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171 BriefHehe ~littheJ|un~ell und Feuilleton. Bemerkungen fiber die Vi~gel der canarischen Inseln. Von Dr. Oarl Belie. (Schluss; s. Jahrg. II, S. 447--462.) Columba laurivora Berth. ,,Torcaz" der Canarier, rTrocaz" der Maderenser. Heineken kann als wissenschaftlicher Entdecker dieser yon L edru nur erwtihnten und ganz kurz beschriebenen Taube gelten, yon welcher Berthelot und Webb eine gute Abbildung gegeben haben. An Grtisse der Ringe]taube etwa gleichkommend, zeigt ihr Ge- fieder gl~inzendere Rel]exe, als das unserer curoptiischen Species; selbst der dunkelbraune "Rticken und der braunrtithlich-weinfarbene UnterkOr- per schillern purpurroth, w~ihreud ein lebhaftes Griin den Hals iiber- fliegt, der Bi~rzel eine aschgraue Ftirbnng zeigt und die Ftiigel weder Flecken noch Querbinden darbieten. Die Iris strohgelb. Der Schnabel roth mit schwarzer Spitze. Es ist eine ticht insulare Art, mit ihrer Ex[stenz an jene diehten und schattigen Lorbeerwaldungen gebunden, welche ihr, in den grossen blauen Beeren des Vinnatico, (Laurus in- dica,) neben manehen anderen Baumfriiehten, ihre Lieblingsnahrung dar- bieten. Zur Zeit, als diese Forsten noch in der mittleren Bergregion und in den hOher gelegenen Thtilern einen zusammenhttngenden Wald- gtirtel bitdeten, geht}rten die Torcazes zu den htiufigsten Bewohnern derselben. Cadamosto spricht yon ihnen in seiner leider ebenso kurzen als reizenden Sehildernng der Urzusttinde Madera's; ihm zufolge .waren sie dort im Beginne der Colonisation tiusserst zahlreich und so wenig scheu, class man sie mit Schlingen, die man ihnen um den ttals warf: eine nach der anderen yon den Zweigen der Btiume herabzog, ohne dass die daneben Sitzenden desshalb die Flucht ergriffen. Wie htitten sie auch auf ihrer~ vie]leicht yon der SchSpfungsperiode an his zum 15. Jahrhundert~ yon keinem Fusse eines Sterblichen betretenen Insel- die drohende Gefahr kennen lernen sollen! Sie wussten nicht, wie der venetianische Entdecker sich ausdri~ckt, was ftir eine Creatur der Mensch set, (,non conoscendo che cosa fosse l'uomo. ") Der fiirch- terliche Brand, der 7 Jahre lan~ durch den Urwald Maderas~ welches bekanntlich yore dichten Holzwuchse den Namen empfing~ gewiithet haben sotl, muss, indem es den grOssten Theil ihrer Wohnpltitze zer- st~rte, auch ihre Anzahl schon bedeutend verringert haben. Auf den Canaren bewiesen sie ebenfalls in den frtihesten Zeiten eine fast gleich grosse Furchtlosigkeit. Die unter Alphons IV, yon Portugal aus auf Entdecknng und Durchforschung der Inseln ausgegangenen Seefahrer, deren Reiseberieht uns Bocaccio aufbewahrt hat, thun dieser Tauben

Bemerkungen über die Vögel der canarischen Inseln

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B r i e f H e h e ~ l i t t h e J | u n ~ e l l u n d F e u i l l e t o n .

Bemerkungen fiber die Vi~gel der canarischen Inseln. Von

Dr. Oarl Belie. (Schluss; s. Jahrg. II, S. 447--462.)

Columba laurivora Berth. ,,Torcaz" der Canarier, rTrocaz" der Maderenser. H e i n e k e n kann als wissenschaftlicher Entdecker dieser yon L e d r u nur erwtihnten und ganz kurz beschriebenen Taube gelten, yon welcher B e r t h e l o t und W e b b eine gute Abbildung gegeben haben. An Grtisse der Ringe]taube etwa gleichkommend, zeigt ihr Ge- fieder gl~inzendere Rel]exe, als das unserer curoptiischen Species; selbst der dunkelbraune "Rticken und der braunrtithlich-weinfarbene UnterkOr- per schillern purpurroth, w~ihreud ein lebhaftes Griin den Hals iiber- fliegt, der Bi~rzel eine aschgraue Ftirbnng zeigt und die Ftiigel weder Flecken noch Querbinden darbieten. Die Iris strohgelb. Der Schnabel roth mit schwarzer Spitze. Es ist eine ticht insulare Art, mit ihrer Ex[stenz an jene diehten und schattigen Lorbeerwaldungen gebunden, welche ihr, in den grossen blauen Beeren des Vinnatico, (Laurus in- dica,) neben manehen anderen Baumfriiehten, ihre Lieblingsnahrung dar- bieten. Zur Zeit, als diese Forsten noch in der mittleren Bergregion und in den hOher gelegenen Thtilern einen zusammenhttngenden Wald- gtirtel bitdeten, geht}rten die Torcazes zu den htiufigsten Bewohnern derselben. C a d a m o s t o spricht yon ihnen in seiner leider ebenso kurzen als reizenden Sehildernng der Urzusttinde Madera's; ihm zufolge .waren sie dort im Beginne der Colonisation tiusserst zahlreich und so wenig scheu, class man sie mit Schlingen, die man ihnen um den ttals warf: eine nach der anderen yon den Zweigen der Btiume herabzog, ohne dass die daneben Sitzenden desshalb die Flucht ergriffen. Wie htitten sie auch auf ihrer~ vie]leicht yon der SchSpfungsperiode an his zum 15. Jahrhundert~ yon keinem Fusse eines Sterblichen betretenen Insel- die drohende Gefahr kennen lernen sollen! Sie wussten nicht, wie der venetianische Entdecker sich ausdri~ckt, was ftir eine Creatur der Mensch set, ( ,non conoscendo che cosa fosse l'uomo. ") Der fiirch- terliche Brand, der 7 Jahre lan~ durch den Urwald Maderas~ welches bekanntlich yore dichten Holzwuchse den Namen empfing~ gewiithet haben sotl, muss, indem es den grOssten Theil ihrer Wohnpltitze zer- st~rte, auch ihre Anzahl schon bedeutend verringert haben. Auf den Canaren bewiesen sie ebenfalls in den frtihesten Zeiten eine fast gleich grosse Furchtlosigkeit. Die unter Alphons IV, yon Portugal aus auf Entdecknng und Durchforschung der Inseln ausgegangenen Seefahrer, deren Reiseberieht uns Bocaccio aufbewahrt hat, thun dieser Tauben

