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Auslandssemesterbericht Universidad Nacional de Córdoba ... · PDF fileAuslandssemesterbericht Universidad Nacional de Córdoba, Córdoba, Argentinien . Wintersemester 2012/13 . Die

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Auslandssemesterbericht Universidad Nacional de Córdoba, Córdoba, Argentinien

Wintersemester 2012/13

Die Vorbereitung

Bei meiner Planung für das obligatorisch zu absolvierende Auslandssemester im Studiengang „Mehrsprachige Kommunikation“ habe ich mich sehr schnell dafür entschieden ein Semester an einer spanischsprachigen Universität zu verbringen, da ich erstens meine Spanischkenntnisse verbessern und zweitens gerne das Universitätsleben in einem anderen Kulturkreis kennenlernen wollte. Nach der Informationsveranstaltung von Frau Hennecke und Frau Schall, bei der sie die südamerikanischen Partneruniversitäten des ITMK vorstellten, entschloss ich mich dazu mich für einen Platz an der Universidad Nacional de Córdoba in Argentinien zu bewerben. Hier hat mich zum einen das Kursangebot gereizt, sowie die Möglichkeit eine längere Zeit in einer südamerikanischen Stadt zu leben. Anders als für die meisten Erasmus Partneruniversitäten muss man bei der Bewerbung für eine der Partneruniversitäten in Südamerika ein Motivationsschreiben auf Spanisch vorlegen. Es müssen außerdem zwei Passbilder, ein Lebenslauf auf Spanisch, sowie ein ausgefülltes Formular abgegeben werden. Nachdem ich im Februar 2012 meine Bewerbungsunterlagen abgegeben hatte, hieß es warten bis zum Anfang des Sommersemesters, dann werden üblicherweise die Einladungen zu den Auswahlgesprächen rausgeschickt. Als ich meine Einladung las, war die Freude groß und noch größer wurde sie, als ich die Mail erhielt, in der mir eine Zusage für den Platz in Córdoba gegeben wurde. Unmittelbar danach mussten nochmals Bewerbungsunterlagen erstellt werden, diesmal für die Universidad Nacional de Córdoba selbst. Mit tatkräftiger Unterstützung von Lara Ortiz de Landazuri schafften Christin Beermann, die zweite Studentin, die nach Córdoba gehen würde, und ich es schließlich unsere Bewerbung sowohl auf dem Postweg, als auch über das Onlinesystem der Universität nach Córdoba zu verschicken. Außerdem stellte uns Frau Hennecke ein DAAD Sprachzeugnis aus, damit wir nicht den Sprachtest der Universität in Córdoba machen mussten, der Geld kostet.

Danach habe ich ein Onlinebanking- Konto bei der Deutschen Kreditbank (DKB) eröffnet, um so eine VISA Karte zu erhalten, mit der man an allen Bankautomaten kostenlos Geld abheben kann. VISA ist in Argentinien die am meisten verbreitete Kreditkarte, man kann fast überall damit zahlen und Geld bekommen.

Ein Visum für Argentinien kann man von Deutschland aus nicht bekommen, man muss es im Land selbst beantragen.

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Reise, Ankunft und Zimmersuche

Da das Sommersemester in Argentinien von August bis Dezember dauert, ging es für mich bereits 10 Tage nach der letzten Prüfung in Köln los nach Argentinien. Generell sind Flüge nach Argentinien recht teuer, vor allem natürlich während der (deutschen) Sommerferien. Über Rio de Janeiro ging es dann nach Buenos Aires, wo ich einen Tag verbrachte, bevor ich mit einem coche cama über Nacht nach Córdoba weiterfuhr. Die Reise von Buenos Aires nach Córdoba dauert 8- 10 Stunden, je nach Busunternehmen, kostet ca. 50 Euro und ist in den bequemen argentinischen Reisebussen gut zu bewältigen.

