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Eine bezahlte Beilage der Lebenshilfe Steiermark BARRIEREFREI IM KOPF Freitag 4. Mai 2018 LIEBEN LEBEN LACHEN Über den Alltag und die Zukunfts- pläne eines ganz normalen und doch außergewöhnlichen Paares. Seite 2–3 CESCUTTI Ein Gespräch mit Selbstvertreterin Hanna Kamrat über Gerechtigkeit, Würde und den Wert von Arbeit. Seite 7 LEBENSHILFE Ö Wie eine bunte Klassengemein- schaft in Feldbach mit Schulassis- tenz noch besser gelingt. Seite 10–11 ERSCHEN Der 5. Mai ist der Protesttag zur Gleich- stellung von Menschen mit Behinderun- gen. Die Lebenshilfe fordert eine Gesell- schaft in Vielfalt, in der keine Person ausgeschlossen ist. Das ist Inklusion. Thomas Puffing, Philipp Stiefmann und Evelyne Kienzl lieben ihren Job im Schulbuffet Köflach. Gut begleitet von der Lebenshilfe können sie hier arbeiten wie andere auch. Was noch fehlt, ist ein Dienstvertrag C. MAVRIČ

BARRIEREFREI IMKOPF - lnw.at · sche Kindergarten (HPK) der Le-benshilfe im obersteirischen Tro-faiachversorgtdengesamtenBe-zirkLeoben,undzwarsowohlvor Ortalsauchmobil:Imgroßzügigen

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Eine bezahlte Beilage der Lebenshilfe Steiermark

BARRIEREFREIIM KOPF

Freitag4. Mai 2018

LIEBEN LEBEN LACHEN

Über den Alltag und die Zukunfts-pläne eines ganz normalen unddoch außergewöhnlichen Paares.Seite 2–3 CESCUTTI

Ein Gespräch mit SelbstvertreterinHanna Kamrat über Gerechtigkeit,Würde und den Wert von Arbeit.Seite 7 LEBENSHILFE Ö

Wie eine bunte Klassengemein-schaft in Feldbach mit Schulassis-tenz noch besser gelingt.Seite 10–11 ERSCHEN

Der 5. Mai ist der Protesttag zur Gleich-stellung von Menschen mit Behinderun-gen. Die Lebenshilfe fordert eine Gesell-schaft in Vielfalt, in der keine Personausgeschlossen ist. Das ist Inklusion.

Thomas Puffing, Philipp Stiefmannund Evelyne Kienzl lieben ihrenJob im Schulbuffet Köflach. Gutbegleitet von der Lebenshilfekönnen sie hier arbeiten wieandere auch. Was noch fehlt,ist ein Dienstvertrag C. MAVRIČ

2 | Freitag, 4. Mai 2018

Nach derRauchpauseist vor demKniefall

Frühlings-gefühle amBalkon in dergemeinsamenWohnung, inder die beidenmit Assistenzleben.

CESCUTTI (2)

Gemeinsame Interessen beleben die Beziehung. Die beiden sindlebenslustig und gehen gerne aus.

Wer suchet, der findet.Aber manchmal mussman aufhören zu su­

chen, um dann jemand anderenzu finden, als ursprünglich ge­dacht. So war das zumindest beiChristian Knapp (31) und Manue­la Fahl (30). Seit fünfeinhalbJahren sind die beiden ein Paar– obwohl Christian sich damalseigentlich in Manuelas Freundinverguckt hatte. „Wir haben allebeim Famoos in Mooskirchen

gearbeitet“, erinnert sich Chris­tian. „Und Manus Freundin hatmir wirklich gut gefallen, abersie wollte gar nichts von mirwissen.“Bei der Firmen­Weihnachtsfei­

er schüttete er schließlich Manu­ela sein Herz aus. Diese wieder­um war froh, über ihre eher un­glückliche Beziehung sprechenzu können. Und so kamen sich diebeiden von einer „Rauchpause“zur nächsten immer näher. „Je

Christian Knapp und Manuela Fahl habensich bei der gemeinsamen Arbeit in derKonditorei Famoos, einem Integrations-betrieb der Lebenshilfe, kennen- undlieben gelernt.

IMPRESSUM: Medieninhaber und Herausgeber: Lebenshilfe Steiermark, Schießstattgasse 6, 8010 Graz. Produktion: Anzeigen & Marketing Kleine ZeitungGmbH & Co KG, Gadollaplatz 1, 8010 Graz. © PR-Redaktion. Layout: Styria Media Design GmbH & Co KG, www.styriamediadesign.at, Josef Wiedenig. Druck:Druck Styria GmbH & Co KG, 8042 Graz. Dieses Journal enthält zur Gänze bezahlte Beiträge. Druckfehler und Änderungen vorbehalten. WERBUNG

LIEBESPAAR

Längst vorbei sinddieZeiten,in denen Menschen mit Be­hinderungen gut beschütztin Heimen außerhalb der Bal­lungszentren versorgt wur­den. Heute zählt, wie sie sel­ber leben möchten und dasartikulieren ihre Vertreterin­nen und Vertreter ganz un­missverständlich: Sie möch­ten aktiv sein und Kontaktemit unterschiedlichen Men­schen pflegen. Vom Kinder­garten über die Schule biszur Arbeitswelt wollen siemitten im Geschehen sein.Sie möchten ihr Leben imRahmen ihrer Möglichkeitenselbst gestalten, ihren Unter­halt verdienen und sich be­ruflich verwirklichen.Die Lebenshilfe hat längst

darauf reagiert. In dieserZeitschrift finden Sie zahlrei­che Beispiele dafür, wie sichihreAngebote indenvergan­genen Jahren so entwickelthaben, dass der Weg zur In­klusion geebnet wird. Von ei­ner Gesellschaft, die Men­schen unvoreingenommen,wertschätzend und auf Au­genhöhe begegnet, die nie­manden ausgrenzt, habenwir alle etwas. Bis dahinmüs­sen aber noch viele Hinder­nisse abgebaut werden. Zu­allererst die Barrieren imKopf. Da können wir viel vonKindern lernen, wie sie in denReportagen über die Schul­assistenz in Feldbach undden Kindergarten in Tro­faiach lesen können. KinderkennenkeineVorurteile.Neh­men wir sie uns zum Vorbild!

Barrierefreiim Kopf

mehr wir miteinander geredethaben, desto mehr haben wir ge­merkt, dass wir eigentlich gut zu­sammenpassen würden“, meintManuela. Schon wenig späterkam es zum ersten Kuss im Gast­haus Lorber in Köflach. „Da habich gewusst, ein guter Küsser ister auch, das passt“, scherzt Ma­nuela und stupst Christian in dieSeite. „Manuela ist einfach ehr­lich“, meint er. „Sie hat eine gera­de Linie, sagt Sachen heraus, sowie sie sind.“ Das sei es auch, waser neben ihren guten Zuhörer­qualitäten und ihrer Verlässlich­keit an ihr so schätze.

Beziehungsgeheimnisse. Es sindnicht nur die guten Gespräche,

Heidrun Notbauer,Präsidentin der LebenshilfeSteiermark PEKLAR

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die ihre Beziehung ausmachen.Befragt man die beiden nachgemeinsamen Hobbys, wissensie gar nicht, wo sie anfangensollen, zu erzählen. Da war dasfabelhafte Konzert von AndreasGabalier, der gemeinsame Urlaubin Jesolo oder der Besuch einesSturmspiels in Graz. Die beidenerzählen von Kurzbesuchen beiChristians Mama in Weiz. VonThermenausflügen, Kinobe-suchen und vielen Treffen mitFreunden. „Und“, verrät Manuelaschmunzelnd noch ein Geheimnisfür die glückliche Beziehung, „wirhaben zwei Fernseher“. DamitManuela ungestört Liebesfilmeund Christian Sportsendungenansehen kann. Denn das, sindsich die beiden einig, ist auchwichtig. Dass auch in einer Be-ziehung jeder eigene Interessen

haben darf. Was für Christianregelmäßige Fußballtrainingsund Playstation-Spielstundensind, sind für Manuela deshalbdas Walken und die Beschäfti-gung mit ihren Orchideen.

