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NATURAL BODYBUILDING 93 Als ich 14 Jahre alt war, lud mich ein Freund ein, im Kraftraum des Sindelfinger Floschen- stadions zu trainieren. Dort trainierten auch die Leichtathleten des VFL Sindelfingen. Damals wog ich 56 kg bei einer Körpergröße von 1,60 m und hatte keine Ahnung vom Bodybuilding. Als ich den Kraftraum betrat, schlug mein Herz sofort schneller. Ich konn- te den Geruch von Eisen und Schweiß wahr- nehmen. Der Raum war ziemlich klein, und es gab nicht einmal Kurzhanteln, aber ich war sofort Feuer und Flamme für diesen Sport. Meine Trainingskameraden und ich mussten improvisieren. So machten wir bei- spielsweise Scott-Curls in einem Sprungkasten: Wir hängten das Polster darin schräg ein und mussten in den Kasten klettern, um die Übung ausführen zu können. Das abgewinkelte Polster diente uns als Scott-Bank. Beim Training dieser Übung schaffte ich zunächst nicht, die 20 kg schwe- re Olympiastange zu bewegen. Also baute ich mir ein Rundholz und legte drei Scheiben mit jeweils 5 kg Gewicht auf. Nach nur zwei Jahren Training hatte ich 20 kg Körpergewicht zugenommen und wog schon 76 kg. Ich hatte meine jetzige Körpergröße von 1,67 m erreicht und schaffte im Bankdrücken 1-mal 120 kg. In der tiefen Kniebeuge bewegte ich 170 kg für eine Wiederholung, und das alles ohne Bandagen und nur mit einem kleinen „Gürtelchen“. Nicht schlecht für einen 16-jährigen! 1981 kaufte ich mir dann meine erste „Sportrevue“. Franco Columbus Arm zierte das Cover dieser Ausgabe. Auch die „Sport und Fitness“ las ich nun regelmäßig. Ich war immer der Erste im Zeitungsladen und konn- te das Erscheinen dieser Muskelmagazine kaum erwarten. Ich liebte meinen Sport, und es war eine schöne Zeit. Ich ging noch zur Schule und verdiente mir mit Zeitungs- austragen etwas Geld. Als ich mir von mei- nem Ersparten dann meine erste Dose „Aminovit“-Protein (mit einem Foto von Arnold Schwarzenegger auf der Dose) kaufen konnte, freute ich mich wie ein Schneekönig. SPEZIAL- REPORT v o n F r a n k P f r a u m e r G N B F e . V . DIE BERG- UND TALFAHRT EINES WORLD-CHAMPIONS! Als mich Frank Pfraumer im Sommer 2012 anrief, kam mir sein Name irgendwie bekannt vor, aber es fehlten konkrete Zusammenhänge zwischen meinen Gedanken und seiner Person. Das änderte sich allerdings schnell, nachdem wir die ersten Sätze miteinander gewechselt hat- ten. Schlagartig konnte ich die fehlenden Bilder im Zusammenhang mit Frank in mein Gedächtnis rufen. Frank „The Bank“ Pfraumer befand sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere, als ich Anfang dreißig war. Natürlich hatte ich schon über ihn in den einschlägigen Muskelmagazinen gelesen, verfolgte aber seine Karriere nicht so genau, da er in einer anderen Sportart (Bankdrücken) als der meinen (Natural Bodybuilding) aktiv war. Zugegebenermaßen war ich ziemlich über- rascht, als Frank mir sagte, er würde gerne Mitglied bei der GNBF e. V. werden und an der 9. Deutschen Meisterschaft der GNBF e. V. teilnehmen. Als er mir dann seine Lebensgeschichte erzählte, war ich sehr beeindruckt. Deshalb bat ich Frank, seinen Werdegang zu Papier zu bringen. Als Leser der NBB & F sollen Sie ebenfalls teilhaben können an dem außergewöhnlichen Lebensweg dieses Ausnahmeathleten und auch an seinen ehrlichen Aussagen bezüglich seines Dopingkonsums. Heute ist Frank bekennender Natural Athlet, und die GNBF e. V. heißt ihn herzlich willkommen! Am 20. Oktober 2012 gab er sein Wettkampfdebüt bei der 9. GNBF e. V. Deutschen Meisterschaft in Neu-Ulm. Er belegte den XX Platz in der Masters-1-Klasse für Athleten über 40 Jahre. Nachfolgend seine Geschichte. Berend Breitenstein 92 NATURAL BODYBUILDING Frank 2012 – einige Wochen vor der 9. GNBF e. V. Deutschen Meisterschaft FOTORECHTE: FRANK PFRAUMER

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Als ich 14 Jahre alt war, lud mich ein Freundein, im Kraftraum des Sindelfinger Floschen -stadions zu trainieren. Dort trainierten auchdie Leichtathleten des VFL Sindelfingen.Damals wog ich 56 kg bei einer Körpergrößevon 1,60 m und hatte keine Ahnung vomBodybuilding. Als ich den Kraftraum betrat,schlug mein Herz sofort schneller. Ich konn-te den Geruch von Eisen und Schweiß wahr-nehmen. Der Raum war ziemlich klein, undes gab nicht einmal Kurzhanteln, aber ichwar sofort Feuer und Flamme für diesenSport. Meine Trainingskameraden und ichmussten improvisieren. So machten wir bei-spielsweise Scott-Curls in einemSprungkasten: Wir hängten das Polster darin

schräg ein und mussten in den Kasten klettern, um die Übung ausführen zu können.Das abgewinkelte Polster diente uns alsScott-Bank. Beim Training dieser Übungschaffte ich zunächst nicht, die 20 kg schwe-re Olympiastange zu bewegen. Also baute ichmir ein Rundholz und legte drei Scheiben mitjeweils 5 kg Gewicht auf. Nach nur zweiJahren Training hatte ich 20 kgKörpergewicht zugenommen und wog schon76 kg. Ich hatte meine jetzige Körpergrößevon 1,67 m erreicht und schaffte imBankdrücken 1-mal 120 kg. In der tiefenKniebeuge bewegte ich 170 kg für eineWiederholung, und das alles ohne Bandagenund nur mit einem kleinen „Gürtelchen“.

