Benedikt Ikonographie

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Zur Ikonogrphie des hl. Benediktvon Nursia

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  • GREGOR MARTIN LECHNER

    Der heilige Benedikt in der Ikonographie

    1. Die fruhen Darstellungen des heiligen Benedikt

    Ein Portrat1 im Sinne einer Vera Effigies, auere Ahnlichkeit zwischen Vorbild undAbbild, gibt es im Hinblick auf die Lebensdaten von ca. 480-547 noch nicht, waseinerseits in der erst spater einsetzenden Entwicklung der Portratkunst und zum ande-ren im Geiste Benedikts selber begrundet liegt. Wegen fruhzeitiger und mehrmaligerZerstorung Monte Cassinos sind erste Bilddokumente Benedikts im Zufluchtsort derCassinensischenMonche in Rom zu suchen, in der HermesKatakombe der Via AntonioBertolini, der alten Via Salaria.2 Dieses Apsis-Fresko aus der Mitte des 8. Jh.s ist erst1940 entdeckt worden3 und spielt folglich in der Portratgeschichte Benedikts erst neu-erdings eine Rolle. Benedikt tragt uber einer hellen, weiten Tunika einen dunkelgrauenUberwurf, einem Skapulier ahnlich, und ist mit einer spitz zulaufenden Kapuze be-deckt. Das Regelbuch in der Linken enthalt die Majuskelinschrift + Initium SapientiaeTimor Domini / SCS Benedictus, die Rechte segnet. Der ikonographische Zusammen-hang ist ein Apsisprogramm mit Christus als Zentrum in paradiesischer Landschaft,flankiert von Engeln, darunter Maria mit dem Jesusknaben, assistiert von Gabriel undRaphael und den Heiligen Hermes und Johannes Evangelist. Benedikt stellt die zu bei-den Heiligen korrespondierende Figur dar. Sein Antlitz tragt dunklen, kurzen Lippen-und Vollbart und ist von ernster, aszetischer und reifer Wirkung.

    Da auch bei Benedikt dem ereignishaften Portrat Prioritat zukommt, zeigen dieFreskenreste einer Vita in der Unterkirche von S. Crisogono4 mit den beiden Szenender Errettung des Plazidus durch Maurus und der Heilung eines Aussatzigen. Da Be-nediktiner dieses Kloster nach Abzug griechischer Monche zur Zeit des Ikonoklasmusubernahmen, sind die Fresken nicht vor Ende des 9. Jh.s datierbar. Wilpert datiert sieaus Grunden der Eigentumlichkeiten der Tituli und des harten Stils schon ins 10. Jh.,der Typus entspricht dem der Hermes-Katakombe.

    Einen jungeren Benedikt-Typus mit jugendlichem und unbartigem Gesicht belegtnoch im 10. Jh. das sonst nicht hervorragende Fresko in S. Maria Antiqua5 im Durch-gang vom Atrium in das Kloster. Hier ist auch wieder die helle Tunika unter demdunkelbraunen, faltenreichen Oberkleid mit Kapuze zu notieren. Dieser in Italien sonstseltenere Typus erscheint nochmals im Oratorio di San Benedetto6 neben S. Pietro

    1 R. Mesuret, Le Visage de Saint Benoit. In: La Vie Benedictine, Paris 1939.2 Walter Nigg. Helmuth Nils Loose, Benedikt von Nursia. Der Vater des abendlandischenMonchtums.Freiburg-Basel-Wien 1979, Abb. 5.73.

    3 J. Enrico, Scoperta ... di pittura nella basilica di Ermete. In: Rivista di Archeologia Cristiana 17(Roma 1940) 195-208 und Byzantinische Zeitschrift 41 (Leipzig 1941) 271-272.

    4 Joseph Wilpert, Die romischen Mosaiken und Malereien der kirchlichen Bauten vom 4. bis 13.Jahrhundert. Freiburg 21917, II, 1016-1019; IV, Taf 223.

    5 Ders., a. a.O., II, 722; IV, Taf. 215 (5).6 Pietro Toesca, Monumenti dellantica Abbazia di San Pietro al Monte di Civate. In: Artis monumentaphotographice edita I, Firenze o. J. tav. 93, 97; ders., La Pittura e laMiniatura nella Lombardia.Milano1912, 37-40, figg. 22-24

  • 2 Der hl. Benedikt in der Ikonographie

    nachst Civate bei Lecco aus dem ausgehenden 10. zum beginnenden 11. Jh. Als Pen-dant zum Apostel Andreas7 erscheint Benedictus SCS in weier Tunika mit blauerKukulle und zuruckgelegter Kapuze in voller Frontalitat mit Stab und Regelbuch Egosum Benedictus Aba. Im jugendlichen Gesicht sind deutlich ein leichter Bart und imdunklen Haar eine Tonsur sichtbar.

