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GAMESOUNDS Die Macher von „Anno 1404“ AUDIO SOFTWARE im Wert von 1200 Euro gewinnen SONGWRITING Mit Gold Award Produzent RECORDING / PRODUCING / ENGINEERING 02/10 www.music-und-pc.de RAUMAKUSTIK- SPECIAL Auf der Suche nach dem heiligen Saal TESTS Neumann TLM 102 Novation Launchpad Steinberg CI2 RME Fireface UC Ultrasone 750 WORKSHOP Fruity Loops 9 PRO VDT-Präsident Carlos Albrecht im Interview Novation Launchpad Steinberg CI2 Carlos Albrecht – VDT Slowakei 8,60 | Slowenien 7,30 | Österreich 6,20 | Schweiz 10,80 sfr | Benelux 6,35 | Portugal (cont.) 7,30 | Spanien 7,30 | Deutschland: 5,40 NEU

AUDIO SOFTWARE GAMESOUNDS SONGWRITING€¦ · nicht von Nena. Jeder Künstler steht für eine ganz eigeneArt, mit der deut-schen bzw. englischen Sprache umzugehen und zu singen. Des-

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Page 1: AUDIO SOFTWARE GAMESOUNDS SONGWRITING€¦ · nicht von Nena. Jeder Künstler steht für eine ganz eigeneArt, mit der deut-schen bzw. englischen Sprache umzugehen und zu singen. Des-

GAMESOUNDSDie Macher von „Anno 1404“

AUDIO SOFTWAREim Wert von 1200 Euro gewinnen

SONGWRITING Mit Gold Award Produzent

RECORDING / PRODUCING / ENGINEERING

02/10

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de

RAUMAKUSTIK-SPECIALAuf der Suche nach dem heiligen Saal

TESTS Neumann TLM 102 Novation Launchpad Steinberg CI2 RME Fireface UC Ultrasone 750

WORKSHOP Fruity Loops 9

PRO VDT-Präsident Carlos Albrecht im Interview

Novation Launchpad Steinberg CI2 Carlos Albrecht – VDT Slow

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AUDIO SOFTWAREim Wert von 1200 Euro gewinnen

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Selbstdefinition

Wenn Musikschaffende nach ihrem Tätigkeitsbereich gefragt wer-den, höre ich neben beschreibenden und allgemein gültigen Be-rufsbezeichnungen wie InstrumentalistIn, SängerIn, ArrangeurIn,ProduzentIn sehr oft den Zusatz „ich schreibe auch Songs“, als obdieser Tätigkeit per se eine andere Wertigkeit zuzuordnen wäre.

Ein Songwriter wird wohl offensichtlich von den Kreativ-Ar-beitenden selbst als etwas Besonderes empfunden. Vielleicht istdas so, weil dieser Tätigkeit das höchste Maß an Selbstverwirkli-chung zugeschrieben wird oder weil ein Songwriter einer Bandsagt, wie seine Songs gespielt werden sollen. Vielleicht liegt esaber auch nur daran, dass man hofft, sich durch diese Marketing-aussage in einem ganz bestimmten Kreis der Musikindustrie vondem Rest der ganz „Normalen“ abzugrenzen. Aus welchen Grün-den auch immer, Songwritern wird wohl ein ganz besonderes

Maß an Persönlichkeit und damit an Respekt zugestanden, im-merhin könnte man ja der nächste Xavier Naidoo sein.

Songwriting scheint außerdem in der Wahrnehmung vielerder direkte Weg zum kommerziellen Erfolg zu sein. Einmal in dieCharts vorstoßen und aus dem Nichts ins Rampenlicht zu Ruhmund Erfolg: Klar, dass das motiviert und verlockt.

Kunst und Kommerz

Wahr ist aber auch, dass jeder Künstler und die gesamte Platten-industrie – und das mehr denn je – auf der Suche nach der abso-luten A-Seite sind, nach dem Hit, der den kommerziellen Erfolgmit geringem Investment verspricht. Was nun eine A-Seite ist,entscheidet aber nicht der Songwriter, sondern der Auftraggeberoder die potentiellen Kunden, wie Künstler oder Plattenindustrie.

