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Rundbrief für den Freundeskreis der Karmeliten Weihnachten 2010 / Nr. 107 Heilige Nacht Lautlos legte er ein Kind in die Mitte und ging wieder fort. Nur ein Kind und etwas Stroh: Mehr sagte er nicht. Er tat es im Vertrauen auf dessen Mutter, und im Vertrauen auf uns Menschen. Nur ein Kind und etwas Stroh: Mehr sagte er nicht. Es wimmerte vor sich hin und bewegte doch die Welt. Es schlug die Augen auf, und alle staunten. Es ballte seine Händchen, da spürte jeder seine Ohnmacht. Es versuchte zu lächeln, da ging allen ein Licht auf. Nur ein Kind und etwas Stroh: Mehr sagte er nicht. Dieses Kind gab ihnen Macht, Kinder Gottes zu werden. Heiliges Schweigen umgab das Wort des ewigen Vaters. Doch alle, die kamen, erkannten und verstanden und beteten an. Jeder spürte in seinem Herzen: Es ist Heilige Nacht. Liebe Leser und Freunde, unser Titelmotiv entstammt dem Weihnachts fenster aus der Klosterkirche Marienthal. 1926 von Anton Wendling geschaffen zeigt es in nüchterner Gestalt das Geheimnis, das uns in diesen Tagen vor Augen tritt: Gott ist Mensch geworden für uns! So wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und Gottes Segen im neuen Jahr Ihre Karmeliten

Heilige Nacht - Karmeliten

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Rundbrief für den Freundeskreis der Karmeliten Weihnachten 2010 / Nr. 107

Heilige NachtLautlos legte er ein Kind in die Mitteund ging wieder fort.Nur ein Kind und etwas Stroh:Mehr sagte er nicht.

Er tat es im Vertrauenauf dessen Mutter,und im Vertrauen auf uns Menschen.Nur ein Kind und etwas Stroh:Mehr sagte er nicht.

Es wimmerte vor sich hinund bewegte doch die Welt.Es schlug die Augen auf,und alle staunten.Es ballte seine Händchen,da spürte jeder seine Ohnmacht.Es versuchte zu lächeln,da ging allen ein Licht auf.

Nur ein Kind und etwas Stroh:Mehr sagte er nicht.

Dieses Kind gab ihnen Macht,Kinder Gottes zu werden.

Heiliges Schweigen umgabdas Wort des ewigen Vaters.Doch alle, die kamen,erkannten und verstandenund beteten an.

Jeder spürte in seinem Herzen:Es ist Heilige Nacht.

Liebe Leser und Freunde,unser Titelmotiv entstammt dem Weihnachts­fenster aus der Klosterkirche Marienthal. 1926 von Anton Wendling geschaffen zeigt es in nüchterner Gestalt das Geheimnis, das uns in diesen Tagen vor Augen tritt: Gott ist Mensch geworden für uns! So wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und Gottes Segen im neuen Jahr Ihre Karmeliten

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Ich erinnere mich noch sehr ge­nau an die Fahrt vor 25 Jahren zur Seligsprechung von P. Titus Brandma nach Rom. Ach ja: Mein Name ist Hans­Josef Rosen und ich bin immer noch Stammesleiter des Pfadfinderstammes Titus Brandsma in Wegberg. Wir, das bin ich, mein Sohn Michael (9 Jahre) und weitere 15 Pfadfinder des Stammes. Wir fuhren also, überwiegend junge Leute, mit dem Jugendbus Nr. 22 von Wegberg nach Rom. Rom, die ewi­ge Stadt, die heilige Stadt – keiner von uns hatte überhaupt eine Ahnung, was uns da alles erwartet. Wir waren im Bus ein lustiges Völkchen aus Pfadfindern, die katholische Jugend aus Wegberg­Klinkum und Weg­berg­Tüschenbroich und ein paar ältere Mitreisende (Väter und Mütter). Wir wollten jedenfalls Spaß haben.

