerdix perdix

29-31 cm. Rundlicher Hühnervogel mit rostfarbenem Kopf, hellgrauem, fein quergewelltem Vorderkörper, mit rostroten Flankenbändern und dunkelbraunem Hufei-senfleck auf der Brust, der beim Weibchen oftmals fehlt. Weibchen blasser gefärbt als Männchen. Ursprünglich Steppenvogel, der zum Kulturfolger wurde. Pflanzliche Nahrung, die nach Art der Hühner scharrend und pi-ckend aufgenommen wird. Standvogel.

Artenreiche Wiesen und eine späte Mahd sind Voraussetzung für das Vorkommen von Wachtel und Wachtelkönig.

Wachtel / QuagliaCaturnix coturnix

16-18 cm. Hühnervogel, der öfter zu hören als zu sehen ist. Färbung bräunlich, Oberseite stark weißlichgelb und schwarz gestreift, unten heller, Scheitel dunkelbraun mit rahmgelbem Mittelstreif und einem langen, rahmgelben Überaugenstreif. Männchen mit schwärzlicher Kehl-zeichnung. Weibchen mit gelblicher Kehle. Ausgespro-chen tagaktiv; unverkennbarer Ruf. Besiedelt Felder und artenreiche Wiesen mit hoher Krautschicht. Frisst Samen und Insekten. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Wachtelkönig / Re di quaglieCrex crex

27-30 cm. Größer als die Wachtel. Oberseits mit dunkel-braunen Längsstreifen, Flügel auffallend rot bis kasta-nienbraun. Unterseite gelbbraun bis weißlich, Flanken rostbraun gebändert. Sehr schwer zu beobachten, da sich die Vögel sehr geschickt in Deckung halten und meistens laufend ausweichen. Im kurzen Flug hängen die Beine herunter. Bewohnt artenreiche, extensiv be-wirtschaftete Wiesen. Frisst verschiedene Pflanzenteile, Insekten, Würmer und Schnecken. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolSpärlicher Brutvogel und Durchzügler. Volkstümliche Namen weisen oft auf die Häufigkeit und das Vorkom-men einer Vogelart hin. Bei der Wachtel ist leider in vie-len Orten nur mehr der Name geblieben. Der Bestand ist europaweit rückläufig. Die Gründe für die Abnahme sind auch in Südtirol vor allem die veränderte Bewirt-schaftung (Intensivierung, frühe Mahd) und der Verlust der Lebensräume. Die wenigen Nachweise stammen noch von der Malser Haide und höher gelegenen Gebie-ten am Ritten, vom mittleren Eisacktal und von der Sei-ser Alm. Jagd und Fang in den Mittelmeerländern haben sicher auch einen negativen Einfluss auf den Bestand.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, aber sehr seltener Brutvogel und Durch-zügler. Zählt zu den gefährdetsten Arten Europas. Es liegen insgesamt nur ganz wenige Nachweise vor: Brut-verdacht besteht nur mehr auf der Malser Haide und im oberen Pustertal, mit einer einzigen gesicherten Brut. Verschiedene Dialektnamen im ländlichen Raum deuten darauf hin, dass die Art früher häufiger war. Der dra-stische Rückgang wird auf die veränderte Arbeitsweise in der Landwirtschaft zurückgeführt (Meliorierungen, frühere Mahd, maschinelle Bearbeitung der Felder und Wiesen, durch Düngung veränderte Zusammensetzung der Pflanzen in den Wiesen usw.).

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Jagdfasan / FagianoPhasianus colchicus

55-90 cm. Männchen sehr bunt mit glänzend dunkelgrü-nem Kopf, scharlachroten Hautlappen über dem Auge und kurzen Federohren, langem Schwanz. Gefieder infolge künstlicher Einkreuzung verschiedener Rassen sehr variabel, in der Regel ist ein weißer Halsring vor-handen. Weibchen schlicht gelblichbraun und schwärz-lich gefleckt mit kürzerem Schwanz. Tagaktiv, sehr ruf-freudig. Bewohnt Kulturland; frisst grüne Pflanzenteile, Sämereien, Beeren und Insekten. Standvogel.

Situation in SüdtirolSpärlicher, eingeführter Jahresvogel. Der Fasan war vor Jahren in allen Landesteilen unterhalb 600 m als regel-mäßiger und nicht seltener Brutvogel vorhanden, ge-bietsweise auch noch höher (im Vinschgau und in der Umgebung von Brixen bis gegen 900 m Höhe). In den letzten 20 Jahren nahm aber der Bestand ständig ab und konnte größtenteils nur durch Aussetzen von Zucht-fasanen einigermaßen gehalten werden. Heute ist der Fasan aus dem genannten Verbreitungsgebiet völlig ver-schwunden. Vereinzelte Beobachtungen sind nur mehr vom Südtiroler Unterland bekannt. Seit mindestens 20 Jahren werden keine Fasane mehr ausgesetzt.

Haubentaucher / Svasso maggiorePodiceps cristatus

46-51 cm. Größter Lappentaucher. Im Brutkleid mit rostfarbener, schwarzbraun gesäumter Halskrause, rot-braunem Backenbart und schwarzer, in zwei Zipfeln auslaufender Haube. Im Ruhekleid Haube nur angedeu-tet. Jugendkleid ähnlich dem Ruhekleid – oben dunkel und unten weiß. Zeigt im Frühjahr eine auffallende Balz (»Pinguintanz«). Lebt an kleineren und größeren Seen mit mit Schilfröhricht. Frisst vorwiegend Fische, aber auch Insekten, Frösche und Kaulquappen. Standvogel und Kurzstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolDer Haubentaucher war ein seltener Brutvogel. Aus dem Untersuchungszeitraum 1987 – 1991 liegt nur ein einziger Brutnachweis vor: 1988 hat ein Paar am Kalterer See erfolgreich gebrütet. Während der Zugzeiten ist er auf den größeren Wasserflächen ein ziemlich regelmä-ßiger Gast (z. B. Kalterer See, Haider See). Die Ausbrei-tungstendenz, die dieser Taucher seit Jahren zeigt, macht sich auch in Südtirol bemerkbar. Am Haider See und am Kalterer See brüten seit einigen Jahren alljährlich und re-gelmäßig mehrere Paare.

Zwergtaucher / TuffettoTachybaptus ruficollis

25-29 cm. Der kleinste europäische Lappentaucher; im Brutkleid überwiegend schwärzlichbraun mit relativ kurzem, rötlichbraunem Hals. Schnabelwinkel mit gelb-lichweißem Fleck. Im Ruhekleid unscheinbar bräunlich, Kehle und Hals hellgrau-braun. Unterseite weißlich, bei-de Geschlechter gleich gefärbt. Nicht selten, aber sehr heimlich, bei jeder Störung taucht er schnell weg. Lebt an Seen und kleineren Gewässern mit Verlandungszo-nen. Ernährt sich von Wasserinsekten und deren Larven sowie kleineren Fischen. Überwiegend Kurzstreckenzie-her; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, aber seltener Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Aus dem Beobachtungszeitraum 1987 – 1991 liegen nur zwei Brutnachweise vor: Toblacher See (1250 m) bzw. Falschauermündung (270 m). Gegenwär-tig brütet er regelmäßig am Haider See, am Montiggler und Kalterer sowie am Toblacher See und Dürrensee. Vereinzelt brütet er auch an kleineren Gewässern. Die größte Dichte erreicht er mit 4 - 6 Paaren am Haider und Toblacher See. Zur Zugzeit kann er auch auf kleinen Wasserflächen im Gebirge, an Stauseen und auf ruhigen Flussabschnitten beobachtet werden. Im Winter hält er sich an eisfreien Stellen auf.

Am Haider See und am Toblacher See (Bild) brüten jährlich mehrere Paare des Zwergtauchers.

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Zwergdommel / TarabusinoTachybaptus ruficollis

33-38 cm. Männchen mit Kopf, Rücken und Flügel dunkel, unterseits hell gefärbt; Weibchen und Jungvö-gel sind bräunlicher, unterseits kräftig längsgestreift. Schnabel gelb. Sie ist ein sehr heimlich lebender Vogel, klettert oft rohrsängerartig an Schilfstengeln empor und verharrt bei Gefahr in »Pfahlstellung«. Bewohnt schilfbe-wachsene Ufer von Seen, Weihern und Fließgewässern. Ernährt sich von Insekten, kleinen Fischen, Amphibien und Schnecken. Langstrecken- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolDie Zwergdommel war in Südtirol schon immer ein sehr seltener Brutvogel und Durchzügler. Sie wurde im Un-tersuchungszeitraum noch seltener beobachtet, ebenso als Durchzügler. Eine sichere Brut wurde nur noch am Kalterer See festgestellt.

Graureiher / Airone cenerino Ardea cinerea

90-98 cm. Der Graureiher (Fischreiher) ist der größte und häufigste der europäischen Reiher. Erkenntlich ist er an der vorwiegend grauen Körperfärbung, Kopf und Hals sind weißlich, am Kopf trägt er lange dunkle Schmuck-federn, die bei Jungvögeln noch fehlen. Bewohnt Feucht-gebiete, Wälder, Seen, Fließgewässer und Kulturland. Frisst Fische, Kleinsäuger, Amphibien und Insekten. Überwiegend Kurzstreckenzieher. Tag- und Nachtzie-her.

Situation in SüdtirolDer Graureiher war Anfang der 1990er Jahre noch nicht Brutvogel in Südtirol. Zur Zugzeit im Frühjahr und Herbst wurde er regelmäßig beobachtet. Aufenthalte im Winter waren eine Ausnahme. Aufgrund gezielter Schutzmaßnahmen nahm die Art im gesamten europä-ischen Verbreitungsgebiet zu. Die Beobachtungen wäh-rend der Zugzeiten und Wintermonate nahmen zu. Seit 1998 wurden die ersten Bruten in Südtirol registriert. Inzwischen hat sich der Reiher über ganz Südtirol aus-gebreitet und brütet auch in entlegenen Seitentälern. Er ist das ganze Jahr über an Flüssen, Bächen, Seen und in Feuchtgebieten anwesend.

Bartgeier/ GipetoGypaetus barbatus

110-115 cm. Mit einer Spannweite von bis zu 280 cm ist er der größte Vogel der Alpen. Im Flug ist er durch die schmalen, spitzen Flügel und dem langen, keilförmigen Schwanz eindeutig erkennbar. Altvögel mit rahmfar-benem Kopf und schwarzem Bart, gelblich-weißer Unterseite und schiefergrauer Oberseite. Jungvögel dunkelbraun. Bartgeier leben im Hochgebirge, brüten in steilen Felswänden und ernähren sich ausschließlich von Aas und Knochen. Standvogel.

Situation in SüdtirolDer Bartgeier wurde aus Unkenntnis verfolgt und ge-zielt geschossen, bis er im Alpenraum schließlich Ende des 19. Jahrhunderts ausgerottet war. 1986 wurde ein internationales Programm zur Wiederansiedlung in den Alpen gestartet. Auch in Südtirol wurden im National-park Stilfserjoch im Zeitraum von 2000 bis 2008 in fünf Freilassungsaktionen insgesamt elf Junggeier ausge-setzt. Nachdem bereits seit einigen Jahren im Valle del Braulio hinter dem Stilfserjoch mehrere Naturbruten zu verzeichnen waren, brütete ein Paar im Martelltal in den Jahren 2015 bis 2017 erfolgreich. Im Jahr 2017 konnte ein zweites Paar erfolgreich einen Jungvogel aufziehen. An-dere Brutversuche scheiterten.

Die wildreichen Gebiete im Vinschgau bieten gute Lebensraumbedingungen für den Bartgeier.

Aus Schutzgründen keine Angaben.Noch nicht brütend.

Noch nicht brütend.

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Steinadler / Aquila realeAquila chrysaetos

75-88 cm. Südtirols größter Greifvogel. Gefieder dun-kelbraun mit goldgelbem Schimmer am Kopf; beide Ge-schlechter gleich. Junge dunkelbraun, mit weißem Fleck auf dem Flügel, Schwanz weiß, mit breiter dunkler End-binde. Mit zunehmendem Alter verschwindet das Weiß. Beim Kreisen im Aufwind weit gespreizte Handschwin-gen. Sein Lebensraum ist das Hochgebirge. Nahrung nach Jahreszeit und Gebiet verschieden, Säugetiere und Vögel, aber auch Aas. Standvogel.

Situation in SüdtirolDer Steinadler ist fast gleichmäßig über ganz Südtirol verbreitet. Die geeigneten Brutplätze sind regelmä-ßig besetzt. Der Bestand wird auf 50-60 Brutpaare ge-schätzt. Im langjährigen Mittel zieht ein Adlerpaar alle zwei Jahre einen Jungvogel auf, wobei nicht alle Paare gleich produktiv sind. Die Nahrung ist – wie Reste bei den Horsten beweisen – sehr vielseitig, und setzt sich vorwiegend aus Säugetieren mittlerer und kleiner Größe zusammen, wie Murmeltiere, junge Rehe und Gämsen, Marder oder Fuchs, Vögel wie Raufußhühner, aber auch Schlangen und Aas. Die Horste befinden sich auf Fels-bändern und in Felsnischen, vereinzelt sind auch Baum-horste bekannt.

Lebensraum des Steinadlers ist das Hochgebirge: er ist landesweit verbreitet und weist einen guten Bestand auf.

Schlangenadler / BianconeCircaetus gallicus

62-69 cm. Auffallend helle Unterseite, lange und breite Flügel, Schwanz mit 3-4 dunklen Binden. Kurzer Hals, breiter eulenartiger Kopf und dunkle Kehle. Rüttelt häu-fig. Bewohnt sonnige, felsige Hänge, Kulturland und Feuchtgebiete. Ernährt sich von Reptilien, Kleinsäugern und Vögeln. Langstreckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolDer Schlangenadler ist ein extrem seltener Brutvogel, seltener Durchzügler und Sommergast. Aus dem vori-gen Jahrhundert liegen keine Brutnachweise vor. Dalla torre/anzinger (1896/97) führen ihn am Ende des 19. Jh. noch als Brutvogel an. Sie zitieren greDler, der ihn für den Mitterberg (zwischen Etschtal und Überetsch) als »stationär« und Brutvogel bezeichnet. Im letzten Jahrzehnt waren Schlangenadler immer häufiger auch zur Brutzeit zu beobachten. Hinweise auf Brutverdacht gibt es aus dem Unterland und dem Raum Bozen, einen Brutnachweis aus dem äußersten Osten des Landes.

Schwarzmilan / Nibbio brunoMilvus migrans

55-60 cm. Dunkelbrauner Greifvogel mit schmalen, stark gewinkelten Flügeln und langem, leicht gegabeltem Schwanz. Brütet im Wald in der Nähe von Seen, Flüs-sen und Feuchtgebieten. Ernährt sich bevorzugt von Fischen, aber auch von Aas und Abfällen. Überwiegend Kurzstreckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolSeltener Brutvogel, häufiger Durchzügler, extrem sel-tener Wintergast. In den 1980er Jahren war der Schwarz-milan nur als Durchzügler bekannt, auch wenn es ver-einzelt schon Sommerbeobachtungen gab. Inzwischen hat er sein Brutgebiet vom Süden her ausgeweitet und ist daher immer häufiger auch zur Brutzeit beobachtet worden. Mehrfach gibt es Nachweise mit Brutverdacht aus dem Etschtal zwischen Meran und Salurn (Balz-spiele, Nistmaterial tragend) und aus den Auwaldgebie-ten im oberen Vinschgau. Von dort gibt es auch einen Brutnachweis.

Noch nicht brütend.

Noch nicht brütend.

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Wespenbussard / Falco pecchiaioloPernis apivorus

52-60 cm. Die Geschlechter sind gleich gefärbt, wobei Zeichnung und Färbung variabel sind. Oberseite dun-kelbraun, Kopf grau, Unterseite kräftig dunkelbraun ge-fleckt. Im Fluge vom Mäuse- und Raufußbussard durch längeren Schwanz mit dunkler Endbinde und schma-leren Binden näher an der Wurzel zu unterscheiden. Bewohnt Randbereiche von Laub- und Nadelmischwäl-dern. Frisst vorwiegend Insektenbruten (Wespen, Hum-meln), verschiedenste Kleintiere wie Käfer, Heuschre-cken und Amphibien. Langstreckenzieher; Tagzieher

Situation in SüdtirolSeltener Brutvogel, Durchzügler. Der Wespenbussard ist nur in geringer Dichte verbreitet. Der Schwerpunkt liegt im zentralen und südöstlichen Teil des Landes. Nach wie vor scheint er im Vinschgau, der wegen sei-ner ausgedehnten trockenwarmen Hänge ideale Jagd-gebiete aufweist, nur in geringer Dichte vorzukommen. Der Brutplatz kann sich auch am Schattenhang des Tales in einem reinen Fichtenwald befinden. Die Horste liegen zwischen 350 und 1200 m Höhe. Der Bestand hat leicht zugenommen.

Mäusebussard / PoianaButeo buteo

50-57 cm. Mittelgroßer, eher schwerfälliger Greifvogel mit breiten Flügeln und eher kurzem Schwanz. Das Ge-fieder beim Erwachsenen sehr variabel, von fast weiß bis schwarzbraun, meistens dunkelbraun; Flügelspitzen immer dunkel, Schwanz eng gebändert. Langsamer Flug mit geringer Schlagfrequenz, segelt oft und ausgiebig. Benötigt Laub- und Nadelmischwald als Brutplatz und offene Landschaften als Jagdgebiet. Ernährt sich vorwie-gend von Kleinsäugern. Kurzstreckenzieher, Tagzieher.

Situation in SüdtirolDer Mäusebussard ist in Südtirol regelmäßiger Brutvo-gel, Durchzügler und Wintergast. Er ist landesweit in geringer Dichte verbreitet. Der Bestand ist seit Jahren konstant geblieben. Die Brutplätze liegen zwischen 350 und 1200 m Höhe. Im Bereich des Etschtales ist der Be-stand stark rückläufig, da es keine offenen Wiesen mehr gibt. Durch die Abdeckung großer Flächen von Obstan-lagen mit Hagelnetzen fehlt ihm während der Brutzeit das Jagdgebiet. Während der Wintermonate halten sich, auch durch Zuzug aus dem Norden, viele Exemplare in den Obstanlagen auf, da sie dann auch ausreichend Nahrung finden

Sperber / SparviereAccipiter nisus

28-38 cm. Das Männchen ist oberseits blaugrau, unter-seits weißlich und rotbraun quergebändert (gesperbert!), das größere Weibchen ist oberseits graubraun, unterseits ebenso weißlich und graubraun gesperbert, heller Über-augenstreif. Stoß mit vier Querstreifen. Fliegt sehr wen-dig und schnell; Flugbild: gerundete, eher kurze Flügel. Verwechslung mit Habicht möglich. Bewohnt Laub- und Nadelwälder. Jagt fast ausschließlich Kleinvögel im Überraschungsangriff. Überwiegend Kurzstreckenzie-her, Tagzieher.

Situation in SüdtirolDer Sperber ist neben dem Turmfalken der Greifvogel mit der größten Verbreitung in Südtirol. Er ist landes-weit verbreitet, auch wenn die Verbreitungskarte große Lücken aufweist, vor allem was die Brutnachweise be-trifft. Der Horst wird mit Vorliebe auf Fichten gebaut. Die Dichte kann derzeit als zufriedenstellend bezeichnet werden. Jahresvogel, mit Zuzug von Wintergästen aus dem Norden. Er hält sich im Winter auch gerne in der Nähe von Siedlungen auf (Futterstellen), um hier nach Kleinvögeln zu jagen.

Sperber und Wespenbussard sind durch ihre Flugbilder und charakteristischen Federzeichnungen gut zu erkennen.

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Habicht / AstoreAccipiter gentilis

48-62 cm. Weibchen etwa bussardgroß, Männchen deut-lich kleiner (nur wenig größer als der Sperber). Vom Bus-sard im Flug durch deutlich längeren Schwanz und eher kurzen, breiten und gerundeten Flügeln zu unterschei-den. Beide Geschlechter sind gleich gefärbt, oberseits graubraun bis grau, unterseits weißlich und graubraun quergebändert (Sperberung). Unterschwanzdecken weiß und Stoß mit graubrauner Querbänderung. Augen gelb. Bevorzugt altholzreiche Laub- und Nadelmischwälder. Jagt mittelgroße bis größere Vögel. Standvogel.

Situation in SüdtirolDer Habicht ist wegen seiner heimlichen Lebensweise schwer zu beobachten, daher fehlen in vielen Gebieten die Brutnachweise. Die Karte gibt sicherlich nicht die tatsächliche Verbreitung wieder. In den ausgedehnten Waldgebieten des Landes dürfte er zwar nicht häufig, aber regelmäßig vertreten sein. Die Brutplätze liegen zwischen 300 und 1600 m Höhe. Der Bestand hat sich im Laufe der letzten Jahre etwas erholt, obwohl er an Hüh-nerhöfen gelegentlich immer noch verfolgt wird.

Der Habicht (im Volksmund auch Hennegeier genannt) ist bei der bäuerlichen Bevölkerung als »Hühnerdieb« gefürchtet. Altholzreiche, lichte Laub- und Nadelmischwälder sind bevorzugte Lebensräume von Habicht und Sperber.

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Turmfalke / GheppioFalco tinnunculus

32-35 cm. Beim Männchen Kopf blaugrau und Rücken rotbraun mit schwarzen Flecken, Schwanz grau mit ei-ner schwarzen Endbinde, Unterseite rahmfarben mit dunklen Flecken in Längsreihen; beim Weibchen Kopf, Rücken und Steuer rotbraun, dunkel gebändert anstatt gefleckt, Unterseite stärker gefleckt. Kennzeichnender Rüttelflug. Bewohnt Kulturland, Siedlungen und das Hochgebirge. Horstet in Felsnischen, an Gebäuden, sel-ten auf Bäumen. Ernährt sich vorwiegend von Kleinsäu-gern und Insekten, selten von Kleinvögeln. Standvogel und Kurzstreckenzieher.

Situation in SüdtirolDer Turmfalke ist regelmäßiger Brutvogel und Durch-zügler, seltener Wintergast. Er besiedelt in Südtirol vor allem jene Talhänge, die felsige Stellen aufweisen und an die offene Kulturlandschaft angrenzen. Doch ist er auch häufig oberhalb der Waldgrenze anzutreffen. Er ist neben dem Sperber in unserem Lande die häufigste Greifvogelart. In der Talsohle des Etschtales ist er kaum mehr anzutreffen, da ihm wegen der zunehmenden Ab-deckung der Obstwiesen durch Hagelnetze die Jagdge-biete nicht zugänglich sind. Insgesamt kann der Bestand noch als zufriedenstellend bezeichnet werden.

Turm- und Wanderfalken benötigen Felswände für ihre Horste. Sie nutzen aber auch verschiedene Baulichkeiten.

Baumfalke / LodolaioFalco subbuteo

30-36 cm. Die Geschlechter sind gleich gefärbt, der Kopf dunkel blaugrau, weiße Wangen mit schwarzem Bart-streif. Die Unterseite ist weißlich mit dunklen Längs-streifen. »Hosen« und Unterschwanzdecken rostrot. Wirkt im Flug wie eine kleinere Ausgabe des Wanderfal-ken. Er kommt in Kulturlandschaften mit Hecken und Baumgruppen, in offenen und lichten Waldgebieten vor. Jagt vor allem Kleinvögel und Insekten. Langstrecken-zieher; Tagzieher.

Wanderfalke / Falco pellegrinoFalco peregrinus

36-48 cm. Im Flug an dem ankerartigen Profil (lange spitze Flügel, kurzer, sich nach hinten verjüngender Schwanz) und durch den schnellen taubenartigen Flug zu erkennen. Die Geschlechter sind gleich gefärbt. Der dunkle Bartstreif ist immer sehr deutlich zu erkennen. Jungvögel sind oberseits graubraun anstatt blaugrau und unterseits gestreift anstatt gebändert. Bewohnt offene Lebensräume von der Talsohle bis ins Gebirge. Schlägt kleine, mittelgroße und größere Vögel im ra-santen Anflug. Überwiegend Standvogel, Tagzieher.

Situation in SüdtirolDer Baumfalke ist ein regelmäßiger, aber seltener Brut-vogel und Durchzügler in Südtirol. Schwerpunkt seines Verbreitungsgebietes sind die wärmeren Täler und Mit-telgebirge im Süden des Landes. Die Beobachtungen zur Brutzeit liegen zwischen 250 und 1250 m hoch. Es ist eine leichte Zunahme zu erkennen.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. Der Wander-falke galt jahrelang als ausgestorben, vor allem wegen des verbreiteten Einsatzes DDT-haltiger Spritzmittel in der Landwirtschaft. Ab etwa 1980 mehrten sich die Beo-bachtungen und in den darauffolgenden Jahren wurden erste Brutnachweise verzeichnet. Die genauen Standorte wurden in dieser Zeit aus verständlichen Gründen ge-heim gehalten, um die Vögel nicht zu vergrämen und die Bruten nicht zu gefährden. Anfang der 1990er brü-teten höchstens 3-4 Paare. Die Bestände haben sich in den letzten 10-15 Jahren weiter erholt, sodass heute mit mindestens zehn Paaren gerechnet werden kann.

Aus Schutzgründen keine Angaben.

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Wasserralle / PorciglioneRallus aquaticus

23-26 cm. Größer als Amsel, mit langem, leicht gebo-genem, rotem Schnabel. Oberseite dunkelbraun. Kopf-seiten, Kehle und Brust schiefergrau, das Junge unter-seits heller. An den gebänderten Flanken und graueren Unterschwanzdecken vom Teichhuhn zu unterscheiden. Bewohnt Feuchtgebiete mit dichter Ufervegetation. Nahrung: Insekten, Schnecken, Würmer. Standvogel und Kurzstreckenzieher; Nachtzieher.

