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(Aus der Deutschen Forschungsanstalt ffir Psychiatrie, Kaiser-Wilhelm-Institut in Miinchen.) Beitrag zur Genealogie der Chorea minor 1. Von Bruno Schulz, Assistent der genealogischen Abteilung. (Eingegangen am 10. Juli 1928.) In seiner kiirzlich ersehienenen Arbeit ,,Ursachen und Erblichkeits- kreis von Chorea, Myoklonie und Athetose" erhebt Kehrer die Forderung nach einer neuen Materialsammlung fiber Chorea minor, wenn wir zu einer richtigen Einsicht in die Disposition zu dieser Krankheit gelangen wollten, wie sie sich aus der erblichen Grundanlage und der durch Ein- flfisse der Au~enwelt im Laufe der Entwieklung modifizierten Lebenslage ergibt~. Bei einer solchen Materialsammlung miil~ten, so sagt er, auch die nicht nerv5sen Belastungsmomente beriicksichtigt werden ; aber auch bis- her in diesem Zusammenhang vernachl~s~igte nervSse Anomalien wie die Migr~ne, die mannigfachen Formen kindlicher und jugendlicher Neuro- und Psychasthenie mtil~ten beachtet und ihre H~ufigkeit sowohl bei den Kranken selbst als auch in der Verwandtschaft festgestellt werden. Wenn auch nicht fiber alle die yon Kehrer angeffihrten Anomalien, so wurden doch fiber die Mehrzahl von ihnen Erhebungen angestellt bei einer Erforschung der n~heren Verwandtschaft von Veitstanzkranken, die Guschmer Anfang 1926 an der genealogischen Abteilung der Deut- schen Forschungsanstalt ffir Psychiatrie begann. ~uBere Griinde hinder- ten die Kollegin, ihre Sammlung abzuschliel~en, wie dies ursprfinglich natiirlich beabsichtigt war. Die erw~hnte, von Kehrer seither erhobene Forderung aber dfirfte wohl doch reehtfertigen, dal~ hier fiber das Er- gebnis dieser Sammlung, wie es sich uns nach Vervollst~ndigung der damals in Angriff genommenen Stammb~ume zeigt, berichtet wird. Die Darstellung der Befunde wird in der an der genealogischen Ab- teilung iiblichen Form geschehen. Wir werden also stets angeben, dal~ auf im ganzen soundso viele Geschwister soundso viele mit einer be- 1 Nach einem am 22. VI. 1928 in Bamberg auf der Tagung des Vereins Baye- rischer Psychiater gehaltenen Vortrage. 2 Kehrer, Ursachen und Erblichkeitskreis von Chorea, Myoklonie und Athetose. Berlin 1928, S. 21.

Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

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Page 1: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

(Aus der Deutschen Forschungsanstalt ffir Psychiatrie, Kaiser-Wilhelm-Institut in Miinchen.)

Beitrag zur Genealogie der Chorea minor 1.

Von Bruno Schulz,

Assistent der genealogischen Abteilung.

(Eingegangen am 10. Juli 1928.)

In seiner kiirzlich ersehienenen Arbeit ,,Ursachen und Erblichkeits- kreis von Chorea, Myoklonie und Athetose" erhebt Kehrer die Forderung nach einer neuen Materialsammlung fiber Chorea minor, wenn wir zu einer richtigen Einsicht in die Disposition zu dieser Krankheit gelangen wollten, wie sie sich aus der erblichen Grundanlage und der durch Ein- flfisse der Au~enwelt im Laufe der Entwieklung modifizierten Lebenslage ergibt~. Bei einer solchen Materialsammlung miil~ten, so sagt er, auch die nicht nerv5sen Belastungsmomente beriicksichtigt werden ; aber auch bis- her in diesem Zusammenhang vernachl~s~igte nervSse Anomalien wie die Migr~ne, die mannigfachen Formen kindlicher und jugendlicher Neuro- und Psychasthenie mtil~ten beachtet und ihre H~ufigkeit sowohl bei den Kranken selbst als auch in der Verwandtschaft festgestellt werden.

Wenn auch nicht fiber alle die yon Kehrer angeffihrten Anomalien, so wurden doch fiber die Mehrzahl von ihnen Erhebungen angestellt bei einer Erforschung der n~heren Verwandtschaft von Veitstanzkranken, die Guschmer Anfang 1926 an der genealogischen Abteilung der Deut- schen Forschungsanstalt ffir Psychiatrie begann. ~uBere Griinde hinder- ten die Kollegin, ihre Sammlung abzuschliel~en, wie dies ursprfinglich natiirlich beabsichtigt war. Die erw~hnte, von Kehrer seither erhobene Forderung aber dfirfte wohl doch reehtfertigen, dal~ hier fiber das Er- gebnis dieser Sammlung, wie es sich uns nach Vervollst~ndigung der damals in Angriff genommenen Stammb~ume zeigt, berichtet wird.

Die Darstellung der Befunde wird in der an der genealogischen Ab- teilung iiblichen Form geschehen. Wir werden also stets angeben, dal~ auf im ganzen soundso viele Geschwister soundso viele mit einer be-

1 Nach einem am 22. VI. 1928 in Bamberg auf der Tagung des Vereins Baye- rischer Psychiater gehaltenen Vortrage.

2 Kehrer, Ursachen und Erblichkeitskreis von Chorea, Myoklonie und Athetose. Berlin 1928, S. 21.

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st immten Anomalie behaftete Geschwister kommen, wobei wir des leich- teren Vergleichs wegen dieses Verh~ltnis als Prozentzahl ausdrticken werden. In gleicher Weise werden wir auch bei jeder anderen in Betracht kommenden Verwandtschaftsgruppe verfahren, d .h . in unserem Falle bei den Eltern und bei den Onkeln und Tanten. Dieses Vcrfahren hat unseres Erachtens vor der gerade auch jfingst 1 bei der Durchforschung der Verwandtschaft yon Veitstanzkranken wieder getibten (unmodifi- zierten) Belastungsberechnung nach Diem-Koller Vorteile, die ohne wei- teres einleuchten dfirften. Riidin hat ja auf die M~ngel des Diem-Koller- schen Verfahrens eingehcnd genug hingewiesen 2.

Auch dem yon anderen Autoren gefibten Brauch, anzugeben, dab in der Verwandtschaft yon sagen wir 515 Veitstanzkr~nken 92mal, also zu 17,86 % Chorea gefunden sei (um ein Beispiel yon Burr anzuffihrena), halten wir unser Verfahren an Exakthei t fiberlegen. Die Familien sind bei den einzelnen Untersuchungen oft in ganz verschiedenem Umfange efforscht, und so werden wir stets um so mehr Aussicht haben, Chorea- kranke und andere Auffi~llige zu finden, in je weiterem Umfange die Ver- wandtschaft erforscht wurde. Aber auch die m6glicherweise recht ver- schiedene Fruchtbarkei t in den einzelnen Materialsammlungen l~I~t bei dieser Form der Angaben Vergleiche nicht zu; denn es ist natfirlich ein Unterschied, ob man 30 Choreakranke findet, wenn der Kranke im Durch- schnitt 4 0 n k e l und Tanten hat, als wenn er deren durchschnittlich 8 hat. Ebenso mul3 auch die verschieden gro~e Kleinkindersterblichkeit berficksichtigt werden. Der Veitstanz ist ja ein Merkmal, das - - wenig- stens im allgemeinen - - erst nach dem Kleinkindalter auftr i t t ; gerade bei Choreafamilien aber ist, wie wir sehen werden, m6glicherweise mit einer iiberdurchschnittlichen Kleinkindersterblichkeit zu rechnen. Exakter- weise ware natfirlich eine Morbidit~tsberechnung anzustellen ; wir werden aber zum mindesten die vor dem 5. Jahre Verstorbenen bei unseren Be- rechnungen fortlassen.

Eben weft genaue Vergleiche mit den Untersuchungen, die auf FamiliengrS~e, Kindersterblichkeit usw. nicht eingegangen sind und die die einzelnen Verwandtschaftsgruppen nicht getrennt berficksichtigen, nicht mSglich sind, haben wir yon Vergleichen mit ihnen im folgenden iiberhaupt abgesehen. Wir konnten es um so eher, als sich in mehreren anderen Arbeiten der letzten Zeit, vor allem aber in der yon Kehrer, die Ergebnisse solcher Art yon Untersuchungen ja wiedergegeben linden.

1 So yon Runge bei seinen grfindlichen, vor allem auch auf die Klinik, patho- logische Anatomie und Pathophysiologie gerichteten Untersuchungen fiber die Er- krankungen des extlapyramidalen mo~orischen Systems. Erg. inn. Med. 26, 397.

2 Riklin, Neuere psychiatrisch-genealogische Untersuchungen nach der Diem- Kollerschen Belastungsberechnung. Zbl. Neur. 29, 172.

3 Referat fiber die Arbeit yon Burr, A study of the last 515 cases of Saint Vitus's dance etc. Zbl. Neur. 42, 854.

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290 B. Schulz:

Unser Material besteht nun aus 39 F~llen der Universit~ts-Kinder- klinik Mfinchen und aus 11 F~llen der Mfinchner Psychiatrischen Uni- versit~tsklinik. Beiden Stellen sei ffir Uberlassung des Materials auch hier gedankt. Die Zahl der Probanden (ira ganzen 50)ist recht klein, wir werden uns also vor voreiligen Schlfissen zu hfiten haben. Bei der Schwierigkeit genealogischen Forschens werden wir uns ja oft zun~chst mit kleinem Material begnfigen mfissen. Veffehlt w~re es aber, ein kleines Material nicht zu ver6ffentlichen, weil es dem einzelnen aus irgendwelchen Grfinden nicht mSglich ist, ein hinreichend gro]3es Material zu sammeln. Jede neue - - auch yon einem anderen Forscher und an einem anderen Orte vorgenommene - - Untersuchung wird ja das bis dahin vorliegende Material vergr513ern und so immer bestimmtere Schliisse erlauben, wenn nur, das ist allerdings das Wesentliche, das Material ohne schi~dliche Aus- wahl gesammelt wird.

Erw~hnt sei noch, dab 6 der aus der Psychiatrischen Klinik Mfinchen s tammenden Fs die gleichen sind, die Guttmann unl~ngst mit mehreren anderen F~llen zusammen ver5ffentlichte 1.

38 unserer Probanden sind in Mfinchen geboren, 7 in anderen St~dten Bayerns und 5 auf dem Lande. Einen Uberblick fiber den Erkrankungs- terrain und das Lebensalter der Probanden zur Zeit ihres Ausscheidens aus der Beobachtung gibt Tab. 1. In gewisser Anlehnung an die Tabelle auf Seite 23 der erw~hnten Arbeit Kehrers haben wit dort auch eine An- zahl yon Merkmalen eingetragen, die bei den Probanden bis zum Terrain des Ausscheidens aus der Beobachtung gefunden wurden. Wit werden welter unten (S. 297) darauf zuriickkommen. 4 der Probanden sind ver- storben, und zwar Proband 9 mit 16 Jahren an Sepsis, Proband 32 mit 11 Jahren an Pneumonie, Proband 34 mit 13 Jahren an Tuberkulose, Proband 41 mit 26 Jahren an einer Frfihgeburt. Alle 4 sind 9.

]Jber die Beru/e der Vdter gibt Tab. 2 Auskunft. Danach entspricht die Herkunft der Probanden in bezug auf die Berufe der V~ter vielleicht ann~hernd dem BevSlkerungsdurchschnitt, doch legt demgegenfiber die ziemlich grofie Zah] der unehelich geborenen Probanden (8 unter 50) den Gedanken nahe, da[3 das Material vielleicht doch einer besonders tiefen sozialen Schicht ents tammt. Die Frage, ob das eine Besonderheit der Veitstanzfamilien ist, bedarf noch durchaus der Kli~rung. Die un- ehelich Geborenen unter allen Patienten der Mfinchner Kinderklinik be- tragen im allgemeinen allerdings sogar 22,2%, doch sind fiberhaupt unter dem Krankenmater ia l dieser Klinik die sozial meistbenachteiligten Schichten besonders stark vertreten 2. Zweckm~l~ig w~re in jedem Falle

1 Diese Z. 107, 584. Guttmanns F~lle A, B, C, K, L, M sind identisch mit unseren Probanden 48, 43, 45, 50, 41, 47.

2 Wislcott, l~ber expositionelle und dispositionelle Verhi~ltnisse bei verschiedenen Formen der Kindertuberkulose. Z. Kinderheilk. 42, 289/290.

