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Region | 3 MITTWOCH 22. FEBRUAR 2012 Rheinzeitung www.vermoegens-partner.ch Tel. 081 250 46 46 G emäss Umfragen träumen rund drei Viertel der Schweizer von den eigenen vier Wänden – leisten kann sich das effektiv aber nur gut die Hälfte davon. Künftigen Eigenheim- besitzern finanziell unter die Arme greifen wollen die Befürworter der Bauspar-Initiative, welche am 11. März zur Abstimmung kommt. Steu- erlich privilegiertes Bausparen kennt heute nur der Kanton Basel- Landschaft – er verstösst damit je- doch gegen das Steuerharmonisie- rungsgesetz. Eine Ablehnung der Initiative würde die Basler zwingen, ihr Steuergesetz anzupassen. Ausgangslage Heute fördert der Bund Wohneigen- tum auf zwei Arten: Einerseits kön- nen Vorsorgegelder aus der Pensi- onskasse und der Säule 3a für den Kauf von selbstbewohntem Wohnei- gentum schon vor der Pensionie- rung bezogen werden. Andererseits ist der Steuerwert von Immobilien immer tiefer als der Verkehrswert, sodass Eigenheimbesitzer bei der Vermögenssteuer bevorzugt behan- delt werden. Neu sollen künftige Ei- genheimbesitzer die Möglichkeit ha- ben, während zehn Jahren maximal 15 000 Franken (Ehepaare 30 000 Franken) jährlich auf ein Bauspar- konto einzuzahlen. Diese Einlage darf, genau gleich wie Einzahlun- gen in die Säule 3a, vom steuerba- ren Einkommen in Abzug gebracht werden. Zudem fallen auf der Einla- ge keine Vermögens- und Einkom- menssteuern an. Auch Personen, welche bereits ein Eigenheim besit- zen, profitieren: Sie haben die Mög- lichkeit, ebenfalls während zehn Jahren mit denselben Steuerprivile- gien für Energie- und Umwelt- schutzmassnahmen Geld auf die ho- he Kante zu legen. In diesem Fall sind die maximalen Beiträge jedoch nur ein Drittel so hoch, bei einer Einzelperson entsprechend 5000 Franken jährlich. Ja oder Nein? Für die Initiative spricht, dass sich dank Steuererleichterungen mehr junge Familien ein Eigenheim leisten können. Zudem werden durch das zusätzliche Auftragsvolumen Ar- beits- und Ausbildungsplätze lang- fristig gesichert. Durch die Förde- rung alternativer Energien und Technologien profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch der entspre- chende Wirtschaftszweig. Die Befür- worter haben berechnet, dass Steu- erausfälle durch die Wirtschaftsför- derung und Arbeitsplatzsicherung mehr als kompensiert werden. Die Gegner argumentieren, dass Bauspa- ren kein effizientes Mittel zur Förde- rung von selbstgenutztem Wohnei- gentum ist. Die steuerlichen Anreize könnten Haushalte mit (zu) tiefem Einkommen dazu verleiten, ein Ei- genheim zu erwerben. Dies birgt langfristig Risiken und verteuert gleichzeitig die Boden- und Immobi- lienpreise. Die Initiativ-Gegner se- hen zudem eine Benachteiligung der Mieter und glauben im Gegensatz zu den Initianten, dass der Fiskus mit Steuerausfällen zu kämpfen hätte. Unter dem Strich profitieren von ei- ner Annahme der Initiative die Bau- branche und alle, die künftig ein Ei- genheim erwerben oder ein solches nachhaltig sanieren möchten. Freu- en dürfte sich auch der Kanton Basel-Landschaft, weil er das Bau- sparen weiter unterstützen darf. Wie die anderen Kantone die neuen Möglichkeiten in ihren Steuergeset- zen berücksichtigen, steht jedoch in den Sternen. Finanzratgeber Bauspar-Initiative DAMIAN GLIOTT Grünliberale zeigen wahres (unliberales) Gesicht