Teichhuhn / Gallinella d’acquaGallinula chloropus

32-35 cm. Kleiner als Blässhuhn. Oberseits überwie-gend dunkelbraun, unterseits dunkelgrau, insgesamt schwärzlich wirkend. Rote Stirn, weiße Unterschwanz-decken und Flankenlinie. Beine grün mit langen Zehen, Schnabel rot mit gelber Spitze. Flugstart mühsam nach flügelschlagendem Wasserlaufen. Schwimmt unter Kopfnicken und wippt ständig mit dem Schwanz. Be-wohnt Feuchtgebiete, Seen und Fließgewässer. Frisst Pflanzen, Samen, Insekten, Würmer und Schnecken. Standvogel und Kurzstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, sehr spärlicher Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Wegen der versteckten Lebensweise ist die Wasserralle meist nur an ihren Lautäußerungen fest-zustellen. Dies ist sicher mit ein Grund, warum Nach-weise selten sind. Aber auch die besonderen Ansprüche an den Lebensraum lassen eine größere Verbreitung kaum zu. Die Brutgebiete im Etschtal liegen zwischen 210 und 250 m, am Haider See dagegen auf 1450 m, was für die Wasserralle außergewöhnlich hoch ist. Die An-zahl der Beobachtungen ist zu allen Jahreszeiten deut-lich zurückgegangen.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, aber seltener Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Das Vorkommen beschränkt sich aber meist auf den Talboden. Es lebt an den Entwässerungsgräben im Vinschgau und Etschtal, auch an Gräben mit geringer Breite. Voraussetzung ist jedoch, dass ein dichter, nie-derer Pflanzenbewuchs genügend Deckung für das Ge-lege und die Jungen bietet. Das Teichhuhn brütet auch an Seeufern und an kleinen Teichen, von den tiefsten Lagen um 210 m bis in Höhen von fast 900 m (Ausnah-me Haider See, 1450 m). Der Bestand ist rückläufig, da zunehmend geeignete Lebensräume fehlen.

Blässhuhn / FolagaFulica atra

36-38 cm. Etwas kleiner als Stockente. Der einzige schwar-ze Wasservogel mit weißer Stirn und weißem Schnabel, dicker als die meisten Enten. Beine grün. Dunenjunge mit rotem Kopf und Hals (bei Teichhuhn ganz dunkel). Spä-ter sind die Jungen oben unauffällig dunkelgrau mit wei-ßer Kehle und Brust. Brütet an stehenden und langsam fließenden Gewässern, mit deckungsreichen Ufern. Er-nährt sich von verschiedener pflanzlicher und tierischer Kost. Standvogel und Kurzstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, spärlicher Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Besiedelt Südtirol erst seit den 1980er Jah-ren, was wohl im Zusammenhang mit der Ausweitung des Brutgebietes und der Zunahme in ganz Mitteleuro-pa steht. Die Brutplätze liegen unterschiedlich hoch, der tiefste am Kalterer See in 225 m Höhe, der höchste am Haider See in 1450 m. In den Wintermonaten halten sich regelmäßig größere Gruppen auf den eisfreien Wasser-flächen auf. Am Kalterer See sind es meist recht große Gruppen. Im Spätherbst und Frühjahr sind die größten Ansammlungen am Haider See anzutreffen (bis zu 500 Exemplare). Der Brutbestand hat leicht zugenommen.

Lebensraum der Rallen: flache Ufer mit Schwimmblattgürtel, Seggen- und Schilfbeständen.

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Flussregenpfeifer / Corriere piccoloCharadrius dubius

15 cm. Oberseite erdbraun, Unterseite weiß. Am Kopf schwarzes Stirnband, das meist deutlich durch einen schmalen weißen Saum vom erdbraunen Scheitel ge-trennt ist. Zitronengelber Augenring; schwarzes Band vom Schnabel durch das Auge, schmales, schwarzes Kehlband. Läuft mit schnellen Trippelschritten und stoppt plötzlich ab. Bewohnt Feuchtgebiete, Seen, un-verbaute Fließgewässer, Kulturland und Kiesgruben. Ernährt sich von Insekten und Würmern. Überwiegend Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, aber sehr spärlicher Brutvogel, Durch-zügler und Wintergast. Aufgrund der speziellen Biotop-ansprüche ist eine weite Verbreitung dieser Art nicht möglich. Die wenigen Kies- und Sandflächen sind im Laufe der letzten Jahre fast zur Gänze verschwunden, sodass der Flussregenpfeifer bei uns vom Aussterben be-droht ist. Der Brutbestand wird auf nicht mehr als etwa 3 - 4 Paare geschätzt. In den vergangenen Jahren brütete er nur noch südlich von Bozen, an der Passermündung und in der Prader Sand im Vinschgau. Auf Durchzug ist dieser Regenpfeifer auch immer seltener zu beobachten.

Flussregenpfeifer und Flussuferläufer finden in Südtirol nur noch an wenigen Stellen geeignete Lebensräume.

Kiebitz / PavoncellaVanellus vanellus

28-31 cm. Taubengroß, auffällig schwarz-weiß gefärbt. Die Oberseite schwärzlich mit deutlich grünem Metall-glanz. Die Unterseite weiß, Brustschild scharf halbkreis-förmig abgesetzt. Kopf mit langer, abstehender Feder-haube. Flugbild sehr charakteristisch: die Flügel breit abgerundet, der Flügelschlag langsam »schaufelnd«. Be-siedelt Feuchtgebiete, Weiden, Mähwiesen und Acker-land. Frisst Insekten, Larven, Regenwürmer und Samen. Überwiegend Kurzstreckenzieher; Tagzieher.

Flussuferläufer / Piro piro piccoloActitis hypoleucos

19-21 cm. Ein kleiner, kurzbeiniger, graubrauner Was-serläufer, mit weißer Unterseite, die Seiten der Vorder-brust grau, mehr oder weniger deutlich abgesetzt; weiße Flügelbinde im Flug gut zu erkennen. Fliegt knapp über dem Wasser mit schrillen Pfiffen, wechselt ruckweise Flügelschläge mit kurzen Gleitstrecken bei abwärts ge-bogenen Schwingen. Läuft schnell, dazwischen Anhal-ten mit auffälligem Körperwippen. Bewohnt Feuchtge-biete, Seen, unverbaute Fließgewässer mit Schotterbän-ken, Kulturland und Kiesgruben. Ernährt sich von In-sekten und Würmern. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolNicht mehr Brutvogel. Seit den 1970er Jahren sind Brut-plätze in Südtirol bekannt. Er besiedelte unterschied-liche Lebensräume: Ackerflächen im Vinschgau und im Raum Brixen/Natz-Schabs, im Pustertal und im Süden von Bozen Feuchtwiesen. Der Bestand war immer sehr klein, im Vinschgau und im Raum Brixen 7 -10 Paare, in den übrigen Gebieten 2-3 Paare. Seit etwa zehn Jahren ist der Kiebitz nur noch auf Durchzug zu beobachten. Lebensraumverlust und geänderte Bewirtschaftungs-weisen führten schließlich in Südtirol zum Aussterben dieser Art als Brutvogel.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, aber seltener Brutvogel und Durchzügler. Aufgrund der besonderen Lebensraumansprüche und der Höhenlage des Landes kann der Flussuferläufer nur in beschränkter Zahl vorkommen. Die Bestandszahlen haben in den letzten beiden Jahrzehnten auch in Südtirol stark abgenommen, sodass er nur mehr an wenigen Stel-len brütet. Die Flussverbauung, die Ufergestaltung und -pflege sowie Störung von Erholungssuchenden sind die Hauptgründe für die Abnahme. Im Beobachtungszeit-raum gelang kein sicherer Brutnachweis. Brutverdacht besteht in der Prader Sand im Vinschgau, an Etsch und Eisack im Raum Bozen und an der Unteren Ahr.

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Waldschnepfe / BeccacciaScolopax rusticola

33-35 cm. Ungefähr taubengroß, untersetzt. Unter allen Watvögeln der einzige heimlich lebende Waldvogel, der außerordentlich tarnfarben wie das Falllaub, dämme-rungs- und nachtaktiv und deshalb tagsüber kaum zu beobachten ist. Wirkt im Fluge dick und kurzschwänzig, am langen Schnabel, der abwärts gerichtet ist, zu erken-nen. Brütet in reich gegliederten Laub und Mischwäl-dern, aber auch in aufgelichteten Nadelwäldern. Ernährt sich von Insekten und Würmern. Überwiegend Kurz-streckenzieher; Nachtzieher.

Bekassine / BeccaccinoGallinago gallinago

23-28 cm. Heimlich lebende Schnepfe, braun, mit lan-gem geradem Schnabel. Rücken schwarz und rotbraun gezeichnet, mit kräftigen gelben Streifen. Am Boden gut getarnt. Leicht am charakteristischen Zickzack-Flug und am heiseren , rätschenden Geräusch beim Aufliegen zu erkennen. Bewohnt Sumpfgebiete, feuchte Wiesen, Moore, Fluss- und Seeufer. Stochert im Schlamm und feuchtem Boden, frisst Regenwürmer, Egel, Schnecken und Insekten. Kurz- und Langstreckenzieher; Nachtzie-her.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel, spärlicher Durchzügler und Wintergast. Wegen der heimlichen Lebensweise ist die genaue Verbreitung und Größe des Bestands nicht be-kannt. Schwerpunkt der Verbreitung liegt im Süden des Landes. Brutnachweise liegen aus Mischwäldern in ei-ner Höhe zwischen 300 und 1300 m vor. Beobachtungen balzender Exemplare gibt es auch aus dem mittleren und oberen Pustertal. Außerhalb der Brutzeit wird die Wald-schnepfe auffallend häufig im Monat November beo-bachtet. Leider wird sie in Italien jährlich immer noch stark bejagt.

Situation in SüdtirolNicht mehr brütend. Von der Bekassine gelang nur 1986 und 1993 ein Brutnachweis im Schilf-Seggengebiet am Südrand des Kalterer Sees. Es war der einzige Brutnach-weis in Italien. In den vergangenen Jahrzehnten wurde sie nur noch auf dem Durchzug beobachtet.

Mittelmeermöwe / Gabbiano realeLarus michahellis

52-58 cm. Adulte Exemplare sehen der Silber- und Step-penmöwe sehr ähnlich. Beine gelb (bei Silbermöwe rosa). In den verschiedenen Alterskleidern und dem Wechsel zwischen Pracht- und Schlichtkleid sind die genannten Arten sehr schwer zu unterscheiden. Hat sich vom Mit-telmeer ausgehend nach Norden, auch im mitteleuropä-ischen Binnenland ausgebreitet. Bewohnt Seen, Fließge-wässer, Kulturland und Siedlungen. Frisst Krustentiere, Fische, Würmer, Schnecken, Insekten, Vögel, Säuger, Aas und Abfall. Standvogel und Kurzstreckenzieher.

Situation in SüdtirolDie Mittelmeermöwe ist seit etwa einem Jahrzehnt ge-häuft und regelmäßig auch in Südtirol zu sehen. Sie hält sich vorwiegend entlang des Etschtales bis zum Reschen, aber auch im städtischen Raum in Bozen auf. Dort erfolgten auch die ersten Bruten (bisher mindestens drei), und zwar auf Flachdächern von Gebäuden. Einen Brutnachweis gibt es auch im Gebiet von Graun am Re-schensee.

Feuchte und unterholzreiche Laub-Nadelmischwälder bieten gute Lebensbedingungen für die Waldschnepfe.

Noch nicht brütend.

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Hohltaube / ColombellaColumba oenas

32-34 cm. Kleiner und kurzschwänziger als Ringeltau-be, ohne weißes Flügelfeld und ohne weißen Bürzel, aber mit schwarzen Flügelspitzen und zwei undeut-lichen schwarzen Flügelbinden, sowie mit grünlich schillernden Halsseiten. Der Schwanz endet mit einer schwarzen Querbinde. Beide Geschlechter gleich. Lebt in Wäldern und baumbestandener Kulturlandschaft. Brütet in Baumhöhlen Ernährt sich vorwiegend von Sa-men. Standvogel und Kurzstreckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolUnregelmäßiger und sehr seltener Gast. Schon in den 1980er und 1990er Jahren waren Nachweise zur Brutzeit die Ausnahme. Im Beobachtungszeitraum wurde nur einmal ein Exemplar zur Zugzeit im Etschtal beobach-tet. In den letzten drei Jahrzehnten gibt es keinen Brut-nachweis mehr. Auch aus den Nachbargebieten liegen keine Brutnachweise vor (Nordostitalien, Graubünden, Tessin, Nordtirol-Osttirol). Nach historischen Angaben soll sie früher fast ebenso häufig gewesen sein wie die Ringeltaube (Dalla torre-anzinger, 1896/97).

Seit einigen Jahren kommt auch die Ringeltaube immer öfters in Siedlungsgebieten vor. Sie wird offensichtlich zum Kulturfolger.

Ringeltaube / ColombaccioColumba palumbus

40-42 cm. Die größte einheimische Wildtaube. Sie ist grau mit schillernden Halsfedern, einem weißen Fleck an jeder Halsseite und einem weißen Streifen vom Bug an über jeden Flügel. Die Brust ist rötlich, der Schwanz endet mit einer dunklen Querbinde. Sie fliegt laut flü-gelklatschend ab. Beide Geschlechter gleich. Kommt im Wald, im Kulturland und in Siedlungsgebieten vor. Nah-rung vorwiegend Samen. Standvogel und Kurzstrecken-zieher; Tagzieher.

Türkentaube / Tortora dal collareStreptopelia decaocto

31-33 cm. Kleiner als Ringeltaube, mit hellbraunem unge-flecktem Rücken, hell braungrauer Unterseite mit wein-rotem Anflug besonders an der Brust und einem schwar-zen, schmalen, nach oben weiß begrenzten Nackenband. Der Schwanz hat von unten gesehen ein breites weißes Endband. Auge rot. Jungvögel ohne schwarzes Nacken-band. Beide Geschlechter gleich. Bewohnt Siedlungen und Kulturland. Ernährt sich vorwiegend von Samen. Standvogel.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und seltener Win-tergast. Die Ringeltaube ist weit verbreitet. Sie besiedelt die Laubmischwälder der Hänge der großen Täler, kommt aber auch in Fichten- und Föhrenwäldern vor. Die Brutorte liegen zwischen 280 und 1500 m Höhe. Der Bestand war gebietsweise stark zurückgegangen, vor allem in Gebieten mit ehemals verbreitetem Getreidean-bau. Dadurch fehlte ein Teil der Nahrung. Seit einigen Jahren ist eine deutliche Zunahme festzustellen. Immer häufiger besiedelt sie auch Wohngebiete und Parkanla-gen. Vermehrt sind Überwinterungen und eine frühere Rückkehr zu beobachten.

Situation in SüdtirolJahresvogel. Die Türkentaube ist seit 1959 für Südtirol nachgewiesen. In Toblach, Bruneck und Brixen waren damals die ersten Türkentauben beobachtet worden. Damit begann der »Siegeszug« dieser Taube auch in Südtirol. Innerhalb der folgenden Jahre hat sie sich in al-len größeren Ortschaften des Landes angesiedelt: Bozen, Meran, Sterzing, Eppan, Kaltern. Bis etwa 1980 war die Besiedlung größtenteils abgeschlossen, auch die Dörfer mit ländlichem Charakter waren besiedelt. In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sie das Verbreitungsgebiet noch weiter ausgedehnt. Der Bestand schwankte mehr-mals, starke Einbrüche gab es v. a. nach kalten Wintern.

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Turteltaube / Tortora selvaticaStreptopelia turtur

26-28 cm. Etwas dunkler gefärbt als Türkentaube, mit rötlichbrauner Oberseite und weinrot schimmerndem Gefieder auf der Unterseite; an den Halsseiten drei schwärzliche, weiß begrenzte Querstreifen. Das beste Kennzeichen im Fluge ist der abgerundete, relativ kurze Schwanz, der überwiegend schwarz mit weißer Endbin-de ist. Schnabel schwarz. Junge haben keine Halsflecken. Beide Geschlechter gleich. Langstreckenzieher; Nacht-zieher.

Kuckuck / CuculoCuculus canorus

32-34 cm. Sicher ist er unser volkstümlichster Vogel, jeder kennt seinen Ruf. Etwa taubengroß mit langem Schwanz und spitzen Flügeln, Flugbild ähnelt dem des Turmfal-ken. Zwei Farbphasen: Oberseite und Brust schiefer-grau oder (wesentlich seltener) rötlichbraun, Unterseite gebändert (ähnlich dem Sperber). Gelegentlich treten rostbraune Weibchen auf, die den rotbraunen Jungen äh-neln. Bewohnt Wälder bis ins Hochgebirge, auch Kultur-land. Frisst Insekten und deren Larven, auch behaarte. Langstreckenzieher, überwiegend Nachtzieher.

Situation in SüdtirolUnregelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. Die Tur-teltaube, unsere kleinste Taube, brütet(e) nur in einem eng begrenzten Gebiet, und zwar in der Umgebung von Bozen und südlich davon. Die Ausbreitung erfolgte aus dem norditalienischen Raum, wo sie in den Niederungen weit verbreitet ist. Die Anzahl der Beobachtungen ging in den letzten Jahren deutlich zurück. Aus dem Beobach-tungszeitraum gibt es keine gesicherten Brutnachweise. Mögliche Brutgebiete liegen nur im Talbereich und am Hangfuß. Die Beobachtungen im Vinschgau (900 m), bei Brixen (800 m) und im Pustertal (800 - 1200 m) betreffen wahrscheinlich verspätete Durchzügler.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, häufiger Brutvogel und Durchzügler. Der Kuckuck besiedelt ganz Südtirol vom Talboden bis in die alpine Region. Als Wirtsvögel sind vor allem Garten- und Hausrotschwanz nachgewiesen, weniger häufig Heckenbraunelle, Bachstelze, Grauschnäpper, Teichrohrsänger. Der Bekanntheitsgrad des Vogels und der leichte Nachweis seiner Anwesenheit aufgrund sei-nes weithin hörbaren und unverkennbaren Rufs spiegelt sich in der Verbreitungskarte wider. In den letzten Jah-ren wurden aber gebietsweise auffallend wenige Kucku-cke gehört, sodass es den Anschein hat, dass der Bestand doch stark abgenommen hat.

Uhu / Gufo realeBubo bubo

60-75 cm. Größte europäische Eule mit sehr auffälligen Federohren, breit gestreifter Brust und großen orange-roten Augen. Bevorzugt felsiges Gelände, Schluchten in Waldgebieten und Kulturland als Jagdgebiet. Jagt in der Dämmerung und nachts vorwiegend Vögel und Säuge-tiere mittlerer Größe wie Mäuse, Ratten, Igel, Hasen und Marder sowie Tauben, Enten, Blässhühner oder Raben. Standvogel.

Situation in SüdtirolSelten brütender Jahresvogel. Der Uhu ist sehr spärlich längs der großen Täler in Südtirol verbreitet. Immer mehr Brutorte sind im Laufe der letzten Jahre verwaist und ein spürbarer Bestandsrückgang ist zu verzeich-nen. Wahrscheinlich sind dafür Veränderungen im Nahrungs-angebot (geänderte Wirtschaftsweisen in der Landwirtschaft), Störungen im Horstbereich (Sportklet-tern) und Unfälle (Verkehr, Freileitungen, direkte Ver-folgung u. a.) als Hauptgründe zu nennen. Im Etschtal zwischen Meran und Salurn sowie im Eisacktal bis in den Brixner Raum ist er noch relativ gut vertreten, da er in den Porphyrwänden und schluchtartigen Seitentälern gute Brutmöglichkeiten findet.

Schluchten und zerklüftete Felswände am Rande von Kulturflächen (Jagdgebiet) sind die bevorzugten Lebensräume des Uhus.

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Raufußkauz / Civetta capogrossoAegolius funereus

24-26 cm. Mittelgroßer Kauz. Oberseite dunkelbraun mit kleineren und größeren weißen Flecken, Unterseite weiß-lich mit verwaschener Fleckung. Beine und Füße sind bis zu den Zehen dicht weiß befiedert (Name!). Dicker runder Kopf mit hellem Schleier, der deutlich schwarz-braun eingefasst ist; gelbe Iris. Kommt vorwiegend in ausgedehnten Nadelwäldern vor. Jagt nur nachts, vor-wiegend Kleinsäuger. Überwiegend Standvogel.

Situation in SüdtirolSpärlich brütender Jahresvogel. Der Raufußkauz ist we-gen seiner Verbreitung im Bergwald und seiner heim-lichen Lebensweise außerhalb der Balzzeit nicht leicht festzustellen, sodass das Verbreitungsbild mit Sicherheit sehr lückenhaft ist. Die beste Zeit, das unverkennbare Balzlied zu hören, sind die Nächte im Frühjahr in Höhen zwischen 1000 und 2000 m. Für die Brut nutzt er vorwie-gend verlassene Schwarzspechthöhlen. Über Bestands-veränderungen liegen keine Angaben vor.

Sperlingskauz / Civetta nanaGlaucidium passerinum

16-17 cm. Kleinste Eule Europas, unverwechselbar we-gen seiner geringen Größe. Geschlechter gleich gefärbt, verhältnismäßig kleiner Kopf mit undeutlichem Schlei-er und gelben Augen, nur weiße »Augenbrauen«. Ober-seite dunkelbraun mit hellen tropfenförmigen Flecken, Unterseite hell mit braunen Längsflecken. Tag- und dämmerungsaktiv. Bevorzugt lockere Nadelwälder mit größeren Lichtungen zum Jagen. Jagt vorwiegend Mäu-se und Kleinvögel. Standvogel.

Situation in SüdtirolSpärlich brütender Jahresvogel. Der Sperlingskauz ist sicherlich weiter verbreitet als es die Verbreitungskar-te zeigt. Es ist anzunehmen, dass dieser kleine Kauz in den meisten Bergwäldern des Landes als Brutvogel an-wesend ist. Die Brutnachweise liegen zwischen 700 und 1900 m hoch, wo er vorwiegend die Höhlen von Bunt-, Dreizehen- und Grauspecht nutzt. Über Schwankungen des Bestandes liegen keine Hinweise vor.

Waldohreule / Gufo comuneAsio otus

35-37 cm. Mittelgroße, schlanke und bräunliche Eule mit langen Federohren und hellem Gesichtsschleier mit dunkler Umrandung. Unterseite heller gefärbt mit dunklen Schaftstrichen und feiner Querbänderung. Iris orangegelb. Lebt in Nadel- und Laubmischwäldern, ger-ne in Auwäldern. Jagt bevorzugt Kleinsäuger und kleine Vögel. Standvogel und Kurzstreckenzieher.

Situation in SüdtirolSehr seltener Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Für die Waldohreule gilt, was auch für den Sperlings-kauz gesagt wurde: das Verbreitungsbild ist wegen der Heimlichkeit des Vogels außerhalb der Zeit der Jungen-aufzucht weiterhin sehr lückenhaft. Die Brutplätze lie-gen zwischen 500 und 1200 m Höhe. Im Winter bilden die Waldohreulen an Plätzen mit reichlichem Nahrung-sangebot oft größere Schlafgemeinschaften von bis zu 20 Exemplaren (Raum Burggrafenamt und Überetsch). Vorkommen und Bestand haben offensichtlich abge-nommen. Auffällig, dass aus der östlichen Landeshälfte keine Nachweise mehr vorliegen.

Lockere Nadelwälder der höheren Lagen und der Bereich der Waldgrenze sind die Lebensräume von Raufuß- und Sperlingskauz.

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Waldkauz / AlloccoStrix aluco

37-39 cm. Größer und kräftiger als Waldohreule. Kenn-zeichnend ist der große runde Kopf mit den dunkelbrau-nen Augen, keine Federohren. Beide Geschlechter sind gleich gefärbt, Färbung jedoch sehr unterschiedlich, von graubraun bis rostbraun. Hellgrauer Gesichtsschleier, Unterseite weißlich mit dunklen Längsflecken in Form von Harpunenspitzen. Bewohnt lichte Laub- und Nadel-holzmischwälder mit alten Bäumen. Jagt in der Dämme-rung und nachts Kleinsäuger, Kleinvögel, Lurche und Insekten. Standvogel.

Situation in SüdtirolVerbreitet, aber nicht häufig brütender Jahresvogel. Die Brutorte reichen von 300 m bis an die 1000 m Hö-hengrenze heran, ausnahmsweise auch höher, wie die erfolgreiche Brut im Pflerschertal beweist. Die meisten Brutplätze befinden sich in Höhlen der Edelkastanie, weniger in anderen großen Bäumen oder alten Gebäu-den. Im Augenblick scheint der Bestand nicht beson-ders gefährdet zu sein. Doch könnte sich der Rückgang der Kastanienwälder negativ auch auf den Bestand des Waldkauzes auswirken. Über Schwankungen des Be-standes liegen keine Hinweise vor.

Waldkauz und Zwergohreule brauchen naturnahe Mischwälder mit einem reichen Höhlenangebot.

Steinkauz / CivettaAthene noctua

21-23 cm. Die geringe Größe, die geduckte Haltung, die niedere Stirn und die großen gelben Augen charakteri-sieren diesen Kauz. Dämmerungs- und tagaktiv. Lebt in offenem Kulturland mit Baumgruppen, in Gärten und Parks der Siedlungen. Ernährt sich von verschiedenen Kleinsäugern und kleinen Vögeln, aber auch Insekten und Reptilien. Standvogel.

Situation in SüdtirolAls Brutvogel ausgestorben. Der Steinkauz war schon in den 1980er und 1990er Jahren in Südtirol sehr selten und nur noch einmal brütend auf einer Mittelgebirgsterrasse im unteren Eisacktal nachgewiesen worden. Innerhalb des letzten Beobachtungszeitraums wurde er nicht mehr festgestellt.

Zwergohreule / AssioloOtus scops

19-20 cm. Kleine schlanke Eule mit Federohren. Grund-farbe des Gefieders bei beiden Geschlechtern gleich, graubraun und marmoriert, Unterseite etwas heller mit dunklen Schaftstrichen und feiner Querverästelung. Hellgrauer Gesichtschleier und gelbe Augen. Besiedelt Laubmischwald und Kulturland. Jagt vor allem in der Dämmerung, meist größere Insekten und Nachtfalter. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolUnregelmäßiger, sehr seltener Brutvogel und Sommer-gast. Südtirol liegt am äußersten Randbereich des Ver-breitungsgebietes. Es ist daher naheliegend, dass sie nur in geringer Zahl vorhanden und der Bestand Schwan-kungen unterworfen ist. In den letzten Jahren wurde sie nur noch an wenigen Stellen beobachtet. Hinweise auf eine Brut gibt es keine.

