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mittwoch, 24. august 2011 hochschwarzwald badische zeitung 19 Ein tränenreicher Abschied von der Bühne NACHLESE JOSTÄLER FREILICHTSPIELE 2011: Vorbereitung, Proben und neun Aufführungen „Der Untergang von Guta“ schweißen zusammen/ Text und Fotos von Antje Walter TITISEE-NEUSTADT. Bei der letzten von neun Aufführungen der Jostäler Freilicht- spiele in diesem Jubiläumsjahr für Titisee hielten trotz leichten Regens über der Freilichtbühne an der Oehlermühle in der Schildwende hielten die Zuschauer auf den restlos ausverkauften Rängen in ihren Regenumhängen aus und unter- stützten die mehr als 100 Schauspieler durch ihren begeisterten Applaus. Am Ende des dramatischen Schauspiels „Der Untergang von Guta“ hatte auch der Him- mel ein Erbarmen und es hörte pünktlich zu dem von allen Darstellern gemeinsam gesungenen Schlusslied „Nur zu Gast auf dieser Welt“ auf zu regnen. Die Dankesworte an das hervorragen- de Publikum, alle Darsteller, Helfer, Spon- soren, Ideengeber und Historiker Detlef Herbner, Autor Wulf Schmidt, Familie Fürderer als Gastgeber, Regisseurin Bar- bara Riesle, Souffleuse Monika Ketterer, Maske Marika Reith und Martina Schuler, Beleuchtung und Ton Meinrad Profazi, Spielleitung und viele mehr kamen von den beiden Vorständen der Trägervereine der Freilichtspiele, Männergesangverein Sängerrunde Titisee Hartmut Schweizer und MGV Eintracht Eckbach-Jostal Man- fred Kleiser. Nachdem alle Darsteller mit einer Rose, die Kinder mit dem Inhalt ei- ner Schatztruhe aus den Tiefen des Titi- sees und durch tosenden Applaus des Pu- blikums belohnt waren, gab es die gefor- derte Zugabe des Lieds als Abschluss. Wie schwer es für einige der Mitwir- kenden war, dass zum letzten Mal in die- sem Jahr der Vorhang fiel, konnte man an den reichlich fließenden Tränen sehen. Waren doch einige von ihnen seit Februar jede Woche zusammen gekommen und haben an der Umsetzung dieses großen Theaterstücks intensiv mitgearbeitet. Unter dem immensen Einsatz von Menschen und Maschinen wurde die neue Freilichtbühne mit Tribünenbau- ten, Kulissen und Theke gestaltet. Ab Mit- te Mai konnten alle Proben dann bereits am neuen Spielort stattfinden, seit Mitte Juni sogar zweimal wöchentlich mit zwei zusätzlichen Probesonntagen und allen Nebendarstellern sowie Kindern. Das verlangte allen sehr viel Disziplin ab, sind alle Beteiligten doch Laien, die werktags ihrem Beruf nachgehen oder noch die Schule besuchen. Oftmals waren im An- schluss an die Proben noch Besprechun- gen mit dem Organisationsteam notwen- dig, um gute und effektvolle Lösungen für einzelne Details zu finden. Viele der guten Ideen und Effekte konn- ten mit Hilfe von Spezialisten wie bei- spielsweise Pyrotechniker Erich Kreuz umgesetzt werden; Thomas Edlefsen vom Action Forest half dabei die Urseehexe „einfliegen“ zu lassen. Auch die Näherin- nen Luzia Ketterer, Irmgard Faller und Christa Löffler bekamen einiges zu tun. Nicht nur die Ausstattung der Stadtbe- wohner von Guta mit prunkvollen Klei- dern, sondern besonders die Umsetzung der Kostüme für die Urseehexe, den Erd- und den Baumgeist sowie die kopflosen Gestalten war eine große Herausforde- rung, die ihnen phantasievoll gelang. Die tollen Kulissen, die wieder von Schreiner Richard Kleiser mit so viel Lie- be zum Detail erschaffen wurden – man denke nur an den Gefängniskäfig für den Narren und die prunkvolle Stadtkulisse mit ihren zahlreichen Durchgängen für die Schauspieler – waren von Maler Karl Fechti mit großer Sorgfalt bemalt und so- mit zum Leben erweckt worden. Schon in den Tagen nach der letzten Aufführung wurde alles unter Mithilfe zahlreicher Freiwilliger abgebaut und eingelagert. Die Oehlermühle ist wieder in ihren Urzustand als Museum zurück- versetzt und für Besucher unter sachkun- diger Führung von ihrem Besitzer August Fürderer zugänglich. Wann es dann wieder heißen wird „Bühne frei für die Jostäler Freilichtspie- le“ steht noch nicht fest, kann man doch als Außenstehender den enormen Auf- wand für ein derartiges Ereignis nur vage erahnen. Aber die wehmütigen Gefühle derer, die über ein halbes Jahr lang in so einträchtiger, enger und eingeschwore- ner Gemeinschaft gelebt und gearbeitet haben, sind verständlich, ist doch jeder Beteiligte zu Recht mehr als stolz darauf, ein Teil dieses großen Räderwerks gewe- sen zu sein und damit zum Erfolg der Frei- lichtspiele 2011 beigetragen zu haben. Bei der letzten Vorstellung regnete es bis zum Schluss – dann wurden manchem Darsteller vor Rührung die Augenwinkel nass . . . Die Kraft der Liebe: Rosa (Jana Klei- ser) und Peter (Peter Löffler). Holzknechte (von links) Bernhard Böhringer, Eugen Ketterer, Oliver Kienzler Mystische Runde (von links): See- geist Konrad Faller, Urseehexe Re- nate Kleiser, Erdgeist Bernhard Klei- ser und Baumgeist Thomas Kleiser. Schlimmer geht’s nimmer: Ausge- höhlte Brotlaibe als Schuhe für Bür- germeister List (Lothar Hofmeier) nebst Gattin Claudia Hauser. Der Narr (Hans-Jörg Löffler) ist gestellt und wird eingesperrt. Die Polizisten (Roland Rombach, links, und Karl Beha) finden Schnaps Kopflos: Drei schwarze Gestalten (Ralph Ketterer, Thomas Rombach, Klaus Tritschler). Es gibt eine Zukunft: Der rettende Auszug der Kinder von Guta. Wenn das mal gutgeht: Im reichen Guta haben sogar die Hühner Hals- ketten getragen.