Nicht schlecht für einen 16-jährigen!1981 kaufte ich mir dann meine erste„Sportrevue“. Franco Columbus Arm ziertedas Cover dieser Ausgabe. Auch die „Sportund Fitness“ las ich nun regelmäßig. Ich warimmer der Erste im Zeitungsladen und konn-te das Erscheinen dieser Muskelmagazinekaum erwarten. Ich liebte meinen Sport, undes war eine schöne Zeit. Ich ging noch zurSchule und verdiente mir mit Zeitungs -austragen etwas Geld. Als ich mir von mei-nem Ersparten dann meine erste Dose„Aminovit“-Protein (mit einem Foto vonArnold Schwarzenegger auf der Dose) kaufen konnte, freute ich mich wie einSchneekönig.

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DIE BERG- UND TALFAHRT EINES WORLD-CHAMPIONS!Als mich Frank Pfraumer im Sommer 2012 anrief, kammir sein Name irgendwie bekannt vor, aber es fehltenkonkrete Zusammenhänge zwischen meinen Gedankenund seiner Person. Das änderte sich allerdings schnell,nachdem wir die ersten Sätze miteinander gewechselt hat-ten. Schlagartig konnte ich die fehlenden Bilder imZusammenhang mit Frank in mein Gedächtnis rufen.Frank „The Bank“ Pfraumer befand sich auf demHöhepunkt seiner Karriere, als ich Anfang dreißig war.Natürlich hatte ich schon über ihn in den einschlägigenMuskelmagazinen gelesen, verfolgte aber seine Karrierenicht so genau, da er in einer anderen Sportart(Bankdrücken) als der meinen (Natural Bodybuilding)aktiv war. Zugegebenermaßen war ich ziemlich über-rascht, als Frank mir sagte, er würde gerne Mitglied bei

der GNBF e. V. werden und an der 9. DeutschenMeisterschaft der GNBF e. V. teilnehmen. Als er mir dannseine Lebensgeschichte erzählte, war ich sehr beeindruckt.Deshalb bat ich Frank, seinen Werdegang zu Papier zubringen. Als Leser der NBB & F sollen Sie ebenfalls teilhaben können an dem außergewöhnlichen Lebenswegdieses Ausnahmeathleten und auch an seinen ehrlichenAussagen bezüglich seines Dopingkonsums.Heute ist Frank bekennender Natural Athlet, und dieGNBF e. V. heißt ihn herzlich willkommen! Am 20. Oktober 2012 gab er sein Wettkampfdebüt bei der9. GNBF e. V. Deutschen Meisterschaft in Neu-Ulm. Er belegte den XX Platz in der Masters-1-Klasse fürAthleten über 40 Jahre. Nachfolgend seine Geschichte.

Berend Breitenstein

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Frank 2012 – einige Wochen vor der 9. GNBF e. V.Deutschen Meisterschaft

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1983 eröffnete das erste tolle Studio inBöblingen, das „Body“-Studio. Der BesitzerHerr Stutzig war ein netter Mensch, der michförderte. Endlich konnte ich mit Kurzhanteln,einer Hackenschmidt-Maschine, einer „richtigen“ Scott-Bank und einer Vielzahl anweiteren Trainingsgeräten arbeiten. Ich fühl-te mich in diesem Studio beinahe wie imParadies. Kurze Zeit später gewann ichmeine ersten beiden Titel im Bodybuilding:1983 und 1984 wurde ich jeweilsStudiomeister der Männer-Klasse-1. 1985 wechselte ich dann das Studio undschrieb mich in der „Athletenschmiede“ inStuttgart ein. Ich lernte sehr viel von meinemdamaligen Trainer, dem Bodybuilding-Weltmeister Erwin Knoller. Auch lernte ich Athleten wie Samir Banout(Mr. Olympia 1983) kennen und viele weitereBodybuilding-Champions. Der Besitzer der„Athletenschmiede“ war Reinhold Pregler. Ererkannte mein Talent und förderte mich.Leider schloss die „Athletenschmiede“ kurzdarauf, und ich wechselte zu „Armins BodyGym“. Armin Fräßdorf ist ein toller Athlet undMensch, und er war lange Zeit mit der besten

deutschen Bodybuilderin aller Zeiten zusam-men (Anja Langer: Vize-Ms. Olympia 1988).Jetzt sollte in meiner sportlichen Karriererichtig die Post abgehen. MeinKörpergewicht lag zu diesem Zeitpunkt zwi-schen 82 und 85 kg. Ich gewann unzähligeDisco-Bankdrück-Wettbewerbe. Als 20-Jähriger lag meine Bestleistung imBankdrücken, meiner Lieblingsübung, bei180 bis 190 kg.Bei meinem ersten „richtigen“ Bankdrück-Wettbewerb, dem Champions-Cup des KSCIggingen, sprach mich der Vorsitzende die-ses Vereins an, ob ich nicht in zwei Wochenbei der Deutschen Junioren-Meisterschaft im