MUSIC

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PersonalSongwriting

Personal Songwriting, was ist das eigentlich? Der Beruf des Songwritersscheint per se eine bestimmte Form der Selbstdefinition zu beinhalten.Es ist interessant, mit wie viel Träumen, Sehnsüchten und Emotionendieses Thema besetzt ist.Text: Ulf Weidmann

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Auch innerhalb eines Teams oder einer Firma gibt es immer ver-schiedene Meinungen zu Songs. Ich selbst habe schon sehr span-nende Auseinandersetzungen miterlebt, was nun Single wird undwas nicht. Für den Song ist es auf jeden Fall ein langer Weg biszur Veröffentlichung. Trendscout, A&R-Manager und Geschäfts-führer müssen „nicken“. Der Vertrieb entscheidet dann, wie vieleEinheiten in den Handel gelangen. Dann entscheiden die Musik-redakteure der Sender, ob überhaupt, wie oft und in welchemFormat der Song gespielt wird, und TV und Presse wollen eineStory zum Song.

Auf dem Weg zum Erfolg sind also sehr viele Menschen zuüberzeugen und zu begeistern, bis der Song veröffentlicht undgespielt werden kann. Es gibt aber auch andere Vermarktungs-möglichkeiten, dazu später mehr.

Wer singt meinen Song?

Es ist von entscheidender Bedeutung, für welchen Künstler einSong geschrieben wird. Warum? Weil man auch das Image desKünstlers und vor allem seine Fähigkeiten und ganz einzigartigenGesangsmerkmale beachten muss, denn genau an diesem Punktwird es sehr persönlich. Ein Westernhagen-Titel wird wohl kaumvom Naabtal Duo gesungen werden und ein Roger-Cicero-Titelnicht von Nena.

Jeder Künstler steht für eine ganz eigene Art, mit der deut-schen bzw. englischen Sprache umzugehen und zu singen. Des-halb ist er ja auch eine unverwechselbare Marke. Genau dieessentiellen Bestandteile dieser „Marke“ müssen in einemSongwriting zur vollen Entfaltung kommen: die Persönlichkeit,das Image, die Art, wie der Künstler singt, das Thema, über das ersingt, der Tonumfang, den er singen kann, welche Tonart klingtbei ihm gut, welcher Groove passt zu ihm, welcher Takt undwelches Tempo, etc.

Gleiches gilt natürlich auch für den/die SängerIn in der eige-nen Band und nicht nur für Stars. Als Songwriter schreibt manimmer für einen ganz bestimmten Menschen einen ganz persönli-chen Song. Jeder hat dabei das Ziel, dass sein Song von diesemeinen Menschen so unverwechselbar gesungen wird, dass jederden Song nach den ersten Takten erkennt und mitsingt. Deshalbmuss man das ganz Persönliche, Unverwechselbare und Einma-lige in den Song hineinschreiben. Es ist nicht nur der Song selbst,sondern immer auch die Frage, für wen man ihn schreibt oderwer ihn so singen kann, dass er optimal „rüberkommt“.

Wie findet man den richtigen Sänger?

Es gibt heute eine Vielzahl von Möglichkeiten, seinen Song anden Mann bzw. die Frau zu bringen. Viele Radiosender habenNachwuchswettbewerbe für Bands und junge Künstler. Man

sollte sich die Band oder den Künstler genau auswählen, von derbzw. von dem man glaubt, dass sie/er zu dem Song passt und dasssie/er das „richtige feeling“ dafür mitbringt.

Dann sollte man sich mit ihr/ihm in Verbindung setzen undihr/ihm seine Home-Produktionen vorspielen. Zusätzlich mussman herausfinden, ob man sich versteht und ob man sich für diegleichen Themen und die gleiche Musik interessiert. Man muss

auf den Menschen zugehen, egal ob es der/die SängerIn der eige-nen Band ist oder man jemanden aus der Region oder auf My-space sucht. Wichtig ist, dass man rechtzeitig anfängt und Erfah-rungen sammelt, denn nur so wird sich auch das eigeneSchreiben verändern und weiterentwickeln.

