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der NatLir ZLI lauscheii und sie %LI deuten vcrsreht. Vor zwci Jahren ziticrtc' c'r KARL EKNS-I' YON BALKS Vergleich der Lebensprozesse mit Musikthcnien iin Hinblick auf den Geist der Arbeiten ZWICF-LTS Lind SCHIMITSCHFXS. lch g]aLlL>e. dat3 inan auch auf ZV:OI.FEKS Arbeiten seine eigenen Worte '1iiweiidc'ii ulld s':gen darf, dai3 cr in ihncn ,,den Geist, der in der lebenden Natur waltet, eriassen und begreiflich ZLI machen sucht". Ich werde dariii noch mehr bestiirkt, durch einen Ausspruch EscIit.l<Ictjs, der mir yon meinem verehrteii L&rcr Prof. KLATTiibermittelt wurde und niir im Gediichtnis hatten gc- bliebcn ist. ESCHEKICH hat gesagt: ,,Der ZWOLFLR ist ein Musikant." Erst nach- de111 ich Ihre Arbeiten, sehr verehrter Herr Kollege Zy.oLmi<, kennengelernt habe, glaubc ich ZLI verstehen, daf3 ESCHEKICH daiiiit iiicht nur Ihre schiinc I:reizeitgestaltung gemeint, soiidern auch Ihre wissenschafiliche Begabung trcffend charakterisiert hat. Er wiirde sich mit uns allen bestiinmt auch heute ganz besonders freuen, daa Ihnen die schon lingst verdiente Medaille aus- gehindigt wird. Es ist mir eine groi3e Ehre, dieses jetzt tun zu diirfen. Die Urkunde lautet: Die Deutsche Gesellschaft fur angewandte Entoniologie e. V. verleiht auf einstimmigen Beschluf3 des Kuratoriums die KAKL-EscHEKrcH-Medaille, die 1954 in Erinnerung an den Begriinder und fuhrenden Vertreter der an- gewandten Entoinologie in Deutschland Geheimrat Prof. Dr. Dr. h. c. KARL LEOPOLD ESCHEKICH fiir besondere Verdienste uin die angewandte Ento- mologie gestiftet wurde, Herrn Dr. rer. nat. WILHELM ZWOLFER em. 0. I'rofcssor der Angewaiidten Zoologie in Freiburg ini Breisgau, in Anerkennung seiner grundlegenden Forschungen uber land- und forst- wirtschaftlich wichtige Insekten, besonders durch die Erarbeitung mathema- tischer und experimenteller Methoden zur Analyse des Massenwechsels der Insekten. Diese Urkundc ist ausgestellt am Tage der feierlichen Ubergabe der Medaille auf der 18. Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschafl fur angewandte Entomologie. Minster in Westfalen, am 26. Oktober 1965 DAS KURATORIUM Aus den Erfahrungen als angewandter Entomologe im Vorderen Orient Von W. ZW~LFER Hochverehrte Gaste und Anwesende! Meinen herzlichsten Dank fur die mir zuteil gewordene Ehrung mochte ich den Mitgliedern unserer Gesellschaft aussprechen, iin besonderen aber den Herren des Kuratoriums, das iiber die Verleihung der Gedenkmunze zu be- finden hat. Im Hinblick auf das Rahmenthema, das unserer heutigen Tagung gestellt worden ist (unsere Arbeit in den Entwicklungslandern), mochte ich

Aus den Erfahrungen als angewandter Entomologe im Vorderen Orient

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Page 1: Aus den Erfahrungen als angewandter Entomologe im Vorderen Orient

der NatLir ZLI lauscheii und sie % L I deuten vcrsreht. Vor zwci Jahren ziticrtc' c'r KARL EKNS-I' Y O N BALKS Vergleich der Lebensprozesse mit Musikthcnien iin Hinblick auf den Geist der Arbeiten ZWICF-LTS Lind SCHIMITSCHFXS. lch g]aLlL>e. dat3 inan auch auf ZV:OI.FEKS Arbeiten seine eigenen Worte '1iiweiidc'ii

ulld s':gen darf, dai3 cr in ihncn ,,den Geist, der i n der lebenden N a t u r waltet, eriassen und begreiflich ZLI machen sucht". Ich werde dariii noch mehr

bestiirkt, durch einen Ausspruch EscIit.l<Ictjs, der mir yon meinem verehrteii L&rcr Prof. KLATT iibermittelt wurde und niir im Gediichtnis hatten gc- bliebcn ist. ESCHEKICH hat gesagt: ,,Der ZWOLFLR ist ein Musikant." Erst nach- de111 ich Ihre Arbeiten, sehr verehrter Herr Kollege Zy.oLmi<, kennengelernt habe, glaubc ich ZLI verstehen, daf3 ESCHEKICH daiiiit iiicht nur Ihre schiinc I:reizeitgestaltung gemeint, soiidern auch Ihre wissenschafiliche Begabung trcffend charakterisiert hat. E r wiirde sich mit uns allen bestiinmt auch heute ganz besonders freuen, daa Ihnen die schon lingst verdiente Medaille aus- gehindigt wird. Es ist mir eine groi3e Ehre, dieses jetzt tun zu diirfen. Die Urkunde lautet:

Die Deutsche Gesellschaft fur angewandte Entoniologie e. V. verleiht auf einstimmigen Beschluf3 des Kuratoriums die KAKL-EscHEKrcH-Medaille, die 1954 in Erinnerung an den Begriinder und fuhrenden Vertreter der an- gewandten Entoinologie in Deutschland Geheimrat Prof. Dr . Dr . h. c. KARL LEOPOLD ESCHEKICH fiir besondere Verdienste uin die angewandte Ento- mologie gestiftet wurde,

Her rn Dr . rer. nat. WILHELM ZWOLFER em. 0. I'rofcssor der Angewaiidten Zoologie in Freiburg ini Breisgau,

in Anerkennung seiner grundlegenden Forschungen uber land- und forst- wirtschaftlich wichtige Insekten, besonders durch die Erarbeitung mathema- tischer und experimenteller Methoden zur Analyse des Massenwechsels der Insekten.

Diese Urkundc ist ausgestellt am Tage der feierlichen Ubergabe der Medaille auf der 18. Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschafl fur angewandte Entomologie.

Mins te r in Westfalen, am 26. Oktober 1965 DAS KURATORIUM

Aus den Erfahrungen als angewandter Entomologe im Vorderen Orient

Von W. Z W ~ L F E R

Hochverehrte Gaste und Anwesende!

Meinen herzlichsten Dank fur die mir zuteil gewordene Ehrung mochte ich den Mitgliedern unserer Gesellschaft aussprechen, iin besonderen aber den Herren des Kuratoriums, das iiber die Verleihung der Gedenkmunze zu be- finden hat. I m Hinblick auf das Rahmenthema, das unserer heutigen Tagung gestellt worden ist (unsere Arbeit in den Entwicklungslandern), mochte ich

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6 w. Zwdltcr

diesen Dank in i t einigen kurzen Ausfiihrungen uber meinen Autenthalt ‘11s Agrar-Entomologe im Vorderen Orient verbinden.

Viermal hatte ich Gelegenheit als Fachesperte in der Tiirkci t;itig ZLI scin. Ich hatte mich dort hauptsichlich init der orientalischen Getreidewanze, Eurygastei zrzteyrzcep, Put. (Hem. Het.) beschaftigt, daneben u c h mit Wanderheuschrecken, mit Baumwoll- und mit Citrus-Schadlingen. Insgesnmt war ich rund drei Jahre unter niir anfanglich vollig freinden Verh Atnissen eingesctzt.

Das erstemal war ich 1928!29 in der Turkei tiitig, die weiteren lieisen erfolgten nach dein zweiten Weltkrieg 1957 und 1958. Die beiden letzten Keisen fiihrten mich als Experte der FAO, Rom, in die Sud-Ost-Vilajete dcr Turkei init den1 Auftrag, wirtschafilich tragbare Bekainpfungsiiiai3iiah- men gegen die Getreidewanze zu ermitteln. Wahrend meiner letztcn Keise hatte ich auch Gelegenheit, an einer eingchenden Aussprache teilzunehmen, die anerkennungswerterweise wiederuin von der F A 0 in Teheran ver- anstaltet wurde und die den Problemen der Getreidewanze galt. Bei dieser Gelegenheit konnten wir auch dankenswerterweise als Gaste der Iranischen Regierung die Eiiirichtungen zur Eurygasterbekampfung in Isfahan und in der weiteren Umgebung Teherans kennenlernen. Wahrend meines ersten Aufenthaltes in der Turkei, der ursprunglich dem Ausbau der Landwirt- schaftlichen Hochschule in Ankara galt, war ich in AdandKilikien eingesetzt. Dort wutete damals i n den Weizenfeldern eine hefiige Euvygusteu-Kalamitat, die zur Vernichtung eines groflen Teiles der Weizenernte fuhrte.

