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UDC 312.95/.99(4-1-12)" 15/16":830-992 Originelstudie Djordje S. KOSTIC Institut fur Balkanologie Belgrad VOLKER UND KONFESSIONEN SDDOSTEUROPAS IN DEN DEUTSCHEN REISEBESCHREffiUNGEN DES 16. UND 17. JHR. Abstract: Hier werden wir das Ethnische und Konfessionelle in den Werken der deutschen Reisebeschreiber des 16. und des 17. Jhr. vorstellen. mitteis einiger auf Grund des vorhandenen Materials geforrnter Modelle. Es han- delt sich um drei Modelle I. Konfessionelle (im zweiten Plan ethnische), 2. Konfessionelle, 3. Ethnische (im zweiten Plan konfessionelle). Ais die ersten Botschafter der 16. Jhr. begannen die StraBen Sudosteuropas zu streifen, auf ihren muhevollcn und langen Reisen mit dem haufigsten Ziel Konstantinopel zu erreichen, fuhrten sie mit ihnen gewohnlich als ihre Reisegefolge auch solche Personlichkeiten, die Aufgabe hatten, sarntliche wichtigeren Ereignisse und Impressionen von diesen Reisen aufzuzeichnen. Dank diesen schreibkundigen Mannern sind uns bis zu heutigem Tage eine Menge von Seiten, die in alter Rechtschreibungen mit schwarzer Tinte auf dem bereits vergilbtem Papier, aufbewahrt. Eine kleine Zahl der Autoren hat jenes Gluck erlebt, daB ihre Manuskripte, die manchmal mit zittemden Handen von Angst oder Kalte geschrie- ben waren, so daB der Text kaum zu entziffem war, als ein gedrucktes Buch das Tageslicht erblickt haben. Und wahrend diese bekannten und unbekannten Schriftsteller, fur welche wir heute bereits den gebrauchlichen Begriff Reisebeschreiber verwenden, auf den Weglosikeiten und StraBen Sudosteuropas schweiften, haben sie alles, was sie sahen oder erlebten, aufgezeichnet, jedoch allerdings ein jeder auf seine Art. Einer war begeistert mit den Landschaften durch welche sie wanderten, ein anderer hat seine Auf- merksamkeit auf die bevolkerten Ortschaften gerichtet, ein dritter

Balkanika - 27 (1996) - 251

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UDC312.95/.99(4-1-12)" 15/16":830-992OriginelstudieDjordje S. KOSTICInstitut fur BalkanologieBelgradVOLKER UND KONFESSIONEN SDDOSTEUROPASIN DEN DEUTSCHEN REISEBESCHREffiUNGENDES16. UND17. JHR.Abstract:Hier werden wir das Ethnische und Konfessionelle in denWerkender deutschen Reisebeschreiber des 16. unddes 17. Jhr. vorstellen. mitteiseiniger aufGrunddesvorhandenenMaterialsgeforrnter Modelle. Es han-delt sichumdrei ModelleI. Konfessionelle (imzweiten Plan ethnische), 2.Konfessionelle, 3. Ethnische (imzweiten Plan konfessionelle).Ais die ersten Botschafter der 16. Jhr. begannen die StraBenSudosteuropas zu streifen, auf ihren muhevollcn und langen Reisen mitdemhaufigsten Ziel Konstantinopelzu erreichen, fuhrtensie mit ihnengewohnlich als ihre Reisegefolge auch solche Personlichkeiten, dieAufgabe hatten, sarntliche wichtigeren Ereignisse und Impressionenvondiesen Reisen aufzuzeichnen.DankdiesenschreibkundigenMannernsindunsbiszuheutigemTage eine Menge von Seiten, die in alter Rechtschreibungen mitschwarzerTinteauf dembereits vergilbtemPapier, aufbewahrt. Einekleine Zahl der AutorenhatjenesGluckerlebt, daB