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Bachelor-Thesis Entwicklung eines Kommunikationskonzepts für die Notwendigkeit von Ökologischen Flutungen am Beispiel des Polders Bellenkopf/Rappenwört ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ Nicola König Matrikelnummer: 44328 Studiengang Geoinformationsmanagement Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft

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Bachelor-Thesis

Entwicklung eines Kommunikationskonzepts für die Notwendigkeit

von Ökologischen Flutungen am Beispiel des Polders

Bellenkopf/Rappenwört

___________________________________________________________________

___________________________________________________________________

Nicola König

Matrikelnummer: 44328

Studiengang Geoinformationsmanagement

Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft

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Bachelor-Thesis von Nicola König

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Themenblatt der Bachelorthesis für Nicola König

Thema

Entwicklung eines Kommunikationskonzepts für die Notwendigkeit von Ökologischen Flutungen am

Beispiel des Polders Bellenkopf/Rappenwört.

Ausgangslage

Der Polder Bellenkopf/Rappenwört ist einer von 13 Hochwasserrückhalteräumen zwischen Basel und

Mannheim und Bestandteil des Integrierten Rheinprogramms. Nur wenn alle 13 Rückhalteräume fertig

gestellt sind, bieten diese ausreichend Hochwasserschutz. Die Polderfläche wird bei einem Hochwas-

ser vollständig geflutet, um die Scheitelspitze des Hochwassers zu senken. Um die Natur in solchen

Rückhalteräumen nicht dauerhaft zu schädigen, kommen Ökologische Flutungen zum Einsatz. Dies

hat naturschutzfachliche und –rechtliche Gründe. Dabei stößt man zurzeit noch auf große Proteste

seitens der umliegenden Anwohner.

Ziel dieser Arbeit ist es die komplexen Zusammenhänge zwischen dem geplanten Polder Bellen-

kopf/Rappenwört und den dadurch notwendigen Ökologischen Flutungen zu erläutern und vereinfacht

darzustellen, um somit die Kommunikation mit der betroffenen Gesellschaft zu fördern. Aus den Er-

gebnissen soll ein Poster mit zugehörigem Faltblatt entstehen, das vom Naturschutzzentrum zur Öf-

fentlichkeitsarbeit genutzt werden kann. In diesem Poster/Faltblatt werden die wichtigsten Aspekte der

Ökologischen Flutungen aufgegriffen und veranschaulicht.

Zu bearbeitende Punkte

Materialien-Recherche

Analyse der Kommunikationskonzepte vergleichbarer Projekte

Theoretischer Hintergrund zur Ausgangslage und Ökologischer Flutungen

Entwicklung eines Zielgruppen-gerechten Kommunikationskonzepts

Anwendung des Konzepts auf die meist kritisiertesten Aspekte des Polders Bellen-

kopf/Rappenwört in Verbindung mit den notwendigen Ökologischen Flutungen

Kartographische Aufbereitung der Daten in ArcGIS

Entwurf von Design und Inhalt für ein Poster/Faltblatt mit den wichtigsten Inhalten, bestehend aus

den Schaubildern und Text

Bearbeitungszeit: 3 Monate

______________________________

Prof. Dr. Detlef Günther- Diringer

(betreuender Hochschulprofessor, 1. Prüfer)

Ausgabe der Bachelorarbeit: Februar 2017

Abgabe der Bachelorarbeit:

Mai 2017

______________________________

Rüdiger Mach

(betreuender Leiter von Mach:Idee, 2. Prüfer)

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Bachelor-Thesis von Nicola König

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Diese Bachelor-Thesis wurde im Rahmen des Studiengangs Geoinformations-

management an der Hochschule Karlsruhe erstellt.

Unterstützend mitgewirkt haben:

Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft

Naturschutzzentrum Karlsruhe

Hermann-Schneider-Allee 47

76189 Karlsruhe

Betreuer/Referenten:

Hochschule Karlsruhe: Prof. Dr. rer. nat. Detlef Günther-Diringer (1. Prüfer)

Dipl. Ing. Rüdiger Mach (2. Prüfer)

Dipl.-Geoökol. Oliver Harms

Naturschutzzentrum: Andreas Wolf

Anja Preiß

Susanne Pimentel

Benutzte Software:

Erstellen der Karten: ArcGIS for Desktop 10.4

Erstellen der Diagramme: Microsoft Excel 2010

Erstellen des Posters/Faltblatts: Adobe Illustrator CC

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Bachelor-Thesis von Nicola König

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Eidesstattliche Erklärung

Hiermit versichere ich, die vorliegende Bachelor-Thesis ohne unzulässige fremde Hilfe selb-

ständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt zu

haben.

____________________________ ____________________________

(Ort, Datum) (Unterschrift)

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Bachelor-Thesis von Nicola König

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Danksagung

Besonderen Dank geht an meinen Erstbetreuer Herr Prof. Dr. rer. nat. Detlef Günther-

Diringer für die Unterstützung meiner Arbeit. Bei Problemen mit der Kartenerstellung wurden

stets schnelle Lösungen gefunden und auch bei organisatorischen Fragen konnten zeitnahe

Entscheidungen getroffen werden. Einen großen Dank geht auch an meinen Zweitbetreuer

Dipl.-Ing. Rüdiger Mach, der die Idee des Themas überhaupt erst in die Gänge geleitet hat.

Bei der Konzeptentwicklung, sowie auch bei der Entwicklung des Posters und des Faltblatts

konnte ich immer auf seine schnelle Hilfe zählen.

Außerdem möchte ich meinen Ansprechpartnern im Naturschutzzentrum Andreas Wolf, Anja

Preiß und Susanne Pimentel für die Zusammenarbeit danken. Die bereitgestellten, histori-

schen Karten und die Kenntnisse für die Öffentlichkeitsarbeit haben mir sehr geholfen. Durch

Sie konnte ein ansprechendes und zufriedenstellendes Ergebnis erstellt werden.

Weiter danken möchte ich Herr Dipl.-Geoökol. Oliver Harms, der sich zu Beginn meiner Ar-

beit die Zeit genommen und mir geholfen hat, mich in das Thema herein finden zu können

und aufkommende Fragen zu beantworten.

Letztlich möchte ich mich bei meiner Familie und meinen Freunden bedanken, denen ich

jeder Zeit meine Ergebnisse zeigen konnte, um nützliches Feedback zu erhalten.

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Bachelor-Thesis von Nicola König

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Inhaltsverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung ....................................................................................................... 4

Danksagung .......................................................................................................................... 5

1 Einleitung ....................................................................................................................... 8

1.1 Motivation ................................................................................................................ 8

1.2 Problemstellung .....................................................................................................10

1.3 Ziel der Arbeit .........................................................................................................11

2 Kommunikationskonzept vergleichbarer Projekte ..........................................................12

2.1 Polder Altenheim ....................................................................................................12

2.2 Tiefenschärfe – Bodensee ......................................................................................14

2.3 Isar-Plan – München ..............................................................................................15

2.4 Deichrückverlegung Lödderitzer Forst ....................................................................16

2.5 Gewässerauenprogramm an der Lippe ..................................................................17

2.6 Naturpark Flusslandschaft Peenetal .......................................................................18

2.7 Polder Söllingen/Greffern .......................................................................................20

3 Ökologische Flutungen ..................................................................................................21

3.1 Begriffsklärung .......................................................................................................21

3.2 Rechtliche Grundlagen ...........................................................................................23

3.2.1 Landesentwicklungsplan .................................................................................23

3.2.2 Regionalplan ...................................................................................................24

3.2.3 Schutzgebiete .................................................................................................26

3.3 Vorteile ...................................................................................................................27

3.4 Nachteile ................................................................................................................29

4 Beispiel Polder Bellenkopf/Rappenwört .........................................................................31

4.1 Das Integrierte Rheinprogramm .............................................................................31

4.2 Variantenauswahl ...................................................................................................35

4.3 Schutzmaßnahmen ................................................................................................38

4.3.1 Spundwand um den Rheinpark .......................................................................38

4.3.2 Höherlegung der Hermann-Schneider-Allee ....................................................40

4.3.3 Ringdeich um Naturschutzzentrum ..................................................................41

4.3.4 Grundwasserhaltung .......................................................................................42

4.4 Probestau ...............................................................................................................44

4.5 Ablauf der Ökologischen Flutungen ........................................................................46

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5 Projektspezifische Kommunikationsprobleme ................................................................48

5.1 Ursprünglicher Zustand am Rhein ..........................................................................48

5.2 Zeitlicher Verlauf der Ökologischen Flutungen .......................................................54

5.3 Wassertiefen ..........................................................................................................62

5.4 Hochwassersituation mit und ohne Polder ..............................................................65

6 Kommunikationskonzept ...............................................................................................70

6.1 Zielgruppe ..............................................................................................................70

6.2 Methoden und Mittel der Kommunikation ...............................................................72

6.3 Kanäle der Kommunikation ....................................................................................74

6.4 Umsetzung am Polder Bellenkopf/Rappenwört ......................................................76

6.5 Leitfaden für andere Projekte .................................................................................79

7 Ergebnisvorstellung .......................................................................................................80

8 Bewertung und Ausblick ................................................................................................84

Literaturverzeichnis ..............................................................................................................85

Abbildungsverzeichnis ..........................................................................................................90

Tabellenverzeichnis ..............................................................................................................92

Anhang .................................................................................................................................93

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1 Einleitung

1.1 Motivation

Der Rhein gehört mit seinen 1235 km Länge zu den längsten europäischen Flüssen und den

wichtigsten Wasserstraßen Europas. Vor der Rheinbegradigung, die zwischen 1817 und

1876 vom Ingenieur Johann Gottfried Tulla und seinem Nachfolger Max Honsell durchgeführt

wurde, war der Rhein ein mäandrierender Fluss in einem zwei bis drei Kilometer breiten Ab-

flussgebiet mit vielen Flussarmen und kleinen Inseln [22:80]. Dadurch bildeten sich über

1000 km² Auenflächen, die in regelmäßigen Abständen überflutet wurden [25]. Durch die

Rheinbegradigung und Absenkung des Flussbetts wurde der Rhein zwar schiffbar gemacht,

die Hochwassergefahr wurde am Oberrhein reduziert und es entstand zusätzliches Land zur

Bewirtschaftung, durch die rapide zunehmende Fließgeschwindigkeit sind die nördlichen

Gebiete des Rheins jedoch umso stärker von Hochwassern betroffen. Es entstehen Hoch-

wasser katastrophalen Ausmaßes, die Leben bedrohen und Schäden in Milliardenhöhe ver-

ursachen. Durch Staustufen und Dämme, die direkt am Fluss errichtet wurden, kann das

Wasser nicht mehr in die Auen fließen. Dadurch ging der natürliche Rückhalteraum für

Hochwasser verloren. Vor allem die Ballungsräume Karlsruhe, Mannheim und Ludwigshafen

sind gefährdet [28].

Um dieser Gefahr entgegenzuwirken haben die betroffenen Rheinanliegerstaaten Frankreich

und Deutschland 1982 einen Vertrag für den Hochwasserschutz vereinbart. Ziel der Verein-

barung war es den ursprünglichen Hochwasserschutz vor dem Staustufenbau wiederherzu-

stellen. Aus diesem Grund wurde in Baden-Württemberg im Jahr 1996 das Integrierte

Rheinprogramm ins Leben gerufen. Dieses soll den Hochwasserschutz im Einklang mit der

Ökologie stärken. Hierfür sollen zwischen Basel und Mannheim insgesamt 13 Hochwasser-

rückhalteräume entstehen. Einige sind bereits einsatzbereit, andere wiederum sind seit meh-

reren Jahren im Planfeststellungsverfahren bzw. in der Vorbereitung. Nur wenn alle 13

Rückhalteräume fertig gestellt sind, bieten diese ausreichend Hochwasserschutz. Als wich-

tigste Maßnahme im Integrierten Rheinprogramm sind regelbare Rückhalteräume vorgese-

hen, sogenannte Polder. Polder sind künstlich angelegte Stauanlagen, die eine vorüberge-

hende Aufnahme von Hochwasser ermöglichen. Dadurch kann eine kritische Scheitelspitze

des Hochwassers vermindert werden, sodass der Fluss nicht über die Ufer tritt. Um die Natur

in solchen Rückhalteräumen nicht dauerhaft zu schädigen, kommen Ökologische Flutun-

gen zum Einsatz. Dies hat naturschutzfachliche und –rechtliche Gründe [19].

Im Rahmen meines Studiengangs Geoinformationsmanagement haben wir bereits ein 3D-

Modell eines Bauwerks des geplanten Polders entwickelt. Dadurch wurde der Erstkontakt mit

dieser Thematik gegeben und das Interesse geweckt. Die Tatsache, dass dieses Projekt in

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naheliegender Entfernung zu meinem Wohnort liegt, hat dieses Interesse nochmals geför-

dert. Der Rheinpark Rappenwört und die Wildgehege am Naturschutzzentrum sind ein von

mir oft besuchtes Freizeit- und Erholungsziel. Diese liegen genau im betroffenen Retentions-

raum und sind daher von Anpassungsmaßnahmen betroffen. So geht es auch vielen weite-

ren Menschen rund um das betroffene Gebiet, wodurch sich eine grundsätzliche Abschre-

ckung und Abneigung entwickelt hat.

Nun soll versucht werden dieses für Mensch und Natur positive Projekt den zum Teil noch

vielen kritischen Bürgerinnen und Bürgern nahezulegen. Dabei sollen die Notwendigkeit und

die positiven Aspekte des Polders, zusammenhängend mit den Ökologischen Flutungen,

aufgezeigt werden.

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1.2 Problemstellung

Ökologische Flutungen sind mit der Wasserführung des Rheins verbundene Flutungen eines

Retentionsraums. Sie entsprechen daher den natürlichen Überflutungen der Aue an einem

nicht ausgebauten Fluss. Um im Fall einer Retention bei einem Hochwasser die überflutete

Fläche des Retentionsraums nicht dauerhaft zu schädigen, werden die Ökologischen Flutun-

gen eingesetzt [15]. Diese sollen dafür sorgen, dass sich langfristig wieder eine Auenland-

schaft mit typischen Tier- und Pflanzengesellschaften entwickeln kann, die den seltenen Fall

einer Retention mit möglichst wenigen Schäden übersteht. Das Wasser hat dort die Tier- und

Pflanzengesellschaften über Jahrhunderte geprägt. Dies hat sich erst mit der Begradigung

des Rheins und dem Bau der Staustufen und Dämme geändert. Restbestände von auenähn-

lichen Beständen sind immer noch erkennbar und sollen wieder revitalisiert werden [02].

Durch die vier Einlassbauwerke kann das Wasser aus dem Rhein in den Rückhalteraum flie-

ßen, durchströmt diesen mit langsamen Fließgeschwindigkeiten und führt beim Auslassbau-

werk wieder in den Rhein zurück. Je nach Rheinabfluss am Pegel Maxau wird der Rückhal-

teraum nur teilweise oder komplett geflutet.

Grundsätzliche Problematik bei dem geplanten Polder liegt in der direkten Betroffenheit der

Bürgerinnen und Bürger in den umliegenden Stadtteilen, vor allem in Neuburgweier. Hier

würde das Wasser im Polder bis vor die Ortsgrenze reichen. Dies sorgt für eine allgemeine

Abneigung. Doch einen Alternativstandort gibt es nicht. Um also Akzeptanz für das Projekt

zu erlangen ist es wichtig ein Kommunikationskonzept zu entwickeln, das für die Allgemein-

heit verständlich ist. Hier sollen die wichtigsten Fragen aufgegriffen und zielgruppengerecht

erläutert werden. Die am häufigsten gestellten Fragen beziehen sich hierbei auf die Notwen-

digkeit des Polders im Allgemeinen, die damit zusammenhängende Grundwasserhaltung,

das Wildgehege, den Badebetrieb im Fermasee, die Höherlegung der Hermann-Schneider-

Allee, die Spundwand um den Rheinpark und die Ökologischen Flutungen [24].

Viele dieser Fragen werden im Laufe der Arbeit angerissen. Der Schwerpunkt liegt jedoch

auf der Notwendigkeit der Ökologischen Flutungen. Veranschaulichungen wie zum Beispiel

Karten oder Diagramme sollen der Bevölkerung die Angst nehmen und dem Begriff Ökologi-

sche Flutung etwas Positives geben. Die Dauer und Tragweite solcher Flutungen werden oft

missverstanden, sodass falsche Bilder entstehen. Sicher gibt es auch Nachteile, die das Pro-

jekt mit sich trägt, aber den wenigen Nachteilen stehen einige Vorteile gegenüber, die einen

Bau und eine Inbetriebnahme rechtfertigen. Außerdem soll verdeutlicht werden, dass ein

Polder ohne diese Ökologischen Flutungen rechtlich gesehen nicht umsetzbar ist.

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1.3 Ziel der Arbeit

„Die große Furcht vor ökologischen Flutungen“ lautet die Überschrift eines Artikels in den

Badischen Neuesten Nachrichten vom 09. Februar 2017. Hierin geht es um den Einsatz

Ökologischer Flutungen am geplanten Rückhalteraum Elisabethenwört. In diesem Artikel

wird deutlich wie wichtig es ist, die Bürger ausreichend über das Thema Ökologische Flutun-

gen aufzuklären.

Ziel dieser Arbeit ist es die komplexen Zusammenhänge zwischen dem geplanten Polder

Bellenkopf/Rappenwört und den dadurch notwendigen Ökologischen Flutungen zu erläutern

und vereinfacht darzustellen, um somit die Kommunikation mit der betroffenen Gesellschaft

zu fördern. Dazu soll ein Kommunikationskonzept entwickelt werden, um möglichst viele

Menschen zu erreichen. Hier werden die passenden Methoden und Mittel, sowie die geeig-

netsten Kanäle für die Kommunikation erörtert und angewandt.

Da die Zielgruppe, die mit dem Kommunikationskonzept angesprochen wird aus allen Alters-

gruppen, Fachkundigen sowie Außenstehenden besteht, soll das Ergebnis eine überschau-

bare Informationsdichte nicht überschreiten. Der Leser soll die wichtigsten Aspekte von Öko-

logischen Flutungen gebündelt auf einem Poster mit zugehörigem Faltblatt verstehen kön-

nen, ohne sich dabei stundenlang in das Thema herein arbeiten zu müssen. Somit soll sich

jeder ein Bild davon machen können, wie wertvoll ein solches Projekt für den Mensch und

seine Umwelt sein kann.

Das Ergebnis des Kommunikationskonzepts soll abschließend vom Naturschutzzentrum

Karlsruhe-Rappenwört zur Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden können und dort ausliegen.

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2 Kommunikationskonzept vergleichbarer Projekte

Vergleichbare Projekte, die bereits abgeschlossen wurden, können als Orientierung dienen.

Nachfolgend wurden wasserbauliche Projekte in Deutschland ausgewählt und dabei das

Kommunikationskonzept analysiert und bewertet.

2.1 Polder Altenheim

Die Polder Altenheim sind seit 1987 in Betrieb. Sie sind einer der beiden größten, derzeit

einsatzbereiten Hochwasserrückhalteräume im Integrierten Rheinprogramm. Bei einer Über-

flutungsfläche von 5,2 km² können insgesamt 17,6 Mio. m³ Wasser zurückgehalten werden.

Es ist also ein vergleichbares Projekt zum Polder Bellenkopf/Rappenwört [27].

Kommuniziert wurde das Projekt in zahlreichen Faltblättern, Informationsschriften, Flyern

und Magazinen. So findet sich der Polder zum Beispiel im Auenmagazin des Auenzentrum

Neuburg/Ingolstadt wieder. Dort werden die Erfahrungen mit ökologischen Flutungen doku-

mentiert und der umweltverträgliche Hochwasserschutz mit einigen aussagekräftigen, sche-

matischen Darstellungen erklärt. Dabei werden hauptsächlich Balkendiagramme verwendet,

die zum Beispiel die Entwicklung von Lebewesen in unterschiedlich stark überfluteten Teilbe-

reichen im Polder vergleichen. Bilder vor Ort geben Aufschluss über die Wasserhöhen bei

Ökologischen Flutungen und einer Retention [01].

Das Regierungspräsidium Freiburg treibt die Öffent-

lichkeitsarbeit derweil mit einem Faltblatt voran. Dort

wird zunächst mit einer schlicht gestalteten Karte die

örtliche Lage des Polders gezeigt. Danach wird Be-

zug genommen auf das Integrierte Rheinprogramm,

den Bau des Polders, die Funktionsweise des Pol-

ders und ausführlich auf die Auswirkungen für die

Bevölkerung. Die Texte werden dabei unterstützt von

vielen Bildern und Schaubildern [27].

Eine extra Informationsschrift über die Auswirkungen der Ökologischen Flutungen der Polder

Altenheim wurde von der Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/Hochrhein verfasst. Hierin

wird Bezug auf die Vorgeschichte am Rhein rund um die Rheinbegradigung von Tulla ge-

nommen. Mit einer topographischen Karte und einem Luftbild wird die Lage des Polders auf-

gezeigt. Im Anschluss werden die wichtigsten Fragen über Ökologische Flutungen kurz und

prägnant beantwortet. Mit einer Kartenserie von vier Karten (siehe Abb. 2) wird der genaue

Ablauf der Ökologischen Flutungen deutlich [15].

Abbildung 1: Auszug aus dem Faltblatt

des RP Freiburg (Quelle: [27])

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Abbildung 2: Ablauf der Ökologischen Flutungen im Polder Altenheim (Quelle: [15])

Genutzt wird das Projekt des Polders Altenheim außerdem um neue Freizeitmöglichkeiten zu

errichten. So wird die neu entstandene Auenlandschaft für einen Auen-Wildnispfad genutzt.

Dies ist ein 2,5 km langer Pfad durch die Flussaue. Er wurde vom Regierungspräsidium

Freiburg in Zusammenarbeit mit dem Forstlichen Ausbildungszentrum Mattenhof und der

Gemeinde Neuried erstellt. Bei diesem Pfad wird der Mensch über die Flora und Fauna in

der Auenlandschaft informiert. Publik gemacht wird dieser durch große Informationstafeln in

der Umgebung und durch Flyer, die in den öffentlichen Gebäuden ausliegen [26].

