Belozwetoff Pfingsten als eine Initiation der Zwölf

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  • 7/30/2019 Belozwetoff Pfingsten als eine Initiation der Zwlf

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    Nikolai Belozwetoff

    PFINGSTEN ALS EINE INITIATION DER ZWLF.--------------------------------------------------------

    Eine der erhabensten und heiligsten Mysterien der Weltgeschichte, dasunabsehbare Folgen fr das ganze Menschengeschlecht haben wird, ist zweifellos diegroe geistige Offenbarung, welche die zwlf Apostel des Christus am Pfingstenerlebten.

    Von verschiedenen Standpunkten kann dieses erhabene Mysterium betrachtetwerden. So kann man z.B. danach fragen, was diese geistige Tatsache fr die

    geistige Welt bedeutete, doch kann man auch danach fragen, welche Bedeutung siefr die Menschheit hatte.

    Um die geistig kosmische Seite dieses Pfingstmysteriums zu wrdigen, mu manes in seinem Zusammenhange mit der gttlichen Dreieinigkeit betrachten.

    Von einem hheren Standpunkte gesehen, erscheint die ganze Weltentwicklungals eine Folge der dreifachen Offenbarung der gttlichen Dreieinigkeit der Weltgegenber. Indem die gttliche Dreieinigkeit sich der Welt erst mit der ersten, dannmit der zweiten und zuletzt mit der dritten Hypostasie zukehrt, entsteht in der Zeit dieErdenevolution und es erhlt die Weltgeschichte ihren eigentlichen Sinn. Denn allesndert sich in der Welt je nachdem, durch welche Hypostasie die gttliche

    Dreieinigkeit auf sie einwirkt. Anders offenbart sich der Sohn und der heilige Geist imVater, als der Vater und der heilige Geist im Sohne und wieder anders der Sohn undder Vater im heiligen Geiste.

    Im Alten Testamente, als die gttliche-Dreieinigkeit mit der Hypostasie des Vatersder Erdenwelt zugekehrt war wirkte in dieser Erdenwelt das Gesetz des Vaters, dieErdenoffenbarung des Sohnes durch den heiligen Geist vorbereitend.

    An der Testamentenwende, wo die Hypostasie des Sohnes sich durch denChristus in der Erdenwelt offenbarte, wurde durch die Liebe des Sohnes das Gesetzdes Vaters erfllt und der heilige Geist in die Welt gesandt. Und jetzt ist es der heiligeGeist, der durch sein Licht wie die Liebe des Sohnes, so auch die Macht des Vaters zu

    offenbaren hat.So kehrt sich die gttliche Dreieinigkeit im Neuen Testament der Erdenwelt mit derdritten Hypostasie zu. Die gesamte Neutestamentlicbe Erdenentwicklung istinfolgedessen in die dritte Hypostasie, in die

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    Hypostasie des heiligen Geistes bergegangen, obwohl die Erdenmenschheit keineAhnung davon besitzt. Nur den zwlf Vertretern der Menschheit wurde diese

    erhabene Wahrheit zunchst offenbart. Es offenbarte sich den Aposteln, da dieErdenwelt bereits in der dritten Hypostasie des heiligen Geistes weiterlebt. Und eben

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    diese groe Offenbarung wurde ihnen am Pfingsten geschenkt. An diesem heiligenTage wurde der nichts davon ahnenden Menschheit durch die zwlf Aposteln diegroe Wahrheit bermittelt. Es erfuhr die ganze Menschheit in der Person der Zwlf,da eine gewaltige Vernderung im Verhltnisse der gttlichen Dreieinigkeit zur Welteingetreten ist. Am heiligen Pfingsttage wurde in der Menschheit das neue

    Bewutsein, das Bewutsein vom groen Weltenpfingst geboren.Da nun diese groe Pfingstoffenbarung durch die zwlf Aposteln der Menschheit

    bermittelt wurde, mu uns hier hauptschlich die Frage beschftigen, worin diesesPfingsterlebnis der Apostel seinem Wesen nach bestand.

    Um diese wichtige Frage beantworten zu knnen, mu man von denjenigenErlebnissen ausgehen, welche die Apostel nach der gewaltigen Erschtterung derKreuzigung und der Auferstehung des Erlsers druchmachten.

    In seinem Vortrage ber Weltenpfingsten, gehalten am 17. Mai 1923 in Kristiania,schildert uns Rudolf Steiner den tiefen Schmerz, den die Jnger erleben muten alsdie Himmelfahrt des Auferstandenen sich vor ihren Augen ereignete.