Bankdrücken mitmachen wolle. Da ich abergerade den 4. Platz bei der DeutschenBodybuilding Meisterschaft des BDBserreicht hatte, sagte ich ihm, dass ich auf-grund der Diät zwar leicht wäre, aber ebenauch nicht so stark. Ich hatte Zweifel, dassich dort etwas „reißen“ könnte. Dennoch ent-schied ich mich zur Teilnahme, und es wurdeein toller Wettkampf: Ich drückte 175 kg beieinem Körpergewicht von 80 kg und wurdeDeutscher Juniorenmeister. Im gleichen Jahrgewann ich noch das zu damaligen Zeitengrößte Bankdrück-Turnier auf der Welt. Mitbewältigten 190 kg bei 84 kg Körpergewichtwurde ich Junioren-Gesamtsieger beimRhein Main Cup.Dieser Erfolg überraschte mich, und ichdachte mir, wenn ich so einfach alles gewin-ne, ohne spezifische Vorbereitung, dann soll-te ich es vielleicht einmal ernsthaft mit demBankdrück-Sport probieren. Ich trainierteimmer sehr schwer und machte Sätze mit 6Wiederholungen im Bankdrücken und auchim Training der anderen Übungen. Mein Zielstand fest: Ich wollte mir und der Weltbeweisen, dass man als Bodybuilder auch

der stärkste Bankdrücker sein kann auf die-ser Erde. Bodybuilding-Champions wieFranco Columbu, Arnold Schwarzeneggerund Bertil Fox hatten bereits eindrucksvollbewiesen, dass auch Bodybuilder sehr starkim Bankdrücken sein können.Zeitweise trainierte ich auch im Fitnessstudio„FM“ in Maichingen. Dort lernte ich den Vize-Mr. Olympia, Nasser El Sonbaty („Jimmy“),kennen. Wir freundeten uns an und trainier-ten auch ab und zu zusammen. Wir lerntenvieles gegenseitig, ich konnte ihm etwasüber das Bankdrücken vermitteln, und er teil-te seine Erfahrung im Bodybuilding mit mir.Später ging er dann in die USA, und erst

1996 trafen wir uns bei der „Arnold Classic“in Ohio wieder. 1991 war dann meine letzte Bodybuilding-Wettkampfsaison. Ich erreichte den 3. Platzin der kleinen Männer-Klasse des VerbandsBDB. Von nun an wollte ich mich auf dasBankdrücken spezialisieren, denn ich merkte,dass dort mein größeres Talent lag. Ich hatteeinen Traum: Ich wollte der außergewöhn-lichste Bankdrücker auf dieser Erde werden.Ich wollte das Bankdrücken salonfähig undpopulär machen. Denn welche Fragen wer-den einem Bodybuilder meistens als Erstesgestellt? „Welchen Oberarmumfang hast du,und wie viel schaffst du im Bankdrücken?“1991 gewann ich jeden Bankdrück-Wettkampf in der Gewichtsklasse bis 82,5 kgKörpergewicht mit Ausnahme der DeutschenMeisterschaft. Ich drückte 200 kg ohneBankdrückshirt und wurde Zweiter hinterArthur Hirner. Dies war der letzte Wettkampf,den ich verlieren sollte!Ich entwickelte mich weiter: Beim Bankdrücken verwendete ich nun diemaximale „Brücke“ (Hohlkreuz), für die ichspäter bekannt wurde.

Ich baute weiter Muskeln auf, weil ich wie einBodybuilder trainierte, und das mit sehrschweren Gewichten.1992 gewann ich jeden Wettkampf, bei demich an den Start ging: Gesamtsieger derDeutschen Meisterschaft, Gesamtsieger beider IPF mit gedrückten 230 kg und wenigerals 90 kg Körpergewicht (ohne Bank -drückshirt). Bei der Weltmeisterschaft inTaiwan schaffte ich meinen ersten WM-Titelund stelle einen offiziellen Weltrekord mit220,5 kg in der Klasse bis 90 kgKörpergewicht auf. Mit meiner damaligenFrau Tina zog ich von Sindelfingen nachForchheim um und leitete dort mein erstes

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Frank 2012 – einige Wochen vor der 9. GNBF e. V.

Deutschen Meisterschaft

Frank „the Bank“drückt 300kg auf der Bank (1995)

