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DIALOGFORUM NEUES ÖKONOMISCHES DENKEN
Dokumentation
AUFTAKTVERANSTALTUNG, 31. AUGUST 2015
ÖKONOMISCHE BILDUNG UND LEHRE IN NRW UND DEUTSCHLAND – CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN
DÜSSELDORF, 31.08.2015
2
HERAUSGEBER:
VR 11137 Amtsgericht Düsseldorf
GESCHÄFTSFÜHRENDES VORSTANDSMITGLIED:
Prof. Dr. Till van Treeck
WISSENSCHAFTLICHE REFERENTIN BEREICH NEUES ÖKONOMISCHES DENKEN:
Janina Urban
GESCHÄFTSSTELLE:
FWGW e.V.
Forschungsstelle für wissenschaftsbasierte gesellschaftliche Weiterentwicklung e.V.
Kronenstraße 62
40217 Düsseldorf
Telefon: 0211 9945080
E-Mail: [email protected]
LEITER DER GESCHÄFTSSTELLE:
Nikolaus Kowall
ERSCHEINUNGSDATUM:
September 2015
3
Inhalt
INFORMATIONEN ZUR FWGW ................................................................................................................ 4
PROGRAMM ............................................................................................................................................ 5
BEGRÜßUNG UND EINFÜHRUNG ............................................................................................................ 6
IMPRESSIONEN DER VERANSTALTUNG I ................................................................................................. 9
PLURALISMUS IN DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE: WORUM GEHT ES? ............................................... 10
IMPRESSIONEN DER VERANSTALTUNG II .............................................................................................. 20
(SOZIO-)ÖKONOMISCHE BILDUNG IN DER SCHULE ............................................................................... 21
PROJEKTIDEEN DER FWGW ................................................................................................................... 25
IMPRESSIONEN DER VERANSTALTUNG III ............................................................................................. 28
TEILNEHMER_INNENLISTE ..................................................................................................................... 29
4
INFORMATIONEN ZUR FWGW
Die Forschungsstelle für wissenschaftsbasierte gesellschaftliche Weiterentwicklung
e.V. (FWGW)
Die Forschungsstelle für wissenschaftsbasierte gesellschaftliche Weiterentwicklung e.V. (FWGW)
wurde mit Unterstützung des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes
Nordrhein-Westfalen im September 2014 als eigenständiger Verein mit Sitz in Düsseldorf gegründet
und wird derzeit von einem Kollegium von sieben Professorinnen und Professoren geleitet. Aufgabe
und Ziel der FWGW ist es, in Zeiten unübersichtlicher sozialer und ökonomischer Veränderungen neue
interdisziplinäre Impulse zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung zu geben und politische
Gestaltungsoptionen für die Gewährleistung von Teilhabe in einer sozial integrierten Gesellschaft zu
entwickeln. Durch die Organisation innovativer Dialogformate und die Förderung zukunftsorientierter
Forschungsprojekte will die neue Forschungsstelle die Vernetzung von Wissenschaft, Politik und
zivilgesellschaftlichen Akteuren vorantreiben und den zielgruppengerechten Transfer neuer
Forschungsergebnisse gewährleisten.
Wissenschaftliches Kollegium: Prof. Dr. Till van Treeck (geschäftsführendes Vorstandsmitglied,
Universität Duisburg-Essen), Prof. Dr. Klaus Dörre (Universität Jena), Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer
(Universität Bielefeld), Prof. Dr. Heike Herrmann (Fachhochschule Fulda), Prof. Dr. Hartmut Hirsch-
Kreinsen (Universität Dortmund), Prof. Dr. Ute Klammer (Universität Duisburg-Essen), Prof. Dr. Dirk
Messner (Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Bonn), Prof. Dr. Sabine Pfeiffer (Universität
Hohenheim).
