12
4 7 9 10 11 Geschwindigkeitsskaten und Extrem-Bügeling: OTTASS und JACKFRIED haben in dieser Ausgabe Premiere. Mehr zu unseren ersten Versuchen, Ex- trem-Sport zu betreiben, lest ihr auf Seite 8. Von der Uni auf zur UNO Günstige Stunden für Schluckspechte Ding dang Ndong, es rappelt im Karton Bücher auf Weltreise Halligalli um Dalí Ausgabe 36 – kostenlos 22. Mai 2003 – Jahrgang 9 Campus Service Sport Kultur Kultur Mensen in der Warteschlange So ein Schreck, Beamer weg Noch schweigen die Bagger an der Feki – das Geld lässt auf sich warten Dreiste Langfinger in der U5: Drei nagelneue Video-Beamer geklaut und niemand hat’s gemerkt (mas) Wann rollen am Uni-Standort Feldkirchenstraße wieder die Bagger? Der Mensa-Neubau steht zwar seit län- gerem auf dem Plan (OTTFRIED be- richtete zuletzt in Ausgabe Nr. 29), doch bislang hat sich auf dem Areal neben der Feki-Bibliothek noch nichts getan. Und das wird auch während der kommenden zwölf Monate so bleiben. Denn erst vor wenigen Wochen bekam das Staatliche Hochbauamt in Bamberg grünes Licht vom bayerischen Landtag, um den letzten Planungsabschnitt in Angriff zu nehmen. Damit verschiebt sich der ursprünglich für Ende 2002 ge- plante Baubeginn in die Jahresmitte 2004. Die angespannte Lage im bayerischen Staatshaushalt hat auch die Planungen für den Mensa-Neubau in die Länge ge- zogen. Zwar hat der Landtag in Mün- chen die Gelder für den letzten Ab- schnitt schon vor Monaten genehmigt, doch erst vor kurzem trudelte der Auf- trag für die Umsetzung des letzten Pla- nungsabschnittes im Briefkasten des Staatlichen Hochbauamtes ein. Für die Nutzer der Feki-Mensa heißt das kon- kret: Vor 2005 wird es keine neue Stu- von technischen Geräten in öffentlichen Gebäuden nicht vor“, erklärt Thomas Loskarn, Leiter der Uni-Rechtsabtei- lung. Somit schlägt auch jeder abhan- den gekommene Fernseher oder Overhead-Projektor negativ im Uni- Haushalt zu Buche. Deshalb hat das Thema Sicherheit an der Universität für Kanzlerin Martina Petermann in den nächsten Wochen oberste Priorität. „Wir müssen so schnell wie möglich eine handhabbare Diebstahlsicherung für solche Geräte finden“, erklärt sie. Wann die drei Bea- mer ersetzt werden, lässt sich aufgrund der angespannten Finanzlage im Uni- Haushalt noch nicht sagen. Bis dahin werden in den drei Räumen der U5 wohl nur verwaiste Beamer-Halte- rungen an der Decke und herabhängen- de Kabel an die verschwundenen Projektoren erinnern. Klärung des Falles sehr gelegen sein. Denn ansonsten bleibt sie auf dem ge- samten Schaden von 18 000 Euro sit- zen. „Die Geräte waren nicht gegen Diebstahl versichert“, erklärt Peter- mann. Angesichts eines Defizits von derzeit rund 220 000 Euro im laufenden Haushalt wiegt das Verschwinden der Beamer umso schwerer. Versicherung nicht vorgesehen Dass das Diebesgut in der Zwischenzeit beim Internet-Marktplatz Ebay aufge- taucht sein soll, konnte Kripo-Ermittler Denk nicht bestätigen. Der fehlende Versicherungsschutz kann der Uni-Leitung übrigens nicht ange- lastet werden. „Die bayerische Haus- haltsordnung sieht die Versicherung und die Öffnungszeiten des Gebäudes bekannt? Wer weiß, dass die Gänge in der U5 zwischen Seminaren und Vorle- sungen manchmal wie verwaist wir- ken? Zudem haben chronisch unter Geldmangel leidende Studenten ja auch ein Motiv für den Klau der teuren High- Tech-Geräte. Allerdings stellt sich die Frage, warum die Diebe nicht auch den vierten Pro- jektor, den in Raum 118, von der Decke losgeschraubt und mitgenommen ha- ben. „Vielleicht hatten die Täter keine Kapazität mehr für einen unbemerkten Abtransport des Geräts“, mutmaßt Denk. Oder aber die Langfinger wurden gestört, noch bevor sie sich im Raum 118 ans Werk machen konnten. In die- sem Fall müsste es aber Zeugen geben, die Verdächtiges gesehen oder zumin- dest gehört haben könnten. Vor allem der Uni-Leitung dürfte an der Von Thomas Müller und Christina Breitenbücher Mitte März hielt der technische Fort- schritt auch im Innenstadt-Gebäude An der Universität 5 Einzug. Vier Video- Beamer wurden in den dortigen Semi- narräumen knapp zwei Wochen vor Vorlesungsbeginn montiert: endlich Powerpoint-Präsentationen statt Tafel- bilder, Video-Clips statt Overhead-Fo- lien. Doch noch bevor die Dozenten die Geräte einsetzen konnten, entwendeten Unbekannte die Projektoren aus den Räumen 117, 217 und 218. Der Scha- den für die Uni ist enorm: Rund 18 000 Euro kosten die drei Beamer zusam- men. Bislang fehlt von ihnen und den Tätern aber jede Spur. „Am hellichten Tag haben die Diebe die Beamer aus der U5 geklaut“, sagt Kanzlerin Martina Petermann. Und weiß damit fast genauso viel wie Er- mittler Siegfried Denk von der Kripo Bamberg. „Der Diebstahl muss entwe- der am 7. oder 8. April passiert sein“, ist sich Denk sicher. Also am ersten oder zweiten Vorlesungstag. Doch erstaunli- cherweise haben sich bislang keine Zeugen gemeldet. Drei Tage bis zur Anzeige Ebenso verwunderlich: Erst am 10. April brachte die Uni-Verwaltung den Diebstahl der drei Geräte der Marke Liesegang bei der Polizei zur Anzeige. Trotz der bislang mageren Ausbeute bei seinen Ermittlungen ist sich Denk fast sicher, dass die Täter wohl unter den Studenten zu suchen sind. Einige zen- trale Fragen seiner Ermittungsarbeit deuten auf diesen Täterkreis hin: Wer hat eine derart genaue Ortskenntnis, um die Beamer unbemerkt abzumontieren und aus dem Gebäude zu schaffen? Wer wusste von der Installation der Geräte? Wem sind die Raumbelegungspläne denten-Kantine geben. „Sobald die Ausführungsplanungen abgeschlossen sind, geht es los. Wir rechnen mit knapp 18 Monaten Bauzeit“, erklärt Christoph Reichel, Leiter der Abteilung im Hochbauamt, die für die Universität zuständig ist. Raumanalyse soll Klarheit bringen Beinahe zwei Jahre ist es her, dass das Stuttgarter Architektenbüro Hermann und Bosch den Vergabewettbewerb ge- wonnen hat. Der preisgekrönte Vor- schlag sieht vor, dass die Mensa vom Hauptgebäude über eine Brücke er- reichbar ist und sich über drei Sitz- ebenen erstreckt. Was mit dem jetzigen Mensa-Gebäude nach dem Umzug ge- schehen soll, steht bislang noch nicht fest. Sicher ist dagegen bereits, dass unmittelbar nach Fertigstellung der Feki-Mensa auch die Innenstadt-Mensa neu gestaltet werden soll. Hier sehen die Planungen eine Verlegung der Räumlichkeiten in Richtung Kapuzi- nerstraße vor. Obwohl die Universität das entsprechende Gebäude schon vor Jahren erworben hatte, gelang es der Uni-Leitung nicht, einen dort ansässi- gen Geschäftsmann zum vorzeitigen Auszug zu bewegen. Während die Spatenstiche für die nächsten großen Bauprojekte also noch ein wenig auf sich warten lassen, arbei- tet die Uni-Leitung schon auf weitere größere bauliche Veränderungen hin. Denn derzeit nehmen Mitarbeiter der Hannoveraner Hochschul-Informati- ons-Systeme GmbH (HIS) die Raum- verhältnisse an der Uni genau unter die Lupe. Quadratmeter für Quadratmeter werden die Gebäude der Uni von den HIS-Mitarbeitern in diesen Tagen ana- lysiert: mit Blick auf den zu erwarten- den Raumbedarf für Studenten und Mitarbeiter. Bis Ende Juli will die Uni- Verwaltung konkrete Ergebnisse auf dem Schreibtisch haben. Spezielle Vorgaben für die HIS-Mitarbeiter habe es nicht gegeben, versicherte Kanzlerin Martina Petermann auf OTTFRIED- Nachfrage: „Die Analyse erstreckt sich über alle Bereiche der Universität.“ Wir sind gespannt, wo als nächstes die Handwerker loslegen. Szene nachgestellt OTTPEACE Dem treuen OTTFRIED-Leser wird bei der Lektüre unserer aktuellen Ausgabe schnell auffallen, dass etwas nicht „normal“ ist. Die Rubrik „Domscher- ge“ und die zweite „Campus“-Seite sind zu Gunsten eines aktuellen Projek- tes geopfert worden: OTTPEACE. Diese beiden Seiten stellen unseren Beitrag dar, den Themenkomplex Irak- Krieg unter universitären Gesichts- punkten zu beleuchten. Wie fühlen sich amerikanische Austauschstudenten an unserer Universität? Welche Folgen hat die Auseinandersetzung für die UNO? Wie werden die Weltreligionen fortan einander begegnen? In OTTPEACE kommen vor allem hiesige Studenten und Professoren zu Wort, die ihre An- sichten äußern beziehungsweise mit den Erkenntnissen ihres wissenschaftli- chen Teilbereichs die Auseinanderset- zung beleuchten. Auch wenn die Waffen im Irak schon seit einigen Wochen schweigen, haben wir an der Idee festgehalten, mittels OTTPEACE einen Beitrag zu diesem Thema zu leisten. Denn auch das ist uns aufgefallen: Für eine Universität hat es in den vergangenen Wochen nur wenige wahrnehmbare Initiativen zum Irak- Krieg gegeben. Auch deshalb haben wir uns zu OTTPEACE entschlossen. Fotos: mas

Ausgabe 36 – kostenlos So ein Schreck, Beamer weg · Unzufrieden mit dir selbst? Schläfst schlecht? Gehst lieber ins Hainbad als an den Schreib- ... Studium selbst organisieren

  • Upload
    builien

  • View
    216

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

4

7

9

10

11

Geschwindigkeitsskaten undExtrem-Bügeling: OTTASS undJACKFRIED haben in dieserAusgabe Premiere. Mehr zuunseren ersten Versuchen, Ex-trem-Sport zu betreiben, lestihr auf Seite 8.

Von der Uniauf zur UNO

Günstige Stundenfür Schluckspechte

Ding dang Ndong,es rappelt im Karton

Bücher aufWeltreise

Halligallium Dalí

Ausgabe 36 – kostenlos22. Mai 2003 – Jahrgang 9

Campus

Service

Sport

Kultur

Kultur

Mensen in der Warteschlange

So ein Schreck, Beamer weg

Noch schweigen die Bagger an der Feki – das Geld lässt auf sich warten

Dreiste Langfinger in der U5: Drei nagelneue Video-Beamer geklaut und niemand hat’s gemerkt

(mas) Wann rollen am Uni-StandortFeldkirchenstraße wieder die Bagger?Der Mensa-Neubau steht zwar seit län-gerem auf dem Plan (OTTFRIED be-richtete zuletzt in Ausgabe Nr. 29),doch bislang hat sich auf dem Arealneben der Feki-Bibliothek noch nichtsgetan. Und das wird auch während derkommenden zwölf Monate so bleiben.Denn erst vor wenigen Wochen bekamdas Staatliche Hochbauamt in Bamberggrünes Licht vom bayerischen Landtag,um den letzten Planungsabschnitt inAngriff zu nehmen. Damit verschiebtsich der ursprünglich für Ende 2002 ge-plante Baubeginn in die Jahresmitte2004.Die angespannte Lage im bayerischenStaatshaushalt hat auch die Planungenfür den Mensa-Neubau in die Länge ge-zogen. Zwar hat der Landtag in Mün-chen die Gelder für den letzten Ab-schnitt schon vor Monaten genehmigt,doch erst vor kurzem trudelte der Auf-trag für die Umsetzung des letzten Pla-nungsabschnittes im Briefkasten desStaatlichen Hochbauamtes ein. Für dieNutzer der Feki-Mensa heißt das kon-kret: Vor 2005 wird es keine neue Stu-

von technischen Geräten in öffentlichenGebäuden nicht vor“, erklärt ThomasLoskarn, Leiter der Uni-Rechtsabtei-lung. Somit schlägt auch jeder abhan-den gekommene Fernseher oderOverhead-Projektor negativ im Uni-Haushalt zu Buche.Deshalb hat das Thema Sicherheit ander Universität für Kanzlerin MartinaPetermann in den nächsten Wochenoberste Priorität. „Wir müssen soschnell wie möglich eine handhabbareDiebstahlsicherung für solche Gerätefinden“, erklärt sie. Wann die drei Bea-mer ersetzt werden, lässt sich aufgrundder angespannten Finanzlage im Uni-Haushalt noch nicht sagen. Bis dahinwerden in den drei Räumen der U5wohl nur verwaiste Beamer-Halte-rungen an der Decke und herabhängen-de Kabel an die verschwundenenProjektoren erinnern.

Klärung des Falles sehr gelegen sein.Denn ansonsten bleibt sie auf dem ge-samten Schaden von 18 000 Euro sit-zen. „Die Geräte waren nicht gegenDiebstahl versichert“, erklärt Peter-mann. Angesichts eines Defizits vonderzeit rund 220 000 Euro im laufendenHaushalt wiegt das Verschwinden derBeamer umso schwerer.

Versicherungnicht vorgesehen

Dass das Diebesgut in der Zwischenzeitbeim Internet-Marktplatz Ebay aufge-taucht sein soll, konnte Kripo-ErmittlerDenk nicht bestätigen.Der fehlende Versicherungsschutz kannder Uni-Leitung übrigens nicht ange-lastet werden. „Die bayerische Haus-haltsordnung sieht die Versicherung

und die Öffnungszeiten des Gebäudesbekannt? Wer weiß, dass die Gänge inder U5 zwischen Seminaren und Vorle-sungen manchmal wie verwaist wir-ken? Zudem haben chronisch unterGeldmangel leidende Studenten ja auchein Motiv für den Klau der teuren High-Tech-Geräte.Allerdings stellt sich die Frage, warumdie Diebe nicht auch den vierten Pro-jektor, den in Raum 118, von der Deckelosgeschraubt und mitgenommen ha-ben. „Vielleicht hatten die Täter keineKapazität mehr für einen unbemerktenAbtransport des Geräts“, mutmaßtDenk. Oder aber die Langfinger wurdengestört, noch bevor sie sich im Raum118 ans Werk machen konnten. In die-sem Fall müsste es aber Zeugen geben,die Verdächtiges gesehen oder zumin-dest gehört haben könnten.Vor allem der Uni-Leitung dürfte an der

Von Thomas Müller und Christina BreitenbücherMitte März hielt der technische Fort-schritt auch im Innenstadt-Gebäude Ander Universität 5 Einzug. Vier Video-Beamer wurden in den dortigen Semi-narräumen knapp zwei Wochen vorVorlesungsbeginn montiert: endlichPowerpoint-Präsentationen statt Tafel-bilder, Video-Clips statt Overhead-Fo-lien. Doch noch bevor die Dozenten dieGeräte einsetzen konnten, entwendetenUnbekannte die Projektoren aus denRäumen 117, 217 und 218. Der Scha-den für die Uni ist enorm: Rund 18 000Euro kosten die drei Beamer zusam-men. Bislang fehlt von ihnen und denTätern aber jede Spur.„Am hellichten Tag haben die Diebe dieBeamer aus der U5 geklaut“, sagtKanzlerin Martina Petermann. Undweiß damit fast genauso viel wie Er-mittler Siegfried Denk von der KripoBamberg. „Der Diebstahl muss entwe-der am 7. oder 8. April passiert sein“, istsich Denk sicher. Also am ersten oderzweiten Vorlesungstag. Doch erstaunli-cherweise haben sich bislang keineZeugen gemeldet.

Drei Tage biszur Anzeige

Ebenso verwunderlich: Erst am 10.April brachte die Uni-Verwaltung denDiebstahl der drei Geräte der MarkeLiesegang bei der Polizei zur Anzeige.Trotz der bislang mageren Ausbeute beiseinen Ermittlungen ist sich Denk fastsicher, dass die Täter wohl unter denStudenten zu suchen sind. Einige zen-trale Fragen seiner Ermittungsarbeitdeuten auf diesen Täterkreis hin: Werhat eine derart genaue Ortskenntnis, umdie Beamer unbemerkt abzumontierenund aus dem Gebäude zu schaffen? Werwusste von der Installation der Geräte?Wem sind die Raumbelegungspläne

denten-Kantine geben. „Sobald dieAusführungsplanungen abgeschlossensind, geht es los. Wir rechnen mit knapp18 Monaten Bauzeit“, erklärt ChristophReichel, Leiter der Abteilung imHochbauamt, die für die Universitätzuständig ist.

Raumanalyse sollKlarheit bringen

Beinahe zwei Jahre ist es her, dass dasStuttgarter Architektenbüro Hermannund Bosch den Vergabewettbewerb ge-wonnen hat. Der preisgekrönte Vor-schlag sieht vor, dass die Mensa vomHauptgebäude über eine Brücke er-reichbar ist und sich über drei Sitz-ebenen erstreckt. Was mit dem jetzigenMensa-Gebäude nach dem Umzug ge-schehen soll, steht bislang noch nichtfest. Sicher ist dagegen bereits, dassunmittelbar nach Fertigstellung derFeki-Mensa auch die Innenstadt-Mensaneu gestaltet werden soll. Hier sehendie Planungen eine Verlegung derRäumlichkeiten in Richtung Kapuzi-nerstraße vor. Obwohl die Universität

das entsprechende Gebäude schon vorJahren erworben hatte, gelang es derUni-Leitung nicht, einen dort ansässi-gen Geschäftsmann zum vorzeitigenAuszug zu bewegen.Während die Spatenstiche für dienächsten großen Bauprojekte also nochein wenig auf sich warten lassen, arbei-tet die Uni-Leitung schon auf weiteregrößere bauliche Veränderungen hin.Denn derzeit nehmen Mitarbeiter derHannoveraner Hochschul-Informati-ons-Systeme GmbH (HIS) die Raum-verhältnisse an der Uni genau unter dieLupe. Quadratmeter für Quadratmeterwerden die Gebäude der Uni von denHIS-Mitarbeitern in diesen Tagen ana-lysiert: mit Blick auf den zu erwarten-den Raumbedarf für Studenten undMitarbeiter. Bis Ende Juli will die Uni-Verwaltung konkrete Ergebnisse aufdem Schreibtisch haben. SpezielleVorgaben für die HIS-Mitarbeiter habees nicht gegeben, versicherte KanzlerinMartina Petermann auf OTTFRIED-Nachfrage: „Die Analyse erstreckt sichüber alle Bereiche der Universität.“ Wirsind gespannt, wo als nächstes dieHandwerker loslegen.

Szene nachgestellt

OTTPEACEDem treuen OTTFRIED-Leser wird beider Lektüre unserer aktuellen Ausgabeschnell auffallen, dass etwas nicht„normal“ ist. Die Rubrik „Domscher-ge“ und die zweite „Campus“-Seitesind zu Gunsten eines aktuellen Projek-tes geopfert worden: OTTPEACE.Diese beiden Seiten stellen unserenBeitrag dar, den Themenkomplex Irak-Krieg unter universitären Gesichts-punkten zu beleuchten. Wie fühlen sichamerikanische Austauschstudenten anunserer Universität? Welche Folgen hatdie Auseinandersetzung für die UNO?Wie werden die Weltreligionen fortaneinander begegnen? In OTTPEACEkommen vor allem hiesige Studentenund Professoren zu Wort, die ihre An-sichten äußern beziehungsweise mitden Erkenntnissen ihres wissenschaftli-chen Teilbereichs die Auseinanderset-zung beleuchten. Auch wenn die Waffen im Irak schonseit einigen Wochen schweigen, habenwir an der Idee festgehalten, mittelsOTTPEACE einen Beitrag zu diesemThema zu leisten. Denn auch das ist unsaufgefallen: Für eine Universität hat esin den vergangenen Wochen nur wenigewahrnehmbare Initiativen zum Irak-Krieg gegeben. Auch deshalb haben wiruns zu OTTPEACE entschlossen.

Fotos: mas

P R E S S E S T E L L E .