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Beitrag zur Genealogie der Chorea minor. 291

Tabelle 1. ~]bersicht i~ber die Probanden. Altersau/bau, Erkrankungsalter sowie gewlsse bei ihnen h~u/iger beobachtete Anomallen.

Proban- den der Kinder- klinik

Droban- ]en der Irren- klinik

Proban- den der Kinder-

und Irren- klinik

Probanden Bei den Probanden wurde beobachtet ~

Lebensalter in Jahren

O--5 6--15

16--20 21--30

6--15 16--20 21--30 31--40

41 u. mehr . . . .

o-5 -I 6 - - I 5 1 1 3 3

16--20 3 5 12 l i

21--30 2 2110 31--40 I 1

41u. mehr - - I - - - - 1

Summa:

- - 1

9 291 3 14 4 1 - - 5 1 o q l q

2 4 1 1 - - - - 3 - - 2 1 1

2 1 4 - - 2 1 -__1 1 ' - -

5 4 - 1 12q-; 57 1 4 1 5 7

1 , ,

1111391111391 31101 111

515 5-; 7 - - 2 1 2 1 1 - - 3 1 1

1 5 1 2 3 2 - -

I . . . . . I-- I

1 . . . . 3 - - 2 i - - 1 - - - - 1 - - 1 - - 3 - - 1 - - 1 1

1 . . . . 1 - - 1 1

1 1 - - 3 2 1 7 1 1! 1 4 3 - - 1 ]

1

41111 2r121 2113 4r2<7 4

eine E r g g n z u n g unse re r U n t e r s u c h u n g e n d u r c h e in Mate r ia l , das den

sozial h 5 h e r e n S c h i c h t e n angehSr t .

Ubrigens hat eine Probandenmutter auBer dem Probanden noch 5 unehe- liche Kinder, ein jedes wieder yon einem anderen Vater, eine zweite hat auBer dem Probanden noch 2 uneheliche Kinder, auch wieder ein jedes von einem anderen Vater, und drei Miitter haben auger dem Probanden noch je ein uneheliches Kind yon einem anderen Vater. Ob die Prozentzahl der unehelieh Geborenen viel hSher ist, als dem Durchsehnitt entspricht, lgl~t sich natiirlich nicht dureh unmittelbaren

Tabelle 2. ~bersicht i~ber die Beru/e der Probandenvdter 2.

Einderldinik Irrenklinik . . . . .

Beamte [ Handwerker Aka- Kauf- I

leute | selb- ange- demikei mittlere untere Ist~ndige stellte Arbeiter Sa.

3 36 3 11

47

I I

. . . . . . I I 1 7

Summa: 3 ] 4 7 19

1 Die Verteilung auf die Altersklassen effolgte nach dem Alter des Merkmal. trggers beim Ausscheiden aus der Beobachtung, nicht nach seinem Alter beim Auftreten der Anomalie.

2 ~ber den Beruf yon 3 illegitimen Probandenvgtern war nichts zu effahren.

Z. f. d. g. Neur . u. Psyeh . 117. 2 0

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292 B. Sehulz:

Vergleieh mit der Prozentzahl der unehelieh Geborenen in der Gesam~bevSlkerung erkennen, u. a. schon deshalb nicht, weft die unehelich Geborenen eine betr~chtlich grSBere S~uglingssterblichkeit besitzen. JedenfaUs ianden wir unter den Dementia~ praecox-Probanden der genealogisehen Abteilung durehsehnittlich nur etwa halb soviel unehelieh Geborene.

W i t wollen nunmehr die Geschwister unserer Probanden betrachten. Es s ind im ganzen 163. Die einzelne Geschwisterre ihe umfaBt also durch- sehni t t l i ch (ohne Probanden) 3,3 Geschwister . Das Gebur t s j ah r des j i ings ten ( lebenden oder vers torbenen) Probandengesehwis te r s l iegt , yon

Anfang 1926 an gerechnet , im Durchsehn i t t u m 13,8 J a h r e zurfick. Die

Zahl der bis zum 5. Zebens]ahre Verstorbenen be t r~g t 51 = 31,3%. U n t e r e iner en t sprechenden Durchschn i t t sbevS lke rung l a n d Kattentidt 1 eine Kle ink inde r s t e rb l i chke i t yon nur 23,8 %. Kehrer wies, fi ir die F a m i l i e n yon H u n t i n g t o n - K r a n k e n , auf eine erhShte K i n d e r s t e r b l i c h k e i t hin~. Ob wi t es hier in den Chorea mino r -S ippen m i t e iner dieser v e r w a n d t e n biologischen Besonderhe i t zu t u n haben , oder ob der Grund daf i i r eher in der t iefen sozialen Schich tung des Mater ia ls zu suchen ist, sei dah in- gestel l t . Von e inem bei hSherer K inde r s t e rb l i chke i t bes tehenden grol~en Kinderreichtum, wie Kehrer ihn fiir d ie S ippen H u n t i n g t o n - K r a n k e r he rvorheb t , k a n n ich auf Grund unseres Mater ia ls fiir die F a m i l i e n y o n Ve i t s t anzk ranken n ich t sprechen. Die grol~e Zahl der i l legi t im Geborenen in unserem Mater ia l t r~g t dazu bei, die K inde rzah l en herabzuse tzen .

An sich har erhShte S~uglingssterblichkeit ja rein mathematisch zur Folge, dal~ Geschwisterschaften, wenn sie auf Grund eines l~Ierkmals effaBt werden, das erst jenseits des S~uglingsalters offenbar wird, besonders zahlreich sind; wie fiberhaupt aus rein mathematischen Griinden, unter im iibrigen gleiehen Bedingun- gen, irgendein l~Ierkmal ja immer leiehter in l%milien mit grol3er Kopfzahl zu linden sein wird als in kleinen Familien 8. Und zwar wirkt sich das um so mehr aus, je seltener das Merkmal innerhalb der gleichen Geschwistersehaft aufzutreten pflegt. Bei einem Ausz~hlen nach der Probandenmethode aber wiirde man an sich dennoch vergleichbare Zahlen fiir die GeschwistersehaftsgrSl3en erhalten.

So ergeben z. B. 12 Familien zu je 1 Kind, 12 zu je 2, 12 zu je 3 und 12 zu je 4 Kindern zusammen 120 Personen und 48 Familien; d.h. die durchschnittliehe ~amiliengr5Be betr~gt 2,5 Personen. Z~hle ich aber in der Weise aus, dab die einzelne Familie so oft in Rechnung gesetzt wird, wie ieh sie fiber einen Probanden erfasse, so erhalte ich im obigen Falle, wenn ich jede der 120 Personen als Pro- banden - - also unmittelbar - - erfassen wfirde, 120 Familien (da ich ja 120 Personen erfasse und eine jede yon ihnen die Ausgangsperson fiir eine Familie ist). Und zwar haben die 120 Familien zusammen 360 Mitglieder: n~mlieh 12 der Familien haben zusammen 12 1VIitglieder, 24 der Familien haben zusammen 48 Mitglieder, 36 der Familien haben zusammen 108 Mitglieder und 48 der Familien haben zusammen 192 Mitglieder.

1 Kattentidt, Zur Frage einer Belastungsstatistik der DurchschnittsbevSlkerung. Diese Z. 103, 294, Tab. 6.

2 Kehrer, 1. e. 122. 8 Ygl. hierzu u. a. F. Lenz, Erhalten die begabten Familien Californiens ihren

Bestand? Arch. Rassen- und Gesellschaftsbiol. 1~, 397. - - I. Weinberg, Zum Problem der Erbprognosebestimmung. ])iese Z. l l~, 112/113.

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Beitrag zur Genealogie der Chorea minor. 293

Die durchsehnittlicho Famfliengr6Be errechnet sich also auf diese Weise auf 3 Mitglieder. Dieselbe durchschnittliche Familiengr6Be aber wtirde ich erhalten, wenn ich nicht jede der 120 Personen als Probanden effasse, sondern beispielsweise nur jede 12. Person. Ich effasse dann ngmlich 1 Familie zu 1 Person, 2 Familien zu zusammen 4 Personen, 3 zu zusammen 9 und 4 zu zusammen 16 Personen, also im ganzen 10 Familien zu zusammen 30 Personen.

Kehrer erw~hnt nun ferner auf Grund yon eigenen Beobachtungen und yon Literaturangaben, es mache den Eindruck, als ob gerade in den Familien mit erblichen extrapyramidalen Krankhei ten Zwillings- schwangerscha]ten h~ufiger seien als bei anderen Nervenleiden und beim Durchschnitt 1. Wit haben dahcr auch unser Material daraufhin durch- gesehen. Es finden sich unter unseren Probandengeschwistern und Pro- banden (zusammen 213 Personen) 6 Zwillinge (einer davon ist Proband) ; also 1 Zwilling auf 35 Personen, wenn wit der Einfachheit halber den Zwillingsprobanden gleich den anderen Zwillingen in Rechnung setzen und die Mortalit~t bei ibm nicht in Betracht ziehen, was man ja - - W. Weinberg hat hierauf mit Recht hingewiesen - - korrekterweise tun mfil~te. Die Zwillingszahl ist also in der Tat auch bei unserem Material etwas erhSht. Wie welt das ein Zufallsbefund ist, l~I~t sich bei den kleinen Ziffern natiirlich nicht sagen.

Unter der Elterngeneration, das sei gleich hier erw~hnt, also unter den V~tern und Mfittern und deren Geschwistern, z~hlen wit unter 531 Personen 10 Zwfllinge (davon ist ein Zwilling Probandenmutter) . Wit finden hier also etwas weniger Zwillinge, als dem Durchschnitt ent- spricht, so dab die erhShte Zwillingsh~ufigkeit unter unseren Probanden- geschwistern durch diese Ausz~hlung keine Stiitze erh~lt.

Wir haben selbstverst~ndlich noch eine Anzahl weiterer Zwillinge in unseren Stammbgumen in entfernteren Verwandtschaftsgraden vorgefunden, so allein 10 nnter den Vettern und Basen. Da wir diese Verwandtsehaftsgrade jedoeh nicht ganz vollst~ndig effal~t haben, halten wires fiir riehtiger, hier von einer Auszahlung abzusehen.

Wenden wir uns nun zu den in den Geschwisterscha/ten der Probanden ge/undenen Psychosen und psychischen Anomalien, einschlieBlich des Veitstanzes (Tab. 3). Wit finden den Veitstanz selbst 5real vertreten, das ist zu 4,6%, bezogen auf die Gesamtzahl der Geschwister ohne die vor dem 5. Jahre Ausgeschiedenen. Wenn diese Ziffer auch ganz erheb- lich hSher ist, als wit sie in den Geschwisterschaften anderer Probanden, die an der genealogischen Abteilung ausgez~hlt wurden, gefunden haben, so ist es mir doch recht ffaglich, ob die sp~rlichen Angaben fiber Veits- tanz in diesen F~llen nicht darauf zurfickzuffihren sind, zum Tell wenig- stens, dab die AngehSrigen nicht eingehend genug nach dem Vorkommen yon Veitstanz gefragt wurden. Ihren eigentlichen Wert wird die yon uns gefundene Ziffer erst erhalten, wenn ein geeignetes Vergleichsmaterial

1 Kehrer, 1. e. S. 123.

20*

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geschaffen ist durch griindliches Durchforschen der Geschwisterschaften nicht-veitstanzkranker Probanden auf das Merkmal Veitstanz.

Nebenbei sei bemerkt, dab Wollenberg als Mittel aus mehreren Statistiken 5,3 % Veitstanz bei den Geschwistern von Veitstanzkranken angibtL Mit dieser Angabe s t immt ja unsere Zahl verhMtnism~l]ig gut fiberein.

Tabelle 3. ~)bersicht i~ber die Probanclengeschwister. Altersau/bau und psychische Anomalien.