Der FWGW-Themenbereich „Neues ökonomisches Denken“
Der Themenbereich „Neues Ökonomisches Denken“ ist einer von derzeit vier Themenbereichen der
Forschungsstelle für gesellschaftliche Weiterentwicklung e.V. (FWGW). Themenverantwortliches
Vorstandsmitglied der FWGW ist Prof. Dr. Till van Treeck (Universität Duisburg-Essen). Zentrale
Aufgabe des Themenbereichs „Neues ökonomisches Denken“ der FWGW ist es, Pluralismus und
gesellschaftliche Relevanz in den Wirtschaftswissenschaften inhaltlich und institutionell zu fördern.
Gerade in Deutschland sind der Mangel an Pluralismus in der Volkswirtschaftslehre und die Dominanz
einseitig marktliberal orientierter Theorieansätze nach wie vor besonders stark ausgeprägt. Im Bereich
der ökonomischen Bildung soll ein Beitrag zur Demokratisierung des ökonomischen Wissens geleistet
werden. Zudem soll untersucht werden, inwieweit das für die sozialwissenschaftliche Bildung
grundlegende Kontroversitätsgebot im Bereich ökonomischer Lehrmaterialien (universitäre
Lehrbücher, Schulmaterialien) besser realisiert werden kann.
5
PROGRAMM 13.00 - 13.45 Begrüßung und Einführung
Prof. Dr. Till van Treeck, Universität Duisburg-Essen/FWGW Grußwort und Kurzinput Ulrich Wehrhöfer, Leiter der Gruppe Lehrerausbildung, Ministerium für Schule und Weiterbildung (MSW) NRW
13.45 - 14.30 Pluralismus in der Volkswirtschaftslehre: Worum geht es?
Impulsvortrag: Lino Zeddies, Netzwerk Plurale Ökonomik e.V., Freie Universität Berlin Diskussion
14.30 - 15.00 Kaffeepause 15.00 - 15.45 (Sozio-)Ökonomische Bildung in der Schule
Impulsvortrag: Das Kontroversitätsgebot als Herausforderung für die ökonomische Bildung, Prof. Dr. Reinhold Hedtke, Universität Bielefeld
Diskussion ab 16.00 Projektideen der FWGW, Diskussion über weiteres Vorgehen
Impulsvortrag: Prof. Dr. Till van Treeck, Universität Duisburg-Essen/FWGW und Janina Urban, FWGW
Diskussion
17.30 Ende der Veranstaltung
6
BEGRÜßUNG UND EINFÜHRUNG
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IMPRESSIONEN DER VERANSTALTUNG I
Prof. Dr. Till van Treeck, Geschäftsführer der FWGW, stellt die Ziele und Aufgaben der FWGW vor.
Ulrich Wehrhöfer vom Ministerium für Schule und Weiterbildung erläutert Stellenwert und Perspektive der (sozio-)ökonomischen Lehrerausbildung.
10
PLURALISMUS IN DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE: WORUM GEHT ES? Lino Zeddies, Netzwerk Plurale Ökonomik e.V.
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1. Bestandsaufnahme
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2. Probleme und Kritik
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3. Eine Vision pluraler Ökonomik
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4. Das Netzwerk Plurale Ökonomik
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IMPRESSIONEN DER VERANSTALTUNG II
Lino Zeddies vom Netzwerk Plurale Ökonomik referiert über die VWL-Lehre aus studentischer Sicht und die Aktivitäten des Netzwerks.
Prof. Dr. Reinhold Hedtke, Universität Bielefeld, erläutert die Bedeutung des Kontroversitätsgebots für die (sozio-)ökonomische Bildung.
Angeregte Diskussionen nach den Vorträgen.
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(SOZIO-)ÖKONOMISCHE BILDUNG IN DER SCHULE Prof. Dr. Reinhold Hedtke, Universität Bielefeld
Wissenschaftsorientierung und Kontroversität in der ökonomischen Bildung
Die konventionelle ökonomische Bildung betrachtet wirtschaftswissenschaftliches Wissen als
weitgehend unstrittig. Kontroversen räumt sie erst beim Themenkomplex Wirtschaftspolitik ein. Ihr
Klassiker ist die Kontroverse zwischen angebots- und nachfrageorientierter Politik. Im Übrigen herrscht
eher ein Mangel an Kontroversität (Hedtke 2002).