Blumen liebt die gebürtige Gra-denerin nämlich. „Aber von mirbekommt sie die nur zu beson-deren Anlässen“, gibt sich Chris-tian cool und pragmatisch. „Ichbin nicht so der Romantiker.“Manuela lächelt, steht auf undholt eine kleine schwarzeSchachtel. Sie präsentiert ein sil-bernes Medaillon mit Fotos derbeiden. „Das hat er mir einmalzum Geburtstag geschenkt. Vonwegen kein Romantiker“. Undzumindest einmal erwartet siesich von „ihrem“ Christian schonnoch Blumen. Beim Heiratsan-

trag nämlich. „Wir haben schonöfter darüber gesprochen“, er-klärt Christian, dass man jedochjene Gesetzesnovelle abwartenwolle, die eine Hochzeit ohneZustimmung eines Sachwalterserlaube. „Wir wollen nicht um Er-laubnis fragen müssen, ob wiruns offiziell lieben dürfen“, sindsich die beiden einig. „Aber be-vor er nicht vor mir in die Kniegeht, geht sowieso nichts“,macht Manuela einmal mehrdeutlich, wer in der Beziehungdie Hosen anhat.

Familienwunsch. Auch über eineZukunft mit Kindern macht sichdas Paar Gedanken. Beide wür-den sich eine Familie wünschen.„Aber vorher wollen wir Fuß amersten Arbeitsmarkt fassen“,sind sich die beiden, die derzeit

im Service bei Famoos arbeiten,auch in Sachen Familienplanungeinig. Denn mit dem aktuellenTaschengeld könnten sie nichtfür ein Kind sorgen. Im Herbstsoll das große Ziel mit konkretenPraktika ein Stück näherrücken.Und die beiden wissen ja längst:Wer suchet, der findet. Oder zu-mindest so ähnlich.

„Je mehr wir mit-einander geredethaben, desto mehrhaben wir gemerkt,dass wir eigentlichgut zusammen-passen würden“.Manuela Fahl

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Bennywillauch ins BildFür den Heilpädagogischen Kindergartender Lebenshilfe in Trofaiach gibt es eine

lange Warteliste: Hier lernen Kinder Dinge,die anderswo nicht möglich sind.

Auf die Bänke, fertig, los! MitGummistiefeln und einemaufgespannten Regen-

schirm in der Hand balanciert einBub über die Langbank. Zwischenanderen Bänken sind Seile ge-spannt, die Kinder sollen unter die-sen durchrobben. Leichter geht’snatürlichaufallenvieren,daher ruftdie Pädagogin öfter: „Auf denBauch runtergehen!“ Bei dernächsten Station heißt es schnellHaube und Handschuhe anziehen,auf den Barren klettern, runter-springen. Angelika Vogler, die denHeilpädagogischen Kindergartenleitet, freut sich besonders überNico*, der sich früher kaum auf un-gewohnten Untergrund traute –jetzt flitzt er beiläufig über dieschmale Bank.

Lange Warteliste. In der „grünen“GruppenebenanspieltdiePädago-gin gerade ein Bewegungslied. Je-der Raum ist mit einer Farbe mar-kiert, damit die Kinder sich leichterorientieren. Die kleinste Gruppe,

Im Heilpäda-gogischenKindergartenTrofaiach wer-den die Kindervor Ort undmobil vonengagiertenTeams unterder Leitungvon AngelikaVogler (links)und MarionScherer(rechts)betreut.

die blaue, sitzt bereits beimMittag-essen. Der sechsjährige Benny willunbedingt aufs Bild. „Benny auchfotografieren“, ruft er. Und: „Bennynoch mal!“ Angelika Vogler wirdspäter erzählen, dass sich der Buban diesem Tag zuvor sehr zurück-gezogen hat. Er ist Autist.

Gemeinsam. Der Heilpädagogi-sche Kindergarten (HPK) der Le-benshilfe im obersteirischen Tro-faiach versorgt den gesamten Be-

zirk Leoben, und zwar sowohl vorOrt als auchmobil: ImgroßzügigenWohlfühl-Haus in Trofaiach spielenund lernen behinderte und nichtbehinderteKinder gemeinsam. Zu-sätzlich schwärmen Teams der In-tegrativenZusatzbetreuung inKin-dergärten bis nachWald am Scho-berpaß, Eisenerz und Niklasdorfaus. Mittlerweile ist der HPK in Tro-faich so beliebt, dass es besondersfür Kinder ohne Beeinträchtigungeine immer längereWarteliste gibt.

Die Stärken zählen. „Die Elternkommen sehr bewusst zu uns“,sagt Angelika Vogler. Als sie vor 20Jahren anfing, habe es noch vielmehr Berührungsängste gegeben.„Heute wollen viele, dass ihre Kin-der schon früh den Umgang mitMenschen lernen, die ,anders‘ sind.“Das fördert Einfühlungsvermögen,Selbstwert- und Kompetenzgefühl,die Kinder lernen so ein breiteresBild der Gesellschaft kennen.Wobei die Frage, was „anders“

ist, sich ohnehin schnell ad absur-dum führt:Wosoll denndieGrenzeliegen? In Trofaiach gibt es außerden offiziellen „Integrationskin-dern“ auch solche, die nur ein biss-chen Zusatzförderung brauchen.Weil sie bestimmte Laute nochnichtaussprechenodersichschwerkonzentrieren können. „Und werhat schon keine besonderen Be-dürfnisse?“, fragt Marion Scherer,Leiterin der mobilen Betreuung.Die Pädagoginnen konzentrierensich auf die Stärken, die jedes Kindmitbringt. Auch das umfangreiche

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Kinder liebenBewegung – ineiner der dreigemischtenIntegrations-gruppen (BildMitte) und aufdem Spielhü-gel im Garten.

C. MAVRIČ (4)

Angebot wissen die Eltern zuschätzen: mehr Raum und vielmehr Betreuerinnen und Betreuerals im Regelkindergarten. Müssensich dort 25 Kinder mit zwei Päda-gogen bescheiden, so arbeitet inTrofaiach zusätzlich eine Sonder-kindergartenpädagogin mit, unddas bei höchstens 18 Kindern proIntegrationsgruppe. Dazu kom-men noch Sprachheillehrerinnen,Psychologen, Moto-, Ergo undPhysiotherapeutinnen.

Raum für Ruhe. Neben drei ge-mischten IntegrationsgruppenwerkelthierauchdieblaueGruppe,wegen ihrer Kleinheit auch „Fami-liengruppe“ genannt. DerenKinderbenötigen allesamt intensive Un-terstützung. Außer Benny, der zu-vor so eifrig ein Foto urgierte, ge-hört ein weiteres Kind mit Autis-mus dazu. Die beiden sind oft sehrabwesend oder finden keine Ruhe.„Wir bieten dann Körperübungenan, damit sie sich besser wahrneh-menkönnen“, erklärtVogler. „Steht

aber das Bedürfnis nach Ruhe imVordergrund, schaffen wir den ge-eigneten Rahmen dafür.“ Ein Mäd-chen ist intellektuell beeinträchtigt;ein Bub ist zwar kognitiv stark,kann aber nicht gehen. Hier hat erGo-Kart fahrengelernt undwill nungar nicht mehr raus aus dem Wa-gen. Das Ziel für dieseGruppe liegtvor allem im Selbstständigwerden:an- und ausziehen, essen,WC-Trai-ning.Auch die Kinder aus der Famili-

engruppe kommen immer wiedermit den anderen zusammen: imTurnsaal, auf dem Spielplatz, imgroßzügigen Flur. Es sei allerdingswichtig, so Vogler, dass die Kindersich jederzeit wieder zurückziehenkönnen. Benny beispielsweise istes schnell zu laut. Schreit ein Kind,hat er schon genug. Dann will er inseine Kuschelgruppe zurück. Einanderer Bub aus der blauen Grup-pe kann ausschließlich liegen. „An-dere Kinder legen sich zu ihm,plaudern mit ihm“, erzählt Vogler.Kinder ohne Beeinträchtigung

würden solche Dinge sehr schnelllernen, sagt Marion Scherer: „Siefragen: ,Was hat die denn? Warumschreit der jetzt?‘ Aber sie nehmeneinander einfach so, wie sie sind.“

