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XI. Aus dem physiologisehen Institut zu Breslau. Experimentelle Untersuchungen tiber das Zustande- kommenvonBlutextravasaten inde~Magenschleimhaut. 'Yon Wilhelm ~.bstein in Breslau. Im Jahre 1845 lenkte Schiff in seiner Abhandlung: ,,De vi motoria baseos encephali inquisitiones experimentales" (S. 41 IT.) die Aufmerksamkeit auf gewisse Veriinderungen, welehe im Magen auf- treten~ wenn man bestimmte I:Iirntheile verletzt. Naehdem er diese Beobachtungen gelegentlich*) wieder erwiihnt hatt% erweiterte er seine Versuche, indem er die entspreehenden /%rvenbahnen durch die ~Iedulla oblongata u. s. w. verfblgte.**) Endlieh hat er neuer- dings***) AusfUhrliches tiber diese Frage mitgetheilt, in dem er seine friiheren Angaben theils modificirte, theils erg~nzte. S chiff land, dass nach Durchsehneidung der Thalami optici und Pedunculi cerebri einer Seite (sehon nach dem 4. Tage bei Kaninehen) Veranderungen im Magen auftreten~ welehe in hiimor- rhagisehen Infiltrationen und partiellen Erweichungen bestanden. Er betrachtet dieselben als Folgen einer neuroparalytischen Hyper~tmie der Schleimhaut, veranlasst dutch eine Verletzung der centralen Bahnen der vasomotorisehen )Terven des Magens. Zuerst entsteht~ nach seiner Beschreibung, im Gefolge der Operation eine fleckf(irmige Injection der Sehleimhaut; man sieht in tier Mitte der gleiehmassig *) Beitrag zur Kenntniss des- motor. Einflusses der ira Sehhtigel verelnigten Gebilde. Arch. f. phys. Heiik. V. Bd. 1846. S. 877. **) Ueber die Gefi~ssnerven des Magens, ebenda XIH. Bd. I854. S. 30. *~*) Leqons sur la physiologie de la digestion. Tom. lI. 1867. 35, Capitel.

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XI.

Aus dem physiologisehen Institut zu Breslau.

E x p e r i m e n t e l l e U n t e r s u c h u n g e n t iber das Z u s t a n d e - k o m m e n v o n B l u t e x t r a v a s a t e n i n d e ~ M a g e n s c h l e i m h a u t .

'Yon

W i l h e l m ~.bs te in in Breslau.

Im Jahre 1845 lenkte S c h i f f in seiner Abhandlung: ,,De vi motoria baseos encephali inquisitiones experimentales" (S. 41 IT.) die Aufmerksamkeit auf gewisse Veriinderungen, welehe im Magen auf- treten~ wenn man bestimmte I:Iirntheile verletzt. Naehdem er diese Beobachtungen gelegentlich*) wieder erwiihnt hatt% erweiterte er seine Versuche, indem er die entspreehenden /%rvenbahnen durch die ~Iedulla oblongata u. s. w. verfblgte.**) Endlieh hat er neuer- dings***) AusfUhrliches tiber diese Frage mitgetheilt, in dem er seine friiheren Angaben theils modificirte, theils erg~nzte.

S ch i f f land, dass nach Durchsehneidung der Thalami optici und Pedunculi cerebri einer Seite (sehon nach dem 4. Tage bei Kaninehen) Veranderungen im Magen auftreten~ welehe in hiimor- rhagisehen Infiltrationen und partiellen Erweichungen bestanden. Er betrachtet dieselben als Folgen einer neuroparalytischen Hyper~tmie der Schleimhaut, veranlasst dutch eine Verletzung der centralen Bahnen der vasomotorisehen )Terven des Magens. Zuerst entsteht~ nach seiner Beschreibung, im Gefolge der Operation eine fleckf(irmige Injection der Sehleimhaut; man sieht in tier Mitte der gleiehmassig

*) Beitrag zur Kenntniss des- motor. Einflusses der ira Sehhtigel verelnigten Gebilde. Arch. f. phys. Heiik. V. Bd. 1846. S. 877.

**) Ueber die Gefi~ssnerven des Magens, ebenda XIH. Bd. I854. S. 30. *~*) Leqons sur la physiologie de la digestion. Tom. lI. 1867. 35, Capitel.