1. Pluralität der Grundbegriffe Verborgene wissenschaftliche Kontroversen betreffen schon das alltägliche Schulwissen. Ein Beispiel
bietet der Grundbegriff Markt. Die einen definieren in ihren Bildungsstandards den Markt „als
‚spontane Ordnung‘ der Koordination einer Vielzahl von Handlungen über den Preis“ und fügen
leichter Hand hinzu, der Markt „ist das Kernelement ökonomischer Theorie“ (Seeber u.a. 2012, 96).
Damit legen sie zugleich den Charakter „der“ Volkswirtschaftslehre als Lehre von dieser Art von Markt
fest.
Ein anderes Bild der VWL präsentiert der Nobelpreisträger Ronald Coase (1988, 7): Ökonomen würden
zwar behaupten, die Funktionsweise des Marktes zu untersuchen, tatsächlich aber habe der Markt in
der modernen Wirtschaftstheorie eine noch unbestimmtere Rolle als das Unternehmen.
Für viele Institutionenökonomen besteht das Wesen des Marktes darin, dass er kein spontanes
Phänomen ist. Vielmehr sehen sie „den Markt als eine Organisation“ und definieren ihn „als soziale
Einrichtung sich wiederholenden Tausches zwischen einer Mehrheit von Tauschreflektanten“
(Richter/Furubotn 2010, 344).
Konventionenökonomen begreifen Märkte als Qualitätskonventionen: „Märkte sind zuallererst Orte,
an denen die Qualität der Güter geprüft und evaluiert wird. […] Konsumenten und Produzenten richten
konventionsbasierte Erwartungen an das Tauschobjekt, die nicht einfach durch mechanische
Anpassung von Angebot und Nachfrage zur Deckung kommen.“ (Eymard-Duvernay u.a. 2011, 215).
Schon die Wirtschaftswissenschaften arbeiten mit gegensätzlichen Grundbegriffen. Die alternativen
Marktbegriffe aus Wirtschaftssoziologie und Politischer Ökonomie kommen noch hinzu.
Jeder dieser Marktbegriffe impliziert politische Positionen. Wer lernt, dass der Markt spontan
funktioniert, neigt dazu, staatliches Handeln als „Eingriff in den Markt“ abzulehnen. Nur in
Ausnahmefällen wird es legitim, etwa wenn es zu „Marktversagen“ kommt. Lernt man dagegen, dass
ein Markt von vielen Akteuren organisiert wird, zu denen von Anfang an auch der Staat gehört, dann
macht das Etikett „Staatseingriff“ wenig Sinn.
Der Mangel an wissenschaftlicher Kontroversität in Produkten der Wirtschaftsdidaktik indiziert einen
Nachholbedarf an Wissenschaftsorientierung.
22
2. Wissenschaftsorientierung Seit den 1970er Jahren gilt Wissenschaftsorientierung als allgemein anerkanntes Bildungsprinzip und
bildungspolitische Leitidee. Die Wissenschaftsorientierung und der Stand der Wissenschaft, so meine
These, begründen das Doppelgebot von Multiperspektivität und Kontroversität in der Schule.
Als regulative Leitidee verlangt Wissenschaftsorientierung, dass Bildungsgegenstände und Methoden,
sich am jeweils aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand orientieren. Interdisziplinarität,
Multiperspektivität und kritisches Denken kann man als Elemente von Wissenschaftsorientierung in
der sozialwissenschaftlichen Domäne betrachten.
Die Sozialwissenschaften haben aus methodologisch-wissenschaftstheoretischer Sicht
vier gemeinsame Charakteristika: Multiparadigmatizität, Theorienpluralität, Methodenpluralität sowie
politische und soziale Pluralität. Das gilt auch für die Wirtschaftswissenschaften. Aus dieser vierfachen
Pluralität der Bezugswissenschaften folgt die Leitidee der Multiperspektivität; sie ist ein Kernelement
der Wissenschaftsorientierung von Bildung.