Obwohl die GLP Schweiz die Leitung der Abstimmungskampagne gegen die verfehlte Zweitwohnungsinitiati- ve übernommen und entsprechend auch klar die Nein-Parole beschlos- sen hat, distanziert sich die GLP Graubünden von der Mutterpartei und unterstützt die vor allem für die Berg- und Tourismusgebiete schädli- che Abstimmungsvorlage. Das ist selbstverständlich ihr gutes Recht, aber trotzdem bedenklich und lässt aufhorchen. Gemäss ihren Leitlinien will die GLP «im Handeln liberal» sein, mit dem Willen, «dabei vor- wärts zu kommen», wobei «im Zent- rum einer liberalen Haltung die Frei- heit steht», «unsere Eigenverantwor- tung». Soweit also die Theorie! Die Zweitwohnungsinitiative ist indessen alles andere als liberal, sie ist ein massiver Eingriff des Bundes bzw. der von der Vorlage nicht betroffe- nen Gebiete in die Autonomie der Gemeinden und Kantone, zentralis- tisch, dirigistisch und eine Bevor- mundung der Bergkantone. Die GLP Graubünden blendet aus, dass nach den liberalen Prinzipien der Eigen- verantwortung und Subsidiarität so- wohl auf Bundes- wie auch auf kan- tonaler Ebene und in den meisten Gemeinden die notwendigen gesetz- lichen und planerischen Massnah- men getroffen wurden und auch be- reits greifen. Die massiven wirt- schaftlichen Konsequenzen für den überwiegenden Teil des Kantonsge- bietes und die damit verbundenen Konsequenzen für die Bevölkerung der Tourismusregionen interessieren die GLP ebenso wenig wie die fata- len Folgen für die Kommunen, wel- che wegen der Arbeitsplatzverluste, Entvölkerung und stark erodieren- den Steuereinnahmen ihre öffentli- chen Aufgaben nicht mehr im heuti- gen Standard werden wahrnehmen können. Eine solche Haltung ist nicht einmal grün, geschweige denn grünliberal, sondern rot und kurz- sichtig! Mit ihrer Parole verstösst die GLP Graubünden gegen hochgehalte- ne Prinzipien in ihren Leitlinien, mit welchen sie sich nach rot und grün abgrenzen will, und zeigt ihr wahres unliberales Gesicht. Noch bedenkli- cher ist dabei, dass nicht einmal je- ne Exponenten der Partei sich ihrer im Wahlkampf betonten gewerbli- chen Gesinnung erinnern und ihre ablehnende Meinung zur Zweitwoh- nungsinitiative offen kundtun, ob- wohl sie es dank der Bauwirtschaft und dem Zweitwohnungsbau zu er- heblichem Wohlstand und politi- schen Mandaten gebracht und wirk- lich liberale Kräfte aus ihren Ämtern verdrängt haben. Dr. iur. Marco Ettisberger, Sekretär Handelskammer und Arbeitgeberver- band Graubünden «Sinergia» bringt zu wenig Die heutige Situation mit zum Teil dezentralisierten Verwaltungsabtei- lungen ist sicher nicht ideal. Eine gewisse Konzentration wäre wünschbar. Dies allein rechtfertigt aber Gesamtkosten von 113 Mio. Franken nicht. Die geschätzten jähr- lichen Betriebskosteneinsparungen von 1,2 bis 1,9 Mio. Franken beru- hen – und dies verschweigt die Bot- schaft geflissentlich – auf einem Restwert nach 40 Jahren von 75 Pro- zent resp. von jährlichen Abschrei- bungen von gerade mal 0,625 Pro- zent. Gemäss den Empfehlungen von HRM 1 (Harmonisiertes Rech- nungsmodell der Finanzdirektoren- konferenz aus dem Jahre 1984) sind Hochbauten im Verwaltungsvermö- gen jährlich linear um mindestens 10 Prozent abzuschreiben, Ge- schäftsliegenschaften gemäss Praxis sogar innert 50 Jahren auf Null. «Sinergia» würde somit über sage und schreibe 160 Jahre abgeschrie- ben werden müssen. Betrachtet