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(IDe 940.52:329.18:282 Originalstudie Milorad EKMECIC Belgrad FASCHISMUS UND RELIGION Apstrakt: in dieser Arbeit versucht der Autor die Rolle die Religion bei der Bildung der Ideologic des faschistischen Staates darzustellen. Es handelt sich nieht nur urn die politische Ideologie der katholischen Kirche. Alle europaischen Staaten, in denen der Faschismus zur Realitat wurde, waren national nicht vereint. Giovani Gentile vertrat, als Ideologe des italienis- chen Faschismus, die Auffassung. daf das vereinte Italien naeh 1871 ein .agnostischer Staat' war. der den iiberwiegenden Teil der Glaubigen von sich entfremdete. Deutschland war in zwei 'Kirchenvolker' geteilt Die Glaubenstelung des deutsehen Volkes erlaubt nicht, ein hohes nationales Gefuhl zu entwiekeln. Ais Ersatz fur das nationale Gefiihl bestand das Ge- fuhl einer einheitliehen Rasse. General Ludendorf schlug 1921 (Kreig- fuhrung und Politik) die Pflege dieses Rassismus vor. Das Buch des italienischen Schriftstellers Curzio Malaparte 'L' Italie contre l'Europe 1927 wurde als der erste grofse Entwurf der Ideologie des Faschismus er- lebt. Nach der Niederlage in Nordafrika und bei Stalingrad gingen die katholische Kirche und der faschistiche Staat auseinander. Der Autor fuhrt einige Elemente der Ahnlichkeit zwischen dem Faschismus und dem Titois- mus in Jugoslawien an. In der Entstehung und Entwicklung des Faschismus spielte die katholische Kirche die Rolle einer sundenlosen Empfangnis. Ihre Ideologie baute sie seit der Zeit der Franzosischen Revolution aus, und systematisierte sie besonders nach der Revolution 1848. Der grun- dlegende Ausgangspunkt war, daf die Schaffung eines demokratischen Staates und einer Gesellschaft freier Personlichkeiten die Wiege dar- stellt, aus der ein atheistischer Sozialismus geboren wi rd. Angesichtes dieses historischen Weges ins Unbekannte griff sie zu ihren traditionel- len Lehren uber eine disziplinierte Gesellschaft dank autoritarer Regierungen zuruck. Der deutsche Wissenschaftler Adolf Hamack erk- larte 1913, das Ideal der Kirche sei, ihre Mission "nur dank einem ab-

Balkanika - 27 (1996) - 183

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(IDe 940.52:329.18:282OriginalstudieMilorad EKMECICBelgradFASCHISMUS UND RELIGIONApstrakt:in dieser Arbeit versucht derAutor die Rolle die Religion bei derBildung der Ideologic desfaschistischen Staates darzustellen. Es handeltsichnieht nur urndiepolitische Ideologie der katholischenKirche. AlleeuropaischenStaaten, in denenderFaschismus zur Realitatwurde, warennational nicht vereint. Giovani Gentilevertrat, alsIdeologedes italienis-chen Faschismus, dieAuffassung. dafdas vereinte Italien naeh1871 ein.agnostischer Staat' war. der deniiberwiegenden Teil derGlaubigen vonsich entfremdete. Deutschland war in zwei 'Kirchenvolker' geteilt DieGlaubenstelungdesdeutsehenVolkes erlaubt nicht, einhohes nationalesGefuhl zu entwiekeln. Ais Ersatz furdas nationaleGefiihl bestanddasGe-fuhl einer einheitliehen Rasse. General Ludendorfschlug 1921(Kreig-fuhrung und Politik) die Pflege dieses Rassismus vor. Das Buch desitalienischen Schriftstellers Curzio Malaparte 'L' Italie contre l'Europe1927wurdealsder erstegrofseEntwurf derIdeologiedes Faschismuser-lebt. Nach der Niederlage inNordafrika und bei Stalingrad gingen diekatholischeKircheund der faschistiche Staat auseinander. DerAutor fuhrteinige Elementeder Ahnlichkeit zwischen dem Faschismus und dem Titois-mus in Jugoslawien an.In der Entstehung undEntwicklungdes Faschismus spielte diekatholische Kirche die Rolle einer sundenlosen Empfangnis. IhreIdeologie baute sieseit der Zeit der Franzosischen Revolution aus, undsystematisierte sie besonders nach der Revolution 1848. Der grun-dlegende Ausgangspunkt war, dafdieSchaffung eines demokratischenStaates undeiner Gesellschaft freier PersonlichkeitendieWiegedar-stellt, ausder einatheistischerSozialismus geborenwi rd. Angesichtesdieses historischenWeges ins Unbekannte griff sie zu ihren traditionel-len Lehren uber eine disziplinierte Gesellschaft dank autoritarerRegierungen zuruck.Der deutsche Wissenschaftler Adolf Hamack erk-larte 1913, dasIdeal derKirchesei, ihreMission"nur dankeinem ab-184 MiJorad EkmccicsolutenMonarchen als Christus 'Verweser' aufErden"! zu verwirk-lichen.Der Faschismus schienlange Zeit eineBewegung zusein, dieke-ine systernatischenIdeologienhatte. Er wurde mehr andAnnunziospol itischeLosungsworteuber denTri umphdesTodes undderhelden-haftenLebensweisegebunden. Hervorgegangenist eraus denFreiwil-ligengruppen in Garibaldis Legion in Frankreich, vorwiegend ausrevol utionarenSyndikalistenbestehend. Dengrof3en Krieg1914erleb-tensiealseine Revolution, welehedieiralienischeNationindieWelt-gesehichteeinfuhrte. 