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Ubichinon – natürlicher Keim- wirkstoff mit antioxidativer und gerinnungshemmender Wirkung Inhalt Ubichinon – natürlicher Keimwirkstoff mit anti- oxidativer und gerinnungshemmender Wirkung Die Kartoffel – auch in der Diätetik vielseitig einsetzbar Schonende Verfahren erhalten Nährwerte der Kartoffel Interview mit Thomas Bösch Neues Rezeptheft für eine milchfreie Ernährung Terminkalender Literaturhinweise, Impressum und auch als Coenzym Q 10 bezeichnet wird [1]. Eigensynthese in allen lebenden Organismen Alle lebenden Zellen sind in der Lage Ubi- chinone zu synthetisieren [1]. Die Anzahl der Isopreneinheiten ist speziesspezifisch. So kommt beim Menschen und bei vielen Säugetieren überwiegend Ubichinon 10 (Q 10 ) vor, in geringer Menge treten aller- dings auch die Ubichinone 9 (Q 9 ) und 8 (Q 8 ) auf. Bei Ratte, Maus und verschiede- nen Pflanzen, insbesondere Getreide, herrscht Ubichinon 9 vor. In der Leber des Menschen können diese Formen in Ubichi- non 10 umgewandelt werden. Die Versorgung erfolgt neben der endoge- nen Synthese durch die Nahrung. Es ist nicht bekannt, in welchem Ausmaß die Er- nährung zur Konzentration im Gewebe bei- trägt, sicher ist dagegen, dass durch oral aufgenommenes Ubichinon 9 und 10 deren Plasmakonzentrationen erhöht werden können. Im Plasma liegt Ubichinon zu 75% in reduzierter Form vor. Man nimmt an, dass es primär an LDL gebunden ist [3]. Da keine Synthese von Q 9 im Menschen beobachtet worden ist, deutet dessen Anwesenheit im Plasma darauf hin, dass Ubichinon 9 aus der Nahrung signifikant zum Plasmaspiegel beiträgt [4]. Eine Sen- kung der endogenen Syntheserate durch die exogene Ubichinonzufuhr, analog zum Nahrungscholesterin, konnte nicht beob- achtet werden [5]. Essentielle Nährstoffe beteiligt an der Biosynthese Synthetisiert wird Ubichinon in den Mem- branen der Mitochondrien, weshalb mito- chondrienreiche Gewebe bzw. solche mit hoher metabolischer Aktivität wie Herz, Muskulatur, Nieren, Leber und Pankreas höhere Konzentrationen aufweisen. An der Synthese sind einige essentielle Nährstoffe beteiligt: Die Aminosäuren Tyrosin und Phenylalanin sind Ausgangs- material für das Benzochinon, die Methyl- gruppen werden durch Methionin bereit- gestellt, wobei Folat und Vitamin B 12 an Methylierungsreaktionen beteiligt sind. Die isoprenoide Seitenkette wird ausgehend vom Acetyl-CoA über HMG-CoA aus Meva- lonsäure gebildet. Mit zunehmendem Alter sinken die Ubichi- non-Konzentrationen im Plasma und den Organen. Dies könnte mit einer Verminde- rung der antioxidativen Kapazität des Aktuelle Erkenntnisse für den Ernährungsberater/ Arzt Bestfoods Nutrition Letter Ausgabe 2, März 2000 H 3 CO H 3 CO CH 3 O O CH 3 n H 3 CO H 3 CO OH OH CH 3 R n + 2H + + 2e - oxidierte Form reduzierte Form n = 10: Ubichinon 10 bzw. 50 oder Coenzym Q 10 , n = 9: Ubichinon 9 bzw. 45 R = Klammer Ubichinone Ubichinole Abb. 1 Redoxsystem der Ubichinone (Buddecke) [2] modifiziert Ubichinon bzw. Coenzym Q 10 ist vielen ein Begriff als Bestandteil der Atmungskette. Weniger bekannt ist die antioxidative so- wie gerinnungshemmende Wirkung. Da bei den Nahrungsfetten die physiolo- gische Wirkung nicht allein auf das Fett- säuremuster zurückzuführen ist, wird in jüngeren Studien die Wirkung der einzel- nen Komponenten des unverseifbaren Anteils der Pflanzen- bzw. Keimöle unter- sucht. Dazu gehören neben Tocopherolen, Tocotrienolen, Phytosterinen, Farb- und Aromastoffen auch die Ubichinone. Strukturelle Verwandtschaft mit Vitamin E und K Ubichinone gehören wie die Menachinone (Vitamin K) und Tocochinone (Tocopherole) zur Gruppe der lipophilen Polyprenylchino- ne. Die verschiedenen Ubichinontypen unterscheiden sich durch die Länge der isoprenoiden Seitenkette am tetrasubstitu- ierten Benzochinon. Neben den Ubichino- nen liegen im Redoxgleichgewicht auch deren reduzierte Ubichinolformen vor (s. Abb. 1). Besonders bekannt ist Ubichinon 10 bzw. 50, dessen Seitenkette aus 10 Isoprenresten bzw. 50 C-Atomen besteht