man die behaupteten Einsparungen un- ter diesem Aspekt, bleibt hiervon kaum etwas übrig. In der Botschaft wird weiter beklagt, «die kantonale Verwaltung sei am Standort Chur nicht effizient organisiert». Vergeb- lich sucht man dann aber Aussagen darüber, ob und allenfalls in wel- cher Höhe Effizienzgewinne – sprich Personaleinsparungen, Verfahrens- vereinfachungen und -beschleuni- gungen – realisiert werden könnten. Einem Unternehmen würde es je- denfalls nie in den Sinn kommen, für eine magere jährliche Rendite von ca. 1,7 Prozent (1,9 Mio. Einspa- rungen/113 Mio. Kosten) eine derart kostenaufwendige Investition zu tä- tigen. Die 113 Mio. Franken sind im ganzen Kanton verteilt für Wertschöpfung generierende, den Wirtschaftsstandort stärkende und damit den Wohlstand im Kanton för- dernde Projekte sowie insbesondere für die Bildung einzusetzen, nicht für ein neues «Beamtensilo». Ludwig Locher, Präsident Handels- kammer und Arbeitgeberverband Graubünden Die neue Show von Edelmais «Gymi5 – Klassezämekunft» CHUR Nach ihrem Bühnenerstling «2proMüll» kramen René Rindlisba- cher und Sven Furrer mit ihrem ak- tuellen Programm «Gymi5 – Klas- sezämekunft» im seelischen Trüm- merfeld ihrer schulischen Vergan- genheit. Beim Treffen der Ehemali- gen aus der fünften Gymnasi- umsklasse lassen die beiden die gu- ten alten Zeiten hochleben. Aller- dings geht das nicht ohne die bei sol- chen Anlässen wohlbekannten Pein- lichkeiten ab. Deshalb ist für reichlich Zündstoff gesorgt, wenn die im Leben gereif- ten Figuren wie der Liebling aller Lehrer, der verkappte Streber und der ewige Klassenlooser aufeinan- dertreffen. Kaum verwunderlich, dass im allgemeinen Tohuwabohu sogar populäre Charaktere aus dem Vorgängerprogramm für zusätzliche Unruhe sorgen. Nach ihrem erfolgreichen Gastspiel 2011 im Circus Knie ziehen Rindlis- bacher und Furrer in «Gymi5» wie- derum alle Register ihrer Spielpalet- te zwischen Stand Up Comedy, paro- distischen Bühnenfiguren, video- technischen Bühneneffekten und zuweilen schräger Satire. (Anzeige) Tickets: www.starticket.ch Tel. 0900 325 325 (CHF 1.19/min ab Festnetz), Manor, Post und SBB oder an allen Starticket Vorverkaufstellen Vom 8. bis 10. März gastieren Edelmais um 20 Uhr im Titthof in Chur. (Foto: ZVG) LESERMEINUNGEN Snowboard(r)inge sichern Arbeitsplätze Kreativität Die Psychiat- rischen Dienste Graubünden schaffen mit ihren Arbeits- und Beschäftigungsstätten Arbeitsplätze für Menschen mit einer psychischen Behin- derung. Hergestellt werden kreative und aussergewöhn- liche Produkte. VON MARTINA BUCHLI D ass eine geschützte Werk- statt geflochtene Körbe, selbstgebastelte Kärtchen und Töpfe auf dem Markt verkaufe, sei heute nicht mehr so. «Vor zehn Jahren hatten wir auch solche Produkte, doch wir wollten vom klassischen Behindertenpro- dukt wegkommen», erzählt Marcel Gansner, Leiter Serienfertigung und Druckerei in der Arbeits- und Be- schäftigungsstätte (ARBES) Rothen- brunnen. Die ARBES wolle Artikel produzieren, welche die Menschen kaufen, weil die Produkte attrak- tiv sind. Dazu habe sie angefangen, mit Designern zusammenzuarbeiten und Produkte von der Idee bis zum verkaufsfertigen Artikel selbst zu entwickeln. «Wir verkaufen nicht nur das Produkt, sondern eine Ge- schichte», bringt es Marcel Gansner auf den Punkt. Ziel sei es, mehr mit der Privatwirt- schaft zusammenzuarbeiten