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geri~theten Oberfl~che Flecken von mehr weniger rundlicher Form, anfangs intensiv roth, spater dnnkler bis sehwarzbraun. Gleiebzeitig mit letzterer F~rbung erhebt sich der Grand und nimmt eine gela- tinSse Beschaffenheit an. Damit lockert sich der Zusammenhang ~ mit der Schleimhaut, es entsteht weiterhin eine oberfl~chliche Erosion, welche sich m besonders h~ufig bei Hunden ~ zu Geschwiiren aus- bildet. DiG Durehschneidang der einen H~lfte der Brttcke, sowie einer H~lfte des verl~ngerten Markes und zwar nach abw~rts bis zum untern Ende der Calamus seriptorius brinfft dieselben Effeete hervor. Welter nach abwgrts ins Rtickenmark hinein konnte er die betreffenden, vasomotorischen l~ervenfasern nicht verfolgen. Sie miissen also schon hoch oben das Riickenmark verlassen. S e hi f f kam durch weitere Versuehe zu dem Schhsse, dass wahrseheinlieh die vasomotorischen l~ervenfasern des Magens in a l l e n peripheri- schen Aesten des Gangliensystems vertheilt sind und dass daher~ nm die charakteristischen Al~erationen der Schleimhaut des Mageas zu erlangen, alle diese sympathischen Fasern gleichzeitig gel~hmt werden mtissen, weil es ihm durch ZerstSrung einzelner Ganglien nie gelang, die bezeichneten Yer~nderungen herbeizuftihren. Als einziges Ergebniss seiner einsehlKgigen Versuche am Sympathieus und seinen Ganglien erw~hnt Seh i f f , dass er dureh elektrisehe Reizung tier I~N. splanehnici besonders aber des Ganglion eoeliaeum Contractionen der Magengef~sse erzielen konnte und zwar nicht blos der Gef~sse der Serosa sondern auch der Mucosa.

Dass die oben bezeichneten Hirnpartien (Thalamus optieus nnd Pedunculus cerebri) in einer besonderen and innigen Beziehung zur Ern~hrung des Magens stehen, dafUr ftihrt S c hi f f aueh den Urn- stand an, ,,dass l e d i g l i e h i h r e Verletzung und nieht Sehnitte dutch dis Grosshirnlappen, die StreifenhtigeI, schr~ig durch die Vier- hUgel einen Einfluss auf die Organe des Unterleibes haben."

Als ich eine lqachprtifung der S c h i ff'schen Angaben unternahm, musste zuvSrderst die letztere erschtlttert werden, a Is ich b ei ganz u m s e h r i e b e n e n V e r l e t z u n g e n des v o r d e r n Vie r - h tig e 1 s, wobei die Peduncuti eerebri in keiner Weise alterirt warden, Ver~nderungen in der Magenschleimhaut eintreten sah, welche tier yon S c h i f f beschriebenen vollkommen glichen. Ich erzielte diese u in den Vierhfigeln durch eine yon R. H e i d e n h a i n angegebene Methode, welche auch No t h nag e 1 in seinen Versuchen*) angewandt und genauer besehrieben hat. Dieselbe besteht einfaeh

*) u Arch. ]Bd. 57. 8. !$4.

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darin, dass man ein feines Bohrloch an die entsprechende Stelle des Sch~tdels macht, grade gross genug, um mittelst einer Pravaz ' sehen Spritze mit sehr dtinner Cantile einen Bruehtheil eines Tropfens einer ges~tttigten Chroms~tureltisung in die Hirnsubstanz einzuspritzen. Eine ganz concentrirte Ltisuug ist zu w~hlen, weil dtinnere leieht difft~ndireu, in die nahe gelegenen HirnhShlen gelangen, so dass d a n n - worauf schon N o t h n a g e l aufmerksam gemaeht hat - - nach deal Eingriff sehr schnell der Tod eintritt.

ES ist leicht den vordern Vierhtigel zu treffen. Ich bohrte den Kaninehensch~del an der Stelle an, wo die beiden Ossa parietalia und das Os interparietale zusammenstossen. Damit der Sinus nicht verletzt werde, muss man sich ca. 1~5--2 Mm. naeh aussen und Vorn yon den Grenzen des dutch den Zusammenstoss der Knochen gebildeten Winkels h~tlten und mit der steehenden Cantile senkreeht naeh abw~trts oder etwas nach aussen gehen, w~hrend der Kopf des Thieres in nattirlicher Haltung fixirt ist. Um nieht zu tief zu stechen~ markirt man sich die Grenze an der Cantile. Ein solcher Versuch mag yon ether grtisseren Anzahl gleichartiger bier Platz finden: Ein kleines weisses munteres Kaninehen wird am 25/10 1872 in der besehriebenen Weise an der linken Sch~tdelseite operirt. Gleich nachher sitzt das Thier still und ruhig mit nad~ rechts ge- wandtem Kopfe da. Pupillen mittelgross. Nach einigen Minuten beginnt alas Thier Kreisbeweguugen nach rechts zu machen, wobei es kaum seinen Ort ver:,'~ndert. Keine L:~thmung. Sehr erhtihte Reflexerregbarkeit. Sensibilitat erscheint ttberall erhalten. 72 Respir. in der Min. Am tblgenden Tage ist das Thier taunter. M..an6ge- bewegungeu naeh rechts. Das Thief frass, wenn auch wenig und tr:~tge. Tod am 31/[0~ am 7. Tage nach der Operation.

