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WARUM AIRBUS UND ESA AUF EINEN WALDVIERTLER UNTERNEHMER FLIEGEN. SPACIG KAUKASUS  Wie Maschinenbauer vom Erdölboom proitieren AUSTRIA IST ÜBERALL  · DAS MAGAZIN DER AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA magazine AUSSEN WIRTSCHAFT MÄRZ 2014  5, ASEAN    P  .    b  .    b  .     Ö    s    t    e    r    r    e    i    c    h    i    s    c    h    e    P    o    s    t    A    G     /    F    i    r    m    e    n    z    e    i    t    u    n    g  ,    1    3    Z    0    3    9    8    1    1    F  ,    R    e    t    o    u    r    e    n    a    n   :    W    K    O  ,    W    i    e    d    n    e    r    H    a    u    p    t    s    t    r    a    ß    e    6    3  ,    1    0    4    5    W    i    e    n  VON EUROPA VÖLLIG UNBEMERKT WACHSEN DIE SÜDOSTASIATISCHEN NA TIONEN ZUR GRÖSSTEN FREIHANDELSZONE DER ERDE. EIN MEGA MARKT ENTSTEHT

AUSSENWIRTSCHAFT_magazine_März_2014.pdf

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  • Warum airbus und Esa auf EinEn Wald viErtlEr untErnEhmEr fliEgEn.

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    KAUKASUS Wie maschinenbauer vom Erdlboom profitieren

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  • liEbE lEsErin, liEbEr lEsEr, Wer htte gedacht, dass das Cover unserer allerersten Ausgabe schon bald solch brennende Aktualitt erhalten wrde? BRICS am Ende? Was von den ehemaligen Turbo-konomien noch zu erwarten ist titelten wir im November. Nicht alle unsere Leser waren mit dem Tenor der Berichterstattung zufrieden, der den rasanten Aufstieg (und den potenziellen Fall) der einstigen Hoffnungsmrkte durchaus kritisch nachzeichnete. Viele andere Leser erfreuten sich an der Kontroverse, wie die Vielzahl an Reaktionen (nachzulesen auf Seite 34) auf unsere erste Ausgabe beweist.

    Im Namen unseres Teams mchte ich mich herzlich fr Ihre vielen Leserbriefe bedanken. Wir verstehen unser AUSSENWIRTSCHAFT magazine auch als Spiegel all jener Debatten, die fr Exporteure und Investoren in ihrer internationalen Geschftsttigkeit von Interesse sind. Schrfen Sie unsere Perspektive auch in Zukunft und teilen Sie uns weiterhin so offen Ihre Meinung mit!

    Schwerpunkt dieser zweiten Ausgabe des AUSSENWIRTSCHAFT magazine ist Asien. Genauer eine Freihandelszone, die nahezu unbemerkt von europischen Wirtschaftstreibenden in den letzten Jahren zum Kernstck eines gigantischen gemeinsamen Marktes gewachsen ist: die sdostasiatischen ASEAN-Staaten mit 600 Millionen Einwohnern und einem jhrlich Wachstum von fnf Prozent. Die zehn Mitglieder des Verbandes sdostasiatischer Staaten erweitern gerade ihre Zollfreizone durch geschickte Freihandelspolitik um China und Indien. Was der Riesenmarkt fr Exporteure und Investoren bedeutet und welche geopolitischen Implikationen die Ausdehnung hat, lesen Sie in unserer spannenden Coverstory ab Seite 18.

    Konkurrenz knnte der Mega-Markt ASEAN plus zwei nur durch ein Projekt bekommen, das derzeit unter dem etwas sperrigen Krzel TTIP verhandelt wird: ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA. Was ein Abschluss fr Exporteure bedeuten wrde und was diesem bislang entgegenstand, lesen Sie in unserem Faktencheck ab Seite 8.

    Ich wnsche Ihnen eine kurzweilige Lektre mit der vorliegenden Ausgabe des AUSSENWIRTSCHAFT magazine und freue mich ber Ihre Anregungen ([email protected]).

    Walter Koren, AussenWirtschAft AustriA

    i m p r e s s u mMedieninhaber: service-gmbh der Wirtschafts-kammer sterreichherausgeber: Wirtschaftskammer sterreich / aussEn-WirtsChaft austria, Wiedner hauptstrae 63, 1045 Wien,t: +43/5/90 900-4321, E: aussenwirtschaft. [email protected]: http://wko.at/aussenwirtschaftchefredaktion: mag. rudolf loidlRedaktion AUSSEnwIRTSchAfT: gabriele schenkArt Direction und Layout: buero8, Wien Produktion: industriemagazin verlag gmbh, lindengasse 56, 1070 Wien, t: +43/1/585 90 00Druck: ferdinand berger & shne ges.m.b.h. Wienerstrae 80, 3580 hornAnzeigen: fCm firstclassmedia gmbh, firstClass mEdia a-1210 Wien, hhnersteig 11, +43/664/213 09 20, fax: +43/1/2533 099 2019Auflage: 25.000 Exemplare

    ExpEdition ExportmrZ 2014

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    3AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M r z 2 0 14

  • 438 DEAL DES MOnATS Warum ein Swarovski- Unternehmen Evakuierungstechnik nach Norwegen liefert.

    12 DIE GROSSE chAncE In Kasachstan bieten sich riesige Geschftschancen fr Maschinenbauer.

    30 PORTRT Wie der Waldviertler Maschinenbauer Volker Fuchs zum Liebling der Flugzeugindustrie wurde.

    8 TOP-ThEMA Was Sie ber das geplante EU-US- Freihandels- abkommen wissen mssen.

    magazine

    AUSSENWIRTSCHAFT

    18cOVERSTORY Super-Markt zwischen Super-Mchten Die ASEAN-Staaten werden zur weltweit grten Freihandelszone. Doch so gigantisch das Bndnis wirtschaftlich ist, so zwergenhaft ist es politisch.

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    4 AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M r z 2 0 14

  • inhalt

    E xtr a export serviceAussenWirtschAft AustriA fr sie39 expo milano die Weltausstellung 2015 wird so gewaltig wie ihr thematischer anspruch.

    42 top-mrkte untersttzung beim Einstieg in die unterschiedlichsten mrkte.

    44 Heier messeherbst der messekalender.

    mrZ 2014

    3 expedition export

    6 export-tren d s News und Fakten aus der Exportwirtschaft.

    8 top-tH ema EU-US-Freihandelsabkommen:

    nun soll weiterverhandelt werden. Was sie jetzt wissen mssen.

    10 barom eter Die Weltkonjunktur im berblick.

    12 die G ros se cHance Kasachstan: Mega-Markt fr Maschinenbauer.

    16 taG ebuc H Unser Mann in Kiew.

    18 coverstory ASEAN: supermarkt zwischen supermchten.

    26 ein markt u n d s ein e eiG en H eiten Kanada: europische umgangsformen

    und multikulturelle Vielfalt.

    28 u n s ere H eim Lic H en oLym pioniken Nach Sotschi: Die erfolgreichsten sterreichischen

    Wintersportartikelhersteller im berblick.

    30 Wie Hab en s ie da s G emacHt ? Volker Fuchs: hersteller von flugzeugtestgerten

    ber erfolg im export.

    34 Foru m Leserbriefe.

    36 export-experts 5 Fragen, 5 Antworten: experten beantworten

    fragen zu Mrkten und chancen.

    38 der deaL des monats Ein Swarovski-Unternehmen liefert

    evakuierungstechnik nach norwegen.

    39 export-servic e

    46 au stria i st b eraLL Bernhard Fragner ber die spannendsten

    events und die wichtigsten Veranstaltungen der vergangenen Wochen.

    50 so Wird s G emacHt Erfolgreich in Lettland: Welche folgen

    hat der euro-Beitritt?

    28 UnSERE hEIMLIchEn OLYMPIOnIKEn Nach Sotschi: Die erfolgreichsten sterreichischen Wintersportartikel-hersteller im berblick.

    5AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M r z 2 0 14

  • Export-trEndsnEWs und faKtEn

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    Wussten Sie, dass die spek-takulre Fitness-App Run-tastic ein sterreichisches Produkt ist? Selbst IT-Riese Google whlte fr die Prsentation sei-nes Nexus 7 Tablets und Android 4.3 im Vorjahr die Runtastic App. Grund genug fr das AuenwirtschaftsCenter Los Angeles, den WirtschaftsOskar 2014 in der Kategorie Spektakulres an die App-Erfinder zu verleihen. Anfang Mrz wurde zeitgleich mit den Film-Oscars der renommierte sterreichische Wirt-schaftsaward vergeben. Der US-A-Biz Award 2014 der Kategorie Investition ging brigens an die Vorarlberger Alpla-Werke Alwin Lehner GmbH, die mit Investitionen in drei Fertigungssttten

    in Kentucky und Missouri sowie in den Ausbau der Produktion in den Bundes-staaten Georgia, Iowa, New York, Ohio und Vermont 2013 ihre Position in den USA dramatisch ausgebaut hat. Die weite-ren WirtschaftsOskar-Gewinner: die Otto Bock HealthCare Products GmbH in der Kategorie Innovation mit der Vorstellung eines vllig neuartigen Kniegelenks, das im Vorjahr in den USA vorgestellt wurde. Die Kategorie Trendsetter gewann die Entec Biogas GmbH fr den Bau der ersten Speiserestanlage in den USA. Die Geis-linger GmbH setzte sich in der Kategorie Marktdurchdringung durch: Der Markt- und Innovationsfhrer aus Salzburg lie-fert Drehschwingungstechnologie fr die Schiefergasfrderung.

    WirtsChaFtsosKar 2014and tHe Winner is anfang mrZ WurdEn in hOllyWOOd diE OsCars vErliEhEn jEtZt sind auCh diE gEWinnEr dEr stErrEiChisChEn WirtsChaftsOsKars bEKannt.

    dEFl ation?nippons preisspiraLe was konomen der EZB die Sorgenfalten auf die Stirn treiben wrde, macht japanische Volkswirte glcklich. Die Verbraucher-preise zogen im Dezember im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozent an. Die Deflation, an der nippon seit den 80er Jahren zu leiden hatte, knnte jetzt endlich der Vergangenheit angehren, so die hoffnung der Japaner. Die drastische Abwertung des Yen im Zuge der Abenomics genannten wirtschaftspolitik von Minister-prsident Shinzo Abe drfte also wirkung zeigen.

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  • EU-rUs sl andeinseitiGe verHLtnisseKaum ist das olympische feuer ber Sotschi erloschen, treten auch die nicht ganz ausgewogenen handelsbe-ziehungen der EU mit Russland wieder in den Vorder-grund: wie das europische Statistikamt EUROSTAT errechnete, sind 80 Prozent der gesamten russischen Exporte in die EU dem Energiesektor (also Erdl- und Erdgaslieferungen) zuzuschreiben. Umgekehrt sind 85 Prozent der Exporte nach Russland Industriegter also Maschinen, Anlagen und Ersatzteile.

    FEEd FacH- Literatur

    Firmengrndung in singapurWas muss getan werden, um eine Niederlassung in Singapur zu grnden? Mit welcher rechtsform minimiert man risiken? Was bedeuten die Doppelbesteuerungsabkommen fr mein Unternehmen? Welche Lebenshaltungskosten erwarten mich in Singapur? Der druckfrische Fachreport ist ein Muss fr zuknftige Expats und Unternehmer mit Ambitionen im grten Markt der ASEAN.

    urbane technologien in spanienNachhaltigkeit in Verkehr und Mobilitt, der Energie versorgung und im Wasser und Abfallmanagement: Trotz Wirtschaftskrise boomen derartige Projekte auf der Iberischen Halbinsel. Einsichten in die aktuelle Marktlage, Projekte, Frdermanahmen, Entwicklungstrends und Ihre Marktchancen erffnet dieser Branchenreport. Eine Pflichtlektre fr Branchenexperten.

    Lnderreport chileWie Sie in Chile Geschfte machen, alles zum zoll und Auenhandelsregime, zu den Importbestimmungen bis hin zu praktischen Hinweisen fr reise und Aufenthalt lesen Sie im aktuellen Lnderreport Chile. Frisch aus der Druckerei!