Das Hauptergebnis meiner damaligen Arbeiten war ein dreifaches: Einer- seits konnte ich die Wanderfluge der Getreidewanze im Sommer in das um- liegende Bergland, wo die Wanzen in der Bodenstreu ubersommern und spa- ter uberwintern, beobachten und (im Fruhjahr) von dort zuruck in die Weizenfelder feststellen. Zweitens konnte ich die Abhangigkeit der Massen- verinehrungen der Getreidewanze von klimatischen Faktoren ermitteln: Ge- ringe Niederschlagsmengen ini Monat Mai (der dort die Hauptentwick- lungszeit der Getreidewanze vorstellt, und Monatsmitteltemperaturen um 20-22O C) sind Voraussetzungen fur die Entstehung von Massenvermehrun- gen der Wanze, bei denen haufig die Weizenernte auf Hunderten von Hektar vernichtet wird. Schlief3lich gelang es mir noch, den Entwicklungsgang eines wichtigen Eiparasiten von Euuygustev, und zwar der Proctotrupide Asolcus semistviatus (Nees) (1, 3, 4) aufzuhellen.

Die normale Erntezeit fur Weizen fallt in Kilikien und in den Sud-Ost- Vilajeten der Turkei in den Monat Juni. Nach Aberntung der Felder fliegen die Wanzen in imponierenden Massen unter Benutzung der aufsteigenden Bergwinde in die Gebirgslagen, wo sie unter dem durren Laub der Waldstreu ubersommern und anschlief3end bis zum nachsten Friihjahr uberwintern. In den Sud-Ost-Vilajeten waren es, ahnlich wie in Iran, gewisse schmetterlings- blutige Pflanzen in den Berglagen, unter denen sich die Wanzen vielfach gemeinsam mit verschiedenen Coleopteren (besonders Coccinelliden und Vespiden) zur Obersoinmerung und spater zur Oberwinterung sammelten.

Auf Grund der klimatischen Abhangigkeit der Massenvermehrungen der Getreidewanze hatte ich bereits 1930 darauf hingewiesen (l), dai3 gewisse Gebiete in den Siid-Ost-Vilajeten (etwa die Gegend zwischen Urfa und Diyarbakir) normalerweise die der Wanze giinstige Klima-Konstellation im Mai aufweisen, und deshalb besondere Gefahrengebiete fur Eurygaster sind!

Der Bevolkerungszuwachs in der Turkei war in den letzten Jahrzehnten

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7 0 bedelitend (2), dal{ das turkische Laiidwirtschattsminlsterlum, urn aus- reichend Brotgetreide fiir die stark angewachsene Bevolkerung ZLI schaffen, &e in Zentralanatolien und in den Siid-Ost-Vilajeten liegenden Steppen- gcbiete, die vordeni reines Weideland waren, dern Weizenanbau zu erschlie- iie11 veranlai3te. Dies war der Hauptgrund der Eur3’gastev-Katastrophe in den Siid-Ost-Vilajeten in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg! Berg- l , y n , die den Wanzen geeignete Quartiere zur Ubersommerung und Uber- wlI1terung boten, waren auch hier reichlich vorhanden.

j e nach den Witterungsbedingiingen der einzelnen Jahrgllnge machte sich die Getreidewanzen-Kalainitdt in diesem Gebiet nach dem zweiten Welt- ltrieg mit unterschiedlicher Intensitat bcmerkbar. Da sie auch in Iran, in1 Irak, in Syrien, Libanon und Marokko auftrat, entsandte die FAO, Rom, verschiedene Experten in die Euuygasler-Gebiete, die mit der speziellen Auf- gabe einer wirtschaftlich tragbaren Euvygasteu-Bekanipfung betraut waren.

Am besten bewahrte sich die schon seit Jahren in Iran in der weiteren Uingebung Isfahans geiibte biologische Bekampfung von Eurygasteu mit Hilfe des Eiparasiten Asolcus semistviatus (Nees) (3 , 4). Die Schwierigkeit der Massenzucht dieses Eiparasiten im Laboratoriuin liegt an dem Umstand, dai3 er nur mit Eurygaster-Eiern oder dieser Art nahestehenden Pentatomi- den-Eiern gezuchtet werden kann.

Wahrend meines letzten Aufenthaltes in den Siid-Ost-Vilajeten studierte ich systematisch die dort an Unkrautern in den Weizcnfeldern auftretenden Pentatomiden. Es waren gegen 30 Arten, die wir dort fanden. Ihre Eier eig- neten sich - wie Laboratoriumsversuche ergaben - zur Zucht des sehr poly- phagen Arolcus. Wahrscheinlich spielen diese Begleitwanzen in den Weizen- feldern fur die Vermehrung und fur die Ausbreitung des Asolcus eine wich- tige Rolle.