OTTFRIED, die Bamberger Studen-tenzeitung, erscheint zweimal im Se-mester, jeweils im Mai und im Julibzw. im Dezember und im Februar.Herausgeber und Redaktion verstehenOTTFRIED als unabhängiges Organ,das keiner Gruppierung oder Weltan-schauung verpflichtet ist. Für nament-lich gekennzeichnete Artikel über-nimmt der Autor die Verantwortung.

Herausgeberin: Marietta Eder.

Chefredakteure: Thomas Müller,Isabel Plocher.

V.i.S.d.P.: Marietta Eder.

Anzeigen: Sven Becker (verantwort-lich).

Fotos: siehe Nachweis.

Layout und Redaktion: FranziskaBaumgärtner (fra), Sven Becker (sv),Ulf Berlinger (ulf), Marietta Eder(em), Frank Gundermann (fg), Karoli-

ne Keßler (kk), Frank Kossyk (kos),Wolfgang Kraus (www), ChristofMann (cm), Steffen Meyer-Schwar-zenberger (sms), Johannes Michel(jm), Thomas Müller (mas), IsabelPlocher (ip), Jana Ramm (ja), BjörnSchimmeyer (bse), Meike Vögele(mvö).

Mitarbeiter dieser Ausgabe:Annegret Bieger (ab), Julia Bockel-mann, Christina Breitenbücher, Mat-thias Häber (mah), Peter Schiffmann(ps).

Redaktionsanschrift: OTTFRIED,c/o Marietta Eder, Peuntstr. 4,96050 BambergTel.: 0951-3039937.e-mail: [email protected]ästen:Vor der Mensa in der Austraße und ander Feki am Fachschaftsbrett SoWi.

Druck: Meister-Druck,Postfach 1650, 96206 Lichtenfels. Auflage: 2000 Stück.

I M P R E S S U M .

Kein Bock aufs Studium?Jeder Vierte bricht sein Studium ab – Geistes- und Sozialwissenschaftler geben am schnellsten aufVon Franziska BaumgärtnerDu bist unausgeglichen? Unzufriedenmit dir selbst? Schläfst schlecht? Gehstlieber ins Hainbad als an den Schreib-tisch? Hast das wichtige Referat malwieder auf die lange Bank geschoben?Vielleicht bist du ja wirklich nur abge-lenkt. Vielleicht gehörst du aber auchzur Gruppe derer, die schon länger anihrem Dasein als Student zweifeln.70 000 im Jahr sind es, die früher oderspäter das Fach wechseln oder abbre-chen und die Hochschule ohneAbschluss verlassen. Die Studienab-brecherstudie 2002 des Bundes-bildungsministeriums weist aus, dassim Schnitt jeder Vierte vorzeitig aufgibtund sich nach Alternativen zum Stu-dium umsieht.Dabei ist die Abbrecherquote in denGeistes- und Sozialwissenschaften amhöchsten. 42 Prozent der Studienanfän-ger treten hier auf die Notbremse, bevores zu spät ist. In der Medizin dagegensteigen nur acht von 100 Studenten inden ersten Semestern aus, in den IT-Fächern sind es 37 Prozent.Obwohl selbst an den Fachhochschulennoch 22 Prozent der Studierendenirgendwann aussteigen, beweist die Unnötig: das Studienbuch

Studienabbrecherstudie, dassumso weniger von ihnen auf-geben, je weniger sie ihrStudium selbst organisierenmüssen. Drei von vier Ab-brechern fühlen sich falschbetreut und erleben die Stu-dienorganisation an den gro-ßen Universitäten als unüber-sichtlich.BundesbildungsministerinEdelgard Bulmahn siehtdaher die Lösung für diesesProblem im stärkeren Ausbauvon B.A.- und M.A.-Stu-diengängen, die in der Regelauf einem verbindlicherenStundenplan basieren. Zudemwill Bulmahn, dass dieUniversitäten jene Fachberei-che stärken, die eine niedrigeStudienabbrecherquote imHauptstudium aufweisen. Studienabbrecher üben aller-dings auch Kritik am fehlen-den Praxisbezug im Studiumund klagen über mangelndeMotivation. Jeder Sechsteweiß nicht, wofür er lernensoll und denkt über eine be-

rufliche Neuorientierung nach. Nochelf Prozent von ihnen nennen schlechteNoten als Grund für einen Studienab-bruch.Nötig wäre es also, sich stärker um dieErstsemester zu kümmern, zum Bei-spiel in Form von Tutorien. Ebensosollte ein klareres Berufsbild vermitteltwerden, zu dem das Studium qualifi-ziert. Das Problem könnte also zumin-dest teilweise an den Hochschulenselbst behoben werden.Im Schnitt studieren Abbrecher zu-nächst siebeneinhalb Semester mehroder weniger erfolgreich vor sich hin.Dabei empfiehlt es sich, möglichst früheine Entscheidung zu treffen, um recht-zeitig nach Alternativen suchen zu kön-nen. Wer sein Studium vorzeitig been-det, fasst einen schwerwiegenden Ent-schluss. Aber eines ist klar: Abbrechersind keine Versager. Die Reißleine Stu-dienabbruch führt nicht zwangsläufigins berufliche Abseits, auch wenn dasviele glauben.Rat und Hilfe finden Unentschlossenebei den Studienberatern ihrer jeweili-gen Fakultäten, beim Hochschulteamdes Arbeitsamts oder im Internet, soetwa auf www.studienabbrecher.com.

Fünf Euro machen reich(www) Deutschland spricht von Wirt-schaftsreformen, während im universi-tären Untergrund eine Handvoll Jung-unternehmer zeigt, dass Innovation undEhrgeiz zum Erfolg führen. Für fünfEuro kann man in der Mensa zweimalordentlich essen oder man gründet eineigenes Unternehmen und erlebt denAlltag in der realen Wirtschaft mit. 5-Euro-Business heißt das Zauberwort.Mit fünf Euro Startguthaben müssenStudenten ein Unternehmen aufbauenund sich im Wettbewerb bewähren. In Crash-Kursen zum Thema „Unter-nehmensgründung“ und unter Anlei-tung eines Betreuers lernen Studentenaller Fakultäten das Rüstzeug ihre Ge-schäfstidee umzusetzen. Gemeinsammit den Projektträgern HOCHSPRUNGund dem Bildungswerk der Bayer-ischen Wirtschaft e.V. (bbw) sollen dieteilnehmenden Gruppen erste Praxis-erfahrungen sammmeln, ein Gespür fürwirtschaftliche Zusammenhänge be-

kommen und Schlüsselqualifikationenerlangen. An der Uni Bamberg traten anfangssechs Gruppen beim 5-Euro-Businessan, von denen bis zum Ende vier durch-hielten. Am überzeugendsten fand dieJury die Zwei-Mann-Firma „benovi“,die eine praktische Lösung gegen nasseRadfahrerhintern fand. Das Regencapefür Fahrradsättel brachte den beidenBWL-Studenten Benjamin Franke undOliver Friemel 1500 Euro ein. Die „Traumbäckerei“ von Katrin Huthermöglicht es Singles sich mit einerBackmischung ihren Traumtyp zubacken. Kein lästiges Suchen mehr,sondern backen statt baggern. Auf demdritten Platz folgte die Firma C-Clip:Jeder hat schon die Erfahrung gemacht,dass Feuerzeuge leicht verschwinden.Der C-Clip, ein elastisches Gummibandverhindert dies, indem es dasFeuerzeug an die Zigarettenschachtelheftet. Den undankbaren vierten Platz

nahm „Dream Tea“ ein, das Teemi-schungen in verschieden Sortimentenals Geschenkidee anbot. In den Haas-Sälen fand die Präsentationund Prämierung der Existenzgründerstatt. Mit zum Teil aufwändigen Power-point-Präsentationen und ausgeklügel-ten Schauspieleinlagen versuchten dieGruppen, die Gunst der Jury, bestehendaus Leuten aus Wirtschaft und Lehre,für sich zu gewinnen. Mit „benovi“ hatsicherlich das erfolgversprechendsteTeam gewonnen. Den beiden Jung-Fir-menchefs liegen schon Anfragen größe-rer Radhersteller vor. Wen dieser Erfolg anspornt und wer diegraue Theorie der Uni in die Tat umset-zen will, hat demnächst wieder dieChance. Die Aktionsgruppe HOCH-SPRUNG bietet in Zusammenarbeit mitder Uni Bamberg regelmäßig das „5-Euro-Business“ an. Weitere Infos unter:www.5-euro-business.de, www.bbw.deoder www.hoch-sprung.de

Von Politik bis zur KulturDer neue SpRat hat sich viel vorgenommen(em) „Mehr Demokratie wagen“ – die-sen vielzitierten Ausspruch WillyBrandts nimmt sich jetzt auch der Uni-Sprecherrat zu Herzen. Seit diesem Se-mester wurde ein Referatssystem ein-geführt und die geplanten Aktionenwerden nun vom Konvent abgesegnet.„Deshalb war es uns auch sehr wichtig,dass sich der Konvent alle drei Wochentrifft“, erklärt Sprecherrätin LauraBrander, „denn nur so können wir effi-zient arbeiten.“Die Arbeit des Sprecherrates wurde invier Bereiche unterteilt. Lars Bom-bowsky ist für die Hochschulpolitik zu-ständig. „Ich kümmere mich um dasSemesterticket, die Änderungen bezüg-lich der Bachelor- und Masterstudien-gänge und die Organisation der politi-schen Veranstaltungen“, erzählt derPolitikstudent. Am 17. Juni findet einbayernweiter Informationstag zum„autofreien Unitag“ statt. In Bambergsoll dabei vor allem das Semesterticketein Thema sein. „Wir vom Sprecherratwollen daher auch über die zweite Ab-stimmung informieren und ihre Bedeu-tung aufzeigen“, betont Lars. Es istabends eine Diskussion geplant, bei derVertreter der Stadtwerke, des Studen-tenwerks und der Studenten auf demPodium sitzen.Für die Koordination zur Landes- und

Bundesebene ist Barbara Förtsch zu-ständig. „Wir stehen in Kontakt mitdem Aktionsbündnis gegen Studienge-bühren (ABS), dem Freien Zusammen-schluss von Studierendenschaften(FZS) und der Landes ASten Konferenz(LAK)“, erzählt Barbara. Momentangibt es Diskussionen über die Einführ-ung von Studiengebühren und der Ver-fassten Studierendenschaft. „Letzterewäre jedoch sehr wichtig, da dieStudenten so ein eigenes Haushalts-recht erhielten und die Sprecherrätedann hauptamtlich tätig wären – großeFortschritte für unsere Arbeit“, betontdie Sprecherrätin.Die Organisation des Kulturbereichshat Benjamin Brake übernommen. „Dieerste Abendmensa in diesem Semesterwar auch gleich ein großer Erfolg“erzählt er. „Wir haben BambergerBrauereien angesprochen, sodass wirgünstiges Bier verkaufen konnten,“ soder Sprecherrat. Die nächste Abend-mensa plant er für den 5. Juni. Auchdann wird es wieder Musik und Biergeben, und Informationen zum ThemaStudiengebühren.Laura Brander kümmert sich um Öf-fentlichkeitsarbeit. Unter www.uni-bamberg.de/studierendenvertretungerfahrt ihr mehr über die Arbeit der ein-zelnen Referate des Sprecherrats.

Erste Klasse(jm) Beim aktuellen Hochschulrankingvon „Stern Campus & Karriere“ schnit-ten einige der Fächer an der UniversitätBamberg bei der Evaluierung wiederüberdurchschnittlich gut ab. Besondersin den Kategorien Studiendauer undStudierendenurteil liegt die BambergerUniversität sehr weit vorne. Weiterewichtige Kriterien bei der Bewertungsind Ausstattung und Forschung.Gerade die Studenten haben eine hoheMeinung von der Bamberger Uni: Inder Kategorie Studierendenurteil be-legen die Studiengänge Germanistik,Psychologie und Soziologie deutsch-landweit den ersten Platz, Politikwis-senschaft Platz 2 und Anglistik landetauf Rang 9.Das zum ersten Mal evaluierte FachWirtschaftsinformatik schneidet mitPlatz 4 von 16 untersuchten Uni-versitäten ordentlich ab, BWL mit Platz15 eher durchschnittlich. Dagegenwurde Wirtschaftspädagogik in diesemJahr noch nicht bewertet.Laut Ranking muss gerade im BereichAusstattung der sprach- und literatur-wissenschaftlichen Fakultät noch nach-gebessert werden. Dies dürfte sich abernach dem Bezug der neuen Teilbib-liothek (TB 4) ändern.Alle aktuellen Daten gibt’s unter derRubrik „Campus & Karriere“ beiwww.stern.de.

Motiviert euch!

Studenten gründen eigene Unternehmen und vermarkten ihre Erfindungen

Foto: mas

(sms) Begeisterung, Kommunikationund Kreativität – das sind drei Dinge,die an der Universität, gerade in wirt-schaftswissenschaftlichen Fächern, oftzu kurz kommen. UniTE – das UniTeam Event bietet eine Ergänzung zumtrockenen Studium. 90 Studenten imGrundstudium verbringen das Wochen-ende vom 14. bis 15. Juni mit Outdoor-Team-Übungen in der Nähe von Win-disch-Eschenbach. Gefördert werdensollen Teamgeist, Motivation, Kompro-missbereitschaft, Verantwortung undEigeninitiative. Unter dem Motto „WildWald West“ werden unter anderemBierkisten gestapelt und ein riesigesSpinnennetz durchklettert. In einemSternlauf bewegen sich die Teams dannzur abendlichen Grillfete aufeinanderzu. Die Übungen sowie die anschlie-ßende Reflexion werden von eigens fürdas Projekt geschulten Psychologie-Studenten vorbereitet und begleitet. Sowird UniTE zu einem fakultätsüber-greifenden Projekt.Die Idee dazu stammt von der Stipendi-atenguppe der Stiftung der deutschenWirtschaft (sdw) und ihrem Vertrau-ensdozenten, Professor Dodo zu Knyp-hausen-Aufseß. Zusammen mit einemPersonalleiter der Firma Bosch, Bern-hard Möhrle, wurde das Projekt weiter-entwickelt und fand im vergangenenSommersemester zum ersten Mal statt. Anmelden könnt ihr euch unterwww.unite2002.de. Die Anmeldefristzu UniTE läuft noch bis 30. Mai.

R E P O R T A G E .

Jetzt GEMA mal abkassieren!Hundert Jahre Musikgebühren: Spürnase Harald Nürnberger zieht notfalls auch durch Striptease-Lokale und ModeboutiquenVon Karoline Keßler„Klick, Schrrrr“. Immer wieder klicktder Fotoapparat, dann schnurrt er sanft,als das Objektiv einfährt. Ein Mann inbrauner Lederjacke, Jeans und Karo-Hemd steht vor einer Plakatwand undfotografiert Veranstaltungsplakat nachVeranstaltungsplakat. Dass ihn Passan-ten kritisch beäugen, stört ihn nicht. FürHarald Nürnberger gehört das zum All-tag, denn er ist GEMA-Detektiv, oderoffiziell: Außendienst-Mitarbeiter derGEMA, der Gesellschaft für musikali-sche Aufführungs- und mechanischeVervielfältigungsrechte, die in diesemMonat hundert Jahre alt wird.„Informationen zu sammeln gehört zumeinem Beruf, es kommt oft vor, dassich Plakatwände oder Litfasssäulenfotografiere oder auf dem Land herum-fahre und plakatierte Scheunentoreablichte.“ Keine Party ohne GEMA-Gebühren, jedenfalls keine kommer-zielle. Die Fotos schickt Harald Nürnbergerüber seinen Laptop direkt an die Be-zirksdirektion der GEMA in Nürnberg,dort werden die Informationen ge-sammelt und ausgewertet. In einerKneipe sammelt die Spürnase Flyer einund nimmt sämtliche Szenezeitungenmit, um die Anzeigen später durchzuse-hen und dann Partytermine in derBezirksdirektion zu melden.

35 000 Kundenallein in Franken

Harald Nürnberger schwingt sich in sei-nen dunkelgrauen Passat Kombi. Über50 000 Kilometer fährt er im Jahr, ge-leitet von der netten Frauenstimme sei-nes Navigationssystems, denn ge-meinsam mit sechs anderen GEMA-Mitarbeitern ist er für ganz Frankenzuständig. Ein riesiges Gebiet und fastnicht zu überwachen, wenn man be-denkt, dass jeder Ort, andem öffentlich Musikgespielt wird, also auchjeder Laden, jeder Friseurund jede Arztpraxis,GEMA-Gebühren zahlenmuss. Insgesamt sind esüber 35 000 Kunden inFranken – diejenigen, dienicht zahlen noch nichtmitgerechnet. Pro Tagklappert Harald Nürn-berger, bewaffnet mitDigital-Kamera und Lap-top, zwischen 15 und 40Kunden ab, oder solche,die es werden sollen. Jenachdem, ob er in einer Stadt wieNürnberg oder auf dem Lande unter-wegs ist.„Nicht jeder ist bereit, Gebühren zuzahlen, nachdem wir ihm einen Vertragzugesendet haben. Viele warten erstmal ab, bis wir kommen. Beim erstenMal bringen wir noch mal einen Vertragmit, sollten die Kunden dann immernoch nicht zahlen, gibt’s eine Rechnungmit 100 Prozent Aufschlag.“Der braungebrannte 41-Jährige weiß,dass er in vielen Läden nicht gern gese-hen ist, und dass einige erst mal ver-suchen, ihn hinters Licht zu führen.„Oh, ich war in der letzten Zeit imUrlaub, an den GEMA-Vertrag habe ich

leider noch nicht gedacht!“ DerPizzeria-Inhaber, ein kleiner, grauhaari-ger Italiener, lächelt entschuldigend,„vier Wochen Sizilien bei derFamilie!“, ist dann aber gleich bereit,den Vertrag zu unterschreiben. Der nächste Kandidat, eine wasserstoff-blonde Dame mit überdimensionierterPlastikbrille und viel Make-up, Inha-berin einer Boutique in der NürnbergerInnenstadt, lächelt ebenfalls, wenn auchetwas verkniffen: „Das tut mir leid, denVertrag habe ich einfach irgendwie ver-gessen.“ Die letzten Worte flüstert sieschon fast und schlägt gekonnt dieAugen auf. Auch sie unterschreibt denVertrag anstandslos.Solche Ausreden hört der 41-Jährige,der eine Zigarette nach der anderenraucht, immer wieder, Tag für Tag,Woche für Woche, Jahr für Jahr. Und

immer wieder erklärt er freundlich,warum die Gebühren bezahlt werdenmüssen, wie sich diese errechnen undwohin die Gelder fließen. Denn nur dieGEMA stellt sicher, dass Komponistenund Textdichter für ihre Arbeit auchbezahlt werden. Dennoch, nicht alle sehen ein, einenbestimmten Tarif zu zahlen: „Ich habezum Beispiel eine besondere Freundinin Nürnberg, die betreibt ihrer Meinungnach ein Einzelhandelsgeschäft undkeinen Gastronomiebetrieb, schenktaber Cappuccino und alles Möglicheaus. Sie wollte uns abwimmeln mit derBegründung, sie hätte keine Toilettenund könne schon deswegen kein Gas-

tronomie- oder gastronomieähnlicherBetrieb sein, aber wir sind abends dortmal was trinken gegangen, und da gabes auch Toiletten. Diese Dame besucheich jetzt. Ich hoffe, dass ich es heute mitihr geregelt bekomme.“ Der schicke Laden in Nürnbergs Innen-stadt ist nachmittags noch nicht beson-ders gut besucht, trotzdem trinken eini-ge an den Tischen draußen Cappuccino.„Ach, sie schon wieder.“ Die Besitze-rin, eine durchgestylte junge Frau, istsichtlich genervt, Harald Nürnberger zusehen. „Ich habe immer noch keinenvernünftigen Vertrag von ihnen bekom-men, ich werde keine Gebühren für ei-nen Gastronomiebetrieb zahlen.“ Der GEMA-Mann erläutert ihr zum x-ten Mal, dass jeder Betrieb, in demSpeisen oder Getränke ausgegebenwerden, ganz egal ob Bäckerei mit

Stehcafé oder Metzgereimit Schnellimbiss, zu dengastronomieähnlichenBetrieben gehört und da-her einen höheren Tarifzahlen muss. Insgesamtgeht es in diesem Fall umrund 70 Euro im Jahr.„Solche Kunden sind ner-vig. Die GEMA macht inden Betriebskosten viel-leicht ein Prozent aus, ge-rade in so einem Schicki-Laden wie hier. Sich des-wegen monatelang rum-zustreiten ist unnötig.Und nützen wird es

nichts, zahlen muss sie.“ Nur Nervenwird es Harald Nürnberger noch kosten,denn wieder hat die Dame nicht unter-schrieben. Das heißt, dass sie noch ein-mal ein Vertragsangebot bekommt. Un-terschreibt sie wieder nicht, bekommtsie eine Schadensrechnung. „Was michin dem Fall besonders ärgert ist, dasssie erst so getan hat, als wüsste sienicht, was GEMA ist, sich plötzlichaber total gut ausgekannt hat mit denunterschiedlichen Tarifen. Die hat esfaustdick hinter den Ohren.“Auf seinen Touren hat der Familien-vater ein spezielles Laser-Messgerätmit dabei, um innerhalb kürzester Zeitdie Quadratmeterzahl eines großen

Raumes feststellen zu können. Denndie GEMA-Gebühr wird hauptsächlichnach Raumgröße berechnet. Dafürmuss er das Gerät nur an zwei Wändenim Raum anlegen – schon zeigt es dieFläche auf den Quadratzentimeter ge-nau an. „Früher habe ich wirklich mitdem Metermaß die Räume vermessen,aber letztes Jahr habe ich mir für 450Euro dieses Gerät gekauft. Seitdem istdas Messen eine Sache von einerMinute.“ Diese und andere Daten gibtder GEMA-Späher gleich an Ort undStelle in seinen Mini-Laptop ein.Und weiter geht’s.In einem Fitness-studio wird HaraldNürnberger erneutfündig: „Waren sieschon mit derGEMA in Kon-takt?“ fragt er denneuen Betreiber, ei-nen kleinen Dun-kelhaarigen inMuskelshirt und Trainingshose. Diesemist die Situation sichtlich unangenehm,er druckst ein bisschen herum, dannrückt er mit der Sprache heraus:„Hmmm, noch nicht direkt.“ Nochnicht direkt heißt im Klartext: Nein.

