Upload
trannguyet
View
216
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Bauernregeln wissenschaftlich betrachtet: Untersuchung empirischer Witterungs-
und Klimaregeln in den Regionen Oststeiermark und Graz
Michael Moser
Oktober 2006
Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel
Karl-Franzens-Universität Graz
Wissenschaftlicher Bericht Nr. 11-2006
Das Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel vereint als interdisziplinäres und international orientiertes Forschungszentrum die Kompetenzen der Karl-Franzens-Universität Graz im Forschungsbereich "Klimawandel, Umweltwandel und Globaler Wandel". Forschungsgruppen und ForscherInnen aus Bereichen wie Geo- und Klimaphysik, Meteorologie, Volkswirtschaftslehre, Geographie und Regionalforschung arbeiten in unmittelbarer Campus-Nähe unter einem Dach zusammen. Gleichzeitig werden mit vielen KooperationspartnerInnen am Standort, in Österreich und international enge Verbindungen gepflegt. Das Forschungsinteresse erstreckt sich dabei von der Beobachtung, Analyse, Modellierung und Vorhersage des Klima- und Umweltwandels über die Klimafolgenforschung bis hin zur Analyse der Rolle des Menschen als Mitverursacher, Mitbetroffener und Mitgestalter dieses Wandels. Das Zentrum für rund 30 ForscherInnen wird vom Geophysiker Gottfried Kirchengast geleitet; führender Partner und stellvertretender Leiter ist Volkswirt Karl Steininger. (genauere Informationen unter www.wegcenter.at) Der vorliegende Bericht wurde im Rahmen einer im September 2006 fertig gestellten Diplomarbeit erarbeitet.
Alfred Wegener (1880-1930), Namensgeber des Wegener Zentrums und Gründungsinhaber des Geophysik-Lehrstuhls der Universität Graz (1924-1930), war bei seinen Arbeiten zur Geophysik, Meteorologie und Klimatologie ein brillianter, interdisziplinär denkender und arbeitender Wissenschaftler, seiner Zeit weit voraus. Die Art seiner bahnbrechenden Forschungen zur Kontinentaldrift ist großes Vorbild — seine Skizze zu Zusammenhängen der Kontinente aus Spuren einer Eiszeit vor etwa 300 Millionen Jahren als Logo-Vorbild ist daher steter Ansporn für ebenso mutige wissenschaftliche Wege: Wege entstehen, indem wir sie gehen (Leitwort des Wegener Center).
Wegener Center Verlag • Graz, Austria © 2006 Alle Rechte vorbehalten. Auszugsweise Verwendung einzelner Bilder, Tabellen oder Textteile bei klarer und korrekter Zitierung dieses Berichts als Quelle für nicht-kommerzielle Zwecke gestattet. Verlagskontakt bei allen weitergehenden Interessen: [email protected].
ISBN-10 3-9502126-8-X ISBN-13 978-3-9502126-8-6
Oktober 2006 Kontakt: Mag. Michael Moser [email protected] Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel Karl-Franzens-Universität Graz Leechgasse 25 8010 Graz, Austria www.wegcenter.at
Bauernregeln wissenschaftlich betrachtet: Untersuchung empirischer Witterungs- und
Klimaregeln in den Regionen Oststeiermark und Graz
Michael Moser
Diplomarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades eines
Magisters der Naturwissenschaften
an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der
Karl-Franzens-Universität Graz
Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel und
Institutsbereich Geophysik, Astrophysik und Meteorologie
Betreuer:
Univ.-Prof. Mag. Dr. Gottfried Kirchengast
Mitbetreuung: Mag. Dr. Ulrich Foelsche
Der vorliegende Bericht ist eine leicht modifizierte Version der im September
2006 an der Universität Graz fertig gestellten Diplomarbeit.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ DANKSAGUNG
i
Danksagung Der größte Dank richtet sich an meinen Eltern, Waltraud und Friedrich Moser, die mir meine
Ausbildung ermöglicht und mich mein ganzes Studium lang unterstützt haben. Danke für euer
Verständnis, eure Liebe und den Glauben an mich. Ein weiterer Dank gilt meiner Schwester,
Christina Moser, die mir in etlichen Situationen mit ihren Aufmunterungen geholfen hat. An
dieser Stelle möchte ich mich auch bei meinen Großeltern und bei meinen übrigen
Verwandten für ihre Unterstützung bedanken.
Während meines Studiums haben mich viele Freunde auf meinem Weg begleitet. Namentlich
bedanken möchte ich mich hier bei meinen Mitbewohnern Harry, Krisi und Daniel, die mit
Witz und Charme jede Menge Abwechslung in den universitären Alltag gebracht haben.
Weiters möchte ich Univ.-Prof. Mag. Dr. Gottfried Kirchengast meinen Dank aussprechen,
der die Arbeit vorgeschlagen und betreut hat und mir als Betreuer die Möglichkeit gegeben
hat, diese als Wegener Center Diplomand zu schreiben. An dieser Stelle möchte ich mich
auch bei allen MitarbeiterInnen des Wegener Centers für ihre Hilfe und Unterstützung
danken. Besonders sei Mag. Thomas Kabas gedankt, der mir mit seinen Ausführungen und
Hilfestellungen, speziell im Bereich der Datenanalyse, sehr geholfen hat. Weiters möchte ich
mich auch bei Mag. Dr. Ulrich Foelsche für sein Korrekturlesen und seine Ko-Betreuung
bedanken.
Ein weiterer Dank richtet sich an die MitarbeiterInnen der Zentralanstalt für Meteorologie und
Geodynamik (ZAMG) und der Bundesanstalt Statistik Österreich (Statistik Austria) für das
Bereitstellen sämtlicher meteorologischer und landwirtschaftlicher Datensätze, die für die
Ausarbeitung dieser Studie benötigt wurden.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ INHALTSVERZEICHNIS
iii
Inhaltsverzeichnis
ZUSAMMENFASSUNG...............................................................................................1
ABSTRACT..................................................................................................................2
EINLEITUNG................................................................................................................3
1 BAUERNREGELN .............................................................................................. 5
1.1 Die Gregorianische Kalenderreform..................................................................................................... 6
1.2 Empirische Wetter- und Klimavorhersagen ........................................................................................ 6 1.2.1 Wetterregeln......................................................................................................................................... 6 1.2.2 Witterungsregeln.................................................................................................................................. 7 1.2.3 Ernteregeln........................................................................................................................................... 7 1.2.4 Kalendergebundene Klimaregeln......................................................................................................... 9 1.2.5 Tier- und Pflanzenregeln...................................................................................................................... 9 1.2.6 Populärregeln ..................................................................................................................................... 10 1.2.7 Scherzregeln....................................................................................................................................... 10
2 DAS UNTERSUCHUNGSGEBIET.................................................................... 13
2.1 Gliederung der Steiermark .................................................................................................................. 13
2.2 Klima der Steiermark........................................................................................................................... 16 2.2.1 Witterungszüge der Steiermark.......................................................................................................... 17
3 DATENGRUNDLAGE....................................................................................... 21
3.1 Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ..................................................................... 21
3.2 Der StartClim Datensatz ...................................................................................................................... 21
3.3 Ausgewählte Stationen ......................................................................................................................... 26 3.3.1 Bad Gleichenberg............................................................................................................................... 26 3.3.2 Fürstenfeld ......................................................................................................................................... 26 3.3.3 Gleisdorf ............................................................................................................................................ 26 3.3.4 Graz-Universität, Graz-Flughafen...................................................................................................... 29
3.4 Messfehler – Probleme bei der Datenaufbereitung............................................................................ 30 3.4.1 Systematische Messfehler .................................................................................................................. 30
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ INHALTSVERZEICHNIS
iv
3.4.2 Datenlücken und Ausreißer................................................................................................................ 31 3.4.3 Mittelwertbildung .............................................................................................................................. 33 3.4.4 Stationsverlegungen ........................................................................................................................... 35
3.5 Landwirtschaftliche Produktionsdaten............................................................................................... 36 3.5.1 Obstproduktion .................................................................................................................................. 37 3.5.2 Weinproduktion ................................................................................................................................. 38 3.5.3 Getreideproduktion ............................................................................................................................ 40
4 TRENDANALYSE............................................................................................. 43
4.1 Trenddefinition ..................................................................................................................................... 43 4.1.1 Der lineare Trend ............................................................................................................................... 44 4.1.2 Der relative Trend .............................................................................................................................. 46
4.2 Vorgehensweise ..................................................................................................................................... 48 4.2.1 Der gleitende Trend ........................................................................................................................... 50 4.2.2 Der gleitende Trend der Erntedaten ................................................................................................... 53
5 DIE BEFRAGUNG DER LANDWIRTE ............................................................. 55
5.1 Psychologische Aspekte ........................................................................................................................ 55
5.2 Die Auswertung..................................................................................................................................... 56
6 DER HYPOTHESENTEST ................................................................................ 59
6.1 Der χ2-Test ............................................................................................................................................. 61
7 ERGEBNISSE................................................................................................... 63
7.1 Methodenbibliothek.............................................................................................................................. 63 7.1.1 Lostage............................................................................................................................................... 63 7.1.2 Monate ............................................................................................................................................... 65 7.1.3 Landwirtschaftliche Produktionsdaten............................................................................................... 66 7.1.4 Weitere Kriterien ............................................................................................................................... 66 7.1.5 Beispiel und beispielhafte Interpretation............................................................................................ 66
7.2 Witterungs- und Kalendergebundene Klimaregeln........................................................................... 69
7.3 Ernteregeln............................................................................................................................................ 91
7.4 Populärregeln...................................................................................................................................... 111
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ INHALTSVERZEICHNIS
v
7.5 Signifikante Regeln............................................................................................................................. 127
7.6 Expertenvergleich ............................................................................................................................... 138
8 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK .......................................................141
9 QUELLENVERZEICHNIS ................................................................................143
9.1 Literaturverzeichnis ........................................................................................................................... 143
9.2 Internetverzeichnis ............................................................................................................................. 145
9.3 Abbildungsverzeichnis........................................................................................................................ 147
9.4 Tabellenverzeichnis ............................................................................................................................ 150
10 ANHANG ......................................................................................................153
10.1 Fragebogen an ortansässige Experten............................................................................................... 153
10.2 Tabelle χ2-Verteilung .......................................................................................................................... 159
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ ZUSAMMENFASSUNG
1
Zusammenfassung Wissenschaftliche Studien zur Vorhersagekraft von empirischen Witterungs- und Klimaregeln
(„Bauernregeln“) sind bisher rar. In der vorliegenden Arbeit werden ausgewählte
Bauernregeln auf ihren Wahrheitsgehalt in der Oststeirischen und Grazer Region geprüft.
Im deutschsprachigen Raum gibt Vorläuferstudien, wobei jedoch die gewählten
Auswertungsmethoden und Vorgehensweisen in der vorliegenden Untersuchung deutlich
verbessert sind. In der vorliegenden Studie wird auf die rasanten Änderungen der
klimatischen Verhältnisse im Laufe der letzten Jahrzehnte Rücksicht genommen, indem
Methoden der Trendberechnung und Trendentfernung in die Auswertung eingebunden
werden. Um eine Tendenz zu erlangen, welche Regeln eine hohe subjektive Zustimmung oder
eine starke Ablehnung im Untersuchungsgebiet haben, wurde ein umfangreicher Fragebogen
mit einer großen Zahl bekannter Bauernregeln von wettererfahrenen Experten der Region
bewertet und daraufhin eine Auswahl von Regeln genau studiert. Bevor die Ergebnisse
diskutiert werden, wird noch auf die Datengrundlage eingegangen. Um die Aussagekraft der
Auswertungen deutlicher zu machen, wurde bei allen Ergebnissen ein Hypothesentest
durchgeführt. Witterungs- und Ernteregeln, die laut Analyse einen hohen oder niedrigen
Wahrheitsgehalt (auf Basis statistischer Signifikanz) besitzen, werden daraufhin noch
zusätzlich mit anderen, strengeren Kriterien geprüft.
Die gewonnenen Resultate zeigen schließlich, dass nur ein kleiner Teil der Auswertungen der
Bauernregeln und Populärregeln zu signifikanten Ergebnissen führen. Meistens gibt es den
von der Vorhersage prognostizierten Zusammenhang zwischen der Ausgangs- und
Zielsituation nicht. Es gibt 4 von insgesamt 26 ausgewerteten klassischen Bauernregeln, die
eine hohe Eintrittshäufigkeit (mit statistischer Signifikanz > 90%) in den letzten 40 Jahren
aufweisen, die im Folgenden angeführt werden:
- Gib auf Ägidien (1. September) wohl acht, er sagt dir was der Monat macht
- Elisabeth (19. November) sagt an, was der Winter für ein Mann
- Septemberregen - dem Bauern Segen, dem Winzer Gift, wenn er ihn trifft
- Aprilregen verheißt viel Segen
Dem gegenüber gibt es 4 Auswertungen, die das genaue Gegenteil des Sachverhalts der
betrachteten Regel bestätigen. Eine Änderung der Auswertungsmethoden wirkt sich auf die
Eintrittshäufigkeiten jener signifikanten Regeln aus, die sich auf Lostage beziehen. Von 5
Regeln haben 3 ihre positive bzw. negative Signifikanz beibehalten. Zum Schluss der Arbeit
werden die aus der Untersuchung resultierenden objektiven Tendenzen der signifikanten
Regeln mit den subjektiven Beurteilungen der regionalen Experten verglichen.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ ABSTRACT
2
Abstract Scientific studies concerning the forecast skill of empirical rules of weather and climate
conditions (“Bauernregeln” – weather maxims) are rare so far. This thesis examines selected
weather maxims according to their validity in the Austrian region of Eastern Styria and Graz.
This thesis advances considerably upon previous studies that have already been carried out in
the German speaking area, concerning both the approach and methods of analysis. This study
takes into account the rapid changes of climatic conditions over the past few decades by
including various methods of computing and removing trends into its analysis. A
comprehensive questionnaire containing a great number of well-known weather maxims is
analysed by well-versed experts of the region (experienced farmers) in order to derive a
tendency as to which rules receive a high subjective confirmation and which have a strong
refusal in the region under investigation. Based on this, a selection of rules is studied in detail.
Prior to a discussion of the results, the general data basis is also described. A statistical
hypothesis test is conducted for all results in order to reveal the significance of the
evaluations. Those rules that are found to have a high or low validity (based on statistical
significance) according to the analysis are additionally tested with further more strict criteria.
The results indicate that only a small part of the evaluations of weather maxims lead to
significant results. In most cases, the expected connection between the initial and the final
situation does not, in fact, exist. However, four out of the 26 weather maxims analysed have
held a high occurrence probability (with statistical signigicance > 90%) over the past 40
years. These are (in German):
- Gib auf Ägidien (1. September) wohl acht, er sagt dir was der Monat macht
- Elisabeth (19. November) sagt an, was der Winter für ein Mann
- Septemberregen - dem Bauern Segen, dem Winzer Gift, wenn er ihn trifft
- Aprilregen verheißt viel Segen
In contrast to this, four analyses support the exact opposite of the forecast of the rules in
question (negative significance). A change of methods of analysis has an effect on the
occurrence probability of those significant rules that refer to Lostage. Three out of five such
rules have retained their respective positive or negative significance. To conclude the thesis,
the objective tendencies of the significant rules resulting from the scientific analysis are
compared to the subjective evaluations of the regional experts.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ EINLEITUNG
3
Einleitung Das Wettergeschehen ist als bedeutender Umweltfaktor für uns Menschen schon immer von
regem Interesse gewesen, obwohl die physikalischen Aspekte lange Zeit nicht bekannt waren.
Da es vor allem Bauern waren, deren Existenzen vom Wettercharakter abhängig waren, ist es
nicht verwunderlich, dass sie ein besonderes Augenmerk auf das Wettergeschehen legten. Die
daraus gewonnenen Beobachtungen wurden in Form von Reimen, den Bauernregeln,
festgehalten und über Generationen bis zur heutigen Zeit weitergegeben.
Die Idee der vorliegenden Arbeit war es, den Wahrheitsgehalt von Bauernregeln im
Oststeirischen und Grazer Raum zu prüfen. Zusätzlich zu klassischen Witterungs-, Klima-
und Ernteregeln werden auch Populärregeln, in Form von Wochenendregeln, bearbeitet. Mit
Hilfe eines umfangreichen Fragebogens interessanter Bauernregeln wird eine Auswahl von
Regeln für die genauere Studie ermittelt. Nicht bearbeitet wurde die Frage, ob manche
Witterungs- und Ernteregeln in einem gleichmäßigen Jahresabstand vorkommen, oder ob die
klimatischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte Auswirkungen auf die Anzahl der
Eintrittsjahre haben.
Die vorliegende Studie ist in zehn Abschnitte gegliedert, wovon das erste Kapitel auf die
Geschichte und Gliederung der Bauernregeln eingeht. Im zweiten Abschnitt wird das
Untersuchungsgebiet Oststeiermark und Graz näher vorgestellt und naturräumlich und
klimatisch gegliedert.
Im dritten Kapitel werden die Datengrundlage und die damit verbundenen Probleme der
Datenaufbereitung bearbeitet. Des Weiteren werden die einzelnen Messstationen des
Untersuchungsgebiets kurz beschrieben. Neben den einzelnen Klimaparametern werden auch
die landwirtschaftlichen Produktionsdaten vorgestellt. Der darauffolgende vierte Abschnitt
geht auf die Trenddefinition, die Berechnung des gleitenden Trends und dessen Interpretation
ein.
Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit der Befragung von Landwirten der Region als
Experten in Sachen Bauernregeln. Unter Berücksichtigung psychologischer Aspekte wird
gezeigt, wie der Fragebogen aufgebaut ist und wie er ausgewertet wird. Abschließend wird
eine Liste jener Bauernregeln gezeigt, die in der Studie bearbeitet werden. Das sechste Kapitel
geht auf den angewendeten Hypothesentest (im Speziellen den χ2-Test) ein und beschreibt die
notwendigen Signifikanzgrenzen.
Im siebenten Abschnitt werden die gewonnenen Ergebnisse präsentiert. Zuerst beschreibt eine
Methodenbibliothek die verschiedenen Auswertungsmethoden. Daraufhin werden die
Ergebnisse der Witterungs-, Ernte- und Populärregeln dargestellt. Im zweiten Teil des
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ EINLEITUNG
4
Kapitels werden die signifikanten Regeln ein zweites Mal mit strengeren Kriterien untersucht.
Abgeschlossen wird das Kapitel mit dem Vergleich der aus der Untersuchung resultierenden
statistisch objektiven Tendenzen der signifikanten Regeln mit der subjektiven Beurteilung der
Experten.
Vor Angabe des Quellenverzeichnisses und dem Anhang werden eine Zusammenfassung und
ein Ausblick zu möglichen Weiterführungen der Arbeit gegeben.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 1. BAUERNREGELN
5
1 Bauernregeln Dieses einführende Kapitel orientiert sich größtenteils an der Arbeit von MAHLBERG 2003,
in der die Bauernregeln aufgegliedert und näher beschrieben werden. Zusätzlich wurden diese
dann mit Hilfe der Messreihe von Berlin Dahlem (1908 bis 1987) für den Berliner Raum
ausgewertet.
Das Wettergeschehen ist als bedeutender Umweltfaktor für uns Menschen schon immer von
regem Interesse gewesen, obwohl die physikalischen Aspekte lange Zeit nicht bekannt waren.
Der frühzeitliche Mensch zum Beispiel sah in den Himmelserscheinungen das Wirken der
Götter. Die Wetterbeobachtung resultierte aus dem Bedürfnis, den Willen der Götter zu
ergründen und die eigene Zukunft vorherzusagen. Das erste Mal, dass in einer Kultur
meteorologische Gesetzmäßigkeiten in Form von Bauernregeln zur Sprache kamen, gab es im
alten Griechenland und Rom.
Die sog. Bauernregeln basieren auf langjährig gesammelten Beobachtungen von Bauern über
das Wetter. Da gerade sie auf das Wetter angewiesen waren und sind, ist es nicht
verwunderlich, dass sie Jahrhunderte lang ihre Beobachtungen in Form von Reimen, den
"Bauernregeln" festhielten. Man kann sagen, dass Bauernregeln vor allem in Skandinavien,
Mittel- und Westeuropa, auf dem Balkan, Spanien, Portugal, oder auch in Brasilien und bei
den Indianern Nordamerikas bekannt sind. Allgemein können die Bauernregeln in folgende
Gruppen gegliedert werden:
• Wetterregeln
• Witterungsregeln
• Ernteregeln
• Kalendergebundene Klimaregeln
• Tier- und Pflanzenregeln
Weiters gibt es Populär- und Scherzregeln (Kap. 1.2.6 und Kap. 1.2.7), die aber keine
Bauernregeln im engeren Sinn sind. Bei der Betrachtung, Interpretation und Anwendung
sämtlicher empirischer Wettervorhersagen muss bedacht werden, dass es im 16. Jahrhundert
die Gregorianische Kalenderreform gegeben hat.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 1. BAUERNREGELN
6
1.1 Die Gregorianische Kalenderreform
Die Einheiten aller Kalender sind Tag, Monat, Jahr. Im Prinzip sollte ein Kalender immer
dem tropischen Jahr angepasst sein. Das tropische Jahr ist definiert durch den Umlauf von
Frühlingspunkt zu Frühlingspunkt, welcher den Schnittpunkt zwischen Sonnenbahn (Ekliptik)
und Äquator zu Frühlingsbeginn (21. März) als Ort der Sonne darstellt und die Jahreszeiten
bestimmt.
Die ersten Kalender im alten Ägypten waren Sonnenkalender mit einem Jahr von 365 Tagen.
Da das tatsächliche Sonnenjahr aber etwa um einen viertel Tag länger dauert, wurde der
Kalender von J. Cäsar im Jahre 46 v. Chr. reformiert: Das Jahr hat 365 Tage und alle vier
Jahre gibt es ein Schaltjahr zu 366 Tagen (Julianischer Kalender). Dadurch wurde das Jahr
aber um etwa 11 Minuten länger als das tropische Jahr. Das führte bis zum 16. Jahrhundert zu
einem beträchtlichen Fehler von 10 Tagen. Gelöst wurde das Problem mit der
Gregorianischen Kalenderreform nach Papst Gregor XIII: Auf den 4.10.1582 folgte der
15.10.1582. Das Jahr hat 365 Tage und alle vier Jahre folgt ein Schaltjahr unter der
Berücksichtigung, dass volle Jahrhunderte nur dann ein Schaltjahr sind, sofern sie durch 400
ohne Rest teilbar sind.
Aufgrund der Kalenderreform müssten alle Bauernregeln (hier im Speziellen alle Regeln die
Lostage beinhalten) um 10 Tage verschoben werden, sofern sie vorgregorianisch entstanden
sind. Grundsätzlich ist bei keiner der vorliegenden Regeln die Entstehungszeit bekannt.
Andererseits ist meistens nicht der Lostag alleine entscheidend, sondern eine gewisse
Zeitspanne um diesen Tag. Dadurch wird die Auswirkung der Kalenderreform auf die Regeln
wieder etwas relativiert (vgl. HANSLMEIER 2002).
1.2 Empirische Wetter- und Klimavorhersagen
1.2.1 Wetterregeln
Ziehen die Wolken dem Wind entgegen, gibt’s am anderen Tage Regen
Bei dieser Art von Regeln wird vom gerade vorhandenen Wetterzustand ausgegangen, um auf
den weiteren Wetterablauf zu schließen. Indikatoren für solche Schlussfolgerungen sind zum
Beispiel der Wind, die Wolken und der Nebel. Aufgrund von Beobachtungen war es unseren
Vorfahren möglich, diese Zusammenhänge zur kurzfristigen Wettervorhersage nutzbar zu
machen. So kann zum Beispiel eine gute Wolkenbeobachtung sehr hilfreich sein, um die
Wetterentwicklung für einige Stunden bzw. für einen ganzen Tag vorherzusagen.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 1. BAUERNREGELN
7
Auch bei dieser Art von Gesetzmäßigkeiten bleiben die physikalischen Zusammenhänge
verborgen, was aber nicht den Erfahrungsschatz der Bauern mindern soll.
Wetterregeln können für die Wetterabschätzung der nächsten Stunden recht erfolgreich sein.
Problematisch wird es nur, wenn das Wetter für einige Folgetage vorhergesagt werden soll.
Dafür gibt es aber auch Bauernregeln, wie der nächste Abschnitt zeigt.
1.2.2 Witterungsregeln
Regnet es am Siebenschläfertag (27. Juni), es noch sieben Wochen regnen mag
Die Witterung ist der Wettercharakter eines längeren Zeitraums. Witterungsregeln gehen vom
gegenwärtigen Wetterzustand aus, um das Wettergeschehen für die nächsten Wochen oder gar
Monate vorherzusagen.
Weil es sehr schwer ist, den atmosphärischen Zusammenhang, ähnlich wie bei den
Wetterregeln, zu durchschauen, muss darauf hingewiesen werden, dass Aussagen über den in
einigen Monaten zu erwarteten Wettercharakter nur mit Vorbehalt betrachtet werden sollen.
Bei dieser Kategorie von Regeln wird sichtbar, dass die Bezugspunkte überwiegend
kirchliche Festtage sind, so wie der Dreikönigstag (6. Jänner) oder Maria Lichtmess
(2.Februar). Diese Tage werden oft auch als Lostage bezeichnet, d.h. an ihnen soll sich das
Schicksal der Wetterentwicklung entscheiden. Es wäre an dieser Stelle falsch zu glauben, dass
die damaligen Bauern den Heiligen wetterbestimmende Kräfte zuschreiben wollten. Es waren
die kirchlichen Feiertage, die fest im bäuerlichen Gedächtnis verankert waren und den
Lebensrhythmus der Landwirte bestimmten. Das ist der wahre Grund, warum diese Tage als
Basis für die Witterungsregeln verwendet wurden.
Eine weitere Sonderheit bei den Witterungsregeln ist die Tatsache, dass man nicht nur den
Lostag alleine als Bezugspunkt nehmen darf. Sondern vielmehr soll das Wettergeschehen ein
bis zwei Tage vor und nach dem Lostag beobachtet werden, wenn es zur Anwendung der
jeweiligen Regel kommt.
1.2.3 Ernteregeln
Trockener März und feuchter April, das ist nach des Bauern Will
Die Ernte steht im Mittelpunkt des bäuerlichen Daseins, auch noch in der heutigen Zeit. Der
Ernteertrag einer Pflanze ist grundsätzlich von seinen genetischen Faktoren abhängig. Doch
können sich diese nur dann voll entfalten, wenn der Boden einerseits und das Klima
andererseits optimale Wachstumsbedingungen schaffen. Um hohe Erträge erzielen zu können,
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 1. BAUERNREGELN
8
setzt der Bauer seine ganze Kraft ein. Doch gegenüber Dürre, Nässe oder Hagelschlag ist er
Ohnmächtig. Monat für Monat wurde das Wettergeschehen beobachtet, immer hoffend, dass
die ganze Anstrengung nicht umsonnst war, und sich gute Wachstumsbedingungen von der
Saat bis zur Ernte einstellen. Auswirkungen großer Nässe oder extremer Dürre werden im
nächsten Absatz beschrieben (vgl. FINCK 1985)
Ist das Frühjahr und der Frühsommer zu nass, dann kann sich die Aussaat verspäten, wodurch
die Wachstumszeit verkürzt wird und die Erträge geringer ausfallen. Hinzu kommt noch
aufgrund des vielen Regens, dass die Bodennährstoffe ausgewaschen werden und die
Pflanzenblätter infolge von Sauerstoffarmut vergilben, was wiederum fürs Wachstum vom
Nachteil ist. Solche schwachen Pflanzen sind anfälliger gegen Krankheiten.
Ist der Hochsommer ebenfalls zu nass, dann begünstigt das den Pilzbefall. Hagel oder starke
Regenschauer schlagen das Getreide nieder, welches daraufhin durch die Nässe verfault.
Natürlich ist in nassen Jahren der Graswuchs üppig, jedoch ist es fast unmöglich von feuchten
Wiesen zu ernten. Das Heu ist schimmlig und kann kaum für das Vieh als Nahrung verwendet
werden. Die Tiere, die ebenfalls Kapital der Bauern sind, hungern und sind anfälliger gegen
Krankheiten.
Was passiert bei zu großer Trockenheit? Eine Frühjahrsdürre bringt eine schlechte Keimung
mit sich. Sofern die Pflanze nicht vertrocknet, gedeiht sie nur kümmerlich und unterliegt dem
besser wachsenden Unkraut. Ein weiteres Kennzeichen von zu trockenen Jahren sind
Insektenplagen. Sommerdürre begünstigt das Austrocknen von Getreide, welches daraufhin
nur wenig Korn trägt. Die Weiden vertrocknen, wodurch das Vieh der Hungernot verfällt.
Eine Kombination von Trockenheit und Nässe zur falschen Jahreszeit war gleichbedeutend
mit einer landwirtschaftlichen Katastrophe. Durch Missernten wurde der reichste Bauer arm
und die Auswirkungen auf die Bevölkerung waren lebensbedrohlich und mit einer schlechten
Ernte in Mitteleuropa in der heutigen Zeit nicht vergleichbar. Durch die Missernte wurde die
Qualität der angebotenen Waren minderwertig und auch die Preise nahmen teilweise um bis
zu mehrere 100 Prozent(!) zu (vgl. MAHLBERG 2003, S. 131 ff).
Aber nicht nur die Unterernährung war die Folge, sondern auch ein Mangel an Eiweiß,
Vitaminen und Mineralstoffen. Das Abwehrsystem des Menschen wurde geschwächt und
dadurch krankheitsanfälliger. Erntekatastrophen gingen daher meistens Hand in Hand mit
Seuchen wie Cholera oder Typhus, die oft mehr Menschen töteten als die Hungersnot selbst.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 1. BAUERNREGELN
9
Das alles soll nur zeigen wie wichtig bzw. lebensnotwendig die Ernte für alle
Bevölkerungsschichten war. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich ein großer Teil der
Bauernregeln mit der Ernte beschäftigt.
1.2.4 Kalendergebundene Klimaregeln
Es pflegt im August beim ersten Regen, die Hitze sich zu legen
Unsere Vorfahren haben die Besonderheiten des mitteleuropäischen Klimas sehr gut
beobachtet, ohne Messinstrumente zu verwenden und ohne Klimastatistik zu betreiben. Das
belegen die Kalendergebundenen Klimaregeln, die auch Singularitäten genannt werden.
Dennoch gibt es regionale Unterschiede. Daher sollte man die Region der betreffenden Regel
kennen, um sie mit den dortigen Klimabeobachtungen zu vergleichen.
Entscheidend ist, dass sich das Wetter nicht an einen einzelnen Tag, sondern häufig an eine
gewisse Zeitspanne hält. Dabei geht es bei den Kalendergebundenen Klimaregeln nicht um
taggenaue Vorhersagen, sondern vielmehr um die Tatsache, dass unsere Vorfahren das Klima
ihrer Heimatregion gut abschätzen konnten.
So zum Beispiel war es den Bauern ohne eine meteorologische Begründung möglich, die
Wechselhaftigkeit des Aprilwetters in mehreren Regeln festzustellen und somit festzuhalten.
Oder auch die in Mitteleuropa bekannten Eisheiligen Pankratius, Servatius, Bonifatius und die
kalte Sophie (12. bis 15. Mai) sind herausragende meteorologische Witterungsereignisse, für
die es auch meteorologische Erklärungsversuche gibt. Die Bauern hatten mit einfacher
Beobachtung festgestellt, dass es zu dieser Jahreszeit herausragende, ungewöhnliche
Witterungsschwankungen gibt und diese anhand von Reimen den Nachkommen überliefert.
1.2.5 Tier- und Pflanzenregeln
Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter, kräht er auf dem Hühnerhaus, hält das
Wetter die Woche aus
Eine weitere Gruppe von Bauernregeln schließt vom Verhalten der Tiere und Pflanzen in der
Umgebung auf die weitere Wetterentwicklung. Hierbei handelt es sich um Voraussagen der
bevorstehenden Wettererscheinungen als auch über die Witterung der nächsten Wochen und
Monate. Den Aussagegehalt dieser wetterbezogenen Regeln kann man nur schwer überprüfen,
da die erforderlichen vieljährigen Aufzeichnungen aus dem Tier und Pflanzenreich fehlen.
Warum Tieren eine wetterweisende Fähigkeit zugeschrieben wird, liegt daran, dass frei
lebende Tiere in ihrer natürlichen Umwelt fest eingebunden sind. Aufgrund der Sensibilität
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 1. BAUERNREGELN
10
gegenüber Bedrohungen (z.B. bedrohliche Wettersituationen) reagiert das hochempfindliche
Nervensystem und ermöglicht den Tieren eine rechtzeitige Reaktion auf unmittelbar
bevorstehende Gefahren.
Tiere können kleine, schnelle Luftdruckschwankungen, ändernde Strahlungsbedingungen,
Feuchtefluktuationen oder auch Änderungen des elektrischen Feldes wahrnehmen.
Wenn es sich aber nicht um eine Bedrohung in Form einer Wettersituation handelt, gibt es
meistens eine logische Erklärung für das entsprechende Verhalten der Tiere. So zum Beispiel
spielt der Hahn eine wichtige Rolle. Der so genannte Wetterhahn ist nahezu ein Symbol für
die bäuerliche Wettervorhersage geworden. Bei Regenwetterlage findet man den Hahn
bevorzugt auf dem Misthaufen, da in den oberen Schichten ein besseres „Nahrungsangebot“
herrscht als bei Hochdrucksituationen, bei denen es zu einer Austrocknung der oberen
Schichten kommt und die Nahrung sich in tiefere, feuchtere Schichten zurückzieht. Dieser
Sachverhalt wird in sämtlichen Tierregeln dargestellt.