Lebensalter in Jahren

Probanden- geschwister Unter den Probandengeschwistern fanden sich

7 3 9 r

o~

VIaterial der

Kinder-' klinik

Vlaterial der

Irren- klinik

~Iaterial der

Kinder - und

Irren- klinik

0-5 2 224 7 - - - . . . . . . . . ! _ _

1 6 - 2 0 8 1 1 1 - - - - 1 2 21--30 7 1 6 - I 1 1 31--40 3 3 - -

0-56_15 -~-~ 8 12 - - . . . . . 1 - ] - - t

16--20 3 - - - 2 1 - 3 o s 1 - 1 - - - - - - L ! - - - i -S - -2 -2 -- - - 3 1 - 4 o 3 - - - Z Z _ - - - - I Z - _ ~ [ - Z i. 41u. mehr U 1 ~ [ ~ I !

0--5 6--15 202 1 7 2 3 2 1 9 - 1 ~ Z - - Z Z ~ 2 Z Z Z I - 7 - 2 - 2 Z 1 1 ~- 16--20 11 11 1 - - - - 2! -~ . . . . . . . ' 4 1] 1 - - 1 21-30 15119 1 - 1 - ! - ~ 1 - 1 - 2 1 2 - s 6 - - 1 31-40 3 7 i - - - . . . . . . . . 11-- I - 1 2 - - - - - - 41u. mehr --1 1 ! - - : - - - - - - - - I . . . . . ~ - - I - - . . . . .

Summa: 5~157135[2ol 21 112[ 31 2]--[151111 3[--t 21 - -

Besonderes Interesse werden wir den Ziffern fiir Dementia praecox und Epilepsie entgegenbringen. In seiner vorhin erw~hnten Arbeit hat ja Guttmann eine ganze Reihe von Choreaf/~llen beschrieben, in deren Ver- wandtschaft sich Schizophrenien (zum groBen Teil Katatonien) und An- f/file (vielfach direkt Epflepsien) finden. U n d e r spricht unter Hinweis auf einschl/~gige AuBerungen Langes, Oppenheims und Homburgers yon der MSglichkeit, dab den Motilit~tsst6rungen bei den Kata tonikern und den Choreatikern eine allgemeinere Erkrankungsbereitschaft gewisser

1 Wollenberg, Chorea, Paralysis agitans usw. In Igothnagel: Spezielle Patho- logie und Therapie 12, II. 3. Abt. 48, Wien 1899.

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Beitrag zur Genealogie der Chorea minor. 295

motoriseher Systeme zugrunde liege. Doch weist er auch selbst darauf hin, dab sein Material in vieler Hinsieht ausgelesen ist, so dab bei ihm yon vornherein auf jede statistische Auswertung verzichtet werden mfisse.

Wir finden nun unter unseren Probandengeschwistern, also unter einem zum mindesten in bezug auf Belastung unausgelesenen Material, einen Fall yon Dementia praecox. Wfirden wir das in Prozenten aus- drfieken, indem wir gleiehzeitig nach dem Weinbergschen abgekfirzten Verfahren das zu junge Alter unseres Materials zu korrigieren suehen, so erg/~be das 3,8 %. Eine auBerordentlich hohe Zahl. Ri id in land nur 4,5% unter den Gesehwistern yon Dementia praecox-Probanden, die yon Dementia praecoxfreien Eltern s tammten 1. In einer Durchschnitts- bev61kerung gleiehen Alters wie die Veitstanzgesehwister fanden sieh 0,37 %~, in einer ~lteren DurchsehnittsbevSlkerung 0,85 %3. Nun werden wir natfirlich aus unserem einen Fall keinen Schlul~ auf die Allgemeinheit ziehen kSnnen, ~ werden unserem Befunde aber vielleieht doch ein wenig mehr Bedeutung zuerkennen, wenn wir/ thnlichen Verh/~ltnissen bei den Probandeneltern und den anderen Verwandtschaftsgraden be- gegnen sollten. Auch in bezug auf die fibrigen nunmehr zu besprechen- den Anomalien sei das gleich bier gesagt.

Wiirden wir allerdings z. B. Dementia praecox bei Eltern und Onkeln und Tanten gerade in der gleichen Familie finden, in der wit das Dementia-praecox- kranke Geschwister gefunden haben, so k~me einem solehen Befunde weniger Bedeutung zu. Der kasuistisehe Nachweis am Ende der ArbeR aber wird ja Auf- sehlu$ geben, wie sich die psychisehen Anomalien in der Verwandtsehaft auf die einzelnen Probanden verteilen.

Bei den folgenden Anomalien nun werden wit unsere Prozentziffern dadurch errechnen, dal~ wir die Auff~lligen jedesmal beziehen auf alle Geschwister mit Ausnahme der vor dem 5. Jahre Ausgeschiedenen, d. h. in unserem Falle auf eine Bezugsziffer 108. Wir finden auf diese Weise flit die Epi leps ie einen Fall = 0,9 % ; die hier bisher gefundene Zahl in tier DurehschnittsbevSlkerung lautet 0,3%, die unter den Neffen und Niehten yon Epileptikern 0,54% 4, die unter den Geschwistern yon Epi- leptikern 2,62%5.

Guschmer hat in ihrer Arbeit fiber die Neffen und Niehten von Epi- leptikern gefunden, da$ diese Neffen und Niehten gegenfiber der Durch-

1 RCtdin, Zur Vererbung und Neuentstehung der Dementia praecox. Berlin 1916, 51.

2 Kattentidt, 1. c. 305. a Luxenburger, Demographische und psychiatrische Untersuehungen in der

engeren biologischen Familie yon Paralytikerehegatten. (Versuch einer Belastungs- statistik der Durchschnittsbevflkerung.) Diese Z. I1~, 483, Tab. 52.

4 Guschmer, Die Erkrankungsaussiehten der Neffen und Niehten genuiner Epileptiker. Diese Z. 106, 270, Tab. 15. Aus dieser Tabelle sind auch gleichzeitig die Ziffern fiir die Kattentidtsche Durchschnittsbev61kerung zu ersehen.

5 I, uxenburger, 1. e. 483, Tab. 52.

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296 B. Sehulz :

schnittsbevSlkerung mit einer grSBeren Anzahl psychischer Anomalien behaftet sind. Wir miissen aus den eben angeffihrten und den nun fol- genden Zahlen schliel3en, dab psychische Anomalien unter den Ge- schwistern Veitstanzkranker noch h~ufiger sind als unter den Neffen und Nichten der Epileptiker. So ergibt sich als Prozentziffer fiir die ver- 8chlossen-emp/indlichen Per86nlicMceiten bei ihnen 2,75 % gegen 1,34 % bei den Epileptiker-Neffen und -Nichten, ffir die au/geregt.reizbaren Per. 86nlichkeiten 23,85 % gegenfiber 15 %, an Trinkern 1,9 % gegenfiber 0,8 % beim Epileptikermaterial. Es fehlen allerdings unter den Choreatiker- geschwistern die Sonderlinge, die Hysteriker, die Schwachsinnsformen und F~lle yon Selbstmord, die sich unter den Epfleptiker-Neffen und -Nichten zu 1,8 %, 0,8 %, 3,2 % und 0,28 % finden. Unter den Choreatiker- geschwistern findet sich lediglich ein Selbstmordversuch und eine An- zahl Personen, bei denen m~13ige Schulleistungen berichtet wurden. Hysterische Symptome zeigen einige unserer an Veitstanz leidenden und der den Psychopathen zugerechneten Probandengeschwister. Die Zahl aller irgendwie psychisch auff~lligen Personen betr~gt unter den Epi- leptiker-Neffen und -Nichten insgesamt 29%, unter den Choreatiker- geschwistern (hier wieder bei der Bezugsziffer 108) 41%.

Aul3er auf psychische Anomalien haben wit nun die Probanden- geschwister auch auf somatisch-neuropathische Merkmale hin betrachtet (Tab. 4). Wir haben dabei entsprechend unserem Vorgehen bei Tab. 1 jedes einzelne Merkmal aufgez~hlt, auch wenn sich mehrere Merkmale bei der gleichen Person fanden. Kinderkr~mpfe hatten unter den 163 Probandengeschwistern nach den uns gemachten Angaben 28 = 17,1%. In der DurchschnittsbevSlkerung 13,3 % 1, unter den Neffen und Nichten der Epileptiker, die allerdings auf somatisch-neuropathische Merkmale nich~ so genau erforscht worden sind, 10,08% ~. Bettn~ssen kommt, bezogen auf die Zahl 108, zu 8,25 % vor, in der DurchschnittsbevSlkerung zu 6,8%3; unter den Neffen und Nichten der Epileptiker wurde es zu 5,63 % gefunden 2. Anfallsweise Kopfschmerzen fanden sich unter den Choreatikergeschwistern in 11 F~llen = 10 % ; unter der Durchschnitts- bevSlkerung fanden sie sich zu 3,94% 3, unter den Epileptiker-Neffen und -Nichten zu 6,43% 2. In 2 von den 11 F~llen mit anfallsweisen Kopf- schmerzen bei den Choreatikergeschwistern handelt es sich um ausge- sprochene Migr~ne, wie sie Guschmer unter den Neffen und Nichten der Epileptiker (ohne Kleinverstorbene 373 Personen) nicht beobachtete 4.

1 Kattentidt, 1. c. 298, Tab. 9. Guschmer, 1. c. 269, Tab. 14.

a Berechnet aus Kattentidt, 1. c. 298, Tab. 9 und 294, Tab. 6. (Es ersehien zweekmM3ig, bier mit Kattentidts ,,genau erforschtem" Material unter AusschluB der Kleinverstorbenen zu vergleiehen.)

4 Guschmer, 1. c. 248.

Page 10: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

Tabelle 4.

Beitrag zur Genealogie der Chorea minor. 297

~bersicht fiber die Probandengeschwlster. Altersau]bau und somatlsch. neuroIJathlsche Anomalien.

~Iaterial der

Kinder- klinik

,~Iaterial der

Irren- klinik

VIaterial der

Kinder- und

Irren- klinik

Probanden- geschwister

Lebensalter in Jahren ~

Von den Probandengeschwistern litten an

14 ~

O--5 6--15

16--20 21--30 31---40

0--5 6--15

16--20 21--30 31--40 41 u. mehr

0---5 6--15

16-20 21--30 31---40 41 u. mehr

Summa:

2 [ 2 2 4 7 2 19112 1 1 4 8 11 I----- 7 1 6 - - - I

3 3 -- 1

- - 8 1 2 3 1 5 3 - - - - - - I 1 8 3 1 - - , 3

1 2 5 2 1 2 - -

4 - -

1

li - - 4

2 2 32 19 5 5 - - 2017 1 1 4 3 5 11 11 1 - 1 2 1 15 19 1 4 3 - 3 7 1 - -

1 . . . . . .

1 3 - - 1 1 1 1 3

1 1

1 - -

2

I 3 I-- i ;--

1-- 1 I

3 - -

8r 1J 11-1

3 ! 3 1 _

2 - - 1 - - 3 1

1 i

1 --_~------1

3 3 ~ 2

I 3 1

r 11 i - -

1

* Die Migr~nef~lle sind auch unter Kopfschmerz angefiihrt.

Angaben fiber Ge lenkrheumat i smus fanden wi t un t e r den Ge- schwis tern der Ve i t s t anzkranken , wieder bezogen auf die Zahl 108, zu 2 ,8%, Muske l rheumat i smus ebenfal ls zu 2 ,8%, Neigung zu Anginen und K a t a r r h e n zu 14,9% und ,,Zuckungen" zu 1,73%. Mit Zuckungen haben wir chorea/~hnliche Bewegungen bezeichnet , die von uns selbst be i den be t re f fenden Personen beobach te t wurden ; sie t r a t e n besonders in der E r regung und bei Ver legenhei t auf. Mehrfach beobach te t en wi t sie auch bei Personen, die e inmal an Vei t s tanz e r k r a n k t gewesen waren 1. D a n n wurden sie jedoch hier n ich t als Zuckungen not ie r t .

Ff i r alle diese Merkmale fehl t es uns leider an Vergle ichsmater ia l aus

der Durchschni t t sbevSlkerung , doch h a t m a n den E indruck , es mi t r ech t

hohen Ziffern zu tun zu haben. Vergleichen wir mi t den bei den P roban- den selbst ausgez~hl ten Merkmalen (Tab. 1), so s ind die Zahlen do r t

1 Vgl. auch E. Straus, Untersuehungen fiber die postchoreatisehen Motilit~ts- stSrungen usw. Monatsschr. f. Psychiatr. und Neurol. 66, 261 ft.