In Bewegung. Scherers mobileTeamskümmern sich um49Kinderim ganzen Bezirk. „Manchmal“,sagt sie, „sindwir die ersten, die dieEltern darauf ansprechen, dass eseventuell etwas abzuklären gibt.“Keine leichte Aufgabe, denn einigesind bestürzt oder wollen nichtwahrhaben, dass ihr Kind vielleichteine Entwicklungsverzögerungoder Beeinträchtigung hat. Vielesind aber auch dankbar: Denn nunkommt etwas in Bewegung.Vom Standort in Trofaiach profi-

tiert auch die Gemeinde: Zum ei-nen bedeutet der Kindergartenzusätzliche Betreuungsplätze fürdie Kinder der Stadt, zum andereneine Menge Arbeitsplätze: Im HPKsind rund 30 Menschen beschäf-tigt. Die Lebenshilfe ist in Trofaiachaußerdem mit Tageswerkstätten

und BetreutemWohnen vertreten,mit einemVerkaufslokal und imRe-Use-Shop Trofaiach Tandler. DasLebenshilfe-Catering beliefert denKindergarten und Schulen der Re-gion und bietet Essen auf Rädern.„Zu moderaten Preisen“, betontWerner Kachelmaier, Geschäfts-führer der Lebenshilfe Trofaiach.„Unsere Leute trifft man außerdeminVereinen, in Lokalen undbei Fes-ten.“ Bürgermeister Mario Abl be-stätigt: „Menschenmit Beeinträch-tigung sind bei uns mit dabei undim Zentrum.“ Einmal im Jahr tref-fen sich die Sportler der NMS mitdenen der Lebenshilfe zum Mehr-kampf. „Je früher junge Menschenmit dem Thema konfrontiert sind“,sagt Kachelmaier, „umso eher ver-schwinden Berührungsängste“.Die Lebenshilfe-Sportler über-trumpften übrigens dieMittelschü-ler beim Stocksport.

Gerlinde Pölsler

www.lebenshilfe-trofaiach.at* Alle Namen von Kindern wurden geändert.

6 | Freitag, 4. Mai 2018

Gehalt stattTaschengeldIn Österreich gilt als arbeitsfähig,

wer mindestens 50 Prozent ei-ner normalen Arbeitskraft leis-

ten kann. Ist die Arbeitsleistunggeringer, gilt man als erwerbsun-fähig. Diese Regelung hilft jenen,die nicht mehr arbeiten könnenund dann eine Invaliditätspension

beziehen. Rund 25.000 Menschen,die zu dieser Gruppe gehören undin ihrem Leben zumeist nie ar-beitsfähig waren, gehen derzeit inBehindertenwerkstätten einer Be-schäftigung nach. In der Steier-mark erhalten sie dafür ein Ta-schengeld und eine Beihilfe zum

Die Oase Berta ist ein besonderesHotel mit 12 barrierefreien Appar-tements mitten im Ausseerland.Das Areal umfasst eine drei Hek-tar große, teils rollstuhlgerechteGartenanlage mit Teich, welcheMenschen mit Beeinträchtigun-gen bewirtschaften. Es bietet sichein großes Beschäftigungsfeldwie beispielsweise Kräuteranbau,Obstanbau oder Alpakapflege.www.oase-berta.at

Hungrig lernen geht gar nicht.Im BG/BRG Köflach sowie imGymnasium Knittelfeld küm-mern sich deshalb Menschenmit Beeinträchtigung um diegesunde Jause für Schüler undLehrer. Belegte Brote, Toast,Obst und sogar warme Tages-teller sind das perfekte Mittelgegen knurrende Bäuche. Durchdie Arbeit und die Sozialkontak-te werden Qualifikationen für

Jause mit Sozialkontakt Barrierefreier Urlaubden weiteren beruflichen Wer-degang erworben.

Spaß zum Jausenbrot heißt esin den Schulbuffets. C. MAVRIČ

Auch bei Instandhaltungsar-beiten wird geholfen. LEBENSHILFE

Lebensunterhalt in der Höhe derMindestsicherung. Vom Bundkommen lebenslang Familienbei-hilfe und Pflegegeld. Sie bleibenmit den Eltern mitversichert.

Viele Menschen mit intellektuel-len oder psychischen Beeinträch-tigungen wollen aber nicht mehrin einer Behindertenwerkstatt ar-beiten, sondern in einem ganznormalen Betrieb. Daher gibt esim Rahmen des SteiermärkischenBehindertengesetzes viele erfolg-reiche Initiativen, für diese Men-schen möglichst normale Arbeits-möglichkeiten zu schaffen: Schul-buffets, Konditoreien, Geschäfte,

Gärtnereien, Gasthäuser und vieleArbeitsgruppen und auch Einzel-arbeitsplätze in Firmen.

Was bis heute aber fehlt, sind einDienstvertrag und eine kollektiv-vertragliche Regelung, die be-stimmt, wie ein fairer Lohn fürteilleistungsfähige Menschen aus-schauen soll. Dass dieser in ho-hem Ausmaß durch Lohnkosten-zuschüsse finanziert werdenmuss, steht außer Streit. Möglichwird dies nur sein, wenn von denLändern bisherige Transferleis-tungen in neue Bahnen gelenktwerden. Bis dahin heißt es weiter-hin „Taschengeld statt Gehalt“.

„Was bis heuteaber fehlt, sind einDienstvertrag undeine kollektivver-tragliche Regelung.“Donat Schöffmann,Geschäftsführer der LebenshilfenSoziale Dienste GmbH

KANIZAJ

| 7Freitag, 4. Mai 2018

Hanna Kamrat geht es vor allem um die Eigenverantwortung vonMenschen mit Beeinträchtigungen. LEBENSHILFE Ö

INTERVIEW

Sie sind Vizepräsidentin derLebenshilfeÖsterreich,Vor-sitzende des Selbstvertre-

tungsbeirates und arbeiten in derKreativwerkstätte der Lebenshil-fe Bad Aussee. Wie viel verdie-nen Sie für Ihre Arbeit?HANNA KAMRAT: Ich bekommenur ein Taschengeld in der Höhevon etwa 60 Euro monatlich.Was meinen Sie, wenn Sie

„nur“ Taschengeld sagen?Taschengeld bekommen eigent­lich nur Kinder und es wertet dieTätigkeit auf, wenn man einenechten Lohn dafür bekommenwürde.Aber genügt es, einfach die

Begriffe zu ändern?Nein, auch die ausbezahlte Sum­me sollte sich erhöhen. Man kannja nicht erwarten, dass mit 60Euro die gesamte monatlicheLeistung abgegolten wird. Rech­nen Sie sich mal den Stundenlohnaus, der wäre nicht einmal einpaar Euro.Sie sind außerdem eine Ver-

fechterin, Menschen mit Behin-derung ein größeres persönli-

„Taschengeld bekommeneigentlich nur Kinder“

Lebenshilfe-Vizepräsidentin Hanna Kamraterklärt, warum echter Lohn für Menschen mitBeeinträchtigung vieles verändern würde.