und Aufträge zu bekommen, weil in der ARBES qualitativ hochstehend, günstig und termingerecht produ- ziert werden kann. Den einzigen Nachteil sieht Gansner in der Abhän- gigkeit zur Wirtschaft: «Durch Ein- brüche haben wir, da wir von einem Kunden abhängig sind, plötzlich we- niger oder keine Arbeit.» Um Ar- beitsknappheit zu verhindern, wer- de versucht, mit eigenen Artikeln ei- nen Ausgleich zu schaffen. Doch nur ein gutes Produkt reiche nicht. Es müsse ein Produkt sein, bei dem viel Arbeit für die Mitarbeiter anfällt und das Meiste selbst gemacht wer- den kann. So seien eigene Kreatio- nen entstanden, unter anderem auch der Snowboard(r)ing. Die ab- wechslungsreiche Arbeit an einem modernen, innovativen Produkt stärke das Selbstwertgefühl der An- gestellten. Gleichzeitig können sie sich dabei verwirklichen und entfal- ten. Heute bietet die ARBES 117 ge- schützte Arbeitsplätze für Menschen mit einer psychischen Behinderung an. Nicht neu – aber einzigartig Snowboards und Ringe gab es schon, neu sei nur die Kombination, fasst Marcel Gansner, Erfinder der Snowboard(r)inge, zusammen. Er habe vor längerer Zeit bei einem Freund gesehen, dass er aus Holz- platten Ringe gemacht habe. Dass die Holzplatten auch durch Snow- boards ausgetauscht werden könn- ten, sei ihm erst später eingefallen. Etliche Probedurchläufe später ent- stand dann der erste Snowboard(r)- ing. Die Schweizer Snowboardprofis Sina Candrian, Big Air Junioren- weltmeisterin 2007, und Nicolas Müller, Rider of the year in ver- schiedenen Snowboard- magazinen weltweit, sind bereits begeisterte Trä- ger ihres persönlichen Snowboard(r)ings. Sina Candrian freut sich rie- sig, dass ihre liebsten Be- gleiter nach ihrem «Able- ben» auf dem Schnee in der ARBES einen neuen Verwendungszweck er- halten und trägt mit Stolz ihr ehemaliges «Burton»- Weltmeisterbrett am Ringfinger. Nicolas Mül- ler geht noch weiter: Mit dem Ring sei für ihn ein langgehegter Wunsch in Erfüllung gegangen. Und zwar eins zu werden mit seinem Board. «Es ist of- fiziell und die Hochzeit kann beginnen! Mein Snowboard und ich sind untrennbar dank dem Snowboard(r)ing», sagt Müller. Die Snowboard(r)inge werden in ein paar Arbeitsschritten durch die An- gestellten gefertigt. Als erstes wer- den die passenden Snowboards aus- gesucht. «Wir sind schon fast heikel geworden und verwenden nicht mehr jedes Brett», muss Marcel Gansner eingestehen. Ungefähr 50 bis 80 Ringe entstehen pro Snow- board, je nach Grösse und Dicke des Boards. Wenn das richtige Snow- board gefunden wurde, werden in zwei Durchgängen die Ringe aus den Brettern gebohrt. Mit einer Oberfrä- se werden die Kanten bearbeitet. In- nen und aussen werden die Ringe geschliffen und poliert, gleichzeitig erhalten sie ihre Form. Schliesslich werden die Ringe noch speziell be- handelt. Nicht zu vergessen ist die aufwendige Verpackung. In der eige- nen Druckerei wird für jede Grösse (XS bis XL) eine andere Verpackung gedruckt und individuell gestanzt. Jedes Recycling-Produkt und seine Verpackung ist ein Unikat. Die Ring-Idee ist in der Umsetzung geschützt. Der Vertrieb erfolgt über das «ARBES-Lädali vu da PDGR» in Chur, über exklusive Fachhändler in den Regionen sowie über den ARBES-Online-Webshop unter www. arbes.ch. Die stylischen Snowboard(r)inge können im «ARBES-Lädali vu da PDGR» für 10 Franken ge- kauft werden. (Foto: Martina Buchli)

