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Aus dem Ruder gelaufen? Verkraftet die Wissenschaft einen simulierten Markt?
Tagung „Wie wissenschaftsadäquat ist New Public Management“ Gießen, 28./29. Oktober 2014
Professor Dr. Stefan Hornbostel
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Übersicht
1. Wissenschaft und Markt: Ein Ausgangsmodell
2. Exzellenzinitiative – ein Markt für Hochschulen?
3. PFI – ein Markt für die Außeruniversitären? 4. Resümee
Stefan Hornbostel 2
Wissenschaft und Markt:
Ein Ausgangsmodell
Stefan Hornbostel 3
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Steuerungskräfte in nationalen Hochschulsystemen anhand von Clarks Koordinationsdreieck
Wissenschaft und Markt
Stefan Hornbostel 4
Staatliche Autorität
Markt
Akademische Oligarchie
Quelle: Burton R. Clark: The Higher Education System. Berkeley 1983.
„We begin on simplest ground by constructing three ideal types–state system, market system, and professional system–which, in combination, offer two- and three-dimensional spaces for comparing national systems. Greater complexity is then introduced by specifying some pathways along which each major type of integration moves.“ (S. 136.)
Professionelles System
Staatliches System
Markt-system
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Hochschulsystem Deutschland um 2000
Steuerungskräfte in nationalen Hochschulsystemen: Reformtendenzen des New Public Managements
Wissenschaft und Markt
Stefan Hornbostel 5
Staatliche Autorität
Markt
Akademische Oligarchie
Quelle: Burton R. Clark: The Higher Education System. Berkeley 1983.
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Ähnliche Verortung der hochschulpolitischen Entwicklungen um 2000 nach Pasternack
Wissenschaft und Markt
Stefan Hornbostel 6
Quelle: Peer Pasternack: Die aktuelle deutsche Hochschulreform. Eine Demokratieverträglichkeitsprüfung. In: Benjamin Hoff, Petra Sitte (Hg.): Politikwechsel in der Wissenschaftspolitik? Ein Lesebuch. Berlin 2001. S. 38.
Rot = eigene Hervorhebung
Staatliche Autorität
Markt
Akademische Oligarchie
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Struktureffekte: Differenzierung
Quelle: European Commission: A more research-intensive and integrated European Research Area. Science, Technology and Competitiveness key figures report. Brüssel 2008. S. 94.
Stefan Hornbostel 7
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Entwicklung der Drittmittelquote an Hochschulen
Input: Wettbewerb / Transaktions- und Opportunitätskosten
Quelle: Statistisches Bundesamt: Bildung und Kultur. Finanzen der Hochschulen 2012. Fachserie 11 Reihe 4.5. Wiesbaden 2014. S. 16f. (Zusammenfassende Übersicht 1.2.4)
Stefan Hornbostel 8
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Notwendigkeit zur Einwerbung von Drittmitteln
Stefan Hornbostel 9
Quelle: Böhmer et al. 2011: Wissenschaftler-Befragung 2010: Forschungsbedingungen von Professorinnen und Professoren an deutschen Universitäten. iFQ-Working Paper No.8. Bonn
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Hebelwirkungen
Stefan Hornbostel 10
Notwendigkeit zur Einwerbung von Drittmitteln durch Auswirkungen auf die Grundausstattung
Quelle: Böhmer et al. 2011: Wissenschaftler-Befragung 2010: Forschungsbedingungen von Professorinnen und Professoren an deutschen Universitäten. iFQ-Working Paper No.8. Bonn
„Hängt die Höhe Ihrer Grund-ausstattung für Forschung von den folgenden Leistungskriterien ab?“ (modularisiert; N=1.857)
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Verschärfter Wettbewerb
Stefan Hornbostel 11
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Input: Exzellenzwettbewerbe
Stefan Hornbostel 12
Nutzen wissenschaftspolitischer Maßnahmen nach Fächergruppen, hier: Exzellenzwettbewerbe (N=1,684)
Quelle: Böhmer et al. 2011: Wissenschaftler-Befragung 2010: Forschungsbedingungen von Professorinnen und Professoren an deutschen Universitäten. iFQ-Working Paper No.8. Bonn
Exzellenzwettbewerbe für Forschung
Exzellenzwettbewerbe für Lehre
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Output: Evaluationen / LOM / Rankings
Stefan Hornbostel 13
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Die DFG und der Wissenschaftsrat sollen der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) bis zum 30. Juni 2015 einen datengestützten Bericht über den Verlauf der Exzellenzinitiative vorlegen. Zusätzlich hat die GWK eine externe Kommission unter Beteiligung internationaler Expertinnen und Experten mit einer Evaluation des Programms und seiner Auswirkungen auf das deutsche Wissenschaftssystem beauftragt. Den Vorsitz hat Herr Professor Dr. Dieter Imboden, bis 2012 Präsident des Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. Es sollen Auswirkungen sowohl auf geförderte als auch auf nicht geförderte Hochschulen dargestellt werden. Die Ergebnisse dieser Evaluation werden der GWK im Januar 2016 vorgelegt werden.