ihre Manuskripte,diemanchmal mit zittemdenHandenvonAngst oder Kaltegeschrie-benwaren, sodaB derText kaum zuentziffem war, alseingedrucktesBuch das Tageslicht erblickt haben.Und wahrend diese bekanntenundunbekanntenSchriftsteller,furwelchewir heutebereitsdengebrauchlichen Begriff Reisebeschreiberverwenden, auf den Weglosikeiten und StraBen Sudosteuropasschweiften, habensiealles, wassiesahen oder erlebten, aufgezeichnet,jedoch allerdingsein jeder auf seineArt. Einer warbegeistertmit denLandschaftendurch welchesiewanderten, einandererhat seineAuf-merksamkeit auf die bevolkerten Ortschaften gerichtet, ein dritter252 Djordje S. Kosticwiederurn interessierte sich meistens fur die kirchlichen Gebrauche.Und unter allen diesen zahlreichen Aufzeichnungen uber eine un-bekannteWelt durchwelchemangefahrenist, habendieAutorendie-ser Reisebeschreibungen auch etliche Manuskriptseiten uberKonfessionenund Volker Sudosteuropas geschrieben.Ich werde meine Aufmerksamkeit hier auf einige Reise-beschreibungenrichten, diemir indiesemAugenblickinihremGan-zen zuganglich waren, deren Autoren tiber das heutige Serbien,gewandert sind. Ichbetone dasSyntagma, dasheutige Serbienurn unsraumlichleichter orientierenzukonnen. DieheutigeAusdrucksbedeu-tung ubertrage ich nicht in die Vergangenheit, wie dies haufigge-brauchlich ist, sondernwill ichlediglichbetonen, tiberwelchesGebietdie Rede seinwi rd.Ferner werdeichmichbernuhendieTermineKonfessionell undEthnischindiesenReisebeschreibungenzuerklaren. EinebesondereAufmerksamkeit j edoch widmeich denBegriffbedeutungendie eineethnische oder konfessionelle Angehorigkeit bezeichnen.DiesamtlichenindieserArbeit erwahntenReisebeschreiber, ha-bennichtdemselbenWeggefahren. EtlichevonIhnenkameninSer-bien tiber Slowenien, KroatienundBosnien, urndanndenWegnachKonstantinopel fortzusetzen(das warenBenediktKuripesic, als auchder anonyme Autor, Botschaftsmitglied auf deren Spitze LeonardoNogarola stand).Einer der Autorenist per Schiff inDubrovnikangekommen, andie AdriakusteurndenWegweiter amFestlandfortzusetzen(HannsLudwig vonLiechtenstein auf Heilegersdorf)DieMehrzahl vonIhnenhat haufigstedieDonau befahrenbiszuder "wichtigstenFestungEuropas", also bis Belgrad, und weiter siebewegtensichentlangder Trasseder altenConstantinoplerstral3egenIstanbul (AntunVrancic,HansDernschwam, JakobvonBetzek, Salo-mon Schweigger, Stephan Gerlach, Maximilian Brandstetter, HansJakob Ammann, Adam Wener, Johann Wild).Hier werden wir das Ethnische undKonfessionelle in den Werkender deutschen Reisebeschreiber des 16, und des 17, Jhr. vorstellen,mittels einiger auf Grund des vorhandenen Materials geformterModelle.Indemersten Modell dominiert die konfessionelle Angehorigkeit.Den Autoren sind amwichtigsten die konfessionellen UnterschiedeVolker und Konfessionen SOdosteuropas253hervorzuhebenunderstnachherimzweitenPlandie ethnischen. Die-ses erste Modell konnen wir auch auf folgende Weise darstellen:BegriffTurkenChristenludenkonfessi oneIlkonfessionellkonfessionellBedeutungethnischethnischDas besteBeispiel diesesModellssinddieTextteiledeskaiser-lichen