1919verband Mussolini dieses gemahteGetreideinseineKampforganisationen, und gabIhnendentraditionellenNamenkatholiseher Gewerkschaften, namlich"fasci" -Bundnisse. der abEndedes19. Jahrhunderts in Gebrauchwar. Zunachst wulite er nicht. was er nutdiesem entzundbaren Bautunsollte, auber daf3er diesenfurdiehistons-eheVereinigung der italienischenNationeinsetzt. Der Krieg von1915vereinte zumerstenMal die italienischenBauemunter einer nation-alen Flagge.2Seit der Vereinigung Un1 warendie Italiener inzweiLager geteilt, die den Namen "Aktionen" trugen. Mazzinis "Partitodazzione" war eine liberaleBewegung, zusammengesetzt aus Men-sehenloekerer religioser GefuhleundzumGroliteil aus FreimauremDer uberwiegende Ted des Volkes, uber die solideHalfte, beteiligtesiehnieht an den Geschaften des demokratischen undglaubenslosenStaates. Die Kirche organisierte dieses Yolk in verschiedene Vere-inigungen und Genossenschaften. Nach demdeutschen Modell ausdemlahr 1848 wurden von Zeit zu Zeit katholische Kongresse furganzItalienabgehalten. Somit wurdediese ganze Bewegung zunachst"Opera deicongressi"genannt, unddanach wurde immer haufiger auchder Name "Katholische Aktion" gebraucht. Dieser Begriff wurdevorerst kleingeschrieben, als ein kolloquialer Name fur die breiteBewegung der Glaubigen, die nicht zu den Liberalen zahlen." EinepapstlichenEnzyklikavon 1905erlaubtedenKatholiken, ihrepolitis-chen Parteienzu begrunden, und bei Wahlenurndas Staatsruder zuAdolf Harnack, Der Geist dermorgenlandischenKircheimUnterschied vonderabendlandischen, Sitzungsbcrichte der koniglich Preuliischen Akadmie derWisscnschaftcn. VII. L Berlin. 1913.2 BrunellaVigezzi, Rosario Romeo, Giolitti, la crisi dellostatoliberalee la primaguerra mondiale, Storia contcmporanea. 1, XXV. 1994, S 26:; Gainfranco Poggi Catholic Action in Italy. The Sociology of a SponsoredOrganisation. Stanford, ]967 S 20Faschismus und Religioni85kampfen. Erst 1919 wurdedie katholischePartei "ChristlicheDemok-ratie"begrundet.Seit der Vereinigungbis zurpapstlichenBewilligungzur Schaf-fung politischer Parteien war Italien eine Nation ohne Italiener. DerGroliteil der Einwohner hielt sich an die papstlichen Instruktionen"Wederwahlennoehgewahltwerden", undhinderte, durchstillepas-sive Resistenz, den Staat daran, auf seineeigenenFuliezugelangen.DerersteWeltkriegwar ein Schmelzofcndel' nationalenVereinigungjener, diezuvor fur eineneinheitlichendemokratischenStaat kampftensowie der schweigsamen Mehrheit, dieWiderstand leistete.MarxistischeundkatholischeTheoretiker hattennachBeginndel'grolien Versammlung radikaler Parteien 1919nur anfangs dieselbenIdeen. Siestimmtendarinuberein, daf die italienischeNationgeteiltist, und daf die Mehrheit des Volkes, nach 1871, ihr gegenubertaubstummgeblieben war. Uber diese gerneinsame Diagnose hinausbegannensie sichzuunterscheiden. Del' Marxist Antonio Gramsciver-trat dieAuffassung, dafder Grund fur diese Spaltung inder ungelostenAgrarfrage lag. Risorgimentowar nur biszueinem gewissen Grad einerevolutionare Bewegung- sie versprach die Befreiung doch als sie1860andieMacht gelangte, entsagtesiesofort denBauerndie Unter-stutzung. DasResultat war, dafder Grol3teil des Volkesdi eser nation-alenRevolution ("Rivoluzione mancata")"den Ruckert zukehrte, undbisKriegsende 1918 taubstummblieb, als danndiesoziale RevolutionandieTure zuklopfen begann.Der katholische Philosoph des Hegelianischen Idealismus,Giovani Gentile, dachte, die italieniseheNationsei zerspalten, da sie1871 auf falschenGrundfestenerrichtet wurde. Sie wurdehauptsach-lich von Freimaurern geleitet, von glaubenslosen und selbstemanntenRichtem, die der katholischen Kirehe als einer konservativen Ein-richtung richteten, welche sich liberalen Reformen widersetzte. Der"agnostizistische Staat" entfremdete den Grobteil des Volkes, der,geleitet vonseinenPriestem, uberzeugte Glaubige waren. Die Religionist in der menschlichen Seele keine zu vernachlassigende Sache, dieharte ignori ert werden konnen. 1mGegenteil, sie steht sogar del' Phi-losophiezurSeite. Dort, wo die PhilosophiekeinenWegfindenkannoder zu finden vermag, ubernimmt die Religion mit ihren einfachenErklarungenunddel' Freiheit, willlurucheLosungenzu schaffen, die4 Antonio Gramsci. (Juadcmi (II carcere.186 Milorau EkmecicFuhrung.i'Ohne diesesgrundlegenden Gefiihl, das die Menschenin derSeele tragen, kann kein Staat geschaffen werden. Genauso wie aIleMaterialistennach 1917 taten, so reden auch die Idealistenuber dieNotwendigkeit, eine Revolution durchzufuhren. Manchenanntendaseine konservativeRevolution, einzusammenhangloserAusdruck, wiewennmanwassriges 01 sagenwurde.Es ist nur eine Sinnestauschung, daf dieDeutscheninihrenna-tionalen Gefuhleneinheitlicher waren. Sie sindzur Halfte in Protestan-tenundKatholikenaufgeteilt.? Seit dergrolienTrennung1557 gingensie durchden grolienDreiliigjahrigen Krieg, und danach versuchten sienoch einige Jahrhunderte die Nacktheit der Trennung zu verhullen,welche immer tiefer wurde. Es entstand der Begriff "Kirchenvolk",denn auf zwei Seiten wurden zwei Gemeinschaften geschaffen, dienicht ubereinstimmtenimselben Staat zu1eben. Seit der Revolution1848, als der Versucheine deutschenationalekatholischeKirchezuschaffenfehlging, wurdedieserRiB mit derSynode ander Spitzeundder Erlaubnis der priesterlichen Ehenurvertieft. AuchGebels beklagtesich 1942 "unsernationales Ungluckliegt darin, daf wir niemals dieMacht erlangten, eine absolut entsprechende und deckende Uberein-stimmung zwischen dem, was wir als nationales Bewulitsein undjenem, was