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    JNNER 2014/27160

    AUSSEN WIRTSCHAFT UPDATE USA AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER NEW YORK JNNER 2014

    AUSSENWIRTSCHAFTFACHREPORTSINGAPUR

    FIRMENGRNDUNG UND STEUERN

    STANDORT SINGAPURRECHTSFORMENSTEUERRECHT, ARBEITSRECHTBEHRDEN, FACHBERATERLINKS

    AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER SINGAPURFEBRUAR 2014 / 27167

    AUSSEN WIRTSCHAFT LNDERREPORT CHILE AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER SANTIAGO JNNER 2014

    WEin-rEKordstsscHen!

    sanKtion sErlEiChtErUngEn potenZiaL im iran

    Trotz der schwachen Ernte sind die ster-reichischen Wein-exporte im vergan-genen Jahr um mehr als vier Prozent auf 137,5 Millionen Euro gestiegen. Aufgrund eines Einbruchs bei den billigen Fass-weinen und einem Anstieg der Flaschen-weinausfuhren stieg der durchschnittliche Exportpreis im Vor-jahr erstmals auf drei Euro je Liter. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag der Durch-schnittspreis nur bei 0,83 Euro.

    Zu Jahresbeginn sind Sanktionserleichterungen fr den Iran in Kraft getreten. Derzeit versuchen sterreichi-sche firmen im Iran fu zu fassen und sondieren die Lage, sagt der sterreichische wirtschaftsdelegierte in Teheran, Georg weingartner. Vor allem Gter aus dem Medizintechnikbereich und aus der Pharmazie werden im Iran nachgefragt. weingartner geht davon aus, dass ab Mitte des Jahres eine gewisse Rechtssicherheit fr heimische Exporteure eintreten knnte. Denn nach sechs Monaten luft die erste Befristung der Sanktions-erleichterungen ab. wenn diese Klippe umschifft ist, bietet das Land heimischen Exporteuren groes Po-tenzial. Grundstzlich beobachten wir, dass sich die iranische wirtschaft seit dem Amtsantritt von Prsident hassan Rohani stabilisiert, meint weingartner. Die Inflation ist stark gefallen, und auch die wechselkurse haben sich stabilisiert.

    teheran: seit Jahresbeginn Handelserleichterungen.

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  • Befrworter sagen ein Klagerecht von Konzernen gegen Staaten sei (als Ultima Ratio!) notwendig, um Investoren vor rechtlicher Willkr zu schtzen. In fast allen 2.800 weltweiten und 62 sterreichischen Investitions-schutzabkommen gebe es eine Klausel, wonach Unternehmen Staaten klagen knnen. sterreich ist allerdings noch nie geklagt worden.

    die vorteiLe des abkommensUnstrittig ist der Wegfall jener vielen Umstnde, die es auslndischen Herstellern schwerer macht als einheimischen, in einem Land etwas zu verkaufen, schafft einen enor-men Wohlstandsgewinn. Und zwar sowohl fr die Export- als auch die Importnation. Wie hoch dieser ausfllt, darber gehen die Meinungen auseinander. Befrworter sagen eine Studie der EU-Kommission sehe fr die EU-Wirtschaft ein Potenzial von rund 119 Milliarden Euro jhrlich und ein kon-tinuierliches hheres Wirtschaftswachs-tum von rund 0,5 Prozent in Europa. Nach einer Studie des deutschen IFO-Instituts (hnliche Zahlen fr sterreich existieren nicht) entstnden beim nrdlichen Nach-barn zustzlich 181.000 Jobs. Kritiker sagen die Methodik zur Berechnung der Wohl-standsgewinne, auf die Befrworter verwei-sen, sei fragwrdig. Ein Wachstumseffekt durch das Freihandelsabkommen sei hchstens marginal sprbar.

    das abkommenUnstrittig ist mit TTIP entstnde die weltgrte Frei-handelszone mit gut 800 Millionen Konsu-menten. Es geht dabei eigentlich nicht um Zollabbau, denn nur vier bis sieben Pro-zent des Waren- und Dienstleistungswer-tes im Handel zwischen EU und USA sind von Zllen betroffen. Hauptverhandlungs-punkte sind der Abbau von nichttarifren Handelsschranken. Denn unterschiedliche Normen, Standards und Gesetze von Gesundheits-, Lebensmittel- bis hin zu Umweltvorschriften stren den freien Warenverkehr.Kritiker sagen eine Harmonisierung von Normen, Standards und Gesetzen werde sich zwangslufig an den Interessen der Kon-zerne und Finanzinvestoren orientieren. Denn Harmonisierung bedeute, dass tendenziell der jeweils niedrigste bzw. wirtschaftsfreundlichste Standard aller Einzelstaaten als Basis fr die verbindliche Norm des Vertrags dienen wird.Befrworter sagen die Vielzahl an Normen, Vorschrif-ten und Verordnungen, die derzeit den freien Warenverkehr zwischen der EU und den USA behindern, sei kaum zu berblicken. Eine bersicht im Auftrag der EU-Kommission umfasst 197 Seiten. Die allermeisten davon sind historisch gewachsen, haben kaum mehr Nutzen fr den Verbraucher, verteuern aber die Costs of doing business und beschrnken den Marktzutritt. Daher braucht es ein Abkom-men wie das TTIP.

    die verHandLunGs - FHrunGUnstrittig ist die Verhandlungen wurden bislang un-ter Ausschluss der ffentlichkeit gefhrt. Nach massiver Kritik wurden die Gespr-che im kontroversiellsten Punkt, dem Thema Investitionsschutzklausel (Details siehe unten), unterbrochen und das Thema wurde ffentlich zur Diskussion gestellt. Kritiker sagen der Verhandlungsprozess sei trotz al-lem undemokratisch und intransparent. Lobbyvertreter der Industrie knnen ohne Beteiligung der nationalen Parlamente (und des EU-Parlaments) faktisch ohne

    es GeHt Gar nicHt um ZoLLabbau. nur nocH vier proZent des eu-Waren-stroms sind von ZLLen betroFFen.

    es Gibt ein potenZiaL von rund 119 miLLiarden euro jHrLicH und ein Wirt-scHaFtsWacHs-tum von rund 0,5 proZent.eine studie der eu-kommission

    demokratische Kontrolle einen rechtli-chen Rahmen verhandeln, der zuknftig demokratisch zustande gekommene Um-welt-, Sozial- oder Lebensmittelgesetze aushebelt.Befrworter sagen Verhandlungen zu Free-Trade-Abkom-men knnten unmglich vllig trans-parent ablaufen. Wenn gute Ergebnisse erzielt werden sollen, sei im Prozess ein gewisses Ma an Vertraulichkeit erforder-lich. Auerdem msse das Paket am Ende auch dem Europaparlament zur Zustim-mung vorgelegt werden.

    die investitions-scHutZkLauseLUnstrittig ist der Vertrag sieht ein Klagerecht von Konzernen gegen Staaten im Rahmen von Schiedsgerichtsverfahren vor. Wegen indirekter Enteignung sollen gegenber Krperschaften (auch knftige) Gewinne eingeklagt werden knnen, wenn Staaten durch ihr Handeln Gewinnerwartungen schmlern. Die Anzahl solcher Verfahren (im Rahmen anderer Freihandelsabkom-men) hat zuletzt stark zugenommen.Kritiker sagen die EU und die USA htten die bestent-wickelten rechtsstaatlichen Systeme welt-weit ein ber jenen Bereich hinausge-hender Schutz von Investitionen sei nicht notwendig. Zudem sei es verfassungs-rechtlich bedenklich, dass Schiedsgerichte (statt nationale Gerichte mit mehreren Instanzen) nationale politische Entschei-dungen (Lebensmittel-, Umwelt-, Sozial-gesetze) erzwingen.

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    +1,5 %

    produktions-kLimaDIE EInKAUfSMAnAGER-InDIZES der USA und Chinas fallen zu Jahresbeginn berraschend schlecht aus. In China droht sogar eine schrump-fende Produktion (Werte ber 50 bedeuten Ex-pansion). Der EMI der Eurozone stieg im Januar hingegen auf den hchsten Wert seit 2011.

    export-kLimaDAS ExPORT-BAROMETER* zeigt verstrkte Dynamik. Um 1,9 Prozent (Vorperiode: 1,07 %) haben die Ausfuhren zuletzt zugelegt. Mit Drittstaaten (Nicht-EU) ist sogar ein Anstieg von 2,7 Prozent zu verzeichnen.

    brancHen-kLimaIm weltweiten Branchenklimaindex der Volkswirte von Euler-Hermes dominiert die Farbe Orange: Stagnation, jedoch keine fundamentale Schwche.

    cHart des monatswAchSTUMSMOTOREn DER ERDE Die am strksten wachsenden Metropolregionen und ihr Anteil am Wirtschaftswachstum der OECD von 2000 bis 2010.

    argEntiniEnbiP/KOPf: 11.576 usd

    +2,3 %

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    das brutto- inLands- produktDie Whrungsturbulenzen in den Schwellenlndern schlagen auch auf die BIP-Schtzung des Economist* fr 2014 durch. Brasilien kann heuer nur noch 2,2 Prozent Wachstum erwarten, die Trkei rechnet mit einem Plus von 3,8 Prozent. 7,2 Prozent Wachstum fr China gelten als berraschend schwach.

    transport-kLimaAbkhlung im Welthandel signalisiert der BALTIc DRY InDEx, in sterreich deutet der wKO TRAnSPORTKOSTEnInDEx nicht auf fundamentale Schwche hin.

    Die Entwicklung der wichtigsten Whrungen zum Euro.

    russlandbiP/KOPf: 14.247 usd

    +2,9 %

    indOnEsiEnbiP/KOPf: 3.592 usd

    +5,4 %

    ChinabiP/KOPf: 6.067 usd

    +7,2 %

    jaPanbiP/KOPf: 46.736 usd

    +1,5 %

    Forex-kLima

    sdafriKabiP/KOPf: 7.507 usd

    +3,3 %

    EurOZOnEbiP/KOPf: 34.510 usd

    +1,0 %

    trKEibiP/KOPf: 10.609 usd

    +3,8 %saudi-arabiEnbiP/KOPf: 25.085 usd

    +4,0 %

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    Mrz Juni Sept. Dez.April Juli Okt. 2014Mai Aug. Nov. Feb.

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    wKO TRAnSPORTKOSTEnInDEx wird seit 1971 vom fachverband errechnet. bezugsquellen sind offizielle und ffentliche daten.

    aktueller Kurs seit 08/2013 seit 02/2013

    schweizer franken 1,22 1,06 % 0,63 %

    tschechische Krone 27,54 5,80 % 6,86 %

    Pfund sterling 0,83 3,85 % 3,33 %

    ungarischer forint 307,59 2,94 % 4,96 %

    indische rupie 84,75 4,78 % 15,13 %

    japanischer yen 136,78 4,50 % 7,64 %

    Polnischer Zloty 4,19 0,59 % 0,31 %

    rumnischer leu 4,45 0,73 % 1,75 %

    trkische lira 3,03 15,48 % 21,39 %

    us-dollar 1,35 2,11 % 0,04 %

    Chinesischer renminbi 8,2 0,24 % 1,22 %

    Quelle: Oenb

    australiEnbiP/KOPf: 67.723 usd

    +2,8 %

    dEutsChlandbiP/KOPf: 41.513 usd

    +1,7 %

    stErrEiChbiP/KOPf: 49.256 usd

    +1,4 %

    indiEnbiP/KOPf: 1.492 usd

    + 6,0 %

    sdKOrEabiP/KOPf: 32.272 usd

    + 3,4 %gyPtEnbiP/KOPf: 3.112 usd

    + 2,2 %

    BALTIc DRY InDEx wird von der baltic Exchange in london verffentlicht und gilt als wichtiger Preisindex fr das weltweite verschiffen auf standardrouten.