Vom Polizist zumGebühreneintreiber

Harald Nürnberger vermisst sorgfältigalle Räume, prüft, ob in den Umkleide-kabinen Musik von CD oder ein Radioläuft, und lässt sich eine genaue Auf-stellung der Kurse mit Musik geben.Denn bei Fitnessstudios ist neben derGröße der Räume auch die Zahl derKursteilnehmer entscheidend, derFitnessstudiobetreiber wird ungefähr80 Euro monatlich bezahlen müssen.Zur GEMA kam Harald Nürnbergereher zufällig, der Schichtdienst bei derPolizei hatte ihm gesundheitliche Pro-bleme verursacht. „Ich habe nach ei-nem Job gesucht, bei dem man viel un-terwegs ist und viel mit Leuten in Kon-takt kommt, ein Schreibtisch-Job wärenichts für mich.“ Und unterwegs ist ermindestens fünf Tage die Woche, an-

ders geht es nicht. „Ich gehe immer sys-tematisch vor, heute steht zum Beispielein Bezirk in Nürnberg auf dem Pro-gramm, morgen ein anderer, und nächs-te Woche ist Fürth dran. Wenn ichunterwegs bin, schaue ich immer, ob esirgendwo Neueröffnungen gibt oder obein Besitzer gewechselt hat.“

Table-Dancekostet extra

Der Job macht ihm viel Spaß, auchwenn es abends durchaus mal spät wer-den kann. „Dafür kann ich mir meineZeit frei einteilen, und wenn ich don-nerstags bis spät nachts durch Diskosziehe, dann bleibe ich freitags zuHause.“ Denn die Läden, die von Mu-sik leben, öffnen in der Regel erst spät.Beim letzten Kunden dieses Tageswürde ohne Musik gar nichts gehen.Schwungvoll nimmt Harald Nürnbergerdie Treppen zu einem Table-Dance-Laden am Stadtrand von Nürnberg. DerBesitzer steht großspurig in der Tür,unter seinem weißen Hemdkragenblitzt ein Goldkettchen. Als er HaraldNürnberger erkennt, scherzt er: „Na,kommen sie mal wieder bei ihren di-cken Fischen vorbei. Ohne mich würdedie GEMA hier wahrscheinlich einge-hen.“ Die GEMA-Gebühr steht in demLaden als Kostenfaktor sogar auf derGetränkekarte. Jedes halbe Jahr schautder GEMA-Mann hier nach demRechten. Routinemäßig überprüft erdas Lokal, aber hier ist alles in Ord-nung. Die Damen auf der Tanzflächewürdigt er dabei fast keines Blickes –

zu oft kommt er insolchen Läden vor-bei. Seit Vertrags-abschluss hat sichnichts verändert,immer noch wer-den keine gebrann-ten CDs gespielt.Denn dann würdedie Gebühr teurer.Auch die Toiletten

sind hier nach wie vor unbeschallt. DerTable-Dance-Besitzer beschwert sich,ebenfalls routinemäßig, über die zuhohen Gebühren, da er anstatt des vonihm gewünschten Diskotarifs den teure-ren Tarif für Striptease zahlen muss.Aber angesichts der leicht- bis nichtbekleideten Damen, die sich auf derTanzfläche räkeln, ist der GEMA-Mitarbeiter nicht zu erweichen. DieGebühren sind nach Intensität derMusiknutzung gestaffelt. Der Super-markt oder die Arztpraxis zahlen weni-ger als eine Disko oder ein Fitness-studio, und Striptease-Lokale zahlenwegen der Tänzer noch einmal einenhöheren Tarif, genau wie Diskothekenmit Tanzshows.Für Harald Nürnberger geht um elf Uhrabends ein langer Tag zu Ende. Fünfneue Verträge hat er in der Tasche, dasmacht etwa 600 Euro monatlich für dieGEMA, die 15 Prozent als Kosten fürVerwaltungsgebühren behält. Die rest-lichen 85 Prozent werden an Kom-ponisten und Texter verteilt. Aber trotzaller Mühen: Sämtliche GEMA-Sünderin Franken werden Harald Nürnbergerund seine Kollegen wohl nie erwischen,dafür ist die Region einfach zu groß.

Mit Digital-Kamera und Laser-Messgerät: Harald Nürnberger von der GEMA Fotos: Bayerischer Rundfunk

C A M P U S .

Von Sven BeckerGespenstische Ruhe im Saal. Wird esdie Resolution schaffen? Stundenlanghatten die Delegierten über Inhalt undWortlaut diskutiert und gestritten,mehrfach stand die Sitzung vor demAbbruch. Als das Ergebnis feststeht,macht sich Erleichterung breit – ein-stimmig angenommen! Zwar spielten die Teilnehmer desNational Model United Nations dieUN-Hauptversammlungen nur nach,doch die Simulation kam der Realitätziemlich nahe.

3 000 Teilnehmeraus aller Welt

Mitten im diplomatischen Getümmelkonnten auch Bamberger Studenten ihrVerhandlungsgeschick unter Beweisstellen. „Die Organisatoren hatten unsdie Vertretung Kambodschas zugeteilt.Verhandelt wurde hauptsächlich überdie Themen Umweltschutz, Menschen-rechte und Beschäftigung“, berichtetKatia Tanz, Mitglied der zwölfköpfigenDelegation aus Bamberg. Insgesamt 200 Delegationen mit über3 000 jungen Leuten aus aller Welt hat-ten sich Mitte April für vier Tage inNew York zusammen gefunden, um inden Räumen der Vereinten Nationen zuverhandeln und abzustimmen. Tagespo-litische Themen wie der Irak-Konflikttauchten nicht auf der Agenda auf,dennoch traten bei den Verhandlungen

Probleme zu Tage, die den VereintenNationen aus der Realität bestens be-kannt sein dürften. „Es vergeht eineEwigkeit, bis sich alle Vertreter auf ei-nen Resolutionsentschluss einigen.Abstimmung folgt auf Abstimmung –da geht nicht nur viel Zeit verloren,sondern auch viel Geld“, so Katia. Doch zähe Verhandlungen und lang-wierige Diskussionen zahlten sich –zumindest beim Planspiel – letztlichaus: „Am Ende des ersten Tages wur-den sechs Resolutionen mit großerMehrheit angenommen – das war schonein gutes Gefühl.“Während des Aufenthaltes standen abernicht nur Verhandlungen und Konferen-zen auf der Tagesordnung. Die Bamber-

ger Studenten besichtigten die Räum-lichkeiten der UN-Hauptversammlungund tauschten sich bei einem Besuch inder deutschen UN-Vertretung mit denechten Diplomaten aus.

Ohne Sponsorengeht es nicht

Mit Hilfe der zahlreichen Sponsorenwurde die Reise auf zehn Tage verlän-gert, so dass die Gruppe auch die Se-henswürdigkeiten New Yorks besich-tigen konnte. Abends erkundete sie, oftgemeinsam mit Teilnehmern andererdeutscher Unis und anderer Länder, dasNew Yorker Nachtleben. „Wir hatten

großes Glückmit unserenSponsoren. Ohneihre Unterstüt-zung wäre einAufenthalt indieser Formnicht möglichgewesen,“ sagtKatia und betont,dass die ganzeGruppe vor derAbreise unge-mein viel Arbeitund Zeit inves-tiert habe. Bei ihren wö-chentlichen Tref-fen spielten dieTeilnehmer im-

mer wieder die Simulation durch, arbei-teten an ihrem Diplomaten-Englischund befassten sich ausführlich mit derLage Kambodschas, um gut vorbereitetzu sein. Professor Thomas Gehring, Inhaber desLehrstuhls für Internationale Politik,organisierte einführende Seminare undstand der Gruppe mit Rat und Tat zurSeite. Die Teilnehmer der diesjährigenDelegation hatten sich schon im letztenSommer beworben und wurden durchmehrere Auswahlverfahren ermittelt.Interessierte, die unsere Uni beim näch-sten UN-Planspiel vertreten möchten,können sich Infos auf der Homepageder Delegation der Universität Bambergholen: www.nmun-bamberg.de.

(fg) „Unsere Idee war es, den Studentenein Info-Terminal anzubieten“, sagtSören Heitmann. Gemeinsam mit sei-nen Kommilitonen Bodo Naumann undAndreas Hart hatte der 22-Jährige, derim vierten Semester Wirtschaftsinfor-matik an der Universität Bamberg stu-diert, vor rund einem Jahr die Idee zueinem außergewöhnlichen Medium.Was ursprünglich als schlichte Litfass-säule für Uni-Anschläge und Ver-anstaltungshinweise geplant war, ent-wickelte sich im Lauf der Zeit zu einerInteraktiven Litfasssäule mit integrier-tem Computer. Abgekürzt: in.lisa.

Nach dem Siegkam die Arbeit

Innerhalb von wenigen Wochen entwar-fen die Studenten damals einen fundier-ten Geschäftsplan, den sie bei „Unter-nehmen Uni“ einreichten. Das ist einProjekt-Wettbewerb, den das Schwal-bacher Unternehmen Procter & Gamblein Kooperation mit dem BambergerLehrstuhl für Betriebswirtschaft, insbe-sondere Unternehmensführung undControlling (UF&C), erstmals orga-nisiert.Und in.lisa überzeugte. Die Jury ausProcter & Gamble-Mitarbeitern sowieUF&C-Lehrstuhlinhaber ProfessorWolfgang Becker und seiner Assis-tentin Sabine Zloch wählte die Inter-aktive Litfasssäule aus rund einem Dut-zend Wettbewerbsbeiträgen zum Sie-ger. Doch damit ging die Arbeit erstrichtig los. 5 000 Euro Realisierungs-budget bekamen die Gewinner, um ihreIdee in die Tat umzusetzen. Mit großemErfolg. So wurde in.lisa jetzt an ihremStandort im Eingangsbereich der UniFeldkirchenstraße von den Wirtschafts-informatikstudenten Sören Heitmannund Anna Schroiff in Betrieb ge-nommen. Vor allem Erstsemestern dürf-te das über zwei Meter hohe Info-Ter-minal in Zukunft eine wertvolle Orien-tierungshilfe sein. Über eine angenehmübersichtlich gestaltete Startseite kannder Nutzer aus den Rubriken Neuig-keiten und Service wählen. Vom aktuel-len Mensa-Plan über Veranstaltungs-termine bis zu den Öffnungszeiten derBibliotheken ist dabei alles abrufbar.

„Teilweise haben wir auch Seiten derUni-Homepage in unser Angebot inte-griert“, sagt Anna Schroiff, die erst spä-ter zum in.lisa-Team hinzukam. DenGroßteil des Angebotes konzipiertenund programmierten die Studenten je-doch selbst.

Universitätsleitungsperrte sich zuerst

Gerade die Wochen vor Inbetriebnahmeder Litfasssäule waren besonders stres-sig. So galt es auch, die Univer-sitätsleitung von in.lisa zu überzeugenund weitere Sponsoren zu finden. Dasssich dieser Aufwand gelohnt hat, davonwar Procter & Gamble-Marketing-Ex-pertin Beate Rosenthal-Meseck bei derPräsentation überzeugt. Sie lobte vorallem die Kreativität und fundierte

Projekt-Kalkulation des in.lisa-Teams,das durch seinen detaillierten Ge-schäftsplan überzeugt hatte. Und auchSabine Zloch, wissenschaftliche Mitar-beiterin am BWL-Lehrstuhl für Unter-nehmensführung und Controlling, hobdas „erstaunlich hohe Engagement“ derStudenten „neben der Uni-Arbeit“ her-vor. Ein Engagement, das sich positiv aufden ganzen Projekt-Wettbewerb „Un-ternehmen Uni“ ausgewirkt hat. Wäh-rend die Ausschreibung im letzten Jahrausschließlich an der Universität Bam-berg stattfand, wird der Wettbewerbheuer bundesweit mit Prämierungen auflokaler und nationaler Ebene ausgewei-tet. Bewerben können sich Studentensämtlicher Fachrichtungen. Informatio-nen zum Wettbewerb gibt es unter:www.uni-bamberg.de/sowi/ufc/unternehmen-uni/

Neuhaus plädiert deshalb für eineÄnderung des Verteilungsschlüssels:„Es sollte eine Bedarfsprüfung einge-führt werden, so dass nicht jeder Antragbedingungslos akzeptiert wird.“ Dass der Schlüssel geändert werdenmuss, davon ist auch Professor Sebasti-an Kempgen, Dekan der Fakultät SpLit,überzeugt. Zunächst versucht er aller-dings, an die Lehrstuhlvertreter zu ap-pellieren, den eigenen Bedürfnissen an-gemessene, „ernsthafte Anträge“ zustellen: „Bisher lief das oft so, dass manum viel bat, um ein bisschen zu bekom-men.“ Die Fakultät SpLit ist mit diesenProblemen nicht alleine. KempgensKollege, Dekan Professor Hans Rattin-ger, bestätigt das Gleiche für die Fakul-tät SoWi: „Auch bei uns sind die Tuto-rienmittel unzureichend – eine Verbes-serung der Lage ist unwahrscheinlich.“

Hoffen auf mehr Flexibilität

Weil die knappen Gelder uniweit fürUnruhe innerhalb der Fakultäten ge-sorgt haben, hat die Hochschulleitungdie Dekanate gebeten, in Fachbereichs-ratssitzungen eigene Verteilungsvor-schläge zu beschließen. Schließlich sei-en für ihn, so Ruppert, „die Dekane alsVertreter ihrer Fakultäten die ersten An-sprechpartner.“ Sie beratend einzube-ziehen, sei auch eine Frage der Kollegi-alität und des akademischen Stils. Über genaue Vorschläge konnte Rup-pert keine Angaben machen. Kempgenist es jedoch wichtig, dass bei denAnträgen mehr Transparenz geschaffenwird: „Die wurden bisher an derFakultät vorbei direkt an die Verwal-tung gestellt“. Nun, da die Dekanategefordert sind, wäre es seiner Meinungnach sinnvoll, wenn diese auch Ein-blick in die Antragsstellungen hätten.Mögliche Änderungen greifen aber erstab Anfang 2004, wenn klar ist, wie vie-le Sondermittel der Landtag zur Ver-fügung stellt. Weil das nicht viel seinwird, plädiert Kempgen für mehr Fle-xibilität im Umgang mit finanziellenMitteln: „Auf mehr Geld zu hoffen,geht an der Realität vorbei. Wir müssenanfangen, mit dem, was wir haben, kre-ativer umzugehen und innerhalb derLehrstühle die Verteilung überdenken.“

(mvö) „Uns brechen die Gelder für dieErstsemesterbetreuung weg“, stellt Pro-fessor Stefan Neuhaus, der denLehrstuhl für Neuere Deutsche Lite-raturwissenschaft (NDL) vertritt, fest.So ließen sich mit den Mitteln, die demLehrstuhl für das kommende Winterse-mester noch zur Verfügung stehen, nurzwei bis drei Tutorien für jeweils rund60 Studierende finanzieren. „Das wäreineffizient, sinnlos und räumlich einProblem“, begründet Neuhaus die Tat-sache, dass die längst üblichen NDL-Einführungstutorien diesen Sommerzum vorerst letzten Mal statt finden.

75 Prozent der Mittel fallen weg

Dass den Unis Geld fehlt, ist nichtsNeues. Die vom Ministerium an dieHochschulen verteilten „Mittel für dasTutorienprogramm zur Verkürzung derStudiendauer“ sind aber ein besondersdrastisches Beispiel: Erhielt der NDL-Lehrstuhl für das Jahr 2001 noch rundzwei Drittel des beantragten Etats, gabes 2003 nicht einmal mehr 25 Prozentder benötigten Gelder. Das liegt vor allem daran, dass seitEinführung dieser finanziellen Unter-stützung für Fächer mit dünnerPersonaldecke Mitte der 90er Jahre dieZahl der Antragsteller beständig gestie-gen ist: „Immer mehr Lehrstühle ent-deckten das Tutoriumsgeld für sich, dieMittel wurden aber nicht aufgestockt“,so Neuhaus. Auch Rektor Godehard Ruppert siehtdas Hauptproblem in der geringenSumme, merkt aber an: „Wir sind unsdessen bewusst. Die Haushaltslage lässtes leider nicht zu, die Mittel von unse-rer Seite aufzustocken.“Allerdings kritisiert Neuhaus auch dieVerteilung der Gelder: Sie erfolgt nachder offiziellen Fachstatistik, also pro-portional zu den jährlich erfasstenStudierendenzahlen der Lehrstühle. Inder Statistik taucht jeder Student nureinmal auf – gemäß seines Haupt-studienfachs. Der Bedarf an Betreuungfür Nebenfächler wird nicht erfasst. Größtes Problem bei der Verteilungaber ist, dass jeder, der einen Antragstellt, Gelder zugewiesen bekommt, un-abhängig vom tatsächlichen Bedarf.

United Nations SimulationsAlles Roger in Kambodscha? Zwölf Studenten trainieren auf dem diplomatischen Parkett der UNO

Wirtschaftsinformatik-Studenten gestalten virtuelle LitfasssäuleFakultäten fehlen Mittel für Ersti-Betreuung

Europawochen(jb/jr) Bei dem Wort Europawochedenken viele wohl zuerst an LosWochos bei McDonald’s. Aber stattBurgern und Pommes waren in die-ser Woche Vorträge im Angebot.Die jährlich sattfindende Europa-woche soll den europäischen Eini-gungsgedanken im Bewusstsein derMenschen verankern. Hierzu findeneuropaweit Podiumsdiskussionen,Vorträge, Stadtführungen und Aus-stellungen statt, allein in Bayernwaren es dieses Jahr rund 100.Neben politischer Bildungsarbeitstehen auch Kunst, Kultur und Wis-senschaft auf dem Programm.Vom 5. bis zum 8. Mai hieltenBamberger Professoren sowie Jo-achim Hunger, der Hauptgeschäfts-führer der Industrie- und Handels-kammer Oberfranken, in der UniVorträge über aktuelle europapoliti-sche Aspekte. Zentrale Themen wa-ren die gemeinsame Außen- undSicherheitspolitik, der Verfassungs-konvent und die Osterweiterung.Aber auch interkulturelle Phänome-ne jenseits der tagesaktuellen politi-schen Agenda wurden behandelt.So stand in der Fakultät SpLit einganzer Tag unter dem Motto „WennEuropäer reisen“.„Der Erfolg der Europawoche istüberwältigend“, kommentierte Pro-fessor Martin Heidenreich die Tat-sache, dass die Veranstaltungentrotz strahlenden Kellerwetters bes-tens besucht waren.Wer die Europawoche dieses Jahrverpasst haben sollte, hat im Mai2004 die nächste Chance.

Interaktiv durch die Uni Tutorien vor dem Aus?

Die zwölf „Kambodschaner“ aus Bamberg beim Planspiel der UNO in New York

Anna Schroiff und Sören Heitmann vor Litfasssäule „in.lisa“

Foto: privat

Foto: fg

O T T P E A C E .

Von der Uni auf zur ArbeitTeil 9: Oliver Mayer-Rüth ist Kriegsberichterstatter für die ARD – seine letzten Einsatzorte: Kirkuk, Tikrit und Mossul, IrakVon Karoline Keßler„Ich finde, dass man als Journalist aucheine Verpflichtung hat, aus Krisen-gebieten zu berichten. Aber klar, einbisschen Abenteuerlust ist immerdabei.” Oliver Mayer-Rüth ist Kriegs-berichterstatter für die ARD. Der 30-Jährige arbeitet normalerweise alsReporter für die aktuelle Fernseh-Redaktion des BR in Nürnberg, berich-tet also meist für die AbendschauFranken aus der Region für die Region.Aber kaum kriselt es irgendwo, dannzieht es ihn in die Ferne.