    In diesem tiefen Schmerz der Jnger knnen wir denjenigen Zustand der Seeleerkennen, der dann eintritt, wenn ein imaginatives Erlebnis entschwindet in einemhheren, inspirativen Erlebnisse Platz zu rumen. Denn die Begegnungen mitChristus, die Seiner Auferstehung folgten, waren von einer imaginativen Art. Doch esvermochten die Jnger diese Imagination des Auferstandenen nach Verlauf vonvierzig Tagen nicht lnger festzuhalten. Und es entschwand die Imagination desAuferstandenen ihren Geistesblicken in der Himmelfahrt und es bemchtigte sich ihrerdas Bewutsein eines unerstzlichen, unendlich schmerzlichen Verlustes. Zehn Tagelang dauerte dieser unermeliche Schmerz, diese Empfindung der eigenen Leere undde, der vollen geistigen Verlassenheit. Aber gerade diese zehn Tage des

    Schmerzes waren es, die die Apostel zum inspirativen Erlebnisse des Auferstandenenreif machten. Und erst am fnfzigsten Tage nach der Auferstehung, als die Seelender Apostel reif dazu wurden, den Auferstandenen auch inspirativ zu erleben, konntesich das heilige Pfingstmysterium ereignen. Denn durch

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    das stndige Zusammensein mit dem Erlser, durch die gewaltige Erschtterung, dieSeinem Tode und seiner Auferstehung folgte, durch die Begegnungen mit dem

    Auferstandenen und durch die de und Leere, die sich nach der Himmerlfahrt derSeelen der Apostel bemchtigte, ist in ihrer geistig-seelischen Organisation einewichtige Vernderung eingetreten, die es ihnen ermglichte, das groeWeltenpfingsten bewut zu erleben.

    Diese geistig-seelische Vernderung bestand in einer Ausbildung derManasorganisation, und zwar entfaltete sich dadurch nicht nur die Manasorganisationeines jeden einzelnen der Apostel, sondern auch eine Manasorganisation die allenZwlf gemeinsam war.

    Dadurch wurden die Zwlf, geistig betrachtet, zu einer groen zwlfblttrigenLotosblume, wobei ein jeder von ihnen je ein Blatt dieser allen ihnen gemeinsamen

    Lotosblume zur Entfaltung brachte.

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    Diese allen Zwlf gemeinsame Lotosblume ist infolge eines besonderenVerhltnisses der Apostel zueinander aufgewachsen.

    Wie wir ja wissen, entsprechen die zwlf Jnger den zwlf Sternbildern desTierkreises. Nun sind aber auch die zwlf Lotosbltter der zwlfblttrigen Lotosblumeden zwlf Sternbildern des Tierkreises unterordnet. Daher knnen an Stelle derLotusbltter auch die Namen der Zwlf gestellt werden Andreas, Petrus, Jacobus,Johannes, Philippus und Thomas und alle brigen sind daher in der zwlfblttrigenLotosblume eines jeden von ihnen auf eine ganz organische Art eingeheimnist. Ebenaus diesem Grunde und in diesem Sinne trug ein jedervon den Zwlf alle brigen inseinem eigenen Herzen und vermochte an der Bildung der gemeinsamenzwlfblttrigen Lotosblume mitzuwirken. Zugleich ist aber die zwlfblttrigeLotosblume als ein Ganzes bei jedem der Zwlf einem anderen Sternbildeunterordnet, wodurch zwlf verschiedene Modifikationen der Zwlf entstehen, was InGanzen einhundertvierundvierzig Modifikationen ergibt.

    Und eben diese gemeinsame Manasorganisation der Zwlf war es, die beim

    heiligen Abendmahle als die zwlfblttrige Lotosblume der Apostelgemeinschaft umden Kelch herum aufblhte. Und sie war es auch diezu Pfingsten vom Windhauchedes heiligen Geistes in Bewegung gesetzt wurde.

    Nun hat aber die zwlfblttrige Lotosblume nicht nur zwlf Bltter sondern aucheinen Kelch als etwas, was allen Zwlf gemeinsam ist, und ist dieser allen zwlfBlttern gemeinsame Kelch die gttliche Weisheit Sophia. Und irdisch kam dieseGemeinschaft der Zwlf in der

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    gttliche Weisheit Sophia dadurch zum Ausdruck, da sie alle eine gemeinsame Liebezur Mutter des Jesus, Maria, pflegten.