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bei Gelegenheit ihrer Landung auf Gomera Erw~hnung: ,et in eadem insula ligna plurima et palumbos, quos baculis et ]apidibus capiebant et comedebant, invenerunt. I-los dicunt majores nostris et gustui tales aut meliores." Jetzt haben sich die Ueberbleibsel dieser einst so zahl- reichen Taubenfliige in den tiefsten Schatten dessen zurtickgezogen, was yon den Lorbeerwaldungen in den hohen und feuchten Bergschluohten tibrig gebtieben ist. Da die Naeimiento's und Madre's de! Agua, die meist aus Farrenkraut bewachsenen Grotten hervorsprudelnden Wasser- quellen, welche die dem Litorale unentbehrlichen Aqu/iducte speisen, die Erhaltung dieser gewaltigen Baummassen, welche die Niederschl~ige der Wolken dutch ihre Kronen herabziehen, dringend fordern, so wird den Torcaze's auch wohl diess ihr letztes Asy! nicht geraubt und mithin ihr Dasein ftir die Zukunft gesichert bleiben. Ganz im Gegensatze zu ihrer friiheren Fmchtlosigkeit, verbergen sie sich jetzt scheu in den hfichsten Gipfeln tausendj~ihriger Lorbeerlinden (Laurus Til~, oft in so schwindelnder Hfihe, dass selbst das Blei des geiibtesten Schiitzen sie bisweilen nicht zu erreichen im Stande ist, nnd die wenigen J~iger, die yon ihnen wissen, sie bei der Tr~inke beschleichen miissen. Man sagte mir~ ihr Fleisch besitze yore Genusse tier Vinnatico-Beeren ein eigen- thiimti~h bitterliches Aroma. - - Im Walde yon Taganana auf Teneriffa sollen noch jetzt die Torcazes nicht selten sein. Ich habe die wenigen Paare, welche ich zu Gesicht bekam, im ,,Monte de los Sauces" auf Palma bei tier Fajana de los Tiles, aber nur in tier Ferne gesehen. B e r t h e l o t versicherte mir, er babe sie noch am zahlreichsten im Walde ,ei Cubo de la Galga" der erw~ihnten Insel angetroffen. Ich halte es far wahrscheinlich, dass diese Taube der Verbreitung der Lor- beerforsten his zum Archipel der Azoren folfft.

Columba livia L. ,Paloma." Bewohnt in zahlreichen Fliigen ge- sellig die Felsenkasten der canarischen lnseln, stets die ~Nachbarschaft des Meeres vorziehend. In Teneriffa habe ich sie nicht selten auf den beiden seltsamen~ thurm~ihnlich aus dem Meere aufsteigenden Burgado- Felsen bei Orotava und im Thale Ygueste de St. Andr6 beobachtet, an letzterem Orte aueh aufgezogene Junge gesehen, die ~iusserst zahm und niedlich waren und die man mir zum Geschenk anbot. Palma hat Ueberfluss an diesen Tauben; man sag're mir, sie gingen dort im Herbst in den Gebirgswaldungen dem Samen yon Pinus canariensis nach. Mir ward in einem Garten der Stadt ein schfiner jnnger Fichtenbaum gezeigt, tier aus einem, einer erlegten Taube aus dem Kropfe genommenen Kern gezogen war. In manchen Grotten des Felsgestades brtiten diese Tan- ben gesellschaftlich in grosset Anzahl: so in der cneva de las palomas, der Taubenh0hle auf Lobos; in Lanzarote sogar im Inneren des Landes an mehreren Stellen, z. B. bei elSobaeo. B e r t h e l o t fand auf letzt- genannter lnsel viele in den noch frischen Eruptionskratern der Vuikane yon 1824 brtitend~ trotz des Schwefelg'eruchs und der grossen Hitze, die noch darin herrschten. Letztere gerade, sagten ihm die Islennos, zOge die Tauben an, weil sie ihnen das Brutgesch~ift erleiehtere. Diese Tauben haben einen ~usserst sehnellen und gewaltsamen Fluff und sind sehr scheu. Man besehleieht sie in den H~hlen~ wohin sie sieh zuriick-

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ziehen, um daselbst zu Ubernaehten. Auf Lanzarote besteht ein beson- deres Jagdvergnfigen darin~ im Dunkeln mit Fackeln in diese Grotten einzudringen~ den Eingang zu verstopfen und daun mit Stangen und Kniitteln unter den iiberraschten Tauben: yon denen auch viele lebendig gefangen werden~ eiue grosse Niederlage anzurichten. C. livia ira ge- zrihmten Zustande~ unsere Haustaube, wird auf den Inseln eben so hriufig wie in Europa gezogen, ohne dass indessen eine hervorstechende Lieb- haberei ftir sie daselbst vorherrsehend zu sein seheint.