    11AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M r z 2 0 14

  • diE grossE ChanCEKasaChstan

    reiF Fr dieinseL?foto: aPa PiCturEdEsK

    kaschagan: Der KunstinselArchipel soll bald Herzstck der kasachischen Erdlfrderung sein.

    12 AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M r z 2 0 14

  • mittEn im KasPisChEn mEEr EntstEht Ein arChiPEl aus frdErinsEln, dEr mEtall- und

    masChinEnbauuntErnEhmEn gigantisChE gEsChftsChanCEn biEtEt.

    s hat fast minus 40 Grad, und die Vorstel-lung, dass hier auf einem knstlichen Ei-land mitten in der bitterkalten Kaspischen See im Sommer schon mal 40 Grad plus herrschen knnen, scheint absurd. Vor uns liegen mchtige Riffe, die, aus riesigen Steinplatten aufgeschttet, den Bohrin-seln vor uns Schutz vor Packeis bieten sol-len. Die nchtliche Beleuchtung verpasst der Szenerie einen unwirklich-gespensti-schen Schein. Willkommen in Kaschagan, dem Kunstinsel-Archipel, der schon bald das Kronjuwel der kasachischen Erdl-frderung sein soll.

    Von hier aus sollen bald jene elf Milliar-den Barrel l gefrdert werden, die im Meeresboden vermutet werden und (mit all den anderen Vorkommen) das Land Kasachstan zur Nation mit den zehnt-grten Erdlreserven der Welt machen. Noch ist das Kronjuwel ein ungeschliffe-ner Diamant. Doch schon 40 Milliarden Dollar wurden fr die ersten Vorarbeiten am Frderkomplex Kaschagan investiert,

    und wenn die kommerzielle Frde-rung 2015 beginnt, werden hier tglich 370.000 Barrel (ab 2016 sogar rund eine Million Barrel tglich) gefrdert. Der Bedarf an Maschinen, Frder-

    technik und Dienstleistungen, der dadurch entsteht, lsst sich nur

    schwer in Zahlen darstellen.

    reiF Fr dieinseL?

    von piotr dobroWoLski

    13AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M r z 2 0 14

  • diE grossE ChanCE

    investitionsbedarF. Eines ist klar: Den Bedarf an Frdertechnik, der ab 2014 hier herrscht, kann schon jetzt weder das Land noch die Region aus eigener Kraft bewltigen. Das Land sucht daher ganz gezielt nach Zulieferern fr die Erdl- und Erdgasindustrie. Erst krzlich hat sich der kasachische Maschinenbauverband an eine Vielzahl auslndischer Wirtschafts-vertretungen, darunter auch sterreich, gewandt, um fr Investitionen zu werben. Auf mehr als 400 Millionen Dollar wird der jhrliche Bedarf geschtzt. Von Krnen ber Pipelines, Laborausrstung bis zu Ventilen braucht das Land fast alles, was in irgendeiner Form fr die Erdlfrde-rung einsetzbar ist.

    Dass die Chancen fr sterreicher in Kasachstan gut sind, besttigt auch der sterreichische Wirtschaftsdelegierte in Almaty, Michael Mller: Der Erdlsektor ist ein Markt, der fr Sentimentalitten wenig Platz brig lsst. Insofern ist die Einladung an sterreichische Firmen so zu bewerten wie die Einladung an jeden anderen Investor. Allerdings wird sterreich in Kasachstan sehr stark mit Qualitt und Hightech verbunden und ist daher schon ein wichtiger potenzieller Kooperationspartner.

    Das Wort Kooperation ist hier ohnehin der Schlssel zum Erfolg. In Ausschrei-bungen wird immer ein sogenannter Local Content gefordert, erzhlt Mller. Also dass zum Beispiel mit lokalen Zu-lieferern zusammengearbeitet wird oder dass die Maschinen vor Ort gewartet wer-den. Die Einbindung von lokalen Partnern ist bei einem Engagement in Kasachstan

    daher immer ganz dringend zu emp-fehlen. Dann fllt es auch leichter, bei Ausschreibungen die so wichtige Local-Content-Anforderung zu erfllen.

    pioniere. Einige sterreichische Pio-niere sind inzwischen bereits erfolgreich vor Ort allen voran die OMV, die mit dem Erwerb der Petrom auch deren Aktivit-ten in Kasachstan bernommen hat. Auf vier Feldern in Westkasachstan frdert die OMV rund 12.000 Barrel pro Tag, was immerhin rund vier Prozent der welt-weiten Frdermenge des Unternehmens ausmacht.

    Auf die Spezifik eines Engagements in Kasachstan angesprochen, nennt OMV-Sprecher Johannes Vetter einen Punkt, den auch andere im Land ttige Unterneh-mer immer wieder erwhnen das eher knappe Angebot an technischen Fachkrf-ten: Eine besondere Herausforderung ist es, hoch qualifizierte Mitarbeiter dafr zu gewinnen, in fernab gelegenen Gebieten zu arbeiten. Was auch daran liegt, dass Kasachstan zwar immer mehr Ingenieure ausbildet, die Nachfrage aber noch schnel-ler steigt. Um gute Leute zu halten, sind daher Gehlter zumindest in europischer Grenordnung ntig.

    keine FurcHt. Auf hchster Ebene muss allerdings ohnehin eigenes Personal her: Auslndische Firmen mssen bereit sein, Managerkapazitten vor Ort einzusetzen auch deshalb weil die asiatisch geprgte Kultur es verlangt, dass auf gleicher Ebene kommuniziert wird. Es wre bei Gropro-jekten undenkbar, einen jungen Mitarbei-

    KasaChstan

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    savE thE datEaustria sHoWcase bei der kioGe 30. 9. bis 3. 10. 2014Im herbst dieses Jahres ist ein Austria Showcase sterreichischer Technologien fr die l- und Gasindustrie Kasachstans geplant. Er soll rund um die grte fachmesse Kasachstans, die KIOGE, stattfinden. Mehr Info unter: http://wko.at/aussenwirtschaft/KIOGE

    marKtanalysEkasacHstan bip-entWickLunGin Prozent

    2011 +7,5 %2012 +5,1 %2013 +5,0 %2014 +5,2 %2015 +6,1 %bip pro kopF 2014: 14.343 usd

    QuEllE: imf

    erdLproduktion in kasacHstanin Millionen Tonnen

    2011 812012 832013 832014 852015 952016 102QuEllE: bP statistiCal rEviEW Of thE WOrld EnErgy

    erdLreserven WeLtWeitin Prozent

    opec-Lnder 77,2russLand 5,6kasacHstan 3usa 2,1andere Lnder 12,1QuEllE: bP statistiCal rEviEW Of thE WOrld EnErgy

    kasachstan: Einige sterreichische Pioniere sind inzwischen bereits recht erfolgreich vor Ort.

    14 AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M r z 2 0 14

  • noch ist die insel in bau: Den Bedarf an Frdertechnik, der ab 2014 hier

    herrscht, kann weder das Land noch die region aus eigener Kraft bewltigen.

    marKtanalysE

    investitions-boom410 Millionen Dollar jhrlich: Der Aufbau der kasachischen erdl-produktion bietet riesige Geschfts-chancen. Die Branchen im berblick.in US-Dollar pro Jahr

    pipeline-rohre

    57 Mio.Zusatzequipment (Flanschen, Rohrbogen etc.)

    12,5 Mio.bohrrohre

    51 Mio. ventile, kompressoren, pumpen, turbinen

    119 Mio.Wrmetauscher

    2 Mio.elektrik (Stromleitungen, Transformatoren)

    34,9 Mio.prozesssteuerung

    46 Mio.it-equipment

    11 Mio.Laborausrstung

    4,4 Mio.instandhaltung, Wartung, service

    74 Mio.

    ter nach Kasachstan zu schicken, damit der einen Vertrag ausverhandelt, und der CEO kommt dann zur Vertragsun terzeichnung. Da muss von Anfang von CEO zu CEO verhandelt werden, sagt der sterrei-chische Wirtschaftsdelegierte Mller. So stlich-asiatisch der unbedingte Wunsch ist, vom Gegenber auf Augen-hhe behandelt zu werden, so postsowje-tisch-russisch geprgt ist allerdings nach wie vor die Verwaltung im Land. Als ber-aus gnstig bezeichnen die Lage in Ka-sachstan dort ttige sterreicher, darunter etwa Liebherr, der Krne nach Kaschagan

    liefert, oder Hoerbiger, der mit seinen Kompressoren im Land ist. Beim Brokra-tieabbau, so lautet allerdings der Tenor, knne das Land noch Fortschritte ma-chen. Zum Teil hat es sie schon gemacht. Michael Mller meint jedenfalls: Man sollte sich vor Kasachstan nicht frchten. Bei richtiger Markteinschtzung, guter Vorbereitung und passendem Part-ner vor Ort ist hier viel mglich.

    Fragen, anregungen, kritik? sie erreichen den autor per mail an: [email protected]

    15AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M r z 2 0 14

  • tagEbUChunsEr mann in

    kieWWiE dEr WirtsChaftsdElEgiErtE in KiEW, hErmann OrtnEr,

    inmittEn dEr maidan-unruhEn diE gEsChftE aufrECht Erhlt.

    10. Februar, 8.00 Uhr Es ist eiskalt, die Straen sind spiegel-glatt. Nicht ungewhnlich fr Kiew zu dieser Tages- und Jahreszeit. Doch sonst ist nichts gewhnlich in den Straen, die mich ins Bro fhren. Ich passiere die zum Maidan-Platz fhrende abgesperrte Khreshchatyk-Strae. berall Barrika-den, Sicherheitskrfte, dick eingepackte Demonstranten. Was normalerweise ein logistischer Vorteil ist das Auenwirt-schaftsCenter Kiew ist mitten im Zentrum und fr sterreichische Geschftsleute sehr leicht zu erreichen , schafft nun Probleme. Der Broweg ist nicht immer einfach zu bewltigen.

    Was die Betrachter der Nachrichtenbil-der daheim nicht realisieren, ist, wie sehr die Menschen brigens jeder politischen Einstellung bemht sind, allen Protesten zum Trotz die Normalitt des Alltags so gut wie mglich weitergehen zu lassen. So lautet auch die Devise unseres Teams, das gerade hier im Bro eintrifft: Business as usual.

    8.30 UhrBrobeginn. Wir starten mit der Durch-sicht aktueller Anfragen sterreichischer Unternehmen. Nicht nur das politische, auch das Geschftsklima ist derzeit sehr angespannt. Die Anliegen der Firmen betreffen also erwartungsgem ins-besondere Probleme, die sich bei ihrer Geschftsttigkeit in der Ukraine erge-ben. Die genauen Arbeitsablufe und Re-chercheergebnisse zu frheren Anfragen werden mit den einzelnen Mitarbeitern besprochen.

    10.00 UhrDie Handelsrte der EU-Lnder treffen einander regelmig in den Rumlich-keiten der Europischen Delegation in Kiew. Da das AuenwirtschaftsCenter Kiew im Gastland formell Teil der ster-reichischen Botschaft ist, nehmen wir auch die Aufgaben eines Handelsrates wahr. Trotz des schwierigen Umfelds: Wir besprechen aktuelle wirtschaftspolitische Themen, neue wirtschaftsrelevante Re-gelungen und geschftliche Problemflle von allgemeinem Interesse. Und wir stim-men teilweise gemeinsame Vorgangswei-sen bei Interventionen ab.

    12.00 UhrWir sind rund 20 Personen, die einan-der in der separaten Rumlichkeit eines Restaurants nahe dem Dnjepr treffen. Der Austrian Business Circle findet trotz der unangenehmen ueren Umstnde statt das AuenwirtschaftsCenter Kiew organisiert diese Netzwerktreffen regel-mig fr die lokalen Niederlassungsleiter und Vertreter sterreichischer Firmen so auch an diesem Tag.