ZUR PERSON:Hanna Kamrat wurde 1967 inBad Ischl geboren, ist seit ihrerGeburt spastisch gelähmt undlebt mit Assistenz in ihrer eige­nen Wohnung. Seit 1996 ist siebei der Lebenshilfe BadAusseetätig. Bereits zehn Jahre langengagiert sie sich als Selbst­vertreterin und ist seit einemJahr Vizepräsidentin der Le­benshilfe Österreich.

ches Budget zu ermöglichen.Hängt auch das mit der Lohn-debatte zusammen?Natürlich. Das persönliche Bud­get sollte für Pflege und persön­licheAssistenz verwendetwerdenkönnen. Mit dem persönlichenBudget trägt man Eigenverant­wortung und um die geht es mirletztlich auch.Wer Lohnbezieht, hat ja außer-

dem Anspruch auf Urlausbgeld,auf eine Pension. Wie werdendiese Themen derzeit mit demTaschengeld geregelt?Das ist eine gute Frage. Derzeitgibt es Pflegegeld je nach Un­terstützungsbedarf. Eine eigenePension kann mangels Versiche­rungszeiten nicht beanspruchtwerden. Es gibt allerdings dieMöglichkeit der Waisenpension,wenn Eltern versterben. Es bleibtzu hoffen, dass dieses System zu­mindest weiterhin aufrecht bleibtund nicht dem Sparstift der Re­gierung zum Opfer fällt. Ich ma­che mir da große Sorgen, dassbehinderte Menschen, die leidernicht arbeiten können und auf das

Sie haben aufgrund Ihrer Funk-tion bereits Erfahrung mit derUmsetzung von Forderungen.Wie realistisch schätzen Sie einErgebnis ein?Ich wünsche mir positive Ergeb­nisse und hoffe, dass es spätes­tens in fünf Jahren so weit ist. Icherwarte mir keine Halblösungen,sondern eine Regelung, mit derdie betroffenen Menschen wirk­lich ihr Auslangen finden.

Das biozertifizierte RestaurantPavillon in Trofaiach ist 365 Tageim Jahr für seine Kunden da.Neben Essen auf Rädern (für Pri­vathaushalte, Firmen, aber auchEinrichtungen in der Region)bietet es auch Caterings anund richtet Veranstaltungen(Geburtstage, Hochzeiten, Tau­fen) im hauseigenen [email protected]

Feiern mit Profis

Sozialsystem angewiesen sind,vergessen werden.Wie reagieren Menschen ohne

Beeinträchtigung auf die Forde-rung nach Lohn?Viele können sich das gar nichtvorstellen. Wir stoßen hier auchauf sehr viele Vorurteile. So nachdem Motto: Taschengeld reichtschon.Wozuwollen die Lohn? Dieleisten ja eigentlich gar nicht soviel. Diese Diskussionen sindwirk­lich gar nicht so einfach.Und gibt es vonseiten der Po-

litik Interesse an der Lohnde-batte für Menschen mit Beein-trächtigung?Es gibt Gespräche mit der Politik,wie man Menschen, die bei Behin­dertenorganisationen beschäftigtsind, tatsächlich entlohnen könn­te. Ich erwartemir eine gute ernst­hafte Diskussion und dass nichtnur diskutiert wird, sondern aucheinmal eine Umsetzung erfolgtund das nicht erst irgendwann.

Das Team des Caterings Tro-faiach hat das ganze Jahr überviel zu tun. LEBENSHILFE

8 | Freitag, 4. Mai 2018

Christine Schuster ist im zweiten Lehrjahr zur Einzelhandelskauffrau. Sie hat bereits die Berufsschulebesucht und ist stolz, diese Chance in Judenburg zu bekommen. LEBENSHILFE JUDENBURG

Für Christine Schuster hat al-les in der Küchengruppe ei-ner Behindertenwerkstätte

begonnen. Vor knapp zehn Jahrenkam die heute 25-Jährige zur Le-benshilfe und begann ihre „beruf-liche Karriere“ fast schon klassischin einer Werkstätte. Jetzt absol-viert sie eine integrative Lehre zurEinzelhandelskauffrau bei einemNahversorger in der Region. „Ichbin im zweiten Lehrjahr und habeauch schon die Berufsschule be-sucht“, ist sie zurecht stolz auf ihreLeistung.Schuster ist eine von insgesamt

vier Jugendlichen mit Lernbeein-trächtigung, die im „Nah&FrischMurkauf“ der Lebenshilfe RegionJudenburg einer sinnvollen undfür das Gemeinwohl wichtigenBeschäftigung nachgehen.Im Jahr 2015 wurde diese Ein-

richtung in Murdorf, einem Stadt-teil von Judenburg, eröffnet – miteinem Konzept, das mit der herr-schenden,klassischenArbeits-undBeschäftigungsstruktur im Behin-dertenbereich bricht. Das Mottodabei lautet „Raus aus den Werk-stätten und rein in die Wirtschaft“.

Einkaufenmit MehrwertVor drei Jahrenwurde der „Nah&Frisch Murkauf“ inJudenburg als Pilot-projekt eröffnet. Eineerste Erfolgsbilanz.

Traditionelle österreichischeMehl-speisen, extravagante Tortenkrea-tionen, selbstgemachtes Eis nachitalienischen Rezepten – die Kon-ditorei Famoos (Graz und Moos-kirchen) ist bekannt für ihre Köst-lichkeiten. In beiden Betrieben ar-beiten rund 40 Menschen mitBehinderung gemeinsam mit 20Fachkräften aus der Gastronomieund lernen direkt in einer realenArbeitssituation.www.famoos.at

Im Restaurant Neuer Marktwirtwird „inklusiv“ gekocht. Men-schen mit Behinderungen arbei-ten im Team mit und erhalten dieChance auf Ausbildung. Kulina-risch setzt der Gastronomiebe-trieb der Lebenshilfe Region Ju-denburg auf Hausmannskost undregionale Produkte. Täglich ste-hen zwei günstige Mittagsmenüszu Auswahl.www.neuermarktwirt.at

Feine Hausmannskost Süße Versuchungen

Stefanie Bärnthaler verstärktdas Team in Judenburg.

Bei so einem Eis kann keinerwiderstehen. C. MAVRIČ

Mit eigenen arbeitsnahen Betrie-ben will man so Menschen mitBehinderung auf dem Weg zueinem selbstbestimmten Lebenunterstützen und kommt damitauch gesetzlichen Vorgaben undForderungen der Sozialpolitiknach. Während in den Werkstät-ten der Fokus vor allem daraufliegt, den Jugendlichen wesent-liche Elemente der Arbeitskulturnäherzubringen (Pünktlichkeit,freundliches Auftreten, Durchhal-

tevermögen), gehen die Anfor-derungen bei dem Nahversorgerweiter. „Das Geschäft nach wirt-schaftlichen Kriterien zu führenund gleichzeitig sozialpädagogi-sche Aufgaben zu erfüllen, ist einegroße Herausforderung“, so dieStandortleiterin Anni Koini. Wie injedem anderen Betrieb muss dieLehrlingsausbildung schließlichauch hier aus den Einnahmen desGeschäfts finanziert werden. „Zu-friedene Kunden und Christine als

unser erster Lehrling zeigen aber,dass das keine Utopie ist.“Mit der Eröffnung des „Nah&

Frisch Murkauf“ im Mai 2015 be-gann die Lebenshilfe RegionJudenburg die Forderung nachTeilhabe von Menschen mit Behin-derungen im Arbeitsleben umzu-setzen. Im Zeitraum von nur dreiJahren wurden vier trägereigeneBetriebe und 33 Beschäftigungs-plätze für Menschen aus dem Be-hindertenbereich geschaffen.