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Ziegenmelker / SucciacapreCaprimulgus europaeus

26-28 cm. Ein länglicher, gestreckter Vogel, graubraun, dicht dunkelbraun und rostgelb gesprenkelt und gebän-dert (Tarnfärbung). Kleiner Schnabel mit großem Schna-belspalt, Männchen mit zwei weißen Flecken an den langen Handschwingen und mit auffallenden weißen Spitzen an den Steuerfedern. Leicht an seinem Gesang und dem auffallenden Balzflug zu erkennen. Nacht- und dämmerungsaktiv. Lebt in Heidegebieten und lichten Kiefer- und Buschwäldern. Jagt Nachtfalter und andere Insekten. Langstrecken- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, aber seltener Brutvogel und Durchzügler. Der Ziegenmelker bevorzugt sonnige, trockene Hänge mit spärlichem Baumbestand und größere Lichtungen. Solche Lebensräume gibt es vor allem im Etschtal süd-lich von Meran bis Salurn, weiters am Vinschgauer Sonnenberg und im Eisacktal. Im Bereich der Bozner Porphyrplatte (von Burgstall südwärts, Bozen und Um-gebung, Unterland bis Tramin-Neumarkt) bevorzugt er die ausgedehnten, nur spärlich bewachsenen und schwer zugänglichen Geröllhalden. Im übrigen Südtirol scheint er sich vorwiegend in Föhrenbeständen aufzuhalten. Vorkommen und Verbreitung sind rückläufig.

Mauersegler / RondoneApus apus

16-17 cm. Von den Schwalben durch lange, gebogene Flügel, kurzen Schwanz und dunkles Gefieder (außer hellem Kehlfleck) zu unterscheiden. Lebt gesellig und ausschließlich im Luftraum, schläft und paart sich im Flug. Fliegt schnell mit äußerst raschem Flügelschlag. Bewohnt Siedlungen und brütet an Gebäuden. Beson-ders beliebt sind hohe Gebäude wie Kirchen und Burgen, wo er oft in größeren Kolonien brütet. Jagt Insekten und Spinnen. Langstreckenzieher; Tag- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, häufiger Brutvogel und Durchzügler. Der Mauersegler kommt vom Talboden bis in große Höhen (mindestens bis 1700 m) vor. In den letzten Jahren war landesweit ein deutlicher Rückgang des Bestandes fest-zustellen, besonders aber in den größeren Orten wie Bo-zen und Meran, wo er oft in größeren Kolonien brütet. Die Mehrzahl der Mauersegler erscheint bei uns erst Ende April/Anfang Mai und zieht bereits Ende Juli/Anfang August wieder weg. Überwintert südlich der Sahara.

Mauersegler brüten an hohen Gebäuden mit besonderer Dacheindeckung (Mönch-Nonne-Ziegel), Alpensegler bevorzugt im Hochgebirge.

Fahlsegler / Rondone pallidoApus pallidus

16-17 cm. Der Fahlsegler sieht dem Mauersegler zum Verwechseln ähnlich und ist vor allem im Flug nur sehr schwer zu unterscheiden. Am besten ist er noch an der Stimme zu erkennen. Stirn und Kehle meist heller, dunk-ler Augenfleck. Jagt Insekten und Spinnen. Kehrt etwa einen Monat früher ins Brutgebiet zurück und verlässt es zwei bis drei Monate später als der Mauersegler. Lang-streckenzieher, Tag- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolDer Fahlsegler ist ein sehr lokaler, seltener Brutvogel und Durchzügler. Gesicherte Brutnachweise gibt es für den Erhebungszeitraum nur in Bozen, und zwar jeweils aus den Jahren 2013 bis 2016. Weitere Beobachtungen während der Zug- und Brutzeit sind wegen der schwie-rigen Unterscheidbarkeit der beiden ähnlichen Arten noch zu überprüfen. Es ist heute nicht mehr feststellbar, wann der Fahlsegler das erste Mal in Südtirol gebrütet hat. Vermutlich wurde er früher übersehen und so man-che Beobachtungen dem Mauersegler zugeschrieben. Vorkommen und Verbreitung soll in den nächsten Jahren genau verfolgt werden.

Noch nicht brütend.

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Wiedehopf / UpupaUpupa epops

26-28 cm. Unverwechselbar: langer, gebogener, dunkel gefärbter Schnabel; große aufrichtbare Kopfhaube; oran-gebräunliches Gefieder, Flügel und Schwanz auffallend schwarz-weiß gebändert, die den Vogel im Fluge wie einen riesigen schwarzweißen Schmetterling erscheinen lassen. Bewohnt Laubmischwald und Kulturland. Frisst Insekten und Larven. Langstreckenzieher; überwiegend Tagzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, seltener Brutvogel und Durchzügler. Der Wiedehopf war bis in die 1970er Jahre ein regelmäßiger Brutvogel in den Talböden und Mittelgebirgslagen (vor allem Kastanienhaine). In der Folgezeit nahm der Be-stand so stark ab, so dass der Bestand gefährdet schien. Schuld daran war vor allem die Aufnahme von durch Mesurol vergiftete Maulwurfsgrillen. Nach einem redu-zierten Gifteinsatz erholten sich die Bestände vorüberge-hend. Inzwischen ist leider wieder ein starker Rückgang zu verzeichnen, trotz unterstützender Maßnahmen etwa durch Anbringen von Nistkästen, um das Höhlenange-bot zu erhöhen.

Alpensegler / Rondone maggioreApus melba

20-23 cm. Viel größer, heller und brauner als Mauer-segler, mit weißer Unterseite und braunem Brustband. Er ist perfekt an das Leben im Luftraum angepasst und verbringt den größten Teil seines Lebens fliegend. Seine Fluggeschwindigkeit beträgt im Normalfall bis 100 km/h, er kann bei Flugspielen auch 200 km/h er-reichen. Bewohnt vorwiegend das Hochgebirge, selten auch Siedlungen. Jagt Fluginsekten. Langstreckenzieher; Tag- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolDer Alpensegler ist in Südtirol – im Unterschied zu an-deren Gegenden – fast ausschließlich Felsspaltenbewoh-ner. Lediglich an der Autobahn (in den Spalten zwischen den Trägern der Viadukte) im unteren Eisacktal brütet regelmäßig mindestens ein Dutzend Paare. Der Schwer-punkt des Vorkommens liegt im Bereich der Bozner Porphyrplatte, da der Porphyr mit seinen zahlreichen senkrechten Spalten über viele ideale Nistplätze verfügt. Daneben sind es die Kalk- und Dolomitfelsen sowie die Felswände in der Rieserfernergruppe. Brutnachweise sind sehr schwierig. Bestand aber deutlich rückläufig.

Eisvogel / Martin pescatore Alcedo atthis

16-17 cm. Einer der am lebhaftesten gefärbte Vogel un-seres Gebietes, Oberseite glänzend metallisch blau, Un-terseite rostrot, weißer Fleck an Kehle und Hals. Körper gedrungen, mit kurzem Schwanz, langem dolchför-migem Schnabel und roten, kleinen Füßen. Oft bemerkt man den farbenprächtigen Vogel nur dann, wenn er mit hellen Pfiffen niedrig über das Wasser schwirrt. Be-wohnt Seen, langsam fließende Gewässer und Feucht-gebiete. Ernährt sich hauptsächlich von kleinen Fischen und Wasserinsekten. Standvogel und Kurzstreckenzie-her; Tag- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolDer Eisvogel zählt auch in Südtirol zu den ganz großen Seltenheiten. Abbruchstellen an den Flussufern findet er heute nur noch selten, da fast alle Bach- und Fluss-ufer verbaut sind. Es gibt vermutlich kaum mehr als 5-7 Paare, sodass es unbedingt notwendig ist, die letzten Brutplätze zu schützen oder Lebensraum verbessernde Maßnahmen zu setzen. Sichere Brutnachweise gibt es nur aus dem mittleren Etschtal und Tauferer Ahrntal, Brutverdacht aus drei weiteren Gebieten.

Der Wiedehopf zählt heute zu den seltenen Brutvögeln und kommt sogar in den Mittelgebirgslagen kaum noch vor.

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Schwarzspecht / Picchio neroDryocopus martius

40-46 cm. Die bei weitem größte Spechtart unseres Ge-bietes und der einzige größere schwarze Vogel mit rotem Scheitel (Männchen) oder Genickfleck (Weibchen). Au-gen und Schnabel hell. Flug nicht wellenförmig, wie für andere Spechte kennzeichnend, sondern eher schwerfäl-lig und geradlinig. Bewohnt Laub- und Nadelmischwäl-der mit hohem Altholzanteil. Schafft durch seine großen Nisthöhlen vor allem für Käuze und andere Nachmieter wichtige Bruträume. Frisst verschiedene Insekten und holzbewohnende Larven. Standvogel.

Grünspecht / Picchio verdePicus viridis

31-33 cm. Leicht kenntlich durch olivgrünes Gefieder mit roter Kopfzeichnung und grüngelbem Bürzel; vor-dere Kopfseiten und Bartstreifen schwarz, Männchen mit roter Mitte des sehr breiten Bartstreifens. Jungvögel heller, deutlich gefleckt und gebändert; Flug tief wellen-förmig. Lebt bevorzugt in Laubmischwäldern, aber auch im Nadelwald und in Parkanlagen. Frisst Insekten und deren Eier und Larven (Ameisen). Standvogel.

Situation in SüdtirolVerbreitet brütender Jahresvogel. Der Schwarzspecht ist zwar weit verbreitet, doch in geringer Dichte, da er ein großes Revier beansprucht. Er lebt mit Vorliebe in Buchenmischwäldern. Weiters brütet er in Nadelmisch-wäldern und Lärchenwäldern bis 2000 m Höhe. Aus dem Beobachtungszeitraum gibt es leider nur wenige Brutnachweise und auch nicht viele mit Brutverdacht. Der Bestand ist abnehmend.

Situation in SüdtirolVerbreitet brütender Jahresvogel. Der Grünspecht ist vor allem in den unteren Tallagen, im Bereich der Laub- und Laubmischwälder regelmäßig anzutreffen. Eine höhere Dichte erreicht er in Kastanienhainen. Mit zunehmender Höhe und höherem Nadelholzanteil in den Wäldern (vor allem Fichten) nimmt seine Zahl rasch ab. Im Tal-boden war er früher auch in den Obstgärten ein verbrei-teter Brutvogel. Durch die Umstellung der Hochstamm-obstbäume auf kleinwüchsige Sorten fehlten ihm die Brutbäume. Die Folge ist, dass einerseits der Grünspecht einen ausgedehnten Lebensraum verloren hat, aber auch viele Höhlenbrüter keine Brutmöglichkeit mehr finden.

Der Grünspecht kommt in Laub-Nadelmischwäldern vor, bevorzugt in Kastanienhainen, wo er ausreichend Brutbäume findet.

Grauspecht / Picchio cenerinoPicus canus

Ähnelt einem Grünspecht, aber Kopf und Unterseite vorwiegend grau und Männchen mit einem roten Vor-derscheitel, Weibchen ohne Rot am Kopf; schwarzer Bartstreif viel schmaler als beim Grünspecht. Jungvögel bräunlicher, mit dunkler Bänderung der Körperseiten. Kommt vorwiegend in Nadelmischwäldern vor. Ernährt sich von Insekten, besonders Ameisen und deren Eier. Standvogel.

Situation in SüdtirolSpärlich brütender Jahresvogel in höheren Lagen. Süd-tirol befindet sich im Bereich der Verbreitungsgrenze die-ser Spechtart. In Italien kommt der Grauspecht nur im Trentino-Südtirol, im Veneto und in Teilen der Lombar-dei vor. Das erklärt wohl auch, dass sein Verbreitungs-bild Lücken aufweist, wie so oft bei Randpopulationen. Er kommt in viel geringerer Dichte als der Grünspecht vor. Er besiedelt vorwiegend Laubmischwälder an den Talhängen, wird aber auch in Nadelmischwäldern ange-troffen (Lärchen, Föhren). Die Beobachtungsorte liegen zwischen 230 und 1600 m Höhe, ausnahmsweise aber auch bis über 2000 m Höhe. In den Dolomiten oft an der Waldgrenze anzutreffen (Grünwaldtal, Plätzwiese, u. a.).

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Buntspecht / Picchio rosso maggioreDendrocopus major

22-23 cm. Der häufigste europäische Specht, beträchtlich kleiner als der Grünspecht. Mit auffallend weißem Flü-gelfleck und lebhaft roten Unterschwanzdecken; Männ-chen mit schwarzem Scheitel und rotem Genickfleck, Junge mit rotem Scheitel. Flug wellenförmig. Kommt in Laub- und Nadel-Mischwäldern bis zur Waldgrenze vor, besiedelt aber auch Parkanlagen. Ernährt sich von Insek-ten und deren Larven. Jahresvogel.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Der Buntspecht kommt vom Talboden bis zur Waldgrenze vor und ist die am weitesten verbreitete und häufigste Spechtart. Die größ-te Dichte erreicht er in den Mischwäldern mit hohem Laubholzanteil. In den Obstgärten, wo er früher regel-mäßiger Brutvogel war – und aufgrund der hochstäm-migen Obstbäume auch ein wichtiger »Höhlenlieferant« für andere Kleinvögel, Fledermäuse und Bilche war – ist er heute nicht mehr anzutreffen. Brutnachweise gibt es bis in 2200 m Höhe.

Spechte brauchen strukturreiche Wälder mit einem hohen Anteil an stehendem und liegendem Altholz.

Dreizehenspecht / Picchio tridattiloPicoides tridactylus

21-22 cm. Schwarz-weißer Specht ohne Rot und nur mit drei Zehen an jedem Fuß. Männchen und Jungvögel am Scheitel gelb, Weibchen grauweiß, Unterseite weiß, Flan-ken kräftig schwarz-weiß gebändert. Bewohnt struktur-reiche Nadelmischwälder in oberen Höhenlagen. Er-nährt sich von Insekten und deren Larven. Jahresvogel.

Kleinspecht / Picchio rosso minoreDendrocopus minor

14-15 cm. Kleinster europäischer Specht. Der nur sper-lingsgroße Specht ist leicht an der schwarzweiß quer gestreiften Oberseite zu erkennen. Das Männchen hat einen roten Scheitel, Weibchen überhaupt ohne Rot. Ist schwer zu sehen, da er eher unauffällig und versteckt lebt. Besiedelt Feuchtgebiete und Auwälder. Ernährt sich von Insekten. Jahresvogel.

Situation in SüdtirolRegelmäßig brütender Jahresvogel. Er kommt in den Zentral- und Ostalpen von Trentino-Südtirol bis Friaul vor und besiedelt alpine und subalpine Nadelwälder. Er bevorzugt lockere Fichten-Lärchenwälder mit Lich-tungen und Schneisen, wo Altholz und Windwurfholz für ein gutes Nahrungsangebot sorgen. Da er über große Reviere verfügt und außerhalb der Paarbildungszeit wenig ruffreudig ist, wird er leicht übersehen. Die »Rin-gelspuren« an den Baumstämmen sind jedoch deutliche Hinweise auf das Vorkommen dieses Spechtes. Bestand gleichbleibend.

Situation in SüdtirolSehr selten brütender Jahresvogel. In den 1970er und 1980er Jahren wurde der Kleinspecht an mehreren Stel-len nachgewiesen, allerdings nie mit Hinweisen auf eine Brut. Beobachtungen lagen aus allen Monaten zwischen Mitte Juli und Ende April vor, fehlten aber vom Mai und Juni. Erst 1994 ließen zwei Beobachtungen in einem Au-wald in der Nähe von Bruneck und bei Brixen auf eine Brut schließen. Seit einigen Jahren brütet er in diesen Ge-bieten regelmäßig.

Noch nicht brütend.

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Wendehals / TorcicolloJynx torquilla

16-17 cm. Obwohl mit den Spechten verwandt, sind Aus-sehen und Haltung ziemlich sperlingsvogelartig. Grau-braunes Tarngefieder, daher sehr schwer zu beobachten. Beide Geschlechter gleich gefärbt. Als Drohgeste führt er mit dem Kopf und vorgestrecktem Hals schlangenartige, pendelnde Bewegungen aus (»Wendehals«). Kommt in Laubmischwäldern, Kulturland und Siedlungen vor. Frisst Insekten, bevorzugt Ameisen und deren Eier. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Feldlerche / AllodolaAlauda arvensis

18-19 cm. Die häufigste europäische Lerche. Oberseits braun mit schwarzen Streifen, unterseits rahmweiß mit kräftiger Bruststreifung. Mit kurzer Haube, kaum auffal-lend. Von allen anderen heimischen Lerchen unterschie-den durch den weißen Saum des Flügelhinterrandes. Der Schwanz hat auffallende weiße Außenkanten. Typisch ist der Singflug, bei dem die Lerche in große Höhe auf-steigt. Besiedelt Kulturland (Wiesen, Äcker) und alpine Rasen und Weiden. Ernährt sich von Insekten. Kurzstre-ckenzieher; Tag- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, aber seltener Brutvogel und Durchzügler. Der Wendehals ist recht unterschiedlich verbreitet. Der Bestand war seit jeher ziemlich locker mit mehr oder we-niger großen Lücken. In den 1970er und 1980er Jahren wurden in den Obstkulturen Nistkästen bereitgestellt, die gut angenommen wurden. Von zehn Nistkästen wa-ren mitunter drei bis vier besetzt. Der Bestand wurde damals insgesamt als befriedigend eingestuft. Im letz-ten Jahrzehnt und besonders in den letzten Jahren ist ein dramatischer Rückgang zu verzeichnen. Besetzte Nist-kästen sind eine Ausnahme, selbst in Kastanienhainen ist er kaum noch anzutreffen.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. Bereits in den 1990er Jahren war die Feldlerche regelmäßig nur noch auf den Wiesen des Obervinschgaus und des Pu-stertales zu hören und in weit geringerer Anzahl war sie auf den ausgedehnten Almflächen (z. B. Seiseralm, Ritt-ner Horn, Armentarawiesen) anzutreffen. Ackerflächen und Wiesen wurden in Obstkulturen umgewandelt. Aus dem Talboden des Etschtales von Schluderns bis Salurn ist die Feldlerche verschwunden, auch in den einst gut besetzten Gebieten im Pustertal sind kaum noch sin-gende Exemplare zu beobachten. Die frühere Mahd und Düngung der Wiesen setzten ihr weiter zu. Gut ist der Bestand lediglich noch auf der Malser Haide.

Heidelerche / TottavillaLullula arborea

14-15 cm. Kleiner als Feldlerche, mit sehr kurzem Schwanz ohne weiße Außenkanten. Die gelblich-weißen Überaugenstreifen treffen sich am Hinterkopf. Abgerun-dete Haube oft nicht sichtbar. Von der Feldlerche außer-dem durch bezeichnende Stimme unterschieden, sonst dieser sehr ähnlich. Besiedelt Steppenrasen und offenes Kulturland. Nahrung Insekten. Überwiegend Kurzstre-ckenzieher; Tag- und Nachtzieher

Situation in SüdtirolSehr seltener Brutvogel und Durchzügler. Die Heideler-che fällt durch ihren schönen Gesang auf. Sie war – von wenigen Ausnahmen abgesehen – zur Brutzeit nur im Vinschgau und im Eisacktal anzutreffen. Dort besiedelte sie die trockenen, locker mit Gebüsch bestandenen gra-sigen Hänge des Sonnenbergs zwischen Naturns und Mals und bei Feldthurns. Der Bestand hat in den letzten Jahren beständig abgenommen. Der Rückgang ist auch auf die zunehmende Verbuschung der Trockenhänge zurückzuführen. Heute kommt sie nur noch im oberen Vinschgau in einzelnen Brutpaaren vor.

Auf den Tartscher Leiten wurde in den vergangenen Jahren auch zur Brutzeit regelmäßig die Heidelerche beobachtet.

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Felsenschwalbe / Rondine montanaPtyonoprogne rupestris

14-15 cm. Etwas größer als die Mehlschwalbe. Oberseite braun, Unterseite schmutzig weiß und ohne Brustband; aus nicht zu großer Entfernung sind die weißen Flecken am gespreizten Schwanz zu erkennen; Schwanz kaum gegabelt. Weniger gesellig als andere Schwalben. Kann am ehesten mit der Uferschwalbe verwechselt werden. Kommt hauptsächlich in Siedlungen vor. Nahrung Flug-insekten. Überwintert als einzige Schwalbe im Mittel-meerraum. Kurzstreckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, häufiger Brutvogel, Durchzügler und seltener Wintergast. Die Felsenschwalbe hat seit Anfang der 1970er Jahre binnen kurzer Zeit die Umstellung vom Felsenbrüter zum Kulturfolger und Siedlungsbrüter vollzogen. Sie ist landesweit bis über die Waldgrenze verbreitet (brütet an Schutzhütten in über 2000 m Höhe, z. B. Enzianhütte im Martelltal). Bruten an Felsstand- orten sind heute selten. Die Bestände hatten in den ver-gangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen. In den letzten Jahren ist aber ein merklicher Rückgang zu ver-zeichnen.

Felsen-, Rauch- und Mehlschwalbe brüten heute alle in Siedlungen, wobei die Bestände der beiden letztgenannten stark rückläufig sind.

Rauchschwalbe / RondineHirundo rustica

17-21 cm. Leicht erkennbar an dem langen, tief gega-belten Schwanz. Oberseits dunkel stahlblau, schillernd, unterseits cremeweiß. Stirn und Kehle ziegelrot, mit dunkelblauem Brustband. Jungvögel matter gefärbt, mit kurzen Schwanzspießen. Lebensraum sind Kulturland und Siedlungen. Ernährt sich von Fluginsekten. Lang-streckenzieher; Tagzieher.

Mehlschwalbe / BalestruccioDelichon urbica

12-13 cm. Die einzige europäische Schwalbe mit rein weißem Bürzel. Sonst oberseits metallisch blauschwarz, unterseits rein weiß. Mit kurzem, wenig gegabeltem Schwanz. Kurze Beine und Füße weiß befiedert. Ver-halten wie Rauchschwalbe, aber geselliger. Lebensraum Siedlungen. Ernährt sich von Fluginsekten. Langstre-ckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. Die Rauch-schwalbe ist vom Talboden bis in 1800 m Höhe verbrei-tet. Ihre Vorliebe für bäuerliche Anwesen ist unverkenn-bar. Die Bestände sind in manchen Gegenden sehr stark zurückgegangen, nicht nur im städtischen, sondern auch im ländlichen Gebiet. Als Gründe sind zu nennen: ein geringeres Nahrungsangebot infolge des Einsatzes von Insektiziden und eine veränderte Viehhaltung, aber auch Verluste auf dem Zug und in den Überwinte-rungsgebieten. Auf dem Herbstzug sammeln sie sich in größeren Gruppen und übernachten in Feuchtgebieten (Schilfröhricht).

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. Die Mehl-schwalbe ist ein typischer Brutvogel in Siedlungen, wo sie oft auch in größeren Kolonien vorkommt. Als Ge-bäudebrüter ist sie im ganzen Lande vertreten, vom Tal-boden bis in größere Höhen als die Rauchschwalbe (bis über 2000 m Höhe). Im Unterschied zur Rauchschwalbe hat sie ihr ursprüngliches Brutgebiet nicht völlig aufge-geben. Sie brütet stellenweise noch an Felsen (um Bozen an Porphyrfelsen, im Höhlensteintal bei Toblach und im Unterland an Kalk- bzw. Dolomitfelsen. Der Bestand hat allgemein stark abgenommen, gebietsweise aber sehr unterschiedlich. Die Kolonien sind heute deutlich klei-ner und viele ehemalige Brutplätze nicht mehr besetzt.

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Brachpieper / CalandroAnthus campestris

16-18 cm. Ein ziemlich großer, jedoch schlanker stelzen-artiger Pieper mit relativ langen, gelblichen Beinen. Oben hell, fast einfarbig sandbraun, abgesehen von einer Reihe dunkler Flecken auf den Flügeldecken nahe dem Flügelbug; unten heller, gewöhnlich ungestreift. Auffal-lender rahmfarbener Überaugenstreif. Bewohnt Step-penrasen und Kulturland. Ernährt sich von Insekten und Spinnen. Langstreckenzieher; Tag- und Nachtzieher.

Bergpieper / SpioncelloAnthus spinoletta

16-17 cm. Etwas größer und schlanker als Baumpieper, mit etwas längerem Schnabel. Der Bergpieper hat weiße äußere Steuerfedern, einen weißlichen Überaugenstreif, grau getönte Oberseite und weiße Unterseite, die im Herbst und Winter gestreift, zur Brutzeit aber ungestreift ist und einen rötlichen Anflug hat. Bewohnt das Hochge-birge und alpine Rasen. Ernährt sich von Insekten und Spinnen. Kurzstreckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolUnregelmäßiger, sehr seltener Brutvogel und Durchzüg-ler. Die Verbreitungskarten zeigen deutlich, wie selten diese Pieperart war und ist. Das mögliche Brutgebiet beschränkt sich auf einen kleinen Bereich im oberen Vin-schgau, auf die Steppenhänge zwischen Laas und Mals. Aus dem Beobachtungszeitraum gibt es nur wenige Be-obachtungen und keine Brutnachweise. Durch Verlust und Veränderung des Lebensraumes wird diese Art wohl auch das einzige Brutgebiet in Südtirol verlieren. Auch im übrigen Gebiet der Alpen ist der Brachpieper sehr selten.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. Der Bergpie-per ist in allen geeigneten Brutgebieten des Landes vor-handen. Er ist der Charaktervogel der alpinen Weiden und Rasen, von der Waldgrenze bis in die Felsregion (in Höhen zwischen 2000 und 2500 m). Im südlichen Teil Südtirols fehlt er wegen der geringen Höhe der bewal-deten Bergrücken. Landesweit ist ein Rückgang der Be-stände festzustellen.

Wiesenpieper / PispolaAnthus pratensis

14-15 cm. Sieht dem Baumpieper sehr ähnlich. Unter-scheidet sich von diesem durch hellere, weniger gelb-liche Brust mit zahlreicheren kleinen Streifen. Die äuße-ren Schwanzfedern sind weiß. Besiedelt Wiesen, Weiden und Kulturland. Ernährt sich von Insekten und Spinnen. Kurzstreckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolSehr unregelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. Der Wiesenpieper gehört zu jenen Arten, von dessen Ver-breitung wir zu wenig wissen. Zu leicht kann er mit dem Berg- oder dem Baumpieper verwechselt werden. Waren die Beobachtungen in den 1980er Jahren schon selten und nur wenige Brutnachweise zu verzeichnen, so waren es im letzten Beobachtungszeitraum nur vier Nachweise, zwei davon Ende Juni 2012 in Prad und Ende Juni 2016 in Stilfs. Es ist sehr fraglich, ob diese Art noch Brutvogel in Südtirol ist.