Exzellenzinitiative – ein Markt für Hochschulen?
Stefan Hornbostel 14
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Ziele der Exzellenzinitiative: „Damit [mit der Exzellenzinitiative] wollen Bund und Länder eine Leistungsspirale in Gang setzen, die die Ausbildung von Spitzen und die Anhebung der Qualität des Hochschul- und Wissenschaftsstandortes Deutschland in der Breite zum Ziel hat. Dazu sollen in einem einheitlichen, projektbezogenen, wettbewerblichen Gesamtverfahren zusätzliche Mittel […] zur Verfügung gestellt werden, um die internationale Sichtbarkeit zu stärken.“ (Bund-Länder-Vereinbarung gemäß Artikel 91 b des Grundgesetzes (Forschungsförderung) über die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen vom 18. Juli 2005)
>> Verstärkung des Wettbewerbs >> Förderung von Spitzenforschung >> Erhöhung der Sichtbarkeit
Exzellenzinitiative als Markt?
Stefan Hornbostel 15
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
ExIn: Allgemeine Einschätzungen
Stefan Hornbostel 16
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
„Als ‚Initiative‘ hat dieses Programm große Dynamik ausgelöst und bot den Universitäten Anlass, tragfähige institutionelle Strategien zu entwickeln.“ Professor Dr.-Ing. Wolfgang Marquardt (Vorsitzender des
Wissenschaftsrates) am 15. Juni 2012 im Zuge der Ergebnisbekanntgabe zur zweiten Förderperiode
„Die Exzellenzinitiative hat das deutsche Wissenschaftssystem nachhaltig verändert und den Forschungsstandort im internationalen Vergleich gestärkt […]“ Professor Dr.-Ing. Matthias Kleiner (Präsident der Deutschen
Forschungsgemeinschaft) am 15. Juni 2012 im Zuge der Ergebnisbekanntgabe zur zweiten Förderperiode
„Die Ergebnisse der Exzellenzinitiative sind beste Forschung nach internationalem Maßstab, eine enorme Leistungssteigerung und Dynamik in der Entwicklung des Wissenschaftssystems, der Aufbau neuer Kooperationsformen in der Wissenschaft und weitreichende strukturelle Reformprozesse.“
Statement der Sprecherinnen und Sprecher der Graduiertenschulen und Exzellenzcluster sowie der Rektorinnen und Rektoren bzw. Präsidentinnen und Präsidenten der Universitäten mit geförderten „Zukunftskonzepten“ zum Fortgang der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern vom 10. Oktober 2014 „Die Exzellenzinitiative hat vielfältige
Impulse in das deutsche Wissenschaftssystem gegeben und die deutschen Universitäten als Orte der Spitzenforschung und Ausgangspunkte für Innovationen auch international deutlich sichtbarer und attraktiver gemacht.“
Gemeinsame Pressemitteilung von Deutscher Forschungs-gemeinschaft und Wissenschaftsrat vom 10. Oktober 2014
Institution 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005
LMU München 54 ▼ 52 ▲ 55 ═ 55 ▼ 53 ▼ 51 ═ 51
TU München 47 ▲ 56 ▲ 57 ═ 57 ▼ 56 ▼ 54 ▼ 52
Heidelberg (U) 62 ▲ 63 ═ 63 ▲ 67 ▼ 65 ▲ 66 ▲ 71
Göttingen (U) 86 ▲ 93 ▼ 90 ═ 90 ▼ 87 ▼ 85 ▼ 84
Bonn (U) 94 ▼ 93 ▲ 98 ▼ 97 ▲ 99 ▲ 102-150 ═ 101-152
Frankfurt a.M. (U) 100 ▲ 101-151 ═ 101-151 ═ 101-151 ═ 102-150 ═ 102-150 ═ 101-152