Columba afra L. ,Tortola." Diese der unserigen in Gefieder and Griisse sehr ~ihnliche Turteltaube, habe ich in Fuertaventura im Friihling sehr hriufig, in den mit niedrigen Obstb~iumen bestandenen Grirten ange- troffen. Aueh auf tiandia, wo doeh fast gar kein Baumwuchs ist~ war sic im April desselben Jahres nieht selten und suchte, scheinbar fureht- los, doeh stets vorsiehtig, um die Htiuser yon Cofeito herum ihr Futter. B e r t h e l o t versicherte mir, die Turteltauben kiimen auf Te- neriffa erst sprit im Friihjahre all und zSgen im November schaarenweis, meist immer yon der Punta roja, dem rothen Vorgebirge im Siiden aus ihre Reise beginnend: wieder weg. Wahrscheinlich pfianzen sie sich hauptsriehlich in den ausgedehnten Fichtenwaldungen fort.

Pterocles arenarius Temm. ,Ganga. ~' Nur den wiisten Ebenen Fuertaventura's eigenthiimlich, yon wo aus es sich zuweilen nach Gran Canaria verfliegt. Man sehiesst diesen VoGel an der Triinke, abel" nieht oft, obwohl er in keinesweges geringer Anzahl vorhanden zu sein seheint and naeh der Erndte, in guten Jahren am zahlreiehsten, auf die Stoppeln der Weizeniieker kommt. Er wiihlt seinen Aufenthalt an den 6desten, nur selten yon Mensehen besuehten Orten; dort sieht man ihn, zumal in der Diimmerungsstunde, mit einem pfeifenden, oft wiederhol- ten Rule, racist paarweise, in rasehem, langanhaltendcm Fluge, ether Taube ~ihnlich~ durch die Liifte segeln.

Perdix petrosa Lath. ,Perdiz. ~ Auf den canarischen Inseln das gowiihnliehste Federwildpret, nur auf Fuertaventura und Lauzarote feh- lend, merkwtirdiger Weise aber auch auf Palma nicbt vorhanden, wo doeh alle Bedingungen zu seiner behaglichen Existenz in demselben Maasse, wie anderwiirts, da zu sein scheinen. Dorthin verpfianzte junge Repphiihner sollen stets nut kurze Zeit gelebt haben. Steinhi~hner bil- den auf Teneriffa den Hauptgegenstand der Jagd~ die hier selten in den Wrildern, meist auf bebauten Feldmarken betrieben wird. Das Fleisch dieser Art~ mit welcher der Markt yon Santa Cruz reichlich und zu sehr billigen Preisen versehen ist, weicht in Farbe und Gesehmaek yon dem unseres grauen Repphuhnes ab~ indem es nicht braun~ sondern weiss and dabei yon einem zwar verschiedenen~ aber nicht weniger feinem Wohlgesehmacke ist.

Perdix Coturnix Lath. ,,Codorniz?' Sehr zahlreich auf srimmtlichen Inseln, wo sie 2, ja selbst 3 I~Ial, zuletzt noeh im August briiten soil. Man behauptet, ein Theil yon ihnen verlasse im Winter das Land, ein anderer und zwar der gr(issere bleibe, und niihre sich die ktihlere Jah- reszeit hindureh hauptsrichlich yon den rothgelben Beeren der Daphne Ga/.d/um. In Fuertaventura habe ich nach der Erndte~ die dort in den

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April f~iltt, viele auf den Stoppelfetdern geschossen. Die Haup t - Jagd- zeit ist im September und October, wo dann die Wachteln ausser- ordentlieh fett sind. Ein recht guter Schatze kann dann auf den Rodeos 50 Stack an einem Tage erlegen.

Otis Honbava, ,,Utarda". Die sch~ne Houbara-Trappe findet sich ausschliesslich aul' Fuertaventura; nut wenige sind an der Stidktiste yon Lanzarote geschossen worden. Sie liebt weite Ebenen, vorztiglieh in der Nahe aasgedehnter Kornfelder, obwohl ich sie auch tier in der Waste und selbst auf steinigen Bergen angetroffen habe. Man gewahrt sie nicht htiufig, well sie bet Ann~iherung des Menschen sich gern platt auf die Erde, am liebsten hinter einen Stein duckt; selten nut g'leich yon vorn herein in der Flucht ihr Hell sucht. Fast immer lebt sie paarweise bet einander. Ausserordentlich scheu, h~ilt es sehwer ihr sehussgerecht anzukommen; am leichtesten soil es noch geschehen, wenn man sich zu Esel oder aur einem Kameele reitend, (denn diese, auf ihren Weideplatzen in grosset Zahl fret um sie herumstreifenden Thiere ftirch- tet sie weniger,) auf weiten Umwegen, sie scheinbar gar nicht beach- tend, ihr zu ntihern sucht. Das Fleisch der Houbara-Trappe wird gern gegessen. Trotz ihrer Schachternheit l~isst sie sich, jung gefangen, z~ihmen. Ich habe auf dem Hole des Doctor Thomas Mena eine solche gezahmte weiblichen Geschlechts gesehen; sie lief fret unter dem Ge- tlagel umher und wurde mit Korn und Gofio (gertistetem Meht) gefiit- tert. Ein gewisses zaghaftes Wesen, eine Neigung zum Forthuschen oder sieh in Ecken u,~d Winkel zn driicken, hatte sie indess nicht abgelegt.