Baumpieper / PrispoloneAnthus trivialis

14-16 cm. Oberseite braun, schwärzlich gestreift. Unter-seite gelblich-rahmfarben mit schwärzlichem Bartstreif; Brust und Flanken kräftig gestreift. Gelblicher Überau-genstreif. Weiße äußere Schwanzfedern. Rötliche Beine mit kurzer Hinterzehe. Typischer Singflug mit fallschirm- artigem Herabgleiten. Bewohnt offene Wald-Wiesen-Landschaften im Bereich der Waldgrenze. Ernährt sich von Insekten und Spinnen. Langstreckenzieher; Tag- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. In den 1980er Jahren war der Baumpieper noch landesweit in fast al-len Quadraten als Brutvogel verbreitet. Die subalpine Landschaft kommt dieser Vogelart entgegen, mit aufge-lockerten Wäldern, Almwiesen und Lärchenbeständen mit ihrem lichten Charakter. Der auffallende und un-verkennbare Singflug erleichtert den Nachweis. In den letzten Jahren war ein deutlicher Bestandsrückgang zu verzeichnen, an vielen potentiellen Habitaten wurde er nicht mehr angetroffen. Er fehlt vor allem in tieferen La-gen. Er brütet heute zwischen 1200 und 2200 m Höhe.

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Bachstelze / Ballerina biancaMotacilla alba

17-19 cm. Oberseits überwiegend aschgrau. Oberkopf, Schwanz, Stirn, Wangen, Halsseiten und Bauch weiß. Kehle und ein großer Teil der Brust schwarz. Im Ruhe-kleid und beim Weibchen ist das Schwarz weniger aus-gedehnt; Jungvögel matter, überwiegend aschgrau. Als anpassungsfähige Art besiedelt sie verschiedenste Le-bensräume, wie Siedlungen, Kulturland, Feuchtgebiete, Seen und Fließgewässer. Frisst verschiedene Insekten und Spinnen. Überwiegend Kurzstreckenzieher; Tag- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, häufiger Brutvogel und Durchzügler. Die Bachstelze ist ein landesweit in allen Höhenlagen ver-breiteter Brutvogel und kommt vom Talboden bis weit über die Waldgrenze vor. Sie brütet in Dörfern, Weilern und Bauernhöfen, an Almhütten, Heustadeln und an Fließgewässern. Als Halbhöhlen- und Nischenbrüter findet sie fast überall geeignete Nistmöglichkeiten. Der überwiegende Teil unserer Bachstelzen verlässt das Ge-biet im Laufe des Herbstes, nur ganz vereinzelt können sie im Winter beobachtet werden; sie halten sich dann nur an den Flüssen im Talboden auf.

Die Bachstelze ist ein häufiger und weit verbreiteter Brutvogel, während die Schafstelze nur sehr unregelmäßig und vereinzelt brütet.

Schafstelze / CutrettolaMotacilla flava

16-18 cm. Ein schlanker Vogel mit langem Schwanz, langen Beinen und gelber Unterseite. Mehrere Rassen in Europa, nur vom Geübten im Felde unterscheidbar. Das Männchen der mitteleuropäischen Rasse M. f. flava hat olivgrüne Oberseite und grauen Kopf mit weißem Überaugenstreif und weißem Kinn; übrige Unterseite im Frühling leuchtend gelb, Weibchen und Ruhekleid blas-ser. Lebensraum: Feuchtwiesen und Ackerland. Frisst Insekten und Spinnen. Langstreckenzieher; Tag- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolDie Schafstelze ist nur aus dem oberen Vinschgau als unregelmäßiger, sehr seltener Brutvogel bekannt. Im Beobachtungszeitraum wurde nur eine Brut im Juni 2012 nachgewiesen. Bei allen anderen Nachweisen han-delt es sich um Beobachtungen zur Zugzeit, vor allem im Frühjahr. Feuchtwiesen, Äcker und Felder zwischen Schluderns und Prad, wo vor Jahrzehnten auch noch die Kiebitze brüteten, sind großteils in Obstanlagen um-gewandelt worden. Daher fehlen die entsprechenden Lebensräume für diese Art.

Gebirgsstelze / Ballerina giallaMotacilla cinerea

17-20 cm. Sehr langer, schwarzer Schwanz mit auffal-lenden weißen äußeren Federn. Dadurch zu jeder Jah-reszeit von allen anderen gelbbrüstigen Stelzen unter-scheidbar. Brust im Sommer leuchtend gelb, im Winter gelbbräunlich. Bürzel grünlichgelb. Kinn und Kehle beim Männchen im Sommer schwarz, im Winter weiß-lich. Weibchen oben grünlich getönt und im Sommer und Winter mit weißlicher Kehle. Bewohnt Seen und Fließgewässer. Frisst Insekten und Spinnen. Überwie-gend Kurzstreckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, häufiger Brutvogel und Durchzügler. Die Gebirgsstelze ist eine weit verbreitete Art. Sie fehlt wohl an keinem Fließgewässer mit Ausnahme von Höhen-lagen über 2000 m. Am häufigsten ist sie zwischen 400 und 1500 m Höhe anzutreffen. Sie lebt – entgegen ihrem Namen – keineswegs nur im Gebirge. Das Nest befindet sich meist im Uferbereich, manchmal aber auch weitab vom Bach an einer feuchten Wegböschung im Wald oder in einem Loch in der Straßenmauer. An Etsch, Eisack und Passer können auch im Winter Gebirgsstelzen be-obachtet werden. Sie überwintern dort regelmäßig, je-doch in geringer Zahl. Bestand gleichbleibend.

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Wasseramsel / Merlo acquaioloCinclus cinclus

17-20 cm. Dick, rundlich, mit kurzem Schwanz. Ober-seite schwarzbraun, Kopf heller. Kehle und Brust weiß, zum schwarzbraunen Bauch hin scharf abge-grenzt. Beide Geschlechter gleich gefärbt. Der kurze Schwanz wird oft gestelzt. Knickst häufig. Einziger eu-ropäischer Singvogel, der schwimmt, taucht und auf dem Grunde eines Gewässers nach Nahrung sucht. Besiedelt saubere Fließgewässer. Frisst vorwiegend Lar-ven von Wasserinsekten. Standvogel und Kurzstrecken-zieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßig brütender Jahresvogel. Die Wasseramsel ist fast an allen geeigneten Wasserläufen Südtirols anzutref-fen, deren Ufer nicht zu sehr verbaut sind. Sie brütet auch in den Städten, wie beispielsweise an der Passer in Me-ran, auch an der Etsch von Meran südwärts. An Bächen oberhalb 1800 - 2000 m Höhe fehlt sie. Selbst in extremen Kälteperioden sind Wasseramseln noch in beträchtlicher Höhe zu beobachten, sogar dann noch, wenn die Bäche nur mehr vereinzelt eisfreie Stellen aufweisen. Der Be-stand kann nach wie vor als gut bezeichnet werden.

Wasseramseln brauchen saubere und unverbaute Fließgewässer.

Heckenbraunelle / Passera scopaiolaPrunella modularis

13-14 cm. Kann auf den ersten Blick mit dem Haussper-lingsweibchen verwechselt werden. Unterscheidet sich aber durch den grauen Kopf, die grauen Flanken und durch den langen, feinen, dunklen Schnabel. Die Ober-seite ist dunkelbraun-schwarz gestreift, Scheitel und Ohrdeckel sind bräunlich. Brütet in unterwuchsreichen Nadelmischwäldern bis zur Baumgrenze. Frisst Insek-ten, Spinnen und Samen. Kurzstreckenzieher, Tag- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, häufiger Jahresvogel und Durchzügler, seltener Wintergast. Die Heckenbraunelle ist sehr un-auffällig und wird deshalb oft übersehen. Sie besiedelt vor allem Nadelwälder, ebenso den Zwergstrauchgürtel an der Waldgrenze (Latschen, Alpenrosen). Die größte Dichte erreicht sie in Fichtenwäldern mit dichtem Jung-wuchs. Sie ist meist erst ab 800 - 1000 m Höhe anzutref-fen. Im Nadelwald zählt sie zu den häufigsten Wirten des Kuckucks. In den Wintermonaten halten sich einzelne in den tiefen Lagen auf. In den letzten Jahren wurde ein kontinuierlicher Rückgang des Bestandes festgestellt.

Alpenbraunelle / SordonePrunella collaris

16-18 cm. Größer und bunter als Heckenbraunelle. Auf-fallende Merkmale sind die zwei unregelmäßigen wei-ßen Flügelbinden, die einen schwarzen Flügelstreifen einrahmen, die gesperberte Kehle und die rostbraun ge-streiften Flanken. Brust gräulich, Oberseite graubräun-lich. Bewegt sich hüpfend fort. Ihr Lebensraum ist das Hochgebirge. Ernährt sich von Insekten, Spinnen und Samen. Standvogel und Kurzstreckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolVerbreitet brütender Jahresvogel. Die Alpenbraunelle kommt im Hochgebirge regelmäßig, doch in geringer Dichte vor. Die tiefsten Brutorte liegen in 2100 m Höhe, die höchsten bei 2700 m (Martelltal, Ortlergruppe). Nach dem Flüggewerden der Jungen sammeln sich die Alpen-braunellen zu Gruppen und streifen gemeinsam umher. Sie verbleiben aber in Höhen über 2000 m, bis eine ge-schlossene Schneedecke sie in tiefere Lagen treibt. Sie halten sich recht unauffällig auch in der Nähe von Hö-fen auf. Die Lücken in der Verbreitungskarte sind (mit Ausnahme der südlichen Landesteile) wohl auf fehlende Beobachtungen zurückzuführen. Bestand stabil.

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Rotkehlchen / PettirossoErithacus rubecula

13-14 cm. Ein rundlicher Vogel mit kräftig orangeroter Brust, Kehle und Stirn. Oberseite und Schwanz oliv-braun. Junge ohne rote Brust, braun gefleckt. Hält sich gern am Boden auf, »knickst« häufig, ist zutraulich. Brütet in Wäldern, Gärten und Parks. Ernährt sich von Insekten, Spinnen und Beeren. Überwiegend Kurzstre-ckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolVerbreitet brütender Jahresvogel. Das Rotkehlchen ist nahezu im ganzen Land gleichmäßig und in großer Zahl anzutreffen. Es besiedelt alle Höhenlagen bis zur Wald-grenze in etwa 2000 m Höhe. Daneben besiedelt es zur Brutzeit auch größere Gärten, Parkanlagen, allerdings in geringer Zahl. Diese Lebensräume sind für den Win-teraufenthalt von viel größerer Bedeutung. Hier teilen sich ab Ende September jene Rotkehlchen die Reviere auf, die bei uns überwintern. Dazu gehört wahrschein-lich ein kleiner Teil der heimischen Brutvögel und eine große Zahl von Wintergästen aus dem Norden und Osten Europas. Bekannt ist die Ortstreue dieser Wintergäste.

Nachtigall / UsignoloLuscinia megarhynchos

Merkmale / Ansprüche / Verhalten15-17 cm. Unscheinbarer, hochbeiniger Vogel mit brau-ner Oberseite und rostbraunem Schwanz. Flügel werden oft hängend getragen. Junge gefleckt, wie ein übergroßes Rotkehlchen aussehend. Sprichwörtlich schöner, melo-diöser Gesang. Brütet in Laubmischwäldern, Gärten und Parks, Auwäldern und Ufergehölz. Ernährt sich von In-sekten und Spinnen. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, seltener Brutvogel und Durchzügler. Die Nachtigall kommt in den Tallagen vor. Sie besiedelt mit Vorliebe den unteren Waldrandbereich und Uferge-hölze. Im Eisacktal reichte das Verbreitungsgebiet nur bis Brixen. In dieser Beobachtungsperiode wurden zum ersten Mal auch singende Exemplare im Pustertal fest-gestellt. Der Bestand ist in den letzten zwei Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen, durch weitere Verluste an Auwaldflächen, Entfernung von uferbegleitenden Gehölzen und des strauchreichen Unterholzes in den Laubwäldern. Weitere Ursachen für den Rückgang sind wohl auch auf Verluste während des Zugs und in den Überwinterungsgebieten zurückzuführen. Der sprichwörtlich schöne Gesang der Nachtigall ist leider immer seltener zu hören.

Gartenrotschwanz / CodirossoPhoenicurus phoenicurus

13-15 cm. Das Männchen ist bunt mit schwarzer Kehle, rostroter Brust und ebensolchen Flanken, weißer Stirn und grauem Rücken. Das Weibchen ähnelt dem Hausrot-schwanzweibchen, hat aber eine hellere Unterseite. Das Junge ist wie ein junges Rotkehlchen gefleckt, hat aber einen roten Schwanz und Bürzel. Kommt in Siedlungen, offenen Kulturlandschaften und lockeren Laub- und Na-delmischwäldern vor. Ernährt sich von verschiedenen Insekten und Spinnen. Langstreckenzieher, Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, häufiger Brutvogel und Durchzügler. Der Gartenrotschwanz war bis Ende der 1970er Jahre in den Höhenlagen unter 1000 m fast ebenso häufig wie der Hausrotschwanz darüber. Doch nahm der Bestand dann kontinuierlich ab (bis 1990 ein Rückgang von 70 - 80%). In den Städten und in vielen Dörfern war er vollständig verschwunden. Im letzten Jahrzehnt war eine deutliche Zunahme zu verzeichnen, vor allem auch Bruten in hö-heren Lagen festzustellen. Die höchsten Bruten erreichen inzwischen schon 2000 m Höhe. Der Gartenrotschwanz gehört wie der Hausrotschwanz zu den häufigsten Kuckuckswirten.

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Hausrotschwanz / Codirosso spazzacaminoPhoenicurus ochrurus

13-15 cm. Das Männchen ist schwärzlichgrau mit schwar-zer Brust und Kehle und weißem Flügelfleck. Weibchen graubraun, wie ein »schmutziges« Gartenrotschwanz-Weibchen. Rostroter, ständig vibrierender Schwanz. Junge wie Weibchen, im zweiten Jahr oft mit schwarzer Kehle. Besiedelt felsige Stellen und Blockschutthalden unterschiedlichster Art vom Mittelgebirge bis ins Hoch-gebirge, kommt aber als Kulturfolger vor allem in länd-lichen Siedlungen vor. Kurzstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, häufiger Brutvogel und Durchzügler. Der Hausrotschwanz ist wie die Bachstelze ein verbreiteter Kulturfolger und kommt in ganz Südtirol vor. Die Brut-nachweise liegen zwischen 500 und 2600 m Höhe, ver-einzelt liegen sie sogar darunter. Es hat den Anschein, als würde er sein Brutgebiet nach unten ausdehnen. Der Hausrotschwanz gehört zu den beliebtesten Kuckucks-wirten. Im Gegensatz zum Gartenrotschwanz waren bei dieser Art keine negativen Bestandsveränderungen fest-zustellen. Der Vogel kommt nach wie vor in erfreulicher Dichte vor.

In ländlichen Gebieten, vor allem an Bauernhöfen, sind Garten- und Hausrotschwanz bekannte und vertraute Brutvögel.

Steinschmätzer / CulbiancoOenanthe oenanthe

14-16 cm. Kennzeichen aller Kleider und Geschlechter sind der weiße Schwanz und Bürzel, mit einem schwar-zen, umgekehrten »T« am Schwanzende. Männchen im Prachtkleid mit grauer Oberseite, schwarzen Ohrende-cken und schwarzen Flügeln; Überaugenstreif rein weiß. Unterseite zunächst beige, im Laufe des Sommers weiß. Die Weibchen und die Männchen im Schlichtkleid sind oberseits bräunlich, mit gewellter Bänderung. Bewohnt blockreiches Gelände oberhalb der Waldgrenze. Frisst Insekten und Spinnen. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. Der Stein-schmätzer liebt sonnenexponierte, trockenrasige Hänge mit Steinhaufen, Geröllhalden und Mauerresten. Die Dichte ist im allgemeinen gering, der Bestand hat in den letzten Jahren merklich abgenommen, schätzungsweise bis zu einem Drittel. Brutnachweise liegen aus Höhen zwischen 1900 und 2400 m vor. Zur Zugzeit sind Stein-schmätzer auch im Tal auf Brachflächen und Schuttplät-zen, an trockenen Böschungen und Flussmündungen zu beobachten. Der Zug zieht sich bis in den Mai hinein. Bereits im August verlässt er unser Gebiet wieder.

Lebensräume dieser Art werden von Hausrotschwanz und Steinschmätzer besiedelt, vereinzelt auch schon vom Gartenrotschwanz.

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Braunkehlchen / StiaccinoSaxicola rubetra

12-14 cm. Ein untersetzter, kurzschwänziger Vogel mit graubraun gestreifter Oberseite und sehr dunkler Kopf-seite. Männchen mit deutlichem weißem Überaugen-streif, weißem Streifen an der Kehle; im Flug weiße Flü-gelstreifen sichtbar. Bauch und Brust orangebräunlich. Junge und Weibchen sind blasser gefärbt. Verhalten wie Schwarzkehlchen. Besiedelt extensiv bewirtschaftete Wiesen und Weiden. Ernährt sich von verschiedenen In-sekten. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Schwarzkehlchen / SaltimpaloSaxicola torquata

12-13 cm. Beim Männchen sind im Prachtkleid Kopf und Kehle schwarz, mit breiten, weißen Halsstreifen und weißem Flügelstreif. Oberseite dunkel mit weißem Bürzel, Unterseite rostbraun, in rahmweißen Bauch übergehend. Das Schlichtkleid ist brauner und matter. Weibchen und Junge mit brauner Oberseite, rötlicher Brust und weißen Flügelstreifen. Wirkt aufrechter und rundlicher als Braunkehlchen. Lebt in offenen und mit Sträuchern bestandenen Trockenlandschaften. Ernährt sich von Insekten und Spinnen. Standvogel und Kurz-streckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. Das Braun-kehlchen war bis Anfang 1980 ein regelmäßiger Brut-vogel in den Wiesen der mittleren und höheren Lagen. Seither haben die Bestände stark abgenommen, gebiets-weise ist es bereits verschwunden. Selbst in ursprünglich gut besiedelten Gebieten (Seiser Alm, Plätzwiese, Ar-mentarawiesen, das obere Pustertal) kommen nur noch vereinzelte Exemplare vor. Intensivere Bewirtschaftung, frühere Mahd, Düngung, das Entfernen von »ungepfleg-ten« Randstreifen und Hochstaudenfluren sowie Pro-bleme auf dem Zug und in Überwinterungsgebieten sind dafür als Gründe zu nennen.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, aber seltener Brutvogel und Durchzügler. Das Schwarzkehlchen ist ein überaus seltener Brutvogel. In Südtirol kam und kommt es nur sehr lokal vor: im Etsch- und Eisacktal bis in die Gegend um Meran und Brixen und im Vinschgau. Der bevorzugte Lebensraum sind die trockenen, offenen, mit Hecken bestandenen Hänge. Der Bestand hat seit den 1980er Jahren abgenom-men. Brutnachweise gibt es nur noch aus dem oberen Vinschgau, doch mehr als 8-10 Paare dürften es nicht sein. Im Eisacktal gibt es keine Hinweise mehr auf ein Vorkommen. Auch auf dem Durchzug ist das Schwarz-kehlchen eher selten anzutreffen. Es gibt keine Beobach-tungen aus der Winterzeit.

Singdrossel / Tordo bottaccioTurdus philomelos

21-24 cm. Ein Vogel mit braunem Rücken, mit kleinen, dunklen Flecken versehener Brust und Flanken. Im Flug sind die gelben Unterflügeldecken zu erkennen. Von der Mistel- und Wacholderdrossel durch die geringere Grö-ße zu unterscheiden. Der Flug ist geradlinig. Typischer Waldvogel, besiedelt aber auch Kulturland. Frisst Würmer, Insekten, Schnecken und Beeren. Unauf-fälliger Zug. Wir bemerken ihre Ankunft im Frühjahr meist erst am unverkennbaren und wohlklingenden Ge-sang. Kurzstreckenzieher; Tag- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, häufiger Brutvogel und Durchzügler, seltener Wintergast. Die Singdrossel war bis 1980 aus-schließlich ein Bewohner der Fichtenwälder. Seither begann sie ihren Lebensraum auszuweiten und völlig neue Habitate zu besiedeln: Auwälder im Talboden und vor allem die Obstkulturen. Dort ist sie heute zahlenmä-ßig stärker vertreten als Amsel und Wacholderdrossel. Sie brütet heute vom Talboden bis in den höheren Na-delwaldbereich, wobei die Zahl der Brutvögel ab etwa 1500 m Höhe rasch abnimmt. Brutnachweise in größeren Höhen gehören zu den Ausnahmen. Sie besiedelt in den letzten Jahren immer stärker auch die Parks der Städte.

Auch auf den Armentarawiesen war das Braunkehlchen 2015 und 2016 nur mehr mit zwei bis drei Exemplaren vertreten.

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Misteldrossel / TordelaTurdus viscivorus

26-29 cm. Ähnlich der Singdrossel, aber viel größer, oberseits grau gefärbt und mit gröber gefleckter Brust. Die Federränder der Flügel sind deutlich hellgrau, die Unterflügel weißlich. Der Vogel nimmt oft eine aufrechte Haltung ein. Bevorzugt locker bestandene Nadelwälder. Frisst vorwiegend Insekten und Würmer, auch Beeren (z. B. Misteln). Überwiegend Kurzstreckenzieher; Tag-zieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, häufiger Brutvogel und Durchzügler, sel-tener Wintergast. Die Misteldrossel kommt landesweit vor, doch wegen ihrer besonderen Ansprüche an den Lebensraum in geringer Dichte und unterschiedlicher Verteilung. Sie bevorzugt locker bestandene Wälder mit Lichtungen, angrenzenden Wiesen und Weiden. Föhrenbestände, Lärchenwälder, Zirbengruppen und den Waldgrenzbereich. Im Unterschied zu den anderen Drosseln werden Laubwälder eher gemieden, ebenso die Obstkulturen. Sie brütet zwischen 800 und 2000 m Höhe. Der Großteil verlässt im Herbst unauffällig das Brutgebiet. Immer häufiger Überwinterungen.

Wacholderdrossel / CesenaTurdus pilaris

24-29 cm. Ziemlich große, bunte Drossel. Kopf und Bür-zel grau, Rücken kastanienbraun, Brust gelblich mit dunklen Flecken, Schwanz schwarz. Im Flug fallen die hellen Unterflügel auf. Bewohnt verschiedene Wälder, Kulturland und Siedlungen. Frisst hauptsächlich Wür-mer, Insekten und Beeren. Kurzstreckenzieher; überwie-gend Tagzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, häufiger Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Die Wacholderdrossel war bis 1969 nur als regelmäßiger Wintergast bekannt. Seit 1936 weitete sie ihr Brutareal von Osten her über die Alpen aus. 1969 wurden die ersten Brutkolonien im Vinschgau und im Pustertal bekannt. Schnell eroberte sie weitere Gebiete, zuerst einige Auwälder im Talboden, sodann Laub- und Nadelwaldränder und die Obstkulturen. Bald besiedel-te sie auch die Höhenlagen bis zur Waldgrenze. Dringt zunehmend in Ortschaften vor, wie einst die Amsel. Seit einigen Jahren nehmen die Bestände ab.

Amsel / MerloTurdus merula

22-27 cm. Einer der häufigsten Vögel unseres Gebietes. Männchen ganz schwarz, mit gelbem Schnabel und Augenring. Weibchen oben einfarbig dunkelbraun, un-terseits heller gefleckt. Junge heller braun gefleckt. Der Schnabel der Jungen ist schwarzbraun, im zweiten Jahr gelb. Ursprünglich ein Vogel der Laub- und Nadelwäl-der, bewohnt sie nun Siedlungen, Gärten und Parks so-wie Kulturlandschaften. Ernährt sich von Würmern, In-sekten und Beeren. Standvogel und Kurzstreckenzieher; überwiegend Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, häufiger Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Die Amsel hat sich seit etwa 150 Jahren zum Kulturfolger entwickelt. mohr (1855) gibt als Lebens-raum bei Brixen verschiedene Naturlandschaften an, erwähnt sie aber nicht für Brixen selbst. Vier Jahrzehnte später scheint die Amsel bereits die Städte und Ortschaf-ten erobert zu haben. Dalla torre (1896/97) erwähnt sie als »im ganzen Gebiet die am häufigsten vorkommende und nistende Drosselart«. Heute brütet sie in großer Zahl innerhalb der Ortschaften, in Obstanlagen und anderen Kulturlandschaften sowie in Wäldern bis zur Waldgren-ze. Mit zunehmender Höhe nimmt die Dichte stark ab.

Singdrossel, Amsel und Wacholderdrossel zählen im Talboden mit Abstand zu den häufigsten Singvogelarten.

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Die Ringdrossel besiedelt alpines Gelände mit aufgelockerten Waldbeständen und alpinen Rasen.

Die Blaumerle hat in Südtirol ihr nördlichstes Verbreitungsgebiet. Sie kommt vereinzelt noch im Unterland vor.

Ringdrossel / Merlo dal collareTurdus torquatus

24-27 cm. Das Männchen ähnlich der Amsel, aber mit halbmondförmigem weißem Kehlfleck. Helle Feder-ränder lassen das Gefieder nach der Mauser im Herbst fleckig erscheinen. Die geschlossenen Flügel wirken aus demselben Grund das ganze Jahr über grau ge-fleckt. Weibchen ähnlich Amselweibchen, aber stär-ker geschuppt und mit geschupptem Kehlfleck. Junge bräunlich geschuppt. Besiedelt subalpine Nadelwälder und alpine Rasen. Frisst Insekten, Würmer und Beeren. Kurzstreckenzieher, Tag- und Nachtzieher.