Karrierestart mitTeddys für Tetovo

„Angefangen hat es mit den Teddys fürTetovo. Ich bin gemeinsam mit zweiFreunden erst nach Albanien und dannin den Kosovo, mit einem Hilfsgüter-transport. Wir hatten von Teddys überWindeln bis zu Nahrungsmitteln allesdabei, was kleine Kinder brauchen.”Die drei, damals alle BambergerStudenten, haben über diese Reiseneinen Film gedreht und bei einemNachwuchsfilmwettbewerb einge-reicht. Gewonnen haben sie nicht, ob-wohl sie den Film noch in einer Nacht-und Nebelaktion fertiggestellt und amnächsten Tag per Kurier eingereicht ha-ben. „Aber zu der Zeit wusste ichschon, dass ich gerne beim Fernsehenarbeiten möchte.” Denn das war Ollivorher völlig unklar. „Ich hatte nachdem Abi keine Ahnung, was ich beruf-lich machen möchte, bis meine

dung. Gleich nach seiner Ankunftmusste Olli anfangen zu arbeiten, dennan diesem Tag nahmen die AmerikanerKirkuk ein. „Ich konnte nichts vorberei-ten, wir kamen an und mussten gleichanfangen zu drehen. Wir haben gleichüber 20 Stunden gearbeitet.” An diesemTag hatte Olli auch eine Live-Schaltungin die Tagesthemen: „Ich ärgere michheute noch, dass ich mich so verhaspelthabe. Aber alles war so chaotisch undmusste so schnell gehen.” Daneben hatOlli noch für die Tagesschau, das Mor-genmagazin, das Nachtmagazin und dieRundschau berichtet. „Die Zeit im Irak war superanstreng-end, aber auch sehr interessant.” Vor al-

Deutschlehrerin gesagt hat:Versuch es doch mit Journa-listik.” Er fing an, Diplom-Germanistik mit Journalistikund Spanisch zu studieren.Olli lacht, als er sich an dieAnfänge seines Studiums er-innert: „Die ersten drei Se-mester habe ich völlig orien-tierungslos vor mich hin stu-diert – dann hat es mich ge-packt. Ich habe fast jede Se-mesterferien irgendwo einPraktikum gemacht oder gear-beitet, am Schluss auch im-mer neben der Uni.” Sein ers-tes Praktikum beim Fernsehenhat Olli bei PRO 7 gemacht,danach hat er beim SDR hos-pitiert, außerdem war er beimNDR, beim WDR und zwi-schendurch noch ein Jahr inVenezuela zum Studieren.Kurz vor seinem Diplom hat er im Stu-dio Franken angefangen: drei Tage dieWoche arbeiten, vier lernen. „Das wareine harte Zeit, aber eigentlich habe ichalles ganz gut unter einen Hut gebracht,Studium, Arbeit, Freunde, ab und zu einBier auf dem Keller oder in den Morph-Club.” Danach ging es nahtlos weitermit Arbeiten, für den gebürtigen Erlan-ger auch eine Erleichterung. „Germa-nistik würde ich nicht noch mal studie-ren, eher Politik oder Jura. Ich habe dasGefühl, dass mir Germanistik für mei-nen Beruf nichts gebracht hat.”Im April flog Olli mit einem Kamera-team von München aus in den Irak.Während des Afghanistan-Kriegs war

er schon in Pakistan und Afghanistanim Einsatz gewesen, er hat also Erfah-rung mit Kriegsberichterstattung. „Ichhabe auch Schulungen bei der Bundes-wehr mitgemacht, über das richtigeVerhalten in Kriegsgebieten. Trotzdemhatte ich vor dem Abflug in den IrakAngst vor dem, was mich dort erwar-tet.” Doch kaum war er dort, war dieAngst verflogen. „Ich hatte einfach kei-ne Zeit mehr, Schiss zu haben. Den Ar-beitsalltag zu organisieren war schonschwer genug.”Soll heißen, all die Dinge, die hierselbstverständlich sind, wie zum Bei-spiel Schnittplätze oder eine Leitungfür eine Schaltung in eine Live-Sen-

lem die Gespräche mit den Menschendort haben ihn stark beeindruckt. „Ichhabe einen Minenräumer kennen ge-lernt, der hat bei einer Minensuchaktionbeide Beine verloren. Wie der seinSchicksal meistert, ist toll.” Minenopfergehörten für Olli im Irak bald zum All-tag. Er hat viele verstümmelte Kindergesehen, dafür aber keine Toten, wederin Kirkuk noch in Mossul oder Tikrit.Aus all diesen Städten hat Olli berich-tet, nachdem die Amerikaner sie befreithatten. „Ich würde befreit in Anfüh-rungszeichen setzen. Dadurch dass esim Irak so viele unterschiedliche Bevöl-kerungsgruppen mit unterschiedlichenInteressen gibt, ist es schwierig, vonBefreiung zu sprechen.”

Durchs wildeGrenzgebiet

Gefährlich war es für ihn und seineKollegen nur einmal: An der Grenze zuSyrien wären sie beinahe von bewaffne-ten Arabern verschleppt worden, konn-ten sich aber gerade noch aus der Affä-re ziehen. „Wir waren immer vorsichtig, aber eingewisses Risiko bleibt. Meine Frau hatmir viel Kraft gegeben, sie war nichtbegeistert, dass ich gehe, hat mich aberunterstützt. Wir haben jeden Tag telefo-niert, anders hätte ich es kaum durchge-standen.” Auch seinen Sohn David hater sehr vermisst. Olli ist froh, seineFamilie wiederzuhaben. Trotzdem wirder sich wohl wieder als Kriegsreporterauf den Weg machen.

Olli Mayer-Rüth ist zurück aus dem Krisengebiet und wieder am Schnittplatz.

Sicher durch KunstraubOTTFRIED: Der Kunstraub im Irak istständig durch die Medien gegangen.Wie sehen Sie die aktuelle Lage, wiegroß ist der Schaden tatsächlich?Finster: Ich glaube, dass der Verlustkolossal ist. Bei den paar Stücken, diezurückgegeben werden, handelt es sichum eine kleine parthische Vase oder einRollsiegel. Es mag sein, dass einigegroße Stücke tatsächlich im Tresoreiner Bank waren. Ich denke, dass diegrößten und wichtigsten Stücke perKunstraub sozusagen sicher sind, nurwo? Vielleicht befinden sie sich inAmerika, vielleicht in Japan. Kannsein, dass sie in 100 Jahren wieder auf-tauchen. Als Kunstwerk sind sie alsogerettet. Sonst ist der Schaden horrend.Allein das Katalogisieren, das wurde inden 30er Jahren begonnen, also 70Jahre Museumsgeschichte, Grabungs-geschichte, alles zum Teufel. OTTFRIED: Es sind ja nicht nurStücke gestohlen, sondern auch zerstörtworden. Wie ist das Verhältnis der

Iraker zur eigenen Kunst, besteht eineMuseumskultur?Finster: Ja, natürlich besteht die. Manhat mir gesagt, dass die Plünderung imBagdader Museum so aussah, dass ame-rikanische Lastwagen davor standen undTür und Tor offen gelassen haben. Sowird die Spur wunderbar verwischt.Dann war’s ja das eigene Volk. Es gibtaber organisierte Banden, die hat esschon immer gegeben. Sie kennen sicherden Begriff des kulturellen Gedächt-nisses. Wie kann man ein kulturelles Ge-dächtnis besser zerstören als so?OTTFRIED: Wie sieht es mit den ande-ren Ausgrabungsstätten aus?Finster: Da sieht es nicht besser aus, esist ‘91 schon so viel passiert, in Nassi-rija ist schon alles geplündert worden.Und über die Ausgrabungsstätten, dieOrte, weiß ich nicht viel. Aber einKollege von mir, Professor Sommerfeldaus Marburg, ist dort gewesen. SeinBericht ist unter www.uni-marburg.de/altorientalistik abzurufen. (ip/mvö)

Kompetenz zur Wahrheit?OTTFRIED: Rudyard Kipling hat ge-sagt: „Das erste Opfer des Krieges istdie Wahrheit“. Starb sie im Irak-Kriegschon vor den Kampfhandlungen? Stöber: Das Zitat wirdhäufig von Leuten verwen-det, die sich dem Kon-struktivismus verpflichtetfühlen. Wenn man aller-dings konstruktivistischdenkt, kann es keineWahrheit geben, diesekann also auch nicht ster-ben. Außerdem gilt es,zwischen objektiver undsubjektiver Wahrheit zu unterscheiden.Es kann sein, dass die Amerikaner sub-jektiv von der Existenz von Massenver-nichtungswaffen ausgegangen sind. OTTFRIED: Im Irak-Krieg wurdenembedded journalists eingesetzt. Worinsehen Sie Vor- und Nachteile?Stöber: Die embedded journalists sindals Lerneffekt aus dem zweiten Golf-krieg zu interpretieren. Damals stand

der Vorwurf im Raum, der Krieg werdeals eine Art Videospiel präsentiert.Hinter dem Konzept steht ein Bemühenum Verbesserung der Berichterstat-

tungsbedingungen. Ne-gativ ist die Mosaiksichtder Berichterstattung,bei der unwichtige De-tails in den Vordergrundgerückt wurden. Eskonnte nur berichtetwerden, was präsentiertwurde. Natürlich be-stand auch die Gefahr,dass sich die Journalis-

ten mit der Truppe gemein machten.OTTFRIED:: Ist eine umfassende Be-richterstattung möglich?Stöber: Die Frage ist, wer hat dieKompetenz, Wahrheit wiederzugeben?Es gibt zwar verschiedene Perspektivendes Krieges, aber keine einzige liefertein komplettes und konsistentes Bild.Ich habe den Eindruck, dass man derBerichterstattung zuviel zumutet. (fg)

Missbrauch von ReligionOTTFRIED: Gibt es aus theologischerSicht eine Lösung für das Dilemma,dass man einen Krieg unter Umständenals kleineres Übel in Kauf nimmt?Heimbach-Steins: Krieg ist immer einÜbel und wird nicht besser, indem mansagt, man gewinnt damit dies oder das.In der Theologie gibt es traditionellerWeise eine Lehre vom gerechten Krieg,die aber sehr streng mit den Kriterienumgeht, unter denen ein Krieg ge-rechtfertigt werden könnte. Nur alsletztes Mittel, wenn alle politischenMöglichkeiten ausgeschöpft sind, kannKrieg unter strengen Maßstäben ge-rechtfertigt werden. Für einen Präven-tivkrieg gibt es nach dieser Lehre keineBerechtigung.OTTFRIED: Was halten Sie von BushsUmgang mit der Bibel?Heimbach-Steins: Man sollte sehr vor-sichtig sein, sich für die Rechtfertigungvon Kriegen auf die Bibel zu berufen.Versuche einer religiösen Legitimation

bergen die Gefahr, dass dieser Krieg alsReligionskrieg ausgegeben wird. Ichbin dem Papst sehr dankbar, dass er Ze-ichen gesetzt hat, die es für Muslimenicht zwingend machen, diesen Kriegals Religionskrieg zwischen Christenund dem Islam aufzufassen. DieseGefahr ist ja in der islamischen Welt sehrreal. Gerade unter diesen Vorzeichenmacht esmich trau-rig, dasshier Reli-gion fürdie Recht-fertigungdes Krie-ges miss-b r a u c h twird. Dasist in keiner Hinsicht gut, weder für denIslam, noch für das Christentum.OTTFRIED: Ein Argument gegen dieHaltung der Bundesregierung im Irak-

krieg war, Deutschland habe eine be-sondere moralische Verpflichtung ge-genüber den Vereinigten Staaten und Is-rael. Ist dieses Argument begründet?Heimbach-Steins: Es gibt eine histori-sche Verpflichtung, die uns in eine Be-ziehung der Dankbarkeit gegenüber denUSA bindet. Und es gibt eine hohe mo-ralische Verpflichtung gegenüber Israel.Aber es ist nicht ungefährlich, das zueinem Pauschalargument zu machen,um jede Kritik an US-amerikanischerRegierungspolitik moralisch zu dis-kreditieren. Die Beziehung muss auchKritik und Dissens aushalten. Es istgefährlich, wenn das Kritisieren deraktuellen Regierungspolitik der USAmit Antiamerikanismus gleichgesetztwird. Die Beziehung zu Israel ist einemoralisch besonders sensible, aberauch das kann nicht heißen, dass daspauschal als Argument gegen Kritik ander Bushregierung umgemünzt werdendarf. (kk/ulf)

Lehrstuhl für Christliche Soziallehre: Prof. Marianne Heimbach-Steins

Kein Abgesang auf UNO OTTFRIED: Wie schätzen Sie die Aus-wirkungen des Irak-Konflikts auf dieUNO ein?Gehring: Es gab in den Vereinten Na-tionen schon öfters Situationen, in de-nen eine Seite ohneÜbereinstimmung deranderen gehandelt hat.Dennoch gibt es dieUNO noch immer. Ab-gesänge auf die UNOsind unangebracht. OTTFRIED: Hat sichdie Hierarchie inner-halb der UNO verscho-ben?Gehring: Bis vor kur-zem standen sich zweimächtige Blöcke, also der Westen undder Osten, gegenüber. Jetzt ist die Situ-ation deutlich schwieriger, da mit denUSA eine Macht gegen vier andere(Veto-Mächte, Anm. d. Red.) steht. Hie-rarchisch hat sich aber nicht wirklich

etwas verändert. Das Problem ist eherdas Ignorieren von Entscheidungen undein Waffengang trotz Nicht-Autori-sierung durch die UNO. OTTFRIED: Müssen die noch be-

stehenden Resolutio-nen und Sanktionengegen den Irak fallen?Gehring: Die Inspek-toren müssten bestäti-gen, dass im Irak kei-ne Vernichtungswaf-fen mehr vorhandensind. Erst dann könnteder Sicherheitsrat dieSanktionen aufheben.Für geregelte Wirt-schaftsbeziehungen ist

die Aufhebung des „Öl für Lebensmit-tel“-Programms zwangsläufig erforder-lich. Die USA werden eine Demokrati-sierung und eine Sicherung des Irakswohl kaum ohne die Unterstützung desSicherheitsrats hinbekommen, weil sie

schlecht legitimiert sind. Für Wieder-aufbau und Friedenssicherung nimmt ereine zentrale Rolle ein. Ich vermute,dass die UNO wieder ins Spiel komm-men wird.OTTFRIED: Kann aufgrund der unter-schiedlichen Positionierung der EU-Staaten die gemeinsame Außen- und Si-cherheitspolitik ad acta gelegt werden?Gehring: Außenpolitisch spielt die EUmomentan keine Rolle. Daraus ergebensich drei Optionen: Erstens die Bindungan die USA, im Falle eines neuen Ost-West-Konfliktes oder einer Auseinan-dersetzung mit der islamischen Welt.Zweitens die Abgrenzung von denUSA, wenn sich die Meinung erhärtenwürde, dass die USA fortlaufend Ent-scheidungen ohne Einbeziehung Euro-pas treffen würden. Und drittens dieGruppenbildung innerhalb Europas,zum Beispiel ein ZusammenschlussFrankreichs und Deutschlands zum sogenannten Kerneuropa. (jm/sb)

Professur für Internationale & Europäische Politik: Prof. Thomas Gehring

Kommunikationswissenschaft: Prof. Rudolf Stöber

Islamische Kunst: Prof. Barbara Finster

Foto: kk

Foto: privat

Foto: privat

Foto: jm

O T T P E A C E .

Fremde zwischen den FrontenVon Frank KossykZwischen Deutschland und den USA istes in den letzten Monaten auf der politi-schen Ebene kalt geworden. Sei es aufGrund der persönlichen Animosität vonGeorge W. Bush und Gerhard Schröderoder einfach wegen der Kriegsverweige-rung Deutschlands. Soweit die offizielle,politische Ebene. Doch wie fühlen sichUS-Bürger und Soldaten hier? Immerhinist Bamberg einer der größeren Standor-te für das US-Militär in Deutschland.Wegen des „279th Base SupportBattalion“ leben rund 8 500 US-Staats-bürger in der Stadt und im Umland:Armeeangehörige, deren Familien undehemalige Soldaten, die sich entschie-den haben, in Bamberg zu bleiben. Hatsich deren Verhältnis zu den Bambergernin diesen Tagen verändert?Vor dem Haupteingang der WarnerBarracks fand am Donnerstag, 20. März,also am Tag des Kriegsbeginns im Irak,eine Friedensdemonstration statt. NachPolizeiangaben hatten sich etwa 350Protestler eingefunden, die Initiatorensprachen allerdings von etwa 500. „Daswar nicht wirklich schlimm. Sie haben jadas Recht, ihre Meinung zu äußern. Undso lange sie es friedlich tun, habe ichnichts dagegen“, meint Jason, 25, Soldataus North Carolina. Er berichtet von Vorfällen an Standortenwie Heidelberg oder Frankfurt, von de-nen ihm Freunde erzählt haben. Dorthatten sich Friedensaktivisten am Zaun

von „Housing Areas“ versammelt undspielenden Kindern zugerufen, ihre Vä-ter seien Mörder. „Es ist selbstverständ-lich, dass man anderer Meinung seinkann, aber die Kinder von Soldaten ha-ben nichts damit zu tun“, kritisiert erdiese Art zu demonstrieren. Zum Glückhabe so etwas seines Wissens nach inBamberg nicht stattgefunden.„Jeder, der hier in Deutschland auf dieStraße geht, muss verstehen, dass dieMenschen im Irak genau dies in den

letzten 25 Jahren nicht tun durften. Jetztkönnen sie es wieder. Alleine das recht-fertigt den Krieg für mich.“ Und mit die-ser Meinung ist Jason nicht der Einzige.Auch Mike, Mittvierziger und Arbeiterbei Bosch erzählt: „Meine Kollegen undich haben viel über den Krieg im Irak ge-sprochen. Ich war meist anderer Mei-nung als sie. Da sie mich aber schon lan-ge kennen, haben wir uns geeinigt, unei-nig zu sein.“ Die gute Zusammenarbeitmit seinen Kollegen habe aber nie unter

diesen Umständen gelitten. Er wisseauch von keinem anderen US-Arbeiterhier in Bamberg, für den das gelte. Aufdie Frage, wie er sich im Alltag in Bam-berg fühle, sagt Mike: „Wenn ich mitmeiner deutschen Frau einkaufe oderdurch die Stadt gehe, werde ich nicht an-ders behandelt als früher. Auch wenn dieMenschen um mich herum merken, dassich Amerikaner bin.“ Für ihn hat sichnichts verändert. Er fühlt sich nochimmer wohl in Bamberg. „Nicht nurwegen des guten Bieres.“

„Wieso greifen wirgerade den Irak an?“

Aber es gibt auch Stimmen des Dissens.Patrick, 21 Jahre alt und erst seit kurzemSoldat, gesteht, er sei sich nicht ganzsicher, was er von Präventivkriegen hal-ten soll. „Wir wurden zwar am 11.September 2001 angegriffen, aber ichweiß nicht genau, wieso wir plötzlichden Irak angreifen.“Von den – wie er sie nennt – „Verschwö-rungstheorien“, dass der Krieg nur desÖls wegen geführt worden sei, halte erallerdings nichts. Saddam sei ein fürch-terlicher Herrscher gewesen und es seigut, dass er die Menschen im Irak nichtmehr terrorisieren könne. „Aber die feh-lenden Massenvernichtungswaffen ma-chen es für mich nicht leichter, an dieGerechtigkeit dieses Kriegs zu glauben.“

Wie fühlen sich US-amerikanische Bamberger in ihrer Zweitheimat Deutschland, dem Land der Krieg-Verweigerer?

Aus dem Stadtbild nicht wegzudenken: die US-Amerikaner

(ip) „Fressen gegen den Hunger“ und „Ein Essen für dich, ein Essen für Bagdad“– mit solchen Sprüchen sammelten die Bamberger AEGEE-Gruppe und das„Forum für politisches Handeln“ 1 619 Euro für die Menschen im Irak. AEGEEhatte in einer Kuchenverkaufsaktion – die Kuchen wurden von AEGEE, derLHG, den Julis, den Jusos und OTTFRIED gebacken – am Donnerstag, 24.April, vor der Mensa in der Feki 328 Euro eingenommen. „Die meisten Leutehaben den „politischen“ Preis von 1,50 Euro bezahlt statt des normalen von 1Euro“, so die Bamberger AEGEE-Vorsitzende Maria Wittenzellner. Zudem spen-dete AEGEE weitere 300 Euro aus dem Erlös der „G.a.St.“-Party. Das „Forumfür politisches Handeln“ sammelte in den Mensen in der Feki und in derInnenstadt an fünf Tagen insgesamt 991 Euro. Das gesamte Geld geht an dieOrganisation „Care“. Diese kümmert sich im Irak um das Notwendigste:Wiederaufbau der Strom- und Trinkwasserversorgung sowie der Krankenhäuser.