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Ub ich inon – na tü r l i che r Ke im-wi rks to f f m i t an t i ox ida t i ve r undger innungshemmender W i rkung

Inhalt➤ Ubichinon – natürlicher Keimwirkstoff mit anti-

oxidativer und gerinnungshemmender Wirkung

➤ Die Kartoffel – auch in der Diätetik vielseitig einsetzbar

➤ Schonende Verfahrenerhalten Nährwerte der KartoffelInterview mit Thomas Bösch

➤ Neues Rezeptheft für eine milchfreie Ernährung

➤ Terminkalender

➤ Literaturhinweise, Impressum

und auch als Coenzym Q10 bezeichnetwird [1].

Eigensynthese in allen lebenden OrganismenAlle lebenden Zellen sind in der Lage Ubi-chinone zu synthetisieren [1]. Die Anzahlder Isopreneinheiten ist speziesspezifisch.So kommt beim Menschen und bei vielenSäugetieren überwiegend Ubichinon 10(Q10) vor, in geringer Menge treten aller-dings auch die Ubichinone 9 (Q9) und 8(Q8) auf. Bei Ratte, Maus und verschiede-nen Pflanzen, insbesondere Getreide,herrscht Ubichinon 9 vor. In der Leber desMenschen können diese Formen in Ubichi-non 10 umgewandelt werden.Die Versorgung erfolgt neben der endoge-nen Synthese durch die Nahrung. Es istnicht bekannt, in welchem Ausmaß die Er-nährung zur Konzentration im Gewebe bei-trägt, sicher ist dagegen, dass durch oralaufgenommenes Ubichinon 9 und 10 derenPlasmakonzentrationen erhöht werdenkönnen. Im Plasma liegt Ubichinon zu 75%in reduzierter Form vor. Man nimmt an,dass es primär an LDL gebunden ist [3].

Da keine Synthese von Q9 im Menschenbeobachtet worden ist, deutet dessenAnwesenheit im Plasma darauf hin, dassUbichinon 9 aus der Nahrung signifikantzum Plasmaspiegel beiträgt [4]. Eine Sen-kung der endogenen Syntheserate durchdie exogene Ubichinonzufuhr, analog zumNahrungscholesterin, konnte nicht beob-achtet werden [5].