Bei der letzten Vorstellung regnete es bis zum Schluss ... filewohner von Guta mit prunkvollen Klei-dern, sondern besonders die Umsetzung der Kostüme für die Urseehexe, den Erd-und

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mittwoch, 24 . august 2011 hochschwarzwald b a d i s c h e z e i t u n g 19

Ein tränenreicher Abschied von der BühneN A C H L E S E J O S T Ä L E R F R E I L I C H T S P I E L E 2 0 1 1 : Vorbereitung, Proben und neun Aufführungen „Der Untergang von Guta“ schweißen zusammen/ Text und Fotos von Antje Walter

TITISEE-NEUSTADT. Bei der letzten vonneun Aufführungen der Jostäler Freilicht-spiele in diesem Jubiläumsjahr für Titiseehielten trotz leichten Regens über derFreilichtbühne an der Oehlermühle inder Schildwende hielten die Zuschauerauf den restlos ausverkauften Rängen inihren Regenumhängen aus und unter-stützten die mehr als 100 Schauspielerdurch ihren begeisterten Applaus. AmEnde des dramatischen Schauspiels „DerUntergang von Guta“ hatte auch der Him-mel ein Erbarmen und es hörte pünktlichzu dem von allen Darstellern gemeinsamgesungenen Schlusslied „Nur zu Gast aufdieser Welt“ auf zu regnen.

Die Dankesworte an das hervorragen-de Publikum, alle Darsteller, Helfer, Spon-soren, Ideengeber und Historiker DetlefHerbner, Autor Wulf Schmidt, FamilieFürderer als Gastgeber, Regisseurin Bar-bara Riesle, Souffleuse Monika Ketterer,

Maske Marika Reith und Martina Schuler,Beleuchtung und Ton Meinrad Profazi,Spielleitung und viele mehr kamen vonden beiden Vorständen der Trägervereineder Freilichtspiele, MännergesangvereinSängerrunde Titisee Hartmut Schweizerund MGV Eintracht Eckbach-Jostal Man-

fred Kleiser. Nachdem alle Darsteller miteiner Rose, die Kinder mit dem Inhalt ei-ner Schatztruhe aus den Tiefen des Titi-sees und durch tosenden Applaus des Pu-blikums belohnt waren, gab es die gefor-derte Zugabe des Lieds als Abschluss.

