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Fotoprojekt der Hans-Lebrecht-Schule
Bedeutsames in Ulm
Bedeutsames in Ulm
Dieses Buch gibt Ihnen Einblicke in das Erleben von
Jugendlichen, die aufgrund besonderer emotionaler
Belastungen in der Klinik für Kinder- und Jugend-
psychiatrie behandelt werden und während dieser
Zeit die Hans-Lebrecht-Schule besuchen.
In unserem Fotoprojekt beschäftigten sich die Jugend-
lichen mit Bedeutsamem in ihrem Leben. Sie suchten
sich Motive in Ulm, die für ihre persönliche Geschich-
te, ihre Vorlieben, Ängste, Erlebnisse und Erfahrungen,
ihre Weltanschauung und persönlichen Ziele stehen.
Tauchen Sie ein in den kreativen Prozess der Jugend-
lichen, für sie bedeutsame Gefühle und Gedanken
mit Hilfe der Kunstfotografie auszudrücken. Nehmen
sie sich Zeit, die Bilder und Botschaften auf sich wirken
zu lassen.
Wir waren oft berührt und ergriffen, erfreut und begeis-
tert und bedanken uns von Herzen bei den Jugendlichen
für ihre Offenheit und ihr Engagement.
Unser besonderer Dank geht an das Lions Hilfswerk Ulm /
Neu-Ulm-Schwaben e.V. und die Baden-Württembergi-
sche Bank Ulm, die durch ihre großzügigen Spenden die
Durchführung dieses Projekts mit professioneller Anlei-
tung und Ausgestaltung ermöglicht haben.
Sandra Mahringer, Didi Prinzing, Armin Buhl
Unter dem Motto „Dazugehören“ haben wir in den
letzten Jahren eine Reihe gemeinsamer Projekte
und nicht zuletzt 2017 auch den XXXV. Kongress der
Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsy-
chiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Ulm
durchgeführt. Zentrale Prinzipien, wie Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben, Integration und Inklusion
sind Begriffe, die von der Sprachwelt der Kinder und
Jugendlichen oft Meilen weit entfernt sind. Die Pa-
tientinnen und Patienten der Klinik für Kinder- und
Jugendpsychiatrie, Psychotherapie haben das Motto
„Dazugehören“ für diesen Wunsch nach verbesserter
Teilhabe und als Ausdruck gegen Mobbing, Exklu-
sion und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
gefunden.
In einem Schulprojekt mit der Hans-Lebrecht-Schule
stellten sie dar, wo sie derzeit dazugehören oder wie
fern sie von Zugehörigkeit sind und beschrieben ihre
Hoffnung für eine bessere Teilhabe in der Zukunft.
Gemeinsam mit der österreichischen Kinder- und
Jugendpsychiaterin und Psychotherapeutin und Bild-
hauerin Anna Sacher Santana realisierten Jugend-
liche im Sommer 2017 ein Skulpturprojekt zum
Thema „Dazugehören“, welches jetzt den Garten
der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und
der Hans-Lebrecht-Schule schmückt.
#Dazugehören
Dazugehören braucht auch eine lokale Verbindung,
braucht Orte und Motive, zu denen wir eine innere
Beziehung herstellen und die uns an zentrale Em-
pfindungen, Vorstellungen, Wünsche, Ziele und
Befürchtungen gemahnen.
Das diesjährige Kunstprojekt mit Jugendlichen aus
der stationären Behandlung in der Klinik für Kin-
der- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie wurde
ebenfalls mit einem professionellen Künstler, dem
Fotografen Armin Buhl durchgeführt. Mein beson-
derer Dank gilt ihm, sowie dem Kollegium der
Hans-Lebrecht-Schule, das diesen Prozess vorberei-
tet, begleitet und zum Erfolg geführt hat.
Unter dem #Dazugehören folgt mittlerweile eine be-
achtliche Zahl Interessierter unseren diversen Projek-
ten für eine bessere Teilhabe und gegen Exklusion.
Wir haben uns deshalb entschlossen einen bundes-
weit wirksamen Verein „Dazugehören e.V.“ zu grün-
den, um Gleichgesinnte aus allen Disziplinen und aus
dem Ehrenamt, die sich mit diesen Zielen identifizie-
ren können, zusammen zu bringen.
Die Berliner Comic-Künstlerin Annette Köhn, die
schon mehrere Projekte im Auftrag der Klinik für
Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie am
Universitätsklinikum Ulm begleitet hat, ist uns auch
diesmal wieder mit ihrer Gestaltung bei der Realisie-
rung dieses Bildbandes zur Seite gestanden, um den
Betrachterinnen und Betrachtern auch ein Verständ-
nis der dahinter liegenden Überlegungen, Motivati-
on und Gedanken, die sich an den gewählten Orten
und Motiven festmachen, zu verdeutlichen.