Abbildung 3: Karte des Auen-Wildnispfad im Polder Altenheim (Quelle: [26])

Allgemein lassen sich keine Kommunikationsversuche aus der Zeit des Baus vom Polder

Altenheim finden. Vielmehr wurden Kommunikationsmöglichkeiten ergriffen, um den beste-

henden Polder für die Bevölkerung interessant zu machen und Vorzeigemodell für weitere

Projekte zu sein.

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2.2 Tiefenschärfe – Bodensee

Seit dem Jahr 1893 werden am Bodensee unterschiedliche Verfahren angewendet, um die

genaue Form darzustellen. Das bisher aktuellste und detaillierteste Ergebnis wurde im Jahr

2013 gestartet und im September 2015 für abgeschlossen erklärt. Es handelt sich um das

Projekt Tiefenschärfe, bei dem mit hochmodernem Fächerecholot, unterstützt von einem

Laserscanning-Verfahren der Bodenseegrund neu vermessen und kartiert wird. Hierbei ar-

beiten Träger aus Baden-Württemberg, Bayern, Österreich und der Schweiz zusammen [10].

Begleitet wurde dieses Projekt von Anfang an von der Werbeagentur Lorth Gessler Mittel-

staedt GmbH, Konstanz. Kamerateams begleiteten die Ausfahrten des Forschungsschiffs

Kormoran und auch die Laserscanning Aufnahmen wurden mit einem separaten Flugzeug

begleitet und aufgenommen. Hinzu kommen zahlreiche Interviews in denen das Projekt be-

schrieben, die Aufnahmeverfahren erklärt und die Ergebnisse präsentiert werden.

Ergänzend zu den Aufnahmen wurden Pressetexte verfasst. Zunächst wurden zu Beginn

des Projekts die beteiligten Institutionen und einige Fakten rund um die Projektdauer, die

Kosten und Ansprechpartner bekannt gegeben. In weiteren Pressemitteilungen wurde der

Projektablauf geschildert und dabei die hochmoderne Technik und die Zusammenarbeit der

drei Staaten Deutschland, Österreich und Schweiz in den Mittelpunkt gestellt. Außerdem

wurden der konkrete Nutzen und die hohe Bedeutung des Projekts für die Gesellschaft direkt

angesprochen. Über sonderbare Ereignisse wie zum Beispiel das Entdecken eines

Schiffwracks wurde die Bevölkerung umgehend informiert. Ein Bericht darüber erschien auch

in den Nachrichten des SWR-Fernsehens. Etappenziele und Meilensteine wie der Abschluss

der Vermessung der Flachwasserzone fanden Platz in weiteren Presseberichten.

Alle Pressetexte, Bilder und Videos, die während der Laufzeit des Projekts erstellt wurden,

sind auf der Homepage zu finden. Zusätzlich stehen nach Abschluss der Vermessung und

Auswertung die Daten online als Download frei zur Verfügung [52].

Abbildung 4: Bildmaterial auf der Homepage

(Quelle: [52])

Abbildung 5: Videomaterial auf der Homepage

(Quelle: [52])

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2.3 Isar-Plan – München

Die Isar ist, genau wie der Rhein, ein Fluss der Ende des 19. Jahrhunderts begradigt und in

ein kanalartiges Flussbett gezwängt wurde [54]. Dadurch veränderten sich Fließgeschwin-

digkeit, Strömungsmuster und Temperaturhaushalt. Seit 1995 wird ein Renaturierungskon-

zept entwickelt, in welches die Ergebnisse einer ausführlichen Bürgerbefragung eingegan-

gen sind. Ziel des Projekts ist der Hochwasserschutz, die Naturnähe der Flusslandschaft und

die Verbesserung der Freizeit- und Erholungsqualität der Uferzone [56].

Das Wasserwirtschaftsamt München war als Verantwortlicher des Projekts darum bemüht

die vielen verschiedenen Aspekte den unterschiedlichsten Nutzergruppen zu vermitteln. Da-

zu wurde ein Konzept entwickelt und verschiedene

Agenturen beauftragt ein Kommunikationssystem auf-

zustellen. Entschieden wurde sich letztendlich für ein

Informationssystem mit 13 stählernen Wächtern, wel-

che die Akteure des Flusssystems symbolisieren. Die-

se Wächter wurden entlang eines Radwanderwegs

aufgestellt. Jedem dieser stählernen Figuren wurde

ein Thema zugeordnet und in einem prägnanten Text

beschrieben. Sie erzählen wichtige Details zu ökologi-

schen Zusammenhängen, Hochwasserschutz, Rena-

turierung, Freizeitnutzung und über Flora und Fauna

[55].

Zusätzlich zu dem Informationssystem der Wächter hat das Wasserwirtschaftsamt München

zusammen mit der Regierung von Oberbayern das Forum Mittlere Isar aufgebaut. Unter dem

Motto „Wasser und Zusammenarbeit“ sollen im Dialog mit allen Beteiligten Lösungen und

Maßnahmen für die Entwicklung der Flusslandschaft diskutiert werden. Dieses Forum findet

abhängig vom Fortschritt und vom Auftreten von Problemen in unregelmäßigen Abständen

statt. In diesen Foren sind Vertreter anwesend von relevanten Verbänden, Fach- und Ge-

nehmigungsbehörden, Kommunen, wissenschaftlichen Einrichtungen, oder Vereinen aus

dem Freizeit- und Umweltbereich. Zudem erscheinen auf der Homepage des Wasserwirt-

schaftsamts weiterführende Informationen wie Newsletter und Pressemitteilung [55].

Durch diese zwei elementaren Kommunikationswege wird eine hohe Erreichbarkeit und Ak-

zeptanz der Bevölkerung erzielt. Das Wasserwirtschaftsamt steht in direktem Austausch mit

der betroffenen Bevölkerung und kann somit direkt auf Bedenken und Zweifel eingehen.

Dadurch werden Verzögerungen in der Planung und Umsetzung minimiert und schnelle Er-

folge erzielt.

Abbildung 6: Stählerne Wächter an der

Isar (Quelle: [55])

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2.4 Deichrückverlegung Lödderitzer Forst

Der Lödderitzer Forst ist ein Naturschutzgebiet an der Elbe in Sachsen-Anhalt. Die Deich-

rückverlegung im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes Mittlere Elbe soll zur dauerhaften

Erhaltung wichtiger Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten beitragen. Hierzu

wird in einem Abstand von bis zu 1,7 km ein neuer Schutzdeich gebaut und anschließend

der alte Deich durchlässig gemacht. Somit entstehen 600 ha neue Überflutungsfläche [62].

Die schlicht gestaltete Home-

page, die extra für die Deich-

rückverlegung erstellt wurde,

informiert die Bürgerinnen

und Bürger über den Sach-

verhalt. Unter dem Reiter

„Aktuell“ finden sich die neu-

esten Veranstaltungen und

Fortschritte, wie zum Beispiel

der Tag der offenen Baustelle

im Oktober 2016, an dem es

eine Baustellenführung gab.

In einem Organigramm sind die Tätigkeitsbereiche der Verantwortlichen für dieses Projekt

dargestellt. Unter den Projektinformationen lassen sich einige sehr komplexe Karten finden.

Damit soll ein Überblick geschaffen, bzw. das Entwässerungs- und Wegekonzept dargestellt

werden. Schon im Jahr 2004, fünf Jahre vor Beginn der Bauarbeiten, wurde angefangen In-

foblätter zu entwickeln und zu veröffentlichen. Somit wurden die umliegenden Bürger von

Beginn an in die Planungen mit involviert. Hier wurde mit übersichtlichen Karten, einfachem

Text und Bildern eine Basis der Kommunikation geschaffen. Regelmäßige Informationsver-

anstaltungen geben den Betroffenen die Möglichkeit im kontinuierlichen Austausch mit den

Projektträgern stehen zu können [05].

Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt versucht

derweil mit Vorträgen über die Deichrückverlegung zu informieren. Meist eingesetztes Mittel

ist dabei der Einsatz von Luftbildern zur Visualisierung des Vorhabens [16]. Außerdem findet

das Projekt immer wieder Platz auf lokalen Nachrichtenplattformen wie zum Beispiel der

Volksstimme [53], oder der Homepage des Projektträgers WWF Deutschland [62].

Allgemein lassen sich Ansätze von Kommunikationswegen erkennen, ein genaues Konzept

besteht aber nicht. Dennoch werden die Bürger durch Veranstaltungen direkt in die Planung

mit eingebunden.

Abbildung 7: Karte mit eingezeichneter Deichrückverlegung in Löd-

deritz (Quelle: [16], bearbeitet)

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2.5 Gewässerauenprogramm an der Lippe

Die Lippe ist ein Nebenfluss des Rheins in Nordrhein-Westfalen. Der Fluss wurde in den letz-

ten Jahrzehnten stark vom Menschen beeinflusst. Er wurde in ein Bett gezwängt und die

Auenlandschaften wurden ihm entzogen. Mittlerweile ist die Flusslandschaft im Wandel [04].

Die Bezirksregierung Arnsbergs und das staatliche Umweltamt Lippstadt haben sich einge-

setzt, der Lippe einen neuen, natürlichen Weg zu ebnen und die Auenrenaturierung voran-

zuschreiten.

Zur Kommunikation des Lippeauenprogramms tragen hauptsächlich das Staatliche Umwelt-

amt Lippstadt, sowie die Bezirksregierung Arnsberg bei. Diese berichten in ausführlichen

Broschüren über den Wandel der Flusslandschaft. Ein sehr häufig eingesetztes Mittel sind

dabei Luftbilder und Aufnahmen direkt vor Ort. Dort werden die genauen Maßnahmen und

Eingriffe gezeigt. So können auch gut Vorher/Nachher-Vergleiche bzw. zeitliche Entwicklun-

gen dargestellt werden. Außerdem gut zu sehen ist die Entwicklung der Artenvielfalt von Flo-

ra und Fauna, die sich sowohl für die Natur, als auch für den Menschen als sehr wertvoll und

erholsam erweist. Als weiteres Mittel zur Kommunikation des Projekts werden Karten einge-

setzt. Dabei wird bewusst darauf geachtet, diese möglichst einfach zu halten und eine ge-

wisse Informationsdichte nicht zu überschreiten. So kann ebenfalls einfach und verständlich

auf den historischen Flussverlauf bzw. auf geplante Veränderungen eingegangen werden.

Ergänzend stellen Diagramme, hauptsächlich zur Entwicklung von Tier- und Pflanzenpopula-

tionen [04], und einfache Schaubilder zu den Zuständen der Lippe während der Bauarbeiten

ein Kommunikationsmittel dar. Zusätzliche technische Daten und Informationen für die be-

sonders interessierten Zielgruppen werden in Tabellen aufgelistet, jedoch weitestgehend

unkommentiert gelassen [47]. Unterstützend zu den Broschüren wird die Bevölkerung mit

Presseinformationen auf das Projekt aufmerksam gemacht. Dort werden auch Überlegungen

erwähnt wie zum Beispiel ein Erlebnispfad oder Regenwasserprojekte sowie Maßnahmen

der Umweltbildung, um das Bewusstsein für die ökologische Gewässerentwicklung, Natur

und nachhaltiges Handeln zu vermitteln [17].

Abbildung 8: Flächennutzung vor und nach der Renaturie-

rungsmaßnahme an der Lippe (Quelle: [47])

Abbildung 9: Schaubild der Verbreite-

rungs-Maßnahme an der Lippe

(Quelle: [47])

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18

2.6 Naturpark Flusslandschaft Peenetal

Die Peene fließt in Mecklenburg-Vorpommern und ist einer der letzten noch unverbauten

Flüsse Deutschlands. Deshalb wird sie auch „Amazonas des Nordens“ genannt. Außerdem

gehört fast das komplette Peenetal zum Europäischen Vogelschutzgebiet [20].

Eine ausführliche und übersichtlich gestaltete

Homepage informiert dabei die Menschen, wel-

che Möglichkeiten sich in der Flusslandschaft

bieten. Auf der Startseite findet man zunächst

allgemeine Informationen zur Peene sowie dem

Peenetal und der genauen Lage, eingezeichnet

auf einer Deutschlandkarte. In der Kopfzeile be-

findet sich ein Veranstaltungskalender mit Frei-

zeitveranstaltungen für Schulklassen, Sportver-

eine, oder weitere Interessierte. Hier finden sich

zum Beispiel geführte Wanderungen, Geo-

caching-Touren, Fahrradtouren, oder geführte

Wander- und Paddeltouren. Ein Steckbrief liefert

gebündelt die wichtigsten Informationen und

Daten auf einen Blick. Unter dem Punkt „Impres-

sionen“ besteht die Möglichkeit sich einige Bilder

von vor Ort anzuschauen. Diese sind allerdings sehr klein und weniger gut zu erkennen. Ein

eigener Punkt „Entstehungsgeschichte“ beschreibt die Entwicklung der Landschaft von vor

ca. 8000 Jahren bis heute. Unterstützt wird die Entwicklungsgeschichte von zahlreichen Bil-

dern und Diagrammen. Anschließend wird ausführlich über das Naturschutzgroßprojekt be-

richtet. Als Überblick wird eine Übersichtskarte mit dem Stand der Naturschutzgebiet-

Ausweisung zu Beginn des Projekts gezeigt. Eingegangen wird hier auch auf die einzelnen

Maßnahmen und die Bilanz der Maßnahmen, die in einem Extensivierungsprogramm festge-

halten wurden. Sehr ausführlich wird auch über die Tier- und Pflanzenwelt berichtet. Darun-

ter sind viele bestandsgefährdete, seltene Populationen. Die touristische Erlebniswelt, ver-

bunden mit Hinweisen für Angler und den sieben goldenen Verhaltensregeln im Natur-

schutzgebiet rundet die Website ab [20].

Auf einen extra Katalog mit Umweltbildungsangeboten wird verwiesen. Mitarbeiter des Na-

turparks und des Besucherinformationszentrums organisieren regelmäßig Ausflüge für Jung

und Alt, um für einen bewussten Umgang mit der Natur zu sensibilisieren. Gerade in Schulen

sind die Begriffe „Nachhaltige Entwicklung“ und „Umweltbildung“ wichtige Teile der Schul-

rahmenpläne [20].

Abbildung 10: Übersichtskarte mit eingezeich-

netem Peenetal (Quelle [20])

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Eine solche Website bietet ausführliche Informationen, die sehr übersichtlich und verständ-

lich vermittelt werden.

Abbildung 11: Stand der Naturschutzgebiet-Ausweisung zu Beginn des Projekts (Quelle: [20])

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20

Abbildung 12: Auszug aus der Polderinfopfad-

Broschüre (Quelle: [45])

Abbildung 13: Karte mit den Polderinfopfaden im

Polder Söllingen/Greffern (Quelle: [46])

2.7 Polder Söllingen/Greffern

Der Polder Söllingen/Greffern ist seit November 2005 fertig gestellt. Ende des Jahres 2010

konnte der Probebetrieb erfolgreich durchgeführt werden, sodass die Inbetriebnahme erfol-

gen konnte. Er ist einer der 13 geplanten Hochwasserrückhalteräume des Integrierten

Rheinprogramms und trägt mit einer Fläche von 580 ha und einem Rückhaltevolumen von

12 Mio. m³ Wasser aktiv zum Hochwasserschutz bei [31].

Die Gewässerdirektion Nördlicher Oberrhein und das Regierungspräsidium Karlsruhe – Ab-

teilung Umwelt dokumentierten schon während dem Bau und nach Inbetriebnahme des Pol-

ders die Auswirkungen für Bevölkerung und Natur [09]. Dabei wird zunächst auf die 13

Rückhalteräume des Integrierten Rheinprogramms eingegangen, anschließend speziell auf

den Polder Söllingen/Greffern. Dabei werden sehr schlicht gehaltene topographische Karten

für die Übersicht eingesetzt. Neben der Funktion der einzelnen Bauwerke, wird auf die Si-

cherheit der Anwohner durch die Grundwasserhaltungsmaßnahmen eingegangen und auf

die Möglichkeit zur Naherholung und Freizeitnutzung verwiesen. Zudem wird der Hintergrund

für das Vorhaben des Integrierten Rheinprogramms kurz erläutert und die Funktionsweise

der Hochwasserrückhaltung im Polder Söllingen/Greffern beschrieben [31]. Viele weitere

wichtige Informationen werden in der Broschüre des Polderinfopfads erklärt.

Polderinfopfad I und II sind zwei Wanderwege, die um die zwei Teilpolder zwei und vier her-

umführen. Auf diesen Wanderwegen werden die wichtigsten und am häufigsten gestellten

Fragen aufgeklärt. Dazu gehört auf jeden Fall ein Einblick in das Integrierte Rheinprogramm,

den Ablauf einer Ökologischen Flutung bzw. Retention, die Auswirkungen auf Pflanzen und

Tiere, die Grundwasserhaltung in den umliegenden Gebieten, einen Einblick in die Entste-

hung des Auenwaldes am Rhein, die Auswirkungen auf den Wald bei einer Retention und

die Frage nach einer Ausbreitung von Stechmücken. Diese Punkte werden mit kleinen Tex-

ten und zahlreichen Bildern, Karten und Diagrammen versucht auf den Punkt zu bringen.

„Knapp und verständlich“ ist die Grundlage für verständnisvolle Öffentlichkeitsarbeit [45].

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3 Ökologische Flutungen

Rechtlich gesehen sind Ökologische Flutungen zwingend notwendige Maßnahmen, doch

trotzdem werden sie von der Bevölkerung vor Ort meist abgelehnt. Dies ist die Folge von

fehlendem Informationsaustausch und daraus entstandener Unsicherheit. In diesem Kapitel

werden die rechtlichen Hintergründe und die Vor- und Nachteile von Ökologischen Flutungen

erläutert.

3.1 Begriffsklärung

„Ökologische Flutungen sind mit der Wasserführung des Rheins korrespondierende Durch-

flutungen der Rückhalteräume, in Dauer und Intensität vergleichbar mit den natürlichen Aus-

uferungen eines Gewässers“ [15]. Dies sind naturschutzrechtlich zwingend notwendige Ver-

meidungs- und Verminderungsmaßnahmen für einen umweltverträglichen Hochwasserbe-

trieb. Ohne Ökologische Flutungen ist die Nutzung eines Hochwasserrückhalteraums im

Sinne von § 15 (1) BNatSchG nicht zulässig [32]. Eine Retention auf Flächen, die länger

nicht mehr vom Rhein überflutet wurden, ist nach dem Naturschutzrecht ein erheblicher und

nachhaltig wirkender Eingriff. Diese Eingriffe gilt es zu vermeiden bzw. zu mindern [24]. Sol-

che Flutungen dienen nicht dem eigentlichen Hochwasserschutz, sondern sollen langfristig

stabile, sich selbst erhaltende, hochwassertolerante Tier- und Pflanzengesellschaften etab-

lieren. Der Landschaft und der Tier- und Pflanzenwelt wird hiermit das Element Wasser wie-

der gegeben, das das Gebiet Jahrhunderte lang geprägt hat. Somit wird gewährleistet, dass

die selten auftretenden Hochwassereinsätze, verbunden mit einer Retention des Polders, die

meist nur in mehrjährigem Abstand auftreten, möglichst geringe Beeinträchtigung auf Natur

und Landschaft haben [24]. Das führt zu einer höheren Artenvielfalt und einer Dominanz

hochwassertoleranter Arten in den überfluteten Bereichen [01].

Abbildung 14: Ökologische Flutung im Polder Altenheim (Quelle: [01])

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Durch den Oberrheinausbau durch Tulla und speziell dem Bau der Staustufen und Dämme

wurden viele Überflutungsbereiche vom Rhein abgeschnitten. Zum Teil werden diese Flä-

chen heute als Rückhalteräume geplant, weil hier das Potential auentypischer Arten weiter-

hin enorm hoch ist. Durch die Ökologischen Flutungen soll eine Reaktivierung dieser Le-

bensräume stattfinden. Dadurch können sich Auenwälder wieder in diesen Gebieten entwi-

ckeln [24].

Wenn das Einlaufbauwerk geöffnet wird, strömen zunächst geringe Wassermengen in die

vorhandenen Gewässer. Zur Ausuferung dieser Gewässer führt dies noch nicht. Sobald die

Einlaufmenge an Wasser langsam erhöht wird, springen zunächst kleine, trockengefallene

Nebenarme der Gewässer, sogenannte Schluten, wieder an und das Grundwasser drückt in

tief gelegenen Geländebereichen an die Oberfläche. Großflächigere Bereiche des Polders

werden erst bei höheren Einlaufmengen an Wasser, über mehrere Tage anhaltend, überflu-

tet. Bis auf wenige Ausnahmen steigt die Wasserhöhe in einem solchen Hochwasserrückhal-

teraum meist nur auf eine Höhe von wenigen Zentimetern. Die Flutungen laufen abhängig

vom Pegelstand des Rheins natürlich ab, werden jedoch immer so gering wie möglich gehal-

ten [15].

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3.2 Rechtliche Grundlagen

3.2.1 Landesentwicklungsplan

Im Landesentwicklungsplan Baden-Württemberg aus dem Jahr 2002 sind die Rahmenbedin-

gungen für die räumliche Ordnung und Entwicklung des Landes Baden-Württemberg in ei-

nem Gesamtkonzept festgelegt. Darunter zählen die Ziele und Grundsätze der Raumord-

nung sowie die Abstimmung und Koordination raumbedeutsamer Planungen. Diese Ziele

müssen von den öffentlichen Stellen als rechtsverbindliche Vorgaben erfüllt werden [36].

So wird im Landesentwicklungsplan im Plansatz 4.3.6 das Ziel formuliert, dass zur Sicherung

und Rückgewinnung natürlicher Überschwemmungsflächen in den Regionalplänen Gebiete

für den vorbeugenden Hochwasserschutz festzulegen sind. Weiter steht, dass sich die Ab-

grenzung der Gebiete für den vorbeugenden Hochwasserschutz an einem 100-jährlichen

Bemessungshochwasser, am Oberrhein an einem 200-jährlichen Hochwasser orientieren

soll.

