4
Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie Bund Deutscher Kriminalbeamter der kriminalist 10/2007 Seite | 410 Defizite in der kriminologischen Ausbildung erschreckend Die Kriminologie wird aktuell in der poli- zeilichen Aus- und Fortbildung immer mehr vernachlässigt. Insbesondere die Bundesländer, die immer noch meinen, BDK stellt „Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie“ für die kriminalpolizeiliche Praxis vor von Rolf Jaeger, Leitender Kriminaldirektor, stv. BDK-Bundesvorsitzender Neben der Mitglieder- und Fachzeitschrift „der kriminalist“ ist der BDK daran interessiert, für die tägliche Praxis geeignete rechtliche, kriminalistische und kriminologische Fachliteratur zur Verfügung zu stellen. In Zusammenarbeit mit dem BDK-Vertragsverlag Schmidt-Römhild ist so im Jahr 2000 das Kriminalisten-Fachbuch (KFB) „Kriminalistische Kompetenz“ entstanden, das erstmalig in der kriminalistischen Fachliteratur fächerüber- greifend in den wichtigsten kriminalpolizeilichen Themenfeldern und Delikts- bereichen den Weg vom Recht in die Praxis nimmt und die vielfältigen Abhän- gigkeiten zwischen Straf- /Strafprozessrecht und Kriminaltaktik darstellt. Das KFB ist mittlerweile zu einem Standardwerk der kriminalistischen Fachlitera- tur geworden und zu einem Standardwerk des BDK, das mittlerweile in der 5. Ergänzungslieferung aktualisiert ist und über 3.000 Seiten umfasst. Es wird den Neumitgliedern des BDK vom Verband kostenfrei zur Verfügung gestellt und kann von BDK-Mitgliedern mit erheblichem Preisnachlass erworben wer- den (s. www.kriminalistischekompetenz.de). Als 6. Ergänzungslieferung des KFB und gleichzeitig als eigenständiges Buch erscheint nun ebenfalls im Schmidt-Röm- hild-Verlag ein Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie des BDK-Mitglieds EKHK a.D. Klaus Köhn, Bad Honnef, das hier vorgestellt werden soll. Das Buch ist Ergebnis einer langjährigen Beschäftigung mit der Kriminalwissenschaft Kriminologie eines erfahrenen Kriminalisten. Es ist dem Autor gelungen, nicht nur lexikales Wissen der komplexen und teilweise hoch wissenschaft- lichen Untersuchungsgegenstände der Kriminologie in alphabetischer Ordnung gut verständlich darzustellen, sondern den Kriminalpraktiker wie üblich beim KFB in blauer Schriftdarstellung vielfältige Bezüge in die Praxis zu vermitteln, die die tägliche kriminalistische Arbeit erfolgreicher machen können. Auch dieses Werk wird den BDK-Mitglieder zu einem vergünstigten Preis von 14,90 angeboten und ist sicher auch ein schönes Geschenk für Kollegen aus unterschiedlichen Anlässen. anachronistisch Beamte der Schutz- und Kriminalpolizei inhaltsgleich ausbilden zu müssen, haben die Kriminologiecurricula gegenüber getrennten Ausbildungsgän- gen teilweise erheblich beschnitten. So werden heute oft noch nicht einmal krimi- nologische Grundkenntnisse so ver- mittelt, dass sie behalten und in der spä- teren kriminalpolizeilichen Praxis ange- wandt werden können. Die Gewohnheit vieler Bundesländer, die Beamten nach Ende der Fachhochschulausbildung zu- nächst in der Schutzpolizei zu verwenden, verstärkt die Tendenz, schon in der Aus- bildung der Kriminologie keine besondere Bedeutung beizumessen. Die Wissensin- halte werden während der Beschäftigung in typisch schutzpolizeilichen Aufgaben- feldern weitgehend der Vergessenheit an- Rolf Jaeger, Leitender Kriminaldirektor, stv. BDK- Bundesvorsitzender

BDK stellt „Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie“ für ... · Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie Bund Deutscher Kriminalbeamter der kriminalist 10/2007 Seite | 410 Defizite

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: BDK stellt „Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie“ für ... · Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie Bund Deutscher Kriminalbeamter der kriminalist 10/2007 Seite | 410 Defizite