    Demnach kann diese allen Zwlf gemeinsame Manasorganisation als einezwlfblttrige Lotosblume betrachtet werden, eine Lotosblume, deren Kelch Maria-Sophia ist. Und dieser gemeinsame Kelch war es, der vom heiligen Pfingstgeisteausgefllt wurde. Und wie die Sonnenstrahlen den Blumen Kunde von der physischenSonne bringen, so beachten die Strahlen des heiligen Geistes dieser gemeinsamenLotusblume die Kunde von der groen Christussonne.

    So haben wir uns Christus als den Sich Offenbarenden, als eine Sonne oben und

    den Kelch der Sophia unten vorzustellen, und zwischen ihnen die zwlf Strahlen desheiligen Geistes, der von der Christussonne ausgeht und in den Kelch der Sophiaeinstrmt.

    Nun ist aber alles was in der geistigen Welt geschieht, nicht abstrakt, sondernwesentlich. So ist Christus ein ganz bestimmtes Wesen, das das Sohnesprinzip zuvertreten hat. Und ebenso ist ein ganz bestimmtes Wesen derjenige, der den heiligenGeist vertritt.

    Daher haben wir allen Grund danach zu fragen, welches Wesen es war, das alsder heilige Geist die Kunde vom Auferstandenen den zwlf Aposteln brachte.

    Um dies zu ergrnden, gengt es, wenn wir wissen, da dieses Wesen zwischen

    der Sophia und dem Christus oder richtiger gesagt ber der Sophia und unter demChristus weilt. Nun ist aber Sophia, wie ich es schon einmal in meinem Vortrage ber

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    Sophia ausfhrte, und wie es auch von Valentin Tomberg in seinen"Anthroposophischen Betrachtungen ber das Alte Testament" geschildert wird, dieHterin des allmenschlichen Manasprinzips und Christus der Hter desallmenschlichen Atmaprinzips, des menschlichen Phantoms, der durch denKreuzestod des Christus in den Auferstehungsleib sich verwandelte. Demnach

    mssen wir dasjenige Wesen, das am Pfingsten den heiligen Geist vertrat, zwischendiesen beiden Prinzipien suchen. Nun steht aber zwischen dem allmenschlichenManas und dem allmenschlichen Atma das allmenschliche Buddhi-Prinzip. Und es ist,(wie wir es auch aus den "Anthroposophischen Betrachtungen" von Valentin Tombergwissen), der Hter des allmenschlichen Buddhi-Prinzips Niemand anders als dasjenigeErzengelwesen, das im nathanischen Jesus sich zum ersten mal auf Erdeninkarnierte. Dieses Wesen ist es also, durch das die Christussonne auf die Zwlfwirkte.

    So sehen wir, da genau so, wie Manas, Buddhi und Atma miteinander verbundensind, genau so sind in der groen Pfingstoffenbarung

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    auch Sophia, der nathanische Jesus und Christus miteinander verbunden. Sophia, diegttliche Weisheit ist diejenige Schale, in die die Pfingstoffenbarung aufgefangen wird.Der nathanische Jesus ist der Bringer dieser Offenbarung, und Christus ist das SichOffenbarende.

    Man kam auch sagen, da die Zwlf in ihre gemeinsame Manasorganisation, in dieSchale der Sophia durch den nathanischen Jesus die Offenbarung von Christus

    empfangen. Dabei ist die Manasorganisation der Zwlf etwas in der GegenwartVerwirklichtes, whrend das Atma-Prinzip als Inhalt ihrer Offenbarung nur wie ein Idealder entferntesten Zukunft ihnen vorschwebt. Und das Buddhi-Prinzip, dessen Hterder nathanische Jesus ist, verbindet fr sie diese entfernteste Zukunft mit der bereitserrungenen Gegenwart, Atma mit Manas. Es ist die Brcke, die vom Atma aus derZukunft zum Manas in die Gegenwart fhrt.

    Und dieser geistige Wind, der aus einer entferntesten Zukunft in die Gegenwartweht, ist es, der die zwlfblttrige Lotosblume der Apostelgemeinschaft in Bewegungsetzt.

