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51 3 | 4 | 2015 Kurzberichte aus der Bauforschung FORSCHUNG AKTUELL den gibt Auskunſt zur Bewertung mögli- cher Brandrisiken, die durch eine PV-An- lage selbst oder auch fremdbedingt sein können. Ferner werden Möglichkeiten zur Reduzierung des Brandrisikos darge- stellt und die Sicherheit von Rettungs- kräſten und Feuerwehren im Einsatz be- leuchtet. Ziel ist es, auf allen Ebenen – von der Planung über die Auswahl der Produkte, die Installation und den Netz- anschluss mit Abnahme bis zum dauer- haſten Betrieb – und selbst im Scha- densfall ein größtmögliches Maß an Si- cherheit zu schaffen, um Photovoltaik als verlässliches Element einer zukunſts- fähigen Energieversorgung zu etablie- ren. Deutschland ist hierbei insbesonde- re wegen der breiten und langjährigen Erfahrung beim Einsatz von Solarenergie zur Stromerzeugung ein wichtiger inter- nationaler Leitmarkt. TÜV Rheinland und das Fraunhofer ISE haben das Forschungsprojekt zum vor- beugenden Brandschutz bei PV-Anlagen seit 2011 durchgeführt. Weitere Partner des Projekts waren u. a. die Branddirek- tion München, Energiebau Solarsyste- me, die Deutsche Gesellschaſt für Son- nenenergie (DGS), Currenta sowie die Berner Fachhochschule. Die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts fließen auch in die kontinuierliche Weiterentwicklung des bestehenden Dienstleistungsange- bots zur Qualitätssicherung von PV- Kraſtwerken des Fraunhofer ISE ein. Da- mit wird sichergestellt, dass die Prozedu- ren zur umfassenden Qualitätssicherung von der Planung bis zum laufenden Be- trieb eines Kraſtwerks dem aktuellen Stand der Wissenschaſt entsprechen. Weitere Informationen unter: www.pv-brandsicherheit.de Quelle: http://s.fhg.de/DA7 Bauen mit Öko-Materialien: Energy Globe für Azra Korjenic Wie man mit natürlichen Materialien wet- terfeste und dauerhafte Gebäude baut, wird in einem Versuchshaus an der TU Wien erforscht. Azra Korjenic erhält dafür den „Energy Globe Wien 2015“. Es geht auch ohne Beton und Kunststof- fe. Man kann ein Haus ausschließlich mit natürlichen Materialien bauen. Wie das am besten funktioniert, erforscht Prof. Azra Korjenic von der TU Wien. Im dritten Wiener Gemeindebezirk wurde ein Test- gebäude (Öko-Prüfstand) errichtet, in dem unterschiedliche Bautechnologien ausprobiert werden. Das ganze Jahr über werden dort mit Sensoren Messdaten gesammelt, um herauszufinden, welche Technologien und welche Materialien sich am besten bewähren. Das Projekt wurde am 14. April mit dem „Energy Glo- be Wien 2015“ ausgezeichnet. Azra Korjenic © Florian Wieser Der Öko-Prüfstand der TU Wien wird errichtet. © TU Wien Der Öko-Prüfstand der TU Wien im dritten Wiener Gemeindebezirk. © TU Wien Umweltbewusst und dauerhaft „Viele Leute wollen heute auf umwelt- freundliche Weise bauen“, sagt Azra Kor- jenic. „Doch viele haben immer noch Be- denken, ob natürliche Materialien wie etwa Stroh tatsächlich langfristig haltbar sind.“ Baumaterialien könnten zu viel Feuchtigkeit aufnehmen und zu schim- meln oder verrotten beginnen, ihre Sta- bilität oder ihre Dämmfähigkeit verlieren. An der TU Wien untersucht man daher, wie man natürliche Materialien einset- zen muss, um Dauerhaſtigkeit, Fehlerto- leranz und höchsten Wohnkomfort si- cherzustellen. Im dritten Wiener Gemeindebezirk wur- de ein kleines Testgebäude errichtet, das ausschließlich aus natürlichen Ma- terialien besteht. Die Tragkonstruktion ist aus Holz, gedämmt und ausgefacht wird mit Strohballen, für die Wände wur- de Lehm und Kalk eingesetzt. Die Fassa- de wird teilweise mit Pflanzen begrünt – Azra Korjenic konnte bereits in einem anderen Forschungsprojekt zeigen, dass diese Maßnahme das Wohnklima im Haus verbessert. Auch ein innovatives Photovoltaik-System wird getestet, das gemeinsam mit Fassadenbegrünung eingesetzt wird: Ein Teil des Lichts wird von der Photovoltaikanlage zur Stromer- zeugung genutzt, der Rest dringt hin- durch und kommt den Pflanzen dahinter zugute.