Kuriers lakob von Betzek.IndieserStatt hat es viel Kaufleute Turggen,Raguseer, als Chris-tenund luden. (1. v. Betzek, Gesandschaftsreise, S.15); Dan einjederso uber Landreist,er sey Christ, Jud oder Turgg, der kertdaselbst ein(1. v. Betzek, Gesandschaftsreise, S. IS).Diese standigeHervorhebungvorzugsweisedesKonfessionellenunddieUnterstreichungdieser Unterschiedeistauchbei denubrigenAutoren gegenwartig.Dasist ein klein Dorff,da Turcken und Christenwohnen(S. Ger-lach, Tage-Buch, S. 525); den Turkendamalenwie jetzt wiederunter-worfen, das meiste vonChristenbewohnet (H. L. vonLichtenstein,GrojJe Reisen, S. 22).Auf einer SeitederIslam, auf deranderendasChristentum, derHalbmond und das Kreuz. Das Bestehen auf diesen Unterschiedenkann auch mit einer allgemeinen Stelle bei samtlichen deutschenReisebeschreibem dieser Periode genannt werden. Diese Unver-sohnlichkeit zwischenzwei Konfessionenhatvielleicht am bestenderunbekannte Autor der kaiserlichen Gesandtschaft ausgedruckt, aufderen Spitze sich1532 Leonardo Nogarola befand:amallermeystendarumbin druck geben, auff das wir Deutschendarinerlemeten, diesitten, gebreuch undgewonheyt, auchdenstolz,pracht, hoffart, und grosse macht, des Tyrannischen, plutdurstigenfeyndesaller Christen des Turcken(L.Nogarola, WegreyjJ, S. 2).Fallswir auf Grunddes aufgebrachten Modells jetzt versuchen ineiner Ebenelediglichdie konfessionellen Begriffe zu betrachten, in deranderen jedoch nur die ethnischen, werdenwir sofort bemerken, daf esnicht leicht ist 'zwischenihneneineGrenzezuziehen. Sie verpflegensich gegenseitig so sehr, dafwir nur mittelseiner aufmerksamen Ana-254 Djordie S. KosticlysefeststellenkonneninwelchenFallenunsereReisebeschreiber di-ese Termine trennen.DasbesteBeispiel dafurist bestimmt der Begriff die Turken. DasWort tragt insichzwei Bedeutungen, dieethnische, dasYolk tatari-scher Abstammung, das das Sudosteuropa eroberte und unter seine Ge-walt gestellt hat. Konfessionell ist das einYolk, dassichzumIslambekennt, b.z.w. demMohamedanismus. Bei densamtlichendeutschenReisebeschreibem, bei denendieuber Serbienreisten, wiewir schonhervorgehobenhaben, istnaturlichderBegriff Turkenverzeichnet. InihrenWerkenerversteht vonselbst dieZugehorigkeit diesemYolksund das Islambekennen.Benedikt Kuripesicz.B. schreibt, dafinSerbieningrolitemAn-zahl zwei Volker leben,Turkenund Serben, jedoch nur die zweiten un-terzeichnet er, daf es Christen sind. Bei den Turken, wegen, desallgemeinangenommenenStandpunkteser erwahnt nicht diekonfes-sionelle Angehorigkeit.Die ynwoner des lands, seind von zwaiennationen, das seind Tur-cken und Surffen, davon vorgemeIt ist, die haben ire priester undkirchen nachChristenlicher ordnung. (B. Kuripesic, Itinerarium, S. 32)Bei der Mehrheit der ubrigenReisebeschreibem wiederurn, istdi-eseSonderbetonung nicht vorhanden, sondem mankannschonin demBegriff alleinihre konfessionelle Angehorigkeit erahnen.EinMeilwegs unterhalbliegt einDorf Carlowitz, darinwohnenRazen, UngemundTurcken (S. Schweigger, ZumHofe, S. 4 ~ Eswohnen allda Turcken, Juden, Ratzen und Raguser ( S. Gerlach,Tage=Buch, S. 