Blaumerle / Passero solitarioMonticola solitarius

21-23 cm. Das Männchen ist unverkennbar schieferblau gefärbt, mit dunkleren Flügeln und dunklem Schwanz. Weibchen oberseits bläulichgrau, unterseits heller und graubraun gebändert. Der Schnabel ist recht lang. Besie-delt felsiges Gelände, Grobblockhalden und Kiesgruben. Ernährt sich von Insekten, Spinnen und kleinen Rep-tilien. Kurzstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. Die Ring-drossel ist die Vertreterin der Amsel in den Bergwäl-dern. Sie liebt lichte Nadelwälder, den Waldrand mit angrenzenden Wiesen und den gesamten Bereich zwi-schen Wald und Baumgrenze. Die Bestandsdichte ist bedeutend geringer als die der Amsel. Die Ringdrossel kann im Frühjahr bei der Rückkehr aus dem Überwinte-rungsgebiet oft in größeren Gruppen auf ausapernden, feuchten Wiesen in hochgelegenen Tälern angetroffen werden. Der Herbstzug geht völlig unbemerkt vor sich. Der Bestand hat stark abgenommen. Sie scheint auch nur mehr in Höhen über 1800 m vorzukommen.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, sehr seltener Brutvogel. In Südtirol befin-den sich die nördlichsten Brutplätze der Blaumerle. Sie kommt nur an den heißen, trockenen Porphyrhängen im Etschtal von Salurn bis Bozen vor. Der nördlichste be-kannte Brutplatz befand sich an der Westseite des mitt-leren Etschtales. Die Brutplätze liegen im untersten Be-reich der Talhänge (250 m bis 500 m). Vor über hundert Jahren scheint die Blaumerle viel häufiger gewesen zu sein. Nach Dalla torre und anzinger (1897/98) brüte-te sie im Raum Bozen an Felsen und Burgen, ja sogar an der Pfarrkirche in Bozen und war kam bis Klausen und Sarnthein verbreitet. Der Bestand ist in den letzten Jah-ren sehr stark zurückgegangen. Es gibt nur noch wenige Brutpaare im Unterland.

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Steinrötel / CodirossoneMonticola saxatilis

17-20 cm. Das wunderschön gefärbte Männchen ist un-verwechselbar durch die leuchtend blaugraue Oberseite, den weißen Hinterrücken, die schwarzen Flügel und die rostrote Brust. Der kurze, orangerote Schwanz ist für alle Kleider charakteristisch. Das Ruhekleid des Männchens ist weniger auffällig. Das Weibchen weist bräunliche, wellenförmige Flecken auf. Auffälliger Singflug. Be-siedelt felsige, trockene und baumlose Hänge, auch im Bereich der Waldgrenze. Frisst Insekten, Spinnen, kleine Reptilien und Beeren. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, sehr seltener Brutvogel. Der farbenpräch-tige Steinrötel ist im Mittelmeerraum beheimatet. Die Alpen bilden die Nordgrenze des Verbreitungsgebietes. Südtirol liegt also bereits im Randbereich. Im Raum Bo-zen und an den Steppenhängen im Vinschgau ist der Steinrötel verschwunden. Er kommt heute nur noch auf sonnseitigen Hängen oberhalb der Waldgrenze vor. Der Bestand hat sich so drastisch verringert, dass die Art heute vom Aussterben bedroht ist. Mögliche Ursachen sind die zunehmenden Verbuschungen der Hänge und das verringerte Nahrungsangebot infolge des Eintrags von Pestiziden aus den angrenzenden Obstanlagen.

Auf den Steppenhängen des Naturnser Sonnenbergs war der Steinrötel einst regelmäßiger Brutvogel.

Sperbergrasmücke / Bigia padovanaSylvia nisoria

15-17 cm. Größer und kräftiger als Mönchsgrasmücke; Oberseite (dunkel)grau, Unterseite gesperbert (beim Weibchen viel weniger deutlich), zwei helle Binden auf den dunkelbraunen Flügeln, gelbe Augen; den Jungvö-geln fehlt die Sperberung auf der Unterseite. Bewegt sich im Gebüsch langsamer als andere Grasmücken. Besie-delt trockenes und gebüschreiches Gelände an sonnsei-tigen Hängen. Ernährt sich von Insekten und Spinnen, selten von Früchten. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, aber seltener, lokaler Brutvogel. Die Sper-bergrasmücke kommt nur in sehr geringer Zahl vor, da Südtirol im äußersten Randbereich der Verbreitung liegt. Die wenigen Nachweise (Brut und Brutverdacht) befin-den sich an den Steppenhängen im oberen Vinschgau. Einen Brutverdacht gibt es auch im Raum Brixen. Im mittleren Vinschgau scheint sie inzwischen nicht mehr vorzukommen. Die Ursachen sind vermutlich dieselben, die auch zum Rückgang und Verschwinden des Steinrö-tels im Vinschgau geführt haben (Aufforstungen, zuneh-mende Verbuschung, Abdrift von Insektiziden).

Gartengrasmücke / BeccaficoSylvia borin

13-14 cm. Ohne besondere Gefiederkennzeichen, einfar-big grau bis graubraun, mit heller Unterseite, rundem Kopf und kurzem, eher kräftigem Schnabel. Beide Ge-schlechter gleich gefärbt. Lebensräume sind Feldge-hölze, Waldrandgesellschaften und uferbegleitende Gehölze sowie Auwälder. Frisst eine Vielzahl kleiner Insekten und Spinnen, im Herbst auch Beeren. Langstre-ckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. Die Gar-tengrasmücke ist in Südtirol – im Unterschied zu den nördlichen Nachbarländern – ein spärlich vertretener Brutvogel. Sie weist ein uneinheitliches Verbreitungsbild auf, ohne eine besondere Vorliebe für einen bestimmten Lebensraum zu zeigen. Der Großteil der Beobachtungen liegt zwischen 1200 und 1800 m. Uferbegleitende Ge-hölzstreifen mit Schwarz- und Grauerlenbeständen werden bevorzugt. Auch in höheren Lagen bis hin zur Waldgrenze scheinen Grünerlen eine besondere Bedeu-tung zu haben. Zur Zugzeit kann sie häufig auch im Tal-boden in Gärten und Parks angetroffen werden.

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Mönchsgrasmücke / CapineraSylvia atricapilla

13-15 cm. Graubraun, Männchen mit schwarzer, Weib-chen mit rotbrauner Kopfplatte. Junge vor dem ersten Gefiederwechsel nicht von Weibchen zu unterschei-den. Bewohnt unterholzreiche Laub- und Mischwälder, Hecken, Feuchtgebiete sowie Parks und buschreiche Gärten. Frisst verschiedene Insekten, deren Larven so-wie Spinnen, Beeren und Früchte. Kurzstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, häufiger Brutvogel und Durchzügler, sel-tener Wintergast. Die Mönchsgrasmücke ist die bei wei-tem häufigste und verbreitetste Grasmücke. Sie kommt von der Talsohle bis zur Waldgrenze vor. Im Nadelwald nimmt ihre Zahl stark ab, dort besiedelt sie nur die Rän-der oder größere Lichtungen. Die höchsten Nachweise singender Männchen stammen aus dem Bereich der Waldgrenze in 2000 bis 2100 m Höhe. Die ersten Exem-plare kehren bereits ab Mitte März zurück. Der Haupt-teil erreicht unser Gebiet aber erst im Laufe des Aprils. Der Rückflug findet im September und Oktober statt. Zunehmend sind Überwinterungen zu beobachten.

Die Klappergrasmücke ist ein Charaktervogel im buschreichen Gelände der subalpinen Stufe und der Krummholzzone.

Dorngrasmücke / SterpazzolaSylvia communis

13-15 cm. Zarter, bräunlich wirkender Vogel mit hell-grauem Kopf, weißer Kehle, rostfarbenen Schwingen-säumen und weißen Schwanzaußenfedern. Weibchen etwas weniger kontrastreich gefärbt. Kommt in offenem Gelände mit dichtem, niederem Gebüsch, an Waldrän-dern und auf verbuschenden Brachflächen vor. Frisst vorwiegend Insekten. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Klappergrasmücke / Bigiarella Sylvia curruca

12-14 cm. Oberseite grau, Kopfseiten dunkel, fast schwarz wirkend, Unterseite weißlich. Von der Dorn-grasmücke durch die viel grauere Oberseite und das Fehlen des Rostbrauns auf den Flügeln sowie durch die Stimme zu unterscheiden. Besiedelt buschreiches Gelän-de, Waldränder und Auwälder; in den Alpen auch die Krummholzzone. Frisst kleine Insekten. Langstrecken-zieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolUnregelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. In den 1980er Jahren war die Dorngrasmücke noch in den tie-feren Lagen der großen Täler als Brutvogel anzutreffen. Sie war nie häufig. Europaweit (und auch in Südtirol) hat der Bestand in den 1970-80er Jahren drastisch abge-nommen, als Folge einer mehrjährigen Dürreperiode in der Sahel-Zone und des großflächigen Einsatzes von In-sektiziden gegen die Heuschreckenplagen im Überwin-terungsgebiet. Durch Ausräumung der Landschaft und die intensivierte Landwirtschaft findet sie kaum noch geeignete Brutmöglichkeiten. Aus dem Beobachtungs-zeitraum gibt es nur wenige Hinweise auf Brutverdacht.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. Die Klap-pergrasmücke ist ein verbreiteter Brutvogel im Gebirge. Zum Unterschied von Mitteleuropa, wo sie ähnlich der Mönchsgrasmücke auch ein Vogel der Niederungen und sogar von Gärten und Parkanlagen ist, kommt sie hier ausschließlich in Höhenlagen oberhalb 1000 m vor. Am häufigsten ist sie in der subalpinen Zone, im Bereich der Wald- und Baumgrenze, in der Krummholzzone und Latschenregion anzutreffen. Der höchste Nachweis stammt aus 2300 m Höhe. Der Durchzug ist auch im Talbereich gut festzustellen. Der Bestand weist abneh-mende Tendenz auf.

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Zistensänger / BeccamoschinoCisticola juncidis

10-11 cm. Kleiner, rundlicher Zweigsänger mit sand-braunem Gefieder. Kopf und Rücken abwechselnd dun-kel und hellbraun gestreift. Auffälliges Schwanzmuster mit schwarz-weißen Federenden, beim Landen gut sichtbar. Am leichtesten am unverkennbaren Singflug zu erkennen. Bewohnt offene und trockene Lebensräume. Ernährt sich von kleinen Insekten und Spinnen. Stand-vogel und Kurzstreckenzieher.

Seidensänger / Usignolo di fiumeCettia cetti

13-14 cm. Ein dunkel rostbrauner Vogel mit schmut-ziggrauer Unterseite und einem grauen Überaugen-streif. Der Schwanz ist rundlich und wird gelegentlich gestelzt. Er lebt sehr versteckt, verborgen im feuchten Unterwuchs. Seine Stimme ist aber so bezeichnend und unüberhörbar, dass er daran leicht zu erkennen und nachzuweisen ist. Lebt im Uferbereich von Seen und Fließgewässern sowie Feuchtgebieten. Frisst Insekten und Spinnen, selten Beeren. Standvogel und Kurzstre-ckenzieher.

Situation in SüdtirolAls Brutvogel ausgestorben. Der kleine Zweigsänger hatte seine Verbreitung mehrmals nach Norden ausge-weitet. Als nichtziehende und insektenfressende Art hat sie kalte und schneereiche Winter nicht überlebt. In den 1970-80er Jahren hat es mehrere Bruten im Südtiro-ler Unterland gegeben. Seither gibt es keine Nachweise mehr.

Situation in SüdtirolUnregelmäßiger, seltener Brutvogel und regelmäßiger Gast. Der Seidensänger wird erst seit 1983 unregelmä-ßig festgestellt. Kälteperioden im Winter führen wahr-scheinlich immer wieder zu Ausfällen, die durch erneu-ten Zuzug aus dem Süden ausgeglichen werden. Die beiden Brutgebiete lagen am Kalterer See und bei Lana. Der lang anhaltende kalte Winter 2005/2006 scheint den Bestand in Südtirol ausgemerzt zu haben. Milde Winter und zunehmend wärmere Jahre könnten eine Rückkehr begünstigen. Am Kalterer See brütet er mit großer Wahr-scheinlichkeit wieder, da er dort beim Beringen relativ häufig gefangen wird.

Teichrohrsänger / Cannaiola comuneAcrocephalus scirpaceus

12-14 cm. Einfarbig braune Oberseite mit weißlicher Un-terseite und gelbbräunlichen Flanken. In der Regel et-was rotbrauner als Sumpfrohrsänger, doch im Freiland optisch kaum davon zu unterscheiden. Die beiden Arten sind deutlich an der Stimme zu unterscheiden. Bewohnt größere Schilfbestände und dicht bewachsene Ufer. Nahrung vorwiegend kleine Insekten. Langstreckenzie-her; Nachtzieher.

Sumpfrohrsänger / Cannaiola verdognolaAcrocephalus palustris

12-14 cm. Schwer vom Teichrohrsänger zu unterschei-den, ausgenommen durch den bemerkenswert wohltö-nenden Gesang. Die Oberseite ist in der Regel weniger rost-, sondern eher olivbraun, Kinn und Kehle heller. Beine rötlich fleischfarben. Bewohnt dichte Hochstau-denfluren an Seeufern, Fließgewässern und in Feuchtge-bieten. Ernährt sich von Insekten, Spinnen und kleinen Schmetterlingen. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolSeltener Brutvogel und Durchzügler. Als Charakter-vogel von ausgedehnten Schilfbeständen findet der Teichrohrsänger in Südtirol nur wenige geeignete Brut-biotope. Bevorzugtes Gebiet ist der Kalterer See, wo er regelmäßig brütet. Daneben kommt er, wenn auch nicht regelmäßig, in den kleineren Schilfgebieten am Montigg-ler See und mit Brutverdacht in den Fuchsmösern und in der Falschauermündung vor. Zu den Zugzeiten werden Teichrohrsänger bisweilen auch außerhalb der Feuchtge-biete festgestellt. Vorkommen rückläufig.

Situation in SüdtirolSeltener Brutvogel und Durchzügler. Aufgrund der be-sonderen Lebensraumansprüche findet der Sumpfrohr-sänger nur an wenigen Stellen geeignete Brutgebiete: im Vinschgau und im Etschtal längs der Flüsse und zahlreichen Wassergräben mit den vegetationsreichen Uferböschungen, am Kalterer See und in den wenigen Auwaldresten längs der Ahr von Bruneck bis Sand in Taufers. Daneben kam er im oberen Vinschgau zur Brut-zeit auch an trockenen Hängen in Getreidefeldern vor. Nachdem dort vermehrt wieder Getreide angebaut wird, kehrt er vielleicht wieder zurück. Bestand rückläufig.

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Drosselrohrsänger / CannareccioneAcrocephalus arundinaceus

19-20 cm. Größter europäischer Rohrsänger mit kräf-tigem, langem Schnabel und auffallendem Überaugen-streif. Färbung gleich wie Teichrohrsänger, lebt weniger heimlich als dieser. Fliegt meist niedrig über das Schilf, mit charakteristisch gespreiztem Schwanz. Bewohnt größere Schilfgebiete. Ernährt sich vorwiegend von In-sekten. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolSehr seltener, gelegentlicher Brutvogel und Durchzüg-ler. Der Drosselrohrsänger braucht ausgedehnte Schilf-flächen. Das erklärt auch, warum dieser Vogel nur noch am Kalterer See und eventuell am Montiggler See den entsprechenden Lebensraum vorfindet. Die restlichen Feuchtgebiete sind zu klein und weisen zu wenig zusam-menhängenden Schilfbestand auf. In diesen Gebieten ist er gelegentlich nur auf Durchzug zu beobachten. Es gibt nur wenige Nachweise mit Brutverdacht. Der Bestand beschränkt sich auf einzelne Brutpaare. Auch bei den Be-ringungen am Kalterer See wird er nur selten gefangen.

Rohrsänger finden in Südtirol fast nur noch im Schilfgebiet am Kalterer See den passenden Lebensraum.

Orpheusspötter / Canapino comuneHipplais polyglotta

13-14 cm. Im Freien vom Gelbspötter schwierig zu unter-scheiden, außer durch die Stimme. Hat kürzere Flügel, den Bürzel etwas bräunlicher, die Unterseite meistens et-was satter gelb. Lebt in offenen Heckenlandschaften, an Trockenhängen und in Ufergehölzen. Frisst vorwiegend Insekten und Spinnen. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolGelegentlicher, sehr seltener Brutvogel und Durchzüg-ler. Der Orpheusspötter kam schon im ersten Beobach-tungszeitraum nur an wenigen Stellen im Etschtal zwi-schen Meran und Salurn vor. Das Verbreitungsgebiet reicht vom westlichen Mittelmeerraum her noch in den südlichen Teil von Südtirol herein. Er bevorzugt als Le-bensraum warme und stark verbuschte Laubwaldränder längs des Etschtales, besonders Bestände von Robinien, Flaumeichen und Mannaeschen, mit Kratz- und Brom-beere im Unterwuchs. In den vergangenen Jahren gab es keinen Brutnachweis, nur wenige Beobachtungen mit Brutverdacht.

Waldlaubsänger / Luì verde Phylloscopus sibilatrix

12-13 cm. Der Waldlaubsänger ist etwas größer als der Zilpzalp und Fitis, aber kleiner als ein Sperling. Er ist auch etwas intensiver gefärbt als unsere anderen hei-mischen Laubsänger. Kehle und Brust sind hellgelb, der Bauch weiß und der Rücken grünlich-braun; deutlicher gelber Überaugenstreif. Lebt in Laubwäldern mit we-nig Sträuchern im Unterwuchs. Frisst kleine Insekten und deren Larven sowie Spinnen. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, eher seltener Brutvogel und Durchzügler. Der Waldlaubsänger stellt ganz andere Ansprüche an den Lebensraum als der Berglaubsänger: Er ist der Cha-raktervogel des Buchenwaldes, wo er die größte Dichte erreicht. Daneben wird er im Kastanienwald oder mit Kastanien durchsetztem Laubwald, in Birkenbeständen und auch in Auwaldresten angetroffen. Sein Verbrei-tungsgebiet liegt eher im südlichen Teil des Landes und deckt sich mit dem der Buche. Über 800 m Höhe ist er selten anzutreffen. Zur Zugzeit können singende Exem-plare auch außerhalb des üblichen Lebensraumes gehört und gesehen werden.

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Berglaubsänger / Luì biancoPhylloscopus bonelli

11-12 cm. Ein grauer Laubsänger mit einem graugrünen Rücken und einer seidenweißen Unterseite, weißlicher Kehle und einem gelben Bürzelfleck, der aber nicht im-mer sichtbar ist. Bevorzugt lichte Föhrenwälder und Mischwälder an sonnigen Hängen. Ernährt sich von In-sekten. Kurzstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. Der Berglaub-sänger hat die Schwerpunkte seiner Verbreitung in drei verschiedenen Lebensräumen: zum einen sind es die submediterranen Flaumeichen-Hopfenbuchen-Bestän-de an den Hängen des Vinschgaus und des Etschtales (210-800 m), zum anderen locker aufgebaute und stark besonnte Föhrenwälder (700-1500 m) und reine Lärchen-bestände (1300-2100 m). So kann man diesen Vogel in den genannten Lebensräumen in fast allen Höhenlagen antreffen. Bestand gleichbleibend.

Zilpzalp / Luì piccoloPhylloscopus collybita

10-12 cm. Der Zilpzalp ist eine Zwillingsart zum Fitis und in der freien Natur schwer von diesem zu unter-scheiden, außer durch den Gesang. Er ist ein olivbraun-grauer Vogel mit dunklen Beinen. Sein Verhalten ist sehr unruhig. Bewohnt lichte Laub- und Nadelwälder, Feld-gehölze und Gärten. Insektenfresser. Kurzstreckenzie-her; Tag- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger häufiger Brutvogel und Durchzügler, seltener Wintergast. Der Zilpzalp ist leicht an seinem Gesang zu erkennen und gehört zu den verbreitetsten Brutvögeln Südtirols. Er fehlt wohl in keinem Wald unterhalb etwa 1500 m Höhe und darüber. Allerdings scheint er die heißen, trockenen Hänge dem Berglaub-sänger zu überlassen und die reinen Buchenbestände dem Waldlaubsänger. In Höhen über 1500 m wird er zusehends seltener. Die höchsten Nachweise von sin-genden Männchen stammen aus Höhen von 1800 bis 2000 m. Im Frühjahr sind Tage mit auffallendem Durch-zug zu beobachten. Beliebte Rastplätze während des Zuges sind Weidengebüsche entlang der Flussläufe.

Wintergoldhähnchen / RegoloRegulus regulus

9-10 cm. Goldhähnchen sind die kleinsten einheimischen Vögel. Rücken olivgrün und Unterseite grauweiß. Schei-telstreif ist gelb mit Orange in der Mitte. Kein schwarzer Streifen durch das Auge und auch kein weißer Überau-genstreif wie beim Sommergoldhähnchen. Beide Arten haben zwei weiße Binden im Flügel. Jungvögel ohne Kopfzeichnung. Typischer Nadelwaldbewohner. Frisst kleine Insekten und Spinnen. Kurzstreckenzieher; Tag- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger häufiger Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Der Bereich des Wintergoldhähnchens ist der Nadelwald. Fichtenwälder werden deutlich bevor-zugt, Föhren- und Lärchenwälder eher gemieden. Sie halten sich zumeist im Kronenbereich auf, ständig auf der Suche nach kleinen Insekten. Höhenmäßig deckt sich die Verbreitung mit dem Vorkommen der Fichten-wälder bis zur Waldgrenze in 2000 bis 2200 m Höhe. Außerhalb der Brutzeit streifen sie in Gruppen weit um-her und sind dabei gelegentlich auch in Parkanlagen, Gärten und Friedhöfen zu beobachten, falls dort Nadel-bäume vorhanden sind. Bestand gleichbleibend.

In trockenen Föhrenwäldern kommt der Berglaubsänger in höheren Dichten vor.

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Sommergoldhähnchen / FiorrancinoRegulus ignicapillus

9-10 cm. Sehr klein. Ähnelt sehr stark dem Wintergold-hähnchen, von diesem aber durch den schwarzen Au-genstreif und weißen Überaugenstreif zu unterscheiden. Orangerote Krone beim Männchen, beim Weibchen gelb, an den Halsseiten und am Oberrücken ein goldfarbener Fleck. Nadel- und Laubmischwaldbewohner, kommt auch in Parkanlagen mit Nadelgehölzen vor. Frisst klei-ne Insekten und Spinnen. Kurzstreckenzieher; Tag- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel und Durchzügler, seltener Win-tergast. Die Verbreitung des Sommergoldhähnchens ist in Südtirol gewiss nicht vollständig erfasst. Das unstete Verhalten im Kronenbereich der hohen Nadelbäume er-schwert meistens die sichere Unterscheidung zwischen Winter- und Sommergoldhähnchen. Es besiedelt tiefere Höhenlagen als sein Verwandter, jedoch in bedeutend geringerer Dichte. Die höchste Beobachtung aus der Brutzeit stammt aus knapp 1500 m Höhe, die tiefste aus 280 m im Etschtal. Zur Zugzeit kann dieses Goldhähn-chen auch in großen Höhen und außerhalb der Nadel-waldbereiche beobachtet werden.

Die beiden Goldhähnchen sind typische Bewohner von Nadel- und Nadelmischwäldern.

Zaunkönig / ScriccioloTroglodytes troglodytes

9-10 cm. Klein, rund, oberseits bräunlich, mit schwa-cher Bänderung auf Flügeln und Schwanz. Untersei-te schmutzig hellgrau, an den Flanken graubraun, mit dunkler Längsbänderung. Heller Streif über dem Auge. Geschlechter gleich. Äußerst lebhafter Vogel mit kurzem, gestelztem Schwänzchen. Bewohnt Wälder mit dichtem Unterwuchs. Ernährt sich von verschiedensten kleinen Insekten und Spinnen, im Winter auch von kleinen Sa-men. Überwiegend Kurzstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Der kleine Zaunkönig fällt durch seinen lauten und charakteristischen Gesang auf. Er ist gleichmäßig über das ganze Land verteilt. Er fehlt lediglich im Talbodenbereich des Etschtales von Meran südwärts und oberhalb der Baumgrenze. In den trockenen Buschwäldern kommt er seltener vor. Ober-halb der Waldgrenze hält er sich noch gern in den Lat-schen- und Alpenrosenhängen bzw. Wacholderbestän-den auf. In den Wintermonaten sucht er regelmäßig die tieferen Lagen auf und ist dann an den Ufern der Bäche, Flüsse und Seen, aber auch in den Gärten und Parks der Siedlungen anzutreffen.

Feuchte Gräben mit einem Gewirr von Ästen, Wurzelstöcken und Hochstaudenfluren sind bevorzugte Lebensräume des Zaunkönigs.

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Trauerschnäpper / Balia neraFicedula hypoleuca

12-13 cm. Zarter Vogel mit kontrastreichem, schwarz-weißem Gefieder. Im Ruhekleid bräunlich-weiß wie das Weibchen. Zuckt häufig mit den Flügeln und schlägt den Schwanz ruckartig nach oben. Ähnlich wie der Grau-schnäpper fängt er von einer Warte aus vorbei fliegende Insekten und kehrt zum Sitzplatz zurück. Wohnt in Siedlungen, Kulturland und lichten Laubwäldern. Frisst kleine Fluginsekten und Spinnen. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolUnregelmäßiger, sehr seltener Brutvogel und Durchzüg-ler. Der Trauerschnäpper brütet nur ausnahmsweise und unregelmäßig auf der Alpensüdseite. Auch in Südtirol gibt es vereinzelt Bruten und Brutversuche. Aus dem Beobachtungszeitraum gibt es nur aus dem Unterland einen Brutverdacht, wo er mehrmals auch in den 1970er Jahren gebrütet hat. Im ersten Erhebungszeitraum gab es keine Brutnachweise. Häufig ist er vor allem im Herbst auf dem Durchzug zu beobachten, auch in Siedlungen, Gärten und Parks.

Grauschnäpper / PigliamoscheMuscicapa striata

14-15 cm. Der Grauschnäpper ist unscheinbar graubraun mit weißlicher Unterseite und gestrichelter Brust. Beide Geschlechter sind gleich gefärbt. Er sitzt in aufrechter Haltung, fliegt oft auf, schnappt nach Insekten und kehrt zum Sitzplatz zurück. Nach dem Landen und bei Erre-gung Flügelzucken. Wohnt in Siedlungen, Kulturland und lichten Laubwäldern. Frisst kleine Fluginsekten und Spinnen, im Herbst auch Beeren. Langstreckenzie-her; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel und Durchzügler. Der Grauschnäpper ist wegen seines unscheinbaren Feder-kleides und seines unauffälligen, leisen Gesangs wenig bekannt. Am leichtesten zu entdecken und zu bestim-men ist er an seinem Verhalten bei der Nahrungssuche, beim Warnen in Nestnähe oder nach dem Ausfliegen der Jungen. Er brütet vom Talboden bis in Höhen um 1500 m ziemlich regelmäßig, allerdings in geringer Dichte. In lichteren Lärchenwäldern ist er auch in höheren Lagen anzutreffen. Während der Zugzeit hält er sich gern in Gärten und Parkanlagen auf. In den letzten Jahren hat der Bestand deutlich abgenommen.