    Was bedeutet aber, da die gemeinsame Lotosblume durch diesen Windhauch

    des heiligen Geistes, der vom nathanischen Jesus vertreten wird, in Bewegunggesetzt wurde? Nichts anderes bedeutet es, alseine einzigartige gemeinsame E i n we i h u n g d e r Z w l f, ein gemeinsames Erwachen ihrer Seelen im Geiste.

    Was den Inhalt dieser gemeinsamen Einweihung der Zwlf anbetrifft,so bestand erin einem inspirativen Erleben der Geheimnisse des allmenschlichenAuferstehungsleibes, der groen Geheimnisse des menschlichen Atmaprinzipes, daseinst am Ende der Weltgeschichte die Grundlage fr die wahre christlicheGemeinschaft aller Menschen, fr diewahre Weltkirche bilden soll. Denn es soll amEnde der Zeiten ein Zustand erreicht werden, wo alle Menschen sich so intimgegenseitig durchdringen werden, wie die Zwlf am Pfingsten sich gegenseitigdurchdrungen hatten.

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    Dabei ist Pfingsten nicht nur ein inspiratives Erleben der zuknftigen Kirche,sondern auch ein Vorleben dieser erhabenen Zukunft. Denn es wurde von denAposteln an diesem Tage dasjenige als ein Bewutseinszustand vorgelebt, was einstzu einer dauerndenkosmischen Wirklichkeit werden soll. Wie in einem Samenkorndie zuknftige Pflanze therisch schon enthalten ist, so war im Erleben der

    Pfingstoffenbarung dasjenige therisch schon enthalten, was einst

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    eine dauernde Wirklichkeit werden soll, das Sichdurchdrungenwissen aller in Christo.

    Im Zusammenhang damit kann noch Folgendes hinzugefgt werden: es kannnmlich auf dem Wege der Geistesschulung eine wichtige Beobachtung gemachtwerden, die sich auf die feineren Erlebnisse der Seele bezieht. Man kann nmlich aufdiesem Wege erleben, da ein jeglicher Gedanke, dem man sich meditativ hingibt, uns

    wenigstens auf kurze Zeit von unseren Nchsten trennt. Vertieft man sich in einenbestimmten Gedanken, so ist man schon nicht mehr imstande sich seiner Nchsten zugedenken. Und dennoch gibt es einen Gedanken, der diese Eigenschaft nicht besitzt,sondern im Gegenteil so ganz besonders dazu geeignet ist, uns mit unseren Nchstenzu verbinden. Und indem wir uns in diesen einzigartigen Gedanken vertiefen,brauchen wir keine Gewissensbisse zu haben, und brauchen nicht zu bereuen, dawir vergelich und von der Menschheit abgeschlossen sind, denn indem wir uns indiesen einzigartigen Gedanken vertiefen, gedenken wir aller Wesen, wie derallerentferntesten, so auch der allernchsten. Dieser einzigartige Gedanke, der unsmit allen Wesen der Welt verbindet, ist der Gedanke an den Allmenschen, Christus.

    Nun kann man den Gedanken an Christus nicht nur denken, sondern auch in ihmleben und aus ihm heraus wirken. Anders gesagt, kann Christus vom Menschen nichtnur imaginativ sondern auch inspirativ so wie auch intuitiv erlebt werden.

    Und es war das Pfingstmysterium ein inspiratives Erleben des groen Christus-Welt-Gedankens, in seinem Zusammenhange mit der ganzen Menschheit und mit derganzen Welt. Und indem die Apostel aus diesem Christus-Gedanken handelten undwirkten, legten sie den Grundstein fr das intuitive Erleben des Christus-Gedankens,den Grundstein fr die christliche Weltkirche, deren unvollkommenes Abbild dieirdische Kirche ist. Denn der groe Christus-Gedanke ist es, in welchem alleMenschen in einer neuen, neutestamenstlichen Weise sich zusammenfinden knnen.So wurde der Christus-Gedanke zugleich zum Gedanken der Kirche, zum Gedanken

    einer Gemeinschaft der in Christo Lebenden.Nun wurde die Welt von diesem erwachten Kirchenbewutsein vor eine

    erschtternde Tatsache gestellt, und diese neue Tatsache war dermaen neu undwunderbar, da sie auch leicht verkannt werden knnte. Und sie wurde auch damalsvon Vielen verkannt, die sie auf eine natrliche Weise als eine Folge der Trunkenheitzu erklren suchten. So wurde das Ergebnis einer hohen Wachheit als das Gegenteildavon, als Trunkenheit gedeutet.