Plansatz 4.3.6.1 führt auf, dass Gebiete für den vorbeugenden Hochwasserschutz als Vor-

ranggebiete festzulegen sind. „Auch Flächen für Anlagen und Maßnahmen des vorbeugen-

den Hochwasserschutzes, insbesondere Polder, Rückhaltebecken und Deichrückverlegun-

gen, sollen als Vorranggebiete gesichert werden. In den Vorranggebieten haben die Belange

des Hochwasserschutzes Vorrang, insbesondere sind sie grundsätzlich von weiterer Bebau-

ung freizuhalten“ [60]. Hier werden die Aussagen konkretisiert und die Gebiete zur Hoch-

wasserrückhalte sowie alle Anlagen und Maßnahmen als Vorrang ausgewiesen.

Das Hauptziel, das mit solchen wasserbaulichen Maßnahmen verfolgt wird, wird in Plansatz

4.3.7 wie folgt beschrieben:

„Durch zusätzliche abflusshemmende und landschaftsökologische Maßnahmen, insbesonde-

re durch Rückverlegung von Deichen, Rückbau von Gewässerausbauten, naturnahe Ge-

wässerentwicklung und Bau von Rückhaltebecken, sollen Hochwasserspitzen reduziert wer-

den“ [60].

Ziel ist es die Hochwasserspitzen am Oberrhein zu reduzieren und zeitgleich auf eine natur-

nahe Gewässerentwicklung zu achten. Dies verbindet den Hochwasserschutz mit dem Na-

turschutz und macht auch Ökologische Flutungen unerlässlich. Ohne Ökologische Flutungen

wird der Aspekt Naturschutz außer Acht gelassen, weil große Teile der bestehenden Natur

die erste Retentionsflutung nicht überstehen würden.

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3.2.2 Regionalplan

Im Regionalplan vom 13. März 2002 wurden die Vorgaben des Regionalverbandes Mittlerer

Oberrhein aus dem Landesentwicklungsplan konkretisiert. Dort ist auch das Integrierte

Rheinprogramm verankert [36].

Im Kapitel 3.3.5.1 wird der vorbeugende Hochwasserschutz durch Flächenvorsorge am Ge-

wässer erläutert. Hier sollen „die vorhandenen, noch funktionsfähigen Überschwemmungs-

bereiche der Gewässer funktionsfähig und für die Retention von Hochwässern nutzbar ge-

halten werden“ [61]. Außerdem sollen „ehemalige, nicht mehr funktionsfähige Überschwem-

mungsbereiche der Gewässer wieder in die natürliche Abflussdynamik der Gewässer einbe-

zogen und damit für die Retention von Hochwässern reaktiviert werden“ [61]. Es soll wieder

eine Auenlandschaft entstehen, die an regelmäßige Überflutungen angepasst ist.

Weiter in Kapitel 3.3.5.1 werden die rechtlichen Rahmenbedingungen über das Integrierte

Rheinprogramm beschrieben. Dort wird verlangt „am Rhein […] eine Hochwassersicherheit

wiederherzustellen, die mindestens derjenigen vor dem Rheinausbau seit 1955 entspricht“

[61]. Diese sollen zügig verwirklicht werden. Als primäre Ziele sollen folgende Voraussetzun-

gen geschaffen werden:

funktionsfähige Lebensgemeinschaften sollen erhalten und geschützt werden

nicht mehr funktionsfähige Räume sollen wieder naturnah entwickelt werden

der Renaturierung soll Vorrang eingeräumt werden

die Vernetzung sich neu entwickelnder Lebensräume soll gefördert werden

Zu dem Thema Ökologische Flutungen steht unter Kapitel 3.3.5.1 außerdem, dass „der Be-

trieb von Poldern am Rhein […] in technisch und ökologisch vertretbarer Weise und an die

natürlichen Abflussverhältnisse angenähert erfolgen [soll]. Hierzu sollen auch ökologische

Flutungen durchgeführt werden“ [61]. Das bedeutet, die Ökologischen Flutungen in Poldern

sind verpflichtend durchzuführen, um die natürlichen Verhältnisse eines ausufernden Flusses

zu erreichen. Eine ergänzende Begründung zu Kapitel 3.3.5.1 führt auf, dass gerade Wälder

eine große Bedeutung für den Hochwasserschutz haben. Diese sind in der Lage, größere

Mengen an Niederschlagswasser aufzunehmen und somit den Wasserabfluss zu dämpfen.

Deshalb ist es wichtig durch Ökologische Flutungen einen hochwasserresistenten, stabilen

Auenwald zu etablieren.

Kapitel 3.3.5.2 gibt Auskunft über die schutzbedürftigen Bereiche für den vorbeugenden

Hochwasserschutz. Hierin wird explizit gesagt, dass diese Bereiche für natürliche Überflu-

tungen sowie fördernde Maßnahmen zu sichern sind und die Bedeutsamkeit des Hochwas-

serschutzes Vorrang hat. Vorhaben sind nur dann möglich, wenn diese weder ein Verlust an

Retentionsfläche, noch eine Erhöhung des Schadenpotentials verursachen [61].

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Der Hochwasserschutz am Oberrhein und das Integrierte Rheinprogramm sind somit in den

Zielen und Grundsätzen des Regionalplans von 2002 verankert.

Abbildung 15: Ausschnitt aus der Raumnutzungskarte (Quelle: [36])

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3.2.3 Schutzgebiete

Gibt es menschliche Eingriffe in die Natur, müssen auch immer als Schutzgebiete ausge-

schriebene Bereiche beachtet werden. So liegen auch künstlich angelegte Hochwasserrück-

halteräume in verschiedenen Schutzgebieten.

Am Beispiel des geplanten Polders Bellenkopf/Rappenwört sieht man auch, dass sich diese

Gebiete oftmals weitgehend überlagern. Der gesamte Bereich des Rückhalteraums liegt in-

nerhalb des FFH-Gebiets und des Vogelschutzgebiets [11]. FFH-Gebiete (Fauna-Flora-

Habitat) dienen dem Schutz von Tieren, Pflanzen und deren Lebensräumen. Vogelschutzge-

biete unterstützen die Erhaltung von wildlebenden Vogelarten. Beide Schutzgebiete sind

Bestandteil des Schutzgebietsnetzes Natura 2000 innerhalb der Europäischen Union [36].

Weitere Schutzgebiete sind im Bundesnaturschutzgesetz verankert. Dort werden zum Bei-

spiel das Naturschutzgesetz, das Landschaftsschutzgesetz, oder das Gesetz für Natur-

denkmäler erwähnt. Das Landeswaldgesetz ist derweil für Biotopschutzwälder, Waldschutz-

gebiete und den Schutz gesetzlicher Erholungswälder verantwortlich. Darunter fallen bei-

spielsweise auch die Auenwälder, die sich in einem Hochwasserrückhalteraum bilden. Die

letzte wichtige Rechtsgrundlage ist das Wasserhaushaltsgesetz. In diesem werden Wasser-

schutzgebiete und Überschwemmungsgebiete geschützt. Hier wird vor allem auf den Schutz

des Grundwassers und den Schutz der Wasserversorgung eingegangen [36].

Abbildung 16: Schutzgebiete im Bereich des Polders Bellenkopf/Rappenwört (Quelle: [11])

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3.3 Vorteile

Besonders positiv wirkt sich der Polder mitsamt den Ökologischen Flutungen auf das Wasser

im Polderbereich aus. Hier findet die Entstehung eines zusammenhängenden Gewässersys-

tems statt. Die Frischwasserzufuhr aus dem Rhein sorgt dabei für deutliche Verbesserungen

der Wasserqualität und Gewässerstruktur. Diese Effekte sorgen dafür, dass sich im Polder-

gewässer wieder ein praktisch natürlicher und unbelasteter Stoffhaushalt entwickeln kann.

Folglich entstehen auch deutliche Verbesserungen der Gewässer als Lebensraum für die

Tiere und Pflanzen. Auf die Qualität des Grund- und Trinkwassers hat der Polder keine Ein-

wirkungen. Im Fall einer Beeinträchtigung der Wasserqualität am Rhein, zum Beispiel durch

einen Schiffsunfall, können alle Ein- und Auslassbauwerke geschlossen werden, sodass kei-

ne Schadstoffe in den Rückhalteraum eindringen können [36].

Die Pflanzen im Polderbereich entwickeln sich durch die Ökologischen Flutungen zu hoch-

wassertoleranten Lebensgemeinschaften. Dadurch entstehen repräsentativ Weichholz- und

Hartholz-Auwälder, die zu den FFH-Gebieten gehören und zu den bundesweit vom Ausster-

ben bedrohten Biotoptypen zählen. Dazu gehören auch die durchströmten Auengewässer,

die ebenfalls zu den bundesweit vom Aussterben bedrohten Biotoptypen gehören. Durch die

Ökologischen Flutungen werden die Eingriffe durch den Bau des Polders sowie die durch

Überflutungen geschädigten Bereiche vollständig kompensiert und bereits nach zehn Jahren

entsteht ein enormer ökologischer Mehrwert [33]. Dieser Mehrwert wird mittels eines Bio-

topwertverfahrens berechnet:

Tabelle 1: Ökopunkte-Bilanz nach Einsatz Ökologischer Flutungen (Quelle: [33])

Ohne die Ökologischen Flutungen würden keine Anpassungen der Bestände stattfinden.

Somit käme es bei den seltenen Retentionsflutungen zu großflächigen Schädigungen an den

Wäldern.

Auch für die Tiere kann mit erheblichen Verbesserungen für alle vorkommenden Spezies, die

für die Verhältnisse von Auen charakteristisch sind, gerechnet werden. Es entwickeln sich

Lebensräume

Ökopunkte-Zugewinn 10

Jahre nach Beginn der

Ökologischen Flutungen

Ökopunkte-Zugewinn 25

Jahre nach Beginn der

Ökologischen Flutungen

Gewässer 932.978 932.978

Wälder 411.447 14.972.405

Sonstige (v.a. Grünland) 2.723.922 4.468.206

Gesamt 4.068.347 20.373.589

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Artengemeinschaften, die die seltenen Retentionsflutungen unbeschadet überstehen wer-

den. Darunter befinden sich einige sehr seltene und gefährdete Arten, die zum Teil auch In-

halt des Natura 2000 Schutzgebietssystems sind. Vor allem wasserlebende Arten profitieren

von der verbesserten Wasserqualität und höheren Strömungsgeschwindigkeiten und den

dadurch entstehenden Gewässerstrukturen wie zum Beispiel sandige Sohlabschnitte [33].

Somit entstehen gerade für anspruchsvolle Fischarten wie dem Neunauge potentielle Laich-

plätze und Jungfischhabitate. Es entsteht ein homogener Austausch von Fischen zwischen

Rhein und Poldergewässer. Aber auch andere Tiere, die feuchtgeprägte Lebensräume be-

vorzugen werden durch die Ökologischen Flutungen begünstigt. Dazu zählen zum Beispiel

Säugetiere wie die Wasserspitzmaus (Abb. 17) oder Vögel wie der Eisvogel (Abb. 18), der

reichlich Nahrung findet unter den vielen Jungfischen. Auch Reptilien wie die Ringelnatter

oder Amphibien wie der Laubfrosch (Abb. 19) entstehen durch Ökologische Flutungen güns-

tige Lebensräume, da Systeme entstehen, die sowohl den auenähnlichen Polder als auch

Flächen der Altaue umfassen. Es entstehen temporäre Stillgewässer und flache Über-

schwemmungsbereiche, die sich als potentielle Fortpflanzungsgebiete eignen [33].

Die Landschaft wird sich mit der Zeit zurück entwickeln in den Zustand einer natürlichen

Flussaue mit besonderer Eigenart und Vielfalt. Es befinden sich bereits jetzt zahlreiche mar-

kante Bäume in dem Polderbereich. Diese sind allerdings nur wenig wirksam, da sie von

jüngeren Laubhölzern ummantelt sind. Diese Laubhölzer würden bei den ersten stärkeren

Ökologischen Flutungen dezimiert werden. Somit entstehen kleine Lichtungen, die den Wald

positiver gestalten und eine größere Vielfalt zum Ausdruck bringen. Außerdem entsteht eine

naturnahe Vegetation in bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen [33].

Und auch für den Menschen kann der Polder mit den Ökologischen Flutungen einen positi-

ven Ausgleich bilden. So können die entstehenden Wald- und Gewässerlandschaften für ein

abwechslungsreiches Freizeit- und Erholungsangebot sorgen.

Abbildung 17: Wasserspitzmaus Abbildung 18: Eisvogel Abbildung 19: Laubfrosch

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3.4 Nachteile

Die ungesteuerten Ökologischen Flutungen haben zusammen mit den seltenen Retentions-

flutungen Auswirkungen auf den Grundwasserstand. Dies reicht über die Poldergrenzen hin-

aus und betrifft auch die umliegenden Siedlungsflächen. Vor allem dort müssen Grundwas-

seranstiege verhindert werden. Dies erfordert weitere bauliche Maßnahmen wie Pumpwerke,

Grundwasserhaltungsbrunnen oder Drainagesysteme [36]. Auch für die Oberflächenwasser-

beschaffenheit entstehen ungünstige Bedingungen, wenn der Einstau im Polder sehr lange

dauert. Dadurch kann es zur Sauerstoffzehrung führen, was sich negativ auf Flora und Fau-

na auswirkt [63].

Der Aus- und Neubau von Dämmen und die damit verbundenen Aufschüttungen von Sand

und Kies sind verbunden mit dem Verlust von natürlichen Böden. Außerdem gehen natürli-

che Böden durch die Abgrabungen zur Herstellung des zusammenhängenden Gewässernet-

zes verloren. Diese negativen Wirkungen werden so gering wie möglich gehalten, indem

bereits vorhandene Hochwasserdämme genutzt und ausgebaut werden. Dadurch entsteht

nur eine geringfügige Einschränkung der natürlichen Bodenfunktion [36].

Ausgegangen von einem Worst-Case-Szenario, das innerhalb der Umweltverträglichkeits-

studie entwickelt wurde, wäre ein großer Schaden an den Wäldern zu erwarten. Das Szena-

rio beschreibt eine Retentionsflutung, die zeitnah nach Inbetriebnahme des Polders während

der Vegetationszeit stattfindet. Durch die nachfolgend ablaufenden ungesteuerten Ökologi-

schen Flutungen bliebe dies jedoch ein einmaliges Ereignis. Pflanzenarten, die nicht an die

Bedingungen einer Auenlandschaft adaptiert sind, werden zurückgehen oder aus dem Pol-

derbereich komplett verschwinden. Darunter zählen auch Obstbäume, die die regelmäßigen

Überflutungen nicht überstehen werden. Auch Wasserpflanzen in Gewässern innerhalb des

Polders können von den Bedingungen beeinträchtigt werden. Durch Wasserstandsschwan-

kungen und einer Trübung des Gewässers durch Schwebstoffeintrag ist auch hier mit einem

Rückgang bestandsbedrohter Wasserpflanzen zu rechnen [36].

Auch bei den Tieren gibt es Arten, die nicht an die Auenbedingungen angepasst sind, was

somit mit einen Rückgang oder dem Verschwinden der Art verbunden ist. Darunter befinden

sich Arten mit besonderer Schutzrelevanz. Für besonderes seltene Arten, bei denen keine

Regeneration der Bestände nach einer Retentionsflutung zu erwarten ist, werden außerhalb

des Polderbereichs Kompensationslebensräume geschaffen. Der Verlust von Lebensraum

spielt also eine große Rolle. Hier verlieren unter anderem Fledermäuse ihre Quartierbäume,

Kleinsäuger müssen in umliegende Gebiete flüchten, Vögel verlieren bestimmte Bäume als

Niststätten, Amphibien verlieren Fortpflanzungs- und Laichgewässer, der Hirschkäfer verliert

seine Brutbäume und auch die Wildbiene verliert durch den Aus- und Neubau von Dämmen

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ihren natürlichen Lebensraum. Ein weiterer Faktor ist der zunehmende Freizeitbetrieb und

Besucher die den Polderbereich auf neu gebauten Dämmen betreten. Dadurch kann es zum

Beispiel zu Beeinträchtigungen des Wildes und der Jagdnutzung kommen. Auch Vögel kön-

nen von ihren Brutstätten vertrieben werden, wenn Freizeitwege näher an den Schutzgebie-

ten vorbei führen. Durch die durch Ökologische Flutungen verursachte Überflutung von Brut-

und Nahrungsbereichen werden sich einige schutzrelevante Vogelarten zurückziehen. Au-

ßerdem wird dies negative Auswirkungen auf die Schmetterling-Populationen haben, deren

Falter bei Überflutungen absterben. Die bereits angesprochene Gewässertrübung durch

Schwebstoffeintrag aus dem Rhein haben ein Rückgang von an Wasserpflanzen laichenden

Fischarten sowie ein Rückgang von Libellen, die die Gewässer als Fortpflanzungsgewässer

nutzen, zur Folge [36].

Unter dem Einfluss der Ökologischen Flutungen wird die landwirtschaftliche Nutzung im Pol-

der nur noch eingeschränkt möglich sein. Es wird ein hohes Ausfallrisiko bestehen, das mit

Entschädigungszahlungen und Pflegeverträgen für Kompensationsflächen ausgeglichen

werden soll. Außerdem bedeuten die Ökologische Flutungen ein Verlust des Wildgeheges,

das an dem Standort nicht weiter aufrechterhalten werden kann.

Die Zugänglichkeit für den Polderbereich wird durch die Ökologi-

schen Flutungen eingeschränkt. Bei den überwiegenden Ab-

schnitten handelt sich dies allerdings nur um ein paar Tage im

Jahr. Eine weitere Auswirkung der betriebsbedingten Über-

schwemmungen ist eine Ausbreitung von Stechmücken-

Brutstätten. Eine Schnakenplage wird jedoch durch erweiterte

Bekämpfungsmaßnahmen verhindert [36].

Abbildung 20: Stechmü-

ckenbekämpfung K.A.B.S

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4 Beispiel Polder Bellenkopf/Rappenwört

Der Polder Bellenkopf/Rappenwört liegt zwischen Karlsruhe-Neuburgweier und dem Rhein-

hafendampfkraftwerk der EnBW und ist einer der 13 geplanten Hochwasserrückhalteräume

des Integrierten Rheinprogramms. Auf einer Fläche von 510 ha wird Platz geschaffen für

etwa 14 Mio. m³ Wasser. Nach Sicherstellung der Funktionstauglichkeit des Polders durch

einen Probestau, sollen ungesteuerte Ökologische Flutungen ablaufen [29]. Diese werden

erst bei einer Hochwasservorhersage gestoppt und der Polder für eine Retentionsflutung

entleert. Um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten und die Beeinträchtigungen so ge-

ring wie möglich zu halten, sind verschiedene Schutzmaßnahmen nötig. Der Rheinpark Rap-

penwört und das Naturschutzzentrum Karlsruhe sollen weiterhin bestehen bleiben und über

die Hermann-Schneider-Allee erreichbar sein. Außerdem muss ein Grundwasseranstieg

durch die Ökologischen Flutungen bzw. die seltenen Retentionsflutungen verhindert werden.

4.1 Das Integrierte Rheinprogramm

Mit dem Ausbau des Oberrheins begann sich der Rhein zu verändern bis zu dem Stand-

punkt, an dem wir heute angelangt sind. Die Oberrheinbegradigung, die 1817 von Oberst

Johann Gottlieb Tulla begonnen wurde zu planen, war der erste Eingriff in den Verlauf des

Rheins und historisch gesehen für die Wasserkraft und Schifffahrt ein absoluter Erfolg. Durch

diese Maßnahme wurde der Rhein zwischen Basel und Worms um insgesamt 81 km ver-

kürzt [12]. Durch das Durchstechen von Flussschleifen in der Mäanderzone und den Bau von

Dämmen wurde der Fluss zwar schiffbar gemacht, dadurch hat sich jedoch auch das Gefälle

stark erhöht und führte somit zur stärkeren Tiefenerosion. Durch die Begradigung gingen ca.

730 km² Überflutungsfläche des Rheins verloren. Außerdem wurden manche Nebenarme

und ehemaligen Schleifen vom Hauptfluss abgetrennt bzw. sind nur noch bei Hochwasser

verbunden. Die Abtrennung der Aue vom Fluss hat hier begonnen. Zwischen 1927 und 1977

wurde angefangen Kanäle für die Schifffahrt und Stromerzeugung zu bauen. Dadurch ist der

Grundwasserspiegel stark gesunken. Das sorgte für eine weitere Austrocknung der noch

bestehenden Auen. Der Bau der vollkanalisierten Staustufen in Gambsheim und Iffezheim

sorgten für einen weiteren Verlust von 130 km² Überflutungsfläche im Bereich südlich von

Iffezheim. Eine anlaufende Hochwasserwelle kann sich dadurch kaum mehr in den Auen

ausbreiten und wird somit auch nicht gebremst. Dies hat außerdem zur Folge, dass die Auen

weitgehend vom Rhein getrennt wurden. Die Hochwasserwellen wurden höher und schneller

und sorgten für eine erhebliche Verschärfung der Hochwassergefahr [21].

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Tabelle 2: Veränderung des Hochwasserschutzes durch den Rheinausbau (Quelle: [12])

Wenn Hochwasserspitzen des Rheins und seinen Nebenflüssen aufeinander treffen, entste-

hen drastische Hochwasser [28]. Im Jahr 1800 waren noch 1000 km² Auenlandschaft entlang

des Oberrheins, die solch ein Hochwasser abfing. Heute sind es nur noch etwa 130 km² [25].

Die entzogenen Überflutungsflächen wurden versucht durch immer höhere Dämme zu

schützen. Dadurch wurde jedoch die Hochwassergefahr stromabwärts wesentlich verschärft.

Einzige Lösung zur Minderung der Hochwassergefahr ist also die Schaffung neuer Überflu-

tungsflächen [28].