    Politik ist natrlich auch hier ein Thema. Der sterreichische Botschafter gibt uns einen kurzen Bericht ber die ak-tuelle Situation. Dann geht es zurck zum eigentlichen Kern des Treffens: Nach einem Abriss wirtschaftsrelevanter Informatio-nen von meiner Seite folgt der Vortrag eines uns gut bekannten Steuerberaters zum Thema Compliance mit anschlieen-der angeregter Diskussion. Den Austrian Business Circle auch jetzt beizubehalten ist wichtig. Die Teilnehmer erhalten hier

    nicht nur fachspezifische Informationen: Im gemeinsamen Kreis knnen Anliegen, Ideen und auch Probleme errtert werden.

    15.00 UhrRckfahrt ins Bro. Manche zentrums-nahen Straen sind infolge der anhal-tenden Unruhen nicht passierbar. Die steileren Straenverbindungen zurck ins Zentrum sind zudem wegen Gltte mit Vorsicht zu genieen der Weg ins Auen-wirtschaftsCenter gestaltet sich also etwas langwierig.Danach geht es weiter mit der Broarbeit mit Telefonaten, Besprechungen und schriftlichen Informationen an ster-reichische Unternehmen. Die Anliegen sterreichischer Firmen stehen im Vor-dergrund, doch angesichts der aktuellen Situation in der Ukraine geht es auch um die enge Zusammenarbeit mit sterrei-chischen Medien. Neben der politischen Berichterstattung steht fr viele von ihnen auch die Geschftsttigkeit sterreichi-scher Firmen in der Ukraine im Fokus.

    18.30 UhrEs sind intensive Tage in Kiew. Aber auch spannende, abwechslungsreiche Tage. Ein solcher Arbeitstag geht nun langsam zu Ende, und jetzt ist Zeit und Mue, sich mit Zeitungsnotizen und aktu-eller Medieninformation ber das Tages-geschehen zu beschftigen

    DIESER TAGEBUCHEINTRAG ENTSTAND ZU REDAKTIONSSCHLUSS AM 17. FEBRUAR, BEVOR DIE LAGE AM MAIDAN ESKALIERTE.

    Hermann ortner Wirtschaftsdelegierter in Kiew

    vul. Kruglouniversytetska 35 Office 31, 11. Stock 01024 Kiew Ukraine

    http://wko.at/aussenwirtschaft/ua [email protected] Tel.: +380 44 220 35 40 Fax: +380 44 220 35 41

    business as usual inmitten der unwgbarkeiten am maidan-platz: Die Austrian Business Circles finden weiterhin statt.

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  • 17AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M r z 2 0 14

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  • CovErstory asEan

    diE asEan-staatEn WErdEn Zur grsstEn frEihandElsZOnE dEr ErdE: fast 600 milliOnEn KOnsumEntEn, Ein biP-WaChstum vOn fnf PrOZEnt und OffEnE grEnZEn mit China und indiEn lOCKEn invEstOrEn. auCh POlitisCh sOll dEr ZOllvErEin ZusammEnWaChsEn. Ob da diE rEgiOnalmaCht China mitsPiElt?von rudoLF LoidL und cLemens coudenHove

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    18 AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M r z 2 0 14

  • die Flagge der asean-staaten: zehn stilisierte gelbe reisrispen symbolisieren die Mitgliedsstaaten.

    super-marktZWisChEnsuper-mcHten

    19AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M r z 2 0 14

  • CovErstory

    s htte ein historischer Akt werden kn-nen. Htte. Doch er scheiterte an einem der kleinsten Mitgliedslnder, an Kambo-dscha. Zum ersten Mal seit der Grndung der Association of South East Asian Na-tions (ASEAN) im Jahr 1967 gingen die Mitglieder eines Gipfeltreffens im Disput auseinander. Und das obwohl man sich in jenen Julitagen 2012 auf wahrlich Histori-sches einigen konnte: Die ASEAN-Staaten, jene Zollfreizone von zehn sdostasiati-schen Lndern, verpflichten sich zu einer Menschenrechtserklrung, bindend selbst fr autoritre Regimes wie Myanmar oder Laos. Mehr noch: Man legte auf dem Gip-fel den Grundstein fr eine gigantische China, Japan, Sdkorea und Indien umfas-sende Freihandelszone.

    Ein klitzekleines Detail htten sich die Verhandler der Philippinen und Vietnams noch gewnscht: eine Mahnung, im Terri-torialstreit mit China um ein paar Inseln im Sdchinesischen Meer nur friedliche Mittel zuzulassen. Es wre ein eher symbolischer Akt der Solidaritt der ASEAN-Staaten gegen den zunehmend selbstbewusst auftretenden Nachbarn China gewesen. Doch nicht einmal auf einen symbolischen Allgemeinplatz konnte man sich einigen: Kambo d scha und Myanmar, die beiden Mitgliedslnder der Union in der politi-schen Voliere chinesischer Wirtschaftshilfe, verweigerten die Unterschrift und lieen die Gipfelerklrung letztlich platzen.

    FLaGGe und Hymne. Kaum eine Episode macht deutlicher, um welch poli-tischen Dumling es sich bei der Staaten-gemeinschaft ASEAN handelt. Das hoch-gradig heterogene Gebilde (Details siehe Kasten ASEAN was ist das?) umfasst junge Demokratien, Monarchien, kommu-nistische Regimes und autoritre Staaten. Aber auch wirtschaftlich sind die Unter-schiede krass: Das jhrliche Pro-Kopf-Einkommen schwankt zwischen 800 und 50.000 Dollar. Doch aller politischer Wich-telhaftigkeit zum Trotz: Die Zollfreizone ist ein wirtschaftlicher Koloss. Mehr als 600 Millionen Menschen leben innerhalb ihrer Grenzen, Tendenz stark steigend. Das durchschnittliche Wirtschaftswachs-tum betrgt rund fnf Prozent.

    Und man hat ambitionierte politische Ziele: Noch 2015 soll eine sogenannte ASEAN Community mit zahlreichen Sulen entstehen, von denen die ASEAN Political Security Community (APSC), die ASEAN Economic Community (AEC) und die ASEAN Socio-Cultural Commu-nity (ASCC) die wichtigsten sind. Unter ASEAN Connec tivity sind aufwndige regionale Transportinfrastrukturprojekte geplant, mit der Initiative for ASEAN Integration sollen schwchere Mitglieds-staaten wie Kam bodscha, Laos, Myan-mar und Vietnam (kurz CLMV-Staaten) gefrdert werden. Seit Kurzem soll auch eine Flagge und eine Hymne (The ASEAN Way) der Gemeinschaft Identitt verleihen.

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    singapur: Finanzzentrum des hochgradig inhomogenen Wachstumsmarktes der ASEANStaaten.

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  • nur moraLiscHer druck. Das Wort Absichtserklrung ist der Schls-selbegriff, wenn es um die Politik der ASEAN geht. Denn supranationale Insti-tutionen wie sie uns Europern mit dem Europischen Rat, dem Europischen Parlament oder der Kommission ein Begriff sind gibt es im Verband Sdost-asiatischer Natio nen nicht. Ein personell unterbesetztes Sekretariat in Jakarta hat vor allem die Aufgabe, die ber hundert jhrlichen Meetings des Staatenbundes vorzubereiten. Diese sind tatschlich Mo-tor und Lenkungsorgan der Integration. Das wichtigste Treffen ist der East Asia Summit (EAS) mit den zehn Regierungs-chefs, die auch den Turbo der Staatenge-meinschaft, die ASEAN Free Trade Area

    (AFTA), znden. Seit 2006 gilt fr die sechs hher entwickelten Staaten Brunei, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singa-pur und Thailand, dass 99 Prozent aller Produkte annhernd zollfrei gehandelt werden knnen. Mit 2015 soll die AFTA fr diese Lnder auch auf Dienstleistun-gen ausgedehnt werden. Ebenfalls kom-mendes Jahr soll die Freihandelszone (mit Ausnahme der Dienstleistungen) auf die vier rmeren Mitgliedsstaaten Vietnam, Myanmar, Kambodscha und Laos ausge-dehnt werden.

    nicHteinmiscHunG. Doch ganz so freizgig wie jenen der EU darf man sich den gemeinsamen Markt der ASEAN-Staa-ten nicht vorstellen. Denn einem Wild-

    WissEn

    asean Was ist das?Krasse heterogenittASEAn wurde 1967 von Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur und Thailand gegrndet offiziell um wirtschaftliche, soziale, technische, wissenschaftliche und kulturelle Zu-sammenarbeit zu vertiefen. Tatschlich war die Grndung sicherheitspolitisch motiviert. Der Vietnamkrieg und die furcht vor einer Ausbreitung des Kom-munismus lieen die Grndungsstaa-ten zusammenrcken. In den 1990er Jahren wurde die Staatengemeinschaft um Brunei, die Philippinen (ASEAn-6) sowie um die als cLMV abgekrzten Entwicklungslnder Kambodscha, Laos, Myanmar und Viet nam erweitert. wichtigstes Merkmal der ASEAn ist de-ren krasse heterogenitt: Junge Demo-kratien, Monarchien, kommunistische Regimes und autoritre Staaten sind dabei. Und das Pro-Kopf-Einkommen schwankt zwischen 50.000 Dollar in Singapur und 800 Dollar in Myanmar, dem ehemaligen Burma. Gemeinsam sind es mehr als 600 Millionen Men-schen, Tendenz stark steigend. Das durchschnittliche wirtschaftswachs-tum betrgt mehr als fnf Prozent.

    Die AseAn-staaten

    Indonesien

    Malaysia

    Philippinen

    Singapur

    Thailand

    Brunei

    Kambodscha

    Laos

    Myanmar

    Vietnam

    21AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M r z 2 0 14

  • CovErstory

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    inseLstreit, tpp-disput: die umarmunG der asean-staaten durcH die reGionaLmacHt cHina GLeicHt mancHmaL einem WrGeGriFF.

    asean-treffen sind sinnbild der politischen schwche: vordergrndige Harmonie tatschliche Uneinigkeit.

    wuchs an technischen und rechtlichen Vorschriften sogenannten nichttarifren Handelshemmnissen, die lokale Mrkte schtzen sollen kann in der AFTA-Zone nichts entgegengesetzt werden. Je str-ker die Tendenzen werden, den Markt zu liberalisieren und zu harmonisieren, desto strker werden die Tendenzen der Lnder, sich Ausnahmeregeln ber nichttarifre Handelshemmnisse herauszuverhandeln, sagt Gustav Gressel, Wirtschaftsdelegier-ter in Bangkok. Und dagegen gibt es inner-halb der ASEAN keinerlei Sanktionsmg-lichkeiten. Es existiert nur das Mittel des moralischen Drucks, sagt Gressel.

    berhaupt: Das Prinzip der Nichtein-mischung in innere Angelegenheiten wird auch innerhalb der ASEAN hochgehalten. Einerseits weil das Voraussetzung bei der Grndung war um die hochgradig inho-mogenen politischen Systeme in Einklang zu bringen , andererseits aber auch aus historischen Grnden, wie Gustav Gressel betont: Bis auf Thailand waren alle diese Lnder einmal Kolonie oder Protektorat. Das sitzt noch tief. Man will da einfach niemanden ber sich respektieren.

    Andererseits: Die Erwartungen der einzelnen Mitgliedslnder an die AFTA sind auch sehr, sehr hoch, sagt Oskar Andesner, sterreichischer Wirtschafts-delegierter in Peking, der zuvor lange in Thailand und Indonesien ttig war. Der Inter-ASEAN-Handel ist in allen Mit-gliedslndern Nummer eins, das heit, man schtzt auch innerhalb der ASEAN-Staaten die Bedeutung der Freihandels-zone fr den Wohlstand sehr hoch ein, meint Andesner. Dass daraus in Zukunft auch der Wille zu grerer politischer Einigung keimt, ist nicht auszuschlieen. Immerhin ist die EU trotz Imageschram-men im Zuge der Eurokrise das wich-tigste Vorbild fr die geplante Integration der ASEAN-Staaten.