Page 11: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

298 B. Sehulz:

allerdings ganz betr~ehtlieh h5her, auch wenn vielleieh$ die Probanden ein etwas hSheres Durchsehnittsalter haben sollten als die Probanden- gesehwister.

Alle die somatiseh-neuropathischen Merkmale fanden sieh ein wenig h~ufiger unter den psychisch auff~lligen Probandengeschwistern als unter den psychiseh unauff~lligen (Tab. 5). Wir wagen anzunehmen,

Tabelle 5. Somatisch-neuroTathische Anomalien bei den Probandengeschwistern (ohne Beri~cksichtigung der 55 vor dem 5. Jahre Ausgeschiedenen).

..~ ~ .~ ~ ~.

Bei allen 108 Probanden- geschwistern . . . . 18 9 11 2 3 3

Bei den 45 psychisch auff~lligen Proban- dengeschwistern . . 10 8 8 2 1 2

Bei allen 108 Probanden- geschwistern . . . . 16,6 8,3 10,2 1,8 2,8 2,8

Bei den 45 psychisch auffi~lligen Proban- dengeschwistern . . 2 2 , 0 17 ,8 17,8 4,4 2,2 4,4

* Die Migr~nefalle sind auch unter Kopfschmerz angefiihrt.

16

9

14,8

20,0

2

1,8

4,4

dab das nicht daher kommt, dal~ wir fiber Personen, fiber die wir so ge- nau unterrichtet wurden, dal~ wir sie zu den psychisch Auff~lligen reeh- nen konnten, auch besonders gut in somatisch-neuropathischer Hinsieht unterriehtet wurden. Hinsichtlich der Angaben fiber die rheumatisehen Leiden, besonders hinsichtlieh des Gelenkrheumatismus, wagen wir nieht ffir die Sicherheit der Diagnose in jedem einzelnen Falle einzustehen, besonders nieht, wenn wir an die Ausffihrungen Kehrers zu diesem Punkte denken, der auf die Schwierigkeit einer sicheren Diagnose beim Ge- lenkrheumatismus hinweist und darauf aufmerksam macht, wie leicht bei Choreatikern auftretende Par~sthesien f~lschlicherweise als Rheumatis- mus angesprochen werden 1. Es kann sieh fiir uns nur darum handeln, festzustellen, daI~ in einer best immten Zahl yon F~llen Beschwerden vorlagen bzw. Befunde yon )[rzten erhoben wurden, die, und zwar bei anseheinend Niehtveitstanzkranken, zu der betreffenden Diagnose ge- ffihrt batten.

Die Angaben fiber Herzanomalien hielten wir f fir noch welt un. sicherer. Wir haben sie daher zwar in jedem Falle notiert, haben jedoch von einer Ausz~hlung zun~ehst abgesehen.

1 Kehrer, 1. c. 8 u. 13.

Page 12: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

Beitrag zur Genealogie der Chorea minor. 299

Die Zahl der Stiefgesehwister ist zu gering, als dag eine eingehendere Betrachtung lohnte. Eine ~bersicht fiber den Altersaufbau und die somatisch-neuropathischen Anomalien bei ihnen finder sich in Tab. 6. Die psyehiseh Auff/~lligen unter ihnen finden sich im kasuistischen Nach- weis auf Seite 308. Nur eins der Stiefgeschwister gehSrt zu einem Pro- banden der Irrenklinik. Es ist in Tab. 6 als solches gekennzeiehnet.

Tabelle 6. ~bersicht i~ber die Stie/geschwister. Altersau[bau und somatisch- neurol~athische Anomalien.

Lebensalter in Jahren

0---5 6--15

16---20 21--30 31--35

Summa:

Stiefgeschwister Yon den 8tiefgeschwistern litten an

lebend tot

2 1 9 4 2 - - 5 3 5* 5 1 - -

17" 11 9

Kinder- Bettn~issen kr~mpfen

1 1 - - - -

I - 1 1 2

Kopf- schmerz

J

1

11-

Neigung z u

Anginen u. Katarrhen

- - 1

1 m

111 * Davon ein Stiefgeschwister eines Probanden der Irrenklinik. (Alle anderen

geh6ren zu Probanden der Kinderklinik.)

Wir betrachten nun die Eltern unserer Probanden (Tab. 7 und 8). ~ b e r 3 illegitime V/~ter konnten wir nichts in Erfahrung bringen. Unter den 97 uns bekannt gewordenen Personen linden wir 2 Veitstanzkranke ----- 2,06 %, also fast genau die gleiche Zahl, die Wollenberg angibt (2 %)1. An geeignetem Vergleichsmaterial fehlt es uns. Ffir Dementia praecox (ebenfalls 2 F/~lle) erhalten wir die korrigierte Prozentzahl yon 2,28. Luxenburger Iand unter 199 Eltern einer DurehschnittsbevSlkerung 1,05% 3, ich unter 198 Eltern einer anderen DurchschnittsbevSlkerung ebenfalls 1,05% 8, doeh diirften diese Zahlen zu hoch sein. Denn unter den Geschwistern yon Durchschnittsprobanden, also unter zum Tell ledigen Personen, fanden wir 0,85% 4, und unter den Geschwistern yon Dementia praecox-Kranken, soweit diese Geschwister Elterneigensehaft besaBen, land sieh nur eine korrigierte Prozentziffer yon 0,4 s.

1 Wollenberg, 1. c. 47. 2 Zuzenburger, 1. c. 436. 3 Schulz, Gesehwister- und Elternschaften yon Hirnarterioslderotiker-

F, hegatten. Diese Z. 109. (Erreehnet aus den dortigen Angaben auf S. 42 und 43.) 4 Luxenburger, 1. c. 483, Tab. 52.

Schulz, Erkrankungsaussichten der Neffen und Nichten yon Schizophrenen. Diese Z. 102. (Errechnet aus der dortigen Tab. 2, S. 15 und den Angaben auf S. 14.) Die Ziffer 0,4 % diiffte allerdings zu niedrig sein.

Page 13: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

300 B. Schulz :

]

Sonstige Auff~llige

Bestrafte

Sonder-

I1

linge ~0 ] [

I A I I I A I I A

i t T i I B i I I I I I I I I I I I I 1 I I l l A I I " A ~ -

I " 1 i i A A I I ~ - - i i l l l l l A i A

I ~ I I ~ A ~ I ~ - A

o

Debillt~it

.uo~ ~ ~ A A I ~ I ~

~- I ~ 1 1 I I I Psycho* pathie r~ 3 i ~'~ I i i "~ I

In l i B Hysterie / ~ i [ I

~0 A A

fragl, c~- A [ Epilepsie ~ ] A

I~ A l l Epilepsie

Dem. (~'i ] [ i praecox ro ! l B m

Veitstanz

r

i ~ I ~ i l i ~ l A

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i l A l l i A l i i i - I A

tot i i

r4 ~ lebend �9 o ~ ' ~ A ~ I ~

Page 14: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

Beitrag zur Genealogie der Chorea minor. 301

Tabel lo 8. ~bersicht iiber die Probandeneltern. Altersau/bau und ~omatlsch- neuro~thische Anomalien.

Material der

Kinder- kllnlk

Material der

I1Ten- klinik

Material der Kinder-

und Irren- klinik

30---40 5 8 41--50 17 17 51--60 7 8 61--70 4 1

30---40 1 41--50 2 6 51--60 3 2 61--70 - -

41--50 19 23 51--60 10 10 61--70 4 2

Sa.

[ Probanden- [ eltern

Lebens- alterin ~ Jahren

1 1 - - , - - - - 2 2 1 . . . . .

- - 1 - - ' - -

3 1

1 1 1 1

4 2 - - , - - ~ 2 ~ 2 . . . . .

1

Von den Probandeneltern litten an

�9 ~ = ~ $

- ~ . ~

1 4 2 - - 1 - - 1 2 - - 2 5 1 1 3 3 2 1 2 1 1

1 - - 1 2 2 1 1 - - 1 - - - - 2 . . . . 2 1

2 - - 1 1 . . . . .

1 - - 5 2 2 3i 1 1

1 - i 1 - -

i

1 4 - - 2 - - , _ 1 _ _

2 1 1 - -

* Die Migrgnef~Ue sind aueh unter Kopfschmerz angeffihrt.

Es /Sndet sich dann weiter unter den Eltern der Veitstanzkranken ein Fall yon Epflepsie, also rund 1%. Auch ohne alle Vergleiche wird man erkennen, dab das eine sehr hohe Ziffer ist. Selbstverst~ndlieh ist auch hier sehr damit zu rechnen, dab das Auftreten des Epilepsiefalles zu- fMlig ist. Aber auger dieser ausgesproehenen Epflepsie haben wir noch 2 weitere Fglle unter unseren Probandeneltern, bei denen zwar die Dia- gnose Epilepsie fraglich ist, bei denen aber doeh Anfglle auftreten, die den Verdaeht auf Epilepsie nahelegen (siehe im kasuistisehen Naehweis, S. 309 dieser Arbeit ). Wir haben weiterhin 3 F~lle als Hysterien zusammen- gefaBt, yon denen 2 Anf~lle zeigen, die ebenfalls gewisse ~hnlichkeit mi t epileptisehen Anf~llen haben. (Nebenbei sei bemerkt, dal3 eine Pro- bandenmutter [zu Prob. 28] an ur~mischen Anfgllen litt.)

Wir haben ferner 5 Probandeneltern als Psychopathen bezeichnet (einer davon asyliert). Auch diese Ziffer ist natiirlich reeht hoch. An geeignetem Vergleichsmaterial fehlt es uns hier leider wieder. Unter den Eltern der von Luxenburger und mir untersuehten DurehschnittsbevS1- kerung warden Psychopathen im allgemeinen nicht ausgez~hlt. Asylierte Psychopathen fanden sieh dort nieht. Allerdings gehSrt das Material dieser DurehschnittsbevSlkerung einer Zeit an, in der Psyehopathen ver- hgltnismgl3ig selten zur Asylierung kamen.

Page 15: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

302 B. 8chulz:

l~echt hoch ist auch die Zahl der Trinker unter den Choreatiker- eltern (7,2 %). Unter den Eltern der DurehsehnittsbevSlkerung warden y o n uns 3--3,5 % Trinker gefunden 1, unter den Eltern Senfl-Dementer allerdings 6,8 % 3. Doeh nur unter den Viitern yon Epileptikern land sieh eine betr~chtlieh hShere Prozentzahl als unter den V~tern der Chorea- tiker. Die Zahlen lauten hier 29,6 % : 14,8 % a; die entspreehenden Zahlen ffir die V~ter der Senil-Dementen und des Durehschnitts lauten 13,6 % und 5,6%.

An in geringerem Grade psychisch Auff~lligen fanden sich bei den Choreatikereltern Aufgeregt-Reizbare zu 22%, Sonderlinge zu 3%. In Ermangelung eines geeigneteren Vergleiehsmaterials k5nnten wir die Ziffern fiir diese Merkmale wie auch die vorhin erw~hnten fiir Hysterie und Psyehopathie vergleiehen mit den - - zum Teil l e d i g e n - Ge- schwistern der Epileptiker, deren Neffen und Niehten Guschmer unter- sueht hat 4. Die Ziffern sind bei den Choreatikereltern um ein Betr~cht- liehes hSher. Nur Suicid, Paralysen und Cycloide, die bei den Epilep- tikergeschwistern in geringen Prozentzahlen auftreten, fehlen bei den Choreatikereltern. Dagegen findet sich bei ihnen noch ein wegen Heh- lerei und ein wegen Sittlichkeitsverbrechens bestrafter Zuchth~usler. Die Zahl der Kriminellen unter den Gesehwistern von Paralytikerehegatten in Kattentidts Arbeit betr~gt nur 0,96% 6.

Auff~llig ist, dab sieh unter den Eltern der Veitstanzkranken aueh 7 % Debile, wenn auch leiehteren Grades, finden, w~hrend solehe ja unter den Geschwistern fehlten. Bei den Gesehwistern fand sieh sogar oft die Angabe ,,gut gelernt", ,,recht aufgeweckt". SchlieBlich besteht bei einer Probandenmutter Status naeh Kopfgrippe.