Für die Renaturierung dieser für das Ökosystem wichtigen Flächen, wurde das Integrierte

Rheinprogramm aufgestellt und zwischen Frankreich, sowie Baden-Württemberg und Rhein-

land Pfalz vereinbart. Das 1996 ins Leben gerufene Projekt soll zwischen Basel und Worms

ein Rückhaltevolumen von rund 267 Mio. m³ schaffen [19]. Ziel ist es diese Flächen für den

Hochwasserschutz zu reaktivieren und die Entwicklung naturnaher Auen zu bewirken. Um

das Ziel zu verwirklichen sind in Baden-Württemberg insgesamt 13 Rückhalteräume zwi-

schen Basel und Mannheim geplant. Drei davon sind bereits in Betrieb, zwei weitere befin-

den sich im Bau, bei den restlichen laufen derzeit Voruntersuchungen bzw. befinden diese

sich im Planfeststellungsverfahren [25].

Pegel 1955 - Vor dem

Rheinausbau

1977 - Nach dem

Rheinausbau

Schutz am Pegel Maxau gegen ein HQ200 HQ60

Schutz am Pegel Worms gegen ein HQ220 HQ75

Abfluss des HQ200 bzw. HQ220 an

den Pegeln Maxau bzw. Worms 5000 bzw. 6000 m³/s 5700 bzw. 6800 m³/s

Abbildung 21: Rhein bei Karlsruhe vor der Begra-

digung

Abbildung 22: Rhein bei Karlsruhe nach der Begra-digung

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33

Abbildung 23: Geplante Rückhalteräume in Baden-Württemberg (Quelle: [25])

Das Gesamtziel des Vorhabens ist es die Hochwassersicherheit wiederherzustellen, wie sie

vor dem Bau der Staustufen existierte. Vorrang haben dabei die Ballungsräume Karlsruhe

und Mannheim/Ludwigshafen. Dafür wurde ein Rahmenkonzept mit zwei Teilen entwickelt.

Teil I behandelt die Wiederherstellung des Hochwasserschutzes, Teil II die Renaturierung

der Auen am Oberrhein. Rahmenkonzept Teil I nimmt Bezug auf das Naturschutzgesetz und

die darin verankerte Forderung der Vermeidung, Verminderung bzw. Ausgleichung von Ein-

griffen in die Leistungs- und Funktionsfähigkeit eines intakten Lebensraumes. Die Aufgabe

des Integrierten Rheinprogramms ist es deshalb die Retentionsfläche nicht nur bei großen

Hochwasserereignissen zu fluten, sondern auch bei kleineren Rheinabflüssen bereits ein

Durchströmen der Räume zu ermöglichen. Um den umweltverträglichen Hochwasserschutz

zu gewährleisten ist es notwendig die Voraussetzungen zu schaffen für eine Entwicklung

intakter, auenähnlicher Ökosysteme. Diese Entwicklung kann nur stattfinden, wenn regelmä-

ßige Flutungen erfolgen. Dies sind die vom Naturschutzgesetz vorgeschriebenen Minde-

rungsmaßnahmen. Rahmenkonzept Teil II bezieht sich auf den Schutz, die Erhaltung, die

Entwicklung und die Pflege der noch verbliebenen naturnahen Auenbiotope. All das wird

ermöglicht durch die Wiederanbindung der Altaue an die natürlichen Abflussverhältnisse des

Rheins und den stufenweisen Umbau der Waldbestände. Die Auenlandschaft bildet so durch

unterschiedliche Lebensräume und Biotope ein wichtiges Ökosystem, das Ökosystem Aue

[19].

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Die veranschlagten Kosten des IRP belaufen sich auf rund 1 Mrd. Euro, was jedoch nur ein

Bruchteil von den Kosten darstellt die bei einem Jahrhunderthochwasser entstehen würden.

Außerdem stehen Menschenleben auf dem Spiel, welche in keinem Maße in diese Berech-

nung mit eingeführt werden können. Wichtige Erfolge der bereits fertig gestellten Polder wur-

den bereits verzeichnet. Im Mai 1999 wurde die Hochwasserwelle in Karlsruhe um 24 cm

reduziert, was eine erstmalige Überschreitung der kritischen Pegelmarke von 9,00 m verhin-

derte. Im Juni 2013 konnte die Hochwasserwelle in Speyer um 29 cm abgesenkt werden.

Dadurch wurde die Innenstadt vor Überschwemmungen und großen Schäden geschützt [25].

Abbildung 24: Pegelverlauf Maxau ohne (rote Linie) und mit Polder (blaue Linie) (Quelle: [30])

Als wichtigste Maßnahme im Integrierten Rheinprogramm werden regelbare Rückhalteräume

vorgesehen, die Polder. Polder sind ein von Dämmen umgrenztes Gebiet, das zur vorüber-

gehenden Aufnahme von Hochwasser dient. Bei einer anrollenden Hochwasserwelle wird

das Einlassbauwerk geöffnet und ein Teil des Hochwassers fließt in den Rückhalteraum und

wird dort gespeichert. Ziel dabei ist es so viel Wasser vorübergehend aus dem Rhein zu ent-

nehmen, dass kritische Pegelstände stromabwärts des Polders vermieden werden und das

Hochwasser keine Schäden verursacht. Es ist möglich einen Teil der Hochwasserwelle zu

kappen, indem ein bestimmtes Volumen an Wasser in den Rückhalteraum geleitet wird. Dort

wird das Wasser gespeichert und wieder an den Unterlauf des Flusses abgegeben, sobald

die Hochwasserwelle vorüber ist [28].

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4.2 Variantenauswahl

Die ersten wasserbaulichen Voruntersuchungen für die Fläche des Polders Bellen-

kopf/Rappenwört wurden zwischen 1989 und 1991 durchgeführt. Vier Jahre später wurde

begonnen die ersten Vorentwürfe zu erarbeiten. Dabei wurden zunächst zwei Varianten in

Betracht gezogen. Zum einen handelt es sich dabei um eine ungesteuerte Retention in Form

einer Dammrückverlegung. Zum andern wurde ein Modell für eine gesteuerte Retention in

Form eines Polders entworfen. Im Laufe der Planungen wurde der Entwurf des Rückhalte-

raums noch um eine steuerbare Retentionsvariante erweitert [36].

Variante I – Ungesteuerter Retentionsraum mit Dammöffnungen:

Diese Variante der ungesteuerten Retention entspricht weitestgehend der Variante einer

Dammrückverlegung. Das Einströmen des Rheinwassers erfolgt ohne jegliche Steuerung

und dem Rheinwasserstand korrespondierend. Eine Steuerung der Wasserstände und Ab-

flüsse ist nicht möglich, da auf die entsprechenden Bauwerke verzichtet wird. Es ist bedingt

von der Topographie des Geländes, der Breite der Dammöffnungen und den Druckunter-

schieden zwischen Retentionsraum und Fluss [44]. Dadurch wird der natürliche Zustand

wiederhergestellt wie er vor dem Bau des Hochwasserdamms einmal vorhanden war. Durch

die Dammöffnung wird ein reibungsloser Austausch von Organismen der Aue und des Rück-

halteraums gewährt. Nicht hochwassertolerante Arten werden im Polderbereich nicht weiter

vorkommen. Wann diese Arten jedoch verschwinden müssen und ob diese teilweise schutz-

relevanten Arten rechtzeitig einen Alternativstandort finden werden ist in keiner Weise vor-

herzusehen bzw. zu steuern. Bei ungesteuerten Retentionsflächen wie der Dammrückverle-

gung werden die Flächen stetig bei ansteigendem Hochwasser geflutet. Somit wird der

Raum schon bei weitgehend unkritischen Pegelständen gefüllt. Die Scheitelspitze des

Hochwassers kann dadurch nur gering abgemindert werden. Die Hochwasserwelle wird im

Wesentlichen nur zeitlich parallel verschoben [36].

Abbildung 25: Wirkung einer Dammrückverlegung (Quelle: [36])

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Variante II – Gesteuerter Retentionsraum mit ungesteuerten Ökologischen Flutungen:

Der Polder stellt den klassischen gesteuerten Rückhalteraum dar. Über Ein- und Auslass-

bauwerke können Zu- und Abfluss von Rheinwasser gesteuert werden. Außerdem gibt es die

Möglichkeit bei Verunreinigungen im Rhein beispielsweise durch Schiffsunfälle die Einlass-

bauwerke zu schließen und somit eine Schadstoffbelastung im Rückhalteraum zu verhin-

dern. Maßnahmen, die im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes getroffen werden, sind

Ökologische Flutungen. Diese laufen ungesteuert bis zu einem Abfluss von 4000 m³/s am

Pegel Maxau/Rhein oder 1500 m³/s am Pegel Heidelberg/Neckar ab. Bei Überschreiten die-

ser Abflüsse werden die Ökologischen Flutungen abgebrochen und der Polder für einen Re-

tentionseinsatz entleert [44]. Ein Vergleich von Variante I und Variante II zeigt, dass sich die

Differenz der Überflutungsdauer im Retentionsraum um lediglich 7 Stunden pro Jahr unter-

scheidet. Da Zeitpunkt und Umfang der Hochwasserrückhaltung gesteuert werden können,

besitzen Polder eine hohe Wirksamkeit. Das Wasser wird bei einer kritischen Pegelmarke in

den Polder geleitet und strömt zeitlich verzögert wieder in den Rhein [36].

Variante III – Retentionsraum mit steuerbaren Bauwerken

Betrachtet man die baulichen Maßnahmen, so unterscheidet sich Variante III von Variante II

nicht. Einzig in der späteren Betriebsweise des Rückhalteraums ergeben sich Unterschiede.

Die Einlassbauwerke sollen durchgängig geöffnet sein, sodass sich der Rückhalteraum frei

korrespondierend mit dem Rheinwasserstand füllen und entleeren kann. Nur im Fall einer

Kontamination im Rheinwasser sollen die Einlassbauwerke geschlossen werden, um einen

Schadstoffeintrag zu verhindern. Außerdem werden die Bauwerke geschlossen, wenn eine

gezielte Vorhersage einer Doppelwelle vorliegt. Eine Doppelwelle bedeutet zwei getrennt

entstandene Hochwasserwellen, die in einem Fluss zusammentreffen und verschmelzen.

Dann werden die Bauwerke geschlossen und der Rückhalteraum so gut es geht entleert [44].

Abbildung 26: Wirkung eines Polders (Quelle: [36])

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Variantenentscheidung:

Abschließende gezielte Untersuchungen und Modellberechnungen ergaben für die drei Aus-

führungsvarianten am Pegel Maxau und am Pegel Worms folgende Ergebnisse:

Tabelle 3: Mittlere Scheitelabminderung für die drei Ausführungsvarianten (Quelle: [36])

Die Tabelle 3 zeigt, dass Variante II die mit Abstand beste hochwassermindernde Wirkung

aufweist. Sie erzielt mit einer mittleren Scheitelabminderung von 36 m³/s am Pegel Maxau

beinahe die dreifache Wirkung der Varianten I und III und am Pegel Worms die doppelte

Wirkung der andern beiden Varianten. Diese beachtliche Differenz der Scheitelabminderung

macht Variante II im Hinblick auf den Hochwasserschutz zur bestmöglichen Ausführungsva-

riante. Nur mit Variante II können Hochwasserschutz gekoppelt mit dem Naturschutz optimal

verwirklicht werden.

Ausführung des Raumes

Bellenkopf/Rappenwört

Mittlere Abminderung des Scheitelabflusses

durch den Raum Bellenkopf / Rappenwört

Pegel Maxau Pegel Worms

Variante I (Dammöffnung) - 14 m³/s - 17 m³/s

Variante II (gesteuerter Polder) - 36 m³/s - 36 m³/s

Variante III (ungesteuerter Polder) - 12 m³/s - 18 m³/s

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4.3 Schutzmaßnahmen

4.3.1 Spundwand um den Rheinpark

Der Rheinpark Rappenwört wird zukünftig zusammen mit der Zufahrt über die Hermann-

Schneider-Allee innerhalb des Polders Bellenkopf/Rappenwört liegen. Der Rheinpark ist ein

denkmalgeschützter Baukomplex bestehend aus Gebäuden, Schwimmbecken, Verkehrsan-

lagen und Parkplätzen. Die Planung hierzu betrifft insbesondere die Zugänglichkeit sowie die

Parkplatznutzung des Rheinparks bei Hochwasser. Der rheinseitige Hochwasserschutz

durch den Hauptdamm bleibt unverändert vorhanden [35]. Zusätzlich wird allerdings ein

Schutz gegen den künftigen Polderwasserstand benötigt. Hierzu wurden verschiedene Vari-

anten in Betracht gezogen, die eine Umschließung des Rheinparks mit Dämmen oder

Spundwänden beinhalten. Entschlossen wurde sich letztlich für die Umschließung mittels

einer Spundwand. Dies ist aus naturschutzfachlicher Sicht die geeignetste Lösung, da am

wenigsten Fläche für die erforderliche Hochwasserschutzlinie beansprucht wird. Außerdem

bleibt der denkmalgeschützte Komplex vollständig erhalten und die Parkplatzfläche bleibt

weiterhin weitestgehend komplett nutzbar [43]. Entlang des Rappenwörter Altrheins wird die

Spundwand aus Rücksicht auf das Landschaftsbild niedriger gebaut und mit aufsetzbaren,

mobilen Hochwasserschutzelementen versehen. Diese kommen erst bei einer Überschrei-

tung einer bestimmten Hochwasserhöhe zum Einsatz und werden auf der Spundwand ange-

bracht. Solch ein Fall kommt statistisch gesehen nur alle vier Jahre vor. Die Spundwand läuft

um den Parkplatz des Rheinparks herum und grenzt dort an die höhergelegte Hermann-

Schneider-Allee. Nach dem nördlichen Ende des Parkplatzes wird die Umschließung als

Damm an den Hauptdamm herangeführt. Dadurch werden alle kritischen Stellen geschützt

[36].

Naturschützer sehen in der Spundwand jedoch einen enormen Eingriff in die Natur und

zeigen sich geschockt von diesem Projekt. Die Spundwand hätte große Auswirkungen auf

das gewohnte Landschaftsbild am Rheinstrandbad. Da vom Regierungspräsidium nur

teilweise die Forderung einer geeigneten Visualisierung erfüllt wurde, haben sich

Naturschützer von den Oberrheinischen Waldfreunden dazu entschlossen selbst zur Tat zu

schreiten. Sie bauten vor Ort ein Gerüst mit zehn Metern Länge und vier Metern Höhe zum

Symbolisieren einer Spundwand auf. Außerdem wird die entstehende Trennung der Natur

und die Unüberwindbarkeit für Tiere kritisiert. Hier wird mangelnde Kommunikation seitens

des Regierungspräsidiums vorgeworfen. Das Projekt hätte negative Auswirkungen auf die

Erholungssuchenden am Rheinpark [03].

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Abbildung 27: Zeitungsartikel aus den Badischen Neuesten Nachrichten (Quelle: [03])

Allerdings wird mit der Spundwand auch Erholung geschaffen. Südlich der Eiswiese wird

entlang der Spundwand ein Unterhaltungsweg errichtet. Dieser Waldlehrpfad wird mittels

Anrampungen über die Spundwand geführt und bietet eine lehrreiche Unterhaltungsmöglich-

keit [35].

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4.3.2 Höherlegung der Hermann-Schneider-Allee

Die Hermann-Schneider-Allee ist die direkte und einzige Verbindung der Karlsruher Innen-

stadt mit dem Rheinstrandbad Rappenwört und der zugehörigen Gaststätte sowie mehreren

Vereinshäusern der Kanuvereine und Naturfreunde. Alternative Verbindungsstrecken existie-

ren nicht. Bei der aktuellen Höhenlage würden die zwingend notwendigen Ökologischen Flu-

tungen dazu führen, dass die Hermann-Schneider-Allee an etwa sieben Tagen im Jahr über-

flutet wäre. Mit verbundenen Vorbereitungsmaßnahmen und Aufräummaßnahmen wären die

genannten Einrichtungen im Mittel ca. drei Wochen im Jahr nicht erreichbar [34]. Lägen die-

se drei Wochen im Sommer, hätte dies große Auswirkungen auf die Umsätze des

Schwimmbads und der anderen Einrichtungen. Zudem wurde das Erfordernis der ständigen

Zufahrtsmöglichkeit zum Rheinpark, verbunden mit dem Wunsch eines Schutzes der Park-

plätze bei der Vorstellung der Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsstudie vorgestellt [38].

Darum wird die Lösung vorgesehen, die Hermann-Schneider-Allee um 2,10 m zu erhöhen.

So wird der Zugang zum Rheinpark bis zu einem Abfluss von 4000 m³/s am Pegel Maxau

gewährleistet. Ein höherer Abfluss tritt statistisch gesehen alle zehn Jahre einmal ein [35].

Dann wird der Zugang nur noch für Berechtigte des Polders möglich sein. Durch die Höher-

legung wird eine dauerhafte Erreichbarkeit des Rheinparks ermöglicht, die Kosten halten

sich so gering wie möglich und auch ökologisch gesehen ergeben sich Vorteile. So wird

nämlich eine gleichmäßige Durchströmung zwischen nördlichen und südlichen Teilen der

Hermann-Schneider-Allee gewährleistet. Dies ist möglich durch mehrere Durchlässe unter

der Allee. Somit wird vermieden, dass sich großflächig stehende, sauerstoffarme Wasserflä-

chen bilden, die für Pflanzen zum Absterben führen können. Unterquerungshilfen werden

Tieren die Möglichkeit geben auf die andere Seite der Hermann-Schneider-Allee zu gelan-

gen. Dies ist eine vernehmbare Verbesserung gegenüber dem aktuellen Zustand [24].

Abbildung 28: Durchlass unter der höhergelegten Hermann-Schneider-Allee (Quelle: [23])

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4.3.3 Ringdeich um Naturschutzzentrum

Das Naturschutzzentrum würde unmittelbar im Bereich des geplanten Rückhalteraums lie-

gen. Es steht unter Denkmalschutz und soll durch einen Ringdeich geschützt werden. Um

das bereits höher gelegene Naturschutzzentrum soll ein insgesamt 300 m langer Ringdeich

gebaut werden, dessen Oberkante rund 0,8 m über dem Polderwasserstand liegen soll. Von

außen betrachtet, beträgt die Dammhöhe zwischen 2 m und 2,50 m. Die tieferen Gebäude-

teile wie zum Beispiel der Keller, können nicht mit annehmbarem Aufwand vor Grundwas-

seranstiegen geschützt werden. Darum werden sie aufgegeben und die oberen Räume

durch eine horizontale Feuchtigkeitssperre geschützt. Die verlorene Fläche wird durch ein

Erweiterungsgebäude ersetzt. Die zusätzlichen Flächen, bestehend aus Freiluftklassenzim-

mer, Grillplatz, Wasserlandschaft und PKW- und Fahrradstellplätze werden innerhalb der

umschlossenen Fläche neu gestaltet [36].

Die aktuelle Zufahrt zum Naturschutzzentrum bleibt in der jetzigen Lage und Höhe über eine

Scharte mit mobilen Hochwasserschutzelementen bestehen. Ab einem Rheinabfluss von

2800 m³/s wird die Zufahrt jedoch von den Ökologischen Flutungen überschwemmt. Das

kommt statistisch gesehen an ca. sechs Tagen im Jahr vor. Auch bei höheren Rheinabflüs-

sen bleibt der Zugang zum Naturschutzzentrum weiterhin zu Fuß erreichbar. Das gewähr-

leistet ein hochwasserfreier, barrierefreier Steg von der Umschließungsspundwand bis zum

Naturschutzzentrum. Der 330 m lange Steg wird eine Holzkonstruktion sein, die den Bedin-

gungen der Ökologischen Flutungen standhält und gleichzeitig einen Freizeitcharakter für die

Fußgänger als Überquerung des Polders darstellt [35].

Abbildung 29: Zugang zum Naturschutzzentrum über Dammscharte und Holzsteg (Quelle: [23])

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4.3.4 Grundwasserhaltung

Steigt der Wasserspiegel im Polder, so steigen auch die Grundwasserstände außerhalb des

Polders, da die Gewässer innerhalb der Polderfläche kein Grundwasser mehr aufnehmen

können [24]. Hier muss das Verschlechterungsverbot hinsichtlich der Grundwassersituation

eingehalten werden. Das bedeutet, dass das Grundwasser bei Ökologischen Flutungen oder

einer Retention nicht höher ansteigen darf, als ohne diese Ereignisse [36]. Da Siedlungen,

vor allem Neuburgweier, direkt an der Poldergrenze gebaut sind, müssen Schutzmaßnah-

men ergriffen werden, um schadbringende Grundwasseranstiege mit Kellervernässungen in

bebauten Gebieten zu vermeiden. Aus Gründen der direkten Betroffenheit des Stadtteils

Neuburgweier wird hier nur auf die Grundwasserhaltungsmaßnahmen vor Ort eingegangen.

Zur Erarbeitung eines Schutzkonzepts wurde zunächst ein prognosefähiges Grundwas-

serströmungsmodell entwickelt. Dieses führte folglich zu einer Variante mit einem dammpa-

rallelen Graben an der Ortsgrenze Neuburgweiers und insgesamt 14 Grundwasserhaltungs-

brunnen [37].

Abbildung 30: System aus Graben und 14 Grundwasserbrunnen (Quelle: [37], bearbeitet)

Drei Jahre später wurde vom ehemaligen Baubürgermeister eine verbesserte Alternative

vorgeschlagen, die aus einem Grabensystem besteht und dadurch auf Grundwasserbrunnen

verzichtet werden kann. Diese optimierte Variante besteht aus einem Grabensystem von drei

Gräben, die an das zu errichtende Pumpwerk anschließen. Die grundwasserhydraulischen

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Berechnungen zeigen, dass diese Variante den Anforderungen des Grundwasserschutzkon-

zepts genügt. Das System ermöglicht es das Druckwasser aufzunehmen und die Grundwas-

serstände in der gesamten Ortslage stabil zu halten. Einzig am nordöstlich gelegenen Orts-

rand liegen vier Gebäude, bei denen die Ziele durch das Grabensystem nicht erreicht wer-

den. Hier wird zusätzlich ein Grundwasserhaltungsbrunnen benötigt, der ca. 60 m von der

betroffenen Stelle entfernt liegt und das abgepumpte Wasser in das Grabensystem leitet

[37]. Diese Brunnen verbrauchen nur einen geringen Flächenbedarf und eignen sich deshalb

im Ortsinnern. Sie werden lediglich durch einen Schachtdeckel und einen Schaltschrank das

Landschaftsbild beeinflussen. Grundwasserhaltungsbrunnen sind ein probates Mittel, das

bereits bei anderen Rückhalteräumen zum Einsatz kommt. Das Grabengefälle sorgt für eine

Fließrichtung zum Pumpwerk. Von dort wird das anfallende Wasser in den Rückhalteraum

gepumpt [24].

