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Auf den Spuren der Textilindustrie Sieben Lernorte in Wattwil Heft 2 Zusatzaufgaben für die Arbeit im Unterricht Wattwil

Auf den Spuren der Textilindustrie Sieben Lernorte in Wattwilblogs.phsg.ch/rdz-zeit/files/2015/11/Heft-2_Auf-den-Spuren-der-Textilindustrie.pdf · Ulrich Bräker 1735 – 1798 Nach

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Auf den Spuren der Textilindustrie Sieben Lernorte in WattwilHeft 2 Zusatzaufgaben für die Arbeit im Unterricht

Wattwil

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Auf den Spuren der Textilindustrie Heft 2

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Die Toggenburgerbahn gestern und heuteEine Voraussetzung für die Blüte der Textilindustrie war der Ausbau der Wege und Säumerpfade zu den Fahrstrassen im Thurtal und über den Rickenpass.

Nach der Eröffnung der Bahnstrecke Winterthur–Wil–St.Gallen wurde auch im Toggenburg der Ruf nach einer Eisenbahn laut. Bereits 1856 wurde die Projektierung einer Bahnlinie Wil–Ebnat in Auftrag gegeben.Um keine Zeit zu verlieren, wurde in Bütschwil mit den Erdarbeiten begonnen. Über die Thur mussten vier eiserne Brücken gebaut werden. Besonders stolz war man auf die Guggenloch-Brücke bei Lütisburg mit einer Lichtweite von 151.8 Metern und einer Höhe von 54.5 Metern.

Am 23. Juni 1870 fand die feierliche Eröffnung und Einweihung der Toggenburgerbahn statt.Tags darauf begann der regelmässige Dienst. Täglich fuhren anfänglich vier, später fünf Züge zwischen Wil und Eb-nat und zurück, abwechslungsweise gezogen von drei Lokomotiven, welche auf die heimatlichen Namen «Churfirsten», «Yberg» und «Hulftegg» getauft wurden.

Der Fahrpreis betrug pro Wegstunde 25 Rappen in der dritten und 35 Rappen in der zweiten Wagenklas-se. Von Wil bis Ebnat dauerte die Fahrt für Personenzüge 65 Minuten, für Güterzüge 15 Minuten mehr. Die Strecke von Wil nach Wattwil ist rund 20 km, jene von Wattwil nach Ebnat–Kappel 5 km lang. Heute be-zahlt ein Erwachsener für ein Billett Wil–Wattwil, 2. Klasse – einfach, 4.70 Franken.

1910 schloss der Bau der Bodensee-Toggenburg-Bahn, die von Romanshorn über Wattwil durch den Ri-ckentunnel nach Uznach führte, den Bahnbau im Toggenburg ab. Die Korrektion der Thur im Raum Eb-nat–Wattwil–Lichtensteig von 1907 bis 1913 fiel mit den grossen Bahn- und Tunnelbauten zusammen. 1912 wurde zudem die Strecke bis nach Nesslau verlängert.

Löse die folgenden Aufgaben mithilfe des obigen Textes und der Fotografie mit den Abfahrts-

Lernort A – Bahnhof Wattwil

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zeiten, die du am Bahnhof Wattwil (Lernort A) gemacht hast. Schreibe die Ergebnisse in dei-nem Lernheft auf.

A 1 Zähle auf der Abfahrtszeitentafel, wie viele Personenzüge heute pro Tag von Wattwil nach Ebnat-Kappel und zurück fahren. Wie viele waren es damals bei der Toggenburgerbahn?

A 2 Berechne je die täglichen Gesamtstrecken der Züge auf der Linie Wattwil– Ebnat-Kappel. Wie viele Kilometer sind bzw. waren das in einer Woche, in einem Monat, in einem Jahr?

A 3 Ein Zug fährt um 14:32 Uhr in Wil Richtung Wattwil ab. Um 14:55 Uhr fährt der Zug im Bahnhof Wattwil ein. Wie lange dauert die Fahrt und wie gross ist die mittlere Fahrgeschwindigkeit des Zuges in km/h? Wie hoch war die Geschwindigkeit der Personenzüge damals?

