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192 G. MALORNY: Wir nehmen deshalb an, daß es sich bei dieser Hemmung der Gallen- sekretion um eine vorübergehende reversible Schädigung der Leberzellen handelt. Unsere Befunde sind vielleicht in 2 Richtungen von Interesse. Die erste Seite betrifft die klinische Anwendung des Diureticums. HEUC~EL fand eine besonders gute diuretische Wirkung des Triazins bei Cirrho- tikern mit Ascitcs. Unsere Versuche legen nahe zu untersuchen, ob nicht eine Verschlechterung der Leberfunktion unter Triazinbehand- lung eintritt, zumal es sich ja -- wie hier in diesen Fällen -- um eine schon vorgeschädigte Leber handelt. Zum zweiten deutet die Beeinflussung der sekretorischen Leberfunk- tion auf einen extrarenalcn (neben einem möglichen renalen) Angriffs- punkt des Triazins hin. Unsere weiteren Untersuchungen werden ver- suchen, die Frage des Zusammenhangs zwischen der Beeinflussung der Leberfunktion und der Diurese durch das Triazin zu prüfen. Diskussion. H. G. SIEBERTH (Berlin): Escg und HEGER zeigten vor kurzer Zeit, daß bei gleichzeitiger Gabe von Adiuretin und Triazin die Wirkung von Adiuretin aufgehoben war. Bei einer kombinierten Wasser-Quecksilberdiurese mit Adiuretin wurde die Wasserdiurese gehemmt, dagegen war die Quecksilberdiurese durch Einschränkung der Natriumresorption nicht ver/~ndert. Es ist möglich, daß die diuretische Wirkung des Triazins darin besteht, daß es einen Einfluß auf den Adiuretinabbau hat. Wir untersuchen den Adiuretinabbau in der Leber unter Triazin, doch sind unsere Versuche noch nicht soweit, um eine Aussage machen zu können. Schlußwort D. KUPKE (Berlin) : Der Abbau von ADH (Antidiuret. Hormon) ist aus den Arbeiten von HELLER U. URBAN, BIRNIE U. GAUNT sowie von DICKER U. GREENBAUM bekannt. Danach hat besonders die Leber die Fähigkeit, ADH zu inaktivieren. Andere Organe und Gewebe, wie z. B. die Niere, die Milz, der Skelet- muskel, haben diese Fähigkeit im wesentlich geringeren Maße. Es ist noch nicht entschieden, ob dieser ADH-Abbau in der Leber eine physiologischc Rolle spielt. Zur Frage des Herrn Vorsitzenden, ob eine Enzymblockierungdurch das Triazin erfolgt, ist zu sagen, daß uns davon nichts bekannt ist. G. MALORNY(Hamburg): Beeinflussung der Kohlenoxydhypokapnie durch C02-02-Gemische und durch Carbanhydratase-Hemmsubstanzen In allen Stadien der akuten Kohlenoxydvergiftung kommt es bei ver- schiedenen Tierarten, wie Hunden, Katzen, Ratten, Meerschweinchen und Kaninchen, zu einer Hypokapnie des Blutes und der Gewebe. Sie ist bedingt durch Hyperventilation, durch verzögerte C02-Bfldung wegen des Sauerstoffmangels der Gewebe und durch die -- namentlich in höhe- ren Stadien der Vergiftung -- einsetzende Acidose. Die Hypokapnie stellt den Hauptgrund für die Entstehung der Anoxie in den Geweben dar; denn die Sauerstoff-Dissoziationskurve des tt~moglobins wird nach links verschoben, so daß die 02-Abgabe des noch funktionstüchtigen

Beeinflussung der Kohlenoxydhypokapnie durch CO2-O2-Gemische und durch Carbanhydratase-Hemmsubstanzen

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Page 1: Beeinflussung der Kohlenoxydhypokapnie durch CO2-O2-Gemische und durch Carbanhydratase-Hemmsubstanzen

192 G. MALORNY:

Wir nehmen deshalb an, daß es sich bei dieser H e m m u n g der Gallen- sekret ion u m eine vorübergehende reversible Schädigung der Leberzellen handel t .