    Werkbank cHinas. Wirtschaftlich positionieren sich besonders die rmeren CLMV-Staaten als gnstige Produktions-standorte. Beispiel Vietnam: Der lang-gestreckte Kstenstaat ist heute der wichtigste Schuhexporteur fr die EU. Samsung baut seine Galaxy-Gerte in Viet nam. Die Lhne betragen rund 30 Prozent von jenen in China. Als verln-gerte Werkbank gilt Vietnam speziell bei lohnintensiver Produktion mittlerweile auch fr China. Vermehrt werden Produk-tionsstandorte in ASEAN-Lnder verlegt, weil in den Ballungsrumen im Reich der Mitte die Lhne mittlerweile hher sind als in so manchem mittelosteuropischen EU-Mitgliedsland. Wenn es um Investi-tionen geht, spricht die Infrastruktur al-lerdings noch immer eindeutig fr China. Da hinken Vietnam und Indonesien noch nach, sagt Oskar Andesner.

    Die Produktionsverlagerung aus China fllt den Unternehmern auch deshalb mitt-lerweile leicht, weil die ASEAN-Staaten ber ein Freihandelsabkommen mit dem Reich der Mitte verbunden sind. Anfang 2010 trat das ASEAN-China Free Trade Agreement in Kraft, eine historische Ver-einbarung, erlutert Andesner. Fr knapp 90 Prozent aller gehandelten Gter der ASEAN-Staaten und Chinas entstand so ein Binnenmarkt mit knapp zwei Milliar-

    EvEnt- highlights 2014

    asean Fr exporteure

    podiumsdiskussion Vietnams Transformationsprozess chancen fr sterreichs wirtschaft?

    14. 3. 2014 Diplomatische Akademie wien Anmeldung: www.da-vienna.ac.at/events

    austria sHoWcase Ministerreise Doris Bures nach Indonesien/Myanmar

    5. bis 8. Mai 2014 Mehr Information: http://wko.at/aussenwirtschaft/bmvit

    podiumsdiskussion ASEAn 2015 neuer wirtschaftsblock mit neuen chancen?

    24. 6.2014 wirtschaftskammer sterreich Anmeldung: www.wko.at/exporttag (findet im Rahmen des sterreichi-schen Exporttages statt)

    ihr ansprechpartner fr die asEan-mrkte in Wienhans-Jrg hrtnagl tel.: 05/90 900-4429

    [email protected]

    22 AU S S EN W I RT S C H A F T m a g azi n e | M r z 2 0 14

  • den Menschen und einem internen Han-delsvolumen von 470 Mil liarden Dollar. Nach der EU und der nordamerikanischen NAFTA ist dies mittlerweile der dritt-grte Handelsblock am Globus.

    HeimLicH-manver. Dass die Um-armung der ASEAN-Staaten durch die Regionalmacht China manchmal einem Wrgegriff und ab und zu auch einem Heimlich-Manver gleicht, offenbart eine Begebenheit vor einigen Wochen. Unmittelbar nach dem ASEAN-Gipfel in Brunei reiste Chinas Staatschef Xi Jinping vergangenen November nach Jakarta, um dort als erster auslndischer Staatschef berhaupt vor dem indonesischen Parla-ment zu sprechen. Die diplomatische Welt hielt den Atem an: Das grte und bedeu-tendste ASEAN-Land Indonesien gewhrt nicht etwa dem Staatschef eines Mitglieds-staates, sondern dem Generalsekretr der chinesischen KP eine solch hohe Ehre. Der Grund fr die Charme offensive: ein grozgiges 21-Milliarden-Dollar-Inves-titionspaket aus China, das wiederum im Gegenzug fr die Weigerung Indonesiens, sich dem Freihandelsabkommen TPP (Trans-Pacific Partnership), anzuschlie-en, geschnrt wurde. Das Freihandels-abkommen TPP, an dem Australien, Chile und Kanada, aber auch die ASEAN-Staa-ten Singapur, Vietnam und Malaysia sowie die USA teilnehmen, wird international als Gegengewicht zur Regionalmacht China verstanden. In Peking sieht man TPP ganz klar als antichinesischen Pakt.

    bimstec. Da gestaltet sich das Verhlt-nis mit der anderen Regio nalmacht Indien diplomatisch weitaus entspannter. Dafr ist es wirtschaftlich ausbaufhig. 20 Jahre, nachdem Indien seine Look East-Politik definierte, zwei Jahre nachdem daraus die Act East-Politik wurde, Qu

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    im detaiL Die Analysen unserer spezialisten vor Ort

    Volker Ammann Wirtschaftsdelegierter in singapur [email protected]

    sinGapurBIP-wachstum 2013: 3,7 %BIP-wachstum 2014 (Schtzung): 50 %BIP pro Kopf: 49.180 USDchancenreiche Sektoren:Technologien und Lsungen fr die sauberen Stdte von morgen, Sicher-heitstechnologie, Design/Lifestyle

    Volker Ammann ber singapur: Singapur ist Asia light, eine euro-pisch tickende Stadt mitten in Asien ideal fr den Einstieg nach Fernost.

    clemes Machal Wirtschaftsdelegierter in jakarta [email protected]

    indonesienBIP 2013 (Schtzung): 5,1 %BIP 2014 (Schtzung): 5,4 %BIP pro Kopf 2013: 5.133 USDchancenreiche Sektoren:Infrastruktur / v. a. Eisenbahnsektor, Elektrizitts- und Alternativenergie, Medizintechnik

    clemens Machal ber indonesien:Indonesien befindet sich auf der ,berholspur und hat allein durch seine 240 Millionen Einwohner und den Rohstoffreichtum ein enormes Potenzial.

    werner Somweber, Wirtschaftsdelegierter in Kuala lumpur [email protected]

    maLaysiaBIP-wachstum 2013: 5,0 %BIP-wachstum 2014 (Schtzung): 5,1 % BIP pro Kopf 2013 : 10.429 USDchancenreiche Sektoren:Energiewirtschaft, l- und Gas industrie, Bau und Infrastruktur, Eisenbahntechnologie, Automobil industrie, Kunststoff industrie

    werner Somweber ber malaysia:Malaysia ist ein Investitionsstandort: liberale Wirtschaftspolitik, stabile poli-tische Strukturen, Investitionsanreize sowie die exzellente Infrastruktur.

    bruneiBIP-wachstum 2013: 2 %BIP-wachstum 2014 (Schtzung): 5 %BIP pro Kopf 2013: 55.000 USDchancenreiche Sektoren:Papier, Mess- und Prfgerte, Sicher-heitstechnik, Grne Technologien

    werner Somweber ber brunei:Dank seiner l- und Gasindustrie ist das Sultanat Brunei eines der reichsten Lnder der Welt. Schlsselsektoren sind Bildung, IT, Verkehr und erneuer-bare Energien.

    Lisa Kocsak Wirtschaftsdelegierte in manila [email protected]

    pHiLippinenBIP-wachstum 2013: 6,9 %BIP-wachstum 2014 (Schtzung): 7,32 %BIP pro Kopf: 4.631 USDchancenreiche Sektoren:Erneuerbare Energien, Bau und Infrastruktur, Gesundheit und Medizintechnik

    Lisa Kocsak ber die Philippinen:Mit einem BIP-Wachstum von 6,9 Prozent sind die Philippinen einer der dynamischsten Wachstumsmrkte der ASEAN. Konsum- und Baubranche sind die Wirtschaftsmotoren.

    verlngerte Werkbank: Offene Grenzen mit China machen einige ASEANStaaten zum ziel von Produktionsverlagerungen.

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    Fragen, anregungen, kritik? sie erreichen den autor per mail an: [email protected]

    scheint Indien jetzt endlich die Tr zu den Nachbarn in Sdostasien aufzumachen, sagt Wolfram Moritz, Wirtschaftsdelegier-ter in New Delhi. Ein Freihandelsabkom-men mit dem Verband Sdostasiatischer Nationen, das seit 2010 existiert und bisher nur auf rund 4.000 Produkte ange-wandt wird, soll ab 2015 stark ausgewei-tet werden und auch den Austausch von Dienstleistungen und lnderbergreifende Investitionen umfassen. Immerhin: Nach der EU, den USA und China ist ASEAN mit 80 Milliarden Dollar der viertwichtigste Handelspartner fr Indien. Noch vor dem neuen Lieblings projekt der indischen Fh-rung: dem Handelsbndnis BIMSTEC, das 2017 in eine Zollfreizone mnden soll. Der Bay of Bengal Initiative for Multi-Sectoral Technical and Economic Cooperation gehren Bangladesch, Bhutan, Myanmar, Nepal, Sri Lanka und Thailand an.

    abGebLitZt. Einige ASEAN-Staaten erhoffen sich von dem erstarkten Ost-engagement Indiens auch Verschiebungen in der regionalen Machtbalance. So drng-ten etwa Vietnam und die Philippinen beim letzten ASEAN-Indien-Gipfel im Dezember des vorvergangenen Jahres auf ein Machtwort Indiens im Inselstreit mit China. Der energiehungrige Subkontinent hat vitales Interesse an freien Seewegen im chinesischen Meer und, wie China, geopolitische Ambitionen. Ein indischer Schutzschirm, wie symbolisch auch im-mer, ber die Seestraen der ASEAN wre daher nicht ganz abwegig gewesen. Wre. Denn der indische Auenminister Salman Kurshid lie die Verhandler Vietnams und der Philippinen abblitzen. Lokalkon-flikte mssen lokal gelst werden, sagte Kurshid in ziemlich undiplomatischer Klarheit. Es htte ein historischer Akt werden knnen. Htte. Doch er scheiterte am bevlkerungsreichsten Staat der Erde. Und an der Idee, dass der Wettbewerb von Konsumgtern allemal sinnvoller ist als jener von Korvetten.

    Gustav Gressel Wirtschaftsdelegierter in bangkok [email protected]

    tHaiLandBIP-wachstum 2013: 4 %BIP-wachstum 2014 (Schtzung): 5 %BIP pro Kopf: 5.880 USDchancenreiche Sektoren:Infrastruktur, Maschinen, chemika-lienhandel, Medizin-/Umwelt-/Sicherheitstechnik, Industrie-anwendungen, Schmuck

    Gustav Gressel ber thailand:Trotz der volatilen innenpolitischen Lage ntzen immer mehr internatio-nale Firmen Thailand als ihren Stand-ort fr die ASEAN.

    myanmarBIP-wachstum 2013: 5 %BIP-wachstum 2014 (Schtzung): 5,4 %BIP pro Kopf: 915 USDchancenreiche Sektoren:Infrastruktur, Energie, Medizin, Ausbildung, Maschinen, Papier, Kunststoff

    Gustav Gressel ber myanmar:Das rohstoffreiche Land bietet groe Mglichkeiten fr Firmen, die bereit sind, ein kalkulierbares Risiko einzugehen.

    LaosBIP-wachstum 2013: 8 %BIP-wachstum 2014 (Schtzung): 8,3 %BIP pro Kopf: 1.490 USDchancenreiche Sektoren:Anlagen fr Energie und Landwirt-schaft, Infrastrukturprojekte, Medizintechnik

    Gustav Gressel ber laos:Die laotische Wirtschaft ist noch in den Anfangsstadien ihrer Entwicklung. Der Agrarsektor spielt fr die Wirt-schaft noch eine bedeutende Rolle.

    kambodscHaBIP-wachstum 2013: 7 %BIP-wachstum 2014 (Schtzung): 7,4 %BIP pro Kopf: 1.015 USDchancenreiche Sektoren:Anlagen fr Energie und Landwirt-schaft, Infrastrukturprojekte, Maschinen, Pharmazeutika

    Gustav Gressel ber Kambodscha:Europische Investorengruppen begin-nen Kambodscha als kostengnstiges Produktionsland zu entdecken.

    vietnamBIP-wachstum 2013: 5,3 %BIP-wachstum 2014 (Schtzung): 5,6 %BIP pro Kopf: 1.890 USDchancenreiche Sektoren:Energie, Medizinsektor, Maschinen- und Anlagen fr Stahl-/Kunststoff-/Papiersektor und die chemische Industrie

    Gustav Gressel ber vietnam:Vietnam ist eines der wirtschaftlich aussichtsreichsten Lnder Sdost-asiens. In naher Zukunft tun sich auch im Bereich der Konsumgter Chancen auf.

    marKtanalysE

    im detaiL Die Analysen unserer spezialisten vor Ort

    CovErstory

    indien: Einen Schutzschirm gegen chinesische Ambitionen wird es fr die ASEANStaaten nicht geben.