Freiburg (U) 101-151 ═ 101-151 ═ 101-151 ▼ 96 ▼ 94 ▼ 93 ▼ 90
Mainz (U) 152-200 ═ 152-200 ▼ 101-151 ═ 101-151 ▲ 151-202 ═ 151-200 ═ 153-202
Münster (U) 101-151 ═ 101-151 ═ 101-151 ═ 101-151 ═ 102-150 ═ 102-150 ═ 101-152
Tübingen (U) 101-151 ═ 101-151 ═ 101-151 ═ 101-151 ═ 102-150 ═ 102-150 ═ 101-152
Würzburg (U) 101-151 ═ 101-151 ═ 101-151 ═ 101-151 ═ 102-150 ═ 102-150 ═ 101-152
Hamburg (U) 152-200 ═ 152-200 ═ 152-200 ═ 152-200 ═ 102-150 ═ 102-150 ═ 101-152
Kiel (U) 152-200 ═ 152-200 ═ 152-200 ═ 152-200 ═ 151-202 ═ 151-200 ═ 153-202
Köln (U) 152-200 ═ 152-200 ═ 152-200 ═ 152-200 ═ 151-202 ═ 151-200 ═ 153-202
Leipzip (U) 152-200 151-200 ═ 153-202
ExIn: Performative Effekte Platzierung geförderter Universitäten im Shanghai-Ranking
Stefan Hornbostel 17
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Excellence Rate im internationalen Vergleich
Performanz
Quelle: Gemeinsame Wissenschaftskonferenz: Pakt für Forschung und Innovation Monitoring-Bericht 2014. Bonn 2014. S. 73.
Stefan Hornbostel 18
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Stefan Hornbostel 19
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
2003-2006
2008-2011
Publikationen HC 10% Publikationen
Welchen Anteil haben die einzelnen Länder am weltweiten Output?
Quelle: iFQ, unveröffentlichte Ergebnisse, Journalpublikationen (Article, Review, ohne GSW), fraktionierte Berechnung auf Basis der Countrycodes.
Stefan Hornbostel 20
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Wieviel Prozent der Publikationen eines Landes sind HC?
Quelle: iFQ, unveröffentlichte Ergebnisse, nur Länder mit mind. 50.000 Journalpublikationen (Article, Review, ohne GSW) in 2003-2006 und über 10% HC-Publikationen, absteigend sortiert nach Steigerung des HC-Anteils
Stefan Hornbostel 21
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Datengrundlage - schematische Darstellung
Quelle: iFQ, unveröffentlichte Ergebnisse, Zahlen der EXC für 2008-2011 Insgesamt gibt es 31 EXC (ohne GSW), 30 EXC-Anträge lagen dem iFQ vor.
Stefan Hornbostel 22
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Wieviel Prozent der Publikationen in Deutschland sind HC?
Quelle: iFQ, unveröffentlichte Ergebnisse, Journalpublikationen (Article, Review, ohne GSW), Funding Acknowledgements (FA) sind erst ab August 2008 im WOS verfügbar. Der (Extrapolations-)Faktor dient der Abschätzung der datenbankbedingt nicht erfassten FA.
Stefan Hornbostel 23
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Wieviel Prozent der Publikationen in Deutschland sind HC?
Quelle: iFQ, unveröffentlichte Ergebnisse, Journalpublikationen (Article, Review, ohne GSW), Funding Acknowledgements (FA) sind erst ab August 2008 im WOS verfügbar. Der (Extrapolations-)Faktor dient der Abschätzung der datenbankbedingt nicht erfassten FA.
Stefan Hornbostel 24
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Quelle: iFQ, unveröffentlichte Ergebnisse, nur Universitäten mit durchschnittlich 100 Journalpublikationen (Article, Review, ohne GSW) pro Jahr
Wieviel Prozent der Publikationen der deut. Universitäten sind HC?
