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Beiträge zum Verständnis des babylonischen Gilgames -Epos Wolfram von Soden Wien Die 1934 erschienene neueste und derzeit beste deutsche Übertragung des Gilgamesepos durch den aus Rußland nicht zurückgekehrten Albert Schott in Reclams Universalbibliothek Nr. 7235 ist seit Jahren vergriffen. Auf Wunsch des Verlages und von Frau Beatrice Schott habe ich es über- nommen, eine durchgesehene und ergänzte Neuausgabe dieser Übersetzung vorzubereiten; sie ist im Frühsommer 1958 erschienen. Die erneute Durch- nahme des Epos zu diesem Zweck hat wieder zu einer Anzahl von neuen Lesungen und Erklärungen geführt. Damit nun der Leser nicht an ver- schiedenen Stellen nachschlagen muß, möchte ich hier alle Verbesserungen zu der inzwischen leider auch vergriffenen Ausgabe von R. C. Thompson, die mir bekannt wurden und die ich für vertretbar halte, zusammenfassen; für schon früher gemachte Vorschläge wird die Quelle genannt. Bei der Gelegenheit gebe ich, von dem kürzlich von J. J. van Dijk in Keilschrift- kopie herausgegebenen altbabylonischen Bruchstück einen ersten Bearbei- tungsversuch. Verbesserungsvorschläge zu R. C. Thompsons Ausgabe fin- den sich vor allem in ZA 42, 92—143 (A. Schott); OLZ 1935, 145f. u. 1955, 514/ ) (von mir); Or.NS 17, 17—58 (A. L. Oppenheim); ferner in den An- merkungen zu den nicht-deutschen neueren Übersetzungen von F. M. Th. de Liagre Bohl (holländisch; Het Gilgamesj-Epos, 3. Aufl. 1958), E. A. Speiser in ANET 2 72—99 (englisch) und A. Heidel (englisch; The Gilgamesh Epic, 2. Aufl. 1949) 1 . Neue Bruchstücke wurden herausgegeben noch von Th. Bauer in JNES 16, 254—62 (altbabylonisch); A. Heidel, JNES 11, 140/3 (2. Tafel); A. Falkenstein, LKU 39 und 40 (4. Tafel, mit Hinweis auf die Bearbeitung von A. Schott in APAW 1929, Ph.-Hist. Kl. 7,63 für Nr. 40); 0. R. Gurney, JCS VIII 87—95 (7. und 8. Tafel); E. Weidner, AfO 10,363 (12. Tafel). Die baldige Veröffentlichung einiger weiterer Bruchstücke, auf die an verschiedenen Stellen hingewiesen wurde, dürfen wir erhoffen. Im folgenden gebe ich vor allem die von Thompson abweichenden Lesungen. Auf die Übersetzung gehe ich nur in besonderen Fällen ein und lege dabei im allgemeinen die Übersetzung von Schott zugrunde. Nicht 1 Mir nicht zugänglich. Auch sonst sind mir gewiß verschiedene Bemerkungen ent- gangen, die hier genannt werden müßten, ZA X. P. 19 (59) 14 Brought to you by | Columbia University Library The Burke Library New York Authenticated | 128.59.62.83 Download Date | 8/19/12 5:15 PM

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Beiträge zum Verständnis des babylonischenGilgames -Epos

Wolfram von Soden — Wien

Die 1934 erschienene neueste und derzeit beste deutsche Übertragungdes Gilgamesepos durch den aus Rußland nicht zurückgekehrten AlbertSchott in Reclams Universalbibliothek Nr. 7235 ist seit Jahren vergriffen.Auf Wunsch des Verlages und von Frau Beatrice Schott habe ich es über-nommen, eine durchgesehene und ergänzte Neuausgabe dieser Übersetzungvorzubereiten; sie ist im Frühsommer 1958 erschienen. Die erneute Durch-nahme des Epos zu diesem Zweck hat wieder zu einer Anzahl von neuenLesungen und Erklärungen geführt. Damit nun der Leser nicht an ver-schiedenen Stellen nachschlagen muß, möchte ich hier alle Verbesserungenzu der inzwischen leider auch vergriffenen Ausgabe von R. C. Thompson,die mir bekannt wurden und die ich für vertretbar halte, zusammenfassen;für schon früher gemachte Vorschläge wird die Quelle genannt. Bei derGelegenheit gebe ich, von dem kürzlich von J. J. van Dijk in Keilschrift-kopie herausgegebenen altbabylonischen Bruchstück einen ersten Bearbei-tungsversuch. Verbesserungsvorschläge zu R. C. Thompsons Ausgabe fin-den sich vor allem in ZA 42, 92—143 (A. Schott); OLZ 1935, 145f. u. 1955,514/ ) (von mir); Or.NS 17, 17—58 (A. L. Oppenheim); ferner in den An-merkungen zu den nicht-deutschen neueren Übersetzungen von F. M. Th.de Liagre Bohl (holländisch; Het Gilgamesj-Epos, 3. Aufl. 1958), E. A.Speiser in ANET2 72—99 (englisch) und A. Heidel (englisch; The GilgameshEpic, 2. Aufl. 1949)1. Neue Bruchstücke wurden herausgegeben noch vonTh. Bauer in JNES 16, 254—62 (altbabylonisch); A. Heidel, JNES 11,140/3 (2. Tafel); A. Falkenstein, LKU 39 und 40 (4. Tafel, mit Hinweis aufdie Bearbeitung von A. Schott in APAW 1929, Ph.-Hist. Kl. 7,63 für Nr. 40);0. R. Gurney, JCS VIII 87—95 (7. und 8. Tafel); E. Weidner, AfO 10,363(12. Tafel). Die baldige Veröffentlichung einiger weiterer Bruchstücke, aufdie an verschiedenen Stellen hingewiesen wurde, dürfen wir erhoffen.

Im folgenden gebe ich vor allem die von Thompson abweichendenLesungen. Auf die Übersetzung gehe ich nur in besonderen Fällen ein undlege dabei im allgemeinen die Übersetzung von Schott zugrunde. Nicht1 Mir nicht zugänglich. Auch sonst sind mir gewiß verschiedene Bemerkungen ent-

gangen, die hier genannt werden müßten,

ZA X. P. 19 (59) 14

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behandeln möchte ich hier auch die strittige Einordnung verschiedenerBruchstücke, vor allem der 4., 5. und 7. Tafel. Ich stelle die altbabyloni-schen Bruchstücke, von denen nur die beiden ersten sicher zu einer Dich-tung gehören, voran. Selbstverständlich erheben diese Bemerkungen nichtden Anspruch, alle noch verbliebenen Schwierigkeiten, und das sind jaleider noch recht viele, aufzuklären. Aber eine Zwischenbilanz, wie sie imfolgenden zu geben versucht wird, kann einer neuen Gesamtbearbeitungsicher in manchem den Weg ebnen. Es ist vielleicht nicht überflüssig,darauf zu verweisen, daß Th(ompson)s Umschrift auf diakritische Zeichenverzichtet; für eine korrekte Umschrift muß also immer der Keilschrift-text herangezogen werden.

1. Die altbabylonische Pennsylvamia-TafelDa die Erstausgabe dieser Tafel P durch St. Langdon in UM X 3 beson-

ders fehlerhaft war und die dort beigegebenen Photographien nicht überallals Grundlage für eine korrekte Lesung ausreichen, bleibt hier trotz zahl-reicher, seither gegebener Verbesserungen immer noch manches zweifelhaft.

Für wahrscheinlich ip-tah\-[r]u-nim-ma ,,versammelten sich und" stattib-ba-su-nim-ma in I 6 und s[i l-i~\ p \-rum statt [ki]-is-rum s. OLZ 1955, 514,ebenso für te-ed-di-ra-as-sul-u-mal,,du wirst ihn umfassen und" als richtigeLesung von I 22. 14 at\-ba-la-as-su „ich brachte ihn" (Perf.) nach P. Jensen,OLZ 1932, 5. In Z. 20 sind die Punkte vor ta-ha-du zu streichen; es fehltnichts. Für e-si-e statt e-mi-a Z. 27 nach Th. Jacobsen s. ZA 42, 103; da-vor könnte man die Ergänzung zu \ad-da-g\al ,,ich schaute" erwägen, daein hier passendes Verbum der Bewegung wohl nicht zur Verfügung steht.

Für II 4f. ur-[ta-~\ya±-mu ki\-la\-al\-lu\-un\ aEn-[k]i-dü im-ta-si ,,sie beideumschmeicheln einander; Enkidn vergaß", 23 wa-a-nk re-i-im ,,Schlafplatzdes Hirten" und 32 ki-ma sehriml ,,wie einen Kleinen" s. OLZ 1955, 514.II 8 nach V 2 wohl sa-[am-ka-at\] als Eigenname. 13: ta-at-ta-[na\]-la-ak\15: libbil', 16: bltiml In Z. 19—21 sind nur wenige Zeichen ganz sicher zulesen: I9a-sar [ . ]? it? [.] ?-kal-nal-tim 2Qü <tf-[ta?] ? ?[ . ]? ? ? 21? ? [ . ] ?[.] ra?-ma-an-ka. Z. 22 Anfang al-ka-ti-ma\ ,,mein Wandel ist. . .". Z. 25sä sinnistiml Z. 35 i-na [se!-]ri-su (Jensen a.a.O.).

Zu III 4 ip-te-eq ,,er wurde beklommen" und 35 el-ru-um ,,wacher" s.OLZ 1955, 514. 18: as-sal-am-mi-im. 22 trotz der m. W. einmaligen Schrei-bung (statt normalen me-e) ul-tap-pi-it mil-i ,,er bearbeitete mit Wasser(seinen behaarten Leib)"; das Waschen geht dem Salben voran. 31: ut-tap-pi-is ,,er erschlug" (s. Nin. II: 112 [ut-tap-pi]-is). 33: na-qi-[d]u\ 37vielleicht: II? ? - ? [ . ] i-za-aq-qi-ir ,,reckt sich zwei . . . in die Höhe" ( ? ) .

Über die z.T. besonders schwierige Kol. IV hat nach G. Dossin, La pä-leur d'Enkidu (1931) A. Schott in OLZ 1933, 519/22 gehandelt. Nach immer

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erneuter Beschäftigung damit glaube, ich, mehrere Unklarheiten jetzt be-heben zu können. In Z. 15 erscheint die sachlich so ansprechende Lesunglu-us-me oder lu-us-mi nach Photo ausgeschlossen. Wahrscheinlich ist zulesen lu-us-si-a oder, falls auf dem Rand eine Bruchstelle ist, lu-us-si-a[-am\„ich. will rufen". 17 lies mit Schott u. a. i-kul-us-su-um-ma i-ta-wu\-su„spricht zu ihm". 18 e-es ta-hi-s[a\]-am ,,wohin eilst du?" (Jensen beiSchott a.a.O. ta-hi-i?-[sa]-am). 22 doch wohl bi-ti-is e-mu-tim l[ul-r]ul-[u\-k]al „zum Sippenhaus will ich dich führen!". Im folgenden ist, wieSchott a.a.O. und Jensen richtig gesehen haben, von der Ausübung desius primae noctis durch Gilgames die Rede. Die folgenden, z.T. neuenLesungen nach Photo erhärten dies: Z. 24 hi\-ia\-ar kal\-lu-tim „(die Ge-schicke der Menschen sind) die (Erst-)Wahl zur Brautschaft" (vgl. dazua-na ka-al-lu-tim i-hi-ru-si „zur Brautschaft erwählten sie sie" VAB 5,3,8).Z. 25 a-na älim tupl-sak-ki-i isl-se-en „der Stadt lud er immer wieder dieZiegelkörbe auf (Prt. Gtn!)". 26 uk-la-at älim e-luml sa-a-a-ha-tim „die Er-nährung der Stadt liegt auf den (freundlich) lachenden Frauen", nämlich,weil die Männer wegen der Fronarbeit dafür keine Zeit haben, sajjähu„(immer) lachend" (als Vogelname z.B. LTBA I 86 XIV 6; CT 41, 24 III15) bedeutet, von Früchten oder Wohnungen gesagt, etwa „köstlich" (s.B. Landsberger, ZA 40, 298; OEC VI PL XXXVI b 4); als absprechendeKennzeichnung höhnisch lachender Dämonen dient sajjuhu (Surpu III 79.84; s. GAG § 56o). Für elum als Nebenform von eli s. ZA 41, 137 mit Anm. 3.Z. 28. 30 pe-ti pu-ugl nil-si „geöffnet ist das (Bett-)Netz der Menschen".Schott, der schon richtig las, dachte noch an pukku, das aber wegen seinerBedeutung („Trommel"?) hier nicht vorliegen kann, pügu entspricht sum.gi 'sa-tur „kleines Netz (mit Holzstab)" (s. MSL VI, 67, 167, HARRAVI). Nach KAR 395 VI 18 kann der Mund (s. dazu l·'. R. Kraus, Or. NSXVI1941) kima pu-gi cgefügt sein' (ka-sir); in Z. 19 folgt als Vergleichsbilddie Bettmatratze. Hier ist p. offenbar das Netz, das über das Ehebett ge-zogen wird zur Absonderung von den anderen im gleichen Raum Schlafen-den; es mußte für Gilgames offengehalten werden. — Z. 34 lies mit Schottmu-tum\ „Ehemann", 37 si-ma~as-sum\, 39 mit G. Dossin i-ri-qu „wurdefahl".