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    Den Anla zu dieser falschen Erklrung lieferte nicht nur der Zustand einer tiefenFreude, welche die Apostel empfanden, sondern auch ihre neue Gabe, fremdeSprachen zu verstehen und zu sprechen. Diese eigentmliche Gabe bestand darin,da die vom heiligen Geist berschatteten Apostel hinter dem unausgesprochenenWorte das unausgesprochene Urwort vernehmen konnten, so da es fr sie keine

    Bedeutung mehr hatte, welcher Sprache oder welchen Dialektes die sie umgebendenMenschen sich bedienten. Das unausgesprochene Urwort war es, worauf die Apostelhinhorchten. Und dieses unausgesprochene Urwort war das Christus-Wort. Und eswar es auch, das Petrus stammelnd ausgesprochen hatte, als er sich inmitten derZwlf erhob, um die Zweifelnden zu berreden.

    Petrus begann damit, da er sich auf die Worte des Propheten berief, in denen dieletzten Tage der Weltgeschichte geschildert werden, und er stellte alsdann dasPfingstmysterium als ein Vorbild derjenigen Erlebnisse hin, die diese letzten Tage derWeltgeschichte auszeichnen werden. Eben in diesem Sinne mu man die Worte desPetrus auffassen und nicht etwa so, als ob er behauptet htte, da diese letzten Tage

    schon eingetreten sind. So gebt Petrus in seiner Ansprache von einem gewaltigenZukunftsbilde aus, das von ihm als eine allmenschliche Verwirklichung desPfingstmysteriums hingestellt wird.

    Dann schildert Petrus den Kreuzestod des Erlsers und seine nachfolgendeAuferstehung und stellt dieses Mysterium als wahre Ursache der Pfingstoffenbarunghin. Und er beschliet seine Ansprache damit, da er sich auf David beruft als aufdenjenigen, der die Auferstehung des Christus vorverkndet hat. Und nun beziehtPetrus diese Prophezeiung Davids auf den Auferstandenen. Der heilige Pfingstgeistgibt ihm die Fhigkeit, die Indentitt des Vorverkndeten mit dem Auferstandenen zuerblicken. So wird das Pfingstmysterium zum ersten mal als eine Folge derKreuzigung und der Auferstehung und diese letzteren ihrerseits als eine in Erfllung

    gekommene Prophezeiung aufgefat. Derjenige, den David vorverkndete, brauchtnicht mehr erwartet zu werden. Er ist in der Welt bereits erschienen, und da er in derWelt erschienen ist, dies wird durch die wunderbare Tatsache der Pfingstoffenbarungbekrftigt.

    So wurde von Petrus in stammelnden Worten zum ersten mal die erhabeneWahrheit von der dreifachen Offenbarung der Dreieinigkeit ausgesprochen, indemPetrus sich der gewaltigen kosmischen Vernderung, dem bergange der Welt in diedritte, in die geistige Hy-

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    postasie der gttlichen Dreieinigkeit bewut geworden ist. Und gerade darin habenwir die Ursache fr die Wirkung, die seine Worte auf das Volk ausbten und die siezum Grundstein des christlichen Kirchenbewutseins machten.

    Wenn man auf diese Weise die Pfingstoffenbarung als eine gemeinsame Initiationder Zwlf auffat, eine Initiation, die dazu bestimmt war, ein fernes Zukunftsideal,nmlich das hhere Kirchenbewutsein vorzuleben, so mu mit einer innerenNotwendigkeit die Frage entstehen wer bei dieser gemeinsamen Initiation als derInitiatior aufgetreten ist.

    Denn wie wir wissen, erfordert eine jede Einweihung einerseits einesEinzuweihenden, und anderseits eines Initiators, der das hhere Wissen und die

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    hhere Fhigkeiten dem Einzuweihenden bermittelt. Ist es daher wahr, da diePfingstoffenbarung eine gemeinsame Einweihung der Zwlf war, so mu unbedingtein Initiator dagewesen sein, der, wenn auch nicht auf dem indischen Plane, dennochim Geiste wirken konnte.

    Wir haben bereits erwhnt, da vieles wie in der gttlichen Welt, so auchauf Erdengeschehen mute, damit die groe Pfingstoffenbarung statfindenknnte. Einerseitsmuten gewaltige Vernderungen im Verhltnisse dergttlichen Dreieinigkeit zur Welteintreten, die darin bestanden, da die gttliche Dreieinigkeit mit der drittenHypostasie, mit der Hypostasie des heiligen Geistes sich der Welt zukehrte.Anderseits aber muten wesentliche Vernderungen in der geistig-seelischenOrganisation der Zwlf geschehen, wodurch diese Organisation zu einergemeinsamen zwlfblttrigen Lotusblume wurde.