Bauen mit Öko-Materialien: Energy Globe für Azra Korjenic · 52 Kurzbericht as aorschng 3 4 2015 FORSCHUNG AKTUELL Sensoren in der Gebäudewand „Wir haben eine Vielzahl von Sensoren

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513 | 4 | 2015 Kurzberichte aus der Bauforschung

FORSCHUNG AKTUELL

den gibt Auskunft zur Bewertung mögli-cher Brandrisiken, die durch eine PV-An-lage selbst oder auch fremdbedingt sein können. Ferner werden Möglichkeiten zur Reduzierung des Brandrisikos darge-stellt und die Sicherheit von Rettungs-kräften und Feuerwehren im Einsatz be-leuchtet. Ziel ist es, auf allen Ebenen – von der Planung über die Auswahl der Produkte, die Installation und den Netz-anschluss mit Abnahme bis zum dauer-haften Betrieb – und selbst im Scha-densfall ein größtmögliches Maß an Si-cherheit zu schaffen, um Photovoltaik als verlässliches Element einer zukunfts-fähigen Energieversorgung zu etablie-ren. Deutschland ist hierbei insbesonde-re wegen der breiten und langjährigen Erfahrung beim Einsatz von Solarenergie zur Stromerzeugung ein wichtiger inter-nationaler Leitmarkt.TÜV Rheinland und das Fraunhofer ISE haben das Forschungsprojekt zum vor-beugenden Brandschutz bei PV-Anlagen seit 2011 durchgeführt. Weitere Partner des Projekts waren u. a. die Branddirek-tion München, Energiebau Solarsyste-me, die Deutsche Gesellschaft für Son-nenenergie (DGS), Currenta sowie die Berner Fachhochschule. Die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts fließen auch in die kontinuierliche Weiterentwicklung des bestehenden Dienstleistungsange-bots zur Qualitätssicherung von PV-Kraftwerken des Fraunhofer ISE ein. Da-mit wird sichergestellt, dass die Prozedu-ren zur umfassenden Qualitätssicherung von der Planung bis zum laufenden Be-trieb eines Kraftwerks dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen.Weitere Informationen unter: www.pv-brandsicherheit.de

Quelle: http://s.fhg.de/DA7

Bauen mit Öko-Materialien: Energy Globe für Azra Korjenic

Wie man mit natürlichen Materialien wet-terfeste und dauerhafte Gebäude baut, wird in einem Versuchshaus an der TU Wien erforscht. Azra Korjenic erhält dafür den „Energy Globe Wien 2015“.Es geht auch ohne Beton und Kunststof-fe. Man kann ein Haus ausschließlich mit natürlichen Materialien bauen. Wie das am besten funktioniert, erforscht Prof. Azra Korjenic von der TU Wien. Im dritten

Wiener Gemeindebezirk wurde ein Test-gebäude (Öko-Prüfstand) errichtet, in dem unterschiedliche Bautechnologien ausprobiert werden. Das ganze Jahr über werden dort mit Sensoren Messdaten gesammelt, um herauszufinden, welche Technologien und welche Materialien sich am besten bewähren. Das Projekt wurde am 14. April mit dem „Energy Glo-be Wien 2015“ ausgezeichnet.