wiralsReligiositatbezeichnen, zufinden. Was dies prak-tisch bedeutenwurde, sehenwir bei derjapanischenNation. Frommseinbedeutet dort gleichzeitigauch japanisch sein. Ausdieser Gleich-heit der nationalen und religiosenIdeeunddieses Gefuhls geht einepatriotistischeKraft undunverganglicheDynamikhervor. Diebestenunter unslauren hinsichtlich dieser letzten Synthese"." Auchandere sa-hen, bisindie jungste Zeit, dafes zwei deutsche Staaten gibt, unddafdie Kluft zwischendenbeidenKirchenvolkernnochimmer nicht uber-wundenist.DiereligioseSpaltungderNationwurdeniemals geheilt. Ende desvergangenen und Anfang dieses Jahrhunderts bestand eine Bewegung, dieunter der deutschen Intelligenz Wellenschlug, namlich"LoB vonRom".85 Giovani Gentile, Discorsi diereligione(1920), Florenz, 1924, S34.6 Helmut Wolser Smith, German NationalismandReligious Conflict. Culture,Ideology, Politics. 1870-1914, Princeton, 1995, S. 13; Kurt Nowak, Geschichtedes Christentums inDeutschland. Religion. PolitikundGesellschaft vornEndeder Aufklarung bis zur Mitte des 20.Jah;hW1derts, Munchen, 1995, S. 113.7 JosephGebels, Vollendete, Berlin. 1942, bei WolfgangAltgeld: Katholizismus.Protestantisrnus. Judentum, Mainz, 1992, S. 168 Kurt Nowak. o.c.Faschismus und Reliaion 187SiebliebeineBewegung del' Tantalusqualen, del' es schien, daf sieihrerationalenZiele immer in Reichweite liel). Auchdel' Sozialismus kam mitseiner Lehre, daf sich del' Menschvondel' Entfremdung loslosen unddel'Kirche denRucken zukehren sollte,nicht bessel' davon. DieDeutschenblieben dem Modell zweier Nationen hartnackig treu.InKroatienwar diese Mythologiedel' Einheit weitausauffalliger,undzwar allein deshalb, dadie Begrundungenirrationaler waren. Eswurde ein unwirkliches historisches Bewubtsein libel' das kroatischeYolkbis zumDrina- oder demTimok-Fluf geschaffen, welches vondel' orthodoxen Religion gespalten wurde. Es gab weder ein ein-heitlichesYolk, noch eineinheitliches Land, indemdieses lebt. DaskatholischeBlatt"Hrvatska smotra"wehklagte1941libel' die"organis-cheAnornalie" del' kroatischenNation. Sielebteauf demBoden, wel-chen del' serbischeKeil 1Il einensudlichenundeinennordlichenTeilzerspaltenharte, unddel' Korridor. del' sieverband, warnicht tiefer alsfunfzigKilometer. "UnserepolitischeGeschichte, vor alleminnerhalbdel' letztenzehnJahrzehnte, ist daseklatantesteBeispiel desstandigenSchwankens und nicht Yorankommens unserer nationalen Politik" .9Die Kroaten wurdenwegendiesemverfluchtenBodenimmer inJu-goslawenundKroaten geteilt. Eswurden Theorienlibel' einenmassen-haften Ubertritt del'KatholikenzumorthodoxenGlaubengeschaffen,undaIleBelspielewurdenhauptsachlichindel' Sudherzegowina ange-fuhrt, die das HinterlandvonDubrovnikbildet. MladenLorkovicbe-trachtete1939dieinnereKolonisationgeradediesesGebietesalseinevorrangige, nationale Aufgabe.!"InEinklangmit solchenSpaltungenunter denkatholischenYolk-emvertratenalserstediefaschistischenBewegungen nach1918uber-all die Auffassung, ihre wichtigste historische Aufgabe sei es, emeeinheitliche Nation zu schaffen. Mussolini sagte: "Wir haben unserMythos geschaffen, und dieses Mythos smddel' Glaube und dieBe-geistenmg. Esist uberhaupt nicht notwendig, dafdasRealitat ist. DieRealitat wirdeinzigindel'Tatsache liegen, daf das eineAnregung,daf daseineHoffnung, dafdasGlaubeundMutsind. DieNationundihreGrobesindunserMythos: Diesem 1\!lythosdel'Grobe, denwirineinetotale Realitat verwandeln wollen,ordnen wir allesunter." 119 MladenDonadin, UnutrasnjakolonizaciiaHrvatskekaopoliticki faktor, "Hrva-tskasmotra", 2. IX Zagreb. 1941. S. 87.IUMladen Lorkovic. Sarod I zemlja Hrvata. I.agreb 1939.II Emilio Gentile. La nazione del fascismo . Alle origoni della crisi della statonaziona!e in Italia. "Storia contemoorunea".6. XXV. Mailand. 1993.S. 841.188 Milorad EkmecicDasselbe Ideal harteauchHitler inDeutschland vor Augen. Inse-inem Buch "Mein Kampf' schrieber, dafer in seiner Jugend nur einenbayerischen Dialekt gesprochen hat, spater die Wiener Sprachebewaltigte, urnrelativspat die deutsche Schriftsprache anzunehmen.Wahrender wartete, dieAufnahmeprufungandie Akademieder bild-enden Kuste zu bestehen, brullteer in den Festzugen del' ChristsozialistenKarl Luegers. Vondiesel' BewegungerlangteerdasGnmdschulwissenfur die Zukunft. Er lernte, daf keine einzige Bewegungmassenhaftsein kann, wenn sie nicht die LosungsozialerFragenanregt. Ebensolernte er, daf diese Bewegung an einer falschen Deutung des An-tisemitismus stehenblieb. Anstelledaf er wie GeorgSchonerer nach1882ein soziales Programmfur die Bildungvon Gesellschaftenkle-iner freier Bauern und gerecht belohnter Arbeiter und Handwerkerschafft, brullte der Christsozialismus gegen judische Banker undgroliesKapital. DasSchlimmste ist, daferdieJudenalsGlaubenauf-faBte.12Die deutsche Kultur versuchte das Nichtbestehen eines ein-heitlichen nationalen GefUhls imVolk, das inzwei "Kirchenvolker"aufgeteilt war, durch den Austausch eines einheitlichenBewuf3tseinszuersetzen. Anstelleeines nationalenBewubtseinsentwickeltesichInDeutschland eineinheitliches Rassenbewufitsein. Einer vonHitlers Le-hrern, General Erich Ludendorf schrieb 1921, es sei der Fehlerbegangenworden, daf