16. ~ Dasist einkleinDorff, da TurckenundChristenwohnen( S. Gerlach, Tage=Buch, S. 525 ~ Aul3er derStadt, vor demHaubtthorher, eingroBes Dorff vonRatzen undTurckhenbewohnet(M. Brandstetter, Itinerarium, S. 99).DerandereBegriff uber, demichmichaufhaltenwerde, sinddieJuden. DiesenBegriff findenwirbei denkleinerenAnzahl derReise-beschreiber deserstenModells. UnddiesindenbeidenBedeutungen.Mansolltenaturlichbemerken, dafdieseBedeutungenamhaufigstenausdemKontextfestgestellt konnen, obwohl auchBeispielesindwoganz undeutlichist ob der Begriff verwendet wird als eine Konfes-sionsbezeichnung oder als Bezeichnung derethnischen Zugehorigkeit.Wir sahen schon, daf bei Jakob von Betzek daruber kein Zweifelbesteht. Der Begriff Judebedeutet beiihm an der erstenStelledie kon-fessionelle Zugehorigkeit. Bei den anderen, HansDemschwam, StephanVolker und Konfessionen Siidosteuropas255Gerlach, JohannJakob Amann, der Begriff beziehtsichmehrauf dieethnische Zugehorigkeit:Bewont mit trk., wenig juden, ratzen. vndwenigvng. alleynge-fangenen(H. Demschwam, Tagebuch, S. 5);Dahat esauchziemlichviel Deutsche, Welsche, Spanische Juden( S. Gerlach, Tage=Buch, S.528. ); auchvon Turgken,Ungaren,Griechen und Judenwol bewohnet(1. 1. Amman, ReifJ, S.16).Der dritte Begriff dieChristenbezeichnet bei samtlichenReise-beschreibemnur die konfessionelleZugehorigkeit. Ihn betrachte ichauchalsdenZweiten Modell indemnurdie Bezeichnung derkonfes-sionellen Zugehorigkeit beinhaltet ist.BedeutungKatholiken OrtodoxenKatholikenBegrijJChristenLatinemRornanisch-KatholischPapistenGri echen-Christen Katholiken OrtodoxenDer Begriff "Christen"istgleichberechtigt gebraucht, sowohl furdieKatholikenalsauchfur dieOrthodoxen; ubrigenserbefindetsichamhaufigsten aufgeschriebenan vielen Bucherseitenunserer Reise-beschrei ber.Jederlei ist dieser Begriff leichter zuverstehenfur dasLesepub-likum, Zeitgenossender Autoren. Er ist inden BuchernundManusk-ripten verwendet als Gegengewicht demBegriff"Turken" (inseinerkonfessionellen Bedeutung) .Wenn ein Volk sich zumChristentumbekennt ist seine ethnische Zugehorigkeit im zweiten Plan. DerZusammenstofder zwei Religionen, Christentums unddes Islams, derZusammenstof zweier Kulturen und zweier Weltanschauungen. DieAngehorigerdesIslamssinddiejenigendiegroliten FeindederChris-tensindundzwarinRaurneninwelchendieReisebeschreiberTageund Nachte verbrachten auf ihrenlangen Reisen bis Istanbul; sie habenvieles davon vermerkt,urn daruber ausfuhrlich schreiben zu konnen.Es sind die Christendiejenigendie unbeschreibbare Schwierigkeitenduldenundleidenunter dem Jochdes Halbmondes. DasSchicksaldie-ser in SudosteuropazerstreutenVolker ist abhangigvon der Gnade256 Djordje S. KosticjenerLeute, die eine andereReligionbekennen, dieverschiedeneGe-setzeundVerhaltensnonnenhaben, die von den christlichenverschi-edensind. In denbevolkertenOrtschaften, ausgenommenBelgradundNis, als grofite Stadte und Scheidewege, die Christen haben uber-wiegend keine Kirchen und sind gezwungen die Gottesdienste,hauptsachlichunter freiemHimmel zuverrichten. Die Kloster