In den Laboratorien von Isfahan wurde anders vorgegangen: Schon wahrend der Wintermonate wurden an den bekannten Oberwinterungs- platzen von Euuygasteu die Wanzen in Massen gesammelt. Sie wurden dann an keimende Weizenpflanzen gesetzt. In der Warme der Laboratorien traten sie bald in Kopula und Eiablage. Diese Eier wurden zu mehreren tausend Stuck in groi3en Pappschachten untergebracht, deren Vorderseite mit Cello- phan abgeschlossen war. Jeder Schachtel wurden eine groi3ere Anzahl von Asolcus zugesetzt (unter Futterung niit Zuckerwasser). Die Parasiten, die unter Baumrinde uberwintern, wurden zuvor an geeigneten Platzen ebenfalls in Massen gesammelt. Die durch Asolcus erfolgreich parasitierten Eury- gaster-Eier schwarzen sich mit der Zeit. Schliealich erhalt man in den groi3en Pappschachteln einige Tausend parasitierter Euuyguster-Eier. Zur erfolg- reichen Bekampfung der Getreidewanze ist es notig, in stark befallenen Weizenfeldern ca. 30 000 Parasiten je Hektar auszusetzen.

Wahrend meines vorletzten Aufenthaltes in den Sud-Ost-Vilajeten liefl ich Massensammlungen der Getreidewanze an den bekannten Obersomme- rungsplatzen durchfuhren. Ich versuchte diese zu uberwintern. Leider mii3- lang dieser Versuch, da eine Pilzkrankheit (wahrscheinlich Beauvevia bassianu) alle kunstlich uberwinterten Wanzen abtotete.

Dankenswerterweise stellte uns das iranische LandwirtschaRsministeriuin Parasitenmaterial von Asolcus aus Isfahan in groi3er Zahl zu Versuchs- zwecken zur Verfugung. Wir erhielten Anfang Mai 1958 ein Flugzeug voller Pappschachteln, die reichlich mit Eiparasiten besetzt waren.

Mit diesen wurden in der weiteren Umgebung von Diyarbakir drei Groi3-

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vers uche zu r b io 1 og isch en Be kniii p f u ng v o ti Eu ,y gas r e r d u rch g e f i i h r t , \'o 11

denen zwei hohe Abtotungsprozente dcr Wanzeneier ergaben. I n einein Fall hatten wir sogar 1 OOOioige Parasitierung der Getreidewanzeneier erzielt. Doch war hierbei cine dort vorkommendc Chalcidide, Ooencyrtis spec., mit- beteiligt. Sie kann sowohl als Primar-Parasit an Eurygaster-Eiern auftreten, als auch als Hyper-Parasit an den sich darin entwickelten Asolcus-Larven! Es steht also nicht fest, ob die 100°/oige Abtotung der Wanzeneier ausschliel3- lich das Werk von Asolcus jernisrriatus (Nees) war.

Iin ubrigcn wurde damals i n der Tiirlrei die Eu,ygaster-Bekaiiipfung Linter Verwendung von DDT-haltigen St2ubeniitteln Linter Einsatz italieni- schcr Bekaiiipfungstlugzeuge durchgefuhrt - eine Mafinahme, uber deren Wirtschafllichkeit Zweifel inoglich sind.

Auf Grund meiner rund dreijahrigen Tatigkeit 31s Agrar-Entomologe i n der Turkei mochte ich abschliei3end noch ein paar Worte uber die Moglichkeit erfolgreicher Berufsarbeit in den Entwicklungslandern anfuhren. Ich kann diese Tatigkeit jungeren Fachkollegen nur warmstens empfehlen!

Angewandt-entomologisch gesehen, sind die meisten Entwicklungslander unbekanntes Gebiet. Alles, was wir dort an fachlichen Problemen aufgreifen, ist ziemlich neu! Das Leben dort ist - an westeuropaischen Verhaltnissen gemessen - nieist primitiv. Insbesondere fehlt es in den ineisteii Entwick- lungslandern an gut eingerichteten Laboratorien und Fachbuchereien! Ge- eignet fur den Einsatz in Entwicklungslandern ist iiur derjenige Fachgenosse, der sich mit primitiven Verhaltnissen fur wissenschaftliche Forschung ab- finden und auf gut eingerichtete Laboratorien und Fachbuchereien verzichten kann. (Einen Antrag, den ich wahrend meines letzten Aufenthaltes in Diyar- bakir uber das Auswartige Amt zur Verbesserung unserer Laborbedingungen einreichte, wurde leider abschlagig beschieden. Heute, wo es ein eigenes Bundesministerium fur wissenschaftliche Forschung gibt, mogen die Ver- haltnisse gunstiger liegen.)