Cursorius isabellinus Mey. ,~Enganno-mucha~ho." Ebenfalls ein wtistenliebender Afrikaner und deshalb, so wie Trappe und Gangahuhn den beiden ~sllichen Inseln ausschliesslich angehOrig. Seines ausser- ordenllich wohlschmeckenden Fleisches halber wird er auf Lanzarote ,faisan,'" Fasan genannt, woraus der Reisende L e d r u , der 17.q6 die Canaren, aber hie die ebengenannte Insel besuchte, irrthiimlich Phasianus colchicus gemaeht hat, der nirgend innerhalb der sieben Inseln anzu- treffen ist. Der ~Name Enganno-muchaeho~ Kiadertfiuscher, kommt yon dem Umstande her, dass er oft den Menschen, scheinbar sorglos, his auf eine geringe Enffernung nahe kommen lfisst. Knaben glauben dann wohl, ihn mit Hfinden greifen zu k0nnen~ aber pl~tzlich schiesst er in blitz- sehnellem Laut'e weg und beginnl in einer gewissen Entfernung diess Spiel yon Neuem, wie er es denn tiberhaupt vorzieht, sich allen Ver - folgungen eher laufend als fliegend zu entziehen. Der Lieblingsaufent- halt des CuJ'sorius isabellinus, den ich im ni.irdlichen Fuertaventura in der Gegend yon Oliva hfiufig zu beobachten Gelegenheit hatte, sind stei- nige Flfiehen, auf denen er den Tag tiber, his spat in die Dammerung hinein, und zwar zu der Jahreszeit, wo ieh ihn kennen lernte~ stets paarweis, umhertrippelte. Auch auf den wilden, schwarzen Lavastr~men, dem Nlalpais oder Votean der !slennos, war er oft anzutreffen. Ehe er sieh aus der Luft niederlasst, wiegt er sich gewtih,dich naeh weiteren, im Fluge zuraekgelegten Strecken, eine Zeitlang anmuthig mit aasgebrei- teten Fittiehen tiber dem Steinc, aug den er sich setzen will. Den Jager

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flieht er augenblicklich, sobald derselbe sich ibm geradewegs lziihern wilt;+ man muss ihn erst yon fern, dann immer eager und enger um- kreisen and scheinbar gar nicht auf iha achten i dann ist man seiner Saehe ziemlich sicher. Es gehiirt tibrigens mehr Geschicklichkeit dazu, seiner iiusserst rapiden Bewegungen halber, ihn im Laufen, als im Flie- gen, das bei ibm langsamer yon Statten geht, zu schiessen. Diese Vfgel fangen erst gegen Ende des Maimonats oder Anfangs Juni an in Fuer- taventura zahlreich zu erscheinen; friiher sieht man fast gal" keine. Sie miissen folglich sehr sprit yon ihrem Zuge zuriiekkehren.

Oedicnemus crepitans Temm. Mit einbrechender Drimmerung hbrt man+ auf Fuertaventura and Teneriffa iiberall den. eigenthiimlich hellen Ruf dieses Vogels, weleher ihm, neben seinem aus dem Arabischen stam- menden Namen ,Alcaravani" den noch volksthiimlicheren ,Pedro-Luis" versehafft hat. In mondhellen 5tiichten sieht man ihn in roller Thiitig- keit, am Boden in der Verfolgung der, ibm zur Nahrung dienenden In- secten begriffen. Doch babe ich ihn aueh bei hellem 'rage nicht minder eifrig seinen Verrichtungell nachgehend angetroffen. Auf den gebir- gigen Inseln scheint er die ebeneren Districte vorzuziehen, wie z: B. auf Teneriffa das untere Teguestethal gegen [Fejiua zu. Die diirren Flfichen der i.istlichen lnseln aber sind vorzugsweise ganz wie t'0r ihn geschaffen, uud diese bewohnt er anch in sehr grosser hnzahl. Man geniesst sein Fleisch gern, obschon das der Alten etwas hart ist: es hfilt aber~ bei der grossen Sehneltigkeit seiner Bewegungen ira Laufen und bei seiner niichtlichen Lebensweise etwas schwer, ihn zu erlegen.

Calidris arenaria Illig. Hin and wieder einmal als Verflogener. Berth.

Himantopus at~'opterus Mey. Desgleichen. Haematopus nigec Cur. ,Grajo marino ". Im Anfange des April

t852 wanderte ieh zu wiederholten Malen die ](iJs/e der Halbinsel Handia entlang, an der ein breiter ebener F|ugsandstraud~ die mit ,Sa- lado's ~ oder strauehartigen Chenopodeen spfirlich iibergrtinten DiJnen yon der in breiten, m~ichtigen WeJlen sich unaufhOr]ich donnernd heranwfil- zenden Salzfiuth trennt. Nur wenige Seev0gel hatten sich zuerst blicken lassen+ his die ]sleta, ein inselartig aus dem Sandgestade ins i)Ieer vor- springender Felskoloss erreicht war, dessen sehroffer yon der Bran- dung umraster Klippenrand zahllosen M0ven (Larus argentatus) zum Asyle diente, w~ihrend verschiedenartige kleine Strandl~iufer auf seiner ebenen, mit zerbrochnen Muschelschalen bedeckten Oberfl~iche ihr Spiel

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gelang es mir endlieh, ein Exemplar dieses pr/iehtigen Vogels zu er- legen. Berthelot traf den settenen sehwarzen Austernfiseher auf der kteinen wtisten Insel Graeiosa an. Er diirfte auf den Canaren nieht leieht anderswo ats an den 5desten Kiistenstellen yon Fuertaventura und Lanzarote, we Sandgrund ist, and aueh dort nieht h~iufig angetroffen werden.

Charadrius plnvialis L. Als Zugvogel ira Winter. C. cantianus Lath. Desgleiehem Berth. Vanellus cristatus Mey. ~Ave fria". Ira Winter ein auf den

Inseln wohlbekannter Gast, der zumal in Fuertaventura mitunter in Menge eintrifft and es sieh auf den yon den Winterregen theilweis Ubersehwemm- ten Fl~ehen, in Gesellsehaft zahlreicher anderer Wad- und Sehwimm- vtigel, unter letztern dann auch maneher Entenarten, wohl sein l~isst.