S e c t i o n gleich naeh dem Tode. Magen enth~It auffallend wenig Speisereste. Mageninhalt sauer. Schleimhau* mit ether mas- sigen Menge Sehleim bedeckt, weleher in der Regio pyl0riea grau- weiss , an den iibrigen Stellen hellbr~tunlich ist. Im Fundus zanachst ein flaeher Substanzverlust, dessen "scharf absetzende R5nder ebenso wie der Grand - - letzterer bis auf einen hirsekorngrossen braun- sehwarzen Belag ~ blass sind. Das Geschwtir ist unregelm~tssig, oval, linsengross. Ausserdem finden sich im Fundus sehr reiehliche mohnkorngrosse Ecehymosen in der Schleimhaut, welche theils isolirt theils in Gruppen stehen. Das in verdtlnntem Alkoh61 geh~trtete Gehirn zeigt im Corp: quadrigeminum sin. anterius einen kleinen braunschwarzen nekrotischen Herd yon I Mm. Durehmesser. De r - selbe sitzt 5 Mm. unter der Oberflache nnd 1 Mm. yore ~tusseren~

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4 Mm. vom vorderen, 2 Mm. yore hinteren Rande und 2 Mm. yon der Mittetlinie des Corpus quadrig, anter, sin. enti~rnt. Sonst fanden sieh absolut keine Ver~uderungen ira Gehirn.

In dem fotgenden Versueh handelte es Sieh nieht um einen Chroms:~tureherd, sondern um einfaehe Nadelverletzung im Gebiet der Vierhtigel. Das Ka~linehen wurde am 23/10 1872 operirt. Beim Einftihren der Caniile zeigte das Thier grosse Unruhe und die Cantile musste entfernt werden, bevor Chroms~ture in die Gehirnsubstauz ge!angt war. Es stellten sieh vortibergehende allgemeine Convul- Sionen ein, Manegebewegungen nach reehts, w~thrend der Kopf nach links gewendet stand. Pupillen starr, welt. Das Thier erholte sich~ frass im Laui~ des Tages. 72 Respir. in der Min. Am n~ehsten Tage dieselbe Respirationsfl-equenz. Sehr erhShte Reflexerregbarkeit. Das Thier frisst nicht mehr, sttirzt h:,'tufig' zusammen, immer nach der reehten Seite, rafft sieh wieder auf, die Man6gebewegungen hubert auikehi~rt. Das Thier starb am 25. Oetober~ also 2 Tage nach der Operation. Die Untersuchung des Cadavers wurde gleieh nachhcr vorgenommen. Der mit mi~ssig reichlichen Speiscresten er- ftillte Mage~l zeigt im Allg'emeinen eine blasse Sehleimhaut; in der- selben abet, besonders im Fundus, theils einzelnstehende zumeist aber zu Gruppen vereinigte Blutextravasate in der Sehleimhaut, welche alas Niveau derselben nieht tiberragen. Ausserdem abet sieht man 2--3 leieht elevirte braunsehwarze, die ganze Sehleimhaut dnrcii- setzende Partien, wo der Zusammenhang des Gewebes g'eloekert er- seheint. Das in Alkohol gehartete Gehirn zeigte einen yon der Oberfli~ehe der Vierhtigel bis 5 Mm. in die Tiefb sieh erstreekenden Bluterguss, weleher grade in der Mittellinie sitzt, derselbe hat eine keilfi~rmig'e Gestalt, deren Spitze nach vorn geriehtet ist, wahrend die Basis sieh hiuten befindet und 1,5 Mm. breit ist. Der Herd erstreekt sich in den vordern Vierhtigel und bleibt 4 Mm. yon seinem voMern Rande enti~rnt.

Aus dem zweiten Beispiele und mehreren anderen, welehe an- zuftihren ieh ftir zwecklos Mite, erg'ibt sieh, dass sei~on naeh welt. k~irzerer Zeit, als S c h i f f angibt, im Geiblge yon Verletzungen des Gehirns beim Kaninehen sich ausgesproehene Ver:~tnderungen im Magen einstelleu. Dieselben eharakterisiren sieh als Blutungen in das Sehleimhautg'ewebe yon verschiedener GrSsse und Ausdehnung, wie aus den beiden oben mitgetheilten Protokollen ersiehtlieh ist. Auf die geuauere Untersuehung dieser pathologisehen Proeesse werde ich sp~ter zuriiekIr ~ Hier will ich nut so viel bemerken, dass neben diesen Blutextravasaten oder vielmehr als Vorlaufer der-

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selben in analogen F~llen sich noch eine andere seh'r auff~llige Er- seheinung am Magen Wahrnehmen liess: n~mlich ein mehr weniger bedeutendes, in der Regel aber s e h r hoehgradiges Oedem der Submucosa des Magens, wobei dieselbe eine Dickenzunahme um das 3-, 4- bis 6fach~ im Vergleich mit der Norm zeigte. Man kann dasselbe als das erste Stadium des sich hier vollziehenden Processes bezeichnen, well man as beobachtct, wo as noch zu keinem oder zu nur sehr sp~trlichen Blutextravasaten gekommen ist. Man findet daneben im Allgemeinen nur eine sehr bedeutende Anfiillung der Gef'~sse der Mucosa, der Venen der Submucosa und der Museularis.

