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Rundbrief für den Freundeskreis der Karmeliten Ostern 2012 / Nr. 111 Liebe Leser und Freunde, das Chorfenster aus Marienthal stellt uns Ostern als den Sieg des Lichtes über die Finsternis vor Augen. Der auferstandene Christus ist es, von dem alles Licht ausgeht. Als jugendlicher Held wird er zum Inbegriff des Lebens, das den Tod überwunden hat. Seine Gegenwart wünschen wir uns wie Ihnen: Gesegnetes Osterfest! Ihre Karmeliten Auferstehung Stärker als der Tod ist das Leben. Mächtiger als die Verzweiflung ist die Hoffnung. Größer als die Traurigkeit ist die Freude. Stärker als das Dunkel ist das Licht. Mächtiger als die Rache ist die Vergebung. Größer als die Angst ist das Vertrauen. Stärker als das Leiden ist das Glück. Mächtiger als die Knechtschaft ist die Befreiung. Größer als alle Schuld ist die Liebe. Uns allen blüht das Leben, denn Christus starb für uns durch den Tod hindurch ins Leben, damit wir in ihm leben ohne Ende und in Fülle!

Auferstehung - Karmeliten · Hermann Koch, Passau Heinrich Linz, Stadelhofen Konrad Löhr, Waischenfeld Maria Nelhübel, Bernau Elisabeth Schmitt, Bischberg G. Schreg, Auerbach Wilhelm

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Rundbrief für den Freundeskreis der Karmeliten Ostern 2012 / Nr. 111

Liebe Leser und Freunde,

das Chorfenster aus Marienthal stellt uns Ostern als den Sieg des Lichtes über die Finsternis vor Augen. Der auferstandene Christus ist es, von dem alles Licht ausgeht. Als jugendlicher Held wird er zum Inbegriff des Lebens, das den Tod überwunden hat. Seine Gegenwart wünschen wir uns wie Ihnen: Gesegnetes Osterfest!

Ihre Karmeliten

AuferstehungStärker als der Tod ist das Leben.Mächtiger als die Verzweiflung ist die Hoffnung.Größer als die Traurigkeit ist die Freude.

Stärker als das Dunkel ist das Licht.Mächtiger als die Rache ist die Vergebung.Größer als die Angst ist das Vertrauen.

Stärker als das Leiden ist das Glück.Mächtiger als die Knechtschaft ist die Befreiung.Größer als alle Schuld ist die Liebe.

Uns allen blüht das Leben, denn Christus starb für unsdurch den Tod hindurch ins Leben,damit wir in ihm lebenohne Ende und in Fülle!

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Die Reformbewegung des deutschen Dritten Ordens des Karmel von 2002

Die Gemeinschaft des Dritten Ordens „Johannes Soreth“

Notwendigkeiten für jeweiliges Handeln erkennen. Der Samariter half dem Zusammengeschlagenen am Wegrand nicht, weil er ein Konzept verfolgte oder moralisch gut handeln wollte; er erkannte in der Tiefe seiner selbst die Nicht-Unterscheidung sei-ner Tiefe von der Tiefe des anderen. Er begegnete sich selbst im anderen in seiner eigenen Menschennatur. In und aus dieser Art von Begegnung gab die Liebe vor, was zu tun war (Lk 10,25ff). Aus der Identität als Gottsucher, die in dem Menschen Jesus ihren spiri-tuellen Lehrer auf dem Weg in die Christustransformation sehen, versu-chen wir unsere Umgebung aus der Verbundenheit mit dem uns einwoh-nenden Christus in der Ausprägung der karmelitanischen Spiritualität zu gestalten. Dabei ist die Stille der Raum, aus dem im Hören die Kraft er-wächst. Wir erleben unseren Orden in der Orientierung aus Christus und auf Ihn hin als Teilhabe am mystischen Leib Christi. Damit eng verknüpft ist auch das Christusbewusstsein, das in der Tiefe eines jeden freigelegt wer-den will, damit jeder erkennt, dass auch er oder sie Sohn oder Tochter ist. „Ich will, Vater, dass auch sie eins sind.“ (Joh 17,11&22). Es ist unse-re Bestimmung, uns in diesen Christus aus dem Vater umwandeln zu las-sen, indem wir jetzt sterben, um neu zu leben. Und doch gehört häufiges Misslingen zu unserem Alltag. Uns al-len aber gemeinsam ist, dass wir ver-suchen, mit Seiner Hilfe immer wie-der aufzustehen. Wenn wir in dieser Haltung leben, dann sind wir wirklich ein Orden, in dem der, der eins mit dem Vater ist, die eine Mitte ist, aus dem, in dem und auf den hin wir leben, und der uns in die gleiche Einheit mit sich und dem Vater hineinführt, wenn wir un-sere Bedürfnisse der Ich-Abgrenzung aufgeben und in Ihm eins werden. Wir alle antworten mit unserer Profess auf die Erfahrung, dass wir fühlen, was die Emmausjünger fühlten: „brannte uns nicht das Herz“ (Lk 24,33), und dass an uns geschah, was ihnen geschah: „da gingen ihnen die Augen auf“ (Lk 24,31).