Vanellus griseus Briss. Einmal auf {]ran Canaria gesehossen. Strepsilas interpres Ill. Eine zuf~illige Erseheinung. Berth. Arden cinereaL. ,Garza real". Diesen Reiher sieht man im Winter

auf Teneriffa nicht selten. Ich bin ibm mehrmals auf meinen Streif- ziigen am Meeresufer begegnet, und habe ihn einige Mal als Jagdbeute dureh die Strassen yon St. Cruz tragen sehen. Doeh hat man mir ver- sichert, weder dieser, noeh irgend eia andrer Reiher~ briite ffirgew6hn- lieh innerhalb des Bereiehes der Insetn.

Ardea gar~etta L., Nycticora:c L., ralloides Seep. and stellaris L. sind s~immtlieh auf den Insela beobaehtet und erlegt worden, ohne indess far etwas anders als seltene nnd zuf/illige G~ste gelten zu ktinnen.

Ciconia alba(L.) ,Ciguenna". Obgleieh der Storeh die Inseln keines- wegs regelm/issig auf seinem Zuge besueht und nie daselbst nistet, son- dern h/Jehstens einmal als Verirrter erseheint, so kennt ihn dennoeh der eanarisehe Landmann und begriisst ihn als einen Vogel gfinstiger Vor- bedeutung, den zu t0dten ein grosses Unreeht w~ire.

Platalea leucorodia L. ,Pajaro espatula% DerL0ffelreiher kommt bisweilen im Winter naeh Teneriffa. Berthelot erz/ihlt von.einem, der sieh in einem Garten bei Sta. Cruz eine Zeit lang jeden Morgen regel- m/issig auf den Brunnensehwengel eines gemauerten Bew~issernngsteiehes setzte und yon da aus die darin umhersehwimmenden Goldfisehe wegfing, his der Besitzer, des Spieles fiberdriissig, ihn ertegte.

N, umenius phaeopus Lath. Nnr zuf/illiger Gast. Berth. Tringa variabilis Me2?. Sell auf Lanzarote und Faertaventura

nisten. Tetanus hypoleucusTemm. Zugvogel w~ihrend des Winters. Berth. Limosa melanura Leisl. Zuf/illige Erseheinung. Berth. Limosa rufa Briss. Ob als Zugvogel? Berth. Scolopaw rustic~tla L. ,Choeha perdiz". Ieh babe fiber den Auf-

enthalt der Waldsehnepfe auf den Canaren keine eignen Erfahrungen. Yon B e r t h e l o t , der sieh als eifriger J/iger viel mit ihr beseh/iftigt hat, weiss ieh~ dass sie in den Lorbeerwaldern den FrUhling undHerbst hindnreh angetroffen wird, im Winter die G~irten and Felder der Kiiste besueht and in den Sommermonaten sieh hoeh oben in der Region tier baumartigen Eriken fortpflanzt.

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Scolopax gallimda L. ,Gallinula oder agachona ". Dis Beeassine bringt regelmiissig den Winter auf den Canaren zu and kommt in der Regel in sehr ffrosser Menge vor. Auf der wiihrend der Regeumonate zum Theil Ubersehwemmten Hochehene yon Laguna, schiesst ein guter Jiiger, der Gltick hat, wohl 9-0 Stuck an einem Morgen.

Gallinula chloropus Lath. Nicht selten im Winter auf dem Zuge. Gallinula Por~ana Lalh. Einmal vorgekommen. Berth. Futica atra L. Als Zugvogel. ,Berth. Uria Troile Lath. Als Zugvogel. Berth. Alca minor ,Aleta ~'. An den Kiisten siimmtlicher Inseln; auf den

beiden 0stlicheren am hiiufigsten. Sterna cantiaca Gin. Nut auf Lanzarote und Fuertaventura beobachtet.

Berth. St. ttirundo L. Ebendaselbst. Selten auf den westlich gelegenen

Inseln. St. minuta L. Auf Lanzarote nnd Fuertaventura. -- Seeschwalben,

die alle den ~amen Garajao fUhren, sowie die Strandliiufer alle Sera- pico genannt werden, sind an den sandigen Kiisten Fuertaventuras hiiufig genug. Leider kann ich die Art nicht genau angehen. Auf Madera muss eine Species el)enfatls in Menge vorhanden sein, da das yon den Engliindern Brazenhead genaunte Vorffchirge der SUdk~iste portugiesisch als Cabo Garajao bezeichnet wird.

EaT"us marinus L. ,Ganso marino". Auf der Desertainsel Ale- granza. Der Besitzer derselben D. Jos~ Gareia de Lugo zieht aus diesen dort h~iuflgen M0ven eine bedeutende RevenUe, da ihre Daunen nach England verkauft werden, wo man sie den Eiderdaunen fast gleieh achten soil.