Kol. V ist besonders schlecht erhalten; doch lassen sich einige Versewohl besser herstellen. Z. 9 libbil Z. 15 a-na-mi aGis ma-si-il pal-dal-tam„dem Gilgames gleicht er im Körperbau", padattu „Körperbau, Gestalt"setzt die Synonymenliste LTBA II 2, 307 mit länu „Wuchs, Gestalt", dashier in Z. 16 folgt und in JNES XI 140, 4 für p. steht, gleich. Es begegnetaußerdem in Maqlü VI 98, VIII 92 und IX 113, wo G. Meier „Gestalt"bzw. „Figur" übersetzt, ferner in zerstörtem Zusammenhang in K. 2599 +3069 VI 23. Merkwürdigerweise zwischen Wagenteilen erscheint das Wort

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in der Synonymenliste ZA 43, 242, 227f.; die dort genannten Synome ara-ziqqu und sipkätu entziehen sich allerdings vorläufig noch der Deutung. —Wenn die Ergänzung von Z. 17 richtig sein sollte, fehlt zwischen den beidenWörtern nichts. Für Z. 18 f. möchte ich mit allem Vorbehalt folgendeLesung und Ergänzung vorschlagen: [etlum a-sar (oder is-tu)] i-wal-ol?\-du i-k[u-ul sa-mi s]a di\-i-sil „[Der Mann, wo (oder: nachdem)] er geborenwurde, [aß] er [die Krauter] des Frühlings"; vgl. dazu Kol. II 5 und Nin.Tf. I: II 39 „mit den Gazellen ißt er die Krauter (ik-ka-la sam-mi)". EineGenetiv-Verbindung sammü (sä) dlsi kann ich allerdings bisher sonst nichtnachweisen; doch ist die Lesung grammatisch einwandfrei und paßt in denZusammenhang. Z. 22 „Ständig finden statt in Uruk die Opfer (ni \-qi-a-tum)". niqü bildet im Sinne von „Opferschaf" den PL masc., im Sinn von„Opferhandlung" aber den PL fern. (s. noch ne-qe-tim ARM II 137, 43. 46;ni-qi-a-te KAJ 254, 14; 291,7). Z. 23 „die Männer haben sich gereinigt".Z. 24 wohl sa-ki-in ma? l-sa-nu „ist hingestellt ein Kupfertopf"2. DiesesWort masänum kommt öfter in sumerischen Ur-III-Urkunden als akkadi-sches Lehnwort vor; L J. Gelb liest in MAD III 185 m. E. zu Unrechtma-sa-lum. Es besteht dort aus Bronze, Silber, Gold oder Lapislazuli, mußalso mindestens z.T. einen kleinen Gegenstand bezeichnen. Das Wort istwohl nicht identisch mit mittelass. masdnu etwa „Feuerzange" (s. K. Mül-ler, MVAeG 41/3, 76) und natürlich auch nicht mit den Holzgegenständenmusänum (CT VI 20b 30) und dem spätbab. massdnu. In Z. 25 erscheinti-sa-ru nach Photo ausgeschlossen, ist auch nicht sinnvoll. Eher sieht esnach i-dal-ru aus; allerdings kenne ich zlmü als Subjekt zu adäru „sichfürchten" sonst nicht (AnSt. IV 88, 91 ist sehr unsicher). Für Z. 30f.*Gi$it-[ti als-ha-ra] i-na mu-$i in-ne[-mi-id] s. OLZ 1955, 514. Z. 32 i-ta\-ak-$a-am*ma. Z. 33 mit A. Clay it-ta-[zi-iz'\ ?

Zu Kol. VI ist weniger zu sagen (für i-lu-du „sie gingen in die Knie" inZ. 16. 21 s. OLZ 1955, 514 und u. S. 218). Für i-ha-an-ni-i[p] s. jetztCAD VI 76b. In Z. 9 ist wohl besser [dEn-ki-du10] zu ergänzen. In Z. 18und 23 kann man zwischen ir-tu-ut (Prt. von ratätu) und ir-tu-ud (Perf.von rddu) schwanken. Mir ist rddu hier wahrscheinlicher, weil es nach denListen (TCL VI 35 V 11. VI 2f. || CT 19, 15: K. 5448A, 3f.) ein Synonymvon rdbu „erbeben" (von Erdbeben gesagt) ist. Z. 36 sar-ru-taml

2. Die altbabylonische Yale-Tafel

Auch die Erstausgabe der Yale-Tafel, die an Tafel P unmittelbar an-schließt, durch M. Jastrow und A. Clay in YOS Res. IV 3 war sehr fehler-

2 Statt ma-sa-nu las St. Langdon ip-sa-nu, was unmöglich ist (s. ip in Z. 10!), Thomp-son ur-sa-nu, ob\vohl die Tafel immer uv schreibt (II 4 und 14). Der 2. senkrechteStrich in ma scheint von Z. 22 durchgezogen.

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haft, was z.T. eine Folge ihres schlechten Erhaltungszustandes sein mag.Eine Photographic wurde nur von der etwas besser erhaltenen Rückseiteveröffentlicht. Eine Kollation der ganzen Tafel hat F. Stephens durch-geführt und darüber in einem Vortrag 1956 berichtet; bisher wurden aberm. W. nur einige neue Lesungen von P. A. Pohl in Or.NS 25, 2731 bekannt-gegeben. Die Zahl der noch unklaren Lesungen ist daher bei viel größerals bei P, und die folgenden Bemerkungen können auch nur für einen Teilvon ihnen Verbesserungsvorschläge geben. Zahlreiche Ergänzungsvor-schläge bei Th. sind fragwürdig oder sicher falsch.

I 19 f. lies mit Schott, ZA 42, 106 ü-ta-as-qu-u-ma i-pu-su ru-u^-tam,II 32 nach OLZ 1955, 514 [u-sa]-a[p-p]il „neigte herab". II 18 ist sichernicht zu &zw-[kat] zu ergänzen, sondern u-[ ] zu lesen. III 16 und V 14lies mit A. Ungnad und Schott a-na I IGI-GUNU &enta"äm nu-ma-at qi-is-tum ,,auf 10000 Meilern erstreckt sich der Wald''; für nu-ma-at fehlen m.W.nach wie vor weitere Belege. III 17 und V 15 ma-an-nu sä ur-ra-du (Un-gnad). III 24 und V 19 lies mit Stephens su\-pa-at ^Hu-wa-wa „die Woh-nung des H.<(, in III 40 und 42 *We\-er\ (statt *Gis bzw. Warnas). III 27verbinde mit E. Ebeling, AfO 8, 228 hi-li a-sa-di-sa (für ana sadisa). III 38wohl ki-i ni-il-la-ak n[i-i-nu] „wie sollen wir gehen . .. ?"

Kol. IV l gewiß su-ul-lu-u[m\]. In Z. 2 ist eine Form pu-ul-hi-a-iimgrammatisch unmöglich, aber auch die in OLZ 1955, 514 vorgeschlageneLesung unrichtig, weil das Wort für „Holzwurm" altbab. bustitum lautet(s. bu-us-ti-tum YOS X 35, 28 || RA 38, 88, 13 gegen RA 40, 85). Lies pu-ul-hal-tim, obwohl der Lautwert ha akkadisch noch nicht beobachtetwurde. Für tu\-qum\-tam\ in Z. 15 und [is-]tapl-ku\ „sie gössen" in Z. 35s. OLZ a. a. O. In Z. 5 ergänze wohl zu e-lu- sa-m\a-i\ ,,(Wer, mein Freund,)ist einer, dor zum Himmel hinaufsteigen könnte?" (s. GAG § 148 und149b für das Weglassen der Präposition, mit der ein Verbum konstruiertwird — hier ana — nach Partizipien und Infinitiven). In Z. 6 ist, je nach-dem, ob man in i-lu-ma einen PL oder Sg. sieht, u[s-sa~bul] oder u[s-sa-ab]zu lesen. Z. 7 a-wi\-lu-tum-ma. Z. 10 mil-is-su ,,was ist es . . . ?" (ZA 40,2002). Z. 12 ti-hi e ta-du-ur (Jensen). Zu Z. 13 vgl. GAG § 161 f. Z. 14f.„Gilgames hat mit dem gewaltigen Huwawa den Kampf cgeknüpft' (tu\-quml-tam is-tu)', für satü „weben, wirken, knüpfen" auch in übertragenemSinn vgl. G.Meier in AfO XIV 152. Z. 16 Ende i-na seriml Die etwasarchaische Form des Zeichens EDEN ist eine Fortbildung von Formen,wie sie etwa in CT 15, 26, 18 bezeugt sind. Z. 16f. „Er (Gilgames) wurdegeboren, dann wuchsest du in der Steppe auf. Der Löwe (la\-bu) griff dichan — du weißt ja alles — . ..". Die nächsten Zeilen sind leider für eineWiederherstellung zu sehr zerstört. Z. 24 und V 6 lies mit Schott lu-uk-su-ma\ (-am) ,,ich will abschneiden". Am Anfang von Z. 26 ist wohl entweder

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[al-kam] oder [ga-na] „wohlan!" zu ergänzen, am Anfang von Z. 27 nachZ. 30 [pa-si] (Ebeling I.e.), Z. 28 mit Schott [is-sa-a] b-tul-ma. In Z. 37 istdie Lesung noch sehr fraglich; das vorletzte Zeichen ist kaum U. In Z. 39f.lies mit Schott [i-pu-us] ul\-sa\ ,,er jubelte auf" (s. Tafel P VI 9) bzw. [is-me u]l\-sa-su, Z. 42 [. . . us]-sa-ab. Th. s. Ergänzung am Anfang von Z. 44ist sicher unrichtig.

In Kol. V 2 lies mit Stephens a.a.O. it-ta-nam-ba\-la ,,(dessen Namendie Länder) umhertragen", d.h. überall nennen. Z. 3 lu-uk-su-su?-mal,Z. 5 lu-si\-es-mi, Z. 6 lu-uk-su-ma\ (s. o. zu IV 24). Z. 13 ma-an-nu-um [säi-m\a-ha-ru. Für Z. 14ff. s. o. zu III 16ff. Z. 23 a-pa-lal-ah-su-ma. Z. 33harränam li-sa-a[s\-bi-ii~\-ka! ,,er lasse dich den Weg nehmen!" Kopie undUmschrift haben die Zeilenenden hinter der Bruchstelle l Zeile zu hochgestellt. Die zu Z. 30—33 gestellten Zeilenenden gehören zu Z. 31—34!Danach ist in Z. 33 [i-na su\-ul-mi zu streichen; dafür ist Ende Z. 34 ri\-bil-timl nach Photo klar zu lesen. In Z, 37 ist eine Lesung qäta-a nichtmöglich. Z. 39 a-na kärim i\ [-na su-ul-mi] ? Z. 41 dGisl

Kol. VI ist besonders schwierig, und die Ergänzungen bei Th. sind oftfalsch. Z. 3 [u a]ll-ka-su i\-lil la i-de ,,[außerdem,] seinen Wandel, meinGott, kenne ich gar nicht!" Z. 6 wohl [lu-us-] bi? bi-iam\ \i-n\a\ la-li-ka,,ich möchte mich sättigen am Hause in deiner Fülle". Statt [/w-us-]biwäre auch [/^-ku-]ul ,,ich möchte nutznießen" denkbar. In Z. 9f. sind dieNomina Nominative, können also nicht Objekt sein (so auch Schott).Z. 14 mit Schott [qa-as-tam] an-sa-ni-tam. Z. 16 Anfang [um-ma]-nu ? (s.Z. 56). Z. 17 ,,die [ ] bringen heran den Gilgames (dGisl)". Z. 18 ,,\Vann([i-na m]a~ti) wurdest du zurückgebracht in die Stadt (äliml^1) ?" Das Prät.Dt tu-ul-te-er ist hier merkwürdig; es ist nicht klar, wer diesen Satz sagtund Avas damit gemeint wird. Z. 20 \_a-ii\a\t 21 [>!], es liegt eine VctitivForm vor! Z. 22 lies mit B. Landsberger, ZA 42, HO2 \i-na\-ka lu su-wu-ra-ma ,,deine [Augen] seien erhellt!", ähnlich in Z. 28 [i-]na-su su-wu-ra-ma\i-na-sa-ar-ka]', für die Ergänzung des letzten Wortes vgl. ebenso wie fürsi-ib-qil-sul ,,seine Anschläge" am Ende von Z. 26 OLZ 1955, 514f. Z. 24,,Er kennt (a-mel-er) den Pfad, ist den Weg gegangen; 25er weiß um ([i-d]el)des Waldes Eingänge". Z. 27 Anfang [i-na] mah-ra ,,früher", Z. 29 [li-sa-ak-s]i-i[d-]ka\, Z. 30 am Anfang mit E. Ebeling, AfO VIII 228 [n]a-aq-bi-a-at pi-ka ,,die Gebetsanliegen deines Mundes" (vgl. für diese Bedeutungvon naqbltu Rit. acc. 77, 45. 47; 78, 9; 119, 32 u. ö.). Z. 31 li-ip-te-kum(Schott). Zu Z. 32f.: Während der S-Stamm von nasäqu ,,auswählen",,,auswählen lassen" bedeutet (s. ARM IV 11,6), hat der lexikalische St-Stamm anscheinend den Sinn von ,,in Ordnung halten". Objekt ist hier zuli-is-ta-si-iq erst der Weg, dann der Berg. In YOS II 137, 28f. heißt es:,,Mein Aufbruch steht nahe bevor. Das Haus halte für mich in Ordnung

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Beiträge zum Verständnis des babylonischen Gilgames-Epos 215

(a-na pa-ni- su-ta-as-si-iq). Stark zerstört ist RA 38, 87 Rs. 3 (a-na su-ta-su-uq i-[. . .]). Entsprechend zu deuten ist gegen J. Aro in StOr. 22, 73UM I 2, 20, 3: ,,Außenland und Stadt meines Herren ist in Ordnung ge-halten (su-ta-as-su-uq}. Den gleichen Sinn dürfte m-te-su-uq in BE 17, 9, 6und 65, 21 haben (Aro ebd. 30). — Z. 35 li-ib-la-ku\ Zur Erklärung vonki-ma se-eh-ri ,,recht bald" in Z. 37 vgl. L. Oppenheim, Or.NS 17, 332. InZ. 41 lies mumes! i-na na-di-ka; das mes ist etwas schlecht geschrieben, EList aber ausgeschlossen (auch orthographisch!). Z. 42 mit Schott ia-na-qi\Z. 43 [u] lu\ ta-ha-sa-as ,,(auch) sollst du denken" (vgl. für lü vor der2. Pers. Präs. GAG § 81 e). Z. 45 vielleicht [ki-]ma ta-as-tan-nu ,,so, wie dugekämpft hast". Z. 46 du-ug \-la-ni (mit Schott). Z. 47 Anfang [a-na] um-mänim (ERIM) „für die Kriegsleute"? Z. 53 wie V 2 [it-ta-na]m-foz!-la ?Z. 49 mit Schott te-er \-su-nu-ti, Z. o£[li-i]l-li-ku, Z. 57 [is-mu-u]. Z. 56 wohlwie Z. 16 [um-]ma-nu ,,die Kriegsleute". Z. 58 nach Kollation Stephens(s. Or.NS 25, 2731) etlü (KALme§), danach vielleicht us-te [-mi-qu-sum] „sieflehten [ihn an]" (für den Gebrauch des Verbums bei Bitten an Könige s. LIHNr. 60 14). Z. 60 li-lik il\-ka [Warnas] „es gehe dein Gott [Samas] !" Z. 61li-sa-ak-si[-id-ka ir-ni-ta-ka] wie in Z. 29. Z. 62 aGis\ u [dEn-ki-du10 . ..],Z. 63 wohl mu-de „der weiß . . .". Wie lang die Zeilen auf dem linken Randwaren (von Z. 53 an), ist wohl nicht mehr mit Sicherheit festzustellen.