Ich muss nun aber bemerken, dass die geschilderten Veri~nder- ungen im Magen nicht constant bei Verletzungen der vorderen Vier- htigel auffreten. Ich verfiige iiber 23 Falle~ in denen der genannte ttirntheil~ bald der rechte~ bald der linke, in der angegebenen Weise verletzt war, land dagegen nur in 9 derselben die gedachten Er- scheinungen im Magen. Einen Grund daftir konnte ich leider auch bei genauer Zerlegung der Pr~tparate in mikroskopische Schnitte nicht auffinden. Anfangs schien es, als wenn bei Versuchen mit posi- tivem Restfltat der Einstich nich~ mehr als etwa 2 Mm. nach aussen yon der Mittellinie gelegen sein dtil~'C. Indessen bewahrheitete sich das nicht. Ich kann heut nut so viel aussagen, dass die Verletz- ung'cn der vordern Vierhti~el in den F~llen, wo keine Verander- ungen im Magen auftraten, bedeutend geringfttgiger waren, als in den Fi~llen, wo dieselben beobachtet win'den. W~hrend hier die nekrotische Hirnpartie ctwa die GrSsse clues Stecknadelkopfi~s butte und der um dieselbe sich markirende Entztindungshof e twa 1 Mm. betrug, handelte as sich bei der ersteren nur um feine punkt- fiirmige Ver~nderangen.

Trotz der Inconstanz in dem Eintreten der erwEhnten Erschein- ungen, war durch eine ganze Reihe positiver Eri~hrungen ein Wider- spruch mit dan S chiff 'schen Angaben gegeben.--Als gelegentliche Erf'ahrungen tiber andere Hirnpartien will ich nur noch kurz be- merken, dams ich nach einer Verletzung der Mitte des linken Pe- dunculus cerebri durch einen hanfkorngrossen ChromsEureherd (das Kaninchen wurde nach 12 Tagen getSdtet) keine Veri~nderungen im Magen fund. Nach tinct auf gleiche Weise erzeugten umschriebenen Verletzung der hinteren und inneren Pattie des Thalamus opticus fund ich hochgradige Veranderungen im Magen. Eine Reihe yon Durchschneidungen bolder Thalami optici lieferten mir negative Re- sultate. Die Kaninchen iiberlebten diesen Eingriff~ dam stets eine grosse intracranielle Blutung fblgte~ nut 1--1~/~. Tage.

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Was die M e d u l l a o b l o n g a t a betrifft, so kann ieh die An- gabe yon S e h i f f b est~ttigen, dass Durchschneidung einer H~lfte die geschilderten Magenver:~tnderungen hervorruft. Auch weniger um- fi~ngliche Verletzungen der Medulla oblongata hatten hhufig ganz analoge Effcctc, wie mich Untersuehungen tiber die Medulla oblon- gata belehrten~ welche Hr. Dr. G i e r k e , - - der auch bei ciner grossen Zahl meiner Versuehe reich freundlich unters t t i t z te - im hiesigen physiologischen Institute gleichzeitig anstcllte. Iterr Dr. G i e r k e hatte die Gtite mir die betreffenden Itirnpritparate und Mag'cn zur Benutzung zu tiberlassen.

Dass abcr auch dureh gewisse V e r l e t z u n g e n des R t i cken - m a r k e s , wclehe ich bald genauer ang'eben werde, ganz dieselben Erscheinungen im Magen auftreten - - was S c hi f f in Abrede stellt - - bewiesen mir f~inikehn Versuche an Kaniuchen, welche nach ein- ander mit positiven Resultaten yon mir angestcllt wurden. Am intensivsten waren die Magenver:,tnderungcn, uclche nach Verletzung des Halstheils des Rtickenmarks eintraten, mehrfach sog'ar welt hochgradiger als die durch Hirnverletzung' erzielten. Aber aueh nach Verletzung' des Rttckentheils und des Lendentheils der Medulla spinalis, wenn auch je welter nach abwarts um so geringfUgiger und mit nicht vollkomnmer Constanz, traten die Vcr~nderungen am Magen ein. Es wurde bei allen diesen Versuchen vorzugsweise clue tt:,'di~e des Riiekenmarks, besonders auch der betreffende Sei'ten- strang verlctzt. Bereits nach 12---24 Stunden uarcn die Ver:;mder- ungen im Magen in der charakteristisehsten Weise vorhanden. Ich habe nicht nut bei Kaninehen, sondern auch mehrfach bei Hunden durch die geschilderten Verletzungen des Rtickenmarks die bekannten Veranderungen der Magenmucosa in ausgezeichneter Weise erhalten. So thnd sich z. B. bei cinem mittelgTossen Hunde, welchem eine ausgedchntc Verletzung der rechten Rtickenmarksh~tlfte zwischen 4. und 5. Rtickenwirbel beigebracht wordcn war, als der Hund nach 3 Tagen durch Verbluten getSdtet wurde, die Mag'enschleimhaut iibersliet mit braunen hanfkorngrossen Ecchymosen, an denen die Mucosa gelockcrt, braun crweicht ersehien. Der an diescr Stelle bcfindliche Schleim auf der Innenflitche des Magcns war gleichfalls braun gefiirbt. Der Magen war vollkommen leer. Der Hund hatte seit der Operation Niehts gefressen. Bei der genaueren Untersuch-- ung der vcrletzten Pattie des Rtickenmarks zeigte sieh intact: die ganze linke Hitli~e desselben und you der reehten Hitlfte der grtisste Theil des Vorderhorns und Hinterstrang's sowic ein minimaler peri- phcrer Theil des Seitenstrangs. - -