Unsere Befunde sind vielleicht in 2 Rich tungen von Interesse. Die erste Seite betrifft die klinische Anwendung des Diuret icums. HEUC~EL fand eine besonders gute diuretische Wi rkung des Triazins bei Cirrho- t ikern mi t Ascitcs. Unsere Versuche legen nahe zu untersuchen, ob n ich t eine Verschlechterung der Leber funkt ion un te r Tr iaz inbehand- lung e in t r i t t , zumal es sich ja - - wie hier in diesen Fäl len - - u m eine schon vorgeschädigte Leber handel t .

Zum zweiten deute t die Beeinflussung der sekretorischen Leberfunk- t ion au f einen ext rarenalcn (neben einem möglichen renalen) Angriffs- p u n k t des Triazins hin. Unsere weiteren Unte r suchungen werden ver- suchen, die Frage des Zusammenhangs zwischen der Beeinflussung der Leber funkt ion u n d der Diurese durch das Tr iazin zu prüfen.

Diskussion. H. G. SIEBERTH (Berlin): Escg und HEGER zeigten vor kurzer Zeit, daß bei gleichzeitiger Gabe von Adiuretin und Triazin die Wirkung von Adiuretin aufgehoben war. Bei einer kombinierten Wasser-Quecksilberdiurese mit Adiuretin wurde die Wasserdiurese gehemmt, dagegen war die Quecksilberdiurese durch Einschränkung der Natriumresorption nicht ver/~ndert. Es ist möglich, daß die diuretische Wirkung des Triazins darin besteht, daß es einen Einfluß auf den Adiuretinabbau hat.

Wir untersuchen den Adiuretinabbau in der Leber unter Triazin, doch sind unsere Versuche noch nicht soweit, um eine Aussage machen zu können.

Schlußwort D. KUPKE (Berlin) : Der Abbau von ADH (Antidiuret. Hormon) ist aus den Arbeiten von HELLER U. URBAN, BIRNIE U. GAUNT s o w i e v o n DICKER U. GREENBAUM bekannt. Danach hat besonders die Leber die Fähigkeit, ADH zu inaktivieren. Andere Organe und Gewebe, wie z. B. die Niere, die Milz, der Skelet- muskel, haben diese Fähigkeit im wesentlich geringeren Maße. Es ist noch nicht entschieden, ob dieser ADH-Abbau in der Leber eine physiologischc Rolle spielt.

Zur Frage des Herrn Vorsitzenden, ob eine Enzymblockierung durch das Triazin erfolgt, ist zu sagen, daß uns davon nichts bekannt ist.

G. MALORNY (Hamburg): Beeinflussung der Kohlenoxydhypokapnie durch C02-02-Gemische und durch Carbanhydratase-Hemmsubstanzen

I n allen Stadien der aku ten Kohlenoxydverg i f tung kommt es bei ver- schiedenen Tierar ten, wie Hunden , Katzen , Ra t ten , Meerschweinchen u n d Kan inchen , zu einer Hypokapn ie des Blutes u n d der Gewebe. Sie ist bed ingt durch Hypervent i l a t ion , durch verzögerte C02-Bfldung wegen des Sauerstoffmangels der Gewebe u n d durch die - - nament l i ch in höhe- ren Stadien der Vergif tung - - einsetzende Acidose. Die Hypokapn ie stellt den H a u p t g r u n d für die E n t s t e h u n g der Anoxie in den Geweben dar ; denn die Sauerstoff-Dissoziationskurve des t t~moglobins wird nach l inks verschoben, so daß die 02-Abgabe des noch funkt ions tücht igen

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0xy- t tb erst bei sehr niedrigen 02-Drucken erfolgen kann. Selbst bei mittelschweren CO-Vergiftungen beobachtet man in den Gewebsgasen einen Sturz der Os-Spannung bis zur kritischen Grenze von 19 mm 03 und darunter. Die CO,-Spannung in den Geweben sinkt je nach Tierart von 48--50 mm C02 um 18--31°/o ab. Die ~_uderungen sind signifikant.