3. Ein altbabylonischer Bericht von einem Traum Gilgames'sJ. A. van Dijk hat kürzlich in Sumer 13, 91 (PL 12) eine altbabylonische

Schülertafel wohl vom Teil Harmal des Museums in Baghdad (IM 52615!nicht 52265) veröffentlicht, in der zwar weder der Name des Gilgamesnoch der des Enkidu erhalten ist, die nach dem Stil aber doch sicher denGilgamcs-D.ichtti.ngen zuzuweisen ist. Van Dijk schlägt vor, diese .Erzäh-lung von einem Traum des Gilgames und dessen Deutung durch Enkiduin die Himmelsstier-Erzählung (Mitte der VI. Tafel in Nin.) einzuordnen,doch erscheint mir das nicht überzeugend. Van Dijk hat richtig Anklängean das akkadische Bruchstück aus Hattusas KUB IV 12 (S. 43f. bei Thomp-son) festgestellt. Der hier erzählte Traum kann jedoch mit dem dort abZ. 12 erzählten zweiten Traum nicht identisch sein, weil hier von einemStier und nicht von einem Berg die Rede ist. M. E. spricht daher der In-halt der neuen Tafel dafür, in ihr einen Bericht über den ersten Traum inder Reihe der drei Träume vor der Tötung des Huwawa zu sehen. Wederin Nin. noch in der Hattusas-Fassung ist der Bericht über diesen erstenTraum erhalten. Damit würde die Tafel wohl der I. oder II. Kolumne vonTafel V entsprechen bzw. dem abgebrochenen Anfang von KUB IV 12. Davan Dijk, dem wir für die Herausgabe dieser Tafel zu aufrichtigem Dankverpflichtet sind, ihre Bearbeitung, wie mir gesagt wurde, nicht plant,

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216 Wolfram von Soden

möchte ich sie hier vorlegen. Ich danke Herrn Dr. D. O. Edzard herzlichdafür, daß er auf meine Bitte die Kopie noch einmal am Original über-prüft hat. Leider bleibt vor allem in Z. 6ff. infolge der schlechten Erhal-tung der Tafel noch vieles unklar. [S. Korrekturzusatz S. 235.]

Vs. l e-li-i-ma a-na su-ri-im sä sadim (KUR) na-ap-li-ls ? ? [. ] ? ?2 si-ta-am sä i- a-na-ku ek-me-ku (fehlt nichts ?)3 ib-ri su-tam a-tu-ul ki la-{&p)-ta-at ki ne-ma(b&?)-at ki da-al-ha-at4 a-na-ku riml (AMme§) se-ri-im as-sa-ab-ta-nim5 i-sa-si-su qa-qa-ra-am i-le-te tar-bu-u*-ta-su i-na tu-ur sa-me-e-\e]m6 i-na pa-ni-su a-na-ku [a]l-tu-ud/t/tl i-sa-ba-at ? [ ] ? la-wi-at a-hi-ia8 lisänam (EME) is-lu-pa-a[m . . . ( . ) ] -im i-na DU? ? KI? ?

Rd. 9 u- ? -ki U li ? ? [ . . . . ] ? -ti-e me-e na-di-su [is-] qi-a-niRs. 10 [i-] lum ib-ri sä ne-la-ku-[ "\-sum

11 -ul ri-mu-um-ma nu-ku-ur mi-im-[mu-su]12 ri ?-mu sä ta-mu-ru aSamas na-si-ru-um13 i-na da-an-na-tim i-sa-ba-at qa-at-ni14 sä me-e na-di-su is-qu-ka15 il-ka mu-ka-bi-it qa-qa-di-ka16 dLugal-bän-da ne[-i~]n-ne-mi-id-ma17 is-ti-a-at ne-pi-is si-ip-ra-am sä la i-ba-as-su i-m\u\-tim

1 „Steig hinauf auf den Felsen des Berges, schau an !2 Des Schlafes der Götter bin ich beraubt.3 Mein Freund, ich sah einen Traum: wie war er schlecht, wie

wie wirr!-l Ich packte gerade Wildsticrc der Steppe;5 Bei seinem Rufen , den Erdboden seine Staubwolke durch

des Regens.6 Angesichts seiner ging ich in die Kniel Er (sie?) packt [ ], sie hält umfaßt meine Arme.8 Die Zunge riß er heraus :9 , mit Wasser aus seinem Schlauch tränkte er mich".

10 ,,Der Gott, mein Freund, zu dem wir hinziehen,11 ist nicht der Wildstier; fremdartig ist alles [an ihm].12 Der Wildstier, den du sahst, ist Samas, der Beschützer!13 In der Not wird er unsere Hand ergreifen.14 Der mit Wasser aus seinem Schlauch dich tränkte,15 ist dein Gott, der dir Ehre erweist,16 Lugalbanda. Wir wollen uns zusammentun und17 das eine tun, ein Werk, das nicht durch den Tod zuschanden wird".

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Beiträge zum Verständnis des babylonischen Gilgames-Epos 217

Bemerkungen

Z. 1. In Z. 1—9 spricht offenbar Gilgames, in Z. 10—17 Enkidu. Dakeines der sonst bekannten Wörter z/s/süru bzw. z/s/surru nach dem Zu-sammenhang hier vorliegen kann, muß hier wohl eines der in der altbab.Dichtung nicht ganz seltenen kanaanäischen Lehnwörter angenommen wer-den, nämlich kanaan. sür „Fels", das aram. für „Berg" entspricht. Ichkenne das Wort im Akkadischen sonst nicht. Es ist gewiß nicht identischmit dem Stein surru (hebr. sör), der als Bearbeitungsgegenstand für einensuppinnu in MSL V 153, 38 genannt ist und dem Ninurta im Epos Lugal-eXII ein wenig freundliches Schicksal bestimmt (AOTU I 308, 5ff.). — So-fern hier eine sonst nicht bezeugte phonetische Schreibung angenommenwerden darf, könnte man die Spuren am Zeilenende zu [dE]n-k[i]-du er-gänzen, doch ist das sehr unsicher.

Z. 2. Gemeint ist: des von den Göttern geschenkten Schlafes.Z. 3. Da es eine Verbalform la-ta-at nicht gibt, erscheint die Emendation

zu la-(ap)-ta-at unerläßlich, laptat ist ein häufiges Prädikat zu tertum„Opferschau" (s. ZA 43, 253; für den PL vgl. ARM II 39, 64; 97, 7; IV88, 13); hier ist in den Traum hineingegriffen3, so daß er ungünstig wird.Ganz unklar ist das nächste Prädikat ne-ma-at (ma wurde auch durchKollation bestätigt); ich kenne kein Verbum emüm (nicht ewüml), von demdiese Form abgeleitet werden könnte. Darf man trotz der Zeichenform ne-b3il-at lesen und dann an e/ab/pu „umwölken, zudecken" (s. tab-ba-a AMT10, l, 10; ip-pa-a 14, l, 5; Objekt sind die Augen) denken? „Wie ist erumwölkt!" ergäbe einen leidlichen Sinn; allerdings würde der Stativ Nstatt des Stativ G recht auffällig sein.

Z. 4. Sehr merkwürdig ist das Ventiv-Affix des Flurais -nim bei derSing.-Form as-sa-ab-ta-nim', es erinnert an die gleichfalls merkwürdigeSing.-Form ta-da-am-mi-qu-nim in RB 59, 246, 8/10 (s. dazu Or.NS 26, 318).Erst eine größere Anzahl von Beispielen für diese wohl nur dichterischeAusdrucksweise könnte eine Deutung ermöglichen (vgl. vorläufig noch dasviel spätere -mi-sa-an-ni „wurde mir zu gering" Ash. Nin.A V 47 undu. zu Tf. XII 56).

Z. 5. i-sa-si-su kann hier wohl kein Präs, sein, sondern nur für ina sasi-su stehen, i-le-te kann doch wohl nur das Präs, von letü „spalten" sein;kann aber eine Staubwolke den Erdboden 'spalten3 ? Vielleicht hat dasVerbum noch eine übertragene Bedeutung. Zu den verschiedenen Spiel-formen des jünger meist turbutu lautenden Wortes für den Staubsturm(s. dazu Or.NS 23, 343) kommt hier mit tarbutum eine weitere. Der St.constr. tu-ur kann hier dem Sinn nach wohl nicht von dem sumerischen

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218 Wolfram von Soden

Lehnwort tjturru Band abgeleitet werden. Von dem Infin. D turrum jedochsollte man altbab. den St. c. turri erwarten (vgl. ku-ul-li älim ARM IV 11,12. 14). Falls also nicht doch dichterisch schon die jüngere Form tür nebenturri (vgl. jünger ana tur(ri) gimilli etwa B A VI l, 152, 14) anzunehmenist, kann nur auf das dichterische türum „ Zurück weich en" (dazu ZA 49,172) verwiesen werden; was das ,,Zurückweichen" des Regens dann hierkonkret bedeuten soll, ist allerdings schwer zu sagen.

Z. 6. Die nächstliegende Ergänzung zu a-na-[ku] erscheint nach derZeichnung der Zeichenspuren etwas schwierig, ist aber vielleicht doch ein-zusetzen. Die Verbalform ist dann vielleicht eher zu [&~\\-tu-ud „ich gingin die Kniee" (s. o. S. 212) als zu [a.]r-tu-ud „ich erbebte" zu ergänzen,weil der Raum für ar nicht ausreicht, [ku nach J. van Dijk sicher.]

Z. 7. Was für ein Objekt auf i-sa-ba-at folgte, bleibt vorläufig ebensounklar wie das vermutliche Subjekt zu la-wi-at. la-wi-at a-hi-ia könnteübrigens im Sinne von „die meine Arme umfaßte'' verstanden werden;dann würde davor ein Prädikat zu ergänzen sein.

Z. 8. saläpu „herausreißen" hat als Objekte selten Personen (z.B. Gilg.Bö. Z. 17), an Sachen neben dem Schwert (patru oder namsaru, dieses imGilgames-Epos JNES 16, 256 Rs. 3 und wohl auch Tf. IX: I 16) aber vorallem die Zunge (Maqlü VII101; AfO VIII 184, 28; 188 Rd. 1; AS 5, 74,86). Obwohl Wortzeichen mit Ausnahme der allergebräuchlichsten in denaltbab. Dichtungen nur wenig verwendet werden, kann hier wohl nur EMEgelesen werden; die Zeichnung von D. Edzard gibt den Zeichenrest nochdeutlicher. Für ein syllabisch geschriebenes Wort reicht auch der Platznicht. Vermutlich reißt der helfende Gott die Zunge des Stieres aus (s. Z. 4),der Gilgames im Traum bedrängte. Eine sinnvolle Deutung der Zeichen-reste am Zeilenende ist mir noch nicht gelungen.

Z. 9. Die Verbalform am Anfang wird man entweder zu u-[t]a-ki-il „erermutigte" oder zu u-[s]a.-ki-il „ergab zu essen" ergänzen wollen; zur Zeich-nung der Reste des 2. Zeichens (auch bei D. Edzard) paßt freilich beidesnicht sonderlich (noch weniger übrigens u-[n]a.-ki-il „er machte kunstvoll").Wenn man gleichwohl u-sa-ki-il liest, könnte man hinter U statt des ganzunsicheren li auch se- ? [ ] lesen, also vielleicht eine Form von se'um„Korn". Der Zeichenrest vor -ti-e sieht am ehesten nach it oder is aus,ohne daß andere Möglichkeiten ausgeschlossen wären; auch hier gelangmir noch keine sinnvolle Ergänzung. Für das Ende von Z. 9 vgl. Z. 13.

Z. 10. Die Vorliebe dieser Tafel für das Zeichen ne fällt in der ungewöhn-lich geschriebenen Form ne-la-ku besonders auf.

Z. 15. Die Verbindung qaqqadam kubbutum (Gegensatz qullulum) ist altbab.nicht selten (s. P. Kraus, MVAeG 36/1,105f.; ARM II 51, 24; VI 76, 19.25).Die Zeilenenden decken sich hier und in Z. 16/17 nicht mit den Versenden.

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Beiträge zum Verständnis des babylonischen Gilgames-Epos 219

Z. 16. Die Präsensformen hier und in Z. 17 (ne-pi-is steht für neppes]sind wohl als aufmunternde Aufforderungen zu verstehen und nicht alsfuturische Aussagen. Der Aufforderung dürfte wie im jüngeren Epos, daszwischen die drei Träume lange Wegstrecken legt (s. dazu vor allem dasBruchstück LKU 39!), der Aufbruch zum Weitermarsch gefolgt sein.