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Bei v o l l s t i ~ n d i g e r Durehtrennung der Medulla spinalis im Halstheile waren die Ver~nderungen im Magen geringftigig, and fehlten einige Male ganz. w

Als eine besonders fruchtbare Quelle zur Erzeugung dieser Ver- ~nderungen im Magen erseheinen die im Verlauf mehrerer Stunden yon Zeit zu Zeit wiederholten R e i z n n g e n s e n s i b l e r N e r v e n de ren jede etwa 1/4 Minute dauerte. Eine Reihe yon solehen Nerven- reiznngen, welehe mein Freund Grt i tzner~ mit andera Studien be- seh~ftigt, unternahm und deren Verwerthung fiir meine Zweeke er mir ttberliess~ zeigte das in sehr tiberzeugender Weise. Zwei der- selben mggen hier kurz erw~hnt werden. Eiuem eurarisirten Hunde bei welehem die k~nstliehe Athmlmg nnterhalten wnrde, wurdc der Nerv. linguatis and der Nerv. isehiadie, einer Seite durehsehnitteu und das peripherisehe Ende des ersteren, some das eentrale Ende des letzteren wiederholt gereizt. Naeh einer Versuehsdauer yon 31/2 Stunden wurde das Thief dureh Verbluten getSdtet. Es fanden sieh im Magen desselben viele blutig infiltrirte Stellen der Sehleim- hunt, deren gr~)sste tiber 1~5 C. im Durehmesser hatten. (Versueh yore 18/3 1873.) Bei einem andern gleiehfalls eurarisirten IIunde mit ktinstlieher Respiration war der Lingualis beiderseits, der linke Isehiadieus and der linke Vagus durehsehnitteu, ausserdem waren 0,003 Atropin in die Jugu!arvene injieirt. Der Isehiadieus wurde naeh entsI)reel~enden Pausen wiederholt gereizt. Naeh ungef~hr drei Stunden wurde der IIand dutch Verbluten getSdtet. Im Magen fanden sial1 eine grosse Reihe yon steeknadelkopfgrossen and etwas grSsseren Eeehymosen, welehe fast sgmmtlieh die Obcrfli~ehe des Magens erreiehten~ auf weleher sieh hie und da ein geringer Blut- erguss fund.

Ferner sah ieh die besehriebenen Vergnderungen im Magen bei V e r l e t z u n g e n des G e h S r l a b y r i u t h s be i K a n i n e h e n some aueh Ze r s t iS rung de r B o g e n g ~ n g e des L a b y r i n t h s bei Meer- sehweinehen. Ieh beobaehtete das an Thieren~ welehen Herr Dr. G o t t s t e i n derartige Verletzungen beigebraeht butte, and welehe dieselbe lgngere oder kt~rzere Zeit ttberlebten. Es zeigten sieh im Magen nieht nut die eben erw~thnten Erseheinungen~ wenn bei der Labyrinthoperation das Gehirn (fast nut das Kleinhirn) verletzt wurde~ sondern aueh wenn es SiGh lediglieh um eine Verletzung des inneru Ohres handelte. Ieh wurde auf das Zusammenvorkommen der er- w~ihnten Verletzungen des Ohres und der Magenver~tnderungen zu- fgtllig anfmerksam, da ieh si~mmtliehe Magen der anSehnliehen Zahl Yon Versuehsthieren, welch% wiihrend ieh mit dieser Arbeit beseh~ftigt

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war, im physiologischen Institute verbraueht wurden~ genau durch- musterte.

l~aehdem ich so durch die versehiedensten schweren Eingriffe besonders im Bereich des l~lervensystems dieselben Veriindcrungcn des Magens, wenn auch in versehiendener Intensitat~ erzielt hatte, war die Frage schr naheliegend~ nachzusehen~ ob man nieht dutch schwere Verletzungen tiberhaupt, durch wclehe das Allgemeinbefinden der Thiere sehr geseh~idigt wird~ dieselben Zust~nde im Magen er- zeugen kSnne. Es wurden nun deswegen einer Reihe yon Kanin- then Durchsehneidungen einer odor beider i~erv, isehidiaci hoch obcn gleieh nach Austritt der l~erven aus dem Becken gemacht. Die Thiere wurden nach 3--4 Tagen getSdtet. Es fanden sich nnr vereinzelte, wenig umfiingliehe, zum Theil in Gruppen zusammen- stehende Bhtextravasate. Die durehschnittenen l~erven fanden sieh bei der Section in k~sige EntzUndungsmassen eingebettet. Bei einem kleinen Hund% welchem beidc Nerv. isehidiaci in derselben Weise durchsehnitten wurden, fanden sigh, naehdem er 4 Tage naeh der Verwundung durch Verbhten getSdtet worden war, im Maffen nur zwei hanfkorngrosse Ecchymosen in der Sehleimhaut der Regio pylorica.