1. NovemberFrüh ging es in Wegberg los, denn wir mussten um 9.30 Uhr in Mainz sein, um uns den Pilgersegen während eines feierlichen Pontifikalamtes mit Bischof Dr. Karl Lehmann abzuholen. Dann ging es erst richtig los. Unser Bus Nr. 22 und ich weiß nicht mehr, wie viele Busse von Mainz aus starteten. 16 Uhr: Ankunft in Dachau – immer noch gute Stimmung. Dann das KZ­Dachau: Es ist gegen 17 Uhr. Wir ste­hen auf dem Appell­Platz des KZs. Es ist halbdunkel, nieselnd und kalt, Stimmung gedrückt. Wir sehen auf ein großes Tor, darauf steht: „Arbeit macht frei“. Welch ein Hohn! Wir ste­hen auf dem Platz. Stille. Nieselregen geht durch und durch, kalt. Ich mei­

ne, ich höre Menschen schreien. Viele Menschen schreien. Es ist kalt und nieselt. Was ist das? Fühle ich das nur alleine? Oder die Anderen auch? Tränen steigen in meine Augen. (Auch heute noch, auch jetzt, wo ich den Bericht schreibe.) Es ist so, als ob eine Glocke von schreienden Seelen über dem Appell­Platz hängt. Ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Lichterprozession zur Kapelle auf dem KZ­Gelände.20 Uhr: Hotel­Belegung und Abend­essen, gemütliches Beisammensein und Kennenlernen der anderen Teilnehmer/innen. Stimmung etwas gedrückt.

2. November8 Uhr: Frühstück, Weiterfahrt nach Italien. Auf der Fahrt werden Kirchen­lieder gesungen, Einstimmung auf Rom.20 Uhr: Gottesdienst in der Karme­li ter kirche in Rom. Wir stehen mit 3 Pfadfinder­Bannern am Altar. Große Lichterprozession: Wir als Pfadfinder durften sie anführen. Die Banner, unse­re Pfadfinder und ich weiß nicht mehr, wie viele 1000 Menschen hinter uns, zum Damasushof (Vatikan) gingen. Mussten an der Treppe unsere Banner abgeben (aus Sicherheitsgründen). Sie werden von einem Schweizer Gardisten bewacht. Ein erhebendes Gefühl, wir, der Papst oben und wir un­ten. Unsere Pfadfinder stimmten dann das Halleluja von Taizé an und alle fie­len mit ein. Es war ein wahnsinniges Erlebnis. Wir wurden dann nach der Allerheiligen­Litanei von der Garde leicht bedrängt, um den Damasushof zu verlassen. Holten auf der Wache der

25 Jahre Seligsprechung von Titus BrandsmaSchweizer Garde unsere Banner wieder ab. Transfer zum Hotel.

3. NovemberNach dem Frühstück Bustransfer zum Peterplatz zur Seligsprechung im Peters dom mit Papst Johannes Paul II. – wir und tausende Menschen. Anschließend Angelus auf dem Peters­platz, Papst­Segen. Dann zur Papst­Audienz in der neuen Audienzhalle. Da einige von uns vorn in der ersten Reihe standen, hatten sie die Möglichkeit, dem Papst die Hand zu schütteln. Unter anderem bat ich den Papst Johannes Paul II., unser Stammesbanner, wo­rauf der Name Titus Brandsma stand, zu segnen. Ich weiß bis heute noch nicht, wie ich dazu den Mut fand. Als Geschenk überreichte ich ihm das Stammeswappen unseres Stammes. Im Nachhinein muss ich sagen, der Papst strahlte ein sagenhaftes Charisma aus. Er war schon ein einmaliger Mensch. Danach Besichtigung von Rom. Wir, die im Jugendbus saßen, trafen uns um 20 Uhr zu einer internationalen Begegnung der Jugend mit Karmeli­tern aus aller Welt im Jugendzentrum am Petersplatz. Ich weiß nicht mehr, wieviele Priester und Bischöfe wir an diesem Abend getroffen, gesprochen und mit ihnen gesungen haben.

4. NovemberRom­Rundfahrt: Besichtigung vom Ko­los seum, Forum Romanum u.v.m. Die Hauptattraktion war die Besichtigung des Petersdomes und der Kuppel mit dem herrlichen Ausblick über die Ewige Stadt. Abends machten wir Rom unsi­cher. Man ging zum Trevi­Brunnen und aß dort eine riesige Pizza – ich jedenfalls.

5. NovemberGepäck ist verstaut. Nach dem Früh­ stück im Hotel Fahrt zur Karme li­terkirche S. Martino ai Monti, der Kirche beim Sitz des Generalpriors des Karme literordens. 9 Uhr: heilige Messe zu Ehren des neuen „Seligen Titus Brandsma“. Anschließend Abfahrt von Rom über die Strada del Sole über Mailand. Treffen uns zum letzten ge­mütlichen Beisammensein im Hotel. Wir lassen alle Eindrücke noch einmal an uns vorbeiziehen. Adressen wer­den getauscht, Freundschaften sind ge­schlossen worden. Bischof ter Schure von Rotterdam trägt die Bitte um Seligsprechung vor.