Kohlmeise / Cinciallegra Parus major

14-15 cm. Kopf und Hals glänzend blauschwarz mit weißen Wangen, Rücken grünlich, Flügel und Schwanz blaugrau; Unterseite gelb mit schwarzem Längsband (»Krawatte«) in der Mitte. Die Jungvögel haben einen bräunlichen Scheitel und gelbliche Wangen. Lebt in Laub- und Mischwäldern, Kulturland, Parks und Sied-lungen. Ernährt sich von Insekten und deren Larven sowie Samen. Standvogel und Kurzstreckenzieher; Tag-zieher.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Die Kohlmeise weist von allen Meisenarten die weiteste Verbreitung auf. Als typischer Kulturfolger brütet sie in größerer Dichte in Siedlungen, Gärten und Parkanlagen, in Laubwäldern aller Art und am Rand der Nadelwälder. Sie brütet vom Talboden (220 m) bis in etwa 1500 m Höhe regelmäßig, in größeren Höhen nur in oder nahe bei Siedlungen oder an Waldrändern mit größeren Laubbaumgruppen. Der Großteil der Population bleibt im Winter im Brutgebiet, nur ein kleiner Teil wandert. Gelegentlich kommt es zu Einflügen aus nördlichen Gebieten.

In naturnahen Kulturlandschaften mit angrenzenden Laub-Nadel-Mischwäldern sind Grauschnäpper und Kohlmeise gut vertreten.

Keine Brutnachweise.

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Tannenmeise / Cincia moraPeriparus ater

10-12 cm. Die einzige schwarzköpfige Meise mit einem auffallenden weißen Nackenfleck. Ansonsten grauer als Sumpf- und Weidenmeise, mit zwei deutlichen Flügel-binden; das Schwarz des Scheitels reicht weiter hinunter und rahmt oft die Wange ein. Bewohnt Nadelwälder bis zur Waldgrenze und Parks in den Siedlungen. Frisst In-sekten, Spinnen und Samen. Standvogel.

Die Tannenmeise ist ein Charaktervogel der Fichtenwälder und ist in diesen Waldgesellschaften wohl die häufigste Art.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Die Tannenmeise, die kleinste unserer Meisen, stellt die geringsten Ansprüche an den Lebensraum. Jede Nadelbaumart ist ihr recht. Sie ist auch nicht auf den geschlossenen Nadelwald be-schränkt, wie Alpenmeise oder Haubenmeise, sondern kommt auch in Ortschaften und Städten als Brutvogel vor. Es müssen nicht größere Parkanlagen sein, sie be-gnügt sich auch mit Grünanlagen geringeren Ausmaßes. Die Brutgebiete reichen vom Talboden (250 m) bis zur Baumgrenze (2200 m), mit der größten Dichte in den Fichtenwäldern zwischen 1000 und 1500 m Höhe. Gele-gentlich sind Massenwanderungen zu beobachten.

Blaumeise / CinciarellaCyanistes caeruleus

11-12 cm. Die einzige Meise, bei der Scheitel, Flügel und Schwanz lebhaft blau gefärbt sind; Unterseite gelb, Stirn, Rand um den Scheitel, Wangen und Nackenfleck weiß, Augenstreif, Hinterkopf und Kinn schwärzlich. Die Jungen haben eine grünlichbraune Oberseite und gelbe Wangen. Lebt in Auwäldern, Laubmischwäldern, Park-anlagen und Gärten. Standvogel und Kurzstreckenzie-her; Tagzieher.

Haubenmeise / Cincia dal ciuffoLophophanes cristatus

11-12 cm. Leicht zu erkennen an der schwarzweiß ge-sprenkelten Haube und an der bezeichnenden Stimme. Gesicht weißlich mit schwarzem Streif, der vom Auge nach hinten um die Wange biegt, mit schmalem schwar-zem Halsband und Kehllatz; Oberseite warm grau-braun, Unterseite weißlich mit rahmfarbenen Flanken, Flügel und Schwanz dunkler. Lebt in Nadelwäldern, vorzugsweise in lichten Föhrenwäldern. Frisst Insekten, Spinnen und Samen. Standvogel.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Die lebhafte Blaumeise ist zum Großteil auf die unteren Höhenstufen beschränkt. Sie hält sich an Waldrändern auf, in Parkanlagen und größeren Gärten, in Laubwäldern und in Auwäldern. In den Obstwiesen ersetzen heute in geringem Ausmaß Nistkästen die verschwundenen Nistmöglichkeiten in den hochstämmigen Obstbäumen. Die Brutnachweise reichen vom Talboden bis in etwa 1200 m Höhe. Außer-halb der Brutzeit durchstreifen sie die Wälder auch bis zur Waldgrenze. Die Blaumeise war stets nur in sehr ge-ringer Dichte vertreten, zeitweise sogar weiter rückläu-fig. Seit einigen Jahren deutlich im Bestand zunehmend.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Das Verbreitungsbild der Haubenmeise gleicht dem der Alpenmeise. Doch stellt sie andere Ansprüche an den Lebensraum. Sie bevor-zugt sonnige, trockene Wälder, während die Alpenmei-se eine deutliche Vorliebe für feuchte Bereiche zeigt. Am häufigsten ist sie im Föhrenwald anzutreffen, erreicht aber nirgends eine hohe Dichte. Sie braucht morsche Baumstämme, um das Nest einrichten zu können. Sie ist weit ins Tal hinab als Brutvogel festzustellen, so auch im Montiggler Wald. Die höchsten Nachweise stammen aus dem Bereich der Waldgrenze, die meisten Bruten liegen zwischen 1000 und 1500 m Höhe.

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Sumpfmeise / Cincia bigiaPoecile palustris

12-13 cm. Kopfplatte und Kehle glänzend schwarz, im Gegensatz zur Tannenmeise ohne weißen Nackenfleck, ohne Flügelbinden und mit brauner Oberseite. Von der sehr ähnlichen Alpenmeise durch den glänzend schwar-zen Scheitel, durch Fehlen eines hellen Flecks auf dem geschlossenen Flügel und den bezeichnenden Lockruf unterschieden. Lebt in Laubwäldern mit dichtem Unter-wuchs, Auwäldern, Gärten und Parks. Ernährt sich von Insekten, im Herbst und Winter auch von Samen und Früchten. Standvogel.

Alpenmeise / Cincia alpestrePoecile montanus

12-13 cm. Sehr ähnlich der Sumpfmeise, aber mit ruß-schwarzer Kopfplatte, hellem, durch die lichten Säume der Armschwingen erzeugten Flügelfleck und durch be-zeichnenden Lockruf unterschieden. Das Schwarz des Oberkopfes reicht weiter nach hinten, schwarzer Kehl-fleck ist ausgedehnter. Lebt in altholzreichen Laub- und Nadelwäldern. Nahrung Insekten, Spinnen und Samen. Standvogel.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Das Verbreitungsge-biet der Sumpfmeise deckt sich in etwa mit dem der Schwanzmeise: sie kommt in allen Laubwaldgesell-schaften vor, in Kastanienhainen und feuchten Auwald-beständen, seltener auch in Parkanlagen. Die Intensiv-kulturen im Talboden und die Nadelwälder meidet sie. Die Brutgebiete reichen von 220 m im Etschtal und bis 1300 m im Vinschgau, doch nur bis 800 m im raueren Pustertal. Sie hält sich bevorzugt in Wäldern mit einem reichlichen Angebot an morschem Holz, faulenden Ästen oder Stämmen auf, denn dort findet sie geeignete Brutplätze.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Die Alpenmeise ist ein Charaktervogel der Bergwälder. Sie ist auf morsche Baumstämme angewiesen, in denen sie eine Bruthöh-le zimmern kann. In den Nadelmischwäldern, die mit Weichhölzern wie Ebereschen, Weiden, Pappeln und Er-len durchsetzt sind, findet sie dafür gute Bedingungen. Außerhalb des Nadelwaldes kommt sie kaum vor, da-her fehlt sie im allgemeinen unterhalb von 1000 m (auch dort, wo an Schattenlagen der Fichtenwald bis 500 m hinab reicht). Die höchste Dichte erreicht sie zwischen 1500 m und der Baumgrenze (etwa 2200 m).

Schwanzmeise / CodibugnoloAegithalos caudatus

13-15 cm. Leicht zu erkennen durch das schwärzlich-weißlich-rötliche Gefieder, den langen, gestuften Schwanz und den bezeichnenden Ruf. Oberseite röt-lich und schwarz gemischt, unten weißlich. Flügel und Schwanz schwarz, äußere Schwanzfedern rein weiß. Junge mit dunklen Kopfseiten, ohne rötliche Färbung. Ein rastloser Zweigturner. Bewohnt unterholzreiche Laubmischwälder, Hecken und Parks in den Siedlungen. Nahrung Insekten und Spinnen. Standvogel.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Die Schwanzmeise ist im gesamten Laubwaldbereich anzutreffen, sowohl im tro-ckenen submediterranen Flaumeichenbestand als auch in feuchten Auwäldern oder in größeren Parkanlagen. Sie fehlt hingegen in den ausgedehnten Obstkulturen im Talboden und in den dichteren Nadelwäldern. Das Brutgebiet reicht von der Talsohle bis gegen 1400 m, im Vinschgau gelegentlich auch höher. Außerhalb der Brutzeit ziehen die Schwanzmeisen gruppenweise weit herum. In Südtirol kommt sowohl die streifenköpfige als auch die rein weißköpfige Form vor. Die unterschied-lichen Formen bilden auch gemeinsame Brutpaare.

Sumpf- und Alpenmeise brauchen strukturreiche Wälder mit reichlichem Anteil an Altholz.

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Beutelmeise / PendolinoRemiz pendulinus

10-12 cm. Ein kleiner meisenartiger Singvogel, Männ-chen mit hellgrauem Kopf und Nacken und schwarzer Gesichtsmaske, lebhaft kastanienbraunem Vorderrü-cken, weißlicher Kehle und grauer bis rahmfarbener Un-terseite. Weibchen ähnlich dem Männchen mit kleinerer Gesichtsmaske, Jungvögel noch ohne Gesichtsmaske. Bewohnt Feuchtgebiete und Weidendickichte. Frisst In-sekten und Samen. Überwiegend Kurzstreckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolKein Brutnachweis mehr, nur sehr seltener Durchzüg-ler. 1991 wurde bisher die einzige erfolgreiche Brut in der Nähe von Bruneck nachgewiesen. Weitere Beobach-tungen aus der Brutzeit während der damaligen Erhe-bungsperiode: Bruneck (1984, 1992, 1993), Mühlbach (1993), Brixen (1989, 1990), vom Kalterer See (1974, 1982, 1983, 1986, 1991, 1993) und aus der Falschauermündung in Lana (1984, 1991, 1992) bekannt. Aus diesem Untersu-chungszeitraum liegt kein Brutnachweis mehr vor. Nur eine Beobachtung stammt aus Prad im Vinschgau (Juli 2012).

Kleiber / Picchio muratoreSitta europaea

13-15 cm. Klettervogel mit gedrungener Gestalt: großer Kopf, kurzer Hals, kurzer Schwanz sowie langer und kräftiger Schnabel. Gefieder oberseits bläulichgrau, die Körperseiten lebhaft kastanienbraun, schwarzer Augen-streif, Kinn und Kehle weiß. Klettert auch Kopf voran nach unten. Kommt in Laub- und Nadelmischwäldern, Parks und Gärten vor. Ernährt sich von Insekten und Samen. Standvogel und Kurzstreckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Der Kleiber ist vorwie-gend in der Laubwaldstufe ein verbreiteter Brutvogel. Die größte Dichte und die höchste Regelmäßigkeit weist er in den Kastanienhainen auf, aufgrund des reichen Angebotes an Bruthöhlen. In der Nadelwaldzone brütet er in den Randbereichen, falls dort größere Laubbäume stehen. In Lärchenbeständen, und vor allem in Zirben-wäldern, kommt er in vielen Gebieten des Landes bis zur Waldgrenze vor. In den Flaumeichen-Hopfenbuchen-wäldern ist er selten, da kaum Höhlen vorhanden sind. Kommt auch in Parkanlagen und Gärten vor, aber nicht in den Obstkulturen, da dort Bruthöhlen fehlen.

Kleiber leben vorwiegend in Laubwäldern und Kastanienhainen, wo sie in den großen Bäumen ein reiches Angebot an Höhlen finden.

Von der Beutelmeise gibt es nur einen Brutnachweis, mehrere mit Brutverdacht. Inzwischen zählt diese Art zur großen Rarität.

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Mauerläufer / Picchio muraioloTichodroma muraria

16-17 cm. Ein sperlingsgroßer, grauschwarzer Vogel mit leuchtend roten, großen und gerundeten Flügeln sowie großen weißen Flecken an den Rändern der Schwingen und des Schwanzes. Kehle und Brust sind beim M im Sommer schwarz, im Winter weißlich, beim W das gan-ze Jahr weißlich oder mit schwarzem Kehlfleck. Langer und dünner, nach unten gebogener Schnabel. Bewegt sich im Flug schmetterlingsartig flatternd. Bewohnt fel-sige Standorte und Schluchten im Hochgebirge. Frisst kleine Insekten und Spinnen. Standvogel und Kurzstre-ckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolSpärlich brütender Jahresvogel. Es braucht sicherlich oft Glück, dass man den Mauerläufer zu Gesicht bekommt. Lücken in der Verbreitungskarte (z. B. Zillertaler Alpen, Ahrntal, oberes Pustertal) sind eher auf eine erschwerte Kontrolle im betreffenden Gebiet als auf tatsächliches Fehlen zurückzuführen. Schwerpunkte seiner Verbrei-tung scheinen die Ortler- und Texelgruppe sowie die Dolomiten zu sein, wo er bevorzugt an spaltenreichen, überrieselten Felswänden vorkommt. Verbleibt im Win-ter größtenteils im Brutgebiet. Bei Nahrungsknappheit weicht er in tiefere Lagen aus, wo er an Felsen, Kirchtür-men und Burgmauern nach Nahrung sucht.

Schattige, feuchte und spaltenreiche, oft spärlich bewachsene Felswände sind typische Lebensräume des Mauerläufers.

Waldbaumläufer / Rampichino alpestreCerthia famliaris

12-14 cm. Zierlicher Klettervogel mit langem, gestuf-tem Stützschwanz. Rücken rindenfarben mit braunen, schwarzen und gelbbraunen Mustern, Unterseite silbrig weiß, Seiten ohne braune Flecken (Gartenbaumläufer!), Schnabel kürzer als Kopflänge. Nicht leicht vom Garten-baumläufer zu unterscheiden, es sei denn durch Stimme und Verbreitung. Lebt vorwiegend in Nadelwäldern. Frisst Insekten und Spinnen. Standvogel und Kurzstre-ckenzieher; Tag- und Nachtzieher.

Gartenbaumläufer / RampichinoCerthia brachydactyla

12-13 cm. Gestalt wie Waldbaumläufer, Gefieder ähnlich, jedoch Oberseite etwas graubrauner und weniger rost-farben getönt (besonders der Bürzel), Überaugenstreif grauweiß, Unterseite weniger kontrastreich von Ober-seite abgesetzt, Körperseiten verwaschen gelbbräunlich bis rahmfarben; Schnabel dünn und gebogen, etwas länger als beim Waldbaumläufer. Bevorzugt Laubwäl-der und Parkanlagen. Ernährt sich von Insekten und Spinnen. Standvogel und Kurzstreckenzieher; Tag- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Die Verbreitung des Wald-baumläufers ist der des Wintergoldhähnchens ähnlich. Auch dieser kleine Waldvogel bewohnt ausschließlich Nadelwälder. Für Lärchen scheint er eine Vorliebe zu ha-ben, da er in der rissigen Rinde wohl eher Nahrung und oft auch geeignete Nistmöglichkeiten findet. Er ist zwar im ganzen Land verbreitet, jedoch durchwegs in geringer Dichte. Er lebt in Höhen zwischen 750 und 2000 m. Ein-zelne Bruten kommen auch etwas tiefer oder höher bis in den Bereich der Waldgrenze vor. Als Standvogel ver-bleibt er das ganze Jahr über im Brutgebiet. In der kalten Jahreszeit weicht er auch in tiefere Lagen aus.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, eher seltener Brutvogel. Vom Garten-baumläufer liegen nur wenige Brutnachweise vor. Die Verbreitungskarte zeigt, dass er nur im Etsch-tal und im Vinschgau als Brutvogel vorkommt. Er besiedelt vorwiegend die untere Laubwaldstufe, kommt aber auch in Auwäldern und Parkanlagen vor. Selbst in diesen Lebensräumen ist er jedoch eher ein seltener Gast als ein regelmäßiger Brutvogel. Die Beo-bachtungsorte liegen nicht höher als 800 m. Er hält sich auch außerhalb der Brutzeit meistens in der Umgebung seines Brutreviers auf.

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Neuntöter / Averla piccola Lanius collurio

16-18 cm. Größer als Haussperling. Männchen Rücken rotbraun, Kopf mausgrau, schwarze auffällige Gesichts-maske, weiße Wangen und helle Unterseite. Schwanz oberseits schwarz. Weibchen und Jungvögel bräunlich, Unterseite braun gesperbert, vor allem bei den Jungen. Zuckt häufig mit dem Schwanz. Bewohnt offene Land-schaften mit dornigen Hecken. Ernährt sich von In-sekten, nur gelegentlich von Jungvögeln und Mäusen. Beutetiere werden als Vorrat oft auf Dornen aufgespießt. Langstreckenzieher; Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. In den 1970-80er Jahren war der Neuntöter ein häufiger Vogel in der heimischen Heckenlandschaft. Im bäuerlich-ländlichen Bereich war er fast landesweit verbreitet, in höherer Dichte besonders an den Steppenhängen des Vinsch-gaus. Das hat sich seither drastisch verändert. Aus vielen Gegenden ist er bereits verschwunden, besonders aus dem Talbodenbereich. Er ist sicher ein Opfer der Inten-sivkulturen geworden (Verlust des Lebensraumes und Einsatz von Insektiziden). Der Bestand nimmt weiterhin landesweit ab, auch im Vinschgau, wo er auf weiten Stre-cken fehlt oder nur noch vereinzelt vorkommt.

Lebensraumverlust, intensivierte Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden führten zu einem starken Rückgang des Neuntöters.

Elster / GazzaPica pica

440-51 cm. Die Elster ist durch den langen Schwanz und das kontrastreiche schwarz-weiße Gefieder unverkenn-bar. Schultern, Flanken und Bauch weiß, das übrige Ge-fieder wirkt auf die Entfernung schwarz; aus der Nähe ist ein blauer, grüner oder purpurner Metallglanz zu sehen, der bei Jungvögeln fehlt. Lebt in offenen Kultur-landschaften und Siedlungen. Allesfresser. Standvogel.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Die Elster weist eine ähn-liche Verbreitung auf wie der Eichelhäher, da auch die-se Art die unteren bis mittleren Höhenlagen besiedelt. Die größten Dichten erreicht die Elster in den mittleren Höhenlagen. Oberhalb von 1300-1400 m nimmt die Zahl rasch ab. Eine deutliche Zunahme ist in Siedlungen zu bemerken. In den Obstkulturen der Talböden fehlt sie fast vollständig, da sie in den ausgedehnten Nieder-stammkulturen, die zur Brutzeit zudem noch großteils eingenetzt sind, keine Brutbäume findet. Der Bestand hat zugenommen.

Die Mittelgebirgslagen mit Siedlungen, Kulturlandschaften und Laubmischwäldern weisen die größten Dichten an Elstern auf.

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Tannenhäher / NocciolaiaNucifraga caryocatactes

32-33 cm. Ungefähr so groß wie Eichelhäher, jedoch deutlich kürzerer Schwanz. Grundfarbe dunkel schoko-ladenfarben, Flügel und Schwanz sind schwarz, letzterer mit weißer Endbinde. Körper, außer Oberkopf, mit wei-ßen, tropfenförmigen Flecken übersät. Unterschwanzde-cken weiß. Schnabel dunkel und relativ lang. Bewohnt Nadelwälder im Bereich der Waldgrenze. Ernährt sich vorwiegend von Zirben- und Haselnüssen. Standvogel und Kurzstreckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Der Tannenhäher ist ein ausgeprägter Bewohner der Zirbenwälder. Vorkommen und Höhenverbreitung decken sich mit der Verbreitung der Zirbe und liegen zwischen 1500 und 2300 m. In tie-feren Lagen wird der Tannenhäher meist nur außerhalb der Brutzeit angetroffen. Auf der Suche nach Nahrung werden manchmal weite Flüge unternommen, zu ande-ren Zirbenbeständen oder anderen Nahrungsquellen (z. B. Haselnüsse oder Walnüsse im Talboden). In manchen Jahren kommt es so zu auffälligen Nahrungsflügen. Von den Invasionen Sibirischer Tannenhäher nach Mitteleur-opa ist in Südtirol kaum etwas zu bemerken.

Eichelhäher / GhiandaiaGarrulus glandarius

32-35 cm. Taubengroß, Körper rötlichbraun, Unterseite etwas heller. Relativ langer, schwarzer Schwanz, davon abstechend der weiße Bürzel. Flügel schwarz mit auffal-lendem weißen Fleck, Flügeldecken hellblau und schwarz gebändert (beliebter Hutschmuck). Scheitelfedern sind hell mit kräftigen schwarzen Strichen und können auf-gerichtet werden. Auffallend schwarzer Bartstreif. Lebt in Laub- und Nadelmischwäldern, in offenen Landschaf-ten mit Baumgruppen und in Parkanlagen. Allesfresser. Standvogel und Kurzstreckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Der Eichelhäher fehlt in keinem Laub- und Mischwald Südtirols. In Siedlungen kommt er bisher wenig vor, ebenso ist er in Nadelwäl-dern nur in geringer Zahl anzutreffen. Die Dichte nimmt mit zunehmender Höhe rasch ab. In den ausgedehnten Obstkulturen im Etschtal fehlt er größtenteils, er sucht aber die waldnahen Gebiete an den Rändern vor allem im Herbst auf, um sich gelegentlich an den Äpfeln – sehr zum Ärger der Bauern – gütlich zu tun. Schäden sind besonders dort spürbar, wo Obstanlagen direkt an Laub-wälder angrenzen. Alle paar Jahre kommt es im Herbst in Mitteleuropa zu starken Einflügen aus Osteuropa, die auch südlich der Alpen deutlich bemerkt werden.

Dohle / TaccolaCorvus monedula

33-34 cm. Taubengroß. Überwiegend schwarz, Nacken und Ohrdecken grau-silbergrau; kurzer Schnabel (dicker als bei Alpendohle). Augen hellgrau. Schnellerer Flügel-schlag als bei Krähen. Bewohnt offenes Kulturland und Siedlungen. Allesfresser. Standvogel und Kurzstrecken-zieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolLokal brütender Jahresvogel. Bis in die 1960er Jahre war die Dohle nur auf zwei Gebiete Südtirols beschränkt: Raum Bruneck im Pustertal und Glurns-Schluderns im Vinschgau. Es gab dort Kolonien von jeweils 30-50 Paaren. Seit etwa 1980 besiedelten die Dohlen neue Ge-biete, meist nur in wenigen Paaren (Brixen, Bozen, Feld-thurns, Klausen, Lajen, Ritten). Gleichzeitig nahmen die ehemals starken Kolonien ab. In Südtirol sind nur Bruten an Gebäuden bekannt, vorwiegend an Burgen und Kirchtürmen. Leider wurden im Zuge von Restau-rierungen vielerorts die Öffnungen an den Kirchtürmen verschlossen, so dass die Dohlen vielfach keine Brut-möglichkeiten mehr finden. Vielleicht ist auch das ein Grund der Zersplitterung und Abnahme des Bestandes.

Die Dohle weist ein sehr inselartiges Verbreitungsgebiet auf. Sie brütet vorwiegend an Burgen (im Bild Churburg) und Kirchen.

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Alpendohle / Gracchio alpinoPyrrhocorax graculus

36-39 cm. Etwas größer als Dohle, doch deutlich kleiner und schlanker als Krähe. Glänzend schwarzes Gefieder. Gelber, kaum gebogener Schnabel (kürzer als bei Alpen-krähe), Beine rot. Jungvögel mit grauem Schnabel und dunklen Beinen. Flugakrobat, gesellig und ruffreudig. Charakteristischer Vogel des Hochgebirges. Allesfresser. Standvogel.

Situation in SüdtirolVerbreitet brütender Jahresvogel. Die Alpendohle ist ein bekannter Gebirgsvogel. Die Häufigkeit schwankt beträchtlich. Sie ist an Berggasthöfen, Bergstationen und viel besuchten Berggipfeln häufig zu beobachten, besonders in den Dolomiten und im Ortlergebiet. Aus-schlaggebend ist dabei sicher auch das höhere Angebot von geeigneten Spalten und kleinen Höhlen in den Kalk- und Dolomitfelsen. Außerhalb der Brutzeit, und beson-ders in den Wintermonaten, werden auch Wiesen und Siedlungen tieferer Lagen aufgesucht, oftmals in großen Gruppen.

Rabenkrähe und Nebelkrähe / Cornacchia nera e grigiaCorvus corone

44-51 cm. Viel größer als Dohle. Die Rabenkrähe trägt ein völlig schwarzes Gefieder. Der kräftige schwarze Schnabel ist höher und nicht so spitz wie bei der Saat-krähe. Die Nebelkrähe ist deutlich zweifarbig: Rücken und Unterseite sind grau gefärbt. Schwanz, Flügel und Kopf schwarz. Wo die Brutgebiete von Nebel- und Ra-benkrähen aneinandergrenzen, treten Mischlinge auf. Besiedelt Wald, Kulturland und Siedlungen. Allesfres-ser. Standvogel.

Situation in SüdtirolVerbreitet brütender Jahresvogel. Südtirol liegt im Grenzbereich der Verbreitung der Rabenkrähe und der Nebelkrähe. Die Rabenkrähe ist die vorherrschende Art. Die Hauptverbreitung liegt in den mittleren Höhenla-gen. In engen Seitentälern ist sie deutlich seltener vertre-ten. Heute brütet sie auch in Parkanlagen der Städte. In viel geringerer Anzahl wird auch die Nebelkrähe fest-gestellt, jedoch durchwegs als Mischlingsform mit der Rabenkrähe. Die Bestände sind zurückgegangen.