Bauspar-Initiative Snowboard(r)inge sichern Arbeitsplätze · und schreibe 160 Jahre abgeschrie-ben werden müssen. Betrachtet man die behaupteten Einsparungen un-ter diesem Aspekt,

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Page 1: Bauspar-Initiative Snowboard(r)inge sichern Arbeitsplätze · und schreibe 160 Jahre abgeschrie-ben werden müssen. Betrachtet man die behaupteten Einsparungen un-ter diesem Aspekt,

Region | 3MITTWOCH 22. FEBRUAR 2012 Rheinzeitung

www.vermoegens-partner.chTel. 081 250 46 46

Gemäss Umfragen träumen rund drei Viertel der Schweizer von den eigenen vier Wänden – leisten kann

sich das effektiv aber nur gut die Hälfte davon. Künftigen Eigenheim-besitzern finanziell unter die Arme greifen wollen die Befürworter der Bauspar-Initiative, welche am 11. März zur Abstimmung kommt. Steu-erlich privilegiertes Bausparen kennt heute nur der Kanton Basel-Landschaft – er verstösst damit je-doch gegen das Steuerharmonisie-rungsgesetz. Eine Ablehnung der Initiative würde die Basler zwingen, ihr Steuergesetz anzupassen.

AusgangslageHeute fördert der Bund Wohneigen-tum auf zwei Arten: Einerseits kön-nen Vorsorgegelder aus der Pensi-onskasse und der Säule 3a für den Kauf von selbstbewohntem Wohnei-gentum schon vor der Pensionie-rung bezogen werden. Andererseits ist der Steuerwert von Immobilien immer tiefer als der Verkehrswert, sodass Eigenheimbesitzer bei der Vermögenssteuer bevorzugt behan-delt werden. Neu sollen künftige Ei-genheimbesitzer die Möglichkeit ha-ben, während zehn Jahren maximal 15 000 Franken (Ehepaare 30 000 Franken) jährlich auf ein Bauspar-konto einzuzahlen. Diese Einlage darf, genau gleich wie Einzahlun-gen in die Säule 3a, vom steuerba-ren Einkommen in Abzug gebracht werden. Zudem fallen auf der Einla-ge keine Vermögens- und Einkom-menssteuern an. Auch Personen, welche bereits ein Eigenheim besit-zen, profitieren: Sie haben die Mög-lichkeit, ebenfalls während zehn Jahren mit denselben Steuerprivile-gien für Energie- und Umwelt-schutzmassnahmen Geld auf die ho-he Kante zu legen. In diesem Fall sind die maximalen Beiträge jedoch nur ein Drittel so hoch, bei einer Einzelperson entsprechend 5000 Franken jährlich.

Ja oder Nein?Für die Initiative spricht, dass sich dank Steuererleichterungen mehr junge Familien ein Eigenheim leisten können. Zudem werden durch das zusätzliche Auftragsvolumen Ar-beits- und Ausbildungsplätze lang-fristig gesichert. Durch die Förde-rung alternativer Energien und Technologien profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch der entspre-chende Wirtschaftszweig. Die Befür-worter haben berechnet, dass Steu-erausfälle durch die Wirtschaftsför-derung und Arbeitsplatzsicherung mehr als kompensiert werden. Die Gegner argumentieren, dass Bauspa-ren kein effizientes Mittel zur Förde-rung von selbstgenutztem Wohnei-gentum ist. Die steuerlichen Anreize könnten Haushalte mit (zu) tiefem Einkommen dazu verleiten, ein Ei-genheim zu erwerben. Dies birgt langfristig Risiken und verteuert gleichzeitig die Boden- und Immobi-lienpreise. Die Initiativ-Gegner se-hen zudem eine Benachteiligung der Mieter und glauben im Gegensatz zu den Initianten, dass der Fiskus mit Steuerausfällen zu kämpfen hätte.Unter dem Strich profitieren von ei-ner Annahme der Initiative die Bau-branche und alle, die künftig ein Ei-genheim erwerben oder ein solches nachhaltig sanieren möchten. Freu-en dürfte sich auch der Kanton Basel-Landschaft, weil er das Bau-sparen weiter unterstützen darf. Wie die anderen Kantone die neuen Möglichkeiten in ihren Steuergeset-zen berücksichtigen, steht jedoch in den Sternen.