Zuguterletzt hat auch der Mensch solche Vorhersagekräfte in Form von Wetterfühligkeit. Das
heißt bei gewissen bevorstehenden Wetterereignissen (z.B. Föhn) kommt es zu körperlichen
und seelischen Beschwerden viele Stunden bevor die Wetterschwankung überhaupt eintritt.
1.2.6 Populärregeln
Wie das Wetter am Freitag so am Sonntag
Diese Kategorie von Vorhersagen beinhaltet keine Bauernregel im klassischen Sinn.
Populärregeln geben auch keine Prognosen über einen längeren Zeitraum ab, noch kann man
aus ihnen auf die kommende Ernte schließen. Vielmehr geben sie Aufschluss darüber, wie
sich das Wetter in den kommenden Tagen ändert. Beispielsweise wird versucht, von der
Wetterentwicklung der Woche (Montag bis Freitag) auf den Wettercharakter des darauf
folgenden Wochenendes (Samstag bis Sonntag) zu schließen. Auch die, in letzter Zeit in den
Medien sehr beliebten Zusammenhänge zwischen den Mondphasen und der Witterung
(Mondkalender) fallen in diese Kategorie. Daher auch die Namensgebung für diese spezielle
Art von Vorhersagen „Populärregeln“.
1.2.7 Scherzregeln
Auf dieses kann man zählen jeder Zeit, dass es am 30. Februar nicht schneit
Ist’s zu Sylvester klar und rein, der nächste Tag Neujahr muss sein
Bringt Allerheiligen einen Winter, so bringt Martini (11. November) einen Sommer
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 1. BAUERNREGELN
11
Wenn’s einmal um Josefi (19. März) is, so endet auch der Winter g’wiß
Stirbt der Bauer im Oktober, braucht er im Winter kein Pullover
In allen Kategorien der Bauernregeln kann man vereinzelt Vorhersagen auffinden, die
selbsterklärend sind und streng genommen nicht widerlegt werden können. Aus diesem Grund
können diese Scherzregeln in der vorliegenden Untersuchung über die Bauernregeln im
Oststeirischen und Grazer Raum nicht berücksichtigt werden.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Prognosen über Wetter-, Witterungs- und
Ernteentwicklung eine Mischung aus meteorologischen Aberglauben über falsche
Kausalitätsprinzipien und sehr guten naturwissenschaftlichen Wetter- und
Witterungsbeobachtungen sind. Die Bauernregeln sind Teil der Kulturgeschichte unseres
Volkes und bis auf den heutigen Tag haben sie nichts von ihrer Faszination und Aktualität
eingebüßt.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 2.UNTERSUCHUNGSGEBIET
13
2 Das Untersuchungsgebiet Das nächste Kapitel richtet sich nach der Arbeit von LIEB 1991 der darin eine neue
geographische Gliederung der Steiermark in landschaftliche Einheiten vorstellt. Als
Grundlage wurden die geologischen und geomorphologischen Gegebenheiten verwendet.
2.1 Gliederung der Steiermark
Wegen der geomorphologischen Gegebenheiten erfolgt eine Gliederung der Steiermark
zunächst in zwei übergeordneten Landschaftseinheiten: In eine größere Gebirgsregion (Alpen)
im Nordwesten und in eine kleinere hügelige Region (Vorland) im Südosten. Einen Überblick
über die Gebietsgliederung der Steiermark inklusive der Untereinheiten zeigt folgende
Darstellung (Abb. 1).
Abbildung 1: Gebietsgliederung der Steiermark. Quelle: nach LIEB 1991, S.16.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 2.UNTERSUCHUNGSGEBIET
14
Die Alpen
Die Gebirgsregion, die in dieser Arbeit nicht zum Untersuchungsgebiet gehört, erfährt
wiederum eine Unterteilung in einen schmalen, kalkigen Teil im Norden (Nordalpen) und
einen größeren, silikatischen Teil im Süden (Zentralalpen). Beide Teile werden durch ein
fortlaufendes Talsystem (Enns – Palten – Liesing – Mur - Mürz) voneinander getrennt.
Nordalpen
Auffallend bei den Nordalpen ist die Dominanz der karbonischen Gesteine mesozoischen und
paläozoischen Alters. Das Landschaftsbild ist von Hochgebirgen und Steilhängen geprägt.
Dadurch sind isolierte Gebirgsmassive für diese Region typisch, welche nach Osten kleiner
und niedriger werden.
Gegliedert werden die Nordalpen in der Steiermark in folgende Untereinheiten:
Dachsteingruppe, Totes Gebirge, Emstaler Alpen, Eisenerzer Alpen, Hochschwabgruppe,
Ybbstaler Alpen, Türnitzer Alpen, Mürzsteger Alpen, Mürztaler Alpen.
Zentralalpen
In den Zentralalpen kommen überwiegend kristalline, silikatische Gesteine vor. Karbonische
sind eher eine Seltenheit und können hauptsächlich im Murauer und Grazer Paläozoikum auf
großen, zusammenhängenden Flächen gefunden werden. Gegenüber den Nordalpen sind die
Zentralalpen weniger hoch und weniger schroff. Bei den Gebirgen handelt es sich in den
meisten Fällen um langgezogene, kompakte Züge mit Hauptkämmen. Einzelgebiete der
Zentralalpen können zu Übergeordneten Gruppen zusammengefasst werden.
Die Zentralalpen in der Steiermark können in 14 Untereinheiten aufgespalten werden:
Schladminger Tauern, Wölzer Tauern, Seckauer Tauern (vereinigt zu den Niederen Tauern),
Murberge, Gurktaler Alpen, Seetaler Alpen, Poßruck, Koralpe, Stubalpe, Gleinalpe,
Fischbacher Alpen, Wechsel, Joglland (vereinigt zum Steirischen Randgebirge) und das
Grazer Bergland.
Das Vorland
Geologisch gesehen wird das Vorland von klastischen Sedimenten des Tertiärs geprägt.
Charakteristisch für diese Region sind die „Riedel“, die langgezogene, oft asymetrische
Höhenzüge darstellen und gegen die Haupttäler hin in pleistozäne Terrassen übergehen.
Terrassen, die höher und älter sind, haben eine Lehmbedeckung und sind daher von Wäldern
überzogen. Tiefere Terrassen werden landwirtschaftlich genutzt. Das Vorland kann in vier
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 2.UNTERSUCHUNGSGEBIET
15
weitere Einheiten untergliedert werden: Weststeirisches und Oststeirisches Hügelland, Sausal
und Windische Bühel. Das Untersuchungsgebiet der Bauernregeln bezieht sich fast
ausschließlich auf das Oststeirische Hügelland. Der Vollständigkeit halber werden im
Folgenden aber auch alle anderen Gliederungseinheiten kurz vorgestellt.
Weststeirisches Hügelland
Mit dieser Bezeichnung ist die Region westlich der Mur gemeint. Das Gebiet wird durch die
vom Randgebirge kommenden West-Ost oder Nordwest-Südost verlaufende Täler aufgeteilt.
Es gibt eine relativ scharfe Grenze zu den Alpen, die, morphologisch gesehen, am
undeutlichsten im Norden zum Grazer Bergland ist.
Sausal
Innerhalb des Vorlandes bildet diese Region die höchste und größte Festgesteinsaufragung.
Vom Landschaftsbild her erinnert das Sausal an das Randgebirge mit markanten Rücken und
tief eingeschnittenen Kerbtälern.
Windische Bühel
Im Weststeirischen Hügelland macht es Sinn den Abschnitt des unteren Saggau im Osten und
den Abschnitt des unteren Sulmtal im Süden als eigenständige Einheit, der Windischen Bühel,
aufzufassen. Dieses Untergebiet setzt sich wie das Riedelland aus tertiärem Lockermaterial
zusammen. Die Grenze der Bühel zum Gebirge (Poßruck) ist recht markant.
Oststeirisches Hügelland
Das Oststeirische Hügel(Riedel-)land stellt den größten Raum der Unterteilung des Vorraums
in der Steiermark dar. Eingegrenzt wird das Hügelland im Westen und Süden durch die Mur,
im Osten durch die Landesgrenze zum Burgenland und im Norden schließt das Grazer
Bergland diese Region ein. Das Hügelland setzt sich hauptsächlich aus tertiären Sanden,
Lehmen und Tonen zusammen. Das Grazer Bergland besteht zumeist aus paläozoischen
Gesteinen und beinhaltet bekannte Gipfel wie den Schöckel (1445 m), die Rote Wand (1505
m) oder auch den Hochlantsch (1720 m). Innerhalb des Oststeirischen Hügelland findet man
auch das Oststeirische Vulkangebiet, das neuerdings auch für den aufstrebenden Tourismus
dieser Region teilverantwortlich ist.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 2.UNTERSUCHUNGSGEBIET
16
Talböden im Vorland
Die Täler von Sulm, Laßnitz, Mur, Raab, Feistritz und Lafnitz können aufgrund ihrer breit
erscheinenden Täler als eigene Einheit behandelt werden. Das Murtal ist dabei besonders
hervorzuheben. Typisch für das Tal der im Alpeninneren entspringenden Mur, ist das
Vorkommen von Gletscherzeugen, wodurch sich das Murtal in Gesteinsbestand, Formwelt,
Grundwasser und Standortbedingungen von den anderen Tälern weit absetzt.
2.2 Klima der Steiermark
Die nächsten Absätze gehen auf die klimatischen Verhältnisse des Untersuchungsgebiets ein.
Hierbei erscheint es sinnvoll zuerst die ganze Steiermark in einem Gesamtüberblick
vorzustellen und dann im Speziellen auf das Untersuchungsgebiet näher einzugehen. Als
Basis dieses Kapitels wurde die Arbeit von WAKONIGG 1978 verwendet.
In der klassischen Klimatologie versteht man unter Klima „die Gesamtheit der
meteorologischen Erscheinungen, die den mittleren Zustand der Atmosphäre an irgend einer
Stelle der Erdoberfläche kennzeichnen“ (HANN 1883). Dagegen wird das Klima in der
modernen Klimatologie als „Aufeinanderfolge, Häufigkeit und örtlichen Ausbildung der
kennzeichnenden Witterungen“ (FLOHN 1954) definiert. Daraus wird klar, dass das Klima
nur den mittleren, d.h. durchschnittlichen, über einen längeren Zeitraum gültigen Zustand der
Atmosphäre beschreibt. Das Wetter hingegen ist eine „Momentaufnahme“ der
atmosphärischen Zustände und kann als Einzellfall beobachtet werden.
Ein weiterer Begriff ist die Witterung: Sie ist der allgemeine Wettercharakter einer kürzeren
Zeitspanne oder besser gesagt „eine in sich zusammenhängende Folge von Einzelabschnitten
des Wetters über einen begrenzten Zeitabschnitt“ (FLOHN 1954). Die Witterung setzt also
voraus, dass es Zeiträume (einige Tage bis mehrere Wochen) gibt, in denen sich der
Grundcharakter des Wetters nur geringfügig ändert.
Das Relief der Steiermark ist reich gegliedert und dadurch ist zu erwarten, dass das Klima
äußerst differenziert ist. Das Klima eines Ortes ist von der geographischen Breite, die im
Untersuchungsgebiet nicht ins Gewicht fällt, der Seehöhe und der Exposition (Lage im
Gelände) abhängig. Alleine durch die Höhenunterschiede des Landes zeigt sich die
Variationsbreite des Klimas der Steiermark. Aufgrund der reichen Gliederung der Landschaft
kann zwischen Becken-, Hang-, Gipfel-, Pass- und Plateauklima unterschieden werden, wobei
bedeutende Unterschiede in gleicher Seehöhe auftreten können.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 2.UNTERSUCHUNGSGEBIET
17
2.2.1 Witterungszüge der Steiermark
Die nördlichen Kalkalpen
Die Eisenerzer Alpen und die Nördlichen Kalkalpen bilden eine witterungsklimatische
Einheit in Form eines Nordstaugebiets, welches alle Strömungen aus West bis Nordwest
aufhaltet. In diesen Gebieten können die nordalpinen Niederschlagslagen sich voll entfalten
und daher treten beachtliche Niederschlagsmengen auf. Niederschlagsperioden über mehrere
Tage sind auch keine Seltenheit (Schnürlregen). Im Gegensatz dazu wird Schönwetter durch
die Hochdrucklagen und südlichen Strömungen, welche die Kalkalpen ungehindert passieren
können, verursacht. Diese Strömungen erreichen ihren vollen dynamischen
Temperaturgewinn meist erst in den Tälern der nördlichen Steiermark. Dadurch wird der
thermische Witterungsablauf sprunghaft und Temperaturstürze bzw. Wetterwechsel sind die
Folge.
Ennstal und Niedere Tauern
Bemerkenswert an diesen beiden Landschaften ist einerseits die Abschirmung durch die
vorgelagerten Kalkalpen, andererseits, aufgrund ihrer Lage nördlich des Alpenhauptkamms,
die Ähnlichkeit zu den Grundzügen des Witterungsablaufs der Nordstaugebiete. Dieser
Sachverhalt wird dadurch bestätigt, dass der Witterungswechsel zwar nicht ganz so
sprunghaft wie in den Nördlichen Kalkalpen, aber immer noch markant ist. Auch der Südföhn
in den Seitentälern der Enns ist vorhanden.
Das Ennstal wird als Schwachregengebiet bezeichnet, da in dieser Region mit häufigen,
leichten Landregen oder kurzfristigen Schauern zu rechnen ist. Die Mengen liegen bei bis zu
160 Niederschlagstagen im Jahr bei 1000 mm.
Das Obere Murtal
Dieses Gebiet, südlich der Niederen Tauern gelegen, ist gegenüber Strömungen aus Norden
durch die Wetterscheide der Tauern geschützt. Das macht sich in einem Rückgang der
Niederschlagsmengen und –tagen bemerkbar: Mit Mengen unter 800 mm bzw. 100 mm im
Winter bei 100 Tagen im Jahr wird das Murtal zum niederschlagärmsten Gebiet der
Steiermark. Weil man hier auch vor Kaltlufteinbrüchen geschützt ist, wird dadurch auch die
Schneefallhäufigkeit geringer, was auch Neuschneefälle im Frühjahr selten macht.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 2.UNTERSUCHUNGSGEBIET
18
Das Mürztal
Die Wetterwirksamkeit der Nordalpinen Niederschlagslagen erhalten im Mürztal wieder mehr
Bedeutung, da der Alpenhauptkamm zu niedrig und löchrig ist, und zu einer
Niederschlagszunahme von Südwesten nach Nordosten führt. Andererseits ist das Mürztal
ebenfalls durch Abschirmung gegenüber Strömungen aus West und Nord geprägt. Dieser
Schutz macht das Tal inversionsanfällig.
Das Vorland und Randgebirge
Das Vorland ist charakterisiert durch die abschirmende Wirkung gegenüber nordalpiner als
auch südalpiner Niederschlagslagen. Das erklärt auch, speziell in der kalten Jahreshälfte, die
geringen Niederschlagsmengen. Weil dieses Gebiet der Steiermark nur nach Osten hin offen
ist, wird der Luftmassenaustausch erschwert und windschwache Luftmassen stabilisieren sich.
Weiters ist diese Region im Sommer von häufiger Schwüle und Gewitter, die für den
Hauptanteil der Niederschläge verantwortlich sind, geprägt.
Generell kann man im Witterungsablauf eine Ausgeglichenheit mit besonderer Dämpfung
allzu großer Extreme feststellen. Im Folgenden werden zwei Regionen des Vorlandes
herausgegriffen, die beide das Untersuchungsgebiet mit den Messstationen eingrenzen.
Die Talböden des Vorlandes
Das Klima der Talböden zeichnet sich durch geringe Wärme, große Frost- und
Inversionsbereitschaft und schwache Ventilation aus. Aber auch Beckenklimate (z.B.
Sulmtal) können sich örtlich entwickeln. Des Weiteren nehmen die Niederschlagsmengen von
Südwest nach Nordost ab. Die hygrischen Verhältnisse sind wegen der räumlichen
Ausdehnung uneinheitlich.
Man kann sagen, dass die Talböden ein sommerwarmes und winterkaltes, schwach
kontinentales Klima besitzen. Dieser Klimatyp gehört der Laubmischwaldstufe an und bringt
daher gute Voraussetzungen für den Anbau von Getreide und Mais mit sich. Aufgrund der
Spätfrostgefahr muss aber auf Qualitätsobst und Weinbau verzichtet werden. Der Winter ist
für den Tourismus ungeeignet und der Sommer mit seinem Reizklima nur für den Badebetrieb
ideal. Die Übergangszeiten von April bis Mitte Juni bzw. von September bis Mitte Oktober
sind für Erholungs- und Kuraufenthalte von Vorteil.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 2.UNTERSUCHUNGSGEBIET
19
Übergangsklima der Terrassenstufe
Dieser Klimabereich liegt zwischen den echten Talbodenklimaten und den thermisch
begünstigten Riedelklima und beinhaltet einerseits große Flächen der höheren Terrassen,
andererseits einen breiten Übergangsraum zwischen den Talböden und den höheren Riedeln.
Dieses Übergangsklima spiegelt sich auch in den Klimaelementen und deren Messung wieder.
Eine Besonderheit im Vorland nimmt das Grazer Becken ein: Aufgrund von Windarmut, vor
allem im Winterhalbjahr, kann die Häufigkeit von Nebel ansteigen. Jedoch durch die
abgeschirmte Lage werden Lokalwinde, die zur Schadstoffausbreitung beitragen, begünstigt.
Die Talbeckenlage führt zu einer erhöhten Inversions- und Kaltluftgefährdung.
Ähnlich dem Klima der Talböden kann das Übergangsklima der Terrassenstufe als ein
sommerwarmes, mäßig winterliches, schwach kontinentales Klima eingestuft werden. Für die
Landwirtschaft und den Tourismus herrschen ähnliche Bedingungen wie für die Talböden des
Vorlandes mit dem Unterschied, dass bei zunehmender relativer Höhe und damit
abnehmender Frostgefahr der Qualitätsobstbau möglich bzw. rentabel wird.
In dieser Landschaft befinden sich die Messstationen Graz-Universität, Graz-Flughafen, Bad
Gleichenberg und Fürstenfeld.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 2.UNTERSUCHUNGSGEBIET
20
Abbildung 2: Bezirke der Steiermark mit dem Untersuchungsgebiet (rot). Quelle:
www.gis.steiermark.at, modifiziert.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
21
3 Datengrundlage Für die Überprüfung der einzelnen Bauernregeln in dieser Arbeit dienen der StartClim
Datensatz und ein Standartdatensatz der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
(ZAMG) als Grundlage. Für die Bearbeitung der Ernteregeln werden zusätzlich noch
landwirtschaftliche Produktionsdaten der Statistik Austria verwendet.
3.1 Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
Am 23. Juli 1851 bewilligte Kaiser Franz Joseph die Errichtung „… einer Centralanstalt für
meteorologische und magnetische Beobachtungen“. 1865 wurden die ersten täglichen
Wetterkarten publiziert und sieben Jahre später wurde das heutige Quartier an der Hohen
Warte in Döbling bezogen. Somit ist die ZAMG als meteorologischer Dienst Österreichs einer
der ältesten Wetterdienste der Welt.
Heute hat die Zentralanstalt Regionalstellen für Salzburg und Oberösterreich, für Kärnten, für
Tirol und Vorarlberg und für die Steiermark (Flughafen Graz) und ist ein moderner
Dienstleistungsbetrieb. Der breit gefächerte Aufgabenbereich reicht von meteorologischen
und geophysikalischen Fragen des Umweltschutzes über anwendungsorientierte Forschung
und klassische Wettervorhersage bis hin zu Seismologie, Magnetik, Beratung für Bauprojekte
und vieles mehr. An der ZAMG gehen Messdaten von 150 Phänologie-Stationen, 150
teilautomatischen Stationen (TAWES) und 120 klassischen Klimastationen ein und werden
dort in einer Datenbank verwaltet (vgl. ZAMG 2000).
3.2 Der StartClim Datensatz
Mit Hilfe von verschiedenen Methoden der Qualitätsprüfung wurde der Datensatz der
Klimawerte Lufttemperatur, Niederschlagssumme und Schneehöhe auf Tageswertbasis von
der Qualität her verbessert. Dieser StartClim Datensatz beinhaltet 71 Österreichische
Messstationen für die Periode 1948 bis 2002. Die Messreihe wurde in weiterer Folge auch für
die Extremwertstatistik verwendet. Die einzelnen Klimaparameter werden im Folgenden kurz
beschrieben:
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
22
• Lufttemperatur: Die Temperatur wird einerseits an den bestimmten Terminen (7, 14
und 19 Uhr MEZ1), andererseits mit Hilfe von Maximum- bzw.
Minimumthermometern gemessen.
• Niederschlag: Niederschlagsablesungen werden um 7 Uhr und um 19 Uhr MEZ
durchgeführt. Die Summe aus beiden Werten ergibt die Tagessumme (7h – 7h
Folgetag), die oftmals als Grundlage für Auswertungen dient.
• Schneehöhe: Dieser Parameter wird täglich um 7 Uhr MEZ in der unmittelbaren
Umgebung der Klimastation gemessen.
Im Rahmen des ZAMG-Kurzprojekts StartClim konnte keine umfangreiche
Qualitätskontrolle, Datenkorrektur und Datenhomogenisierung erfolgen. Jedoch beinhaltet das
Projekt eine eingehende Qualitätsprüfung und Qualitätsverbesserung (inkl. der Versuch einer
Homogenitätsprüfung) der Klimareihe von den 71 Stationen, von denen 69 aus den
qualitätsverbesserten Stationen des ÖKLIM-Projekts (AUER et al. 2001) stammen (siehe
Abb. 3). Bis auf die Messstation Fürstenfeld kommen alle verwendeten Stationen der
vorliegenden Studie im StartClim-Projekt der ZAMG vor.
Abbildung 3: Die Stationen des StartClim Datensatz. Quelle: Auer et al. 2003, S.8.
1 Vor 1971: 21 Uhr
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
23
Die Datenprüfung erfolgte mit Hilfe von einfachen Tools, die im Wesentlichen auf
verschiedenen Methoden der Berechnung auffälliger Werte (z. B. Ausreißer) beruhen. Die
dadurch gewonnen auffälligen Werte wurden daraufhin einzeln überprüft. Die Fehler sind
dann entweder durch den Vergleich mit den Originalbögen verbessert worden, oder mittels
Nachbarstationen ergänzt worden. Zum Schluss der Datenprüfung wurden die Elemente
Lufttemperatur und Schneehöhe homogenitätsgeprüft. Von den 71 ausgewählten
Messstationen haben 40 Stationen Fehlwerte innerhalb ihrer Datenreihe. Ein weiterer
kritischer Punkt ist die räumliche Verlegung von Stationen(vgl. auch Kapitel 3.4). In dieser
Arbeit sind folgende Stationen und Messreihen des StartClim-Projekts verwendet worden
(Tabelle 1 und 2):
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
24
Tabelle 1: Die vier bearbeiteten StartClim Stationen (Quelle: AUER et al 2003 modifiziert)
und die ausgewählte Station Fürstenfeld (Quelle: ZAMG Steiermark).
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
25
Tabelle 2: Finaler Datensatz der Stationen mit Fehlwertperioden.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
26
3.3 Ausgewählte Stationen
3.3.1 Bad Gleichenberg
In der Hügellandschaft der südöstlichen Steiermark befindet sich die Messstationen Bad
Gleichenberg. Der kleine Kurort (Einwohnerzahl 2003: 2163) liegt in ca. 300 Metern Seehöhe
und wird von bis zu 600 Meter hohen Riedeln im Norden, Osten und Westen eingebettet. Im
Süden erstreckt sich ein breites Tal. Im Laufe der Zeit von 1861 weg hat es vier räumliche
Stationsverlegungen gegeben, wobei eine in die Zeitspanne der Untersuchung fällt. Die
derzeitige Messstation liegt auf einer freien Fläche unterhalb des Ortskerns von Bad
Gleichenberg und östlich der Klimastation befindet sich das Altenheim.
Zu den gemessenen Elementen zählen neben Temperatur, Schneehöhe und Niederschlag auch
Luftdruck, relative Feuchte, Bewölkung, Windrichtung und Windgeschwindigkeit.
3.3.2 Fürstenfeld
Die Bezirksstadt Fürstenfeld liegt in der südöstlichen Steiermark nahe der Grenze zum
Burgenland. Das Landschaftsbild ist geprägt durch die zwei markanten Flüsse Lafnitz und
Feistritz. Im Gebiet um Fürstenfeld sind im Norden die Riedel größtenteils mit
Laubmischwäldern bedeckt und in den Südlagen dieser Hügellandschaft wird der Weinbau
verstärkt betrieben. Die Messstation, welche seit 1932 betreut wird, liegt im Südwestlichen
Teil der Stadt und 20 Meter über der eigentlichen Talsohle neben einem Holzschuppen (siehe
Abb. 4).
Zu den gemessenen Parametern gehören neben den wichtigen Temperatur-, Niederschlags-
und Schneehöhenmessungen auch der Luftdruck und die mittlere Bewölkung. Diese Station
ist die einzige, die nicht aus dem StartClim Datensatz stammt, sondern von einem
gewöhnlichen, geprüften ZAMG – Standarddatensatz, der vom 01.01.1969 bis zum
31.12.2004 reicht.
3.3.3 Gleisdorf
Gleisdorf liegt im Bezirk Weiz im Tal der Raab, dort wo Rabnitz und Laßnitz münden.
Gleisdorf (Einwohnerzahl 2001: 5224) wir oft auch als „Tor zur Oststeiermark“ bezeichnet,
aufgrund der bedeutenden Verkehrsknotenpunkte dieser Region. Auf den Obstbau wird in
diesem Gebiet verstärkt gesetzt. Die dort befindliche Messstation ist seit 1957 in Betrieb und
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
27
daher reicht der StartClim Datensatz nur vom 01.01.1961 bis zum 31.12.2002. Die
Klimastation liegt im nördlichen Teil von Gleisdorf neben einem Einfamilienhaus, nahe der
Bundesstrasse B54 (siehe Abb. 5).
Andere wichtige meteorologische Parameter werden, ähnlich wie in Fürstenfeld und Bad
Gleichenberg, auch in Gleisdorf aufgezeichnet.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
28
Abbildung 4: Die Klimastation Fürstenfeld und ihre Umgebung. Quelle: Regionalstelle
ZAMG Steiermark.
Abbildung 5: Die Klimastation Gleisdorf und ihre Umgebung. Quelle: Regionalstelle ZAMG
Steiermark.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
29
3.3.4 Graz-Universität, Graz-Flughafen
Die Klimastation Graz-Universität (siehe Abb. 6) ist eine jeder wenigen Messstationen, die
schon vor 1850 meteorlogische Aufzeichnungen durchgeführt haben. Diese Station hat eine
sehr lange Tradition, welche auch durch die ersten homogenisierten Temperaturwerte im Jahr
1837 erklärt. Streng genommen
wurde die Messanlage seit 1836
vier Mal räumlich verschoben,
wobei die letzte, kleine
Verlegung auch im StartClim
Datensatz enthalten ist. 1988
wurde die Wetterhütte von
seiner ursprünglichen Position
am Karl Franzens
Universitätsgelände nordöstlich
vom Physik-Institutsgebäude um
etwa 10 Meter zum aktuellen
Standort zwischen
Universitätshauptgebäude und physikalischen Institut transportiert. Diese minimale räumliche
Änderung fällt aber für die Untersuchung nicht ins Gewicht. Die Klimastation Graz-
Universität wird von Universitätsbediensteten des Institutsbereichs Geophysik, Astrophysik
und Meteorologie (IGAM) betreut, was auch die außerordentlich hohe Qualität der
Messungen erklärt.
Anhand dieser Station wird eine charakteristisch urbane Modifikation des Klimas deutlich
und sie stellt das urbane Gegenteil zur Station Graz-Flughafen dar.
Die Klimastation Graz-Flughafen, südlich von Graz gelegen, wurde ebenfalls bei der
Untersuchung der empirischen Vorhersagen eingebunden. Anzumerken ist, dass diese
Messstation immer wieder der Verbauung weichen musste und sich somit mehrere nicht
eruierbare Stationsverlegungen ergaben. Die Wetterhütte am Grazer Flughafen wird seit 1948
von ZAMG-Bediensteten betreut.
Abbildung 6: Klimamessstation Graz
Universität. Quelle: Regionalstelle ZAMG.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
30
3.4 Messfehler – Probleme bei der Datenaufbereitung
Bei der Datenanalyse muss berücksichtigt werden, dass die Daten Fehlerquellen ausgesetzt
sind, welche sich aber nicht alleine aus Missinterpretationen oder Rechenfehlern ableiten
lassen. Es ist daher oft der Fall, dass bei nicht korrekten Ergebnissen die Daten als
Fehlerquelle angesehen werden. Messungen sind teils mit großen Unsicherheiten und
verschiedenen Problemen behaftet. Hierbei erfolgt eine Aufteilung in systematische und nicht
systematische Messfehler. Als Beispiel für die nicht systematischen Fehler, die stochastischer
Natur sind, sei der zufällige Übertragungsfehler auf dem Weg von der Messung zur
Archivierung genannt. Im folgenden Abschnitt wird auf die systematischen Messfehler
anhand der Niederschlagsmessung näher eingegangen.
3.4.1 Systematische Messfehler
Bei der Messung des Niederschlags kommt es teilweise unüberwindbaren Problemen, wobei
der dominierende Windeinfluss und der Aufbau und die Eigenschaften des verwendeten
Messinstruments, sowie eventuell auftretende Gerätefehler und Beobachtungsfehler
(Ablesung) die Messwerte verfälschen und somit systematische (oft auch klimatologisch
genannte) Messfehler verursachen. Die World Meteorological Organization (WMO) initiierte
eine Vergleichskampagne für eine Auswahl nationaler Messgerätetypen, welche nach
flüssigen und festen bzw. gemischten Niederschlagsanteilen differnziert wurden. Die
Messwerte wichtiger nationaler Pluviometer wurden mit den Daten eines Referenzgerätes
(Double Fence Intercomperison Reference – DFR), das sehr geringe systematische Messfehler
aufweist und dadurch dem „wahren“ Niederschlagswert am nächsten kommen dürfte. Das
Ergebnis der Kampagne war ernüchternd: Die meisten Standartgeräte nahmen nur 50 bis 95%
des „wahren“ Niederschlages auf, wobei die Windexposition eine tragende Rolle übernimmt.
Je höher die Windgeschwindigkeit, desto größer ist auch der Messfehler. Von denen in
Mitteleuropa stark verbreiteten Hellmann-Apparaturen werden bei starken Wind
durchschnittlich 10% des gefallenen flüssigen Niederschlags nicht aufgefangen, bei
Schneefall liegen die Verluste sogar bei 50%. Wie sich andere Apparaturen bei Wind
verhalten zeigt folgende Darstellung (Abb. 7):
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
31
Abbildung 7: Windverursachte Niederschlagsmessfehler verschiedener Messgeräte. Quelle:
GOODISON et al. 1998.
Neben dem Wind spielen auch auftretende Gerätefehler, wie Benetzung und Verdunstung des
Auffangtrichters eine wichtige Rolle bei den systematischen Messfehlern. Untersuchungen
von RICHTER 1995 haben ergeben, dass der Fehler im Deutschen Tiefland bei 3%, in den
Mittelgebirgen sogar doppelt so groß ist (vgl. RAPP 2000).
3.4.2 Datenlücken und Ausreißer
Datenlücken entstehen, wenn Messwerte für einen oder mehrere Zeitpunkte nicht vorhanden
sind, d.h. fehlen. Ursache für solche Löcher sind in vielen Fällen Fehler bei der
Datenübertragung und Datenspeicherung (nicht systematische Messfehler). Es kann aber auch
sein, dass Messwerte einfach fehlen, weil die Messstation ausgefallen oder verlegt worden ist.
Entweder man ignoriert die Lücke und betrachtet die fehlerhafte Zeitreihe als partielle Serie
die ohne weiteres daraufhin verarbeitet werden kann. Oder man füllt die Lücke mit
realistischen Werten. Zur Bestimmung solcher Ersatzwerte gibt es verschiedene Verfahren
wie z.B. die Recherche nach fehlenden Werten in Alternativquellen oder die Methode der
zeitlichen Interpolation, bei der der Mittelwert eines Teilintervalls in die Lücke gesetzt wird.
Man kann aber auch eine räumliche Interpolation durchführen, indem man die Werte der
benachbarten Referenzstationen berücksichtigt.
Vereinzelt vorhandene Datenlücken sind weniger ein Problem, da die Wirkung solcher
Lücken zeitlich eng begrenzt ist, aber man muss berücksichtigen, dass Lücken, die in der
Mitte der Zeitreihe auftreten weniger problematisch sind, als solche, die an den Rändern
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
32
auftreten. Dort haben die Lücken nämlich größere Auswirkung und können bei einer
Trendanalyse zu einem virtuell negativen Trend führen (vgl. AUER et al. 2003).
Ausreißer verhalten sich ähnlich wie Datenlücken und besitzen auch die gleiche Ursache. Ein
wesentlicher Unterschied besteht darin, dass Ausreißer schwerer zu detektieren sind als
Datenlücken. Es müssen Kriterien definiert werden, die es ermöglichen einen unrealistischen
Wert, der nicht in den Verlauf der Zeitreihe passt, aufzuspüren. Wie man mit Ausreißern in
den StartClim Datensatz umgegangen ist, soll nun anhand folgenden Beispiels der
Lufttemperatur, in Form einer vierstufigen Qualitätskontrolle, gezeigt werden:
Das erste Kriterium vergleicht die täglichen Temperaturmessungen miteinander und prüft, ob
das Maximum bzw. Minimum auch tatsächlich das gemessene Extrema ist. Falls es
Unstimmigkeiten gibt werden diese Werte gekennzeichnet und mit den Originalklimabögen
verglichen und, wenn notwendig, ausgebessert.