Azra Korjenic © Florian Wieser

Der Öko-Prüfstand der TU Wien wird errichtet. © TU Wien

Der Öko-Prüfstand der TU Wien im dritten Wiener Gemeindebezirk. © TU Wien

Umweltbewusst und dauerhaft„Viele Leute wollen heute auf umwelt-freundliche Weise bauen“, sagt Azra Kor-jenic. „Doch viele haben immer noch Be-denken, ob natürliche Materialien wie etwa Stroh tatsächlich langfristig haltbar sind.“ Baumaterialien könnten zu viel Feuchtigkeit aufnehmen und zu schim-meln oder verrotten beginnen, ihre Sta-bilität oder ihre Dämmfähigkeit verlieren. An der TU Wien untersucht man daher, wie man natürliche Materialien einset-zen muss, um Dauerhaftigkeit, Fehlerto-leranz und höchsten Wohnkomfort si-cherzustellen.Im dritten Wiener Gemeindebezirk wur-de ein kleines Testgebäude errichtet, das ausschließlich aus natürlichen Ma-terialien besteht. Die Tragkonstruktion ist aus Holz, gedämmt und ausgefacht wird mit Strohballen, für die Wände wur-de Lehm und Kalk eingesetzt. Die Fassa-de wird teilweise mit Pflanzen begrünt – Azra Korjenic konnte bereits in einem anderen Forschungsprojekt zeigen, dass diese Maßnahme das Wohnklima im Haus verbessert. Auch ein innovatives Photovoltaik-System wird getestet, das gemeinsam mit Fassadenbegrünung eingesetzt wird: Ein Teil des Lichts wird von der Photovoltaikanlage zur Stromer-zeugung genutzt, der Rest dringt hin-durch und kommt den Pflanzen dahinter zugute.

52 Kurzberichte aus der Bauforschung 3 | 4 | 2015

FORSCHUNG AKTUELL

Sensoren in der Gebäudewand„Wir haben eine Vielzahl von Sensoren eingebaut und können überall in der Fas-sade wichtige Parameter wie Wärme-strom, Temperatur oder Feuchtigkeit je-derzeit genau messen“, sagt Korjenic. „Damit lässt sich auch sagen, ob die ein-gesetzten Materialien auf Dauer haltbar sind, oder ob man Probleme erwarten muss, etwa weil sich irgendwo zu viel Feuchtigkeit ansammelt.“Die ersten Ergebnisse sind sehr vielver-sprechend: „Das Bio-Haus funktioniert perfekt“, sagt Korjenic. „Wir wollen mit diesem Projekt zeigen, dass sich eine ökologische Bauweise bestens bewährt, wenn man sie richtig einsetzt.“ Natürlich hat diese Bauweise auch ihre Grenzen, und genau diese Grenzen sollen mit Hilfe des Öko-Prüfstandes der TU Wien aus-gelotet werden. Man erwartet sich durch die Messungen ein detailliertes Ver-ständnis über das Potenzial der unter-schiedlichen Materialien und Technolo-gien, sodass man in Zukunft genau sa-gen kann, welche Maßnahmen bei wel-chen Anforderungen sinnvoll sind. „Wenn man in Zukunft ein ökologisch vorbildliches Haus bauen will, soll man sich nicht auf das Bauchgefühl verlassen müssen, sondern genau wissen, was zu tun ist“, sagt Korjenic. Mit dem Öko-Prüfstand und den Bau-technologien und Systemen, die dort verwendet werden, befassen sich auch drei von Azra Korjenic betreute Disserta-tionen.Die Materialien/Fassaden-, Dach- und Putzsysteme für die Errichtung des Öko-Freiland-Prüfstandes  wurden gratis von österreichischen Firmen zu Verfügung gestellt, da die Wirtschaft extrem großes Interesse an den Ergebnissen der Unter-suchungen hat. Folgende Sponsoren ha-ben das ermöglicht: Longin, Seca, Frischeis, ATB-Becker Photovoltaik GmbH, Sand & Lehm, Internorm, Opti-grün, Baumit, Dämmwool, Isover, Diffu-POR GmbH und Fa. Velux.