diesesRassenbewuf3tseinnichtnochmehrver-tieft wurdel 'Nur dieses sei in derLage, dieEinheit des nationalenGe-fuhls zuersetzen. DieseIdeeist alterals der General aus demErstenWeltkrieg, undHitlerzogdaraus klareLehren. Er schrieb, daf allefruheren radikalen Bewegungen den Fehler begangen haben, dieJudenals einenbesonderenGlaubenzubetrachten. Siesindeinebe-sondere Rasseundsollendaher verfolgt werden. Warensieeinbeson-derer Glaube. mufrte man sich ihnen gegenuber tolerant verhalten.!"Aus der BotschaftanPavelic, daf dieKroatenmindestensfunfzigJa-hre einePolitikder Intoleranz betreibensollen, unterAnwendungderPolitikder "Bodenreinigung", istdiePhilosophie ersichtlich, dieHitlerinDeutschlandbetrieb. Umzwei Kirchenvolkerzuvereinigen, muf3te12Adolf Hitler, MeinKampf: Munchen, 1940. S. 1:13 fJher HitlersZuneigung: zuGeorg Schonerer. "EinGeneral im Zwielicht", DIC Erinnerungen Edmund Glaisesvon Horstenau. Wien. 1988. S. 308.13Erich Ludendorf.Kriegsfuhrung lind Politik, Berlin. (1921), 1922,S. 43.14Adolf Hitler, Mein Kampf'. S. 59.Faschismus und ReligionlS9jahrzehntelangdie Politikdel' lntoleranzundgewalttatigenSauberungseines heiligen Landes betrieben werden. Aus del' Geschichte del'Bewegung"LoJ3vonRom"lemte HitlerdieRegel, daJ3es keinerpoli-tischenPartei Jeindel' Geschichte gelungenist, dieKirchevonauJ3enzu andern. Er meinte, katholische Priester seien subj ektivgegenuberdemGlauben und objektivgegenuber del' Nationgewesen. Er sahesals seine Pflicht an, diesezwei Dinge auszugleichen. Wei taus fruherlauteteauchdie katholischeKirchegegendieJuden. HitlerlemteVOl'1914 aus del' rassistischenSchundzeitschrift "Ostara".diedel' Menchdes NeuenOrdens. Jorg LanzvonLiebenfels, seit 1908 redigierte, daserste Abc rassistischer Theorien, undubernahmvon diesen auch dasHakenkreuzals rassistisches Symbol. In Italienverteiltendielesuiten1890in allen Parochien dasBuchlein"Die judische Frage inEuropa". 1."Die ludenwurdenbeschuldigt, sieseien"geschworene Feindedel'Na-tionen. unter denen sie sich befinden". Diesel' Rassismus erschopftesich in Kroatien inTheorien uber die Herkunft del' Serben. In derenBluhenwaren katholischePriester amverdienstvollsten(Draganovic,Mandie, Bogovic vonSlunjj.!"Alsdel' Faschismusinltalienandie Machtkam, wurdedieMe-inungvertreten, seineIdeologic lage ineinemDreieck- del' Wirt-schaft des freien Marktes, des Nationalismus in del' AuJ3enpolitikundstaatlicherInterventioneninFragendel' VerhaltnissesZWIschenArbeit und Kapital. 17 Die politische Tradition del' katholischenKirche kummerte sich darurn, daJ3 diese Ideologie bis zuerkenntlichenGrenzenangehobenwird. EbendiekatholischeTradi-tion, angewandt in del' Praxis del' faschistischen Rcgierung, wurdezur Ideologie del' faschistischen Bewegung. Giovani Gentile wurdeBildungsminister in del' ersten RegierungMussolinis. Er verlieh del'Kirche das Privileg zuruck, bel del' Erziehung lugendlicher und inSchulen anwesend zu sein. Die Kreuzigung wurde in das rornischeKolosseumzuruckverlegt, vonwo sie die Liberalennach 1871 besei-15 Giordano Bruno Ciuern. Gli italiani sotto la chiesa. Da S Pietro a Mussolini.Mailand. IY9:?. S :; I)16K St Draaanovic. Xiasscnubertritte von Katholiken zur "Orthodoxie" imkroatiscltcn zur Zeit del' Turkcnherrschaft, Rom.() DominikMandie. Postanaki Iaha \"ova povjestn.i istrazivanja, BuenosAires. i MilanBogovie-Slul1.1"kJ. Kaiolickacrkva i pra-olavljuDalmaciji zavrijememletackevladavinc.7:tgreb. 198217 BcnjanunCrcmicux. Vorwort des BuchesvonCurzioMalaparte. L 'Italic contreL 'Europe. Paris. 1927. S II.190 Milorad Ekmecictigten, und sie wurde auch in Schul en, Gerichtssale und Kasernenemgefuhrt.I''DasgrundlegendeFundament der IdeologiedesFaschismusliegtinderTheorieuberden "EthischenStaat". 19 Er besteht aus der tradi-tionellenLehre, dafderKapitalismusunprotestantischenWestenundder angelsachsischenWelt entwickeltist. DortwurdengrolieIndustri-estadte errichtet, undin ihnen lebte einreiches undgottloses Yolk. DieDemokratie begann allrnahlich in den atheistischen Sozialismus zusturzen. DieLehre vommoralischenStaat sollte diesen Niedergang derZivilisation aufhalten, indem eineneue Zivilisation geschaffen wurde.Der "EthischeStaat" hat zwei Erklarungeni'' AnersterStelleistdas diePraxis der katholischenKirche, unterBeistanddes faschistis-chen Staatesdas Yolk zulehren, zuralten Moral zuruckzukehren. Eswurden Kampagnen gegen Glucksspiele, Tanze in Badeanzugen,Fluchworte. dasSpuckenunddieEntehrungderFamilieangeregt. Diegesamte Kultur kehrte zum Bauernleben zuruck. Eswurde der Kult derdorflichenRechtschaffenheit geschaffen, undinder italienischenKul-tur wurde das Phanornen "Strapaesano" geschaffen, ein Modell desMenschen mit gesundemVerstand, einer rustigenFamilie und ausgeg-lichener Lebensumstande. AIle Faschismen in der Welt stellten dasBedurfnis der Unterstutzungder Bauernklasse, die Ruckkehrdes Ar-beitersinVorstadtsiedlungen, woer inseinemkleinenGartenherum-stobern konnte, und einer Familie mit vielen Kindem in denYordergrund.Der"EthischeStaat"hat aucheineandere, wei tausbedeutendere,philosophische Erklarung. Die "anti kapitali stische, bauerliche Ethik"wurde auch hinsichtlich der Frageder