Essentielle Nährstoffe beteiligt an der BiosyntheseSynthetisiert wird Ubichinon in den Mem-branen der Mitochondrien, weshalb mito-chondrienreiche Gewebe bzw. solche mithoher metabolischer Aktivität wie Herz,Muskulatur, Nieren, Leber und Pankreashöhere Konzentrationen aufweisen.An der Synthese sind einige essentielleNährstoffe beteiligt: Die AminosäurenTyrosin und Phenylalanin sind Ausgangs-material für das Benzochinon, die Methyl-gruppen werden durch Methionin bereit-gestellt, wobei Folat und Vitamin B12 anMethylierungsreaktionen beteiligt sind. Dieisoprenoide Seitenkette wird ausgehendvom Acetyl-CoA über HMG-CoA aus Meva-lonsäure gebildet.Mit zunehmendem Alter sinken die Ubichi-non-Konzentrationen im Plasma und denOrganen. Dies könnte mit einer Verminde-rung der antioxidativen Kapazität des

Aktuelle Erkenntnisse für den Ernährungsberater/ Arzt

BestfoodsNutr i t ion Letter

Ausgabe 2, März 2000

H3CO

H3CO

CH3

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CH3

n

H3CO

H3CO

OH

OH

CH3

Rn

+ 2H+

+ 2e-

oxidierte Form reduzierte Form

n = 10: Ubichinon 10 bzw. 50 oder Coenzym Q10, n = 9: Ubichinon 9 bzw. 45 R = Klammer

Ubichinone Ubichinole

Abb. 1 Redoxsystem der Ubichinone (Buddecke) [2] modifiziert

Ubichinon bzw. Coenzym Q10 ist vielen einBegriff als Bestandteil der Atmungskette.Weniger bekannt ist die antioxidative so-wie gerinnungshemmende Wirkung.Da bei den Nahrungsfetten die physiolo-gische Wirkung nicht allein auf das Fett-säuremuster zurückzuführen ist, wird injüngeren Studien die Wirkung der einzel-nen Komponenten des unverseifbarenAnteils der Pflanzen- bzw. Keimöle unter-sucht. Dazu gehören neben Tocopherolen,Tocotrienolen, Phytosterinen, Farb- und Aromastoffen auch die Ubichinone.

Strukturelle Verwandtschaft mit Vitamin E und KUbichinone gehören wie die Menachinone(Vitamin K) und Tocochinone (Tocopherole)zur Gruppe der lipophilen Polyprenylchino-ne. Die verschiedenen Ubichinontypenunterscheiden sich durch die Länge derisoprenoiden Seitenkette am tetrasubstitu-ierten Benzochinon. Neben den Ubichino-nen liegen im Redoxgleichgewicht auchderen reduzierte Ubichinolformen vor (s.Abb.1). Besonders bekannt ist Ubichinon10 bzw. 50, dessen Seitenkette aus 10Isoprenresten bzw. 50 C-Atomen besteht

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„Wissen ums Genießen“

Organismus einhergehen, was die "FreieRadikal Theorie des Alterns” unterstützt [3].

Einziges körpereigenes lipophiles AntioxidansUbichinon 10 leistet einerseits einen wich-tigen Beitrag zur zellulären Energiebereit-stellung (ATP), indem es als Elektronen-überträger zwischen den Flavinen undZytochromen der Atmungskette in derinneren Mitochondrienmembran fungiert.Andererseits wirkt es als Redoxsystem imOrganismus und schützt vor oxidativemStress bzw. ist beim Abfangen von (Sauer-stoff-) Radikalen beteiligt (s. Abb. 2).

Dabei kooperiert es mit anderen antioxi-dativ wirkenden Stoffen, z.B. bei der Rege-neration von Tocopherylradikalen (Vitamin E-Zyklus), was sich an einem Vitamin E-sparenden Effekt zeigt [3]. Ubichinon unter-bricht im Lipidperoxidationsprozess nichtwie die Tocopherole nur die Kettenreak-tion, sondern hemmt auch dessen Initiie-rung [3].Im Zusammenhang mit der antioxidativenWirkung von Ubichinonen gibt es noch weitere positive Effekte, wie z.B. die Stabi-lisierung von Membranen und eine erhöhteOxidationsresistenz von LDL [6], die demAtheroskleroseprozess entgegen wirkt.Als Radikalfänger könnte Ubichinon auchbei anderen Erkrankungen, an derenPathogenese freie Radikale beteiligt sind,eine schützende Wirkung ausüben, wiebeispielsweise bei Atherosklerose, kardio-vaskulären und Autoimmun-Erkrankungen,Krebs, Katarakt und Hautveränderungen.So sind bei Patienten mit Herzinsuffizienzbzw. dilatativer Kardiomyopathie erniedrig-

