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Auf der Suche nach „dem“ Kaufmännischen
Institut für Berufs- und Wirtschaftspädagogik Fachbereich Berufliche Bildung und Lebenslanges Lernen
Fakultät Erziehungswissenschaft, Psychologie, Bewegungswissenschaften der Universität Hamburg
Bonn, 14.11.2012
Tade Tramm
Meine Kontexte und Perspektiven
• Berufsschullehrerausbildung in Hamburg mit 20 Monoberufsschulen im kfm. Bereich
• ULME: Lernausgangslagen und Lerneffekte in der beruflichen Bildung mit Blick auf berufsübergreifende und berufsspezifische Kompetenzen
• Curriculumentwicklung im Lernfeldkontext: Welches sind lernfeldübergreifende Kompetenzdimensionen, in denen sich der Anspruch beruflicher Bildung realisieren kann
Trivium: lingua
1. Grammatik
2. Rhetorik
3. Dialektik
Quadrivium: artes reales
4. Arithmetik
5. Geometrie
6. Musik
7. Astronomie
Wurzel: Enkyklios Paideia (Griech. 5. Jhdt. V. Chr.)
Septem artes liberales
4
„Das Exil und die Heimat der Seele“ oder
gescheiterte Ideen zur Erweiterung des Kanons der sieben freien Künste – ca. 1120
„Unwissenheit ist das Exil, Weisheit die Heimat des inneren Menschen… Der Weg von diesem Exil zur Heimat ist die Wissenschaft, die sich auf die natürlichen Dinge bezieht, während in den göttlichen die Weisheit betrachtet wird. Zurückzulegen ist dieser Weg nicht etwa mit Schritten des Körpers, sondern mit dem Streben der Seele. Die zur Heimat Eilenden führt ihr Weg über die zehn Künste und die diese behandelnden Bücher wie durch zehn Städte … Die erste Stadt ist die Grammatik … Die zweite Stadt … ist die Rhetorik … … Die achte Stadt ist die Physik. Da lehrt Hyppokrates die Wanderer die Kräfte und Naturen der Kräuter, Bäume, Steine und Tiere kennen und führt durch die Arznei für die Körper zur Arznei für die Seele. Die neunte Stadt ist die Mechanik. Hier lernen Wanderer jegliche Bearbeitung von Metallen, Holz, Marmor, außerdem die Malerei, Bildhauerei und jede handwerkliche Kunst … Die zehnte Stadt ist die Ökonomie. Sie ordnet die Reiche und Würden an, scheidet die Ämter und Stände. Die nach der Heimat eilenden Menschen lehrt sie, nach dem Maße ihrer Verdienste sich den Chören der Engel einzureihen. Nachdem man die freien Künste durchlaufen hat, gelangt man zur Heimat, das ist die wahre Weisheit, die in der Heiligen Schrift aufleuchtet und in der Anschauung Gottes ihre Vollendung findet.“ Honorius Augustinensis (ca. 1090 – 1130) (Quelle, Dolch 1959, S.115f.)
Zugänge zum Kern „des“ Kaufmännischen
Ordnungsmittel Ausbildungsordnungen
Rahmenlehrpläne Prüfungsordnungenl
Tätigkeitsstruktur Arbeitsanalytisch
betriebswirtschaftlich systemtheoretisch
Funktion historisch
ökonomisch soziologisch
Bezugsebenen kaufmännischen Handelns nach Resch
Inneres Modell
Faktisches Handlungsfeld • Objekte • Normen • Bedingungen
Handlungssubjekt
Referenzhand-lungsfeld • Objekte • Normen • Bedingungen
Direkte Eingriffe
Indirekte Effekte
Dimensionen der kaufmännischen Tätigkeit
Ebene der Informationsströme zur Anbahnung, Begleitung und Auswertung von Leistungsprozessen
Ebene der betrieblichen Wertschöpfung, monetär und nicht-monetär, Formalzielebene
Ebene der Real- und Nominalgüterströme, Leistungsprozessebene = Sachzielebene
Ebene der formalen sozialen Transaktionen
IBW Der kaufmännische Modellierungsprozess nach Preiss
Informations- und Dokumentationsprozesse, Wissensmanagement
logistische Prozesse (Güterströme, Geldströme, Dienstleistungen)
Arbeitsprozesse
Ressourcenmanagementprozesse
organisatorische und personalwirtschaftliche Prozesse
Informationen Menschen Güter