staatlichenSouveranitat ange-wandt. Gentile schrieb: "Wir glauben, daf wirder Natur nach frei sind.Dochist hier diegesamtegeistigeErfahrung, urnuns zuzeigen, wiewir die Freiheit erobern, und dafjedeBestatigung, die wir uber sietun, tatsachlichnur eine impliziteErkenntnis darstellt, daf wir nichtfrei waren.?' InZagreb("Hrvatskasmotra" 1941) wurdeerklart, dafDemokratienicht unbedingt dieHerrschaft desYolkesinderFreiheitbedeutenmull, wiedasheute gewohnlichgesagt wird, sondembedeu-18 StephanKuss, RomischeKurie. italienischerStaat und faschistische BewegungDer Vatikanundltalien inderZeitnachdemErstenWeltkriegbiszurtotalitaren"Wende"des Mussolini-Regimes (1919-1925), Frankfurt aIM., 1995, S. 156.19J. S. Barnes Fascism, London (1931), 1934, S. 79.20 Stephan Kuss, O.c., S.157.21 Giovani Gentile.o.c .. S.117.Faschismus lind Religion 191tet einfachdieHerrschaft der Mehrheit, dochwirdnichtsdaruberaus-gesagt, wiedieseMehrheit entsteht".22Wenndie Demokratienur dieMehrheit ist, dann hatte Mussolini recht als er formulierte, daf derFaschismus eine "autoritare Demokratie" ist, ein Staat der Mehrheit,dieeinAuserwahlter anfuhrt.Der Staat mufsich auf moralische Prinzipien grunden, dochdiesekommennicht vonMenschen, sondemsindeinGeschenkGottes. De-mentsprechendkonnennicht die MenschendenCharakterdes Staatesbestimmen. Dasist die Aufgabedes Himmelsuberden Menschen, sodaf der Staat keinErgebnis derSouveranitat freierBurger seinkann.DiesePhilosophieist genausoalt wieauchder Konflikt werden Staatleitet, ob Konigoder Bischof. JamesI. Stuart behauptetebereits VOl'1625, daf di eHerrschaftimStaat vonGott undseiner Kirchekommt,dieauf demErzbischof beruht. "GibteskeinenErzbischof -sogibtesauchkeinenKonig". Seine Herrschaft kommtvonGott, und nicht vonVertragenzwischendenMenschenauf Erden. Erst aufgrund einer sol-chen Lehre ging der Faschismus zur Diktatur einer Personlichkeit uber.1925 losteMussolini das Parlament auf, unddieneueVerfassungderKlassenharmonie("Cartadi lavoro") trat 1927inKraft. AnstelleeinesParlamentsmitfreienVolksvertretemwurdeeinParlamentder Zunftegebildet, welchesdieAufgabe hatte, dieWirtschaft unddieallgemeineProsperitat aller Klassen zu fordern.Nach dem Machtantritt der Faschisten 1922 organisierte diekatholischeKircheihneneinemassenhafteUnterstutzungdes Volkes.DerVatikanloste die katholischePartei der ChristlichenDemokratieauf. die erbegrundet hatte. Er begnugtesichselber mit derReformse-iner parteiunabhangigen Bewegung "Katholische Aktion". Der Papstforderte uberall, daf in katholischen Landern die Politik von derkatholischenSozialarbeit getrennt wird. Aufgrunddessenentstandeinneuer Typdel'"Katholischen Aktion" 23InKroatien war dasandieTatigkeit desgelehrten Theologen Ivan(Johan) Merz gebunden. Ertratausder geheimen, vereidigten Fuhrungder bis dahin bestehenden katholischen Bewegung der "Adler"aus. Diewichtigste katholische Organisation, die 1918 aus demKrieg her-vorging, war "Dornagoj'' Sie leitete ihreKroatische Volkspartei, undhatteaucheinenMi litarzuschuf fiir die Verteidigung. Geleitet wurde), Julius, Demokraciia. slobodaI istina . 'Hrvatska smotra", L lX, Zagreb, 1941, S:I23 StephanKuss. o.e ::; l()x192 Milorad Ekmecicsie von gebildeten Personen, die nach osterreichischer Tradition"Senioraten" genannt wurdeni"Ander Spitzeder "KatholischenAktion" standder Papst. Dane-ben gab es auch eine "Mittlere Junta", welche der Papst emannte.Weiterhingab es diozesaneJuntas, geleitet vonErzbischofen EsgabManner-, Frauen-, Arbeiter-, Bauern-, Manner-, Frauen-, Schul- undUniversitatsorganisationen. Es war Ivan Merz' Verdienst, daf die"Adler" 1919nachfranzosischemModell durch"Kreuzritter" ersetztwurden. Erst Erzbischof Stepinacgelanges 1936 eine "Reine katholis-che Aktion" zugrunden, dievonihmabhing. Trotzdemschatzteeinerseiner Funktionare (Bonifacije Perovic: Kroatische katholischeBewegung, 1976) ein, daf diesevon au13en"ubernornmen" war, unddaf sich der Grollteil ihrer Mitgliedschaft der revolutionaren AktionAnte Pavelics angeschlossen hat.25Die "Kreuzritter" gaben der Us-tascha-BewegungdieerstenJugend- undzumTeil auchMilitarforma-tionen, diezwei Tagenachder Grundungdes StaateseineParadevordem Rektorat abhielten, undvom Erzbischof amselben Tag denSegenbekamen.ZwecksEinfuhrungder Moral wurdeinder italienischenGesell-schaft 1923 das "Generalsekretariat fur Moralitat'' begrundet. Au13erKampagnen furdieSorge um dieMoral zuleiten, hatte dieses auch dieinoffiziellepolitischePflicht, bei der Annahmeneuer Gesetzein derGesellschaft zu vermitteln. Das Strafgesetzt aus dem Jahr1927 tragt Spurendieser Vermittlung. Das Sekretariat war andie Fuhrungder Katholis-chenAktion gebunden, undarbeitete gemeinsammit dem Innenminis-terium Methoden der Rekatholisierung der ganzen Jugend aus.Bis 1931hielt dieKirchedankihrer weltliche Bewegung einbre-ites Netzihrersozialen, kulturellen, Sport- undanderenVerbande. Ihrwareinzigerlaubt, sichinFragender OrganisationvonGewerkschaf-ten einzumischen und ihre Gewerkschaften aufrechtzuerhalten. DieKatholischeAktionwareinetotalitarePartnerbewegungimStaat, diemit der offiziellenRegienmggemeinsameZielehatte, j edochbeson-dere Methoden. DieBarriere bei