Alles in allem betr~gt die Zahl der psychisch Auff~lligen unter den Choreatikereltern 58,8%. Unter den bereits erw~hnten 220 Dementia praecox-Geschwistern mit Elterneigensehaft fanden sich alles in allem nur 30,6% mit psychisehen Anomalien 6. Wenn unter diesen Dementia praecox-Gesehwistern aueh verschiedene Personen sein werden, die weniger genau erforscht sind als die Choreatikereltern, so diirfte doch die psychisehe Minderwertigkeit der Choreatikereltern unseres Materials auBer jedem Zweifel stehen.

In bezug auf somatisch-neuropathische Merkmale sei bei den Probanden- eltern vor allem auf die hohe Zahl der Kopfschmerzbehafteten hinge-

1 Luxenburger, 1. c. 442. - - Schulz, 1. c. Diese Z. 1@9. Errechnet aus Tab. 6 auf S. 42.

Weinberger, Die heredit~ren Beziehungen der senilen Demenz. Diese Z. 196, 689.

8 Guschmer, 1. c. 258. 4 Guschmer, 1. c. 270, Tab. 15. 5 Kattentidt, 1. c. 296, Tab. 8. e Schulz, |. c. Diese Z. 1@2. Errechnet aus Tab. 6 auf S. 28.

Page 16: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

Beitrag zur Genealogie der Chorea minor. 303

wiesen. Es sind das 15,48%, und yon diesen sind 1/3 typisehe Migr~ne. f~lle. 2,06 % der Eltern konnten als frfihere Bettnasser festgestellC werden.

Angaben fiber Gelenkrheumatismus fanden sich 16real, fiber Muskel- rheumatismus 7real, fiber Neigung zu Anginen und Katarrhen 5real, fiber Zuckungen 6real. Dal~ die Angaben fiber rheumatisehe Leiden hier h/~ufiger sind als bei den Probandengesehwistern, dfirfte, mindestens zu einem Teil, in dem hSheren Lebensalter der Probandeneltern seinen Grund haben. Die hShere Zahl der Zuckungen bei den Eltern kSnnte daher kommen, da/~ wir die Probandeneltern verh/iltnism/~f3ig h/~ufiger selbst beobaehtet haben als die Probandengesehwister. Die psychisch Auff/~lligen scheinen bei den Probandeneltern im allgemeinen im gleichen Grade mit somatisch-neuropathischen StSrungen behaftet wie die psy- chisch Unauffi~lligen (Tab. 9).

Tabelle 9. Somatisch-neuro ~athische Anomalien bei den Probandeneltern.

Bei allen 97 Probandeneltern . Bei den 57 psychiseh auff~lligen

Probandeneltern . . . . .

Bei allen 97 Probandeneltern . Bei den 57 psychisch auffiilligen

Probandeneltern . . . . .

2

1

2,1

1,7

15 5

8 2 15,5 5,2

14,0 3,5

16 7

10 4 16,5 7,2

17,5 i 7,0

* Die Migr~nefi~lle sind auch unter Kopfschmerz angefiihrt. ** Darunter 1 Fall yon Heufieber.

5**

4**

5,2

7,0

6

4 6,2

7,0

Im ganzen haben die Befunde bei den Probandeneltern ziemlieh ge- nau denen bei den Probandengeschwistern entsproehen. Wir wollen nun zum SehluB sehen, welche Be/uncle wit bei den Geschwistern der Pro- bandeneltern erhalten. Es sind das im ganzen 434 Vollgesehwister ; Stief- gesehwister wurden nicht berfieksiehtigt. ~ber etwaige Geschwister zweier im Auslande geborener Probandenv/~ter konnten wit nichts in Erfahrung bringen, selbstverst/indlieh auch nicht fiber die Geschwister der 3 uns unbekannt gebliebenen illegitimen Probandenv/iter. 13 Pro- bandeneltern (7 V/iter und 6 Mfitter) sind unehelich geboren und haben keine Vollgesehwister.

Wir werden uns bei den Gesehwistern der Probandeneltern im folgen- den nur mit psychisehen Auff~lligkeiten st/irkeren Grades befassen, da wir es ffir wahrseheinlich halten, dab wir bei ihnen fiber Auff/illigkeiten geringeren Grades nicht ebenso genau unterrichtet sein dfirften wie bei den bisher besproehenen Verwandtsehaftsgraden. Waren wir doeh bis- weflen, wenn auch glficklieherweise nur selten, z. B. in bezug auf Aus-

Page 17: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

304 B. Schulz :

kunft fiber die Gesehwister des Probandenvaters nur auf die Aussagen der Probandenmutter angewiesen.

Wir finden (Tab. 10a und 10b) 5 Veitstanzkranke, das sind bezogen auf alle jenseits des Kleinkindalters ausgeschiedenen 288 Eltern- geschwister 1,7 %. Allerdings gehSren yon diesen 5 F~llen 4 der gleiehen Geschwisterreihe an. Ffir Dementia praecox (5 FMle) erhalten wir nach

Tabelle 10a. ~bersicht i~ber die Geschwister der Probandeneltern. Altersau/bau und Tsychische Anomalien. (Material der Kinderklinib" und Irrenldini~ getrennt.)

Lebensalter in Jahren

: Geschwister d. !Probandenelt. Unter den Geschwistern der Probandeneltern fanden sich

0--10 11--20

Material 21--30 der 31--40

Kinder- 41--50 klinik 51--60

61--70 fiber 70

Sa.

- - 7 : 3 2

2 161291111 3 33 36 41 3 17 16 51 2 8141412

82 99

_i----

~ ! 2 2 1 1 - ! 1 : -

ii!ili 1 2 - - 1 - - 2

Material der

~rrerl- klinik

0--10 11 - - 2 0 21--30 31--40 41--50 51--60 61--70

fiber 70

Sa.

61 4 1 - - , 4 1 - - 1 . . . . - - - - - - 1oi ~ 1 1 3 , - - I - - -~I--

-Z-__ - I-

_ _ _ ! _ _

dem abgektirzten Verfahren 2,06%, also wieder eine betr~chtlieh fiber dem Durchschnitt liegende Zahl. Wir finden 2 F~lle yon Epflepsie --~ 0,68 % ; auch diese Ziffer ist wieder reeht hoch, n~mlieh, ebenso wie die Dementia praecox-Ziffer, mehr als doppelt so hoch wie die f fir den Durch- sehnitt. Dal~ sieh hier nur 6 Debile ---- 2 % linden, mag sehon auf die man- gelhafte Efforsehung zurfickzuffihren sein. Das gleiehe kSnnte fiir die Trinker gelten, yon denen wit sogar nur 4 anfiihren konnten. Suicid finder sieh 3mal, die Zahl diiffte etwa dem Durehsehnitt entsprechen. Wit finden dann noch eine symptomatische Psyehose und haben ferner

Page 18: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

Beitrag zur Genealogie der Chorea minor. 305

Tabelle 10b. ~]bersicht ~ber die Geschwister der Probandeneltern. Altersaufbau und 198ychische Anomalien. (Material der Kinderklinik und lrrenklinik zusammen.)

Lebens- alter in Jahren

0--10 11 - - 2 0 21--30 31--40 41--50 51--60 61--70 fiber 70

Sa.

Geschwister der Probandenelt. Unter den Geschwistern der Probandeneltern fanden sich

- - 7 139

- - - - 1 : 3 7 6 3 22 33 111 7

24 28 7 2 . . . .

8 4 1 2

1

1 - I , - - , ~ - . . . . . .

I-- 1 ' I--Ii

-- 1 1 2 1 1-- i-- 1 --- I-- 1 3

. . . . 1 i---- 1 : . . . . . 1 2 - 1 1

- - - _ - - - - _ - - - ~ - _ - _

1 2

2 - -

1

2 - - 2 4 2 1

4 Personen als Psychopa then zusammengefa~t , die alle 4 gleichzeitig Kriminelle sind.

Von den somatisch-neuropathisc]~en Anomalien (Tab. 11) mSchten wir erst recht annehmen, daft wir sie nicht geniigend griindlich erforschen

Tabelle 11. ~bersieht i~ber die Geschwister der Probandeneltern. Altersau]bau und somatisch.neuropathisehe Anomalien. (Material der Kinderklinik und Irrenklini~.)

Geschwister der Probandeneltern Von den Geschwistern der Probandeneltern litten an

L e b e n s a l t e r ~ ~ ' *~ ~ ~ m = ,

in Jahren

o~ 21--30

41--50 51--60 61--70 ~

fiber 70

Sa.

* Migr~ne. ** Davon betrifft 1 Fall einen AngehSrigen eines Probanden der Irrenldin~l~.

*** Betrifft einen Angeh~rigen eines Probanden der Irrenldinlk.

Page 19: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

306 B. Schulz:

konnten; wir fanden aber immerhin 4 F~lle von Bettni~ssen, 6 F~lle yon Kopfschmerz, darunter 1 Migr~ne, 16mal Gelenkrheumatismus, 10mal Muskelrheumatismus und 2 mal Zuekungen. Von allen diesen Merkmalen betreffen nur 2 F~lle yon Gelenkrheumatismus AngehSrige von Pro- banden der Irrenklinik. Alle anderen betreffen AngehSrige yon Proban- den der Kinderklinik. Wir haben der Raumersparnis halber ftir beide Gruppen nur eine gemeinsame Tabelle angelegt und die betreffenden 2 F~lle durch Sternchen und Anmerkungen gekennzeiehnet.

Der so gegebene ~berbliek dfirfte uns zur Genfige erkennen lassen, dal~ auch die Befunde bei den Gesehwistern der Probandeneltern den bisher bei unserem Material erhobenen Befunden entsprechen. Bei dem kleinen Material kSnnen wir ja fiberhaupt keine allgemeingiiltigen Zahlen nennen. Dal3 ~_r Prozentzahlen braehten, geschah lediglich, um Ver- gleiche zu ermSglichen. Diese Vergleiehe aber zeigten, dab bei unserem in bezug auf Belastung unausgelesenen Material vor atlem Dementia praecox, Epilepsie und aufgeregt-reizbare PersSnlichkeiten in solchem Grade h~ufiger gefunden warden als in einer DurchschnittsbevSlkerung, dal~ Beziehungen des Erbkreises der Chorea minor zur Dementia praeeox, Epflepsie und dem der aufgeregt-reizbaren PersSnliehkeiten wahrschein- lieh sind, Beziehungen, wie sie bisher auf Grund yon nach anderen Me- thoden vorgenommenen Ausz~hlungen oder auch auf Grund yon Einzel- beobachtungen bereits behauptet oder vermutet wurden. Aueh die Ziffern fiir Kopfschmerz (Migr~ne) und Gelenkrheumatismus k5nnen an Beziehungen der Chorea zum Erbkreis dieser beiden Leiden denken lassen. Doch fehlt es uns hier, wenigstens fiir den Gelenkrheumatismus, bisher noeh an geeignetem Kontrollmaterial. Eine Erkli~rung fiir das Zustandekommen der genannten Beziehungen zu suchen, liegt au~erhalb des Rahmens dieser Arbeit, die lediglich eine Darstellung der gefundenen Verh~ltnisse geben sell. Auch wird unseres Eraehtens die n~chste Auf- gabe der Genealogen die sein miissen, naehzupriifen, ob dureh Unter- suehungen an weiteren Stammb~umen und unter weiteren Verwandt- schaftsgraden (Vettern und Basen haben wir sehon bei mehreren unserer F~lle vollst~ndig efforsehen kSnnen) die hier beriehteten Befunde aus dem Bereich des Zuf~lligen gehoben werden. Vor allem dfirfte auch die Sehaf- lung eines einwandfreien groi~en Kontrollmaterials dazu unerl~lich sein.

Kasuistischer Nachweis i~ber die psychisch Au]]~illigen.

(Die F~lle der Kinderklinik fiihren die Aktnummern 1--39, die FMle der Psych- iatrisehen Klinik die Nummern yon 40 aufwarts.)

Probandengeschwister. 5 F~ille yon Veitstanz: 1. (Akt 2.) 9, 12 Jahre alt, sehr hastig, m~13ig in der Schule, doch stets

mitgekommen, oft Mandelentziindung, 2mal leiehter Veitstanz.