Man ist ausserdem im Stande die bereits mehrfach erw~hnten Veranderungen im Magen hervorzubringen, wenn man dutch irgend welche Mittel den B l u t d r u c k e rhSh t . Man kann dies schr leieht erzielen, wenn man bei curarisirten Thieren mit ktinstlichcr Athmung l~ingere Athmungssuspensionen eintreten l~isst. Ich habe meine Ver- suehe stets an Kaninchen ausffefiihrt und habe hier stets~ wenn die Thiere nach l/2--1stiindiger Versuchsdauer get~dtet wurden~ Blut- extravasate sowohl im Magen als in der Pleura der Lungcn beob- achtet. Bei ktinstlicher Athmung ohne Athmungssuspensionen beob- achtete ich dieselben nicht. Analoge Ver~inderungen kann man er- zielen dureh Durchschneidunff der hIerv, laryngei inferiores, der l~erv, phrenici sowie iiberhaupt bci allen Zust~inden hoehgradiger DyspnSe, wie roans ic z. B. experimentell erzielt, wenn man den traeheotomirten Thieren sehr enge Cantilen einbindet. Aeusserst hochgradige Ver~inderungen land icb einige Male im Magen der Versuchsthicre S o m m e r b r o d t ' s * ) , welche neben einer (dutch in den Kehlkopf eing'elegte Drahte veranlassten) localcn EntzUndung und Schwellunff der Kehlkopfschleimhaut mehr weniger ausgebreitete

*) Ueber die Abh~mgigkeit phthisischer Lungenerkrankung yon primhren Kehlkopfsaffectionen. Dieses Archly. Bd. I. S. 261. "

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Entztindungen des Lungenparenehyms zeigten. Dass diese Ergebnisse fur die klinisehe Deutung analoger Beihnde beim Menschen nieht ohne Bedeutung sein dtirften, sell hier nut angedeutet werden.

Endlieh babe ieh aueh bei eurarisirten Kaninehen, bei welchen, w~hrend die Athmung kttnstlieh unterhalten wurde, dutch Injection yon Stryehnin (0,001) in die Vena jugularis eine bedeutende Blut- drueksteigernng hervorgebraeht wurde (vgl. S. ~ a y er Studien zur Physiologie des Herzens und tier Blutgef~tsse. Wiener meal. Jahrb. 1872. 2. Heft) night nur ausgedehnte Hyper~tmie der Magensehleim- haut, sondern auch zahlreiehe Eeehymosen in der Magenmueosa und tier Pleura beobaehtet, als naeh etwa einsttindiger Versuehsdauer das Thief dureh Verbluten get~Sdtet wurde. Herr Prof. S. M a y e r aus Prag, welehen ieh sp~tter bier sprach, hatte die Gefglligkeit, mir mitzutheilen, dass er aueh bei seinen Versuehen mit Stryehnin hi~ufig Blutextravasate in der Magensehleimhant getroffen habe.

Unterwirft man die Vergnderungen, welehe im Magen unter den angeftihrten Bedingungen eintreten, einer genaueren Untersuchung, so findet man, entspreehend den stark injicirten Stellen, besonders die Gef~tssnetze der Drtisenmttndungen, abet aueh die interglandu- l~iren Oefftsse stark und strotzend geftillt, ein Gleiehes ist ll:aUfig an den snbmnkSsen, sowie an den die Muscularis durehbohrenden Venenstammdmn zu bemerken, welehe oi* schon bei makroskopischer Betraehtung auffallen, indem sie aufs hoehgradigste erweitert sind. Gleichzeitig sieht man hi~ufig eine, wie schon oben bemerkt, dnreh iSdemat(Sse Schwellung bedingte, 3-, 4- his 6faehe Volumszunahme der Submucosa. Ieh habe in derselben stets nut sel~r sparliehe LymphkSrperehen, hie und da zerstreut~ gefunden und selten war in der Submueosa, in der Umgebung der erweiterten Gefi~sse, eine geringfiigige Anhgufung tother BlutkSrperehen. In den spi~teren Stadien gesellen sieh zu der Ansehoppung der Gefgsse der Drtisen- sehieht Bhttergiisse, theils zerstreute, hSehstens zu kleinen Gruppen vereinigte, nut mikroskopiseh sichtbare kleine Herde yon Blut- kSrperehen, theils entstehen grSssere Blutergtisse, welehe die DrUsen- sehl~tuehe auseinanderdr~tngen und znm Theil aueh zerstSren. Bis- weilen finden sich Blutergttsse aueh auf der fi'eien Fl~tehe der Magensehleimhaut. Besonders die Magengrttbehen derPylorusgegend sah ich hitufig mit Bluteoagulis angeftiltt. DiG Drtisensehlguehe werden dann entspreehend naeh abwttrts gedrangt, lm Allgemeinen aber sitzen die Blutextravasate in tier Drtisenschieht selbst~ theils in