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Fitnessstudio, das „Bodymania“. Ich begann, meineersten Seminare zum Thema Bankdrücken zu gebenund machte Bankdrück-Vorführungen.1993 wurde das Bankdrückshirt wieder eingeführt, inForm der schwächsten Version der Firma InzerAdvancer Designs. Das Blastshirt wurde erlaubt. Ichgewann wieder jeden Wettkampf, wechselte in dieKlasse bis 100 kg Körpergewicht und drückte mit 255kg Weltrekord bei der IPF-Weltmeisterschaft 1993 inBudapest. Die 5-Zentner-Barriere war durchbrochen!Ich hatte das Glück, die Kraftsport-Legende MichaelBrügger kennenzulernen. Er nahm mich in seine BSA-Sportmarketing-Agentur auf. Nachdem ich meinSportstudio verkauft hatte, arbeitete ich zwei Jahre fürdiese Agentur. Die BSA war einfach toll: Sie vermittelte Axel Schulz zu Uncle Sam, ich lernteSportler wie Dariusz Michalczewski kennen und auchRegina Halmich, Mark Warnike und Diskus-LegendeLars Riedel. Im Frühjahr 1994 drückte ich auf der FIBO-Messe 270 kg vor 1 000 Zuschauern. Das Foto dieserWiederholung ging um die ganze Welt und ist auchdas Cover des Buches „Bankdrücken – Training undTechniken der weltbesten Bankdrücker“ (Novagenics-Verlag). Darauf bin ich auch heute noch sehr stolz.1993 stellte ich in meiner Klasse einen neuenWeltrekord auf und wurde mit gedrückten 260 kg zum3. Mal IPF-Weltmeister.1995, was für ein fantastisches Jahr für mich. Einermeiner größten Träume sollte in Erfüllung gehen: DieBSA-Agentur hatte ihre eigene FIBO-Show auf derUncle-Sam-Bühne. Zu dieser Show hatte ich mir imVorfeld ausführliche Gedanken zu meinem Outfitgemacht: Ich kombinierte die Farben von „Hulk“Hogen, die Fransen von „Macho Man“ Randy Savage,die Rastas vom „British Bulldog“ (alles weltbekannteWrestling-Superstars), untermalte meinen Auftritt miteiner spektakulär komponierten Musik und ließ einpaar Nummerngirls (mit Kurven an den richtigenStellen) dazu auftreten – Frank „The Bank“ und seineShow waren geboren! Wayne Galasch aus Australienproduzierte sogar ein eigenes Videotape von mir:„Frank ‚THE BANK‘ – The Worlds GreatestBenchpresser“. Das war eine große Ehre für mich,denn Wayne war durch seine großartigen, zahlreichproduzierten Bodybuilding-Videos bereits einebekannte Größe in diesem Geschäft. Ich wurde als Gaststar zur InternationalenMeisterschaft im Bodybuilding in Magdeburg desIFBB eingeladen und schaffte dort etwasAußergewöhnliches: Bei einem Körpergewicht von 99kg drückte ich 300 kg. Mit dieser Leistung war ich derleichteste Mensch und erste Europäer überhaupt, derjemals 300 kg auf der Bank gedrückt hatte. Der MDRsendete diesen Versuch wochenlang im Fernsehen,und ich schrieb meinen ersten großen Artikel in derSportrevue mit dem Titel „Wenn Träume wahr wer-den“. Dieser gelungene Versuch im Bankdrücken wardefinitiv der schönste und größte Augenblick in mei-nem Leben und bedeutete für mich den endgültigenDurchbruch in meiner Sportart. Auch heute noch kannich mich genau daran erinnern, wie ich die Bühnebetrat. Immer, wenn ich mir die CD-Aufnahme vondiesem Versuch ansehe, läuft es mir eiskalt denRücken hinunter.

Zu dieser Zeit war ich beruflich sehr einge-spannt. Ich importierte das Powerlifting-Equipment meines Sponsors, der FirmaINZER, und verkaufte dieses Equipment inDeutschland, manchmal auch in Österreich,und hatte sogar Kunden in Polen und Belgien.Zusätzlich entwickelte ich viele Details zurVerbesserung der Bankdrückshirts dieserweltbekannten Firma. INZER-GeschäftsführerPeter Thorne war wie ein Vater für mich undmein Mentor. Bei allen Bankdrück-Meisterschaften hatte ich einen Verkaufsstand.Auch das Bankdrück-Buch von Novagenicsverkaufte sich sehr gut. Ich führte unzähligeSeminare in Fitnessstudios durch und gabDemonstrationen im Bankdrücken. Außerdemhatte ich einige Fernsehauftritte, beispielswei-se im ARD-„Fernsehgarten“ und in Talkshowswie „Arabella“, „Ilona Christen“, „Nicole amNachmittag“ und „Sonja Zitlow“. Auch bei„talk talk talk“ wurde etwas über mich gesen-det. Eurosport und DSF berichteten ebenfallsüber mich. Meine Rastas wurden zu meinemMarkenzeichen, und ich wurde überall erkannt. 1996 klingelte bei mir zu Hause das Telefon.Ich erhielt eine Einladung zur ArnoldSchwarzenegger Classic. Sieben Amerikanerund Frank „The Bank“ wurden zu diesembedeutendsten, vom Weltverband WPC veran-stalteten Bankdrück-Weltverband eingeladen.Dies war die höchste Ehre für einenBankdrücker. 1996 und 1997 gewann ichmeine Klasse.1997 schaffte ich als erster Deutscher, einenoffiziellen Profi-Weltrekord der WPC aufzustel-len, und entthronte den bisherigen Welt rekord-Inhaber, den Amerikaner Chris Confessore. Mit99 kg Körpergewicht drückte ich 286 kg undscheiterte nur knapp an den 303 kg. DiesesJahr war mein sportlich erfolgreichstes Jahr.Ich gewann meine Klasse bei der ArnoldClassic mit 286 kg, im Herbst siegte ich bei denFinish World Record Benchbreakers in Helsinkimit 290 kg und triumphierte als Gesamtsiegermit gedrückten 297,5 kg (Weltrekord) bei derersten Profi-Weltmeisterschaft im Bank -drücken des WPC in Chicago. Damals war ichschlichtweg unbesiegbar!1998 begann ich die Sicherheitsabteilung imTanzcafe Cinderella in Nürnberg zu leiten. DieFirma Worldfood wurde mein neuerHauptsponsor. Zu dieser Zeit war ich unheim-lich stark: Ich machte ganze Bankdrück-Sätze(3er-Wiederholungen) ohne Shirt mit 240 kg,French Press (sogenannte Nosebreakers mitnach innen gedrehten Ellenbogen) 6- bis 8-mal140 kg mit der SZ-Stange, Nackendrücken imSitzen mit 180 kg, Seitheben mit 35-kg-Kurzhanteln und Shrugs mit der Langhantelmit 300 kg. Die Olympiastange verbog sichimmer unter dieser gewaltigen Last, und ichbenötigte für mein Training die widerstandsfä-higere KDK-Stange. Wenn ich heute an dieseMonstergewichte denke, dann kann ich eskaum glauben!