Page 20: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

Beitrag zur Genealogie der Chorea minor. 307

2. (Akt 39.) ~, 16 Jahre alt, Ti~nzerin, stets Ylandel- und Ohrenentziindung, in der Sehule zuriiekgeblieben, Veitstanz.

3. (Akt 39.) ~, 20 Jahre alt, Kunstgewerblerin, englisehe Krankheit, Mandel- entziindung, schwerer Veitstanz, ist melancholiseh, wird leieht ohnmRehtig, ist geistig zuriickgeblieben, tmruhiger Schlaf, hysterische AnfRlle.

4. (Akt 39.) $, starb mit 7 Jahren an Veitstanz, dauernd Bettni~ssen. 51. (Akt 47.) c~, 24 Jahre alt, Bahnarbeiter, Veitstanz im letzten Sehuljahr,

leidet an Wutanfi~llen, wird dabei ohnm~tchtig und bekommt KrRmpfe bei Auf- regung. Hat Reil3en.

1 Fall yon Dementia Traecox: (Akt 10.) ~, 23 Jahre alt, Einlegerin, hatte KinderkrRmpfe, in der Sehule schwer

gelernt, doch ]ebhaft und gesellig, erkrankt mit etwa 20 Jahren: Angstgefiihl, sah Gestalten, h(irte GerRusehe, klagte die unsinnigsten hypoehondrisehen Besohwerden, fiihlte sieh beriihr~ usw. Beziehungsideen. L~tppisehes Laehen. 2 Monate Anstalts- aufenthalt, lebt seitdem stumpf zu Hause. Anstaltsdiagnose: Dementia praeeox.

1 Fall yon Epilepsle: (Akt 27.) ~, 24 Jahre alt, Expedientin, sehr religiSs, wird leieht sehr zornig,

in der Schule einmal sitzengeblieben, leidet an Abseneen, BettnRssen, hatte Gelenk- rheumatismus.

Die 5 als Psychopathen ange]iihrten F~ille sind: 1. (Akt 5.) q, 34 Jahre alt, Striekerin, nervensehwaeh, leieht aufgeregt, oft

Anfglle yon Zit~rn. 2. (Akt 6.) ~, 25 Jahre alt, Bgekersfrau, furehtbar nervSs, leieht aufgeregt,

oft Kopfweh. Bei Aufregung Kr~mpfe in den Waden, viel Mandelentziindung, mit 22 Jahren Osteomyelitis.

3. (Akt 16.) ~, 22 Jahre alt, Verk~uferin, als Kind n~ehtliehe Angstzusti~nde, sehr leieht aufgeregt, schreit dann laut auf, ist deswegen beim Arzt in Behand]ung. Zuckt mit den Armen. GliederreiBen.

4. (Akt 20.) r 13 Jahre alt, j~hzornig, naehts Angstzust~nde, yon denen er nachher niehts weiB, viel Kopfweh, ]nit 11 Jahren Sturz aus dem ersten Stock mit leichter Gehirnerschiitterung.

5. (Akt 36.) ~, 9 Jahre alt, Bettn~sser, tobt furehtbar bei Aufregung. Payor nocturnus. Oft Kopfweh mit ~belkeit, oft eitrige Halsentziindung. Hatte Kinder- kr~mpfe.

2 Fdlle yon Trunksucht: 1. (Akt 27.) $, 22 Jahre alt, Dienstknecht, vertrinkt sein Geld, oft Stellen-

wechsel, kSrperlich kri~ftig, in der Schule ein Lausbub. 2. (Akt 43.) $, 24 Jahre alt, Hilfsarbeiter, leicht aufgeregt, Herzanfiflle, fi~llt

dann urn. Trinkt viel. 26 Au]gel eqt.Reizbare: 1. (Akt 2.) !~, 26 Jahre alt, Mechanikersfrau, hi,zig, bisweilen Kopfweh, nieht

gut gelernt. 2. (Akt 4.) c7, 13 Jahre alt, viel Kopfweh, jahzornig, Kopfausschlag. Ha t~

Kinderkr~mpfe. 3. (Akt 6.) r 23 Jahre alt, Kopfekzem, hitzig, nervSs, doeh gutmiitig. Mit

18 Jahren vom Katholizismus zum Adventismus, jetzt auf dem Missionsseminar. 4. (Akt 9.) 9, 25 Jahre alt, Kinderlehrerin, sehr nerv5s. 5. (Akt 10.) ~, 24 Jahre alt, Friseuse, sehr aufgeregt, fibertrieben ehrgeizig,

hatte Kinderkr~mpfe. 6. (Akt 13.) 3, 12 Jahre alt, aufbrausend, oft erkMtet, oft Mandel- und Mittel-

ohrentziindung.

1 Guttmanns Fall M II. 8. Z. f. d. g, Neut. u. Psych. 117. 21

Page 21: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

308 B. Sehulz :

7. (Akt 14.) ~, 18 Jahre alt, Damensehneiderin, zeitwefise verstimmt, sehr reizbar, hatte Kinderkrimpfe.

8. (Akt 15.) c~, 14 Jahre alt, sehr streitsiichtig, Bettnisser. 9. (Akt 18.) ~, 15 Jahre alt, Lehrmidchen, gleieh auf der I-I6he, Kopfausschlag. 10. (Akt 20.) c~, 15 Jahre alt, Kaufmannslehrling, hitzig, stets in Bewegung,

bei Gewitter wahnsinnige Angst. Bettn~sser. 11. (Akt 20.) c~, 17 Jahre alt, Glaserlehrling, sehr unruhig, stets in Bewegung.

Sehr hitzig, rechter Teufel. 12. (Akt 20.) r 20 Jahre alt, Ausgeher, sehr unruhig, stets in Bewegung,

gesellig, doch leicht zornig, oft erkiltet, Bettnisser. 13. (Akt 21.) ~, 12 Jahre alt, reizbar, eigensinnig, nerv6s. 14. (Akt 22.) c7, 12 Jahre alt, unvertriglich, allzu lebhaft, stets sehr un-

piinktlich, oft Katarrh, Bettnisser. 15. (Akt 27.) 6, 31 Jahre alt, Maurer, sehr aufgeregt, hatte Kinderkr~mpfe. 16. (Akt 28.) c~, 20 Jahre alt, Sehlosser, j~hzornig, mit 19 Jahren Basedow.

Kropfoperation. HaSte Kinderkrimpfe. 17. (Akt 34.) ~, 22 Jahre alt, sehwerer Herzfehler, sehr aufgeregt, gleieh zornig. 18. (Akt 35.) ~, 38 Jahre alt, Kontoristin, peinlieh, kleinlieh, hitzig, bidet

an Migrine. 19. (Akt 38.) ~, 17 Jahre alt, Sehlosser, hitzig. 20. (Akt 39.) c~, 12 Jahr~ alt, sehr nerv6s, unruhig, gleieh zornig. Choreiforme

Zuekungen. 21. (Akt 43.) c~, 22 Jahre alt, Hilfsarbeiter, leieht aufgeregt, atmet dann

sehwer. Hatte Kinderkrimpfe. 22. (Akt 43.) ~, 27 Jahre alt, Kassierersfrau, leicht aufgeregt, oft Kopfweh,

mit 22 Jahren veto Rad gefallen, Gehirnerschiitterung; l~ierenexstirpation. 23. (Akt 44.) 6, 14 Jahre alt, aufgeregt, sehr jihzornig. 24 i. (Akt 47.) ~, 27 Jahre alt, Sehlossersfrau, aufgeregt. 252. (Akt 47.) ~, 37 Jahre alt, Stukkateursfrau, aufgeregt, Kopfweh, Asthma,

liBt ihre Kinder verwahrlosen. 263. (Akt 47.) 6, 30 Jahre alt, Bahnarbeiter, furehtbar aufgeregt. 3 Verschlossen-Emp/indliche: 1. (Akt 13.) 6, 10 Jahre alt, schwiehlieh, friBt alles in sich hinein, lernt sehwer,

kommt aber mit. Hatte Kinderkr~mpfe. 2. (Akt 15.) 6, 16 Jahre alt, Meehanikerlehrling, sehweigsam, weinerlieh-

ingstlieh, maehte einen Selbstmordversueh, als sein Vater, der reeht aufgeregt fist, ihn schroff behandelte.

3. (Akt 22.) 6, 11 Jahre alt, schiiehtern, dabei bSsartig, Bettni~sser, hat einen Herzfehler.

Sonstige : 1. (Akt 5.) d~, 25 Jahre alt, Krankenkassenkassierer, immer triibe gestimmt,

hatte englfisehe Krankheit. 2. (Akt 5.) c~, 19 Jahre alt, gefallen, war erst auf dem Gymnasium und kam

wegen Krinkliehkeit auf die Unteroffiziersehule. (Wenig begabt?)

Stiefgesehwister tier Probanden. 2 Psychopathen:

1. (Akt 3.) 6, 17 Jahre alt, B~ekerlehrling. Seit der Lehrlingszeit Anfgllo. 2. (Akt 33.) 9, 24 Jahre alt, Arbeiterin. Treibt sieh herum, leiehtsinnig.

1 Guttmanns Fall M II. 6. 2 Guttmanns Fall M II. 3. s Guttmanns Fall M II. 7.

Page 22: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

Beitrag zur Genealogie der Chorea minor. 309

2 Schwachsinnlge: 1. (Akt 11.) ~, 22 Jahre alt, ~flfsaxbeiter. Hochgradig debil, schwanzte

die Sehule. 2. (Akt 37.) ~, 8 Jahre alt, debil, leicht aufgeregt, oft erk~Itet, Einn~tssen. 2 Au/gerecfle: 1. (Akt 18.) 9, 22 Jahre alt, Dienstm~lchen. Als Kind viel Kopfausschlag.

Sehr aufgeregt, aber gutmfitig. 2. (Akt 33.) ~, 14 Jahre alt. Kindisch zappellg, lernt abet gut. Verschlossen.EmT/indlich : (Akt 1.) 9, 12 Jahre alt, sehr versehlossen.

Probandeneltern. 2 Fdlle yon Veitstanz: 1. (Akt 16.) ~, 48 Jahre alt, Sehreinermeister, mit 13 Jahren Gelelakrheumatis-

runs und Veitstanz, jetzt viel Kopfweh, weint viel. 2. (Akt 30.) 9, 51 Jahre alt, Hauptlehrersfrau, mit 10 Jahren Veitstanz,

dann Gelenkrheumatismus. Hat viel mit dem Herzen zu tun. 2 Eglle yon Dementia praeeox: 11. (Akt 45.) ~, 37 Jahre alt, Schreiner, erkrankt mit 25 Jahren unt~r dem

Bflde der verworrenen Manie. Jodelt, laeht, singt, sehreit, springt umber. Naeh 5 NIonaten gebessert entlassen. Nach wenigen Wochen wieder eingewiesen in stuporSsem Zustande. fillm~hliehes Schwinden des Stupors, doch weiterhin tell- nahmsloses, stumpfes Verhalten. Nach 2 Jahren entlassen, lebt seitdem stumpf aul~erhalb der Anstalt.

23. (Akt 48.) 9, 48 Jahre alt, Arbeitersfrau. Als Kind Masern und Schaxlach, mit 21 Jahren Gelenkrheumatismus, psychisch erkrankt mit 24 Jahren, angeblieh weft sic durch das Testament ihres damals verstorbenen Vaters sich vernachl~ssigt ftihlte; mul3te damals ftir 2 Jahre in eine Irrenanstalt. Lebte dann ziemlich stumpf, doch sonst unauffifllig, bei Verwandten. Etwa mit 30 Jahren Heirat. Wieder erkrankt mit 47 Jahren, angeblich infolge (tats~ehlieh) schlechter Behandlung dureh den Mann. Denkf~higkei~ herabgesetzt, weinerlieh dement, teilnahmslos, teilweise ablehnend. H6re nachts yon unten tiefe Stimmen, meint, sie sei nachts beim Teufel gewesen. Flexibllitas cerea, Eehopraxie. Zeitweise stereotype Be- wegungen: dauerndes Schtittein des Kopfes, so dab starker Nystagmus auftritt; H~ndeklatschen, kreisende Bewegungen mit beiden H~nden. Die Bewegungen maehe nieht sic selber, vielmehr bewege sieh das yon allein. Tod naeh etwa 6 Woehen Klinikaufenthalt unter den Erseheinungen des Ileus und der Herz- schw~ehe.