Kolkrabe / Corvo imperialeCorvus corax

54-67 cm. Bussardgroß. Gefieder schwarz, mächtiger schwarzer Schnabel mit gekrümmtem First. Im Flugbild keilförmiges Schwanzende. Kehlfedern zottig verlän-gert und gesträubt. Flügelschlag langsamer als bei Krä-hen, segelt vergleichsweise häufig im Aufwind; Balz mit akrobatischen Flugspielen. Bewohnt als Felsenbrüter die Mittel- und Hochgebirge. Allesfresser. Standvogel.

Situation in SüdtirolDer Kolkrabe ist ein landesweit verbreiteter Brutvogel. In den 1970er und 1980er Jahren war er noch deutlich zahlreicher. Wohl wegen des Schutzes und der wilden Mülldeponien hatte er sich stark vermehrt. An Müllde-ponien im Pustertal oder im Vinschgau stellten sich oft Hunderte zur Nahrungssuche ein. In den letzten zwei Jahrzehnten verringerte sich der Bestand wieder deut-lich. In den tiefen Lagen (unterhalb 700 m) ist er nur mehr spärlich vertreten, in den mittleren und höheren Gebieten etwas häufiger. Die wenigen sicheren Brut-nachweise in der Karte zeigen, dass es nicht immer leicht ist, zur Brutzeit im Gebirge die Horste auszumachen.

Alpendohle und Kolkrabe besiedeln vor allem die Berge in den Dolomiten und in der Ortlergruppe.

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Star / StornoSturnus vulgaris

19-22 cm. Vogel schwärzlich, bronzegrün und purpur-farben glänzend. Wirkt rundlich und kompakt. Kurzer Schwanz, spitze Flügel, langer, scharfer Schnabel. Im Herbst durch die hellen Spitzen der frischen Federn wie mit Perlen übersät (»Perlstar«); werden bis zum Frühjahr weitgehend abgerieben. Geschlechter gleich. Jungvögel stumpfbraun und ohne Flecken, Kehle weißlich, Schna-bel dunkel. Bewohnt Kulturland und Siedlungen. Frisst Insekten, Würmer, Beeren und Samen. Standvogel.

Pirol / RigogoloOriolus oriolus

22-25 cm. Unverkennbarer, tropisch anmutender Vogel in der Größe einer Amsel. Das Männchen ist gekenn-zeichnet durch sein kräftig leuchtendes, gelbes Gefie-der, die Flügel und der Schwanz sind pechschwarz. Das Weibchen und der Jungvogel sind olivgrün, die Flügel und der Schwanz dunkel. Unterseite gestreift. Schneller, wellenartiger Flug. Lebt in Auwäldern, Parks und Pap-pelanlagen. Ernährt sich von Insekten und deren Larven, Beeren und Früchten. Langstreckenzieher; überwiegend Nachtzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel und Durchzügler. In den 1960er Jahren hat sich der Star auch in Südtirol als Brutvogel angesiedelt und ist tief in die Täler und auch in relativ große Höhen vorgedrungen. Besonders in den Kastanien- hainen fand er gute Nistmöglichkeiten. Er hat auch in den Ortschaften Einzug gehalten und brütet in Parkan-lagen und Gärten. Auf dem Herbstzug waren oft auch sehr große Schwärme zu beobachten. Im vergangenen Jahrzehnt hat der Star stark abgenommen. Er kommt in vielen Gebieten nur mehr in wenigen Paaren vor oder ist ganz verschwunden. Auch auf dem Durchzug sind nur mehr kleine Trupps zu beobachten.

Situation in SüdtirolSeltener Durchzügler. Bis in die 1980er Jahre war der Pirol lediglich als regelmäßiger Durchzügler bekannt. Die Beobachtungen während der Brutzeit mehrten sich, bis 1987 dann der erste Brutnachweis gelang. Weitere folgten 1989 und 1991. Der Brutbestand belief sich da-mals auf maximal 5-8 Paare. Die Brutplätze lagen zwi-schen 230 und 600 m, weitere Beobachtungen aus der Brutzeit auch höher (850 - 900 m). Inzwischen ist er auch auf dem Durchzug immer seltener zu sehen oder zu hö-ren. Er ist wohl nicht mehr Brutvogel in Südtirol.

Haussperling / Passera europeaPasser domesticus

14-15 cm. Männchen durch dunkelgrauen Scheitel, ka-stanienbraunen Nacken, schwarze Kehle und weißliche Wangen gekennzeichnet. Flügel braun mit weißer Flü-gelbinde. Weibchen und Jungvögel ohne schwarze Kehle und oben mattbraun, unten schmutzig weiß. Typischer Kulturfolger, bewohnt die Siedlungen und das Kultur-land. Ernährt sich von Insekten, Samen und verschie-denen Abfällen. Standvogel. Beim ersten Brutvogelatlas wurde für beide Arten noch eine gemeinsame Verbrei-tungskarte erstellt. Daher oben die gleiche Karte. Ein Ver-gleich ist deshalb schwierig.

Italiensperling / Passera d'ItaliaPasser italiae

14-15 cm. Männchen des Italiensperlings mit kastanien-braunem Oberkopf, weißen Wangen und hellerer Un-terseite. Weibchen wie Haussperlingsweibchen, nicht unterscheidbar. In Südtirol und in den italienischen Alpen kommen auch Mischlinge zwischen Haussper-ling und Italiensperling vor. Typischer Kulturfolger, lebt in Siedlungen und Kulturland. Ernährt sich von Insek-ten, Samen und verschiedenen Abfällen. Standvogel.

Situation in SüdtirolJahresvogel. Der Haussperling ist in Südtirol deutlich seltener als der Italiensperling. Beide Arten kommen in einer breiten Kontaktzone vor, wobei gegen den Alpen-hauptkamm hin der Haussperling in der reinen Art häu-figer vertreten ist. Gegen Süden hin findet man zuneh-mend Mischlinge bzw. auch beide Arten nebeneinander. Eigenartigerweise hat sich der Haussperling weit nach Süden ausgebreitet, während der Italiensperling nur über den Reschenpass auch nach Norden vorgedrungen ist. In den 1980 Jahren waren reine Haussperlinge noch eher die Ausnahme, weshalb damals keine eigene Ver-breitungskarte erstellt wurde.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Der Italiensperling wird erst seit einigen Jahren als eigene Art geführt. Als klas-sischer Kulturfolger fehlt dieser Sperling in keiner Sied-lung. Er ist landesweit verbreitet und kommt vom Tal-boden bis in hochgelegene Siedlungen vor (bis 2000 m Höhe). Die höchsten Standorte liegen im Schnalstal, in Sulden und Schlinig.

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Feldsperling / Passera mattugiaPasser montanus

13-14 cm. Geschlechter gleich. Vom Männchen des Haus- oder Italiensperlings durch schokoladebraunen Scheitel und schwarzen Fleck auf den rein weißen Ohrdecken (»Wangen«) zu unterscheiden. Kehllatz schwarz, scharf abgegrenzt und nicht so ausgedehnt wie beim Haus- oder Italiensperling. Etwas kleiner und zierlicher als die beiden anderen Sperlingsarten. Besiedelt eher das Kul-turland als die Siedlungen. Ernährt sich von Samen und Insekten. Standvogel.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Der Feldsperling ist deut-lich weniger weit verbreitet als der Haus- und Italien-sperling wie auch die Verbreitungskarte aufzeigt. Er be-schränkt sich auf die tieferen Lagen und dringt nicht in die höher gelegenen und engen Täler ein. In den Rand-bereichen der Städte und Siedlungen bis gegen 1200 m Höhe ist er ein häufiger Brutvogel. Darüber ist er nur noch selten anzutreffen. Er nützt auch gerne Nistkästen. Im Herbst sammeln sich Feldsperlinge in größeren Gruppen und durchstreifen die weitere Umgebung des Brutgebietes.

Alle drei Sperlingsarten kommen landesweit in Siedlungen und im Kulturland vor.

Schneesperling / Fringuello alpinoMontifringilla nivalis

17-19 cm. Grauer Kopf, braune Oberseite, Unterseite rahmfarben mit schwarzer Kehle. Auffallend die weißen Flügelflecken und die weißen Schwanzseiten. Im Flug wirkt der Vogel schwarz-weiß gefärbt. Beide Geschlech-ter tragen das gleiche Federkleid. Bei den Jungvögeln sind die Farben etwas matter. Typischer Bewohner des Hochgebirges. Frisst Insekten, Spinnen und Samen. Standvogel und Kurzstreckenzieher.

Situation in SüdtirolDer Schneesperling (Schneefink) ist im gebirgigen Südti-rol ein verbreiteter, aber nicht häufiger Brutvogel. In den Dolomiten, in der Ortlergruppe und am Alpenhaupt-kamm (Ötztaler-, Stubaier-, Zillertaler Alpen) weist er die größten Dichten auf. Als typischer Hochgebirgsvo-gel ist er in Höhen zwischen der Waldgrenze und über 3000 m Höhe anzutreffen. Der bisher tiefste Standort ist der Nigerpass mit nur 1.850 m Höhe, die höchsten bei 3200 m (Tschenglser Hochwand, Becherhaus). Gern hält sich der Schneesperling – für einen Sperlingsvogel ty-pisch – auch an Schutzhütten auf. Bei extremen Wetter-lagen weicht er in tiefere Lagen aus. Bestandsrückgang.

Der Schneesperling ist ein Hochgebirgsvogel, als typischer Sperling sucht auch er die Nähe des Menschen.

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Buchfink / FringuelloFringilla coelebs

14-16 cm. Der Buchfink ist die bekannteste und verbrei-tetste Finkenart in Europa. Das Männchen zeigt einen braunen Rücken sowie graublauen Scheitel und Nacken. Die Unterseite ist rötlich-braun. Beim Weibchen ist die Oberseite olivfarben. Typisch für beide Geschlechter und auch für die Jungen sind die zwei weißen Flügel-binden. Besiedelt Wald, Kulturland und Siedlungen. Ernährt sich von Insekten und Samen. Standvogel und Kurzstreckenzieher.

Bluthänfling / FanelloCarduelis cannabina

13-14 cm. Kleiner als Sperling. Männchen im Brutkleid mit grauem Kopf, leuchtend roter Stirn und ebenso ge-färbter Brust, Rücken rotbraun; die Schwingen schwarz mit weißen Säumen, ebenso die Schwanzfedern. Außer-halb der Brutzeit ist das Rot viel matter. Weibchen ohne Rot, oberseits mehr dunkelbraun. Kommt im Gebirge, im Kulturland und in Siedlungen vor. Frisst Samen ver-schiedener Kräuter. Kurzstreckenzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, häufiger Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Der Buchfink gehört zu den häufigsten Vo-gelarten. Er brütet vom Talboden bis zur Baumgrenze, in allen Waldgesellschaften, im Kulturland und in den Siedlungen. Auch in den gleichförmigen Obstkulturen im Etschtal gehört er zu den regelmäßigsten Brutvö-geln. Über die Wanderbewegungen der einheimischen Brutvögel ist noch wenig bekannt. Es ist anzunehmen, dass sie – ähnlich den mitteleuropäischen Populationen - zum Teil in den Mittelmeerraum ziehen. Unsere »Win-tervögel« sind als Wintergäste meist aus dem Norden und Osten zugewandert.

Situation in SüdtirolVerbreitet brütender Standvogel und Kurzstreckenzie-her. Der Bluthänfling kommt landesweit in sehr un-terschiedlicher Dichte vor. Der typische Heckenbrüter bevorzugt sonnenexponierte, offene und gebüschrei-che Hänge des Puster- und Eisacktales sowie die Step-penhänge des Vinschgauer Sonnenbergs. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Lebensräume an der Waldgrenze im Übergang zur alpinen Rasenstufe. In den anderen Gegenden brütet er in sehr geringer Zahl und oft nur unregelmäßig. Im Sommer und Herbst ziehen Hänflinge in Gruppen weit umher. Im Spätherbst weichen sie nach Süden aus.

Alpenbirkenzeisig / OrganettoCarduelis flammea

12-14 cm. Deutlich kleiner als Sperling. Bräunliche Oberseite mit schwarz-dunkelbraunen Längsstreifen, dunklem Schwanz und etwas hellerem Bürzel; leuch-tend rote Stirn und kleiner schwarzer Kinnfleck, weiß-liche Unterseite, die Flanken sind kräftig gestreift. Beim Männchen im Brutkleid kann die Brust leicht rosarot sein. Lebt vorwiegend im Hochgebirge. Frisst Samen und Insekten. Standvogel und Kurzstreckenzieher; Tag-zieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Der Birkenzeisig ist der Charaktervogel im Bereich der Waldgrenze. Die Dichte wechselt ohne ersichtlichen Grund oft beträchtlich. Seit Anfang der 1980er Jahre hat er überraschend einen völlig neuen Lebensraum ent-deckt: Obstgärten und Parkanlagen im Talboden des Vinschgaus und des Etschtales sowie Kulturlandschaf-ten des Mittelgebirges. Seit etwa einem Jahrzehnt ist eine deutliche Trendwende zu erkennen: Er hat viele Brutge-biete in den Tallagen wieder aufgegeben. Außerhalb der Brutzeit streift er weit umher, wo er auf Erlen und Birken nach Nahrung sucht

Der Alpenbirkenzeisig kommt vor allem im Hochgebirge vor, auch wenn er kurzzeitig Kulturlandschaften in den Talböden besiedelte.

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Stieglitz (Distelfink) / CardellinoCarduelis carduelis

11-12 cm. Lebhafter Vogel mit bunt gefärbten Federn. Der Kopf ist schwarz-weiß gefärbt, von den Augen bis zum Schnabel hingegen rot. Die Flügel sind schwarz-gelb. Die Jungvögel besitzen eine gelbbraune Grundfar-be mit dunklen Streifen und Flecken. Die typisch gelbe Flügelzeichnung ist auch bei ihnen und besonders im Fluge gut sichtbar. Bewohnt Kulturland und Siedlungen. Ernährt sich vorwiegend von Samen. Standvogel und Kurzstreckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Verbreitung und Dichte des Stieglitzes schwankten in den letzten Jahrzehnten mehrmals beträchtlich. Zwi-schen 1960 und 1980 etwa hatte der Bestand einen Tief-punkt erreicht. Im Talboden war er nur noch sehr selten in den Ortschaften und den angrenzenden Obstwiesen anzutreffen. Am besten war er noch in den Mittelge-birgslagen vertreten. Anfang der 1980er Jahre erholte sich der Bestand zusehends, selbst in den Intensivkul-turen war er wieder vertreten. Seit einigen Jahren sind die Bestände wieder stark rückläufig. Im Herbst verlässt ein großer Teil unser Gebiet.

Stieglitz und Grünfink bewohnen auch Ortschaften mit einem guten Angebot an Gärten und Parkanlagen.

Grünfink / VerdoneCarduelis chloris

14-16 cm. Das überwiegend grün gefärbte Federkleid gibt diesem sperlingsgroßen Finkenvogel den Namen. Nur am Bürzel und am Rande sind die Flügelfedern gelb. Das Weibchen ist matter gefärbt. Jungvögel sind hellbraun. Der kräftige, hellbraune Schnabel verrät den Samenfresser. Kommt an lichten Waldrändern, im Kul-turland und in Siedlungen vor. Frisst vorwiegend Sa-men. Standvogel und Kurzstreckenzieher; Tagzieher.

Erlenzeisig / LucherinoCarduelis spinus

11-12 cm. Viel kleiner als Sperling. Männchen mit schwarzer Kopfplatte und kleinem schwarzem Kinn-fleck. Rücken olivgrün mit dunklen Streifen, Bürzel und Schwanzseiten gelb. Schwanzmitte und Schwanzspitze schwarz, ebenso Flügel, jedoch zwei gelbliche Querbän-der und gelbliche Außensäume der Handschwingen. Hals und Brust gelblich, Bauch weißlich. Weibchen ohne schwarze Kopfplatte. Bewohnt vorwiegend Nadelwald, kommt aber auch in Siedlungen vor. Samenfresser. Über-wiegend Kurzstreckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Der Grünfink kommt im Gegensatz zum Buchfink eher in unteren und mittleren Höhenlagen vor. Beobach-tungen über 1500 m Höhe sind eher selten. Er lebt be-vorzugt in und in der Nähe der Siedlungen mit Gärten und Parkanlagen, in Friedhöfen, in Obstanlagen und an Waldrändern. Wichtig sind für ihn immergrüne Nadel-bäume, wo er ideale Nistmöglichkeiten findet. Er nützt die Winterfütterung wie kaum ein anderer Vogel. Dies ermöglicht ihm, mancherorts auch im Winter in größe-rer Zahl zu verweilen. Die meisten ziehen jedoch nach Süden. Bestand schwankt von Jahr zu Jahr beträchtlich.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Der Erlenzeisig hält sich zur Brutzeit in Nadelwäldern auf, die kleine Lichtungen und offene Flächen aufwei-sen. Sein Vorkommen schwankt stark und hängt mit dem Samenangebot in den Nadel- und Erlenwäldern zu-sammen. Die Höhe des Brutgebietes entspricht der Höhe der Fichtenwaldstufe (1000 bis 2000 m), mit den meisten Beobachtungen zwischen 1500 und 1800 m. Außerhalb der Brutzeit wandert er auf der Suche nach Nahrung in Gruppen weit umher. In manchen Jahren ist ein auffal-lender Durchzug und eine höhere Zahl an Wintergästen festzustellen. Bestand unverändert.

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Zitronenzeisig / Venturone alpinoCarduelis citrinella

12-13 cm. Ein kleiner, dem Girlitz oder Zeisig ähnlicher Finkenvogel. Unterseits ungestreift gelbgrünlich mit grauen Halsseiten und grauem Nacken, Rücken grün-lich-bräunlich und kaum gestreift. Zwei gelbgrüne Flü-gelbinden. Schwanz dunkel und ohne gelbe Ränder wie bei Grünling oder Zeisig. Brütet in Bergwäldern bis zur Baumgrenze. Samenfresser. Standvogel und Kurzstre-ckenzieher; Tagzieher.

Girlitz / VerzellinoSerinus serinus

11-12 cm. Der Girlitz ist der kleinste Finkenvogel Euro-pas. Beim Männchen sind Brust, Kopf und Bürzel gelb. Das Weibchen und die Jungvögel sind dunkler, letztere sind am Bürzel nicht gelb gefärbt. Typisch ist der kur-ze, dicke Schnabel. Vorkommen im Kulturland und in Siedlungen. Samenfresser. Überwiegend Kurzstrecken-zieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, seltener Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Der Zitronengirlitz kommt vorwiegend in Nadelwäldern von etwa 1500 m Höhe bis zur Baum-grenze vor. Im oberen Vinschgau hält er sich vorwiegend in lichten Lärchenwäldern auf, in den Dolomiten eher im Bereich der Waldgrenze und alpinen Rasen. Südti-rol liegt am Ostrand des alpinen Verbreitungsgebietes. Das erklärt auch das eher lückenhafte Vorkommen. In den 1980er und 1990er Jahren war eine Häufung besetz-ter Quadrate im oberen Vinschgau festzustellen. Nun scheint sich ein weiteres Vorkommen in den Pragser Dolomiten abzuzeichnen. Bestandsdichte gering.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel und Durchzügler, vereinzelt Überwinterungsversuche. Der Girlitz ist ein typischer Kulturfolger. Er kommt in Gärten, Stadtparks und grö-ßeren Friedhöfen, jedoch auch in den Obstkulturen im Etschtal vor. Das Brutgebiet liegt zwischen dem Tal-boden (220 m) und etwa 1000 m Höhe. Die Bestände zeigten in den letzten Jahrzehnten mehrmals starke Schwankungen. Seit einigen Jahren ist wieder ein Rück-gang zu verzeichnen.

Gimpel / CiuffolottoPyrrhula pyrrhula

14-16 cm. Plumper als ein Sperling, mit kurzem di-ckem Schnabel. Männchen auffällig gefärbt: schwarze Kopfplatte und leuchtend rote Unterseite, Flügel und Schwanz schwarz, Flügelbinde und Bürzel weiß. Weib-chen mit bräunlich-grauer Unterseite, sonst wie Männ-chen gefärbt. Bewohnt vorwiegend Nadelwälder, teil-weise auch Siedlungen. Frisst vorwiegend Samen, im Frühjahr auch Knospen. Standvogel und Kurzstrecken-zieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolHäufig brütender Jahresvogel. Der Gimpel ist weit ver-breitet. Er bevorzugt die Fichten- und Fichtenmischwäl-der mit reichlich Unterholz, eng stehenden Jungfichten, Wacholderhecken oder dichtem Dorngestrüpp. Er brütet auch in Laubwäldern oder Siedlungen, wenn darin ein-zelne Nadelbäume vorhanden sind und auch in großen Friedhöfen oder in Stadtparks (mit Zypressen und Le-bensbäumen). Höhenlage zwischen 800 und 2000 m. Der Bestand schwankt, wahrscheinlich nahrungsbedingt, oft beträchtlich. Im letzten Jahrzehnt ist der Bestand wieder abnehmend. Die Gründe dafür sind nicht bekannt. Alle paar Jahre gibt es Einflüge aus Nordosteuropa.

Die Lebensräume des Girlitz sind das Kulturland und die Siedlungen, die vom Talboden bis in mittlere Höhenlagen reichen.

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Fichtenkreuzschnabel / CrociereLoxia curvirostra

16-18 cm. Etwas größer als Sperling. Alte Männchen ziegelrot mit leuchtend rotem Bürzel, dunkelbraunem Flügel und Schwanz. Junge Männchen orange bis grün-lich gelb, Weibchen olivgrün mit gelblichem Bürzel. Der Name »Kreuzschnabel« weist schon auf ein beson-deres Kennzeichen dieser Vogelart hin: die gekreuzten Schnabelspitzen, eine erstaunliche Anpassung an den Nahrungserwerb. Bewohner des Nadelwaldes. Frisst vorwiegend Fichtensamen. Überwiegend Kurzstrecken-zieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, häufiger Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Dank der gekreuzten Schnabelspitzen kann der Fichtenkreuzschnabel die Schuppen der Koniferen-zapfen hochheben und mit der Zunge die Samen hervor-holen. Sein Vorkommen hängt vor allem vom Samenan-gebot der Fichte ab und schwankt daher von Jahr zu Jahr oft stark. Er hält sich vorwiegend in den Fichten- und Fichtenmischwäldern auf, kommt aber auch in Lärchen- und selbst in Föhrenbeständen vor. Das Brutgebiet reicht deshalb von 800 m Höhe bis zur Waldgrenze.

Kernbeißer / FrosoneCoccothraustes coccothraustes

17-18 cm. Fast so groß wie ein Star, mit gedrungener Gestalt, kräftigem rundem Kopf und mächtigem Schna-bel sowie kurzem Schwanz. Männchen mit zimtbrau-nem Kopf und dunkelbraunem Rücken; Bürzel und Unterseite sind heller braun, Schwingen blau-schwarz; schwarzer Kehlfleck. Weibchen heller gefärbt. Bewohnt Auwälder und Laubmischwälder sowie Siedlungen. Frisst Samen und Insekten. Standvogel und Kurzstre-ckenzieher; überwiegend Tagzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Der Kernbeißer war vor 1980 ein seltener Brutvogel und kam nur an wenigen Talhängen von 250 bis 500 m Höhe vor. Von Jahr zu Jahr mehrten sich die Beobachtungen während der Brutzeit, auch im Herbst und Winter nahm die Zahl kontinuierlich zu. Um die Jahrtausendwende war er ein regelmäßiger Brutvogel vom Talboden bis etwa 900 m Höhe. Er besiedelte nun auch die Parks in den Städten (Meran, Bozen). Im Herbst und Winter sind die Samen der Zürgelbäume und Eschen eine beliebte Nahrung. In den letzten Jahren nehmen die Bestands-zahlen wieder ab.

Lebensraum des Fichtenkreuzschnabels: in guten Samenjahren ist auch der Bruterfolg garantiert.

Kernbeißer brüten vorwiegend in Laubmischwäldern und Auwäldern, wie hier in der Falschauermündung.

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Rohrammer / Migliarino di paludeEmberiza schoeniclus

14-16 cm. Männchen mit auffallender schwarzer Kappe, schwarzer Kehle und weißem Bartstreif, welcher das breite Nackenband kreuzt. Unterseite schmutzigweiß, z. T. gestreift. Graubrauner Bürzel, Flügel und Rücken bräunlich. Das Weibchen ist überwiegend bräunlich mit dunkler Längsstreifung. Kehle und Augenstreif sind weiß. Schwarzer Bartstreif, Füße schwarz. Jungvögel heller als Weibchen. Bewohnt Schilf- und Seggenbestän-de, Weidengestrüpp in Gewässernähe. Ernährt sich von Samen und Insekten. Kurzstreckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolUnregelmäßiger, seltener Brutvogel und Durchzügler. Die Rohrammer zählt zu den seltensten Brutvögeln Süd-tirols. Ihr Vorkommen ist auf die wenigen Feuchtgebiete beschränkt. Die möglichen Brutgebiete befanden bzw. befinden sich in sehr unterschiedlicher Höhenlage: Kal-terer See (230 m), Brixen (800 m) und Haider See (1500 m). Es sind stets nur einzelne Paare anwesend. Außer-dem sind sie nicht jedes Jahr besetzt. Im letzten Beobach-tungszeitraum gab es Brutnachweise nur am Haider See. Zu den Zugzeiten (März-April und September-Oktober) können Rohrammern in Südtirol relativ häufig, auch au-ßerhalb von Feuchtgebieten, angetroffen werden.

Karmingimpel / Ciuffolotto scarlattoCarpodacus erythrinus

13-15 cm. Knapp gimpelgroßer Vogel. Kopf, Brust und Bürzel beim Männchen karminrot gefärbt. Weibchen unauffällig olivbraun, mit einer hellen, leicht gestreiften Unterseite. Kräftiger Schnabel. Bewohnt feuchte und un-terholzreiche Wälder, Ufergehölze und Gebüsche. Frisst vorwiegend Samen. Langstreckenzieher; Tagzieher.