    Durch die erste Vernderung, durch die Vernderung in der geistigen Welt wurdeder nathanische Jesus fhig gemacht als der Bringer der Kunde vomChristus, als derVertreter des heiligen Geistes fr die Menschheitaufzutreten.

    Durch die zweite Vernderung, durch die Vernderung in der geistigseelischenOrganisation der Zwlf vermochte Sophia als das empfangende Prinzip unter derZwlf zu weilen.

    Nun mute aber das eine mit dem anderen vermhlt werden. Und dieseVermhlung des neuen Himmels mit der neuen Erde konnte nur durch denjenigenvollzogen werden, der vor dem Menschwerden des Christus am tiefsten sichnach ihmsehnte und der whrend des Mysteriums von Golgatha aus den geistigen Welten diekosmische Bedeutung dieses heiligen Mysteriumsschauen durfte.

    Auch konnte nur derjenige als ein Initiator bei dieser Vermhlung des neuenHimmels mit der neuen Erde auftreten, der neben der Sophia dem nathanischenJesus dem Christus am nchsten stand. Und uns ist

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    ein Menschengeist bekannt, der ebenso nahe dem Christus steht, wie Sophia und dernathanische jesus, und zwar ist es der salomonische Jesus. Denn am meisten vonallen Menschenwesen hat der salomonische Jesus das Himmlische dem Irdischen unddas Irdische dem Himmlischen nahegebracht. Er war es auch, der das Mysterium vonGolgatha aus der geistigen Welt heraus erlebte in seiner ganzen Tragik und in seiner

    ganzen unendlichen Tiefe, wie es nur die Wesenheiten der geistigen Welt erlebenkonnten. So wurde ihm die ganze kosmische Bedeutung des Mysteriums vonGolgatha offenbart, wie es nur ihm allein die unermeliche Tragik der Erdenevolutionvor der Verkrperung des Christus offenbart wurde. Und jetzt war er es, der diekosmische Bedeutung des Christentums der irdischen Menschheit bermitteln konnteals ein Vermhler des Himmels und der Erde durch die Zwlf die sich am Pfingstenzusammengefunden haben.

    Wenn es aber auch richtig ist, da die Pfingstoffenbarung eine echte Einweihungder Zwlf war, bei welcher auch der salomonische Jesus als Initiator mitwirkte, so muman dennoch feststellen, da wir in diesem Falle mit einer unvollstndigen

    Einweihung zu tun haben. Denn es konnte ein jeder der Zwlf nur je ein Zwlftel dergesamten Pfingstoffenbarung aufnehmen. Um das Geheimnis i m G a n z e n zu

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    erfassen, mssten di Zwlf sich zu eine intuitiven Erkenntnis erheben. Doch, wie wires schon sagten, waren die Zwlf fhig das groe Mysterium des Auferstandenen nurinspirativ zu erleben. Fr das Erlangen einer intuitiven Erkenntnis vomAuferstandenen mte inmitten der Zwlf noch ein D r e i z e h n t e r Wirksam sein,ein Dreizehnter, der fhig wre nicht nur ein Zwlftel der Pfingstoffenbarung, sondern

    das Ganze in seiner T o t a l i t t zu erfassen. Mit anderen Worten, mute dieserDreizehnte sich mit Christus nicht nur inspirativ, sondern auch intuitiv verbundenwissen. Nun wird ja dieser Dreizehnte in der Apostelgeschichte nicht erwhnt. Unddennoch mute er in irgend einer Weise am Pfingstmysterium teilgenommen haben,dennnur in ihm konnte die Initiation ihre Vollendung finden. Daher ist es so wichtig,fr uns festzustellen, wer dieser Dreizehnte war. Um dies feststellen zu knnen,mssen wir uns zunchst fragen, in wessen Hause das Pfingstmysteriumstattgefunden hat. Die Antwort kommt von selbst, wenn wir uns in die Seelen derJnger einleben wollen. Wohin konnten sich die Apostel am meisten zurcksehnen,nachdem der Erlser sie verlassenhat? Wo konnten sie ihre Zusammengehrigkeitam strksten erleben, wenn nicht dort, wo sie vor dreiundfnfzig Tagen vorher mit dem

    Erlserzusammen zum letzten mal das Abendmahl genossen haben und wo

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    die groe Verkndigung vom trstenden Geiste aus dem Munde des Christus erklang?Wo konnte es noch sein, wenn nicht in dem Hause, wo die Zwlf aus dem heiligenBecher den Wein des Abendmahles getrunken haben?