Im nächsten Schritt beachtet man den typischen Verlauf eines wolkenlosen Strahlungstages,
der das Maximum kurz nach Sonnenhöchststand um 14 Uhr MEZ und das Minimum um ca. 7
Uhr MEZ aufweist. Aufgrund einzelner Wetterlagen, die zu beträchtlichen Abweichungen
führen können, werden nur größere Abweichungen gekennzeichnet und wieder mit den
Originalwerten der Klimabögen verglichen und überprüft.
Das dritte Kriterium der nutzt die zeitliche Autokorrelation der Temperatur aus. Aus dem
Vor- und Folgetag wird das arithmetische Mittel gebildet und mit den entsprechenden
Messwert des Untersuchungstages verglichen. Werte, die Abweichungen zum Mittel haben
erfahren die gleiche Behandlung wie die Ausreißer in den ersten beiden Verfahren der
Qualitätsprüfung.
Als letzte Untersuchung wird ein einhüllendes Maximum und ein einhüllendes Minimum
erzeugt, welche sich aus den Gauss`schen Tiefpassfilter der klimatologischen Mittel für die
Lufttemperaturmaxima und –minima der Periode 1961 – 1990 zusammensetzen (siehe Abb.
8). Werden die einhüllenden Grenzen von Tageswerten der Lufttemperatur über- oder
unterschritten, so klassifiziert und behandelt man diese als Ausreißer.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
33
Abbildung 8: Einhüllende Maxima und Minima der Station Villacher Alpe. Quelle: AUER et
al. 2003 S. 11.
3.4.3 Mittelwertbildung
Im Vergleich zu der Niederschlagsmessung weist die Messung der Lufttemperatur weniger
Probleme auf. Seit geraumer Zeit sind die Anforderungen der Thermometer sehr hoch und
Thermometerhütten bieten Schutz vor Strahlung und Windexposition. Laut der WMO-
Angaben liegt der stochastische Messfehler der Einzelmessungen bei +/- 0,2°C. Bis zum Ende
der 1970er Jahre wurde für die Aufzeichnung der Messwerte Lochkarten verwendet. Bei der
Übertragung dieser Werte auf Magnetbänder und später auf Festplattenspeicher kam es zu
Übertragungsfehler. Ein weiteres Problem stellen die als ganzzahlig gelochten
Luftemperaturmaxima und –minima dar. Dem gegenüber wurden die Temperaturen zu den
angegebenen Terminbeobachtungen (7, 14, 19 bzw. 21 Uhr MEZ) mit einer Genauigkeit von
Zehntelgrad aufgezeichnet. Daraus folgten nicht nur Rundungsfehler, sondern auch ein
beträchtlicher Informationsverlust.
Bei der Bestimmung von Tages- und Monatsmittelwerten gab es zwar ab 1873 einen
definierten Standard, doch wurde dieser im Laufe der Zeit auch wieder verändert. Bis zum
31.12.1970 wurden mit Hilfe der Lufttemperaturwerten zu den Messterminen 7, 14 und 21
Uhr MEZ die jeweiligen Mittelwerte berechnet. Ab 1971 wurde der Abendtermin von 21 auf
19 Uhr MEZ vorverlegt und zusätzlich wurde der höchste bzw. niedrigste Wert mit einem
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
34
Maximum- bzw. Minimumthermometer gemessen. Die Auswertevorschrift hat sich also wie
folgt verändert:
Bis 1970 Seit 1971
Tagesmittel 3
21147 hhh TTTT
++=
2minmax TT
T+
=
Monatsmittel 4
*2 21147 hhh TTTT
++=
4minmax197 TTTT
T hh +++=
Tabelle 3: Berechnung der Temperaturmittelwerte abhängig vom Verwendungszweck.
Aus Tabelle 3 wird ersichtlich, dass man zur Berechnung des Monatsmittels andere
Tagesmittelwerte bildet. Der StartClim Datensatz verwendet auch schon vor 1971 die Tmin –
Tmax Methode zur Berechnung des Tagesmittelwertes. Die nachfolgende Abbildung (Abb. 9)
soll verdeutlichen, dass es einen Unterschied zwischen den beiden Berechnungen gibt. Streng
genommen ist der Unterschied zwischen den beiden Tagesmitteln nicht aussagekräftig, weil
die zweite Methode (T7h + T14h + Tmin + Tmax / 4) für die Bestimmung des Monatsmittels
verwendet wird. Es soll nur gezeigt werden, dass eine Änderung des Auswahlverfahrens stets
auch zu einer Änderung des Ergebnisses führt (vgl. KABAS 2005; RAPP 2000; AUER et al.
2003).
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
35
Abbildung 9: Unterschied der zwei Methoden der Tagesmittelwertsbildung anhand des Jahres
1983 für den Monat März der Station Gleisdorf. Schwarze Linie: (T7h + T19h + Tmax +
Tmin)/4; Rote Linie: (Tmax + Tmin)/2.
3.4.4 Stationsverlegungen
Wie man aus der Tabelle 1 (Kap. 3.2) entnehmen kann, hat es bei zwei Stationen im
Untersuchungszeitraum Stationsverlegungen, die durch eine neue Stationsnummer
gekennzeichnet werden, gegeben. Diese räumlichen Änderungen des Beobachtungspunktes
sind eine der Hauptgründe warum es in klimatologischen Zeitreihen zu Sprüngen kommen
kann. Damit verbunden sind Änderungen der Seehöhe, der Beschattungs- und
Lüftungsverhältnisse und anderen Modifikationen der Umgebungssituation. Solche
Veränderungen sind aber nicht nur auf die Verlegung alleine zurückzuführen, sondern auch
auf die damit verbundenen Wechsel der Beobachter (Betreuer) und Instrumente. Was auch
weiters zu Problemen und Messfehlern führen kann, ist die Tatsache, dass neue Stationen oft
nachjustiert werden und die Geräte immer wieder auf ihre Funktionalität überprüft werden
müssen.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
36
Bei einer Stationsverlegung erscheint es sinnvoll Überschneidungsperioden mit den
entsprechenden Parallelmessungen anzustellen. Wobei die Überlappungsperioden eine eher
kurze Zeitspanne abdecken. Sind solche Messungen vorhanden, werden diese
gegenübergestellt und unter Zuhilfenahme einer Nebenstation, sofern vorhanden, verglichen.
Bei den Stationsverlegungen Graz-Universität bzw. Bad Gleichenberg wurden keine
Parallelmessungen durchgeführt. Bei beiden Klimastationen gibt es durch die räumliche
Verlegung keine Änderung in der Seehöhe und die der geographischen Länge und Breite sind
minimal (vgl. Kap. 3.2 Tab. 1). Das es keine gravierende Störungen bzw. Sprünge gegeben
hat, wird anhand folgender Darstellung (Abb. 10) sichtbar.
Abbildung 10: Der Temperaturverlauf der Station Bad Gleichenberg in der Zeit 1980 bis 1991
mit einer Stationsverlegung am 1.April 1985 (rot strichliert).
3.5 Landwirtschaftliche Produktionsdaten
Da für die Auswertung sämtlicher Ernteregeln nicht nur die einzelnen Niederschlags-,
Temperatur- und Schneehöhenmessungen der jeweiligen Station ausreichen, sondern auch die
Verhältnisse der landwirtschaftlichen Produktion bekannt sein müssen, werden im folgenden
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
37
Kapitel diese Produktionsdaten, welche von der Statistik Austria bereitgestellt wurden, näher
beschrieben.
Statistik Austria Durch das Bundesstatistikgesetz 2000 wurde das Österreichische Statistische Zentralamt aus
dem Bundesdienst ausgegliedert und seit dem 1. Jänner 2000 als eine selbständige, nicht
gewinnorientierte Bundesanstalt mit dem Namen Statistik Österreich (Statistik Austria)
errichtet. Dieses Informationssystem des Bundes stellt Daten über die wirtschaftlichen,
demographischen, sozialen, ökologischen und kulturellen Gegebenheiten in Österreich zur
Verfügung. Wichtige Punkte und Grundsätze (z.B. Objektivität und Unparteilichkeit, laufende
Überprüfung und Qualitätsverbesserungen, Anwendung statistischer Methoden nach
international anerkannten Grundsätzen) werden bei der Aufstellung sämtlicher Statistiken
gewährleistet. Eine der Kernaufgaben der Statistik Austria ist die Zurverfügungstellung von
statistischen Daten für die Wirtschaft, Wissenschaft und die Öffentlichkeit (vgl. STATISTIK
AUSTRIA 2006).
3.5.1 Obstproduktion
Die Erhebung der Erwerbsobstanlagen wurde zum ersten Mal 1973 als eigene Vollerhebung
durchgeführt, wobei zwischen Intensiv- und Extensivobstanlagen unterschieden wird. Weiters
ist eine Darstellung von Regionalergebnissen nach Politischen Bezirken und Gemeinden (als
Sonderauswertung) möglich.
Zunächst wird die Erhebungen der Intensivobstproduktion (Erwerbsobst) in einem
Dreijahresintervall durchgeführt worden, ehe sie auf eine Periodizität von fünf Jahren
umgestellt wurden, beginnend mit der Erhebung 1979. die letzte Erhebung wurde 2002
durchgeführt. Für die Methoden der Vollerhebung, welche für ausgewählte
Erwerbsobstbetriebe verpflichtend ist, sei auf STATISTIK AUSTRIA 2005 verwiesen.
Für die Jahre zwischen den Vollerhebungen werden Schätzungen von Erntereferenten
verwendet. Diese praxisbezogenen Erfahrungswerte lassen einen sehr guten Vergleich über
Jahre hinweg zu. Im Falle der Intensivobstproduktion wird eine Schätzung der
Durchschnittserträge pro Hektar monatlich von Mai bis Oktober von Obstbauexperten der
zuständigen Landes-Landwirtschaftskammer vorgenommen. Die Erntemengen lassen sich aus
der Multiplikation der Hektarerträge mit den ertragsfähigen Flächen auf Bundeslandebene
berechnen.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
38
Bei der Erhebung von Extensivobstproduktionen (Streuobst, Hausgärten) gibt es keine
Vollerhebung wie bei der Intensivobstproduktion, dafür kommt es alljährlich zu Schätzungen
von ehrenamtlichen tätigen Erntereferenten in den Monaten Mai bis Oktober. Für die
Bestimmung der Erträge dienen die Baumzahlen laut der Obstbaumzählung als Basis.
Für die Auswertung der Ernteregeln wird die Gesamtobstproduktion der Steiermark
verwendet, welche zusammen mit der Extensiv- und Intensivobstproduktion in der folgenden
Grafik (Abb. 11) dargestellt wird.
Abbildung 11: Gegenüberstellung der Extensiv- (blau) Intensiv- (rot) und
Gesamtobstproduktion (schwarz) in der Steiermark.
3.5.2 Weinproduktion
Die Erhebung der Weinproduktion geht auf die (lt. Weingesetz) jährlich von den
Weinproduzenten an die Bundeskellereiinspektion abzugebende Erntemeldung zurück. Die
Daten der Produktionsmengen werden daraufhin von der Bundeskellereiinspektion über die
zentrale Weindatenbank auf Bezirksebene ausgewertet, und vom Bundesministerium für
Land- und Forstwirtschaft (BMLFUW) an die Statistik Austria übergeben. Zusätzlich wurden
in der Zeitspanne von 1971 bis 1995 von der Statistik Austria eigene jährliche
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
39
Weinernteerhebungen durchgeführt, welche nun kurz näher vorgestellt werden: Die
Weinernteerhebung (Vorschätzung) umfasst den Zeitraum August bis Oktober und wird von
Erntereferenten durchgeführt. Aufgrund der ertragsfähigen Weingartenfläche jeder Gemeinde
(lt. letzter Weingartengrunderhebung der Statistik Austria) wird ein Ertragsdurchschnitt für
jedes Weinbaugebiet sowie für jeden Politischen Bezirk und Bundesland errechnet. Diese
Durchschnittswerte werden daraufhin für die Berechnung der voraussichtlichen Weinernte
aufgrund der aktuellen (ertragsfähigen) Fläche verwendet. Vor 1970 wurde die Ernte aus
regional geschätzten Hektarerträgen und betriebsweise erhobenen Weingartenflächen
berechnet (vgl. STATISTIK AUSTRIA 2005).
Für die Auswertungen jener Ernteregeln, die sich auf die Weinproduktion beziehen, wurde
aus den Weinernten der Politischen Bezirke Weiz, Graz Umgebung, Feldbach, Graz Stadt und
Fürstenfeld eine Gesamtproduktion der Südoststeirischen Region gebildet (siehe Abb. 12),
wobei für das Jahr 1964 keine Werte auf Bezirksebene vorhanden sind. Dieser Wert wurde
mit Hilfe der Methode der linearen Interpolation in der Gesamtproduktion ausgebessert.
Abbildung 12: Gesamtweinmenge in Hektoliter in den Regionen Oststeiermark und Graz.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
40
3.5.3 Getreideproduktion
Viele der Ernteregeln beziehen sich auf die Getreideernte, da diese eine zentrale Rolle des
bäuerlichen Daseins war bzw. noch immer ist.
Für die Erhebung der Getreideproduktion werden neben den Schätzwerten der bereits
bekannten Erntereferenten (Landwirte oder landwirtschaftliche Sachverständige) noch weitere
Informationsquellen verwendet. Bis 1995 wurde die Getreideernte aus der im Rahmen der
Bodennutzungs- und Agrarstrukturerhebungen erfassten Fläche und Ertragserhebungen der
wichtigsten Kulturarten errechnet.
Ab 1996 liegen die für die Berechnung der Erntemengen notwendigen Ackerflächen der
Auswertung der Mehrfachanträge der Agrarmarkt Austria (AMA) zugrunde. Neben diesen
Flächenangaben gibt es auch Ertragsangaben (Hektarerträge) der AMA, welche sich auf die
wichtigsten Getreidearten (z.B. Weizen, Roggen, Hopfen, Gerste, Mais, Erbsen) beziehen
(vgl. STATISTIK AUSTRIA 2005).
Sofern es zu Datenlücken in den Auswertungen der AMA kommen sollte, werden die
Ernteschätzungen der oben genannten Erntereferenten verwendet. Die folgende Grafik (Abb.
13) zeigt den Verlauf der Getreideproduktion, bezogen auf die Anbaufläche, für die gesamte
Steiermark während der letzten 46 Jahre. Die Auswertungen der Ernteregeln können nicht auf
die einzelnen Politischen Bezirke bezogen werden, weil die Erhebung der Getreideproduktion
auf Bezirksebene nur alle 4 Jahre durchgeführt wird.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 3. DATENGRUNDLAGE
41
Abbildung 13: Getreideproduktion der Gesamtsteiermark in [t/ha].
Wie wir bei allen drei Produktionsarten erkennen können, liegt auch hier ein deutlicher Trend
vor. So zum Beispiel liegt die Getreideproduktion 1960 bei ca. 2,5 Tonnen pro Hektar. Am
Ende der Zeitreihe liegt dieser Wert bei 10,1. Das ergibt einen positiven Trend von 7,6. Aus
diesem Grund muss auch bei den landwirtschaftlichen Daten ein Trend und daraufhin eine
Trendentfernung durchgeführt werden (siehe Kap. 4).
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 4. TRENDANALYSE
43
4 Trendanalyse Folgendes Kapitel orientiert sich an der Dissertation von RAPP 2000 und an der Diplomarbeit
von KABAS 2005, welche darin die Problematik und die Ergebnisse klimatologischer
Trendanalysen für Europa und Deutschland ausführlich bearbeiten.
4.1 Trenddefinition
Der Begriff „Trend“ hat verschiedene Bedeutungen und wird sowohl diagnostisch als auch
prognostisch verwendet. So zum Beispiel beschreibt der Trend eine Entwicklung, die in der
Vergangenheit seinen Ursprung hat und bis in die Gegenwart reichen kann. Dazu zählen
neben beobachtbaren Klimatrends auch Börsentrends, die durch tägliche Bildung zeitlich
gleitender Mittelwerte der Aktienindizes der vergangenen 30 oder 90 Tage Aussagen über das
langfristige Verhalten des Börsenmarktes ermöglichen. Andererseits kann der Trend auch als
Tendenz, die für die Zukunft erwartet wird, interpretiert werden. Zu dieser Kategorie gehören
die Ergebnisse der Wettervorhersage- oder Klimamodelle. Der Klimatologe versteht unter
Trend eine langfristige Veränderung von verschiedenen Klimaelementen oder daraus
abgeleitete Größen. Die mittleren Klimaverhältnisse erfahren eine Niveauverschiebung,
wobei die Trendanalyse keine Aussagen über den Untersuchungszeitraum hinaus ermöglicht.
Die vorliegende Studie der Bauernregeln im Oststeirischen und Grazer Raum bedient sich der
Trendanalyse und im Speziellen der Trendentfernung, welche im Folgenden ausführlich
beschrieben werden.
Um den Trend in einer Zeitreihe zu bestimmen, existiert in den Wirtschafts- und
Naturwissenschaften eine Reihe von Möglichkeiten:
lineare Regression (Trendgerade)
robuste Schätzung linearer Trends, sofern Ausreißer zuvor aus der Zeitreihe entfernt
wurden
nicht-lineare Funktionsanpassung (polynominal, exponentiell, logarithmisch)
Splines: Glättung der Zeitreihe durch Bestimmung von Funktionsableitungen
Gaußsche Tiefpassfilterung
Bildung zeitlich gleitender Durchschnittswerte
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 4. TRENDANALYSE
44
Innerhalb dieser Auswahl ist die Bestimmung der „Grundrichtung“ durch die Berechnung des
linearen Trends in der Klimadiagnose weit verbreitet und wird auch in der vorliegenden
Untersuchung verwendet
4.1.1 Der lineare Trend
Durch eine Zeitreihe ny der Länge N (z.B. Tage) wird beim linearen Trend eine
Regressionsgerade ny) gelegt.
nn ty βα +=) (4.1)
Hierbei wird auf das Kriterium der kleinsten Fehlerquadrate verwendet, d.h. die Summe der
quadrierten Differenzen nn yy )− soll ein Minimum werden
∑=
=−N
nnn Minyy
1
!2)( ) . (4.2)
ny) sind in diesen Zusammenhang die Ordinatenwerte der Regressionsgeraden zu den
verschiedenen Zeitpunkten nt und α bzw. β sind die Regressionskoeffizienten. Aus den
beiden oberen Gleichungen kann die Steigung β der Geraden wie folgt berechnet werden:
∑ ∑
∑ ∑ ∑
= =
= = =
−
−=
N
n
N
nnn
N
n
N
n
N
nnnnn
tN
tN
yN
tN
ytN
1
2
1
2
1 1 1
11
111
β (4.3)
Sofern die äquidistanten Zeitpunkte nt durchnummeriert werden ( Ntn ,,1K= ), vereinfacht
sich die Steigung zu:
12
112
21 1
−
+−
=∑ ∑= =
N
yNytN
N
n
N
nnnn
β (4.4)
Daraus ergibt sich die bloße Richtung des Trends aus
βsgn (4.5)
und der Trend T kann als Differenz des ersten und letzten Ordinatenwertes der
Regressionsgeraden für das betrachtete Zeitintervall angegeben werden:
( )11 −=−=∆= NyyyT N β))) (4.6)
Des Weiteren wird auch noch der normierte Trend
kN
yTnorm ⋅∆
=)
(4.7)
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 4. TRENDANALYSE
45
eingeführt, wobei k beispielsweise 1, 10 oder 100 Jahre betragen kann. Der normierte Trend
macht sich bezahlt, wenn einzelne Stationen, im Gegensatz zu den anderen, eine etwas
geringere zeitliche Datenverfügbarkeit besitzen, aber die Stationen dennoch in der
Untersuchung verbleiben sollen.
Ein deutlicher Trend wird anhand der nächsten Darstellung (Abb. 14) ersichtlich. Dabei
handelt es sich um die Tagesmittelwerte des ersten Halbjahres von 1997.
Abbildung 14: Die Tagesmittelwerte von Jänner bis Juni des Jahres 1997 mit der
Regressionsgeraden (rote Linie); Station Gleisdorf.
Eine weitere Möglichkeit den Trend zu ermitteln, stellt die Methode der Mittelwertdifferenz
dar. Sie ist im Grunde einfacher zu berechnen als eine Regressionsgerade und setzt sich aus
der Differenz der Mittelwerte zweier Zeitreihenabschnitte zusammen. Beide Subintervalle
sollten hierbei gleichlang sein und das gesamte Analyseintervall abdecken, sich selbst aber
nicht überschneiden. Der daraus folgende Trend ergibt sich aus:
−=−=∆ ∑ ∑
+= =
N
Nt
N
ttt yy
Nyyy
12
2
112
2 (4.8)
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 4. TRENDANALYSE
46
Die folgende Darstellung (Abb. 15) zeigt den Unterschied zwischen dem Trend einer
gefilterten Zeitreihe (links) und dem Trend nach der Methode der Mittelwertdifferenz
(rechts).
Abbildung 15: Links: Trend einer gefilterten Zeitreihe. Rechts: Methode der
Mittelwertdifferenz. Quelle: RAPP, SCHÖNWIESE 1996, S.55.
4.1.2 Der relative Trend
Sind Klimaelemente vorhanden, die physikalische Stoffmengen (z.B. Niederschlagssummen
oder Schneehöhen) mit Werten 0≥y beschreiben, ist die Einführung eines relativen Trends
zweckmäßig. Der relative Trend ermöglicht so den Vergleich von Stationsreihen mit räumlich
variierenden Mittelwerten, so wie beispielsweise bei der höhen- und orographieabhängige
Niederschlagshöhe. Um den relativen Trend zu berechnen gibt es verschiedene Methoden,
von denen drei kurz vorgestellt werden.
Eine Möglichkeit zeigt die Veränderung der Klimavariablen, ausgedrückt durch den linearen
Trend Tabs, während des Untersuchungsintervalls in Relation zum Mittelwert der Variablen,
sofern dieser ungleich Null ist.
yTT abs
rel = (4.9)
Eine weitere Darstellung des relativen Trends ist die Abweichung des aktuellen Niveaus der
Klimavariablen von den mittleren Bedingungen. Die daraus resultierende Differenz ist
ebenfalls relativ zum Mittelwert der Zeitreihe anzugeben:
y
TT
absrel
21
= (4.10)
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 4. TRENDANALYSE
47
Man beachte, dass der Wert des relativen Trends aus der Formel (4.10) genau die Hälfte des
relativen Trends aus der Formel (4.9) ergibt.
Die letzte Methode geht wieder von der Trendgeraden des Analysezeitraums aus und bezieht
diese Änderung der Klimavariablen auf den Anfangswert 1y) der Zeitreihe bzw.
Trendgeraden:
yT
T absrel )= (4.11)
Bei der letzten Darstellung des relativen Trends ist zu beachten, dass betragsmäßig gleiche
absolute Trends, die sich nur im Vorzeichen voneinander unterscheiden, unterschiedliche
relative Trends erzeugen (siehe Abb. 16). Handelt es sich um eine Zunahme, so wird ein
betragsmäßig größerer relativer Trend generiert, als bei einer Verminderung der Klimagröße.
Ein weiteres Problem ist die theoretisch mögliche Zunahme von (fast) 0 auf 100, da der
relative Trend dann exorbitant groß sein würde. Dieses Szenario kann bei der Darstellung von
Niederschlagsanomalien in Wüstengebieten auftreten.
Abbildung 16: Gegenüberstellung der Definitionen relativer Trends mit Hilfe des
Mittelwertes (1) und des Anfangswertes (3) der Zeitreihe. Quelle: RAPP 2000; Seite 12,
modifiziert.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 4. TRENDANALYSE
48
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Trend nicht nur aus einer Richtung und einem
Betrag besteht, sondern des Weiteren eine Signifikanz und eine räumliche und zeitliche
Repräsentanz besitzt, welche aber in der Untersuchung nicht verwendet werden (siehe auch
RAPP 2000; Seite 26 ff.).
Die statistische Signifikanz eines Trends ermöglicht erst die richtige Interpretation der
Klimavariablenveränderung. Des Weiteren muss eine Aussage getroffen werden, wie deutlich
er sich gegenüber der Zeitreihenvariabilität heraushebt. Um die Signifikanz zu bestimmen
gibt es verschiedene Methoden, darunter der Trendtest nach Mann und Kendall oder das
Trend-Rausch-Verhältnis.
Die zeitliche Repräsentanz ist die Veränderlichkeit des Trendwertes, sofern der
Analysezeitraum sukzessive variiert (verschoben, verkürzt oder verlängert) wird. Wenn
dadurch die statistische Signifikanz des Trends verändert wird, oder sich sogar das
Vorzeichen des Trends umkehrt, dann ist der für das zuvor gewählte Untersuchungsintervall
gefundene Trend instabil. Die räumliche Repräsentanz zeigt die räumliche Veränderlichkeit
des betreffenden Klimaelements.
4.2 Vorgehensweise
Eine zentrale Frage dieser Untersuchung ist, nach welchen Grundsätzen und mit welchen
methodischen Ansätzen kann man die Bauernregeln auswerten? Man muss davon ausgehen,
dass die Bauern weder Temperatur-, noch Niederschlags- oder Sonnenscheinmessungen
durchgeführt haben, zumal erst 1700 n. Chr. meteorologische Messinstrumente eingeführt
wurden. Der große Unterschied zur heutigen Zeit besteht darin, dass unsere Ahnen das Wetter
und die Witterung rein qualitativ beurteilten: Ihre Erfahrung sagte ihnen, ob es in einer
gewissen Jahreszeit zu warm oder zu kalt war. Aus diesem Grund muss auch klar werden,
dass zur Auswertung streng quantitativ orientierte Methoden der modernen Statistik in dieser
Studie nicht verwendet werden können. Es würde beispielsweise keinen Sinn machen, von
einer Oktoberregel zu verlangen, dass sie Auskunft darüber gibt, um wie viel Zehntel Grad
der nächste Jänner zu warm oder zu kalt wird.
Um dieses zentrale Problem der Studie zu lösen, orientieren wir uns an Durchschnittswerten,
um die qualitative Natur der Bauernregeln zu berücksichtigen. Aber weil diese
Durchschnittswerte die Klimaentwicklung bzw. Klimaveränderung der letzten Jahrhunderte
nicht berücksichtigen, wird von einem direkten Vergleich abgeraten und stattdessen der
Vergleich zum linearen Trend bevorzugt (siehe Abb. 17). Um nun festzustellen, in wie vielen
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 4. TRENDANALYSE
49
Fällen eine Ausgangswettersituation zu warm oder zu kalt, zu trocken oder zu nass, zu sonnig
oder zu trüb war (je nach Inhalt der zu untersuchenden Regel), wird eine Entfernung des
Trends der Zeitreihe verwendet. Durch den Abzug des linearen Trends vom ursprünglichen
Datensatz wird genau ersichtlich, welches Jahr oder Monat oder welche Woche über bzw.
unter dem Durchschnitt liegt (siehe Abb. 18).
Folgendes Beispiel soll den Sachverhalt nun besser darstellen: Anhand der Klimastation Graz-
Flughafen werden die Temperaturmonatsmittel des August berechnet und mit dem
errechneten linearen Trend dargestellt (siehe Abb. 17).
Abbildung 17: Monatsmittel August mit dem linearen Trend (blaue Linie) und dem
Durchschnittswert (gestrichelte Linie). Station Graz Flughafen für den Zeitraum 1950 bis
2004.
Um im Folgenden auf die trendentfernten Werte zu kommen, muss der lineare Trend von den
Monatsmittelwerten abgezogen werden:
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 4. TRENDANALYSE
50
Abbildung 18: Trendentfernte Monatsmittelwerte des August der Station Graz-Flughafen.
Aus der letzten Grafik (Abb. 18) kann man nun ablesen, welche Jahre unter bzw. über dem
Temperaturdurchschnitt liegen. Auf diese Weise kann festgestellt werden, dass innerhalb der
untersuchten Zeitspanne 23 Jahre im August überdurchschnittlich warm sind. Dem gegenüber
stehen 32 Jahre, in denen es zu kalt ist.
Die so erhaltenen Ergebnisse werden in Prozent umgerechnet, um eine Aussage über die
Eintrittshäufigkeit möglich zu machen. Eine Regel, die beispielsweise in 65% der Fälle
stimmt und daher zu 35% Ausnahmen zeigt, kann so angesehen werden, dass sie im Mittel bei
etwa 2 von 3 derartigen Ausgangssituationen zur richtigen Prognose führt.
4.2.1 Der gleitende Trend
Um die rasante Klimaentwicklung der letzten Jahre in die Untersuchung mit einzubeziehen,
reicht der lineare Trend nicht mehr aus. Stattdessen wird ein 30jährig gleitender Trend
verwendet, dessen Berechnung ähnlich durchgeführt wird, wie die Erstellung eines gleitenden
Mittelwerts. Für die ersten und letzten 15 Jahre unserer Zeitreihe wird der lineare Trend der
ersten bzw. letzten 30 Jahre verwendet. Für jeden Datenpunkt dazwischen werden sowohl die
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 4. TRENDANALYSE
51
vorangegangenen als auch die folgenden 15 Jahre für die Trendbildung verwendet. Folgende
Darstellung (Abb. 19) zeigt die Monatsmittelwerte des August an der Station Graz Flughafen
für die Zeitspanne 1950 bis 2004 mit dem gleitenden Trend dieser Zeitreihe.
Abbildung 19: Monatsmittelwerte des August mit der dazugehörigen gleitenden Trendkurve
(rote Linie).
Ein direkter Vergleich des gleitenden Trends mit dem linearen Trend macht den Unterschied,
vor allem am Anfang und am Ende der Zeitreihe, der beiden deutlich (Abb. 20).
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 4. TRENDANALYSE
52
Abbildung 20: Vergleich linearer Trend (blaue Linie) mit gleitenden Trend (rote Linie).
Wenn man schlussendlich die beiden Trendentfernungen miteinander vergleicht, wird
sichtbar, dass es auch hier deutliche Unterschiede gibt. So können beispielsweise Jahre, die
von der linearen Methode als unterdurchschnittlich bewertet werden, bei der gleitenden
Trendentfernung über dem Durchschnitt liegen (Abb. 21).
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 4. TRENDANALYSE
53
Abbildung 21: Vergleich lineare Trendentfernung (blaue Linie) und gleitende
Trendentfernung (schwarze Linie).
4.2.2 Der gleitende Trend der Erntedaten
Wie wir deutlich anhand der Getreideproduktion in der Steiermark (Kap. 3.5.3 Abb. 13)
erkennen können ist es auch bei den Erntedaten möglich, dass sich ein Trend abzeichnet.
Dieser muss bei der Auswertung der Ernteregeln in Form einer Trendentfernung
berücksichtigt werden. Die Trendbildung der Erntedaten lehnt sich stark an die Methode des
gleitenden Trends an. Der einzige Unterschied besteht in der Zeitspanne. Um die Trendkurve
besser an den Verlauf der Produktion anzupassen, wird statt eines 30jährigen gleitenden
Trends ein 5jährig gleitender Trend verwendet (Abb. 22).
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 4. TRENDANALYSE
54
Abbildung 22: Gesamtproduktion Getreide Steiermark mit 5jährig gleitenden Trend (rote
Linie).
Dieser gleitende Trend wird daraufhin noch von den Ertragswerten abgezogen, um Jahre
überdurchschnittlicher von Jahren unterdurchschnittlicher Produktion zu unterscheiden.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 5. UMFRAGE
55
5 Die Befragung der Landwirte Im Zuge der vorliegenden Studie wurde eine Expertenbefragung über die Bauernregeln
durchgeführt, wobei nur drei Arten von Vorhersagen vorkommen: Kalendergebundene
Klimaregeln zusammen mit Witterungsregeln, Ernteregeln und Populärregeln. Ein
Fragebogen soll die Tendenzen bzw. den Wahrheitsgehalt der einzelnen Regeln, aus der Sicht
wetter- und witterungserfahrener Landwirte, filtern. Ziel dieser Selektion ist es, die Anzahl
der zu untersuchenden Vorhersagen auf wenige 10 Regeln zu reduzieren. In diesem Kapitel
wird auf die psychologischen Aspekte, den Fragebogen (siehe Anhang Kap. 10.1) und auf die
Methoden der Regelselektion eingegangen.
5.1 Psychologische Aspekte
Zur Gewinnung der Information über die Vorhersagen wurde die Methode des Fragebogens
angewandt. Dieses Vorgehen ist nomothetisch, d.h. alle untersuchten Experten werden mit
dem gleichen Maßstab gemessen. Verschiedene Antwortmöglichkeiten stehen zur Auswahl,
die durch bloßes Ankreuzen gewählt werden. Ein Fragebogen basiert, zum Unterschied von
Intelligenz- und anderen Fähigkeitstests, auf der Vorraussetzung, dass der Proband in der
Lage ist, Auskünfte über Gefühle, Vorlieben, Abweisungen und sonstige Einstellungen zu
geben. Bei der Konstruktion solch einer Umfrage muss im Vorfeld absolute Klarheit darüber
herrschen, was ein Fragebogen messen soll und welche „Items“ er zur Verfügung stellt. In der
vorliegenden Studie wird der Wahrheitsgehalt einzelner Feststellungen (hier Bauernregeln als
Items) geprüft und unter Zuhilfenahme von einer Ratingskala als Antworttyp beurteilt.