dervolligenUbereinstimmung lagimWunsch des Faschismus, von der Nation und ihren Symbolen eineweltlicheGottheit zuschaffen. Die"Sakralisierungder Nation'S?war24 Dr Dragutin Kniewa1d, Sluga bozji Dr Ivan Merz, Zagreb, 1988, S. 187.25 BonifacijePerovic, Hrvatski katolicki prokret. Moje uspomene. Rom, 1976, S.214.26 EmilioGentile, IIcu/todell littorio. Lasacralizzazionedellapoliticanell'Italiafascista, Rom-Bari, 1993.Faschismus undReligion 193ein Bestandteil des gewohnten Verfahrens der Nationalisierung derMassen, die in allen Staaten der Welt, in denen ein nationaler Staatgeschaffenwurde, durchgefuhrt wurde. DieNationhat ihre Syrnbole.Festivals, nationalen Feiertage und Orte der kultischen Ver-samrnlung.f" Im Vergleich zu anderen europaischen Landern ver-spatetensichIralien. DeutschlandundalleosteuropaischenLanderinder EntwicklungvonEinrichtungenzurIntegrationderNation, sodafdaherdieseformaleundauliereSeitederNationalisierungder Massenhier betonter erschien. Trotz der nahen Zusammenarbeit derKatholikenundFaschisten. ihrer VerbandeundbesondersIdeologien.bestanden bestimmte Unterschiede. Um emer weiteren Ver-schlechterung dieser Beziehungenauszuweichen, wurde1931eineRe-formder Katholischen Aktion durchgefuhrt. Sie verzichtete auf dasorganisieren von ArbeitergewerkschaftenundnocheinigerVerbande,hob ihren nichtpolitischen Charakter hervor, und starkte damit dieZusammenarbeit mit dem RegimeEs ist kein Wunder, daf die erstenEntwurfe der faschistischenIdeologieimGrundederenSelbstandigkeit und Besonderheit inBezugauf die katholischeBewegungleugneten. AlsderSchriftstellerCurzioMalaparte 1927 im Ausland das Buch "L'Italie contre L'Europe"veroffentlichte, wurde eingeschatzt, daf das die erste systematischeDarstellung der Ideologie des Faschismus ist. Das Buch wurde his-torischmitGiobertis"Dasmoralischeundburgerliche Primatder Ital-iener" 1843 undBalbos "Lesperanzed'Italia" 1844 gleichgesetzt. Indiesen zwei Werken ist das historische Programmdes Risorgimentosystematisiert, als die katholische Kirche an einer neuen Nationzweifelteund bestrebt war, ihrenStaat auf einer foderativenGrundlagezu orgarusieren.r"Malapartebeurteiiteden Faschismusals einehistonscheRevoltegegendenSoziaiismusunddie DemokratiederwestlichenWelt, wel-cheihnins Lebengerufenhat. Fill ihnist derFaschismus emfach emeneuekatholischeKontrareformation. ahnlich jener, dieim16. Jahrhun-dert gegen den Protestantismus nicht gelungenwar Ab dem16. Ja-hrhundert hobsichNordeuropavomzuruckgebliebeneneuropaischenSudenab. sodaf es zu einer historischen Ablosungder Rollen kam27 GeorucL VL:""c !hc lovenients If! ( ::Ci"!'liIiTtr,'I.'! theNew'.' ork197').1';(1 .2S Benjamin Crcmieux.o.cMasses. Political Svmbolismand theWar{!lrel/,>!.!} theThird Reich.]94 Milorad EkmecicDas, was fruherruckstandigwarundalsbarbarischangesehenwurde,bereicherte sich nun und baute eine machtige Zivilisation aus. IhreGrundlage lag imkritischen Geist, imGegensatzzumdogmatischenGeist deskatholischenSudenunddes orthodoxen Ostens. Der Sieg desKommunismusinRuhlandwar dieFortsetzungdieser fruherenangel-sachsischen Entwicklung, und stellte auch fur den katholischeneuropaischen Suden eineMahnung dar.ImUnterschied zumorthodoxenChristus, der sichderwestlichenZivilisationergebenfuhlte, war der "katholischeChristus bewaffnet"undleisteteWiderstand. Der Faschismusist einVersuch, dasRadderGeschichte aufzuhalten, und damit mit demindustriellen Fortschrittdie errungene Tradition nicht zu Sand gemahlen wird. Malaparteschrieb, daf Italien inseiner Geschichte niernals den sozialenKlas-senkampf gekannt hat. Anstelledessenbestand eineKlassenharmonie,und der Kampf wurde zwischen grolien Familien,Koterienund Staatengefuhrt. Dieitalienische Geschichte ist voller nationaler TyrannenundKondottieri, undgeradedieGesellschaftvonFlorenz aus dem15.Ja-hrhundertwurdealseinfemesModellgenutzt, dasderFaschismusalsUnterlage fur die Gesellschaft der vereinten italienischen Nationbenutzte.I?Alles, waszurIdeologie desFaschismuszahlte, trug dasGeprageder Tradition der katholischen Kirche. Die Konzeptionen der Kunstwaren eine Mischung aus Futurismusunddogmatischer Konzeptionen,die im Rahmen der katholischen Ideologic in den letzten paarJahrzehnten ausgebaut wurden. Die Kirche verurteilte die gesamtemodeme Kunst, Zolaund Tolstoj gleichermalien, undempfahl, dasre-alistischeErlebnis durchirgendeinenOptimismuszubereichem. MitRucksicht darauf, dafsichMaxim Gorkij von 1924bis 1929in Italienbefand, sollte angenommen werden,daf seinSozialistischer Realismusnach 1931dasResultat einerunerforschtenInspirationaus seinerital-ienischen Erfahrung war. Das heroische Welterlebnis sowie dieNeigung zu gigantischen Skulpturen, der Architektur.I" die daraufberechnet wac indenzukunftigenJahrtausendenfortzubestehen, warauf beiden Seiten dieser Bewegungen dieselbe.DieFaschismenindeneuropaischenLandernunterschiedensichuntereinander, undzwar bis zu demMalic, daf es unmoglich war, zwei29 Curzio Malapartc,o.c.. S 150.30 Peter Adam, The Art of the Third Reich, London. 