Ein sehr bekannter Champion zu sein, hatteaber auch Schattenseiten. Es gab viele Neider.Die Liebe zu einer Frau, die es nicht immer sogenau nahm mit der Wahrheit, begann sichnegativ auf meinem Gemütszustand auszuwir-ken. All dieser Stress löste bei mir eine schwe-re Colitis Ulcerosa (chronische Dickdarm -entzündung) aus. Infolge dieser Erkrankungmusste ich starke Medikamente nehmen undhäufig ins Krankenhaus. Mein Wesen begannsich zu verändern, auch aufgrund der gegendie extremen Schmerzzustände eingenomme-nen Morphine. Wenn ich heute so darübernachdenke, kann ich sagen, dass ich von meinem Weg abgekommen war. Trotzdemschaffte ich im Jahr 1999 bei der DeutschenMeisterschaft der NABBA die 700 lbs (engli-sche Pfund)-Grenze zu durchbrechen. Ich drückte 321 kg, mit denen ich zuvor zweiMal bei meiner Show auf der Uncle-Sam-FIBO-Bühne gescheitert war. Vielleicht fragt sich dereine oder andere Leser der NBB & F, warumich bei meinen Showauftritten immer mehrgedrückt hatte als bei meinen Wettkämpfen.Die einfache Erklärung hierfür liegt darin, dassich beim Wettkampf die Hantel ca. 1 Sekundeauf der Brust ablegen musste, während ich beimeinen Showauftritten und inoffiziellenWeltrekorden von 300 kg und 321 kg ohneAblage der Hantel auf die Brust, und damitohne Pause während der Wiederholunggedrückt hatte.Die Jahrtausendwende leitete die Talfahrt meiner sportlichen Karriere ein. Der Stress mitmeiner Lebenspartnerin wurde immer stärker,und ich wurde süchtig nach Schmerzmitteln(Morphin und Diazepam). Ich war nicht mehrich selbst. Durch die Medikamenteneinnahmeversuchte ich der Realität zu entfliehen. Sokonnte es nicht weitergehen, und ich machteaus eigenem Antrieb drei unter professionellerAufsicht durchgeführte Entgiftungen. Dochkaum war ich wieder zu Hause in meinem nor-malen Leben angekommen, begann alles wie-der von vorne, und ich wurde rückfällig. Ichwar völlig verzweifelt, lebte in meiner eigenenWelt und nahm die Realität durch denMedikamentenmissbrauch nicht mehr richtigwahr. Die auf mir lastende Erwartungshaltungwar gewaltig. Bei allen Vorführungen, die ichgab, wurde ich immer an meiner Leistung vongedrückten 300 kg gemessen! Das war derGrund dafür, dass ich fünf Jahre durchgängigAnabolika einnahm. Ich wollte es allen immerrecht machen. Dazu kamen noch die unsagba-ren Schmerzen, wenn ich mit meinem speziellangefertigten, dreilagigen Denim-Bankdrück -shirt von INZER drückte. Dieses Bankdrückshirt schnitt so stark unterden Armen ein, dass Blut floss. Das war auchein Grund dafür. dass ich Amphetamine einge-nommen hatte. Ich verwendete so ziemlich alleSubstanzen, die irgendwie dazu beitrugen,meine Leistung zu steigern. Ich war ein„Chemie-Monster“ geworden. Mein Training