Abbildung 31: Optimierte Grundwasserhaltungsvariante mit Grabensystem (Quelle: [37])

Der Eingriff in Flora und Fauna ist bei der optimierten Alternative weit geringer als bei der

ursprünglich erarbeiteten Variante. Dadurch wird deutlich weniger Fläche in Anspruch ge-

nommen und geschützte Biotope werden weitestgehend verschont. Dadurch ist die Variante

aus naturschutzrechtlicher Sicht zu bevorzugen. Außerdem vorzuziehen ist die Variante aus

wirtschaftlicher Sicht durch Einsparungen von knapp einer Million Euro gegenüber der ur-

sprünglichen Variante. Da aus funktionstechnischer Sicht beide Konzepte ihr Ziel erfüllen,

Variante II aber naturschutzrechtlich und wirtschaftlich Vorzüge aufweist, ist das Grabensys-

tem der Variante II zu bevorzugen [37].

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4.4 Probestau

Gemäß der deutschen Norm für Stauanlagen, der DIN 19700, ist es aus Sicherheitsgründen

zwingend notwendig vor der Inbetriebnahme einer Stauanlage ein Probebetrieb durchzufüh-

ren. Beim Polder Bellenkopf/Rappenwört soll dieser in zwei Stufen stattfinden. Erst nach Be-

enden des Probebetriebs der Stufe II werden die ungesteuerten Ökologischen Flutungen

gestartet. Der Probestau soll zeigen, dass Funktionsfähigkeit, Gebrauchstauglichkeit und

Tragsicherheit gewährleistet sind und die Inbetriebnahme erfolgen kann. Nach erfolgreichem

Beenden des Probestaus Stufe II ist der Polder für den Normalbetrieb freigegeben. Daraus

können auch weitere wichtige Erkenntnisse für den Normalbetrieb gewonnen werden [36].

Stufe I des Probestaus wird bei einem Rheinabfluss von 2500 m³/s durchgeführt. Hier kön-

nen bereits Schutzmaßnahmen zur Grundwasserhaltung und Betriebstauglichkeit der

Pumpwerke geprüft werden. Zusätzlich kontrolliert wird dabei die Fernübertragung von und

zur Steuerzentrale. Erst nach dem Eintritt des Probestaus Stufe I werden Ökologischen Flu-

tungen bis zu diesem Abfluss durchgeführt [36].

Stufe II des Probestaus wird mit einem Rheinabfluss von 3600 m³/s durchgeführt. Das ent-

spricht Dreiviertel eines Vollstaus und ist gleichzeitig die Mindestvorgabe der Normvorschrift.

Das angestrebte Ziel ist eine vollständige Funktionskontrolle aller Polderbauwerke durchzu-

führen. Außerdem sollen die binnenseitigen Grundwasserstände beobachtet und die Fern-

übertragung erneut kontrolliert werden. Daraus gewonnene Daten ermöglichen eine Optimie-

rung der Mess- und Rechenprogramme für die Beweissicherung [36].

Neben den gewonnen Daten zum Ablauf der Flutung, sollen die zwei Probestaus vor allem

die Funktion der Schutzmaßnahmen, die Entwicklung der Grundwasserstände und die Ent-

wicklung der Grundwasserqualität aufzeigen. Dies soll möglichst schnell geschehen, damit

die Inbetriebnahme des Rückhalteraums erfolgen kann und dieser für einen Retentionsein-

satz uneingeschränkt zur Verfügung steht. So können auch schnell die ungesteuerten Öko-

logischen Flutungen gestartet werden und es kann sich eine rezente Aue bilden [36]. Die

Probestaus werden vermutlich im Winter ablaufen, sodass die Beeinflussung der Vegetation

so gering wie möglich ausfällt.

In einer gemeinsamen Stellungnahme des Bundes, des Landesnaturschutzverbandes und

des Naturschutzbundes wird sich für einen Verzicht des Probestaus stark gemacht. Begrün-

dung hierfür wurde in der DIN Norm gefunden. Hier lassen sich offenbar keine Vorschriften

für einen Probebetrieb finden, da die Hauptdämme, der Hochwasserdamm und die Pump-

werke keine Stauanlagen im Sinne der DIN darstellen. Somit ist kein Probestau zwingend

erforderlich. Die Flutungsbauwerke eins bis fünf könnten durch kurzes Öffnen und Wieder-

verschließen auch ohne komplette Flutung auf Funktionstauglichkeit getestet werden.

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Folglich wird festgehalten, dass ein Probestau für viele Maßnahmen zwar wünschenswert

jedoch nicht zwingend vorgeschrieben ist [18].

Letztlich ist ein Probestau vor der Inbetriebnahme eines Polders auf jeden Fall sinnvoll. So

wird gewährleistet, dass alle Polderbauwerke funktionstauglich sind, die Ökologischen Flu-

tungen kontrolliert ablaufen können und bei einem Retentionseinsatz alle Schutzmaßnahmen

greifen. Außerdem gibt es kaum Beeinträchtigungen durch die Probestaus, da diese voraus-

sichtlich im Winter erfolgen sollen.

Die Gewässerdaten der Abbildungen 32 und 33 sind hydraulische Modellberechnungen des

Ingenieurbüros Dr.-Ing. Karl Ludwig und wurden vom WWF-Auen-Institut bereitgestellt. Es

handelt sich dabei um die simulierten Rheinabflüsse mit den Werten 1400 m³/s, 1700 m³/s,

2000 m³/s, 2600 m³/s, 3200 m³/s, 3600 m³/s und 4000 m³/s. Diese sind jeweils für die Berei-

che des Retentionsraums und den Rhein vorhanden. Als Hintergrund dient eine Open Street

Map Karte.

Abbildung 32: Probestau Stufe I bei 2500 m³/s Abbildung 33: Probestau Stufe II bei 3600 m³/s

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4.5 Ablauf der Ökologischen Flutungen

Die aus der Variantenauswahl getroffene Entscheidung der Variante II, dem gesteuerten

Polder, sieht vor, dass ungesteuerte Ökologische Flutungen bis zu einem Rheinabfluss von

4000 m³/s ablaufen [36]. Diese laufen ohne Steuerung, natürlich, dem Rheinwasserstand

korrespondierend ab und werden nur im Sonderfall abgebrochen. Dies geschieht nur wenn

entweder ein Retentionseinsatz erforderlich ist, oder wenn Schadstoffe in den Rhein gelangt

sind, die nicht in den Polderraum gelangen sollen [32].

Beginnen sollen die Ökologischen Flutungen nach erfolgtem Probebetrieb der Stufe I. Dann

werden die Flutungen gestuft eingeführt, angefangen von 1400 m³/s, danach 1700 m³/s, an-

schließend 2000 m³/s und als Maximum 2500 m³/s. Dieses vorübergehende Maximum wird

statistisch gesehen nur an neun Tagen im Jahr überschritten [36]. Bei den Abflüssen werden

zunächst fast ausschließlich die vorhandenen Gewässersysteme geflutet. Ein Ausufern be-

ginnt erst ab einem Rheinabfluss von 2200 m³/s [24]. Ein großer Teil der Fortpflanzungs- und

Ruhestätten der geschützten Arten wird noch nicht überflutet. Dadurch wird gewährleistet,

dass diese Arten genügend Zeit bekommen, um sich in Flächen außerhalb des Polders neu

zu entwickeln. Erst nach erfolgreicher Durchführung des Probebetriebs der Stufe II werden

ungesteuerte Ökologische Flutungen bis zu einem Abfluss von 4000 m³/s erfolgen [36]. Folg-

lich sollen möglichst schnell Flutungen im gesamten Polderbereich stattfinden, dass eine

hochwassertolerante Flussaue entstehen kann. Wird die Einlassmenge langsam erhöht, so

springen alte, trockengefallene Flussrinnen, sogenannte Schluten, wieder an und füllen sich

mit Wasser. Erst bei Abflussmengen über 2500 m³/s werden großflächigere Polderbereiche

von Wasser überströmt. So fließt das Wasser langsam durch den Rückhalteraum, der sich

nach und nach anpasst und zu einer schönen Naturlandschaft mit lebendigen Auwäldern

entwickelt [15]. Die maximale Überflutungshöhe bei maximalem Rheinabfluss liegt dabei bei

rund 2 m. Es ist wichtig, dass das Wasser ständig in Bewegung bleibt. Andernfalls, wenn

sich große Wasserflächen mit stehendem Wasser und verringertem Sauerstoffgehalt bilden,

hätte das negative Folgen für Pflanzen und Fische.

So ist der Polderbereich also meist nur teilweise mit Wasser bedeckt. Lediglich bei einem

starken Hochwasser mit hohen Rheinabflüssen wird der Polder ganz geflutet. Meist ist das

Wasser auch nach wenigen Tagen wieder aus dem Polderraum verschwunden. Zurück blei-

ben in vereinzelten Senken überschwemmte Tümpel. Diese werden regelmäßig auf Mücken-

larven untersucht und mit einem Bakterieneiweiß gezielt behandelt, damit keine Schnaken-

plagen entstehen. Bei großflächigen Überschwemmungen wird dies von der kommunalen

Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage, kurz K.A.B.S. mit dem Helikopter

durchgeführt [32].

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In Abbildung 34 dargestellt sind jeweils die Überflutungssituationen im Bereich des Rückhal-

teraums bei den verschiedenen Rheinabflüssen. Bei Überschreitung der 4000 m³/s werden

die Ökologischen Flutungen abgebrochen und der Polder für einen Retentionseinsatz ent-

leert.

Abbildung 34: Ökologische Flutungen bei (v.l.n.r): 1400, 2000, 2600, 3200 und 4000 m³/s

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5 Projektspezifische Kommunikationsprobleme

Der Polder Bellenkopf/Rappenwört ist ein umfassendes Projekt im Land Baden-

Württemberg. Bei der Planung müssen viele Bereiche beachtet und durchdacht werden. Da-

zu gehört die Darstellung des Untersuchungsgebiets, die rechtlichen Grundlagen, Modellbe-

rechnungen zu Oberflächengewässer- und Grundwasserverhalten, die Auswirkungen auf

Flora und Fauna, eine Erläuterung zu den geplanten Bauwerken und noch vieles Weiteres.

Eine Maßnahme, die mit großer Wichtigkeit verbunden ist, wird jedoch nur sehr knapp be-

handelt. Es handelt sich dabei um die zwingend notwendigen Ökologischen Flutungen. Dort

sollen komplexe und komplizierte Karten die Bevölkerung aufklären. Das Ziel, die Akzeptanz

und Unterstützung der Bürger aus umliegenden Siedlungsbereichen zu erlangen, ist damit

bisher jedoch verfehlt worden. Darum soll nun mit ansprechenden und einfach verständli-

chen Visualisierungen versucht werden die Menschen zu erreichen.

5.1 Ursprünglicher Zustand am Rhein

Der Polder Bellenkopf/Rappenwört stellt zusammen mit den Ökologischen Flutungen einen

großen menschlichen Eingriff in die Natur dar. Das kritisieren vor allem Naturschützer und

die direkt betroffenen Bürger. Oftmals wird dabei jedoch vergessen, dass dieser Eingriff nur

nötig ist, weil sich über die letzten rund 200 Jahre die Natur erst durch menschliche Eingriffe

dahin entwickelt hat wie sie heute besteht. Der Bau des Rückhalteraums stellt lediglich eine

Reaktivierung einer Fläche dar, die früher einmal als Hochwasserrückhaltefläche gedient hat.

Die Problematik dieser Situation wurde bisher nicht ausreichend kommuniziert. Die Men-

schen müssen verstehen können, weshalb der Polder Bellenkopf/Rappenwört an genau die-

sem Standort sinnvoll ist. Hierfür dient als Lösungsansatz eine Kartenfolge mit historischen

Karten, die sowohl den Zustand vor der Rheinbegradigung im Jahr 1817, als auch die Ver-

änderungen im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zeigen.

So soll deutlich werden, dass der Polder Bellenkopf/Rappenwört kein negativer, menschli-

cher Eingriff ist. Auch die Ökologischen Flutungen stellen keine künstlich erschaffenen Be-

dingungen dar, sondern sind lediglich Maßnahmen, um einen Zustand zu erreichen, der die

Menschen vor zwei Jahrhunderten vor Hochwassern geschützt hat.

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Abbildung 35: Rhein vor der Begradigung mit eingezeichnetem Polderbereich

Betrachtet man die Situation vor der Rheinkorrektion Anfang des 19. Jahrhunderts, so fallen

schnell die Dinge auf, die man heute versucht wieder herzustellen. Der Rhein hatte seinen

ursprünglichen Verlauf mit einem mäandrierenden Flussbett. Es bestand auf beiden Seiten

teils mehrere hundert Meter Flussauen, die bei einem Hochwasser als Überflutungsfläche

dienten. Die Bevölkerungsdichte war begrenzt und Siedlungen wurden noch nicht direkt am

Fluss gebaut. Die Industrialisierung hat noch nicht begonnen, sodass folglich auch noch kein

technischer und wirtschaftlicher Fortschritt erkennbar war. Die Gemeinde Neuburgweier ver-

sorgte sich mit Landwirtschaft und Obstbau und nutzte den Rhein als Nahrungs- und Was-

serquelle [58]. Die Landschaft war noch ein zusammenhängendes Gewässersystem und

eine großräumige Biotopachse. In Abbildung 35 wird genau diese Situation gezeigt. Der gelb

umrandete Bereich ist genau die Fläche, die heute als Polder dienen soll. Es ist deutlich zu

sehen, dass Anfang des 19. Jahrhunderts genau diese Fläche als Überflutungsfläche diente.

Dort befand sich zwischen den Flussschlingen, die sich laufend veränderten, ein lebendiger

Auwald. Dieser war perfekt an die Bedingungen angepasst und änderte sich entsprechend

dem Flusslauf und der Hochwassersituation.

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Zwischen den Jahren 1817 und 1828 gab es gravierende Änderungen am Rhein bei Karlsru-

he. Der Neuburger Durchstich der großen Schlinge bei Rappenwört wurde erfolgreich vollzo-

gen. Dadurch stieg die Fließgeschwindigkeit im Rhein an und das Flussbett wurde vertieft.

Als Folge dadurch wurde der Flussarm bei Neuburgweier einseitig vom Hauptfluss abge-

trennt und begann langsam zu versickern. Außerdem wurde der landseitige Hochwasser-

schutzdamm (schwarze Linie) erweitert. Dieser soll die Siedlungs- und Landwirtschaftsflä-

chen außerhalb bei extremen Hochwässern schützen. Dadurch wurden erste Teile der

Hochwasserrückhalteflächen abgetrennt, die folglich für andere wirtschaftliche Zwecke ge-

nutzt werden sollten. Mit der Begradigung des Rheins und der damit verbundenen Schifffahrt

wurde der technische und wirtschaftliche Fortschritt eingeleitet. Der Ort Daxlanden verlor mit

der Begradigung jedoch seine Funktion als Schiffs- und Zollstation, da die große Rhein-

schlinge nicht mehr gefahren werden musste. Die neue Station wurde daraufhin in Maxau,

nördlich von Daxlanden errichtet [57].

Abbildung 36: Rheinverlauf 1817 mit Polderbereich Abbildung 37: Rheinverlauf 1828 mit Polderbereich

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Abbildung 38: Rheinverlauf 1856 mit Polderbereich Abbildung 39: Rheinverlauf 1875 mit Polderbereich

In den Jahren bis 1856 bzw. 1875 hat sich landschaftlich recht wenig verändert. Die Rhein-

begradigung wurde weiter fortgesetzt und 1876 für beendet erklärt. Dadurch hat sich das

Flussbett immer geradliniger seinen Weg gebahnt und die Nebenarme wurden immer weiter

vom Hauptstrom abgetrennt. Durch das Entwässern dieser Bereiche entstand in Folge wert-

volles Land zur Bewirtschaftung. Durch die verstärkte Tiefenerosion aufgrund der höheren

Fließgeschwindigkeit hatte dies ein Absinken des Wasserspiegels und auch des Grundwas-

serspiegels in der Aue zur Folge. Dadurch begann die Abtrennung der Aue vom Fluss und

die hochwassertoleranten Lebensgemeinschaften fingen an sich langsam zurück zu entwi-

ckeln [21].

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Bis zum Jahr 1943 zeigen sich bedeutende Entwicklungen. Die größte Veränderung zum 19.

Jahrhundert zeigt sich im fertig gestellten Bau des Rheinhochwasserdamms. Dieser wurde

1930 errichtet und soll das bewirtschaftete Land vor Überschwemmungen schützen.

Dadurch kann sich die Hochwasserwelle nicht mehr in der Aue ausbreiten und wird somit

auch nicht mehr gebremst. Außerdem wurde 1929 das Rheinstrandbad Rappenwört als um-

fangreiche Sportanlage eröffnet. Dafür wurde eine sichelförmige Abzweigung des Rheins mit

Sandstrand gebaut [49]. Im Zeichen des Naturschutzes wurde 1929 zudem eine Vogelwarte

errichtet. Dieses Gebäude wird heute vom Naturschutzzentrum genutzt [48]. Der Ort Neu-

burgweier wurde im Zweiten Weltkrieg von zahlreichen Bombenangegriffen getroffen, sodass

die örtliche Wirtschaft zum Erliegen kam. Diese wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auch

nicht wieder angekurbelt, sondern diente fortan als Wohngemeinde [58]. Dadurch konnte

sich auch die Natur wieder zurück entwickeln und der Wald holte sie die Flächen wieder zu-

rück, die ihm durch die Landwirtschaft genommen wurde. Dies sieht man auch deutlich in

Abbildung 40: Rheinverlauf 1943 mit Polderbereich Abbildung 41: Rheinverlauf 1991/92 mit Polderbe-reich

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den Jahren 1991/1992. Der Wohnort Neuburgweier hat sich flächenhaft ausgeweitet. Zur

Kies- und Sandgewinnung für den Bau von Dämmen und Wällen wurde die ehemalige

Rheinschlinge Bellenkopf ausgebaggert und es entstand der Fermasee. Der Wald hat sich in

vielen Bereichen um Neuburgweier und den Fermasee wieder zurück entwickelt. Die Wirt-

schaft am Rhein boomte durch die Schifffahrt. Das wurde Anfang und Mitte des 20. Jahrhun-

derts nutzbar gemacht und es entstand der Rheinhafen in Karlsruhe. Dieser wurde 1963

komplett fertig gestellt Damit wurde Karlsruhe zu einer der bedeutendsten Standorte der

Wasserwirtschaft in Deutschland [59]. Dies hatte wiederum bauliche Maßnahmen zur Folge,

um die Schifffahrt weiterhin zu verbessern. Der Bau der Staustufen Gambsheim und Iffez-

heim veränderten den Rhein endgültig. Dämme wurden direkt am Fluss gebaut, Städte und

Industrie rückten bis an die Flussufer vor. Dadurch ging der natürliche Rückhalteraum verlo-

ren. Bei einem Hochwasser würden viele Teile der Wohnorte und Industrie geschädigt wer-

den. Vor allem nördlich von Iffezheim sind nun die Ballungsräume Karlsruhe, Mannheim und

Ludwigshafen gefährdet [28].

Diese Entwicklung zeigt, dass der Wirtschaftsboom und die menschlichen Eingriffe in den

Flusslauf spätestens Mitte des 20. Jahrhunderts großen negativen Einfluss auf das ökologi-

sche Gleichgewicht hatten. Die natürlichen Rückhalteräume gingen fast komplett verloren

und es wurden immer höhere Dämme zum Schutz gebaut. Dadurch werden Ortsteile zwar

weitestgehend geschützt, die Situation für die Unterlieger wird jedoch dadurch verschärft, da

die Hochwasserwelle nicht mehr gebremst wird und dadurch schneller und höher wird. Spä-

testens wenn zwei Hochwasserwellen aus dem Rhein und einem Nebenfluss aufeinander

treffen, besteht die Gefahr eines Hochwassers mit drastischen Folgen.

Die Karten in den Abbildungen 35 – 41 wurden mit ArcGIS georeferenziert. Bei der Kartense-

rie von 1817 – 1991/92 wurde dabei die aktuellste Karte verwendet und anhand des Hoch-

wasserschutzdammes mit Passpunkten dem Polderbereich zugewiesen. Dazu werden ein-

deutig zu erkennende Strukturen ausgewählt, die in beiden Datensätzen zu finden sind. Über

die ausgewählten Passpunkte kann anschließend mit einem Interpolationsverfahren die Lage

aller Bildpunkte berechnet werden. Je mehr Passpunkte in die Berechnung einbezogen wer-

den, desto besser. Die restlichen Karten der Kartenserie wurden anschließend an die aus

dem Jahr 1991/92 angepasst und bei Notwendigkeit durch das Verschiebe-Werkzeug manu-

ell bearbeitet. Bei der Tulla-Karte von 1817 in Abbildung 35 können diese Passpunkte nur

sehr schwer gesetzt werden, da weder Straßenkreuzungen, noch sonderlich markante Ge-

ländestrukturen zu erkennen sind. Dadurch kann der Polderbereich auf dieser Karte nur un-

gefähr abgebildet werden. Eine zentimetergenaue Darstellung ist nicht garantiert.