3. Wissenschaftliche Multiperspektivität Multiperspektivität ist zum einen ein typisches Element moderner Gesellschaften und ihrer
Teilsysteme (gesellschaftliche Multiperspektivität). Zum anderen ist Multiperspektivität ein
Charakteristikum moderner Wissenschaften. Wissenschaftliche Multiperspektivität mit ihren vier
Dimensionen Paradigmen, Theorien, Methoden und politische Positionen ist ein Qualitätskriterium für
wissenschaftsorientierte Bildung.
Multiperspektivität braucht man, um Wirtschaft, Politik und Gesellschaft und die Bedeutung von
Wissenschaft zu verstehen. Damit wird allgemeine Multiperspektivitätskompetenz zum wesentlichen
Element von Urteils- und Handlungskompetenz in den Feldern Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.
Allerdings ist das wirtschaftsdidaktische Interesse an wissenschaftlicher Multiperspektivität sehr
gering. Sie spielt in Bildungskonzepten und -standards und in Unterrichtsmaterialien eine nachrangige
Rolle. Folglich fehlen den Lernenden Gelegenheiten, diese Multiperspektivitätskompetenz zu
erwerben und zu festigen.
Konzeptionell zielt die Wirtschaftsdidaktik mehrheitlich auf das Gegenteil von Multiperspektivität: Die
Lernenden sollen oft nur eine einzige wissenschaftliche Perspektive erwerben und verinnerlichen. Zwei
Beispiele mögen diese didaktische Denkweise illustrieren.
In ihren „Bildungsstandards der ökonomischen Allgemeinbildung“ postulieren Seeber, Retzmann,
Remmele und Jongebloed die Bezugnahme auf „das Erkenntnisinteresse der Ökonomik“ und „die
Orientierung an der ökonomischen Erkenntnisperspektive“ (Seeber u.a. 2012, 89–90, Hervorh. RH).
Damit setzen sie auf Monoperspektivität und schließen wissenschaftliche Multiperspektivität gleich
zweifach aus: als disziplininterne Multiperspektivität und als transdisziplinäre sozialwissenschaftliche
Multiperspektivität. Sie vermitteln den Lernenden das kontrafaktische Bild einer homogenen
Wirtschaftswissenschaft – im Singular.
23
Kaminski und Eggert verlangen in ihrer „Konzeption für die ökonomische Bildung“, das „Denken in
Ordnungen“ bzw. das „Denken in Ordnungszusammenhängen“ zu fördern (Kaminski/Eggert 2008, 14–
15). Alternativen dazu bieten sie nicht, sondern sie engen ökonomische Bildung auf Ordoliberalismus
und Ordnungspolitik ein. Auch andere Konzeptionen und Materialien haben einen ordoliberal-
ordnungspolitischen bias; das gilt grundsätzlich auch für einschlägige Lehrpläne. Das verfehlt den
internationalen wirtschaftswissenschaftlichen state of the art, was man bei der Durchsicht
international etablierter VWL-Lehrbücher schon als Laie erkennen kann.
Unter den ausgeblendeten Alternativen befinden sich beispielsweise die Vergleichende Politische
Ökonomie, die vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung oder die Forschungsrichtung „Varianten des
Kapitalismus“. Dass Schülerinnen in der konventionellen ökonomischen Bildung nichts über den
gegenwärtigen Kapitalismus lernen, markiert einen Tiefpunkt in der Wissenschaftsorientierung.
In die Schulen drängt also eine seltsame „National“-Ökonomie, die den Eindruck von deutscher
Einzigartigkeit und Überlegenheit erzeugt. Sie suggeriert zugleich allgemeine Alternativlosigkeit, wenn
sie „die“ siegreiche Marktwirtschaft mit „der“ untergegangenen Zentralverwaltungswirtschaft
vergleicht, statt sich mit den real existierenden Alternativen unterschiedlicher marktwirtschaftlicher
Systeme zu beschäftigen.