1 Fall van Epilepsie: (Akt 1.) 9, 38 Jahre alt, Arbeiterfrau. Anf~lle, sehr oft des Nachts; Iurchtsame,

leieht zornige Person. Anf~lle kommen ganz aus heiterem Himmel, redet naeh den Anf~llen wirr, hat keine Erinnerung daran, 5fter verstimmt.

2 F~ille /raglicher Epilepsie: 1. (Akt 2.) 9, 36 Jahre alt, Obersehaffnersfrau. Gestorben an einer Unter-

l~lbsoperation. Soll an Anf~llen mit Bewul3tlosigkeit gelitten haben, bei denen sic seh~umte und an die sie sich nicht erinnerte.

2. (Akt 13.) ~, 45 Jahre alt, Buehhalter. Leidet an Heufieber. Sinkt nach ~rger plStzHeh zusammen, weft] nachher nieht, was mit ihm los ist, hat aueh naehts Anfalle, verkennt dabei die Personen.

1 Guttmanns Fall C II . 6. 2 Guttmanns Fall A I I . 3.

21"

Page 23: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

310 B. Schulz :

Die 3 als Hysterie be~eichneten ~'5lle: 1. (Akt 18.) c~, 39 Jahre alt, Installateur, bekommt nach Erregung Anf~lle

mit Zi~hneknirsehen und Schaum vor dem Mired, f~tllt leblos urn, erinnert sich hinterher an nichts.

2. (Akt 20.) r 50 Jahre alt, Kaminkehrer. Bei Aufregtmg Anf~lle, hat dabei das Gefiihl, dab eine Kugel im Hals auf und ab geht. Wird iiberhaupt leieht zornig.

31. (Akt 48.) c~, 51 Jahre alt, Arbeiter. Sehlecht gelerut, auf Doffschule sitzen geblieben, trank viel, nach Aufregung Anf~lle bisweilen mit Einni~ssen, bei denen er um sich schlagt; Dauer 1/a Stunde und mehr. Mehrfaeh bestraft mit Gef~ngnis wegen gef~hrlicher KSrperverletztmg, Diebstahls, Hausfriedensbruch. Mit 47 Jahren etwa 8 Wochen in Irrenanstalt. Diagnose der Anstalt: Erregbarer debiler Psycho- path mit hysterischen Ziigen.

Die 5 als Psychopathen bezeichneten Fglle: 1. (Akt 17.) c~, 45 Jahre alt, Rechtsanwalt. ,,Psychopath", nervSs, streitet

um jede Kleinigkeit. 2. (Akt 23.) 9, 44 Jahre alt, Arbeiterfrau. Furchtbar leichtsinnig. Mannstolh

6 uneheliche Kinder. Jedes von anderem Vater. Kiimmert sich nicht um die Kinder. Lief friiher oft aus den Stellungen fort. Nahm ihren Kindern den Lohn ab und vernasehte ihn.

3. (Akt 28.) ~, 49 Jahre alt, Obermagistratssekret~r. Bettn~sser bis zu 16 Jahren. Muskelrheumatismus, Neurasthenie, Herzneurose und Ringkopfsehmerz.

4. (Akt 36.) 9, 43 Jahre alt, Parkettschreinersfrau. Von jeher kr~nklich, viel Erbrechen, nach Schreek friiher oft Ohnmachtsanf~lle mit Verbeil3en. St~ndig Kopfweh mit Augenflimmern. Mit 37 Jahren wegen Suicidversuchs mit Leueht- gas in der Psychiatrischen Klinik. Diagnose der Klinik: Erregbare Psychopathin.

52. (Akt 50.) ~, 48 Jahre alt, Arbeiter. Sueht mit 40 Jahren die Psychiatrisehe Poliklinil( auf. Habe friiher sehr viel getrunken, sei jetzt sehr reizbar und aufgeregt. Wolle sieh immer gleich umbringen. Habe abends im Bett Zueken, dann die Idee, eins zu erstechen. Mitunter im Bert das Gefiihl des Fallens; dann sei es wie ein Ril~, darauf Herzklopfcn. Diagnose der Poliklinik: Psychopathie, nerv6s hypo- chondrische Besehwerden.

7 F~ille yon Trunksucht: 1. (Akt 6.) ~, 40 Jahre alt, Schreiner. Gestorben an Nierenleidcn. Hat viel

getrunken. War furchtbar aufgeregt, launenhaft, oft Hcrzkr~mpfe und Kopfweh. 2. (Akt 33.) c~, 54 Jahre alt, Orthop~tdmeehaniker. Starker Trinker. Reizbar. 3. (Akt 36.) c~, 44 Jahre alt, Parkettschreiner. Starker Trinker (20--24 Mal~

pro Tag). Furchtbar brutal, oft Konflikt mit der Polizei. 4. (Akt 40.) ~, 36 Jahre alt, Schi~ffler. Gefallen. Stark getrunken, aufgeregt.

Jahzornig, aber bald wieder gut. Im iibrigen fleil~ig und begabt. 53. (Akt 41.) d~, 58 Jahre alt, InstaUateur. Trank viel, viel Verkehr mit Frauen

und ganz jungen Madchen. Ehe geschieden wegen Ehebruehs. Wegen Strom- entziehung mit Gefi~ngnis bestraft. Polizeilieh gemeldet wegen Hausfriedens- bruehs und groben Unfugs. Gilt als brutal und gewaltti~tig.

6 a. (Akt 43.) d~, 38 Jahre alt, TagelShner. Gestorben an Lungenentziindung. Sehr aufgeregt. Starker Trinker. Sehr eigenniitzig.

7. (Akt 49.) ~, 54 Jahre alt, M~lzer. Starker Trinker. tIerzleidend.

1 Guttmanns Fall A I I . 4. 2 Guttmanns Fall K II. 2. 8 Guttmanns Fall L II. 6. Infolge eines verdruekten Abstammungszeiehens

geht aus Guttmanns Stammbaum nieht klar hervor, da6 L II. 6 der Vater ist. 4 Guttmanns Fall B II. 4.

Page 24: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

Beitrag zur Genealogie der Chorea minor. 311

7 Debile : 1. (Akt 3.)~ 9, 44 Jahre alt, TagelShnerin. Auf Schnle sitzengeblieben.

Schwachsinnig, dabei fleiBig. AuBereheliche Kinder yon 3 V~tern, Verkehr mit mehreren Miinnern zu gleieher Zeit. Sparer verheiratet mit einem Trinker.

2. (Akt 7..) 9, 45 Jahre alt, GuBmeistersfrau. Schlecht gelernt. Zur Tochter geh~ssig. Hat oft ttalssehmerzen. Seit einigen Jahren Kopfweh und Sehwindel. Facialisl~hmnng rechts. Choreiforme Zuckungen.

3. (Akt 11.) 9, 52 Jahre alt, Waldmeistersfrau. Debil. Gelenkrheumatismus. 4. (Akt 27.) c~, 53 Jahre alt, Kutscher. Sehr schlecht gelernt. 5. (Akt 27:) 9, 53 Jahre alt, Kutschersfrau. Angeblieh gut gelernt, erscheint

aber sehr beschr~nkt. 6. (Akt 32.) 9, 36 Jahre alt, Wagnersfrau. Debil. L~ppisch riihrselig, leicht

heftig. 7. (Akt 37.) 9, 40 Jahre alt, Fabrikarbeiterin. Leieht aufgeregt, j~hzornig.

Debil. Naeh Gehirnerschiittertmg st~ndig Kopfweh. Strabismus. ?3 Au/geregt-t~eizbare: 1. (Akt 4.) 9, 54 ffahre alt, Zimmermannsfrau. Leicht aufgeregt. 2. (Akt 7.) ~, 43 Jahre alt, GuBmeister. Hitzig, j~hzornig, im Feld Gelenk-

rheumatismus. Seit 15 Jahren magenleidend. Choreiforme Zuckungen. 3. (Akt 10.) 9, 55 Jahre alt, Kaufmannsfrau. Sehr aufgeregt. Seit 3 Jahren

mit den Nerven abgewirtschaftet. 4. (Akt 12.) 9, 50 Jahre alt, Sehriftsetzersfrau. Meist lustig. Wirft aber bei

Aufregung mit allem ]~rreichbarem. 5. (Akt 14.) ~, 50 Jahre alt, Metzger. Leicht aufgeregt, doch gutmiitig, Sod-

brennen, Gelenkrheumatismus. 6. (Akt 14.) ~, 43 ffahre alt, Metzgersfrau. Gestorben an Kropfoperation.

Ziemlich energisch, aufgeregt. 7. (Akt 15.) ~, 46 Jahre alt, Bohrmaschinist. 51ervSses Magenleiden. Sehr

aufgeregt. Haustyrann, Pedant. 8. (Akt 16.) 9, 44 Jahre alt, Schreinermeisterfrau. Nerv6s, ehoreiforme

Zuckungen. 9. (Akt 20.) !~, 45 Jahre alt, Kaminkehrersfrau. Leicht aufgeregt. Eigen-

ntitzig, viel Kopfschmerzen. Choreiforme Zuckungen. 10. (Akt 22.) ~, 49 Jahre alt, Oberamtmann. J~hzornig. Sehwerh6rig naeh

Scharlaeh. Rheumatismus. 11. (Akt 26.) ~, 38 Jahre alt, ttandschuhmacher. Aufgeregt. 12. (Akt 29.) ~, 34 Jahre alt, Werkmeister. Leicht aufgeregt. u Husten.

tterzkrank. 13. (Akt 31.) 9, 45 Jahre alt, Kaufmannsfrau. Manchmal hitzig, dabei ge-

sellig. 14. (Akt 35.) ~, 63 Jahre alt, Maler. Aufbrausend, doeh gutmiitig. Stets

Kopfweh. Gesiehtstie. Gelenkrheumatismus. Vor 4 Jahren reehtsseitiger Schlag- anfall.

15. (Akt 38.) ~, 62 Jahre alt, Eisenarbeiter. Oft Gelenkrheumatlsmus, auf- geregt, zornig. Bisweilen taglich Brechen und viel Kopfweh. Im Bett oft Kopf- schiitteln.

16. (Akt 38.) ~, 55 Jahre alt, Arbeitersfrau. Gestorben an Blutvergiftung. Aufgeregt, aber lustig.

17. (Akt 39.) ~, 49 Jahre alt, Kaufmann. Zuzeiten sehr erregbar, Spieler. NervSses Herzleiden. Mandelwucherungen.

18. (Akt 40.) ~, 43 Jahre alt, Schafflerswitwe und Putzerin. Aufgeregt, doeh heiter.

Page 25: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

312 B. Sehulz:

191. (Akt 43.) 9, 54 Jahre alt, TagelShnersfrau. Gleich aufgeregt. 202. (Akt 47.) c~, 55 Jahre alt, Wagnermeister. Gestorben an Magenkrebs.

Zeitweise furchtbar aufgeregt und gewaltt~tig. 21 a. (Akt 47.) 9, 65 Jahrc alt, Wagnermeistersfrau. Aufgeregt. 224. (Akt 50.) 9, 46 Jahre alt, Malersfrau. Gleich aufgeregt. 2 Sonderlinge: 1. (Akt 9.) c~, 55 Jahre, Kaufmann. Leutseheu. 2. (Akt 9.) 9, 47 Jahre alt, Kaufmannsfrau. ttypoehondriseh. ~mgstlich,

verschroben. Gelenkrheumatismus. 3. (Akt 44.) 9, 40 Jahre alt, Dachdeckersfrau, krankhaft eifersiichtig, sehr

streitsiichtig; nichts Hastiges im Wesen. Gestorben an Lungentuberkulose. 2 Bestra/te: 1. (Akt 4.) c~, 54 Jahre alt, Zimmermann. Mit 51 Jahren wegen Hehlerei

mit 1 Jahr Zuchthaus bestraft. MiBtrauiseh. Gelenksehmerzen. 2. (Akt 46.) ~, 62 5ahre alt, TagelShner. Bestraft wegen Sittlichkeits-

verbrechens. Sonstige: 15. (Akt 45.) 9, 41 Jahre alt, Einlegerin. Gelenkrheumatismus im Alter yon

11, 12 und 28 Jahren. GroBe Struma. Status nach Kopfgrippe.