Wir hoffen, dass die Ausstellung nach der Vernissage
in der Sparkasse Neue Mitte in Ulm durch Deutsch-
land tourt und auch an anderen Orten für #Dazuge-
hören wirbt und zum Abbau des Stigmas, welches
immer noch psychische Probleme bei Kindern und
Jugendlichen umgibt, beiträgt.
Prof. Dr. Jörg M. Fegert
Liebe Schülerinnen und Schüler!
Wir starten heute mit unserem Fotoprojekt BEDEUTSAMES IN ULM!
Ihr macht die Fotos und am Ende wollen wir eine Ausstellung machen und
auch einen Katalog herausbringen!
Geil!
Wir überlegen heute erst-mal, welche Motive ihr fotografieren
wollt. Also denkt mal nach, welche Orte oder Plätze in Ulm für euch von
Bedeutung sind.
Mir fällt nix ein.
Zuhause kenn ich x Orte, die mir was bedeuten, aber in Ulm
kenn ich mich noch gar nicht aus....
Ich weiß was!
Mmm,okay...
Die sind wie wir.
Ich komm mir vor wie ein
Japaner!
Boah, der Baum
ist wunder-schön!
Unglaublich, wie man das
erschaffen hat!
Zeig mal!
Mmh, aber das sieht so schief aus...
Wieviel verdienen
Sie?
Was kostet die Kamera?
Ich hatte da eine Begegnung mit meinem Bruder, die unbe-schreiblich war. Wir lagen uns
weinend in den Armen.
Das sind für mich so Gegensätze: Tod oder Leben. Stehenbleiben
oder Gehen.
Da machen wir eine Gegenüber-stellung daraus.
Ich möchte, dass die Würst-chen scharf sind
und der Rest unscharf.
Herr Prinzing,Sie sind jetzt der
Praktikant!
Schau, ist das jetzt so, wie du
wolltest?
Wir laufen da aber nicht, sondern fahren
mit dem Bus?
Mmh, ich glaub, ich stand
weiter links...
Hallo!Ich bin Armin Buhl.
Ich wurde zu eurem Projekt eingeladen, um aus euren Schnappschüssen richtig
professionelle Fotos zu machen!
Genial. Bei deinem
Schnappschuss hast du schon
eine super Perspektive
gewählt.
War das von hier, wo du deinen Schnapp-schuss gemacht
hast?
Wir mussten dann noch an unseren Titeln und den „Bedeutungs-Texten“ für unsere Fotos arbeiten. Gar nicht so leicht, in Worte zu fassen, was wir mit den Fotos meinen oder was dahinter steht. Die Lehrer haben uns geholfen und wir haben uns auch gegenseitig unsere Meinungen gesagt oder Tipps gegeben.
In den Flammen sind ja zwei
Menschen zu erkennen. Gucken Sie mal. Können Sie die erkennen?
Kann ich dann meinen Text nochmal ändern?
Ohje, ich soll da jetzt echt mit
Edding drauf-malen?
Was bedeutet es für dich. Sag einfach mal. Später können
wir noch daran feilen.
Das hört sich so philo-sophisch an.
Ne, das ist mir zu kitschig.
Klammer würde ich keine machen, du willst
ja nichts Unwichtiges schreiben.
Darf ich Google-
Übersetzer benützen?
Das Ulmer Münster bedeutet
für mich einfach nur zuhause zu sein.
Was ist denn das für ein
weißer Fleck?
Das ist eine Möwe, Frau Mahringer,
erkennen Sie das nicht?
Nehmt erstmal die Schablonen, dann könnt ihr den Ausschnitt
festlegen!
Leben oder Sterben
Gehen oder Stehenbleiben? Bleiben oder Weglaufen? Kämpfen oder Aufgeben?Leben oder Sterben? Auch wenn es nicht leicht ist, man muss sich entscheiden und die Verantwortung dafür tragen.
Schülerin, 17
Streben nach Glück
Mein größtes Vorbild: Der Baum, große Last liegt auf seinen Ästen und trotzdem wächst er immer weiter.
Schülerin, 16
Zuhause
Wenn ich das Ulmer Münster nach einer langen Reise aus der Ferne sehe, fühle ich mich zu Hause.
Schüler, 17
Eigene Wege I
Ich bleibe nie auf den vorgegebenen Wegen sondern…
Schülerin, 15
Eigene Wege I I
... ich probiere stets neue Wege, auch wenn ich dadurch Risiken eingehe, ich komme dennoch an mein Ziel.
Schülerin, 15
Grenzenloser Wille
Motivation bedeutet das Unerreichbare erreichbar zu machen.
Schülerin, 16
Baustellen des Lebens
Im Leben gibt es viele Baustellen - manche mit Kränen, Baumaschinen und allem was dazu gehört - anderewiederum sind bei uns im Kopf.
Schülerin, 17
Weiter Weg
Kein Ende in Sicht, aber das Ziel immer starr vor Augen.