Essen für Bagdad

Doch mit dieser Meinung ist Patrick un-ter seinen Kameraden allein. Die meis-ten seiner Freunde seien der Überzeu-gung, dass der Krieg richtig war und ist.Er mache jedoch einen großen Unter-schied zwischen seiner Unterstützungfür die Soldaten am Golf und seinerMeinung, dass sie nicht da sein sollten.„Das ist allerdings etwas, das ich nichtgerne im Kreis der Armeeangehörigensage.“ Man werde zu leicht als unpatrio-tisch verstanden, erklärt Patrick. „Ich binmit Herz und Seele Soldat und würdenicht zögern, in den Krieg zu ziehen,wenn ich müsste.“ Schließlich sei ernicht der Entscheidungsträger, er befol-ge nur Befehle. „Meine Gedanken dazukann ich aber nicht abstellen.“Seine Entscheidung, nach Deutschlandzu gehen und in Bamberg stationiert zusein, bereut er jedoch keineswegs. Bam-berg sei wunderschön und er könne eskaum erwarten, endlich auf Kellern zusitzen. Auch über die Bamberger fälltkein schlechtes Wort. Dennoch: „Einpaar meiner Kameraden fühlen sich inletzter Zeit etwas unwohl in der Stadt“,sagt Patrick. „Obwohl mir und meinenFreunden noch nie was passiert ist, spieltimmer der Gedanke mit, es könnte dochmal Ärger geben, wenn man an einerGruppe junger Deutscher vorbeigeht.“Er wolle solche Konflikte natürlichnicht, aber sie seien nicht immer zu ver-hindern. „Besonders nachts“, fügt erhinzu. (Namen v. d. Red. geändert)

Montage: Ottfried

Immer die gleichen Fragen

Auch in Uniform zur Uni

Die Meinung der Austausch-Studenten aus den USA und Großbritannien

Die Erlebnisse von Bamberger Austausch-Studenten in den USA

(sb) Die öffentliche Meinung inDeutschland war eindeutig gegen denKrieg, und die kriegsführenden Staatenwurden auf Demonstrationen heftig an-gegriffen. OTTFRIED hat bei amerika-nischen und britischen Austausch-Stu-denten in Bamberg nachgefragt: Hattensie das Gefühl, dass sich ihre deutscheUmgebung während des Krieges imIrak ihnen gegenüber anders verhaltenhat? Welche Meinung haben sie dennzum Krieg?

Rachel (21) aus Oklahoma Die Leute haben sich mir gegenübereigentlich normal verhalten. Ich wurde

nur sehr oft nach meiner Meinung überGeorge Bush und den Krieg gefragt. Ichhabe dann nicht so direkt geantwortet,um die Leute nicht zu verärgern. Sicherunterstütze ich nicht das ganze Vorge-hen der Regierung, aber Saddam muss-te weg!

(mas) Franzosen und Deutsche wurdenwährend des Irak-Krieges von den USAstark kritisiert. OTTFRIED fragteBamberger Austauschstudenten in denUSA nach ihren Erfahrungen: Wiehaben sich die amerikanischen Studen-ten euch gegenüber verhalten? Ist überden Irakkonflikt diskutiert worden undhat man euch als Deutsche darauf an-gesprochen?

Katrin, South Carolina Einen Wandel im Verhalten mir gegen-über konnte ich nicht feststellen. Wenn

ich erzählte, dass ich aus Deutschlandkomme, waren die Reaktionen immerpositiv. Einige Kommilitonen fragtenmich interessiert nach der politischenPosition der deutschen Regierung. All-gemein hat man hier im alltäglichenLeben keine große Veränderung imVerhalten bemerkt. Und inzwischenspricht kaum noch jemand darüber.

Stephan, South CarolinaDeutschen gegenüber hat sich das Ver-halten nicht geändert. Allerdings sagteeiner in meinem Kurs, dass, wenn ichFranzose wäre, er mich „anfeinden“müsste. Vor dem Krieg wurde der Konflikt dis-kutiert. Als der Krieg begonnen hatte,war man nicht mehr dafür oder gegen,sondern für ein Ende des Krieges. Allehatten Verwandte oder Bekannte imKrieg und wollten nur, dass diese soschnell wie möglich nach Hause kom-men. Ich wurde oft darauf angespro-chen, wie denn die Reaktion auf Ameri-kaner in Deutschland zur Zeit wäre.

Christina, South CarolinaMeine Erfahrungen waren sehr positiv.Als der Irak-Krieg näher rückte, haben

sich viele an der Uni auch für meinenStandpunkt interessiert: Die meistenwollten wissen, ob die Deutschen tat-sächlich allesamt amerikafeindlichsind. Auf dem Campus fanden zahlrei-che Protestaktionen statt. Da einigeStudenten in Uniform erscheinen, weilsie gleichzeitig Studenten und Soldatensind, werden die Kriegseinsätze in denUSA eher als alltäglich angesehen.

Elisabeth (21) aus BirminghamIch habe mit vielen Leuten über denKrieg diskutiert, wobei mich niemandirgendwie schlechter behandelt hat, nurweil ich aus England komme. Ich den-ke, dass der Krieg nötig war. Die Men-schen hier in Deutschland respektierendas, waren aber meist anderer Meinung.

Seth (21) aus KansasJeder hat mich ständig nach meinerMeinung gefragt, das hat mich irgend-wann schon genervt. Ich hatte immerdas Gefühl, sagen zu müssen, dass ichgegen den Krieg bin. Im Nachhineinfand ich es schon richtig, obwohl ichmir nicht ganz sicher bin. In den USAliest und hört man so viele andere Sa-chen als in Deutschland, da weiß manirgendwann nicht mehr, was richtig undwas falsch ist. Beleidigt wurde ichschon hin und wieder, aber das warauch vor dem Krieg so.

Fotos: privat

Fotos: privat

Foto: ip

S E R V I C E .

Große Feier mit kleinem BudgetWo es wann billig ist: Der aktuelle Happy-Hour-Führer weist euch den Weg zu Schnäppchen, Specials und freiem EintrittVon Julia Bockelmann und Jana RammSommer, Sonne und dazu einen lecke-ren Cocktailmit mög-l i c h s tv i e lRum undF r ü c h t -chen unds o n s t i g e mS c h n i c k -s c h n a c k . . .herrlich! Nursind diese Erfri-schungen nicht ganzbillig. Doch zur rech-ten Zeit am rechten Ortkönnen sich auchBAFöG-Emp-fänger undCo. einenCocktail gön-nen. OTT-FRIED hat sichmal wieder schlau gemachtund zeigt euch nun, wo eslanggeht.Der aktuelle Happy-Hour-Führer stellt euch BambergsWelt der Kneipen-Schnäppchenvor.Und wer ihn verliert, kann ihn unterwww.ottfried.de runterladen.

Na dann Prost, Cheers, Skøl, Nastrovje,Salute oder wie auch immer.

Mehrmals in der Woche:Bolero (Judenstr. 7): täglich 10 bis

19.30 Uhr undS o n n -tag bis

D o n -nerstag von

23 bis 1 Uhralle Cocktails

zum halben Preis.Calimeros (Lange-

str. 8): Sonntag bisMittwoch von 17 bis

19.30 Uhr und von 23bis 1 Uhr ausgewählte

Cocktails zum Sonderpreis.Caipi-Keller (Obere Sandstr.

20): täglich von 24 bis 1 UhrCocktail Happy Hour.

Dolphin’s Diner (Ludwigstr.2, im Atrium beim Kino):

täglich 18 bis 20 Uhr:Cocktails (außer StrongDrinks) zum halben

Preis.Essbar (Stangsstr.3): täg-

lich von 16.30 bis 18.30 Uhralle Cocktails zum halben Preis.

Esspress (Austr. 33): Dienstag bisSamstag von 18 bis 21.30 Uhr und

(fra) Dein erster Sommer in Bamberg?Dann erklärt OTTFRIED dir jetzt denUnterschied zwischen einem Seidlaund einem Schnitt. Unerlässliches Wis-sen für den ersten Ausflug auf einen derzahlreichen Bierkeller im BambergerUmland. Wie, du weißt nicht einmal,warum es „auf den Keller gehen“ heißt?Früher lagerten die fränkischen Brauerihre Ware in großen unterirdischenKellern – deshalb sitzt der Kellerbe-sucher heute „auf dem Keller“ undnicht im Biergarten. Bestellt man einSeidla, bekommt man einen halbenLiter köstliches Kellerbier ausge-schenkt. Ein Schnitt ist ungefähr dieHälfte davon und das letzte Bier desAbends.Was man dazu isst? Zwetschgabaameszum Beispiel, luftgetrockneten Rinder-schinken. Oder roten und weißen Press-sack, Dosenfleisch und Handkäs’ mitMusik: ein geschmackvoller Käse, dermit Essig, Öl und Zwiebeln serviertwird. Ziebeleskäs, eine Art Frischkäse-quark mit Zwiebeln und Schnittlauch,heißt auch tatsächlich so, da hat derWirt sich nicht verschrieben.

Nun also die schönsten Keller im Bam-berger Umland:Obere Mühle in RattelsdorfVon Bamberg auf der B4 Richtung Rat-telsdorf fahren, am Ortsende links nach

Rattelsdorf-Höfen ab-biegen. Ander Straßeliegt rechter-hand derKeller, kurzhinter derAbzweigungnach Höfen.Der Kellerist freitagsab 16 Uhr,s a m s t a g s ,sonn- undfeiertags be-reits ab 10Uhr geöff-net.Egglofsteiner Hof in AltendorfEgglofsteiner Ring 2, täglich geöffnetab 16.30 Uhr, Montag Ruhetag.Gasthaus Kramer in KetschendorfDas Gasthaus liegt an der Hauptstraßeim Dorf und ist leicht zu finden. Täg-lich geöffnet ab 12 Uhr, am Montag istRuhetag.Senftenberger Keller in GunzendorfVon Bamberg auf der Autobahn Rich-tung Nürnberg, Ausfahrt Buddenheim,dann Richtung Ebermannstadt fahren.Nach Gunzendorf abbiegen, am Ortsbe-ginn links nach Frankendorf und sofortwieder links zum Felsenkeller abbie-

gen. Geradeaus hangaufwärts RichtungBergkapelle fahren. Öffnungszeiten:Wochentags ab 15.30, wochenends ab13 Uhr.Georgenbräu-Keller und Löwenbräu-Keller in ButtenheimÜber die Autobahn Richtung Nürnberg,Ausfahrt Buttenheim. An der erstenKreuzung rechts und sofort wieder nachlinks zum Georgenbräu-Keller, nachrechts zum Löwenbräu-Keller. Öff-nungszeiten: Georgenbräu-Keller werk-tags ab 15.30 Uhr, sonntags ab 14 Uhr.Löwenbräu-Keller ab 11 Uhr.Weitere Infos unter www.bierkeller.de.

Lecker Bier im Grünen Die besten Keller im Umland und Überlebenswichtiges zur Trinkkultur

Laut und lästig: NachbarnWenn die Heizungsrohre von der Wand fliegen(cm) Der Student hat endlich ein Zim-mer gefunden. Er freut sich tierisch dar-über. Was aber ist, wenn die Nachbarnzu laut sind oder gar eine Disko imKeller aufmacht, und die Klausurenauch noch näher rücken?Zumal wohl jeder neue Clubbesitzererst mal versuchen wird, den Soundnicht nur lauter als die Kollegen zu dre-hen, sondern auch länger anzulassen.Kann sich jeder nachtaktive Bambergervorstellen, da fast alles um drei dichtmacht. Wenn dann aber im eigenenHaus der nächtliche Lärm jedes zeitli-che und akustische Maß sprengt, schal-tet sich die Gravitation ein und dasVerständnis für die Spaßkultur fällt insBodenlose. Was kann der Student jetzttun?Die erste Reaktion ist sofort, müde undzornig um halb vier, wenige Stundenvor Unibeginn, den Betreiber anzumot-zen. Besser nicht gleich die Polizei ru-fen, auch wenn fränkische Sheriffs dasErzbistum vor Lärm und Parkvergehengenauso konsequent schützen wie texa-nische die Welt vor Terroristen.Vielleicht wird der Unruhestifter einse-hen, dass die Sperrstunde ohne die sel-tene Sondergenehmigung hier strengeingehalten werden muss, und dass eseinen Lärmpegel gibt, ab welchemMusik als Ruhestörung gilt. Wenn ersich aber für vibrierende Heizungenund vom Bett verständliche Liedtextegar nicht interessiert, ist es Zeit, eineweitere Figur ins Spiel zu bringen: denVermieter.

Vermieter denkennur ans Geld

Wenn der Student jetzt Glück hat, regeltder Vermieter die Sache und diese istgegessen. Aber der Vermieter ist Ge-schäftsmann. In den seltensten Fällenwidmet er sein Dasein dem Wohle derMieter, weitaus öfter widmet er es demWohle seiner Geldbörse. Die Be-schwerden sollte der Student – derBeweislast wegen – schriftlich und als„Einschreiben mit Rückschein und per-sönlicher Übergabe“ abschicken. Eben-so die Forderung nach Mietminderung.Als Richtwert gilt bei Diskos 20 Pro-zent Minderung, bei lauten Kindergär-ten immerhin 15 Prozent. Letztendlichbleibt das aber dem Richter überlassen,sollte der Fall vor Gericht kommen.Die Freunde und Helfer in Grün sindeine weitere Option: Ein Anruf genügt

und sie sind da. Und schelten den Club-besitzer aus. Womöglich bekommt erwie ein Schüler einen Strich, und beieinigen Strichen gibt es ernste Konse-quenzen. Zum Beispiel könnte einLärmmesser vom Ordnungsamt er-scheinen, den Sound für zu laut befin-den, und beschließen, dass der Ladenum zwei schließen muss. Oder Geld-bußen verhängen. Alles ein Horror fürden Besitzer. Er wird jetzt verängstigtund der Vermieter verärgert sein, dennfür ihn steht der gewerbliche Ertrag derDiskothek auf dem Spiel. Eventuelldroht er den Mietern dann sogar mitKündigung. Allerdings darf ein Vermie-ter seinen Mietern nicht einfach kündi-gen. Außer in folgenden Fällen:1. Der Mieter zahlt nicht oder wieder-holt zu spät.2. Er stört den Hausfrieden.3. Der Vermieter findet jemanden, dereineinhalb mal soviel zahlt wie der der-zeitige Mieter (nur Richtlinie).4. Der Vermieter selbst oder seineVerwandten wollen einziehen.5. Das Mietverhältnis ist irreparabelzerrüttet.Treffen erstens bis viertens nicht zu,sollte man versuchen, es durch pene-trante Höflichkeit nicht zu fünftenskommen zu lassen. Doch selbst wenn die Kündigung schonim Briefkasten liegt, ist noch nicht allesverloren: Man kann einer schriftlichen,außerordentlichen Kündigung noch in-nerhalb einer Woche widersprechenund so eine Erklärung vom Vermietereinfordern. Widerspricht man nicht, istdie Kündigung in jedem Fall gültig.Aber auch dann hat man immer nochdrei Monate Kündigungsfrist. Aber noch lange, bevor es soweit ist,sollte man sich unbedingt von kompe-tenter Seite über seine Rechte informie-ren. Es gibt für Studenten eine kosten-lose Rechtsberatung vom Studenten-werk in der Austraße 37, Zimmer 207.Dienstags ab 11.30 Uhr, Anmeldungunter 0951/203284. Im Extremfallkönnen BAFöG-Nehmer sich beimAmtsgericht auch einen Gutschein fürein kostenloses Beratungsgespräch beieinem Anwalt abholen. Rechtliche Hilfe gibt es auch beimMieterbund: Für 51 Euro Jahresbeitragkann man dort Mitglied werden, dannstehen einem die Anwälte des Vereinsmit Rat und Tat zur Seite. DerMieterbund Bamberg befindet sich inder Friedrichstr. 7, telefonisch ist erunter 0951/202555 zu erreichen.

Sonntag bis Montagvon 18 bis 0.30Uhr ausgewählteCocktails für 4,50Euro.Lewinsky’s (UntereSandstr. 16): Sonn-tag bis Mittwochund Freitag: 23 bis 1Uhr alle Cocktails für4 Euro.Palais Schrottenberg(Kasernenstr.1): ab 24Uhr „Sternstunde“:ein ausgewählterCocktail (wechseltjede Woche) für 3Euro.Play Off (Forchheimer Str. 15, amForum): täglich 17 bis 20 Uhr: alleCocktails zum halben Preis; ab 23 UhrMagaritas und Caipirinhas für 2,90Euro.Stilbruch (Obere Sandstr. 18): täglichdie ersten 30 Bier für 1 Euro; ab 3 UhrRamazotti und B52 ermäßigt.Torschuster (Obere Karolinenstr. 10):täglich ausgewählte Cocktails zum hal-ben Preis.

Montag:Live Club (Obere Sandstr. 7): Schwof:alle Getränke zum halben Preis.

Dienstag:Brasserie (Pfahlplätzchen 4): den gan-

zen Abend alle Cocktails für 4Euro.

Chango (Luitpoldstr. 34): jederLongdrink für 2 Euro, alle Cocktails für3,50 Euro.Downstairs (Generalsgasse): Dienstagfreier Eintritt für Studenten.Morph Club (Siechenstr. 7): „Der blaueDienstag“: Eintritt frei.Hörsaal (Franz-Lud-wig-Str. 5a): bis 24Uhr freier Ein-tritt für Studen-ten.

Mittwoch:Café Luitpold(Schönleinsplatz 4):ausgewählte Cocktails für3,30 Euro.Downstairs (Generalsgasse): frei-er Eintritt für Studenten.

Donnerstag:Calimeros (Lange Str. 8):Studentenparty: Bier für 1Euro.Lewinsky’s (Untere Sand-str. 16): ab 20 Uhr alleCocktails zum halben Preis.Orange Club (Promenade 6a):

jedes Bier für einen Euro.Palais Schrottenberg (Kasernenstr.1):alle Cocktails für 3,50 Euro.Tapas (Unterer Kaulberg 36): im Som-mer ab 21 Uhr, im Winter ab 20 Uhr:alle Cocktails für 4 Euro; DJ inklusive.Play Off (Forchheimer Str. 15): denganzen Abend alle Cocktails zum hal-ben Preis.

Freitag:R a t h a u s s c h e n k e

(Obere Brücke 3): ab 17Uhr Longdrink-Night, alle

Longdrinks für 2,60 Euro

Samstag:Café Luitpold (Schönleinsplatz 4):

2 for 1 (Prosecco, Kulmba-cher, Salitos).Lewinsky’s (Untere Sand-str. 16): 23.30 bis 2 Uhralle Cocktails für 4 Euro.

Hörsaal: bis 24 Uhr Cock-tails zum halben Preis.

Sonnig, suffig, schön: Bierkeller Foto: privat

Fotos: ottfried

S P O R T .

Von Thomas MüllerHoch das Eisen und raus das Brett! DieSonne scheint und wir gehen jetzt bü-geln. Draußen, irgendwo im Park, imFluss oder einfach auf dem Spielplatz.Wie, da wollen Menschen bügeln? Frei-willig und ohne zu jammern? Mit die-sen ach so verhassten Haushaltsutensi-lien, den verhasstesten die es je gege-ben hat. Aber trotzdem: Mit dem Zeugkann man eine Menge Spaß haben. OTTFRIED hat’s ausprobiert und dasUrteil ist vernichtend positiv: Extreme-Ironing ist geil.

Wenn der Papa mitdem Bügelbrette...

Das Konzept ist einfach: Bei schönstemMai-Wetter überrede man seine bestenFreunde zu einem kleinen Ausflug, ladeBügelbrett und Glattmach-Eisen in denFahrradkorb und los geht’s. Extreme-I r o n i n glässt sichn ä m l i c hü b e r a l lausüben.Im Baum,auf demTretboot,in der Te-lefonzelleoder imTreppen-h a u s .W i c h t i gist nur,dass man

mit dem Bügeleisen die Wäsche plattkriegt und sich dabei keine blauenFlecken holt. Wer sich ins Stadtzentrumwagt oder wie wir am Kunigunden-damm sein Brett aufstellt, wird zudem

viele netteMenschentreffen –und genau-so viele,die sichK o p fschüttelndd a v o ns c h l e i -chen. Oderanbieten,die eigeneW ä s c h enoch vor-b e i z u -b r i n g e n .