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5.2 Zeitlicher Verlauf der Ökologischen Flutungen

Das Wissen darüber, welcher Bereich des Polders über welchen Zeitraum überflutet ist, stellt

einen wichtigen Aspekt dar, um sich über die Auswirkungen der Ökologischen Flutungen

bewusst zu werden. Die Befürchtungen und Ängste der Bürger vor Ort bestehen darin, dass

viele Waldwege und andere Naherholungsmöglichkeiten durch die Ökologischen Flutungen

nicht mehr nutzbar sind.

Es existieren zwar hierzu Tabellen, die über die Überflutungsdauer Auskunft geben, mit den

Werten zu den zugehörigen Abflussgeschwindigkeiten kann sich jedoch ohne eine Karte

kaum ein Bild gemacht werden.

Hierfür wurden aus den vorliegenden Gewässerdaten zu den verschiedenen Rheinabflüssen

am Pegel Maxau Karten entwickelt, die den jeweiligen Zustand darstellen. Anhand der Ta-

bellen zur Überflutungsdauer wurden zudem Diagramme erstellt, die zeigen, an wie vielen

Tagen im Jahr statistisch gesehen solch ein Zustand erreicht wird.

Durch eine Karte mit zugehörigem Diagramm kann so auf einen Blick gesehen werden, wel-

che Teile des Polders über welchen Zeitraum überflutet werden. So wird jedem deutlich,

dass großflächige Überflutungen nur an wenigen Tagen im Jahr vorkommen. Den Rest des

Jahres werden ausschließlich geringe Flächen von den Ökologischen Flutungen betroffen

sein.

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Ökologische Flutung bei einem Rheinabfluss von 1400 m³/s:

Abbildung 42: Überflutungsdauer bei einem Rheinabfluss von 1400 m³/s

Bei einem Rheinabfluss von 1400 m³/s wird zunächst nur das vorhandene Gewässersystem

durchströmt. Dazu gehören der Altrheinarm bei Daxlanden sowie der Zufluss zum Fermasee.

Ausuferungen treten erst bei höheren Abflüssen auf. Dieser Zustand kommt statistisch gese-

hen an 125 Tagen im Jahr vor, beeinträchtigt die Polderfläche aber weitestgehend nicht. Der

Wasserstand liegt hierbei am Pegel Maxau bei 5,45 m [39].

Wasserstand am Pegel Maxau:

5,45 m

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Ökologische Flutung bei einem Rheinabfluss von 1700 m³/s:

Abbildung 43: Überflutungsdauer bei einem Rheinabfluss von 1700 m³/s

Statistisch gesehen 65 Tage im Jahr wird der Rheinabfluss von 1700 m³/s überschritten. Bei

einem Wasserstand von ca. 6 m am Pegel Maxau sind die Bereiche um den Altrheinarm nun

mit Wasser gefüllt [39]. Der Rhein tritt auch hier noch nicht über seine Ufer und die Waldbe-

reiche und Felder, die sich im Rückhalteraum befinden, bleiben vom einströmenden Wasser

noch weitestgehend unerreicht.

Wasserstand am Pegel Maxau:

5,96 m

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Ökologische Flutung bei einem Rheinabfluss von 2000 m³/s:

Abbildung 44: Überflutungsdauer bei einem Rheinabfluss von 2000 m³/s

Nach Überschreitung eines Rheinabflusses von 2000 m³/s ist der Altrheinarm bei Daxlanden

nun komplett geflutet. Auch der Fermasee ist nun mit Wasser gefüllt und beginnt leicht über

die Ufer zu treten. Insgesamt werden auch die Waldflächen von leichten Rinnsalen durchlau-

fen. Der Rhein tritt zwar noch nicht über seine Ufer, die Altrheinarme der ehemaligen Fluss-

schlingen finden jedoch wieder Anschluss an den Rhein. Dies geschieht im Mittel an 35 Ta-

gen im Jahr bei einem Wasserstand von etwa 6,42 m am Pegel Maxau [39].

Wasserstand am Pegel Maxau:

6,42 m

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Ökologische Flutung bei einem Rheinabfluss von 2600 m³/s:

Abbildung 45: Überflutungsdauer bei einem Rheinabfluss von 2600 m³/s

Ein Rheinabfluss von 2600 m³/s wird statistisch an 7 Tagen im Jahr überschritten. Der Was-

serstand von 7,21 m am Pegel Maxau sorgt dafür, dass der Rhein jetzt über seine Ufer tritt

und das Wasser bis zum Hauptdamm vor reicht [39]. Der Fermasee ist nun komplett in das

Gewässersystem integriert. Ebenso wie der Rhein tritt auch der Altrheinarm über die Ufer

und die Wälder beginnen sich mit einer leichten Wasserdecke zu bedecken. Alte, trocken

gefallene Flussrinnen springen wieder an und an tiefer gelegenen Stellen tritt das Grund-

wasser an die Oberfläche.

Wasserstand am Pegel Maxau:

7,21 m

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Ökologische Flutung bei einem Rheinabfluss von 3200 m³/s:

Abbildung 46: Überflutungsdauer bei einem Rheinabfluss von 3200 m³/s

Ein Rheinabfluss von 3200 m³/s und ein Wasserstand von 7,85 m am Pegel Maxau haben

zur Folge, dass der Rückhalteraum großflächig überschwemmt wird. Die Wassertiefen sind

dort derweil noch relativ gering und überschreiten Tiefen von einem Meter meist nicht. Au-

ßerdem kommt dieses Szenario im Mittel nur etwa ein Mal im Jahr vor und geschieht dazu

meist in den Wintermonaten zwischen Dezember und Februar [39]. Dies liegt außerhalb der

Vegetationszeit und auch außerhalb der Hauptzeit der Freizeitnutzung innerhalb der Rück-

haltefläche.

Wasserstand am Pegel Maxau:

7,85 m

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Ökologische Flutung bei einem Rheinabfluss von 3600 m³/s:

Abbildung 47: Überflutungsdauer bei einem Rheinabfluss von 3600 m³/s

Nur etwa alle zwei Jahre wird im Mittel ein Rheinabfluss von 3600 m³/s überschritten. Dann

werden auch die letzten zuvor noch trocken gebliebenen Stellen im Rückhalteraum von

Wasser bedeckt. Dies ereignet sich bei einem Wasserstand von 8,21 m am Pegel Maxau

[39]. Die Wassertiefen betragen in den großflächigen Waldbereichen nun bis zu 1,5 m. Auch

hier muss aber wieder gesagt werden, dass die meisten solcher Szenarien in der Vergan-

genheit in den Wintermonaten aufgetreten sind und dadurch nur geringe Beeinträchtigungen

entstünden.

Wasserstand am Pegel Maxau:

8,21 m

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Ökologische Flutung bei einem Rheinabfluss von 4000 m³/s:

Abbildung 48: Überflutungsdauer bei einem Rheinabfluss von 4000 m³/s

Ab einer Überschreitung eines Rheinabflusses von 4000 m³/s ist der komplette Rückhalte-

raum überschwemmt. Die maximalen Wassertiefen belaufen sich auf um die zwei Meter in

den Waldbereichen und um die drei Meter am Rand des Gewässersystems. Dieser Zustand

ereignet sich bei einem Wasserstand von ca. 8,50 m am Pegel Maxau und kommt statistisch

gesehen nur etwa alle 10 Jahre einmal vor [39]. Auch hier wird dieses Szenario meist im

Winter stattfinden, aber auch wenn dies in der Vegetationszeit vorkommt, sollte sich die Na-

tur bereits größtenteils durch die Ökologischen Flutungen als hochwassertolerante Flussaue

etabliert haben.

Wasserstand am Pegel Maxau:

8,53 m

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5.3 Wassertiefen

Ein weiterer wichtiger Aspekt für das Verständnis der Ökologischen Flutungen stellen die

Wassertiefen im Rückhalteraum dar. Die Angst der Bürger besteht vor großflächigen Überflu-

tungen, die mehrere Meter tief überflutet sind. Nur wenige betroffene Menschen wissen,

dass sich die Wassertiefen bei den Ökologischen Flutungen in den meisten Bereichen des

Polders nur um einige Zentimeter handeln.

Karten über die Wassertiefen gibt es zwar bereits, diese sind jedoch bisher sehr schwer auf-

zufinden. Sie stehen zum Download zur Verfügung, müssen aber vorerst in einigen Unter-

ordnern gefunden werden, da sie zudem nicht eindeutig benannt wurden.

Hier werden als Alternative aus den vorhandenen Gewässerdaten neue Karten entwickelt,

die für die Bürger vor Ort schneller zugänglich sein sollen.

Abbildung 49: Wassertiefen bei 1400 m³/s Abbildung 50: Wassertiefen bei 1700 m³/s

Abbildung 51: Wassertiefen bei 2000 m³/s

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Abbildung 52: Wassertiefen bei 2600 m³/s Abbildung 53: Wassertiefen bei 3200 m³/s

Abbildung 54: Wassertiefen bei 3600 m³/s Abbildung 55: Wassertiefen bei 4000 m³/s

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Bei den Rheinabflüssen 1400 m³/s und 1700 m³/s geschieht noch relativ wenig im Rückhalte-

raum. Hier wird lediglich das vorhandene Gewässersystem durchströmt, wo sich die Wasser-

tiefen um etwa ein bis zwei Meter erhöhen. Um die Ufer der Altrheinarme herum bilden sich

kleinere, nasse Senken, die wenige Zentimeter tief von Wasser umgeben sind.

Nach Überschreiten eines Rheinabflusses von 2000 m³/s liegen um die Altrheinarme Was-

sertiefen von etwa 1,5 Metern vor. Die Altrheinarme und auch der Fermasee sind nun kom-

plett mit Wasser gefüllt. Außerdem beginnen kleine Schluten wieder anzuspringen und sor-

gen dafür, dass in den gewässernahen Waldbereichen kniehohe Wasserhöhen von einem

halben Meter vorkommen.

Ab einem Rheinabfluss von 2600 m³/s tritt der Rhein über seine Ufer und beginnt auch sich

im Rückhalteraum großflächig, mit noch zunächst geringer Wassertiefe mit weitgehend unter

einem Meter auszubreiten.

Mit Überschreiten der 3200 m³/s Rheinabfluss wird der Polderbereich fast komplett mit Was-

ser bedeckt. Dabei sind viele Bereiche nur minimal überflutet um wenige Zentimeter. Tiefere

Bereiche wie zum Beispiel südlich des Fermasees oder um die Altrheinarme können jedoch

auch schon über zwei Meter tief im Wasser liegen. Dieser Zustand kommt jedoch statistisch

gesehen nur etwa einmal im Jahr vor.

Rheinabflüsse von 3600 m³/s und 4000 m³/s sorgen dafür, dass der Rückhalteraum nun voll-

ständig mit Wasser bedeckt ist. Hier können auch außerhalb des Gewässersystems Wasser-

tiefen von drei bis vier Metern entstehen. Dennoch gibt es auch viele Bereiche die auch bei

solch einem Ereignis nur bis maximal einem Meter von Wasser bedeckt sind. Dieser Zustand

tritt ungefähr alle zwei bzw. alle zehn Jahre einmal ein und wäre damit ein Ausnahmezu-

stand.

Die Abbildungen 49 bis 55 entstanden aus den Vektordaten des WWF-Auen-Instituts. Diese

wurden zunächst in Rasterdaten umgewandelt. Daraus kann für jedes Pixel die Höhe der

Wasserspiegellage abgelesen werden. Anschließend wird die Geländehöhe aus dem Digita-

len Geländemodell von der Höhe der Wasserspiegellage abgezogen und man erhält die

Wassertiefe. Dies gilt jedoch nur für die Geländestrukturen außerhalb des Gewässersys-

tems, da die Laserscan-Methode, die das DGM berechnet hat, über Gewässern nicht die

Tiefe bis zum Grund des Gewässers aufnimmt, sondern lediglich die Tiefe bis zur Wasser-

oberfläche. Dadurch beziehen sich die Wassertiefen im Fermasee und den Altrheinarmen

nur auf die Menge, die zusätzlich auf die bereits vorhandene Wassertiefe hinzukommt.

Für die Visualisierung der Wassertiefen wurden verschiedene Designs entwickelt. Aufgrund

einer kleinen statistischen Umfrage mit ca. 15 Teilnehmern aus verschiedenen Bereichen

wurde sich letztlich auf das oben zu sehende Design festgelegt.

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5.4 Hochwassersituation mit und ohne Polder

Laut dem Naturschutzzentrum wird häufig nach der Notwendigkeit des Polders und der Öko-

logischen Flutungen gefragt. Von Seiten des Regierungspräsidiums wird hier überwiegend

auf die Hochwassersituation in Karlsruhe eingegangen. Die Notwendigkeit für den Polder

Bellenkopf/Rappenwört wird dabei aber nicht explizit erklärt.

Um die Notwendigkeit aufzeigen zu können, wurde als Lösung auf die Situation mit und ohne

Polder sowohl für die Oberlieger südlich als auch für die Unterlieger nördlich von Karlsruhe

eingegangen. Dies soll zeigen, dass hier in Karlsruhe die Menschen auf die Oberlieger und

die dort fertig gestellten Rückhalteräume angewiesen sind. Gleiches gilt für die Unterlieger,

die unter anderem auch auf den Polder Bellenkopf/Rappenwört angewiesen sind.

Abbildung 56: Ausbau des Oberrheins von 1928 bis 1977 (Quelle: [14])

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Die Hochwassersituation hat sich durch den Ausbau des Oberrheins drastisch geändert.

Zwischen 1928 und 1977 wurde an insgesamt zehn Stellen in das natürliche Abflussregime

des Rheins eingegriffen. Hintergründe für die vielen Eingriffe waren eine verbesserte Was-

serkraftnutzung und die Verbesserung der Schifffahrt [14].

Dadurch kam es jedoch zur Beschleunigung und Aufhöhung der Rheinwelle bei einem

Hochwasser. Am Pegel Maxau ist in Folge dessen nicht mehr der Schutz gegen ein 200-

jährliches Hochwasser gegeben, sondern lediglich noch der Schutz gegen ein 60-jährliches

Hochwasser. Die Abflussgeschwindigkeit am Pegel Maxau für ein 200-jährliches Hochwas-

ser stieg dadurch um fast 15% an und übersteigt dadurch den kritischen Wert von 5000 m³/s

[14].

Die 5000 m³/s werden folglich schon bei einem 60-jährlichen Hochwasser erreicht. Nach der

Fertigstellung der Staustufen Gambsheim und Iffezheim im Jahr 1977 treten bei einem 200-

jährlichen Hochwasser Abflüsse mit einer Scheitelspitze von 5700 m³/s auf. Bei einem sol-

chen Ereignis würde der Hochwasserschutzdamm nicht mehr ausreichen und in Karlsruhe

käme es zu großflächigen Überschwemmungen. Um dies zu verhindern ist im Integrierten

Rheinprogramm das Ziel gesetzt worden, den Hochwasserschutz wieder herzustellen, der

vor dem Ausbau des Oberrheins vorhanden war. Dazu sind die 13 Hochwasserrückhalte-

räume zwischen Basel und Mannheim geplant, die die Hochwasserwelle schon frühzeitig

bremsen und absenken sollen. Abbildung 57 zeigt, dass bei Überschreiten eines Abflusses

von 5000 m³/s durch den Oberrheinausbau, Ortschaften nördlich der Staustufe Iffezheim von

der Hochwasserwelle betroffen wären. Das rot eingefärbte Volumen gilt es nun mit Re-

tentionsflächen abzufangen, um Überschwemmungen zu vermeiden.

Abbildung 57: Pegelspitzen am Pegel Maxau vor und nach dem Rheinausbau

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Durch die bereits fertig gestellten Rückhalteräume in Altenheim und in Kehl/Straßburg konn-

ten auch bereits vorzeigbare Ergebnisse erzielt werden. Das Hochwasser im Mai 1999 hatte

am Pegel Maxau den bisher höchsten Wasserstand seit Beginn der Aufzeichnungen. Mit

8,84 m blieb der Pegel jedoch unterhalb der kritischen 9 m Marke. Dies gelang nur dank et-

wa 30 Mio. m³ Wasser, das in den Rückhalteräumen südlich von Maxau abgefangen wurde.

Dadurch wurde eine Scheitelabsenkung von 24 cm erzielt. Somit konnte verhindert werden,

dass die rheinnahen Ortschaften wie Au am Rhein, Neuburgweier und auch Teile von

Rheinstetten und Daxlanden von Überschwemmungen verschont wurden [30].

Abbildung 58: Hochwasser 1999 am Pegel Maxau mit und ohne Retentionsmaßnahmen

Gemäß den Hochwassergefahrenkarten der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Na-

turschutz Baden-Württemberg sind wir heute mit den bisher bestehenden Hochwasser-

schutzmaßnahmen gegen ein 100-jährliches Hochwasser geschützt. Dann reicht das Was-

ser bis zum Hochwasserschutzdamm und wird von diesem zurück gehalten. Anders sieht

dies bei einem Extremhochwasser aus. Hierfür gibt es keine statistischen Häufigkeitswerte.

Oft wird von einem Abfluss ausgegangen der um das 1,6-fache stärker ist als bei einem 100-

jährlichen Hochwasser. Hier würde der rheinseitige Hochwasserdamm für die entstehenden

Pegelstände nicht ausreichen [13].

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Abbildung 59: Überflutungssituation in Karlsruhe bei einem Extremhochwasser (Quelle: [13])

Abbildung 59 ist die Hochwassergefahrenkarte der LUBW für ein Extremhochwasser im Be-

reich zwischen Au am Rhein und dem Rheinhafen. Bei einem solchen Szenario müsste in

der Ortschaft Au am Rhein mit Überflutungstiefen von etwa ein bis zwei Metern gerechnet

werden. Hier würden mehrere Keller und sicherlich auch einige Wohnzimmer überflutet wer-

den. In Neuburgweier sind sogar Überflutungstiefen bis zu drei Metern möglich. Selbst Teile

von Rheinstetten und Daxlanden würden von den Überschwemmungen erreicht werden und

die Bürger vor Ort wären nicht sicher vor überfluteten Kellern [13].

Um solch ein Szenario zu verhindern, bedarf es der Hilfe der Oberlieger. Nur wenn alle zehn

geplanten Oberlieger Projekte abgeschlossen und in Betrieb genommen werden, wird für

einen ausreichenden Hochwasserschutz garantiert sein. Hierzu erfordert es auch die Hilfe

der Anwohner, denn nur wenn die Planfeststellungsverfahren zügig ablaufen, kann für das

nächste Extremhochwasser Schutz gewährleistet werden. Denn der Klimawandel lässt ver-

muten, dass heftige Regenfälle zu immer stärkeren Hochwassern führen werden [28]. In den

letzten Jahrzehnten wurden die Gebiete um den Oberrhein zwar von Extremhochwassern

verschont, doch ein Hochwasser wie zum Beispiel in den Jahren 2002 oder 2013 an der Elbe

und an der Donau können sich auch jederzeit am Oberrhein ereignen [30]. Darum wird eine

schnelle Umsetzung der Maßnahmen des Integrierten Rheinprogramms dringend nötig, um

Schäden in Milliardenhöhe zu vermeiden.

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Gleiches wie für Karlsruhe, gilt natürlich auch für die Unterlieger nördlich von Karlsruhe. Die

nächsten großen Ballungsgebiete Mannheim und Ludwigshafen liegen nicht weit entfernt

und stehen vor der gleichen Problematik.

Abbildung 60: Überflutungssituation in Mannheim bei einem Extremhochwasser (Quelle: [13])

Hier besteht die besondere Situation, dass der Rhein mit dem Neckar zusammentrifft. Es

besteht also die Gefahr einer Doppelwelle, also dass zwei Hochwasserwellen zweier Flüsse

zusammentreffen und sich überlagern. Bei einem Extremhochwasser würde der Hochwas-

serschutzdamm nicht halten und große Teile Mannheims wären überschwemmt. Die Anwoh-

ner der flussnahen Stadtgebiete und auch die Verantwortlichen der wirtschaftlichen Bezie-

hungen über die Rheinhäfen sind daher auf alle Oberlieger angewiesen. Zum Erreichen ei-

nes zuverlässigen Hochwasserschutzes ist der Polder Bellenkopf/Rappenwört mit seinen 14

Mio. m³ Fassungsvolumen ein wichtiger Teil des Integrierten Rheinprogramms. Durch alle 13

geplanten Hochwasserrückhalteräume in Baden-Württemberg könnte ein Gesamtvolumen

von rund 270 Mio. m³ erreicht werden [14]. Nur wenn alle Rückhalteräume umgesetzt wer-

den, wird ein Hochwasserschutz vorhanden sein, wie er vor dem Bau der Staustufen be-

stand. Damit ist der Polder Bellenkopf/Rappenwört ein fester Bestandteil des Integrierten

Rheinprogramms und im Folgeschluss sind auch Ökologische Flutungen unumgänglich.

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6 Kommunikationskonzept

Ein Kommunikationskonzept dient als Leitlinie der Kommunikation. Folgende Bausteine

müssen für ein schlüssiges Konzept beachtet werden:

Abbildung 61: Bausteine eines Kommunikationskonzepts (Quelle: [06])

Die Ausgangssituation und Ziele wurden bereits in den vorangegangenen Kapiteln behan-

delt. Nun folgt die Analyse der Zielgruppe, das Aufstellen einer Strategie mit Methoden und

Mitteln zur Kommunikation und der Einsatz passender Instrumente und Maßnahmen über

die verschiedenen Kanäle der Kommunikation. Auf das Kommunikationsbudget wird nicht

eingegangen. Dies ist Aufgabe des Vorhabenträgers.

6.1 Zielgruppe

Die Menschen, die mit diesem Kommunikationskonzept erreicht werden sollen, befinden sich

in unmittelbarer Umgebung zum geplanten Rückhalteraum. Das ist unter anderem die Stadt

Rheinstetten, allen voran der Ort Neuburgweier, die Gemeinde Au am Rhein und die An-

wohner des Stadtteils Daxlanden. Außerdem gilt es die Träger öffentlicher Belange zu errei-

chen. Vor allem spielen hier die Naturschutzverbände eine wichtige Rolle.