    1061 ubergab Papst Alexander II. an Abt Desiderius von Monte Cassino das Klo-ster SS. Sebastiani et Zosimi8 in der heutigen Via di S. Bonaventura.9 Aus diesemAnla lie ein Monch und Priester Benediktus in der zweiten Halfte des 11. Jh.s dieBrustbilder der Heiligen Benedikt mit Sebastian und Zosimus anbringen. Dieses Freskoist infolge der Diskussion um seine Deutung zur bekanntesten10 alteren Benediktdar-stellung geworden: In strengem Umri gefat, erscheint das langlich-ovale AntlitzBenedikts auf der Folie der dunklen, zugespitzten Kapuze. In wenigen starken linearenZugen ist ein Ausdruck von hoher Abstraktion und Idealitat erreicht. Ein besondererReiz liegt im Gegensatz zwischen der straffen Jugendlichkeit Benedikts in der strengenFassung der Kapuze und den beiden bartigen Heiligen zur Seite, die er durch seineKapuze uberragt. Die Rechte ist im Segensgestus erhoben, die Linke halt ein reich mitEdelsteinen verziertes Buch vor der Brust. Am segnenden Arm wird durch Zuruck-fallen der Kukulle die helle und faltenreiche Tunika sichtbar, die im Halsausschnittmit ornamentaler Wirkung wieder erscheint. Verschiedenen Kopien des Bildes nachzu urteilen, war die Kapuze vorne uber der Stirne mit einem punktformigen Ornamentbesetzt.11 Eine derartige Kopie ist bereits das Fresko in der Abteikirche von S. Pietrozu Assisi.12 Doch starkste Verbreitung und Auslosung fur die Suche nach der Vera Ef-figies erfuhr dieses Fresko durch barocke Kupferstiche, vielfach ohne Signatur, z. B.das Titelblatt in Carolus Stengelius13 (Abbate Anhusano) Thaumasia Benedictina,in qua praecipua Miracula a sanctis Viris, Faeminisque Ord. S. P.N. Benedicti patratadescribuntur, Augustae Vindelicorum bei Andreas Aperger MDCL.

    Als Pendant zu Abt Desiderius erscheint Benedikt in der Apsis von SantAngeloin Formis14 unter dem thronenden Christus in der Apsiskalotte, 1072/87. Der bartloseBenedikt tragt in der Linken den Stab, in der Rechten das aufgeschlagene Buch mit derspater aufgesetzten Regelinschrift Ausculta o Fili Precepta Magistri et inclina auremcordis. Ein weiteres Apsisfresko in S. Pietro zu Civate15, sudliche Westapsis, zeigtBenedikt unter der Inschrift Anachorete in schwarzer Kukulle mit Kapuze. Hier istBenedikts Gesicht wieder jugendlich und unbartig, in harten Linien auf weilicherTonung gezeichnet, der zweiten Halfte des 12. Jh.s entstammend. In dieselbe Zeitgehorig ist ein Fresko in San Benedetto16 in Piscinula zu Rom. Als Medaillonbild

    7 Sicherlich in Anspielung auf das Benediktinerkloster San Andrea auf dem Monte Celio.8 S. Sebastiano al Palatino, S. Sebastiano alla Polveria. S. Maria in Pallaria, in Pallidio.9 Walter Buchowiecki, Handbuch der Kirchen Roms III. Wien 1974, 837-842.10 Elisabeth Dubler, Das Bild des heiligen Benedikt bis zum Ausgang des Mittelalters. St. Ottilien

    1953, 15, Anm. 5011 Dubler, a. a.O., 15.12 Dubler, a. a.O., Abb 16.13 H 8,6 x B 11,8 cm; Kremsmunster. Stiftsbibliothek, Sign 4 Bb 2; Beschriftung des Stiches: Ego

    Benedictus I. P. P. et Monachus Pingere Feci; S. Ben. Abb. Patrcha / et legislator Mon. Eccliae RomaeReaedificator. / Ex vetuss. Pictura in Abside Ecclesiae S. Sebastiani in Fora Boario Romae expressaA.C. 573.