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der untcren, theils in der obercn Hiilfte, bisweilen aber die ganze Dicks der Schleimhaut durchsetzend. In den beiden letztsrn Fallen sieht man beimikroskopisehsr Untersuehung alle innerhalb des hiimorrha~isehen Herdes liegenden Elemente, Drtisenzellen u. s. w. braunseh~arz gefi~rbt. Es ist dies der einfaehe Effect der Imbibition des in Folge dsr Einwirkung des sauren Magensaftes ver~tndsrten Blutfarbstoffs.

Sehr sehnell bewirkt die corrosive Wirkung des sauren Magen- sa~ss in diesen seiner Einwirkung vertMlenen Herden weitere Vcr- i~ndcrungen. Im ganzen Umihnge dersslbcn sieht man start der Magendrtisen nut. schmale, dunkel gef~rbte, vertical auf der Sub- mucosa stehende Gewebsztiffe, in densn yon den Zellen der Magen- drtisen wenig oder gar nichts mehr sichtbar ist. Am F~tngsten wider- stehen die H e i d e n h a i n ' s c h e n Belegzellen der sog'. Labdrtisen~ wahrend die Hauptzellen in bri~unlichcn Detritus verwandclt stud. Weiterhin nach LSsung des Schorfs ist das Gcschwiir fcrtig, cs durchdring't den grSssten Theil der Dicke der Sehleimhaut, reicht nicht selten bis auf die Submucosa. Den Grund des Geschwtires dcckt Detritus und einzelne noch intacte Belcgzellen. In einem Falls bsobachtete ich beim Kaninchen den Durchbruch eines so entstandenen Geschwtires in dis l%ritonealhiihle.

Suchen wir eine Erkl~trung, auf wclcbe Weisc die oben ge- schilderten Erschcinungen im Magen zu Standc kommen~ so stellen sich der Deutung clues Theils dcr Versuche sehr grosse Scbwieriff- keiten entgegen~ w~thrend es bet einem anderen Theile derselbeu vielleicht mSglich seiu dtirf~9, dieselben unter cinch einlleitlichen Gcsichtspunkt zu subsumiren. Wit habeu gesehen, dass bet Blut- druckerhShungen, wie sie dutch Athmungssuspensionen oder durch Injectionen yon Strychnin in die Venen cur:~risirter kLinstlich ath- mender Thicre beispielsweise erzeugt werden, die oben geschilderten Ver~nderungen des Magens entstehcn kSnnen. Dass aus dell Blut- extravasaten im Bereieh des Magens und Duodenums Geschw~ire resultiren~ ist der corrosiven Wirkung des sauren Mag'cusai~es zuzu- schrciben. Bet eincm msiner Versuchshunde, welchem die linke Hglf~e des Halstheils des Rtickenmarks in der ttShe des 4. Hals- uirbels durchschnitten war~ land sich neben ausgsbreitetsn Blut- extravasaten in der Magenmueosa ein ziemlich tisf in die Schleimhaut eindringendes Duodenalg'eschwiir. Aueh in dr Darmsehleimhaut findct man unter dcn angegebenen Umst~tndcn nicht selten Blut-

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Experim. Unters. ii.d. Zustandek. v. 131utextravasaten i. d. Magenschleimhaut. 193

extravasate. Magen und Darmkanal haben ja bekanntlich in der Anordnung ihres Gefassapparates eine gewisse Pradisposition ihrer Schleimhaut fiir ttyperamien und Blutaustretungen. Ausserdem aber land ieh in allen Fallen, wo ich darauf achtete I - - was leider anfanglich nicht der Fall w a r - auch Ecchymosen unter der Pleura.

Die Ursache der Blutdrucksteigerungen liegt bet StSrungen der Respiration in dem Reize, welchen die venSse Beschaffenheit des Blutes auf das vasomotorisebe Centrum ausiibt und S. M a y e r hat den Grund tier kolossalen Drucksteigerung im arteriellen System naeh Stryehninwirkung in ether dureh das Gift veranlassten ausser- ordentlich intcnsiven Reizung des vasomotorischen Centrums und der dadurch veranlassten Contraction der kleinen Arterien gefunden. Dass die Contraction derselben zum Mindesten nicht durehweg so stark ist, um das Eindringen yon Blut in dieselben zu verhindern, woraus ja eine Blutdruckverminderung start einer ErhShung resul- tiren mtisste, beweist aber das Zustandekommen der Blutextravasate im Magen, welche yon S. M a y e r m~d mir gesehen wurden. In beiden Fallen ...... bet den Athmungssuspensionen und den Strychnin- injectionen - - liegen directe Reize ant das vasomotorisehe Centrum vor. - - In den Fallen, wo sigh nach wiederholter Reizung sensibler Nerven Blutextravasate im Magen fimden, hatten eben~,~lls allge- meine BlutdruckerhShungcn stattgefunden, indem ja bekanntlich auf diesem Wege eine reflectorische Reizung des vasomotorischen Centrums veranlasst wird. Es dtirtfe also anch hier die allge- racine Steigerung des Biutdrueks als die Ursache tier Verander- ungen im Magen mit einer gewissen Wahrseheinlichkeit hinge- stellt wcrden.