Vermarktung

Die Veröffentlichung des eigenen Songs über eine Major-Platten-firma kann immer noch der Königsweg sein, muss es aber nicht.Hat man einen tollen Song, der hervorragend gesungen ist undeine intensive Atmosphäre besitzt, gibt es auch andere Wege derVeröffentlichung.

Gerade heute sind durch das Internet und Plattformen wieYouTube oder Myspace schon viele, vor Jahren noch unvorstell-bare Dinge passiert. Wenn man den Zeitgeist trifft, kann dereigene Song durch die weltweite mediale Vernetzung in Sekun-denschnelle über den Globus gehen. Twitter und andere Plattfor-men unterstützen die Verbreitung. Alles ist möglich! Das sollteman immer im Kopf behalten, wenn man anfängt zu arbeiten.Aber mit was fängt man denn nun an?

Hand-Werk

Ich möchte mit den nachfolgenden Informationen ein paar hand-werkliche Tools geben, wie man seine Kreativität schnell undpräzise in Musik umsetzen kann. Je besser man sein Handwerkbeherrscht, desto schneller wird man zu den Ergebnissen kom-men, die man erreichen will.

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„Alles ist möglich! Das sollteman immer im Kopf behalten,wenn man anfängt zu arbeiten.Aber mit was fängt man dennnun an?“

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VerseIm Verse wird die grundsätzliche Me-lodie vorgestellt und textlich die Storyerzählt. Gleichzeitig baut der Verse dieSpannung für den Höhepunkt desSongs auf: den Chorus.

Nach 50 Jahren Pop-Musik ist esheute eine Herausforderung, eine Me-lodie zu finden, die es noch nicht gab,die aber gleichzeitig so eingängig ist,dass man sie nach einmaligem Hörennicht vergisst.

T. BridgeZwischen Verse und Chorus kommtnicht immer, aber meistens eineBridge, die noch einmal die Spannungzum Chorus erhöhen soll. Sie ist mei-stens zwei bis vier Takte lang, damiteine deutliche Spannung zum Chorusaufgebaut werden kann.

Melodisch, rhythmisch und harmo-nisch ist alles erlaubt, was zur Vorbe-reitung des Chorus dient. Spätestensjetzt ist auch jedem Zuhörer klar, dassnun die Botschaft des Songs kommt,dass alles, was vorher war, nur dazudiente, diesen Chorus vorzubereiten.Denn der Chorus ist die Hook, dieGänsehaut schafft, der Hit, der sichMillionen mal verkaufen soll, dieStraße zum Erfolg.

Intro & CoWie das Wort es schon sagt, bedeutetes die Einführung in den Song. Hierhat man die Möglichkeit, den Zuhörermit unterschiedlichen Mitteln auf dasKommende emotional und auch mu-sikthematisch einzustimmen. Im Introkann man das Ton- oder Themenmate-rial aus dem Song (bspw. aus demChorus) benutzen, um das Ohr aufden eigentlichen Song vorzubereiten.Songbeispiel: Xavier Naidoo, „Und

wenn ein Lied meine Lippen verlässt“.

Als Alternativvariante kann dasIntro aber auch komplett auf das Ton-oder Themenmaterial des Songs ver-zichten, um bewusst mit anderen Mit-teln Spannung zu erzeugen und diesebis zum Chorus möglichst hoch zuhalten. Songbeispiel: Mezzoforte,

„Garden Party“.

Der Autor Ulf Weidmann studierte Komposition und Arrangement am renommierten College of Music in Boston, USA. Er ar-beitete erfolgreich als Produzent, Komponist, Arrangeur, Pianist, Musical Director für viele Künstler aus dem In- und Ausland.

