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Glyphosat als Baustein moderner Ackerbausysteme und seine Folgen
für Mensch und Umwelt
Harald RzehakArbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
Beiträge zur Reduzierung des Pestizideinsatzes Montag, 9. Oktober 2017
Bildquelle: http://img.zeit.de/wissen/umwelt/2015-07/glyphosat-landwirtschaft-motiv/wide__1300x731
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Gliederung
1. Einleitung2.Wirkungsmechanismus3. Baustein moderner Ackerbausysteme?4. Auswirkungen auf Mensch, Tiere und Umwelt5. Diskussion6. Forderungen der AbL
Bildquelle: http://img.zeit.de/wissen/umwelt/2015-07/glyphosat-landwirtschaft-motiv/wide__1300x731
Einleitung
1974: Markteinführung durch Monsanto als „Roundup“
1996: Einführung von Genmanipulierte Organismen (GMO) mit Roundup-Ready- Resistenz
2000: Wegfall des Patentschutzes
2002: Zulassung durch EU-Komission für 10Jahre
2010: Verlängerung der Zulassung bis 2015 – kontroverse gesellschaftliche Debatte bis heute
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Wirkungsmechanismus● Organische Phosphor-Stickstoff-Verbindung
● Greift in Stoffwechsel von Pflanzen ein
● Bildung sekundärer Pflanzenstoffe (z.B. Lignin) und Abwehrstoffen nicht mehr möglich
● Shikimisäurestoffwechsel nur bei Pflanzen, Pilzen und BakterienAnnahme: keine Toxizität für Mensch und Tier
Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat#/media/File:Glyphosate.svg
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Baustein moderner Ackerbausysteme?Ab 1974
✗ fast ausschließlich Nacherntebehandlungen zur Queckenbekämpfung
✗ Grund: hohe Mittelkosten
✗ Sehr beliebt: Einsatz auf Hofplätzen, Kommunen, Gärten
Bildquelle: http://www.iva.de/sites/default/files/styles/gallery_popup/public/benutzer/uid/magazinbilder/spritzzug-bei-der-applikation-von-pflanzenschutzmitteln_-der-herbizideinsatz-erfolgt-nur-am-gleiskoerper.jpg?itok=kZ_CAk4T
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Baustein moderner Ackerbausysteme?Ab 2000
✗ Kosten sinken nach Wegfall des Patentschutzes
✗ Nacherntebehandlungen: „Roundup auf der Stoppel“
✗ Verzicht auf mechanische Stoppelbearbeitung
✗ Pfluglose Bewirtschaftung, Minimalbodenbearbeitung
Bildquelle: privat
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Bildquelle: http://s3.nuuspace.com/monsanto/roundup/wp-content/uploads/2015/04/Roundup%C2%AE-Stoppel-Flyer-2017.pdf
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Baustein moderner Ackerbausysteme?Ab 2000
✗ Kosten sinken nach Wegfall des Patentschutzes
✗ Nacherntebehandlungen: „Roundup auf der Stoppel“
✗ Verzicht auf mechanische Stoppelbearbeitung
✗ Pfluglose Bewirtschaftung, Minimalbodenbearbeitung
✗ Nachhaltige Bodenbearbeitung!?
✗ Umbruchlose Grünlanderneuerung
Bildquelle: privat
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Ab 2005Massive Werbung für Sikkation (Vorerntebehandlung)
Baustein moderner Ackerbausysteme?
Bildquelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/82/Spraying_oats_near_Boveney_Lock_-_geograph.org.uk_-_897466.jpg
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Kostenvergleich (Arbeits- und Maschinenkosten gemäß Richtpreisliste Maschinenring Eckernförde und Angeln e.V. , 2016)
● Herbizidbehandlung 13,50 €/ha (ohne Spitzmittelkmosten)
● Mechanische Bodenbearbeitung 25 €/h
● Arbeitsleistung: 25 ha/h 4 ha/h↔
Baustein moderner Ackerbausysteme?
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Baustein moderner Ackerbausysteme?