Ratingskalen stellen für die ausfüllenden Personen eine Erleichterung bei der
Antwortentscheidung dar. Der Proband hat die Möglichkeit, sich gegenüber dem Item-Inhalt
mit verschiedenen Abstufungen ihre Zustimmung oder Ablehnung auszudrücken. Mit der
zunehmenden Anzahl der Skalenstufen wächst auch die Differenzierungsfähigkeit einer Skala
an. Zu viele Stufen überschreiten allerdings diese Fähigkeit der Urteilenden, daher sind mehr
als 8 oder 9 Stufen nicht sinnvoll (vgl. DIEKMANN, 2002; BOTZ & DÖRING, 2002). Der
hier verwendete Fragebogen hat eine fünfstufige Skala nach Likert (1932) und zusätzlich
noch eine Item-Non-Response- („Weiss nicht“-) Stufe, falls die Person die Antwort
verweigert bzw. keine Meinung zu dem spezifischen Item hat. Die Verbale Abstufung erfolgt
nach dem Muster der Häufigkeiten (vgl. auch Tab. 4).
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 5. UMFRAGE
56
Beurteilung - Einschätzung des Zutreffens der Regel: 1=trifft häufig zu, 2=trifft eher zu, 3=mittel, 4=trifft eher nicht zu, 5=triff selten zu; 0=unbekannt/weiß nicht
Tabelle 4: Verbale Abstufung und Beurteilung mit einer 6 stufigen Likertskala.
Das Problem der sozialen Erwünschtheit
Fragebögen werden gewöhnlich als reaktive Messinstrumente bezeichnet, da die antwortende
Person das Ergebnis der Messung selbst wissentlich oder unabsichtlich beeinflussen kann.
Viele Personen tendieren dazu, in einer Weise zu antworten, wie es ihnen als positiv oder
günstig erscheint. Sie bemühen sich somit, im sozial erwünschten Sinn zu antworten. Dieses
Verhalten nennt man eine Antworttendenz der sozialen Erwünschtheit (Social Desirability).
Um diesen Unangenehmen Nebeneffekt einzudämmen, kann einerseits die Anonymität
garantiert werden und andererseits in der Instruktion darauf hingewiesen werden, dass um
offene und ehrliche Antworten gebeten wird (vgl. MUMMENDEY 2002). Beides wurde bei
der Expertenbefragung berücksichtigt. Um den Befragten in seinem Expertenwissen nicht
einzugrenzen, wurden auch noch einige Zeilen für eigene, nicht im Fragebogen vorkommende
Regeln berücksichtigt.
Zum Schluss ist noch zu erwähnen, dass die Umfrage auf postalischen Wege durchgeführt
worden ist. Dabei ist es aber zu Ausfallsquoten gekommen; von 10 ausgesandten Befragungen
haben 6 ihren Weg zurück gefunden. Hiermit möchten wir uns bei allen Experten und
Expertinnen recht herzlich für ihre Zeit, Mitarbeit und zusätzliches Wissen bedanken.
5.2 Die Auswertung
Nachdem die Experten die einzelnen Regeln beurteilt haben, erfolgt die Auswertung. Hierbei
wird die Methode der Zustimmungssumme verwendet, um die Regeln in drei Kategorien
aufzuspalten: Aussagen (Bauernregeln), die hohe Zustimmung (Glaubwürdigkeit) erlangt
haben; Aussagen, die eine starke Ablehnung erhalten haben und Regeln, die sich genau
zwischen der starken Zustimmung bzw. Ablehnung befinden. Die Zustimmungssumme eines
Items wird aus den Produkten der jeweiligen Note (1, 2, 3, 4, 5) multipliziert mit der Anzahl
der angekreuzten Note gebildet. Ein Beispiel:
Regel 1 2 3 4 5 0Es pflegt im August beim ersten Regen die Hitze sich zu legen ○ ○ ○ ○ ○ ○
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 5. UMFRAGE
57
Tabelle 5: Die Benotung einer Regel.
Durch die Beurteilung ergibt sich die Zustimmungssumme ZS:
ZS = 3×1 + 3×2 + 0×3 + 0×4 + 0×5 = 9
Bevor jedoch die Klassifizierung der Regel mit Hilfe der Summe durchgeführt werden kann,
müssen die einzelnen Items noch auf die 50% Grenze der Bekanntheit überprüft werden, d.h.
wenn eine Bauernregel mindestens dreimal eine Schulnote 0 erhalten hat, so ist sie für die
Untersuchung nicht mehr relevant, da sie nicht mehr als der Hälfte der Experten bekannt ist.
Als nächster Schritt wird die Selektion durch die Zustimmungssumme wie folgt durchgeführt:
Zustimmungssumme Beurteilung ZS ≤ 9 starke Zustimmung ZS ≥ 26 starke Ablehnung
26 ≥ ZS ≥ 10 Unentschlossenheit
Tabelle 6: Wertigkeit der Items durch die Zustimmungssumme.
Für die vorliegende Studie der Bauernregeln im Oststeirischen und Grazer Raum sind die
ersten beiden Klassen interessant und das Mittelfeld wird, aufgrund der Unentschlossenheit,
von der weiteren Untersuchung ausgeschlossen.
Als letztes Kriterium der Selektion wird von uns eine Tendenzanalyse (Summenverteilung)
angewendet. Dabei wird versucht Regeln auszuschließen, die zwar laut Zustimmungssumme
starke Zustimmung bzw. Ablehnung erfahren haben, aber wegen der sprunghaften
Notenvergabe (z.B. bei einer Zustimmung gibt es 1er, keine 2er aber 3er und 4er) ebenfalls
von der weiteren Analyse ausgeschlossen werden.
Wendet man nun diese drei Auswahlkriterien auf die Ergebnisse der Expertenbefragung an, so
ergibt sich daraus eine drastische Kürzung der zu untersuchenden Bauernregeln: Von 106
beurteilten Regeln, die in der Umfrage vorkommen, fallen 21 durch die Unbekanntheit, 55
durch die Unentschlossenheit und zwei durch ihre Summenverteilung weg. Hinzu kommen
aber noch 7 Bauernregeln, die von den Experten selbst als interessant angesehen werden. Von
diesen verbleibenden 35 Regeln müssen 7 aufgrund ihres nicht analysierbaren Sachverhalts
Regel 1 2 3 4 5 0Es pflegt im August beim ersten Regen die Hitze sich zu legen 3 3 0 0 0 0
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 5. UMFRAGE
58
von der weiteren Untersuchung ausgeschlossen werden. Daraus ergibt sich ein Satz von 26
Bauernregeln und 2 Populärregeln, der in folgender Tabelle (7) dargestellt ist. Auffallend ist
die Tatsache, dass die wettererfahrenen Landwirte jede der zu untersuchenden Regeln mit
einer hohen Zustimmung bewertet haben. Generell gibt es keine empirische Vorhersage, die
mit einer starken Ablehnung beurteilt worden ist.
Nr. Witterungs- und Kalendergebundene Klimaregeln 1 Auf trocken kalten Januar folgt viel Schnee im Februar 2 Sophie (15. Mai) man die Kalte nennt, weil sie gern kaltes Wetter bringt 3 Pankratius und Servatius (12. 13. Mai) bringen Kält’ oft und auch Verdruß 4 Gib auf Ägidien (1. September) wohl acht, er sagt dir was der Monat macht
5 Ist der Oktober warm und fein, kommt ein scharfer Winter drein, ist es aber nass und kühl, mild der Winter werden will
6 Wenn's zu Allerheiligen schneit, dann lege deinen Pelz bereit. Regnet's aber an diesen Tag, viel Schnee im Winter kommen mag
7 Es pflegt im August beim ersten Regen die Hitze sich zu legen 8 Andre (30. Nov) bringt Schnee, hat er keinen sonst macht er einen 9 Elisabeth (19. Nov) sagt an, was der Winter für ein Mann
10 Große Kält am Antoniustag (17.1), große Hitze am Lorenzitag (10. August) Nr Ernteregeln 1 Septemberregen - dem Bauern Segen, dem Winzer Gift, wenn er ihn trifft 2 Wenn Matthäus (21. September) weint statt lacht, Essig aus dem Wein er macht 3 Kalter Dezember und fruchtbar Jahr, sind vereinigt immerdar 4 Januar hart und rau nutzt dem Getreidebau 5 Januar Schnee zuhauf, Bauer, halt den Sack bloß auf 6 Am 10. Jänner Sonnenschein bringt viel Korn und Wein 7 Ist der Winter warm, wird der Bauer arm 8 Trockener März und feuchter April, das ist nach des Bauern Will 9 Aprilregen verheißt viel Segen
10 Mairegen bringt Segen 11 Pankraz und Urban (12. bzw. 25. Mai) ohne Regen bringen großen Erntesegen 12 Juni kalt und nass, lässt leer Scheuer und Fass 13 Juli kühl und nass, leere Scheunen - leeres Fass 14 Schön zu St. Paul (29. Juni) füllt Taschen und Maul 15 Tanzen im Jänner die Mücken, muss der Bauer nach Futter gucken 16 Anna(26.Juli) warm und trocken lässt den Bauern frohlocken
Nr. Populärregeln 1 Wie das Wetter am Freitag so am Sonntag 2 Am Wochenende (Sa - So) ist es eher "schiach" (Regenwetter) als während der Woche
Tabelle 7: Liste der ausgewerteten Witterungs-, Klima-, Ernte- und Populärregeln.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 6. HYPOTHESENTEST
59
6 Der Hypothesentest Eine der wesentlichen Aufgaben der Statistik besteht in einer Hypothesenprüfung. Anhand
eines solchen Prüfverfahrens können die berechneten Ergebnisse der Bauernregeln statistisch
ausgewertet werden. Dieses Kapitel beinhaltet eine kurze Einführung und Anwendung des
Prinzips der statistischen Hypothesenprüfung und lehnt sich an die ausführlichen
Beschreibungen von SCHÖNWIESE 2003 an.
Bei der Anwendung eines statistischen Prüfverfahrens (oft auch Testverfahren, Test) wird
eine sog. Nullhypothese H0 einer Alternativhypothese H1 gegenübergestellt. Die
Nullhypothese geht davon aus, dass eine zu prüfende Besonderheit (z.B. Unterschied) rein auf
den Zufall zurückzuführen ist, während die Alternativhypothese besagt, dass die Besonderheit
nicht zufällig zustande gekommen ist. In diverser Literatur findet man statt dem Begriff „nicht
zufällig“ auch oft „überzufällig“ oder „signifikant“.
Bei der Durchführung des Prüfverfahrens arbeitet man mit der Nullhypothese, um nach
Möglichkeit die Alternativhypothese „beweisen“ zu können. Daher hat man folgende zwei
Entscheidungsmöglichkeiten:
1. H1 wird angenommen, wodurch H0 abgelehnt wird (positiver Testentscheid)
2. H0 wird beibehalten, wodurch H1 abgelehnt wird (negativer Testentscheid)
Um einen Hypothesentest durchführen zu können braucht man noch eine Testgröße P, welche
einer bestimmten theoretischen Verteilung folgt. Diese kann mit Hilfe der theoretischen
Statistik abgeleitet werden. Die wichtigsten Prüfverteilungen sind die t- oder auch oft t-
Student-Verteilung, die χ2-Verteilung (wird ausführlicher behandelt), die F-Verteilung und die
standardisierte Normal- oder z-Verteilung. Aufgrund dieses Zusammenhangs zwischen der
Prüfgröße P und der Prüfverteilung schreibt man häufig statt „P“ das entsprechende
Verteilungssymbol (z.B. χ2 oder t).
Im letzten Schritt der Prüfung erfolgt die Entscheidung der Hypothesenprüfung, ob nun H0
beibehalten oder verworfen werden soll.
1. P < PΦ,α (H0 annehmen)
2. P > PΦ,α (H1 annehmen)
PΦ,α ist das Argument einer theoretischen Verteilung (z.B. χ2-Verteilung), welches mit Hilfe
der Zahl der Freiheitsgrade Φ und der gewählten Irrtumswahrscheinlichkeit α in einer
entsprechenden Tabelle (siehe Anhang Kap. 10.2) nachgeschlagen werden kann. Die
Irrtumswahrscheinlichkeit sagt aus, wie groß die Wahrscheinlichkeit eines falschen
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 6. HYPOTHESENTEST
60
Testentscheids ist. Die zur gewählten Irrtumswahrscheinlichkeit α passende Signifikanz SI
wird aus α−= 1SI gewonnen. Weiters leitet man aus dem gewählten Wert von α das
Signifikanzniveau der Hypothesenprüfung ab (Tab. 8).
Irrtumswahr-scheinlichkeit α Signifikanz SI
nicht signifikant α > 0,1 SI < 90%
signifikant α ≤ 0,1 SI ≥ 90%
sehr signifikant α ≤ 0,05 SI ≥ 95%
hoch signifikant α ≤ 0,01 SI ≥ 99%
Tabelle 8: Verhältnisse der Irrtumswahrscheinlichkeiten (IWSK) zu den Signifikanzen SI.
Quelle: SCHÖNWIESE 2003, modifiziert.
Wie das Wort Irrtumswahrscheinlichkeit vermuten lässt, gibt es die Möglichkeit einer der
beiden Hypothesen anzunehmen, obwohl die andere Hypothese in Wirklichkeit hätte
angenommen werden müssen. Wenn man die Nullhypothese akzeptiert, obwohl in
Wirklichkeit die Alternativhypothese zutrifft, so begeht man einen Fehler 2. Art mit der
Wahrscheinlichkeit β. Hat man aber die richtige Entscheidung getroffen und die
Alternativhypothese angenommen, dann erhält man die Trennschärfe β−=1TS . Dieser
Sachverhalt wird in folgender Darstellung (Tab. 9) veranschaulicht.
Wirklichkeit
Testentscheid H0 wahr, H1 falsch H0 falsch, H1 richtig
H0 abgelehnt Fehler 1. Art richtiger Entscheid
H1 angenommen mit p = α mit p = TS = 1 – β
H0 angenommen Richtiger Entscheid Fehler 2. Art
H1 abgelehnt mit p = SI = 1 - α Mit p = β
Tabelle 9: Mögliche Testentscheidungen und Fehler. p = variable Wahrscheinlichkeit, β als
Fehler 2. Art, wenn α als Fehler 1. Art bezeichnet wird, TS = Trennschärfe. Quelle:
SCHÖHNWIESE 2003 modifiziert.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 6. HYPOTHESENTEST
61
6.1 Der χ2-Test
Beim χ2-Test geht man von einer empirisch gefundenen Häufigkeitsverteilung aus und möchte
diese mit einer theoretischen Häufigkeitsverteilung vergleichen, wobei die Stichprobe
klassenorientiert vorliegen muss. Bei der Auswertung der Bauernregeln kommen meistens nur
2 Klassen vor: Die Regel trifft ein, oder sie trifft nicht ein. Anders gesagt, versucht man zu
prüfen, ob die empirisch gefundenen Verteilungen auf die Alternativen entweder keine
verlässliche Abweichung von einer zufälligen Verteilung aufweisen, oder ob die Verteilungen
eindeutig durch die Eigenart der untersuchten Populationen bestimmt sind.
Für die Hypothesenprüfung werden die Differenzen zwischen einer empirisch gefundenen
Verteilung (beobachteter Wert B) und der zur Prüfung hypothetisch bestimmten Verteilung
(Erwartungswert E) gebildet. Daraufhin werden diese Differenzen ( )EB − normiert, indem
ihre Quadrate durch die Erwartungswerte E dividiert und zu einem χ2-Wert aufsummiert
werden (vgl. HENRYSSON 1960).
( )∑ −=
EEB 2
2χ (6.1)
Die χ2-Werte sind ein zusammenfassendes und standardisiertes Maß für die Abweichungen
der Beobachtungen von der Nullhypothese. Bevor jedoch der errechnete Wert für die
Hypothesenprüfung verwendet werden kann, muss zuerst noch die Anzahl der Freiheitsgrade
Φ festgestellt werden. Vereinfacht gesagt, ist die Anzahl der Freiheitsgrade 1−= kφ , wobei
durch k die Anzahl der Klassen gegeben ist.
Der so gewonnene χ2-Wert des Hypothesentests wird daraufhin mit einem statistischen
Listenwert mit gleich vielen Freiheitsgraden und einer gewissen Irrtumswahrscheinlichkeit α
(z.B. α = 0,1) verglichen. Ist der berechnete Wert kleiner als der theoretische, so wird die
Nullhypothese H0 beibehalten (die Abweichung vom Erwartungswert ist zufällig, kein
Effekt). Falls aber der χ2-Wert größer ist als der theoretische Wert, so wird die
Alternativhypothese H1 angenommen (die Abweichung vom Mittelwert ist statistisch
signifikant; nicht durch Zufall erklärbar).
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
63
7 Ergebnisse Im folgenden Kapitel werden jene Regeln ausgewertet, die von den Experten mit einer starken
Zustimmung oder starken Ablehnung beurteilt worden sind. Hierbei werden in erster Linie die
Berechnungen der Methodenbibliothek (Kap. 7.1) verwendet. Es kommen aber auch spezielle
Rechenverfahren zum Einsatz, die anhand der jeweiligen Regel näher erklärt werden.
Um die folgenden Ergebnisse und die dazupassenden Diagramme interpretieren zu können,
wird anhand eines Beispiels in Kapitel 7.1.5 diese Sachverhalt ausführlich behandelt.
7.1 Methodenbibliothek
Um die Witterungsregeln, Kalendergebundene Klimaregeln und Ernteregeln auswerten zu
können, verwenden wir, je nach Inhalt der Regel, gewisse Methoden, die auf der
Mittelwertbildung und der Trendentfernung (siehe Kap. 4.3) beruhen. Die Zeitspannen der
Berechnungen reichen von einem Lostag bis hin zu längeren Zeitintervallen (z.B. Winter). In
diesem Kapitel werden die einzelnen Vorgehensweisen für die verschiedenen Bezugspunkte
näher erklärt.
7.1.1 Lostage
Temperatur
Um feststellen zu können, wann ein Lostag zu kalt bzw. zu warm war, sollten wir nicht nur
den sog. „Schicksalstag“ alleine, sondern auch den vorangegangenen und den darauf
folgenden Tag berücksichtigen. Aus diesen drei Tagen wird ein Temperaturmittelwert
gebildet. Da der bestimmte Tag nur einmal im Jahr vorkommt, erhalten wir daher für jedes
beobachtete Jahr einen Mittelwert des Lostages. Von diesen Werten wird daraufhin der
30jährig gleitende Trend (siehe Kap. 4.3.1) gebildet und abgezogen. Wenn ein trendentfernter
Mittelwert positiv (> 0) ist, so war der Lostag des bestimmten Jahres überdurchschnittlich
warm. Dem gegenüber waren „Schicksalstage“, dessen trendentfernte Mittelwerte unter Null
liegen kälter als sonst.
Wenn in einer Regel nicht explizit auf eine andere Temperatur hingewiesen wird, verwenden
wir für die Berechnung stets die Tagesmitteltemperatur (vgl. Kap. 3.4.3 Tabelle 3).
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
64
Niederschlag
Bei manchen Regeln wird ein regenreicher bzw. ein trockener Lostag als Ausgangssituation
verwendet. Ähnlich wie bei der Temperaturbestimmung wird bei der Beurteilung der
Niederschlagsverhältnisse ebenfalls sowohl der Tag vor als auch der Tag nach dem
„Schicksalstag“ in die Auswertung miteinbezogen. Aus diesen drei Tagen wird aber kein
Mittelwert, sondern eine Niederschlagssumme pro Jahr gebildet. Hat diese Summe eines
Jahres einen Wert, der größer als Null ist, so können wir davon ausgehen, dass es um den
Lostag mindestens einmal geregnet hat. Andererseits kann ein trockener Lostag angenommen
werden, wenn die Niederschlagssumme gleich Null ist.
Bei allen Regeln wird ausschließlich der Niederschlagswert der Tagessumme verwendet.
Neuschneemenge
Ähnlich wie beim Niederschlag gibt es Tage, an denen Schneefälle als
Ausgangswettersituationen dienen. Da der StartClim Datensatz nur die Schneehöhe und nicht
die von der Regel geforderte Neuschneemenge beinhaltet, muss die Schneehöhendifferenz der
einzelnen Tage gebildet werden. So zum Beispiel wird der Schneehöhe vom 15. Dezember
die Schneehöhe vom 14. Dezember abgezogen. Ist die Differenz zweier Tage negativ, so
bedeutet das, dass die Schneehöhe von einem Tag auf den anderen durch Schmelzung bzw.
Setzung der Schneedecke abgenommen hat. Positive Differenzen stehen dagegen für eine
Schneehöhenzunahme, was normalerweise auf Neuschnee zurückzuführen ist. Die
tatsächliche Neuschneemenge wird hierbei geringfügig unterschätzt. Daher ist die
Schneehöhendifferenz ein guter Schätzwert.
Bei Lostagen bilden wir aus den drei Tagen diese Differenzen. Entfernen wir die negativen
Differenzwerte und summieren die Neuschneemengen auf, erhalten wir für jedes beobachtete
Jahr die Gesamtneuschneemenge um den Lostag. Ist ein Wert größer als Null, so hat es
tatsächlich in diesem bestimmten Jahr um den Lostag geschneit. Andernfalls ist kein Schnee
gefallen.
Für alle Neuschneeberechnungen wird der Tageswert der Schneehöhe, der jeweils um 7 Uhr
gemessen wird, verwendet.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
65
7.1.2 Monate
Temperatur
Bei manchen Regeln werden nicht nur die Temperaturverhältnisse um einen bestimmten Tag
beobachtet, sondern die eines gesamten Monats. Um diesbezüglich Aussagen machen zu
können, benötigen wir die Monatsmitteltemperatur, welche mit Hilfe der Formel in Tabelle 3
(Kap. 3.4.3) berechnet wird. Daraus ergibt sich für jedes beobachtete Jahr ein
Monatsmittelwert. Durch die Entfernung des 30jährig gleitenden Trends wird ersichtlich in
welchen Jahren der definierte Monat zu kalt oder zu warm war.
Niederschlag
Ähnlich der Auswertungen der Temperaturverhältnisse eines Monats, wird bei der
Bestimmung der monatlichen Niederschlagsverhältnisse ein Mittelwert aus den täglichen
Niederschlagsmengen (Tagessumme) berechnet. Das ergibt für jedes Jahr einen
Niederschlagsmittelwert. Diese daraus resultierende Zeitreihe wird wiederum trendentfernt
und macht Aussagen wie „regenreicher“ oder „regenarmer“ Monat möglich.
Neuschnee
Bei der Bestimmung der Neuschneemengen eines Monats wird die schon bei den
Neuschneemengen eines Lostages erklärte Methode der Neuschneesummen angewandt. Die
Berechnung beruht auf der Schneehöhendifferenz einzelner Tage und vorangegangener Tage.
Bei Monaten ergibt das 31 bzw. 30, im Feber 28 (in Schaltjahren 29) Differenzwerte, wobei
auch der erste Schneehöhenwert des Folgemonats in die Berechnung miteinbezogen wird.
Gleich wie bei den Lostagen werden auch hier die negativen Werte entfernt und die positiven
Differenzen (Neuschnee) werden für den jeweiligen Monat jedes Jahr aufsummiert. Die
daraus folgenden Neuschneemengen werden anschließend mit Hilfe des 30jährig gleitenden
Trends trendentfernt, und in Jahren mit übermäßig viel Neuschnee und Jahren mit
unterdurchschnittlich wenig Neuschnee innerhalb eines bestimmten Monats aufgeteilt.
Es ist auch möglich, dass die zu beobachtende Zeitspanne aus mehreren Monaten (z.B.
Winter) besteht. Wobei anzumerken ist, dass es sich beim Begriff Winter stets um den
meteorologischen Winter (Dezember, Januar und Februar) handelt. In diesem Fall werden die
Monatsmethoden der Temperatur, des Niederschlags und der Neuschneemenge auf das
passende Zeitintervall ausgeweitet.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
66
7.1.3 Landwirtschaftliche Produktionsdaten
Für die Analyse aller Ernteregeln benötigen wir die Produktionsdaten für Getreide, Obst und
Wein. Wie wir aus den grafischen Darstellungen dieser Produktionen in Kapitel 3.5
entnehmen können, wird auch hier ein deutlicher Trend ersichtlich. Aus diesem Grund wird
für die Jahreswerte der jeweiligen Produktionsart der 5jährig gleitende Trend (siehe Kap.
4.3.2) gebildet und abgezogen. Daraus wird sichtbar, in welchen Jahren die jeweilige Ernte
über (>0) bzw. unter (<0) der Erwartung gelegen hat.
7.1.4 Weitere Kriterien
Eine Vereinbarung, die wir treffen müssen ist, ab welchen Signifikanzniveau eine Regel
strenger hinterfragt werden soll. Um eine nähere Untersuchung einer Bauernregel
durchzuführen muss mindestens eine Station einer Teilregion eine Signifikanz von 0,95 und
die dazu passende Teilregion ein Niveau von 0,7 erreichen. Aus diesem Grund sind alle
Diagramme der Ergebnisse mit Signifikanzgrenzen von 0,9 und 0,95 versehen (siehe Kap.
7.1.5 Abb. 23).
Jede der untersuchten Bauern- und Populärregeln besitzt eine Ausgangssituation. So zum
Beispiel verlangt eine Regel einen kalten Ägidientag (1. September), um einen kalten
September zu prognostizieren. Wenn aber diese Ausgangswettersituation in 55 Jahren nur 7
Mal vorkommt, ist dann eine nähere statistische Untersuchung mit dem χ2-Test überhaupt
sinnvoll? Aus diesem Grund setzen wir die Grenze auf mindestens 10 Jahre, in denen die
Ausgangssituation erfüllt ist.
7.1.5 Beispiel und beispielhafte Interpretation
Würde eine Bauernregel von 27 möglichen Jahren in 19 Fällen eintreten, so würde das bei
einer Unterteilung in 2 Klassen ( 11 =−= kφ ) und einem Erwartungswert E der zufälligen
Verteilung von 13,5 folgenden χ2-Wert ergeben:
( ) ( ) ( ) 48,45,135,138
5,135,1319 222
2 =−
+−
=−
= ∑ EEBχ
Dieser Wert ist größer als der Wert für eine Irrtumswahrscheinlichkeit α = 0,1 und größer als
der Wert für α = 0,05. Aus Tabelle 8 (Kap. 6) kann entnommen werden, dass die Bauernregel
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
67
zu 95% (sehr signifikant) nicht durch den Zufall zu erklären und somit von besonderen
Interesse ist. Dieses Beispiel ist nicht erfunden, sondern es kommt bei der Auswertung der
Bauernregel
(4) Gib auf Ägidien (1. September) wohl acht, er sagt dir was der Monat macht
an der Messstation Graz Universität vor. Um den Sachverhalt besser verständlich zu machen,
zeigt folgende Darstellung (Abb. 23) das Ergebnis der Witterungsregel.
Folgt auf einen kühlen Ägidientag ein kühler September?
0,88 0,89 0,930,82
0,97 0,9 0,92 0,91
0,0%
25,0%
50,0%
75,0%
100,0%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 23: Auswertung der Regel (4) mit den Signifikanzgrenzen 0,9 und 0,95 und dem
Signifikanzniveau der jeweiligen Eintrittshäufigkeit.
Wie kann man diese Ergebnisse der Regel interpretieren? Das Diagramm sagt aus, in wie
vielen Jahren, in denen die Ausgangssituation (kühler Ägidientag) vorkommt, die Regel und
ihre Forderung erfüllt sind. Deswegen besitzt jede Station eine Eintrittshäufigkeit und ein
dazupassendes Signifikanzniveau.
Die Lage des roten Symbols einer Station stellt den Wert der Eintrittshäufigkeit dar. Die dazu
berechnete Signifikanz (z. B. Bad Gleichenberg 0,88) wird im Diagramm rechts neben dem
Symbol angeführt. Das Oben angeführte Beispiel wird in der Darstellung bei der Station Graz
Universität ersichtlich. Die zum χ2-Wert 4,48 passende Signifikanz liegt bei 0,97. Das
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
68
bedeutet, dass die Eintrittshäufigkeit dieser Witterungsregel an der Klimastation Graz
Universität mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von nur α = 0,03 (3 %) nicht durch den Zufall
zu erklären ist. In anderen Worten: Die Abweichung der Eintrittshäufigkeit vom zufälligen
Erwartungswert ist signifikant, die Regel hat also Vorhersagekraft. Bei manchen Ergebnissen
kann es vorkommen, dass die Signifikanz von 1,00 vorliegt. Das ist auf die Rundung auf zwei
Nachkommastellen zurückzuführen (z. B. 0,996 → 1,00), denn eine gewisse
Irrtumswahrscheinlichkeit kann praktisch nie ausgeschlossen werden.
Weiters stoßen wir in den Ergebnissen manchmal auf die Begriffe „positive“ und „negative“
Signifikanz. Damit sind Eintrittshäufigkeiten gemeint, die entweder über bzw. unter der 50%
Grenze eine ausreichende Signifikanz (0,90 bzw. 0,95) aufweisen. Liegt bei einer Regel eine
positive Signifikanz vor, so können wir sagen, dass die Regel mit einer gewissen
Eintrittshäufigkeit „richtig“ ist. Dem gegenüber bedeutet eine negative Signifikanz, dass die
Regel eine Vorhersagekraft gerade für das Gegenteil besitzt und daher nicht nur nicht gilt,
sondern „falsch“ liegt. Führen wir den Gegentest zu solch einer „Antiregel“ durch, so werden
positiv signifikante Ergebnisse sichtbar.
Die eingezeichneten Fehlerbalken beziehen sich auf die Signifikanzgrenzen von 0,9 und 0,95.
Der Erwartungswert wird für die Berechnung dieser Grenzen miteinbezogen. Aus diesem
Grund werden die Grenzen mit zunehmend hohem Erwartungswert (viele Datenpunkte in
einer langen Zeitreihe) kleiner und dementsprechend robuster.
Des Weiteren werden die Messstationen Bad Gleichenberg (Abkürzung BG), Fürstenfeld (FF)
und Gleisdorf (GL) zu einer Teilregion „Oststeiermark“ (RO) zusammengefasst. Auch die
beiden Stationen Graz Universität (GU) und Graz Flughafen (GF) ergeben eine weitere
Teilregion „Graz“ (RG). Die gesamte Oststeirische und Grazer Region (R) wird aus allen fünf
Stationen des Untersuchungsgebiets gemittelt. Hierbei ist anzumerken, dass sich die
prozentuellen Eintrittshäufigkeiten der Regionen nicht aus dem Mittel der einzelnen
Eintrittshäufigkeiten der Stationen zusammensetzen, sondern wiederum separat aus den
Mittelwerten der Ausgangssituationen und den Mittelwerten der Eintrittsjahre einer gesamten
Region berechnet werden.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
69
7.2 Witterungs- und Kalendergebundene Klimaregeln
Die in Kapitel 1 näher beschriebenen Klassen von Bauernregeln werden auf ihre
Eintrittshäufigkeiten an den jeweiligen Stationen und der (Teil-) Regionen geprüft. Aus den
Beobachtungs- und Erwartungswerten kann, wie in Kapitel 6.1 gezeigt, die entsprechende
Signifikanz (respektive einer gewissen Irrtumswahrscheinlichkeit) des Ergebnisses bestimmt
werden. Des weiteren muss bei der Analyse auf die Datenlücken der einzelnen Stationen
(siehe Kap. 3.2) Rücksicht genommen werden.
Nr. Witterungs- und Kalendergebundene Klimaregeln 1 Auf trocken kalten Januar folgt viel Schnee im Februar 2 Sophie (15. Mai) man die Kalte nennt, weil sie gern kaltes Wetter bringt 3 Pankratius und Servatius (12. 13. Mai) bringen Kält’ oft und auch Verdruß 4 Gib auf Ägidien (1. September) wohl acht, er sagt dir was der Monat macht
5 Ist der Oktober warm und fein, kommt ein scharfer Winter drein, ist es aber nass und kühl, mild der Winter werden will
6 Wenn's zu Allerheiligen schneit, dann lege deinen Pelz bereit. Regnet's aber an diesen Tag, viel Schnee im Winter kommen mag
7 Es pflegt im August beim ersten Regen die Hitze sich zu legen 8 Andre (30. Nov) bringt Schnee, hat er keinen sonst macht er einen 9 Elisabeth (19. Nov) sagt an, was der Winter für ein Mann
10 Große Kält am Antoniustag (17.1), große Hitze am Lorenzitag (10. August) Tabelle 10: Die zur Auswertung verwendeten Witterungs- und Klimaregeln.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
70
(1) Auf trocken kalten Januar, folgt viel Schnee im Februar
Der Regel nach soll auf einen niederschlagsarmen und gleichzeitig kalten Jänner viel
Neuschnee im Februar folgen. Mit Hilfe der Auswertungsmethoden werden nun Jahre
gesucht, in denen der Jänner sowohl niederschlagsarm als auch zu kühl war. Dies wird mit
den Monatsmethoden für Niederschlag und Temperatur realisiert (siehe Kap. 7.1.2). Des
Weiteren wird mit der Berechnung der Neuschneesumme nach Jahren gesucht, in denen der
Februar übermäßig viel Schnee gebracht hat. In Jahren, in denen sowohl die
Ausgangssituation (trocken kalter Jänner) als auch die Zielsituation (viel Schnee im Februar)
eintreten, gilt die Regel als erfüllt. Die Interpretation der folgenden Auswertung wird anhand
eines Beispiels in Kapitel 6.1.1 näher erklärt.
Auf trocken kalten Januar folgt viel Schnee im Februar
1
0,680,52
0,970,97
0,890,97
0,93
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 24: Auswertung der Witterungsregel (1).