A 4 Vergleiche die Fahrpreise pro Wegstunde für Fahrten von gestern und heute.

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Auf der Homepage der Gemeinde Wattwil sind Lebensläufe u. a. von Persönlichkeiten der Wattwiler Textilindustrie zu finden, zum Beispiel für:

1792 - 1863 Abraham Raschle

1870 - 1973 Andreas Frohmader

1874 - 1957 Dr. Eduard Heberlein-Grob

1874 - 1944 Dr. Georges Heberlein-Staehelin

1823 - 1883 Georg Friedrich Anderegg

1805 - 1888 Georg Philipp Heberlein

1798 - 1867 Johann Rudolf Raschle

1908 - 1991 Milo Naef

1829 - 1913 Susanna Müller

aus: www.wattwil.ch > Portrait & Infos > Geschichte

Löse die folgende Aufgabe und halte das Ergebnis im Lernheft fest.

B 1 Besorge dir einen Ortsplan von Wattwil und suche Strassen, die zu Ehren von oben aufgeführten Persönlichkeiten benannt wurden. Notiere die Namen der Strassen.

Du kannst dich zudem im Internet über den Lebenslauf der Persönlichkeiten informieren.

Lernort B – Georges Heberlein-Weg

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Lernort C – Heberlein-Areal

Im Mai 2001, nach 165 Jahren, wurde die Heberlein Textil AG definitiv geschlossen. Rund 220 Beschäftig-te verloren damals ihre Arbeit. Das Toggenburg und Wattwil verloren somit ihr grösstes Industrieunter-nehmen. Die Fabrik wurde im Jahr 1835 im Toggenburg als kleine Garnfärberei von Georg Philipp He-berlein gegründet. Ihr Ende drohte schon in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wurde aber immer wieder hinausgeschoben.

Das Heberlein-Areal Das Areal «Zentrum Rietwis» ist aus dem ehemaligen Industrieareal der Firma Heberlein hervorgegan-gen.

Lies die Aufgabe durch, bearbeite den Auftrag und schreibe einen passenden Text in dein Lern-heft.

C 1 Bei der Erschliessung des Zentrums Rietwis wurden Bauten des Heberlein- Areals unter Denkmalschutz gestellt. Informiere dich im Internet und erstelle einen eigenen Text mit dem Titel «Bauten des ehemaligen Heberlein-Areals stehen heute unter Denkmalschutz».

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Lernort D – Textilfachschule

Die Textilfachschule Wattwil wurde 1881 gegründet und heisst heute Schweizerische Textilfachschule Schweiz mit Sitzen in Zürich, Wattwil und St.Gallen. Die Textilfachschule verfügt noch über Maschinen für die Spinnerei, Weberei, Wirkerei/Strickerei, die Textilveredlung, die Bekleidungstechnik und die Zwir-nerei. Sie bietet ein breites Aus- und Weiterbildungsangebot für den gesamten Textil- und Bekleidungs-bereich an.

Lies die Aufgaben durch und schreibe die Lösung in dein Lernheft.

D 1 Welches Aus- und Weiterbildungsangebot umfasst die Schweizerische Textilfachschule heute? Besuche dazu die Internetseite der Textilfachschule (www.stf.ch). D 2 Die Bilder zeigen dir den Produktionsablauf bei der Stoffherstellung. Ordne die Begriffe den entsprechenden Bildern zu.