Stefan Hornbostel 25
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Quelle: iFQ, unveröffentlichte Ergebnisse, nur Universitäten mit durchschnittlich 100 Journalpublikationen (Article, Review, ohne GSW) pro Jahr
Wieviel Prozent der Publikationen der deut. Universitäten sind HC?
ExIn: Monetäre Effekte
Quelle: Deutsche Forschungsgemeinschaft: Förderatlas 2012. Kennzahlen zur öffentlich finanzierten Forschung in Deutschland. Bonn 2012.
„Der Vergleich mit der Rangreihe […] zeigt, dass 39 der 40 bewilligungs-stärksten Hochschulen identisch sind, unabhängig davon, ob die Exzellenz-initiative einberechnet ist oder nicht.“ >> keine neue Dynamik hinsichtlich der bestehenden Mittelverteilung
Stefan Hornbostel 26
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Stefan Hornbostel 27
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Deutsche Universitäten im internationalen Vergleich Anteil der HC-Publikationen (2007-2011)
Quelle: iFQ, unveröffentlicht, Datengrundlage SCImago Institutions Rankings 2013 (Zeitraum 2007-2011), Indikator: Excellence Rate (10% HC), nur Universitäten mit durchschnittlich 100 Publikationen pro Jahr, eigene Aufbereitung und Darstellung.
USA NLD GBR FRA DEU CHE AUS
Stefan Hornbostel 28
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Welchen Anteil hat die außeruniversitäre Forschung an den HC-Publikationen der deutschen Universitäten (ohne KIT)?
Quelle: iFQ, unveröffentlichte Ergebnisse, Journalpublikationen (Article, Review, ohne GSW), Funding Acknowledgements (FA) sind erst ab August 2008 im WOS verfügbar. Der (Extrapolations-)Faktor dient der Abschätzung der datenbankbedingt nicht erfassten FA.
PFI – ein Markt für Außeruniversitäre?
Stefan Hornbostel 29
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Ziele des Pakts für Forschung und Innovation (PFI): „Bund und Länder sind trotz der notwendigen Haushalts-konsolidierung bereit, alle Anstrengungen zu unternehmen, den institutionell geförderten Wissenschafts- und Forschungs-organisationen finanzielle Planungssicherheit zu geben […]“ (Gemeinsame Wissenschaftskonferenz: Pakt für Forschung und Innovation. S. 1.)
• Stärkung der Portfolio- und Themenfindungsprozesse, um insbesondere neue Forschungsgebiete und Innovationsfelder identifizieren und aufnehmen zu können
• Vernetzung der Forschungseinrichtungen untereinander und mit den Hochschulen
• Förderung von Internationalisierungsstrategien • Stärkung des Technologietransfers • Verbesserung der Personalgewinnung und -entwicklung
PFI als Markt?
Stefan Hornbostel 30
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
PFI: Monetäre Effekte
Quelle: [1] Statistisches Bundesamt: Bildung und Kultur. Finanzen der Hochschulen 2012. Fachserie 11 Reihe 4.5. Wiesbaden 2014. S. 16f. [2] Gemeinsame Wissenschaftskonferenz: Pakt für Forschung und Innovation. Monitoring-Bericht 2014. Bonn 2014. S. 77f.
Stefan Hornbostel 31
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Sektor des Wissenschaftssystems
Durchschnittliches jährliches Wachstum der Grundfinanzierung zwischen 2005 und 2012
Durchschnittliches jährliches Wachstum der Drittmittelfinanzierung zwischen 2005 und 2012
Hochschulen [1] 3,7 % 9,2 %
Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen [2]
4,7 % 6,4 %
FhG 3,2 % 6,7 %
HGF 5,3 % 7,1 %
MPG 5,0 % 4,4 %
WGL 4,0 % 5,6 %
>> Die Orientierung an der Planungssicherheit im AUF-Sektor gegenüber der Orientierung am Wettbewerb im Hochschulsektor bildet sich in der Finanzierungsentwicklung ab.
Excellence Rate nach Sektoren von 2002 bis 2010
PFI: Performative Effekte
Quelle: Carolin Michels, Sonia Conchi, Rainer Frietsch: 3. Indikatorbericht. Bibliometrische Indikatoren für den PFI-Monitoring-Bericht 2014. Hg. v. Fraunhofer ISI, iFQ, Universität Bielefeld.