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6. NovemberNach dem Frühstück treten wir die Heimreise an. Jede Gruppe fährt zu ih­rem Heimatort direkt zurück.

Fazit:Diese Reise war für die Jugendlichen ein einmaliges Erlebnis. Für einen 9­jährigen, wie meinen Sohn Michael als jüngstem Teilnehmer, war die Kommunion durch den Papst wahr­scheinlich ein normales Ereignis. Für mich selber, um noch einmal auf das Erlebnis in Dachau zurückzublicken: So etwas darf es nie mehr geben, dass Menschen mit Menschen so umgehen.

Hans-Josef Rosen

Pilgrimage of Hope„Pilgrimage of Hope“ (Wallfahrt der Hoffnung) – unter diesem Motto öff­neten die europäischen Karmeliter erst­mals ihre Tore und luden Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren aus Schulen, Pfarreien und anderen Einrichtungen, die der Orden betreut, ein, um in Sassone bei Rom über die nationalen Grenzen hin­weg den Geist des Karmels zu entde­cken und zu erleben. So hieß es in der Einladung, der ca. 200 Jugendliche aus 13 Nationen Europas folgten und die Woche vom 19. – 25. Juli 2010 in der

„ewigen Stadt“ – Rom – verbrachten. Der Generalprior Fernando Millán Romeral und das Organisationsteam begrüßten die große Gruppe im „Il Carmelo“, einem karmelitanischen Bildungshaus für religiöse Konferenzen in Sassone. Die deutsche Gruppe, unter der Leitung von Frater Andreas H. Scholten, reiste mit 11 Personen an, darunter auch drei Jugendliche aus dem Dämmerwald: Marina Delsing, Lukas Schulte und Laura Steinkamp. Alle drei gehören zur Marienthaler Kirchengemeinde und wurden so auf die Pilgerfahrt aufmerk­sam. Bevor es allerdings Richtung Rom ging, traf sich die deutsche Gruppe für 4 Tage mit den Gruppen aus den Niederlanden und Litauen im Mainzer Karmeliterkloster, um sich schon vor­her besser kennenzulernen. Gemeinsam ging es dann am frühen Morgen des 19. Juli nach Rom. Dort hieß es dann für die Jugendlichen eine Woche lang neue Leute treffen, sich über den Glauben und Erfahrungen aus­

tauschen, an täglichen Gottesdiensten teilnehmen, beten, internationa­le Gruppenarbeit, Spiel, Spaß und Gesang, Pasta essen, aber auch schwit­zen bei täglich knappen 40 °C. Trotz des straffen Zeitplanes und den zahl­reichen Besichtigungen von Kirchen und anderen Sehenswürdigkeiten Roms blieb genug Zeit, beim gemütlichen Zusammensitzen neue Kontakte zu knüpfen, bis tief in die Nacht zusammen zu musizieren und über Sprachbarrieren hinweg im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen und Füßen über Gott und

die Welt zu debattieren. Mittendrin und immer dabei waren die Karmeliter, die sichtlich Spaß und Freude an der lo­ckeren Atmosphäre fanden. Auch ein christliches Konzert im Kloster fand große Begeisterung und war ein vol­ler Erfolg. Zum Ende hin forderte der Generalprior die Jugendlichen auf, der Zukunft mit Hoffnung und Begeisterung entgegen zu treten, das Wort Gottes in die Welt zu bringen und ehrlich, provokativ und kreativ an der Gemeinschaft und an dem Aufbau der karmelitanischen Familie zu arbeiten. Die Pilgerfahrt nach Rom war für alle Beteiligten etwas ganz Besonderes. Jeder Einzelne kehrte mit neu­en Freundschaften, Erfahrungen und Eindrücken in seine Heimat zurück. Jetzt wird dem Weltjugendtag in Madrid 2011 gespannt entgegen gesehnt, wo ein Wiedersehen der Teilnehmer geplant ist. Mehr Informationen und Fotos gibt es auf der Homepage der Pilgerfahrt: http://www.hoperome.ocarm.org

Laura Steinkamp

Verstorbene Leser und Freunde

Maria Amler, WürzburgAnton Appel, Bad NeustadtHildegard Behr, Obergreuth

Fr. Berg, TrierJohann Betz, Eggolsheim

Anna M.Böhmer, BambergK. A. Detsch, StockheimBetti Dütsch, Ebensfeld

Marga Feulner, ScheßlitzJosef und Anneliese Fritsch, Cochem

Dora Hager, SchönbrunnHermann Häselhoff, Kamp-LintfortRosina Heidenreich, Burgwindheim