Reinhard Welp TOCarm(Einige Textpassagen entstammen der Internetseite des Dritten Ordens des Karmel – Johannes Soreth www.to-carm.de, Kontaktaufnahme u. [email protected] )

Im Oktober letzten Jahres hat un-ser Mitbruder Frater Torsten Rolfes O.Carm. seine zeitliche Profess in die Hände von Provinzial Pater Dieter Lankes O.Carm. abge-legt. Frater Torsten hat in der Zeit von Oktober 2010 bis Oktober 2011 sein Noviziat in Aylesford (England) verbracht. Zusammen mit Tiago Casaleiro aus dem General-Kommissariat Portugal und un-ter der Leitung von Joseph Chalmers O.Carm. als Noviziatsbegleiter (ehe

maliger Generalprior des Ordens) hat sich Frater Torsten auf die zeitliche Profess vorbereitet und viele positive Erfahrungen im Persönlichen wie auch auf Ordensebene gemacht, die für den weiteren Weg in das Land des Karmel wertvoll sind. Zurück in Deutschland hat Frater Torsten am 15. Oktober 2011 in Mainz die Gelübde auf drei Jahre in unserem Orden abgelegt. Seit Ende Oktober studiert er an der Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg Universität in Mainz.

Fr. Torsten legt die einfache Profess ab.

Wir gratulieren Sr. Baptista Broekman 2.5. 90. Geburtstag Fr. Ambrosius Mühr 8.5. 75. Geburtstag Bischof em. Albert Först 29.6. 60 Jahre Priesterweihe P. Angelinus Pots 5.7. 85. Geburtstag

Verstorbene Leser und Freunde

Wir gedenken der Verstorbenen in der Feier der Eucharistie. Gott schenke ihnen Leben in Fülle!

G. Antretter, GerolzhofenH. Behr, Staffelstein

Z. Blinzler, StochkheimGeorg Brendel, Pottenstein

Anna Deinzer, HerzogenaurachMargit Dötterl, KarlsfeldHilde Hampel, Bamberg

Rosina Heidenreich, BurgwindheimH. Hoh, Ebensfeld

Hermann Koch, PassauHeinrich Linz, Stadelhofen

Konrad Löhr, Waischenfeld Maria Nelhübel, Bernau

Elisabeth Schmitt, BischbergG. Schreg, Auerbach

Wilhelm Schütz, EbensfeldEmil Sehn, St. Ingbert

Reinhard Siegmund, EssenHermann Söhnlein, AufseßWilhelm Wälter, Dülmen

Kunibert Welscher, StockstadtJosef Wölfel, Pottenstein

Rund 800 Jahre ist es her, dass der Karmelitenorden durch den Hl. Albert von Jerusalem seine Regel erhielt und so die lange Tradition des eremi-tischen Lebens am Berg Karmel eine formale Gestalt annahm. Die päpst-liche Approbation von 1247 sicher-te den Fortbestand des Ordens nach dessen inhaltlicher Erweiterung in Europa. Dadurch wurde der Geist des Karmel, wie er von den Brüdern ge-lebt wurde, für die Welt sichtbar. Laien verspürten den Ruf, ihr Leben nach der Regel des Karmel auszurich-ten. Papst Nikolaus V. gab in der Bulle