LEBE

NSH

ILFE

JUDEN

BURG

| 9Freitag, 4. Mai 2018

Die Gäste desIntegrations-zentrums Neu-dau sind so-wohl von denSpeisen alsauch von derfreundlichenBedienungbegeistert.LEBENSHILFEHARTBERG

Im trägereigenen Betrieb derLebenshilfe Hartberg geht In-klusion durch den Magen. Das

Team des IntegrationszentrumsNeudau produziert täglich rund150 Mittagsmenüs, von denen einGroßteil im Rahmen der Aktion„Essen auf Rädern“ ausgeliefertwird. Außerdem sorgen externeMittagsgäste und die zahlreichenBesucher von vielfältigen Veran-staltungen für den inklusiven Cha-rakter des Unternehmens. Dabeisind in die betrieblichen Abläufeauch Menschen mit höherem Un-terstützungsbedarf eingebunden.Zur breiten Palette der Veran-

staltungen zählen Bälle, Geburts-tags- und Firmenfeiern, Hochzei-ten, Totenmahle und Caterings,die auch außer Haus angebotenwerden. Die Einsätze erfolgendabei nicht nur während der re-gulären Betreuungszeiten, son-dern, je nach Bedarf, auch amAbend oder an den Wochenen-den. Es sind hohe Anforderun-gen an alle Beteiligten. „Aber mirmacht die Arbeit Spaß“, meintSabrina Fuchs. „Weil wir ein gutesTeam sind und ich immer wiedermit externen Gästen zu tun habe,von denen ich Anerkennung fürmeine Arbeit und oft auch einTrinkgeld bekomme.“Fuchs ist seit mehr als zehn

Jahren im Service tätig. Es ist

Erfolgreiche Zukunftgibt’s als Dessert

Bereits einige Mitarbeiter desGastronomiebetriebs im Integra-tionszentrum Neudau konntenan den ersten Arbeitsmarkt ver-mittelt werden.

Der Weidenhof ist ein Gastrono-miebetrieb, derMenschenmit Be-hinderung, die am ersten Arbeits-marktkeineBeschäftigungfinden,eine Arbeitsmöglichkeit bieten.Neben hausgemachten Kuchen,kleinen Speisen und kulinarischenBesonderheiten amWochenendekann man auch hausgemachteNudelprodukte oder Kekse imWeidenhof erwerben.www.lnw.at

In derWäscherei amHauptplatz inDeutschlandsberg arbeiten neunMenschen mit Behinderung ge-meinsam mit vier ausgebildetenFachkräften. Sie waschen, bügelnund führen kleine Reparaturarbei-ten durch. Mithilfe hochwertigerGeräte können die Textilien scho-nend behandelt werden und diehohe Qualität der Dienstleistungist garantiert.www.lebenshilfen-sd.at/waescherei

Keine Schmutzwäsche Kulinarisch verwöhnt

Viel zu tun gibt es in der Wä-scherei. SCHIFFER

Markus Unger packt im Wei-denhof mit an. HASENBURGER

nur einer von vielen Tätigkeits-bereichen für die Beschäftigten.Die Arbeit beginnt in der Küche,setzt sich über das Service imund außer Haus fort und reichtbis zur Unterstützung bei derAuslieferung von Essen auf Rä-dern, der Herstellung von Deko-rationsartikeln und Instandhal-tungsmaßnahmen rund um dasHaus. So meint Yvonne Gamperlvom Küchenteam: „Mir macht es

am meisten Spaß, die Essensbe-stellungen am Computer zu ver-walten.“Besonders erfreulich: Schon

mehrere Beschäftigte aus Neu-dau konnten an andere Gastro-nomiebetriebe in der Region ver-mittelt werden. „Und ein Großteildavon ist noch immer dort tätig“,freut sich Jochen Sabara, derwirtschaftliche Leiter der Gast-ronomie, dass seine Arbeit nicht

nur Kunden zufriedenstellt, son-dern auch Menschen mit Behin-derung eine echte Chance gibt,ihr Leben selbstbestimmt zu ge-stalten.

„Am liebsten verwalteich die Bestellungenam PC “.Yvonne Gamperl,Küchenteam IZ Neudau

10 | Freitag, 4. Mai 2018

„Wir sind froh,dass wir siehaben!“

Lächelnd sitzt das blondeMädchen zwischen ihrenKlassenkameraden. Die sie-

benjährige Leona ist sichtlichglücklich hier in der 2a-Klasse derVolksschule II in Feldbach. Die jun-ge Frau an ihrer Seite bestätigtden Eindruck: „Leona ist von denanderen Kindern von Anfang anherzlich aufgenommen worden.“

Susi Dunst ist Leonas Schul-assistentin. Ihre Aufgabe ist es, siedurch den Schulalltag zu beglei-ten, ihr beim An- und Ausziehen,beim Lernen, bei Sozialkontaktenund vielem mehr zu helfen. „WoFeinmotorik benötigt wird, wiebeim Abdrehen des Wasserhahnsoder dem Öffnen der Jausendose,helfe ich Leona. Aber ich gebe

bewusst immer nur die allernö-tigste Unterstützung, ich will sie jazur Selbstständigkeit anleiten“,erklärt die 28-jährige Sozialpäda-gogik-Studentin. Mit dem Ergeb-nis ist sie durchaus zufrieden:„Leona hat in dem ersten halbenJahr super Fortschritte gemachtund das ist einfach wunderschönzu sehen.“

Ein schwerer Start. Leona hatteeinen denkbar schweren Start insLeben: Mit dem Kabuki-Syndromgeboren, reicht das Spektrum ih-rer Beeinträchtigungen vonSchwerhörigkeit über einen Herz-fehler bis hin zu einem globalenEntwicklungsrückstand. Bis zumsechsten Monat wurde sie über

Leona Walch und ihre Schulassistentin SusiDunst sind ein perfektes Team. Davon sindnicht nur sie selbst, sondern auch die Eltern,Lehrerinnen und der Direktor überzeugt. DieGeschichte von zweien, die in einer Feldba­cher Volksschule herzlich willkommen sind.

Die Lebenshilfe bietet Schul­assistenz an. Wie gut gelingtdie Umsetzung?MARTINSAMONIG:Die Schul-assistenz ist ein unverzicht-barer Bestandteil des Bil-dungssystems geworden. Esist aber notwendig, die Maß-nahme weiterzuentwickeln.Daran arbeiten wir derzeit ineinem Pilotprojekt mit demLand Steiermark.

Wo liegen die größten He­rausforderungen?Die Assistentinnen und Assis-tenten arbeiten oft unter pre-kären Verhältnissen, sie sindnicht gut entlohnt, es fehlenAufgabenbeschreibungen,Arbeitszeiten entfallen, wenndas Kind krank ist. Und siesind nicht immer optimal indas Schulteam vor Ort einge-bunden. Es braucht daher Lö-sungen für Fragen nach derQualifikation, klaren rechtli-chen Vorgaben und der struk-turellen Einbindung vonSchulassistenz an der Schule.

Welche Rolle spielt dieSchulassistenz bei der inklu­siven Bildung?Wenn wir die inklusive Schulewollen, müssen die Qualitätweiterentwickelt und dieStruktur verbessert werden.Denn eines ist klar: Es geht umdas Recht der Kinder aufbestmögliche Teilhabe an Bil-dung.

InklusiveBildung

Martin Samonig ist als Be­reichsleiter bei der Lebens­hilfen Soziale Dienste GmbHfür die Schuldienste verant­wortlich.www.lebenshilfen­sd.at

FOTO: PRIVAT

MEINUNGENNACHGEFRAGT

Mit der Schulassistenz, die esseit zwei Jahren an unsererSchule gibt, hat sich die Qualitätder Betreuung immens verbes-sert. Jetzt werden die Kinder,die Unterstützung brauchen,viel individueller begleitet. Undauch die anderen Kinder profi-tieren davon, weil es wenigerStress in der Klasse gibt. MeinTraum wäre, dass jede Klasseeine Schulassistentin hat, dieTeil des Teams ist.

Als Eltern die Lebenshilfe Netz-Werk GmbH, die aus einem Zu-sammenschluss der LebenshilfeFeldbach und der LebenshilfeRadkersburg entstanden ist, umSchulassistenz baten, haben wirsofort reagiert. Es ist uns wichtig,dass Kinder sich bestmöglich aufein selbstbestimmtes Lebenvorbereiten können. Die Rah-menbedingungen der Schulassis-tenz sind derzeit jedoch nochnicht optimal.