P r a x i s b e z o g e n e s L e x i k o n d e r K r i m i n o l o g i eP r a x i s b e z o g e n e s L e x i k o n d e r K r i m i n o l o g i e

Bund Deutscher Kriminalbeamter der kriminalist 10/2007 Seite | 410

Defizite in der kriminologischenAusbildung erschreckend

Die Kriminologie wird aktuell in der poli-zeilichen Aus- und Fortbildung immermehr vernachlässigt. Insbesondere dieBundesländer, die immer noch meinen,

BDK stellt „Praxisbezogenes Lexikon derKriminologie“ für die kriminalpolizeiliche Praxis vorvon Rolf Jaeger,Leitender Kriminaldirektor, stv. BDK-Bundesvorsitzender

Neben der Mitglieder- und Fachzeitschrift „der kriminalist“ ist der BDK daraninteressiert, für die tägliche Praxis geeignete rechtliche, kriminalistische undkriminologische Fachliteratur zur Verfügung zu stellen. In Zusammenarbeit mit dem BDK-Vertragsverlag Schmidt-Römhild ist so imJahr 2000 das Kriminalisten-Fachbuch (KFB) „Kriminalistische Kompetenz“entstanden, das erstmalig in der kriminalistischen Fachliteratur fächerüber-greifend in den wichtigsten kriminalpolizeilichen Themenfeldern und Delikts-bereichen den Weg vom Recht in die Praxis nimmt und die vielfältigen Abhän-gigkeiten zwischen Straf- /Strafprozessrecht und Kriminaltaktik darstellt. DasKFB ist mittlerweile zu einem Standardwerk der kriminalistischen Fachlitera-tur geworden und zu einem Standardwerk des BDK, das mittlerweile in der5. Ergänzungslieferung aktualisiert ist und über 3.000 Seiten umfasst. Es wirdden Neumitgliedern des BDK vom Verband kostenfrei zur Verfügung gestelltund kann von BDK-Mitgliedern mit erheblichem Preisnachlass erworben wer-den (s. www.kriminalistischekompetenz.de).

Als 6. Ergänzungslieferung des KFB und gleichzeitig als eigenständiges Buch erscheint nun ebenfalls im Schmidt-Röm-hild-Verlag ein

Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie

des BDK-Mitglieds EKHK a.D. Klaus Köhn, Bad Honnef, das hier vorgestellt werden soll.Das Buch ist Ergebnis einer langjährigen Beschäftigung mit der Kriminalwissenschaft Kriminologie eines erfahrenenKriminalisten. Es ist dem Autor gelungen, nicht nur lexikales Wissen der komplexen und teilweise hoch wissenschaft-lichen Untersuchungsgegenstände der Kriminologie in alphabetischer Ordnung gut verständlich darzustellen, sondernden Kriminalpraktiker wie üblich beim KFB in blauer Schriftdarstellung vielfältige Bezüge in die Praxis zu vermitteln,die die tägliche kriminalistische Arbeit erfolgreicher machen können. Auchdieses Werk wird den BDK-Mitglieder zu einem vergünstigten Preis von14,90 € angeboten und ist sicher auch ein schönes Geschenk für Kollegen ausunterschiedlichen Anlässen.

anachronistisch Beamte der Schutz- undKriminalpolizei inhaltsgleich ausbilden zumüssen, haben die Kriminologiecurriculagegenüber getrennten Ausbildungsgän-gen teilweise erheblich beschnitten. Sowerden heute oft noch nicht einmal krimi-nologische Grundkenntnisse so ver-mittelt, dass sie behalten und in der spä-teren kriminalpolizeilichen Praxis ange-wandt werden können. Die Gewohnheitvieler Bundesländer, die Beamten nachEnde der Fachhochschulausbildung zu-nächst in der Schutzpolizei zu verwenden,verstärkt die Tendenz, schon in der Aus-bildung der Kriminologie keine besondereBedeutung beizumessen. Die Wissensin-halte werden während der Beschäftigungin typisch schutzpolizeilichen Aufgaben-feldern weitgehend der Vergessenheit an-

Rolf Jaeger,

Leitender

Kriminaldirektor,

stv. BDK-

Bundesvorsitzender

Page 2: BDK stellt „Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie“ für ... · Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie Bund Deutscher Kriminalbeamter der kriminalist 10/2007 Seite | 410 Defizite