Das Ziel aller Restitutionsversuehe muß die Beseitigung der Hypokapnie und der Anoxie sein. Zur Bekämpfung der ttypokapnie bieten sich zwei Wege an: die exogene C02-Zufuhr durch Zusatz von C02 zur Beatmungsluft oder die endogene C0~-Retention durch Hemmwirkung auf die Carbanhydratase. Übermäßige C02-Zufuhr, wie sie, von HEND~RSO~ U. HAGGARD (1920) empfohlen, sp~terhin in Form des Carbogen (5--7°/0 CO~) zur Anwendung kam, führt namentlich bei den schwersten Formen der C0-Vergiftung und bei bereits bestehender Atemdepression zur Acidose. Wir fanden an Handvon Gewebsgasanalysen, daß ein Beatmungsgemiseh von 2°/0 CO~ und 98o/0 03 gerade die CO,- Menge enth~lt, die benötigt wird, um das hypokapnische Defizit in den Geweben (etwa 12--14 mm CO~) zu decken. Die gleichen günstigen Ergeb- hisse erzielt man mit mittleren bis höheren Gaben von 2-Aeetylamino- 1,3,4-thiodiozol-5-sulfonamid (Diamox, WZ) bei gleichzeitiger Anwen- dung von reinem Sauerstoff zur Beatmung. Derartige Carbanhydratase- Hemmsubstanzen erhöhen im Tierversuch den hypokapnischen C02- Pegel zur Norm.

Der Behandlungserfolg der C0-Vergiftung 1ABt sich nach unseren Erfahrungen besser an Hand von Gewebsgasanalysen Ms mit Hilfe von CO-Hb-Messungen beurteilen.

Die Acidose- Gefahr bei der CO-Vergiftung wird oft stark überschätzt. Wir haben darum in gemeinsamen Untersuchungen mit ~I. STrAUß die physikalisch-chemischen Ver~nderungen im Blut beim Hund genauer überprüft. Es zeigte sich, daß beispielsweise bei einem Hund, der 4 Std lang ein Luftgemisch mit 0,1 Vol-°/0 CO eingeatmet hatte und dessen CO-ttb-Gehalt auf 61°/0 angestiegen war, im arteriellen Blut das pH nur von 7,43 auf 7,37 und die Alkalireserve von 36,8 auf32,6 Vol- °/o CO~ abgesunkcn waren. Zweifellos war die geringe Beeintr~chtigung des pE durch die nachgewiesene Hypokapnie mitbedingt. Aber selbst bei Normalisierung des CO2-Spiegels könnte man noch nicht von einer Acidosegefahr sprechen. Andererseits bestand eine hochgradige An- ox~mie. Im arteriellen Blut erniedrigte sich der 0s-Gehalt von 20,1 auf 5,08 Vol-°/o. Gleichzeitig sank die Os-Spannung von 76 auf 18,5 mm ab.

Aus den Ergebnissen wird gefolgert, daß zwar die Behandlung der schwersten Formen der CO-Vergiftung mit Carbogen die Gefahr der Acidose in sich birgt, daß also bis zur Überwindung der Atemdepression nur die künstliche Beatmung mit reinem Sauerstoff in Frage kommt, daß

Naunyn-Schmiedeberg's Areh. exp. Path. Pharmak. , Bd. 236 (Tagungsbericht) 13

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194 H. MERCKER und G. BASTIAN:

m a n aber bei den übr igen F o r m e n der a k u t e n CO-Vergif tung au f die C02-Zufuhr n ich t g rundsä tz l i ch verz ich ten dürfe. Ein Zusa tz von 2 Vol-°/0 CO 2 zum re inen Sauers toff h a t sieh als günst ig erwiesen.