„Cum nulla“ von 1452 den Auftrag zur Eingliederung dieser Gemeinschaften in den Orden, um ihnen ein geistliches Leben in enger Verbindung mit den Karmelitenkonventen zu ermöglichen. Es war der Beginn des Zweiten und des Dritten Ordens. Die kanonische Errichtung der beiden Ordenszweige wurde mit der Bulle „Dum Attenta“ von 1476 durch Sixtus IV. vollzo-gen. Johannes Soreth, der damalige Ordensgeneral, war der Motor für die-se Veränderungen. Es war auch sei-ne Entscheidung, dass weiterhin die eine Ordensregel für alle Zweige des Ordens gelten sollte. Damit unter-strich er die Verbundenheit aller im karmelitanischen Charisma geeinten Ordensmitglieder, die ihre Berufung in verschiedenen Lebensbedingungen ge-stalten. Der Dritte Orden formte sich sowohl in Kongregationen aus, als auch in Gemeinschaften von Frauen und Männern aller Stände, die meist Verbindung zu einem Karmelkloster hielten (nach Edeltraud Klueting, Der Dritte Orden im Karmel).Die Lebensbedingungen unserer mo-dernen Gesellschaft scheinen aber

neue Antworten für das kamelitanische Leben im Dritten Orden einzufor-dern, da das traditionelle Festmachen an einem Ort den Bedingungen der auf Mobilität und Flexibilität ange-legten Berufswelt nicht mehr ent-spricht. So entstand 2002 in Geldern eine Reformbewegung des deutschen Dritten Ordens. Er ist nicht mehr an einem Kloster angesiedelt. Durch den Delegaten ist er mit dem Stammorden verbunden. Nach einem Jahr des Kennenlernens im Postulat erfolgt die Aufnahme in das Noviziat. Es ist eine Zeit der Vorbereitung und Prüfung, die mit dem Ablegen der Profess endet. Die Mitglieder kommen zweimal jährlich zum Kapiteltreffen an wechselnden Orten zusammen.

Der Dritte Orden ist sich seiner Verantwortung im Karmelitenorden und in der Welt bewusst. Mark Reuver OCarm schreibt dazu: „Der Orden von heute ist sich dessen bewußt, daß sein größtes Apostolat das des Dritten Ordens ist. Das Erbe des Karmel ist kostbar, und der beste und wirksamste Weg, es mit der Welt zu teilen, ge-schieht durch den Dritten Orden.“ (nach Reuver, Catechism, S. 19)

Angesichts der Entwicklungen west-licher Gesellschaften hin zu einem extremen Individualismus, wo-durch jeder Ankerpunkt außerhalb des Individuums verloren zu ge-hen scheint, will der Dritte Orden be-wusst eine Gegenbewegung wagen, hin zur Einheit, hin zur wahren Freiheit. Zuerst ist es die Gewissheit, ein ernst-haftes geistliches Leben leben zu wol-len. Sein Leben ganz auf Gott hin aus-zurichten und in Jesus Christus, dem Wort Gottes, den persönlichen Weg zu sehen. Diese Ernsthaftigkeit hat Folgen für ein Leben, sowohl für die betreffenden Personen selbst, als auch für das Umfeld. Denn ein geistliches Leben leben bedeutet: Zeit für Stille. In die Tiefe gehende Gespräche aus-halten. Tägliche geistliche Lesungen. Mut zur Eindeutigkeit. Mut zum per-sönlichen Weg. Schweigen. Da der Karmel keinen Ordensgründer hat und

die Ordensregel der Karmeliten eine Art Gerüst darstellt, also nicht ausfor-muliert und damit sehr kurz ist, ist ein mystischer Raum vorgegeben. Damit ist der Weg im Dritten Orden ein mys-tischer Weg. Daraus lässt sich er-kennen, dass auf Authentizität und Erkenntnisfähigkeit des Einzelnen ge-schaut wird und auf das Hineinhören in die Berufung. Als Karmeliten möch-ten wir Seiner Einladung folgen, uns mit Ihm in unserem Selbst zu verbin-den. Erst wenn wir allmählich lernen, die Bedeutung des Außen zu relativie-ren, weitet sich der Blick darauf, dass die Ursache des wahren Glückes, näm-lich Gott, in uns selbst wohnt und dort immer schon auf uns gewartet hat.