    Mit grter Wahrscheinlichkeit kann man daher annehmen, da es das Hausderjenigen war, der sich im Besitze des heiligen Bechers befand, aus welchem die

    Apostel tranken und in welchem bald nachher das heilige Blut des Erlsersaufgefangen wurde.

    Nun war es aber Joseph von Arimathia, der das Blut des Erlsers in den Becherdes Abendmahls auffing. Und mit hchster Wahrscheinlichkeit kann man daherannehmen, da er auch der Besitzer des Kelches war und da dieser Kelch in seinemeigenen Hause aufbewahrt wurde.

    Joseph von Arimathia war es also, der die Initiation der Zwlf zu Vollendungbrachte. Whrend die Zwlf die Pfingstoffenbarung als eine Inspiration verteilterlebten, erlebte sie Joseph von Arimathia als ein Ganzes intuitiv.

    Man knnte auch sagen, da dieses Pfingstmysterium nicht nur im Hause desJoseph von Arimathia, sondern auch in seinem eigenen Geiste sich vollzogen hat. Inseinem Geiste beherbergte er alle Zwlf. So wurde er selbst zum Hause, wo sich dasPfingstmysterium ereignet hat.

    Demnach ist das Pfingstmysterium das Mysterium einer gemeinsamen Einweihungder Zwlf im Dreizehnten.

    Und wenn wir dies annehmen, so wird fr uns das Pfingstmysterium in einerwunderbaren Weise zum gemeinsamen Ausgangspunkt wie der esoterischen so auchder exoterischen Tradition, der exoterischen, die in den Worten des Petrus zumAusdruck kommt und der esoterischen, die durch das Schweigen des geheimen

    Schlers des Christus, des Ahnherrn des Gralsgeschlechtes, Joseph von Arimathiasich kund gibt.

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    In dieser Weise enthlt in sich die groe Pfingstoffenbarung wie den Samen derkirchlichen Gemeinschaft, so auch den Samen des Gralsgeschlechts.

    Von hier aus trennen sich diese beiden Strmungen des Christentums. Dieexoterische kirchliche Strmung breitet sich immer mehr und mehr in der Menschheitaus, mu aber dafr allmhlich ihren geistigen Inhalt einben und sich immer mehrveruerlichen. So wird z.B. das Auferlegen der Hnde, durch die von den Apostelndie Gnade des heiligen Geistes bermittelt wurde, zu einer rein uerlichen formellenHandlung.

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    Die zweite, die esoterische Strmung, die Strmung des Gralsgeschlechtes,dessen Ahnherr der Dreizehnte war, behlt zwar im Laufe eines ganzen Jahrtausendsihre esoterische Bedeutung, mu aber dafr auf eine Verbreitung verzichten.

    Nun wird aber noch eine Zeit kommen, und zwar in der sechsten Kulturepoche, wodie allmenschliche christliche Strmung auch esoterisch werden und anderseits dasesoterische Wesen des Pfingstmysteriums fr die weiten Schichten zugnglich werdenwird. Dann wird eine esoterische Kirche entstehen knnen, die das Wesentliche derheute bestehenden Kirche mit dem Wesentlichen einer christlichen esoterischenStrmung in sich vereinen wird. Dann wird das Pfingstfest nicht nur von einer kleinenGemeinde erlebt und gefeiert werden drfen, sondern von einer ganzen Kultur, wobeinicht mehr zwlf Persnlichkeiten, sondern zwlf Menschenstrmungen einegemeinsame Manasorganisation entfalten werden.

    Und endlich zum Schlu der Erdenevolution wird diese gemeinsame

    Manasorganisation aus "Tausenden" bestehen, die den einzelnen Blttern in derzwlfblttrigen Lotosblume in den zwlf Stmmen des ewigen Israels entsprechenwerden, was im Ganzen die apokalyptiscbe Einhundertvierundvierzig Tausendergeben wird.