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    Das groe Vorbild der ASEAn-Staaten ist die Europische Union. hat die Zollunion das Potenzial, ebenso zur geopolitischen Gromacht aufzusteigen?CHRISTOPHER DEVONSHIRE-ELLIS: ASEAN ist eine Handels-institution, die sich aus unter - schiedlichen Lndern mit unterschiedlichen wirtschaft-lichen, religisen und politi-schen Grundlagen zusammen-setzt. Sie wird sich meiner Einschtzung nach nie wie eine Nation verhalten.Das knnte man von der EU auch behaupten Die ASEAN-Staaten sind weit-

    Was ASEAN anbieten kann, ist etwas, das weder China noch die USA knnen: eine starke Mischung aus billigen Arbeitskrften und einer wach-senden Zahl an Konsumenten. In Vietnam oder den Philip-pinen leben gut ausgebildete Menschen. Daneben existieren stark wachsende Verbrau-chermrkte wie Malaysia, Indonesien und Thailand. Au-erdem lsst sich bei all jenen Lndern, die erst beginnen, den Weg der Industrialisierung einzuschlagen zum Beispiel Myanmar und Kambodscha enormes Wachstumspotenzial feststellen. Ein verbindendes globales Weltklassefinanzzen-trum in Singapur ist da nur das Schlagobershubchen. Vor allem die weniger ent-wickelten ASEAn-Staaten werden zunehmend zur ver-lngerten werkbank chinas. was bedeutet das fr west-liche Investoren?Es ist schon irgendwie ein Rt-sel: Der Verbrauchermarkt in China wchst, also will man vor Ort sein und seine Pro-dukte verkaufen, aber gleich-zeitig werden die Lohnkosten ein Problem. Tatschlich ist der Anstieg der Lohnkosten von zehn Prozent im Jahr untrag-bar. Und ASEAN hat eine nette Lsung: ein Freihandelsab-kommen mit China. Jetzt lsst

    so eine GeLeGenHeit Gab es nocH nie

    asiEnExPErtE ChristOPhEr dEvOnshirE-Ellis bEr das POtEnZial dEr asEan-staatEn und Wann EurOPEr liEbEr glEiCh naCh viEtnam als naCh China gEhEn sOlltEn.

    zUr pErsonchris Devonshire-Ellis ist Mitbegrnder des renommierten Beratungsunternehmens Dezan Shira und Associates, das auf auslndische Direktinvestitionen in Asien spezialisiert ist.

    aus heterogener als die Staaten der EU. Die Grundwerte der EU, Demokratie und Men-schenrechte, sind im Gegensatz zu den ASEAN-Staaten in allen Mitgliedsstaaten verwirklicht. Mit Indonesien ist das weltweit bevlkerungsreichste islami-sche Land, mit Thailand jene Nation, die sich als Mutterland des Buddhismus versteht, ASEAN-Mitglied. Die Philippi-nen sind groteils christlich. Das birgt vielfltige Chancen aber auch vllig unterschied-liche Interessenlagen. was kann denn die ASEAn-Region, was andere nicht knnen?

    sich in Vietnam, wo die Lhne etwa 30 Prozent unter jenen in China liegen, produzieren und zollfrei ber die Grenze nach China liefern. wann ist es sinnvoll, statt nach china gleich nach Vietnam oder Indonesien zu gehen?Die allgemeine Daumenregel besagt, dass wenn die Produk-tion rund 70 Prozent dessen erreichen kann, was mit der Produktion in China mit seiner weitaus besseren Infra-struktur mglich ist, dann ist es wirtschaftlich sinnvoll, von China nach Vietnam oder in andere ASEAN-Staaten wie Indonesien zu gehen.nicht nur china hat ein frei-handelsabkommen mit ASEAn, auch Indien. Da ent-steht ein gigantischer Markt In der Tat. Mit den ASEAN-Freihandelsabkommen mit Indien und China werden zwei gigantische Verbrauchermrkte fr ASEAN-Lnder geffnet. Derzeit geht man von einer chinesischen Mittelklasse von 250 Millionen Menschen aus, etwa gleich viel wie in Indien. Zwar wird der chinesische Mittelstand schneller wachsen als der indische, aber trotz allem: Eine halbe Milliarde Konsumenten des Mittelstan-des lassen sich jetzt von einem Produktionsstandort in ASEAN aus erreichen. Eine derartige Gelegenheit gab es noch nie.

    christopher devonshire-ellis ist auf auslndische Direktinvestitionen in Asien spezialisiert.

    eine HaLbe miLLiarde konsumenten des mitteLstandes Lassen sicH jetZt von einem produktions- standort in asean aus erreicHen.

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    auF auGenHHeEurOPisChE umgangsfOrmEn und multiKulturEllE

    viElfalt: businEss in Kanada hat nur WEnig mit gEsChftEn in dEn usa Zu tun.

    Von Bernhard fragner

    Kanadier zu ver-rgern ist relativ einfach. Man muss sie nur mit US-Ame-rikanern verwech-seln. Kanada, sagt Robert Luck, ist die europischste Region Nordameri-

    kas. Da und dort sprt man auch noch das viktorianische Erbe und auf den euro-pischen Einfluss legen die Kanadier auch groen Wert. Der Wirtschaftsdelegierte in Toronto verortet dieses Erbe nicht nur in Hunderten Alltagssituationen etwa der uerst britischen Art, an Bushalte-stellen Schlangen zu bilden , sondern auch im Business. Sie werden selten erleben, dass man versucht, Sie ber den Tisch zu ziehen. Fairness gilt in Kanada als extrem hohes Gut. Hflichkeit und Rck-sichtnahme dienten nicht zuletzt dazu, sich bewusst von den USA abzugrenzen, beobachtet Luck. Dazu passt der hohe Stellenwert der Allgemeinbildung, die von Geschftspartnern durchaus erwartet wird. Wer etwa neben dem offiziell glti-gen metrischen auch das imperiale System beherrscht, sammelt wichtige Punkte.

    Fr die bemerkenswerte Fairness auf geschftlicher Ebene bietet Robert Luck neben der historischen auch eine geografi-

    sche Erklrung: Ich glaube, dass auch der riesige verfgbare Raum dabei hilft, Span-nungen aufzulockern und das frbt auf das Business ab. Abzulesen sei dies nicht zuletzt an der Existenz eines echten Mit-telstandes sowie starker Gewerkschaften.

    partnersucHe. Von der sprichwrt-lichen Fairness der Kanadier schwrmt auch Gerhard Urschitz, CEO der STRABAG in Kanada. Eine Besonderheit, meint der Tunnelbauexperte, sollten heimische Firmen jedoch unbedingt kennen, bevor sie den Sprung wagen: Kanadische Unternehmen werden in Kanada extrem bevorzugt. Das habe ich woanders noch nie in diesem Ausma erlebt. Neutral for-mulierte Vergabekriterien wie in ster - reich sind hier nicht blich, schon die Aus-schreibungen, erzhlt Gerhard Urschitz, sind meist so formuliert, dass eine starke Lokalprferenz zutage tritt. Es ist daher sehr wichtig, sich von Beginn an nach kanadischen Partnern umzusehen.

    Hat man diese Hrde jedoch berwun-den, findet man sehr verlssliche Ge-schftspartner, besttigt der STRABAG-Chef die Einschtzung Robert Lucks. Und dann ist es auch erlaubt, Gewinne zu machen: Wer gute Arbeit leistet, soll hier auch gutes Geld verdienen. Auch das ist ein Aspekt der Fairness.

    mosaik statt meLtinG pot. Es gibt ein weiteres Kanada neben dem viktorianischen. Rund 150.000 Ein-wanderer kommen jhrlich ins Land. Zumeist hoch qualifizierte Menschen, die dringend bentigt werden, um das Wirtschaftswachstum zu erhalten. Vor allem Toronto ist eine multikulturelle Stadt, hier sind China, Indien, Russland, Portugal und viele andere Lnder zu Hause, erzhlt Robert Luck und betont einen weiteren Unterschied zu den USA: Toronto ist kein Melting Pot, sondern eine Mosaik-Stadt. Die Vielfalt, die eth-nischen Identitten bleiben weitgehend gewahrt. Das funktioniert sehr gut und ist wirklich eine Besonderheit Kanadas.

    Und es hat Auswirkungen auf die ge-schftliche Ebene. Der geringe Assimila-tionsdruck fhrt dazu, dass auch im Busi-ness viele Eigenheiten aus den Herkunfts-lndern erhalten bleiben. Neubrger, sagt Luck, mssten zwar gewisse Grundwerte und Umgangsformen bernehmen, doch man sollte die ethnische Herkunft des Geschftspartners auf jeden Fall kennen. Im kanadischen Business ist multikultu-relle Gewandtheit sehr wichtig.

    bindeGLied. Was Neubrger und Alt eingesessene in jedem Fall eint? Unterschtzen Sie auf keinen Fall die Bedeutung von Eishockey, rt der Wirt-schaftsdelegierte. Dieser Sport ist ein Bindeglied, das sich in Kanada ber alle Nationalitten legt. Sich in der NHL auszukennen ist auch im Busines-kontakt tatschlich notwendig.

    und sEinE EigEnhEitEn

    sie Werden in kanada seLten erLeben, dass man versucHt, sie ber den tiscH Zu ZieHen.robert Luck Wirtschaftsdelegierter in Toronto [email protected]

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    sterreichische Wirtschaft hilft traumatisierten flchtlingskindern

    hilfswerk austria international nimmt sich dank der tatkrftigen Untersttzung durch sterreichische Unternehmen und privaten Spender/innen insbesondere der psychoso-zialen Versorgung von Kindern und Jugendlichen an. Im Libanon leben syrische Familien unter teils erbrm-lichen Zustnden auf engstem Raum.

    Im Jugendzentrum von Burj Hammoud, einem Vorort von Beirut, ermglicht HWA International Md-chen und Buben professionelle Hilfe bei der Bewltigung ihrer Traumen. Die 7- bis 15-Jhrigen werden von Sozialarbeiter/innen und Psycholog/innen ermutigt, ber ihre ngste zu sprechen. Die Kinder spren, dass jemand ihre tiefen Wunden sieht. Da viele syrische Kinder keinen Zugang zu libanesischen Schulen haben, knnen sie am Zentrum auch an

    einem mit UNHCR koordinierten Lernprogramm teilnehmen.

    WinterhilfeIn den Wintermonaten ist es wichtig, dass die Kinder jeden Tag fr einige Stunden aus ihrer Flchtlingsun-terkunft herauskommen, Aufmerk-samkeit erfahren, Lernmglichkeiten haben und Kraft tanken. Sie knnen dank der Untersttzung aus ster-reich in einer freundlichen, warmen Umgebung mit Gleichaltrigen zu-sammen sein und den Kopf von den existenziellen Sorgen frei bekommen.

    Auerdem erhalten Familien Gut-scheine, mit denen sie dringend be-ntigte Alltagsgter, z. B. Nahrungs-mittel, Windeln, Seife etc. kaufen knnen. Die Verteilung von Gutschei-nen ist mit UNHCR abgestimmt.

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    Die Lage in und rund um das Brgerkriegsland Syrien bleibt auch drei Jahre nach Ausbruch der Kmpfe prekr. Die Wirtschaftsleistung ist extrem gesunken. Die Industrie liegt still. Die Kriminalitt steigt.