FinanzratgeberBauspar-Initiative

DAMIAN GLIOTT

Grünliberale zeigen wahres (unliberales) GesichtObwohl die GLP Schweiz die Leitung der Abstimmungskampagne gegen die verfehlte Zweitwohnungsinitiati-ve übernommen und entsprechend auch klar die Nein-Parole beschlos-sen hat, distanziert sich die GLP Graubünden von der Mutterpartei und unterstützt die vor allem für die Berg- und Tourismusgebiete schädli-che Abstimmungsvorlage. Das ist selbstverständlich ihr gutes Recht, aber trotzdem bedenklich und lässt aufhorchen. Gemäss ihren Leitlinien will die GLP «im Handeln liberal» sein, mit dem Willen, «dabei vor-wärts zu kommen», wobei «im Zent-rum einer liberalen Haltung die Frei-heit steht», «unsere Eigenverantwor-tung». Soweit also die Theorie! Die Zweitwohnungsinitiative ist indessen alles andere als liberal, sie ist ein massiver Eingriff des Bundes bzw. der von der Vorlage nicht betroffe-nen Gebiete in die Autonomie der Gemeinden und Kantone, zentralis-tisch, dirigistisch und eine Bevor-mundung der Bergkantone. Die GLP Graubünden blendet aus, dass nach den liberalen Prinzipien der Eigen-verantwortung und Subsidiarität so-wohl auf Bundes- wie auch auf kan-tonaler Ebene und in den meisten Gemeinden die notwendigen gesetz-lichen und planerischen Massnah-men getroffen wurden und auch be-reits greifen. Die massiven wirt-schaftlichen Konsequenzen für den überwiegenden Teil des Kantonsge-bietes und die damit verbundenen Konsequenzen für die Bevölkerung der Tourismusregionen interessieren die GLP ebenso wenig wie die fata-len Folgen für die Kommunen, wel-che wegen der Arbeitsplatzverluste, Entvölkerung und stark erodieren-den Steuereinnahmen ihre öffentli-chen Aufgaben nicht mehr im heuti-gen Standard werden wahrnehmen können. Eine solche Haltung ist nicht einmal grün, geschweige denn grünliberal, sondern rot und kurz-sichtig! Mit ihrer Parole verstösst die GLP Graubünden gegen hochgehalte-ne Prinzipien in ihren Leitlinien, mit welchen sie sich nach rot und grün

abgrenzen will, und zeigt ihr wahres unliberales Gesicht. Noch bedenkli-cher ist dabei, dass nicht einmal je-ne Exponenten der Partei sich ihrer im Wahlkampf betonten gewerbli-chen Gesinnung erinnern und ihre ablehnende Meinung zur Zweitwoh-nungsinitiative offen kundtun, ob-wohl sie es dank der Bauwirtschaft und dem Zweitwohnungsbau zu er-heblichem Wohlstand und politi-schen Mandaten gebracht und wirk-lich liberale Kräfte aus ihren Ämtern verdrängt haben.

Dr. iur. Marco Ettisberger, Sekretär Handelskammer und Arbeitgeberver-band Graubünden

«Sinergia» bringt zu wenigDie heutige Situation mit zum Teil dezentralisierten Verwaltungsabtei-lungen ist sicher nicht ideal. Eine gewisse Konzentration wäre wünschbar. Dies allein rechtfertigt aber Gesamtkosten von 113 Mio. Franken nicht. Die geschätzten jähr-lichen Betriebskosteneinsparungen von 1,2 bis 1,9 Mio. Franken beru-hen – und dies verschweigt die Bot-schaft geflissentlich – auf einem Restwert nach 40 Jahren von 75 Pro-zent resp. von jährlichen Abschrei-bungen von gerade mal 0,625 Pro-zent. Gemäss den Empfehlungen von HRM 1 (Harmonisiertes Rech-nungsmodell der Finanzdirektoren-konferenz aus dem Jahre 1984) sind Hochbauten im Verwaltungsvermö-gen jährlich linear um mindestens 10 Prozent abzuschreiben, Ge-schäftsliegenschaften gemäss Praxis sogar innert 50 Jahren auf Null. «Sinergia» würde somit über sage und schreibe 160 Jahre abgeschrie-ben werden müssen. Betrachtet man die behaupteten Einsparungen un-ter diesem Aspekt, bleibt hiervon kaum etwas übrig. In der Botschaft wird weiter beklagt, «die kantonale Verwaltung sei am Standort Chur nicht effizient organisiert». Vergeb-lich sucht man dann aber Aussagen darüber, ob und allenfalls in wel-cher Höhe Effizienzgewinne – sprich Personaleinsparungen, Verfahrens-vereinfachungen und -beschleuni-gungen – realisiert werden könnten.