Die Bürger der Stadt Rheinstetten sind grundsätzlich mit dem geplanten Poldervorhaben

einverstanden. Trotzdem sorgen sie sich insbesondere um den Erholungswert der Stadt. Der

Badestrand am Fermasee und der nahegelegene Bolzplatz wären nur noch beschränkt bzw.

nicht mehr nutzbar. Gefordert wird im Gegenzug, dass der Polderbetrieb für Besucher durch

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den Ausbau des Wegenetzes und ein wirkungsvolles Leit- und Informationssystem zum

Rückhalteraum nutzbar gemacht wird. Durch ein betriebsbedingtes Badeverbot am Ferma-

see wird vermehrt der Epplesee besucht werden. Darum wird eine dringende Nachrüstung

der dortigen Infrastruktur gefordert. Weitere Bedenken sind der Verlust an Streuobstbestän-

den, wo für Entschädigungen gesorgt werden muss und eine Verschärfung der Schnaken-

problematik durch zurück bleibende Tümpel. Entschädigungen fallen ebenso an bei den Ein-

bußen in Forstwirtschaft und Landwirtschaft. Eine Idee der Stadt Rheinstetten ist zudem eine

Beschwerdestelle einzurichten, bei der kompetente Ansprechpartner vor Ort jederzeit er-

reichbar sind und die Sorgen und Ängste der Bevölkerung aufnehmen [41].

Die Gemeine Au am Rhein befürwortet ebenso wie die Stadt Rheinstetten die Ziele der Pol-

dermaßnahme. Dennoch erzielt die Gemeinde maßgebliche Einnahmen aus der örtlichen

Forstwirtschaft und kann darauf nicht verzichten. Dies ist die größte Sorge der Bevölkerung.

Solche Forstflächen müssen entschädigt werden und auch Entschädigungen im Bereich der

Fischerei und Jagd werden gefordert. Sorgen um den naturnahen Freizeitbereich und die

Kostentragung gestalten sich als großes Hindernis für den Einsatz Ökologischer Flutungen

[40].

Auch die Träger öffentlicher Belange stimmen dem Poldervorhaben ohne Bedenken zu. Je-

doch gibt es zu den geplanten Schutzmaßnahmen in Daxlanden Einsprüche. Die Höherle-

gung der Hermann-Schneider-Allee wird von der Arbeitsgemeinschaft Oberrheinische Wald-

freunde ebenso abgelehnt wie die Umschließung des Rheinparks mittels einer Spundwand.

Dies seien vermeidbare Einschnitte in die Natur. Ein wichtiger Punkt für die Naturschutzver-

bände ist auch die Zufahrt zum Naturschutzzentrum. Diese verliert durch die Umschließung

der Spundwand deutlich an Attraktivität. Hier müssen neue, attraktive Erlebnis- und Informa-

tionsangebote geschaffen werden. Dazu gehört eine attraktive Ausgestaltung des Hochwas-

serstegs und ein Ersatz für die aufgegebenen Wildgehege [42].

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6.2 Methoden und Mittel der Kommunikation

Methoden und Mittel Kommunikation zu betreiben gibt es reichlich. Entscheidend ist die rich-

tigen Methoden zu benutzen, um die Zielgruppe bestmöglich zu erreichen. Dazu muss man

sich wichtige Fragen stellen wie zum Beispiel welche Medien die Zielgruppe benutzt, wie

viele Menschen man aus dieser Zielgruppe damit erreicht und wie lange das Werbemittel

seine Wirksamkeit hat [51].

Eine gute Internetpräsenz hat eine enorme Reichweite an Empfängern. In den letzten 15

Jahren hat sich der Anteil der Internetnutzer in Deutschland mehr als verdoppelt. Im Jahr

2016 nutzte um die 79% der Deutschen das Internet mindestens einmal die Woche. Dies

sind umgerechnet rund 58 Millionen Bürger [50]. Hierzu eignen sich Social Media Webseiten

wie Facebook, um den Erstkontakt herzustellen. Da die betroffene Bevölkerung direkt mit

dem Projekt Polder Bellenkopf/Rappenwört konfrontiert wird, ist der Erstkontakt bereits her-

gestellt.

Präsentationswebseiten sind weit verbreitet und wurden auch bei anderen Projekten, siehe

Kapitel zwei „Verweis auf ähnliche Projekte“, bereits umgesetzt. Hier können bereits aktive

Interessierte detaillierte Informationen bekommen und sich über verschiedene Aspekte in-

formieren [51]. Dort können beispielsweise auch Videos, Bilder und Newsletter veröffentlicht

werden, die die Nutzer der Webseite direkt erreichen.

Eine weitere Möglichkeit Nutzer über das Internet zu erreichen bietet der Weblog. Dieser

stellt sozusagen ein Internet-Tagebuch dar, in das regelmäßig neue Einträge gestellt wer-

den. Meist erfolgt dies in einer chronologisch sortierten Liste. Hier kann über die Gescheh-

nisse rund um das Projekt berichtet werden und über erfolgte bzw. geplante Maßnahmen.

Der E-Mail Kontakt wird zwar von Vielen noch wegen des direkten Kontaktes sehr geschätzt,

allerdings macht dies bei einer so breiten und unbekannten Masse beim Polder Bellen-

kopf/Rappenwört wenig Sinn.

Letzte Möglichkeit Informationen über das Internet zu verbreiten bietet sich in einer mobilen

Applikation. Solche Apps werden von Hochinteressierten verwendet und wurde in den letzten

Jahren immer intensiver genutzt [51].

Es gibt viele Vorteile von Online-Kommunikation. Zum einen lassen sich Informationen na-

hezu in Echtzeit übermitteln, zum andern kann neben Text auch Bild- und Filmmaterial be-

reitgestellt werden. Platzprobleme sind nahezu ausgeschlossen, da der Platz im Web prak-

tisch nicht limitiert ist. Außerdem kann durch die heutigen, leistungsstarken mobilen Endge-

räte fast immer und überall auf die Inhalte zugegriffen werden [07].

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Abbildung 62: Anteil der Internetnutzung in Deutschland in den letzten 15 Jahren (Quelle: [50])

Analoge Medien in gedruckter Form sind trotz des starken Anstiegs an mobilen Endgeräten

weiterhin ein beliebtes Medium. So eignet sich eine ausgewogene Pressearbeit, um Fort-

schritte zu verkünden. Dies erfolgt über regionale Zeitungen und informiert den passiven

Bürger über die Geschehnisse. Poster, Flyer und Faltblätter informieren den aktiven Hochin-

teressierten, der sich bereits mit dem Thema beschäftigt hat [51]. Allgemein bietet die Print-

Kommunikation viele Vorteile. Sie genießt eine hohe Glaubwürdigkeit, es werden auch pas-

sive Zielgruppen erreicht, sie können gezielt im gewünschten Umfeld veröffentlicht werden

und erreichen auch die ältere Generation, die nicht so vertraut ist mit den Online-Diensten

[07].

Ein klassisches Mittel zur Kommunikation mit einer direkt betroffenen Gesellschaft sind Ver-

anstaltungen wie zum Beispiel Fachvorträge, Messen, oder andere Events. Dort können die

Bürger direkt mit dem Vorhabenträger in Kontakt treten. Voraussetzung hierfür ist ein inte-

ressantes Programm und überzeugende Redner [08].

Welche Mittel und Methoden erfolgsversprechend sind lässt sich schwer so pauschal sagen.

Die Garantie für Erfolg gibt es nie. Allerdings ist klar zu sehen welche Zielgruppen von wel-

chem Medium am häufigsten Gebrauch machen. Da die Zielgruppe breit gefächert ist kann

sich demnach nicht auf ein einziges Medium beschränkt werden. Die richtige Mischung zwi-

schen Online- und Offline-Methoden ist entscheidend. Nur so kann die breite Masse der Be-

völkerung ausreichend informiert und mit ihr kommuniziert werden.

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6.3 Kanäle der Kommunikation

Die richtigen Mittel und Methoden der Kommunikation zu finden ist die eine Sache. Eine

ganz andere Sache ist es, diese auch richtig einzusetzen und in Umlauf zu bekommen. Dazu

werden die richtigen Kanäle bzw. Schnittstellen benötigt, die von den Empfängern regelmä-

ßig genutzt werden. Folglich muss dafür gesorgt werden, dass sich die Kommunikationsmit-

tel in den betroffenen Orten in Neuburgweier, Au am Rhein, Rheinstetten und Daxlanden gut

verbreiten. Hierfür eignen sich vor allem öffentliche Einrichtungen vor Ort.

In Daxlanden eignet sich dafür bestens das Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört. Es

liegt selbst im geplanten Rückhalteraum und ist von den Ökologischen Flutungen direkt be-

troffen. Es lockt jedes Jahr mehr als 30.000 Besucher an, führt jedes Jahr um die 500 Ver-

anstaltungen durch und kann dadurch die breit gefächerte Masse der Zielgruppe optimal

erreichen. Dies kann durch Poster, Plakate, oder Faltblätter zum Mitnehmen erfolgen, oder

beispielsweise durch Familienveranstaltungen, die einladen sich über das Projekt zu infor-

mieren. Durch die Lage innerhalb des Polderbereichs wäre der Standort auch denkbar für

den Start- und Zielpunkt für einen Auen-Wildnispfad oder ähnliches. Ebenfalls direkt im ge-

planten Rückhalteraum liegt das Rheinstrandbad Rappenwört. Auch hier gibt es in den

Sommermonaten große Besucherzahlen, die über das Projekt informiert werden können.

Durch das Bad verläuft unter anderem der Hauptdamm, der eine wichtige Grenze des Rück-

halteraums darstellt. Hier könnten Infotafeln eine große Zahl an Empfänger erreichen. Au-

ßerdem befindet sich dort mit dem Kanuclub eine direkt betroffene Zielgruppe, die somit er-

reicht werden kann.

In Neuburgweier liegt nahe dem Hauptdamm der Sportplatz des SC Neuburgweier. Bei Öko-

logischen Flutungen oder einer Retention besteht die Gefahr von Grundwasseranstiegen

bzw. Vernässungen. Darum ist der Sportplatz durch den geplanten Polderbetrieb betroffen

und muss durch Grundwasserhaltungsmaßnahmen geschützt werden. Der Sportverein könn-

te daher genutzt werden, um die Einwohner in Neuburgweier über Ökologische Flutungen zu

informieren. Ebenfalls in Neuburgweier liegt der Rheinkiosk, am Ende der Landstraße L566

direkt an der Rheinpromenade. Dieser wird von allen Teilen der Zielgruppe besucht und

könnte eine Anlaufstelle sein, um zum Beispiel Faltblätter auszulegen. Das Rathaus in Neu-

burgweier mit dem integrierten Museum könnte durch die zentrale Lage eine wichtige Rolle

spielen. Hier kann die breite Masse der Zielgruppe ausreichend über Ökologische Flutungen

informiert und auch kleine Veranstaltungen organisiert werden.

In Rheinstetten liegt die Messe Karlsruhe. Hier werden regelmäßig große Fach- und Publi-

kumsmessen sowie größere Veranstaltungen gehalten. Durch die zentrale Lage in unmittel-

barer Nähe der betroffenen Gesellschaft eignet sich die Messe hervorragend für Fachvorträ-

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ge und Veranstaltungen, bei denen die Bürger direkt in Kontakt mit dem Vorhabenträger tre-

ten können. Dort können Poster, Flyer oder Faltblätter ausliegen und fachkompetente An-

sprechpartner zur Verfügung stehen.

Allgemein eignet sich auch jedes Café in den betroffenen Ortschaften, um Informationen zu

verbreiten bzw. zumindest den Erstkontakt herzustellen.

Abbildung 63: Lage der Kommunikationskanäle

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6.4 Umsetzung am Polder Bellenkopf/Rappenwört

= sehr wichtig / sehr gut umgesetzt = neutral / teilweise umgesetzt

= wichtig / gut umgesetzt X = unnötig / nicht umgesetzt

Tabelle 4: Umsetzung der Methoden und Mittel am Polder Bellenkopf/Rappenwört

Einige der zuvor genannten Methoden und Mittel wurden bereits beim Projekt Polder Bellen-

kopf/Rappenwört umgesetzt, einige Maßnahmen könnten jedoch noch intensiver genutzt

werden, um die Zielgruppen zu erreichen. Gerade der Schwerpunkt der Ökologischen Flu-

tungen, welche ein wichtiger Aspekt des Projekts und auch ein großer Streitpunkt in der Öf-

fentlichkeit darstellen, muss noch genauer dargestellt werden.

Was den Einsatz von Social Media Webseiten anbelangt, so muss man sagen ist dies kein

zwingend notwendiger Schritt zur Kommunikation. Dies gilt eher Marketing Aspekten, kann

aber auch den Bekanntheitsgrad eines Projekts steigern. Darauf wird beim Polder Bellen-

kopf/Rappenwört verzichtet. Vor Ort wird das Projekt vermutlich jedem bereits bekannt sein.

Allgemeine

Methoden & Mittel Notwendigkeit

Umgesetzt für

Polder allgemein

Umgesetzt für

Ökologische Flutungen

Social Media Webseite X X

Präsentationswebseite

Weblogs X X

E-Mail Kontakt X X X

Mobile Applikationen X X X

Pressearbeit

Poster, Flyer,

Faltblätter

Fachvorträge, Messen

etc.

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Präsentationswebseiten sind eine wichtige Methode, um Interessierten detaillierte Informati-

onen verständlich zu überreichen. Hier können auch Pressetexte, Bilder, Videos etc. einge-

bunden und bei Bedarf aktualisiert werden. Das wird vom Regierungspräsidium, dem Vorha-

benträger des Projekts, nur teilweise umgesetzt. Auf der Homepage des Regierungspräsidi-

ums besteht eine Unterseite für den Polder Bellenkopf/Rappenwört. Dort befinden sich kurze

Infos, Pressemitteilungen, Teilauszüge der Planungsunterlagen und Videos über die Höher-

legung der Hermann-Schneider-Allee sowie zu den Ökologischen Flutungen. Dies sind wich-

tige Informationen. Unter Punkt zwei „Verweis auf ähnliche Projekte“ jedoch schon gesehen,

ist eine eigene Homepage für solch ein Projekt sehr wertvoll. Dort lassen sich alle wichtigen

Aspekte übersichtlich und ansprechend darstellen. Anschauliche Texte, Bilder und Karten

sind ansprechender als hunderte Seiten an PDF-Dateien. Hier ist auf jeden Fall noch Poten-

tial vorhanden.

Weblogs eignen sich gut dazu, um Fortschritte oder weitere Planungen zu verkündigen. So

ein Weblog kann auch auf einer Homepage eingebunden werden und funktioniert so ähnlich

wie ein Tagebuch. Hierauf wird bisher auch noch komplett verzichtet, wäre aber durchaus

vorstellbar beim Polder Bellenkopf/Rappenwört.

Der E-Mail Kontakt ist geeignet, wenn man seine schon bekannte Zielgruppe direkt kontak-

tieren möchte. Dies ist bei so einer breiten Masse jedoch nicht möglich und darum auch nicht

notwendig.

Mobile Applikationen, kurz genannt Apps, sind für den jetzigen Stand des Projekts noch nicht

wirklich sinnvoll. Denkbar wäre solch eine App zum Beispiel um nach Fertigstellung des Pol-

ders einen Auen-Wildnispfad aufzubauen. Dies könnte mit einem Geocaching oder Quiz ver-

bunden werden, um spielerisch etwas über die Landschaft zu erfahren.

Die Pressearbeit über Zeitungen oder Fernsehsender ist eine sehr wichtige Methode zur

Kommunikation. Dies informiert auch die bisher passiven Bürger und kann diese dazu bewe-

gen sich mehr über das Projekt zu erkundigen. Hier finden sich über den Polder Bellen-

kopf/Rappenwört reichlich Zeitungsartikel und auch Fernsehsender wie das SWR berichten

häufig über den aktuellen Stand. Die Bedeutung der Ökologischen Flutungen wird immer mal

wieder in diesen Berichten erwähnt, wirklich darauf eingegangen wird jedoch noch nicht. Da

wundert es nicht, dass Zeitungsartikel wie „Die große Furcht vor Ökologischen Flutungen“ in

den Badischen Neuesten Nachrichten Platz finden. Hier sollte definitiv der Schwerpunkt

mehr in Richtung Ökologische Flutungen gelegt werden, um den Bürgern die Informationen

zu geben die sie brauchen, um den genauen Sachverhalt zu verstehen.

Gleiches gilt für die Veröffentlichung von Postern, Flyern und Faltblättern. Auch hier wird

gerade über das Naturschutzzentrum viel über den Polder erklärt und veranschaulicht. Auch

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über die Ökologischen Flutungen werden im Naturschutzzentrum einige Modelle und Visuali-

sierungen ausgestellt, um die Menschen zu informieren. Außerdem wurden in näherer Ver-

gangenheit Informationstafeln aufgestellt. Diese befinden sich entlang der Hermann-

Schneider-Allee und an der Zufahrt zum Naturschutzzentrum und sollen über die Höherle-

gung der Allee und die geplante Spundwand aufklären. In Neuburgweier allerdings, wo direk-

te Betroffenheit durch die Ökologischen Flutungen herrscht, kommen solche Faltblätter bis-

her noch nicht an die Öffentlichkeit. Hier würde sich der Rheinkiosk anbieten, der sich direkt

an der Rheinpromenade befindet und gerade in den Sommermonaten der direkte Kontakt

zur Zielgruppe vor Ort besteht.

Regelmäßige Fachvorträge und Messen sind beliebt, da der Bürger hier direkt mit den Ver-

antwortlichen in Kontakt treten kann. Hier fand im Jahr 2015 schon eine Bürgerinformations-

veranstaltung statt, bei der durch Impulsreferate bestimmte Thematiken angesprochen wur-

den und in einer Abschlussfragerunde offene Fragen geklärt wurden. Auch 2016 beim Erör-

terungstermin konnten Stellungnahmen und Einwendungen auf Seiten der Verbände, Kom-

munen und Einzelpersonen hervorgebracht und ausdiskutiert werden. Hier wurde auch der

Aspekt der Ökologischen Flutungen intensiv besprochen. Solche Bürgerinformationsveran-

staltungen könnten noch regelmäßiger stattfinden, damit auch das Gefühl von Zusammen-

halt und Austausch zwischen Land und Bewohner entsteht.

Insgesamt kann eine neu erstellte Homepage zusammen mit einem Poster und einem Falt-

blatt speziell über die Ökologischen Flutungen enorm wertvoll sein. Hier können die Antwor-

ten auf die wichtigsten Fragen und Ängste gebündelt präsentiert werden. So kann die Kom-

munikation mit der Öffentlichkeit gefördert und gleichzeitig die Angst vor den Ökologischen

Flutungen etwas genommen werden. Außerdem können schon Konzepte aufgestellt werden,

was nach Fertigstellung des Polders passieren soll. Hier eignet sich zum Beispiel ein Auen-

Wildnispfad, wie er beim Polder Altenheim existiert. Dieser kann verbunden werden mit Info-

tafeln und einem Quiz für Familienausflüge, oder ein Geocaching für Erwachsene und Ju-

gendliche.

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6.5 Leitfaden für andere Projekte

Tabelle 5: Leitfaden Kommunikationskonzept

1. Ausgangssituation analysieren

Worum geht es?

Welche Besonderheiten müssen beachtet werden?

2. Kommunikationsziele aufstellen

Was soll erreicht werden?

Was soll beim Empfänger ausgelöst werden?

3. Zielgruppe analysieren Wie alt ist meine Zielgruppe?

Ist meine Zielgruppe informiert oder uninformiert?

4. Ängste/Unklarheiten aufdecken

Welche Ängste hat meine Zielgruppe?

Welche Projektinhalte werden missverstanden?

5. Kommunikationsmetho-den auswählen

Mit welchen Methoden und Mitteln erreiche ich meine Zielgruppe am besten?

6. Kanäle wählen Über welche Kanäle gelangen die Informationen am besten/schnellsten an meine Zielgruppe?

7. Informationsdichte minimieren

Wie viele Informationen kann meine Zielgruppe auf-nehmen?

Wie viele Informationen benötige ich, um die Inhalte verständlich auszudrücken?

8. Langfristige Ziele überlegen

Wie behalte ich das Interesse meiner Zielgruppe?

Welche Unterhaltungsmöglichkeiten bieten sich an?

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7 Ergebnisvorstellung

Nachfolgend werden die Ergebnisse vorgestellt, die für das Kommunikationskonzept entwi-

ckelt wurden. Die Ergebnisse bestehen aus einer Story Map von Esri, einem Poster über die

Ökologischen Flutungen für das Naturschutzzentrum und einem zugehörigen Faltblatt. Diese

sollen für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden können.

Esri Story Map:

Abbildung 64: Story Map – Zeitlicher Ablauf der Ökologischen Flutungen

Esri Story Maps sind eine Möglichkeit zur Präsentation geographischer Daten. Sie sind für

den Nutzer angenehm zu bedienen und erzählen Geschichten über Projekte, die einen direk-

ten Kartenbezug aufweisen. Scrollt man auf der linken Seite im Textfenster nach unten, so

passt sich auf der rechten Seite automatisch der Inhalt an. So können Karten, Bilder, Videos,

oder Webseiten dargestellt und im Textfenster erläutert werden. Die Karten müssen dabei

als Web Maps angelegt werden. Dadurch können geographische Informationen in einer in-

teraktiven Karte angezeigt werden. Hier kann die Kartenposition festgelegt werden, Zoom-

funktionen sind möglich und eine aufklappbare Legende wird eingeblendet.