Es bedarf nicht nur einer entsprechenden Vorbereitung in der Heimat vor der Ausreise, um das Einarbeiten in das neue Gebiet abzukurzen! Mer in Entwicklungslander geht, mui3 bei experimentellen Arbeiten im Felde die Kunst beherrschen, mit einfachen Mitteln zu improvisieren!

Man braucht nach meinen Erfahrungen etwa ein volles Jahr, um mit den klimatischen Bedingungen des neues Landes und besonders mit der Mentali- tat seiner Einwohner vertraut zu werden!

Vor der Ausreise kann man sich in der Heimat mit Klima, Geographie und Wirtschaft, geschichtlicher Tradition und mit den religiosen Vorstellun- gen der Einwohner des neuen Gebietes vertraut machen.

Besonders empfehlenswert ist es, die in dem zu besuchenden Entwick- lungsland angebauten Kulturpflanzen zu studieren, insbesondere jene Arten, die in dem neuen Land wichtige Exportartikel sind. Vielfach sind diese be- sonders stark gefahrdet, und die Sicherung ihres Ertrages ist eine der wichtig- sten fachlichen Aufgaben, die dem Neuankommling gestellt werden.

Man sollte auch keine zu groi3en Erwartungen auf erfolgreiche Arbeit setzen. Ein gewisses diplomatisches Geschick ist bei allen Verhandlungen mit den zustandigen Ministerien in Entwicklungslandern unerlaalich!

Alles in allem: Man sollte in Entwicklungslandern nicht nur seine beruf- liche Arbeit, sondern auch das Land, dem man als fachliche Hilfe zugeteilt wurde, und seine Einwohner schatzen und lieben lernen.

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I>eni Dank an die Versaininlung und an das Kuratorium, d a s iibcr die Vcr- I ei h LI rig d er Ged e n k in iin zc en t sche i dct , f o 1 gen A u s f iih r u nge n Lib er E r f ah r u 17 - gen dcs Vortragenden mit der Getreidewanze, Eurygaster i n t e g r i c e p s Put., wiihrend eines \:iernialigen Auienthaltes in der Tiirkei und ainlZfllich einer F A O - T ~ ~ L I I I ~ i n Teheran und IsfahCin. Die biologische B e k h p f u n g der Getreidewanze mit Hilfe der Proctotrupide Asolcus s e n z i s t r i d t u s (Nees) nach dein in Isfahan entwickelten Verfahren ist auch i n der Tiirkei moglich und wirtschafilich vertretbar. Die cheinische Bekiinpfiing der Ge t re idew~nze Linter Einsatz von Flugzeugen aus den1 Ausland ist unwirtschafilich. -- A L I ~ Grund der gemachten Erfahrungen werden abschlieflend E~npfehlungen f i i r unsere jungen Experten i n den EntwicklungslZndern erortert.

Summary

Following a n expression of thanks to the Assembly and to the Council of Administration responsible for the award of the Memorial Medal, the speaker gives an account of experience with the Wheat Bug, Euvygastev inte- griceps Put. during four periods spent in Turkey and on the occasion of an F A 0 meeting in Teheran and Isfahan. The biological control of the Wheat Bug through the agency of the Proctotrupid Asolcus semistviutus (Nees), according to results expounded in Isfahan, is also feasible and econoinically valid in Turkey. Chemical control of the Wheat Bug, invol- ving the use of importet aircrafi, is uneconomic. I n conclusion, recommenda- tions are made on the basis of the above results for the guidance of our young experts in the developing countries.

Literatur

1. CHRISTIANSEN-WENIGER, F., 1965 : Die Bevolkerungsentwicklung der Tiirkei seit 1923 und ihre Folgen. Orient, St. 144-148.

2. TALHOUK, A. S., 1961 : Das Temperatur-Lufifeuchtigkeits-Optimum des Eiparasiten Asolcus semistriatus (Nees) (Hym. Proct.), ein experimenteller Beitrag t u r biologischen Bekiimpfung der Getreidewanze. 2. ang. Ent. 48, 1-33.

3. ZWOLFER, W., 1930: Beitrage zur Kenntnis der Schadlingsfauna Kleinasiens I. Unter- suchungen zur Epidemiologic der Getreidewanze, Eurygaster integriceps Put. (Hem. Het.). 2. ang. Ent . Bd. 37, 227-252.

4. - 1932: Uber die Beziehungen der Gctreidewanze, Eurygaster integriceps Put. zu bio- tischen Umwcltfaktoren (nebst Bemerkungen iiber deren praktische Verwcrtbarkcit). Z. ang. Ent. Bd. 19, 161-187.