    14 Otto Demus, Romanische Wandmalerei. Munchen 1968, Abb. 16.15 Dubler, a. a.O., Abb. 17.16 Fruher Hinweis bei Mabillon in: Museum Italicum seu collectio veterum scriptorum ex bibliothecis

  • Der hl. Benedikt in der Ikonographie 3

    findet sich Benedikt in der Cappella del Crocifisso bei Monte Cassino17 in der Apsisdargestellt. Sie ist unterAbt Johannes III. (997-1010) aus einemEtruskergrab zurKircheumgestaltet und unter Desiderius (1072-1087) ausgemalt worden. Benedikt erscheintzwischen Maurus und Scholastika vor orange-gelber Nimbusscheibe als hagere Gestaltmit langgezogenem Gesicht, von schmalem Haarsaum und kurzgeschnittenem Bartumgeben. Frontalitat und Ebenmaigkeit der Gesichtszuge initiieren furchterregendeStrenge und Unnahbarkeit.

    Nicht unerwahnt sollen auch die Benediktusdarstellungen in den unterirdischenGrotten und Hohlen der Basilianermonche18 bleiben. Sie sind der Zeit ab Mitte des10. bis Ende des 12. Jh.s zuzuordnen und von starker byzantinischer Pragung infolgeorientalischer Herkunft dieser Monche. Darstellungen mit Maurus und Plazidus findensich in der Grotta del Salvatore bei Vallerano nachst Tre Fontane. Benedikt hat beideHande flach nach auen gekehrt und zeigt ein ausgesprochen jugendlich-unbartigesGesicht mit weiten Augen. Byzantinische Formsprache und griechische Inschrift weistdie Darstellung von 5. Lorenzo bei Fasano auf. Basilius wird bewut dem abendlandi-schen Monchsvater Benedikt gegenubergestellt, der einen Bart tragt und den Taustabhalt. Benedikt erscheint in brauner Tunika und schwarzer Kukulle und segnet als La-teiner in griechischer Art. Weitere Zeugen finden sich um 959-1020 in Carpignano undS. Biagio bei Castellamare.19

    Die Reliquientranslation von ca. 673 nach Fleury20, dem heutigen St.-Benoit-sur-Loire, veranlate u. a. seit ottonischer Zeit auch nordlich der Alpen Benediktdarstellun-gen. Bekannt ist jene amBuchdeckel des Echternacher CodexAureus imGermanischenNationalmuseum zu Nurnberg (KG 1138) von 985-991. Der Deckel ist ein GeschenkKonig Ottos III. (983-1002) an seine Mutter Theophanu. Eine weitere Treibarbeit fin-det sich an der sogenannten Goldenen Tafel (Musee Cluny zu Paris) des ehemaligenBaseler Antependiums, Stiftung Kaiser Heinrichs II. im Jahre 1019. Benedikt ist alsjugendlicher Mann mit dichter Haarkappe und sichtbarer Tonsur, jedoch ohne Bartdargestellt, er tragt eine lange Manteltunika und ein Obergewand in der Form einesbreiten Tuchstreifens, der an beiden Seiten mit Nesteln zusammengehalten wird. DieInschrift Quis Sicut Hel Fortis / Medicus Soter Benedictus / Prospice Terrigenas /Clemens Mediator Vsias Wer ist wie Gott ein starker Arzt, ein gesegneter Helferschenke, gutiger Mittler, deine Fursorge den erdgeborenen Wesen spielt auf die Hei-lung21 des Kaisers durch Benedikt an. Diese Verehrung durch den Herrscher findetsich ausdrucklich in der kaiserlichen Schenkungsurkunde an Monte Cassino22 betont,wenn dieser Bezug obiger Inschrift auch verschiedentlich in Abrede23 gestellt wird.

    italicis eruta. Paris 1724 I. p 1, p. 145-147 und Navratil Sarcander, Das Kirchlein San Benedetto inpiscinula nel Trastevere in Rom In :StMB I/2 (1880) 184ff.

    17 Angelo Pantoni. Un insigne documento darte benedittina: Le pitture della chiesa del Crocifisso aCassino Estratto da Benedictina, Anno III, Fasc. III-IV (Roma 1949) 239-248.

    18 Charles Diehl, Manuel dart byzantin. Paris 1910, 542-54819 Emile Bertaus, LArt dans lItalie Meridionale de la fin de lEmpire Romain a` la Conquete de Charles

    dAnjou. Paris 1903, 247-248.20 Alban Leotaud, Die Abtei Fleury und die Reliquien des hl Benedikt. In: Benediktinische Monats-

    schrift 27 (1951) 409-412. Weiters siehe: Hans Aurenhammer, Lexikon der christlichen Ikonogra-phie I. Wien 1959-1967, 316-328.

    21 Heinrich Gunter, Kaiser Heinrich II., der Heilige In: Sammlung illustrierter Heiligenlegenden I.Kempten-Munchen 1904, 86ff.

    22 Juni 1022; Monumenta Germaniae Dipl. Nr 474.23 Werner Weisbach, Religiose Reform und mittelalterliche Kunst. Einsiedeln 1945, 31.