Quelle: http://s.fhg.de/Tv2

Rund statt eckig: TU Wien entwi-ckelt Energiespar-Asphalt

Für den Straßenbau braucht man viel Energie. An der TU Wien wurden neue Gussasphalt-Mischungen entwickelt, die

sich bei deutlich niedrigerer Temperatur verarbeiten lassen.Ohne Hitze geht es nicht. Erst bei 220 bis 250 Grad wird Gussasphalt flüssig genug um ihn auf der Straße verarbeiten zu können. Die Energie, die alleine in Öster-reich jährlich für die Asphaltproduktion benötigt wird, entspricht der Jahrespro-duktion eines mittleren Flusskraftwerks. An der TU Wien versucht man daher, Gussasphalte zu entwickeln, die sich be-reits bei niedrigeren Temperaturen verar-beiten lassen. Wie man nun feststellte, spielt die Form der verwendeten Steine eine entscheidende Rolle. Auch mit der Beimengung von Wachs kann man As-phalt energiesparender herstellen, ohne seine Eigenschaften negativ zu beein-flussen.

Rundes Gestein für den Asphalt ... © TU Wien

... oder eckiges Gestein? © TU Wien

Walzen oder gießenUnsere Straßen bestehen großteils aus Walzasphalt, der mit schweren Maschi-nen verdichtet wird. Oft ist das aber nicht möglich, etwa auf Brücken, bei schma-len Gehsteigen oder engen Baustellen in der Stadt. Dort verwendet man Gussas-phalt, der dünnflüssiger ist und nicht mehr nachgewalzt werden muss. „Der Einsatz von Gussasphalt ist ganz beson-ders energieaufwändig, weil er nur bei sehr hohen Temperaturen gut fließt“, er-klärt Bernhard Hofko vom Institut für

Verkehrswissenschaften der TU Wien. „Wir forschen daher an besseren As-phalt-Rezepturen, die beim Straßenbau Energie sparen helfen.“

Runde Steine sparen EnergieWie sich bei den Messungen an der TU Wien herausstellte, spielt die Form der verwendeten Steine eine wichtige Rolle. „Bei Walzasphalt muss man auf jeden Fall kantige Körner verwenden“, sagt Bernhard Hofko. „Nur dann können sich beim Walzen die Steinchen ineinander verzahnen und für die nötige Stabilität sorgen.“ Bei Gussasphalt ist das er-staunlicherweise nicht nötig. Er hat auch bei der Verwendung runder Steine die-selben Festigkeitseigenschaften. Aller-dings fließt Asphalt mit runden Steinen besser und muss daher nicht so hoch erhitzt werden.„Bisher wurde auch für Gussasphalt Kantkorn verwendet. Stattdessen Rund-körner zu verwenden bringt allerdings bei Gussasphalt gleich einen doppelten Vorteil“, sagt Bernhard Hofko. „Man senkt damit nicht nur den Energiebedarf, sie sind außerdem auch noch billiger.“ Kantige Körner müssen in Steinbrüchen gewonnen werden, Rundkörner hinge-gen kann man aus Kiesgruben gewin-nen.

Noch besser durch WachsDen Preisvorteil durch die Verwendung runder Steine kann man nun in eine zu-sätzliche Zutat investieren: Man kann dem Asphalt etwas Wachs beimischen. Dadurch verbessert sich sein Fließver-halten noch einmal. Man bekommt dann um dasselbe Geld eine Asphaltmi-schung, die sich bereits bei Temperatu-ren deutlich unter 200 Grad verarbeiten lässt. Das spart Energie und senkt die für ArbeitnehmerInnen belastenden Dämp-fe und Aerosole um bis zu 80 %. An der TU Wien werden umfangreiche Studien über die Haltbarkeit der unter-schiedlichen Asphaltmischungen durch-geführt. „Der Asphalt muss auch in der Sommerhitze hart genug bleiben um der Belastung standzuhalten, und im Winter dürfen keine Risse entstehen“, erklärt Hofko. „Unsere neuen Energiespar-Mi-schungen haben genauso gute Eigen-schaften wie herkömmlicher Asphalt.“ Aufgrund der vielversprechenden Labor-messwerte steht nun der nächste Schritt bereits bevor: Gemeinsam mit Industrie-