Situation in SüdtirolUnregelmäßiger, seltener und lokaler Brutvogel, seltener Durchzügler. Der Karmingimpel lebt in Osteuropa und Asien und überwintert in Indien. Im vergangenen Jahr-hundert gab es mehrfach Ausbreitungsversuche nach Westen. Die erste Beobachtung in Südtirol wurde 1985 vom Reschen gemeldet. In den 1990er Jahren folgten weitere Beobachtungen von singenden Männchen aus Toblach, Ahrntal und Schnalstal, Meran und Haider See. In den letzten Jahren war er am Haider See regelmäßig zu beobachten. Dort besteht auch Brutverdacht (sin-gende Männchen, Nistmaterial tragendes Weibchen). Die Entwicklung wird weiterhin aufmerksam verfolgt.

Ortolan / OrtolanoEmberiza hortulana

16-17 cm. Beim Männchen sind Kopf und Brust gelblich-olivgrün, Kehle gelb, Schnabel und Beine rosa, Unter-seite rotbraun. Grauschwarzer Bartstreif. Äußere Steu-erfedern auffallend weiß. Aus der Nähe kann man einen gelben Augenring erkennen. Das Weibchen ist matter gefärbt, der Jungvogel ist an der Unterseite stark ge-streift. Bewohnt Felsensteppen und Kulturland. Ernährt sich von Samen und Insekten. Langstreckenzieher; Tag- und Nachtzieher.

Situation in SüdtirolSehr seltener und unregelmäßiger Brutvogel, sehr sel-tener Durchzügler. Der Ortolan hat ähnliche Lebens-raumansprüche wie die Zippammer und brütete in den 1970-80er noch regelmäßig auf den südseitigen Step-penhängen des Vinschgaus, allerdings in deutlich gerin-gerer Zahl. Der Schwerpunkt lag im mittleren Teil des Tales zwischen Naturns und Mals. Ab den 1990er Jahren nahm die Zahl der Beobachtungen ständig ab. Während des letzten Beobachtungszeitraumes wurden nur noch vier Nachweise erbracht, eine sichere und eine mögliche Brut im Vinschgau, eine Beobachtung in Bozen und eine im Pustertal. Vom Aussterben bedroht.

Das Feuchtgebiet am Haider See bietet sowohl der Rohrammer wie dem Neuankömmling Karmingimpel den geeigneten Lebensraum.

Noch nicht brütend.

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Goldammer / Zigolo gialloEmberiza citrinella

16-17 cm. Größe wie Haussperling. Kopf und Unterseite zitronengelb mit bräunlicher Kopfzeichnung. Undeut-liches Brustband. Flanken und Rücken hellbraun bis grau. Flügel und Bürzel kastanienbraun. Im Flug auffal-lendes Weiß an den äußeren Steuerfedern. Weibchen mit weniger intensivem Gelb, stärker graubraun gefleckt. Jungvögel blasser als Weibchen. Bewohnt Kulturland mit Hecken, Waldränder, Ödland und Feuchtgebiete. Frisst Insekten und Samen. Standvogel und Kurzstre-ckenzieher; Tagzieher.

Zaunammer / Zigolo neroEmberiza cirlus

15-16 cm. Größe wie Goldammer. Männchen mit gelb-er Unterseite und graugrünlichem Brustband, dunkle, auffällige Gesichtszeichnung. Scheitel dunkel, schwarze Kehle. Gestreifte Flanken, Rücken und Brustseiten ka-stanienbraun. Im Gesamten dunkler als die Goldammer. Weibchen und Jungvögel sind matter und undeutlicher gezeichnet. Bürzel nicht so rostrot wie bei der Goldam-mer. Lebt an trockenen, mit Sträuchern bewachsenen Felshängen, in Weingärten und auf Brachflächen. Frisst Insekten und Samen. Standvogel und Kurzstreckenzie-her; Tagzieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Die Goldammer war in den 1970-80er Jahren noch lan-desweit verbreitet, wenn auch stets in geringer Dichte. In den darauf folgenden Jahrzehnten sind viele Hecken und Feldgehölze entfernt worden, so dass die einstmals guten Habitate verloren gingen. Der Bestand hat über-all stark abgenommen, auch dort, wo noch Hecken und Flurgehölze vorhanden sind. In vielen Gebieten fehlt sie inzwischen ganz. Bestandsrückgang besorgniserregend.

Situation in SüdtirolAls Brutvogel ausgestorben. Die Zaunammer gehörte zu den seltensten Brutvogelarten des Landes. Südtirol liegt am nordöstlichen Verbreitungsrand und der Vogel stellt besondere Ansprüche an das Klima. Im vorherigen Be-obachtungszeitraum wurde sie zur Brutzeit am Vinsch-gauer Sonnenberg mit typischen Steppencharakter nur an drei Stellen nachgewiesen (700 m, 800 m und 1300 m). In den letzten sechs Jahren wurde nur je ein Exemplar gesichtet (2013 und 2015).

Zippammer / Zigolo muciattoEmberiza cia

15-16 cm. Größe wie Goldammer. Kehle und Kopf asch-grau, schwarze Scheitel- und Wangenstreifen. Untersei-te zimtbraun, Bürzel ungestreift kastanienbraun, Flügel und Oberseite kastanienbraun, stark gestreift. Weibchen matter und ungenauer gezeichnet, mehr gestreift. Jung-vogel heller. Spreizt am Boden häufig den Schwanz. Be-vorzugt offenes Gelände mit niedriger Vegetation und felsige Hänge mit Sträuchern durchsetzt. Frisst Samen und Insekten. Standvogel und Kurzstreckenzieher; Tag-zieher.

Situation in SüdtirolRegelmäßiger, seltener Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Für einen mediterranen Vogel wie die Zipp-ammer liegt Südtirol an der nördlichen Verbreitungs-grenze. Daher besiedelt sie die wärmsten Hänge in den südlichen und westlichen Landesteilen. Regelmäßig und verbreitet kommt sie im Vinschgau und Passeiertal vor. Hier ist sie vom Talboden (500 m) bis in 1700 m Höhe anzutreffen. In der östlichen Landeshälfte fehlt sie groß-teils, wohl auch, weil kaum irgendwo ausgedehnte Tro-ckenhänge mit einzelnen Büschen, felsigen Stellen oder Geröllhalden zu finden sind. Der Bestand ist rückläufig.

Lebensräume dieser Art im mittleren Vinschgau hätten alle Voraussetzungen für das Vorkommen von Gold-, Zaun- und Zippammer.

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Artenverzeichnis (deutsch / italienisch)

Alpenbirkenzeisig Organetto 107

Alpenbraunelle Sordone 63

Alpendohle Gracchio alpino 100

Alpenmeise Cincia alpestre 90

Alpenschneehuhn Pernice bianca 14

Alpensegler Rondone maggiore 48

Amsel Merlo 71

Auerhuhn Gallo cedrone 14

Bachstelze Ballerina bianca 60

Bartgeier Gipeto 23

Baumfalke Lodolaio 31

Baumpieper Prispolone 59

Bekassine Beccaccino 36

Berglaubsänger Luì bianco 82

Bergpieper Spioncello 58

Beutelmeise Pendolino 92

Birkhuhn Gallo forcello 16

Blässhuhn Folaga 33

Blaumeise Cinciarella 89

Blaumerle Passero solitario 73

Bluthänfling Fanello 106

Brachpieper Calandro 58

Braunkehlchen Stiaccino 68

Buchfink Fringuello 106

Buntspecht Picchio rosso maggiore 52

Dohle Taccola 99

Dorngrasmücke Sterpazzola 77

Dreizehenspecht Picchio tridattilo 53

Drosselrohrsänger Cannareccione 80

Eichelhäher Ghiandaia 98

Eisvogel Martin pescatore 49

Elster Gazza 97

Erlenzeisig Lucherino 109

Fahlsegler Rondone pallido 47

Feldlerche Allodola 54

Feldsperling Passera mattugia 104

Felsenschwalbe Rondine montana 56

Fichtenkreuzschnabel Crociere 112

Flussregenpfeifer Corriere piccolo 34

Flussuferläufer Piro-piro piccolo 35

Gartenbaumläufer Rampichino 95

Gartengrasmücke Beccafico 75

Gartenrotschwanz Codirosso 65

Gebirgsstelze Ballerina gialla 61

Gimpel Ciuffolotto 111

Girlitz Verzellino 110

Goldammer Zigolo giallo 116

Graureiher Airone cenerino 22

Grauschnäpper Pigliamosche 86

Grauspecht Picchio cenerino 51

Grünfink Verdone 109

Grünspecht Picchio verde 50

Habicht Astore 28, 29

Haselhuhn Francolino di monte 15, 17

Haubenmeise Cincia dal ciuffo 89

Haubentaucher Svasso maggiore 21

Hausrotschwanz Codirosso spazzacamino 66

Haussperling Passera europea 103

Heckenbraunelle Passera scopaiola 63

Heidelerche Tottavilla 55

Höckerschwan Cigno reale 12

Hohltaube Colombella 38

Italiensperling Passera d'Italia 102

Jagdfasan Fagiano comune 20

Karmingimpel Ciuffolotto scarlatto 114

Kernbeißer Frosone 112

Kiebitz Pavoncella 35

Klappergrasmücke Bigiarella 77

Kleiber Picchio muratore 92

Kleinspecht Picchio rosso minore 53

Kohlmeise Cinciallegra 87

Kolkrabe Corvo imperiale 101

Krickente Alzavola 13

Kuckuck Cuculo 40

Mauerläufer Picchio muraiolo 94

Mauersegler Rondone 46

Mäusebussard Poiana 26

Mehlschwalbe Balestruccio 57

Misteldrossel Tordela 70

Mittelmeermöwe Gabbiano reale 37

Mönchsgrasmücke Capinera 76

Nachtigall Usignolo 64

Neuntöter Averla piccola 96

Orpheusspötter Canapino 81

Ortolan Ortolano 115

Pirol Rigogolo 102

Rabenkrähe/Nebelkrähe Cornacchia nera e grigia 100

Rauchschwalbe Rondine 57

Raufußkauz Civetta capogrosso 42

Rebhuhn Starna 18

Reiherente Moretta 13

Ringdrossel Merlo dal collare 73

Ringeltaube Colombaccio 39

Rohrammer Migliarino di palude 114

Rotkehlchen Pettirosso 64

Schafstelze Cutrettola 61

Schlangenadler Biancone 25

Schneesperling Fringuello alpino 105

Schwanzmeise Codibugnolo 91

Schwarzkehlchen Saltimpalo 68

Schwarzmilan Nibbio bruno 25

Schwarzspecht Picchio nero 50

Seidensänger Usignolo di fiume 78

Singdrossel Tordo bottaccio 69

Sommergoldhähnchen Fiorrancino 84

Sperber Sparviere 27

Sperbergrasmücke Bigia padovana 75

Sperlingskauz Civetta nana 42

Star Storno 102

Steinadler Aquila reale 24

Steinhuhn Coturnice 17

Steinkauz Civetta 45

Steinrötel Codirossone 74

Steinschmätzer Culbianco 67

Stieglitz Cardellino 108

Stockente Germano reale 12

Sumpfmeise Cincia bigia 90

Sumpfrohrsänger Cannaiola verdognola 79

Tannenhäher Nocciolaia 98

Tannenmeise Cincia mora 88

Teichhuhn Gallinella d'acqua 32

Teichrohrsänger Cannaiola 79

Trauerschnäpper Balia nera 86

Türkentaube Tortora dal collare 39

Turmfalke Gheppio 30

Turteltaube Tortora 40

Uhu Gufo reale 41

Wacholderdrossel Cesena 70

Wachtel Quaglia 19

Wachtelkönig Re di quaglie 19

Waldbaumläufer Rampichino alpestre 95

Waldkauz Allocco 44

Waldlaubsänger Luì verde 81

Waldohreule Gufo comune 43

Waldschnepfe Beccaccia 36

Wanderfalke Falco pellegrino 31

Wasseramsel Merlo acquaiolo 62

Wasserralle Porciglione 32

Wendehals Torcicollo 54

Wespenbussard Falco pecchiaiolo 26

Wiedehopf Upupa 48

Wiesenpieper Pispola 59

Wintergoldhähnchen Regolo 83

Zaunammer Zigolo nero 116

Zaunkönig Scricciolo 85

Ziegenmelker Succiacapre 46

Zilpzalp Luì piccolo 82

Zippammer Zigolo muciatto 117

Zistensänger Beccamoschino 78

Zitronenzeisig Venturone alpino 110

Zwergdommel Tarabusino 22

Zwergohreule Assiolo 45

Zwergtaucher Tuffetto 20

Page 61: Atlas der Brutvögel Südtirols · schönen Bildband »Aus der Luft gegriffen – Atlas der Vo-gelwelt Südtirols« publiziert (Niederfriniger et al. 1996). Seit Abschluss der Erhebungen

121120

LiteraturverzeichnisArbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz – Südtirol (1998): Aus der Luft gegriffen – Atlas der Vogelwelt Südtirols.

Tappeiner/Athesia. Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz – Südtirol: www.vogelschutz-suedtirol.it Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz – Südtirol (1972-2016): »Informationsbriefe« und

AVK-Nachrichten Nr. 1 – 68. Lana.Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz – Südtirol (1970-2016): Datenbank der AVK. Lana/Meran.Abteilung für Landschafts- und Naturschutz (1994): Rote Liste gefährdeter Tierarten Südtirols. Tezzele, Leifers.Amt für Naturparke , Naturschutz und Landschaftspflege (1987): Lebensräume in Südtirol. Die Tierwelt. Athesia, Bozen.Datenbank online: www.ornitho.itBrichetti P. & G. Fracasso (2003 – 2015): Ornitologia italiana, Volume 1- 9. Oasi Alberto Perdisa Editore, Bologna.Dalla Torre K.W., Anzinger F. (1896-97): Die Vögel von Tirol und Vorarlberg. Mitt. orn. Verein Wien 20: 2-143.Glutz von Blotzheim U.N. & Bauer K. (1966-1988): Handbuch der Vögel Mitteleuropas auf CD. Akad. AULA-Verlag Wiesbaden und

Vogelzug-Verlag.Meier-Zwicky, Ch. und H. Schmid (2007): Die Vögel Graubündens. Chur.Mohr H. (1855): Die Singvögel der Umgebung von Brixen. Weger, Brixen. pp. 1-35.Moritz, D. und A. Bachler (2001): Die Brutvögel Osttirols. Lienz. Niederfriniger, O. (1971): Die Felsenschwalbe, Ptyonoprogne rupestris, in Südtirol. monticola 2: 133-156.Niederfriniger, O. (1973): Über die Vogelwelt des Vinschgaues, Südtirol. monticola 3: 53-76.Niederfriniger, O. (1980): Neuer Brutplatz des Mornellregenpfeifers Eudromias morinellus in den Alpen.

monticola 4: 116-119.Pedrini, P., M. Caldonazzi e S. Zangellini (2005): Atlante degli uccelli nidificanti e svernanti in provincia di Trento. Museo Tridentino

di Scienze Naturali, Trento.Schweizerische Vogelwarte (2013): Vögel in der Schweiz. Sempach 2013.Schweizerische Vogelwarte: Online-Datenbank www.vogelwarte.ch.Svensson et al. (2015): Der Kosmos-Vogelführer. Tarmann, G. M. (2009): Die Vinschgauer Trockenrasen – Ein Zustandsbericht auf Basis der Bioindikatoren Tagfalter und Widderchen

(Lepidoptera: Rhopalocera, Zygenidae). Wissenschaftliches Jahrbuch der Tiroler Landesmuseen.

FotografieDanke an alle Fotografen, die ihre Bilder für diese Publikation zur Verfügung gestellt haben:

Bedin Maurizio: 34, 58o, 69, 80 104;

Bird Life Österreich; 59o, 70o, 115;

Brichetti Pierandrea: 38, 40o, 42o, 59u, 64u, 75o, 78u, 81o, 81u, 82o

Burkhardt Marcel: 37u; Cambi Davide: 55o, 75u;

Declara Andreas: 109o; Dicapi Carlo: 83, 84; Ege Petra: 30, 62;

Erardi Alfred: 14o, 24o, 39u, 63u, 67, 71, 88, 89u, 90u, 92o, 96, 97o, 112u, 116o; Frener Georg: 106u; Fünfstück Hans-Joachim: 77u;

Gheno Bruno: 27o, 36u, 53u, 56, 70u; Gufler Oswald: 110o;

Haberer Walter: 19o; Hackhofer Sepp: 14u, 58u, 57o, 82u;

Hitthaler Richard: 66, 107; Hofer Ernst: 117; Kofler Christian:23u, 94;

Limbrunner Alfred: 36o, 102u; Maestri Ferruccio: 45u;

Maistri Roberto: 13u, 41, 44, 45u, 68o, 53o, 74, 90o, 110u;

Nicolussi / Pallaoro: 19u, 26o;

Niederbacher Manfred: 61o, 79u, 86u, 91, 95o;

Niederfiniger Oskar: 46o; Nievergelt Bernhard: 23o;

Oberlechner Walter: 52; Obkircher Erich: 25o,25u; Obrist Erich: 39o;

Pernstich Gebhard: 32, 50u, 95u, 98o;

Siniscalchi Roberto: 13o, 51, 61u, 102o, 111;

Sommerhalder Bruno: 47;

Unterholzner Leo: 12u, 21o, 32, 33, 73o, 99, 100u, 103o, 105; alle Aufnahmen der Lebensräume;

Vettori Andreas: 31u, 102u, 114u; Vigl Bernhard 114;

Wassermann Hugo: 12o, 18, 20o, 22o, 35u, 43, 46u, 48o, 48u, 49, 50o, 54u, 57u, 60, 63, 64o, 65, 68u, 73, 76, 77o, 85, 87, 78o, 86o, 92u, 101, 106o, 112o, 116u;

Wassermann Johannes: 15u, 16o, 17o, 17u, 20u, 22u, 26u, 27ul, 27ur, 28, 29, 35o, 40u, 42u, 54o, 89o, 98u, 108, 109u;

Worschitz Martin: 31o;

Dank für die MitarbeitAn dieser Stelle sei allen Personen ganz herzlich gedankt, die sich an den Erhebungen für das italienweite Projekt »Atlante degli uccelli svernanti« und »Atlante degli uccelli nidificanti« beteiligt haben. Die Umsetzung des Südtiroler Teils hat die Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde übernommen. Ohne den Einsatz der Mitglieder, der vielen Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter bei den Erhebungen wäre die Verwirklichung des Projektes nicht möglich gewesen. Dank der neuen Möglichkeiten der Dateneingabe und Datenübermittlung haben viele vogelkundlich interessierte Personen in unserem Land an den Erhe-bungen mitgemacht. Auch viele Besucher und Gäste haben ihre Beobachtungen in der online-Datenbank www.ornitho.it eingegeben und so zum neuen Kenntnisstand der Vogelwelt in Südtirol beigetragen.Für fachliche Hinweise und Ergänzungen geht ein besonderer Dank an Patrick Egger, Erich Gasser, Lothar Gerstgrasser, Sepp Hackhofer, Oskar Niederfriniger, Iacun Prugger und Arnold Rinner sowie an Petra Ege und Brigitte Folie für das Lektorat. Danke an Roberto Lardelli, Mitglied des nationalen Lenkungsausschusses und technischer Verwalter der Online- Datenbank www.ornitho.it für seine Mitarbeit und Bereitstellung von Informationen für diesen Brutvogelatlas. Schließlich sei noch Oskar Niederfriniger als »validatore« gedankt, der laufend die auf ornitho.it eingetragenen Beobach-tungen auf ihre Richtigkeit für das Gebiet von Südtirol überprüft hat.

Nachstehend die Liste derer, die an dem Projekt während des Bearbeitungszeitraums mitgewirkt haben.

Tiziano Abbà, Andreas Agreiter, Georg Aichner, Vincenzo Alfano, Sigrid Amico Schumacher, Hubert Anton, Luca Artoni, Giacomo Assandri, Elisabeth Avi;

Johann Bacher, Germano Balestrieri, Matteo Barattieri, Daniele Baroni, Enrico Bassi, Mauro Belardi, Luca Bergamaschi, Enos Bernar-dara, Rosmarie Bertagnolli, Martino Bertella, Roberto Bertoli, Andrea Bertotto, Simon Birrer, Paolo Biscontini, Enrico Bissardella, Klaus Bliem, Aldo Boano, Laura Bonanno, Piero Bonvicini, Antonio Bossi, Claudio Braghiroli, Oriana Brandolese, Marcus Braun, Reini Brigl Kauer, Massimino Luigi Brigo, Ronald Brück, Marlies Brugger, Mario Buccoli, Fabrizio Bulgarini, Marc Busse, Matthias Bussen;

Tommaso Campedelli, Federico Capelli, Alberto Cardillo, Matteo Cargasacchi, Angela Casagrande, Fabio Casale, Michele Cassol, Luigi Chesini, Adriana Cicognani, Egon Comploi, Karin Comploi, Comploi Lene und Willi, Conca Giovanni, Marco Cortemiglia, Laura Crivellari, Marco Crivellari;

Filippo D'erasmo, Laura Dal Bosco, Giangaetano Dalle Vedove, Tilly Danay, Davide De Rosa, Andreas Declara, Lukas Degasper, Riccardo Del Togno, Cesare Dell'acqua, Waltraud Dellantonio, Johannes Denkinger, Giorgio Di Liddo, Tanja Dirler, Wolfgang Drahorad, Christian Drescher, Rainer Dröschmeister Matthieu Dvorak;

Patrick Egger, Waltraud Egger, Lotte Eisenstecken, Oswald Ennemoser, Paul Epp, Claudia Ernst, Wolfgang Ernst, Gerd Estner; Benno Fahl, Falzoni, Renzo Fanelli Vittorio, Fassina Carlotta, Walter Fauster, Andrea Favaretto, Massimo Fedi, Flavio Ferlini, Jean-

Luc Ferrière, Beate Finger, Claudio Fiorini, Oskar Flor, Brigitte Folie, Giancarlo Fracasso, Carlo Frapporti, Fulvio Fraticelli, Georg Frener, Pirmin Frener, Robert Furrer;

Dieter Gabriel, Andrea Galimberti, Albert Ganthaler, Arturo Gargioni, Erich Gasser, Giacomo Gaudenzi, Samuele Gendotti, Lothar Gerstgrasser, Dietmar Giovanett, Maurizio Giovannini, Silvio Giraudo, Hansjörg Götsch, Klaus Graber, Anton Gruber, Rudolf Gschliesser, Gualtiero Guenzani, Jörg Günther, Oswald Gufler, Roland Gutzinger;

Josef Hackhofer, Oswald Haller, Marco Hammel, Wolfgang Heimer, Leo Hilpold, Reinhold Hochwieser, Peter Hofer, Stefan Hohn-wald, Adolf Höllrigl, Meinhard Huber, Steven Hueting;

Luca Ilahiane, Maridl Innerhofer (+), Ottavio Janni; Georg Kantioler, Leander Khil, Manfred Klotz, Stefan Kluth, Wilhelm Knapp, Barbara Kofler, Christian Kofler, Margherita Köfler,

Andreas Kofler, Christine Kögl, Sven Kransel, Joachim Kuchinke, Kurt Kusstatscher; Oskar Ladstätter, Andreas Lanthaler, Tobias Leikauf, Dietmar Leitner, Giorgio Leoni, Roberto Lerco, Heiko Liebel, Guglielmo Londi,

Clemens Lunczer:Karl Magold, Horand Maier, Ulrich Maier, Maria Mair, Roberto Maistri, Cristiano Mantovani, Sergio Mantovani, Mirco Maselli, Giulia

Masoero, Alberto Mattinelli, Attilio Mattioli, Siegfried Mayr, Pietro Melandri, Tommaso Minati, Fausto Minelli, Riccardo Moneta, Leo Moroder, Corentin Morvan, Helmut Moser, Santi Musco;

Giovanni Natale, Osvaldo Negra, Andrea Nicoli, Stefano Nicolodi, Oskar Niederfriniger, Inge Niederfriniger, Pierre & Carmen Noël / Pixner;

Page 62: Atlas der Brutvögel Südtirols · schönen Bildband »Aus der Luft gegriffen – Atlas der Vo-gelwelt Südtirols« publiziert (Niederfriniger et al. 1996). Seit Abschluss der Erhebungen

123122

Hermann Oberhofer, Maridl Oberhofer, Christoph Oberschmied Markus Obletter, Elisabeth Ortner; Norbert Paler, Roberto Papi, Andrea Parisi, Cecilia Parlante, Birgit Parteli, Luca Passalacqua, Menotti Passarella, Alessandro

Pavesi, Paolo Pedrini, Guido Perdisa, Achille Peri, Brian Perroud, Barbara Petersen, Christine Pfeifer (+), Armin Pilser, Giulio Piras, Stefano Pirola, Giuliana Pirotta, Carlo Pistono, Dunja Plancher,

Irene Poerschke, Alfred Pöhl, Iacun Prugger; Igor Rainer, Alfred Ratschiller, Edoardo Razzetti, Alessandro Reggiani, Hitthaler Richard, Aloisia Rieder, Walter Rienzner, Arnold

Rinner, Petra Rittmann, Alessio Rivola, Christian Rixen, Norbert Röder, Daniele Ronconi, Francesca Rossi, Giuseppe Rossi, Luciano Ruggieri, Hans Runggaldier;

Beatrix Saadi-Varchmin, Susanna Saccardi, Bernhard Sander, Renato Sascor Francesco Scarton, Hans Schick, Reiner Schmiegelt, Arno Schneider, Ulrike Schweigl, Fiorenzo Sibella, Leonardo Siddi, Maurizio Sighele, Bruno Siviero, Edith Sonnenschein, Alberto Sorace, Marco Sozzi Giuseppe Speranza Eugenio Raffaele Spreafico, Manuel Staggl, Egon Stecher, Egon Stecher, Othmar Steiner, Bertrand Sthioul, Emanuele Stival, Walter Stockner, Tobias Stofner, Bernd Struwe-Juhl, Thomas Sulzer, Maja & Fritz Suter;

Karol Tabarelli de Fatis, Hans Tappeiner, Andrea Tarozzi, Udo Thoma, Giuseppe Tormen, Michael Trenker, Lorenz Troger, Fabian Trojer;

Lucio Uber, Leo Unterholzner, Georg Unterkircher; Domenico Vasallo, Enrico Vettorazzo Andreas Vettori, Andrea Vidolini, Florian Vieider, Bernhard Vigl, Francesco Viglia,

Christoph Vogel-Baumann, Gilberto Volcan; Hugo Wassermann, Johannes Wassermann, André Weiss, Kilian Weixler, Andreas Welzel, Robert Winkler, Sonja Wipf,

Norbert Wittling; Elmar Zagler, Corrado Zanini, Michele Zanon, Annemarie Zublasing, Dietmar Zwerger;

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