P r a x i s b e z o g e n e s L e x i k o n d e r K r i m i n o l o g i eP r a x i s b e z o g e n e s L e x i k o n d e r K r i m i n o l o g i e

der kriminalist 10/2007 Bund Deutscher Kriminalbeamter411 | Seite

heim fallen und sind damit auch dann nichtmehr abrufbar, wenn sie in der kriminal-polizeilichen Sachbearbeitung dringendbenötigt würden. Diese Wissenslückekann in wesentlichen Teilen durch das Pra-xisbezogene Lexikon der Kriminologie fürdie tägliche Praxis geschlossen werden.Das Werk hilft auch denjenigen, die sichmit neuen Kriminalitätsformen und den je-weils unterschiedlichen kriminologischenErkenntnissen befassen müssen.

Kriminologie – einepraxisorientierte Wissenschaft

Im letzten Jahrhundert hat die Krimino-logie als interdisziplinäre Erfahrungswis-senschaft immer mehr an Bedeutung ge-wonnen. Sie hat sich als ursprüngliche sogenannte Hilfswissenschaft der Straf-rechtswissenschaft verselbständigt.

Hans Gross, heute noch oft zitierter Alt-vater der deutschen Kriminalistik, ver-stand in seinem „Handbuch für Untersu-chungsrichter“ (1893) unter Kriminologie,der Lehre vom Verbrechen, nicht nur dieÄtiologie (Ursachenlehre, Lehre von denEntstehungszusammenhängen des Ver-brechens) und die Phänomenologie (Lehrevon den Erscheinungsformen). Er bezogauch die Kriminalistik, die Lehre von derVerbrechensbekämpfung durch Aufklä-rung und Verhütung ein. In den letztenJahrzehnten hat sich die Kriminologie inihrer Standortdiskussion immer mehrgegenüber der Kriminalistik, der Lehre vonder präventiven und repressiven Verbre-chensbekämpfung in Taktik und Technik,als eigene Kriminalwissenschaft abge-grenzt.

Kriminologisches Wissen leitet sich nichtnur allein aus den Ergebnissen wissen-schaftlicher Forschung ab, sondern grün-det auf gesammelte Erfahrungen, die Ge-nerationen in der Praxis der Verbrechens-bekämpfung gewonnen haben. Neue Er-fahrungen aus der täglichen kriminalpoli-zeilichen Arbeit und Erkenntnisse aktuellerkriminologischer Forschungen ergänzenständig dieses Wissen. Erst die kriminal-polizeiliche Praxis vor dem Hintergrunddes sich im sozialen Wandel vollziehendenKriminalitätsgeschehens und der Reaktionder Gesellschaft auf dieses Geschehen be-stimmt den Wert einer praxisbezogenenKriminologie.

Über den Autor Klaus Köhn:

Jahrgang 1936, 1954 bis 1996 Polizeibeamter desLandes Nordrhein-Westfalen (NW), 1963 bis 1996Kriminalbeamter, Erster Kriminalhauptkommissara. D. und Diplom Verwaltungswirt, in seiner Dienst-zeit Sachbearbeiter und Kommissariatsleiter, zeit-weilig Ausbildungsleiter, ca. 20 Jahre Sachgebiets-leiter für Statistik und Kriminalitätsanalyse, fünfJahre Leiter Fahndung, zuletzt Sachgebietsleiter imAbteilungsstab der Abteilung Gefahrenabwehr/Strafverfolgung und stellvertretender Dezernatslei-ter für Kriminalitätsangelegenheiten beim Polizei-präsidenten Bonn, ca. 15 Jahre nebenamtlicherLehrbeauftragter für Kriminologie an der Fachhoch-schule für Öffentliche Verwaltung NW, AbteilungKöln, über drei Jahre Mitglied in Prüfungskommissionen – Fachbereich Kriminolo-gie – für die Staatsprüfung an der Fachhochschule NW, 20 Jahre Mitglied der AGKriminalitätsanalyse/Kriminalstatis tik im Bund Deutscher Kriminalbeamter, 1993als Ehrenmitglied in das Centre International de Sciences Criminelles de Paris be-rufen.