4. Ein altbabylonischer Bericht von der Tötung des HuwawaEine vorzügliche Ausgabe dieses wichtigen Textes, der auf einer ein-

kolumnigen Auszugstafel aus Nerebtum (Iscali) leider nicht vollständig er-halten ist, verdanken wir Th. Bauer als seine letzte Arbeit (JNES 16, 254bis 262). Nur ein paar Ergänzungsvorschläge und Verbesserungen sind zugeben: Z. 8 ergänze vielleicht nach OIPII149,10 (ina si-pir aSi\-kal-gu) zu[. . . si-pi-ir aSi)-ka-an-gi-im. si-ka-an-ga ist nach Vokabular ZimolongI 49 ein Synonym zu asgab = askäpu „Lederarbeiter''; dazu ist zu ver-gleichen aus der großen Götterliste dS[i-kan]-gu = d£-# sä as-ka-pi CT24, 43, 132. Sikangu war also der Schutzgott der Lederarbeiter und gehörtezum Ea-Kreis, Ist meine Ergänzung hier richtig, müßte hier von der Aus-rüstung der Helden mit Lederzeug die Rede gewesen sein. In Z. 10 ist inder Umschrift am Ende versehentlich \n\i-ka-sa-da-ma ausgefallen. In Z. 13dürfte nach Rs. 22 i-sa\-qar zu lesen sein (zag ist kein altbab. Lautwert!).In Z. 14 ist wohl mit der Kopie e-sa-am „wohin ?" ohne folgendes -ma zulesen. Rd. 3b ergänze wohl zu ne-er i[t-t]i-sW ,,erschlage mit ihm!". Rs.Ende vielleicht [i]k-su-su „er faßte ihn" (vgl. für ähnlichen Gebrauch vonkasädu im Epos Yale-T. V 3 und Nin. VI 162, ferner IV R 20: l, 2). Rs. 12wohl [ma-sa-a]r\ qi-is-tim „den Wächter des Waldes". Rs. 13 Ende gibtdie Kopie La-ab-na-an\ In Z. 14f. paßt die Lesung ip-sa-[hu] in beidenZeilen nicht gut zur Autographic (Z. 11 eher itr\-tfr··[_ ] ?) und muß daherals sehr unsicher gelten. —· In Z. 19 setzt die Lesung ri-ki-is-tam eine Be-deutung von rikistu voraus („Wehrgehenk"), die m. W. nirgends bezeugtist; rikistu bedeutet sonst nur „Bindung, Vertrag" und ist mir erst seitmittelbab. Zeit nachweisbar. Die Lesung am Anfang der Z. 19 ist wenigbefriedigend und bedarf erneuter Nachprüfung am Original; für die zweiteHälfte möchte ich [i-t]e\-er-ri qi-is-tam „[er] dringt in den Wald ein"vorschlagen. Eine genaue Parallele zu diesem Ausdruck kenne ich nicht;der Stativ ten „er durchdringt" wird aber oft mit dem Akk. verbtinden(s. B. Meissner, BAW I 48f.; Übersetzung dort z. T. ungenau).

5. Das Meissner-BmchstückZu diesem, von Thompson auf S. 53f. umschriebenen Bruchstück (unterer

Teil einer vierkolumnigen Tafel) z. T. im Anschluß an die der Erstausgabe vonB. Meissner in MVAG VII l beigegebenen Photographien das folgende:

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220 Wolfram von Soden

Kol. I 2 ergänze am Anfang mit Schott, ZA 42,132 wohl zu [ü-ta.-b]a-a$„er bekleidete sich" (s. ebd. zu a-ta-al-lu-ki da-li-im in Z. 10). In Z. 3f. istTh.s Lesung wie noch mehrfach bei dieser Tafel mit der Grammatik unver-einbar. Wahrscheinlich ist zu lesen nach Photo: [u a.-.ri\a bu-ra-tim äGis säla ib-si-a ma-ti-i-ma [qi-b]i\-i-ma „[Außerdem, zu] den Brunnen, Gilgames,die nie existiert hatten, [spr]ich, dann (wird Wasser heranführen meinWind)". Hier lädt wohl eine Gottheit den Gilgames ein, um die Füllungausgetrockneter Zisternen zu bitten. Statt [qi-b]i-i-ma wäre auch [aq-b]i-i-ma ,,[ich] sprach" denkbar. Die Ergänzung eines anderen Verbums einerWurzel xb/pi gibt, soweit ich sehen kann, keinen befriedigenden Sinn. InZ. 5 ist Schotts Lesung i-td-ku-us-su (sie!) nicht möglich, weil bei einem zui-ta-su-us parallelen Perfekt der mittlere Radikal nicht verdoppelt seinkönnte (i-OA-AK-KU-us-su); auch ist DA für td altbab. nicht üblich. Dadas aus Omina und mathematischen Texten bekannte Verbum dakäsu etwa„ausbeulen" zur Ablautklasse gehört (Prs. idakkas RA 27, 148 f., l f., 7;AMT 45, 6, 6), kann es hier nicht vorliegen. Vielleicht ist an ein Verbumdaqäsum zu denken (dann wäre i-da-aq-qu-us-su zu lesen), das mit ar. da-qasa „eindringen in" zusammenhängen könnte (also „[Samas .. .] geht aufihn zu"??) ; doch bleibt das vorläufig sehr unsicher. — Zu sal-ka-pu-umma-du- „war das Ausruhen viel?" in Z. 11 vgl. OLZ 1955, 515. In Z. 13hat man das ip sicher zu Recht längst als Schreibfehler für U aufgefaßt(li-if \-tu-la-a-ma). re-qe-e-et in Z. 14 kann keinesfalls von riäqum „leer sein"abgeleitet werden, da die Form dann riqat heißen müßte. Es muß die Frage-form zu reget „ist fern" sein, das für den normalen Stativ rügat steht (vgl.reqam in IV 13 neben rügim in IV 6). Was hier mit „ist die Finsternis fern ?Wie viel ist die Helle?" eigentlich gemeint ist, ist mir nicht klar.

Kul. II 2 lies sä a-ra-u>m-Ht,u-su\ „den ich (sehr) liebe"; nach du-un-ni-iSdürfte nach Photo nichts fehlen. Z. 7. ib-ri-ma-an\ i-ta-ab-bi-a-am „meinFreund könnte doch aufstehen", u^-mi-im in Z. 8 statt des zu erwartendenPlurals u^-mi ist wohl ein Schreibfehler. Z. 9 a-di\ tu-ul-tum im-qu-tamli-na ap-pi\-su (s. Schott, ZA 44, 134).

Kol. IV 9: s. Schott I.e. Z. 10 sä ds\-hul-ra-am sa-di-i „der ich die Bergesuchte" (s. dazu auch as-hur al-li-ka Nin. Tf. X: V 25). Parallelen zu derauffälligen Form re-qe-e-tam (statt reqtam „fernen") aus den alten Hymnens. ZA 40, 226.

6. Das akkadische Bruchstück aus Hattusas (Gilg. Bö.)Dieses, von E. Weidner in KUB IV 12 veröffentlichte und von Thompson

auf S. 43 f. umschriebene Bruchstück schließt im erhaltenen Teil der Vs. in-haltlich an das altbab. Stück Nr. 3 an. Der schlecht erhaltene Text bietet nochmancherlei Schwierigkeiten. Folgende Verbesserungen zu Th. sind möglich:

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Beiträge zum Verständnis des babylonischen Gilgames-Epos 221

Vs. 3 Ende e-li-[ia i-ü-ib] „(dein Traum . . .) ge[fiel mir"]. Z. 5 Ende>iu-bd-at[-ta is-ku-nu] (vgl. z.B. LKU 39 I 2). Z. 6 Ende ik-ta-al-da-a$[-su-'lu-ti] (von Schott richtig übersetzt). Z. 9 Ende mi-na-a e[-re-ku] wie Nin.Ff. V: III 10 (Schott richtig). Z. 19 u-sä \-a£-ki-in. In Z. 24 kann mu-uh-hinicht als Präposition aufgefaßt werden, sondern muß nach al-kä ein Im-perativ sein. Da das Verbum mahü „rasen'' hier nicht vorliegen kann,übrigens m. W. auch keinen D-Stamm bildet, werden wir mu-u-i lesen.Für mu "ü hatte ich in Or.NS 24, 388 eine Bedeutung wie ,,niederwerfen"j. ä. vermutet. Objekt zu mu"u sind im Epos Lugal-e Steine, denen einböses Geschick bestimmt wird (s. AOTU I 294, 26; 295, 24), in dem Grenz-stein BBSt. Nr. 7 die 'Wohnstätten3 (lies II 23 li-ma-i-i da-ad-mi-su). i-ials sum. Entsprechung begegnet außer in AOTU I 294, 25 auch in der ListeVAT 10262 I 15. In der Synonymenliste LTBA II l XV 8 ist die Ent-sprechung von mu-u-u leider z. T. zerstört (s. dazu Or. a.a.O.). Hier wärepu-luh-ta[-su] ,,seine (des Berges?) Furchtbarkeit" Objekt. Etymologischwird musyu wohl mit hebr. mähä und Picel mihä sowie ar. mahä/mahhä,,wegwischen, (Spuren) vertilgen, auflösen" zusammengehören, doch mußdeswegen die Bedeutung des akkad. Verbums nicht genau die gleiche sein.Für eine ganz exakte Bedeutungsbestimmung reichen die mir bekanntenBelege noch nicht aus.

Rs. 2 lies i-na bit ilili-su -na-si-is [qi-im-mat-su], Z. 3 Ende ar-s[u-ti-su]„seine schmutzigen Kleider" (vgl. dazu Nin. Tf. VI 2f.). Z. 4 Anfang gewißir-ta-kä-äs ,,er band", Z. 5 lu- ka-ial-na ,,es sei(en) ständig". Z. 10 li-na-sa-ma wohl für linnasdm-ma (N-Stamm von nasü, genauer Sinn wegen deszerstörten Zusammenhangs unklar). Rs. 12 ist si-da-at/la vor den Krank-heiten $i~ig-ga-ta und ek-ke-ta mir vorläufig unverständlich; auch im fol-genden bleibt bei der schlechten Erhaltung vieles unklar (Z. 15 i-idm-ra-·an-ni bürul (AMAR) „es sah mich ein Jungstier"), da der so schlecht er-haltene mittlere Teil der 6. Tafel von Nin. auch nicht weiterhilft. Auf un-sichere Vermutungen möchte ich verzichten.

7. Das ZwölftafeleposTafel I

Kol. I. Zu Z. 1—19 s. Oppenheim, Or.NS 17, 17—20, der in Z. l wohl zuRecht lu[-se-e\]-di, in Z. 2 [sä ta-ma-a-]ti i-du- und in Z. 11 am Ende ni-ib-h[u-sü] ,,seine Friese" liest, in Z. 7 aber sicher falsch ergänzt (lies dortTi[-ta-dir] ,,geriet in trübe Stimmung" nach AMT 86, l II14 und ABL 5Rs. 6 oder o[-du-ur] ?). Z. 12 i-fapl-la-as mit E. Weidner, AfO 16,80. Z. 18Anfang nach K. 16024 sum\-ma\ „ob" (Schott, ZA 42, 98).

Kol. II (die Ergänzungen sind z. T. sehr fraglich!). Z. 10 wie 22 su-utl-bu- . Z. 11 [i\]-ta-ad-da[-ru] „immer wieder gerieten in Furcht (die Man-

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222 Wolfram von Soden

nen)" (Oppenheims Vorschläge a.a.O. 22 kann ich nicht übernehmen).Z. 30 Ende mit Schott [dGilgames], Z. 31 Ende noch unklar. Z. 35 qull-ti„(Nacht-)Stille" (Ebeling, AfO 8, 227). Z. 36 Anfang [$u]-9u-ur (Schott,ZA 42, 96). Z. 41 wegen der Prs.-Formen in Z. 39f. i-tabl (s. AnOr. 27, 84).

Auch in Kol. III sind die Ergänzungen z.T. recht unsicher (Z. 6 undZ. 33 Ende mit Schott [ik-ka-la sam-mi], in Z. 21 und 42 i-sa-ni\-qul (derAkk. bu-lam in Z. 42 ist schlecht). Z. 5 und passim ina muhhil statt ina eli(ebenso I 16 und oft ana muhhil).

Kol. IV 29 u su- i-si-i[h r]a-pa-as ha-si-sa (gegen Schott z. St.; Th. ähn-lich); für sdhu „heranwachsen", vom Geist gesagt, vgl. sä . . . . i-na ta~sim-ti i-se-e-hu „der an Einsicht wuchs" Sarg. Cyl. 38. Z. 32 Anfang u salm[ilha-rim]-ti i-qab-bit- (so offenbar nach der Kopie von P. Haupt in NE!).Z. 39 und 46 ^/e(KAL!me§) nach Kollation S. Smith (ZA 42, 102). Z. 47Ende vielleicht lu qab-[lu] „(dann) sei Kampf!".