Lar~ts aryentatus ,Gaviola a. Diese Mt~ve bewohnt die Ktisten aller eanarischen Insetn in sehr grosset Menge. lch wiirde nieht enden, wollte ich das Verzeichniss atler Localil~iten geben, an welchen ich sic anffetroffen habe. Am allerh~iufigsten mOchte sie vielleicht an der Nord- ktiste Handia's sein. B e i stiirmischem Wetter~ wiihrend dessert sie sich nicht auf die hohe See wagen, sieht" man diese schOnen M~ven, deren Gefieder in seinem Silherweiss mit dem hellrothen Sehnabel und den zartenrothen FUssehen so herrlich contrastirt, reihenweise am sandigen Ufer sitzen. Auf Lanzarote stehen sie unter gesetzlichem Sehutz und dUrfen fur gew0hnlich nicht gesehossen werden~ weil sie die frisch ge- pfliigten Aeeker schaarenweis besuchen and namentlieh die Garbanzo- oder Kiehererbsenfelder yon einem Insect reinigen, welches sonst der Erndte sehr sehaden wUrde. Den Furchen, die die DampfschilYe ziehen, welehe in Sancta Cruz anlegen, folgen unter best~indi'gem schrillen Ge- sehrei ebensoviel Hunderte dieser M~ven, als die Seeschwalben dies an tier Etbmiindung zn thun pflegen. Sic benutzen jeden Augenbtiek, wo ein Fisehchen sieh in dem aufgewUhlten Meeresschaume zeigt, um es mit den Fussen zu ergreifen und augenblicklich als Beute zu verschlueken. lhr Ieiehter, sehaukelnder Fluff, ihr zartes Gefieder and ihre ganze Hal- tang bieten dem Beschauer ein ~iusserst anmuthiges Bild dar.

Pu[tqnus einerens Sehinz. ,Pardeta". Die einsameren Gegenden Journ. f, Ornitb,, IIL Jahrg. Nr. 14 t Mart 185,~, 1~,

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der eanarisehen K~sten, namentlich, wo Klippen und Inselchen das Ge- stade nmsfiumen, zahlreich bewohnend; eine weise benutzte Quetle des Ueberflusses fur den Unternehmungsgeist der Islennos. Die Desertas nfimlich werden kurz nach der Brutzeit, die in den October ffillt~ regelmfis- sig ausgebeutet, indem man die sehr fetten Jnngen dureh Frettehen aus den Erdl6chern~ in denen sie ausgebrtitet wurden, hervorh01en l~sst und sie fassweise einsalzt, eine in jenem Lande sehr beliebte, obwohl etwas fisehig sehmeekende und fast allzu fette Speise. Die Salvajes, zwischen Madera und den Canaren gelegen, sollen j~hrlich 30,000 Stiiek liefern. Diese wtisten Inselchen gehiiren einem reichen Maderenser, werden abet yon Entrepeneurs yon Lanzarote in Paeht genommen. In neuerer Zeit hat man aueh angefangen die Federn naeh England zu ver- kaufen und zwar mit so gutem Erfolge, dass einem speeulativen Kopfe aus dem Hafenplatze Arreeife, ein sehr sch0nes Mobiliar fiir sein Haus als Preis fiir oine derartige Sendung, aus London zugesehickt ward. - - Die Insel Lobos wimmelt zur Brutzeit yon Pardelas; ich traf im Mai keine einzige mehr daselbst, wohl aber sah ieh die Federn der im ver- tlossenen Herbst daselbst get6dteten nnd gerupften, hanfenweise nmher- liegen. Auf Teneriffa giebt es Brutptiitze in der Gegend der Punta de Antequera. lm hohen Sommer 1854 sehwiirmten die Pardelas zahlreieh um die Klippenkiiste des niirdliehsten Teneriffas, die ich damals, der Windstille wegen langsam umsehiffte, leh hatte reiehliche Gelegenheit mir den leichten, schwimmenden aber niedrigen Flag, bei dem kaum eine Schwinge bewegt~ and bei dem bald die graue 0 b e r - , bald die weisse Unterhzilfte dieses interessanten Vogels sichtbar wird, ins Ge- daehtniss einzupriigen.

Puffinus Anglorum Ray. ,Tajos". Nistet, nach Berthelot, auf der kleinen Insel Alegranza in den Felsgrotten.

P. obscurus Schinz wurde einmal im Februar 18'29 von den Fisehern zu Orotava lebend gefangen und Berthe]ot gebracht.

P. columbinus Berth. In Lanzarote: Perrito, kleiner Hand, seiner bellenden Stimme wegen, in Madera: Anjinho ,Engelchen e genannt, obwohl er seiner schw~irztiehen F~irbnng and seines Geschreis wegen eher den Namen ,Teufelehen" verdiente. Dieser Vogel wird gleichfalls als Nahrungsmittel ausgebeutet and in Menge get6dtet, zumal auf Ale- granza, wo er ebenso h~iufig vorkommen soll~ als anf den westliehsten Azoren Corvo and Flores, die ihn ebenfa'lls im Ueberfluss besitzen.

In der Nfihe der Desertas yon Madera nnd bei Porto-santo habe ieh yore Bord des Schiffes aus, Schwiirme yon Fuffinus-Arten gesehen~ ohne tiber die Art entscheiden zn kiinnen.

Thalassidro~ha pelagica Vigors. 5Tach Berthelot nur zufiillig ein-. real auf den Canaren

Th. hypoleuca Berth. Teneriffa. Berth Ich glaube, dass dieser Species die kleinen Sturmv0ge[ angeh(irten, die ich beim heitersten Wetter dem Kielwasser des Dampfsehiffes folgen sah, als ieh ira Juni 5i den Meeresstrieh zwischen Lissabon and Madera befuhr. Ihr Flag war sehwalbenartig, ihr Gefieder sehwfirzlich mit weissem Btirzel. Sie warden yon den Seeleuten ,Hother Car~"s ehiekeas" genannt.

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Anas Boschas L. Selten auf den Canaren, wie die meisten ihrer Gattungsverwandten. Nur im Winter sollen die Enten bisweilen trupp- weise erseheinen und sich an tibersehwemmten Stellen niederlassen. Ber- thelot wusste yon keiner Art mit Bestimmtheit anzugeben, ob sie auf den Inseln briite; doch babe ich im Frtihling 1851 mehrfaehEntenpaare an der Ktiste Fuertaventura's gesehen, deren Nester vielleieht nicllt fern waren. Die Art bin ich nicht im Stande anzugeben.