te Ubichinongehalte im Blut und im Herz-muskelgewebe beschrieben worden.Die Supplementierung von Q10 bei der Be-handlung dieser und anderer kardiovas-kulärer Erkrankungen ergab in mehrerenStudien positive Effekte auf verschiedeneParameter der kardialen Funktion [5].Allerdings ist bisher die Datenlage nichtausreichend für allgemein gültige Thera-pieempfehlungen.

Neu: Gerinnungshemmende Wirkung von Ubichinon 9 alsVitamin K-AntagonistDie beobachteten positiven Effekte vonUbichinon beruhen möglicherweise nichtnur auf den antioxidativen, atherosklerose-präventiven Eigenschaften, sondern auchauf einer antithrombotischen Wirkung.Das zeigen neuere Erkenntnisse, die imZusammenhang mit der Wirkung von Mais-keimöl auf die Blutgerinnung gewonnenwurden.Schon vor etlichen Jahren wurde in Rat-tenversuchen ein viel größerer gerinnungs-hemmender Effekt von MAZOLA Mais-keimöl im Vergleich zu Sonnenblumenölund Sojaöl durch Messungen der Pro-thrombin-Konzentration festgestellt [7].Neuere Untersuchungen bestätigen eineReduzierung der arteriellen Thrombosenei-gung durch eine fast um das Doppelte ver-längerte Obstruktionszeit ( verzögerteKoagulation) unter Maiskeimöl im Vergleichzu Sonnenblumenöl (58% vs 35%) im Aus-tausch mit Kokosfett bei Ratten (Abb. 3).

Bei keinem anderen Pflanzenöl wurde bis-her ein Phänomen solcher Größenordnungbeobachtet [8]. Die schon bekannten günstigen Wirkungen der ungesättigtenFettsäuren auf die Blutgerinnung im

Vergleich zu den gesättigten Fettsäurenkönnen dieses Phänomen nicht alleine erklären.Ubichinon 9 könnte maßgeblich daranbeteiligt sein, da es strukturelle Ähnlichkeitmit Vitamin K aufweist und neuere Unter-suchungen auf einen Vitamin K-antagoni-stischen Effekt deuten. In vitro wurdedurch Ubichinon 9 und 10 die Aktivität derEnzyme des Vitamin K-Zyklus gehemmt,wodurch die Vitamin K-abhängige Aktivie-rung (Carboxylierung) von Blutgerinnungs-faktoren gemindert wird [9]. Die Daten lassen eine kompetitive Hemmung durchUbichinone an der Vitamin K-Bindungs-stelle der Enzyme vermuten [10].Eine erste orientierende Humanstudie deu-tet auf die Unterstützung der in vitro erhal-tenen Befunde hin [11]. Bei einem Ver-gleich zwischen den Auswirkungen vonMaiskeimöl und einer Mischung aus Oliven- und Sonnenblumenöl wurde nurunter der Maiskeimöl-Diät ein signifikantverminderter Serumspiegel an Vitamin Kbeobachtet, der von einem Anstieg desVitamin K-abhängigen Descarboxy-Pro-thrombins begleitet wurde. Die vermuteteveränderte Verteilung von Vitamin K imGewebe wird positiv im Sinne eines anti-thrombotischen Effektes gewertet.

Höhe der Q10 bzw. Q9-Aufnahmebestimmt durch Zufuhr vonFleisch bzw. Art des Fettes Die tägliche Zufuhr durch die Nahrung beträgt etwa 3-5 mg Ubichinon 10 und1 mg Q9 [4]. Besonders reich an Ubichino-nen sind Fleisch, Fisch, Keime von Getreide und Kleie, (Keim-)Öle, Nüsse, Hülsenfrüch-te sowie die Gemüsesorten Broccoli undSpinat. 64% der Q10-Aufnahme stammenaus Fleisch und Geflügel. Die Q9-Aufnahmevariiert stark und ist abhängig von der Artdes aufgenommenen Fettes und Getreides,welche zusammen ca. 90 % der Q9-Auf-nahme ausmachen [4].