Kol. V 2 Anfang wohl \er-ru\-um-ma „ich werde eintreten und". In Z. 4ist -~\ra gewiß Ende einer Verbalform. Schott läßt hier wohl mit Rechteine neue Rede der Dirne beginnen. Für a-s[ar e]tlelmQS us-[s]u\-hu nebe-Aeme§ „wo die Männer mit Gürteln angetan sind" vgl. OLZ 1955, 514,ebenso für Z. 35 Anfang [ki-i ser-ri la\-i-i „[wie ein schwajches [Kind]".In Z. 9f. sind die Ergänzungen kaum richtig. Es ist sehr unwahrschein-lich, daß hier von Buhlknaben die Rede ist; keine der bezeugten Gebrauchs-weisen von a-lu-u paßt dazu. Ende Z. 10 [su] ?-su-ma bi-nu-tu? Z. 13 wohl[Sa la ti-]du-u ba-la-ta „[der du] das Leben [nicht] kennst". Für ha-di-*u(-u)-a amelu (Z. 14) gibt CAD VI 24a die richtige Deutung. Z. 19 bedarf derKollation. Zwischen -lu und sa fehlt vielleicht etwas. Z. 26 sunatl Z. 30und [44] mit Ungnad und B. Landsberger (s. ZA 42, 102) ul-tab-lak-ki-is-su„ich suchte es immer wieder zu verrücken". In Z. 38 und 46 ist die Er-gänzung von [as-su] ebenso wie in VI 15 und 20 sicher falsch, da der Textmit P II l nicht gleichlautend ist. Wahrscheinlich sind mit Jensen in KBVI/1, 130ff. die Pronomina [at-ti] bzw. [a-na-ku] zu ergänzen.

Kol. VI (für Z. 15 und 20 s. zu V 38). Z. 5 [us-te-]ne-zib-ka (s. Tf. III: I 4)„er wird dich immer wieder retten". Z. 6 [pa-äs-r]a£ su-na-at-ka „gedeutetist dein Traum" oder vielleicht [ma-ag-r]a£ „ist günstig". Z. 25 mit Schottund Landsberger, ZA 42, 104, [ . . . ina is-]qi rabi1 li-in-qu-tam-ma „möge mir durch das große Los zufallen!"

Tafel II

Kol. II 2 [ut-tap-pi]-is bar-ba-ri „er erschlug die Wölfe" nach P III 31.Z. 4 muß na-qid-sa-nu-ma verschrieben oder verlesen für na-qid-su \-nu-masein (s. dazu P III 34 ma-as-sa-ar-su-nu). Z. 5 wohl ta-sib\ „er sitzt" (s. Tf.XI 19). Z. 36 lies statt des sinnlosen i-bi-es vielmehr i-kas-sadl „er er-

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Beiträge zum Verständnis des babylonischen Gilgames-Epos 223

reicht" ? Z. 42 ergänze mit OLZ 1935, 145, nach Tf. I: V 35 u-n[a-a§-£a-qusepe-su]. Z. 50 nach Kollation W. Lambert [s]i/>[-p]u?([p]i?) ir-u\-bu „dieTürlaibungen erbebten".

Kol. Ill 47 f. gewiß mit Th.s Anm. auf S. 74 nach A. Poebel fRi-mat-aNin[-sun]. Kol. IV 4 wohl sar-bis ic-naml-bal ,,er klagt bitterlich". IV 13wohl mit Ebeling, 1 VIII 227, [in-ned]-ru-ma „sie umarmten sich und".In Kol. 4 lies mit A. Heidel nach dem von ihm in JNES XI 140ff. heraus-gegebenen spätbab. Bruchstück (Rs. 8) i-sem-me/me-e-ma a-na 60 beri ri-mat/ma-at 8lsqisti „er hört auf 60 Meilen das Rauschen des Waldes" (dieDeutung von ri-mat/ma-at gegen Heideis Übersetzung nach B. Landsbergerebd. 143; vgl. ramämu, vom Feld gesagt, CT 40, 46, 16 || 47, 9). — Das vonTh. auf S. 18f. umschriebene Bruchstück K. 9759 ist als Rest eines Gebetesan Adad (?) hier zu streichen; vgl. die Bearbeitung durch E. Ebeling inAGH 104f. (verbessere dort in Z. 8 i-ru-bu in i-sub-bu nach summa samüi-subSu-bu in Comptes-Rendus de Academic des Sciences de l'URSS 1927,196, 9; Z. 11 mu-ne\-es-su „der zum Leben erweckt"). — In JNES XI140,3 kann ra-am-ma nicht gut Stativ zu ramämu sein, da solche Verbenmeist keinen Stativ bilden. Vor ra liegt wohl gegen den Herausgeber keineRasur vor, sondern ein verdrücktes Zeichen. Das nach P V 13 zu erwar-tende pah-ra-am-ma hat allerdings wohl nicht dagestanden. Am Ende ni-su ma t[i] ? „die Menschen des Landes".

Tafel III

Kol. I 3 [i\]-na-ka „deine Augen"; mi-hi-is-ka tuk-k[il\] „mache deinenSchlag zuverlässig]!" (Ebeling, AfO VIII 229). Z. 10 a-na ser hi-ra-a-ti pa-gar-su lib- „zu den Gattinnen bringe er seinen Leib" (s. Speiser, ANET2

81 a). Z. 23 ag-da-sci'l, gewiß Prät. Gtii „ich bewies überlegene Kraft" (s.dazu ina gi-tas-su-ri-ki, von Istar gesagt, RA 12, 78, 14). Z. 30 lub\-si oderlib-si. Für eine mögliche Ergänzung auch von Z. 31 s. Schott, ZA 42, Ulf.

Kol. II 2: Den Pflanzennamen liest R. C. Thompson jetzt (in DAB 42f.)phonetisch utu-lal (cdu reinigst3); die von ihm angegebene Schreibung utul-lal ist mir allerdings nicht nachweisbar. Z. 8 a-[na ma-ha]r? aSamas (wieZ. 9) ? Z. 20 doch wohl (trotz Schott, ZA 42, 1121 mit B. Landsberger) wieIII 5 si-i a-a i-dur-ka „sie soll dich nicht fürchten"; si ia-a-^i des einenExemplars ist wohl ein Schreibfehler. In Z. 23 ist Schotts Ergänzung (ZA42, 112) zu sup-q[i-su] „laß ihn übergeben!" sehr unsicher, obwohl derS-Stamm von paqädu auch bei Asarhaddon (ed. R. Borger) § 48, 2 be-zeugt ist.

Kol. III 3 nach IV 17 zu ana si-it [ -ri-sa] zu ergänzen ? Für Z. 5 vgl. o.zu II 20. Kol. IV 15: Wenn hier mit Jensen, ZA 42, 112 „löschte" gemeintist, so ist nach Surpu V/VI 178 und 181 sowie TuL 94, 29 mit Th. u-kab-bit

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224 Wolfram von Soden

zu lesen; u-kap~pit würde bedeuten „er (sie) ballte zusammen" (tu-kap-patoft in medizinischen Texten, von Drogen gesagt: KAR 201 Rs. 38, 40f.;AMT 43, 5, 6; 57, 5, 14 u. ö.). Z. 20 mit B. Landsberger, AfO 10, 146 u. ö.[k]ul\-ma-sa-a-ti. Für Kol. VI 9 vgl. zu I 10.

Tafel IV

Zu dieser Tafel gehören von den von Th. dazu gestellten Bruchstückenmit Schott, ZA 42, 113ff. nur K. 8591 und sein Duplikat K. 13525, wiejetzt das neue Sultantepe-Bruchstück von Tafel VII (s. dazu u. S. 227) er-weist. Die inhaltliche Abgrenzung von Tf. IV gegen Tf. V und damit dieEinordnung einiger Bruchstücke ist noch immer unsicher. In Kol. V 8f.ergänze zu \i\h-hal-lap\ die in CAD VI 36a vertretene Ergänzung zu [us-]ta-hal-lap kann sich auf keinen sicheren Beleg eines S-Stamms stützen. InZ. 9 ist die Lesung sa-hi-it-ti sicher falsch; liegt ein Wortzeichen NfG.SUHURL? für eine Art von Kopfbedeckung vor? Z. 10 it-ku-p[u\] „siestoßen einander". Z. 11 it-til-ta „einmal (rief er)" (s. J. Aro, StOr. 20, 71und in Ugarit PRU III 167, 14). Am Ende mit Schott, ZA 42, 116 pi-[rit-ta] „Schrecken".

In Kol. VI 25 ist die Lesung und Ergänzung Th.s sicher unrichtig (esgibt kein Verbum magül)', Schotts Ergänzung (ZA 42, 117) ist aber gleich-falls sehr unsicher. Das von Th. als sicher gegebene Zeichen gi ist nachden früheren Ausgaben auch sehr fraglich. Auch in den folgenden Zeilensind Lesungen und Ergänzungen Th.s z. T. ganz fraglich. Z. 31 wohl nichttal-tap-pit, da lapätu nicht zur i-Klasse der Verben gehört (il-ta-pit Tf. X:IV 3 wohl Hörfehler!). Lies eher tal-tab-bit (Prt. Gtn zu sabätu)} das Prs.dazu is-ta-na-bi-it (AfO 11, 223, 32) übersetzt F. R. Kraus a.a.O. 225 mit„er wiederholt gestikuliert", ohne diese Übersetzung zu begründen. Hierist der genaue Sinn des Verbums noch nicht festzustellen. Z. 32 Anfangergänzt Th. sicher falsch (das auf ]I§ ausgehende Zeichen kann außer Sim/rik auch is oder lam sein). Schotts bil pänl-ma (ZA 42, 117) „sei nachsich-tig!" statt ne-si-ma kann richtig sein. Z. 33 lu- sa-pu „(die Pauke) seilaut!" Z. 34 Anfang \T\i\-si „gehe hinaus", am Ende nach Ludlul II 78(An St. IV 86) [Sa bir-ke-ka „deiner Kniee"]. Z. 36 Anfang vielleicht [lid-b]u ?-ub lib-ba-ka „dein Herz plane (Kampf)". Z. 39 Anfang befriedigtweder Th.s noch Schotts Ergänzung (maqätu bildet keinen Gt-Stamm!),ebenso in Z. 41.

Tafel V

Zu dieser Tafel gehören außer den von Th. hierher gestellten Stücken z.T.nicht ganz sicherer Zugehörigkeit noch LKU 39 und 40; sie vertreten viel-leicht eine etwas abweichende Rezension.

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Beiträge zum Verständnis des babylonischen Gilgames-Epos 225

Kol. I 9 [su-te]-lu-up gi-is-su hi-ü-lu-pat [suqis]tu „das Dorngebüsch warineinandergewachsen, der Wald voll Unterholz" (so z. T. schon CAD V 99a).Kol. II 3 lit-pu\-tu (Stativ Gt). 24 mit Schott, ZA 42, 117 lu su-us-lu-[sa sunätu] ,,verdreifacht seien [die Träume]", in Z. 33 [ina sa]-pan-ni saM1

„[im in]nersten Gebirge" (ebd. S. 118). Z. 41 ni\-[na-ra-as-su] „wir werdenihn töten" (so richtig Schotts Übersetzung). Z. 44ff. sind nach dem z. T.wohl etwas abweichenden Text von LKU 40, 9 ff. teilweise zu ergänzen.Z. 46b danach wohl [... .i]s?-ku-nu i-[...]. Z. 47 wegen a-na in LKUwohl anal muhhil [ . . . ] . Z. 48 ut-taq-qa-a Var. zu ut-te-qa-a. Z. 49 und50 sind identisch mit Kol. III (IV) l und 2 (s. LKU 40, 16f.!). Z. 49 Endenoch a-mat [ . . . .], Z. 50 <*En-ki-dü a-na [....]. III 3 [ti-]ik sar-bi il-l[ikl]-ma ir-te- [ . . . . ] „ein Teuchtigkeitströpfeln3 ging hin, und "(sollte statt ir-te-ii „erbefestigte", das hier schlecht paßt, ir-te-eql „ent-fernte sich" zu lesen sein?). Z. 4 nach -ma: ina kip-pai? ? [...]. Z. 5 istder Anschluß von LKU 40, 20 an Nin. nicht ganz klar ( [ . . . ]? da-ma it/d-[ ]). Mit Z. 6 bricht LKU 40 ab. Z. 18 wohl [a-sa]r is-tap-pu-u „[wo]jeweils es dicht (intensiv) wurde, (regnete der Tod)", sapü „dicht sein"wird neben anderen Dingen auch vom Feuer ausgesagt und bezeichnetsein intensives, helles Brennen (s. z.B. is-pu, vom Kohlenbecken, CT 40,39, 34—42; „wenn seine Pupillen wie Feuer glühen (sa-pu- )" CT 28, 27, 36;„wenn beim Räucherwerk . . . sein Aufleuchten immer wieder intensiv wird(ni-pi-ih-su is-ta-ap-pu) UCP 9, 368, 1. 4; il-tap-pu-u/ , von Sternen, AJSL40, 203, 9; RMA 189, 4; il-ta-pu-[u] ACh. 2. Spl. 78 IV 4). Z. 19 [is- oder i-s] i-im-ma ni-bu-tu „rot [wurde] die Glut, darauf (erlosch das Feuer)". Fürnibütu s. Schott, ZA 42, 120. Das Rotwerden der vorher weißen Glut gehtihrem Verlöschen voraus; für sdmu „rot sein, werden", vom Licht gesagt,vgl. z.B. TCL VI 10, 40—44 (Sterne); ACh. 2. Spl. 2, 33 (Mond); RMA 128Rs. 4 (Morgenröte). Z. 20 Anfang [mim-ma so]. Z. 22 Anfang mit Schotta.a.O. [i$-me-e-ma]. —· Sollte KAR 319 zu Tafel V gehören (so jetzt auchR. Borger; Vs. und Rs. zu vertauschen?) ?

Tafel VI

Nach JCS I 103 befinden sich in den Antikenmuseen zu Istanbul nochweitere Stücke der 6. Tafel aus Assur. — Z. l Ende til \-le-e-su (s. Oppen-heim, Or.NS 17, 351). Z. 16 kabtütim^l statt bele bei Th. Z. 17 Anfangnoch immer nicht gedeutet. Z. 19 ^^pard\ li-ba-'u. Z. 21 Anfang eher[alap-ka] „[dein Rind]"? Z. 24ff. Anfang bei Th. gewiß unrichtig ergänzt.Z. 34 Anfang dalat ar-ka-bil[-in-ni] „unvollendete Tür" (dazu OLZ 1955,515), weiter [i\]-kal-lu-u, zi\-i-qa. Z. 41 mit Bohl2, S. 121 senu mu-na-[si-kaf] be-li-sa „Schuh, der seinen Herrn cbeißt'" (vgl. dazu ni-si-ik se-ni-imals Todesursache YOS 10, 25, 32; 18, 61).