Anas Crecca L. Nut einmal auf Teneriffa gesehossen. Berth. A. leucophthalmus Bechst. ,Patito". Auf dem Zuge, als nicht

hfiufiger Wintervoget. Von H a u s g e f l t i g e l werden auf denlnseln keine andern, als die

in Europa gew0hnlichen Arten angetroffen. H i i h n e r sind im Ueber- fluss vorhanden, blan schliesst sie, da ausser verwilderten Katzen keine Raubthiere da sind, nieht in Stfille ein, sondern lfisst sie auf den nie- drigen Zweigen der B~iume in der ~/achbarschaft der Wohnungen, denen sie angeh6ren, iibernaehten. Ia der Caldera yon Palma sah ieh eine kleine Colonie yon Hiihnerll, fern yon mensehlieheli Niederlassungen in den Zweigen eines ungeheuren Feigenbaums, dessert niedre Aeste den Boden nieht allein erreichteJ), sondern in einem weiten Umkreise f6rmlieh be- deekten, angesiedelt. Die Hirten: denen sie gehiJrten, besuehten sie nur yon Zeit zu Zeit, um ihnen einige KOrner hiuzush'euen und Eier zu holen und doeh waren sie keineswegs verwildert. Die Culrur der Co- chenille beginnt in neuerer Zeit naehtheilig auf die Htihnerzucht einzu- wirken, denn man giebt ihnen Sehuld, das kostbare Insect yon den Caetusbtisehen abzulesen und besehrfinkt aus diesen Grtinden an vielen Orten ihre Anzahl. / ( a m p f h t i h n e , ,Gallos", sind aufTeneriffaGegen- stand wahnsinniger Liebhaberei. Man erzieht sie mit grosset Sorgfalt; h~ilt sie in Rohrk~ifigen und l~isst sie in eigens dazu erbauten Gallerien in Gegenwart tines zahlreiehen, dutch Wetten dabei sieh ruinirenden Publicums mit einander k~impfen. Diese Hfihne sehen mit ihren abge- stutzten Fltigel- und Schwanzfedern, abgesehnittnem Kamme und kahl und roth gerupftem l(opfe und Steisse ganz unkenntlieh aus, sind aber ihrem Herrn, in dessen Hand man sie oft vor Ungeduld und Kampfbe- gier krfihen h0rt, sehr zugethan und stehen, je naeh ihren Anteeedentien, in hohem Preise. - - T r u t h t i h n e r werden auf Teneriffa, namentlieh in der Gegend yon Ieod de los vinos sehr viele gehalten. Das M~sten mit bIais maeht sie sehr fett und verleiht ihrem Fleiseh einen beson- ders guten Gesehmack. P e r l h i i h n e r sind selten, P f a u e n ebenfalls, obwohl beide Arten des warmen Klimas wegen vortrefflieh-gedeihen und ihre Jungen ohne nile Pflege aufgebraeht werden. - - y o n den T a u b e n war sehon die Rede. L a e h t a u b e n babe ieh nieht ein einzigesmal gesehen. Der E n t e n - und Gfinsezueht steht, ebensowohl wie dem bleibenden Aufenthalte der meisten witden Arten dieser Gattungen, tier bIangel zumat stehender stisser Gewtisser entgegen. Aus diesem Grunde wird die gemeine zahme Ente meist dureh die, mehr dem Trocknen an- geh~irfge s.g. tiirkisehe, (Anas moschata) ,Pato de Guind" ersetzt. - - Gfinse werden noch seltner als Enten gezogen: man kann hOchstens sagen, die Rasse existirt auf den Inseln. Zu la Oliva aufFuertaventura

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besassen die Manriques de Lara friiher viele, die man indess naeh und nach fortschlachtete oder aussterben liess, da sic in den G~irten und am Getreide Schaden thatch. $'ur einmal traf ieh zu meiner Ueberraschunff auf Teneriffa, im M~irz 52, am Bache des Thales del Bufadero einige zwischen Rohr und Schilf hrtitende weisse G~insepaare an.