Credits:

Künstler: Oscarpreisträger Christopher Cross,Dan McCafferty von Nazareth, Percy Sledge, John Miles jun.,Peter Hofmann, Anna Maria Kaufmann, Michelle, u.v.a.,• 2 Gold Awards als Musik Produzent, 2005• 2 Grimme Preis Nominierungen für TV-Produktionen• 1 Auszeichnung für TV Dokumentationen

• Arrangeur und Produzent für Walt Disney,TV und Werbekompositionen

• Aufnahmen mit mehreren Big Bands und Orchestern in Europa,über 200 TV Auftritte mit verschiedenen Künstlern

• Dozent Musikhochschule Köln Musiktheorie• Audiocation-Dozent für Music Production und Songwriting

Ulf Weidmann

Es gibt ein paar Begriffe, die man wissen sollte und die sowohl einenRahmen für die Arbeit geben, als auch eine professionelle Kommuni-kation mit Kollegen oder Musikern ermöglichen.

Introduction oder Intro • Verse oder Strophe • Transitional Bridge oder Brücke zum Chorus • Chorus oder Refrain •

Primary Bridge oder C-Teil oder Middle 8 • Outroduction oder Outro • Vamp: ständiges Wiederholen eines Songteils,

meistens des Chorus

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ChorusDer Chorus ist im Regelfall der dyna-mische, melodische, harmonische,rhythmische und natürlich auch textli-che Höhepunkt eines Songs. DiesenChorus sollen und dürfen alle mitsin-gen. Er transportiert die Emotionendes Songs und er soll den Zuhörerdazu bringen, diese Melodie nie mehrzu vergessen und süchtig danach zuwerden.

Abhängig von der Stilistik, in derman sich befindet (Ballade, Pop, Rock,Latin, Shuffle, etc.), ist die Chorus-Me-lodie Transportmittel für herzergreifen-den Pathos oder kann zum Tanzen mo-tivieren. Songbeispiel: „Beautiful“ von

Christina Aguilera oder „Thriller“ von

Michael Jackson.

StilistikBevor man sich an die Arbeit macht,sollte man sich auch überlegen, wel-chen Text man vertonen oder schrei-ben möchte und mit welcher Stim-mung bzw. Stilistik er umgesetztwerden soll.

Man kann auch einfach eine Melo-die entwickeln und dazu das passendeArrangement sowie den Text schrei-ben. Erfahrungsgemäß bedarf es aberhierzu sehr viel Erfahrung und Selbst-disziplin, um hier nicht in der unendli-chen Fülle der Möglichkeiten verlorenzu gehen und eine fatale Mischung ausallen Stilistiken zu kreieren.

Form-BeispieleMan sollte einmal ganz bewusst dieunterschiedlichsten Titel unter deneben beschriebenen Merkmalen anhö-ren. Man wird feststellen, dass sehr vielMusik, auch wenn sie sehr unter-schiedlich klingt, formal diesen Prinzi-pien folgt und diese weiterentwickelt.

Hier einige Beispiele:

Toto „Africa“Christina Aguilera „Beautiful“Robbie Williams „Let me entertain you“Anastacia „Heavy on my Heart“Roger Cicero „Zieh’ die Schuh aus“Udo Jürgens „17 Jahr, blondes Haar“AC/DC „Highway to Hell“Bryan Adams „Have you ever reallyloved a woman“Höhner „Da simmer dabei“Michael Jackson „Bad“u.v.a.

Man kann erkennen, dass Musik durch eine unsichtbare Formzusammengehalten wird, die unabhängig von dem ist, was all-gemein als Genre bezeichnet wird. Es ist, als ob man ein Buchaufschlägt: Vorne stehen die Kapitel und man hat einen Über-blick, was in dem Buch alles passiert. Ähnlich verhält es sichauch mit den „Kapiteln“ in der Musik. Es liegt an jedem selbst,wie man sein Buch schreiben bzw. wie man den Song gestaltenwill. Man muss sich intensiv mit den hier genannten Song-Bei-spielen und natürlich auch mit vielen anderen Songs nach eige-

ner Wahl auseinandersetzen und dabei überprüfen, wie die ein-zelnen Künstler und Bands die hier genannten Formteile für ihrganz eigenes Image und ihre Persönlichkeit nutzen. Danachsollte man einen Song schreiben und versuchen, diese formalenAbläufe bewusst einzuhalten, aber auch ganz persönlich zu ge-stalten. �

In der nächsten Ausgabe wird ein Tophit unter diesen

Gesichtspunkten mit Notenbeispielen analysiert werden.

Fazit

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