ZA N. . 19 (59) 15

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226 Wolfram von Soden

Z. 45ff. Auf die vielen lexikalischen Schwierigkeiten dieses Abschnittsmöchte ich hier nicht eingehen. Z. 54 is-tuhl-ha. Z. 67 ta-tal-kis\-su. Z. 69lis\-te-sa-am-ma ,,werde ausgestreckt" (s. OLZ 1955, 515), hur\-da-at-ni.Z. 74 Anfang sd ku-us-si „für die Kälte", Ende ku-tum-mu-u-\[&]l ,,meineDeckung"? Z. 79 ta-ram-minl-ni-ma. Zu Z. 62ff . vgl. das Duplikatbruch-stück KAR 320 (lies dort in Z. 3 nach Z. 63 (u-m]-as?-sa\-ku\ sa-par-s[u]).Z. 83 nach OLZ 1935, 146 il-la-[ka] (Var. GIN) [di-ma-a-sa] „fließen [ihreTränen]". Z. 89 Ende mit Schott, ZA 42, 132 Sari [Urukki]. Z. 95 Anfanggewiß ^Giral Z. 96 sum-ma [la tab-ta]-m „wenn du nicht schaffen solltest"(s. bi-nam-ma Z. 94). Z. 97—100 ergänzt Schott gewiß zu Recht nach KBVI l, 80, 17—20, obwohl in Z. 98 der erhaltene Rest auf einen etwas ab-weichenden Wortlaut weist.

Z. 106: Die Kopie auch in NE führt auf die Lesung lu\-rab-bi „ich willwachsen lassen". Wenn sie richtig ist, wäre in Z. 105 zu [lu]-pa-hi-i[r] „ichwill sammeln" zu ergänzen. Die beiden Verse enthielten also nicht eine Fragean Istar, sondern einen vorsorglichen Plan des Anu. Einem [up-ta]h-hi-ir inZ. 112, wenn richtig ergänzt, muß in Z. 113 ein [ur-tab-bi] entsprechen.

In die Lücke hinter Z. 114 dürfte das kleine Bruchstück vom Ende der3. Kolumne K. 14945 gehören, das Th. auf PL 24 kopiert, aber nicht um-schrieben hat. Es handelt anscheinend von der Erschaffung des Himmels-stiers (Z. 5) durch Anu und seiner Kraft (du-un-na-su Z. 7). Ganz unklarist das Nebeneinander von II ma-na „2 Minen" und te-re-ti-[ ] in Z. 6.Z. 118 lies mit B. Landsberger, ZA 42, 1221

> wohl [ser-r]ei\ a-lim-ma „dasLeitseil des Himmelsstiers". Zum folgenden vgl. die Erwägungen Schottsebd. 123.

Z. 130 wohl im-ta-[. . . .]al-di qab-li-su „. . . . te bis zu seiner Mitte", d.h.Enkidn trat oder sprang an die Seite des Himmelsstierp.s, weil dieser wedervon vorn noch von hinten angreifbar war. Z. 132 Ende ru-pu-u[s-ta]„Geifer" mit Schott a. a. O. Z. 133: kubur zibbati „das Dicke des Schwanzes"steht nach den Omina YOS X 47, 42 f. einem qutun zibbati „das Dünne desSchwanzes" gegenüber; gemeint ist gewiß das dicke Ende des Schwanzesim Gegensatz zum dünnen Mittelstück. Am Ende ergänze ich nach TuL43, 9 (Opferschau-Omen) zu [ka]-bu-us-su [id-di] „(mit dem Schwanzende)[warf er] seinen Mist"; der Stier greift also nach vorn und hinten an1). In1 kabü „Kot, Mist" (von Stalltieren) und sein Femininum kabütu wird immer wieder

mit dem nur spätbab. qabutujqabuttu „Stall" verwechselt, obwohl die Schreibung desAnlautes in allen Fällen eindeutig ist. Altbab. ka-bu-ut sisim (VAB VI 238, 12) ist der„Pferdeapfel", ka-bu-ut alpi bzw. imevi und kabü erscheinen in MSL V 74, 311 —19neben anderen Wörtern für ,,Mist". Von Ziegeln aus Mist (ebd. Z. 317) handeltübrigens auch der spätbab. Brief BIN I 43, in dem in Z. 13, 20, 29 und 38 zu ka\-be-ezu verbessern ist; kabü steht dort neben pu-ut-ru (Z. 29) bzw. pu-tu-ur (Z. 12. 38)„Kotfladen", tumbü in E. Ebelings Glossar der neubab. Briefe, S. 257, ist zu streichen.

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Beiträge zum Verständnis des babylonischen Gilgames-Epos 227

Z. 140 lies mit Landsberger, ZA 42, 1232 lu-its-suh^ „ich will ausreißen"oder lu-us-sah-r[di] ,,ich will mich zuwenden", in Z. 142 vielleicht eher lu-us-bai „ich will packen". In Z. 145 lies nach Z. 152 [qa]r-ni u (oder ü) ?[ ], in Z. 146 mit Schott a.a.O. [p]a-tar-ka ,,dein Schwert" (nach pa-tar\-su Z. 152); das Verbum, zu dem patru Objekt ist, hat offenbar m alsmittleren Radikal.

Z. 158: Für [j]arurütu „Wehklage" vgl. OLZ 1935, 146, ferner Era-Mythus IV 54 (!). Z. 159 u-tap-pil-an-ni\ Z. 171 si-pi-ik \-si-na. Z. 180 Endemut-tab-bi-la-ti e[kalli-su] ,,die Dienerinnen seines Palastes" (s. Z. 189) ?Z. 186 könnte nach Z. 161 zu ergänzen sein: \sa i-mit-ti ali] nil-du- i[-na]uz-zi-ni ,,[die] wir [die Keule des Himmelsstiers} hingeworfen haben inunserem Zorn". Z. 187 wohl [. . . . i-n]a su-qi mu-tib l[ib-bi] ul i-su ,,hat auf der Straße keinen, der das Herz erfreut"; Subjekt müßte dann dieIstar sein. Das Lied Z. 182ff. gießt also anscheinend erneut über Istar denHohn aus.

Tafel VII

Unsere noch immer recht dürftige Kenntnis der 7. Tafel wird durch dasvon 0. Gurney in JCS VIII 87ff. behandelte Bruchstück aus Sultantepe(Keilschrifttext jetzt auch STT I Nr. 14), das nur die erste Hälfte der Tafelumfaßte, erfreulich erweitert. Damit werden die von Th. zur 4. Tafel ge-stellten Bruchstücke aus Nineveh Sm. 2132, K. 3588 und Rm. 2,399 end-gültig als Stücke der 7. Tafel erwiesen. Die 7. Tafel führt bis zum Tode desEnkidu. Über die immer noch bestehenden Schwierigkeiten, die erhaltenenBruchstücke auf die einzelnen Kolumnen der Tafel richtig zu verteilen,spricht Gurney a.a.O. Seine Annahme, daß der Text dieser Tafel in Ninevehteils, wie beim Epos üblich, auf 6 Kolumnen verteilt war (so sicher aufK. 3588), teils auf 4 Kolumnen (so auf Sm. 2132, wahrscheinlich aber auchauf K. 2589 und K. 8590, weil diese Tafeln anscheinend Kolumnen vonmehr als 50 Zeilen Länge hatten), dürfte zutreffen. Damit würde K. 3588Vs. (bei Th. S. 33) das, von der Stichzeile auf der 6. Tafel abgesehen, ersteerhaltene Stück sein. Zu den Termini für Türteile in Z. 44 vgl. E. Speiserin JCS 2, 227. Z. 45 Anfang epusu*-ki. In Z. 49 wäre auch die Ergänzungzu lu- u-$ar-ki~[i]j!] ,,hätte ich doch aufgeladen" denkbar.

Es folgt nun der von Gurney a.a.O. bearbeitete Text, der leider nochzahlreiche ungelöste Schwierigkeiten enthält. Nur die folgenden Verbesse-rungsvorschläge kann ich machen: S. 89, Z. 12a: e-nin-na sisldaltul anal-ku\ e-pu-iis-ki ,,Jetzt, o Tür, ich habe dich gemacht". Z. 12b ana-ku as-sak\[-ki] ,,ich hob (dich) auf" (vgl. zu diesen Lesungen Z. 45 auf S. 33 beiTh.). Am Ende von Z. 12b hält O. Gurney nach für mich freundlicherweise

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228 Wolfram von Soden

vorgenommener Kollation des Originals eine Lesung EN.LfLkl (Nippur)für unwahrscheinlich; eine befriedigende Lesung ist noch nicht gewonnen.Z. 13a: li-ir-ki ,,er wecke dich" ? Oder Fehler für li-ir-(kus)-ki ? In Z. 17bist die Lesung ganz unsicher; nach den Spuren könnte man in der Mitteauch an [lib-b]u! rap-s[u\] denken. Auch im folgenden bleibt manches sehrunsicher. In Rs. l erscheint eine Form lu-us-hir statt lu-us-hur undenkbar.An seheru ,,klein sein" wird man hier aber kaum denken dürfen. WeitereBruchstücke des Textes bleiben abzuwarten. Nach Rs. 3 fehlt in der Kopienach freundlicher Mitteilung 0. Gurneys ein Abschnittsstrich. In Z. 5 istfür das hier sicher unrichtige sa-a[s?]-mis gewiß ein Wortzeichen mitPlural -mes einzusetzen.

Kol. III l lies mit Speiser, ANET2, 86124 ne-mel-su ,,seinen Gewinn". In24 (Th. S. 45) ergänze wohl mit Schott, ZA 42, 124 zu [a-a ik-s]udl ma-lalib-bi-su ,,erreiche seinen Herzenswunsch nicht". Z. 6 Mitte wohl ana(oder a [-n] a? ?)-[ku\ sim]-tu lu-sim-ki ,,ich will dir dein [Ge] schickbestimmen". Zu har-pis in Z. 9 s. OLZ 1935, 146. Zu ta-hu-ti-ki (Z. 11) istvielleicht a-na tah-hu-ti-ia ,,als Ersatzmann für mich" in dem altbab. BriefYOS II 52, 14 zu vergleichen. Z. 33 [e-pe]sl pi-i-su ,,das von ihm Gesagte".In Z. 44 ist statt [ma-al-k]a doch wohl ma-al-]kul zu lesen. Z. 48 wohlbesser labl-bi-im-ma ,,des Löwen".

Kol. IV 3 [li]m\-has. Z. 6 mit Schott, ZA 42, 129 [na<]sz* (KA). Z. 7 Endemit Ebeling, AfO VIII 230, und OLZ 1935, 146 lu-u nidldin-ki „hätten wirdir doch gegeben!"; eine Form us-tin von sann gibt es nicht. Z. 8 is-pik\-ki-su ,,seine Kornaufschüttungen". Z. 13 Mitte [mi]m-mu-ul kab-ta-ii-su,,[al]les, was auf seinem Herzen lag". Z. 12 Anfang mit Böhls Übersetzung(S. 180) [ki-i iwa mfljjäli-s]v\ ?, Z. 'l 7 vielleicht \is-ie,n atlu"], Z. 18 gewiß [rt-na äZi]-i. Z. 31 wohl [ ana] sul-um[-mi ia-~\a-si ut-ter-ra-an-ni „[in]einen Täuberich verwandelte er mich". Z. 48 [as]-bu gudapsu (s. jetzt CADV119a). Z. 52 Anfang mit Bohl a. a. 0. [tup-pa na-]sat ,,[eine Tafel trägt] sie".

Kol. VI (Th. S. 34 Mitte) 3 mit Bohl a.a.O. s[a it-ti-ia it-tal-l]a-ku ka-lumar-sa[-a-ii] ,,der mit mir durch alle Fährnisse immer wieder ging" (nachGilg. Meissner II1). Z. 5 ib-ri i\[-ta]-mar. Z. 8 ina ma-a-a-li-su [ -sib mu-tu] [„sitzt der Tod"] mit Jensen, ZA 42, 130 nach Tafel XI 232. Z. 16 mitBohl a.a.O. ina qe-reb qa[bli] „inmitten des Kam[pfes]".