Helmut Kos,Direktor

ERSCHEN (4)

Monika Brandl,Geschäftsführe-rin LNW Le-benshilfe Netz-Werk GmbH

HASENBURGER

eine Magensonde ernährt, hatteeine Gehirnblutung und einenHerzstillstand. „Wir dachten, siestirbt“, beschreibt ihre Mutter An-drea Walch, selbst Ärztin, die un-endlich belastende Anfangszeitmit ihrem ersten Kind. „Die Ärztehaben gesagt, sie würde gar nichtskönnen: nicht sprechen, nicht ge-hen, nicht selbstständig essen. Biszu ihrem ersten Lächeln mit einem

| 11Freitag, 4. Mai 2018

Andrea Walchist glücklich,dass sich Le-ona (links) sogut entwickeltund mit Brü-derchen Felixeine großeFreude hat.

ERSCHEN (2)

Ich kann viel besser auf dieBedürfnisse der Kindereingehen, wenn eineSchulassistentin da ist, diesich um Alltäglicheskümmert. Dann muss ichzum Beispiel nicht auchnoch schauen, ob das Kindden Stift richtig hält. Ichhabe mehr Zeit und Kraft,mich dem Unterricht zuwidmen. Davon haben allein der Klasse etwas.

Ich arbeite im erstenJahr als Schulassistentinund habe zuvor noch niemit behinderten Kindernzu tun gehabt. Da gabes schon Sorgen: Kannich das? Schaffe ichdas? Aber die sindlängst verflogen. Ich binsehr motiviert, im Behin-dertenbereich nochweitere Erfahrungen zusammeln.

Ich arbeite zum ersten Malmit einer Schulassistentinin der Klasse und es funkti-oniert sehr gut. Ohne Susihätte ich Sorgen, dassLeona nicht gut genugversorgt ist. Eine Schulas-sistenz muss auch auf daseingehen, was ich brauche,wir müssen uns immerabsprechen – das klappthervorragend. Wir habenein gutes Gesprächsklima.

Anna Brucker,Sonderschul-lehrerin

SusanneDunst,Schulassis-tentin

Susanne Pron-egg, Lehrerin

halben Jahr, nachdem ihr die Ma-gensonde entfernt wurde, dach-ten wir auch, sie sei schwer seh-beeinträchtigt.“Mit viel Liebe, Förderung und

Therapie von Anfang an ist dasUnerwartete wahr geworden:Leona spricht, geht und fühlt sichunter anderen Kindern wohl. „Beider Tagesmutter und im Kinder-garten hat sie sich gut entwickelt.

Es gab nie Probleme mit anderenKindern“, erzählt Andrea Walch.Schulassistentin Susi ist eine Ga-rantin dafür, dass auch der Schul-besuch gut klappt. „Leona istdurch ihre eingeschränkteMotorikunsicher, wenn sich zum Beispielein Kind von hinten nähert“, weißdie Mutter. Die Schulassistentinvermittelt den Kontakt zu den an-deren Kindern. Und sie holt Leona

auch aus ihren stereotypen Ver-haltensweisen heraus. „Es ist ex-trem wichtig, dass Susi Leona imUnterricht zur Seite steht, weil Le-ona sonst da sitzen und eine halbeStunde lang den Kopf schüttelnwürde“, so Andrea Walch. „Susipasst extrem gut zu uns und wirsind sehr froh, dass wir sie haben.“

Ein reiches Leben.Das könnendieKlassenlehrerin, die Sonderschul-lehrerin und der Direktor derSchule nur unterschreiben. „JedesKind ist eine Bereicherung, aberwir müssen die Chance bekom-men, die Bereicherung zu leben“,so Direktor Helmut Kos, der auchausgebildeter Sonderschullehrerist. „Mit der Schulassistenz könnenwir Leona die Zeit geben, die siebraucht und sie gut fördern. Unddie Lehrerinnen können sich denanderen Kindern besser widmen.“

Von den 24 Kindern der 2a-Klassehaben drei eine Behinderung,zehn Kinder haben nicht Deutschals Erstsprache.Reicher ist auch das Leben von

Andrea Walch und ihrem Manngeworden: Seit dreiMonaten kom-plettiert der kleine Felix die Fami-lie. Nachmittags unterhält Leonaihren kleinen Bruder, auf den siekein bisschen eifersüchtig ist, mitRollenspielen, zu denen auch dieEltern eingeteilt werden. „Sie er-zählt kaum vom Schulalltag, spieltaber Szenen nach. So erfahren wireiniges“, erklärt ihr Vater. DieWeltder kleinen Leona wird langsamgrößer, wie die Eltern strahlendberichten: Vor Kurzem hat sieerstmals eine Einladung zu einemSpielnachmittag bei einer Schul-freundin bekommen.

Eva Reithofer-Haidacher

12 | Freitag, 4. Mai 2018

Konzentriert werden Kugelngeformt – ganz vorsichtig.Das Material Ton verträgt

keine Grobheiten. Zwei Tische wei-ter werden Formen eingeritzt, da-neben bereits getrocknete Figurenmit Glasur bemalt. Ja, es herrschtgeschäftiges Treiben in der Bür-gergasse 48 in Feldbach, wo kürz-lich die LNW Lebenshilfe NetzwerkGmbH ein neues Quartier bezogenhat. „Keramik-Manufaktur“ ist instilvollen Lettern weithin sichtbarüber dem alten Tor zu lesen. „DieKeramikproduktion an unserem al-ten Standort in der Gleichenber-gerstraße war nur noch unter er-schwerten Bedingungen möglich“,erklärt Geschäftsführerin MonikaBrandl. „Die einzelnen Produkti-onsschritte waren auf verschiede-ne Räume aufgeteilt und die Wegeviel zu lang.“ Im neuen Gebäudekann man barrierefrei in einerdurchgängigen Keramikstraße ar-beiten. Ein Vorteil für alle dort be-schäftigten Personen.

Die Keramik-Manufaktur ist ne-ben der Natur-, Kreativ-, Medien-und Designerwerkstatt ein wesent-licher Eckpfeiler der Tageswerk-stätten der Lebenshilfe. „Ton isteinfach ein Material, das viel krea-tiven Freiraum lässt“, sagt Brandl,die auch weiß, dass die Keramik-produkte im Lebenshilfe-Shop, dersich unweit der Manufaktur befin-det, besonders gut ankommen.Aber nicht nur dort kann man dieWerke bestaunen. Die Manufakturist nämlich im Erdgeschoß des al-ten Stadthauses untergebrachtund zur Bürgergasse hin offen. Sohaben auch Passanten die Mög-lichkeit, Einblicke in die Produktionzu bekommen. „Mitten in der Stadtzu sein, heißt Teil der Gesellschaftzu sein und ihr auch etwas zu ge-ben“, freut sich Brandl über denzentralen Standort.

Unter diesem Motto wurde übri-gens das gesamte Gebäude ge-staltet. Über der Manufaktur befin-

Ein Haus mit vielen RäumenDie Lebenshilfe NetzWerk GmbH vereint imrenovierten Stadthaus die Keramik-Manufak-tur, Wohnungen und eine Produktionsschule.

den sich neben Büroräumlichkei-ten nämlich eine Produktionsschu-le und ein Seminarraum, der auchvon externen Unternehmen ange-mietet werden kann. Im zweitenObergeschoß wurden Wohnungenfür vollzeitbetreutes Wohnen reali-siert. Architekt Manfred Riedlerpräzisiert: „Beim Umbau nehmenwir besondere Rücksicht auf dieBausubstanz des geschichtsträch-tigen Gebäudes und den Ortsbild-schutz.“ Es wurden ausschließlichKalkputze, mineralische Farbenund Lärchenholz (für Fenster undTüren) verwendet. Nachhaltigkeitund Ursprünglichkeit waren bei derAuswahl der Baustoffe oberstesGebot. Weshalb auch die Fassadenach der Sanierung ihr ursprüngli-ches Aussehen erhalten hat.