Josef Hoffmann, TrierFrieda Knorr, Forchheim

Nikolaus Kraus, LichtenfelsMartin Kugler, Neunkirchen

Paul Kurz, ButtenheimGertrud Kynast, Dinslaken

Sr. Joachima Marga, XantenJohann Messer, Neukirchen

Ottilie Nägel, ErlangenMarianne Oppelt, Bamberg

P. Puth, KoblenzProf. Hans-Joachim Richter, Mainz

Dora Ringelmann, HöchstadtSiegfried Sponsel, Ebermannstadt

Dr. Martin Steinkuhl, BreisachMelchior Then, TrosdorfMargarete Uhl, ErlangenBetty Werner, BambergMaria Zarte, Bamberg

Wir gedenken der Verstorbenen in der Feier der Eucharistie.

Gott schenke ihnen Leben in Fülle!

Die deutsche Gruppe bei der „Wallfahrt der Hoffnung“.

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KARMEL-KONTAKTNr. 107 – Weihnachten 2010

Hrsg.: Provinzialate der Ober- und Niederdeutschen Provinz der KarmelitenRedaktionsanschrift: Karmel-Kontakt, Karmelitenplatz 1, 96049 Bamberg

Redaktion: P. Stephan Panzer OCarm (Oberdt. Prov.)P. Matthias Brenken OCarm. (Niederdt. Prov.)Foto-Nachweis: KK-Archiv

Druck: Druckerei Distler, HirschaidE-Mail: [email protected]

Konten für Unkostenbeiträge und Spenden:Karmel-Kontakt Bamberg, LIGA Bamberg,(BLZ 750 903 00) Kto: 900 4360Für Spenden aus der EU BIC: GENODEF1MO5 IBAN: DE26 7509 0300 0009 0043 60. Karmel-Kontakt Hamminkeln-Marienthal, Darlehens kasse Münster (BLZ 400 60 265), Kto: 3 788 201Für Spenden aus der EU BIC: GENODEM1DKMIBAN: DE45 4006 0265 0003 7882 01

Am 8. September 2010 konnte P. Wil­fried Wanjek auf 25 Jahre Profess in unserem Orden zurückblicken. Er schreibt dazu: Die ersten Gelübde habe ich 1985 in Kamp­Lintfort abgelegt. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie in Mainz trat ich meine erste Stelle als Kaplan in der Pfarrei St. Peter/ St. Emmeran in Mainz an. Meine Aufgabe war auch hier schon die Jugendarbeit. Danach arbeitete ich mehr als 9 Jahre mit viel Freude in unserer Jugendbildungsstätte, dem Edith­Stein­Haus in Kamp­Lintfort. Die „Tage religiöser Orientierung“ für Schulklassen der Jahrgangstufen 9­13 forderten mich und unser Team immer wieder neu heraus. Wir versuchten uns den Fragen und Anfragen der Jugendlichen zu stel­len. Nach der Schließung des Edith­Stein­Hauses beauftragte mich das Bistum Münster mit dem Aufbau der „Tage religiöser Orientierung“ an der Jugendbildungsstätte St. Michael­Turm in Schaephuysen. In der kleinen Kommunität in Duisburg, in der ich seit 1995 lebe, entstand das Projekt der „Karmel­Kommunität“. Ordensleute und Laien, Männer und Frauen ver­schiedenen Alters und in verschiede­nen Berufen gestalten ihren Alltag und gemeinschaftliches Leben aus dem Glauben und in der Spiritualität des Karmel. Hier fühle ich mich wohl und zuhause.

P. Wilfried Wanjek25 Jahre Profess

Gespräch auf einer breiten BasisProvinztag in Bamberg

P. Godehard, Fr. Andreas und P. Claudemir – ein Bild der Einheit.

Seit 2005 bin ich Provinzial der Niederdeutschen Provinz der Karme­liter. Meine neuen Heraus forderungen sind seitdem die Veränderungen in unserer Gesellschaft und in un­serer Kirche, die auch an unserer Ordensgemeinschaft nicht spurlos vorbeigehen, sowie die Begleitung der jungen Mission in Kamerun, die in den letzten 10 Jahren hoffnungsvoll gewachsen ist. An der Spiritualität des Karmel begeistert mich im­mer wieder aufs Neue die besondere Spannung zwischen actio und contem­platio, die ich für mich auch wieder finde in den Vorbildern des Karmel in Maria und in Elija.