Tafel VIII

Ein beträchtlicher Teil des Anfangs dieser Tafel wird durch die vonO. Gurney in JCS VIII 90ff. eingehend behandelte Schülertafel aus Sul-tantepe, die etwa ein Drittel der Tafel enthält (Keilschrifttext jetzt auch

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Beiträge ztim Verständnis des babylonischen Gilgames-Epos 229

STT I Nr. 15), ergänzt. Der nach dem Textumfang große Wert der Tafelwird jedoch, wie Gurney schon hervorhob, dadurch sehr eingeschränkt, daßsie einen infolge von Hörfehlern und groben Mißverständnissen beispiellosverderbten Text bietet; eine Heilung erscheint dort, wo die Duplikate ausNineveh zerstört sind, oft fast aussichtslos. Zu Gurneys Herstellungs-versuch kann ich daher auch nur wenige Verbesserungsvorschläge machen.JCS VIII 92, 3 lies: IV se[r-ri-mu] sel-zib-bi-sun i (Fehler für u\) -ra-bu-u-ka „Vier Onager mit ihrer Milch haben dich aufgezogen"; die Milch derOnager gab gewiß mehr Kraft als die der Gazellen. I 6 von Nin. dürftenach Sult(antepe) herzustellen sein: u bu-u[-lu u-se-]e-di kala (Var. ka-lu)me-er-e-ti ,,und das Getier zeigte (ihm) alle Weiden". In den folgendenVersen ist der Text auf Suit, bis zur Sinnlosigkeit entstellt und hat in Nin.gewiß ganz anders gelautet, in I 9 etwa u[- . .. sibütu ina süqi] rap-si saUruk^1 su-pu-ri , , . . . [ die Ältesten auf] der breiten [Straße] von Hür-den-Uruk". Kann -ba-nu-um in Suit. Z. 7 (Nin. I 10) Hörfehler für um-mänü ,,Mannen" sein? Nin. Ill wohl [et \~\-lu-ti ,,die Männer". Ebd. 15[a-a iq-r]i-bu „mögen nicht zu nahe kommen"? — Ob man zu na-tu-luSuit. Z. 14 das als Gegenstandsbezeichnung und Sternname bezeugte Wortnadd/ttullu (PL nadd/ttullätu UM II 2, 139, 4. 6; VAB II 22 I 21; K. 5288, 3(unveröff.); für den Sternnamen s. zuletzt J. Schaumberger, ZA 51,241 ff .) vergleichen darf, das mit spätbab. nad/tillu (Dar. 301, 9; 530, 6;BE VIII 123,4), einem Kupfergegenstand, identisch sein könnte? Ebd.Anm. 64 lies [u\-]nam-ba. Nin. II10 und Parallelstellen in der 10. Tafellies sa nin\-[nen]-dti-ma ni-lu- „die wir uns zusammentaten und erstie-gen . . . ." (so auch Gurney a.a.O. in Anm. 80). Ebd. 14 ergänze zu ta-scm-[man\-ni\. Z. 17 Ende kima kal-la-ti[-im-m&] ? Z. 19 [s]a! su-ud-da-at.In Z. 21 (Suit. Rs. lö) kann q^t-^ n-[ ] beider Texte keinesfalls zu qu-im-[sil-li-is] ergänzt werden, da kunsillu immer mit k geschrieben wird.Lies vielmehr gu-un-\nun-tu/a pe-]er-tiim „das gelockte Haar" (s. B. Lands-berger, AfO X 14l5 zu qunnunu). Nach a/i-ba(q)-qa-am hier wird auch Suit.Vs. 22 am Ende l[u ba-aq-ma] ,,ausgerauft seien (ihre Haare über [dir])"zu ergänzen sein. Suit. Rs. 17 ist am Ende wohl zu lu[sasinnu] „Edelstein-arbeit er'f zu ergänzen. Der in Z. 18 genannte kab/psarru, der in Listenneben dem Tafelschreiber tupsarru genannt wird (s. BAW I 81, 66! nachZA 41, 190 und SLT 106 I 10) und nach B. Landsberger wohl den Schreiberauf Metall bezeichnet, ist hier wie auch sonst gewiß als „Ziseleur", der miteinem scharfen Stift die Feinarbeit an Metallbildern leistet, aufzufassen(s. auch E. Speiser, ANET2, 515a4).

Th. S. 49, K. 8281, l lies su-kut\-ta, Z. 3 wohl e-tepl-pu-Su. Kol. V 45Ende wohl ip-te-ti Sl[sldalta] „öffnete die Tür".

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230 Wolfram von Soden

Tafel IX

Kol. I 7 lies ha-an-tis\ In Z. 13 ist die Lesung [i]q-qel-tu-ma ganz frag-lich (vgl. die Kopie in NE 59!). Z. 17 Anfang lies nach NE und freund-licher Kollation von W. G. Lambert ki-ma sil\-ta[-hi] ,,wie ein Pfeil",Kol. II 5 a-ra-le-e\, Z. 6 Anfang girtablilu (ebenso Z. 13, 15, 17, III 6, IV 37;zu aqrabu als westsem. Lehnwort im Akkadischen s. AfO 18, 393). Z. 11mit Ebeling, AfO VIII 230 wohl besser i-te-rim\ „bedeckte", Z. 12 Anfangmit Schott, ZA 42, 131 is-bat\ „faßte (den Entschluß)", danach gewiß ik\-ru-ub „grüßte", da qerebu „sich nähern" nicht mit mahar konstruiert wird.Z. 13 und 17 i-sas\-si. Z. 22 mit Schott a.a.O. [a-lak]-ta-ka. Kol. III 5 mitEbeling a.a.O. [lu-us-ya-al-su „ich will ihn fragen]".

Kol. IV 34 und Parallelstellen in Tafel X lies seti statt urri („Nässe undDürre", s. B. Landsberger, ZA 42, 161). Z. 42 sal-mes K-[tur ?] „kehre heil[zurück]" ? Kol. V 49 lies is \-hu-un-na-tum und am Ende hi-pat\ „ist blankgeputzt" o. ä. (vgl. hi-i-pa-a-ku a-na da-di-ka KAR 158 VII 11). Kol. VI 29Ende [™*}aba-as-mu.

Tafel X

Kol. I 3 lies kan\-nu (vgl. dazu kan-kan-na-sa, mit Bezug auf eineSchankwirtin, Th. S. 91, 6). Z. 9 Ende nach Tf. I, Kol. II 50 pa-nu-s[u\mas-lu']. In Z. 13 ist für mu-na-z'/a. [h- ] noch keine plausible Ergän-zung gefunden worden; die Th.s ist ganz undenkbar, da niäku keinen D-Stamm bildet, aber auch Schotts Vorschlag in ZA 42, 131 kann sich aufkeine Parallelstelle stützen. Z. 14 lies a-a-nu\-um-ma, Z. 10 bäbl-sd, Z. 21bäb\-kn. Th.s Ergänzung in Z. 38 kann sich für die ersten (> Zeichen aufdie ganz dürftigen Zeichenreste in Kol. III 7 nicht stützen und ist daherzu streichen; nur die Zeichen ab ] ?-ta-ma sind gesichert. Z. 44 wie 37 liesnach Tf. IX: IV 34 (s. o.) setil statt um. Z. 48 sa nin\-[neri]-du-ma (s. o.S. 229 zu Tf. VIII, Kol. II 10).

Kol. II. K. 3382 + Rm. 621, dem Erhaltungszustand nach für uns dasHauptexemplar der 10. Tafel, ist ungewöhnlich reich an Schreibungen, diesonst nur in neu- und spätbabylonischen Kopien in j ungbabylonische Texteeindringen (s. Z. 16 und besonders 22f.). In Z. 22 ist der Text verderbtund vorläufig nicht sicher herzustellen. In Z. 23 steht -mu für -ma\ solltedas sinnlose ak-la für neubab. al-la „außer" stehen? M. W. kommt diesesWort sonst nur in neu^ und spätbab. Briefen und (seltener) Urkunden, inspäten astronomischen Texten (s. Astr. Cun. Texts S. 467f.) und vereinzeltspäten Abschriften von Omina vor (s. TCL VI 6 II 3). In Tafel XI 68 stehtezib im Sinne von „außer". Z. 25 bi-ra-a „dazwischen" (OLZ 1955, 515).

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Beiträge zum. Verständnis des babylonischen Gilgames-Epos 231

Z. 26: a-lum-ma begegnet nur hier und ist daher nicht ganz sicher zu deuten(„irgendwo" ?). In Z. 29 usw. kommt nur die Lesung su-ut abnemes in Frage.qatäpu „pflücken" mit einem Lebewesen als Objekt (hier der Waran) be-gegnet auch in HS 1885, einem noch unveröffentlichten epischen Fragment,das den Kampf gegen Samsuditana von Babylon zum Gegenstand hat(Z. 10: a-qa-at-tap et-lu-u-ti ,,ich sammle die Männer ab").

Kol. III 38 f. ist Th.s Lesung der Zeilenenden nicht möglich. WennZ. 39 ebenso wie das erste Verbum (hu-up-pu-ma) auch das zweite aus Z. 38übernommen hat, führen die erhaltenen Reste am ehesten auf ta-[a.]b-ta-qa[-an] in Z. 38 bzw. [ba-ajq-n^ u[l-tu . . . ] in Z. 39. Welchen konkretenSinn „ausrupfen" hier haben soll, ist allerdings noch unklar. Objekt zubaqäm/nu sind außer den Haaren, vor allem der Schafwolle, und Vogel-federn (oft im Etana-Mythus) bisweilen auch Pflanzen (s. W. Hinke, Bound.Stone, S. 263; CT 40, 43a 3; OIP 2, 116, 64). Z. 40 Ende i-[di-ka\\, Z. 41Ende [i-kis] oder [nu-uk-fe's ,,schlag ab!"]; Z. 42 ist als Suffix [-su] oder[-su-nu-ti] zu ergänzen, Z. 48 am Ende wohl [ir-tak-bu „sie fuhren"]. Z. 49Ende wohl it-ta-ri\[-is] „(der Weg ) wurde richtig vollendet"; vgl.altbab. ha-ar-ra-ni ta-ar-sal-at „mein Weg ist richtig vollendet" (UCP IX306 Nr. 21, 7) und altass. su-ma la-ma u^-mi-su ha-ra-nam i-ta-ra-isl „wenner vorzeitig die Reise beendet" (MVAeG 33 Nr. 95, 16).

Kol. IV 2: Für duppum „sich zurückhalten" vgl. OrNS 18, 394f. Z. 10lies mit CAD VI 60a ih-ta-ma-as subäte^-su] „riß [seine] Kleider her-unter". Kol. V 29 Anfang etwa [it?]-te-ziq „es wurde bekümmert (meinSelbst)"? V 31 mit Landsberger, ZA 42, 1361 [a-du-]ka a-sa bu-sa „[ichtöt]ete Bär, Hyäne .. . .". In den folgenden Zeilen ist z. T. vielleicht wie-der wegen Text Verderbnis, noch vieles unklar.

Kol. VI 29 mllul ub-\bal\ „das Hochwasser führt fort". In Z. 30 liesstatt ki-rip-pa-a wohl besser ki-lip-pa-a (ebenso in HARRA = hubullu CT14, 6 Rs. 5, Dupl. PL 4IV 43 + 7b l, ki-lip \-pu-u), da ku-lu-up-pu-umu*en

in CT 41, 8, 67 wohl eine Lautvariante dazu ist. Gegen L. Oppenheim, Or.NS 17, 50, dürfte kilippu ebenso wie ku-li-li hier kaum im Sinn von „Li-belle" stehen, da ku-li-li ßum in CT 14, 7 a 8 wie in CT 41, 8, 70 zwischenVögeln genannt ist. kulllu war wohl auch ein mit der Libelle vergleichbarerVogel. Z. 35 lies lullüu amelu e-tel „der Wildlings-Mensch ist ein Mann";danach ul-tu ik-ru-bu [aEn-lil] „nachdem [Enlil] gesegnet hatte" (s. Tf. XI192). Z. 37 Ende wohl nur i-s[im\. Für Z. 38f. ist das kleine neuba.b. Frag-ment BM 35174 (gleiche Tafel wie BM 34193, Th. S. 56?) Duplikat, dasF. W. Geers kopiert hat. Es liest etwas abweichend in Z. 38 is-tak-kan\, inZ. 39 sa mu-tu ul ut-tu- ümemG3-su? „des Todes Tage finden sie nicht her-aus". Das Kolophon gibt imDUB X-KAM-MA iSkar *Güga[mes] und alsSchreiber Itti-Marduk-balätu; das Jahresdatum ist abgebrochen.

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232 Wolfram von Soden

Tafel XI

Z. 6 muß am Anfang ein Feminimim als Subjekt zu na-da-at (die Var.na-da-at-ta ist schlecht) gestanden haben. Z. 7 kann tas- , Var. [ta]s-'u-um, kaum von s&u „suchen" abgeleitet werden; vielleicht liegt ein sonstunbekanntes Verbum vor. Z. 15 Anfang [im-tal-]ku\-ma ,,sie berieten sichund" (OLZ 1955, 515). Z. 19 Ende ta-sib\-ma „sitzt und" (Fr. Delitzsch,HW 245a). Z. 29 lu- minl-du-da (Stativ Gt, GAG § 961). Z. 31 Anfang[ki\]-ma. Z. 33 Anfang wohl \zik-r\a ,,das Geheiß". Z. 35 Anfang [ki-i-m]i„wie?" (mit -mi der zitierten Rede). Z. 38 Anfang [et-]lu „Mann". Z. 39Anfang mit De Liagre Bohl, I.e. 143 \mln\-de-ma „vielleicht". Z. 41 Endemit OLZ 1955, 515 \se-~]pi\-ia-a-ma „(ich werde nicht setzen) meine [Füs]se".Z. 45 [ . . . . -ku-nu]-si „er wird euch [ ]". Z. 46f. ist am Anfangnach. Z. 87 und 90 \_ina se-er] bzw. [ina li-la-a-ti] zu ergänzen; für das Ver-ständnis der irreführenden Vorzeichen, von denen hier die Rede ist, vgl.OLZ 1955, 516 (gegen die frühere Annahme von Wortspielen).

Z. 49 i-pa-ah-hurl. Z. 50 Ende [n]a-si pa-as[-sil-li], Z. 51 Ende [n]a-sia-t[u-di]. Als Subjekt könnte in beiden Versen [isten etlu] oder etwas ähn-liches ergänzt werden. Für pas[s]illu als Edelschafrasse vgl. B. Landsberger,AfO X 152, für atüdu „(junger) Bock" Fauna, S. 97. Die Tiere werden ge-wiß als Opfer dargebracht. Z. 53 Ende vielleicht pi-r[is]-ta „das Geheim-nis". Z. 57 mit Landsberger, ZA 42, 137 I iku kippas-sa, danach wohl (i)-saq-qa-a „werden hoch" (die Arche ist jetzt erst im Entstehen!). Z. 59 la-an-si wohl Fehler für la-an-sa, da la-an päni keinen rechten Sinn gibt. InZ. 61 fehlt in der Mitte vielleicht nichts. Z. 68: Es liegt doch wohl auch hierdie Mehlart niqqu vor (s. dazu JAOS: Suppl. 10, 53106 und AMT 10, l III12, hier von der Feige). Für die Arbeiter muß gcbackcii und geschlachtetwerden (Z. 70 wohl a-na [säbemes]). Z. 73: um-ma-[ri\ is-tul-ul] „Suppfentranken sie] (wie Flußwasser)" (die Lesung schon bei W. Muss-Arnolt, H W61; für die Bedeutung von ummaru s. B. Landsberger, JNES 14, 1816).Z. 76 Anfang [ina ä]§amas\ ra\-be-e „bei Sonnenuntergang" (OLZ 1955,515). Z. 78 Anfang germadem™ „Bodenplanken" (? s. A. Salonen, StOr.VIII 4, 93). Z. 80 könnte am Anfang noch i[na se-er „am Morgen"] ergänztwerden. Z. 84 wohl mit De Liagre Bohl tis-te-li ana [mu]hhi ^eleppi, dazu ana libbi (so P. Jensen) die Spuren nicht zu passen scheinen. Z. 86aSamas\ Z. 87 und 90 sa-mu-utl (s. o. zu Z. 46f. zum Sinn der Verse).