In den genannten Bildungskonzeptionen spielt wissenschaftliche Multiperspektivität eine sehr
nachgeordnete Rolle. Ihre Leitidee lautet vielmehr, dass Lernende monoperspektivische Denkmuster
einüben sollen. So wird wissenschaftliche Monoperspektivität zum didaktischen Prinzip. Damit werten
sie das Prinzip der Wissenschaftsorientierung ab.
Wo aber schon die wissenschaftliche Multiperspektivität fehlt, da hat wissenschaftliche Kontroversität
erst recht keinen Platz.
4. Kontroversität Zunächst sei daran erinnert, dass das Unterschiedliche nicht notwendigerweise auch das Umstrittene,
das Gegensätzliche, das Kontroverse, das Unvereinbare ist. Deshalb ist wissenschaftliche
Kontroversität „nur“ eine besondere Form der Multiperspektivität. Unterschiedliche wissenschaftliche
Perspektiven – also Paradigmen, Theorien, Methoden, politische Positionen –, sind dann kontrovers,
wenn sie explizit umstritten oder umkämpft sind oder als gegensätzlich oder unvereinbar gelten. Nicht
in die Kategorie „Kontroversität“ fallen also Perspektiven, die sich komplett ignorieren, die in einer Art
monopolistischer Konkurrenz nebeneinanderher existieren oder die sich irgendwie ergänzen.
Wer bildungsrelevante wissenschaftliche Kontroversen in der Schule verschweigt, der unterschlägt
eine wichtige Form von wissenschaftlicher Multiperspektivität. Das verletzt das Prinzip der
Wissenschaftsorientierung. Das Doppelgebot von Multiperspektivität und Kontroversität kann man
also als spezifischen Teil des Gebots der Wissenschaftsorientierung auffassen.
Kontroversen brauchen Kontrahenten, um von Lernenden wirksam wahrgenommen zu werden. Die
zentrale Frage lautet: Wer darf „für die Wissenschaft“ zu den Schülerinnen sprechen und was zur
Sprache bringen?
24
Mängel in diesem Punkt illustriert ein weiteres Beispiel. Zum Themenkomplex Wirtschaftsethik
kommen im Schulbuch „Oec. Grundlagen der Ökonomie“ drei deutsche Wissenschaftler zu Wort (Kap.
II.5, S. 109-119). Sie stammen sämtlich aus einem disziplinär, theoretisch und normativ relativ engen
Spektrum: Peter Koslowski, Ingo Pies und Andreas Suchanek.
5. Politisierung Man könnte viele weitere Beispiele dieser Art anführen. Das bringt uns abschließend zu drei
Phänomenen der Politisierung der konventionellen ökonomischen Bildung, die sorgfältig zu
untersuchen sind. Erstens fehlen ihr Multiperspektivität und Kontroversität nicht auf zufällige, sondern
auf systematische Weise, weil hinter den Konzepten und Materialien meist eine verborgene politische
Agenda steht. Zweitens scheinen Akteure und Autoren, bewusst oder unbewusst, oft eine ideologische
Mission zu verfolgen. Drittens verbreiten viele Materialien den Eindruck von politischer
Alternativlosigkeit, indem sie einseitige Positionen und Überzeugungen immer wieder wiederholen.
Zusammengefasst zeigt sich: Lehrerinnen und Lehrer können sich bei Wissenschaftsorientierung,
Multiperspektivität und Kontroversität nicht auf die Angebote aus der konventionellen
Wirtschaftsdidaktik verlassen (ganz zu schweigen von den Materialien der Interessengruppen). Das
Defizit betrifft Konzeptionen ökonomischer Bildung, Lehrpläne und Lehr-Lern-Materialien.