Im Dritten Orden des Karmel leben wir das eremitische Leben inmitten der Welt. Die größere Eigenständigkeit fordert immer wieder zur intensiven Auseinandersetzung mit der eigenen Identität heraus. Wir sehen uns in un-serer Sehnsucht nach Gottesbegegnung in der alten Tradition der Eremiten am Berg Karmel, genau wie auch un-sere Schwestern und Brüder in den Klöstern. Obwohl wir in unseren un-terschiedlichen Lebenssituationen mit unterschiedlichen Widrigkeiten kämp-fen, führt uns unser aller Weg immer auf die eine oder andere Weise in die Begegnung mit Christus. Der Ort, an dem wir stehen, führt nur unterschied-liche Handlungsmöglichkeiten herbei.

Wir leben in dem Bewusstsein allein vor Gott zu stehen und versuchen, alles loszulassen, um für ihn frei zu werden. Dabei entfaltet sich aus dem Charisma der Kontemplation das Charisma des Dienstes. Denn das Wirken nach außen ist Resultat der Beziehung zu Christus im Inneren. Die Verbundenheit und das Sein in der Liebe lässt die

Junges Leben in Mainz

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Vor 50 Jahren: Das Konzil beginntGemeinschaften oder als Kirchen ange-sprochen. 3. Ökumenische Haltung von der ganzen Kirche gefordert: Gebet und innere Umkehr aller, gegensei-tiges Kennenlernen und verstehen-der Dialog, Anerkennung des Guten bei den anderen und lernen von ih-nen. Anerkennung des Glaubens, der Liebe, der Taufe der übrigen Christen, Notwendigkeit einer in ökumenischem Geiste getriebenen Theologie und Kirchengeschichte. 4. Zusammenarbeit mit den anderen Christen: praktische Zusammenarbeit im ganzen sozialen Bereich möglich, gemeinsames Gebet gewünscht, wach-sende gottesdienstliche Gemeinschaft, insbesondere beim Wortgottesdienst, Theologengespräche auf gleicher Ebene (nichtkatholische Beobachter beim Konzil, katholische Beobachter beim Weltrat der Kirchen, zahlreiche Gespräche sind im Gang).

3. Über die katholischen Ostkirchen

In der Vergangenheit: Die mit Rom vereinten katholischen Kirchen des Ostens wurden oft nur als altehr-würdiges, im Grunde überlebtes Anhängsel (=“Riten“) der eigent-lichen, d. h. der lateinischen, Kirche angesehen. Sie hatten sich zum Teil selbst in ihren Gebräuchen und in ih-rer Geistigkeit stark latinisiert und ro-manisiert. Ihre Patriarchen waren von Rom zum Teil entmachtet wor-den. Auf diese Weise erschienen diese Kirchen immer mehr als ein Hindernis

für die Einheit der lateinischen Kirche mit den orthodoxen Kirchen. In Zukunft: 1. Die Verschiedenheit der Kirchen schadet der Einheit nicht, son-dern stärkt sie. Die Kirchen des Ostens sind mit denen des Westens gleichbe-rechtigt. Sie haben das Recht und die Pflicht, ihre eigenständige Liturgie, Rechtsordnung und Spiritualität zu pflegen und unter Umständen wieder-herzustellen. 2. Die alten Rechte und Privilegien der ostkirchlichen Patriarchen sind wieder-herzustellen. Ihnen kommen insbeson-dere die Bischofsernennungen zu. Auf dem gleichen Territorium sollen sie zu-sammenarbeiten. 3. Für die Einheit der Kirche sollen die katholischen Ostkirchen beten und ar-beiten. Wiedertaufe von orthodoxen Christen, die katholisch werden, wird nicht gefordert; ebensowenig wie die Neuordination von ordinierten ortho-doxen Priestern. Orthodoxe Christen können, falls sie es wünschen, in ka-tholischen Kirchen die Sakramente empfangen; umgekehrt katholische Christen in orthodoxen Kirchen, falls kein katholischer Priester zur Verfügung steht. Die Mischehen zwi-schen katholischen und orthodoxen Christen sind gültig, auch wen sie nicht in einer katholischen Kirche geschlos-sen sind. Gemeinsame Benutzung von Kirchen ist erlaubt.

4. Über die nichtchristlichen Religionen

In der Vergangenheit: Die Weltreli-gionen waren vor allem Objekt der mis-sionarischen Eroberung und der nega-tiv-polemischen Auseinandersetzung. Feindschaftlich war das Verhältnis zu den Mohammedanern und besonders zu den Juden. Der nationalsozialis-tische Antisemitismus wäre unmöglich gewesen ohne den jahrhundertelan-gen Antisemitismus der christlichen Kirchen. In Zukunft: 1. Alle Völker mit ihren verschiedenen Religionen bilden eine Gemeinschaft: Auf verschiedene Weise versuchen sie zu antworten auf die-selben Lebensfragen. Wenn auch die Kirche in Christus und seiner Botschaft die Fülle der Wahrheit erkennt, verwirft sie deswegen nichts von dem, was in anderen Religionen wahr und heilig ist

- Strahlen der einen Wahrheit, die alle Menschen erleuchtet. In Gespräch und Zusammenarbeit sollen die Christen die geistigen, sittlichen und kulturellen Werte der anderen Religionen anerken-nen und fördern.2. Mit Hochachtung schaut die Kirche auf Hinduismus, Buddhismus und be-sonders den Islam, der mit ihr den einen Gott anbetet und Jesus, den Propheten, ehrt. Die Feindschaft zwischen Christen und Islam muß Verstehen und gemeinsamem Einsatz für sozi-ale Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit Platz machen. 3. In einzigartiger Weise ist die Kirche mit der jüdischen Religion verbunden: Auf Israels Väter und heilige Schriften beruft auch sie sich. Aus Israel sind Jesus und die junge Kirche hervor-gegangen. Auch wenn der Großteil der Juden Jesus als Messias abge-lehnt hat, sind sie nicht von Gott ver-flucht. Sie bleiben sein auserwähltes Volk. Jesu Tod kann weder allen da-maligen noch erst recht allen heutigen Juden angerechnet werden. Predigt, Katechese, Studien und Gespräche sollen der gegenseitigen Kenntnis und Hochschätzung helfen. Alle Erscheinungen des Antisemitismus beklagt die Kirche. Sie verwirft jede Diskriminierung um Rasse, Farbe, Stand oder Religion willen. Sie bekennt sich zur Brüderlichkeit aller Menschen unter dem einen Vater.

(Fortsetzung folgt)

Am 11. Oktober 1962 begann das Zweite Vatikanische Konzil, das Papst Johannes XXIII. einberu-fen und Paul VI. zum Abschluss ge-bracht hat. Wir geben aus diesem Anlass eine Stellungnahme wieder, die die Karmel-Stimmen 1966 von Hans Küng als Konzilstheologen ein-geholt haben. Gleichzeitig möchten wir an die neun Mitbrüder – sieben Bischöfe, einen Konzilstheologen und den Ordensgeneral – erinneren, die am Konzil teilgenommen haben.

Gewiß, es ist noch dieselbe Kirche. Und doch ist es eine neue Kirche, die aus dem 2. Vatikanischen Konzil hervorgegangen ist! Erst in einigen Jahrzehnten wird man dies richtig ab-schätzen können. Das unscheinbare Konzil von Trient vermochte vier Jahrhunderten den Namen zu geben: das Tridentinische Zeitalter. Seit dem Vatikanum II ist die-ses Zeitalter der Gegenreformation, der Defensive, Polemik, der Eroberung der anderen abgelaufen – trotz aller blei-benden Widerstände. Ein neues, hoff-nungsvolleres Zeitalter hat begon-nen: ein Zeitalter der konstruktiven Erneuerung auf allen Gebieten des kirchlichen Lebens, der verständigen Begegnung und Zusammenarbeit mit der übrigen Christenheit, den Juden und den anderen großen Religionen, mit der modernen Welt. Was dies konkret bedeutet, zeigen am besten die 16 Dekrete, die das Konzil in mehrjähriger Arbeit verabschiedet hat und die die Stützpfeiler der neu-en Kirche sein werden. Sie haben ver-schiedene Tragkraft. Und es ist ein

Wagnis, ihre wichtigsten Resultate in Kürze ohne Präzisierung wiederzuge-ben. Manches an ihnen ist unvollkom-men und wird sich als vorläufig erwei-sen, manches ist Geröll und Geschiebe der langen Geschichte der katholischen Kirche. Sie sind alle Dokumente eines kirchengeschichtlichen Übergangs in denen aber doch das Neue, Bessere deutlich zum Leuchten kommt. Auf dieses Neue soll unsere Übersicht, die notwendigerweise schematisieren muß, ausgerichtet sein.

1. Über die Religionsfreiheit

In der Vergangenheit: Religionsfreiheit und Toleranz wurden als verderbliche Produkte des mondernen Zeitgeistes gebrandmarkt. Der Irrtum habe kein Recht. Er sei, wo immer praktisch mög-lich, zu unterdrücken. Während man für die katholische Kirche Freiheit forderte, verweigerte man gerade in den katholischen Ländern andern Religionsgemeinschaften dieselbe rei-heit.In Zukunft: 1. Jeder Mensch hat das Recht auf Religionsfreiheit: Es ist in der Würde der menschlichen Person be-gründet, daß der Mensch ungehindert von allem Zwang, gerade in religiösen Dingen, privat und öffentlich, als einzel-ner und in Gemeinschaft, nach seinem Gewissen handeln darf. 2. Jede Religionsgemeinschaft hat das Recht auf ungehinderte öffent-liche Religionsausübung nach ih-ren eigenen Gesetzen; frei soll sie sein in bezug auf ihren Gottesdienst, die Auswahl, Ausbildung und Ernennung ihrer Pastoren, den Verkehr mit den Kirchenleitungen und den übrigen Gemeinden in aller Welt, die Errichtung von Kultgebäuden und den Besitz mate-riellen Gutes, das öffentliche Zeugnis für ihren Glauben in Wort und Schrift (außer dies geschehe mit unlauteren Mitteln), die Mitgestaltung des gesellschaftlichen Lebens. 3. Von Gesellschaft, Staat und Kirche muß die Religionsfreiheit geschützt und gefördert werden: Wo auf Grund der geschichtlichen Entwicklung ei-ner bestimmten Religionsgemeinschaft eine besondere rechtliche Stellung zu-erkannt wird, muß zugleich allen Bürgern und Religionsgemeinschaften das Recht auf Religionsfreiheit zu-

erkannt und geschützt werden. Daß auch die freie Religionsausübung durch die Rechte der anderen und das Gemeinwohl beschränkt ist, darf nicht dazu führen, daß der Staat will-kürlich oder parteiisch gegen eine be-stimmte Religionsgemeinschaft vorgeht.Grundsätzlich gilt in der menschlichen Gesellschaft: So viel Freiheit als mög-lich, so viel Beschränkung als notwen-dig. Tritt die Kirche heute anders oder früher für Religionsfreiheit ein, folgt sie dem Evangelium Christi.

2. Über die Ökumenische Bewegung

In der Vergangenheit: Den heißen Kriegen der Konfessionen waren die kalten Kriege gefolgt, mit Feder und Zunge geführt. Selbstgerecht die eigene Kirche vor Kritik verschonend, kannte man die anderen nur von ihrer schlech-testen Seite. Ignoranz, Abneigung, Vernachlässigung des gemeinsamen Erbes, Polemik und Kampf im theolo-gischen und gesellschaftlichen Bereich - dies alles war gegenseitig!In Zukunft: 1. Anerkennung der ka-tholischen Mitschuld an der Kirchen-spaltung und Notwendigkeit der steten Reform: Bitte um Verzeihung gegen-über den anderen Christen, Erneuerung der eigenen Kirche in Leben und Lehre nach dem Evangelium. 2. Anerkennung der anderen christ-lichen Gemeinschaften als Kirchen: Die anderen Christen werden nicht nur als einzelne, sondern als Gemeinschaften, und nicht nur als ir-gendwelche, sondern als kirchliche

Avertan Albers, Bischof in Malang, Indone-sien (Heimatprovinz: Niederlande)

Donal Lamont, Bischof in Umtali (heu-te Mutare), Rhodesien (heute Simbabwe), (Heimatprovinz: Irland)

P. Bartolomeo Xiberta, Konzilstheologe (Heimatprovinz: Katalonien)

Telesforo Cioli, Bischof in Arezzo, Italien (Heimatprovinz: Rom)

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KARMEL-KONTAKTNr. 111 – Ostern 2012

Hrsg.: Provinzialate der Ober- und Niederdeutschen Provinz der KarmelitenRedaktionsanschrift: Karmel-Kontakt, Karmelitenplatz 1, 96049 Bamberg

Redaktion: P. Stephan Panzer OCarm (Oberdt. Prov.)P. Matthias Brenken OCarm. (Niederdt. Prov.)Foto-Nachweis: KK-Archiv

Druck: Druckerei Distler, HirschaidE-Mail: [email protected]