unddieGeistlichenuberlebenschwer denDruckderanderenReligion, essindihnen haufig die Rechte zur Aufrechterhaltung oder Instandsetzungihrer Heiligtumer untergesagt. Deshalb ist es erforderlich wie diesuberwiegendvon samtlichen Autorenin ihrenVorwortennotiert ist,dieTurken gut kennenzulernenurn leichter kampfen zukonnen, aner-ster Stelle aber gegen ihreReligion.Die zwischen den Katholiken und Orthodoxen vorhandeneZwietracht wurde in den zweiten Plan verdrangt. Uber die Unter-schiede zwischen den Katholiken und Orthodoxen im Ramen desChristentums haben sich die Autoren nicht viel aufgehalten. Amwichtigsten war der Kampf gegen denIslam.Die restlichen drei Begriffe fur die Katholiken, notieren dieAutoren nur dann wenn sie den Unterschied zwischen den beidenchristlichen Religionen unterstreichen wollen. Diese Beispiele sindziemlichseltenunddieselbenfindenwirnur imVorbeigehennotiert,ohne jedeAbsichtdiesenUnterschied naher zuerorternoder mit demWunsch daf dieser Unterschied irgendwelche negative Bedeutungerhalt.Diese Herren aber liegen auf der Christen, die man dis OrthsLateiner nennet (M. Brandstetter, Itinerarium, S. 177); daserRoman-isch Katholischgewesen(A. Wenner, Raysebuch, S. 105); EswohnenalldaTurcken, Juden, Ratzenund Raguser. Dieseletzte, als Papisten,haben einen Monch zu ihrem Prediger (S.Gerlach, Tage=Buch, S. 16).EinenAbgesonderten Begriff furdas Yolk dassichzuOrthodoxiebekennt, wurde nur bei einem Reisebeschreiber desspaten16. Jhr. be-merkt und auch dies nur auf einer Stelle. Inden Manuskriptseitenbenutzt er amhaufigstenbereits den gebrauchlichenAusdruckChri-sten.den 6karnen wir in ein grof Dorf, Schurieesimagenannt, mitGriechen Christen bewohnt (H. L.von Lichtenstein, Groj3eReisen, 23)Eines derschwerstenProblememit welchemsichdie deutschenReisebeschreiber aufihren langen Reisen im16. undin den erstenJahrzehnten des17. Jhr. begegneten war die Sprache. Die Mehrzahl vonVolker und Konfessionen Siidosteuropas257ihnen haben jede Kommunikation mit der Bevolkerung und Begleitem,die vorwiegend Turken waren, mittels Dolmetscher entwickelt.Deshalbwardie Verstandigung bis zu den aulierstenGrenzenverengt.Die vor demReiseabfahrt getroffenenVorbereitungenkonntenihnendennoch nicht in grolierem Masse ihre Gesichtskreise erweitem,wenigstens dannnicht als imFrage der Raumdes Zentralteiles derBalkanhalbinselstand. Konzentriert auf ihr Endziel, Verhandl ungeninIstanbul, hat dieMehrzahl derReisebeschreiber nuroberflachlichdieGegend, uber die sie wanderten,gekannt.DiesesProblemhat vieleSchwierigkeiten in den Kommunikationhervorgerufen. Der Reisende war gezwungen sich auf dievor demReiseauftrittgeleseneLiteratur oder sichauf dieDolmetscherzuver-lassen, die aber auch selbst nicht gebildet waren und die auch dieGegenden uber welche manfuhr nicht kannten, urn denNeugierigenwenigstens die wichtigstenInformationen geben zu konnen.Die Stadte alsPest (Ofen), Belgrad, Nis undSofiagehortenzudenwichtigstenOrtenauf derReise. IndiesemRaumbegegnetensieverschiedenenVolkernund habenihreLebensweise, Gebrauche, Re-ligion kennengelemt, insofemsie naturlichdafur Interesse