Und hinter der Fassade? Da wirdweiter fleißig modelliert, geritzt,bemalt, gebrannt und auch experi-mentiert. Weil Arbeit – vor allem ineinem perfekten Ambiente – jaauch Spaß machen darf.

Drei Ebenen,drei Tätig-keitsbereiche.Im alten Stadt-haus sind dieKeramikmanu-faktur, Woh-nungen undeine Produkti-onsschule so-wie Büros undSeminarräumeuntergebracht.PEPCREATIV/J. PFISTER

(3), HASENBURGER

| 13Freitag, 4. Mai 2018

Kulinarische LeckerbissenUnterschiedliche Salze, Gewürze, Backmi-schungen für Brote, Muffins und Cookies,Liköre, Tees und vieles mehr – bei der Produkt-linie „Kostbar“ der Lebenshilfe Hartberg ist fürjeden Geschmack etwas dabei. Der Absatz er-folgt über Direktvermarktung und Handelspart-ner in der Region. Kontakt: 0 33 32/64 555

Kleine KlettererKraxeln, hochziehen, rutschen – mit dem Klein-kindklettergerüst der Holzwerkstätte Gratkornhaben Kinder ab dem 10. Lebensmonat bestimmtviel Spaß. Es fördert die Mobilität der Kleinen,kann bis zu 30 Kilogramm belastet werden undist [email protected]

KunterbuntumhülltReisepässe,Smartphonesoder Taschentü-cher – in diesen Stoffen ist alles gut aufgehoben.Hohe Verarbeitungsqualität und ansprechendesDesign überzeugen bei den Produkten des Nähate-liers der Lebenshilfe Hartberg am Standort St. Jo-hann. Die Produkte können direkt in der Werkstättebezogen werden. Kontakt: 0 33 32/64 555

FOTOS: LEBENSHILFE

Tierische BesucherEin besonderes Zuhause fürNützlinge im Garten bieten dieNistkästen und Insektenhotels,die in der Lebenshilfe Fürsten-feld hergestellt werden. Mit vielLiebe zum Detail werden dieseauch zum Blickfang im Garten.Erhältlich sind die Produktedirekt in der Tageswerkstättein der Buchwaldstraße 14 inFürstenfeld.Weitere Infos: www.lhff.at

Kunterbunt

Reisepässe, Smartphones oder Taschentü-cher – in diesen Stoffen ist alles gut aufgehoben. Hohe Verarbeitungsqualität und ansprechendes

oder Taschentü-

Textile BodenschätzeVom Fleckerl- bis zum Schafwollteppich(je nach Wunsch mit einer Breite von 60 bis120 Zentimetern) reicht die Angebotspaletteder Weberei der Lebenshilfe Region Juden-burg. Auch Taschen, Kissen oder Gästepantof-feln werden angeboten. Der Standort befindetsich in der Feldgasse 19 in Zeltweg.Kontakt: 0 35 77/242 03-555

Duftende KörperpflegeDas Begegnungszentrum Höchbietet nicht nur ein Kaffeehaus(und selbstgemachte Mehl-speisen), einen Schaukräutergar-ten, einen Bauernladen oder einPicknick am Demmerkogel mitSpezialitäten aus der Region –im ersten Stock werden auchbesondere Seifen hergestellt.Öffnungszeiten: Mo. bis Sa. von9 bis 17 Uhr.Kontakt: 0 34 57/309 09

Kunst auf hohem NiveauHochwertige Kunstwerke entstehen in denRandkunst-Ateliers Lieboch und Graz. Beiden Arbeiten der Künstler kommen unter-schiedlichste Materialien und Technikenzum Einsatz. Viele Preise bei namhaftennationalen und internationalen Wettbewer-ben zeugen von der hohen Qualität derArbeiten. Nähere Informationen unter:www.randkunst.at

Schönes undKreatives

14 | Freitag, 4. Mai 2018

Was kann man tun?“, fragtAhmed O.* immer wie-der und lässt resigniert

die Hände in den Schoß fallen.Sein Leben und das seiner Familieist alles andere als leicht: Die sie-benjährige ältere seiner beidenTöchter ist intellektuell und kör-perlich beeinträchtigt. Sie geht in

Gesetze, Verordnungen, Anträge – wer Angehöriger eines Menschen mitBehinderung oder selbst betroffen ist, findet sich selten allein zurecht.Die Lebenshilfe-Rechtsberatung hilft, zum Beispiel der Familie O.

Allein im rechtlichenDschungel?

WIE KOMME ICH ZU MEINEM RECHT?Bei Fragen rund um das Behindertengesetz beraten die Juristinnender Lebenshilfe-Rechtsberatung vertraulich, kompetent und kosten-frei. Sie sind unter der Rufnummer 0650/81 25 754 erreichbar.Bitte unterstützen Sie die Arbeit der Rechtsberatung mit Ihrer Spende!Empfängerin: Lebenshilfe SteiermarkIBAN: AT76 3800 0001 0710 4730, BIC: RZSTAT2GVerwendungszweck: Rechtsberatung

Mit Informa-tion und Ver-netzung zumZiel: Rechts-beraterinUlrike Straka

C. MAVRIČ

„Der bürokratischeAufwand, um zu Infor-mationen und schließ-lich zu seinem Rechtzu kommen, ist zer-mürbend.“Ulrike Straka, Rechtsberaterin

eine Schule, in der sie nicht opti-mal gefördert wird, sie bekommtkeine Therapie, die Wohnung istnicht barrierefrei und die schwan-gere Mutter ist im Alltag sehr be-lastet. Ahmed O. tut sein Bestes,doch auch er ist am Rande seinerKräfte: Der bürokratische Auf-wand, um zu Informationen und

schließlich zu seinem Recht zukommen, ist zermürbend. DochAhmed O. hat Glück: Eine Sozial-arbeiterin weist ihn auf die kos-tenlose Rechtsberatung der Le-benshilfe hin. Und so kommt er,mit seiner behinderten Tochter ineinem Kinderbuggy, zum Erstge-spräch zu Ulrike Straka in die Gra-

zer Beratungsstelle. „Mir wargleich klar, dass es sich hier umeine besonders herausforderndeSituation handelt“, so die Juristin.Ihr Fachwissen und ihr gutesNetzwerk zeigen rasch Erfolg: Esgelingt ihr, Ahmed O. den Weg zueiner neuen, besser geeignetenSchule für seine Tochter zu ebnen.Auch therapeutische Angebotefinden sich.

Schließlich gelingt es, zur großenFreude der Familie, das passendePflegegeld zu bekommen – im-merhin zwei Stufen höher als bis-her. Die Wohnsituation, stellt sichheraus, lässt sich erst entschärfen,wenn die Familie einen unbefris-teten Aufenthalt hat. Ulrike Strakavermittelt den Familienvater andie Caritas MigrantInnenberatungweiter. Durch die gute Zusam-menarbeit mit dem MagistratGraz kann schließlich ein neuerReha-Buggy für das Mädchenüber das Behindertengesetz fi-nanziert werden.

Nach wenigen Monaten hat sichdas Leben der Familie O. deutlichverbessert. Allein hätte sie denWeg durch den Verwaltungs-dschungel sicher nicht gefunden.*Name geändert

| 15Freitag, 4. Mai 2018

Bewegung kann vieles bewegenSeit 15 Jahren gibt es in Knittelfeld ein inklusives Sportangebot. Und in Graz öffnen sich Vereine für Menschen mit Behinderungen.