Allein schon deswegen lohnt sich derAusgang mit dem Bügelbrett. Wir von OTTFRIED haben nur eineerste Trainings-Session eingelegt. DennExtreme-Ironing ist gar nicht leichtund, das mussten auch wir feststellen,ziemlich anstrengend. Geht ganz schönin die Arme, vor allem, wenn man dasBrett noch halten muss. Jede Mamihätte uns das zwar schon vorher sagenkönnen, aber na gut.Deshalb haben wir auch nicht nach deninoffiziellen Standards der Bügel-Profisgebügelt. Die feuern mit dem Bunsen-brenner das Elektro-Eisen an oderpacken heiße Kohlen in ihren Oma-Bügler und machen dann in den un-möglichsten Positionen jede Bundfal-tenhose platt. Anschließend werden Stilund Glättegrad der Wäsche bewertetund der Sieger gekürt. Ja, und wer’snicht glauben mag: Es gibt sogar Welt-

meisterschaften in dieser Sportart. Dieletzten Wettkämpfe fanden im Sommer2002 in München statt.Unsere OTTFRIED-Trainingsgruppehat es erst mal ruhiger angehen lassen. Auf einem Kinderspielplatz lassen sichgute Positionen ausprobieren, ebenso ineinem alten Baum. Oder vielleicht aufeinem Supermarkt-Parkplatz?

Trendsetter mitHaushaltsgerät

Eines ist sicher: Es gibt unzähligeLocations, an denen man seine Bügel-fähigkeiten weiter entwickeln kann –auch in Bamberg. Und als Trendsettergeht der Extrem-Bügler hier sowiesodurch.Die OTTFRIED-Redaktion hat sichnoch nicht entschieden, ob wir an dennächsten Welt-Titelkämpfen teilneh-men werden. Ein paar Trainingsein-heiten müssen wir bis dahin sicherlichnoch absolvieren. Und noch eine Un-menge ungläubiger Blicke ernten. Umunsere stilistischen Fähigkeiten zu ver-bessern, werden wir wohl ein paar Malauf den Internet-Seiten der Profiswww.ironing.de und www.ironing.atvorbeischauen müssen. Dort findetauch ihr Ideen, denn OTTFRIED war-tet auf Bilder von euch: Wo bügelt ihram liebsten? Schickt die Fotos bis EndeJuni an [email protected] oder werftsie in den Briefkasten am Fachschafts-brett in der Feki. Die originellsten wer-den in der nächsten Ausgabe veröffent-licht. Bis denne ein heißes Eisen undglatte Wäsche.

(mvö) „Der Belag ist ja wohl echt be-scheiden.“ Stirnrunzeln, zweifelnderBlick die Straße runter. „Vor allemmisst uns das blöde Ding überhauptnicht.“ Verschnaufpause, böser Blickdie Straße rauf. „Ich versuch’s malmehr so schräg von hier.“ KontrollblickRichtung Ampel und los.Gut, es gibt Anlaufschwierigkeiten. DieIdee ist nicht schlecht, die Umsetzungzunächst eher problematisch. Vor allem,weil der Verkehr an der Geschwindig-keitsmessanlage in der Oberen König-straße abends um acht doch noch einwenig stärker und die Ampelphase einwenig kürzer ist als gedacht. KaumZeit, um ordentlich Anlauf zu nehmen,kaum Platz um – auch noch am Berg! –ausreichend zu beschleunigen, und so-mit von der offensichtlich parteiischenTempo-Messanlage einer Anzeige ge-würdigt zu werden. Zumal wir auf In-line-Skates unterwegs sind und ehernicht zur Zielgruppe der erbarmungslosblinkenden „Sie-fahren...“-Anzeige ge-hören.Aber rund zehn Kurzsprints später ha-ben wir den Dreh langsam raus und dieersten Zuschauer sicher: „Los jetzt, ichwill eine Dreißig sehen!“ Klar, würdeich auch sagen, wenn ich so mit Bier-

chen und Abendsonne im Gesicht vormeiner Kneipe stehen und ein paar Ver-rückten beim Kampf gegen die Trägheitzusehen würde. Ich bin aber die mit denRollen unter den Füßen, und aus derenSicht ist schon die 26 ein Erfolg. DieHoffnung, in der 30er-Zone das Tempo-

limit tatsäch-lich zu über-schreiten, er-scheint mehrund mehr uto-pisch.Zumal es wei-terhin ein Rät-sel bleibt, nachwelchen Krite-rien sich dash o c h m ü t i g eM e s s g e r ä terbarmt undu n s e r eschweiß t re i -benden Duellegegen Bam-bergs schlech-ten Straßenbe-lag überhauptmit einer Ge-s c h w i n d i g -ke i t s anze ige

belohnt. Während wir noch Einlaufs-winkel, Messstrahlspektrum und denVerlauf des Idealsprints diskutieren,donnert wie zum Hohn ein bis zum An-schlag frisierter Chopper heran, demdie 76 schon von Weitem warnend ent-gegen blinkt. Bewundernde Blicke, ent-

mutigtes Aufseufzen – lediglich unsereFankurve schüttelt angewidert denKopf.Also gut, wir stellen uns ein letztes Malder Herausforderung, schließlich giltes, einen neuen Trendsport zu etablie-ren. In Position, erstmal die Straßenlagechecken, und runter vom Bordstein.Elegant die Straßenseite wechseln, ge-schickt dem kraterartigen Schlaglochausweichen, ohne allzu sehr an Ge-schwindigkeit einzubüßen, das heran-nahende Auto im Nacken ignorieren,nochmal alles geben, hoffnungsvollerBlick auf die Anzeige: läppische 24km/h! Da hilft’ s auch nicht mehr, dassder an mir vorbeibrausende Autofahrernoch anerkennend den Daumen hebt –für heute ist die Schlacht verloren.Der Wettkampf hat damit allerdings erstbegonnen, schließlich kann die Fankur-ve nicht ewig auf die 30 warten. Also:Schnallt euch eure Blades unter undbrecht den momentanen Bamberger Re-kord – der männliche liegt bei 28, derweibliche bei 26 km/h. Haltet das Gan-ze für die Ewigkeit fest und schickt unseure Beweisfotos: entweder als E-mailan [email protected] oder in denBriefkasten an der Feki werfen. Mögeder OTTspeed mit euch sein.

Es gibt überall heiße Eisen

Inline-Skater Record Chaser

Trendsportart 1: Mama macht’s zwar anders, aber so ist bügeln überhaupt nicht langweilig

Erste Versuche auf Bamberger Bäumen und Spielplätzen

Trendsportart 2: OTTspeed fordert die Geschwindigkeits-Messanlage heraus – und euch!

Der Rekord der Frauen auf Film gebannt Foto: fra

Wieder am Ball(bse/kos) Wir sind’s mal wieder. Dieanerkannten Fußballexperten derOTTkick-Redaktion. Und wie immerbrennt uns ein brisantes Thema unterden Nägeln. Vielleicht auch mehrere.Schaunmermal.Ja, ja, wir wissen schon, OTTkickhat jetzt ein Jahr Pause gemacht.Aber in der Bundesliga war ja auchnichts los, da wo wir unseren Senfhätten zugeben können.Schließlich haben wir schon voreinem Jahr die Fortsetzung derFrauenrotation bei den MünchnerEiern angekündigt. Die wurden unseinfach zu bunt. Na toll! Oliver Kahnseiner Frau nicht treu bleiben undSchwanz Beckenbauer verließ end-lich seine Frau wegen der inzwischensprichwörtlichen weihnachtlichenBescherung. Bei all diesem Treiben wurde es so-gar dem Bohlen der Bumsliga zuwüst und er verlies erstmal sein Buchund dann Deutschland, in RichtungWüste. Kara „Ben Nemsi“ Effendi-berg geht für acht Monate nach Katardamit er Claudia „was erlaube“Struuunz noch ein bisschen länger fi-nanzieren kann. Und Mario „Camel“Basler folgt ihm, weil Zigaretten abnächstes Jahr schließlich vier Eurokosten.

Apropos Wüste: Was macht eigent-lich der Loddamaddäus? Er konntenicht mehr verhindern, dass Par-mesan Belgrad Meister wurde, nach-dem er sich aus dem Wiener Exilrapide weiter in den Osten verirrt hat.Er dachte wohl Belgrad sei dieHauptstadt von Belgien.Und sonst? Fußball? Echt? Wattdenn? Bayern vorzeitig Meister. Toll.Kotbus fährt endlich runter in Ligazwei. Geyer-Sturzflug. Jubelkreisch-Konfettiwerf. Köln und Leverkusenmachen die Liga-Rotation. Nürnbergjetzt endlich Rekordabsteiger. We-nigstens ein Titel. Ohne Andy „Ab-stiegsgarant“ Köpke eine echte Leis-tung. Ach ja, Auto gefahren wurde auchnoch. Die Bleifußliga-Brasilianer ha-ben inzwischen alle ihren Lappenweg und wechseln im nächsten Jahrgeschlossen in die Formel 1. Sauber.Aber die Hauptsache ist doch, wiebereits der große FußballphilosophSepp Lineker sagte, dass eine blondeFrau 90 Kamele kostet und am Endegewinnen immer die Bayern. Oderso. Wie auch immer. Beschwerdenbitte an: [email protected].

Spielt auch bald in Katar: dieWüste Gabi Foto: Internet

Foto: mas

S P O R T .

(kk/ulf) „Ich hasse Basketball“, Boni-face Ndong lacht und versenkt den Balllässig im Korb. Der 25-Jährige Spielerdes TSK Bamberg führt uns mit seinemTrainer Christian Bischoff eine Übungvor. Direkt unter dem Korb stehendmuss er abwechselnd mit links undrechts Korbleger üben. Und das auchnoch mit dem Rücken zum Korb! „Die-se Übung sieht zwar total einfach aus,erfordert aber super viel Kontrolle“,erklärt Christian.Eine Stunde zuvor im Forum: Boni-face kommt zur Begrüßung auf unszu; die hohe Halle lässt seine riesen-hafte Gestalt zunächst normal dimen-sioniert erscheinen. Das hellblaueRugby-Shirt in Größe XXXXL schlab-bert um den beeindruckend langenOberkörper und seine Trainingshosekönnte notfalls auch als Doppelschlaf-sack für Kinder herhalten. Starrummel,wie ihn andere Profisportler inszenie-ren, ist dem 2,12 Meter großen Centerfremd: „Ich habe sogar mal mit demGedanken gespielt, katholischerPriester zu werden.“Seine Eltern haben ihn dafür extraauf eine katholische Priesterschule,die Sacre Coeur High School in Da-kar geschickt. In der Priesterschuleentdeckte der Senegalese zudem dieLeidenschaft fürs Basketballspie-len. „Ich habe mit zehn angefan-gen, Basketball zu spielen, undseit ich fünfzehn bin, trainiere ichjeden Tag. Von da an habe ich im-mer davon geträumt, Basketballprofizu sein.“

Vom Priesteranwärterzum Basketballer

Dieser Traum ging in Erfüllung. VomTSV Tröster Breitengüßbach kam erschließlich nach Bamberg, um in derersten Bundesliga zu spielen. KeinWunder, bei der Größe. Stehend über-ragt uns der längste Spieler der Bam-berger um Längen, und wenn man ihnzu lange anschaut, hat man das Gefühl,man bekommt gleich einen steifenNacken. Aber trotz seiner Größe be-wegt sich der Senegalese erstaunlichweich und fließend. Seine Hände sindüberaus filigran, wenn auch gewaltigüberdimensioniert; seine Finger sindungefähr so lang wie die Hand einesNormalsterblichen. Aber das war nicht

kar. Außerdem spricht er noch Deutschund die senegalesischen SprachenWolof und Serere. „Nein, nein, Deutschkann ich nicht so gut“, untertreibt Bonigrinsend. Das Studium hat er abgebrochen, seit-dem ist er Profi beim Bamberger TSK.In den Senegal kommt er deswegen nurnoch an Weihnachten, um seine Familiezu besuchen. In der Stadt Nbour, wo eraufwuchs, leben seine Eltern mit densechs Geschwistern. „Besonders diesenegalesische Küche vermisse ich.“Sportlich muss er im Moment kürzertreten, beim letzten Viertelfinalspiel saßder Center auf der Bank. Eine Knie-verletzung macht ihm seit vergange-

nen November zu schaffen, nacheiner Operation im April befin-

det er sich nun im Aufbau-training. „Spieler dieser

Größe haben oft Kniever-letzungen“, so ChristianBischoff, „aber ansons-ten hat Boni keine der ty-pischen Probleme. ImGegenteil, er ist ausdau-ernd, springt sehr hochund hat eine exzellente

Körperkoordination.“

Zum Streetballin den Hain

Nachdem in der Halle für einIndividualtraining kein Platz ist,fahren wir mit Boniface und sei-nem Trainer in den Hain, um aufdem Streetballplatz ein bis-schen zu werfen. Bei einer improvisierten Trai-ningseinheit bekommen wireine Ahnung von seiner spie-lerischen Klasse. Elegantwindet sich Boni durch dieimaginären gegnerischen

Abwehrspieler und versenkt den Ballmit einer beneidenswerten Leichtigkeitim Korb. Dribblings mit zwei Bällen,vorwärts und rückwärts, kein Problem.Stets hochkonzentriert setzt er dieAnweisungen von Christian Bischoffsofort um. Boniface ist Basketballer mitLeib und Seele, auch ein Zwei-gegen-Zwei-Match mit uns, zwei ehemaligenKreisligapielern, und seinem Trainerlehnt er nicht ab. Basketball hassen?Boni lacht erneut: „Nein, nein, ich liebeBasketball!“

immer so: „Als ich dieses Jahr meinenPersonalausweis verlängert habe, hatder Mann auf dem Passamt mich ganzkomisch angeschaut. In meinem altenAusweis stand noch 1,88 Meter. Ich binmit 17, 18 noch mal richtig gewach-sen“, schmunzelt der 25-jährige Spie-ler. Mittlerweile hat er Schuhgröße

50,5.Selten ge-

hen Spit-z e n -

sport und Intelligenz Hand in Hand.Boni, wie ihn Trainer und Mannschafts-kameraden liebevoll nennen, vereintbeides. Seine Biografie könnte er auch imAlleingang schreiben, im Gegensatz zumanchem deutschen Spitzenfußballer.Und das sogar in mehreren Sprachen!Denn bis vor vier Jahren standen stattDribblings, Dunkings und Shootingsklassische französische Literatur,Englisch und Spanisch auf seinemStundenplan an der Universität in Da-

Der 212-Zentimeter-Mann

Zwischen Euphorie und Angst

Jana rennt – und schwitzt!

Bamberger Basketball durch Breitengüßbacher Hauptsponsor gefährdet. Er träumt von einer großen Franken-Mannschaft

OTTFRIED-Reporterin beim WeltkulturerbelaufBoniface Ndongs Hosen könnten auch als Doppelschlafsack durchgehen

(jr) So hatte ich mir das wirklich nichtvorgestellt. Vor zwei Minuten ist derStartschuss gefallen, und ich habe dieStartlinie noch nicht mal überschritten.Das liegt wohl an den gut 1 500 Läu-fern, die es geschickter als ich ange-stellt und sich näher an die Linie vorge-kämpft haben. Klarer Anfängerfehler.Aber auch jenseits der Startlinie siehtdie Situation nicht viel besser aus. „Ab-warten“, denke ich mir, „bald wird dieSpreu vom Weizen getrennt, spätestensam Domberg.“ Zu welcher Gruppe ichdabei gehören werde, weiß ich auchnoch nicht so genau. Aber ich habe mirja sowieso nurv o r g e n o m -men, die 4,4Kilometer desVolvo-Laufszu bewältigen,ohne zu kolla-bieren. Dassder Weltkul-t u r e r b e l a u fein Riesen-erfolg wird,wussten dieVeranstalter bereits vor dem 4. Mai,denn es hatten sich insgesamt 6 000Teilnehmer für die vier Läufe angemel-det. Außer meinen gemäßigten 4,4 Ki-lometern gibt es noch den 1-Kilometer-Bambini-Lauf sowie einen über 10,9und einen Halbmarathon von 21,1 Kilo-metern.In ganz Bamberg ist die Hölle los.34 000 Zuschauer haben sich entschlos-sen, uns beim Schwitzen und Keuchenzuzusehen. Sie unterstützen die Läufermit Transparenten, Anfeuerungsrufenund rhythmischem Trommeln aufKochtöpfen und anderen Haushaltsge-räten. Als ich mich gerade durch dieObere Sandstraße kämpfe, sehe ich, wieLeute aus dem zweiten Stock einesHauses Wasser auf die Läufer gießen.

Welch willkommene Erfrischung!Denn ungerechterweise werden auf die-ser Strecke weder Bananen noch nasseSchwämme oder Mineraldrinks ge-reicht. Dieses Privileg ist den Hardcore-Rennern der anderen Läufe vorbehal-ten. Egal, wir schaffen das auch so. Vorallem die unzähligen Schüler scheinensich – im Gegensatz zu mir – gar keineSorgen darüber zu machen, ob sie dasZiel erreichen. Sie rennen vor mir her,als ob sie sich nichts Schöneres vor-stellen könnten. Wenn ich nicht schoneinen hochroten Kopf hätte, wäre ich

wahrschein-lich gelb vorNeid. Jetzt kommtder schlimm-ste Abschnitt:der Domberg.Und das,nachdem ichschon drei Ki-lometer ge-rannt bin, bei25 Grad und

Sonnenschein. Aber auch hier erleich-tern die Zuschauer das harte Läuferle-ben. Nach dem Domberg ist es auch fastgeschafft und ich will auf dem GrünenMarkt zum Endspurt ansetzen. Darauswird leider nichts, da die letzten Meterso schmal sind, dass ich gar nicht dazukomme, meine Konkurrenten zu über-holen oder gar abzuhängen. Nach 26Minuten und 32 Sekunden ist alles vor-bei und ich bekomme endlich den langersehnten Wasserbecher. Als ich wiederbei Atem bin, sehe ich mir noch denZieleinlauf der 10,9-Kilometer-Läuferan. Und beschließe, bis zum nächstenWeltkulturerbelauf fit genug zu sein,um auch diese Strecke zu bewältigen.Und beim übernächsten Mal...

Sonst ist sie schöner: Unsere Jana! Foto: jb

Von Thomas MüllerDer TSK Universa Bamberg schwimmtderzeit auf einer Welle des Erfolgs. Beiden Basketball-Fans in der Domstadtherrscht Euphorie. Zum ersten Mal seitvier Jahren stehen die Bamberger wie-der im Playoff-Halbfinale der Basket-ball-Bundesliga (BBL). Nur einemreicht der sportliche Erfolg nicht:Hauptsponsor Günter Tröster ausBreitengüßbach träumt von einemRetortenteam „TSK Bayern“, das aufinternationaler Bühne präsent sein soll.Ihm gehören mehr als 95 Prozent derBetreiber-GmbH, die die BBL-Lizenzbesitzt. TSK-Manager Wolfgang Hey-der hält ein fränkisches Retortenteamjedoch für „unausgegorenen Unfug“.Aber hinter den Kulissen treffen dieTSK-Verantwortlichen Vorkehrungengegen ein mögliches Aus. DefinitiveGewissheit wird allerdings erst nachAbschluss der Saison herrschen, wenndie BBL die Lizenzen für die kommen-de Spielzeit verschickt.Schon seit Monaten geistern Gerüchtedurch die Bamberger Basketball-Szene,dass Hauptsponsor Tröster den Zusam-menschluss der fränkischen Vereine ausBayreuth, Nürnberg, Würzburg undBamberg anstrebt. Dem Unternehmer,in dessen Automobilzulieferer-FirmaTröster Systeme und Komponenten(TSK) weltweit rund 3 000 Mitarbeiter

beschäftigt sind, geht es weniger umsportliche Synergie-Effekte. Für ihnstehen Werbung und Marketing für seinUnternehmen im Mittelpunkt. Und daTröster auf dem US-amerikanischenMarkt weiter expandieren möchte,braucht er ein sportliches Aushänge-schild, mit dem man sich auch jenseitsdes Atlantiks zeigen kann. Der Provinz-club in Bamberg scheint ihm für diesesVorhaben ungeeignet. Also will er einRetortenteam, mit dem man „eine ge-

scheite Publicity“ machen kann. Den„derzeit Verantwortlichen“ in Bambergwerde er schon sagen, was sie zumachen haben. Solche Sprüche kann ersich als Hauptsponsor auch durchauserlauben. Den Widerstand der TSK-Ge-schäftsführung wird er damit aber wohlnicht brechen können.Dass die Gerüchteküche gerade jetzt inder heißen Phase der Playoffs derartheftig brodelt, passt Trainer Dirk Bau-ermann so gar nicht ins Konzept: „Wir

konzentrieren uns rein auf dasSportliche. Bislang war diese Ausei-nandersetzung kein Thema in derMannschaft.“ Beim Liga-Konkurrentenin Würzburg dürfte das ganz anderssein. Die Unterfranken sehen geradenicht nur dem Abstiegsgespenst ganztief ins Auge, sondern auch in ein ganzgroßes finanzielles Loch. Klar, dass dieVerantwortlichen sich dort sehr wohleine Zusammenarbeit mit GünterTröster und seinem Projekt „TSK Bay-

ern“ vorstellen können. Denn mit einerprall gefüllten Club-Kasse dürften dieWürzburger keine Probleme haben,eine Spielerlaubnis für die kommendeBBL-Saison zu erhalten.Derweil schmieden TSK-ManagerGünter Heyder und sein Team anPlänen, auch ohne Geldgeber Trösterden Bundesliga-Standort Bamberg zusichern. Der Etat in Höhe von 1,6Millionen Euro für die kommendeSaison soll bereits stehen. Zahlreicheregionale Firmen haben ihre Unter-stützung unter einer Bedingung zugesi-chert: ein „TSK Franken“ oder „TSKBayern“ darf damit nicht finanziertwerden. Zudem soll sich das Bamber-ger Management für eine weitereLizenz bei der BBL beworben haben,womit man dann vollkommen unab-hängig von „Visionär“ Tröster wäre.In der BBL-Zentrale in Köln hält mansich in Sachen Lizenzvergabe bedeckt.„Das Verfahren läuft noch“, erklärtBBL-Commissioner Otto Reintjes. „Esist schade, was dort hinter den Kulissenläuft. Aber alle Seiten sollten daran ar-beiten, dass der Bundesliga-StandortBamberg erhalten bleibt“, fügt er an.Wenn die Jungs von Coach Dirk Bauer-mann auch weiterhin auf der Erfolgs-welle schwimmen sollten, dürfte Gün-ter Tröster mit seinem Retortenteamohnehin schlechte Karten haben.