In Córdoba hatten Christin und ich zunächst das Link Córdoba Hostel gebucht, es liegt im Stadtzentrum und das Personal ist sehr hilfsbereit und nett. Von dort aus begannen wir mit der Wohnungssuche, die sich als ziemlich schwierig erwies. In Córdoba, das wegen seiner vielen Universitäten La Docta genannt wird, gibt es sehr viele Studenten, die alle eine Bleibe brauchen, die „Konkurrenz“ ist also groß. Man muss quasi bei der Besichtigung zusagen oder sich darüber bewusst sein, dass man diese Wohnung ansonsten wohl nicht mehr bekommt. Nach zwei Wochen haben wir dann zum Glück eine nette internationale WG in einer der zahlreichen Residencias gefunden. Wir hatten neben einem Garten mit Asador und Bananenbaum das Glück mitten in Nueva Córdoba, dem Studentenviertel zu wohnen. Park, Facultad de Lenguas, Einkaufsmöglichkeiten, sowie zahlreiche Bars, Restaurants und boliches (Diskotheken) waren in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen. Ich habe dort 1275 argentinische Pesos Miete gezahlt, was aufgrund der starken Inflationsrate im Laufe meines Aufenthaltes immer weniger wurde, generell aber ca. 220 Euro waren.

Die Universität

Die Universidad Nacional de Córdoba ist eine der ältesten Universitäten Südamerikas und eine der renommiertesten in Argentinien. Sie liegt südliches des Stadtzentrums auf einem Campus, der Ciudad Universitaria, und neben dem Stadtpark Parque Sarmiento. Die Facultad de Lenguas liegt mitten auf dem Campus und kann mit dem Bus oder zu Fuß leicht erreicht werden.

Für die Austauschstudenten wird ein Einführungstag mit Stadtrundfahrt angeboten. Das ist eine tolle Möglichkeit schon mal andere Leute kennenzulernen und einen Überblick über die Stadt zu bekommen. Man bekommt außerdem Informationen über die Universität, Aktivitäten, die man in und um Córdoba machen kann und es stellen sich die Ansprechpartner der einzelnen Fakultäten vor. Guillermo Badenes, Ansprechpartner für die Austauschstudenten der Sprachenfakultät, ist sehr engagiert und freundlich. Insgesamt bietet die Facultad de Lenguas den ausländischen Studenten eine tolle Betreuung, Guillermo und seine Assistentin Carolina Seifert haben immer ein offenes Ohr für alle organisatorischen Probleme, die man an der Fakultät haben kann und helfen wo sie können. Sie beraten einen auch bei der Kurswahl und stellen jedem Studenten einen individuellen Stundenplan zusammen. Danach hat man dann drei Wochen Zeit alle Kurse zu besuchen, die einen interessieren, bevor man seine endgültige Kurswahl machen muss. Diese Regelung ist einen tolle Möglichkeit wirklich zu testen, welche Kurse einem liegen, welche

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man bestehen kann und welche eher nicht. Ich selbst habe drei Übersetzungs- und einen Sprachkurs, der extra von der Fakultät für die Austauschstudenten angeboten wurde, besucht. Die Übersetzungskurse waren traducción periodística, traducción comercial und traducción científica. Insgesamt ist der Unterricht an der Sprachenfakultät deutlich interaktiver als an der FH Köln, was vermutlich auch an den kleinen Kursen liegt. Das Niveau des Unterrichts ist in allen Fächern sehr hoch. Die Studenten des 5. (und damit letzten) Jahres, mit denen ich die Übersetzungskurse hatte, sprechen alle sehr gut Deutsch und haben weitreichende (übersetzungs-)theoretische Kenntnisse. Der Arbeitsaufwand für die einzelnen Kurse ist deutlich höher als in Deutschland, mit drei Kursen ist man gut beschäftigt. In den Übersetzungskursen wird sowohl vom Spanischen ins Deutsche, als auch vom Deutschen ins Spanische übersetzt. Auch dadurch kommt es zu einem interessanten Austausch mit den argentinischen Studenten, man hilft sich gegenseitig und lernt dabei die jeweils andere Sprache besser zu verstehen und zu sprechen.

Die Dozenten waren alle ausgesprochen freundlich und hilfsbereit und trotzdem sehr anspruchsvoll. Durch die kleineren Kurse ist einen individuellere Betreuung der Studenten möglich, das Verhältnis zwischen Dozenten und Studenten ist generell enger als in Deutschland, ein gemeinsamer Mate im Unterricht ist keine Seltenheit.