Harald I. ist zufrieden mit sei-nem Leben. Vor Kurzem hat

er sogar seine Schwester in Wien besucht, mit der er jahrelang keinen Kontakt hatte. Harald I. ist ein Mann mit intellektueller Beeinträchtigung, der von der Wohn- und Freizeitassistenz der Lebenshilfe Fürstenfeld begleitet wird. Er ist einer der ersten, die in den Genuss der persönlichen Zu-kunftsplanung gekommen sind. Zentral dabei ist das jährliche Treffen mit seinen engsten Be-zugspersonen zu einer „Persön-lichen Lagebesprechung“. Ziel ist, seine versteckten Wünsche und Träume aufzuspüren und Wege zu finden, diese mit Unter-stützung zu erreichen. Damit hat sich das Leben von Harald I. in

den vergangenen Jahren deut-lich verbessert. Nach langer Ar-beitslosigkeit hat er einen Job gefunden. Konsequent spart er Geld, um sich Träume zu erfüllen. Ein Fahrrad und eine Saisonkarte für alle Heimspiele des FSK Fürs-tenfeld kann er schon abhaken, nun steht abermals eine beglei-tete Urlaubswoche im Sommer am Plan.

„Haralds Selbstwert ist in den letzten drei Jahren enorm gestie-gen. Seit er mit seinem Unterstüt-zerkreis die ersten Ziele erreicht hat, hat er auch im Alltag immer mehr begonnen, seine Wünsche und Bedürfnisse mitzuteilen“, sagt seine Assistentin Laura Neu-mann.

Wenn Träume wahr werdenDie Lebenshilfe begleitet Menschen mit Beeinträchtigung bei ihrer persönlichen Zukunftsplanung.

Richard Schwaiger-Fellinger gibt das Startzeichen für die Sportler LEBENSHILFE KNITTELFELD

Um Stärken, Träume und Wünsche geht es bei der persönlichen Zukunftsplanung. LEBENSHILFE FÜRSTENFELD

Mario Liebminger und Fritz Brandstetter sind bereit. Die

beiden stehen an der Ziellinie und warten auf das Startzeichen. Und dann geht es los. Begeistert dre-hen die beiden Lebenshilfesport-ler ihre Runden – und zwar ge-meinsam mit Schülern des Gym-nasiums Knittelfeld. Seit 15 Jahren trainiert eine Gruppe von Men-schen mit intellektuellen Beein-trächtigungen einmal wöchent-lich mit den Buben und Mädchen. „Es ist ein Angebot im Rahmen des Kurssystems in der Oberstu-fe“, erklärt Lehrer Richard Schwai-ger-Fellinger, der gemeinsam mit Monika Walzl für das inklusive Sportprojekt verantwortlich ist.

In Graz wurde „MOI – Move on to Inclusion“ ins Leben gerufen. Ziel des Projektes sei es, die Um-setzung inklusiver Sportangebo-te zu fördern, so Projektverant-wortlicher Thomas Gruber. Und es gibt auch schon konkrete An-gebote. Gemeinsam mit dem Grazer Volleyballverein VSC soll ein Unified Team aufgebaut wer-den. In Kooperation mit dem Al-penverein wird inklusives Wan-dern im Grazer Bergland angebo-ten und eine Teilnahme am Stefflhof Adventure Triathlon im August ist geplant. Jetzt braucht es nur noch motivierte Sportler, die sich den Herausforderungen stellen.

INFORMATIONEN: Monika Walzl, Special Olympics Sportgruppe, Mobil 0676-841 935 14 [email protected] Thomas Gruber, TUMAWAS move on to inclusion, Mobil: 0676-845 278 684, [email protected]

16 | Freitag, 4. Mai 2018

Unter dem Motto „Werke derVielfalt“ präsentieren Beschäf-

tigte der Lebenshilfe Hartbergvon den Standorten Neudau undPöllau in der Bezirkshauptmann-schaft in Hartberg ihre künstleri-schen Arbeiten. Bezirkshaupt-mann Max Wiesenhofer freutesich, zur Vernissage zahlreiche In-

teressierte, darunter auch die Prä-sidentin der Lebenshilfe Steier-mark, Heidrun Notbauer, und Diö-zesanratsvorsitzenden Fritz Polz-hofer begrüßen zu können.

Lebenshilfe Hartberg-Geschäfts-führer Roland Edelhofer ging in sei-ner Vorstellung der Künstler, die ergemeinsam mit der Beschäftigten

Elisabeth Wiesenhofer durchführ-te, vor allem auf den Inklusionsge-danken ein. „Wir wollen, dass Men-schen mit Behinderung ein Lebeninmitten unserer Gesellschaft füh-ren können. Das heißt, dass sie inallen Lebensabschnitten möglichstaktiv am gesellschaftlichen Lebenteilhaben. Eine Veranstaltung wie

die heutige leistet einen wichtigenBeitrag zum Abbau räumlicher, so-zialer und struktureller Barrieren.“

Musikalisch umrahmt wurde dieVernissage von der Hausmusikder Lebenshilfe Hartberg. DieWerke können bis Freitag, 11. Mai,während der Öffnungszeiten be-sichtigt werden.

Hier wirddie Vielfaltsichtbar

Pionierin für dieInklusionAls 1980 ihr Sohn Wolfgang mit DownSyndrom zur Welt kam, änderte sich dasLeben für Ursula Vennemann und ihreFamilie entscheidend. Mit der Kleine-Zei-tung-Redakteurin Claudia Gigler führtedie Präsidentinder LebenshilfeGraz und Umge-bung – Voitsbergein Gesprächüber ihre stetePionierarbeit, diein kleinen Schrit-ten über dieGrenzen von Ins-titutionen hinauszu großen Erfol-gen führte.Das Buch unter dem Titel „Wir habennur eine Welt, in der wir leben“ ist unter0316/71 55 06 erhältlich.

Mit Behinderungleben seit 1938Ein wichtiges Werk, gerade im heurigenGedenkjahr, haben Heimo Halbrainer vomClio-Verlag und Ursula Vennemann vonder Lebenshilfe gemeinsam herausgege-ben: Der Sammelband „Es war nicht im-mer so“ widmetsich dem Lebenmit Behinderungin der Steiermarkvon 1938 bis2014. Mehr als2000 Steirerin-nen und Steirerwurden währendder NS-Zeit er-mordet, weil siepsychisch krankoder behindertwaren, als aufsässig, erblich belastet odereinfach verrückt galten. Erhältlich ist esunter 0316/71 55 06.

Diese Bildermachen AppetitEs ist ein besonderes Kochbuch, das dieLebenshilfe Region Judenburg kürzlich re-alisiert hat. Auf 127 Seiten werden darin 43Gerichte präsentiert – und zwar in Wortund Bild. Jeder Arbeitsschritt, der für dasEntstehen des Ge-richts notwenigist, wurde bild-lich festgehalten.Das soll ein Nach-kochen auch fürjene erleichtern,die mit herkömm-lichen Kochbü-chern nicht zu-randekommen.Das Buch „Schrittfür Schritt zum guten Appetit“ ist in allenStandorten der Lebenshilfe Region Juden-burg erhältlich. Die Einnahmen aus demVerkauf kommen derselben zugute.

sich dem Leben mit Behinderung in der Steiermark von 1938 bis 2014. Mehr als 2000 Steirerin-

Gerichte präsentiert – und zwar in Wort und Bild. Jeder Arbeitsschritt, der für das

ist, wurde bild-lich festgehalten. Das soll ein Nach-kochen auch für jene erleichtern, die mit herkömm-lichen Kochbü-chern nicht zu-

ist in allen

BÜCHERECKE

AUSSTELLUNG

Einige der Künstler und die Hausmusik der Lebenshilfe im Kreis der Ehrengäste.LEBENSHILFE HARTBERG

Die Bezirkshauptmannschaft wurdein Hartberg zum Ausstellungsraum.Beschäftigte der Lebenshilfe Hart-berg zeigen bis 11. Mai ihre Werke.

24 Euro15 Euro 9,50 Euro