Maiskeimöl – natürlicher Lieferant von reduziertem Q9

Die Analyse mittels HPLC mit elektroche-mischer Detektion hat eindeutig gezeigt,dass unter den Pflanzenölen Maiskeimölneben Weizenkeimöl die höchsten Gehaltean Gesamtubichinon bzw. Ubichinon 9 (31 mg/100 g) aufweist (s. Abb. 4), und

80

130

90

100

110

120

140

150

Obstruktionszeit [h]

Kokosnußöl Sonnenblumenöl Maiskeimöl

160

Abb. 3 Vergleich der durchschnittlichen Obstruktions-zeiten bei fettmodifizierter Diät mit verschiedenenPflanzenölen (Aorta Loop Model) [8]

Elektronenüberträger in der Atmungskette

Antioxidativ· Schutz vor Oxidation und freien Radikalen · erhöhte Oxidationsresistenz der LDL· membranstabilisierend· Regeneration von Vitamin E in oxidierter Form

(Vitamin E-sparender Effekt)· Produktstabilität (z.B. von Keimöl)

Gerinnungshemmend· verminderter Vitamin K-Serumspiegel· Hemmung der Viamin K-abhängigen

Carboxylierungsreaktion· verminderte Prothrombin-Konzentrationen· geringere arterielle Thromboseneigung

gekennzeichnet durch höhere Obstruktionszeit

Abb. 2 Funktionen der Ubichinone

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„Wissen ums Genießen“

Kartoffel-Convenience Produkte:

Schne l l e , schonende Ve ra rbe i tungmaßgebend fü r hohen Nährs to f fgeha l t

Immer wiedergeraten Kartoffel-fertigprodukte (Convenience) hinsichtlich desernährungs-physiologischenWertes in die Diskussion.

Zu Unrecht, sagt Thomas Bösch (Entwicklungsleiter Pfanni), dem die Redaktion hierzu einige Fragenstellte:

Wo beginnt in Ihrem Prozess die Qualitätssicherung und warum dort?Th. Bösch: Es gibt wohl kein zweites Unter-nehmen, das sich so lange – 1999 warenes 50 Jahre – und so intensiv mit der Kar-toffel beschäftigt hat wie Pfanni. Nach demMotto „Qualität kann man nicht in ein Pro-dukt hineinkontrollieren, sie muss vonAnfang an erzeugt werden“ beginnt dieSicherstellung der gewünschten Qualitätbereits auf dem Feld über Anbauverträgemit ausgesuchten Landwirten. Denn daswichtigste Kapital ist unser Hauptrohstoff,die Kartoffel.

Das heißt, der Kartoffelanbau ist miteinbezogen. Wie sichern Sie sich füreine korrekte Einhaltung der Anbau-vorgaben ab?Th. Bösch: Die einzelnen Parameter desAnbaus, der Aufzucht und der Ernte derKartoffel sind genau definiert; der Landwirtsichert uns im Anbauvertrag mit seinerUnterschrift zu, dass er nach den vertrag-lich festgelegten Richtlinien arbeitet. Dassdie Anforderungen auch tatsächlich einge-halten werden, wird durch firmeneigeneExperten und externe Kontrollen sichergestellt. Bereits seit den 60er Jahren liegtdem Vertragsanbau ein Richtlinienkatalogmit umfangreichen Anforderungen an denKartoffelanbau und die Kontrolle der Maß-nahmen zugrunde.