31 Brüder aus allen 8 Konventen des Karmel in Deutschland trafen sich am 20. September in Bamberg, um einer gemeinsamen Zukunft der Ober­ und Niederdeutschen Provinz näherzukom­men. Ging es beim ersten Provinztag im Mai in Mainz vor allem um die Situation in Deutschland – mit der ge­meinsamen Ausbildung, gemeinsamen Projekten und den rechtlichen Aspekten einer Vereinigung –, so rückten nun unsere Missionen in den Vorder­grund. Provinzial P. Dieter skizzierte das Engagement der Oberdeutschen Provinz für die Mission mit einem Überblick über die Entwicklung der St.­Thomas­Provinz in Indien, der Generaldelegation in Kenia und un­seres Provinzkommissariates in

Brasilien. Die Anfänge der indischen Provinz liegen bei dem langjäh­rigen Provinzial P. Joseph Kotschner, der 1973 die erste Gruppe indischer Studenten nach Bamberg holte, um sie nach Profess und Priesterweihe in ihre Heimat Kerala zurückkehren zu lassen. Seit dem 16. Juli 2007 sind die Inder nun als eigene Provinz ver­fasst, haben ihre Mutterprovinz zah­lenmäßig bereits übertroffen und sind in Deutschland mit P. Sunny Kodiyan als eigenem Regionaloberen und 13 Mitbrüdern in der Seelsorge prä­sent. Die Generaldelegation Kenia geht auf die Initiative des dama­ligen Generalrates Anthony Scerri aus dem Jahr 2000 zurück. Sie vereinte Mitbrüder aus der Provinz Katalonien,

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Arago­Valentina und Indien zu einem gemeinsamen Unternehmen. Für ihre Zukunft gilt wohl der Wunsch, den General P. Fernando bei der Errichtung zur Generaldelegation ar­tikuliert hat: „Hoffen wir, dass die­se Präsenz des Karmel in Afrika für die Ausbreitung unseres geliebten Ordens auf diesem Kontinent frucht­bar sein wird. Wir rechnen weiter mit euerer Hilfe.“ Als älteste Tochter der Oberdeutschen Provinz darf das Provinzkommissariat in Brasilien gelten, das 2011 sein 60­jähriges Bestehen feiern wird. Von P. Ulrich Gövert, der schon 1936 im Auftrag des Generals als Novizenmeister für die Pernambuco­Provinz tätig war, bis zu P. Hieronymus Brodka sind es über die Jahre 15 Mitbrüder gewe­sen, die von Deutschland ausgesandt wurden, um die Mission in Brasilien zu entwickeln. Die personelle Stärke des Kommissariates liegt mit um die 30 Mitbrüder bei einer Größe, die die Erhebung zum Generalkommissariat ermöglichen würde, und im kommen­den Januar werden die Mitbrüder er­örtern, ob sie in diese Richtung ge­hen wollen. Als günstig erwies sich, dass P. Claudemir Rozin aus Rom an dem Provinztag teilnahm, nach­dem er das Kommissariat schon beim letzten Provinzkapitel als Delegat vertreten hatte. Zusammenfassend machte P. Dieter im Blick auf alle drei Missionen deutlich, dass sich die Oberdeutsche Provinz ihrer histo­rischen Verantwortung auch weiterhin bewusst sein werde.Für das Engagement der Nieder­deutschen Provinz in Kamerun seit 2001 hatte P. Matthias Brenken eine PowerPoint­Präsentation vorberei­tet. Das Novizitashaus befindet sich in Efoulan, das Studienhaus in Jaunde und ein Pfarrkonvent in Koumou. Dank des starken Nachwuchses ste­hen die Chancen gut, alsbald zu ein­heimischen Ausbildern und gut be­setzten Ausbildungskonventen zu kommen, und es besteht trotz der wei­ten räumlichen Entfernung eine große Nähe zwischen Niederdeutschland und Kamerun. So hat dieser Provinztag nicht zuletzt die Einsicht erbracht: Es gilt, den bisherigen Prozess der Vereinigung auf einer breiten Basis weiterzuführen. Auch Kamerun und Brasilien werden sich dabei einbringen.

P. Stephan Panzer

Wir gratulierenSr. Angela Tolksdorf15.1. 90. Geburtstag

P. Anton Beemsterboer26.1. 70. Geburtstag

Sr. Pia Janko19.2. 80. Geburtstag

Fr. Helmut Janyga12.3. 40 Jahre Profess

P. Viktor Heger14.3. 40 Jahre Profess

Regina Bäumer – P. Michael Plattig (Hg.), Die Gabe der Tränen. Geistliche und psychologische Aspekte des WeinensOstfildern 2010, ISBN 978­3­7867­2836­8, 16,90 €

In der christlichen Tradition gelten Tränen als Gabe: Sie haben heilende und befreiende Wirkung für den Menschen. Denn Tränen bringen etwas zum Vorschein, was sonst verborgen ist, sie drücken etwas aus von dem, was Menschen bewegt. Sie sind eine Reaktion auf das, was dem Menschen in der Welt begegnet, und tragen

sein Inneres nach außen. Tränen sind »das wasser des lebens« (Dorothee Sölle).

Matthias Brenken: Das wahre Licht kam in die Welt –Die Fenster der Klosterkirche Marienthal. Mit Fotos von Andreas Lechtape, Schnell & Steiner Großer Kunst­führer Nr. 262, Regensburg 2010.ISBN 978­3­7954­2457­2

Michael Plattig, Kanon der Spiritualität. 50 große spirituelle Werke beschrieben und erklärt.Münsterschwarzach 2010, ISBN 978­3­89680­477­8, 22,90 €

Das Buch ist ein wichtiger Leitfaden für jeden, der sich spirituell weiterentwickeln möchte. Es nennt und er­läutert Bücher, die man als spiritueller Mensch gera­dezu im Regal haben muss. Michael Plattig wählte für dieses Buch spirituelle Texte aus, die auch noch in 100 Jahren Bedeutung haben werden. Der Professor für

Spiritualität beschreibt zunächst die Autoren und die Zeit und Umstände, in de­nen die Werke entstanden sind. Dann fasst er die Kernaussagen des Inhalts ver­ständlich zusammen und gibt dem Leser eine Fülle von Anregungen und spi­rituellen Impulsen für den eigenen geistlichen Weg. Mit dem Lesetipp gibt er Hinweise dazu, wie der einzelne Text gelesen werden kann und wann sowie in welchen Situationen er weiterhilft. Schließlich nennt er in der Bibliographie die wichtigsten Werkausgaben in deutscher Übertragung, in denen der Originaltext nachgelesen werden kann.Das Buch fasst die Kernaussagen berühmter Texte wichtiger Autoren zusammen: Evagrius Ponticus, Augustinus, Johannes Cassian, Benedikt von Nursia, Bernhard von Clairvaux, Hildegard von Bingen, Franz von Assisi, Bonaventura, Gertrud von Helfta, Meister Eckhart, Johannes Tauler, Martin Luther, Ignatius von Loyola, Teresa von Ávila, Johannes vom Kreuz, Franz von Sales, Romano Guardini, Edith Stein, Karl Rahner, Dietrich Bonhoeffer, Thomas Merton, Roger Schütz und vielen mehr.

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Gemeinde im Wandel Abschied der Karmeliten von Christkönig

„Wenn Zukunft gestaltet und nicht ab­gewartet werden soll, dann müssen kurz­ und mittelfristig Handlungsmög­lichkeiten entstehen. Auf diesem Hintergrund hat die Provinzleitung auf dem Kapitel im Juni 2009 den Antrag zur Schließung des Konvents Christkönig in Fürth zum 31. 08. 2010 eingebracht. Das Kapitel kam zu dem Entschluss, diesem Antrag zu entspre­chen, ....weil wir nicht mehr die Kräfte haben, alles zu können, was wir wol­len.“ So einfach hört sich das in den

Provinzmitteilungen der Karmeliten an, wenn ein Kapitel Kirchengeschich­te in unserer Stadt Fürth zuende geht. Eine Geschichte, die begonnen hat am 1. Oktober 1951, als Pater Gundekar und Pater Remigius im Auftrag ihres Ordensoberen und des Erzbischofs von Bamberg nach Fürth übersiedelten, um im Westen unserer Stadt eine ka­tholische Pfarrei aufzubauen. Zu die­ser Pfarrei gehörten damals 14 Orte im Umkreis von 14 km; (das ist übrigens genau unser heutiger Pfarreienverbund Fürth West). Den Namen gab die klei­

ne Notkirche an der Friedrich Ebert Straße: Christkönig. „Es war kein spektakulärer Auf­ und Einzug der Karmeliten in Fürth, kein offizieller Empfang, keine Vorstellung. Wir ka­men und fingen einfach an. Als erstes feierten wir das heilige Messopfer, er­baten den Segen Gottes für unseren Beginn und um 8 Uhr waren wir schon in der Schule.“ So beschrieb der 1988 verstorbene langjährige Pfarrer von Christkönig P. Remigius den beschei­denen Anfang.