Anbau von Glyphosatresistentem Soja und Mais ab 1996
Einsatz von Glyphosat in den USA
Bildquelle: http://agritech.tnau.ac.in/agriculture/agri_tillage_modernconcepts_clip_image003.jpg
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Gesundheitliche Auswirkungen● Lateinamerika: gesundheitliche Beeinträchtigung der Bevölkerung durch Abdrift
bei der Applikation mit Flugzeugen (Antonio et al., 2010)
● Beeinflussung auch bei Dauerbelastung mit geringer Dosierung (Then, 2011)
● EU-Verordnung Nr 441/2012: Maximum Residue Levels werden von 0,1 mg auf 10 mg pro kg erhöht
● Glyphosat nachweisbar im Urin (70% der Stadtbewohner) (BUND & Friends of the Earth, 2013)
● Nachweis von Glyphosat in Getreideprodukten (Ökotest, 2013)
● März 2015 IARC: Glyphosat wahrscheinlich krebserregend beim Menschen (IARC, 2015)
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Auswirkungen auf Nutztiere● Chronischer Botulismus:
Schädigung von Darm- und
Pansenflora durch Glyphosat
(Krüger et al., 2012)
● Jährlich Futtermittelimporte: ~40
Mio Tonnen Roundup-Ready-Soja in
die EU
Bildquelle: http://www.animal-health-online.de/gross/wp-content/uploads/2010/09/SW8-300x225.jpg
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Auswirkungen auf die Umwelt
● Halbwertszeit von Glyphosat: 3 bis 240 Tage (EC, 2002)
● Gefahr der Verlagerung ins Grundwasser (Kjaer et al., 2009)
● Auch in BRD Glyphosat in Oberflächen- und Grundwasser (Sturm, 2007)
● Auswirkungen auf Wasserökosysteme (PANAP, 2009)
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Auswirkungen auf den Boden● Zusammensetzung der Mikroorganismen beeinträchtigt
→ Negativer Einfluss auf
– Rhizobien (Labes et al., 2009)
– Mycorrhiza-Pilze (Motavalli et al., 2004)
– Entomophage Pilze (Morjan et al., 2002)
– Phytoalexine (Mohr & Schopfer, 1978)
→ Pilzkrankheiten nehmen zu (Kremer und Means, 2009)
→ Erhöhter Befall mit Fusarien und Schwarzbeinigkeit (Fernandez et al., 2009)
● Einfluss auf die Bodenfauna (Cerdeira & Duke, 2006)● Verfügbarkeit von Nährstoffen (Vereth & Van Buskirk, 2004)
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Auswirkungen auf Zielpflanzen
● Zunächst Rückgang des Herbizideinsatzes
● Resistenzbildung bei Unkräutern
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Auswirkungen auf Zielpflanzen
Durchwuchs von Amaranth in Körnermais
Bildquelle: http://www.weedscience.org/
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Diskussion● Glyphosat und GMO geraten zunehmend in gesellschaftliche Kritik
● Prophezeiung der Glyphosat Task Force (GTF):
Bei Verzicht auf Glyphosat➔ Rückgang der Ernteerträge vieler Kulturpflanzen um 5-40% ➔ Höhere Nahrungsmittelpreise➔ Verlust von Weltmarktanteilen
Bei Verzicht auf Herbiziden ➔ Verbrauch an fossilen Brennstoffen und CO
2-Emissionen verdoppeln sich
● Umweltverbände warnen vor negativen Auswirkungen bei weiterhin großflächigem Einsatz
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Forderungen der AbL
● Keine Neuzulassung für Glyphosat
● Neuorientierung ackerbaulicher Praxis (hin zu biologischen, mechanischen & kulturtechnischen Maßnahmen)
● Reformierung der EU-Risikobewertung von Pestiziden
● Fokus von Forschung, Beratung und Ausbildung auf Landwirtschaft mit reduziertem Pestizidaufwand
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Anhang
Bildquelle: privat
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Anhang
Bildquelle: privat
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Anhang
Bildquelle: privat
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Anhang
Bildquelle: privat