Klaus Köhn veröffentlichte seit mehr als 25 Jahren in verschiedenen Fachzeit-schriften des In- und Auslands, u.a. Aufsätze in der „Kriminalistik“, „Schweizer Er-ziehungsrevue“, „Revue Internationale de Philosophie Pénale et de Criminologie del’Acte“, Université Panthéon Assas (Paris II), Buchautor der psychoanalytischen Kri-minologie „Psychoanalyse und Verbrechen“, Universitätsverlag Wiesbaden, 1992,Mitautor der kriminologischen Studie „Gesetzesungehorsam der Justiz“ (hrsg. v.Bund Deutscher Kriminalbeamter, Schmidt-Römhild, 1997). Er ist ein durch die kri-minalistische Praxis geprägter Kriminologe und kriminalwissenschaftlicher Publi-zist, der jetzt mehr als nur ein Glossar vorlegt.

Mangelnde Akzeptanzder Kriminologie – FehlerquellenkriminologischerForschungsergebnisse

Zur mangelnden Akzeptanz der Krimino-logie in der kriminalpolizeilichen Praxistragen häufig bei:

• Widersprüchliche Lehrmeinungen, diesich nicht immer auf wissenschaftlichgesicherte Erkenntnisse beschränken,

• geringe Reichweiten bestehender Erklä-rungsansätze über das Verbrechen,

• praxisfremde Theoriebildungen, • ideologisch orientierte Ausgangspositio-

nen, • unzulässige Verallgemeinerungen und • eine dem kriminalpolizeilichen Sachbe-

arbeiter oft unverständliche Sprache, dieihn nicht nur abschreckt, sondern ihmauch den Eindruck pseudowissenschaft-licher Aussagen vermittelt.

Leider gibt es auch kriminologische Stu-dien, die auf fragwürdig selektiertem,auch überholtem Datenmaterial beruhenund zu verzerrten, teilweise fehlerhaftenAussagen führen. Dazu gehören u. a. Da-ten aus unterschiedlichen Kriminalstatisti-ken, z. B. Polizeiliche Kriminalstati-stik, Verurteiltenstatistik, diverse Ein-gangsstatistiken und Geschäftsstatis -tiken, deren Aussagekraft jeweils an denbesonderen Erhebungskriterien zu mes-sen ist. Vielfach können auch die wissen-schaftlichen Methoden umstritten sein.

Für den Kriminalisten gilt es deshalb,sich vor dem Hintergrund des eigenen Er-fahrungswissens mit den untersuchtenkriminologischen Fragestellungen undForschungsergebnissen sowie ihren Ent-stehungsgrundlagen konstruktiv kritischzu befassen. Dennoch können schon Teil -ergebnisse kriminologischer Forschungerhebliche Praxisrelevanz entfalten.

Page 3: BDK stellt „Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie“ für ... · Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie Bund Deutscher Kriminalbeamter der kriminalist 10/2007 Seite | 410 Defizite

P r a x i s b e z o g e n e s L e x i k o n d e r K r i m i n o l o g i eP r a x i s b e z o g e n e s L e x i k o n d e r K r i m i n o l o g i e

Bund Deutscher Kriminalbeamter der kriminalist 10/2007 Seite | 412

Polizeiliche Anwendungsfelderder Kriminologie

Patentlösungen vermag kriminologi-sches Wissen ebenso wenig anzubietenwie die Kriminalistik, die letztlich auch ausErfahrungswissen schöpft. Stets muss be-rücksichtigt werden, dass menschlichesVerhalten sich jeglicher Vernunft sowie all-gemeinen, auch wissenschaftlich begrün-deten Erfahrungssätzen und damit analy-tischen Schlussfolgerungen entziehenkann. Das gilt für alle Sozialwissenschaf-ten schlechthin. Das muss für die Krimino-logie eingeräumt werden, darf jedochnicht bedeuten, ihr generell ihren Wert zunehmen.

Kriminalistik ohne kriminologischesDenken betreiben zu wollen, kommt einervölligen Negierung des für die Praxis not-wendigen Bedingungs- und Bezugsrah-mens gleich. Für die (kriminal-)polizeilichePraxis versteht sich Kriminologie als eineHandlungslehre, die in nachfolgenden Auf-gabenfeldern Bedeutung erlangen kann: 1. Die Bearbeitung von Serienstraftaten,

z. B. in der Straßenkriminalität, erfor-dert Auswertungen über kriminalgeo-grafische Faktoren, Angriffsobjekte undArbeitsweisen.