Die Mühen der Patres zeigten Erfolge: nach und nach entstanden unsere drei Kirchen Christkönig, St. Marien in Burgfarrnbach und Hl. Geist in Veitsbronn. Das große Engagement in den sozialen Aufgaben, das gerade in diesem Stadtteil und seinen Vororten gefordert war, schlug sich nieder im Bau und dem Unterhalt von sechs Kindertagesstätten. Viele Jahre hin­durch wurde die Klinikseelsorge aus­schließlich von den Karmelitenpatres geleistet. Dazu kam die geistliche Begleitung der Bewohner von sie­

ben Seniorenheimen, die in unserem Pfarrverbund mit seinen über 12.000 Katholiken angesiedelt sind.

Neben dem Gotteslob in den vielfäl­tigen Formen von Gottesdiensten war das „nahe beim Menschen sein“: ein Anliegen, das den Karmeliten in die­sen 59 Jahren wichtig war. Wenn wir den Bogen spannen vom ersten Pfarrer Pater Gundekar bis hin zu Pater Eduard, den wir nun verabschiedet haben, so gilt für sie alle: Sie haben das Leben mit uns geteilt, unsere Hoffnungen und Freuden, unsere Sorgen, die Trauer und die Angst. Sie haben sich mit ihren ganz unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten eingebracht und da­bei vor allem ihr Herz nicht gespart. So konnten unsere Gemeinden für viele von uns ein Stückchen Heimat und Zuhause werden. Sie alle hatte wohl auch Weihbischof Radspieler im Blick, wenn er im Abschiedsgottesdienst der Gemeinde am 25. Juli 2010 sagte: „Ihr habt eine vorbildliche Art der Seelsorge uns vor­gelebt, eine dienende Art, wie sie Pau­lus in 1 Kor 3.3ff beschreibt: Ihr seid Diener, jeder, wie der Herr es ihm ge­geben hat.... Denn wir sind Gottes Mitarbeiter, ihr seid Gottes Ackerfeld, Gottes Bau. Mit der Gnade, die mir ge­schenkt wurde, habe ich wie ein guter Baumeister den Grund gelegt, ein an­derer baut darauf weiter. Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut.“

Wie können wir als Gemeinde unseren Dank an die Karmeliten abstatten? Wohl am besten, indem wir tun, was sie uns eingeschärft und vorgelebt haben:– Christliche Gemeinde kreist nicht

Birgit Hainz und Günther Sieber überreichen den ehemaligen Seelsorgern die Festschrift.

Der Nachmittag in Burgfarrnbach stimmte heiter-besinnlich auf den Abschied der Karmeliten ein.

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P. Franz Hendrickx

P. Oskar Klingebiel

Fr. Leonard Lütke Glanemann

Am 8. August 2010 verstarb P. Franz

Nach schwerer Krankheit verstarb am 22. September 2010 in Flieden im Alter von 82 Jahren P. Oskar Klingebiel. P. Oskar

Am 28. September 2010 verstarb im Alter von 89 Jahren Fr. Leonard Lütke Glanemann. Fr. Leonard wurde am 12.

wurde am 16. Januar 1928 in Rex, Diözese Fulda, geboren. Er absolvierte eine Lehre als Technischer Zeichner, legte 1956 in Bamberg die Reifeprüfung und 1957 in Straubing die Profess ab. 1961 wurde er in Bamberg zum Priester geweiht. Anfang 1965 übernahm er die Pfarrei Bengel und wechselte in den Konvent Springiersbach. Unter seiner Leitung wurde die Pfarrkirche von Bengel völlig restauriert. 1980 wurde ihm zusätzlich die Pfarrei Kinderbeuern und 1992 die Pfarrei Bausendorf übertragen. 31 Jahre hat P. Oskar in den Alftalgemeinden gewirkt, bis er in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde. 1996 zog er zu seiner Schwester nach Künzell­Dirlos, 2004 in das Pflegeheim St. Katharina in Flieden. Auf seinen Wunsch hin wurde er in der Klostergruft in Straubing beigesetzt.