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 8,3% 33,3% 37,3% 12,5% 18,2% 24,1% 15,8% 20,8%
Wie wir aus der Abbildung 24 entnehmen können, gibt es drei Stationen (Bad Gleichenberg,
Graz Flughafen und Graz Universität) die eine Signifikanz von über 0,95 aufweisen. Mit
anderen Worten: Die Ergebnisse dieser Stationen sind bis auf eine geringe
Irrtumswahrscheinlichkeit nicht durch den Zufall entstanden. Bei der Station Bad
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
71
Gleichenberg würde daher auf 12 trocken/kalte Jänner nur ein Feber fallen, der
überdurchschnittlich viel Schnee aufweisen kann. Würden wir die Regel so definieren, dass
auf einen trocken/kalten Januar wenig Schnee im Februar folgt, dann würde diese Regel in
diesen 12 Fällen 11 mal (!) mit der gerundeten Signifikanz von 1,00 eintreten. Diese
Witterungsregel sagt daher eher das Gegenteil der realen Situation aus.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
72
(2 )Pankratius und Servatius (12. 13. Mai) bringen Kält’ oft und auch Verdruß
(3) Sophie (15. Mai) man die Kalte nennt, weil sie gern kaltes Wetter bringt
Ein herausragendes meteorologisches Witterungsereignis im Mai sind die Eisheiligen.
Zahlreiche Bauernregeln setzen sich mit Pankratius, Servatius, Bonifatius (12. – 14. Mai) und
der kalten Sophie (15. Mai) auseinander. Deswegen wird nicht eine dieser etlichen Regeln
herausgegriffen und analysiert, sondern eine gesamte Eisheiligenregel untersucht.
In allen Regeln wird eine Abkühlung durch die Eisheiligen beschrieben. Hierzu werden aus
den vier Tagen vor den Eisheiligen (8. bis 11. Mai) und aus den Eisheiligen selbst (12. bis 15.
Mai) ein Paar aus Temperaturmittelwerten für jedes Jahr gebildet. Daraufhin wird eine
Differenz aus den Eisheiligenmittelwert und dem Mittelwert der vier Tage vor dem 12. Mai
gebildet. Ist diese Differenz positiv oder gleich Null, so hat es in diesem Jahr eine
Temperaturzunahme bzw. keine Temperaturänderung gegeben. Ist diese Differenz eines
Jahres negativ ist, so hat es die geforderte Abkühlung gegeben.
Die Eisheiligenregel
0,93 0,94 0,980,92 0,85
0,960,89 0,93
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 25: Auswertung der Witterungsregeln (2) und (3).
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 37,7% 34,3% 31,8% 38,2% 40,4% 34,8% 39,3% 36,9%
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
73
Das Ergebnis der Eisheiligenregel (Abb. 25) zeigt, dass keine Eintrittshäufigkeit einer Station
über der 50% Grenze liegt, sondern weit darunter. Die Messstation Gleisdorf weist eine
Signifikanz von 0,98 auf. Das heißt, dass die Eisheiligen an dieser Station ca. alle 3 Jahre
(31,8%) mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 0,2 eintreten. Dreht man den Sachverhalt der
Eisheiligenregel um, und behauptet, dass es durch die Eisheiligen eine Erwärmung gibt, dann
liegt die Eintrittshäufigkeit bei der Station Gleisdorf bei rund 69% mit einer Signifikanz von
0,98. Bei der Auswertung dieser Regel wird daher ersichtlich, dass die Eisheiligen eher eine
Erwärmung als eine Abkühlung bringen.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
74
(4) Gib auf Ägidien (1. September) wohl acht, er sagt dir was der Monat macht
Diese Regel ist aus mehreren Blickwinkeln interpretierbar und hat den 1. September als
zentralen Bezugspunkt. Der Regel nach soll das Wetter um den Ägidientag den
Wettercharakter des gesamten Septembers vorhersagen. Es folgt daher auf einen Niederschlag
um den 1. September ein regenreicher Monat (Abb. 28) bzw. auf einen regenfreien Ägidien
ein eher trockener September (Abb. 29). Auch bei der Temperatur ergibt ein zu warmer
Lostag einen mild gestimmten Folgemonat (Abb. 26) oder umgekehrt folgt auf einen zu
kühlen 1. September ein zu kühler Monat (Abb. 27). Für die Auswertung der
Ausgangssituationen werden die in der Methodenbibliothek (Kap. 7.1) beschriebenen
Berechnungen der Lostage verwendet. Auch die Niederschlags- und Temperaturverhältnisse
des Septembers werden nach diesen Vorgehensweisen analysiert.
Folgt auf einen warmen Ägidien ein warmer September?
0,82 0,77 0,90,55
0,86 0,840,73 0,8
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 26: Auswertung der Witterungsregel (4); erste Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 63,0% 64,7% 66,7% 57,1% 63,3% 64,7% 60,3% 62,7%
Auffallend bei dieser Auswertung ist, dass sich alle Eintrittshäufigkeiten über der 50% Grenze
befinden, aber keine Station die gewünschte Signifikanz von mindestens 0,95 erreicht. Daher
müssen wir bei der Interpretation bedenken, dass die Abweichungen vom Erwartungswert
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
75
(50%) zu einem gewissen Grad zufällig entstanden sind. Die beobachtete Eintrittshäufigkeit
der Station Gleisdorf mit 66,7% ist daher nur mit Vorsicht zu genießen, weil die dazu
berechnete Signifikanz (0,88) zu gering ist. Daher können wir verallgemeinert nicht
annehmen, dass auf 3 warme Ägidientage 2 warme September folgen.
Folgt auf einen kühlen Ägidientag ein kühler September?
0,88 0,89 0,930,82
0,97 0,9 0,92 0,91
0,0%
25,0%
50,0%
75,0%
100,0%
Bad G
leich
enbe
rg
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 27: Auswertung der Witterungsregel (4); zweite Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 65,4% 68,4% 70,0% 63,0% 70,4% 67,7% 66,7% 67,2%
Ähnlich der ersten Interpretation der Regel (Abb. 26) ist diese Auswertung zu verstehen. Mit
dem Unterschied, dass eine der Stationen (Graz Universität) eine Signifikanz von 0,97
aufweist. Wenn also der Ägidientag kühl war, dann folgt an der Station Graz Universität in
rund 70% der Fälle ein kühler September.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
76
Folgt auf einen nassen Ägidien viel Regen im September?
00,45
0,790,48
0,13 0,19 0,31 0,25
0,0%
25,0%
50,0%
75,0%
100,0%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 28: Auswertung der Witterungsregel (4); dritte Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 50,0% 56,0% 38,7% 44,7% 48,7% 47,7% 46,8% 47,3%
Mit einer Ausnahme (Gleisdorf) schwanken alle Eintrittshäufigkeiten dieser Teilregel um
50%. Und auch die dazu berechneten Signifikanzen sind um den Erwartungswert verteilt.
Daher können wir sagen, dass die Abweichungen vom Erwartungswert größtenteils zufälliger
Natur sind. Dadurch sind die berechneten Eintrittshäufigkeiten zu einem gewissen Grad
zufällig entstanden.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
77
Folgt auf einen regenfreien Ägidien ein trockener September?
0,95
0,97
0,22
0,53 0,36
0,80,45
0,75
0,0%
25,0%
50,0%
75,0%
100,0%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 29: Auswertung der Witterungsregel (4); vierte Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 71,4% 81,8% 46,2% 58,8% 55,6% 66,7% 57,1% 64,5%
Diese Darstellung (Abb. 29) zeigt, wie groß die Unterschiede an den einzelnen Stationen sein
können. Herausragend ist der Messpunkt Fürstenfeld mit einer Eintrittshäufigkeit von 81,8%
und einer Signifikanz von 0,97. wir können daher sagen, dass diese Regel in 5 erfüllten
Ausgangssituationen (regenfreier Ägidientag) 4 mal eintrifft.
Interessant ist auch die Schwankung innerhalb der Teilregion Ost, da zwei Stationen (Bad
Gleichenberg und Fürstenfeld) hohe Signifikanzen zeigen. Dem gegenüber weist die dritte
Station der Region (Gleisdorf) eine sehr niedrige Signifikanz auf.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
78
(5) Ist der Oktober warm und fein, kommt ein scharfer Winter drein,
ist es aber nass und kühl, mild der Winter werden will
Der Oktober soll, abhängig von seiner Witterung, Aufschluss über den folgenden Winter
geben. Für diese Witterungsregel gibt es mehrere Auslegungsmöglichkeiten. Die Aussage
„warm und fein“ wird als ein überdurchschnittlich warmer und trockener Oktober verstanden.
Mit den Monatsmethoden (Kap. 7.1.2) für Temperatur und Niederschlag wird ein Oktober
gesucht, der sowohl eine überdurchschnittlich hohe Mitteltemperatur als auch ein niedriges
Niederschlagsmittel aufweist. „Nass und kühl“ wird genau mit den gleichen Methoden wie
„warm und fein“ berechnet, mit dem Unterschied, dass der gewünschte Oktober durch ein
überdurchschnittlich hohes Niederschlagsmittel und einer zu niedrigen Monatsmittel-
temperatur charakterisiert ist. Ein scharfer bzw. milder Winter kann sich einerseits auf die
Lufttemperatur, andererseits aber auch auf die Neuschneemenge beziehen. Daraus ergeben
sich vier Möglichkeiten diese Regel auszuarbeiten (Abb. 30 bis Abb. 33).
Was bei den folgenden Auswertungen zu beachten ist die Tatsache, dass die
Ausgangssituationen „warm und fein“ als auch „nass und kühl“ sehr starke Forderungen sind
und daher diese Ausgangssituationen in nur knapp 10 Jahren vorkommen. Das erklärt auch
die breiten Signifikanzgrenzen von 0,9 und 0,95.
Folgt auf einen warmen feinen Oktober ein kalter Winter?
0,68 0,68 0,79 0,680,68
0,72 0,68 0,7
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 30: Auswertung der Witterungsregel (5); erste Abfrage.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
79
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 66,7% 66,7% 70,0% 66,7% 62,5% 67,9% 64,0% 66,0%
Wie schon Eingangs bei dieser Regel erklärt ist es für die Eintrittshäufigkeiten sehr schwer,
die erwünschte Signifikanzgrenze von 0,95 zu erreichen. Das wird auch anhand dieser
Auswertung (Abb. 30) deutlich.
Folgt auf einen warmen feinen Oktober ein schneereicher Winter?
0,26
0,68
0,470,26
0 0 0,11 0,05
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 31: Auswertung der Witterungsregel (5); zweite Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 55,6% 33,3% 60,0% 55,6% 50,0% 50,0% 52,0% 50,9%
Auch hier (Abb. 31) wird das Problem der seltenen Ausgangssituationen sichtbar. Ansonst
fällt auf, das die Eintrittshäufigkeiten vor allem in der Teilregion Ost stark schwanken aber
keine signifikanten Ergebnisse aufweisen.
Eine ähnliche Interpretation kann man auch für die Auswertung der dritten Teilregel
aufstellen. Wobei von einem nassen und kühlen Oktober ausgegangen wird und ein darauf
folgender milder Winter (in Form von milden Temperaturen) erwartet wird (Abb. 32).
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
80
Wenn der Oktober nass und kühl war, folgt dann ein milder Winter?
0,68
0,68
0,52 0,59
0,240,18 0,23 0,2
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 32: Auswertung der Witterungsregel (5); dritte Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 66,7% 33,3% 62,5% 61,5% 45,5% 53,8% 54,2% 54,0%
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
81
Wenn der Oktober nass und kühl war, folgt dann schneearmer Winter?
0,26
0,68
0,52 0,59 0,63
0
0,610,3
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 33: Auswertung der Witterungsregel (5); vierte Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 55,6% 33,3% 62,5% 61,5% 63,6% 50,0% 62,5% 56,0%
Auch der letzte Teil der Regel „leidet“ unter der geringen Häufigkeit der
Ausgangssituationen. Interessant hierbei ist die Tatsache, dass die Eintrittshäufigkeiten in der
Teilregion Ost leichte Schwankungen zeigen. Wie auch bei allen vorangegangenen
Interpretationsmöglichkeiten dieser Regel, gibt es auch bei dieser Auswertung keine
ausreichend signifikanten Ergebnisse.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
82
(6) Wenn's zu Allerheiligen schneit, dann lege deinen Pelz bereit.
Regnet's aber an diesen Tag, viel Schnee im Winter kommen mag
Diese Regel geht vom Allerheiligentag aus, um die Witterungsverhältnisse des darauf
folgenden Winter zu bestimmen. Jahre, in denen es um den Lostag geregnet oder geschneit
hat, können wir mit den Methoden der Neuschnee- und Niederschlagssumme (siehe Kap.
7.1.2) leicht bestimmen. Man soll den Pelz bereit legen, wenn der Winter mit seinem
trendentfernten Temperaturmittelwert unter dem Durchschnitt (Nulllinie) liegt. Der zweite
Teil der Regel prognostiziert viel Schnee im Winter, wenn es zu Allerheiligen regnet. Um
sagen zu können, welcher Winter in welchem Jahr tatsächlich mehr Neuschnee als erwartet
bringt, muss die Monatsmethode für Neuschneesummen auf die Monate Dezember, Jänner
und Februar ausgeweitet werden. Bei der Auswertung der Neuschneemengen um
Allerheiligen ist aufgefallen, dass es bei fast allen Stationen nur ein einziges Mal um den 1.
November geschneit hat (1980). Daher ist eine weitere Überprüfung des ersten Teils der
Regel nicht sinnvoll. Der zweite Teil der Regel kommt zu folgendem Ergebnis (Abb. 34):
Wenn es zu Allerheiligen regnet, folgt dann ein schneereicher Winter?
0,280,18
0,68 0,76 0,660,28
0,71 0,49
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 34: Auswertung der Witterungsregel (6), zweite Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 46,7% 52,6% 37,5% 38,5% 40,7% 46,2% 39,6% 43,2%
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
83
Bei den Ergebnissen dieser Kalendergebundenen Klimaregel können wir feststellen, dass bis
auf eine Ausnahme (Fürstenfeld) die berechneten Eintrittshäufigkeiten unter 50% liegen.
Jedoch sind alle Ergebnisse zu einem gewissen Grad zufällig entstanden und können, weil sie
keine ausreichende Signifikanz erreichen, nicht verallgemeinert werden.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
84
(7) Es pflegt im August beim ersten Regen die Hitze sich zu legen
Diese Regel sagt, dass mit dem ersten Regentag im August die Sommerhitze ein wenig
nachlässt. Um diese Vorhersage auswerten zu können, müssen wir zuerst nach dem ersten
Regentag im August eines Jahres suchen. Dann wird aus den sieben Tagen vor dem ersten
Augustniederschlag ein Temperaturmittelwert gebildet. Die gleiche Berechnung wird für die
sieben Tage nach dem Regentag durchgeführt. Des Weiteren muss auch noch der mittlere
Temperaturrückgang von Juli auf August in die Auswertung der Bauernregel miteinbezogen
werden. Wir bilden daraufhin zuerst die Temperaturdifferenzen der einzelnen Wochenpaare
und entfernen danach den mittleren Temperaturrückgang und führen diese spezielle
Berechnung für jedes beobachtete Jahr durch. Wenn der so entstandene Differenzwert negativ
ist, so hat es die von der Regel prognostizierten Abkühlung tatsächlich gegeben.
Es pflegt im August beim ersten Regen die Hitze sich zu legen
0,66 0,50,24
0,31 0,31 0,35 0,31 0,33
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 35: Auswertung der Witterungsregel (7).
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 56,6% 55,6% 47,7% 52,7% 52,6% 53,4% 52,7% 53,1%
Wie wir aus der Auswertung der Regel (Abb. 35) entnehmen können, liegen die errechneten
Eintrittshäufigkeiten um 50% und keine dieser Ergebnisse kann eine Signifikanz von
mindestens 0,95 aufweisen.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
85
(8) Andre (30. Nov) bringt Schnee, hat er keinen sonst macht er einen
Diese Prognose wurde von einem der Experten aus dem Untersuchungsgebiet vorgeschlagen.
Wobei bei der Auswertung dieser Regel der zweite Teil (…hat er keinen, sonst macht er
einen) vernachlässigt wird. In Jahren in denen die gebildete Neuschneesumme um den 30.
November größer als Null ist, tritt diese Regel ein. Hierbei wird die Methode der
Neuschneesumme für Lostage (Kap. 7.1.1) angewandt.
Wie oft hat es zu Andrä Neuschnee gegeben?
1 1 1 1 1 1 1 1
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 36: Auswertung der Witterungsregel (8).
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 17,0% 13,9% 13,6% 12,7% 12,3% 15,0% 12,5% 13,9%
Wie die Auswertung (Abb. 36) erkennen lässt, besitzen alle Stationen und Regionen eine
negative Signifikanz von 1, d. h. dass die Eintrittshäufigkeiten für die einzelnen Messpunkte
auch im Allgemeinen gültig sind und nicht zufällig zustande gekommen sind. So zum
Beispiel hat es in Bad Gleichenberg innerhalb von 53 Jahren nur 9 mal um den Andretag
geschneit. Würden wir die Regel modifizieren und von ihr genau das Gegenteil verlangen
(Gegentest: Andre bringt keinen Schnee), dann beträgt die Eintrittshäufigkeit bei der Station
Bad Gleichenberg 83%. Diese Regel „stimmt“ daher eher, wenn sie das Gegenteil besagt. Ein
Grund warum diese Regel in so wenigen Jahren eintritt, kann auf eine allgemeine (globale)
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
86
Erwärmung zurückgeführt werden, da diese einen Schneefall am Winteranfang eher selten
macht.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
87
(9) Elisabeth (19. Nov) sagt an, was der Winter für ein Mann
Ähnlich wie bei der Ägidienregel soll hier die Wetterlage um einen Tag die Witterung einer
längeren Zeitspanne (in diesem Fall Winter) vorhersagen. Hierbei beschränkt sich die Analyse
auf die Parameter Temperatur und Neuschneemenge. Schneefall zum Elisabethtag soll, streng
der Regel nach, auf überdurchschnittlich viel Neuschnee im Winter (Dezember bis Februar)
hinweisen. Andersherum prognostiziert kein Schneefall um den 19. November einen
schneearmen Winter (Abb. 39). Auch die Temperaturverhältnisse um den Lostag sollen
Aufschluss darüber geben, ob der kommende Winter zu warm oder zu kalt wird (Abb. 37 und
Abb. 38). Daraus folgen insgesamt vier Interpretationsmöglichkeiten, die mit Hilfe der
Methoden der Lostage (siehe Kap. 7.1.1) und Monate (siehe Kap. 7.1.2) ausgewertet werden
können.
Bei der Auswertung der Neuschneemengen um den Elisabethtag wird ersichtlich, dass es bei
den einzelnen Stationen des Untersuchungsgebiets in der betrachteten Zeitspanne nur in
maximal 6 Jahren Neuschnee gegeben hat. Das macht in weiterer Folge eine statistische
Auswertung unbrauchbar. Deswegen wird auf die Frage, ob auf Schnee zu Elisabeth ein
schneereicher Winter folgt, verzichtet.
Folgt auf einen warmen Elisabethtag ein warmer Winter?
0,760,38 0,59 0,74
0,280,61 0,54 0,58
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 37: Auswertung der Witterungsregel (9); erste Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 61,5% 56,3% 58,3% 60,7% 53,3% 59,1% 56,9% 58,1%
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
88
Wenn wir von der Regel verlangen, dass auf einen warmen Elisabethtag ein warmer Winter
folgt, so können wir aus der Auswertung (Abb. 37) entnehmen, dass jede Station eine
Eintrittshäufigkeit der Regel über 50% besitzt. Jedoch sind die dazupassenden Signifikanzen
zu gering.
Wenn es zu Elisabeth kühl ist, folgt dann ein kühler Winter?
0 0
0,750,31 0,31 0,29 0,31 0,3
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Reg
elw
ahrs
chei
nlic
hkei
t in
[%]
Abbildung 38: Auswertung der Witterungsregel (9); zweite Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 50,0% 50,0% 36,8% 46,2% 46,2% 45,9% 46,2% 46,0%
Das Ergebnis der Teilregel (Abb. 38) zeigt, dass keine der Stationen die Kriterien für eine
strengere Überprüfung (siehe Kap. 7.1.4) erfüllt.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
89
Wenn Elisabeth schneefrei ist, bringt der Winter dann wenig Schnee?
0,540
0,85 0,750,95
0,55 0,880,73
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Reg
elw
ahrs
chei
nlic
hkei
t in
[%]
Abbildung 39: Auswertung der Witterungsregel (9); dritte Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 55,6% 50,0% 61,5% 58,3% 64,0% 56,1% 61,2% 58,5%
Der letzte Teil dieser Kalendergebundenen Klimaregel prognostiziert einen schneearmen
Winter, sofern es um den Elisabethtag (19. November) keinen Neuschnee gegeben hat. Das
Ergebnis (Abb. 39) zeigt, dass es zumindest einen Messpunkt gibt (Graz Universität), an dem
die Signifikanzgrenze von 0,95 erreicht wird. In 2/3 aller vorkommenden
Ausgangssituationen (neuschneefreier Elisabethtag) trifft diese Regel an der Station
tatsächlich ein. Bei allen anderen Stationen ist ebenfalls eine positive Tendenz sichtbar.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
90
(10) Grosse Kält am Antoniustag (17.1), große Hitze am Lorenzitag (10. August)
Diese Kalendergebundene Klimaregel will aus den Temperaturverhältnissen des Antoniustags
auf die Verhältnisse des sieben Monate (!) später eintretenden Lorenzitags schließen. Hierbei
wird die Lostagsmethode angewandt, allerdings auf die Minimumstemperaturen des 17.
Jänners und auf die Maximumstemperaturen des 10. August. Wenn in einem Jahr der
trendentfernte Minimumsmittelwert des Antoniustags unter der Erwartung liegt, dann folgt im
gleichen Jahr, so der Regel nach, ein Lorenzitag, dessen trendentfernter Maximumsmittelwert
überdurchschnittlich groß ist.
Große Kält am Antoniustag, große Hitze am Lorenzitag
0,33 0,2 0,19
0,930,68
0,25
0,840,57
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Region
Graz
Region
Ost
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 40: Auswertung der Witterungsregel (10).
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 45,5% 46,7% 47,1% 32,0% 40,0% 46,3% 36,0% 41,3%
Wie wir aus dem Ergebnis (Abb. 40) entnehmen können, befinden sich alle
Eintrittshäufigkeiten unter 50%. Auffallend ist außerdem, dass die Teilregion Graz eine
stärkere negative Tendenz aufweist, als die Teilregion Ost. Des Weiteren können wir
feststellen, dass die durch die Auswertung entstandenen Ergebnisse zu einem gewissen Grad
zufällig zustande gekommen sind, weil die Signifikanzgrenze von 0,95 nie erreicht wird.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
91
7.3 Ernteregeln
Die in Kapitel 1 näher beschriebene Klasse von Bauernregeln wird auf ihre
Eintrittshäufigkeiten an den jeweiligen Stationen und in den (Teil-) Regionen geprüft. Zu
beachten ist, dass mit den Begriffen „(Ernte-) Segen“, „gutes“ und „fruchtbares“ Jahr meist
die Getreideernte gemeint ist. Auf die Wein- bzw. Obsternte wird nur in manchen Ernteregeln
Bezug genommen.
Nr Ernteregeln 1 Septemberregen - dem Bauern Segen, dem Winzer Gift, wenn er ihn trifft 2 Wenn Matthäus (21. September) weint statt lacht, Essig aus dem Wein er macht 3 Kalter Dezember und fruchtbar Jahr, sind vereinigt immerdar 4 Januar hart und rau nutzt dem Getreidebau 5 Januar Schnee zuhauf, Bauer, halt den Sack bloß auf 6 Am 10. Jänner Sonnenschein bringt viel Korn und Wein 7 Ist der Winter warm, wird der Bauer arm 8 Trockener März und feuchter April, das ist nach des Bauern Will 9 Aprilregen verheißt viel Segen
10 Mairegen bringt Segen 11 Pankraz und Urban (12. bzw. 25. Mai) ohne Regen bringen großen Erntesegen 12 Juni kalt und nass, lässt leer Scheuer und Fass 13 Juli kühl und nass, leere Scheunen - leeres Fass 14 Schön zu St. Paul (29. Juni) füllt Taschen und Maul 15 Tanzen im Jänner die Mücken, muss der Bauer nach Futter gucken 16 Anna(26.Juli) warm und trocken lässt den Bauern frohlocken
Tabelle 11: Die zur Auswertung verwendeten Ernteregeln.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
92
(1) Septemberregen - dem Bauern Segen, dem Winzer Gift, wenn er ihn trifft
Wenn wir der Regel Glauben schenken, dann wird ein niederschlagsreicher September ein
Indikator für eine gute Getreideernte (Segen) und andererseits für eine schlechte Weinernte
sein. Die Monatsmethode für den Niederschlag der Methodenbibliothek (Kap. 7.1.2) gibt
Aufschluss darüber, in welchen Jahren es im September überdurchschnittlich viel geregnet
hat. Um festzustellen in welchen Jahren die Getreide- und Weinproduktion über bzw. unter
der Erwartung ausgefallen ist, wird die Berechnung der Produktionsdaten verwendet (siehe
Kap. 7.1.3). Diese Ernteregel führt daher zu zwei möglichen Ergebnissen.
Septemberregen, dem Bauern Segen...
0,56
0 0,180,51
0,17 0,26 0,35 0,29
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 41: Auswertung der Ernteregel (1); erste Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 60,0% 50,0% 52,6% 57,9% 52,4% 54,0% 55,0% 54,4%
Das erste Ergebnis (Abb. 41) zeigt keine Besonderheiten, bis auf die Tatsache, dass alle
Eintrittshäufigkeiten mindestens 50% erreichen, jedoch die jeweils dazu berechnete
Signifikanz nicht ausreicht, um das Ergebnis vom Zufall unabhängig zu machen.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
93
...dem Winzer Gift, wenn er ihn trifft
0,95
0,380,65 0,77
0,510,73 0,65 0,7
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 42: Auswertung der Ernteregel (1); zweite Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 76,9% 56,3% 61,6% 64,7% 57,9% 63,8% 61,1% 62,7%
Schenken wir der Auswertung in Abbildung 42 Glauben, so erkennen wir eine deutlich
positive Tendenz der Eintrittshäufigkeiten. Zusätzlich besitzt eine der Eintrittshäufigkeiten
eine Signifikanz von 0,95 (Station Bad Gleichenberg), was für eine genauere (strengere)
Überprüfung ausreicht. Das bedeutet für den Messpunkt Bad Gleichenberg, dass auf einen
niederschlagsreichen September in rund ¾ aller Fälle eine unterdurchschnittliche Weinernte
folgt.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
94
(2) Wenn Matthäus (21. September) weint statt lacht, Essig aus dem Wein er macht
Diese Ernteregel bezieht sich auf einen Lostag, der die Weinernte prognostizieren soll. Dabei
fällt auf, dass sich dieser Tag im September befindet. Wir können daher sagen, dass diese
Regel ein spezieller Fall der vorangegangenen Ernteregel, die den Niederschlag des ganzen
Septembers betrachtet, ist. Die Berechnungen für den Niederschlag um einen Lostag, als auch
die Auswertung der Weinproduktion führen zum Auswertungsergebnis. Hier werden wieder
die jeweiligen Methoden der Methodenbibliothek (Kap. 7.1) verwendet.
Wenn Matthäus weint statt lacht, Essig aus dem Wein er macht
0,770,53
0,35 0,17 0,170,57
0,17 0,41
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 43: Auswertung der Ernteregel (2).
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 64,7% 58,8% 55,0% 52,4% 52,2% 59,3% 52,3% 56,1%
Im Gegensatz zur Auswertung der vorangegangenen Ernteregel (Abb. 42), kommt bei diesen
Ergebnissen (Abb. 43) die erwünschte Signifikanz von 0,95 nicht mehr vor. Vergleichen wir
beide Auswertungen (Abb. 42 und Abb. 43) miteinander, so fällt auf, dass die
Eintrittshäufigkeit einer Weinernteregel höher ist, wenn wir den Niederschlag des gesamten
Septembers betrachten, und nicht nur den Niederschlag um einen Lostag als Indikator für eine
unterdurchschnittliche Weinernte sehen.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
95
(3) Kalter Dezember und fruchtbar Jahr, sind vereinigt immerdar
Wenn der Dezember kalt ist, so soll die darauffolgende Ernte üppig ausfallen. Es ist möglich
diese Regel auf alle Produktionsarten anzuwenden, jedoch wird die Analyse auf die
Getreideernte reduziert. Der Bauer versteht unter einem „guten“, „günstigen“ oder
„fruchtbarem“ Jahr meistens eine erfolgreiche Getreideernte. Um die Temperaturverhältnisse
des Dezembers und die Produktionsverhältnisse des Getreides auswerten zu können, werden
die Monatsmethoden aus Kapitel 7.1.2 und die Produktionsmethoden aus Kapitel 7.1.3
verwendet.
Kalter Dezember und fruchtbar Jahr sind vereinigt immerdar
0,350,18 0,18
0,47 0,470
0,47 0,21
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 44: Auswertung der Ernteregel (3).
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 55,0% 47,4% 47,4% 56,5% 56,5% 50,0% 56,5% 52,9%
Bei der Auswertung dieser Ernteregel (Abb. 44) werden keine Besonderheiten sichtbar.
Einzig die leichten Unterschiede der Eintrittshäufigkeiten in der Region Ost fallen auf.
Ansonst können wir sagen, dass die berechneten Ergebnisse der jeweiligen Stationen auf
Grund von zu geringen Signifikanzen zufällig zustande gekommen sind, und daher mit
Vorsicht zu genießen sind.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
96
(4) Januar hart und rau nutzt dem Getreidebau
Bei dieser Regel wird von den Temperaturverhältnissen („hart und rau“ – kalt) im Januar
ausgegangen, um die darauffolgende Getreideernte vorauszusagen. Wenden wir die Methoden
für die Produktionsdaten und die der Temperaturverhältnisse eines Monats (Januar) auf den
Sachverhalt dieser Ernteregel an, führt das zu folgendem Ergebnis (Abb. 45).
Januar hart und rau nutzt dem Getreidebau
00,36
0,17 00,33
0,06 0,17 0,04
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 45: Auswertung der Ernteregel (4).
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 50,0% 55,6% 47,6% 50,0% 45,5% 50,8% 47,7% 49,5%
Auch hier sind die Abweichungen vom Erwartungswert rein zufälliger Natur und daher wird
diese Ernteregel für eine weitere Überprüfung nicht verwendet.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
97
(5) Januar Schnee zuhauf, Bauer, halt den Sack bloß auf
Diese Ernteregel ist eine der wenigen, die den Schneezuwachs als einen Indikator für eine
gelungene Getreideernte sehen. Wenn die Neuschneemenge des Januars über dem
Durchschnitt liegt, dann soll der Regel nach im gleichen Jahr die Getreideproduktion
überdurchschnittlich gut ausfallen. Für die Auswertung werden die Berechnungen der
Methodenbibliothek (Kap. 7.1) verwendet.
Januar Schnee zu Hauf, Bauer halt den Sack bloß auf
0,360 0,19
0,53 0,630,2
0,58 0,37
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 46: Auswertung der Ernteregel (5).
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 44,4% 50,0% 47,1% 41,2% 40,0% 46,9% 40,5% 44,2%
Auffallend bei der Auswertung dieser Ernteregel (Abb. 46) ist, dass sich alle
Eintrittshäufigkeiten, mit einer Ausnahme (Fürstenfeld), unter 50% befinden. Die mangelnden
Signifikanzen an den einzelnen Stationen stellen die „Glaubwürdigkeit“ dieser
Eintrittshäufigkeiten in Frage.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
98
(6) Am 10. Jänner Sonnenschein bringt viel Korn und Wein
Die Bezeichnung „Sonnenschein“ gestaltet das Auswerten dieser Regel in der Tat ein wenig
problematisch, da der StartClim Datensatz nur die Lufttemperatur, die Niederschlagsmenge
und die Schneehöhe auf Taggesbasis beinhaltet. Die von der Regel verlangte
Sonnenscheindauer kommt in diesem Datensatz nicht vor. Der Begriff wird daher mit der
Hilfe der jeweiligen Berechnungen der Methodenbibliothek für eine Lostag (Kap. 7.1.1) als
„trocken und warm“ interpretiert. Daher werden jene Jahre gesucht, in denen der 10. Januar
überdurchschnittlich warm und niederschlagsfrei ist. Der zweite Teil der Regel bezieht sich
auf eine überdurchschnittlich hohe Produktion von Getreide und Wein.
Zusätzlich zu dem Problem der Berechnung des „Sonnenscheins“, kommt es bei Berechung
dazu, dass es zu wenig Ausgangssituationen (trocken und warm um den 10. Jänner) gibt. Wie
in Kapitel 7.1.4 vereinbart wurde, benötigen wir mindestens 10 Jahre der Ausgangssituation,
um ein statistisches Prüfverfahren anzuwenden. Bei der Auswertung dieser Regel wird dieses
durchwegs tolerante Kriterium nicht erfüllt. Deswegen wird auf eine statistische Auswertung
dieser Regel verzichtet.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
99
(7) Ist der Winter warm, wird der Bauer arm
Hier soll die Witterung einer längeren Zeitspanne (Dezember bis Feber) im Zusammenhang
mit einer unterdurchschnittlichen Getreideproduktion stehen. Wenn die trendentfernte
Mitteltemperatur eines Winters über der Nulllinie liegt, dann soll im gleichen Jahr die
Getreideproduktion unter der Erwartung liegen. Die Auswertung und Berechung wird mit
Hilfe der Monatsmethoden und Produktionsmethoden der Methodenbibliothek (Kap. 7.1)
realisiert.