absolvierte ich nur noch „mechanisch“. Durchdie vielen Medikamente hatte ich kein Gefühlmehr – für nichts. Die Wahrheit ist, ich nahmnichts mehr wahr: Ich hörte keine Vögel mehrpfeifen, war sehr depressiv und zog mich totalzurück. Ich wurde ein anderer Mensch. 2002 leitete ich dann mein zweitesFitnessstudio, den BSC (Body Sport ClubAllersberg) in Allersberg. Da meineLebensgefährtin zum zweiten Mal wegenBetruges inhaftiert wurde, blieb die ganzeArbeit an mir hängen. Ich stand morgens um 7Uhr auf und ging erst abends nach 24 Uhr insBett. Die zahlreichen positiven Rückmel -dungen der von mir betreuten Athleten gabenmir die Kraft und die Energie, mit dieser Arbeitfortzufahren. Eines Morgens stand mal wiederdie Kripo im Haus. Ich hatte schon zwei laufende Bewährungen wegen Anabolika-Handels im großen Stil und aufgrund desAmphetaminkonsums von ca. 10 g.Amphetamin gab ich zu. Im Anschluss andiese Hausdurchsuchung wurden beideBewährungen natürlich widerrufen. Die folgen-den fünfeinhalb Jahre verbrachte ich imGefängnis. Rückblickend hätte mir tatsächlich nichtsBesseres passieren können als diese langeHaftzeit. Vielleicht fragt sich jetzt der eine oderandere von Ihnen, liebe Leser, warum ich soetwas sage? Nun, die ersten zwei Jahre in derHaft waren schlimm: Ich konnte nicht trainie-ren, nahm bis auf 70 kg ab, hatten keinenBesuch, im Internet wurde über mich gelästert, ich war von der Welt vergessen. Ichgab allen anderen die Schuld, nur nicht mir.Dann besuchte mich eine junge Frau namensBiggi Ulrich, die ich durch meine Arbeit beimBSC Allersberg kannte. Sie gab mir Mut,schrieb mir 1 000 Briefe. Nach zwei Jahren imGefängnis wurde ich völlig überraschend undzu Unrecht aus der Haft entlassen, denn diezwei Bewährungen, die ich noch abzusitzenhätte, waren ja widerrufen worden. Biggi nahmmich in ihrem Haus auf, und keine zweiWochen später kam der Bescheid für meinenerneuten Strafantritt. Ich lief nicht weg. Ich stellte mich pünktlich in der Justiz -vollzugsanstalt Amberg vor, denn ich sagte zumir: „Du hast dir die Suppe eingebrockt – alsolöffele sie auch aus.“ Nach zwei Jahren Haftwar ich clean und konnte endlich wieder klareGedanken fassen, und der Entschluss, michmeiner Verantwortung zu stellen, war absolutrichtig! In der Zeit, die ich in derJustizvollzugsanstalt Amberg verbrachte, entwickelte sich alles zum Guten. 1993 hatteich für den KSC Amberg meinen zweitenWeltmeistertitel im Bankdrücken geholt. DieAnstaltsleitung meinte nur: „Sie sind ein großer Champion, Sie haben niemandemetwas Böses angetan. Seien Sie korrekt zuuns, dann sind wir korrekt zu Ihnen.“ Ichbekam sofort eine Arbeit zugewiesen undbegann wieder mit dem Training.

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Frank und Raimund Megyeri

Frank „the Bank“ und„Atomic“ Tamara

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Zusätzlich zum 3-mal wöchentlichen Trainingim Kraftraum trainierte ich abends noch aufmeiner Zelle, mit allem, was ich mir so orga-nisiert hatte: Ich füllte sechs verschiedenegroße Eimer mit Wasser, bastelte mir Griffeaus ca. 10 cm langen abgeschnittenenGummischläuchen, die ich längs noch ein-mal durchschnitt. So konnte ich die Griffeum die Henkel der Eimer befestigen. Ein dicker Besenstil diente mir alsLanghantel, an deren Außenseiten ich meinezwei größten 20-Liter-Eimer anhängte unddie Henkel mit Schrauben fixierte. EinenExpander hatte ich auch noch zur Verfügung.

Ich wurde ziemlich erfinderisch, was dieKreation meiner Trainingsgeräte anging, abermir blieb ja auch nicht viel anderes übrig.Mein Trainingspartner und ich machten auchbei minus 15° Grad Celsius Hunderte vonKlimmzügen an der Klimmzugstange, die imAußenhofgang befestigt war. In der Haftzeitstehen einem wahrlich nicht vieleTrainingsgeräte zur Verfügung, aber dieÜbungen gaben mir so viel. Ich trainierte sointensiv, dass ich mir bei Klimmzügen denrechten Latissimus anriss. Die dadurch spür-baren Schmerzen waren sehr, sehr stark,aber nach ca. zwei Monaten war wieder allesverheilt. Bis zur Heilung dieser Verletzung

trainierte ich eben alle anderen Muskel -gruppen. Wo ein Wille, da ein Weg! DasTraining machte mir sehr viel Spaß. Ich wartotal clean: frei von Steroiden, Morphinenund von anderen Medikamenten. Ich fühltewieder etwas. Emotional ging es mir wiedersehr gut. Schließlich hatte ich meine Lektiongelernt und verstanden, dass ich selbst dieSchuld für meine Situation trug und nicht dieanderen dafür verantwortlich waren! Ichhatte die Steroide verkauft – es hatte michniemand dazu gezwungen. Zwei Jahre vor meinem Haftende wurde ichauf die beste Abteilung, die sogenannte WGV

(Wohngruppenvollzug), verlegt. Dort reno-vierte ich das Fitnessstudio, trainierte dieInsassen und durfte auch in Freiheit arbeiten.Ich unterschrieb etwa 180 Autogrammkartenund habe vielen Menschen dort bei Fragen zuihrem Training und zu ihrer Ernährung bera-ten und hatte immer ein offenes Ohr füretwaige private Probleme meinerMithäftlinge. In der WGV fand ich die Zeitund Muße, den Artikel „More Power on theBench“ zu schreiben, der in der „Sportrevue“veröffentlicht wurde. Ich baute wieder „saubere“ Muskeln auf, ohne die Einnahmevon Steroiden oder anderen Medikamenten.Bei einem Köpergewicht von ca. 90 kg