Stefan Hornbostel 32
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Hochschulen FhG
HGF MPG WGL
Verhältnis zum Zuwachs an Beschäftigten
PFI: Performative Effekte
Quelle: Carolin Michels, Sonia Conchi, Rainer Frietsch: 3. Indikatorbericht. Bibliometrische Indikatoren für den PFI-Monitoring-Bericht 2014. Hg. v. Fraunhofer ISI, iFQ, Universität Bielefeld. S. 100.
Stefan Hornbostel 33
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
- 5 % ggü. 2002
Resümee
Stefan Hornbostel 34
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Stefan Hornbostel 35
Vielen Dank
für Ihre Aufmerksamkeit!
Kontakt: Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung Schützenstraße 6a 10117 Berlin
Telefon: +49 (0)30 2064 177-0 Fax: +49 (0)30 2064 177-99
E-Mail: [email protected] Internet: www.forschungsinfo.de
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Fazit
Stefan Hornbostel 36
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Staatliche Autorität
Markt
Akademische Oligarchie
Staatliche Autorität
Markt
Akademische Oligarchie
Exzellenzinitiative PFI
PFI: Fazit
Stefan Hornbostel 37
1. Der AUF-Sektor ist traditionell charakterisiert durch einen professionell strukturierten Bereich mit größerer Autonomie gegenüber dem Staat (Harnack-Prinzip) und den Bereich der Großforschung mit relativ klaren politischen Zielen und Vorgaben. 2. In erster Linie führt der PFI mit seinem relativ bedingungslosen Mittelzuwachs zu einer leichten Steigerung der Autonomie der AUF innerhalb der ohnehin abgesteckten Grenzen zwischen FhG, HGF, MPG und WGL.
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
PFI: Fazit
Stefan Hornbostel 38
3. In zweiter Linie führt die Zielsetzung der Strategiebildung und der Vernetzung (insbesondere WGL und HGF) jedoch auch zu einer Relativierung des Professionssystems und der bestehenden institutionellen Grenzen und damit zu einem Wettbewerb. Dieser Tendenz zum Marktsystem ist allerdings durch eine weiterhin fortbestehende kategorische Trennung der „Wissenschaftsprodukte“ (Grundlagenforschung, Anwendungsforschung, Infrastruktur, Services) Grenzen gesetzt.
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Steuerungskräfte in nationalen Hochschulsystemen: Idealtypische Verortung ausgewählter Systeme
Wissenschaft und Markt
Stefan Hornbostel 39
Staatliche Autorität
Markt
Akademische Oligarchie
Quelle: Burton R. Clark: The Higher Education System. Berkeley 1983.
Hochschulsystem USA
Hochschulsystem UK Hochschulsystem Deutschland um 2000
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Mögliche Ausgangsthesen nach diesem Modell: Die Exzellenzinitiative führt(e) …
Exzellenzinitiative als Markt?
Stefan Hornbostel 40
1. … zu einem tendenziell marktähnlichen Wettbewerb (leistungsgerechte Differenzierung) oder
2. … zu einer Stärkung des professionellen
Feldes mit seinen marktbeherrschenden Akteuren (Elitenförderung).
In jedem Fall führt sie zu einer Minimierung der staatlichen Steuerung.
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Nutzen wissenschaftspolitischer Maßnahmen nach Antrags-erfolg, hier Exzellenzwettbewerbe für Forschung (N=1,735)
ExIn: Allgemeine Einschätzungen
Quelle: Böhmer et al. 2011: Wissenschaftler-Befragung 2010: Forschungsbedingungen von Professorinnen und Professoren an deutschen Universitäten. iFQ-Working Paper No.8. Bonn
Stefan Hornbostel 41
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
ExIn: Allgemeine Einschätzungen Eignung von Exzellenzwettbewerben für Forschung zur Stärkung des Wissenschaftsstandorts Deutschland (N=1,985)
Quelle: Böhmer et al. 2011: Wissenschaftler-Befragung 2010: Forschungsbedingungen von Professorinnen und Professoren an deutschen Universitäten. iFQ-Working Paper No.8. Bonn
Stefan Hornbostel 42
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
ExIn: Allgemeine Einschätzungen
Stefan Hornbostel 43
Trotz der kritischen Bewertung nahm die Mehrheit der Universitäten an der Exzellenzinitiative teil • in der ersten Runde der ersten Förderphase: 74 Universitäten • in der zweiten Runde der ersten Förderphase: 67 Universitäten • in der zweiten Förderphase: 64 Universitäten
Ursachenforschung …
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Anreiz zur Einwerbung von Drittmitteln durch Auswirkungen auf die Grundausstattung
ExIn: Allgemeine Einschätzungen
Stefan Hornbostel 44
Quelle: Böhmer et al. 2011: Wissenschaftler-Befragung 2010: Forschungsbedingungen von Professorinnen und Professoren an deutschen Universitäten. iFQ-Working Paper No.8. Bonn
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
ExIn: Allgemeine Einschätzungen
Stefan Hornbostel 45
Zwischenresümee: Die relative Akzeptanz der Exzellenzinitiative in der Fachgemeinschaft basiert • nicht oder nicht überwiegend auf der Aussicht einiger
einzelner Akteure auf die Erweiterung bestehender Wettbewerbsvorteile, sondern
• vornehmlich auf strukturell-materiellen Wettbewerbszwängen.