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D

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1 Spinnrad

2 Zwirnerei

3 Handstickmaschine

4 Handwebstuhl

5 Flachsgewinnung

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Lernort E – Dorfbrunnen

Stoffe wurden seit jeher eingefärbt, bunt gewoben oder bestickt. In der Geschichte des Toggenburgs spielt das Stickereigewerbe eine wichtige Rolle. Es entwickelte sich aus der Weberei heraus, die ab dem 16. Jahrhundert zunehmend an Bedeutung gewann und bis Mitte des 19. Jahrhun-derts zum wichtigsten Industriezweig der Ostschweiz wurde. Das Toggenburg stellte ein bedeutendes Zentrum dieses Handwerks dar. Der Übergang von der Weberei zur Stickerei erfolgte Mitte des 18. Jahr-hunderts. Um 1790 waren in der Ostschweiz bereits 30‘000 – 40‘000 Personen in der Handstickerei tätig, einen weiteren Aufschwung erfuhr das Handwerk durch neue Techniken und den wachsenden Export nach Übersee. Produktionsengpässe führten zur Einführung der Stickmaschine.

Lies die Aufgaben durch, suche Antworten und schreibe diese im Lernheft auf.

E 1 Suche je drei Beispiele für die Stickerei/Handstickerei bzw. die Buntweberei. Die folgenden Bilder helfen dir dabei.

Stickerei/Handstickerei (z.B. Hochzeitskleid)

Buntweberei

E 2 Um das magere Einkommen der Bauern- und Sticker-Familien ein wenig auf- zubessern, mussten die Kinder damals kräftig mitarbeiten. Schon im Vorschul- alter waren sie gezwungen in der Stickerei, die sich meist im Anbau des Hauses befand, mitzuhelfen. Das Einfädeln der Hunderten von Nadeln war oft Kinder- arbeit. Ein Stickerei-Kind hatte wahrlich kein einfaches Leben.

Hör dir die Geschichte des «Fädler»-Buben an. Der neben-stehende QR-Code führt dich zur Audiodatei.

E 3 Du hast die Geschichte gehört. Schreibe jetzt eine Kurzgeschichte mit dem Titel «Der Fädler-Bub brilliert in der Schule».

E 4 Überlege dir, weshalb der Lehrer ein ernstes Gesicht machte, als der Fädler- Bub ihm erklärte, wie er rechnet.

E 5 Suche einige Unterschiede zwischen dem Alltag des Fädler-Buben und dem deinigen.

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Lernort F – Näppisueli-Strasse

Wattwil’s berühmter SchriftstellerUlrich Bräker wurde im Näppis bei Wattwil geboren. Bekannt ist er auch als «Der arme Mann aus dem Toggenburg» oder «Näppis-Ueli». Die Familie zog, als er sechs Jahre alt war, nach Krinau. Da die Kinder die Schule nur während weniger Wochen im Winter besuchen konnten, verbrachte Ulrich Bräker seine Sommertage mit dem Hüten von Ziegen.

Ulrich Bräker 1735 – 1798

Nach der Rückkehr nach Wattwil als Zwanzigjähriger trat Bräker aufgrund wenig Arbeit und getrieben von Abenteuerlust in den preussischen Kriegsdienst ein. Als Söldner war er bei der Schlacht 1756 bei Lobositz gegen die Österreicher dabei. Bräker desertierte und kehrte nach Wattwil zurück.

Geldsorgen plagten Bräker sein Leben lang. 1759 beschäftigte er Spinner und Weber als Heimarbeiter. Er kaufte das Rohmaterial ein und verkaufte die fertige Ware – jedoch erfolglos. 1761 heiratete er Salo-me Ambühl. Sie bekamen sieben Kinder, von denen zwei starben.

Bräker verbrachte viel Zeit in der Welt des Lesens und Schreibens, um von den alltäglichen Sorgen zu flüchten. Von 1770 bis an sein Lebensende führte er fast ununterbrochen Tagebuch. Er verfasste die «Le-bensgeschichte und Natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tokkenburg». (aus: www.wattwil.ch)

Folgendes Gedicht stammt von «Näppis-Ueli».

Droben ist mein VaterlandDroben ist mein EhremstandDroben ist mein Geld und GutDrum so bin ich wohlgemut

Lies die Aufgaben durch, suche Antworten und schreibe diese im Lernheft auf.

F 1 Versuche zu erklären, was Ulrich Bräker mit seinem Gedicht zum Ausdruck bringen wollte.