Haben Sie bei den geernteten Kartoffelnbestimmte Mindestanforderungen anden Nährwert bzw. Gehalt an uner-wünschten Stoffen?Th. Bösch: Laut Vertrag ist eine 3-jährigeFruchtfolge vereinbart; so werden Mono-kulturen und Fruchtfolgekrankheiten ver-mieden. Des weiteren gilt ein Verbot derKlärschlammausbringung, um zu verhin-dern, dass bekannte und unbekannte ge-fährliche Stoffe in den Nahrungskreislaufgelangen.Für jeden unserer Rohstoffe - nicht nur fürdie Kartoffel - wird der Untersuchungsum-fang in sogenannten Prüfplänen festgelegt.Er orientiert sich an rohstoffspezifischenErfordernissen sowie an lebensmittelrecht-lichen Vorgaben und umfasst die Analytikvon charakteristischen Inhaltsstoffen (Fett,Eiweiß, Kochsalz, u.a.), Ausschluß vonPflanzenschutzmittel- und Schwermetall-rückständen, Mikrobiologie und Sensorik.

Wie stellen Sie sicher, dass die Nähr-stoffe und der typische Kartoffelge-schmack bei Lagerung und Verarbeitungweitgehend erhalten bleiben?Th. Bösch: Eine direkte Verarbeitung dergelieferten Kartoffeln nach Bestehen der

Neues Rezeptheft für die milchfreie ErnährungIm Rahmen unserer Reihe „Rezeptefür spezielle Ernährungsformen“erscheint in Kürze das Heft „Süße und pikante Rezepte für die milchfreieErnährung“.

Neben über 30 Rezeptenzu süßem und pikantemGebäck, Kuchen undTorten sowie Dessertsenthält das Heft eineausführliche, für Be-troffene verständliche,Einführung in dieKrankheitsbilder

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Bestfoods Ernährungs Forum

Wissen ums Genießen

Rezepte für

spezielle Ernährungsformen

::

S üße und p i kan t e Rezep t e

fü r d i e m i l ch f r e i e E rnäh rung

Ubichinone Q10 Q9

0

200

350

100

300

Konzentration [ppm]

MAZOLA

Maiskeim

ölSojaöl

Sonnenblumenöl

Distelö

l

Rapsöl

Olivenöl

Walnußöl

Erdnußöl

Weizen

keimöl

Abb. 4 Vergleich der Ubichinon-Gehalte (Q9, Q10) in verschiedenen Pflanzenölen [12]

zwar überwiegend in der reduzierten Form.Zusammen mit anderen antioxidativ wir-kenden Substanzen im unverseifbarenAnteil, wie den Tocopherolen, ist Ubichinonsicherlich verantwortlich für die vergleich-bar hohe Oxidationsstabilität bzw. langeLagerfähigkeit des Maiskeimöles bei sachgemäßer Behandlung [13], z.B. durchAufbewahrung an einem dunklen, kühlenOrt.

Die Beraterinnen vom Bestfoods ErnährungsForum freuen sich über Ihren Besuch am Infor-mationsstand bei folgenden Veranstaltungen:

16./17.03.2000 Bonn,DGE-Jahrestagung

22.03.2000 Würzburg,23. Fortbildungsveranstaltung „Ernährungsmedizin und Diätetik“Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin

12.-14.04.2000 Karlsruhe,VDD-Jahrestagung

Best foods Ernährungs Forum für S ie unterwegs:

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Literatur:[1] Hötzel D: Ubichinon. Zur Bedeutung von Ubichinon (Coenzym Q)

in der Ernährung. Dtsch. Apoth. Ztg. 135 (1995) 2501-2510[2] Buddecke E: Grundriss der Biochemie.