Ist der Winter warm wird der Bauer arm
0,180,36
0,760,45 0,17 0,39 0,32 0,36
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 47: Auswertung der Ernteregel (7).
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 47,4% 55,6% 61,5% 56,0% 52,2% 55,6% 54,2% 55,0%
Bei der Auswertung dieser Ernteregel (Abb. 47) wird deutlich, dass es keine ausreichend
positiven als auch negativen Signifikanzen gibt, die eine weitere Untersuchung der Ernteregel
bedeuten würden.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
100
(8) Trockener März und feuchter April, das ist nach des Bauern Will
Bei dieser Ernteregel werden für die Ausgangssituation gleich zwei Bedingungen gestellt: Auf
einen trockenen März soll ein regenreicher April folgen. Die Monatsmethoden für den
Niederschlag (Kap. 7.1.2) machen die Bestimmung der Ausgangssituation möglich. Wenn
dieser Teil der vorhersage erfüllt ist, dann soll im gleichen Jahr die Getreideernte
überdurchschnittlich hoch ausfallen.
Trockener März und feuchter April, das ist nach des Bauern Will
0,47 0,47
0,920,94
0,890,69
0,920,81
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 48: Auswertung der Ernteregel (8).
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 40,0% 40,0% 25,0% 20,0% 28,6% 34,4% 25,0% 30,4%
Alle Eintrittshäufigkeiten liegen mehr oder weniger weit unter 50%. Würde man die dazu
berechnete Signifikanz vernachlässigen, dann würden wir beispielsweise bei dem Messpunkt
Graz Flughafen feststellen, dass auf einen trocken März und feuchten April nur in 1/5 aller
Fälle tatsächlich eine gelungene Getreideernte folgt. Wie man anhand der Größe der
Signifikanzgrenzen erkennen kann, gibt es nur wenige Jahre (z.B. 10 in Bad Gleicheberg), in
denen die Ausgangssituation (trockener März und feuchter April) erfüllt ist.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
101
(9) Aprilregen verheißt viel Segen
(10) Mairegen bringt Segen
Beide Erntevorhersagen beziehen sich auf einen nassen Monat im Frühling, der dafür sorgen
soll, dass es ein „gutes“ Jahr (in Form der Getreideernte) für den Bauern wird. In beiden
Fällen gehen wir von einem regenreichen Monat aus und beides Mal soll daraus eine
überdurchschnittlich hohe Getreideernte resultieren. Wie wir aus folgenden Diagrammen
entnehmen können, unterscheiden sich beide Vorhersagen durch ihre Eintrittshäufigkeit und
Signifikanz.
Aprilregen verheisst viel Segen
0,87 0,8
1 1 0,990,95
0,990,98
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 49: Auswertung der Ernteregel (9).
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 31,3% 33,3% 15,8% 16,7% 20,0% 26,0% 18,4% 22,7%
Was bei der Auswertung der Ernteregel (Abb. 49) auffällt, ist die Tatsache, dass sich alle
Eintrittshäufigkeiten weit unter 50% befinden. Die Stationen Gleisdorf, Graz Flughafen und
Graz Universität besitzen zusätzlich noch eine hohe negative Signifikanz. Das bedeutet, dass
die Eintrittshäufigkeiten nicht durch den Zufall zu erklären sind. Allgemein können wir sagen,
dass die Auswertung Regel genau das Gegenteil aussagt: Aprilregen bringt keinen Segen.
Wendet man diese von uns postulierte Regel zum Beispiel auf die Station Gleisdorf an, so
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
102
erhält man eine Eintrittshäufigkeit von 84,2% mit der gleichen Signifikanz von rund 1.
Demnach folgen in 5 Jahren, in denen der April regenreich war, 4 mal eine
unterdurchschnittliche Getreideernte.
Mairegen bringt Segen
0,510 0,17 0,35 0,49 0,24 0,42 0,31
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 50: Auswertung der Ernteregel (10).
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 42,1% 50,0% 47,8% 45,0% 42,9% 46,6% 43,9% 45,5%
Gegenüber der Aprilregel (Abb. 49), können wir große Unterschiede zur Mairegel (Abb. 50)
feststellen. Die negative Tendenz der Eintrittshäufigkeiten ist nur noch leicht vorhanden und
keine der Stationen kann eine hohe positive als auch negative Signifikanz aufweisen.
Zusammengefasst können wir sagen, dass des einen Unterschied zwischen den beiden
Ernteregeln gibt, wobei die Aprilregel negative Signifikanzen zeigt. Dem gegenüber gibt es
bei der Mairegel keine Besonderheiten zu beobachten. Zwei Regeln prognostizieren das
Gleiche, jedoch unterscheiden sich die Ergebnisse von einander.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
103
(11) Pankraz und Urban (12. bzw. 25. Mai) ohne Regen bringen großen Erntesegen
Für die Interpretation der Ernteregel gibt es drei verschiedene Ansätze. Entweder betrachten
wir den jeweiligen Lostag alleine und untersuchen die darauf folgende Getreideernte, oder wir
verlangen von beiden Tagen (12. und 25. Mai), dass es nicht regnet. Die
Niederschlagsverhältnisse um beide Lostage werden mit der Niederschlagsmethode aus
Kapitel 7.1.1 berechnet.
Für die erste, als auch für die letzte Auswertungsmöglichkeit liegen die Anzahl der Jahre, in
denen die Ausgangssituation erfüllt ist, unter der geforderten Grenze von 10. Erstaunlich
dabei ist, dass es um Pankraz (12. Mai) fast immer ein Niederschlag verzeichnet wurde. Bei
fast allen Stationen gab es nur 8 Jahre, in denen es keinen Niederschlag um Pankraz gegeben
hat. Bei den einzelnen Stationen gibt es innerhalb von 40 Jahren maximal vier Jahre, in denen
es sowohl um den 12. als auch um den 25. Mai nicht geregnet hat. Aus diesem Grund ist eine
statistische Überprüfung unbedeutsam und wird daher nicht durchgeführt. Von den drei
Interpretationsmöglichkeiten bleibt die des Urban als einzige übrig.
Trockener Urban bringt Erntesegen
0,24
0,83
00,47 0,47 0,43 0,47 0,44
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürst
enfel
d
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 51: Auswertung der Ernteregel (11); zweite Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 45,5% 30,8% 50,0% 40,0% 40,0% 42,1% 40,0% 41,4%
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
104
Eine stark dezimierte Anzahl von Ausgangssituationen (je nach Station zwischen 10 und 14
Jahren) macht sich auch bei Auswertung der Ernteregel (Abb.51) bemerkbar. Die
Signifikanzgrenzen für 0,9 und 0,95 sind verhältnismäßig sehr breit. Dadurch wird es für eine
Eintrittshäufigkeit sehr schwer, diese Grenze zu überschreiten. Des Weiteren können wir aus
der Auswertung entnehmen, dass die Eintrittshäufigkeiten, bis auf Gleisdorf, unter 50%
liegen.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
105
(12) Juni kalt und nass, lässt leer Scheuer und Fass
(13) Juli kühl und nass, leere Scheunen - leeres Fass
Beide Ernteregeln beinhalten den gleichen Sachverhalt, jedoch handelt es sich bei der
Ausgangssituation um zwei verschiedene Sommermonate (Juni und Juli). Wenn
beispielsweise der Juni kalt und regenreich war, dann soll darauf eine dürftige Getreide- bzw.
Obsternte (in Form von Most und Apfelsaft; Fass) eingefahren werden. Sowohl die Ausgangs-
als auch die Zielsituationen beider Vorhersagen werden mit Hilfe der Methodenbibliothek
(Kap. 7.1) ausgewertet.
Das gleiche Schicksal, das auch schon der Ernteregel (11) wiederfahren ist, kommt bei den
Auswertungen dieser beiden Ernteregeln wieder vor: Für beide Ernteregeln sind drei
Interpretationen möglich, wobei zwei davon zu wenig Jahre der Ausgangssituation besitzen.
Gehen wir von einem kalten und nassen Juni/Juli aus, um daraus auf eine geringe Obsternte
zu schließen, so gibt es für den Juni maximal 9 und für den Juli maximal 7
Ausgangssituationen. Das Gleiche gilt für die Abfrage, ob auf einen kalten und nassen
Juni/Juli wenig Getreide und wenig Obst geerntet wird. Das ist für eine statistische
Überprüfung, laut der Vereinbarung in Kapitel 7.1.4, nicht ausreichend. Zurückzuführen ist
dieses Problem auf die Tatsache, dass die Zeitreihe der Obstproduktion nur 30 Jahre
beinhaltet. Des Weiteren stellt die Ausgangssituation zwei Bedingungen, die beide erfüllt sein
müssen.
Aus diesem Grund werden beide Ernteregeln daraufhin geprüft, ob auf einen kalten und
gleichzeitig regenreichen Juni/Juli eine unterdurchschnittliche Getreideernte folgt.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
106
Juni kalt und nass, leere Scheun
0,24 0,26
0,47 0,44 0,240
0,34 0,15
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz Univ
ersitä
t
Region O
st
Region G
raz
Region
Ein
tritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 52: Auswertung der Ernteregel (12); zweite Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 54,5% 55,6% 40,0% 41,7% 45,5% 50,0% 43,5% 47,2%
Bei der Auswertung der Ernteregel (Abb. 52) ist zu beachten, dass keine der
Eintrittshäufigkeiten eine ausreichende positive oder negative Signifikanz besitzt. Generell
sind die Eintrittshäufigkeiten um den 50% Wert verteilt.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
107
Juli kühl und nass, leere Scheun
0,680,74
0,470,68
0,870,63 0,79
0,71
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz Univ
ersitä
t
Region O
st
Region G
raz
Region
Ein
tritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 53: Auswertung der Ernteregel (13); zweite Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 66,7% 71,4% 60,0% 66,7% 72,7% 65,4% 70,0% 67,4%
Gegenüber der Auswertung der Juniregel (Abb. 53) fällt bei den Ergebnissen der Juliregel
(Abb. 53) auf, dass sich durchwegs bei allen Stationen eine positive Tendenz abzeichnet. So
zum Beispiel liegt die Eintrittshäufigkeit der Regel an der Station Graz Universität bei 72,7%.
Das bedeutet, dass die Regel in knapp 3 von 4 Fällen eintrifft. Des Weiteren können wir
sagen, dass in der gesamten Oststeirischen und Grazer Region (R) die Regel bei 2/3 aller
Ausgangssituationen erfüllt ist. Zu berücksichtigen ist aber, dass alle Ergebnisse keine hohe
Signifikanz aufweisen.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
108
(14) Schön zu St. Paul (29. Juni) füllt Taschen und Maul
Bei der Ausarbeitung dieser Ernteregel interpretieren wir den der Begriff „schön“ als einen
trockenen und warmen 29. Juni. Besser wäre es natürlich, wenn wir für die Auswertung dieser
Ernteregel die tatsächliche Sonnenscheindauer verwenden würden. Doch dieser Parameter
kommt im verwendeten StartClim Datensatz nicht vor. Wenn der Lostag Bedingung erfüllt, so
soll darauf eine überdurchschnittlich hohe Getreideernte folgen. Für die Filterung, wann es
um den 29. Juni warm und niederschlagsfrei war, werden die Lostagsmethoden für den
Niederschlag und für die Temperatur aus Kapitel 7.1.1 verwendet.
Weil die Bedingungen niederschlagsfrei und warm um den St. Paultag eher streng sind, ist es
nicht verwunderlich, dass diese Forderungen in sehr wenigen Jahren der Beobachtung erfüllt
sind. Beispielsweise kommt es bei der Station Bad Gleichenberg nur insgesamt 4 Mal vor,
dass die Ausgangssituation (trocken und warm) vorhanden ist. Bei den anderen Stationen
kommt es zu maximal 7 Jahren, in denen es zu St. Paul trocken und warm war. Bei jeder
Messstation wird daher das für eine statistische Prüfung notwendige Kriterium (siehe Kap.
7.1.4) nicht eingehalten und macht dadurch eine nähere Auswertung sinnlos.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
109
(15) Tanzen im Jänner die Mücken, muss der Bauer nach Futter gucken
Wenn im Januar die Mücken tanzen sollen, dann bedeutet das, dass die
Temperaturverhältnisse über dem Durchschnitt liegen. Ist das in einem beobachteten Jahr der
Fall, so wird die Getreideproduktion des gleichen Jahres unter der Erwartung liegen. Wie bei
allen anderen Ernteregeln bedienen wir uns auch hier der Methodenbibliothek (Kap. 7.1).
Tanzen im Jänner die Mücken, muss der Bauer nach Futter gucken
0,35 0,53 0,47 0,470,17
0,45 0,32 0,4
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 54: Auswertung der Ernteregel (15).
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 55,0% 58,8% 56,5% 56,5% 52,2% 56,7% 54,3% 55,7%
Bei der Auswertung dieser Ernteregel (Abb. 54) wird keine Besonderheit sichtbar, bis auf die
Tatsache, dass die Regel überall eine Eintrittshäufigkeit von über 50% erhalten hat. Jedoch
sind die dazu berechneten Signifikanzen nicht ausreichend hoch.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
110
(16) Anna (26.Juli) warm und trocken lässt den Bauern frohlocken
Ein regenfreier und gleichzeitig warmer 26. Juli soll für den Bauern ein „freundliches“ oder
„gutes“ Jahr (in Form der Getreideernte) prognostizieren. Dieser Sachverhalt wird mit Hilfe
der Methodenbibliothek ausgewertet.
Bei der Bearbeitung dieser Ernteregel fällt auf, dass die beiden Bedingungen für den 26. Juli
nur in sehr wenigen Jahren erfüllt sind. Beispielsweise kommt bei der Station Graz Flughafen
die Ausgangssituation nur in 6 Jahren von insgesamt 45 Jahren vor. Der Maximalwert der
erfüllten Ausgangssituationen (8 Jahre) kommt bei dem Messpunkt Graz Universität vor.
Zusammengefasst können wir hier, schon so wie bei manch anderen Ernteregeln mit zwei
Bedingungen für die Ausgangssituation, einen statistischen Test nicht durchführen, weil durch
den oben erklärten Sachverhalt das notwendige Kriterium für einen χ2-Test (siehe Kap. 7.1.4)
nicht erfüllt ist.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
111
7.4 Populärregeln
Auf den folgenden Seiten werden die in Kapitel 1 näher beschriebenen Populärregeln
ausgewertet. Hierbei wird jede Regel auf ihre Eintrittshäufigkeit mit der dazu berechneten
Signifikanz an den Stationen des Untersuchungsgebiets geprüft. Bei den folgenden
Auswertungen und Abbildungen ist zu beachten, dass der dargestellte Bereich der
Eintrittshäufigkeiten nicht mehr, wie bei den ersten beiden Regelgruppen dargestellt, von 0
bis 100% reicht, sondern jetzt von 25% zu 75% geht. Dadurch werden die geringen
Signifikanzgrenzen, welche auf einen hohen Erwartungswert (viele Datenpunkte in der
Zeitreihe) zurückzuführen sind, deutlicher.
Nr. Populärregeln 1 Wie das Wetter am Freitag so am Sonntag 2 Am Wochenende (Sa - So) ist es eher "schiach" (Regenwetter) als während der Woche
Tabelle 12: Die zur Auswertung verwendeten Populärregeln.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
112
(1) Wie das Wetter am Freitag so am Sonntag
Diese Populärregel geht vom Wettercharakter des Freitags aus, um daraus das
Wettergeschehen am darauf folgenden Sonntag zu prognostizieren. Dabei werden die
Klimaparameter Temperatur und Niederschlag in die Untersuchung eingebunden. Im
Gegensatz zu den Auswertungen der Witterungs- und Ernteregeln, werden hier keine
Methoden der Methodenbibliothek (Kap. 7.1) verwendet. Des Weiteren werden die Tage
nicht als Lostage behandelt, sondern streng der Regel nach als einzelne Tage verstanden.
Wenn also am Freitag ein Niederschlag verzeichnet wird, so soll am folgenden Sonntag
ebenfalls Niederschlag gemessen werden (Abb. 55). Umgekehrt soll der Regel nach ein
regenfreier Freitag einen ebenso trockenen Sonntag prognostizieren (Abb. 56). Zusätzlich
wird noch untersucht, wie oft es eine Abkühlung bzw. Erwärmung von Freitag auf Sonntag
gegeben hat (Abb. 57 und Abb. 58).
Regen am Freitag - Regen am Sonntag?
0,991 1
1 1 1 1 1
25%
50%
75%
Bad G
leich
enbe
rg
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Region
Region
Graz
Region
Ost
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 55: Auswertung der Populärregel (1); erste Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 46,0% 42,0% 41,1% 43,2% 43,2% 43,3% 43,2% 43,4%
Die Auswertung der Frage, ob auf einen Niederschlag am Freitag ein Niederschlag am
Sonntag folgt (Abb. 55) zeigt folgende Besonderheiten: Auf Grund der hohen Anzahl an
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
113
Ausgangssituationen (bis zu 1000 mal Regen am Freitag) wird auch der Erwartungswert
größer, und damit verbunden die Signifikanzgrenzen für 0,9 und 0,95 kleiner. Weiters
besitzen alle Stationen (bis auf Gleisdorf) und Teilregionen eine negative Signifikanz von 1.
Das bedeutet, dass die berechneten Eintrittshäufigkeiten nicht zufällig zustande gekommen
sind, und das die Regel öfters „falsch“ als „richtig“ lag.
Freitag regenfrei - Sonntag regenfrei?
1 1 1 1 1 1 1 1
25%
50%
75%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Region
Graz
Region
Ost
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 56: Auswertung der Populärregel (1); zweite Abfrage
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 65,7% 67,5% 66,7% 66,7% 66,3% 66,3% 66,0% 66,6%
Wie wir aus der Auswertung der Frage, ob auf einen regenfreien Freitag ein trockener
Sonntag folgt (Abb. 56) entnehmen können, hat die Regel an allen Stationen eine sehr hohe
positive Signifikanz. Das heißt, dass wir davon ausgehen können, dass in 2 von 3 Fällen diese
Regel tatsächlich eintrifft. Physikalisch drückt dies nichts anderes als die meteorologische
Erhaltungsneigung stabilen (regenfreien) Wetters über zwei Tage aus.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
114
Gibt es Freitag auf Sonntag eine Abkühlung?
1 0,91 0,080,99 0,96 0,95 0,98 0,91
25%
50%
75%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Region
Graz
Region
Ost
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 57: Auswertung der Populärregel (1); dritte Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 47,0% 48,0% 49,9% 47,5% 48,1% 48,0% 47,8% 48,2%
Um die Frage zu beantworten, wie oft es eine Abkühlung von Freitag auf Sonntag gegeben
hat, werden die Temperaturdifferenzen dieser zwei Tage gebildet. Wenn diese Differenz
negativ ist, so hat es eine Abkühlung gegeben. Ist dieser Wert positiv, so hat es eine
Erwärmung gegeben. Wie wir aus der Abbildung 57 entnehmen können, gibt es für eine
Abkühlung keine Eintrittshäufigkeit, die 50% erreicht.
Wenn wir diese Auswertung mit der folgenden (Abb. 58) vergleichen, so können wir
feststellen, dass es von den Eintrittshäufigkeiten her wahrscheinlicher ist, dass es eine
Erwärmung gibt, als eine Abkühlung. Die kleinen Signifikanzgrenzen sind auf die Tatsache
zurückzuführen, dass es bis zu 3000 Freitag – Sonntag Paare gibt.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
115
Gibt es eine Erwärmung von Freitag auf Sonntag?
1 0,91 0,080,99 0,96 0,95 0,98 0,91
25%
50%
75%
Bad G
leich
enbe
rg
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Region
Region
Graz
Region
Ost
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 58: Auswertung der Populärregel (1); vierte Abfrage.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 53,0% 52,0% 50,1% 52,5% 51,9% 52,0% 52,2% 51,8%
Es ist interessant, dass bis auf die Station Gleisdorf eine signifikante Erwärmungstendenz
vorhanden ist. Möglicherweise hat das zum Teil mit Beobachtungswechseln von Werktagen
auf das Wochenende bei den einzelnen Stationen zu tun. Es ist aber interessant dies in
Zukunft noch genauer zu untersuchen.
Um ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie groß solche einzelnen Temperaturänderungen am
Wochenende sein können, zeigt die folgende Darstellung (Abb. 59) diesen Sachverhalt
anhand der Station Graz Universität für die Zeitspanne von 2000 bis 2004. Wie wir daraus
sehen können, ist es möglich, dass es Erwärmungen bis zu 13 °C und Abkühlungen bis zu
knapp 11 °C geben kann.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
116
Abbildung 59: Temperaturdifferenzen am Wochenende für die Zeitspanne 2000 bis 2004;
Station Graz Universität.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
117
(2) Am Wochenende (Sa - So) ist es eher "schiach" (Regenwetter) als während der Woche
Die Auswertung und Interpretation der zweiten Populärregel lehnt sich stark an die der
vorangegangenen Regel an. Diese Populärregel ist durch den Aberglauben mancher Leute
zustande gekommen, dass während der (Arbeits-) Woche von Montag bis Freitag das ideale
„Freizeitwetter“ (trocken und mild) vorherrscht, und am (verdienten und hart erwarteten)
Wochenende der Wettercharakter auf Regenwetter umschlägt.
Wir untersuchen, ob es wirklich einen Zusammenhang zwischen der Woche (Montag bis
Freitag) und dem Wochenende (Samstag und Sonntag) gibt. Eine weitere Frage, die in diesem
Zusammenhang geklärt wird ist, ob einzelne Wochentagspaare (z. B. Dienstag – Mittwoch
oder Donnerstag - Freitag) Indikatoren für das folgende Wochenende sind. Anders herum
wird auch geprüft, ob der Wettercharakter am Wochenende das Wettergeschehen der
Folgewoche prognostizieren kann.
Bei der Temperatur werden aus den betrachteten Zeitspannen (zwei oder fünf Tage)
Mittelwerte gebildet. Beim Niederschlag wird für die jeweilige Zeitspanne eine
Niederschlagssumme verwendet, um sagen zu können, ob es einen Niederschlag gegeben hat,
oder nicht.
Da es bei der Auswertung der Zusammenhänge zwischen den einzelnen Wochentagspaaren
und dem Wochenende viele verschiedene Möglichkeiten gibt, wird stellvertretend für alle
anderen ein Beispiel (Abb. 60 und Abb. 61) herausgegriffen, erklärt und graphisch
aufbereitet.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
118
Mo - Di regenfrei, Wochenende regen?
0,440,7 0 0,18 0,59 0,08 0,24 0,06
25%
50%
75%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 60: Auswertung der Populärregel (2); Zusammenhang zwischen den
Wochentagspaar Montag – Freitag und dem Wochenende bezogen auf den Niederschlag.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 50,8% 48,2% 50,0% 49,7% 51,1% 49,8% 50,4% 50,1%
Die Frage, ob auf einen niederschlagsfreien Montag und Dienstag mindestens ein
Niederschlag am darauf folgenden Wochenende folgt, wird in diesem Zusammenhang (Abb.
60) geklärt. Wie wir erkennen können, besitzt keine Eintrittshäufigkeit eine ausreichend hohe
Signifikanz. Generell liegen alle Werte um 50%. In gut der Hälfte aller Fälle ist diese Regel
eingetreten.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
119
Regen am Wochenende, Mo - Di trocken?
11 1
1 11
1 1
25%
50%
75%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 61: Auswertung der Populärregel (2); Zusammenhang zwischen dem Wochenende
und dem Wochentagspaar Montag - Freitag bezogen auf den Niederschlag.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 35,8% 40,1% 39,3% 35,6% 35,8% 38,0% 35,7% 37,0%
In dieser Auswertung (Abb. 61) können wir sehen, dass stark negative Signifikanzen bei den
einzelnen Eintrittshäufigkeiten vorkommen. Die Teilregel, ob auf ein verregnetes
Wochenende (Samstag und Sonntag) ein regenfreier Montag und Dienstag folgt, trifft daher in
rund 3 möglichen Fällen einmal ein. Die Regel würde also höhere Eintrittshäufigkeiten
erzielen, wenn auf ein regenreiches Wochenende ein verregneter Montag und Dienstag
prognostiziert wird. So zum Beispiel würde sich die Eintritthäufigkeit an der Station Graz
Universität dadurch auf 58,5%, mit einer Signifikanz von 1, verändern.
Der gleiche Sachverhalt für alle vier Wochentagspaare wird im Folgenden mit Hilfe von den
Tabellen 13 bis 16 dargestellt.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
120
Mo - Di trocken,
WE Regen WE Regen,
Mo - Di trocken Station EH SI EH SI Bad Gleichenberg 50,8% 0,52 35,8% 1,00 Fürstenfeld 48,2% 0,51 40,1% 1,00 Gleisdorf 50,0% 0,52 39,3% 1,00 Graz Flughafen 49,7% 0,52 35,6% 1,00 Graz Universität 51,1% 0,53 35,8% 1,00 Region Ost 49,8% 0,52 38,0% 1,00 Region Graz 50,4% 0,52 35,7% 1,00 Region 50,1% 0,52 37,0% 1,00
Tabelle 13: Zusammenhänge zwischen dem Wochentagspaar Montag – Dienstag (Mo - Di)
und dem Wochenende (WE) an den einzelnen Stationen und Regionen mit der
Eintrittshäufigkeit (EH) und der dazu berechneten Signifikanz (SI).
Di - Mi trocken,
WE Regen WE Regen,
Di - Mi trocken Station EH SI EH SI Bad Gleichenberg 50,6% 0,30 38,7% 1,00 Fürstenfeld 47,2% 0,91 46,4% 0,97 Gleisdorf 47,9% 0,84 43,7% 1,00 Graz Flughafen 48,8% 0,60 40,5% 1,00 Graz Universität 49,2% 0,42 39,9% 1,00 Region Ost 48,7% 0,61 42,4% 1,00 Region Graz 49,0% 0,51 40,2% 1,00 Region 48,8% 0,57 41,4% 1,00
Tabelle 14: Zusammenhänge zwischen dem Wochentagspaar Dienstag – Mittwoch (Di - Mi)
und dem Wochenende (WE) an den einzelnen Stationen und Regionen mit der
Eintrittshäufigkeit (EH) und der dazu berechneten Signifikanz (SI).
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
121
Mi - Do trocken, WE Regen
WE Regen, Mi - Do trocken
Station EH SI EH SI Bad Gleichenberg 48,7% 0,64 39,7% 1,00 Fürstenfeld 46,1% 0,98 47,0% 0,94 Gleisdorf 46,4% 0,98 46,5% 0,98 Graz Flughafen 47,3% 0,95 41,6% 1,00 Graz Universität 47,5% 0,93 43,4% 1,00 Region Ost 47,2% 0,94 43,8% 1,00 Region Graz 47,4% 0,94 42,5% 1,00 Region 47,3% 0,94 43,2% 1,00
Tabelle 15: Zusammenhänge zwischen dem Wochentagspaar Mittwoch – Donnerstag (Mi –
Do) und dem Wochenende (WE) an den einzelnen Stationen und Regionen mit der
Eintrittshäufigkeit (EH) und der dazu berechneten Signifikanz (SI).
Do - Fr trocken,
WE Regen WE Regen,
Do - Fr trocken Station EH SI EH SI Bad Gleichenberg 43,2% 1,00 39,6% 1,00 Fürstenfeld 41,9% 1,00 46,7% 0,96 Gleisdorf 41,9% 1,00 45,6% 1,00 Graz Flughafen 42,5% 1,00 42,9% 1,00 Graz Universität 43,6% 1,00 42,1% 1,00 Region Ost 42,4% 1,00 43,4% 1,00 Region Graz 43,0% 1,00 42,5% 1,00 Region 42,7% 1,00 43,0% 1,00
Tabelle 16: Zusammenhänge zwischen dem Wochentagspaar Donnerstag – Freitag (Do - Fr)
und dem Wochenende (WE) an den einzelnen Stationen und Regionen mit der
Eintrittshäufigkeit (EH) und der dazu berechneten Signifikanz (SI).
Was können wir aus diesen Abbildungen und Tabellen ablesen? Bei dem Vergleich der
einzelnen Wochentagspaare mit den darauf folgenden Wochenende fällt folgendes auf: Je
geringer der Abstand des Wochentagspaar vom Wochenende ist, desto geringer wird die
Eintrittshäufigkeit der Vorhersage. Damit verbunden ist aber auch eine Zunahme der dazu
berechneten Signifikanz. So zum Beispiel trifft die Regel beim Paar Montag – Dienstag bei
der Station Gleisdorf genau bei der Hälfte der Fälle (mit einer Signifikanz von 0,52) ein. Dem
gegenüber kommt die Regel mit dem Wochentagspaar Donnerstag – Freitag mit einer
Eintrittshäufigkeit von nur 41,9% und einer dazu berechneten Signifikanz von 1 vor. Daher
können wir sagen, dass von 10 regenfreien Tagespaaren Donnerstag – Freitag nur 4 Mal ein
verregnetes Wochenende folgt.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
122
Die zweite Interpretationsmöglichkeit geht von einem Niederschlag am Wochenende aus, um
daraus regenfreie Tagespaare der Folgewoche zu prognostizieren. Wie wir aus der Abbildung
(Abb. 61) und den Tabellen (Tab. 13 - 16) entnehmen können, wächst die Eintrittshäufigkeit
mit der zunehmenden Zeitspanne an. Jedoch bei einzelnen Stationen nimmt mit dieser
zunehmenden Zeitspanne die Signifikanz der Eintrittshäufigkeit leicht ab. In Fürstenfeld
beispielsweise folgt in 40% aller Fälle auf ein verregnetes Wochenende ein
niederschlagsfreier Montag und Dienstag. Wenn jedoch vom Wochenende auf den darauf
folgenden Donnerstag und Freitag geschlossen werden soll, dann liegt die Eintrittshäufigkeit
schon bei rund 46%, jedoch die dazu berechnete Signifikanz liegt (nur noch) bei 0,96.
Um diese Regel noch ein wenig mehr zu fordern verlangen wir nun, dass die ganze Woche
von Montag bis Freitag regenfrei bleibt und darauf ein Niederschlag am Wochenende folgt.
Dieses strenge Kriterium zeigt folgende Ergebnisse (Abb. 62).
Folgt auf eine trockene Woche ein nasses Wochenende?
1 1 1 1 1 1 1 1
25%
50%
75%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Region
Graz
Region
Ost
Reg
elw
ahrs
chei
nlic
hkei
t in
[%]
Abbildung 62: Auswertung der Populärregel (2) mit der Frage, ob auf eine trockene Woche
(Montag bis Freitag) ein verregnetes Wochenende folgt.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 39,0% 38,6% 38,7% 39,6% 39,6% 39,2% 39,6% 38,8%
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
123
Die Forderung an die Regel, dass es die ganze Woche nicht regnen darf, ist ziemlich hart. Bei
der Station Graz Universität wurde dieses Kriterium in ca. 2900 Wochenenden 560 mal (alle 6
Wochen) erfüllt. Wenn dann das darauffolgende Wochenende einen Niederschlag
verzeichnen soll, so trifft das innerhalb von 5 trockenen Wochen 2 Mal ein. Diese Regel ist
zwar an jeder Station signifikant, jedoch liegen die Eintrittshäufigkeiten unter 50%, daher
können wir sagen, dass diese Regel nicht „stimmt“, weil eine weitere Überprüfung genau das
Gegenteil bestätigt. Würden wir annehmen, dass auf eine trockene Woche ein trockenes
Wochenende folgt, so würde das bei der Station Graz Universität mit einer Eintrittshäufigkeit
von rund 60% und mit einer Signifikanz 1 eintreten. Es ist daher wahrscheinlicher, dass auf
eine trockene Woche ein ebenfalls trockenes Wochenende folgen wird.
Folgt auf ein nasses Wochenende eine trockene Woche?
11 1 1 1 1 1 1
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Region
Graz
Region
Ost
Reg
elw
ahrs
chei
nlic
hkei
t in
[%]
Abbildung 63: Auswertung der Populärregel (2) mit der Frage, ob auf ein trockenes
Wochenende eine verregnete Woche (Montag bis Freitag) folgt.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 12,1% 17,2% 14,6% 12,4% 13,3% 13,6% 12,9% 14,2%
Wie wir aus der Auswertung (Abb. 63) entnehmen können folgt im Durchschnitt auf 6
niederschlagsreiche Wochenenden nur eine Woche, die keinen Niederschlag aufweist.
Aufgrund der geringen Eintrittshäufigkeiten wird hier der Bereich von 0 bis 100% dargestellt.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
124
Diese Populärregel würde öfter eintreffen, wenn ein verregnetes Wochenende eine
regenreiche Folgewoche verlangen würde. Bei der Station Graz Universität würde dann die
Eintrittshäufigkeit dieser Regel bei rund 86% liegen.
Generell machen diese Ergebnisse der Niederschlagsabfrage schon Sinn, weil sich der
Wettercharakter (Regenwetter) von einen auf den anderen Tag selten rapid ändert, sondern
eher über diese kurze Zeitspanne konstant bleibt.
Da nicht nur der Niederschlag bei dieser Populärregel verwendet wird, sondern der
Sachverhalt auch auf die Temperaturverhältnisse geprüft werden kann, wird nun näher auf die
Zusammenhänge zwischen den Temperaturen der Wochentagspaare und dem Wochenende
eingegangen. Eine Differenz aus den Mittelwert der zwei Wochentage und dem Mittelwert
des Wochenendes soll Aufschluss darüber geben, wann es eine Abkühlung oder Erwärmung
(bzw. keine Änderung) gegeben hat. Die Regel besagt, dass es zum Wochenende hin eine
Abkühlung geben soll. Andersherum sollen die Temperaturen am Wochenende niedriger sein,
als in der Folgewoche.