und Zeit ge-habt haben. Das Ungewitter hat ihnen sehr die schwere Reiseverbittert, wahrend das BangenvondemUnbekannten, AngstvondenTurkenund Volkerndenen sie begegneten, hat sie getrieben das Ziel jeeher zu erreichen,Vorkenntnisse uberSudosteuropa, die Kommunikationsprobleme,die schwere Reise und das Bangen von dem Unbekannten, sindwahrscheinlich die Hauptursachen, daf wir nur bei einigen Reise-beschreibem ausfuhrlichere Notizen uber Buntheit der ethnischenZusammensetzung des Sudosteuropas finden, oder,wie wirdies schonoben hervorhoben des heutigenGebietsSerbiens.Indemwir unsere Autoren aufder Reise vonPest (Ofen) uberBelgrad und Nis bis Sofiabegleiten, konnenwir jedoch auf Grund desvorhandenenStoffes ausder bereits aufgezahltenWerken, dasethni-sche Bild dieser Gegenden gestalten.Auf demReiseteil vonPest (Ofen)bisBelgradinAnsiedlungennebender Donau und entlangdenselben habendie Botschafter und dieihrigen Begleiter sich "nach dem Ort dem heiligen Krieges"SudosteuropasdenBelgrad herabgelassen. Manbemerkt, daf dieBe-wohner amhaufigsten UngamundSerbensind, mancherorts gibt es258 Djordje S. KosticauchDeutschen, wahrend in den wichtigeren Ortenauchdie Turken zutreffensind.Von Belgradbis Nis ist dieZustandanders. Die EinkehrenderdurchgingendieOrtschaftenindenendieBewohnermehrheitdieSer-benoder die Serben unddieTurkenbildeten, erst mancherorts fandman irgendeinen Ungam oder Deutschen.DerdritteTrassenteil endlich, vonNisnachSofia habenanfangsmeistensdieSerben angesiedelt, nebst Bulgaren undTurken. Aber alsmanauf demWegvonNisweiter weggeruckt hat,haben die Bulgarendie Rolle des Mehrheitvolkes ubemornmen.DieseethnischeZusammensetzung hat auchselbst imLaufedes16. Jhr. Veranderungen gelitten undzwar inAbhangigkeit vongroBenMigrationen, haufigen Konflikten und Kriegen. Jedoch sie hat sichnicht viel verandert. Die Turken bemuhten sich die Macht in denStadteninihrenHandenimmer fest zubehalten, wiediesindenviererwahnten der Fall war, femer in den starken und strategisch wichtigenFestungen, Petrovaradin, Smederevo, als auch in Marktflecken auswelchen man j ede Bewegung auf denStraBen oder den Obergang uberwichtigere Flusse, als da Donau und Morava sind, uberwachen konnte.Wahrend die genannten Reisebeschreibungsautoren keinegrolieren Probleme in Benutzung der Benennungen fur einzelne VolkerSudosteuropasalsdaUngamoder GriechensindhattensieinGegen-teildie Situation mit den Serben ganzumgekehrt.Einige habensieals"Surffen"genannt (B.Kuripesic, Itinerarium,S. 32, 45; L. Nogarola, Wegreyss S. 8), dieanderenals "Serby" (H.Demschwam, Tagebuch S. 8), was auchamnachstendemheutigenBenennung ware, die drittenwieder"Servier"(S. Gerlach, Tage-Buch,S. 532), "Servianer", "Sirven" (S. Schweigger, ZumHofe, S. 43)wahrend dieviertenverschiedene Varianten benutzten fureineunddi-eselbe Benennung: "Raitzen" (S. Gerlach, Tage-Buch, S. 13; 16;A.Wenner, Raysebuch, S. 24, 26), "Ratzen'' (S. Gerlach, Tage=Buch,S. 13, 19;M. Brandstetter, Itinerarium, S. 99, 114;H. Demachwam,Tagebuch, S. 5) "Rascianum" (A. Vran, Iter, S.14), "Razen" (S.Schweigger, ZumHofe, S. 