Diskussion. M. KIESE (Tübingen): Wie ist es zu erklären, daß in dem Versuch, dessen Daten in der Tabelle gezeigt wurden, der arterielle Sauerstoffdruek so niedrig und der Sauerstoffdruck im Gewebe fast doppelt so hoch ist wie der arterielle ?

Wurde untersucht, welchen Einfluß der Zusatz von 20/0 und von 50/0 CO 2 zum Sauerstoff auf die Zahl der überlebenden Tiere bei schwerer CO-Vergiftung hat ?

Schlußwort G. MALORN¥ (Hamburg): Es ist nicht möglich, alle Blut- und Gewebsgasproben gleichzeitig zu entnehmen. Tatsächlich erfolgte in dem gemeinten Einzelversueh die arterielle Blutentnahme etwas später, und zwar während eines vorübergehenden hypokapnisehen Atemstillstandes. - - Die Frage, ob im Hunde- versuch die Todesrate bei Anwendung von Carbogen mit verschiedenem CO2-Gehalt beeinflußt wird, konnte noch nicht geprüft werden.

H. MERCKER und G. BASTIAN (GÖttingen): Stoffwechsel- und Kreis lauf- wirkungen bei der Cobalttherapie der Cyanidvergiftung

Das Vi tamin B 12a, das bekann t l i ch Cobal t en thä l t , b inde t Cyanid und kann d a m i t als An t ido t bei der Cyan idvcrg i f tung wi rksam sein (Mvs~ETŒ et. al.). Es erschien daher von Interesse, komplexe Cobalt- ve rb indungen un te r dem Ges ich t spunk t einer dera r t igen CN-Bindung zu prüfen.

Von PAVLET wurde un te r d iesem Ges ich t spunk t das Coba l t -EDTA geprüf t und als wi rksam befunden. Al lerdings zeigte nur das Ce2-EDTA , in dem ein Co ionogen gebunden ist, eine deut l iche Wirkung . Die Ver- b indung wi rk t aber u n m i t t e l b a r so wenig toxiseh, daß sie in geeigneter Dosis in t r avenös im T ie rexpc r imen t in j iz ie r t werden kann. I n eigenen Versuchen konn ten wir die Ergebnisse von Pa~~L~T bes tä t igen und er- gänzen.

Eine weitere Coba l tverb indung , die in Be t r ach t kommt , is t das Cobal t -His t id in . Wi r fanden, daß das Coba l t -His t id in Cyanid im 0rganis - mus entg i f ten kann. Die Anlagerung erfolgt auch h inre ichend schnell.

Die Cyan idcn tg i f tung durch die e rwähnten Coba l tverb indungen und ihre E igenwi rkung wurde in folgenden Versuehsanordnungen geprüf t : 1. I so l ier tes Froschherz (nach STRAUß); 2. A m Meerschweinchen mi t Regis t r i e rung des E K G ; 3. A m H u n d in Narkose (Morphin-Chloralose- Ure than-Narkose ) mi t Messung von ar te r ie l lem Blu tdruck , Druck im rech ten Vorhof bei eröffnetem Thorax und der Sauers toffaufnahmc. Das Versuehst ier wurde dabe i g le ichmäßig mi t der A t e m p u m p e b e a t m e t und der Sauers toffgehal t der Ausa tmungs lu f t kont inuier l ieh mi t Hilfe des Gasweehselschreibers reg is t r ie r t (vgl. M~~CK~R u. ROSER).

A m isol ier ten Froschherzen ließ sich eine Minderung der K o n t r a k t i o n durch 10 .3 mol NaCN mi t Co2-EDTA und mi t Coba l t -His t id in aufheben .