Konten für Unkostenbeiträge und Spenden:Karmel-Kontakt Bamberg, LIGA Bamberg,(BLZ 750 903 00) Kto: 900 4360Für Spenden aus der EU BIC: GENODEF1MO5 IBAN: DE26 7509 0300 0009 0043 60. Karmel-Kontakt Hamminkeln-Marienthal, Darlehens kasse Münster (BLZ 400 60 265), Kto: 3 788 201Für Spenden aus der EU BIC: GENODEM1DKMIBAN: DE45 4006 0265 0003 7882 01

Die Besetzung der Konvente in der Niederdeutschen Provinz Sr. Carmela Wassenberg70 Jahre ProfessSr. Carmela stammt aus Boekel bei Eindhoven (Niederlande). Sie trat 1940 in den Karmel St. Josef in Boxmeer (Niederlande) ein, wo sie am 30. 4. 1942 ihre Gelübde ablegte. Als 1949 ein neues Karmelitinnenkloster in Schlüsselau bei Bamberg gegründet wurde, war sie mit dabei. 1961 ging sie dann nach Duisburg, wo wiederum ein neues Kloster der Schwestern gegrün-det wurde. In Duisburg hat sie viele Jahre das Leben der Gemeinschaft ge-teilt und aktiv mitgestaltet. Im Konvent nahm sie lange Zeit das Amt der Priorin wahr. Für andere zu beten – das hat Sr. Carmela immer als ihre wichtigste Aufgabe als Karmelitin gesehen. 2002 zog sie mit drei weiteren Schwestern nach Essen-Schuir in das Mutterhaus der Elisabeth-Schwestern um, wo der kleine Konvent der Karmelitinnen jetzt schon zehn Jahre besteht. Im Rückblick auf die verschiedenen Stationen ihres Lebens im Orden sagt Sr. Carmela: „Ich habe mich im Karmel immer zu Hause gefühlt“. – Wir danken Sr. Carmela für ihr Gebet und wünschen ihr weiterhin eine gesegnete Zeit im Orden!

Br. Manfred Grossardt50 Jahre ProfessBr. Manfred wurde 1937 in Kamp-Lintfort geboren und trat 1960 dort in den Karmel ein. Er legte am 10. 5. 1962 seine Erste Profess ab und kam danach ins Kloster Wegberg, wo er in Hausarbeit, Pforte und Küche sei-nen Dienst tat. 1964 wechselte Br. Manfred nach Mainz, wo er 21 Jahre den Dienst an der Klosterpforte ver-sah. Durch seine Freundlichkeit und seinen Humor wurde er in dieser Zeit zu einer Art „Aushängeschild“ des Mainzer Klosters. Viele Menschen fan-den in ihren Anliegen und Sorgen bei

ihm Gehör und Zuwendung. Außerdem schaffte er im Konvent eine häus-liche Atmosphäre und war viele Jahre Subprior. Im Dezember 1985 ging Br. Manfred nach Marienthal, um dort die Neugründung des Konvents am 8. Mai 1986 vorzubereiten. Hier lebt er bis heute, ist Subprior und versieht viele Dienste im Haus. Als exzellenter Koch sorgt er für die Brüder und die Gäste. In der Pfarrei pflegt er viele Kontakte und ist Präses des Kirchenchores. „In den 52 Klosterjahren“, sagt Br. Manfred, „durfte ich immer Aufgaben verrichten, die meinem Naturell entsprachen – und so konnte ich mich – als „Hausmann“ – auch in den 4 verschiedenen Konventen zu Hause fühlen. Ich hatte also mehr Glück als Verstand – Glück als Gnade verstanden!“

P. Theo Kropman50 Jahre ProfessP. Theo wurde 1942 in Nimwegen ge-boren und besuchte - wie viele an-dere Mitbrüder - das Gymnasium in Zenderen/Niederlande. 1961 trat er in Kamp-Lintfort in den Karmel ein und legte am 10. 5. 1962 seine Erste Profess ab. Er studierte im Anschluss daran Philosophie an unserer Hochschule in Wegberg. Nach der Ewigen Profess wechselte er zum Studium der Theologie nach Mainz. 1968 wurde er in Nimwegen zum Priester geweiht. P. Theo kam nach Wegberg und war von 1970 bis 1982 Religionslehrer am Städtischen Jungengymnasium (heute: Cusanus-Gymnasium) der Stadt Erkelenz. In dieser Zeit war er Landeskurat der Pfadfinderschaft St. Georg und seit 1975 auch Seelsorger im Kinderheim Schloss Dilborn. 1983 übernahm P. Theo die Leitung des Edith-Stein-Hauses in Kamp-Lintfort. Der Schwerpunkt sei-