43) "Mosen'' (S. Gerlach, Tage=Buch, S.19).SovieleBenennungensindfur keinanderesYolkSudosteuropasnotiert. Siealle in der Tat fuhrenihreAbstammung aus der mittel alter-lichenTerminologie, welcheauchamhaufigstenindenwesteuropai-schen Werken uberdie unruhigen Balkangegenden benutzt war.Volker und Konfessionen Slidosteuropas 259In diesen Uberlegungen uber die ethnische ZusammensetzungSudosteuropas habeichauchdasdritteModell geformt. Eskennzeich-net die ethnische Zugehorigkeit, wahrend die konfessionelle in denzweiten Planverdrangt ist .BegriffBulgarenAegipti;Ciganos; ZigeinerZigeunern; Zygeyner[Raguseer; Raguseern; Raguser]GriechenCrabaten; KroatenJuden; Spanische JudenUngaren; UngemDeutscheMosen; Serby; Servier; Servianer:Sirven; Surffen: Raitzen: Raizen;Rascianam: Ratzen: RatzenTartarenTurcken; Turggen; TurgkenJanitscharen; MartholsenWelscheBedeutungethnischBulgarenZigeuner[Dubrovcani]GriechenCroatenJudenUngarenDeutscheSerbenTartarenTurkenWelscheZitzenkonfessionellJudenthumIslamWiedarauszuersehen, ist nurzweiBegriffe fuhrensowohlethni-sche als auch konfessionelleBedeutung, die Turkenund die Juden.Denubrigenist dieersteBedeutung auchdieeinzige. Einigevondenangefuhrten Begriffen, dieallein denReisebeschreibungen bemerkbarsind, auf demGebiet, auf demsichdasheutigeSerbienerstreckt,her-vorrufenZweifel. Das bezieht sich auferster Stelleauf dieBegriffe"Raguseer", "Raguser". DieAutoren haben zweifelsohne an die BurgerderRaguser Republikgedacht, sodasihreEinordnungimethnischenSinne man nur bedingt annehmen sollte.AIle drei hierangefuhrten Modelle:1. (im zweiten Planethnische)2. Konfessionelle3. Ethnische (im zweiten Plan konfessionelle)260 Djordje S. Kostichabeich auf Grund des mirzur Verfugen stehenden Stoffesgebildet. Die For-schungen sollen natilrlich weiter fortgesetzt werden auch bei den ubrigenReisebeschreibungen des 16. und Anfang des 17. Jhr. Jedoch bereits aufGrunddeshier betrachtetenStoffeskannmaneinige Schlulifolgerungen zie-hen.Die Notizen der Beschreibungsautoren widerspiegeln ziemlichgetreulich die konfessionelle und ethnische Buntheit auf diesenRaumen Sudosteuropas.Die Begriffe, tiber we1che die Rede war, sindeinSpiegelihrer alsauch allgemeiner Kenntnis der Verhaltnisse auf dem begrenztemRaum. Hinsichtlichdarauf, dafalledieseBotschaften durchdiese Ge-bietenur durchkamen, als auch daf sie sich mehr aufden Bestim-mungsortkonzentriert haben, siehabendochund wertvolle Zeugnissetiber vieleVolker undtiberdreigrol3e Religionen, derenInteresse sichhier standig verflochten und zusammenstielien, uberlassen.ETHMl{KO M KOHECMOHAJIHOY JYrOMCfOl.IHOJ EBPOIIM Y HEMAl.IKMM IIYTOIIMCMMAXVI M XVII BEKAPe3I1MeYpaA)' ce ronopa 0HeKOJIIIKO rryrormca qIljIl cyayropa rryTOBaJIII rrpexonaaanra,e Cp6I1je TOKOM16. II 17. nexa. Harnameaaje CIIHTarMa, nauanra.aCp6I1ja, 360r naxrneopIIjeHTIJ;IIje ynpocropy. 3Ha'leIheII3pa3aHe rrpeHOCIIceyrrpOIIIJIOCT, KaKO jeTOqeCTO o6I1qaj, aeh ce caxro narnanraaa 0 xojoj heTepIl-TOpIljII, xaoII HapOp;I1Ma II KOHCpecIIjaManan,oj, 6IITI1 pesm. Tlocefiaarrasot.anocsehaaje snanersynojenaanxnojaona, OHIIMa xojmrace03HaQaBa KOH-