Basketball bald weg aus Bamberg? Das Forum könnte dann an BBL-Spieltagen so aussehen. Foto: mas

Foto: Internet

K U L T U R .

Klassik ohne BarrierenGespräch mit dem Intendanten der Bamberger Symphoniker über Musik und junge Leute

Studikonzert(ip) Klassik ohne Frackzwang:Erstmals veranstalten die Bamber-ger Symphoniker am Donnerstag,22. Mai, um 19.30 Uhr in derKonzerthalle ein Studentenkonzert.Unter der Leitung von Rafael Früh-beck de Burgos werden „Nächte inspanischen Gärten“ (SymphonischeImpressionen für Klavier und Or-chester) von Manuel de Falla sowie„Daphnis et Chloë“ (Suite Nr. 2)von Maurice Ravel gespielt. Solistam Klavier ist Josep Colom. Ziel ist es, verstärkt Studenten fürdie klassische Musik zu interessie-ren. Daher wird das Konzert vonElgin Heuerding vom BR moderiert.Das Konzert, das in eher lockererAtmosphäre stattfindet – so werdendie Musiker nicht im Frack, sondernlediglich in dunkler Kleidung er-scheinen – dauert etwa eine Stunde.Danach besteht die Möglichkeit, mitden Musikern, der Moderatorin unddem Intendanten zu sprechen. Karten gibt es für fünf Euro beimBVD Kartenservice in der LangenStraße sowie an der Abendkasse.

OTTFRIED: Herr Müller, am 22. Maifindet das erste Studentenkonzert derBamberger Symphoniker statt. Was hatSie dazu bewogen, sich so direkt an dieStudentenschaft zu wenden?Müller: Natürlich kommen auch Stu-denten in unsere Konzerte. Allerdingsweiß ich aber auch aus eigener Erfah-rung, denn so furchtbar lang liegt meineStudentenzeit noch nicht zurück, dasses durchaus in dem üblichen Rahmen,in dem Konzerte stattfinden, Hemm-schwellen und Berührungsschwierig-keiten geben kann. Dieses Studenten-konzert machen wir, weil es in Bam-berg fast 10 000 Studenten gibt...OTTFRIED: ...fast 8 000...Müller: ...8 000, gut – und das ist imVerhältnis zur Größe der Stadt immens.Dieses Konzert findet letztendlich statt,weil wir uns um die Studenten küm-mern möchten. Wir haben ein Interessedaran, dass sie in unsere Konzertekommen. Und da haben wir uns über-legt, wir machen ein Konzert, das sichetwas anders darstellt als es die üb-lichen Konzerte tun.OTTFRIED: Ist das Teil einer Gesamt-konzeption, die das Publikum verjün-gen soll? Als Student ist man eher einerder wenigen jungen Besucher.Müller: Ja, natürlich stecken hinter sol-chen Dingen auch immer strategischeÜberlegungen. Ich muss aber sagen,dass das Bamberger Publikum erstaun-lich viele jüngere Personen aufweist.Eigentlich ist die Situation als sehr po-sitiv zu beschreiben. Eines darf mandabei einfach nicht vergessen, wie ein-mal ein sehr viel erfahrener Kollege ausLos Angeles sagte: Das Publikum vonklassischen Konzerten ist nun mal et-was älter, das stimmt.OTTFRIED: Um nochmal auf die Ziel-

Will mehr Studenten im klassischen Konzert: Intendant Paul Müller

gruppe Studenten zu kommen: Unswundert das eher kleine Kontingent vonStudentenkarten.Müller: Ja, das liegt daran, dass derProzentsatz der Abonnements sehrhoch ist. Natürlich ist dieses Konzertgenau deshalb initiiert, damit die Stu-denten die Möglichkeit haben, zu denBamberger Symphonikern zu kommen.Wenn diese Veranstaltung gut funktio-niert, dann ist Weiteres in Planung. Al-so, jetzt hängt es von Ihnen ab. DennSie können sich vorstellen, dass wirhier auch Ressourcen zur Verfügung ge-stellt haben. Ein Orchester kann man janicht einfach so auf die Bühne stellen –es muss geplant werden, so ein Konzertbedarf eines enormen Vorlaufs. Das Or-chester ist Gott sei Dank sehr, sehr gutbeschäftigt. Da ist es nicht einfach,noch zusätzlich solche Dinge in denPlan einzubauen. Die studentische Kli-

entel ist für unsere Zukunft aber vonzentraler Bedeutung. Und wir müssenetwas dafür tun, das wissen wir auch,vielleicht ist über längere Zeit zu weniggemacht worden. Ich wäre daran inter-essiert, Ihre Meinung zu hören. Man er-fährt die Wahrheit immer dann am ge-nauesten, wenn man an den Kundenrankommt, und Sie sind in diesem Fallunsere Kunden. OTTFRIED: Sind zum Beispiel ver-stärkte Werbemaßnahmen an der Uni-versität geplant? Denn da sieht manselten Plakate von den Symphonikern.Müller: Also, in Bamberg gibt es einkleines Marketingwunder. Wir hängenkeine Plakate auf, wir brauchen dasnämlich nicht. OTTFRIED: Das mag für die eingeses-sene Bamberger Bevölkerung gelten,aber für die Studentenschaft? Da täteetwas Werbung gut.

Müller: Sehen Sie, jetzt haben wir wie-der einen Punkt gefunden. Ja, da könn-te man darüber nachdenken. Und mansollte vielleicht ein Komitee ins Lebenrufen, in dem Sie Ihre Anregungen ein-bringen. OTTFRIED: Glauben Sie, dass dieAuswahl des Programms Einfluss aufdie Zusammensetzung des Publikumshat, also darauf, ob mehr junge Leuteins Konzert gehen?Müller: Wir haben für diesesStudentenkonzert natürlich ein Pro-gramm ausgewählt, von dem wir den-ken, dass es passt. Manuel de Falla,Nächte in spanischen Gärten – Bam-berg hat hier hohe Qualität, ich denkenur an die warmen Sommernächte, indenen man draußen sitzen kann in denBiergärten, auf dem Keller, wie ich ge-lernt habe. Insofern haben wir gedacht,versuchen wir ein Stück ins Programmzu nehmen, das zur Jahreszeit und zurStadt passt, das aber auch vom An-spruch der Literatur her viele Zugangs-möglichkeiten bietet. So können wirhoffentlich die Studentinnen und Stu-denten direkt ansprechen. Ich glaube, ein anderes Moment, dasZuspruch garantieren wird, ist der Diri-gent, Rafael Frühbeck de Burgos, einerder bekanntesten spanischen Dirigen-ten. Wir bieten den Studenten nichtirgendein Produkt, sondern wir bietenwirklich First Class. Das gilt auch fürden Pianisten, Josep Colom, und ichdenke, dass diese Voraussetzungen zumErfolg des Ganzen beitragen sollten.Und dass hoffentlich dann diejenigen,die da waren, angespornt sind, beimnächsten Mal wieder zu kommen, undauch in die regulären Konzerte. OTTFRIED: Wir danken Ihnen für dasGespräch. (ab/ip)

Freiheit für alle BücherBookcrossing will die Welt zur Bibliothek machen(ip) Das Schwierigste war die Auswahldes Buches. Von welchem kann ichmich trennen? Ich entscheide michschließlich für Feridun Zaimoglus„Liebesmale, scharlachrot“. Das werdeich nicht sonderlich vermissen. Denn esist dazu bestimmt, freigelassen zu wer-den, die Reise in die Welt anzutreten.Allein. Ich habe mich bei www.bookcrossing.com registriert, einem Forum, des-sen Ziel es ist, die Welt zurBibliothek zu machen, indemBücher aus den Regalenbefreit werden. Und sogeht’s: Man lese einBuch, registriere es aufder Website – das Buchbekommt eine bcid, einebookcrossing identitynumber, die zusammen miteiner Erklärung des Konzepts indas Buch geklebt wird – und lasse esfrei. Das heißt, lasse es irgendwo liegenoder gebe es einem Bekannten weiter.Die Bücher sind somit „free“ in doppel-tem Sinne – frei und kostenlos für denFinder. Das Buch soll nämlich gefun-den und vom Finder gelesen werden,der den Fund bei bookcrossing einträgt.Dann soll er es wieder irgendwo andersfreilassen, sodass die Reise des Buchesüber das Forum verfolgt werden kann.Fans können dann auch gezielt nachbestimmten Büchern suchen.Das Buch soll also gefunden werden –ich lege es Anfang April in die TB4, anden Kopierer. Schön mit bcid und Er-

klärung versehen. Am nächsten Morgenist das Buch weg. Und dann warte ich.„Get notified by email“ heißt es auf derWebsite. Doch mein Buch bleibt ver-schwunden. Keine Mail, kein Eintragauf der Seite. Der Finder hat das Kon-zept wohl nicht verstanden. Möglicherweise liegt das daran, dassdie Idee in Deutschland nicht sonder-lich populär ist. Lediglich 3 623 Bücherbefinden sich in Deutschland in

Freiheit. Gar Nichts im Vergleichzu den 106 316 in den USA,

19 093 in Kanada oderimmerhin 7 304 in Italien.Das Gros der deutschenBücher wurde in Baden-Württemberg freigelas-sen, in Bayern sind es ge-

rade mal 21. In Bamberghat schon mal jemand sein

Glück versucht und im CaféMüller ein Buch „vergessen“. Auch die-ses hat keinen Findereintrag. Die Idee, einen Bücherclub zu gründen,der keine geografischen Grenzen kennt,stammt von „Human Systems Inc.“ DieSoftware- und Internetentwicklungs-firma betreibt die Seite seit April 2001.116 817 Mitglieder zählt das Foruminzwischen, zur Zeit werden es täglich350 mehr. Insgesamt 361 836 Büchersind registriert. Anderswo muss die Be-freiungsaktion also funktionieren, nurin Bamberg nicht. Schade, ich hättegerne Nachricht von meinem Buchgehabt, aus Wien, Berlin, Zürich oderso.

Keine SchunkelmusikStudentenbands II: Ethnomusikologen gegen musikalische Inkontinenz(ip) „Man kannMusik besser ver-stehen, wenn mansie spielt“, sagt Da-vid Saam, Mitgliedder „Baumann-schaft“. DieseMannschaft bautkeine Häuser, son-dern macht Musik,Volksmusik genauergesagt. Wer nun andie Bamberger Aus-gabe der „ZillertalerS c h ü r z e n j ä g e r “denkt, liegt jedochfalsch. Schunkel-musik machen dieEthnomusikologie-studenten Ria Mat-thias (Mandoline),Florian Ball (Gi-tarre), Frederica Krier (Geige), Karoli-ne Oehme (Geige, Bratsche), ChristophLambertz (Klarinette, Dudelsack,Drehleier, Kontrabass) und David Saam(Akkordeon) gerade nicht. Es ist sogarexplizit das Ziel der „Baumannschaft“zu zeigen, dass sich Volksmusik wederim Humptata der Dorfmusikvereinenoch in der volkstümlichen Musik à laKastelruther Spatzen erschöpft. „Letz-teres bezeichnen wir als musikalischeInkontinenz“, grinst David. Um sichdavon abzugrenzen, sagen die Mitglie-der der „Baumannschaft“, sie spielen„Volxmusik“.

Pippi Langstrumpfauf dem Dudelsack

Im Repertoire der Band sind hauptsäch-lich traditionelle Lieder aus Europa, vorallem aus Frankreich, Finnland undFranken, aber auch Stücke aus Bolivienund Japan. Dabei wird auf einen Mixunterschiedlicher Volksmusiken ge-setzt, um die Bandbreite zu demonstrie-ren. „Oft wird afrikanische Trommel-musik als cool bezeichnet, der lokale

Volkstanz aber nicht“, bemängeltAkkordeon-Spieler David. Dabei fallebeides unter den Begriff Volksmusik.Dieser sei jedoch schwierig einzugren-zen: Wann ist zum Beispiel etwas alstraditionell zu definieren? So spielt die„Baumannschaft“ auch das Pippi-Lang-strumpf-Lied, und zwar auf dem Dudel-sack. „Es geht uns nicht ums Nachspie-len, wir machen unser Ding draus“, be-gründet der 26-Jährige diese Instru-mentenwahl. Auch bolivianische Liederwerden nicht mit bolivianischen Instru-menten gespielt. „Wir setzen uns keineGrenzen, in der Volxmusik darf manklauen, wo man will, das war schonimmer so.“ Außer eher exotischen Musikstilen sindlaut David die anrüchigen Liedtexteeine weitere Möglichkeit, Leute anzu-ziehen. Gerade ältere Lieder besäßenhäufig deftigen Inhalt. Es ist Überzeugungsarbeit nötig, umdas biedere Image der Volksmusik zuverbessern, doch können die Studentenerste Erfolge vorweisen: Beim Anti-stadl unter dem Motto „Volxmusik istRock’n Roll“ Ende Januar – parallelzum Musikantenstadl im Forum – im

Morph Club waren ungefähr 200 Besu-cher begeistert. Und beim letztjährigenAEGEE-Mittsommernachtsfest imHain tanzten die rund 100 Partygängerden traditionellen skandinavischenMittsommernachts-Tanz. Regelmäßigtritt die „Baumannschaft“ am Vortrags-abend der Musik-Studenten auf. Auchbeim Sommerfest der Fachschaft PPPwaren sie schon zu hören.Die Idee für die Gründung der Bandkam, als David vor zwei Jahren alsAustauschstudent in Finnland studierte.Dort kann man Ethnomusikologie mitInstrument studieren, das BambergerStudium beinhaltet keinen Instrumen-talunterricht. Als er zurückkam, fandensich schnell genügend Kommilitonen,die mitmachen wollten. Die „Baumann-schaft“ bietet den sechs Ethnomusiko-logen somit die Möglichkeit, das imStudium Gelernte anzuwenden. Siesind jedoch keine offizielle Lehrstuhl-band. Lediglich den Namen haben siesich dort geliehen, von ihrem ProfessorMax Peter Baumann. Mehr Informationen und Auftrittster-mine unter www.ethnomusikologie.de/baumannschaft.

Die Baumannschaft beim letztjährigen Sommerfest der Fachschaft PPP

Hegelwochen(ip) Über „Die Rückkehr der Gewalt“wird bei den diesjährigen Hegelwochenreferiert und diskutiert. Von Dienstag,3. Juni, bis Donnerstag, 5. Juni, sindPhilosophen und Professoren in der Au-la und im Hegelsaal der Konzerthallezum Thema zu hören. Von den Bam-berger Wissenschaftlern sprechen Prof.Roland Simon-Schaefer, Prof. Zintl undProf. Christian Schröer. Zu Gast sinddie Luxemburgische Kultus- und For-schungsministerin Dr. Erna Hennicot-Schoepges, die Präsidentin der Univer-sität des Saarlandes, Prof. Margret Win-termantel sowie Prof. Gottfried Küen-zen von der Bundeswehr-Uni München.

Foto: privat

Foto: ip

K U L T U R .

Evanescence:Fallen(ps) Na, da haben unsere kampfeslusti-gen Freunde vom anderen Ufer desGroßen Teichs wieder eine feine Spür-nase gehabt. Evanescence aus LittleRock, Arkansas, klingen, grob zusam-mengefasst, wie ein Treffen von Night-wish mit Tori Amos und HIM im LinkinPark. Mitschwelgtauglicher Düster-rock, getragen von Amy Lee’s Glo-ckenstimme, der den vor allem hierzu-lande beliebten Opern-Metal mit griffi-gen New-Rock-Riffs kombiniert undauf ohrgerechte Portionen von drei bisvier Minuten runter bricht. Als erster Appetizer wurde dem gemei-nen Volk ja auch schon das geschicktauf dem „Daredevil“-Soundtrack plat-zierte „Bring Me To Life“ via schmu-ckem Video und Dauerbeschallung ein-getrichtert. Nun wird also das ganze Al-bum auf den deutschen Markt losgelas-sen. Die Rechnung scheint somit aufzugeh-en: „Bring Me To Life“ vorausge-schickt, um nun in der Folge mit dergroßen Kehle Gefühl nachlegen zu kön-nen. Kandidaten hierfür sind dieschmalzigen „My Immortal“ oder„Hello“. Irgendwo dazwischen liegendas lakonisch groovende „Tourniquet“oder der Opener „Going Under“. Aberdarf man so viel Kalkül, wenn es dennsolches wäre, gut finden? Ein wenigmitwippen oder schluchzen möchteman dann ja doch bei diesen HIM fürJungs, die auf Mädchen stehen, oderMädchen, die dasselbe tun oder einfacheine Dame gleichen Geschlechts alsGenerationssprachrohr präferieren. IstAmy Lee also gleich Avril Lavigne alsGothic Vamp? Sind etwa die Initialenauch schieres Kalkül? Manchmal willman es gar nicht wissen!

Psycho-Pate als Therapeut„Die (Wut)Probe“ – intelligente Komödie oder eher patriotischer Hollywood-Schwulst?

Gelungene Ausstellung mit übertriebenem Marketing-Rummel: Jeder will an Dalí verdienen

Joachim Fernaus „Halleluja“: Die USA jenseits vom land of the free

Von Johannes MichelStell dir vor, du sitzt in einem Flugzeug,denkst an nichts Böses und möchtestnur einen Kopfhörer, um einen Film an-schauen zu können. Nachdem du dieFlugbegleiterin mehrfach angesprochenhast, fühlt sie sich belästigt, du wirstverhaftet und zu einer Anti-Aggressi-ons-Therapie verurteilt.Eine Horrorvorstellung, die jedoch fürGeschäftsmann Dave Buznik (AdamSandler) real wird. Jetzt ist es endgültigvorbei mit der Ruhe in Daves Leben,denn Dr. Buddy Rydell (Jack Nichol-son), sein Therapeut, könnte selbst einpaar Stunden seines eigenen Trainingsgebrauchen.Wer von „Die (Wut)Probe“ aber einenFilm mit Gags am laufenden Banderwartet, liegt falsch. Regisseur PeterSegal setzte die Geschichte mit erstaun-lich intelligenten Anspielungen um. Diesind allerdings ohne cineastisches Vor-wissen nicht zu verstehen. Filme wiedie West-Side-Story sollten schon be-kannt sein.Schauspielerisch kommt Adam Sandlerals schüchterner Großstädter klar besserweg als Jack Nicholson. Das soll nichtheißen, dass Nicholson schlecht spielt.Im Gegenteil. Aber es gab schon Rol-len, die besser zum „Parade-Psycho-pathen“ Nicholson gepasst haben. DerRest der Schauspieler-Truppe bleibtrelativ blass. Hervorzuheben ist ledig-lich Marisa Tomei als Daves Freundin. Fazit: Eine tolle Komödie für fast jedenKinobesucher, auch wenn der Schlussetwas wirr ausgefallen ist.