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Marktlicher Handlungsrahmen (definiert Marktpotenziale)
Marketingprozesse
Wertschöpfungsprozesse
Werkzeuge, Medien und Arbeitsumwelt
Bedeutungs kontext
Referenzebenen kfm. Handelns
Lernfeld-Kompetenz-Matrix
Tade Tramm Berlin OSZ BWD – 2009-12-04
Das System Unternehmung Rechtliche Normierung
Beruflichkeit
Lern- und Arbeitstechniken
Kommunikation und Kooperation
Betriebswirtschaftliche Problemebenen
Wertschöpfung und Controlling
Kompetenzdimensionen im Einzelhandel
15.09.2009 - v3
Vertrags- und GesellschaftsrechtArbeits- und SchutzrechtSteuerrecht
Identität und BerufsrolleBerufsethos
GesundheitsförderungBerufsbildung und -perspektiven
Kaufmännisches RechnenArbeitshandeln organisieren, Probleme lösenInformationen gewinnen, verarbeiten, vermittelnLernhandeln planen und optimieren
Beschaffung und LogistikAbsatzmarkt- und Kundenbeziehungen
InformationswirtschaftPersonalwirtschaft
LiquiditätssicherungKosten- und Leistungs-verständnisFinanzbuchhaltung
Kompetenzdimensionen im Einzelhandel
Wirtschaftliches Denken als Zielkategorie
Bürokratische Rationalität
Klassisch-ökonomische Rationalität
Systemische ökonomische Rationalität
Tramm/ Brand Göttingen, 27.9.2007
Transökono-mische Ratio-nalität
Tramm/ Brand Göttingen, 27.9.2007
Partialisierung kaufmännischen Handelns
Partialisierung nach VOLPERT
• horizontal (Isolierung)
• vertikal (Restringierung)
ergänzend:
• lateral
Ziel
TZ TZ TZ TZ
UZ UZ UZ UZ UZ UZ UZ
Wertschöpfung Logistik
Regulationsebenenmodell kfm. Handelns
Kennzeichnung Orientierung Planung Ausführung Kontrolle
1 Operation Keine selbststän-dige Handlung
Signalreiz im fakt. Handlungsfeld
Abruf starres Aktionsprogramm
Leichte takti-sche Anpas-sungen
Signalreize im fakt. Hand-lungsfeld
2 Routinehandlung Einfache Verkaufstätigkeit.
Orientierung im faktischen Hand-lungsfeld mit punkt. Bezügen zu Refe-renzbereichen
Regelgeleitete Auswahl oder Kombination v. Aktionsprogram-men
Variation des Aktionspro-gramms bei variierenden Bedingungen
Eindeutige Erfolgsindikatoren im faktischen Handlungsfeld
3 Komplexere Handlungen und Prozesse Fallbearbeitung
Orientierung im Referenzbereich, mehrdimensionale Zielantizipation
Folge von Teilhandlungen kriteriengeleitet generieren
Situative Variation von Handlungsfolge und Zielbalan-cierung
Mehrdimensio- nale Handlungs-evaluation
4 Operatives Management Projektleitung, Abteilungsleitung
Analyse komplexer Prozesse, Zusam-menhänge der Referenzebenen
Strategisches Planungshandeln auf der operativen Ebene
Stabil-flexible Strategieum-setzung Fokus auf Formalziele
Komplexes Controlling auf der operativen Ebene
5 Strategisches Management Unternehmensleitg
Grade kaufmännischer Kompetenz
Ethisch-normative
Orientierung
Prozess-bewältigung
operativ - dispositiv
System-verständnis
Prozess- verständnis hor –vert -lat
Resümee
• Wer von kaufmännischer Bildung sprechen will, darf von ökonomischer Bildung nicht schweigen
• Flexible kaufmännische Handlungsfähigkeit basiert auf dem komplexen Verständnis kaufmännischer Prozesse und Systemzusammenhänge
• Die analytische Betrachtung von Ordnungsmitteln mit den Mitteln des Zerlegens und Gruppierens unter systematischen Aspekten ermöglicht wichtige Einsichten und verstellt den Blick auf andere. Insbesondere der systemische Zusammenhang der einzelnen Kompetenzelemente und deren semantische Nuancen können verloren gehen.
• Für die differenzierte Erfassung des Niveaus kaufmännischer Kompetenz ist die Bloomsche Taxonomie denkbar ungeeignet, weil sie das Wissen und seine Struktur in den Mittelpunkt stellt und nicht das Handeln und seine Voraussetzungen.