In der entwickelten Story Map wird auf das Integrierte Rheinprogramm eingegangen und

darin Bezug genommen auf den Oberrheinausbau. Es werden die geplanten Rückhalteräu-

me und die bisherigen Erfolge gezeigt. Anschließend wird über die Ökologischen Flutungen

berichtet, vor allem über die Vor- und Nachteile. Über die Schutzmaßnahmen für die be-

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troffene Gesellschaft wird ebenfalls inhaltlichen Bezug genommen. Anschließend werden mit

einer interaktiven Karte die zwei Stufen des Probestaus gezeigt und die Überflutungsflächen

der beiden Stufen kartographisch visualisiert. Gleiches gilt für den Ablauf der Ökologischen

Flutungen. Mit den georeferenzierten historischen Karten wird auf die Veränderung der

Landschaft zwischen 1817 und 1991/92 verwiesen. Dies soll verdeutlichen, dass der geplan-

te Polder eine Fläche einnimmt, die früher schon eine natürliche Flussaue gewesen ist. Zum

Visualisieren des zeitlichen Verlaufs wurden wieder interaktive Webkarten entwickelt. Hierauf

ist gut zu sehen, wie sich die Wasserfläche in den einzelnen Stufen der Rheinabflüsse än-

dert. Nachfolgend werden die Wassertiefen dargestellt. Dies erfolgt über das in ArcMap be-

rechnete Grid. Als Abschluss wird die Situation mit und ohne Polder dargestellt. Dazu wird

auf die Hochwassergefahrenkarten der LUBW zugegriffen und diese mit aussagekräftigen

Diagrammen unterstützt.

Abbildung 65: Story Map - Situation mit und ohne Polder

Poster:

Das Poster über die Ökologischen Flutungen am Beispiel des Polders Bellen-

kopf/Rappenwört wurde im Din A0 Hochformat erstellt. Der Inhalt bezieht sich dabei auf die

Inhalte von Kapitel fünf „Projektspezifische Kommunikationsprobleme“. Platz finden die

Hochwassergefahrenkarten und Diagramme zur Situation mit und ohne Polder, die erstellten

Karten und Diagramme zum zeitlichen Verlauf der Ökologischen Flutungen und die erstellten

Karten zu den Wassertiefen.

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Abbildung 66: Poster zu Ökologischen Flutungen

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Das Poster wurde in Absprache mit dem Naturschutzzentrum entwickelt. Hier wurden Layout

und Inhalt festgelegt. Das Naturschutzzentrum soll das Poster später nutzen können, um die

Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt vorantreiben zu können.

Faltblatt:

Zugehörig zu dem Poster wurde ein 4-blättriges Faltblatt erstellt, das die Inhalte des Posters

enthält. Es soll ebenfalls dem Naturschutzzentrum zur Öffentlichkeitsarbeit dienen und kann

von den Besuchern mitgenommen werden.

Abbildung 67: Faltblatt Vorder- und Rückseite

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8 Bewertung und Ausblick

Im Rahmen der Bachelorarbeit entstand ein erster wichtiger Schritt in der Öffentlichkeitsar-

beit über das Thema Ökologische Flutungen. Wie in Tabelle 4 zu sehen ist, gibt es speziell

für die Ökologischen Flutungen noch Defizite bei der Kommunikation. Das Poster mit zuge-

hörigem Faltblatt füllt die erste noch bestehende Lücke. Hier bekommen die Bürger die wich-

tigsten Aspekte über Ökologische Flutungen gebündelt und einfach verständlich gezeigt.

Dies kann helfen die Akzeptanz zu steigern und somit die Planung voran zu bringen.

Auf Grundlage der erarbeiteten Inhalte der Bachelorarbeit ist es möglich, zeitnah eine Prä-

sentationswebseite aufzubauen. Unter Punkt zwei „Kommunikationskonzept vergleichbarer

Projekte“ wird deutlich, dass eine solche Homepage für größere Projekte ein sinnvolles

Kommunikationsmittel ist. Diese Homepage könnte für das Gesamtprojekt ausgeweitet wer-

den. Die Inhalte der Ökologischen Flutungen sollten dabei eine eigene Kategorie auf der

Homepage darstellen.

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Literaturverzeichnis

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Donau – Heft 06/2014

[02] Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz des

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ; Alsace Nature (2012):

Hochwasserrückhalt durch Auenrevitalisierung - Mit Deichrückverlegungen und Auen-

revitalisierungen zu mehr Hochwasserschutz an Rhein und Main

[03] Badische Neueste Nachrichten (2016): Streit um die Wand am Rhein. 11. November

2016

[04] Bezirksregierung Arnsberg (2010): Lippeaue - Eine Flusslandschaft im Wandel - Bro-

schüre

[05] Deichrückverlegung im Bereich Lödderitzer Forst im Rahmen des Naturschutzgroß-

projektes Mittlere Elbe (url = http://www.deich-loedderitz.info)

[06] Deutsches Institut für Marketing (url = https://www.marketinginstitut.biz/blog/

kommunikationskonzept) 23.02.2017

[07] Die Themenmacher (url = http://www.themenmacher.de/multi-channel-auf-den-

richtigen-kommunikationskanal-kommt-es-an) 23.02.2017

[08] Digitaler Mittelstand (url = https://digitaler-mittelstand.de/business/ratgeber/

kommunikationskanaele-wie-sie-ihre-kunden-erreichen-12974) 23.02.2017

[09] Gewässerdirektion Nördlicher Oberrhein (2004): Polder Söllingen/Greffern – Faltblatt

[10] Institut für Seenforschung, Langenargen (2016): Tiefenschärfe – hochauflösende

Vermessung Bodensee – Fachvortrag von Dr. Martin Wessels

[11] Institut für Umweltstudien (2015): Polder Bellenkopf/Rappenwört - Natur- und Um-

weltverträglichkeit

[12] Kaiser, C. (2012): Umsetzung von Hochwasservorsorge und Hochwasserschutz mit

Hilfe Integrierter Ländlicher Entwicklung am Beispiel der technischen Polderbauwerke

und Deichrückverlegungen am Oberrhein (von Bingen bis Basel). Masterarbeit

[13] Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg - Hoch-

wassergefahrenkarten (url = http://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/pages/

map/default/index.xhtml)

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[14] Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Lan-

desanstalt für Umwelt Rheinland-Pfalz (2015): Funktion und Wirkung gesteuerter

Flutpolder am Beispiel Oberrhein – Vortrag von Dr. Manfred Bremicker und Dr. An-

dreas Meuser

[15] Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Gewässerdirektion Südl. Ober-

rhein/Hochrhein Lahr (1999): Auswirkungen der Ökologischen Flutungen der Polder

Altenheim. 1. Aufl.

[16] Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (2013):

Synergieeffekte zwischen Wasserwirtschaft und Naturschutz bei Deichrückverlegung

am Beispiel der Mittleren Elbe – Fachvortrag von Karl-Heinz Jährling

[17] Landesregierung Nordrhein-Westfalen (2014): „Gemeinsam an der Lippe“ soll Stadt-

teilen neue Impulse geben – Presseinformation

[18] Landratsamt Karlsruhe (2015): Stellungnahme von Bund für Umwelt und Naturschutz

Deutschland, Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg und Naturschutzbund

Deutschland

[19] Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft (2011): Das Integrierte Rhein-

programm: Hochwasserschutz und Auenrenaturierung am Oberrhein. Stuttgart – Bro-

schüre

[20] Naturpark Flusslandschaft Peenetal (url = http://www.naturpark-flusslandschaft-

peenetal.de)

[21] Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört (1992): Der Ausbau des Oberrheins und

seine Folgen - Ausarbeitung Susanne Pimentel

[22] Rahe, J. et al (2011): Handbuch Rhein. Primus Verlag Darmstadt

[23] Regierungspräsidium Baden-Württemberg (url = https://rp.baden-wuerttemberg.de/

Themen/WasserBoden/IRP/Seiten/Bellenkopf-Rappenwoert.aspx) - Film "Höherle-

gung Hermann-Schneider-Allee"

[24] Regierungspräsidium Baden-Württemberg (2015): Polder Bellenkopf/Rappenwört –

Häufig gestellte Fragen und die Antworten dazu (FAQ)

[25] Regierungspräsidium Freiburg, Abteilung Umwelt (2015): Integriertes Rheinprogramm

- 28 Jahre Betriebserfahrungen im Hochwasserschutz – Fachvortrag von Dr. Ulrike

Pfarr

[26] Regierungspräsidium Freiburg (2014): Auen-Wildnispfad Neuried – Flyer

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Bachelor-Thesis von Nicola König

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[27] Regierungspräsidium Freiburg (2011): Hochwasser-Rückhalteraum Polder Altenheim

- Faltblatt

[28] Regierungspräsidium Freiburg (2011): Hochwasserschutz und lebendige Auen : OR-

CA Naturfilmproduktion – Video

[29] Regierungspräsidium Karlsruhe (2011): Hochwasserrückhalteraum Bellenkopf/

Rappenwört – Faltblatt

[30] Regierungspräsidium Karlsruhe (2015): Hochwasserrückhalteraum Bellenkopf/

Rappenwört - Gesamtüberblick über das Vorhaben – Vortrag von Horst Kugele

[31] Regierungspräsidium Karlsruhe (2013): Hochwasser-Rückhalteraum Söllingen/

Greffern – Broschüre

[32] Regierungspräsidium Karlsruhe (2016): Polder Bellenkopf/Rappenwört - Anlage zur

Synopse Nr. 2 - Notwendigkeit Ökologischer Flutungen

[33] Regierungspräsidium Karlsruhe (2016): Polder Bellenkopf/Rappenwört – Anlage zur

Synopse Nr. 3 – Vorteile der Ökologischen Flutungen aus Sicht des Naturschutzes

[34] Regierungspräsidium Karlsruhe (2015): Polder Bellenkopf/Rappenwört - Anlage zur

Synopse Nr. 11 – Höherlegung der Hermann-Schneider-Allee, Erläuterung zur ge-

wählten Lösung

[35] Regierungspräsidium Karlsruhe (2015): Polder Bellenkopf/Rappenwört - Genehmi-

gungsplanung Fachbericht

[36] Regierungspräsidium Karlsruhe (2015): Polder Bellenkopf/Rappenwört - Gesamter-

läuterungsbericht

[37] Regierungspräsidium Karlsruhe (2014): Polder Bellenkopf/Rappenwört - Grundwas-

serhaltung Neuburgweier

[38] Regierungspräsidium Karlsruhe (2015): Polder Bellenkopf/Rappenwört - Höherlegung

der Hermann-Schneider-Allee – Abriss des Planungsprozesses

[39] Regierungspräsidium Karlsruhe (2011): Polder Bellenkopf/Rappenwört - Hydraulische

Berechnung von Oberflächengewässern - Anlage 5 des Planfeststellungsantrags

[40] Regierungspräsidium Karlsruhe (2016): Polder Bellenkopf/Rappenwört – Synoptische

Zusammenstellung der Stellungnahme Au am Rhein

[41] Regierungspräsidium Karlsruhe (2016): Polder Bellenkopf/Rappenwört – Synoptische

Zusammenstellung der Stellungnahme der Stadt Rheinstetten

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[42] Regierungspräsidium Karlsruhe (2016): Polder Bellenkopf/Rappenwört – Synoptische

Zusammenstellung der Stellungnahme der Träger öffentlicher Belange

[43] Regierungspräsidium Karlsruhe (2015): Polder Bellenkopf/Rappenwört - Umschlie-

ßung Rheinpark Rappenwört

[44] Regierungspräsidium Karlsruhe (2016): Polder Bellenkopf/Rappenwört – Vergleich

der Varianten aus Sicht des Artenschutzes und Natura 2000

[45] Regierungspräsidium Karlsruhe (2012): Polderinfopfad Söllingen/Greffern – Broschü-

re

[46] Regierungspräsidium Karlsruhe (2012): Polderinfopfad Söllingen/Greffern – Infotafel

[47] Staatliches Umweltamt Lippstadt (2002): Die Klostermersch - Ein Fluss erobert seine

Aue zurück – Broschüre

[48] Stadtwiki Karlsruhe – Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört (url = https://

ka.stadtwiki.net/Naturschutzzentrum_Karlsruhe-Rappenw%C3%B6rt) 19.02.2017

[49] Stadtwiki Karlsruhe – Rheinstrandbad Rappenwört (url = https://ka.stadtwiki.net/

Rheinstrandbad_Rappenw%C3%B6rt)19.02.2017

[50] Statista – Das Statistik-Portal (url = https://de.statista.com/statistik/daten/studie/

13070/umfrage/entwicklung-der-internetnutzung-in-deutschland-seit-2001)

23.02.2017

[51] Sustainment (url = http://sustainment.de/kommunikationskanale-womit-erreiche-ich-

die-richtigen-menschen) 23.02.2017

[52] Tiefenschärfe – Hochauflösende Vermessung Bodensee (url = http://www.

tiefenschaerfe-bodensee.info)

[53] Volksstimme (url = http://www.volksstimme.de/lokal/schoenebeck/20150921/

rundgang-deichbaustelle-ist-oeffentlich)

[54] Wasserwirtschaftsamt München (2011): Neues Leben für die Isar!

[55] Wasserwirtschaftsamt München – (url = http://www.wwa-m.bayern.de/fluesse_seen/

massnahmen/gek_mittlere_isar/index.htm)

[56] Werkstattstadt – München „Isar-Plan“ (url = http://www.werkstatt-stadt.de/de/projekte/

68)

[57] Wikipedia - Daxlanden (url = https://de.wikipedia.org/wiki/Daxlanden) 19.02.2017

[58] Wikipedia – Neuburgweier (url = https://de.wikipedia.org/wiki/Neuburgweier)

19.02.2017

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[59] Wikipedia – Rheinhäfen Karlsruhe (url = https://de.wikipedia.org/wiki/

Rheinh%C3%A4fen_Karlsruhe) 20.02.2017

[60] Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg (2002): Landesentwicklungsplan Baden-

Württemberg

[61] Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg (2002): Regionalplan Mittlerer Oberrhein

[62] WWF – Mittlere Elbe - Mehr Platz für einzigartige Auen (url = http://www.wwf.de/

themen-projekte/projektregionen/elbe/projekt-mittlere-elbe)

[63] Zielaskowski, J. & Lüderitz, V. (2005): Synergien und Konflikte am Beispiel der Elbe

in Sachsen-Anhalt

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Auszug aus dem Faltblatt des RP Freiburg ......................................................12

Abbildung 2: Ablauf der Ökologischen Flutungen im Polder Altenheim .................................13

Abbildung 3: Karte des Auen-Wildnispfad im Polder Altenheim ............................................13

Abbildung 4: Bildmaterial auf der Homepage ........................................................................14

Abbildung 5: Videomaterial auf der Homepage ....................................................................14

Abbildung 6: Stählerne Wächter an der Isar .........................................................................15

Abbildung 7: Karte mit eingezeichneter Deichrückverlegung in Lödderitz .............................16

Abbildung 8: Flächennutzung vor und nach der Renaturierungsmaßnahme an der Lippe ....17

Abbildung 9: Schaubild der Verbreiterungs-Maßnahme an der Lippe ...................................17

Abbildung 10: Übersichtskarte mit eingezeichnetem Peenetal ..............................................18

Abbildung 11: Stand der Naturschutzgebiet-Ausweisung zu Beginn des Projekts ................19

Abbildung 12: Auszug aus der Polderinfopfad-Broschüre .....................................................20

Abbildung 13: Karte mit den Polderinfopfaden im Polder Söllingen/Greffern ........................20

Abbildung 14: Ökologische Flutung im Polder Altenheim ......................................................21

Abbildung 15: Ausschnitt aus der Raumnutzungskarte .........................................................25

Abbildung 16: Schutzgebiete im Bereich des Polders Bellenkopf/Rappenwört .....................26

Abbildung 17: Wasserspitzmaus ..........................................................................................28

Abbildung 18: Eisvogel .........................................................................................................28

Abbildung 19: Laubfrosch .....................................................................................................28

Abbildung 20: Stechmückenbekämpfung K.A.B.S ................................................................30

Abbildung 21: Rhein bei Karlsruhe vor der Begradigung ......................................................32

Abbildung 22: Rhein bei Karlsruhe nach der Begradigung ....................................................32

Abbildung 23: Geplante Rückhalteräume in Baden-Württemberg .........................................33

Abbildung 24: Pegelverlauf Maxau ohne (rote Linie) und mit Polder (blaue Linie) ................34

Abbildung 25: Wirkung einer Dammrückverlegung ...............................................................35

Abbildung 26: Wirkung eines Polders ...................................................................................36

Abbildung 27: Zeitungsartikel aus den Badischen Neuesten Nachrichten.............................39

Abbildung 28: Durchlass unter der höhergelegten Hermann-Schneider-Allee ......................40

Abbildung 29: Zugang zum Naturschutzzentrum über Dammscharte und Holzsteg ..............41

Abbildung 30: System aus Graben und 14 Grundwasserbrunnen ........................................42

Abbildung 31: Optimierte Grundwasserhaltungsvariante mit Grabensystem .........................43

Abbildung 32: Probestau Stufe I bei 2500 m³/s .....................................................................45

Abbildung 33: Probestau Stufe II bei 3600 m³/s ....................................................................45

Abbildung 34: Ökologische Flutungen bei (v.l.n.r): 1400, 2000, 2600, 3200 und 4000 m³/s ..47

Abbildung 35: Rhein vor der Begradigung mit eingezeichnetem Polderbereich ....................49

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Abbildung 36: Rheinverlauf 1817 mit Polderbereich .............................................................50

Abbildung 37: Rheinverlauf 1828 mit Polderbereich .............................................................50

Abbildung 38: Rheinverlauf 1856 mit Polderbereich .............................................................51

Abbildung 39: Rheinverlauf 1875 mit Polderbereich .............................................................51

Abbildung 40: Rheinverlauf 1943 mit Polderbereich .............................................................52

Abbildung 41: Rheinverlauf 1991/92 mit Polderbereich ........................................................52

Abbildung 42: Überflutungsdauer bei einem Rheinabfluss von 1400 m³/s ............................55

Abbildung 43: Überflutungsdauer bei einem Rheinabfluss von 1700 m³/s ............................56

Abbildung 44: Überflutungsdauer bei einem Rheinabfluss von 2000 m³/s ............................57

Abbildung 45: Überflutungsdauer bei einem Rheinabfluss von 2600 m³/s ............................58

Abbildung 46: Überflutungsdauer bei einem Rheinabfluss von 3200 m³/s ............................59

Abbildung 47: Überflutungsdauer bei einem Rheinabfluss von 3600 m³/s ............................60

Abbildung 48: Überflutungsdauer bei einem Rheinabfluss von 4000 m³/s ............................61

Abbildung 49: Wassertiefen bei 1400 m³/s ...........................................................................62

Abbildung 50: Wassertiefen bei 1700 m³/s ...........................................................................62

Abbildung 51: Wassertiefen bei 2000 m³/s ...........................................................................62

Abbildung 52: Wassertiefen bei 2600 m³/s ...........................................................................63

Abbildung 53: Wassertiefen bei 3200 m³/s ...........................................................................63

Abbildung 54: Wassertiefen bei 3600 m³/s ...........................................................................63

Abbildung 55: Wassertiefen bei 4000 m³/s ...........................................................................63

Abbildung 56: Ausbau des Oberrheins von 1928 bis 1977 ...................................................65

Abbildung 57: Pegelspitzen am Pegel Maxau vor und nach dem Rheinausbau ....................66

Abbildung 58: Hochwasser 1999 am Pegel Maxau mit und ohne Retentionsmaßnahmen ....67

Abbildung 59: Überflutungssituation in Karlsruhe bei einem Extremhochwasser ..................68

Abbildung 60: Überflutungssituation in Mannheim bei einem Extremhochwasser .................69

Abbildung 61: Bausteine eines Kommunikationskonzepts ....................................................70

Abbildung 62: Anteil der Internetnutzung in Deutschland in den letzten 15 Jahren ...............73

Abbildung 63: Lage der Kommunikationskanäle ...................................................................75

Abbildung 64: Story Map – Zeitlicher Ablauf der Ökologischen Flutungen ............................80

Abbildung 65: Story Map - Situation mit und ohne Polder .....................................................81

Abbildung 66: Poster zu Ökologischen Flutungen ................................................................82

Abbildung 67: Faltblatt Vorder- und Rückseite ......................................................................83

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Titelbild - https://rp.baden-wuerttemberg.de/Themen/WasserBoden/IRP/PublishingImages/

irp_bellenkopf.jpg

Abbildung 17 [Online]. – 04. Februar 2017. - http://f3.blick.ch/img/incoming/origs4519217

/2482537780-w1280-h960/Tier-des-Jahres-2016-Fotolia-Zwerver.jpg

Abbildung 18 [Online]. – 04. Februar 2017. - http://naturfoto-glader.de/wp-content/gallery/

eisvogel/eisvogel-_mg_1240-h-glader.jpg

Abbildung 19 [Online]. – 04. Februar 2017. - http://foto.mein-schoener-garten.de/

userimages/59290/or/2035663/Laubfrosch.jpg

Abbildung 20 [Online]. – 07. Februar 2017. - http://www.kabsev.de/pics_layout/

Kabs_logo.JPG

Abbildungen 21, 22, 35 – Generallandesarchiv Karlsruhe, Beiträge zur Hydrographie des

Großherzogtums Baden. Atlas zum dritten Heft: Die Korrektion des Oberrheines von der

Schweizer- bis zur Gr. Hessischen Grenze. Erster Theil. Karte des Rheinlaufes von Basel bis

zur Grossh. Hessischen Grenze. Bezogen von: Landesanstalt für Umwelt, Messungen und

Naturschutz Baden-Württemberg.

Abbildungen 36-41 – LfU, Referat Naturschutz, Kartographie Frau Katzmarek.

Abbildungen 32-34, 42-55, 57, 58, 63-67 – Eigene Darstellungen

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Ökopunkte-Bilanz nach Einsatz Ökologischer Flutungen .....................................27

Tabelle 2: Veränderung des Hochwasserschutzes durch den Rheinausbau .........................32

Tabelle 3: Mittlere Scheitelabminderung für die drei Ausführungsvarianten ..........................37

Tabelle 4: Umsetzung der Methoden und Mittel am Polder Bellenkopf/Rappenwört .............76

Tabelle 5: Leitfaden Kommunikationskonzept ......................................................................79

Tabelle 4, 5 – Eigene Darstellungen

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Anhang

- Poster

- Faltblatt

- Link zur Story Map (zum Abgabe-Zeitpunkt):

https://www.imm.hs-karlsruhe.de/geoportal/apps/MapJournal/index.html?appid=27ce87

daadfb431aa7c65fb9f102286f