schaffte ich ohne spezielle Ausrüstung, 180 kg auf der Bank zu drücken. DasZweifache des eigenen Körpergewichts zudrücken, ist keine schlechte Leistung, wennman berücksichtigt, dass ich zuvor einennicht unerheblichen Anteil meinerMuskelmasse eingebüßt hatte. Als es Zeitwurde, vor dem Richter um eine Rest -bewährung zu „feilschen“, sagte ich: „Nein!Ich will bis zum letzten Tag alles absitzen,meine Schuld komplett tilgen! Mir geht esgut hier drin, und draußen wartet niemandauf mich.“ Dann kam der Tag der Entlassung. Mir fehleneinfach die Worte, diesen Tag zu beschrei-ben. Ich war einfach nur sehr, sehr glücklich.Das freie Leben hatte mich wieder. Ich wohn-te bei Biggi und arbeitete an meiner Zukunft,doch die Welt stand während der vergange-nen gut fünf Jahre nicht still und hatte sichverändert. Als ich meinen alten FreundStefan Korte anrief, sagte er zu mir: „Wirwussten schon, dass du eingesperrt wur-dest. Leider ist unser Freund MichaelBrügger gestorben. Übrigens habe ich denExport von Allstars gekauft, und morgenwerden die ersten Pakete mit Produktengeliefert.“ Stefan ist ein toller Mensch undunterstützt mich seitdem regelmäßig.Eigentlich lief nun alles wieder in den richti-gen Bahnen, aber meine Berg- und Talfahrtwar noch nicht vorbei. Ich begann Wasser inden Beinen zu bekommen, schob das auf dieCreatin-Ladephase zurück, die ich gerademachte, und ignorierte die Symptome ein-fach. Nach drei quälend langen Wochen fielich während eines Besuchs bei meinemHausarzt um. Unter höchster Lebensgefahrwurde ich im Nürnberger Süd-Klinikum not-operiert. Meine Herz-Aorta (Herzhaupt -schlagader) war über 12 cm gerissen, derRiss endete 0,5 cm vor der Aortenklappe.Dieser halbe Zentimeter rettete mir dasLeben, denn dort konnte die Flow-Wave-Prothese angenäht werden. Doch nach derOperation erlitt ich einen eineinhalbstündi-gen Herzstillstand. Prof. Dr. Fischlein holtemich mit einer letzten Wahnsinns-Medika -mentengabe zurück ins Leben, denn dieAnwendung eines Defibrillators ist bei soeiner Operation nicht möglich. GenauereInformationen zu dieser Operation könnenSie in meinem Artikel: „Das Geschenk desLebens“ nachlesen, der auf der Homepagehttp://www.nwa-nuernberg.de/ehrenmitglie-der_vips/frank_pfraumer.html veröffentlichtist. Ich hatte alles Glück dieser Welt, dieseOperation lebend überstanden zu haben!Nach der Reha wog ich nur noch ganze 68 kgund durfte aufgrund des Verbots meinesArztes nicht mit Gewichten trainieren. Heuteliegt die Absicht der Ärzte darin, meinHerzvolumen von ca. 1 kg durch die Gabevon herzentlastenden Medikamenten wiederzu verringern. Aufgrund meines Anabolika-

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Missbrauchs war mein Herz auf dermaßengroße Dimensionen angewachsen (dasHerzgewicht eines Menschen liegt in derRegel bei 300 g). In Verbindung mit demerhöhten Blutdruck war meine Herz-Aortadünn gescheuert. So entstand dieser lebens-gefährliche Längsriss. Die Aussage meinesProfessors lautete: „Wenn du noch einmalSteroide nimmst, wirst du sterben.“Glücklicherweise sind meine Herzwändedurch die Gabe von herzentlastetenMedikamenten, die ich regelmäßig einneh-me, schon dünner geworden, und das Herzbeginnt, kleiner zu werden.Doch Frank Pfraumer wäre nicht „The Bank“,wenn er nicht einen Weg zum Training findenwürde: Dieser Weg heißt PAM (Pump andMove). Ich habe ein System entwickelt, dashöchste Intensität gewährleistet, und dasunter Verwendung von kleinsten Gewichten.Bei PAM habe ich viele Grundprinzipien desTrainings eingebaut, beispielsweiseVorermüdung. Ich trainiere 50 Wieder -holungen pro Satz mit nur ca. 10 SekundenPause zwischen den Sätzen. Dabei mache ich30 bis 40 Sätze für die großen Muskel -gruppen und ca. 20 Sätze für die kleinerenMuskelgruppen. Außerdem gab mir meinKardiologe grünes Licht für 20-minütigesCardiotraining mit einer Pulsfrequenz von130 bis 140 Schlägen pro Minute. DasTraining macht sehr viel Spaß! So viel Spaß!PAM eignet sich auch hervorragend fürTrainingseinheiten, wenn wenige Gewichtevorhanden sind, beispielsweise im Urlaub.Athleten, die durch jahrelanges schweresTraining Schulter- oder Gelenkschmerzenhaben, können durch die Anwendung vonPAM höchste Trainingsintensität erzielen,und das ohne Schmerzen in den Gelenken.Kurz gesagt, ist PAM ein tolles System, quasieine verbesserte Form des altenVolumentrainings.Nachdem ich also ein neues Leben geschenktbekam, bin ich sehr fleißig am Arbeiten undbin sehr bescheiden geworden. Vieles entwik-kelt sich zum Guten. In der Firma, in der icharbeitete, lernte ich einen „kleinen“Wirbelwind kennen: Tamara Platter, zweifacheProfi-Kickbox-Weltmeisterin. Diese Fraubesitzt unendliche Energie und wird niemüde. Ich gab ihr den Namen „Atomic“Tamara. Während der Winter monate trainier-ten wir beide immer im neuen McFit-Evolution-Studio in Nürnberg. Wir begannenunser Training um 22 Uhr. Meistens folgte imAnschluss an das Training um 2 Uhr nachtsnoch Schneeräumen, das ich im Auftrag einerFirma erledigte. Oft wurde es 8 Uhr in derFrüh, und „Atomic“ lief und lief und lief …Unglaublich!!!! Als hätte sie Uran-Brennstäbezum Frühstück gegessen.In unmittelbarer Nähe zum McFit gibt eseinen tollen Body-Shop namens „Fitpoint“.Ich lernte den Inhaber Raimund Megyeri