Wie schwer es für einige der Mitwir-kenden war, dass zum letzten Mal in die-sem Jahr der Vorhang fiel, konnte man anden reichlich fließenden Tränen sehen.Waren doch einige von ihnen seit Februarjede Woche zusammen gekommen undhaben an der Umsetzung dieses großenTheaterstücks intensiv mitgearbeitet.

Unter dem immensen Einsatz vonMenschen und Maschinen wurde dieneue Freilichtbühne mit Tribünenbau-ten, Kulissen und Theke gestaltet. Ab Mit-te Mai konnten alle Proben dann bereitsam neuen Spielort stattfinden, seit MitteJuni sogar zweimal wöchentlich mit zweizusätzlichen Probesonntagen und allenNebendarstellern sowie Kindern. Dasverlangte allen sehr viel Disziplin ab, sindalle Beteiligten doch Laien, die werktagsihrem Beruf nachgehen oder noch dieSchule besuchen. Oftmals waren im An-schluss an die Proben noch Besprechun-gen mit dem Organisationsteam notwen-dig, um gute und effektvolle Lösungen füreinzelne Details zu finden.

Viele der guten Ideen und Effekte konn-ten mit Hilfe von Spezialisten wie bei-spielsweise Pyrotechniker Erich Kreuzumgesetzt werden; Thomas Edlefsen vomAction Forest half dabei die Urseehexe„einfliegen“ zu lassen. Auch die Näherin-nen Luzia Ketterer, Irmgard Faller undChrista Löffler bekamen einiges zu tun.Nicht nur die Ausstattung der Stadtbe-wohner von Guta mit prunkvollen Klei-dern, sondern besonders die Umsetzungder Kostüme für die Urseehexe, den Erd-und den Baumgeist sowie die kopflosenGestalten war eine große Herausforde-rung, die ihnen phantasievoll gelang.

Die tollen Kulissen, die wieder vonSchreiner Richard Kleiser mit so viel Lie-

be zum Detail erschaffen wurden – mandenke nur an den Gefängniskäfig für denNarren und die prunkvolle Stadtkulissemit ihren zahlreichen Durchgängen fürdie Schauspieler – waren von Maler KarlFechti mit großer Sorgfalt bemalt und so-mit zum Leben erweckt worden.

Schon in den Tagen nach der letztenAufführung wurde alles unter Mithilfezahlreicher Freiwilliger abgebaut undeingelagert. Die Oehlermühle ist wiederin ihren Urzustand als Museum zurück-versetzt und für Besucher unter sachkun-diger Führung von ihrem Besitzer AugustFürderer zugänglich.

Wann es dann wieder heißen wird„Bühne frei für die Jostäler Freilichtspie-le“ steht noch nicht fest, kann man dochals Außenstehender den enormen Auf-wand für ein derartiges Ereignis nur vageerahnen. Aber die wehmütigen Gefühlederer, die über ein halbes Jahr lang in soeinträchtiger, enger und eingeschwore-ner Gemeinschaft gelebt und gearbeitethaben, sind verständlich, ist doch jederBeteiligte zu Recht mehr als stolz darauf,ein Teil dieses großen Räderwerks gewe-sen zu sein und damit zum Erfolg der Frei-lichtspiele 2011 beigetragen zu haben.

Bei der letzten Vorstellung regnete es bis zum Schluss – dann wurden manchem Darsteller vor Rührung die Augenwinkel nass . . .

Die Kraft der Liebe: Rosa (Jana Klei-ser) und Peter (Peter Löffler).

Holzknechte (von links) BernhardBöhringer, Eugen Ketterer, OliverKienzler

Mystische Runde (von links): See-geist Konrad Faller, Urseehexe Re-nate Kleiser, Erdgeist Bernhard Klei-ser und Baumgeist Thomas Kleiser.

Schlimmer geht’s nimmer: Ausge-höhlte Brotlaibe als Schuhe für Bür-germeister List (Lothar Hofmeier)nebst Gattin Claudia Hauser.

Der Narr (Hans-Jörg Löffler) ist gestellt und wird eingesperrt.

Die Polizisten (Roland Rombach,links, und Karl Beha) finden Schnaps

Kopflos: Drei schwarze Gestalten(Ralph Ketterer, Thomas Rombach,Klaus Tritschler). Es gibt eine Zukunft: Der rettende Auszug der Kinder von Guta.

Wenn das mal gutgeht: Im reichenGuta haben sogar die Hühner Hals-ketten getragen.