Schülerin, 16
Die Farbe des Lebens
Die Farbe des Lebens ist BUNT. Lebe BUNT, träume BUNT.
Schülerin, 16
Unendlich lernen
Bildung ist sehr wichtig für die Gemeinschaft.
Schüler, 17
Ein Neuanfang Es ist eine lange Zeit vergangen, doch jetzt starte ich wieder in mein Leben, denn das ist das Wichtigste.
Schüler, 13
Bank Ruhiger, unbeobachteter, abgeschotteter Ort für vertrauliche Gespräche mit interessanten Menschen.
Schüler, 14
Baustelle des Lebens Der Kran steht für mich für Hilfe und Unterstützung, die wir hier in der Klinik und der Schule bekommen. Man zeigt uns, wie die Fernsteuerung des Krans funktioniert, damit wir an der Baustelle des Lebens weiter bauen können und so unsere Ziele erreichen.
Schülerin, 17
Berührende Begegnung Hier war bisher die Begegnung, die mir am meisten im Kopf hängen geblieben ist, – bis heute einfachunbeschreiblich.
Schüler, 13
Licht ins Dunkel Religion bringt
Licht in die Welt. Schüler, 17
Bedeutend Jeder hat das Recht an die eigene Religion zu glauben.
Schülerin, 17
Symbol der Psychi Meine Rettung bevor ich noch tiefer in das Loch gefallen wäre.
Schüler, 13
Ruhiges Plätzchen Ein Ort um runterzukommen, wenn einem alles zu viel wird.
Schüler, 14
Malerische Gefühle erschreckt ängstlichtraurig
Schüler, 13
Tunnel Jeder Mensch hat mal dunkle Zeiten, doch es werden sicher wieder helle Zeiten kommen.
Schüler, 14
Wahre Schätze Die schönen Momente mit der Familie sind kostbarer als jedes Geld dieser Welt.
Schülerin, 16
Warmes Gefühl beim Grillen Dieses Gefühl der Geborgenheit und der schönen Wärme. Die glühenden Kohlen geben auch noch ein wunderbares Bild ab.
Schüler, 13
Unsichtbar in der Stadt I Ich lauf durch die Stadt als wär ich unsichtbar, …
Schüler, 17
Unsichtbar in der Stadt II …ich beachte die anderen Menschen nicht und sie mich nicht.
Schüler, 17
Wir sind groß
Lobenswert ist es, dass die Polizei Menschen beschützt und sogar ihren Kopf hinhält, um das Leben von Anderen zu retten.
Schüler, 13
Quelle des Lebens
Wasser bedeutet für mich Freiheit und endlose Leichtigkeit.
Schülerin, 16
Ruhe Ich kann in Ruhe lesen, der Realität entfliehen und in meiner Fanta-siewelt versinken.
Schüler, 17
Lebensweg
Der Lebensweg ist nicht immer nur gerade, es gibt auch kurvige Abschnitte, oder schwer über-windbare Hindernisse. Aber es geht immer vorwärts, denn ein Zurück gibt es nicht.
Schülerin, 17
Wurzeliger Boden Wurzeln, die einem Halt geben, wenn der Boden zu trocken ist, sind wie Hände, die dich auffangen, wenn du fällst.
Schülerin, 15
Temperamentierende Flammen
Feuer kann mal ruhig und mal wild sein – genau wie unser eigenes Temperament.
Schülerin, 15
Freie Luft
Frei wie die Wolken, frei wie die Vögel, so ist die Luft auf all ihren Wegen.
Schülerin, 15
Fließendes Wasser
Nur nach vorne in eine Richtung schauen und nie zurück - wie das fließende Wasser
Schülerin, 15
Großbilddruck im XXL-Format
[ ]
ImpressumProjektleitung, Texte: Sandra Mahringer, Didi Prinzing, Lisa Steeb, Dorothee Blaumer, Prof. Dr. Jörg M. Fegert
Fotograf: Armin Buhl
Bildbearbeitung: Wolfgang Schmid „gut zum druck“
Ausstellungsproduktion: IRACI, Werbung Maendle
Illustration und Layout: Annette Köhn, www.grafiktube.de
© Hans-Lebrecht-Schule und Annette KöhnBerlin/Ulm Dezember 2017Erste Auflage: 1000 ExemplareDruck: KOPA, Vilnius, Litauen
KlinikSchulVerein Ulm e.V. und Verein „Dazugehören e.V.“:
Sie können unsere Aktivitäten in Ulm und in der Region durch eine Spende oder Mitarbeit im KlinikSchulVerein und über-regional durch eine Spende und/oder Mitgliedschaft im Verein „Dazugehören e.V.“ unterstützen.
Projektleitung, Texte: Sandra Mahringer, Didi Prinzing,
Lisa Steeb, Dorothee Blaumer, Prof. Dr. Jörg M. Fegert
Fotograf: Armin Buhl
Illustration und Layout: Annette Köhn
© Berlin/Ulm 2017