2. Die Begründung von Wiederholungsge-fahr in Vorführungsberichten, einer ED-Behandlung, der Entnahme einer Spei-chelprobe für die DNA-Analyse, die An-lage von Kriminalakten und die Aufbe-wahrung erkennungsdienstlicherUnterlagen sind von einer auf Argu-menten gestützten Täterprognose ab-hängig.

3. Erfolgreiche Einsätze, u. a. in Fällen derGeiselnahme, bei der Ermittlung vonMördern, Räubern, Sexualstraftätern,Brandstiftern, Ladendieben, Einbre-chern, in Personenfahndungsfällenusw. sind ohne die Erarbeitung von Tä-terprofilen, Tätersoziogrammen nichtmöglich.

4. Die Arbeit von Profilern (Operative Fall-analytiker) setzt umfangreiches krimi-nologisches Wissen voraus.

5. Verkehrserziehung für Kinder setzt dasWissen über kindliche Aktions- undInteraktionsmechanismen voraus.

6. Konzepte der Fußball-Fan-Betreuungund ihre Umsetzung setzt das Wissenüber subkulturelle Phänomene undgruppendynamische Prozesse voraus.

Kriminologisches Denken setzt bei derAnzeigenaufnahme bei der Festlegung desDeliktstyps im Sinne einer Tattypologieein. Bei der Tatortaufnahme spielen z. B.neben anderen Kriterien das Angriffsob-jekt, der Tatort, die Tatzeit, die Arbeits-weise (modus operandi) eine besondereRolle. Beispiele solcher Beurteilungsrele-vanz sind u. a. Tageswohnungsein-bruch, Einschleichdiebstahl, Handta-schenraub, Zechanschlussraub.

In der deliktsbezogenen Sachbearbei-tung werden die Vorgänge u. a. unter Ge-sichtspunkten von Tat- und Täterzusam-menhängen auf Kriminalkommissariatenach phänomenologischer Auswertungverteilt. Kriminologisch gesehen, handeltes sich dabei um die Bewertung der Phä-nomenologie von Straftaten in Reihen-untersuchungen, Längs- und Quer-schnittuntersuchungen, die das we-sentliche Ausgangsmaterial für die Bil-

Page 4: BDK stellt „Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie“ für ... · Praxisbezogenes Lexikon der Kriminologie Bund Deutscher Kriminalbeamter der kriminalist 10/2007 Seite | 410 Defizite

P r a x i s b e z o g e n e s L e x i k o n d e r K r i m i n o l o g i eP r a x i s b e z o g e n e s L e x i k o n d e r K r i m i n o l o g i e

der kriminalist 10/2007 Bund Deutscher Kriminalbeamter413 | Seite

dung von Tätertypen (Typologie)schaffen. Viele Polizeiorganisationen zurVerbrechensbekämpfung sind nach krimi-nologischen Gesichtspunkten gegliedert,der Einsatz operativer Kräfte, die Stärkevon Kriminal- und anderen Polizeidienst-stellen orientieren sich an kriminologi-schen Erkenntnissen.

Umfangreichere Reihenuntersuchungenmünden in eine Massenuntersuchung.Kriminalstatistiken dienen als unent-behrliches Hilfsmittel, um Kriminalitäts-entwicklungen aufzuzeigen und Lagebil-der zu erstellen. Kriminalitätsanalysenbilden Grundlagen für Organisationsent-scheidungen, u. a. als Entscheidungshilfeüber die Einrichtung von Regional- oderdeliktsorientierten Kommissariaten bis aufdie Ebene der Bildung von Ermittlungs-kommissionen. Regionale Feinanalysensind ein unverzichtbares Instrumentariumfür Kriminalpräventive Räte. Krimi-nalprävention wäre ohne kriminologi-sches Wissen chancenlos.

Die umfangreiche Sachbearbeitung ei-nes Einzeldelikts (z. B. ein Kapitalverbre-chen), das ermittlungsmäßig sowohl unterphänomenologischen als auch unter ätio-logischen (z. B. wenn die Tat Rückschlüsseauf ein mögliches Motiv, auf mögliche Ver-anlagungen oder besondere Fähigkeitendes Täters erlaubt) Gesichtspunkten aus-gewertet wird, kommt einer Einzelunter-suchung gleich.