kennen, und wir freundeten uns an. Er moti-vierte mich dazu, Mitglied der GNBF e. V. zuwerden. Da ich in meiner sportlichenLaufbahn bereits an einigen Bodybuilding-Wettbewerben teilgenommen hatte, war nundie GNBF e. V. Deutsche Meisterschaft 2012mein neues Ziel. Dabei ging es mir nicht sosehr um das Gewinnen, denn ich habe dochschon alles erreicht und trage meine Erfolgefür immer in meinem Herzen. Vielmehr woll-te ich wieder in einer akzeptablen Form aufder Bühne stehen. Ich wollte das Feeling unddie Emotionen der Athleten im Aufwärm -bereich und hinter der Bühne mitbekommen.Denn ich war so lange weg und konnte nunwieder ruhigen Gewissens in den Spiegelschauen: keine Steroide, keine Medikamente– eben eine ehrliche und natürliche Sache!Als ich den GNBF e. V.-Gründer und -Präsidenten Berend Breitenstein anrief undmich lange mit ihm über meinVorhaben, wieder an Wettkämpfenteilzunehmen und diesen Artikelüber mein Leben zu schreiben,unterhielt, sagte er zu mir: „Schreibeinfach die Wahrheit, und egal, waswar – das, was du erreicht hast,nimmt dir niemand mehr weg. Duhast verbotene Medikamente ver-kauft, und das ist eine Straftat.Dafür hast du gebüßt. Du bist undbleibst in der Geschichte desBankdrückens für immer ein großerChampion! Die GNBF e. V. freutsich, dich in ihren Reihen begrüßenzu dürfen.“ Seitdem trainiertenTamara und ich jeden Tag wie dieVerrückten, weil wir auch gemein-sam in den nächsten Jahren imPaarposing starten wollen. Tamarawill dann auch in der Frauen-Bodybuilding-Klasse teilnehmen.Vielleicht fragt sich jetzt der eineoder andere von Ihnen beim Lesendieser Zeilen, warum ich das Risikoeiner Wettkampf-Vorbereitung ein-gegangen bin – und das trotz mei-ner schweren, überstandenenHerzoperation und dem Implantat,das ich in mir trage. Die Antwort aufdiese Frage lautet: „Ich kann einfach nichtanders. Ich liebe unseren Sport über alles,und das Training macht mir so viel Freude!“Tamara, die wie mein kleines Schwesterchenist, meint auch immer: „Du bist ein so emo-tionaler Mensch, folge deinem Herzen,genauso wie ich das auch mache.“In diesem Zusammenhang fällt mir ein Zitatvon Reinhold Messner ein. Als er einmalgefragt wurde, warum er trotz Todesgefahralle 8000er besteigen musste, sagteRheinhold Messner, dass er gestorben wäre,wenn er diese Berge nicht bestiegen hätte!So ist das auch bei mir in Bezug auf unserenSport. Was die Zukunft bringt, weiß ich nicht.

Ich habe gelernt, dass das Leben morgenschon zu Ende sein kann. Darum freue ichmich über jedes Training und über jedenSonnenaufgang, den ich noch erleben darf.Und vielleicht ruft eines Tages ja jemand beimir an und sagt: „Ich habe eine passendeTrainerstelle für Dich. Einen Champion mitDeiner Erfahrung kann ich gut gebrauchen.“Ja, das ist es, was mein Herz sich nochwünscht. Und eines Tages vielleicht eine tolleFrau kennenzulernen, die auch unseren Sportbetreibt – das würde mein Glück perfektmachen.Wer von Ihnen, liebe Leser, Fragen an michhat, kann mir gerne eine E-Mail an: [email protected] schreiben. Ich werde mir die Zeit nehmen, alle Fragen zubeantworten, auch wenn es einmal etwaslänger damit dauern könnte.

Alle von mir verfassten Artikel aus meinerBankdrück-Zeit finden Sie unter:http://www.nwa-nuernberg.de/ehrenmitglie-der_vips/frank_pfraumer.html.Dieser Artikel hat Ihnen einen ehrlichenEinblick über die Berg- und Talfahrt meinerLebens-Achterbahn gegeben. Ich hoffe, dassSie meine Geschichte dazu motiviert, nie-mals aufzugeben: BE STRONG.Ihr Frank „The Bank“ ★

SPEZIA

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Frank Pfrau

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BFe.V.

7-facher Deutscher Meister im Bankdrücken

3-facher Amateur-Weltmeisterim Bankdrücken

2-facher Profi-Weltmeistertitelim Bankdrücken

2-facher Arnold-Classic-Sieger(höchstdotierter Profititel) inder 100-kg-Klasse imBankdrücken

Gewinner des Finish Pro Grand Prix im Bankdrücken

2-facher Landesmeister imBodybuilding und 3. Platz beider Deutschen Bodybuilding-Meisterschaft (BDB), Männer-Klasse 4

WPC-Bankdrück-Weltmeisteraller Klasse

Frank im Jahr 1993

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