Geschwister der Probandeneltern. 5 Fiille yon Veitstanz: 4 F~lle zu Akt 20. Vatersgeschwister: 3 d~, alle 3 Sehlosser, 19, Schlossersfrau.

Alter: 47, 41 und 37 Jahre, einer mit 36 Jahreu gefallen. ])er 47j~hrige soll stark nervSs sein.

1 Fall zu Akt 30. ~, gestorben mit 10 Jahren an Veitstanz und tterzfehler. 5 Fiille Dementia Traecox: 1. (Akt 9.) 53 Jahre alt, Vatersschwester. Schule mittel, dann Kinderm~dchen

und KSchin, mit 27 Jahren ])epression und Selbstmordversuch, mehrere Wochen in Anstalt, damals bereits etwas li~ppisch und fahrig. Erstes uneheliches Kind mit 31 Jahren, das zweite mit 33 Jahren. 1 Monat nach der zweiten Entbindung Einlieferung in die Klinik, well sie ffirchtete, sterben zu miissen. ])ort 3 Jahre, auch wieder bisweilen l~ppisch heiter, im allgemeinen recht empfindlich und leicht erregbar. Auch einigemal ohnmachts~hnliche Anf~lle. 5iach Entlassung Zugeherin, vertr~gt sich aber sehlecht. Mit 39 Jahren wieder aufgenommen wegen ~ngstlichen Wesens, fiirchtet, man wolle sic um ihre Habe bringen, h6rt ihre Brfider sprechen, die Leute in der Stadt lebtcn unter anderem ~qamen, verkennt die Personen. ])ann meist stuporSs im Bert, bisweilen Explosivhandlungen. Mit 53 Jahren noch unver~ndert in Anstalt.

2. (Akt 22.) 40 Jahre alt, Vatersbruder. Oberleutnant. Auf Kadettenkorps und Kriegsschule stets der Erste, doch stets aufgeregt. Mit 25 Jahren wegen dienst- lichen _~rgers Erregungszustand, einige Wochen Sanatoriumbehandlung. Mit 29 Jahren KnSchelbruch mit anschlieBender ])epression. Mit 31 Jahren Anstalts- aufnahme: Verwirrt, Personenverkennung, hSrt Stimmen yon zwei Parteien, die ftir und gegen ihn k~mpfen. Wechsel zwischen Erregung und Stupor, sieht Blitze, antwortet gegen die Zimmerwand auf Halluzination. Seit dem 34. Jahr stumpfer, beriehtet, er werde vom Stimmhansel veffolgt, der ihm kommandiere.

1 Guttmanns Fall B II. 1. 2 Guttmanns Fall M I. 2. a Guttmanns Fall M I. 1. 4 Guttmanns Fall K II. 1. 5 Guttmanns Fall C II . 4.

Page 26: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

Beitrag zur Genealogie der Chorea minor. 313

Mit 35 Jahren Suieidversuch. Mit 40 Jahren Ted in ~ngstliehem Erregungszustand. Sektion: Hoehgradige arteriosklerotisehe Endokarditis.

3. (Akt 24.) 27 Jahre alt, Vatersbruder. Lernte sehr gut, dann Kaufmanim- lehrling, mit 15 Jahren pl6tzlich verstSrt, kleidet sieh dauernd an und aim, will sieh erschiel~en, meint, sein Herz hSre auf zu sehlagen, er miisse sterben, er sei der Wolf. Anfangs traumhaft, ratlos, zeffahren, dann l~ppisch und gewaltt~tig, nach 4MonatenAufenthalt entlassen. Wieder alsKaufmann t~tig. Mit 21Jahrenwegen Unterschlagung 3 Monate Gef~ngnis, bald darauf wegen Betrugs 6 Monate Gef~ngnis. Aim dem Gefiingnis in die Aimtalt eingeliefert. Habe Stimmen gehSrt, wie m a n

Augen zerschneiden und wieder eiimetzen kSime, wie man Mumien wieder lebendig machen k6nne. Hi~lt die Umgebung ffir hochgestellte Personen, sprieht geziert, mit 27 Jahren noch in Aimtalt.

4. (Akt 28.) 38 Jahre alt, Haimtoehter. Schule mittel. Seit jeher zurtickgezogen. Mit 35 5ahren zweimal starke Grippe. MuB mit 37 Jahren polizeiliche Aimkunft erteilen fiber einen Zimmerherrn, darfiber sehr aufgeregt, bekommt im Kino einen Anfall yon Armzittern. HSrt Stimmen, sieht Tiere. Klinikaufnahme: Sehluchzt, man sage ihr nach, sie habe einen Haimschatz, bekommt auch in der Klinik einmal Zittern in den Armen. Lebt 1/z Jahr draul~en, dann wieder erregt, mil~deutet Gesprgche, alle sAhen sic an. Besehuldigungen fiber sie seien 6ffentlieh bekanntgegeben, bedroht die Mutter. Abweisend, miBtrauisch, maniriertes und lgppisehes Verhalten. Jetzt seit 1 Jahr in Anstalt.

51. (Akt 43.) 38 Jahre alt, Vatersschwester. Sehulo ms Einmal sitzen- geblieben, Fabrikarbeiterin. Mit 34 Jahren in Anstalt, da sie sich veffolgt fiihlte. Gift im Essen, Chloroform sei ihr durehs Sehlfisselloeh geleitet. Die Arbeiter h~tten sie sexuell attackiert. Sie hSrt Stimmen. Es werden ihr mit einem Hypnotisierspiegel yon Mitkranken die Gedanken gelesen. Dann v6Uig fiir sieh. Besehimpft den Arzt, grob zu den Mitkranken. Gott, Kaiser und K6nig spreehen mit ihr. Bleibt dann so psychiseh unver~ndert bis zu ihrem Tode mit 38 Jahren an Lungenschwindsucht.

1 symptomatische Psychose: (Akt 25.) 33 Jahre alt, Vatersschwester, TagelShnersfrau. Sehwer gelernt,

anscheinend leicht debfl. Mit 31 Jahren nach hoehgradiger kSrperlieher Aimtren- gung und 3 Monate naeh der Entbindung erkrankt mit Fieber bis 40 ~ Sehr erreg*, verwirrt, foist die Kleider veto Leib, il3t nieht. Behauptet, ihr Mann habe sexuell mit seiner Stieftochter verkehrt. Nach etwa 1 Woehe vSllig klar, v611ige Krank- heitseinsicht, doch unldare Erinnerung an die Krankheit. Naeh 2 Monaten ent- lassen.

2 F~lle yon EpilepsieS: 1. (Akt 23.) 35 Jahre alt, Mutterssehwester. Berufslos. Landstreicherin,

D&mmerzimtgnde mid AnfAlle mit BewuBtlosigkeit. Sehr bigott. Ted mit 35 Jahren.

2. (Akt 35.) 34 Jahre alt, Muttersbruder. Berufslos. Von klein auf mangel- hafteIntelligenz, Krampfeseit dem 1.Lebensjahr. Anstaltsaufnahme mit 20ffahren. Im AimehluB an Anfalle fiberirdisehe Stimmen, yon Gott odor dem Teufel. Dem- entsprechend froh odor traurig. Im Monat 10---34 Anfglle. Zanksiiehtig, starke l%6mmelei. Mystiseher Verkehr und Unterredtmgen mit Gott, glaubt die letzten Jahre lest, seine Gesundheit wiederzubekommen. Ted mit 34 Jahren.

x Guttmanns Fall B II . 6. Guttmanns Fall C II. 7 t r i t t hier nieht auf. Es konnte seither festgestellt

werden, dab es sieh um ein angeheiratetes, mit dem Probandenvater in keiner Weise blutsverwandtes Gesehwister handelt.

Page 27: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor

314 B. Schulz: Beitrag zur Genealogie der Chorea minor.

1 Fall yon Epilepsie oder Hysterie: (Akt 29.) 33 Jahre alt, Muttersschwester. Schreinersfrau. Sehr reizbar.

Lfigt furchtbar. Hat Anf~lle. 4 Fdlle van Psychopathie: 1. (Akt 25.) 24 Jahre alt, Muttersbruder, Schweizer. Wegen Brandstiftung

mit Zuchthaus bestraft. 2. (Akt 36.) 41 Jahre alt, Vatersbruder. In Sehule m~Big, zweimal sitzen.

geblieben, Bettnasser bis 14 Jahren. Parkettsehreiner. Vom 16. bis 27. Jahre 12real kleinere Gefangnisstrafen wegen Diebstahls. Beim Milit~r weigert er sich im Lazarett, Medizin zu nehmen, sagt, man wolle ihn vergiften, wird als geisteskrank entlassen. Mit 36 Jahren 3 Raubiiberf~lle auf BauernhSfe, markiert Schwachsinn, in Klinik zur Beobachtung. Diagnose der Klinik: Antisozialer Psychopath; zu- reehnungsfahig.

31. (Akt 45.) 45 Jahre alt, Mutterssehwester. Hilfsarbeitersfrau. Frtiher Prostituierte. Als solche Schl~gereien mit Sehutzmann. Trinkt viel. Viel Kopf- weh. Hat als Kind wochenlang ohne Wissen der Eltern Sehule gesehw~nzt.

4. (Akt 48.) 54 Jahre alt, Mutterssehwester. Arbeitersfrau. Ftihrt liederliehes Leben. Bestraft wegen Kuppelei. Stand im Yerdaeht, S~uglinge umgebraeht zu haben.

6 Debile: 1. (Akt 3.) 37 Jahre alt, Mutterssehwester. TagelShnersfrau. Sehr schwer

gelernt, debil. Leicht gereizt, schlaflos. 2. (Akt 3.) 40 Jahre alt, l~Iutterssehwester. Arbeitersfrau. Debflgesehw~tzig. 3. (Akt 19.) 35 Jahre alt, l~Iuttersbruder. StraBenarbeiter. Als Kind gefallen.

Besehriinkt. Sehr ruhig und still. Ledig, Sonderling. 4. (Akt 20.) 47 Jahre alt, Muttersschwester. Begreift sehr sehwer, datum

berufslos zu ttause. Ledig. 5. (Akt 25.) 45 Jahre alt, Vatersbruder. Arbeiter. Schwer gelernt, stammelndo

Sprache. Aufgeregt. 6. (Akt 25.) 36 Jahre alt, Vaterssehwester. Hilfsarbeitersfrau. In Dorfschulo

sitzengeblieben. Aufgeregt, viel Ausschlag. Choreiforme Zuckungen. Strabismus. Gelenkschmerzen. Debil.

3 Selbstmorde: 1. (Akt 3.) 22 Jahre alt, iYluttersbruder. Gut gelernt. Stets fiir sich, sehr

eingezogen. ,,Von der Stiefmutter sehlecht behandelt. Von den Unteroffizieren schikaniert." Selbstmord beim iViilit~r.

2. (Akt 7.) 35 Jahre alt, Vatersschwester. Witwe. Ging nach Amerika zum Bruder ihres Mannes, als sie hier in der Inflation alles Geld verloren hatte, und vergiftete sieh dort.

3. (Akt 22.) Vatersbruder. Erschoi~ sich mit 29 Jahren. N~heres unbekannt.

4 Trinket: 1. (Akt 3.) 29 Jahre alt, Muttersbruder. TagelShner. Von Geburt an auf

einer SeRe geli~hmt. Trinkt, sobald er Geld hat; immer schon yon ein paar 1VIag betrnnken.

22. (Akt 41.) 53 Jahre alt, Vatersbruder. St~dtischer Arbeiter. Trinker. 3. (Akt 43.) 26 Jahre alt, iVIuttersbruder. Schuhmacher. Gestorben an

Tuberkulose. ,,Hat sieh das Leiden dutch sein vieles Trinken geholt." 4. (Akt 48.) 55 Jahre alt, 1VIuttersbruder. Alkoholiker (Pfarramtsangabe,

Naheres nicht bekannt).

1 Guttmann8 Fall C II. 3. Guttmanns Fall L II. 4.