Die so errechneten Ergebnisse zeigen bei der Eintrittshäufigkeit Schwankungen von maximal
1,5%. Aus diesem Grund wird im Folgenden der Zusammenhang zwischen einem
Wochentagspaar und dem Wochenende herausgegriffen und näher erklärt.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
125
Gibt es eine Abkühlung von Mittwoch und Donnerstag aufs Wochenende?
0,48 0,02 0,12 0,22 0,24 0,22 0,23 0,03
25%
50%
75%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 64: Auswertung der Populärregel (2); Zusammenhang zwischen dem
Wochentagspaar Mittwoch und Donnerstag und dem Wochenende bezogen auf die
Temperatur.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 49,4% 50,0% 49,8% 50,3% 50,3% 49,7% 50,3% 50,0%
Wie wir aus der Auswertung (Abb. 64) entnehmen können, gibt es keinen gesicherten
Zusammenhang (in Form der Signifikanz) zwischen den Temperaturverhältnissen zweier
Wochentage und dem Wochenende. Dieses Ergebnis ist aber nicht nur für das Paar Mittwoch
– Donnerstag gültig, sondern auch für alle anderen Wochentagspaare. Zwar gibt es teilweise
hohe Temperaturschwankungen von einen auf den anderen Tag, wie auch schon die erste
Populärregel zeigt (siehe Abb. 59), dass diese Schwankungen (Abkühlungen) jedoch
regelmäßig bei bestimmten Tagespaaren auftreten, kann bei dieser Populärregel nicht bestätigt
werden.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
126
Gibt es eine Erwärmung vom Wochenende auf Mittwoch und Donnerstag?
0,6 0,81 0,65 0,78 0,91 0,69 0,85 0,77
25%
50%
75%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 65: Auswertung der Populärregel (2); Zusammenhang zwischen dem Wochenende
und dem Wochentagspaar Mittwoch - Donnerstag bezogen auf die Temperatur.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 50,8% 51,5% 51,0% 51,1% 51,5% 51,1% 51,3% 51,2%
Gleich wie bei der vorherigen Auswertung (Abb. 64) zeigen auch diese Ergebnisse (Abb. 65)
keine Besonderheiten. Daraus wird ersichtlich, dass die Ergebnisse der Forderung, dass das
Wochenende gegenüber einem Tagespaar kühler ist, zufälliger Natur sind. Die
Wahrscheinlichkeit, dass es vom Wochenende auf Mittwoch – Donnerstag wärmer wird liegt
bei ca. 50%, gleich wie die „Chance“, dass es abkühlt. Diese Zusammenhänge und Ergebnisse
sind auch für die anderen Tagespaare gültig.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
127
7.5 Signifikante Regeln
Wie wir aus den Ergebnissen in Kapitel 7.2 und 7.3 entnehmen können, gibt es Witterungs-
und Kalendergebundene Klimaregeln als auch Ernteregeln, die an einer oder mehreren
Stationen die geforderten Kriterien aus Kapitel 7.1.4 erfüllen und dadurch hier einer weiteren
(strengeren) Prüfung unterzogen werden.
Eine Möglichkeit der strengeren Prüfung besteht darin, dass man von allen trendentfernten
Daten das Überschreiten der Standardabweichung verlangt. So zum Beispiel ist ein September
nur dann kalt, wenn seine trendentfernte Monatsmitteltemperatur unter der
Standardabweichung der gesamten September-Zeitreihe liegt. Wenden wir diese strenge
Abfrage nun auf einen Teil der signifikanten Regel
(4) Gib auf Ägidien (1. September) wohl acht, er sagt dir was der Monat macht
an, so stellen wir fest, dass die Ausgangssituation relativ zu den gesamten Messjahren nur
noch selten erfüllt ist: Bei den Stationen Fürstenfeld und Gleisdorf ist diese Bedingung
innerhalb von 36 bzw. 44 Messjahren nur jeweils 7 Mal erfüllt. Das wiederum verletzt aber
ein grundliegendes Kriterium der statistischen Überprüfung, da mindestens 10 Jahre
vorkommen müssen, in denen die Ausgangssituation erfüllt ist (vgl. Kap. 7.1.4). Aus diesem
Grund wird von dieser Methode der strengeren Prüfung abgeraten.
Eine weitere Möglichkeit der härten Abfrage besteht in der Variabilität der Zeitspanne um
einen Lostag. In diesen Zusammenhang gibt es zwei Vorgehensweisen:
1. Die Zeitspanne wird auf plus/minus drei Tage um den Lostag ausgeweitet. Dadurch
wird eine strengere Abfrage möglich, weil der trendentfernte Mittelwert von 7 Tagen
über bzw. unter dem Durchschnitt liegen soll. So zum Beispiel reicht ein einziger
kalter Tag in der Woche nicht mehr aus, um die gesamte Woche „kalt“ erscheinen zu
lassen.
2. Die Regel wird so streng ausgelegt, dass nur der Lostag alleine betrachtet wird.
Beispielsweise wird dann von einer Ausgangssituation einer Regel verlangt, dass es
genau an diesem Tag geregnet oder geschneit hat.
Nach diesen beiden Kriterien werden folgende signifikante Regeln in diesem Kapitel
ausgewertet:
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
128
Nr. Signifikante Witterungs- und Kalendergebundene Klimaregeln 1 Auf trocken kalten Januar folgt viel Schnee im Februar 2 Sophie (15. Mai) man die Kalte nennt, weil sie gern kaltes Wetter bringt 3 Pankratius und Servatius (12. 13. Mai) bringen Kält’ oft und auch Verdruß 4 Gib auf Ägidien (1. September) wohl acht, er sagt dir was der Monat macht 8 Andre (30. Nov) bringt Schnee, hat er keinen sonst macht er einen 9 Elisabeth (19. Nov) sagt an, was der Winter für ein Mann
Tabelle 17: Die für die strengere Auswertung verwendeten Witterungs- und Klimaregeln.
Nr Signifikante Ernteregeln 1 Septemberregen - dem Bauern Segen, dem Winzer Gift, wenn er ihn trifft 9 Aprilregen verheißt viel Segen
Tabelle 18: Die für die strengere Auswertung verwendeten Ernteregeln.
Aufgrund der beschriebenen stärkeren Abfragemethoden der signifikanten Regeln, können
nur jene geprüft werden, die einen Lostag aufweisen. Dadurch werden auf den folgenden
Seiten nur 5 signifikante Witterungs- und Kalendergebundene Klimaregeln ausgewertet.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
129
(2) Sophie (15. Mai) man die Kalte nennt, weil sie gern kaltes Wetter bringt
(3) Pankratius und Servatius (12. 13. Mai) bringen Kält’ oft und auch Verdruß
Bei der Auswertung der Eisheiligenregel in Kapitel 7.2 werden die vier Tage vor dem 12. Mai
mit den vier Eisheiligentagen verglichen. Dabei wird eine negative Signifikanz an der Station
Gleisdorf in der Teilregion Ost deutlich. Eine strenge Abfrage wird durch den Vergleich der
Mittelwerte der Woche vor den Eisheiligen (5. bis 11. Mai) mit den Mittelwerten der darauf
folgenden Woche (12. bis 18. Mai) realisiert. Gleich wie bei der normalen Prüfung ergibt
auch hier eine negative Differenz die gewünschte Abkühlung.
Die Eisheiligenregel
0,960,99 0,98
0,92 0,850,98
0,89 0,95
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 66: Strengere Auswertung der Witterungsregeln (2) und (3).
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 35,8% 28,6% 31,8% 38,2% 40,4% 32,6% 39,3% 35,7%
Durch den Vergleich dieser Ergebnisse mit denen aus Kapitel 7.2 (Abb. 25) wird deutlich,
dass eine strengere Prüfung dafür sorgt, dass die Eintrittshäufigkeiten geringer bzw. gleich
geblieben sind. Des Weiteren treten nun bei allen Stationen der Teilregion Ost negative
Signifikanzen auf.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
130
(4) Gib auf Ägidien (1. September) wohl acht, er sagt dir was der Monat macht
Bei dieser Regel gibt es insgesamt vier Auswertungsmöglichkeiten, wobei bei der
Überprüfung zwei dieser vier Interpretationen Signifikanzen erreicht haben. Diese beiden
Teilregeln werden nun mit Hilfe der Änderung der Zeitspanne um den Lostag strenger
geprüft.
Folgt auf eine kühle Ägidienwoche ein kühler September?
0,45
0,84 0,750,31
0,66 0,70,5 0,62
0,0%
25,0%
50,0%
75,0%
100,0%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 67: Strenge Auswertung der Witterungsregel (4); zweite Abfrage mit einer Woche
als Zeitspanne.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 56,0% 66,7% 63,2% 53,8% 59,3% 61,3% 56,6% 59,1%
Durch die strengere Prüfung nehmen an allen Stationen die Eintrittshäufigkeiten ab.
Zusätzlich weist die Station Graz Universität gegenüber der normalen Untersuchung in
Kapitel 7.2 (Abb. 27) keine positive Signifikanz mehr auf.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
131
Folgt auf einen kühlen Ägidientag ein kühler September?
0,97
0,99
0,960,9 0,95
0,980,93
0,96
0,0%
25,0%
50,0%
75,0%
100,0%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 68: Strenge Auswertung der Witterungsregel (4); zweite Abfrage mit dem Lostag
als Zeitspanne.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 72,0% 85,7% 73,7% 66,7% 69,2% 75,9% 68,0% 72,2%
Betrachtet man die Temperaturverhältnisse am Lostag alleine, so werden alle
Eintrittshäufigkeiten der Stationen und Regionen so stark erhöht, dass dadurch diese Regel an
allen Messstationen (bis auf die Station Graz Flughafen) positive Signifikanzen aufweisen.
Dadurch wird ersichtlich, dass es einen Unterschied macht, ob man die Zeitspanne um einen
Lostag ausweitet oder verkleinert. In diesen Fall hat die Berücksichtigung der Woche einen
negativen Einfluss auf die Regel. Dem gegenüber wirkt sich eine Überprüfung mit dem
Lostag alleine positiv auf die Auswertungen aus.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
132
Folgt auf eine regenarme Ägidienwoche ein trockener September?
0,86 0,86
0,15 0,280,14
0,710,07
0,49
0,0%
25,0%
50,0%
75,0%
100,0%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 69: Strenge Auswertung der Witterungsregel (4); vierte Abfrage mit einer Woche
als Zeitspanne.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 62,6% 65,2% 51,9% 53,1% 48,5% 59,8% 50,8% 55,9%
Hier wird geprüft, ob eine regenarme Losttagswoche auf einen regenarmen September
schließen lässt, wobei die trendentfernten Niederschlagsmittel der Wochen unter dem
Durchschnitt (Nulllinie) liegen müssen. Vergleicht man diese dadurch erzielten Ergebnisse
mit denen der ursprünglichen Abfrage (Abb. 29), so sehen wir, dass alle Eintrittshäufigkeiten
mehr oder weniger stark (bis zu 16,6 %) abgenommen haben. Nur die Station Gleisdorf hat
einen leichten prozentuellen Zuwachs erfahren. Die positive Signifikanz, die an der
Klimastation Fürstenfeld auftritt, ist bei dieser starken Überprüfung an keiner einzigen Station
vorhanden.
Wir können natürlich auch so weit gehen, und von der Ägidienwoche verlangen, dass es
innerhalb dieser 7 Tage keinen Niederschlag gegeben hat. Doch weil es fast immer in dieser
Woche mindestens einmal geregnet hat, ist eine weitere Überprüfung nicht sinnvoll.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
133
Folgt auf einen trockenen Ägidientag ein trockener September?
0,840,59 0,63
0,910,68 0,71 0,82 0,76
0,0%
25,0%
50,0%
75,0%
100,0%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 70: Strenge Auswertung der Witterungsregel (4); vierte Abfrage mit dem Lostag
als Zeitspanne.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 62,5% 58,3% 58,1% 64,7% 58,3% 59,8% 61,4% 60,5%
Wenn wir von der Teilregel verlangen, dass es genau am Ägidientag nicht regnet, dann liegen
die Eintrittshäufigkeiten teilweise um einiges niedriger als wenn man für alle drei Tage keinen
Niederschlag fordert. So zum Beispiel nimmt die in Kapitel 7.2 (Abb. 29) positiv signifikante
Station Fürstenfeld um rund 24 % ab. Dennoch haben alle Stationen die 50% Grenze
überschritten, was bei der „milden“ Abfrage nicht der Fall ist.
Bei dieser Teilregel hat eine Änderung der Zeitspanne um den Lostag in beiden Fällen eine
leicht negative Auswirkung: Es gibt keine einzige Station oder (Teil-)Region, die eine
Signifikanz von mindestens 0,95 bzw. 0.7 aufweist.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
134
(8) Andre (30. Nov) bringt Schnee, hat er keinen sonst macht er einen
Diese Kalendergebundene Klimaregel zeigt bei der normalen Überprüfung mit der Zeitspanne
von drei Tagen eine stark negative Signifikanz. Aus diesem Grund muss die Regel näher
geprüft werden.
Andrewoche bringt Neuschnee
1 11 1 1
11 1
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 71: Strenge Auswertung der Witterungsregel (8) mit einer Woche als Zeitspanne.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 26,4% 25,0% 20,5% 21,8% 21,1% 25,3% 21,4% 22,9%
Im Grunde sollte eine Vergrößerung der Zeitspanne auf eine ganze Woche um den 30.
November die Möglichkeit für einen Schneefall wahrscheinlicher machen. Zwar gibt es
diesen prozentuellen Zuwachs der Eintrittshäufigkeiten, jedoch befinden sich weiter alle
Stationen unter der 50% Grenze und besitzen alle eine stark negative Signifikanz.
Betrachten wir nur den 30. November alleine und untersuchen diesen auf eventuellen
Neuschnee, dann stellen wir fest, dass es bei den Stationen Bad Gleichenberg, Gleisdorf und
Graz Flughafen in der betrachteten Zeitspanne 4 mal Neuschnee am Andretag gegeben hat.
Bei der Klimastation Graz Universität gab es 3 mal und in Fürstenfeld gar nur 2 mal am 30.
November Schneefall.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
135
Um es der Regel so leicht wie möglich zu machen, wird daraufhin abgefragt, ob um den
Andretag überhaupt eine Schneedecke vorhanden war oder nicht.
Gibt es um Andre eine Schneedecke?
0,87 0,82 0,870,99 0,99
0,810,99 0,94
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 72: Strenge Auswertung der Witterungsregel (8) mit einer Woche als Zeitspanne
(Schneedecke).
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 39,6% 38,9% 38,6% 32,7% 33,3% 40,2% 33,0% 36,3%
Auch diese Interpretation der Regel bewirkt keine großen Veränderungen. Die
Eintrittshäufigkeiten wachsen zwar weiter an und manche Stationen haben keine negative
Signifikanz, aber trotzdem gibt es keine Station, an der die Regel die 50% Grenze
überschreitet.
Ein Grund warum diese Regel in so wenigen Jahren eintritt, ist die zunehmende globale
Erwärmung, die einen Schneefall am Winteranfang zunehmend seltener macht.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
136
(9) Elisabeth (19. Nov) sagt an, was der Winter für ein Mann
Wie schon in Kapitel 7.2 gezeigt, gibt es vier Möglichkeiten diese Regel zu interpretieren.
Eine dieser Auswertungen besitzt an der Station Graz Universität eine positive Signifikanz
von 0,95. Aus diesem Grund wird die Frage, ob auf einen schneefreien Elisabethtag ein
schneearmer Winter folgt, aus zwei weiteren Blickwinkeln ausgearbeitet.
Folgt auf eine schneefreie Elisabethwoche ein schneearmer Winter?
0,610,730,50,86
0,540,76
0,150,65
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 73: Strenge Auswertung der Witterungsregel (9) mit einer Woche als Zeitspanne.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 57,1% 48,1% 60,0% 55,6% 60,9% 55,8% 58,2% 56,9%
Diese Interpretation bezieht sich auf die ganze Woche um den Elisabethtag, wobei verlangt
wird, dass es die ganze Woche keinen Neuschneezuwachs gibt. Vergleicht man diese
Prognose mit den Ergebnissen der Vorhersage mit der „milden“ Abfrage aus Kapitel 7.2
(Abb. 39), so fällt auf, dass sich die Eintrittshäufigkeiten nur gering verändert haben. Jedoch
ist eine positive Signifikanz bei keiner der Stationen sichtbar.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
137
Wenn der Elisabethtag scheefrei war, folgt dann ein schneearmer Winter?
0,670,830,50,90,73
0,88
00,34
0%
25%
50%
75%
100%
Bad G
leich
enbe
rg
Fürsten
feld
Gleisd
orf
Graz Flug
hafen
Graz U
nivers
ität
Region
Ost
Region
Graz
Region
Eint
ritts
häuf
igke
it [%
]
Abbildung 74: Strenge Auswertung der Witterungsregel (9) mit dem Lostag als Zeitspanne.
Station & Region BG FF GL GF GU RO RG R
Eintrittshäufigkeit 53,2% 50,0% 61,9% 57,7% 61,1% 55,4% 59,4% 57,3%
In dieser Auswertung wird von der Regel verlangt, dass nur der Lostag alleine keinen
Neuschnee bringt. Wenn das der Fall ist, so soll der darauffolgende Winter schneearm
ausfallen. Auch hier sind die Schwankungen der Eintrittshäufigkeiten gegenüber den
Ergebnissen aus Kapitel 7.2 (Abb. 39) minimal. Doch auch hier gibt es keine Station die eine
positive Signifikanz von mindestens 0,95 aufweisen kann.
In beiden neuen Auswertungen der Bauernregel wird ersichtlich, dass die Änderungen
gegenüber der normalen Abfrage sehr gering sind.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
138
7.6 Expertenvergleich
Wie schon in Kap. 5 erwähnt, wurden alle Bauernregeln des Fragebogens (vgl. Anhang Kap.
10.1) durch Experten beurteilt. Jene, die eine hohe Zustimmung bzw. eine starke Ablehnung
erhalten haben, wurden daraufhin näher ausgewertet (vgl. Kap. 7.2 und Kap. 7.3) und einige
von ihnen weisen daraufhin positive oder negative Signifikanzen auf. Die statistisch
objektiven Tendenzen der Eintrittshäufigkeiten (über bzw. unter 50%) werden in diesen
abschließenden Kapitel mit den subjektiven Bewertungen der Experten verglichen, wie die
Tabellen 19 und 20 zeigen.
Tendenz Nr. Signifikante Witterungsregeln Auswertung Experten
1 Auf trocken kalten Januar folgt viel Schnee im Februar
Negative Signifikanz Zustimmung
2 Sophie (15. Mai) man die Kalte nennt, weil sie gern kaltes Wetter bringt
Negative Signifikanz Zustimmung
3 Pankratius und Servatius (12. 13. Mai) bringen Kält’ oft und auch Verdruß
Negative Signifikanz Zustimmung
4 Gib auf Ägidien (1. September) wohl acht, er sagt dir was der Monat macht
Positive Signifikanz Zustimmung
8 Andre (30. Nov) bringt Schnee, hat er keinen sonst macht er einen
Negative Signifikanz
9 Elisabeth (19. Nov) sagt an, was der Winter für ein Mann
Positive Signifikanz Zustimmung
Tabelle 19: Vergleich zwischen den Tendenzen signifikanter Witterungsregeln und der
Einschätzung der Experten.
Tendenz Nr. Signifikante Ernteregeln Auswertung Experten
1 Septemberregen - dem Bauern Segen, dem Winzer Gift, wenn er ihn trifft
Positive Signifikanz Zustimmung
9 Aprilregen verheißt viel Segen Positive Signifikanz Zustimmung
Tabelle 20: Vergleich zwischen den Tendenzen signifikanter Ernteregeln und der
Einschätzung der Experten.
Auffallend ist die Tatsache, dass die wettererfahrenen Landwirte jede der in dieser Studie
dann genau untersuchte Regel mit einer hohen Zustimmung bewertet haben (dies war ein
Auswahlkriterium, siehe Kap. 5.2). Generell gibt es keine empirische Vorhersage, die mit
einer starken Ablehnung beurteilt worden ist. Aus der Tabellen wird ersichtlich, dass die
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 7. ERGEBNISSE
139
Experten in 4 von 8 Fällen mit ihrer Einschätzung richtig gelegen sind, in den anderen 4
Fällen falsch. Die Witterungsregel (8) wurde von einem Probanten ohne eine Beurteilung
aufgestellt. Die Untersuchung dieser Regel ergab eine stark negative Signifikanz mit
Eintrittshäufigkeiten unter 20% (vgl. Abb. 36).
An dieser Stelle sei ein Dank an die Experten aus der Oststeirischen und Grazer Region
ausgesprochen, da sie einen wesentlichen Unterstützungsteil zur vorliegenden Arbeit
beigetragen haben.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 8. AUSBLICK
141
8 Zusammenfassung und Ausblick Die Arbeit beschäftigte sich mit den Ergebnissen einzelner Bauern- und Populärregeln im
Oststeirischen und Grazer Raum anhand von fünf Klimastationen. Als Datenbasis wurden der
StartClim Datensatz und ein standardisierter Datensatz der Zentralanstalt für Meteorologie
und Geodynamik (ZAMG) sowie ein Datensatz zur landwirtschaftlichen Produktion,
bereitgestellt von der Statistik Austria, verwendet. Des Weiteren wurde auf Basis der
Auswertung eines Fragebogens, welcher von ortsansässigen Experten aus der untersuchten
Region ausgefüllt wurde, die Anzahl der im Detail ausgewerteten Regeln aus einem
Ursprungskatalog von 110 auf 28 beschränkt.
Da es keine klaren Richtlinien gibt, wie die einzelnen Bauernregeln zu verstehen sind, folgen
daraus auch verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. Um die Regeln an der jeweiligen
Station auszuwerten, wurden eigens dafür bestimmte Rechenverfahren einer
Methodenbibliothek verwendet. Diese Methoden nehmen auch auf die klimatischen
Änderungen der letzten Jahrzehnte Rücksicht, indem sie eine Entfernung eines gleitenden
Trends beinhalten. Die so gewonnenen Ergebnisse wurden weiters mit Hilfe eines
Hypothesentests auf statistische Signifikanz geprüft. Von den insgesamt 26 geprüften
Witterungs- und Ernteregeln weisen 4 eine positive und 4 eine negative (d.h. das Gegenteil
trifft zu) Signifikanz auf. Jene signifikanten Regeln, die sich auf Lostage beziehen, wurden
daraufhin ein zweites mal nach strengeren Kriterien untersucht, wobei von 5 Vorhersagen 3
ihre positive oder negative Signifikanz beibehalten haben. Abgeschlossen wurde diese Studie
mit dem Vergleich der aus der Untersuchung resultierenden statistisch objektiven Tendenzen
der signifikanten Regeln mit den subjektiven Beurteilungen der regionalen Experten.
Ein unausweichliches Problem besteht in der Tatsache, dass es keine genaue Datierung der
Entstehung der einzelnen Regeln gibt. Daraus folgt, dass wir bei der Auswertung jener
Regeln, die vielleicht vor der Gregorianischen Kalenderreform (1583) aufgestellt wurden,
diese 10 Tages-Kalenderverschiebung nicht berücksichtigen können. Des Weiteren ist es
durchaus möglich, dass Witterungs- und Ernteprognosen zu der Entstehungszeit der Regeln
vor langer Zeit höhere Eintrittshäufigkeiten erzielt haben, als jene, die in der vorliegenden
Studie aus den Datenreihen 1948 – 2004 (also nahe dem heutigen Klima) berechnet worden
sind.
Als Weiterführung dieser Arbeit gibt es einiges, was verbessert oder ausgebaut werden
könnte. Beispielsweise könnten die Datensätze weitgehend einer generellen Überprüfung
unterzogen werden, um dadurch die vorhandenen Datenlücken zu füllen, was aber mit einem
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 8. AUSBLICK
142
hohen Arbeitsaufwand verbunden wäre. Auch die landwirtschaftlichen Produktionsdaten der
Statistik Austria sind auf Bezirksebene lückenhaft bzw. gar nicht vorhanden. Diese Löcher zu
füllen ist kaum möglich, da die Statistik Austria die einzige Institution ist, die Messungen und
Schätzungen der landwirtschaftlichen Erntedaten auf Bundesland- und Bezirksebene
durchführt.
Verbesserungswürdig ist auch die Datengrundlage für die Bestimmung der Signifikanz,
welche mit Hilfe eines Hypothesentests berechnet wird. Dabei ist nicht der χ2-Test selbst ein
Problem, sondern die geringe Anzahl der Jahre, in denen die Ausgangssituation einer Regel
erfüllt ist, weil dadurch auch die Signifikanzgrenze von 0,95 für viele Eintrittshäufigkeiten zu
hoch liegt. Hier würden daher noch längere Zeitreihen (z. B. 100 Jahre) hilfreich sein und
diese Grenze herabsetzen.
Eine weitere mögliche Fortsetzung wäre der Vergleich verschiedener Auswertungsmethoden,
die auf eine Regel angewandt werden. Damit könnte im weiteren Sinne auch untersucht
werden, ob die Ergebnisse der Vorhersagekraft unter diesen verschiedenen Methoden große
Unterschiede aufweisen oder nicht.
Eine weitere Idee beschäftigt sich mit den Eintrittsjahren und hinterfragt, ob manche
Witterungs- bzw. Ernteregeln in einem gleichmäßigen Jahresabstand vorkommen, oder ob die
klimatischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte Auswirkungen auf die Anzahl der
Eintrittsjahre haben. So zum Beispiel könnte aus längeren Zeitreihen ersichtlich werden, dass
eine Regel vor 1980 regelmäßiger eintrifft, jedoch danach stimmt diese Regel nur noch in
manchen Jahren. Durch diesen Ansatz ist eventuell auch eine Prognose für die zukünftige
Eintrittswahrscheinlichkeit auf noch soliderer Grundlage möglich.
Wie aus den angeführten weiteren Verbesserungsmöglichkeiten ersichtlich wird, ist das
Gebiet der Erforschung empirischer Witterungs- und Klimaregeln umfangreich und diese
vorliegende Arbeit kann als Grundlage für weitere interessante Studien verwendet werden.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 9. QUELLENVERZEICHNIS
143
9 Quellenverzeichnis
9.1 Literaturverzeichnis
BORTZ, J., DÖRING, N., 2002: Forschungsmethoden und Evaluation. Verlag Springer,
Berlin, 812 S.
DIEKMANN, A., 2002: Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen.
Rohwolts Enzyklopädie, Hamburg, 639 S.
FINCK, A., 1985: Nasse und trockene Sommer in früheren Jahrhunderten. Forschungsbericht
und Halbjahresschrift der Universität Kiel, Christiana Albertina 20, Kiel, S. 29-34.
HANSELMEIER, A., 2002: Einführung in die Astronomie und Astrophysik, Spektrum
Akademischer Verlag, Heidelberg, 442 S.
HENRYSSON, ST., HASELOFF, O., HOFFMANN, H., 1960: Kleines Lehrbuch der Statistik
für Naturwissenschaftler, Mediziner, Psychologen, Sozialwissenschaftler und
Pädagogen. Verlag de Gruyter, Berlin, 173 S.
KABAS, T., 2005: Das Klima in Südösterreich 1961 – 2004. Die alpine Region Hohe Tauern
und die Region Südoststeiermark im Vergleich. Publizierte Diplomarbeit. Wegener
Zentrum für Klima und Globalen Wandel. Universität Graz, Graz, 132 S.
Leykam Austria, 1984: Erleben 1985. Gesundes Leben, Heilkräuter, Brauchtum, Pflanzzeit,
Alter Bauernkalender. Leykam Universitätsbuchdruckerei, Graz
LIEB, G.K., 1991: Eine Gebietsgliederung der Steiermark aufgrund naturräumlicher
Gegebenheiten. Mitteilungen der Abteilung für Botanik am Joanneum Graz, S.1-30.
MAHLBERG, H., 2003: Bauernregeln aus meteorologischer Sicht. Verlag Springer, Berlin,
246 S.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 9. QUELLENVERZEICHNIS
144
MUMMENDEY. H., 2002: Die Fragebogen-Methode. Hogrefe Verlag, Göttingen, 240 S.
OSTEN, A., 2004: Bauernregeln für das ganze Jahr. Tosa Verlag, Wien, 151 S.
ÖKLIM (Österreichischer Klimaatlas) 2001, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
(ZAMG), Wien, CD
RAPP, J., 2000: Konzeption, Problematik und Ergebnisse klimatologischer Trendanalysen für
Europa und Deutschland. Berichte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) 212,
Selbstverlag des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach am Main, 145 S.
RAPP, J., SCHÖNWIESE, C.-D., 1996: Atlas der Niederschlags- und Temperaturtrends in
Deutschland 1891-1990. Frankfurter Geowissenschaftliche Arbeiten, Serie B,
Meteorologie und Geophysik, Band 5, Frankfurt am Main, 253 S.
RICHTER, D., 1995: Ergebnisse methodischer Untersuchungen zur Korrektur des
systematischen Messfehlers des Hellmann-Niederschlagsmessers. Berichte des
Deutschen Wetterdienstes (DWD) 194, Selbstverlag des Deutschen Wetterdienstes,
Offenbach am Main, 93 S.
SACHS, L., 2002: Angewandte Statistik. Anwendung Statistischer Methoden. Springer
Verlag, Heidelberg, 881 S.
SCHÖNWIESE, C.-D., 2003: Praktische Statistik für Meteorologen und Geowissenschaftler.
Verlag Gebrüder Borntraeger, Berlin, 198 S.
WAKONIGG, H., 1970: Witterungsklimatologie der Steiermark. Verlag Notring, Dissertation
der Universität Graz, Wien, 255 S.
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), 2000: Jahrbuch der ZAMG,
Jahrgang 1999, Wien
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 9. QUELLENVERZEICHNIS
145
9.2 Internetverzeichnis
AUER, I., et al., 2003: StartClim1 – Qualitätskontrolle und statistische Eigenschaften
ausgewählter Klimaparameter auf Tageswertbasis im Hinblick auf Extremwertanalysen.
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Wien, 54 S. Zugriff Juli 2006.
http://www.boku.ac.at/austroclim/startclim/bericht2003/StCl01.pdf
Bauernregeln und Bauernweisheiten, Zugriff Juli 2006
http://www.bauernregeln.net
Bauernregeln und Lostage, Zugriff Juli 2006
http://www.jagdweb.at/allerlei/bauer/index.html
Bauernregeln, Lostage, Wetterregeln, Hintergrundinformationen, Zugriff Juli 2006
http://www.sagen.at/infos_quellen_links/calender.html
Bauernregeln und Wetterregeln durch das Jahr, Zugriff Juli 2006
http://www.garten-literatur.de/Kalender/bauern.htm
Bauernregeln für jede Jahreszeit, Zugriff Juli 2006
http://www.volkstanz.at/Brauchtum/Bauernregeln/Jahreszeit.html
Bundesanstalt Statistik Österreich (Statistik Austria). Zugriff Juli 2006.
http://www.statistik.at
Bundesanstalt Statistik Österreich (Statistik Austria), 2005: Standard Dokumentation
Metainformationen zur Erhebung der Erwerbsobstanlagen. Wien, 15 S., Zugriff Juli
2006.
http://www.statistik.at/standarddokumentation/001718.pdf
Bundesanstalt Statistik Österreich (Statistik Austira), 2005: Standard Dokumentation
Metainformationen zur Ernteerhebung. Wien, 27 S., Zugriff Juli 2006.
http://www.statistik.at/standarddokumentation/003451.pdf
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 9. QUELLENVERZEICHNIS
146
GODISON, B. E., et al., 1998: WMO Solid Precepitation Measurement Intercomparison.