Einem Unternehmen würde es je-denfalls nie in den Sinn kommen, für eine magere jährliche Rendite von ca. 1,7 Prozent (1,9 Mio. Einspa-rungen/113 Mio. Kosten) eine derart kostenaufwendige Investition zu tä-tigen. Die 113 Mio. Franken sind im ganzen Kanton verteilt für Wertschöpfung generierende, den

Wirtschaftsstandort stärkende und damit den Wohlstand im Kanton för-dernde Projekte sowie insbesondere für die Bildung einzusetzen, nicht für ein neues «Beamtensilo».

Ludwig Locher, Präsident Handels-kammer und Arbeitgeberverband Graubünden

Die neue Show von Edelmais

«Gymi5 – Klassezämekunft»

CHUR Nach ihrem Bühnenerstling «2proMüll» kramen René Rindlisba-cher und Sven Furrer mit ihrem ak-tuellen Programm «Gymi5 – Klas-sezämekunft» im seelischen Trüm-merfeld ihrer schulischen Vergan-genheit. Beim Treffen der Ehemali-gen aus der fünften Gymnasi-umsklasse lassen die beiden die gu-ten alten Zeiten hochleben. Aller-dings geht das nicht ohne die bei sol-chen Anlässen wohlbekannten Pein-lichkeiten ab.Deshalb ist für reichlich Zündstoff gesorgt, wenn die im Leben gereif-ten Figuren wie der Liebling aller Lehrer, der verkappte Streber und

der ewige Klassenlooser aufeinan-dertreffen. Kaum verwunderlich, dass im allgemeinen Tohuwabohu sogar populäre Charaktere aus dem Vorgängerprogramm für zusätzliche Unruhe sorgen. Nach ihrem erfolgreichen Gastspiel 2011 im Circus Knie ziehen Rindlis-bacher und Furrer in «Gymi5» wie-derum alle Register ihrer Spielpalet-te zwischen Stand Up Comedy, paro-distischen Bühnenfiguren, video-technischen Bühneneffekten und zuweilen schräger Satire. (Anzeige)

Tickets: www.starticket.ch Tel. 0900 325 325 (CHF 1.19/min ab Festnetz), Manor, Post und SBB oder an allen Starticket Vorverkaufstellen

Vom 8. bis 10. März gastieren Edelmais um 20 Uhr im Titthof in Chur. (Foto: ZVG)

LESERMEINUNGEN

Snowboard(r)inge sichern ArbeitsplätzeKreativität Die Psychiat-rischen Dienste Graubünden schaffen mit ihren Arbeits- und Beschäftigungsstätten Arbeitsplätze für Menschen mit einer psychischen Behin-derung. Hergestellt werden kreative und aussergewöhn-liche Produkte.

VON MARTINA BUCHLI

Dass eine geschützte Werk-statt geflochtene Körbe, selbstgebastelte Kärtchen und Töpfe auf dem Markt

verkaufe, sei heute nicht mehr so. «Vor zehn Jahren hatten wir auch solche Produkte, doch wir wollten vom klassischen Behindertenpro-dukt wegkommen», erzählt Marcel Gansner, Leiter Serienfertigung und Druckerei in der Arbeits- und Be-schäftigungsstätte (ARBES) Rothen-brunnen. Die ARBES wolle Artikel produzieren, welche die Menschen kaufen, weil die Produkte attrak-tiv sind. Dazu habe sie angefangen, mit Designern zusammenzuarbeiten und Produkte von der Idee bis zum verkaufsfertigen Artikel selbst zu entwickeln. «Wir verkaufen nicht nur das Produkt, sondern eine Ge-schichte», bringt es Marcel Gansner auf den Punkt.Ziel sei es, mehr mit der Privatwirt-schaft zusammenzuarbeiten und Aufträge zu bekommen, weil in der ARBES qualitativ hochstehend, günstig und termingerecht produ-