Berlin, New York: Walter de Gruyter, 6. Auflage (1980) 50[3] Ernster L, Forsmark-Andrée P: Ubiquinol: An endogenous antioxidant

in aerobic organisms. Clin. Investig. 71 (1993) 60-65[4] Weber C, Bysted A, Hølmer G: The coenzym Q10 content of the

average Danish diet. Int. J. Vit. Nutr. Res. 67 (1997) 123-129[5] Overvad K, Diamant B, Holm L et al.: Coenzyme Q10 in health

and disease. Eur. J. Clin. Nutr. 53 (1999) 764 -770[6] Alleva R, Tomasetti M, Battino M et al.: The roles of coenzyme Q10

and vitamin E on the peroxidation of human low density lipoproteinsubfractions. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 92 (1995) 9388-9391

[7] Vermeer C, Gnauck G, Stute R: Dietetic foods and pharmaceutical preparations inhibiting blood coagulation.European Patent Application, EP 0803201 A2 (1997)

[8] Vermeer C: Comparison of coconut oil, sunflower oil and corn oil for their potency to reduce the arterial thrombosis tendency in rats.Report for CPC Europe, 1996

[9] Ronden JE, Soute BAM, Thijssen HHW, Saupe J, Vermeer C: Naturalprenylquinones inhibit the enzymes of the vitamin K cycle in vitro.Biochim Biophys Acta 1298 (1996) 87-94

[10] Vermeer C: Potential inhibition of vitamin K-action by prenylbenzoquinones. Report for CPC, 1996

[11] Schurgers JL, Soute BAM, Elmadfa I et al.: Effects of dietary oils onvitamin K status and vitamin K-dependend proteins in human volunteers: comparison between high and low polyunsaturated fattyacid regimens. Report for CPC, 1999

[12] Kulikowski W: Ubiquinones in Mazola germ oil.Internal CPC Euro R&D report, 1996

[13] Elmadfa I: Physiologische Bedeutung unverseifbarer Komponentenvon Nahrungsfetten. Fat Sci. Technol. 97 (1995) 85-90

Bestfoods Nutrition Letter,Ausgabe 2/März 2000Herausgegeben von:Bestfoods Ernährungs Forumc/o Bestfoods Deutschland GmbH & Co. OHGPostfach 2650D-74016 HeilbronnVerantwortlich für den Inhalt: Dr. Robert WittnerDruck: Paul Schildbach GmbH, Bietigheim-BissingenNachdruck oder Vervielfältigung nur mit Genehmigung des HerausgebersLeserservice: Bestfoods Ernährungs ForumFax: 07131/501-9902, Telefon 07131/501-342E-Mail: [email protected] Nr. 8266

Bestfoods Ernährungs ForumWissen ums Genießen

Rohwareneingangskontrolle bzw. einefachgerechte Lagerung unter kontrolliertenBedingungen garantieren den Einsatz eineseinwandfreien Rohstoffes. Die Verarbeitungist vergleichbar mit der Zubereitung zuHause.Der wesentliche Unterschied liegt zumeinen in der schonenden Dampfschälung,bei der im Dampfüberdruck die noch unge-schälte Kartoffel „angedämpft“ wird undim zweiten Schritt die Schale mit Bürstenabgerieben wird. Hier findet mit Sicherheitkeine Einbuße bezüglich des Geschmacksund des Nährstoffgehaltes im Vergleich zu „home-made“ statt. Ein weiterer Unter-schied liegt (z.B. bei der Püreeherstellung)

in der Trocknung des Kartoffelbreis aufbeheizten Walzen. Im hauchdünnen,trockenen Kartoffelfilm bleibt der typischeKartoffelgeschmack erhalten.

Worauf legen Sie in Bezug auf dieInhaltsstoffe den größten Wert?Th. Bösch: Da die Kartoffel im rohenZustand nicht verzehrsfähig ist, wird siesowohl zu Hause als auch in unserem Her-stellungsprozess sorgsam zubereitet. Einnatürlicher Nährstoffverlust findet dabeiwährend des Schälens, Schneidens undKochens sowohl im Haushalt als auch inder Industrie statt. Beispielsweise bleibenaber das hochwertige Eiweiß der Kartoffelund die Ballaststoffe weitestgehend erhal-ten (s. Tab. Bestfoods Nutrition Letter, Aus-gabe 1, Sept. 1999). Die bei unseren Kar-toffelprodukten angewendeten Formen derHaltbarmachung durch Erhitzen und scho-nende Trocknung ermöglichen einen Ver-zicht auf Konservierungsstoffe.