1994. Vinko Nikolic.Nacionalni zadaciknjiievnosti. Zagreb (1941), 1994.Faschismus undReligion195gleiche Beispiele zu vergleichen. Neben der personlichen Diktatureiner vergottertenPersonlichkeit, derEinparteienpolitik, die dieMas-sennationalisiert, und der staatlichen Interventionbeim Ausbau der In-dustrielindKultur, unterschiedensiesichdarin, daf aIlekatholischenFaschismen danach strebten, eine korporative Ordnung einzufuhrenKorporationen waren Zunfte, und ihr Parlament stellte den Versuchdar. dafVertreterderBerufsgebieteaneinemOrtzusammenkommenund miteinander zusammenarbeiten. Anstelle des Klassenkampfessollte das emSchauplatz der Harmonieunter den Klassensein. AIleto-talitaren Bewegungen irn katholischen Mitteleuropa zwischen denbeiden Weltkriegen, einschlielilich des nicht-nazistischenFaschismusinDeutschland, standendiesemitalienischenModell nahe. DieSchaf-fung derRepublica dl SaleinNorditalien1944 stellte beimAusbaudi-eses sozialen Mechanismus desFaschismus einen Fortschritt dar.:"Mitder Verfassungsbestimmung uber die "Vergesellschaftlichung derstrategischenIndustrie" undder Einfuhrungder Arbeiterselbstverwal-tungwardiesesSystembeendet. Die jugoslawischeArbeiterselbstver-waltung nach 1953 war von dieser Evolution des korporativenFaschismus inspiriert.Die katholischeKirche undderFaschismusgingennachdener-sten militarischen Niederlagen inNordafrikaundunterhalbMoskausgemeinsambiszurKrisederfaschistischenStaaten. SeitderZeitwarder Vatikan bestrebt. daf die westlichen AIliierten emen separatenFrieden mit den faschistischen Staaten unrerzeichnen.V Mit derAnkunftdes NewYorkerErzbischofsSpellmaninMarz1943 inRomgelangtedieseZusammenarbeit an ihremHohepunkt an. DerWestenforderte, dafdieFuhrungen der faschistischenStaaten abgelost werdenmussen. unddieKirchebliebbei derUberzeugung, dafdie totalitarenSysteme, die hergesteIlt waren, fortbestehen rnussen. AnsteIle desFasclusmus in Italien wurde seine gernalligtere Formaus Portugalempfohlen. Das Attentat auf Hitler, die Bildung von BadogliosRegierung in Italien und die Verschworung zweier Minister in derkroatischen Regierung standen damit in engem Zusammenhang.Der kroatische Erzbischof Stepinac kamAnfangMai 1943 nachRom. Er standinVerbindungmit diesenBemuhungen, damit dieher-gestelltenSatellitenstaatengerettet, undeingemeinsamer Widerstand3\ Silvio Bertoldi. Salo. Vita e morte dellaRepublicasociale italiana. Mailand.1976.32 AvroManhattan. nil' VaticaninWorld Politics, NewYork. 1949.S. 208196 Milorad Ekmccicgegen den Kornmunismus vorbereitet wird. Die deutschen Machtbe-horden waren mit der Widerstandsbewegung in Jugoslawien unzu-frieden und versuchten sie mit Ideen uber den Wiederaufbau desjugoslawischen Staates zuberuhigen. Hitler widersetzte sichdem unterder Begrundung, daf das, was einmal untergangen 1St, nicht mehraufgebaut werden kann. Noch imrner wurden diese ldeen ausgear-beitet. Eswurdevorausgesehen, dafein j ugoslawischerStaat unter derFuhrung emes kroatischen Generals hergestellt werden konnte. DieKroatischeBauempartei erlangteindiesenPlanen, seitens der Verbun-detenundder Okkupationsseiten, anhistorischemWert. DieWissen-schaft hat nicht erforscht, bis zu welchem Maf3e die Fuhrung derjugoslawischen Partisanenbewegung damit in Verbindung stand.DieEntwicklung Jugoslawiens nachdemSieg desKornmumsmus1945 bis zumZusammenbruch 1992 war mit den historischen Aus-gangender Geschichtedes europaischenFaschismus engverbunden.Die Wissenschaft hat die Umstande, dieBedeutung und dieFolgendesBesuches Marschall Titos beimVatikan 1944 nicht bis zuletzt er-forscht. DieoffizielleVersionhief3 immer, es habesichnur umeinetouristischeRundreisederKathedraledesHeiligenPetrusinRomge-handelt. Es bestehenkeineBeweise, die dieseGeschichtedurchneueHerausforderungen bereichern wurden. Die Fuhrung der Partisanen-bewegung war bestrebt. irgendeinen Vertrag mit der KroatischenBauempartei inZagrebzu schlielien, welcheemeWahl des VatikanszurAblosungder Ustaschabewegungdes StaatsoberhauptesAntePav-elic in Kroatien war. Es bestand das Angebot, diese Partei zubevollrnachtigen, daf sie alleine eineautonomekroatischeRegierunginnerhalb der jugoslawischenFederationbildet. Der linke Flugel derslowenischenPartei der Christsozialistenarbeitete mit denPartisanenim Befreiungskrieg zusamrnen. Obwohl die ChristsozialistischenParteienals eineVariantedes mitteleuropaischenFaschismusdesital-ienischen, korporativen Typsangesehenwurden, warensie Gegner desNationalsozialisrnusinDeutschland. InSlowenienarbeitetezumindest.. ihr linker Flugel mit der Partisanenbewegung zusammen. EdvardKocbek, ihr Vertreter in der Regierung Marschall Titos, war Ende1944zu einer Geheirnmission imVatikan. Er verhandelte uber einemoglicheZusammenarbeit. DieNeigungderLeitungderkatholischenKirche, dieVerantwortungdesslowenischen ErzbischoftumsfurdieZusammenarbeit mit der deutschenOkkupationzu ubernehmen, unddie Ablehnung, dasselbeauchauf dieLeitungder kroatischenkatholis-Faschismus undReligion 197chen Kirche auszudehnen, fuhrten zum Abbruch del' Beziehungenzwischen Jugoslawienund dem Yatikan.Trotzdemwar das Systemdel' "Vergsellschaftlichung der Produk-tion" und Einfuhrung der Arbeiterselbstverwaltung in JugoslawienvomModell identischer BewegungenimspatenFaschisrnusinItalieninspiriert DiegesellschaftlichenInstitutionenderRepublikSalowur-denzumModell