Zum Bestehen der Kurse müssen 80% der Unterrichtsstunden besucht werden, sowie trabajos prácticos, z.B. in Form eines Referats, eines Übersetzungsprojekts oder einer Klausur, parciales (Semesterabschlussprüfung) und –für die einheimischen Studenten- finales (Jahresabschlussprüfung) absolviert werden. Bei den parciales handelt es sich (in den Übersetzungskursen) meist um eine Übersetzung, die entweder als Prüfung in 90 Minuten oder als Hausarbeit abgelegt werden muss. Für die ausländischen Studierenden ist dies bereits die Abschlussprüfung, die argentinischen Studenten müssen einige Wochen später noch die finales schreiben, die den Unterrichtsstoff der gesamten letzten zwei Semester behandeln.

Bürokratie

Auch wenn man es vielleicht anders erwartet: Argentinien steht Deutschland in Sachen Bürokratie in nichts nach. Ich hatte teilweise sogar den Eindruck, dass es die deutschen Behörden noch übertrifft, vor allem, weil vieles trotzdem irgendwie unorganisiert wirkt. Bereits von Deutschland aus konnten wir einen Vorgeschmack darauf bekommen: das Onlinesystem der Universidad Nacional de Córdoba war für mich sehr undurchsichtig. Obwohl unsere Bewerbungsunterlagen bereits per Post nach Córdoba geschickt worden waren, mussten wir diese auch im Onlinesystem nochmals hochladen, was sich leider als eine sehr große Herausforderung herausstellte. Erst nach einigen Fehlversuchen (und der per Email verschickten Ankündigung uns bei weiteren Fehlversuchen aus dem Onlinesystem zu löschen), schafften wir es schließlich die entsprechenden Unterlagen hochzuladen. Schwierig dabei war auch, dass in Córdoba kein Ansprechpartner zur Verfügung stand, wir erhielten nur einige kurzangebundene Emails vom Leiter der Prosecretaría de Relaciones Internacionales José Correa.

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Auch nach unserer Ankunft ging es leicht chaotisch weiter, weil uns mitgeteilt wurde, wir müssten einige Dokumente im Original mitbringen, um uns so einschreiben zu können. Nachdem wir händeringend versucht hatten, diese Dokumente, von denen wir ausgegangen waren, sie seien längst auf dem Postweg in Córdoba angekommen, irgendwie aus Deutschland zu besorgen, stellte sich hinterher heraus, dass die notwendigen Dokumente tatsächlich schon da waren. Es hatte sich wohl nur um eine Standardmail gehandelt, die an alle Studenten geschickt wurde. Das hatten wir zwar vorher bereits versucht per Email zu klären, erhielten aber leider nie eine Antwort.

Außerdem verlangt die Universität in Córdoba, dass jeder Austauschstudent ein Visum beantragt. Dazu müssen zwei Passbilder gemacht werden, man braucht ein antecedentes penales, ein argentinisches Polizeiführungszeugnis, sowie die Bescheinigung der Universität, dass man dort als Student eingeschrieben ist. Das ganze Visum kostet ca. 90 Euro und ist dann für 6 Monate gültig.

Fazit

Insgesamt war mein Auslandssemester an der Universidad Nacional de Córdoba eine tolle Erfahrung. Ich habe in Argentinien eine interessante und lehrreiche Zeit verbracht, nette Leute kennengelernt und viele großartige Sachen erlebt. Die Offenheit und Neugier der Argentinier hat einen sehr großen Teil dazu beigetragen. Obwohl ihr Land in einer schwierigen Phase steckt und ihre Währung nahezu jeden Tag an Wert verliert, bewahren sie doch ihren Optimismus und ihre Freundlichkeit.

Córdoba ist eine tolle, lebendige, vielseitige Stadt. Man kann viele Kulturveranstaltungen besuchen, aber genauso eine Stunde lang mit dem Bus in die umliegenden sierras fahren und atemberaubende Natur erleben. Obwohl das Leben in Argentinien deutlich teurer war (auch dies ist natürlich mit der hohen Inflationsrate verbunden), als ich erwartet hatte, habe ich viele Dinge unternehmen und Córdoba hautnah erleben können.

Ich bin froh mein Auslandssemester außerhalb von Europa gemacht und so auch einen neuen Kontinent kenngelernt zu haben.