~i'och ist zu erw/ihnen, dass die Kaplane Bethencourts B o n t i e r und L e v e r r i e r in ihrem Werke~ welches yon der Eroberung der In- seln um den Beginn des 15ten Jahrhunderts handelt, und ill welches ebenso naive als interessante Schilderungen der hervorragendsten Natur- producte verwebt sind, bei Gelegenheit der Insel Ferro~ eines Vogels gedeuken, der ausgestorben zu sein scheint, da sp~iter nicht wieder yon ibm die Rede ist. ,Une mani~re d'oiseaux, heisst es, qui out plume de faisau e t e s t de la taille d'un papegaux et ont courtevolde." B e r t h e - lo t ist zwar geneigt, diese S|elle auf alas Gangahuhn zu deuten, allein ich kann reich mit dieser Ansicht nicht einverstanden erkt~iren. Einem Vogel Fasanenfedern zuschreiben, heisst doch wohl damit einen gewis- sen metallischen Glanz und eine lebhafte Farbe meinen, welche Pterocles arenari~ts gar nicht besitzt. Die Papageiengrtisse ist zwar etwas Unbe- stimmtes~ wer abet, der jemals ein Ganga fliegen sah, m~ichte es einen Vogel yon geringer und kurzer Flugkraft nennen. Ausserdem hat das yon allen Canaren bekanntlich am westlichsten gelegene Ferro gar nicht den Wiistencharacter uud die ebene TerrainbeschaftbnheiL die der Pte- rocles haupts~ichlich liebt. Weder Berthelot noch ich hatten den Vol= zug Ferro pers0nlich zu besuchen. Die Frage, oh ein solcher Vogel vielleicht noch existirt, muss daher unentschieden tier Zukunft zur LO- sung aufbewahrt bleiben. W~ire er nicht mehr vorhanden und zugleich mit jenen grossen Eidechsen verschwunden, die die norm~innisehen Chronisten ~.gros comme des chats et bien hideux ~ regarder" nennen, so wtirde wohl ebenso wenig Wahrscheinlichkeit da sein, ihn an einem andern Orte wicder aufzufinden~ als wir die Hoffnung hegen diirfen, jene grossen hiihnerartigen VOgel wieder zu entdecken, die einst den Ur- wald Maderas bewohnten und deren kein mir bekanntes ornithologisches Werk erwahnt, obwohl C a d a m o s t o mit klaren Worten yon ihnen redet. Wohl ihrer Gr0sse und der Sch~nheit ihres Getieders nach urtheilend, nennt er sie ,pavoni salvatichi, ~' wilde Pfauen und ftigt hinzu, es gebe auch weisse darunter. Es hat ftir reich einen hohen Grad yon Wahr- scheinlichkeit, dass diese VOgel in dem ungeheueren Brande, der jahre- lang wtithend, den Wald in jene Asche~ welche die ktinftigen Rebenge- lande zu dtingen bestimmt war, vcrwandelte, untergegangen sind Das Feuer, welches .rnit seiner Gluth, selbst die ersten Colonisten zu ver- zehren drohte und Giovangonzales Zarco, den Gouverneur mit all den Seinigen, Frauen und Kindern im Meere Rettung zu suchen zwang, wo sic 2 Tage und 2 N~ichte bis an den tIals im Wasser stehend, ohne Speise und Trunk zubrachten, ,denn sonst w~iren sic verbrannt, ~' diess Feuer sage ich, muss auch das uns unbekannte p f a u e n a r t i g e Ma- d e r a h u h n yon tier Erdobertlaehe vertil~ haben. Die wenigen ttbrig gebliebenen m~gen sich ins h0here Gebirg zuriickgezogen haben und dort im Laufe der Zeit den Nachstelhngen des Menschen~ so spurlos,

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wie die D r o n t e auf Isle de France, erlegen sein: der Phantasie einen freien Spielraam, dem Systeme abet eine Lacke mehr hinterlassend, deren Ausfallung nut durch das Auffinden fossiter Reste, in etwas mSglich ware.

Berlin, den 29. December 1854.

O t o e o r y s a lpes t r i s be i G o t h a e r l e g t . - In der Hoff- hung, dass die eingetretene strenge Kalte, bei dem seit mehreren Wo- then liegenden Sehaee, seltene Caste bringen kOnnte, besuehte ich den bei Gotha gelegenen Seeberg. Auf dem hOchsten Punkte desselben, an einer yon Schnee entbl0ssten Stelle, sah ich einen Vogel ganz nach Art der Pieper umherlaufen; beim Auffliegen liess er einen eigenthiim- lichen Lockton hOren, setzte sich jedoch bald wieder, wonach ich ihn erlegte. Es war Alauda alpestris, and zwar ein altes Mannchen, ein Vogel, der noch hie am Gotha herum geschossen wurde.--Von den in den dortigen SteinbrUchen arbeitenden Lenten erfuhr ich, dass jeden Morgen gegen 9 Uhr and I~/achmittags zwischen 3 and 4 Uhr, ein Schwarm VOgel kame, welcher sich an den vom Schnee entblOssten Stellen des h0chsten Bergriickens niederlasse. Wie man mir berichtete, so gesehah es; ich empting diesen Schwarm mit einem Sehusse Vogel- dunst, und hatte die Freude b Stack Plectvophanes nivaIis und 3 Stack Fri~gilla petronia zu schiessen. Dass der S t e i n s p e r l i n g in Gesell- sehaft der Schneeammer herumstreicht, war mir his jetzt unbekannt gewesen.

Gotha~ den 10. Februar 1855. Dr. A. H e l l m a n n .

E i n H S e k e r s e h w a n , e i n e n F i s e h v e r z e h v e n d . - - Man hat es gewOhnlich bezweifelt, ob G~inse und S c h w a n e jemals zu l~lahrungsmit teln aus dem Thier re iche greifen. Allerdings mag es nur in sehr seltenen Ausnahmefallen geschehen, und zwar hauptsachlich yon Seiten j ung ' e r Ganse; doch kommen solche Falle mitunter sogar bei ~ilteren Thieren vor. "~) Indess mfigen sie bei diesen vermuthlich nnr yon besonderen Zufalligkeiten abhangen.

Bei einem Spaziergange auf der Promenade zu Breslau, zeitig im Frtihjahre, als das Aufthauen des Eises begonnen hatte, so dass auch der angr~inzende ,Stadtgraben c' sehon theilweise wieder often war, sah ieh bereits aus ziemlieher Ferne einen der, auf demselben unterhaltenen (zahmen) Sehw~ine dieht am diesseitigen Ufer sehr amsig mit dem Zerkleinern und Verzehren eines Frasses beschaftigt, der ihm siehtlieh nieht bloss zu umf~inglieh war, sondern auch leicht immer wieder un- tersank. Denn er griff demselben stets in Kurzem wieder einmal his zur H~ilfte des Halses, oder noeh tiefer, in's Wasser naeh. Rasch her- angegangen, sah ich, dass es ein, mindestens 8 - ' -9" langer W e i s s - f i s e h , (Pl0tze, Cypvinus erythrophthalmus,) war: mithin eine Beute, die ein Sehwan sieh bei der Enge seiner Mund0ffnung and bei der gerin- gen Weite seines langen, schmalen Schlundes erst vielfach zerstacken

~) Einen Beweis der schtagendsten Art, der alte, wie junge oder jfingere tahm¢ Giinse in gleicher Weise betraf, tiefert der yon Hrn. Conservator Mar tin erzahlte Fall in No. 8 d. ,Journ."~ (Jahrg. 1854,) S. 179--180.