Das spricht zunächst gegen eine monopolistische Intention der Exzellenzinitiative. Monopolisierende Effekte sind damit jedoch (noch) nicht ausgeschlossen.
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
ExIn: Aufwand des Verfahrens Perspektive der Geförderten (2008)
Quelle: Sondermann, Michael / Simon, Dagmar / Scholz, Anne-Marie / Hornbostel, Stefan, 2008: Die Exzellenzinitiative: Beobachtungen aus der Implementierungsphase. iFQ-Working Paper No.5. Bonn
bezogen auf Graduierten-schulen
Stefan Hornbostel 46
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
ExIn: Aufwand des Verfahrens Perspektive der Geförderten (2008)
Quelle: Sondermann, Michael / Simon, Dagmar / Scholz, Anne-Marie / Hornbostel, Stefan, 2008: Die Exzellenzinitiative: Beobachtungen aus der Implementierungsphase. iFQ-Working Paper No.5. Bonn
bezogen auf Exzellenz-cluster
Stefan Hornbostel 47
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
ExIn: Aufwand des Verfahrens Perspektive der Gutachter/innen (2012)
Quelle: Möller, Torger / Antony, Philipp / Hinze, Sybille / Hornbostel, Stefan 2012: Exzellenz begutachtet. Befragung der Gutachter in der Exzellenzinitiative. iFQ-Working Paper No.11. Berlin.
Stefan Hornbostel
48
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Graduiertenschulen Exzellenzcluster
Quelle: Möller, Torger / Antony, Philipp / Hinze, Sybille / Hornbostel, Stefan 2012: Exzellenz begutachtet. Befragung der Gutachter in der Exzellenzinitiative. iFQ-Working Paper No.11. Berlin.
Stefan Hornbostel 49
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
ExIn: Kriterien und deren Anwendung
Quelle: Möller, Torger / Antony, Philipp / Hinze, Sybille / Hornbostel, Stefan 2012: Exzellenz begutachtet. Befragung der Gutachter in der Exzellenzinitiative. iFQ-Working Paper No.11. Berlin.
Stefan Hornbostel 50
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
ExIn: Kriterien und deren Anwendung
ExIn: Kriterien und deren Anwendung
Quelle: Möller, Torger / Antony, Philipp / Hinze, Sybille / Hornbostel, Stefan 2012: Exzellenz begutachtet. Befragung der Gutachter in der Exzellenzinitiative. iFQ-Working Paper No.11. Berlin.
Stefan Hornbostel 51
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
ExIn: Kriterien und deren Anwendung Zwischenresümee: Die Graduiertenschulen und Exzellenzcluster wurden von den Gutachtergruppen stärker unter den klassischen Gesichtspunkten der wissenschaftlichen Exzellenz bewertet, wohingegen den eher programmatisch vorgegebenen Kriterien der Exzellenzinitiative wie Interdisziplinarität, Internationalität oder Gleichstellung eine geringere Bedeutung beigemessen wurde. >> Diese Gewichtung der Kriterien führt zu einer tendenziellen Bevorteilung etwaiger marktbeherrschender Akteure.