Final Report. No. 67, World Meteorological Organization, 212 S. Zugriff Juli 2006.
http://www.wmo.ch/web/www/reports/WMOtd872.pdf
Institutsbereich für Geophysik, Astrophysik und Meteorologie (IGAM) Universität Graz,
Zugriff Juli 2006.
http://www.kfunigraz.ac.at/igamwww/
Land Steiermark: Geographisches Informationssystem. Zugriff Juli 2006.
http://www.gis.steiermark.at/cms/ziel/298145/DE/
RAPP, J.: Eine erweiterte Definition des Begriffs “Trend” in der Klimadiagnose. 4 S. Zugriff
Juli 2006.
http://user.uni-frankfurt.de/~jrapp/ksb99_trend.pdf
Wetterregeln, Zugriff Juli 2006
http://www.wetterregeln.de/
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Zugriff Juli 2006.
http://www.zamg.ac.at
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 9. QUELLENVERZEICHNIS
147
9.3 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Gebietsgliederung der Steiermark. Quelle: nach LIEB 1991, S.16. .................. 13
Abbildung 2: Bezirke der Steiermark mit dem Untersuchungsgebiet (rot). Quelle:
www.gis.steiermark.at, modifiziert........................................................................................ 20
Abbildung 3: Die Stationen des StartClim Datensatz. Quelle: Auer et al. 2003, S.8. ............. 22
Abbildung 4: Die Klimastation Fürstenfeld und ihre Umgebung. Quelle: Regionalstelle
ZAMG Steiermark.................................................................................................................... 28
Abbildung 5: Die Klimastation Gleisdorf und ihre Umgebung. Quelle: Regionalstelle ZAMG
Steiermark. ............................................................................................................................... 28
Abbildung 7: Windverursachte Niederschlagsmessfehler verschiedener Messgeräte. Quelle:
GOODISON et al. 1998. .......................................................................................................... 31
Abbildung 8: Einhüllende Maxima und Minima der Station Villacher Alpe. Quelle: AUER et
al. 2003 S. 11............................................................................................................................ 33
Abbildung 9: Unterschied der zwei Methoden der Tagesmittelwertsbildung anhand des Jahres
1983 für den Monat März der Station Gleisdorf. Schwarze Linie: (T7h + T19h + Tmax +
Tmin)/4; Rote Linie: (Tmax + Tmin)/2.................................................................................... 35
Abbildung 10: Der Temperaturverlauf der Station Bad Gleichenberg in der Zeit 1980 bis 1991
mit einer Stationsverlegung am 1.April 1985 (rot strichliert). ................................................. 36
Abbildung 11: Gegenüberstellung der Extensiv- (blau) Intensiv- (rot) und
Gesamtobstproduktion (schwarz) in der Steiermark. ............................................................... 38
Abbildung 12: Gesamtweinmenge in Hektoliter in den Regionen Oststeiermark und Graz. .. 39
Abbildung 13: Getreideproduktion der Gesamtsteiermark in [t/ha]. ....................................... 41
Abbildung 14: Die Tagesmittelwerte von Jänner bis Juni des Jahres 1997 mit der
Regressionsgeraden (rote Linie); Station Gleisdorf. ................................................................ 45
Abbildung 15: Links: Trend einer gefilterten Zeitreihe. Rechts: Methode der
Mittelwertdifferenz. Quelle: RAPP, SCHÖNWIESE 1996, S.55............................................ 46
Abbildung 16: Gegenüberstellung der Definitionen relativer Trends mit Hilfe des
Mittelwertes (1) und des Anfangswertes (3) der Zeitreihe. Quelle: RAPP 2000; Seite 12,
modifiziert. ............................................................................................................................... 47
Abbildung 17: Monatsmittel August mit dem linearen Trend (blaue Linie) und dem
Durchschnittswert (gestrichelte Linie). Station Graz Flughafen für den Zeitraum 1950 bis
2004. ......................................................................................................................................... 49
Abbildung 18: Trendentfernte Monatsmittelwerte des August der Station Graz-Flughafen. .. 50
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 9. QUELLENVERZEICHNIS
148
Abbildung 19: Monatsmittelwerte des August mit der dazugehörigen gleitenden Trendkurve
(rote Linie)................................................................................................................................ 51
Abbildung 20: Vergleich linearer Trend (blaue Linie) mit gleitenden Trend (rote Linie). ..... 52
Abbildung 21: Vergleich lineare Trendentfernung (blaue Linie) und gleitende
Trendentfernung (schwarze Linie). .......................................................................................... 53
Abbildung 22: Gesamtproduktion Getreide Steiermark mit 5jährig gleitenden Trend (rote
Linie). ....................................................................................................................................... 54
Abbildung 23: Auswertung der Regel (4) mit den Signifikanzgrenzen 0,9 und 0,95 und dem
Signifikanzniveau der jeweiligen Eintrittshäufigkeit. .............................................................. 67
Abbildung 24: Auswertung der Witterungsregel (1)................................................................ 70
Abbildung 25: Auswertung der Witterungsregeln (2) und (3). ................................................ 72
Abbildung 26: Auswertung der Witterungsregel (4); erste Abfrage........................................ 74
Abbildung 27: Auswertung der Witterungsregel (4); zweite Abfrage. .................................... 75
Abbildung 28: Auswertung der Witterungsregel (4); dritte Abfrage. ...................................... 76
Abbildung 29: Auswertung der Witterungsregel (4); vierte Abfrage. ..................................... 77
Abbildung 30: Auswertung der Witterungsregel (5); erste Abfrage........................................ 78
Abbildung 31: Auswertung der Witterungsregel (5); zweite Abfrage. .................................... 79
Abbildung 32: Auswertung der Witterungsregel (5); dritte Abfrage. ...................................... 80
Abbildung 33: Auswertung der Witterungsregel (5); vierte Abfrage. ..................................... 81
Abbildung 34: Auswertung der Witterungsregel (6), zweite Abfrage. .................................... 82
Abbildung 35: Auswertung der Witterungsregel (7)................................................................ 84
Abbildung 36: Auswertung der Witterungsregel (8)................................................................ 85
Abbildung 37: Auswertung der Witterungsregel (9); erste Abfrage........................................ 87
Abbildung 38: Auswertung der Witterungsregel (9); zweite Abfrage. .................................... 88
Abbildung 39: Auswertung der Witterungsregel (9); dritte Abfrage. ...................................... 89
Abbildung 40: Auswertung der Witterungsregel (10).............................................................. 90
Abbildung 41: Auswertung der Ernteregel (1); erste Abfrage. ................................................ 92
Abbildung 42: Auswertung der Ernteregel (1); zweite Abfrage. ............................................. 93
Abbildung 43: Auswertung der Ernteregel (2)......................................................................... 94
Abbildung 44: Auswertung der Ernteregel (3)......................................................................... 95
Abbildung 45: Auswertung der Ernteregel (4)......................................................................... 96
Abbildung 46: Auswertung der Ernteregel (5)......................................................................... 97
Abbildung 47: Auswertung der Ernteregel (7)......................................................................... 99
Abbildung 48: Auswertung der Ernteregel (8)....................................................................... 100
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 9. QUELLENVERZEICHNIS
149
Abbildung 49: Auswertung der Ernteregel (9)....................................................................... 101
Abbildung 50: Auswertung der Ernteregel (10)..................................................................... 102
Abbildung 51: Auswertung der Ernteregel (11); zweite Abfrage. ......................................... 103
Abbildung 52: Auswertung der Ernteregel (12); zweite Abfrage. ......................................... 106
Abbildung 53: Auswertung der Ernteregel (13); zweite Abfrage. ......................................... 107
Abbildung 54: Auswertung der Ernteregel (15)..................................................................... 109
Abbildung 55: Auswertung der Populärregel (1); erste Abfrage. .......................................... 112
Abbildung 56: Auswertung der Populärregel (1); zweite Abfrage ........................................ 113
Abbildung 57: Auswertung der Populärregel (1); dritte Abfrage. ......................................... 114
Abbildung 58: Auswertung der Populärregel (1); vierte Abfrage.......................................... 115
Abbildung 59: Temperaturdifferenzen am Wochenende für die Zeitspanne 2000 bis 2004;
Station Graz Universität. ........................................................................................................ 116
Abbildung 60: Auswertung der Populärregel (2); Zusammenhang zwischen den
Wochentagspaar Montag – Freitag und dem Wochenende bezogen auf den Niederschlag. . 118
Abbildung 61: Auswertung der Populärregel (2); Zusammenhang zwischen dem Wochenende
und dem Wochentagspaar Montag - Freitag bezogen auf den Niederschlag. ........................ 119
Abbildung 62: Auswertung der Populärregel (2) mit der Frage, ob auf eine trockene Woche
(Montag bis Freitag) ein verregnetes Wochenende folgt. ...................................................... 122
Abbildung 63: Auswertung der Populärregel (2) mit der Frage, ob auf ein trockenes
Wochenende eine verregnete Woche (Montag bis Freitag) folgt. ......................................... 123
Abbildung 64: Auswertung der Populärregel (2); Zusammenhang zwischen dem
Wochentagspaar Mittwoch und Donnerstag und dem Wochenende bezogen auf die
Temperatur. ............................................................................................................................ 125
Abbildung 65: Auswertung der Populärregel (2); Zusammenhang zwischen dem Wochenende
und dem Wochentagspaar Mittwoch - Donnerstag bezogen auf die Temperatur. ................. 126
Abbildung 66: Strengere Auswertung der Witterungsregeln (2) und (3)............................... 129
Abbildung 67: Strenge Auswertung der Witterungsregel (4); zweite Abfrage mit einer Woche
als Zeitspanne. ........................................................................................................................ 130
Abbildung 68: Strenge Auswertung der Witterungsregel (4); zweite Abfrage mit dem Lostag
als Zeitspanne. ........................................................................................................................ 131
Abbildung 69: Strenge Auswertung der Witterungsregel (4); vierte Abfrage mit einer Woche
als Zeitspanne. ........................................................................................................................ 132
Abbildung 70: Strenge Auswertung der Witterungsregel (4); vierte Abfrage mit dem Lostag
als Zeitspanne. ........................................................................................................................ 133
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 9. QUELLENVERZEICHNIS
150
Abbildung 71: Strenge Auswertung der Witterungsregel (8) mit einer Woche als Zeitspanne.
................................................................................................................................................ 134
Abbildung 72: Strenge Auswertung der Witterungsregel (8) mit einer Woche als Zeitspanne
(Schneedecke). ....................................................................................................................... 135
Abbildung 73: Strenge Auswertung der Witterungsregel (9) mit einer Woche als Zeitspanne.
................................................................................................................................................ 136
Abbildung 74: Strenge Auswertung der Witterungsregel (9) mit dem Lostag als Zeitspanne.
................................................................................................................................................ 137
9.4 Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Die vier bearbeiteten StartClim Stationen (Quelle: AUER et al 2003 modifiziert)
und die ausgewählte Station Fürstenfeld (Quelle: ZAMG Steiermark). .................................. 24
Tabelle 2: Finaler Datensatz der Stationen mit Fehlwertperioden. .......................................... 25
Tabelle 3: Berechnung der Temperaturmittelwerte abhängig vom Verwendungszweck. ....... 34
Tabelle 4: Verbale Abstufung und Beurteilung mit einer 6 stufigen Likertskala. ................... 56
Tabelle 5: Die Benotung einer Regel. ...................................................................................... 57
Tabelle 6: Wertigkeit der Items durch die Zustimmungssumme. ............................................ 57
Tabelle 7: Liste der ausgewerteten Witterungs-, Klima-, Ernte- und Populärregeln. .............. 58
Tabelle 8: Verhältnisse der Irrtumswahrscheinlichkeiten (IWSK) zu den Signifikanzen SI.
Quelle: SCHÖNWIESE 2003, modifiziert............................................................................... 60
Tabelle 9: Mögliche Testentscheidungen und Fehler. p = variable Wahrscheinlichkeit, β als
Fehler 2. Art, wenn α als Fehler 1. Art bezeichnet wird, TS = Trennschärfe. Quelle:
SCHÖHNWIESE 2003 modifiziert. ........................................................................................ 60
Tabelle 10: Die zur Auswertung verwendeten Witterungs- und Klimaregeln......................... 69
Tabelle 11: Die zur Auswertung verwendeten Ernteregeln. .................................................... 91
Tabelle 12: Die zur Auswertung verwendeten Populärregeln. .............................................. 111
Tabelle 13: Zusammenhänge zwischen dem Wochentagspaar Montag – Dienstag (Mo - Di)
und dem Wochenende (WE) an den einzelnen Stationen und Regionen mit der
Eintrittshäufigkeit (EH) und der dazu berechneten Signifikanz (SI). .................................... 120
Tabelle 14: Zusammenhänge zwischen dem Wochentagspaar Dienstag – Mittwoch (Di - Mi)
und dem Wochenende (WE) an den einzelnen Stationen und Regionen mit der
Eintrittshäufigkeit (EH) und der dazu berechneten Signifikanz (SI). .................................... 120
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 9. QUELLENVERZEICHNIS
151
Tabelle 15: Zusammenhänge zwischen dem Wochentagspaar Mittwoch – Donnerstag (Mi –
Do) und dem Wochenende (WE) an den einzelnen Stationen und Regionen mit der
Eintrittshäufigkeit (EH) und der dazu berechneten Signifikanz (SI). .................................... 121
Tabelle 16: Zusammenhänge zwischen dem Wochentagspaar Donnerstag – Freitag (Do - Fr)
und dem Wochenende (WE) an den einzelnen Stationen und Regionen mit der
Eintrittshäufigkeit (EH) und der dazu berechneten Signifikanz (SI). .................................... 121
Tabelle 17: Die für die strengere Auswertung verwendeten Witterungs- und Klimaregeln.. 128
Tabelle 18: Die für die strengere Auswertung verwendeten Ernteregeln. ............................. 128
Tabelle 19: Vergleich zwischen den Tendenzen signifikanter Witterungsregeln und der
Einschätzung der Experten..................................................................................................... 138
Tabelle 20: Vergleich zwischen den Tendenzen signifikanter Ernteregeln und der
Einschätzung der Experten..................................................................................................... 138
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 10. ANHANG
153
10 Anhang
10.1 Fragebogen an ortansässige Experten
Michael Moser Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel Leechgasse 25 8010 Graz Graz, am 9. Nov. 2005
Sehr geehrte Damen und Herren
Das Wettergeschehen ist als bedeutender Umweltfaktor für uns Menschen schon immer von regen Interesse gewesen, obwohl die physikalischen Aspekte lange Zeit nicht bekannt waren. Da gerade Bauern auf das Wetter angewiesen waren und sind, ist es nicht verwunderlich, dass sie Jahrhunderte lang ihre Beobachtungen in Form von Reimen, den Bauernregeln, festhielten und teilweise sogar ihr Bauerndasein danach ausrichteten. Diese empirischen Wetter- und Klimaregeln basieren auf langjährig gesammelten Beobachtungen von Bauern über das Wetter. Trotz aller wissenschaftlicher und technischer Entwicklung (z. B. Wettersatelliten) hat sich aber die von Bauernregeln ausgehende Faszination bis in die Gegenwart erhalten. Die Frage, die sich aber nun stellt, lautet: Sind die uns überlieferten Regeln glaubwürdig? Wenn ja, ist es dann möglich, aufgrund der erlangten Ergebnisse die regionale/lokale Klima-Kurzfristvorhersage zu verbessern? All das wird in meiner Diplomarbeit (Untersuchung empirischer Wetter- und Klimaregeln in der Region Südoststeiermark) bearbeitet. Hierbei werden Regeln mit jahrzehntelangen meteorologischen Messreihen (Temperatur, Niederschlag,...) von vier Messstationen in der Südoststeirischen Region verglichen und ausgewertet. Des Weiteren können die so erlangten Erkenntnisse dann auch der Landwirtschaft in dieser Region von Nutzen sein. Im Zuge dieser Arbeit auf der Universität Graz bin ich auf etliche Bauernregeln (hier im Speziellen Witterungs- und Klimaregeln) gestoßen, doch es fällt mir schwer deren Qualität alleine zu beurteilen. Aus diesem Grund bitte ich Sie, sehr geehrte Damen und Herren, um Ihre Mithilfe. Anbei finden Sie drei Fragebögen, die sich auf jeweils ausgesuchte Witterungsregeln, Ernteregeln und Populärregeln beziehen. Welche der Regeln sind Ihnen bekannt? Wenn ja, wie häufig treffen sie zu, oder auch nicht zu? Kennen Sie Bauernregeln, die im Fragebogen gar nicht angeführt sind, die sich auf Witterung und Ernte beziehen? Wenn ja, welche? Ich weise hier noch darauf hin, dass es keine „richtige“ oder „falsche“ Antwort gibt. Auch wenn Sie von einer Regel noch nie was gehört oder gelesen haben (einfach Regel unbekannt/weiß nicht ankreuzen) helfen Sie mir bei meiner Arbeit weiter, da ihre Erfahrung mit Bauernregeln viel größer als meine ist und ich so wirklich „uninteressante“ Regeln heraustrennen kann. Ihre Anonymität wird natürlich gewahrt, es sind nur am Schluss ganz wenige allgemeine Daten zu Ihrer Person gefragt.
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 10. ANHANG
154
Zu guter Letzt möchte ich mich bei Ihnen schon im Voraus ganz herzlich dafür bedanken, dass Sie sich für die Bearbeitung des Fragebogens Zeit nehmen!
Hochachtungsvoll Michael Moser (Diplomand, Wegener Zentrum Graz/Forschungsschwerpunkt Südoststeiermark)
Erhebung zu Bauernregeln: Teil I - Witterungsregeln
Beurteilung - Einschätzung des Zutreffens der Regel: 1=trifft häufig zu, 2=trifft eher zu, 3=mittel, 4=trifft eher nicht zu, 5=triff selten zu; 0=unbekannt/weiß nichtIhre Einschätzung bitte ankreuzen! Nr. Regel 1 2 3 4 5 01 Am Neujahrstag kalt und weiß, wird der Sommer später heiß ○ ○ ○ ○ ○ ○
2 Große Kält’ am Antoniustag (17. Januar) große Hitze am Lorenzitag (10. August) ○ ○ ○ ○ ○ ○
3 Wieviel Regentropfen im Jänner, soviel Schneeflocken im März ○ ○ ○ ○ ○ ○
4 Auf trocken kalten Januar folgt viel Schnee im Februar ○ ○ ○ ○ ○ ○
5 Ist Dreikönig kein Winter, folgt keiner mehr dahinter ○ ○ ○ ○ ○ ○
6 Wie das Wetter zu Vinzenz (22. Januar) war, wird es sein das ganze Jahr ○ ○ ○ ○ ○ ○
7 Fällt viel Regen im Februar, gibs viel Regen im ganzen Jahr ○ ○ ○ ○ ○ ○
8 St. Dorothee (6. Februar) bringt meistens Schnee ○ ○ ○ ○ ○ ○
9 Wenn es im Februar nicht friert und schneit, kommt der Frost zur Osterzeit ○ ○ ○ ○ ○ ○
10 Ist St. Peter (22. Februar) kalt, hat der Winter noch lange Halt ○ ○ ○ ○ ○ ○
11 Felix und Petrus (21. 22. Februar) zeigen an, was wir 40 Tage für Wetter han ○ ○ ○ ○ ○ ○
12 Wenn’s an Petri Stuhlfeier (22. Februar) kalt, die Kält’ noch 40 Tage anhält ○ ○ ○ ○ ○ ○
13 Auf dieses kann man zählen jeder Zeit, dass es am 30. Februar nicht schneit ○ ○ ○ ○ ○ ○
14 Ein freundlicher März folgt ein freundlicher April ○ ○ ○ ○ ○ ○
15 Wies im März regnet, wird’s im Juni wieder regnen ○ ○ ○ ○ ○ ○
16 Wenns einmal um Josefi (19. März) is, so endet auch der Winter g'wiß ○ ○ ○ ○ ○ ○
17 Wie das Wetter zu Frühlingsanfang (21. März) ist es den ganzen Sommer lang ○ ○ ○ ○ ○ ○
18 Nasser April – trockener Juni ○ ○ ○ ○ ○ ○
19 Ist Palmsonntag ein heiterer Tag, für den Sommer ein gutes Zeichen sein mag ○ ○ ○ ○ ○ ○
20 Der heilige Ambrosius (4. April) schneit oft den Bauern auf den Fuß ○ ○ ○ ○ ○ ○
21 Ist der Gründonnerstag weiß, wird der Sommer sicher heiß ○ ○ ○ ○ ○ ○
22 Wenn's am Karfreitag regnet, ist's ganze Jahr gesegnet ○ ○ ○ ○ ○ ○
23 Wenn's am Ostertag regnet am wenigsten, so regnet's alle Sonntage bis Pfingsten ○ ○ ○ ○ ○ ○
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 10. ANHANG
155
24 Sophie (15. Mai) man die Kalte nennt, weil sie gern kaltes Wetter bringt ○ ○ ○ ○ ○ ○
25 Pankratius und Servatius (12. 13. Mai) bringen Kält’ oft und auch Verdruß ○ ○ ○ ○ ○ ○
26 Magdalena (24.Mai) weint um ihren Herrn, darum regnets an ihrem Tage gern ○ ○ ○ ○ ○ ○
27 Ist der Frühling trocken, gibt’s einen nassen Sommer ○ ○ ○ ○ ○ ○
28 Regnet es am Siebenschläfertag (27. Juni), es noch 7 Wochen regnen mag ○ ○ ○ ○ ○ ○
29 Regnet`s am Tag von Peter und Paul (29. Juni), steht es mit dem Wetter faul. Es drohen dreißig Regentage, da nützet nun mal keine Klage ○ ○ ○ ○ ○ ○
30 Wenn Jakobi (25. Juli) klar und rein, wird das Christfest frostig sein ○ ○ ○ ○ ○ ○
31 Ist Siebenbrüder (10. Juli) ein Regentag, so regnet es noch 7 Wochen danach ○ ○ ○ ○ ○ ○
32 Wies Wetter an St. Margareten (13. Juli), dasselbe noch 4 Wochen steht ○ ○ ○ ○ ○ ○
33 Vom Jakobustag (25. Juli) der Vormittag, das Wetter zu Weihnachten deuten mag ○ ○ ○ ○ ○ ○
34 So wie Ignaz (31. Juli) stellt sich ein, wird der nächste Januar sein ○ ○ ○ ○ ○ ○
35 Wie der August war, wird auch der künftige Februar ○ ○ ○ ○ ○ ○
36 Hitze an St. Domenikus (4. August) ein strenger Winter kommen muß ○ ○ ○ ○ ○ ○
37 Es pflegt im August beim ersten Regen die Hitze sich zu legen ○ ○ ○ ○ ○ ○
38 Wie das Wetter am Himmelfahrtstag (15. August) so es noch 2 Wochen sein mag ○ ○ ○ ○ ○ ○
39 Wenns an Joachim (16. August) regent, dann folgt ein warmer Winter ○ ○ ○ ○ ○ ○
40 Wie der Bartholomäustag (24. August) sich hält, ist der ganze Herbst bestellt ○ ○ ○ ○ ○ ○
41 Regnets sanft an Michaelstag (29. August), sanft auch der Winter werden mag ○ ○ ○ ○ ○ ○
42 September nass – Oktober kalt ○ ○ ○ ○ ○ ○
43 Kühler September – kalter Oktober ○ ○ ○ ○ ○ ○
44 Gib auf Ägidien (1. September) wohl acht, er sagt dir was der Monat macht ○ ○ ○ ○ ○ ○
45 Wie sich das Wetter an Maria Geburt (8. September) verhält, so ist’s noch weitere 4 Wochen bestellt ○ ○ ○ ○ ○ ○
46 Bringt St. Michael (29. September) Regen, kannst du gleich den Pelz anlegen ○ ○ ○ ○ ○ ○
47 Regnets sanft am Michaelistag (29. September) folgt ein sanfter Winter nach ○ ○ ○ ○ ○ ○
48 Warmer Oktober bringt führwahr, stets einen kalten Januar/Februar ○ ○ ○ ○ ○ ○
49 Ist der Oktober warm und fein, kommt ein scharfer Winter drein, ist es aber nass und kühl, mild der Winter werden will ○ ○ ○ ○ ○ ○
50 Schneits im Oktober gleich, dann wird der Winter weich (Schneetage) ○ ○ ○ ○ ○ ○
51 Oktober und März gleichen sich allerwärts ○ ○ ○ ○ ○ ○
52 Ist der Oktober freundlich und mild, ist der März dafür rau und wild ○ ○ ○ ○ ○ ○
53 Oktober rau - Januar lau ○ ○ ○ ○ ○ ○
54 Regnet es an St. Dionys (9. Oktober), regnet es den ganzen Winter gewiss! ○ ○ ○ ○ ○ ○
55 Wenn bei St. Gallus (16. Oktober) Regen fällt, der Regen sich bis Weihnachten hält ○ ○ ○ ○ ○ ○
56 Ist St. Gallus trocken, folgt ein Sommer mit nassen Socken ○ ○ ○ ○ ○ ○
57 Wenn's zu Allerheiligen schneit, dann lege deinen Pelz bereit. Regnet's aber an diesen Tag, viel Schnee im Winter kommen mag ○ ○ ○ ○ ○ ○
58 Hat Martini (11. November) einen weißen Bart, wird der Winter lang und hart ○ ○ ○ ○ ○ ○
59 Wie St. Kathrein (25. November), wird's auch an Neujahr sein ○ ○ ○ ○ ○ ○
60 Herrscht im Dezember recht strenge Kält`, sie volle Achtzehn Wochen hält ○ ○ ○ ○ ○ ○
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 10. ANHANG
156
61 Wie sich die Witterung vom Christtag bis Heiligdreikönig verhält, so ist das ganze Jahr bestellt ○ ○ ○ ○ ○ ○
62 Barbara (4. Dezember) im weißen Kleid verkündet gute Sommerzeit ○ ○ ○ ○ ○ ○
63 So kalt wie im Dezember, so heiß wird’s im Juli ○ ○ ○ ○ ○ ○
64 Ist’s an Weihnachten kalt, ist kurz der Winter, das Frühjahr kommt bald ○ ○ ○ ○ ○ ○
65 Wenn’s auf Weihnacht ist gelind, sich noch viel Kälte einfind ○ ○ ○ ○ ○ ○
66 Gefriert`s an Sylvester zu Berg und Tal, geschieht es dies zum letzten Mal ○ ○ ○ ○ ○ ○
Erhebung zu Bauernregeln: Teil II - Ernteregeln
Beurteilung - Einschätzung des Zutreffens der Regel: 1=trifft häufig zu, 2=trifft eher zu, 3=mittel, 4=trifft eher nicht zu, 5=triff selten zu; 0=unbekannt/weiß nichtIhre Einschätzung bitte ankreuzen!
Nr. Regel 1 2 3 4 5 01 Septemberregen - dem Bauern Segen, dem Winzer Gift, wenn er ihn trifft ○ ○ ○ ○ ○ ○
2 Wenn Matthäus (21. September) weint statt lacht, Essig aus dem Wein er macht ○ ○ ○ ○ ○ ○
3 Bringt der Oktober viel Regen ist’s für die Felder ein Segen ○ ○ ○ ○ ○ ○
4 Je mehr Schnee im November fällt, um so fruchtbringender wird das Feld ○ ○ ○ ○ ○ ○
5 Schnee in der Christnacht (25. Dezember) - gute Hopfenernte ○ ○ ○ ○ ○ ○
6 Kalter Dezember und fruchtbar Jahr, sind vereinigt immerdar ○ ○ ○ ○ ○ ○
7 Januar hart und rau nutzt dem Getreidebau ○ ○ ○ ○ ○ ○
8 Januar Schnee zuhauf, Bauer, halt den Sack bloß auf ○ ○ ○ ○ ○ ○
9 Ist der Januar gelind, die Trauben im Oktober trefflich sind ○ ○ ○ ○ ○ ○
10 Ist’s im Januar nur warm, wird der reichste Bauer arm ○ ○ ○ ○ ○ ○
11 Am 10. Jänner Sonnenschein bringt viel Korn und Wein ○ ○ ○ ○ ○ ○
12 Wenn es an St. Pauli (25. Januar) schneit, folgt eine teure Erntezeit ○ ○ ○ ○ ○ ○
13 Hat der Paulus weder Schnee noch Regen, bringt das Jahr gar manchen Segen ○ ○ ○ ○ ○ ○
14 Ist der Winter warm, wird der Bauer arm ○ ○ ○ ○ ○ ○
15 Trockener März und feuchter April, das ist nach des Bauern Will ○ ○ ○ ○ ○ ○
16 Gibt’s im März zu viel Regen, bringt die Ernte wenig Segen ○ ○ ○ ○ ○ ○
17 Ist Marien (25. März) schön und helle, gibt’s viel Obst auf alle Fälle ○ ○ ○ ○ ○ ○
18 Aprilregen verheißt viel Segen ○ ○ ○ ○ ○ ○
19 Bringt der April noch Schnee und Frost, gibt's wenig Heu und sauren Most ○ ○ ○ ○ ○ ○
20 Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Bauern Scheun’ und Faß ○ ○ ○ ○ ○ ○
21 Mairegen bringt Segen ○ ○ ○ ○ ○ ○
22 An Jacobi (1. Mai) heiß und trocken, kann der Bauersmann frohlocken ○ ○ ○ ○ ○ ○
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 10. ANHANG
157
23 Pankratz und Urban (12. bzw. 25. Mai) ohne Regen bringen großen Erntesegen ○ ○ ○ ○ ○ ○
24 Ist der Juni warm und nass, gibt’s viel Korn (Frucht) und noch mehr Gras ○ ○ ○ ○ ○ ○
25 Juni kalt und nass, lässt leer Scheuer und Fass ○ ○ ○ ○ ○ ○
26 Soll gedeihen Korn und Wein, muss im Juni Wärme sein ○ ○ ○ ○ ○ ○
27 Wenn Barnabas (11. Juni) bringt Regen, so gibt es auch viel Traubensegen ○ ○ ○ ○ ○ ○
28 O heiliger St. Veit (15. Juni), regne nicht, dass es uns nicht an Obst und Wein gebricht ○ ○ ○ ○ ○ ○
29 Juli kühl und nass, leere Scheunen - leeres Fass ○ ○ ○ ○ ○ ○
30 An Siebenbrüder (10. Juli) Regen, der bringt dem Bauern keinen Segen ○ ○ ○ ○ ○ ○
31 Vinzenz (19. Juli) Sonnenschein, füllt die Fässer mit Wein ○ ○ ○ ○ ○ ○
32 Je dichter der Regen im August, desto dünner wird der Most ○ ○ ○ ○ ○ ○
33 Oswald-Tag (5. August) muss trocken sein, sonst wird teuer Korn und Wein ○ ○ ○ ○ ○ ○
Erhebung zu Bauernregeln: Teil III - Populärregeln
Beurteilung - Einschätzung des Zutreffens der Regel: 1=trifft häufig zu, 2=trifft eher zu, 3=mittel, 4=trifft eher nicht zu, 5=triff selten zu; 0=unbekannt/weiß nichtIhre Einschätzung bitte ankreuzen!
Nr. Regel 1 2 3 4 5 01 Heller Mond und strenge Kält' lange nicht zusammenhält ○ ○ ○ ○ ○ ○
2 Wenn der Mond hat einen Ring, so folgt der Regen allerding ○ ○ ○ ○ ○ ○
3 Gewitter in der Vollmondzeit verkünden Regen weit und breit ○ ○ ○ ○ ○ ○
4 Wenn Weihnachten der Mond zunimmt, dann ist das Jahr drauf gut gesinnt ○ ○ ○ ○ ○ ○
5 Zu Vollmond ist das Wetter stabil, zu Neumond labil und wechselhaft ○ ○ ○ ○ ○ ○
6 Wie das Wetter am Freitag so am Sonntag ○ ○ ○ ○ ○ ○
7 Am Wochenende (Sa-So) ist es eher "schiach" (Regenwetter/fast kein Sonnenschein) als während der Woche
○ ○ ○ ○ ○ ○
BAUERNREGELN OSTSTEIERMARK UND GRAZ 10. ANHANG
158
Erhebung zu Bauernregeln: Teil IV - Weitere Regeln, die ich kenne
Hier finden Sie Platz, um Bauernregeln oder Populärregeln hinzuschreiben, die Ihnen bekannt sind, die Sie für interessant halten, die aber in den Fragebögen nicht vorgekommen sind:
Nr. Regel 1 2 3 4 5 0
1
○ ○ ○ ○ ○ ○
2
○ ○ ○ ○ ○ ○
3
○ ○ ○ ○ ○ ○
4
○ ○ ○ ○ ○ ○
5
○ ○ ○ ○ ○ ○
Schließlich einige wenige Daten zu Ihnen (Ihre Anonymität ist gewahrt!) VIELEN DANK
Gemeinde: FÜR IHRE MÜHE
Wohnort: UND HILFE!
Alter (Jahre):
Beruf:
Zum Inhalt: Wissenschaftliche Studien zur Vorhersagekraft von empirischen Witterungs- und Klimaregeln („Bauernregeln“) sind bisher rar. In der vorliegenden Arbeit werden ausgewählte Bauernregeln auf ihren Wahrheitsgehalt in der Oststeirischen und Grazer Region geprüft. In der vorliegenden Studie wird auf die rasanten Änderungen der klimatischen Verhältnisse im Laufe der letzten Jahrzehnte Rücksicht genommen, indem Methoden der Trendberechnung und Trendentfernung in die Auswertung eingebunden werden. Um eine Tendenz zu erlangen, welche Regeln eine hohe subjektive Zustimmung oder eine starke Ablehnung im Untersuchungsgebiet haben, wurde ein umfangreicher Fragebogen mit einer großen Zahl bekannter Bauernregeln von wettererfahrenen Experten der Region bewertet und daraufhin eine Auswahl von Regeln genau studiert. Um die Aussagekraft der Auswertungen deutlicher zu machen, wurde bei allen Ergebnissen ein Hypothesentest durchgeführt. Witterungs- und Ernteregeln, die laut Analyse einen hohen oder niedrigen Wahrheitsgehalt (auf Basis statistischer Signifikanz) besitzen, werden daraufhin noch zusätzlich mit anderen, strengeren Kriterien geprüft. Die gewonnenen Resultate zeigen schließlich, dass nur ein kleiner Teil der Auswertungen der Bauernregeln und Populärregeln zu signifikanten Ergebnissen führen. Meistens gibt es den von der Vorhersage prognostizierten Zusammenhang zwischen der Ausgangs- und Zielsituation nicht. Es gibt 4 von insgesamt 26 ausgewerteten klassischen Bauernregeln, die eine hohe Eintrittshäufigkeit (mit statistischer Signifikanz > 90%) in den letzten 40 Jahren aufweisen. Dem gegenüber gibt es 4 Auswertungen, die das genaue Gegenteil des Sachverhalts der betrachteten Regel bestätigen. Eine Änderung der Auswertungsmethoden wirkt sich auf die Eintrittshäufigkeiten jener signifikanten Regeln aus, die sich auf Lostage beziehen. Von 5 Regeln haben 3 ihre positive bzw. negative Signifikanz beibehalten. Zum Schluss der Arbeit werden die aus der Untersuchung resultierenden objektiven Tendenzen der signifikanten Regeln mit den subjektiven Beurteilungen der regionalen Experten verglichen.
Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel Karl-Franzens-Universität Graz
Leechgasse 25 8010 Graz, Austria www.wegcenter.at
ISBN-10 3-9502126-8-X ISBN-13 978-3-9502126-8-6