Von Franziska BaumgärtnerZwei Männer giften sich an. Zu Hausein der Küche, im Auto, im Büro. Ansich nichts Ungewöhnliches, dochwenn es sich dabei um Adam Sandlerund Jack Nicholson handelt, wird dar-aus schon etwas Besonderes. Dave Buznik ist der nette Typ von ne-benan. Unauffällig, geduldig, ver-klemmt. In seiner Firma erledigt er dieArbeit, für die andere die Lorbeerenernten. Ein Problem bekommt er erst,als er auf einer Dienstreise zufällig anDr. Buddy Rydell gerät.Nach einer eigentlich harmlosen Aus-einandersetzung mit einer Stewardess

wird Dave zu einer Antiaggressions-therapie verurteilt. Sein Betreuer: Aus-gerechnet der Exzentriker Rydell, denDave schon bei der ersten Begegnungim Flieger unausstehlich findet. Anstattihn Aggressionskontrolle zu lehren,provoziert der Therapeut seinen Patien-ten mit den unmöglichsten Aktionen.Zum Brüllen komisch wird das dann,wenn Dave versucht, sich nicht aus derReserve locken zu lassen und sich dochnicht wehren kann. Meint er doch, ersei auf Rydells Therapieversuche über-haupt nicht angewiesen. Lediglich das Ende will dazu nichtrecht passen: Ein Showdown im Base-

ballstadion, derauf Hollywood-überladene Artsignalisiert, dassder Patient er-folgreich thera-piert und ein gu-ter Amerikanergeworden ist.Wäre da nichtdie großartigeschauspie ler i -sche Leistungvon Adam Sand-ler, der den über-mächtigen JackNicholson lockeran die Wandspielt – mit die-sem Ende würdeder Film seineGlaubwürdigkeitverlieren.

Bamberg mal exzentrisch(fra) Salvador Dalí, Surrealist und einerder großen Künstler des vergangenenJahrhunderts, war mehr als der Ver-rückte mit dem gebogenen Schnurrbartund dem wirren Blick. Das beweist diegroße Ausstellung, die am 13. Mai inder Stadtgalerie Villa Dessauer eröffnetwurde. „Das goldene Zeitalter“ zeigt 300 zumTeil unbekannte und zum ersten Malausgestellte Werke Dalís aus der Privat-sammlung des Bamberger Kunstsamm-lers Richard Mayer. Ihn verband einegute Freundschaft mit dem katalani-schen Künstler. Das ermöglichte ihm,die größte private Sammlung von DalísWerken in Mitteleuropa aufzubauen.Aquarelle, Federzeichnungen und Farb-lithographien werden präsentiert, indenen die „Verrücktheit“ des Surrealis-ten in den Hintergrund tritt: Ein ernst-hafter und ernstzunehmender Künstlerkommt zum Vorschein, der sich intensivmit den Gegenständen seines Schaffensauseinandergesetzt und verschiedeneTechniken der Darstellung ausprobiert

hat. Dass so einanderes Bildvom Maler Dalíentsteht, liegtnicht zuletzt da-ran, dass dieA u s s t e l l u n gauch private Fo-tografien, Hand-schriften unddas Handwerks-zeug des Künst-lers präsentiert.Den Ausstel-lungsmachern inder Villa Des-sauer ist es ge-lungen, seineWerke treffend,manchmal aller-dings etwasübertrieben, inSzene zu setzen.Die Illustratio-nen zu Lewis Carrols „Alice im Wun-derland“ zum Beispiel werden in rosa

Raumlicht ge-taucht. So ent-steht für denBesucher selbstein Wunderland,in dem er DalísZ e i c h n u n g e naußerhalb derwirklichen Welterkunden kann.Abgedroschendagegen wirktder Versuchskandalös zusein, indem mandie RadierungenDalís zu Leo-pold von Sacher-Masochs Skan-dallektüre „Ve-nus im Pelz“ aufschwarzes Latexgehängt zeigt.Manchmal ist

weniger eben doch mehr – ein Sinn-spruch, den auch der Verein Stadtmar-

keting Bamberg durchaus hätte beherzi-gen können. „Bamberg im Dalí-Fie-ber“, schmähte unlängst die „Süddeut-sche Zeitung“. Die Gastronomen der Stadt versprechen„surrealistische Überraschungen“, beiStorath werden Dalí-Pralinen verkauft,Karstadt vertreibt ebensolchen Weinund die Bäckerei Fuchs Dalí-Brezeln.Die Stadt Bamberg hat ihre Rabattenam Schönleinsplatz in den spanischenNationalfarben bepflanzt. Die Bam-berger Busse tragen Werbung für dieAusstellung: „Dalli dalli, wir fahren zuDalí!“ Dass das Bemühen um einewertvolle und gut gelungene Ausstel-lung von Dalís Werken so eher lächer-lich gemacht wird, scheint bei all demSurrealisten-Hype niemand bedacht zuhaben.„Das goldene Zeitalter“, der SurrealistSalvador Dali, noch bis 7. September2003 in der Stadtgalerie Villa Dessauer,Hainstraße 4a, Dienstag bis Sonntagvon 10 bis 18 Uhr. Im Internet:www.bamberg.de/museum.

Zeitlose Amerika-Kritik(sms) Donald Rumsfeld würde diesesWerk nicht mögen. Kein Zweifel. Dabeiist der Autor, Joachim Fernau, selbstalles andere als ein anti-imperialisti-scher Alt-68er – eher ein „konservati-ver“ Denker, ein echter „Alt-Europäer“. Man muss allerdings weder konservativnoch Verschwörungstheoretiker sein,um „Halleluja“ zu lieben. Mit beißen-der Ironie und teils dreistem Sarkasmuserzählt das Buch eine herrlich subjekti-ve Geschichte der USA: Überraschend,ungeschminkt, witzig. Auch wenn nichtmehr ganz druckfrisch (Ersterschei-nung: 1977), ist der Inhalt voll auf derHöhe der Zeit: „Nun ging Cuba dieAmerikaner eigentlich nichts an. Aber(...) Amerika mußte Pionier bleiben undseine Segnungen in andere Länder brin-gen. Das sei – so höre ich – weder einkriegerischer Instinkt noch Kolonisa-tion. Nun wissen Sie es.“ Und nun er-

setzen sie „Cuba“ durch Irak! Im Stileines breit angelegten historischenKommentars entlarvt Fernau bewussteGeschichtsverdrehungen wie die be-ständig verklärende Rhetorik um(selbsternannte) „Befreier“ und (unfrei-willig) „Befreite“: „Befreier – Kreuzrit-ter – Erlöser – selbstlos – es ist die ame-rikanische Autosuggestion, die sichdurch die ganze Geschichte der USAzieht.“ Ob es sich letzlich um Kubaner,Hawaiianer, Panamesen oder Vietna-mesen handelt, wird so fast zur Neben-sache. Und am Ende bleibt es uns Le-sern überlassen – oder besser: Fernauhat uns mit der ihm eigenen sanften Ge-walt dazu genötigt – die Iraker zumMosaik hinzuzufügen. Daher ist „Hal-leluja“ auch nicht nur ein Buch überAmerika, über Großmachtstreben undHegemonialpolitik, sondern vor allemüber den Menschen und seine Kunst der

Verdrängung und des Selbstbetrugs. Dawird die vielbeschworene „Freiheit“schon mal zu einer (be-)trügerischenGeliebten: „1886 stellten die Ame-rikaner dieser Hure zu Ehren in derHafeneinfahrt von New York eine Rie-senstatue auf, die ihnen Frankreich ge-schenkt hatte und die, da die FranzosenScherzbolde sind, innen hohl ist.“ Wer dieser Tage trockene Historiesucht, der lese den Brockhaus. Wer einepolemische Abrechnung mit dem mo-dernen Amerika bevorzugt, dem seiMichael Moores „Stupid White Men“empfohlen. Wer dagegen die histori-schen Wurzeln des Amerikanismus, dasVerhältnis der Amerikaner zu sichselbst, zum „alten“ Europa und zumRest der Welt verstehen (und sich dabeinoch amüsieren) will, der sollte „Halle-luja“ wählen! Die Taschenbuchausgabegibt es im Goldmann Verlag.

Selbst therapiebedürftig: Anti-Agressions-Guru Buddy Rydell Foto: Internet

Nicht immer schräg: Dalí Foto: Internet

Kino-KartenkostenlosFür den Kinofilm „Die (Wut)Probe“verlost OTTFRIED in Zusam-m e n a r b e i tmit dem Ci-nestar Film-palast Bam-berg fünfmal zwei Kinokarten. Teilnehmenan der Verlosung könnt ihr bisspätestens Sonntagabend auf unse-rer Homepage www.ottfried.de.

Calderón-Spiele(ip) Luftig wird es zugehen bei dendiesjährigen Calderón-Spielen in deralten Hofhaltung: Auf dem Programmsteht „Die Tochter der Luft“ von HansMagnus Enzensberger nach Pedro Cal-derón de la Barca, dem Namenspatronder Freiluftspiele. Enzensberger hat denOriginaltext von barockem Ballast be-freit und gekürzt. Die Geschichte han-delt von Semiramis, der Tochter derLuft, einem äußerst wilden Wesen, dasMacht zum Leben braucht. Dann musssie die Macht an ihren Sohn übergeben,der sehr friedfertig ist, und genau wiesie aussieht. Semiramis setzt ihn gefan-gen und gibt sich für ihn aus – bis sichdas Böse selbst vernichtet. Nicht immerwerden bei den Calderón-SpielenStücke von Calderón aufgeführt, dochdieses Jahr feiert das Kulturevent 30.Jubiläum. Premiere ist am 28. Juni, dieSpiele dauern bis zum 19. Juli. DerVorverkauf an der Theaterkasse derBuchhandlung Collibri hat bereits be-gonnen.

K E H R S E I T E .

(ulf) Seid ihr angeödet vom BambergerNachtleben? Immer wieder dieselbenKneipen, dieselben Gesichter, dieselbeMusik? Abwechslung zum rustikalenCharme findet ihr in Nürnberg. Nebenden vielen Clubs in der Altstadt gibt esnatürlich noch eine ganze Reihe vongrößeren Diskotheken. Die liegen überdie ganze Stadt verstreut: Zu Fußerreicht man sie vom Bahnhof aus nurbeschwerlich, aber in der Nähe derDiskos gibt es immer Haltestellen deröffentlichen Verkehrsmittel.Geradezu eine Bastion des Unange-passten findet sich im NürnbergerStadtteil St. Johannis: DESI, Brü-ckenstraße 23. Musikalische Vielfaltstatt fader Chartkost ist die Devise desStadtteilzentrums. Freitags und sams-tags finden im zwei- oder vierwöchigenRhythmus verschiedene Feiern statt:„More Fire“ ist Pflicht für Ragga- undDancehall-Liebhaber, bei „Bassstart“gibt es HipHop, „Lead with the Bass“sorgt für Drum’n’Bass-Klänge undJazz-Fans treffen sich in der „Jazzbou-tique“. Außerdem gibt es noch Abendefür Schwule und Lesben, für Anhängervon Brit-, Gitarren- und Ethnopop.Im Nordwesten der Stadt erhebt sichauf einem ehemaligen Margarine-Fa-

brikgelände ein Komplex von mehrerenDiskotheken. Freunde von langen Haa-ren und harten Gitarrenriffs treffen sichvon Donnerstag bis Samstag in derRockfabrik, Klingenhofstraße 56. DerName ist Programm, hier spielen dieDJs alles, was mit Heavy beginnt oderauf Rock endet. Ungewöhnlich ist dervergleichsweise hohe Altersdurch-schnitt des Publikums.

Tante Emmaim Club „Planet“

Ein Haus weiter liegt das sehr angesag-te Planet, Klingenhofstraße 1. Das Pro-gramm der Großraumdisko im Nobel-Outfit ist eine Art Tante-Emma-Laden-Konzept: von allem ein bisschen.Samstags gibt es immer eine House-,eine Main- und eine Alternative-Areasowie den Loungebereich. Die Tür-politik ist strenger und das Preisniveauhöher als in anderen Nürnberger Clubs.Gerechtfertigt? Zumindest der Zulaufgibt den Betreibern recht. Aus dem ehemaligen Tullnaupark ent-stand das Nachtpalais, Tullnaustraße26. Genau genommen ist das ein Klonvom Planet, mit gleicher Musik, glei-

cher Einrichtung und gleichen Be-sitzern. Konkurrenzlos sind allerdingsdie Preise: 1,50 Euro für ein Becks undein Euro für Tequila, Wodka, Jä-germeister. Und Studenten zahlen einenEuro weniger Eintritt. Nett ist auch derdazugehörige Biergarten, wo bis spät indie Nacht Gegrilltes die Grundlage fürein ordentliches Besäufnis schafft.Im Nürnberger Süden liegt eine der eta-bliertesten Diskos der Stadt: DerHirsch, Vogelweiherstraße 66. Nebendem umfassenden Konzertprogramm(näheres unter www.der-hirsch.de) ha-ben die Wildstyle- (Elektro) und „Weare Family“-Clubbings (Best of Seven-ties) schon Legendenstatus. Neu ist„2Delicious“, das HipHop, Ragga undDrum’n’Bass vereint. Meistens legt inbeiden Areas im Hirsch je ein DJ auf,so dass keine Langeweile aufkommt.Im Sommer ist der Biergarten immerbis spät in die Nacht von dankbarenGästen gefüllt; die beste Abkühlungvon den überfüllten Clubbings. Un-verschämt sind allerdings die Preise,denn oft sind nach 22 Uhr acht EuroEintritt fällig, und Bier gibt es hier auchnicht unter drei Euro. Macht aber

Alternativen zum AbrockenClubbern in Nürnberg (Teil 2): Night-Life in der Franken-Metropole ist wahrlich erstligareif

After-Luder(kos) Auch wenn der Titel zum letz-ten Beitrag unserer Fakultätsluder-Serie so manch tief gehende Assozi-ation wecken mag, handelt es sichdoch nur um einen kleinen Nach-trag. In einwandfreiem Neudeutsch:After-Luder. Und zwar zu Jacque-line, unserem vom Schicksal schwergetroffenen Ex-WiAI-Luder. Wie OTTFRIED bereits berichtete,wurde Jacqueline im vergangenenJahr ihre geplante Domain für einKommunikationsforum, kurz www.fiki.de, gemopst und wenig späterauch noch ihre vorgesehene Party-Plattform www.partitypate.de. EineAdresse, die noch nicht besetztschien, jedoch als unkonnektierteHomepage bei www.denic.de reser-viert worden war. Und zwar von dengleichen Domain-Grapschern, diesich bereits die markante fiki.de-Adresse geholt hatten. Ein Skandal, der die altehrwürdigenMauern der Feldkirchen-Universitätbis in ihre Grundfeste erschütterte,und der von OTTFRIED exzellentjournalistisch investigativ aufge-deckt wurde.

OTTFRIED rettetJacquelines Pläne

Aber wie litt erst Jacqueline. Garbittere Tränen vergoss die süßeComputer-Expertin, wenn sie desnächtens allein in ihrem Bettchenlag, ihre ausladende Hardware nurvon einem dünnen, fast schon trans-parenten Seidenhemdchen bedeckt.Ihre Träume schienen zerstört. Die Festplatte ihrer Zukunftsplänewar formatiert worden. JacquelinesVerzweiflung war derart groß, dasssie erwog, sich an ihrem Computer-kabel aufzuknüpfen. Aber dann geschah das Wunder!Bewirkt durch OTTFRIED. Kaumhatten wir in unserer letzten Aus-gabe Jacquelines partitypate.de-Martyrium enthüllt, gaben die Do-main-Besetzer verschämt die Adres-se frei. Und das bereits wenigeStunden nach dem Erscheinen vonOTTFRIED. Jacqueline war zuFreudentränen gerührt und beteuertegegenüber der Redaktion: „Dashabe ich nur euch zu verdanken!“Und somit hat sie erneut dieChance, in die virtuellen Annalendes Internets einzugehen. Als er-folgreiches Ex-Luder, das sich dochnoch durchgesetzt hat.

Autohändler avancierte. Das ruhmrei-che Pseudonym dann im Vertrag mitDaimler einem Automobil zu verpas-sen, scheint verkaufsfördernd gewesenzu sein. Was für Dreckschleudern gilt,gilt aber vielleicht auch für Dreck-schleuderhalter. So gehen seit undwegen „Katrin” nun womöglich vielmehr Leute aufs Klo. Fragt sich nur,

(mah) Wer sich auf das Klo des „Spe-zial” Bierkellers wagt, kann sich nichtnur über persönliche Noten aus demReich der Düfte freuen. Der Klopapier-spender für extra große Rollen dort ander Wand heißt nämlich ganz unsach-lich „Katrin”. Und was sagt einem das?Nichts. Ich kenne keine Katrin, aber diesieht auf jeden Fall anders aus.Mich hat das nachdenklich gemacht.Wie kommt man auf derlei Namen füreinen Hygieneartikelspender? Bei Ikeahaben Gardinen und Stoffe einen weib-lichen Namen, während Schreibtischeund Stühle männlich sind. Badezim-merartikel werden von den beiden lusti-gen Tanten der Taufabteilung des Mö-belkonzerns nach Seen und Flüssen be-nannt. Zwar gibt es auch Ausnahmenbei manchen Gerätschaften, die ihreFunktion als Bezeichung tragen, aller-dings hört man „Katrin” ihren Zwecknicht an. Nicht einmal als Schwede.Emil Jellinek hatte als Autonarr mit sei-nem getunten Wagen unter dem Namenseiner Tochter Mercédès bereits 1897einige Rennen gewonnen, bevor er zum

wie der Kasten auf der Damentoiletteheißt. Bernd?Dass Namen schon immer mehr als nurgeplatzte Luft darstellen, war unserenamerikanischen Freunden sicherlichbekannt, als sie belgische Fritten denFranzosen zur Rache pathetisch neu be-nannten und der knusprigen Schmal-kartoffel in ihrem Land somit zu neuem

Namen sind nicht nur Schall und Rauch – sondern auch Quelle von Gerüchen und Inspiration

nichts, die nächste Tanke liegt nur fünfGehminuten entfernt.Auch nicht weit vom Hirsch liegt der Z-Bau, Frankenstraße 200. In dem ehema-ligen Kasernengebäude befindet sichnun ein Kulturzentrum.

Von Ragga bisTechno alles dabei

Ethno-Pop, HipHop, Punk, Ragga,Reggae, Ska, Techno, die Liste ließesich beliebig fortführen, was die Viel-seitigkeit der Konzerte und Clubbingsangeht. Lasst euch nicht vom provisori-schen Anblick abschrecken! Die Re-novierung des Z-Bau schreitet nurgemächlich voran. Täglich ist dort derRote Salon ab 20 Uhr geöffnet,Kunstverein und Zoomclub im Z-Bauöffnen am Wochenende regelmäßig ihrePforten. Mehr Informationen gibt esunter www.z-bau.info.Auch wenn der Club absteigt, dasNachtleben in Nürnberg bleibt 1. Liga.

Ansehen verhalfen. Wer sich selbst gutverkaufen möchte, der tut das auch miteiner (an)sprechenden Mailadresse.Das funktioniert allerdings nicht mitAnbietern wie GMX oder AOL. Da [email protected] noch besser. Green-peace glänzt dagegen seit einigen Mo-naten durch Mailkonten mit ohneAtomstrom. Und so heißen die dannauch. Anders als bei den „FreedomFries” halten sie das, was sie verspre-chen: Freiheit von Kernkraft. Zu-mindest auf ihren Servern.Gut, dass es Dinge gibt, die das sind,was sie vorgeben zu sein. Gut aberauch, dass es Dinge gibt, die vorgebenzu sein, was sie nicht sind. Das Inter-esse am Stadtteil Kölns mit NamenZollstock entsteht durch seinen un-glaubwürdigen Titel, während die Be-zeichnung eines Vogels im Urwald Ve-nezuelas als Ameisenschlüpfer diesendoch erst sympathisch macht. Mit Ge-heimnis sind die Dinge oft beredter alsohne, und über einen Klopapierspenderhätte sich kaum ein Nutzer Gedankengemacht, wenn er nicht „Katrin” hieße.

Ein sympathischer Schlüpfer

Party und Politik(mah) Fünf Bands und zwei Veranstal-ter an einem Ort: Die Amnesty Inter-national Hochschulgruppe und Attac inBamberg haben für den 27. Juni ab 20Uhr im JUZ am Margaretendamm Mu-sikalisches zu bieten. Gemeinsam orga-nisieren sie eine Nacht, die Musikervon München über Nürnberg bisChemnitz und Bamberg vereint. Nebeneinem prall gefüllten Konzertprogrammbis zur unausweichlichen Sperrstundeliefern die beiden Bewegungen inNebenräumen auch Informationen zuihren Arbeitsbereichen. Politisches En-gagement soll eben auch Spaß machen.

Immer zur Stelle: Katrin, die freundliche Klopapierspenderin

Wir danken...... den Warner Barracks in Bamberg, dieuns die Erfahrung ermöglicht haben,beim Fotografieren von der MilitaryPolice gekascht zu werden – unserChefredakteur wollte schon immer malwissen, wie das ist. Außerdem dankenwir Meike, deren erstklassige Geburts-tagsparty uns um einen halben Tag inder Planung zurückgeworfen hat, da al-le Redakteure ihren Rausch ausschlafenmussten. Wir danken Microsoft für ihrenichtkompatiblen Programme, dieunseren Technikbeauftragten das Lebenschwer machen. Nicht zu vergessenSteffen, der immer Computer kaputtmacht und das Wochenende damit sehrspannend gestaltet.

Foto: em