Eine staatliche Pflichtschule muss wissenschaftliche Multiperspektivität, Kontroversität und Kritisches
Denken garantieren. Die Basis dafür legt die akademische Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern.
Wie soll Multiperspektivität an die Schulen kommen, wenn die universitäre Lehre monoperspektivisch
ist? Wie will man eine einseitige ökonomische Bildung verhindern, wenn das Studium der Lehrkräfte
einseitig ausgerichtet ist? Der Pluralismus der wirtschaftswissenschaftlichen Lehramtsstudiengänge
gehört auf den Prüfstand. Auf die Aktivistinnen der Pluralen Ökonomik warten neue Aufgaben.
Literatur
Coase, Ronald H. 1988: The firm, the market, and the law. Chicago u. a.
Eymard-Duvernay, François u.a. 2011: Werte, Koordination und Rationalität. Die Verbindung dreier
Themen durch die "Économie des conventions". In: Diaz-Bone, Rainer (Hrsg.): Soziologie der
Konventionen. Grundlagen einer pragmatischen Anthropologie. Frankfurt/M., 203–230.
Hedtke, Reinhold 2002: Die Kontroversität in der Wirtschaftsdidaktik. In: Gesellschaft, Wirtschaft,
Politik, Jg. 51, Heft 2, 173–186.
Kaminski, Hans/Eggert, Katrin 2008: Konzeption für die ökonomische Bildung als Allgemeinbildung von
der Primarstufe bis zur Sekundarstufe II. Berlin.
Oec. Grundlagen der Ökonomie. 2012. Hg. von Hans Kaminski. Braunschweig.
Richter, Rudolf/Furubotn, Eirik Grundtvig 2010: Neue Institutionenökonomik. Eine Einführung und
kritische Würdigung. 4. Aufl. Tübingen.
Seeber, Günther u.a. 2012: Bildungsstandards der ökonomischen Allgemeinbildung.
Kompetenzmodell, Aufgaben, Handlungsempfehlungen. Schwalbach/Ts.
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PROJEKTIDEEN DER FWGW
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IMPRESSIONEN DER VERANSTALTUNG III