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  • uch wenn es sich im Medail - lenspiegel aus Sotschi nicht ganz so anfhlt: sterreich

    ist die grte Wintersport-Exportnation, wie eine Auswertung der Comtrade-Datenbank der Vereinten Nationen ergibt. Mit einem Warenwert von 448 Millionen US-Dollar exportierte sterreich im Jahr 2012 mehr als doppelt so viel wie der Sil-bermedaillengewinner der Auswertung, China (Details siehe Medaillenspiegel). Und zwar bei der Herstellung von High-tech-Sportausrstung. Ob Alpinmarkenski (Weltmarktanteil ber 50 Prozent), Snow-boards oder Langlaufski und deren Schuhe und Bindungen: An den Marken Fischer, Head, Blizzard, Atomic oder Tyrolia kommt

    pErspEKtivEstErrEiChs WintErsPOrt-branChE

    A weltweit keiner vorbei. hnliches gilt fr die dazugehrige Bekleidung: Eisbr, Sport alm, Northland um nur einige zu nennen sind coole Marken, die welt-weite Bekanntheit haben.

    Hightech auf die Piste bringen bekannte heimische Unternehmen wie Doppelmayr (Liftsysteme), Skidata (Zutrittssysteme) oder Alge-Timing (Zeiterfassungssysteme) ebenso wie Kleinbetriebe wie der Lawinen-schutzgertehersteller Pieps GmbH oder der Spezialmaschinenbauer Wintersteiger, der Servicestationen fr Ski und Snow-boards baut. Einen berblick der (heim-lichen) Olympioniken der heimischen Sportartikelindustrie finden Sie auf dieser Doppelseite.

    naCh sOtsChi: diE ErfOlgrEiChstEn stErrEiChisChEn WintErsPOrtartiKEl-hErstEllEr im bErbliCK.

    Unsere heimlichen OlympiOniken

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    die top-exportnationen von Wintersportartikeln*

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    4. Tschechien 147 5. frankreich 136 6. Italien 98 7. USA 63 8. Ukraine 49 9. Slowenien 46 10. Bulgarien 46

    * 2012, in Mio. usD

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  • enn Zeit ist, fliegt der Mann gern Loopings. Einfach so, zum Entspannen. Dass Volker Fuchs ausgebildeter Kunstflugpilot ist, hat etwas Symbolisches. Denn der Kunstflug beinhaltet vieles, was auch den erfolg-reichen Unternehmer Fuchs ausmacht: der Umgang mit luftigen Hhen, eine feste Hand am Steuer und, ja, schon

    dEr WaldviErtlEr untErnEhmEr vOlKEr fuChs, 37, sOrgt dafr, dass airbus und bOEing niCht vOm himmEl fallEn.

    portrtExPOrtErfOlgE aus stErrEiCh

    Wie Haben sie das GemacHt,Herr FucHs?

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  • auch eine gewisse elitre Eleganz. Denn Fuchs Unternehmen, die Waldviertler Test-Fuchs GmbH, misst, anders als der Unternehmensname vielleicht vermuten lsst, keine Abgaswerte oder Schallpegel von aufgemotzten Motorrollern. Das Busi-nessreich von Volker Fuchs liegt Tausende Meter ber der Erde. Das Unternehmen baut, entwickelt und betreut Luft- und Raumfahrttestsysteme. Ein beraus exklu-

    je kompLiZierter ein projekt Heute ist, desto besser sind Wir morGen. vOlKEr fuChs

    sives Geschft. Nur ein knappes Dutzend Anbieter wetteifern weltweit in dieser Nische um die Gunst der Auftraggeber. Das Unternehmen zhlt dabei zu den Top Drei neben zwei US-Amerikanern. Eine ganz genaue Reihung ist schwer auch weil die Mitbewerber nicht alle Zahlen vorlegen. Tatsache ist aber, sagt Volker Fuchs, an uns kommt in der Branche keiner vorbei.

    Volker Fuchs in der Werkshalle von TestFuchs in GroSiegharts.

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  • portrtExPOrtErfOlgE aus stErrEiCh

    renommiert. Dementsprechend pro-minent liest sich auch die Kundenliste des im niedersterreichischen Gro-Siegharts beheimateten Unternehmens: Boeing, die ESA, Eurocopter oder der US-Rstungs-riese Sikorsky. Kein Wunder, dass auch im Vorzeigeprojekt der europischen Zivilfliegerei schlechthin, im Airbus 350, jede Menge Test-Fuchs-Kompetenz steckt. An allen sieben Standorten in Europa, an denen Rumpfteile des A350 gebaut werden, stehen Test-Fuchs-Anlagen im Einsatz in Dimensionen brigens, die gut zum Mega-Flieger passen. So gro wie ein Altbauzimmer sind die Maschinen, mit deren Hilfe Test-Fuchs die Hydraulik, die Sauerstoffleitungen und Feuerlschsys-teme des Riesenvogels auf etwaige Lecks prft. Dann werden die Rumpfteile in einer aufwendigen Transportaktion per Luftfracht nach Toulouse gebracht und dort zusammengesetzt.

    Warum ausgerechnet ein Unternehmen aus dem stillen Waldviertel das Fnf-Millionen-Projekt fr Airbus abwickeln darf? Weil fr diesen Job niemand besser geeignet ist, sagt man in der Branche. Und weil man in Gro-Siegharts offenbar einen Schritt weiter geht als die Konkurrenz. Komplizierte Technik ist unser tgliches Brot. Das spricht sich herum, sagt Fuchs. Wir suchen daher die harten Herausforde-

    rungen: Denn je komplizierter ein Projekt heute ist, desto besser sind wir morgen.

    GaLaktiscH. Das Bemhen allein htte allerdings kaum gengt, stnde dahinter nicht eine 60-jhrige Firmengeschichte, whrend der man mit den Ansprchen der Kunden mitgewachsen ist. Den Tag, an dem wir gesagt htten: Ab heute sind wir fr die ganz groen Dinge reif, hat es nicht gegeben. Das ist alles Schritt fr Schritt entstanden. Ganz am Anfang hat unser Unternehmen simple Rohrstcke geprft, mit der Zeit ist es immer technischer und gefinkelter geworden.

    Heute fliegen Teile aus dem Waldviertel auch im Weltraum herum. In den Ariane-Raketen steuern Test-Fuchs-Ventile den Druck des zum Antrieb verwendeten fls-sigen Sauer- und Wasserstoffs, eine ange-sichts der tiefen Temperaturen dieses Ge-mischs ganz besondere Herausforderung.

    Seine weltweite Top-Position kann das Unternehmen auch deshalb halten, sagt Volker Fuchs, weil man eine ganz besondere Art der Kundenbeziehung lebt: Sehr oft sind wir bei Projekten von der frhesten Entwicklungsstufe an dabei und betreuen die Projekte weiter, wenn die entsprechenden Maschinen bereits ausgeliefert sind mit Einschulung, War-tung oder auch Bedienung der Anlagen.

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    antrieb im WeLtaLLVentile aus dem WaldviertelIn den Ariane-Raketen steuern Test-fuchs-Ventile den Druck des zum Antrieb verwendeten flssi-gen Sauer- und wasserstoffs. Eine herausforderung angesichts der tiefen Temperaturen im All.

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    riesenvoGeL am prFstand testgertefr den Airbus A350 besorgt Test-fuchs die Prfung der hydraulik, der Sauerstoffleitun-gen und der feuerlschsysteme. Der Rumpf des Airbus 350 wird an sieben Standorten in Europa in Teilen gefertigt und in Toulouse zusammengebaut.

    Airbus fliegt auf TestFuchs.

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  • Jeder Kunde bekommt exakt das Ausma an Untersttzung, das er braucht. In die-ser flexiblen Form bietet das sonst kein Mitbewerber an, sagt Fuchs. Und natr-lich setzt er darauf, dass seine Kunden, haben sie sein Werk erst einmal gesehen, von der Fertigungstiefe derart berzeugt sind, dass sie gar nicht anders knnen, als sich fr den Waldviertler zu entschei-den. Wobei er auch hier Realist bleibt: Einen Auftrag hat man in Wirklichkeit erst dann in der Tasche, wenn er unter-zeichnet ist. Vorher kann immer etwas dazwischenkommen.

    kLeinserie. Die Kundennhe hat freilich auch banale Grnde. Denn die wenigs ten Maschinen, die Test-Fuchs plant und baut, haben Geschwister. Die meis-ten Auftrge sind Sonderanfertigungen, erklrt der Firmenchef. Der Begriff Serien-fertigung bekommt bei den Waldviertlern schon eine fast komische Bedeutung: Von, wenn Sie so wollen, Standardprodukten fertigen wir vielleicht 30 Stck im Jahr, sagt Fuchs.

    unsere kunden soLLen das GeFHL Haben, dass Wir nicHt nur bei den Grossen, sondern aucH bei den kLeinen probLemen Fr sie da sind.vOlKEr fuChs

    zUr pErson

    Volker fuchs (37) ist Eigentmer und Geschftsfhrer von TESTFUCHS. Er fhrt das Unternehmen in dritter Generation. TESTFUCHS ist auf Testsysteme fr die Luft und raumfahrt spezialisiert und arbeitet fast ausschlielich fr internationale Kunden wie Airbus, Boeing oder die Europische Weltraumorganisation. In seiner Freizeit ist Fuchs begeisterter Kunstflieger.

    Passt er ins Portfolio, ist Fuchs aller-dings kein Auftrag zu klein. Natrlich machen wir nicht alles, aber wenn der Kunde aus der Branche kommt und wir ihn gewinnen wollen oder wenn es ein be-reits bestehender Kunde ist, dann nehmen wir auch kleine Auftrge an. Das knnen dann nur 20.000 Euro sein. Denn unsere Kunden sollen das Gefhl haben, dass wir nicht nur bei den groen, sondern auch bei den kleinen Problemen fr sie da sind. Im Vorjahr hat man mit 360 Mitarbeitern am sterreichischen Standort und weite-ren 40 im Ausland insgesamt 42 Millionen Euro umgesetzt, die Exportquote lag bei 98 Prozent. Unter 95 Prozent komme man eigentlich nie, erzhlt Fuchs. Auch wenn wir mit dem Bundesheer und der Austrian zwei wichtige und sehr treue sterreichi-sche Kunden haben.

    Dass Fuchs, der nach wie vor viele Tage im Jahr bei Kunden im Ausland verbringt, bereits mit knapp 19 Jahren das Familien-unternehmen bernimmt, war so nicht geplant. Doch als sein Vater, auch er ein begeisterter Pilot, bei Schlechtwetter in der Nhe von Wien tdlich verunglckt, gibt es wenig Alternativen. Dass ich in das Familienunternehmen einsteige, war fr mich immer klar. Dass es so frh passieren musste, war nicht einfach. Zum Glck hatte ich ein sehr gutes Manage-ment-Team um mich, das mich untersttzt und in den ersten Jahren auch recht inten-siv gecoacht hat.

    Mit 24 bernimmt Fuchs schlielich auch formell die Geschftsfhrung. In-zwischen hat er das Unternehmen Schritt fr Schritt an die Weltspitze gefhrt. Bedchtig und mit Kurskorrekturen, die so minimal sind, dass man sie, whrend sie durchgefhrt werden, gar nicht merkt. Auf Pilotenart eben.

    30 Stckdas Wort serienproduktion hat bei test-Fuchs eine spezielle bedeu-tung. die meisten auftrge sind sonderanfertigungen, bei stan-dardprodukten werden hchstens 30 stck jhrlich gefertigt.

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  • ForUmrEaKtiOnEn

    Unsere coverstory BRIcS am Ende? hat zahlreiche Leser-reaktionen hervorgerufen. Stellvertretend und zusam-menfassend hier einer aus Obersterreich.