Diese ausgewählten Praxisbeispiele ver-mitteln anschaulich die Bedeutung der Kri-minologie in ihrer Nutzanwendung für diePolizei schlechthin. Sie zeigen auf, wiewichtig kriminologische Forschung,insbesondere für die Kriminalpolizei imAußen- und Innenverhältnis bis hin zu or-ganisatorischen Entscheidungen, auch imBlick auf Einsatzmittel und Personalein-satz sind. Neue Kriminalitätsformen,die sich durch aktuelle politische,rechtliche, gesellschaftliche, religi-öse oder technische Entwicklungenergeben, müssen schon bei ihrer Ent-stehung und in ihrer Fortentwicklungdurch kriminologische Forschung mitpraxisbezogenen Untersuchungsan-sätzen begleitet werden.

Zielsetzung des praxisbezogenenLexikons der Kriminologie

Ein „ Praxisbezogenes Lexikon der Kri-minologie“ kann mit seinen Begriffserläu-

terungen, die sich auf den erklärten Be-zugsrahmen beschränkt, nur selektiv undschwerpunktbezogen Grundzüge der Kri-minologie mit praxisorientierten Hinwei-sen aufzeigen.

Die ausgewählten Begriffserläuterungendürften in ihrer Tiefe und Reichweite alleninteressierten Kriminalisten und Nutzerneinen kriminologischen Verständniszu-gang ermöglichen und geeignet sein, • Neugier auf die Kriminologie zu wecken, • einen kriminologischen Überblick zu ge-

ben, • Hilfe sowohl in der Aus- und Fortbildung

als auch in der kriminalpolizeilichenSachbearbeitung anzubieten.

Ergänzende Quellenangaben sollen demPraktiker Möglichkeiten erschließen, seinWissen in weiterführender Literatur zuvertiefen. Das praxisbezogene Lexikon er-leichtert es ihm, Fachbegriffe in praxisbe-zogenen Zusam -menhängen besserzu verstehen. Ne-ben notwendigenBegriffserläuterun-gen wird dem Kri-minalpraktiker einnotwendiges, nichtan Kategorien ge-bundenes, interdis-ziplinäres Hinter-grundwissen ver-mittelt, das die„handwerklichen“Kenntnisse und Fä-higkeiten ergänzt.

Die hier abge -steck te Reichweiteführt zu einer weit-gehenden Ausspa-rung der Kriminalis -tik, deren Begriffenur soweit in denBezugsrahmen ein-bezogen werden,als sich zwangsläu-fig unverzichtbare,vorwiegend aus derPhänomenologieabgeleitete Schnitt-stellen ergeben.Rechtsbegriffe wer-den nur dort einge-bracht, wo sie

wegen ihrer kriminalpolitischen Bedeu-tung und ihrer kriminalphänomenologi-schen und -ätiologischen Relevanz gebo-ten sind. Sie beziehen sich, soweit gesetz-liche Bestimmungen angeführt werden,überwiegend auf deutsches Recht.

Kriminologische Kenntnisse sind einwesentlicher Teil des Fundamentes,auf dem erfolgreiche kriminalpolizei-liche Ermittlungs- und Präventionsar-beit stehen. Mit kriminologischemWissen gewinnt der Kriminalist einenermittlungsrelevanten Wissensvor-sprung gegenüber den Tatverdächti-gen, die sich mit den Entstehungszu-sammenhängen der von ihnen verüb-ten Verbrechen bisher nicht odernicht intensiv beschäftigt haben. Kri-minologisches Wissen erleichtert Er-mittlungen, Vernehmungen, Beweis-führungen vor allem über Personen-beweise und damit Tatklärungen.

T 0700 344 48 440 (Ortstarif)F 0700 344 47 440 (Ortstarif)[email protected]

Mondaine Watch LtdVertrieb DeutschlandLessingstrasse 5CH 8027 Zürich

®

Ultimatives stromunabhängigesBeleuchtungssystem. 100 x länger und heller als herkömmliche Leuchtuhren,garantiert während 25 Jahren. Zu den Trägern gehören: FBI, CIA, U.S. Navy SEALs und AirForce. Jetzt neu im Uhren- undWaffenfachhandel erhältlich.

8251Ø 44 mmEUR 439,- (UVP)