Januar 1921 in Gronau (Westfalen) geboren. Die Arbeit im väterlichen landwirtschaftlichen Betrieb setzte er nach seiner Schulausbildung fort. Schon von 1933 bis 1940 war er Gehilfe in unserer Bamberger Ökonomie. Nach seiner Zeit beim Reichsarbeitsdienst, im Krieg und britischer Gefangenschaft trat er in unseren Orden ein und legte 1950 in Straubing die Profess ab. Der Klostergarten in Straubing und Bamberg waren fast 40 Jahre lang sein Wirkungsfeld. Nach weiteren 10 Jahren als Mesner der Klosterkirche St. Ägid in Bad Reichenhall kehrte er 1998 nach Bamberg zurück. Die gute Vorbereitung auf seine Sterbestunde war ihm ein wichtiges Anliegen. Unter dem Geläut des Angelusgebetes ist er heimgekehrt und wurde am 2. Oktober 2010 in der Bamberger Klostergruft beigesetzt.

Hendricks nach einer schweren Krebs­erkrankung in Erkelenz. Über seinen Lebenslauf haben wir in der letzten Ausgabe des Karmel­Kontakt berichtet, aber er hat leider den Tag seines Goldenen Professjubiläums im Oktober nicht mehr erreicht. P. Franz war 23 Jahre Pfarrer in St. Vincentius in Wegberg­Beeck und hat diese Aufgabe mit Leidenschaft ausgeübt. Er wollte als Seelsorger Partner und Freund der Menschen sein, denen er den Glauben verkündete. Offen und unkompliziert begegnete er ihnen. In den Tagen seiner Krankheit bereitete P. Franz sich bewusst auf sein Sterben vor und legte alles in Gottes Hände. Er wurde am 13. August 2010 auf dem Friedhof in Wegberg beerdigt.

um sich selbst, sondern erweist sich in der Sorge um die Mitmenschen. Da ist die Zuwendung zu den Kranken, den alten Menschen, den Trauernden der Gemeinde ein wichtiger Aspekt der all­täglichen Seelsorge. Da ist die Arbeit in unseren Kindergärten ein zutiefst sozi­ales und christliches Engagement un­serer Gemeinden, damit Familien mit Kindern einen guten Ort in unserer Gesellschaft finden.– Die Verantwortung für die Weitergabe des Glaubens kann nicht nur Aufgabe des Pfarrers oder der Hauptamtlichen sein, sondern muss immer mehr Sorge der ganzen Gemeinde werden; da brau­chen wir Ideen und Mut, auch neue Wege zu erproben. – Vielleicht müssen wir selber mehr ernst nehmen, was wir doch glau­ben: Gottes Geist macht uns lebendig. Er führt uns immer wieder zusammen zum Lob Gottes, damit wir im Gebet das eigene Leben und das der Mitmen­schen vor Gott hintragen. Das ge­schieht nicht nur in der sonntäglichen Eucharistiefeier; vielleicht müssen wir alt vertraute Gottesdienstformen wie­der für uns entdecken und neue ge­meinsam entwickeln gerade in Zeiten zunehmenden Priestermangels.

„Lasst uns Vertrauen in die Zukunft mitnehmen: Die Menschen unserer Tage brauchen mehr denn je zuvor Christen, die in Aufbruchstimmung le­ben und die bereit sind, Perspektiven zu eröffnen, weil ihnen im hl. Geist ein Mehr an Fantasie für die Lösung anste­hender Probleme gegeben ist.“ Diese ermutigenden Worte schrieb Dekan Georg Dittrich den Christkönigern in ihre Festschrift. Ja, solches Vertrauen verbindet uns mit den Karmeliten des Anfangs von 1951. An uns liegt es nun, dass unsere Gemeinden Orte blei­ben, an denen lebendiges christliches Miteinander erfahrbar ist, weil dort die Frohe Botschaft verkündet und ge­lebt wird. An uns ist es zu bezeugen, was der Prophet Elija nicht nur den Karmeliten ins Herz schreibt: Gott lebt – und wir stehen vor seinem Angesicht. – Solcher Blick aufs eigene Leben und das unserer Gemeinden gibt doch Zuversicht! Renate Schug

PS: Die genannte reichbebilderte Festschrift „Karmeliten in Fürth 1951­2010“ ist bei den Pfarrbüros Christkönig, Burgfarrnbach und Veitsbronn zum Preis von 20 € erhältlich.

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wundersterndu klitzekleiner wundersternhallo!ich kenn dich rausaus den milliarden sternen.

wir sausen los nach bethlehemflieg mit!du weist den wegwir tanken utopien.

ich habe eine traumstationglaub‘s nur!mitten im allauf dir mein einundalles.

mensch bis die sehnsucht landenkannmein stern!ja landen kanndurchträum ich alle sphären.