ziert werden kann. Den einzigen Nachteil sieht Gansner in der Abhän-gigkeit zur Wirtschaft: «Durch Ein-brüche haben wir, da wir von einem Kunden abhängig sind, plötzlich we-niger oder keine Arbeit.» Um Ar-beitsknappheit zu verhindern, wer-de versucht, mit eigenen Artikeln ei-nen Ausgleich zu schaffen. Doch nur ein gutes Produkt reiche nicht. Es müsse ein Produkt sein, bei dem viel Arbeit für die Mitarbeiter anfällt und das Meiste selbst gemacht wer-den kann. So seien eigene Kreatio-nen entstanden, unter anderem auch der Snowboard(r)ing. Die ab-wechslungsreiche Arbeit an einem modernen, innovativen Produkt stärke das Selbstwertgefühl der An-gestellten. Gleichzeitig können sie sich dabei verwirklichen und entfal-ten. Heute bietet die ARBES 117 ge-schützte Arbeitsplätze für Menschen mit einer psychischen Behinderung an.

Nicht neu – aber einzigartigSnowboards und Ringe gab es schon, neu sei nur die Kombination, fasst Marcel Gansner, Erfinder der Snowboard(r)inge, zusammen. Er habe vor längerer Zeit bei einem Freund gesehen, dass er aus Holz-platten Ringe gemacht habe. Dass die Holzplatten auch durch Snow-boards ausgetauscht werden könn-ten, sei ihm erst später eingefallen. Etliche Probedurchläufe später ent-stand dann der erste Snowboard(r)-ing. Die Schweizer Snowboardprofis Sina Candrian, Big Air Junioren-weltmeisterin 2007, und Nicolas Müller, Rider of the year in ver-

schiedenen Snowboard-magazinen weltweit, sind bereits begeisterte Trä-ger ihres persönlichen Snowboard(r)ings. Sina Candrian freut sich rie-sig, dass ihre liebsten Be-gleiter nach ihrem «Able-ben» auf dem Schnee in der ARBES einen neuen Verwendungszweck er-halten und trägt mit Stolz ihr ehemaliges «Burton»-Weltmeisterbrett am Ringfinger. Nicolas Mül-ler geht noch weiter: Mit dem Ring sei für ihn ein langgehegter Wunsch in Erfüllung gegangen. Und zwar eins zu werden mit seinem Board. «Es ist of-fiziell und die Hochzeit kann beginnen! Mein Snowboard und ich sind untrennbar dank dem Snowboard(r)ing», sagt Müller. Die Snowboard(r)inge werden in ein paar Arbeitsschritten durch die An-gestellten gefertigt. Als erstes wer-den die passenden Snowboards aus-gesucht. «Wir sind schon fast heikel geworden und verwenden nicht mehr jedes Brett», muss Marcel Gansner eingestehen. Ungefähr 50 bis 80 Ringe entstehen pro Snow-board, je nach Grösse und Dicke des Boards. Wenn das richtige Snow-board gefunden wurde, werden in zwei Durchgängen die Ringe aus den Brettern gebohrt. Mit einer Oberfrä-se werden die Kanten bearbeitet. In-nen und aussen werden die Ringe

geschliffen und poliert, gleichzeitig erhalten sie ihre Form. Schliesslich werden die Ringe noch speziell be-handelt. Nicht zu vergessen ist die aufwendige Verpackung. In der eige-nen Druckerei wird für jede Grösse (XS bis XL) eine andere Verpackung gedruckt und individuell gestanzt. Jedes Recycling-Produkt und seine Verpackung ist ein Unikat.Die Ring-Idee ist in der Umsetzung geschützt. Der Vertrieb erfolgt über das «ARBES-Lädali vu da PDGR» in Chur, über exklusive Fachhändler in den Regionen sowie über den ARBES-Online-Webshop unter www.arbes.ch.

Die stylischen Snowboard(r)inge können im «ARBES-Lädali vu da PDGR» für 10 Franken ge-kauft werden. (Foto: Martina Buchli)

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