der ArbeitcrrateinJugoslawien. DieStrukturdesju-goslawischen Parlaments war bis zur Verfassungsanderung 1974nahezu eine buchstabliche Kopie der Yerfassungsordnung imester-reichischen "Christlichen Standestaat" zwischen 1934 und 1938, alsdieosterreichischenChristsozialistendieDiktatureinfuhrten. undsichderEinschaltungOsterreichsins DritteReichwidersetzten. DieKopiedieser Einrichtungen imJugoslawischen Kommunismus fuhrte uberdenslowenischenChristsozialismus, dasMitglieddel'Familiedermit-teleuropaischenFaschismen. DieSchluI3folgerungist unausweichlich,daI3der Titoismus kein historischer Fortschritt vomStalinismus bis zureuropaischen Demokratiewar, sondemeinehistorischeDegenerationdes Stalinismusbiszu mitteleuropaischentotalitarenBewegungenaufkatholischemErbe. Es besteht die Angabe, daf imLaufe des Jahres1968 diejugoslawischeRegierungein Abkommenuber dieOrdnungihrer Beziehungen mit demYatikan erreicht hat. DieRegierungderUSAspieltedabei eineVermittlerrolle, unter derYersprechungeinerwirtschaftlichenW1dpolitischenHilfe. DieBedingung fur diesesAbk-ommenwardieForderung, dafdas amserbischenYolkimSatelliten-staat Kroatien1941-1945verubteGenozidnicht mehr erwahntwird.:nDieseAngabe wurdeinderGeschichtswissenschaftnochungenugenderforscht.In jedemFall habendie historischenMotive, die auf denGrund-lagender politischen Ideologie der katholischen Kirche ausgebaut Will-den, bestimmte Ereignisse imLaufe des Befreiungskrieges bis 1945,aber auch die historischeEntwicklungbis heuteinspiriert. DieZiel e,welchedieKirchebis 1945 aufstelltebliebendieselben, dochnur dieMethodenandertensich. AnstelleDeutschlandswurdendie USAzumwichtigstenhistorischenPartner der Politikdes Yatikans auf dem Bal-kan. Diese Motive sind auch im derzeitigen Burgerkrieg in Ju-goslawienanwesend, wo die Bestrebungennach der AbgrenzungdesunabhangigenkroatischenStaates, dieLageder Muslime und der Wid-33 Ana Manhattan.tt.. Vatican's HO/OCOllst 1CJ86, S 164.223.]lJXMilorad Ekmecicerstand zumBestehen der jugoslawischen multireligiosenGemeinschaftentwederidentischoder bei denLosungenuber dieLagedel' Muslimesehr ahnlich geblieben sind.Es besteht die Moglichkeit, daBder Faschismus historisch sichseiber inder heutigen und zukunftigen Entwicklunguberdauert. DieRolle del' katholischen Religion zahlte bei der Formulierung del'IdeologiedesFaschismus zudenMotivendergigantischenBernuhun-gen einer Vereinigung Europas unter deutscher und italienischerFuhrungbis 1945. Essollteerwartetwerden, dafdieReligionauch ll1Zukunft eine ahnliche Rolle spielen wird, obwohl unter verandertenpolitischenUmstanden. Anstelledel' BefurwortungtotalitarerRegimehat diekatholische KirchevieleBeweisehinterlassen, dafsiesichmitderdemokratischen Ideehistorisch versohnt hat. Nochimmer kanndasSozialprogrammder katholischenKirche aus der Enzyklika "Rerumnovarum" von1891 sowieauchderfruherenEmeuenmgen("Centesimoanno") bis 1991 ahnlicheLosungenhervorbringen. AileReligionsgemein-schaften auI3er demmuslimischen undamerikanischen protestantischenFundamentalismus befindensich inder Phasedes historischen absinkens.DieVersuche, Gnmdlagenzuerrichten, damit sichauchdiekatholischeKi rchenachamerikanischenprotestantischenMalistabcnmodernisi ert, 34fuhren zuahnlichen Losungen. Ungamwar ein "apostolischer Staat"bis 1527, dieHabsburger 1918, Deutschland1945, undheutesinddasdieUSA.Es bestehen Voraussagen, daf es in den USAzu einemneuenVersuchderideologischenUnifizierung der Massen kommenwird, diemit Antikornmunismus, Angst, VerbrauchundKonformismuszemen-tiert werdenwird.35Das kannzuahnlichenLosungenwie jenenzwis-chen 1922und1945 fuhren, als del' Faschismus libel' derideologischenWeltbuhnedorninierte. Antikommunismus und Angst warenals Fak-torenbeimHeranwachsendes klassischenFaschismusanwesend. DerKonformismusfuhrtedazu, dafdieMassenangesichtsder Politikdel'Gewalt und des Genozids, die ihre nationale Regierungbetrieb, dieAugen schlossen. Einige protestantischenSekten wiedie Mormonenbefurwortendie Idee libel' dieRechtfertigung, dafsichdieamerikanis-cheDemokratie auchmitHilfe vonKriegenundAnwendung vonAg-34 Otto Kallscheuer. Gottes Wort lind Volkes Stimme. Glaube, Macht. Politik.Frankfurt aIM.. 1994..i5 Bruno Cartosio. Anni inquieti. Societa. media. ideologic negli Stati Uniti daTruman a Kennedv. Rom, 1992.Faschismus und Religion 199gressionen auf fremde Staaten in der Welt ausbreitet. Die Zusam-menarbeit einigerdieser Sektenmit Gcheimdicnstcn(CIAundFBl)36verspricht keinedemokratischenLosungen. NebendemGlauben, dafinder Geschichteder Instinkt der Demokratieirnmer starkerwar alsdas StrebennachGewalt, habensolcheGefahrendocheinerationaleGrundlage. Del' Ubergang des christlichenGlaubens indenUSAindie"Postchristliche Erfahrungslehre" und "Civic faith" sind emUbungsplatzgrofier ExperimentederVereinigungder Welt unter del'neuenFuhrungdes Glaubens. Daswaretatsachlichnurein UmgieliendesaltenWeines von1922in neue Fasser.cJ) AIlI113AM 11 PEJIl1I'l1JAcDallIIna\1jc noficnno y OHII\1 KaTO.'III'IKU\1Enporrc xoje HIlCYOCTBapJUIC ynyrpaiun,c no.rIIITJPIKO jennncrso HapoJ],a. C](lVillll .Ieoncn.nnaoll,a.IeJl,e\1OKpaTCKa Hrannja.no yjenun.cu.y 1871.01I.1a "arHOCTJIlIK