F 2 Weshalb wurde Ulrich Bräker auch «Näppis-Ueli» genannt?

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Dr. Georges Heberlein war der Enkel des Firmengründers der Textilfabrik Heberlein. Er übernahm 1897 den Betrieb, führte diesen zu einem gewinnbringenden Unternehmen und kam zu grossem Ansehen und Reichtum. Als Gemeinderat von Wattwil war er mitverantwortlich für den Bau des Volkshauses (heu-te Thurpark). Am 9. November 1924 schenkte er im Namen der Heberlein + Co. AG der Gemeinde Wattwil das Gebäude. Das Wohl und die Gemeinschaft der Bevölkerung lagen ihm sehr am Herzen. Auch das kulturelle Wohl der Bevölkerung war ihm zeitlebens wichtig. Beim geselligen Beisammensein an Volks-festen wollte er die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten näher zusammenbringen.

Löse die folgende Aufgabe und schreibe das Ergebnis im Lernheft auf.

G1 Ergänze die Sätze A bis D. Ordne den Buchstaben je die entsprechende Zahl zu.

A Dr. G. Heberlein hat der Gemeinde 1 auf ewig vermietet. Wattwil das Volkshaus 2 verkauft. 3 geschenkt.

B Handwerker und Bauern, Arbeitnehmer 1 das tägliche Zusammenleben pflegen. und Arbeitgeber, arm und reich sollen 2 nicht gemeinsam feiern. 3 ihren eigenen Weg gehen.

C Dr. G. Heberlein war es stets wichtig, 1 zu verhindern. die Einheit unter der Bevölkerung 2 zu fördern. 3 zu unterbinden.

D Mit dem Bau des Volkshauses 1 das kulturelle Leben der Gemeinde. förderte Dr. G. Heberlein 2 den Unmut der Menschen. 3 die bestehenden Probleme im Toggenburg.

Lernort G – Thurpark (Volkshaus)

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Quellennachweis Bilder

Titelblattaus: www.webstube-sarganserland.ch > Fotos > Weben > Webfotos

Lernort ABild 1: aus: schienenfahrzeuge.netshadow.atBild 2: aus: schienenfahrzeuge.netshadow.atBild 3: aus: www.commons.wikimedia.org > Bahnhof WattwilBild 4: aus: www.bahnbilder.de > Schweiz > Unternehmen > Thurbo

Lernort CBild 1: aus: www.ceramics-heberlein.comBild 2: aus: www.zentrumrietwis.ch > Geschichte

Lernort DBild 1: aus: www.jungfrauzeitung.chBild 2: aus: www.teckbote.deBild 3: aus: www.industrie.lu > Industriekategorien > Stoff- und Kleider- industrie > Draperies de LarochetteBild 4: aus: www.webstube-sarganserland.ch > Fotos > Weben > WebfotosBild 5: aus: www.textilmuseum.ch > Führungen > Handstickmaschine

Lernort FBilder aus: «Ein Stück Toggenburger Geschichte», Appenzeller Kalender (Band/Jahr: 216/1937)

Lernort GBild 1: aus: www.ak-fundus.ch > WattwilBild 2: aus: www.picswiss.ch > Wattwil > Kongresszentrum Thurpark

Impressum

Projektplanung und AusarbeitungPädagogische Hochschule St.Gallen, Beatrice Straub Haaf, Leiterin RDZ WattwilUrsula Trösch, Primarlehrerin Gossau; im Rahmen ihres Bildungsurlaubs im RDZ Wattwil

Beratung und LektoratHeinrich Schlittler, Waldkirch

Grafische Gestaltungminddesign, Wolf Kunath

FotografienDiverse, RDZ Wattwil

HerausgeberPädagogische Hochschule St.Gallen

Wattwil, im November 2015

Pädagogische Hochschule St.GallenRDZ WattwilVolkshausstrasse 23, 9630 WattwilTelefon +41 71 985 06 66rdzwattwil@ phsg.ch, www.phsg.ch