Z. 99 *Sullafl u *HaniS\ (s. dazu L J. Gelb, ArOr. XVIII1/2, 189ff.).Z. 101 i-na-as-sah\ Z. 107 Ende ih-h[e-pi] „wurde zer[schlagen]" (Schott,ZA 42, 139). Z. 125 wohl ina libbi l „darin". Z. 140 mit P. Jensen i-te-midl„legte an", Z. 146f. ebenso summatalmuien. Für Z. 148, 151 und 154 vgl.OLZ 1935, 146 (ul i-pa-as-sum-ma „wurde ihm nicht sichtbar"; i-sa-ah-hi

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Beiträge zum Verständnis des babylonischen Gilgames-Epos 233

,,er flattert"). Z. 156 sur\-qin-nu. Z. 158 ina sap\-li-su-nu „in ihrer Opfer-schale", danach wohl qand {täba\} „Süßrohr". Z. 166f. sur\-qin-ni. Z. 185Ende las schon P. Haupt richtig lisl-gisl „möge morden". Z. 192 i-kar\-ra-ban-na-si. Z. 203 amela etla\ Z. 215 und 225 mit B. Landsberger sd-bu-latl„war vertrocknet". Z. 218 Ende amelu (Nominativ!). Z. 220 an-ni-mis„kaum als" mit ZA 41, 1292. Z. 224 [sd ina igari es-r]u ,,[was auf der Wandeingeritzt] ist, (sei dir bewußt!)". Z. 227 [Si-b]a\ wie Z. 217. Z. 230 [ki(-i)ki]-i lul-pu-us „[Wie] soll ich handeln?" (richtig übersetzt schon vonP. Jensen). Z. 231 [qerbe\]m™-ia „meine [Eingeweide]". Z. 235 ka-a-[nt\ li-sam~]-ti-ka „der Quai [achte] dich gering!". Z. 236 sd ina a-hi-sd tattallakumes fr« ̂ er du an seinem Ufer einhergingst", Ende su\-um-mi „(sein Ufer)entbehre!". Z. 270 Ende wohl [ba-la-ta tu-ut-ta „findest du das Leben"].Die Ergänzung am Ende von Z. 271 ist sicher falsch, da keine Parallelezu Z. 298 vorliegt. Z. 272 und 275 kab-tu-u[\-ti\}.

Z. 278 sam-mu ni-qü-ti ,,die Pflanze gegen Unruhe" (s. für das Wort z.B.TDP 70, 16; 154,8! 176, 53! u. ö. VS l, 56, 6!). Z. 279 ist wohl mit Th.Bauer,Akkad. Lesest. II 44 zu nab-latl-su „seine Genesung" zu emendieren, damit nab-bi-su kein Sinn zu gewinnen ist. Zur Bedeutung vgl. mihis la nab-la-ti „unheilbare Wunde" R. Borger, Asarh. § 65 Rs. 41; Th, Bauer, Assurb.56a 6; 70d 7y. Z. 280 Ende ki\-am\-ma sam-ma lull-tukl (für die Lesungs. NE 14710!) „auf diese Weise will ich die Pflanze ausprobieren" (s. OLZ1955, 515 für laiäku). Z. 288 Anfang [sd-qum]-mes „ganz leise". Z. 298 „alsich ein Kanälchen aushob, warf ich das Gerät hin (atl-ta-bakl -nu-tu, sonach der Kopie in NE)"; vgl. dazu kakka(ka-ak-ki)-sa i-ta-ba-ak YOS X24, 41; 50, 6f. Sollte hier eine Anspielung auf das Verschwinden von fotkkuund mekku in der Unterwelt in der sumerischen Dichtung, die z.T. in Tf. XIIübernommen ist, vorliegen ? Es ist aber auch möglich, daß Z. 298 auf eineuns verlorene Episode in Tafel VIII, IX oder X anspielt. Z. 299 Anfangut-ta a-a-i-ta „was könnte ich finden?". Am Ende lu ah-hi-is „wäre ichdoch zurückgewichen!". Z. 307: Das letzte Wort ist immer noch nicht be-friedigend gelesen. [S. Korrekturzusatz.]

Tafel XII

Für den Anfang dieser aus dem Sumerischen übersetzten Tafel vgl. S. N.Kramer, JAOS 64, 22ff . Die Z. l bei Th. ist vielleicht nicht Z. l, sondern4 oder 5. Z. 5 bei Th. ist identisch mit Z. 10, Z. 6 mit Z. 11, Z. 7 mit Z. 12,Z. 8 mit Z. 13! Z. 7/12 sum-ma a-na [erseti tur-rad] ,,wenn du zur [Erdehinabsteigen willst]"? Z. 8/13 a-na a-si-ir-ti-ial „auf meinen Rat"? AmEnde, wenn richtig nach Z. 32 ergänzt, [lul ta-sad-da-ad}. Der Sinn vonsadädu hier ist freilich nicht ganz klar; vielleicht ist zu erinnern an i-na

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234 Wolfram von Soden

lib-bi-su is-du-ud „er war bedacht auf" ZA 43, 19, 74; sd-da-ad llb-bi AfO12, 241, 33 (Kommentar); („die Wache der Stadt zu verstärken,) sei be-dacht (su-du-ud li-ib-bu-um-ma) \" Sumer III 12, 28. Z. 24 und 26 ta-na-siq\ (Z. 42 und 44 [iS-Siql]. Z. 31 und 49 ul nadl-da-ta „(ihre Brust )ist nicht behängt" (vgl. den Stativ Ntn i-ta-ad-du/da-a/da-at, ausgesagtvom Behängtsein mit Schmuck, im Göttertypentext MIO I 72, 50. 57; 74,18). In Z. 50 ist wohl zu i-nu-s[u? ul i-tur a]En-ki-dü „damals [kehrte]Enkidu [nicht zurück]" zu ergänzen (s. zu Z. 54), weniger wahrscheinlichzu i-nu l [a i-tu-ru] „als ni[cht zurückkehrte]" (man sollte i-nu-ma erwarten,doch dafür reicht der Raum wohl nicht). Z. 50 Ende a-na e-lis\ „nachoben". Z. 54 Anfang wohl i-nu[-su i-i]rl „dam[als gi]ng (Ninsun's Sohn)".Z. 56f., 63f. und 70f. im-qut\-an-ni-ma „fiel mir und". Zu dem merkwür-digen Akkusativ-Suff ix -anni im Sinn des Dativs vgl. vorläufig o. S. 217zu Z. 4 mit Hinweis auf i-mi-sa-an- ) .

Für die Z. 59—68 und 99—111 hat E. Weidner in AfO X 363 ein ausNineveh stammendes Zusatzbruchstück herausgegeben, dessen Vs. den An-fang der Kol. III bildet. Die Vs. bestätigt im wesentlichen die an denZeilenenden bereits vorgenommenen Ergänzungen. In Z. 58, 65 und 72 istmit Weidner wohl sä a-na su-li-i/e[-su-rm ur-du] „der, um [sie] herauf-zuholen, [hinunterstieg]" zu lesen. Die Hinzufügung ersetitl isbas-su inAfO X kann auf den anderen Exemplaren kaum gestanden haben. In Z. 59und 66 wird statt des Wortzeichens a-sak-ku geschrieben, in Z. 62 i-pu-ul-sul (danach auch Z. 69 zu ergänzen).

Z. 79. Die Belege reichen nicht aus, um Sinn und Konstruktion vonlüman ganz genau festzulegen, doch ist ein Imperativ danach nie bezeugt.\Vir werden also gemäß GAG § 151c hier am ehesten das Prs. \to pct tc~\zu ergänzen haben: ,,O daß du doch . . . [öffnen könntest!]". Vor dem Prt.in Z. 83 und 146 (s. u.) kann es wohl nur „kaum als" bedeuten. Z. 84 Endewohl it-ta^\-sa-a. Z. 85 lies ul-ta\-sd-ru. Der lexikalische St-Stamm vonasäru etwa „ordnend überwachen" hat den Sinn von „sich zusammen-ordnen, sich zusammensetzen"; vgl. noch e-nu-ma &I \-gi\-gl\ us-tas-se-ru„wenn sich die Igigu zusammensetzen" TuL 85, 28 (s. B. Landsberger, ZA43, 283) und is-tu kakkab sa-ma-mi us-ta-ta-si-ru-ni (Perfekt!) „sobald alsdie Sterne des Himmels sich zusammengeordnet haben" (BBR Nr. l—20,41). Hier ist also zu übersetzen: „Sie umarmten sich und setzen sich zu-sammen". Z. 86 wohl im-tal-lil-ku. Z. 93 ergänze mit Schotts Übersetzung\zu-u\m-ri sd tal-pu-tu (ebenso Z. 95 und wohl auch Z. 94 und 96 Anfang[zu-mur-su]) „meinen Leib, den du anfaßtest".

Die mit Z. 99 beginnenden tämur-Fragen und äiamar-Antwoiten dürftennach der vermutlichen Zeilenzahl und unter der Annahme, daß eine Frage-

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Beiträge zum Verständnis des babylonischen Gilgames-Epos 235

Antwort-Strophe meist 2 Zeilen und nur selten 3 Zeilen umfaßte, auf etwa24, also 2 12, zu berechnen sein; denn es ist anzunehmen, daß der Dichtereine im Sinn des Sexagesimalsystems runde Zahl gewählt hat. Etwas ab-weichend von E. Weidner möchte ich die Rs. des Bruchstücks AfO X 363mit den Z. 98—111 nach der Zählung Th.s gleichsetzen. Z. 3 dieses Stücksmuß Z. 100 und 101 umfaßt haben; Z. 101 Ende ist danach zu [ina m~]uh-hi i-bak-ki zu ergänzen. Für die anderen Zeilenreste vgl. AfO X 364. Diestark zerstörten Zeilenreste 145ff. gibt Th. z. T. anders wieder als P. Hauptin der Erstausgabe in BA I; eine neue Kollation wäre erwünscht (vorallem Z. 147 Anfang). Z. 146 Anfang lu-man ana erse[tiü ur-du] ,,kaum,daß er in die Er[de hinabfuhr"]?

Korrekturzusatz1 Nach Absendung der Fahnenkorrektur ging mir Sumer XIV zu mit der Bearbeitung

von IM 52615 (S. 215 ff.) durch J .A . vanDijk. Seine Abweichungen von meinerWiedergabe des Textes sind zumeist grammatisch, lexikalisch oder orthographisch(so in Z. 3) nicht oder schwer zu rechtfertigen, so daß ich an meiner Auffassungfesthalten muß. In Z. 6 wird k[u] jetzt als sicher angegeben. Z. 8 Ende: KIiim wärealtbabyl. ungewöhnlich! In Z. 12 ist na-am\-ru-um möglich, falls gegen die Kopie— zi l si statt am! — durch das Original bestätigt.

2 Die Tafel VI (s. S. 225) wird durch die von R. Frankena kopierten Zusatzstückezu KAR 115, wie ich einem mir freundlichst übersandten Umdruck entnahm,wesentlich ergänzt. Die Veröffentlichung dieser Bruchstücke sowie anderer zu denTafeln VII, VIII und XII durch A. Goetze und W. G. Lambert ist bald zu erwarten.

* Für Gilg. XI 240, 248 und 268 sind in CAD IV, das ich erst ganz kürzlich bekam,z. T. neue Deutungen gegeben, kima el-li in Z. 240 und 248 soll nach S. 106a"like a clean (priest)" bedeuten, w£is mir wenig wahrscheinlich ist. Allerdings istdie von A. Schott nach P. Jensen übernommene Übersetzung ,,wie Schnee" auchsehr unsicher. Die Variante il-li in Z. i?-18 legt es nahe, an claa :uimeri.ycho Lohnwortillit l ellu etwa „Wasserflut" zu denken, das bisher m. W. nur durch lexikalischeListen als Entsprechung von iMuA. KAL (s. BAWb II 92, 129; CT 11, 28: K. 9928Rs. 3) bzw. Synonym des leider auch noch nicht sicher gedeuteten nallujni'lu(so in ZA 43, 236, 63) belegt und daher in seiner Verwendung noch unklar ist.Weitere Belege bleiben abzuwarten. In Z. 268 gibt CAD IV 23b die Lesung desletzten Wortes als [s]ur-su-su als sicher, obwohl man eher eine Verbalform er-warten würde. Ob die von den Herausgebern sehr verschieden wiedergegebenenSpuren (s. NE 146 Anm. 24) nicht [ba ?-]#! ?-n! ? ,,sieht aus wie (Dorn)" meinen ? ?Eine genau entsprechende Verwendung des Stativs von baru kann ich allerdings vor-läufig nicht nachweisen. Eine erneute Überprüfung von K. 3375 V46 wäre erwünscht.[Zu S. 211, Z. 7 f. Die von CAD IV 162 b gegebene Lesung i[g\-]r[u-n]i-[in-n]i,.s:e luden mich ein", ist meinem Vorschlag /[w-r]w-[u-Ä]a vielleicht vorzuziehen.]

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