    Liebe redaktion! nach an-fnglicher freude ber das gelungene heft stellt sich bei mir beim genaueren Durchle-sen der coverstory eine frage: Warum geben sie genau jenen Personen, die als Auslser der Wirtschaftskrise von 2008 identifiziert wurden (Morgan stanley, Goldman sachs), wie-der eine Bhne fr ihre selbst-darstellung? Warum lassen sie es zu, dass genau jene, die jene staaten noch vor Kurzem zu Wachstumsstaaten gekrt ha-ben, diese nun schlechtmachen? sehen sie nicht die strategie, die hier dahintersteckt: Dieselben Banken wollten uns noch im

    Briefe an die redaktiOn

    Jahr 2008 weismachen dass die besten Anlageprodukte im ame-rikanischen immobilienmarkt zu finden sind Mag. christian hochstgerUnternehmensberater, Leonding/O

    Anm. d. Red.: sehr geehrter herr Mag. hochstger, leider konnten sie an unserer Brics-Konferenz 2013 nicht persnlich teilnehmen. sonst htten sie bemerkt, dass wir keinesfalls investment bankern eine Bhne zur selbst darstellung geben wollen. Ganz im Gegenteil die unterschiedlichen sichtweisen von Goldman sachs und Mor-gan stanley haben deutlich aufgezeigt, dass Prognosen eben nur Prognosen sind. Das heit, je nach Planungszeitraum und Ausgangsposition ist man zu sehr unterschiedlichen ergeb-nissen gekommen. Die ursachen

    fr die subprimekrise werden brigens in der Wissenschaft kontrovers diskutiert, wobei meist unterschiedliche ursachen fr die Krise benannt werden. Abschlieend mchten wir sie noch informieren, dass es die Grundidee unseres Brics-events war, globale tendenzen und entwicklungen durch experten, Wissen schaftler und unternehmer aufzuzeigen und dass wir von den teilnehmern ein ausgezeichnetes feedback erhalten haben. Wir freuen uns weiter auf ihre Kommentare.

    Kommt im AUSSEnwIRTSchAfT magazine der Dienstleistungs-sektor vielleicht zu kurz? Dieser Meinung ist Milan Lulic.

    Liebe redaktion! ich habe gerade die erste nummer des Aussen-WirtschAft magazine durch-geblttert. Wirklich gut gemacht und spannend geschrieben. ihr macht Lust auf das Abenteuer expedition! einen Wunsch htte ich jedoch: Der Dienstleistungs-sektor kommt thematisch ein wenig zu kurz. ich hoffe auf ganz viele spannende Artikel auch ber die Versicherungs-branche weltweit.Milan Lulic Versicherungsagent/Wien

    Anm. d. Red.: sehr geehrter herr Lulic, gerne verstehen wir ihren hinweis als Auftrag fr die Zukunft!

    Liebe redaktion! ich habe gerade das allererste Aussen-WirtschAft magazine durch-geblttert. ich muss sagen

    ihre meinung ist uns wichtig! Fragen, anregungen, kritik bitte weiterhin direkt an aussenwirtschaft.magazine @wko.at

    plaza vieja in Havanna: Was von den BrICSStaaten noch zu erwarten ist, liest man auch in Kuba im AUSSENWIrTSCHAFT magazine.

    aussenWirtscHaFt magazine in Laos.

    durch und durch gut gelungen! Maximilian GesslerMegatech Industries AG/Wien

    Einen Mangel an Bericht-erstattung ber weibliche fhrungskrfte beklagt Matthias Redl.

    ich habe gerade das Aussen-WirtschAft magazine per Post bekommen. Das Design ist umwerfend, die storys erstaun-lich. Aus meiner sicht gibt es nur einen einzigen Wermuts-tropfen: Auf seite 45 (in den Personalia-Meldungen) kommt keine einzige frau vor. Mathias Redl Get Designed/Wien

    Anm. d. Red.: sehr geehrter herr redl, es ist erschtternd: nahezu alle Zitate in der letzten Ausgabe (wie brigens auch alle Leserbriefe!) sind von mnnli-chen experten, fachleuten oder unternehmern. Leider ist die Welt des Auenhandels noch immer vorwiegend maskulin. Wir versprechen, in Zukunft un-seren (bescheidenen) Beitrag zu leisten, dies zu verndern.

    Auch unserer Bitte, doch Leser-bilder an die Redaktion zu senden, kamen unzhlige Leser (Besonderer Dank u.a. an Tom Arnold/wien, Josef wagner/wien) nach.

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  • Humanitre Soforthilfe. Unabhngig. Unparteiisch. Unbrokratisch. rzte ohne Grenzen wirkt weltweit. Wirken Sie mit.

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  • erika teoman-brenner: Die richtige Ant-wort darauf lautet wohl: Das kommt da-rauf an Aber der Reihe nach: Ungarns Wirtschaftspolitik ist etwas unorthodox, und einige Manahmen sind auf Kritik und Unverstndnis im In- und Ausland gestoen. Nichtsdestotrotz muss man anerkennen, dass die Politik den Pfad der Budgetkonsolidierung konsequent verfolgt und damit die finanzielle Stabilitt des Landes einigermaen sichergestellt hat.

    Was bedeutet das fr unsere Expor-teure und Dienstleistungserbringer? Erstens, dass die ffentliche Hand wenig Spielraum fr Investitionen hat. Aus-nahme: Infrastrukturprojekte, die mit EU-Frdermitteln finanziert werden. Hier wird es zu bedeutenden Investi-tionen kommen, vor allem im Bereich Abwasser und Eisenbahnausbau.

    Zweitens, dass der private Konsument wegen seiner schwachen Kaufkraft nied-riges Lohnniveau und hohe Verschuldung ebenfalls wenig Geld zum Ausgeben hat und daher ein erfolgreicher Markt-einstieg im Konsumgterbereich eher schwierig und stark preisabhngig ist.

    Wirkliche Nachfrage besteht nur im privaten Unternehmenssektor, wo gerade durch die groen Investitionen in der Automobilindustrie ein Wachs-tumsschub entstanden ist. Hier sehen wir, dass unsere Exporte wieder steigen und dass auch die eine oder andere sterreichische Produktionsniederlas-sung im Zulieferbereich expandiert.

    Mit einem Wort: Die exportorientierte Industrie in Ungarn die wiederum in der Mehrheit in auslndischem Eigentum ist ist der Hauptabnehmer sterreichischer Produkte. Hier knnen wir mit unseren technisch hochwertigen, innovativen und qualittsvollen Erzeugnissen punkten.

    neLLa HenGstLer: Nigeria ist das bevl-kerungsreichste Land Afrikas und weist mit rund sieben Prozent jhrlich eine der hchsten Wachstumsraten auf. Vor allem die Konsumgterbranche boomt so-wohl Massenware als auch Luxusgter. Groe Chancen sehe ich aber auch fr die produzierende Industrie: Nigeria hat definitiv Potenzial als globaler Manu-facturing Hub. Spannend ist das Land ferner fr die IT- und Telekom-Industrie sowie fr den Finanz- und Bankensek-tor. Auch im Elektrizittssektor wer-den massive Investitionen erwartet.

    Viele internationale Unternehmen produzieren bereits vor Ort. So gut wie alle Produktionsmittel sowie Produk-tionsmaschinen werden importiert, und es bestehen zahlreiche Zulieferchancen.

    Zur Sicherheitslage: Nigeria ist elfmal so gro wie sterreich und weist starke re-gionale Unterschiede auf. Im vorwiegend muslimischen Norden, der sehr lndlich geprgt ist, hat sich in den letzten Jahren der islamistische Terrorismus verstrkt. Der Sden Nigerias, insbesondere die Wirtschafts- und Industriemetropole Lagos, hat hingegen keinerlei politische Sicherheitsprobleme. Im Hinblick auf Kriminalitt gelten dieselben Sicher-heitsmanahmen wie bei Aufenthalten in anderen Millionenmetropolen.

    Das Korruptionsproblem ist zwar in Nigeria tatschlich ein massives, man muss jedoch wissen, dass sich dies auf den ffentlichen Sektor beschrnkt. Fr Geschftsleute, die sich im Privat-sektor bewegen, gilt wie in anderen Mrkten auch: Es zhlen die Werte Qualitt, Leistung und Vertrauen.

    1 sO viElE nEgativE sChlagZEilEn Zu ungarn LoHnt sicH der scHritt ber die GrenZe?

    2 trOtZ siChErhEits- und KOrruPtiOns-bEdEnKEn: Was macHt niGeria Zu einem attraktiven markt?

    erika teoman-brennerWirtschaftsdelegierte in Budapest [email protected]

    nella HengstlerWirtschaftsdelegierte in Lagos [email protected]

    5 fragEn, 5 antWOrtEn.aKtuEllE infOs bEr diE lagE vOr Ort.

    sie haben eine Frage an einen unserer spezialisten [email protected]

    Export-ExpErtsWirtsChaftsdElEgiErtE bEantWOrtEn ihrE fragEn

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  • Herbert precLik: Eindeutige Antwort nein! Man darf Frankreich als Markt keinesfalls unterschtzen! Es stimmt schon: Aus wirtschaftlicher Sicht kann man das Land derzeit wohl nicht als Motor der europischen Wirtschaft betrachten, dazu gibt es zu viele Probleme: etwa das geringe Wachstum von maximal 0,2 Prozent im Jahr 2013. Auch die Arbeits-losigkeit befindet sich mit elf Prozent auf einem unangenehm hohen Niveau. Hinzu kommen das mittlerweile chronisch hohe Auenhandelsdefizit sowie die Schwierig-keiten, Reformen im Arbeitsrecht durch-zufhren. All dies hat etwa Standard & Poors dazu veranlasst, Frankreichs Rating auf das Niveau AA herabzustufen.

    Aber auch wenn fr 2014 ein BIP-Wachstum von nur 0,9 Prozent erwartet wird und sich auch keine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt abzeichnet: Frankreich bleibt dennoch die zweit-grte Wirtschaftsmacht in Europa!

    Und dass sich sterreichs Unterneh-men keineswegs frchten, zeigen andere beeindruckende Zahlen: In den vergan-genen Jahren gab es eine Steigerung des Exports nach Frankreich um fast zehn Prozent im Jahr. sterreichs Auenhan-delsbilanz mit Frankreich ist mit fast 1,9 Milliarden Euro in den ersten zehn Monaten 2013 die weltweit zweithchste.

    Frankreich ist der fnftwichtigste Exportmarkt sterreichs und trotz der relativ schwachen Konjunktur be-steht hier weiterhin ein hohes Potenzial. Die besten Aussichten haben in meinen Augen in der kommenden Zeit die Be-reiche Maschinen- und Anlagenbau, der kobau und die Neuen Technologien.

    martin GLatZ: Die unmittelbaren Folgen des Erdbebens fr die Volkswirtschaft Japans wurden sehr schnell berwun-den. Geblieben sind insbesondere die Neubewertung der Risiken von Single-Supplier- und Just-in-Time-Konzepten sowie die energiepolitische Neuaus-richtung nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima. Fr Schlagzeilen sorgt jetzt die Wirtschaftspolitik der seit et-was mehr als einem Jahr amtierenden Regierung unter Premierminister Abe.

    Abenomics soll der Konjunktur ber eine Ausweitung der Geldmenge, ffentliche Investitionen und Struktur-reformen auf die Sprnge helfen. Erstes sprbares Zeichen ist der Verfall des Auenwerts des Yen, der wiederum die Gewinne der exportierenden Unterneh-men und deren Aktienkurse in die Hhe getrieben hat. Von den Vorbereitungen fr die Olympischen Sommerspiele in Tokio 2020 und dem Abschluss von Freihandelsabkommen unter anderem mit der Europischen Union knnten weitere wichtige Impulse ausgehen.

    sterreichische Unternehmen haben noch nie mehr nach Japan exportiert als in den vergangenen drei Jahren. Japan ist mit Abstand sterreichs zweitwich-tigster Markt in Asien. Fr heie Themen wie Life Sciences und Medizintechnik, Forsttechnik und Biomasse, Transport-technologien, Lebensmittel sowie Zulie-ferungen im Bereich der darstellenden Knste bieten wir gezielte Programme fr Firmen an, die new to market sind.

    joHann kausL: Es ist richtig, dass im Vertrag der Groen Koalition vom No-vember 2013 der von manchen auch GROKODEAL genannt wird einige Punkte aufscheinen, die Vernderungen der vergangenen zehn Jahre, die eine Verstrkung der Wettbewerbsfhigkeit Deutschlands gebracht hatten, wieder verwssern. Ein Stichwort in diesem Zusammenhang ist die Agenda 2010 von Ex-Kanzler Gerhard Schrder.

    Wichtige Vorhaben