Analog den auf andere Weise entstehendcn AthmungsstSrungen erzeugen auch Verletzungen des Rtickemnarks oberhalb des Ab- gangs der Nerv. phrenici oder innerhalb der Strecke desselben~ welche Nerven zu den Athmungsmuskeln entsendet, je nachdem eine grSssere oder geringe Menge derselben gelahmt wird, eine mehr weniger betraehtliche Blutdrucksteigerung. So wird es vielleicht erklarlich, warren nach Verletzungen des Riiekenmarks in der oben angegebenen Weise innerhalb der bezeichneten Bezirke, besonders also in der oberen Hal~e des Halstheils, wodurch die meisten Re- sl~irationsmuskeln paralytisch werden, die hochgradigsten Verander- ungen im Magen zu Tage treten. Nach Durchschneidungen der ganzen Medulla spin. im Halstheil wnrden wegen der dadurch be- dingten Lahmung der vasomotorischen Nerven und der demgemass

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eintretenden hochgradigen Herabsetzung des Blutdrucks entweder gar keine oder sehr geringftigige Ver:,inderungen im Magen beob- achtet. Ein Gleiches tritt aueh ein~ wenn bet den Versuchsthieren in Folge zu grosser Blutverluste eine bedeutende Blutdruckernie- drigung gesetzt wird. In solchen F~llen daft [man hSchstens sehr unbedeutende Ver~nderungen im Magen erwarten. Bet partiellen Durchschneidungen des Rtickenmarks leisten vielleicht die auf diese Weiss entstehenden L:~thmungen einielner zum Magen verlauibnder vasomotorischer Nervenf~sern der Entstehung yon Blutextravasaten im Magen Vorschub. Freilich ist auch dies Moment ftir die nach Verletzung der unteren Rttckenmarkspartien (unterhalb des Magens) eintretenden Veri~nderungen im Magen night zutreffend und wir werden hier wie bet den naeh Durehsehneidung grosser Nerven- sti~mme (Nerv. isehiadieus) im Magen eintretenden Blutextravasaten u. s. I: mit der Deutung in grosser Verlegenheit seth. Die Magen- veri~ndeioungen waren zwar unter diesen Bedingungen geringftigig, bisweilen sehr unbedeutend, aber ich habe sie hie ganz vermisst. Ob hier aueh refleetorisehe Blutdrueksteigerungen in Folge des dureh das Trauma gesetzten Reizes bedingt werden, oder welehe andern Momente bet den so sehwer verletzten Thieren sonst in Frage kommen, wage ieh zur Zeit nieht zu entseheiden. Ein Gleiehes gilt yon den naeh Verletzung des Geh~Mabyrinthes beobaehteten Veran-

�9 derungen im Magen. Was nun endlieh die naeh Verletzungen gewisser Hirntheile

auftretenden Veranderungen. im Magen betrifft~ so babe ieh nut liber die Verletzungen der vorderen Vierhtigel elsie Reihe v0n Er- fahrungen.

Vielleicht spielen aueh hier Veranderungen des allgemeinen Blut- drueks eine Rolle. O w s j a n n i k o w ' s * ) Untersuehungen haben er- geben, dass die Verletzung der Vierhiigel ftir die Gefi~ssnerven nicht gleiehgtiltig ist, denn jedes Mal rief dieser Eingriff eine vor- tibergehende Erregung hervor. Gegenw~rtig haben wit keia Keun- zeiehen daftir, sagt O w s j a n n i k o w , ob dieselbe refleetoriseher Natur ist, oder ob sie bedingt wurde von vasomotorisehen Nerven, die tiber das verliingerte Mark herausgreitbn.

Ob bet meinen Versuehen am vorderen Vierhtigel mit positivem Resultat derartige Nervenfi~sern getroffen wurden, bet denen mit negativem Resultat dagegen nieht und ob daher die Ineonstanz d e r

*) Bericht fiber die Verhundlungen der Ges. der Wissenschaften zu Leipzig. 1871. S, 171 ft.

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Versuchsergebnisse stamm~, kann ich nach meinen jetzigen Erfabr- ungen nicht ausmachen.

So fragmentarisch auch dig vorstehenden Mittheilungen sind, so habe ich doch ihre Publication nicht beanstandet, well sit die seither tiber diesen Gegenstand bckannt gewordenen Erf~hrungen um Einiges vermehren. Jedenfhlls wird man nach Wtirdigung der- selben den yon S c h i f f angegebenen Verlauf der vasomotorischen Nerven des Magens night ohne Weiteres statuiren dtirf~n.

B r e s l a u , 31. J a n u a r 1874.