ner Aufgabe war die Durchführung von Tagen religiöser Orientierung mit den Jahrgangsstufen 9 – 13 aller Schulformen und Besinnungstagen mit Schulklassen der Jahrgangsstufen 5. und 6. 1995 wurde P. Theo Pfarrer in den Gemeinden St. Nikolaus, Heinsberg-Waldenrath und St. Mariä Rosenkranz, Heinsberg-Straeten. Für einige Jahre übte er das Amt des stellvertretenden Dechanten aus. Seit 2010 ist er Subsidiar in der Gemeinschaft der Gemeinden in Wegberg.

Verstorben: Dorothea Hilbig TOCarmDorothea Hilbig wurde am 10.01.1931 in Neurode, Grafschaft Glatz, gebo-ren. Nach Krieg und Vertreibung be-stand sie das Abitur und begann ein Lehramtsstudium. Als Lehrerin war sie zunächst in der Hauptschule, spä-ter in der Sonderschule tätig. Sie trat 1962 in Essen-Heidhausen in den Dritten Orden des Teresianischen Karmel ein und legte am 30.10.1963 in Wattenscheid-Höntrop ihre Profess ab. 1973 wurde sie Priorin der Essener Karmelgemeinde und hat viele Jahre diese Aufgabe wahrgenommen. 1996 wechselte sie zum Stammorden der Karmeliten, wo sie in Köln am 19.03.96 in den Dritten Orden auf-genommen wurde und ihre Profess ablegte. Wenig später kam es am 9.03.1997 zur Gründung der Karmelgruppe Bottrop, die sie über Jahre hin leitete und zu einer Drittordensgruppe formte. Ebenso baute sie eine Karmelgruppe in Kevelaer auf. Dorothea Hilbig starb am 30.12.2011 und wurde auf dem Friedhof in Gladbeck-Mitte beerdi-gt. Für ihre Liebe zum Karmel und für den engagierten Einsatz für den Dritten Orden sind wir ihr sehr dankbar.

KölnSt. JosefBesetzt seit 1954

KarmeliterklosterKlarastr. 1750823 KölnP. Pankraz Ribbert, PriorP. Angelinus Pots P. Dr. Georg GeisbauerP. Viktor HegerFr. Bernd Schulte – Brandkamp (Wesseling)

Duisburg Mutter vom guten RatBesetzt seit 1960

KarmeliterklosterKarmelplatz 747051 DuisburgP. Wilfried Wanjek, ProvinzialP. Hermann Olthof, PriorP. Anton BeemsterboerP. Hermann Luttikhuis (Uelsen)P. Theo Kropman (Wegberg)P. Theodardus Megens (Erkelenz)

MarienthalSel. Titus BrandsmaBesetzt seit 1986

Karmeliterkloster MarienthalAn der Klosterkirche 846499 HamminkelnP. Matthias Brenken, PriorP. Peter SchröderFr. Manfred Grossardt

Mainz Hl. Therese von Lisieux 1285-1802Wiederbesetzt seit 1924

KarmeliterklosterKarmeliterstr. 755116 MainzBrüder aus der Niederdeutschen Provinz:P. Martin Segers, PriorP. Kleophas LondemanP. Dr. Leo GroothuisFr. Helmut JanygaP. Josef KemperP. Lorenz van Rickelen

Fr. Dr. Andreas ScholtenP. Egbert Rijpkema (Bechtheim)Fr. Toni Braun (Lambrecht)P. Klemens Raczek (Mainz)Brüder aus der Oberdeutschen Provinz:Fr. Ambrosius MührFr. Günter BenkerFr. Torsten RolfesFr. Tobias Kraus (Rom)Brüder aus anderen Provinzen:P. Augustinus Sota (Indonesien)

Schwesternkonvent in EssenBesetzt seit 2002

Konvent der KarmelitinnenSchuirweg 10745133 EssenSr. Carmela Wassenberg, PriorinSr. Angela TolksdorfSr. Baptista Melten

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