    Demnach steht Pfingsten am Anfange eines gewaltigen geistigenEntwicklungsstromes, der erst am Ende der Erdengeschichte seinen Abschlu findenwird. Indem die Menschheit sich immer mehr und mehr in die zur Welt zugekehrtegeistige Hypostasie der gttlichen Dreieinigkeit einleben wird, wird sie durch den Geisterst zum Sohne und dann zurck zum Vater gefhrt. Fragt man sich nun, ob dieseEntwicklung ununterbrochen verlaufen wird oder nicht, dann wird man ersehen

    knnen, da das groe Weltenpfingsten nur allmhlich in abwechselnder Ebbe undFlut von der Menschheit erfat werden kann.

    Denn es gibt in der Geschichte der Menschheit Zeiten der Ebbe und die der Flut.Und jedesmal, wenn eine Zeit der Ebbe einbricht, werden von den groen Fhrernder Menschheit solche Bedingungen geschaffen, bei welchen eine geistige Flut alseine Art Wiederholung der Pfingst-offenbarung eintreten kann. So wiederholen sichdie Pfingstoffenbarungen rhythmisch wie die groen Atemzge der Menschheit an dengroen Zeitenwenden,wenn das geistige Leben der Menschheit zu versickern droht.Und diesegroen geistigen Atemzge der Menschheit werden so lange dauern, bisdie ganze Menschheit im Stande sein wird das groe Weltenpfingsten zu erleben.

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    So hat sich z.B. eine Art Pfingsten in der Geschichte der Menschheit ereignet, alsParsifal den Gral erneuerte. Und ebenfalls war es ein Pfingsten, als dasRosenkreuzertum in der Welt erschien. Denn damals wirkten ebenfalls die Zwlf undder Dreizehnte in ihrer Mitte.

    Was sind es nun fr Bedingungen einer solchen Pfingstoffenbarung? Es sindgenau dieselben Bedingungen, die dem evangelischen Pfingsten vorangingen. Damitsich ein Pfingstoffenbarung ereigne, mu erst eine Manasorganisation ausgebildetwerden und zwar nicht nur eine individuelle sondern auch eine gemeinsameManasorganisation. Dann mu eine gemeinsam zwlfblttrige Lotusblumeaufwachsen und aufblhen knnen oder anders gesagt, mssen sich zwlfPersnlichkeiten oder auch zwlf Strmungen mit dem Dreizehnten in ihrer Mittezusammenfinden. Ferner mu Sophia als der allen Zwlf gemeinsame Kelch, dereigentlich dem Dreizehnten gehrt, von der Gnade des nath-anischen Jesus erflltwerden knnen. Und endlich mu auch Meister Jesus als der eigenliche Initiator

    dieser gemeinsamen Einweihung wirksam sein. Sind diese Bedingungen erfllt, sokann sich das heilige Pfingstmysterium an einem bestimmten Zeitpunkte wiederholen.

    Doch sind diese Vorbereitungen immer mit einem tiefen Schmerz verbunden. Eingemeinsames Schuldgefhl fr die Kreuzigung und das Bewutsein einesunersetzlichen Verlustes infolge eines Entschwindens der Imagination desAuferstandenen aus dem Gedchnisse der Menschheit mu in seiner ganzentragischen Tiefe erlebt werden knnen. Eine schmerzvolle Seelenleere mu dann beidenjenigen eintreten, die dazu berufen sind, die Manasorganisation zu entfalten. Auchmu ein karmischer Bund dieser Manas-Menschen entstehen knnen. Sie mssen imGeist einander aufsuchen und tiefe Liebe einander entgegenbringen, sofern nur dann

    Sophia unter Ihnen walten kann.Dies sind die Zeichen einer nahenden Pfingstoffenbarung.

    Und wenn es auch durchaus wahr ist, da der Geist dort atmet, wo er will, somssen die Menschen dennoch dazu reif gemacht werden, um mit dem Geistemitzuatmen.

    Denn die Pfingstoffenbarung ist ein von der Gottheit ausgeatmeter und von derMenschheit eingeatmeter Geist.

    Und es umhaucht uns der Atem der Ewigkeit, wenn wir uns in diesesPfingstmysterium vertiefen.

    Im Geiste wachzuwerden, mit der Ewigkeit mitzuatmen, dies ist die Forderung, diedas Pfingstfest an uns stellt, auf da wir schon heute diegroe Weltzukunft vorlebenund miteinander in wahrer christlicher Liebe zum Fortschritt der Menschheit wirkendrfen.

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