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TEILNEHMER_INNENLISTE
Name, Vorname, Titel Institution
1 Bank, Julian Sozialökonomie, Universität Duisburg-Essen
2 Beck, Herbert Mercator Berufskolleg Moers
3 Beck, Sebastian Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk (MWEIMH) NRW
4 Becker, Julian School of Civic Education (CIVES), Universität Duisburg-Essen
5 Behringer, Jan Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Hans-Böckler-Stiftung
6 Bieber, Helmut Deutsche Vereinigung für politische Bildung (DVPB) NRW
7 Blum, Silvia Sozialökonomie, Universität Duisburg-Essen
8 Buddensiek, Marit Verbraucherzentrale NRW
9 Budrich, Edmund Zeitschrift Gesellschaft. Wirtschaft. Politik (GWP)
10 Busse, Anke Qualitäts- und Unterstützungsagentur – Landesinstitut für Schule (QUA-LiS) NRW
11 Brandt, Ulrich Netzwerk Plurale Ökonomik e.V., Universität Hamburg
12 Brettschneider, Antonio, Dr. Forschungsstelle für wissenschaftsbasierte gesellschaftliche Weiterentwicklung (FWGW)
13 Engartner, Tim, Prof. Dr. Didaktik der Sozialwissenschaften, Universität Frankfurt
14 Evens, Josephine Bundeszentrale für politische Bildung (BpB)
15 Erbes, Daniel Arbeitskammer des Saarlandes
16 Gaffal, Hans Fachreferent für Gemeinschaftskunde & Wirtschaft am Regierungspräsidium Stuttgart
17 Gran, Christoph Netzwerk Plurale Ökonomik e.V.
18 Graupe, Silja, Prof. Dr. Professur für Ökonomie und Philosophie, Cusanus Hochschule
19 Großmann, Lisa Netzwerk Plurale Ökonomik e.V.
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Name, Vorname, Titel Institution
20 Gütschow, Patrick Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung (MIWF) NRW
21 Hagedorn, Udo, Prof. Dr.
Empirische Lehr- und Lernforschung im Kontext beruflicher Organisations- und Qualitätsentwicklung, Universität Hannover
22 Hedtke, Reinhold, Prof. Dr. Didaktik der Sozialwissenschaften und Wirtschaftssoziologie, Universität Bielefeld
23 Hennicke, Martin Staatskanzlei NRW
24 Herrmann-Pillath, Carsten, Prof. Dr. Evolutions- und Institutionenökonomik, Universität Witten-Herdecke
25 Heussner, Frederick Netzwerk Plurale Ökonomik e.V
26 Hunold, Jörg Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung (MIWF) NRW
27 Kamella, Felix Lobbycontrol
28 Klauza, Jeanette Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)
29 Klinkers, Uta Staatskanzlei NRW
30 Kowall, Nikolaus Forschungsstelle für wissenschaftsbasierte gesellschaftliche Weiterentwicklung (FWGW)
31 Kortendiek, Philipp Universität Duisburg-Essen
32 Krüger, Ulrich Deutsche Vereinigung für Politische Bildung (DVPB)
33 Lambertz, Hans-Georg Bundeszentrale für politische Bildung (BpB)
34 Land, Rainer Welttrends Potsdamer Wissenschaftsverlag
35 Lange , Dirk, Prof. Dr.
Didaktik der Politischen Bildung, Universität Hannover; Deutsche Vereinigung für Politische Bildung (DVPB)
36 Liedtke, Ramona Forschungsstelle für wissenschaftsbasierte gesellschaftliche Weiterentwicklung (FWGW)
37 Linder, Moritz Oikos Köln, Universität Köln
38 Maier, Petra Verbraucherzentrale NRW
39 Obst, Daniel Netzwerk Plurale Ökonomik e.V., Universität Köln
31
Name, Vorname, Titel Institution
40 Öztürk, Asiye, Dr. Bundeszentrale für politische Bildung (BpB)
41 Pocklington, Jay Young Scholar Initiative (YSI)/Institute for New Economic Thinking (INET)
42 Richtera, Roman Georg-Eckert-Institut (GEI), Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung
43 Rünker, Reinhold Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk (MWEIMH) NRW
44 Sanders, Christoph Konzeptwerk Neue Ökonomie
45 Schmerr, Martina Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
46 Schrieverhoff, Christel Deutsche Vereinigung für politische Bildung (DVPB), Schulbuchautorin
47 Schwalm-Schäfer, Katharina Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes (MWEIMH) NRW
48 Stiller, Edwin Referent im Ministerium für Schule und Weiterbildung (MSW) , Schulbuchautor
49 Steffestun, Theresa Cusanus Hochschule, Netzwerk Plurale Ökonomik e.V.
50 Thiel, Anke Projekt „Böckler Schule“, Hans-Böckler-Stiftung
51 Thielemann, Ulrich, PD Dr. Me'M Denkfabrik für Wirtschafsethik, Menschliche Marktwirtschaft
52 Urban, Janina Forschungsstelle für wissenschaftsbasierte gesellschaftliche Weiterentwicklung (FWGW)
53 Wehrhöfer, Ulrich Ministerium für Schule und Weiterbildung (MSW) NRW
54 Wilhelm, Benjamin Internationale Beziehungen, Universität Erfurt
55 van Treeck, Till, Prof. Dr.
Professur für Sozialökonomie, Universität Duisburg-Essen; Forschungsstelle für wissenschaftsbasierte gesellschaftliche Weiterentwicklung (FWGW)
56 Wulf, Volker, Prof. Dr. Wirtschaftsinformatik und Neue Medien, Universität Siegen
57 Zeddies, Lino Netzwerk Plurale Ökonomik e.V, Universität Berlin
58 Zweynert, Joachim, Prof. Dr. Professur für Internationale Politische Ökonomie, Universität Witten-Herdecke