Stefan Hornbostel 52
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
ExIn: Personelle Effekte Aus Mitteln der Exzellenzinitiative finanziertes wissenschaftliches Personal nach Bundesländern in Graduiertenschulen und Exzellenzclustern (nur erste Förderperiode, Angaben in absoluten Zahlen)
Quelle: Sondermann, Michael / Simon, Dagmar / Scholz, Anne-Marie / Hornbostel, Stefan, 2008: Die Exzellenzinitiative: Beobachtungen aus der Implementierungsphase. iFQ-Working Paper No.5. Bonn
Stefan Hornbostel
53
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Exemplarische Einschätzung zur indirekten Reformwirkung der Exzellenzinitiative „Es trafen, glaube ich, zwei Dinge aufeinander. Das lag an Personen: der ersten Prorektorin, die wir für die Graduierteneinrichtung gewonnen hatten und die in ganz hohem Maße interessiert war, an der Förderung von wissenschaftlichem Nachwuchs, umtriebig ohne Ende, auch jetzt noch im Ruhestand. Die hat diese Sache angestoßen. Das war sozusagen die interne oder intrinsische Motivation aus der Institution heraus. Das andere war natürlich schon ein gewisser Anstoß durch die Exzellenzinitiative, weil wir auch da bemerkten: Es wird ein großer Wert auf wissenschaftlichen Nachwuchs gelegt. Oder sagen wir mal was anderes: Die Exzellenzinitiative bot uns die Möglichkeit, den Druck ein Stück in die Organisation weit hineinzugeben. Wir haben das dankbar aufgenommen, dass da diese Anforderung kam und offene Türen eingetreten wurden, auch wenn wir nicht so sehr erfolgreich waren mit der Exzellenzinitiative; aber das ist ein anderes Thema. Es hat in der Institution sehr viel bewirkt.“ (Quelle: Stefan Hornbostel (Hg.): Wer promoviert in Deutschland? Machbarkeitsstudie zur Doktorandenerfassung und Qualitätssicherung von Promotionen an deutschen Hochschulen. iFQ-Working Paper No. 14. Berlin 2012. S. 95.)
ExIn: Symbolische Effekte
Stefan Hornbostel 54
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
ExIn: Fazit
Stefan Hornbostel 55
1. Die Exzellenzinitiative (und ähnliche exzellenzorientierte Forschungsförderinstrumente) führt zu einer Verringerung der staatlichen Einflussmöglichkeiten,
• entweder qua Deregulierung in Richtung auf einen marktähnlichen Wettbewerb
• oder qua Autonomisierung in Richtung auf akademische Monopole.
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
ExIn: Fazit
Stefan Hornbostel 56
2. Eine explizite Monopolbildung (in der Wettbewerbstheorie insbesondere durch staatliche Lizensierung, Kostenvorteile, Preisabsprachen, hohe Fixkosten) ist in der Grundanlage der Exzellenzinitiative nicht zu erkennen. 3. Gleichzeitig aber schreibt die Exzellenzinitiative die bestehenden Differenzierungen lediglich fort. Ihre Wettbewerbslogik führt nicht zu einer anderen Differenzierung (in der Wettbewerbstheorie durch Angebot von und Nachfrage nach neuen Produkten). Das bisherige Marktgefüge wird jedoch sichtbarer.
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
ExIn: Fazit
Stefan Hornbostel 57
4. In der Umsetzung der Exzellenzinitiative bzw. Anwendung der Kriterien ist eine Tendenz zur Belohnung marktbestimmender Akteure zu erkennen. Diese liegt zum Teil in der Selbstbezüglichkeit und dem Autonomiedrang wissenschaftsgeleiteter Bewertungsverfahren begründet. 5. Die Forschungsförderung durch Drittmittelwettbewerbe, einschließlich ihrer hebelnden Effekte auf die Grundfinanzierung, stoßen grundsätzlich an die Grenzen der überprüfbaren leistungsfördernden Wirkungen.
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung
Relation der Grund- und Drittmittel nach Sektor
PFI: Monetäre Effekte
Quelle: Statistisches Bundesamt: Bildung und Kultur. Finanzen der Hochschulen 2012. Fachserie 11 Reihe 4.5. Wiesbaden 2014. S. 16f. Gemeinsame Wissenschaftskonferenz: Pakt für Forschung und Innovation. Monitoring-Bericht 2014. Bonn 2014. S. 77f.
Stefan Hornbostel
58
Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung