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Die Vinylplatte hat fast ein Jahrhun- dert lang eine wichtige Rolle als Speichermedium für Sprache und Musik gespielt. Obwohl die CD inzwischen die führende Rolle spielt, sind analoge Schallplatten immer noch sehr weit verbreitet. Hunderte von Millionen der Schallplatten sind in Archiven und privaten Platten- schränken eingelagert. Darunter befinden sich unwiederbringliche Tondokumente, Sammlerstücke, viele banale Aufnahmen, die den Zeitgeist und die damals verfügbare Technik wiederspiegeln, aber auch tontechnisch und künstlerisch her- vorragende Aufnahmen. Für Analog- freunde gibt es aber auch heute noch einen Schallplattenmarkt, wo nachgepresste oder auch neuge- presste Exemplare zu bekommen sind. Die Preise sind aufgrund der kleinen Stückzahlen, aber auch wegen der hohen Qualität ziemlich hoch. Im direkten Vergleich auf einer guten Stereoanlage kann eine gute Vinylschallplatte die Qualität einer CD ohne weiteres erreichen oder auch übertreffen. Als einziger Nach- teil bleiben die mechanischen Abtastgeräusche und das Knistern durch Staub und elektrostatische Aufladung. Aufgrund dieser Tatsa- AUD IO 62 Elektor 12/2000 RIAA-Vorverstärker Mit der Röhre ECL 86 Von Gerhard Haas Trotz CD und digitaler Audio-Signalverarbeitung gibt es sie noch, die treuen Anhänger der Vinyl- scheibe. Und sie genießen ihre analogen Schätze am liebsten in zeitgenössischer Röhrentechnik.

AUD IO RIAA-Vorverstärkerfahrradmotor.com/Downloads/RIAA-Roehrenvorverstaerker.pdf · 2007. 1. 24. · muss. Je nach Konstellation kann sich eine Resonanzspitze im Hörbereich ergeben

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Die Vinylplatte hat fast ein Jahrhun-dert lang eine wichtige Rolle alsSpeichermedium für Sprache undMusik gespielt. Obwohl die CDinzwischen die führende Rolle spielt,sind analoge Schallplatten immernoch sehr weit verbreitet. Hundertevon Millionen der Schallplatten sindin Archiven und privaten Platten-schränken eingelagert. Darunterbefinden sich unwiederbringlicheTondokumente, Sammlerstücke,viele banale Aufnahmen, die denZeitgeist und die damals verfügbareTechnik wiederspiegeln, aber auchtontechnisch und künstlerisch her-vorragende Aufnahmen. Für Analog-freunde gibt es aber auch heutenoch einen Schallplattenmarkt, wonachgepresste oder auch neuge-presste Exemplare zu bekommensind. Die Preise sind aufgrund derkleinen Stückzahlen, aber auchwegen der hohen Qualität ziemlichhoch. Im direkten Vergleich auf einerguten Stereoanlage kann eine guteVinylschallplatte die Qualität einerCD ohne weiteres erreichen oderauch übertreffen. Als einziger Nach-teil bleiben die mechanischenAbtastgeräusche und das Knisterndurch Staub und elektrostatischeAufladung. Aufgrund dieser Tatsa-

AUDIO

62 Elektor 12/2000

RIAA-Vorverstärker Mit der Röhre ECL 86

Von Gerhard Haas

Trotz CD und digitaler Audio-Signalverarbeitunggibt es sie noch, die treuen Anhänger der Vinyl-scheibe. Und sie genießen ihre analogen Schätzeam liebsten in zeitgenössischer Röhrentechnik.

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kung von 77, die Pentode käme auf 90.Zusammen wäre der Verstärkungsfaktor6930, was etwa 76,5 dB sind. Tatsächlich liegtdie Verstärkung der Triode aufgrund derGegenkopplung deutlich unter dem Wert von77. Weiterhin müssen die Exemplarstreuun-gen der Röhren berücksichtigt werden. Des-halb wurde die Grundverstärkung bei 1 kHzauf rund 35 dB festgelegt. Dies ist zwar nichtberauschend hoch, hat jedoch den großenVorteil, dass beliebige Röhren eingesetztwerden können, ohne dass sie vorher selek-tiert werden müssen.Auf weitere Schaltungsdetails muss nichtweiter eingegangen werden, da die Funktionder einzelnen Bauteile klar ist. Wie die ECL86mit Beschaltung im Prinzip funktioniert, istbeim Röhren-Preamp ausführlich nachzulesen.Das dort beschriebene Netzteil eignet sichohne Änderung zum Betrieb dieser Schaltung.Die Bauteile müssen genau der Qualität ent-sprechen, wie sie die Stückliste angibt. Dannerreicht man die in den technischen Datenangegebenen Messwerte ohne Weiteres.Auch mit dieser Schaltung wird wieder dieDiskussion über die Elkos im Signalweg auf-flammen. Elkos haben den unschlagbarenVorteil, dass mit ihnen sehr hohe Kapazitätenauf kleinstem Raum verfügbar sind. Damitsind Signalkopplungen mit niedriger Impe-danz selbst bei tiefen Frequenzen möglich.Weiterhin hat sich in den letzten Jahren tech-nologisch bei der Elkoentwicklung sehr viel

chen ist immer eine Nachfrage nachguten Entzerrervorverstärkern auchin Röhrentechnik vorhanden. Hierschließt sich der Kreis. Vor dem Auf-kommen der Halbleitertechnikwurde alles mit Röhrentechnikgetätigt. Diese prägte auch die Auf-nahmetechnik und den Klang. Wennnun wieder mit Röhren die Schall-plattensignale verstärkt werden,kommt dies dem damaligen Klang-empfinden näher. Und so hat auchdieser Bauvorschlag seine Daseins-berechtigung.

Röhren-Opamp

Ein Entzerrervorverstärker mitRöhren ist nicht vergleichbar miteiner mit Halbleitern bestückten Ver-sion. Moderne Opamps haben einesehr hohe Leerlaufverstärkung, sodass genügend Reserven für dieGegenkopplung zur Verfügung ste-hen. Wenn man diese hohen Leer-laufverstärkungsreserven mit Röhrenmachen wollte, müsste sehr hoherAufwand getrieben werden.Meistens werden in diesen Konzep-ten Doppeltrioden oder auch NF-Vor-stufen-Pentoden eingesetzt. Hiergehen wir wieder einen etwas unge-wöhnlichen Weg und verwenden,

wie man an der Schaltung des Ent-zerrervorverstärkers in Bild 1 zusehen, die ECL86. Eine hochverstär-kende NF-Triode gekoppelt mit einerstromstarken NF-Endpentode kannals Röhren-Opamp angesehen wer-den (hohe Verstärkung, hoher Ein-gangswiderstand, niedriger Aus-gangswiderstand). Zum besserenVerständnis der Wirkungsweise derSchaltung betrachten wir die Funk-tionen zunächst im Detail. Wenn dasGegenkopplungsnetzwerk R11/R12/C10...C13 nicht angeklemmt ist, wirddie Leerlaufverstärkung von denRöhrensystemen mit deren Beschal-tung bestimmt. Der Kathodenwider-stand der Pentode ist durch einengroßen Elko überbrückt. Deshalbwird die Verstärkung der Pentode v= Ra⋅S sein (siehe Kasten Verstär-kungsberechnung). Bei der Triodebestimmt R5 den Gleichstromar-beitspunkt. C7 stellt für Wechsel-spannungen einen Kurzschluss dar,so dass die Widerstände R5 und R6parallel geschaltet sind. Die Triodewird aufgrund der Gegenkopplungdurch den Kathodenwiderstandnicht die theoretisch mögliche Ver-stärkung erreichen. Ohne jeglicheGegenkopplungen hätte die Triodemit dieser Beschaltung eine Verstär-

AUDIO

6312/2000 Elektor

Bild 1. Der Schaltplan des RIAA-Vorverstärkers mit optionalem Eingangsübertrager.

R1 R2

1M

R3

47

k

R5

1k

5

R6

1k

5

R8

68

0k

R10

56

R4

22

0k

R9

22

0k

R14

18

k

R13

18

k

R16

8k

2

R17

10

k

R7

4k7

R15

270Ω

R11

1M2

R12

68k

C1C2

C10

3n3

C11

3n3

C12

1n5

C13

1n

C4

47µ

C8

220µ

C7

220µ

C5

2µ2

C9

47µ

C3

47µ

Rö1T

2

1

9

Rö1P

7

3

6

8

C6

47µ

Ü1R-110

+UB

OUT

M/OUT

M/UB

A

B

M

HZ1

HZ2

*

* *

*

zie tekst*see text*voir texte*siehe Text*

000016 - 11

Rö1 = ECL86

4

5

9

8

7

65

4

3

2

1aT

g1

kP,g3, S

aPf

f f

f

g2

kT

gT000016 - 11a

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getan, mehr als bei anderen passiven Bautei-len. Am besten baut man die Schaltung aufund hört sich das Ergebnis an. Es bleibtjedem freigestellt, dann mit anderen Konden-satoren zu experimentieren.

MM oder MC?

Nun kommen wir noch zu einem sehr interes-santen Schaltungsdetail am Eingang. Wennein übliches MM-System (Moving Magnetoder Magnetsystem) eingesetzt wird, schließtman dieses direkt an C3 an. Über R3 hat esdann den standardmäßigen Abschlusswider-stand von 47 kΩ. R2 dient nur als Ableitwi-derstand für statische Gleichspannungen. C2kann nach Bedarf eingesetzt werden. Fürjedes Magnetsystem ist eine bestimmte kapa-zitive Last vorgeschrieben, damit der Fre-quenzgang linear wird. Meist sind dieAnschlusskabel des Plattenspielers so bemes-sen, dass diese zusammen mit den Schaltka-pazitäten den richtigen Abschluss bilden.Wenn dies nicht ausreicht, muss mit C2 kom-pensiert werden. Hier verwendet man in derRegel keramische Kondensatoren, wobeiWerte zwischen 10 pF und einigen hundert

Picofarad üblich sind.Sollen Moving-Coil-Systeme einge-setzt werden, ist ein Anpassüber-trager sinnvoll und hilfreich. Moving-Coil-Systeme haben prinzipbedingtein deutlich besseres Wiedergabe-verhalten als Magnetsysteme. DerNachteil ist, dass sie eine etwa umden Faktor 10 niedrigere Ausgangs-spannung liefern. Dies kann durchden Übertrager R-110 ausgeglichenwerden, ein in Mu-Metall gekapsel-ter Ringkernübertrager, der diegeringe Signalspannung praktischrauschfrei und mit geringstem Klirr-anteil um den Faktor 10 (= 20 dB)anhebt. Übertrager können nurungeradzahlige Klirranteile produ-zieren. Der Klirrfaktor hängt vomPrimärpegel und von der Frequenzab. Je niedriger die Frequenz und jehöher der Pegel, desto höher wirdder Klirrfaktor sein. Der ÜbertragerR-110 wurde bei 1 mV gemessen,was ein guter Standardwert für MC-Systeme ist.Die Mu-Metall-Kapselung des Über-

tragers ist relativ teuer, aber zwin-gend notwendig. Denn alle magne-tisch eingestreuten Störungen wür-den entsprechend mit verstärkt undtrügen zur Verschlechterung desStörabstand bei. Mit dem Übertragerumgeht man Klimmzüge in der Ver-stärkertechnik mit allen damit ver-bundenen Nachteilen. Damit dieÜbertrageranpassung auch perfektfunktioniert, müssen einige grundle-gende Dinge beachtet werden. Derverwendete Übertrager übersetztdie Spannung um den Faktor ü = 10.Die Spannung wird um den Faktor ühochtransformiert, die Impedanzjedoch mit ü2 übersetzt. Wenn derÜbertrager beispielsweise mit 47 kΩabgeschlossen ist, sieht das Moving-Coil-System eine Abschlussimpe-danz von

R = R3/ü2 = 47 kΩ/102 = 470 Ω.Damit diese niedrige Impedanz sichauf den Verstärkereingang auswir-ken kann, muss C3 eine hohe Kapa-zität haben. Die 3-dB-Grenzfrequenzliegt in diesem Fall bei rund 0,07 Hz.

AUDIO

64 Elektor 12/2000

Technische DatenStabilisierte Betriebsspannung 330 VNominelle Ausgangsspannung an 100 kΩ 200 mVAusgangsimpedanz bei 20 Hz 2 kΩ

bei 1 kHz 150 Ωbei 20 kHz 25 Ω

Stromaufnahme circa 20 mA

MD (Quellimpedanz 750 Ω)THD+N B = 80 kHz, 1 kHz <0,06 %THD+N A-gewichtet <0,014 %S/N 22 Hz ... 22 kHz >65 dBS/N A-gewichtet >76 dBVerstärkung 1 kHz, UEIN = 3,5 mV 35 dB

MC (Quellimpedanz 25 Ω plus Übertrager R-110)THD+N B = 80 kHz, 1 kHz <0,07 %THD+N A-gewichtet <0,018 %S/N 22 Hz ... 22 kHz >63 dBS/N A-gewichtet >74 dBVerstärkung 1 kHz, UEIN = 0,37 mV 55 dB

Bild A zeigt die Abweichung von der RIAA-Kurve. Die relative Abwei-chung bleibt bei einer Belastung von 47 kΩ innerhalb +0,8 dB und -0,5dB. Durch die hohe Ausgangsimpedanz kann bei anderen Belastungen vorallem bei niedrigen Frequenzen eine Abweichung auftreten.

Bild B gibt das Frequenzspektrum bei 200 mV/1kHz an 100 kΩ Belastungwieder. Es ist zu sehen, dass der THD+N-Wert fast ausschließlich aus demRauschanteil besteht. Die Spitzen bei 25 kHz und höher werden vomSchaltnetzteil (demnächst in Elektor!) verursacht und liegen mit wenigerals -90 dB nicht nur so niedrig, dass sie keinen Einfluss auf die Messunghaben, sondern auch weit außerhalb des menschlichen Hörbereichs.

Elektor

-1.5

+1.5

-1.4

-1.3

-1.2

-1.1

-1

-0.9

-0.8

-0.7

-0.6

-0.5

-0.4

-0.3

-0.2

-0.1

+0

+0.1

+0.2

+0.3

+0.4

+0.5

+0.6

+0.7

+0.8

+0.9

+1

+1.1

+1.2

+1.3

+1.4

dBr

20 20k50 100 200 500 1k 2k 5k 10k

Hz 000016 - 15

-130

+0

-120

-110

-100

-90

-80

-70

-60

-50

-40

-30

-20

-10

dBr

20 90k000016 - 16

50 100 200 500 1k 2k 5k 10k 20k 50k

Hz

A

B

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Damit sieht der Verstärkereingang die nied-rige Quellimpedanz, was sich günstig auf dasRauschverhalten auswirkt. Zwischen Primär-und Sekundärwicklung hat der Übertragereinen Schirm, der Störungen nach Masseableitet.Damit ein Moving-Coil-System richtig ange-passt wird, müssen dessen Datenblattanga-ben beachtet werden. Wenn beispielsweiseein Abschlusswiderstand von 1 kΩ verlangtwird, muss R3 auf 100 kΩ erhöht werden.Damit sieht das System den gefordertenAbschlusswiderstand, der Verstärker als Quel-limpedanz den Innenwiderstand des Moving-Coil-Systems. R2 kann beim Anschluss desÜbertragers weggelassen werden, da derGleichstromweg über die Übertragerwicklunggeschlossen ist. Der Frequenzgang lässt sichmit C2, C1 und R1 korrigieren. C2 stellt diekapazitive Last dar, die abhängig vom Systemund den Schaltkapazitäten eingesetzt werden

AUDIO

6512/2000 Elektor

Bild 2. Die Mono-Platine ist beim Autor erhältlich.

Stückliste

Widerstände:(Metallschicht 0,7 W, 1 % ToleranzMO = 5 %, Toleranz)R1 = siehe TextR2 = 1 M (siehe Text)R3 = 47 kR4 = 220 k, MO 2 WR5,R6 = 1k5R7 = 4k7R8 = 680 kR9 = 220 k, MO 2 WR10 = 560 ΩR11 = 1M2 R12 = 68 kR13,R14 = 18 k, MO 4,5 WR15 = 270 Ω, MO 2 WR16 = 8k2R17 = 10 k

Kondensatoren:C1,C2 = siehe TextC3 = 47 µ/35 V bipolarC4 = 47 µ/450 V axialC5 = 2µ2/400 V, RM5C6 = 47 µ/450 V axialC7,C8 = 220 µ/25 V, RM5C9 = 47 µ/450 V axialC10,C11 = 3n3, 2,5 % Polypropylen min.

100 VC12 = 1n5, 2,5 %, Polypropylen min. 100 VC13 = 1 n, 2,5 %, Polypropylen min. 100 V

Außerdem:Rö1 = ECL 861 Novalsockel Keramik für Platinenmontage1 Leiterplatte Epoxydharz glasfaserverstärkt,

70 µm Kupferauflage1 Moving-Coil-Übertrager R-110, siehe TextLötnägel

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muss. Je nach Konstellation kann sich eineResonanzspitze im Hörbereich ergeben. Dieselässt sich durch R1 und C1 unterdrücken, sodass der Frequenzgang linear wird. Falls C1und R1 benötigt werden, liegen die Werte imBereich von 22 pF bis 1 nF und 5 kΩ bis 20 kΩ.

Tipps zum Aufbau

Der Anschluss des MC-Systemssollte möglichst symmetrisch überXLR-Verbinder erfolgen. Nur sowird das sehr kleine Tonabneh-

mersignal störungsfrei bis zumVerstärkereingang transportiert.Das Schirmgeflecht wird im XLR-Stecker mit Pin 1 verbunden. Diefolgende kleine Tabelle zeigt,wie´s geht:

AUDIO

66 Elektor 12/2000

Schneiden nach RIAARIAA ist die Abkürzung für Record Industry Association of Ame-rica. Diese Organisation hat festgelegt, wie eine Schallplattegeschnitten und wiedergegeben wird, damit weltweit auf jedemPlattenspieler jede Schallplatte abgespielt werden kann. Wozu istdiese allseits bekannte RIAA-Kurve gut?Beim Aufzeichnen einer Schallplatte muss zunächst der Rillenab-stand festgelegt werden. Je enger die Abstände sind, desto mehrProgramm passt auf eine Plattenseite. Dies geht auf Kosten derMaximalaussteuerung, also der Dynamik. Bei gegebener Rillen-breite muss die Maximalaussteuerung begrenzt werden, da essonst zu Rillenüberschneidungen kommt. Dies ist vor allem imunteren Frequenzbereich unter etwa 500 Hz der Fall, wo diegrößten Amplituden auftreten.

Eine Schallplatte wird nach dem elektrodynamischen Prinzipgeschnitten. Der Signalstrom wird durch je eine Spule pro Kanalgeschickt, die den Schneidstichel antreibt, ähnlich einem dynami-schen Lautsprecher. Ein Feder-Masse-System wird mit einemSpule-Magnet-System angetrieben. Die Impedanz der Spulen istfrequenzabhängig. Beim Antrieb des Schneidstichels gibt es nurzwei Freiheitsgrade. Wird mit konstanter Amplitude angesteuert,steigt die Schneidgeschwindigkeit mit zunehmender Frequenz(Bild A). Bei Aussteuerung mit konstanter Schneidgeschwindigkeitfällt mit steigender Frequenz die Amplitude (Bild B). Da ein Fre-quenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz verarbeitet werden muss,ergibt sich bei Aussteuerung mit konstanter Schneidgeschwindig-keit ein Amplitudenverhältnis von 1:1000 = 60 dB.Durch dieses extreme Dynamikverhältnis wäre bei hohen Fre-quenzen kein brauchbarer Signal-Rausch-Abstand mehr vorhan-den. Für die optimale Ausnutzung der Schallplattenoberflächewäre die Aufzeichnung mit konstanter Amplitude ideal, damitsteigt jedoch mit zunehmender Frequenz die Schneidgeschwindig-keit. Beim Abspielen einer Schallplatte mit einem Spule-Magnet-

System steigt nach dem Induktionsgesetz die Ausgangsspannnungmit zunehmender Frequenz an.In Bild C ist die RIAA-Aufnahmekurve mit den Eckfrequenzenbeziehungsweise deren dazugehörigen Zeitkonstanten dargestellt.Im Frequenzbereich f1 bis f2 wird mit konstanter Amplitude gear-beitet, was für eine Begrenzung der Maximalauslenkung und somitder Rillenüberschneidung sorgt. Dies kann auch mit einer Bassab-senkung gleichgesetzt werden. Im Bereich f2 bis f3 wird dem Ver-halten der Spule-Magnet-Systeme Rechnung getragen und mitkonstanter Geschwindigkeit geschnitten. Oberhalb von f3 bis zumBereichsende wird wieder mit konstanter Amplitude gearbeitet.Damit erreicht man, dass die Bässe so weit abgesenkt werden,dass es zu keiner Rillenüberschneidung kommt und die Schallplat-tenoberfläche gut ausgenutzt wird. Die Mitten werden so gesehenneutral verarbeitet. Die Höhen werden angehoben, was zu einerdeutlichen Verbesserung des Signal-Rausch-Abstandes führt. ImFrequenzbereich ab etwa f3 aufwärts hat das Ohr eine höhereEmpfindlichkeit gegenüber Rauschanteilen. Beim Abtasten werdendie Höhen also zu laut wiedergegeben und müssen abgesenktwerden. Genau durch diesen Effekt verbessert sich das Signal-Rausch-Verhältnis. Die Bässe müssen im Gegenzug angehobenwerden, was zu einer hohen Empfindlichkeit gegenüber Einstrah-lungen durch die Netzfrequenz und deren Harmonische führt.Wenn die spiegelbildliche Wiedergabekurve durch einen Entzer-rervorverstärker genauer als ±1 dB eingehalten wird, gilt er alsHigh-End-Gerät. In der Tabelle ist die RIAA-Kurve in Zahlenwer-ten bezogen auf 1 kHz = 0 dB wiedergegeben, was eine gute Hil-festellung bei Messungen ist.

Hz dB Hz dB20 +19,3 800 +0,730 +18,6 1k 0,040 +17,8 1.5k –1,450 +17,0 2k –2,660 +16,1 3k –4,880 +14,5 4k –6,6

100 +13,1 5k –8,2150 +10,3 6k –9,6200 +8,2 8k –11,9300 +5,5 10k –13,7400 +3,8 15k –17,2500 +2,6 20k –19,6

Mag

nitu

de

Frequency

i (Groove Velocity)

v (Groove Amplitude)

000016 - 12

Mag

nitu

de

Frequency

i (Groove Velocity)

v (Groove Amplitude)

000016 - 13

3 dB

20

15

10

5

0

20 50 100 200 500 Hz 1 2 5

000016 - 14

10 20 kHzSchneidfrequenz

f3f2f1

- 5

- 10

- 15

- 20

3 dB

3 dB

50 µs(3180 Hz)

318 µs(500 Hz)

3180 µs(50 Hz)

KonstanteSchneidamplitude

KonstanteSchneidgeschwindigkeit

Zeitkonstanten

Übergangs-frequenzen

Höhenlage durch0 dB bei 1 kHzfestgelegt

dB

A

B

C

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Wenn kein Moving-Coil-Übertragerverwendet wird, sollte statt der nor-malen asymmetrischen eine qua-sisymmetrische Leitungsführungüber Cinch-Verbinder gewählt wer-den. Schirm und blaue respektivegrüne Ader werden im Cinch-Steckermiteinander verbunden. So ist auchhier der Schirm signalfrei.Die Verstärkerschaltung ist relativeinfach, hat aber sehr gute Grundei-genschaften. Um diese voll zur Gel-tung zu bringen, ist ein sehr guterAufbau zwingend notwendig. DieVerstärkerschaltung ist mono aufge-baut, für jeden Kanal wird eineeigene Platine (Bild 2) verwendet.Die Platine ist nicht im Elektor-Ser-vice erhältlich, kann aber vom Autorgeliefert werden. Beide Platinenwerden in ein großzügig bemesse-nes abschirmendes Gehäuse miträumlichen Abstand zu Störquelleneingebaut werden. Weiter Abstandoder - falls es zu eng zugeht - einAbschirmblech zwischen den Plati-nen hält die Kanaltrennung hoch.Dies bringt klanglich extrem viel. DieNorm verlangt >26 dB bei 1 kHz,was im Bereich des Machbaren liegt.Das Netzteil hat nichts im Gehäusedes Verstärkers zu suchen. Nur dieVerstärkerplatinen werden in dasnichtmagnetische Metallgehäuseeingebaut, das Netzteil ausgelagertund mit genügend Abstand vomEntzerrer-Vorverstärker aufgestellt.Hoch- und Heizspannung werdengut gesiebt erdfrei und übergetrennte Kabel zum Verstärkerteilgeführt. Damit vermeidet man Über-lagerungen der Ströme von Heizungund Hochspannung, was das Grund-rauschen erhöhen könnte. Ein- wieAusgangsbuchsen des Verstärkerswerden erdfrei montiert. An einereinzigen Stelle im Verstärker werdendie Minuspole von Hochspannung,Heizung sowie das Gehäuse mit derSignalmasse verbunden. Damit hatman eine erdfreie Stromversorgungund vermeidet Brummschleifen.Wenn im Plattenspieler Signalleitun-

gen und Chassis getrennt geführtsind, muss das Plattenspielerchassisüber die dazugehörige Leitung(schwarz) mit dem Verstärker-gehäuse verbunden werden.Die ECL86 hat eine Heizspannungvon 6,3 V bei 0,66 A Heizstrom. DieHeizfäden müssen in Serie geschal-tet werden, damit man auf die DC-Heizspannung von 12,6 V kommt.Nach sorgfältigem Aufbau stehteinem ungetrübten Hörgenussnichts mehr im Wege. Auch alteMonoplatten hören sich damit deut-lich besser an, da ein Stereotonab-nehmer ein wesentlich besseresAbtastverhalten aufweist als einMonosystem. Durch einen rausch-und klirrarmen Verstärker mit vor-wiegend k2-Anteil und exzellenterKanaltrennung wird die Schallplat-tensammlung deutlich aufgewertet.

(000016)rg

Weitere Informationen bei:

Experience electronicsGerhard HaasWeststraße 189542 HerbrechingenTel.: 07325/5318FAX: 07324/2553E-Mail: [email protected]

AUDIO

6712/2000 Elektor

Ader- XLR RIAA-Normfarbe VV

Weiß 2 a linksBlau 3 b links

Schirm 1 m linksRot 2 a rechts

Grün 3 b rechtsSchirm 1 m rechts

Verstärkungs-berechnungDie Verstärkung einer Triode wird durchihre Steilheit, ihren Innenwiderstand und denverwendeten Anodenwiderstand Rabestimmt. Die Formel dazu lautet v = Ra⋅Sd,wobei Sd die dynamische Steilheit ist. DenWert der statischen Steilheit und den Innen-widerstand entnimmt man dem Röhrenda-tenbuch. Die dynamische Steilheit, die letzt-endlich den Verstärkungsfaktor des Trioden-systems bestimmt, muss anhand

mit:Sd Dynamische SteilheitS Statische SteilheitRi InnenwiderstandRa Anodenwiderstand

errechnet werden. Bei Pentoden gilt v =Ra⋅S. Beim Anodenwiderstand gilt eine Tole-ranz von 5 % schon als sehr genau, da vieleParameter aktiver Bauteile in der Regelhohen Streuungen unterliegen. Wenn zumBeispiel für eine ECC83 im Datenbuch eineSteilheit von 1,6 mA/V angegeben wird, kanndiese durchaus um ±30 % oder mehrschwanken. Der Innenwiderstand beträgt62,5 kΩ. Jeder kann sich leicht ausrechnen,wie bei vorgegebenem Anodenwiderstanddie tatsächliche Verstärkung schwankenkann. Die ECL86 besteht aus einer halbenECC83 und einer NF-Endpentode, die eineSteilheit von 10 mA/V hat.

S SR

R Rd

i

i a

= ⋅+