Wie kommt es, dass Convenience-produkte in Zusammenhang mit einergesunden Ernährung eher einenschlechten Ruf haben?Th. Bösch: Die verbreitete Auffassung,dass Convenience-Lebensmittel nicht gesund sind, ist vornehmlich darauf zu-rückzuführen, dass die nicht vorhandeneNachvollziehbarkeit der industriellenLebensmittelherstellung den Verbrauchergrundsätzlich misstrauisch macht.Convenience-Lebensmittel können in ihrerernährungsphysiologischen Qualität sogar

deutlich besser sein als haushaltsmäßighergestellte Lebensmittel. Der Industriestehen heute schonende Verarbeitungs-methoden zur Verfügung, die es erlauben,Lebensmittel mit einem geringst möglichenVerlust an wertgebenden Inhaltsstoffen wiez.B. Vitaminen und Mineralstoffen, zu pro-duzieren.Ein gutes Beispiel hierfür sind Tiefkühlpro-dukte, die in der Regel ein bis zwei Stun-den nach der Ernte bereits schockgefroren,portioniert und abgepackt sind. Gleichestrifft heute auch für Trockenprodukte zu,die über Gefrier- oder Vakuum-Trocknungsehr schonend hergestellt werden können.Im trockenen Zustand sind sie dann ohnegrößeren Wertverlust relativ lange lager-fähig. Andererseits treten beispielsweisebei Gemüse und Obst, die im Kühlschranküber längere Zeit gelagert werden, bedingtdurch natürliche Abbauvorgänge erhebli-che Vitaminverluste auf, die aber in derRegel nicht beachtet werden.

Verfahrensschema zur Herstellung von Trockenkartoffel-Mischungen

Frischkartoffeln

Waschen

Schälen

Schneiden

Blanchieren

Trocknen

Inspektion

Sortierung

Weitere Zutatenzum Beispiel:

StärkeKochsalzGewürze

� �

Vermahlen

Gemahlene Trockenkartoffeln

Mischen

Abpacken

Die Ka r to f f e l – auch i n de r D iä te t i kv i e l se i t i g e inse t zba rAufgrund ihrer günstigen ernährungs-physiologischen Eigenschaften (s. Tab.)und ihrer vielseitigen küchentechnischenVerwendbarkeit nimmt die Kartoffel inverschiedenen diätetischen Kostformeneinen bedeutenden Platz ein (s. auchBestfoods Nutrition Letter, Ausgabe 1,Sept. 1999).In der folgenden Übersicht ist den Kost-formen bzw. Krankheitsbildern die ent-sprechende besondere Eigenschaft derKartoffel zugeordnet.

gesunde Mischkost/vollwertige Ernährung

leichte Vollkost, z.B. beiMagen-, Darm-, Leber-erkrankungen

Säuglingsernährung

Adipositas,Fettstoff-wechselstörungen

Gicht

Hypertonie/Herz-insuffizienz/Ödeme

Niereninsuffizienz

Zöliakie/Sprue

Nahrungsmittelallergien

nährstoffreicher Kohlen-hydrat- und Ballaststoff-lieferant, dabei preiswert und vielseitig

leicht verdaulich

allergenarm, nitratarm,nährstoffreich, leicht verdaulich

praktisch fettfrei, relativ energiearm bei hoher Nährstoffdichte

purinarm

günstiges Natrium-/Kalium-Verhältnis

biologisch hochwertiges Protein (z.B. Kartoffel-Ei-Diät)

glutenfrei

allergenarmes Lebensmittelfür Basis- bzw. Suchkost(z.B. Kartoffel-Reis-Diät)

Bestfoods Ernährungs Forum – demnächst auch im Internet !Erreichen Sie uns schon heute unter www.ernaehrungs-forum.comoder per [email protected]

z.B. fertige PFANNIKartoffel-

knödelmischung