  • 4 Der hl. Benedikt in der Ikonographie

    Der Zeit um 1140 gehort das Benedikt-Fresko unter dem Nonnenchor in Nonnberg zuSalzburg an (Kat.-Nr. 338). Auch hier ist Benedikt unbartig und tonsuriert alsMann vonmittlerem Alter mit Regel und Stab wiedergegeben, und Karl Meichelbeck uberliefertin seiner Benediktbeurer Chronik24 fur das alteste Zentrum der Benediktusverehrungunter Abt Walter (1139-1168) in der Chorapsis eine Benediktusdarstellung zusammenmit Maurus, Landfrid, Walthramm usw.

    Der Seltenheit wegen soll die Leinendecke aus dem ausgehenden 12. Jh. im Kunst-gewerbemuseum von Berlin25 Erwahnung finden. Auch hier ist innerhalb einer Hei-ligengalerie um biblische Szenen aus farbiger Seide in Kettenstich S. Benedictusjugendlich und unbartig mit Mitra und Stab dargestellt. Eine weitere Textilie, die Stolades 13. Jh.s von der Glockenkasel der Kunstkammer in Marienberg in Sudtirol26, warehier nachzutragen, ausgestellt 1979 nach der Restaurierung im Bayerischen National-museum zu Munchen.

    Reichlich vertreten ist das Bild Benedikts in Handschriften von Regelausgaben undViten, angefangen von den Cassinenser27 Codices, z. B. Cod. 175 mit dem Regelkom-mentar des Paulus Diaconus: Johannes (915-934) Abbas erhalt von Benedikt die heiligeRegel. Die Regelinspiration wird mittels eines von hinten an Benedikt herantretendeneinflusternden Engels dargestellt, ahnlich dem Attribut des Evangelisten Matthaus.

    Weitere Beispiele: die Codices 442 und 73/129, in letzterem ubergibt Abt Theo-bald (1022-1035) Benedikt die Regelhandschrift. Die Abbildung in Cod. 109/25 ist inAnlehnung an die Deesisgruppen gestaltet. Benedikt vertritt als Furbitter den heiligenJohannes den Taufer. Im Cod. 99 des Malers Leo, unter Desiderius in Monte Cassino,ubergibt Johannes als Besteller der Handschrift am Tag der Einkleidung den Codexan Benedikt. Derselbe Maler schuf auch den Codex Vat. lat. 1202 mit dem Lebender Heiligen Benedikt, Maurus und Scholastika und 65 Miniaturen zu Gregors Dia-logen. Von ihm stammt auch die vierteilige Federzeichnung im Codex VIII. C. 4 derNationalbibliothek zu Neapel.28

    Der ottonischen Zeit gehort die Niedermunsterer Regel in der Staatlichen Biblio-thek zu Bamberg an: Ms. Ed. II. 11, um 990. Hier thront Benedikt, als Autorenbildaufgefat, in regungsloser Feierlichkeit streng frontal auf einer gepolsterten Bank mitSuppedaneum. Die hellblaue Haarfarbe vor reich gemustertem Purpurgrund charakte-risiert Benedikt als Greis. Weitere wichtige Stufen sind die Miniaturen des Cod. Ms.theol. qu. 199 der Berliner Staatsbibliothek aus Ringelheim um 1025, der Cod. 112,der Liber officialis der Einsiedelner Stiftsbibliothek um 1050, der Cod. theol. qu. 141der Stuttgarter Landesbibliothek aus Zwiefalten, um 1111 und 1116/17, und ebendortder Cod. hist. fol. 415 um 1138-1147 mit der monastischen Tugendleiter. Der Cod. 654der Hofbibliothek zu Donaueschingen, heute Universitatsbibliothek Augsburg, zeigtnoch im 12. Jh. Benedikt als Gesetzgeber. Das Setzen seiner Fue auf zwei geflugelteDrachen kennzeichnet seinen Sieg uber das Bose.

    Cluniazensischen und hirsauischen Reformgeist vermitteln die Handschriften derSalzburger Kloster der Zeit zwischen 1140-1180, von St. Peter und Nonnberg. Das

    24 Chronici Benedictoburani I, Historica, in qua ex instrumentis etc. acta ahbatum et aliorum virorumcelebrium deteguntur. Monachii 1751, 96f.

    25 Julius Lessing, Wandteppiche und Decken des Mittelalters in Deutschland. Berlin o. J. 8, Taf. 8.26 Josef Weingartner, Die Kunstdenkmaler des Etschlandes IV. Wien-Augsburg 1930, 416, Abb 164.27 Piscicelli-Taeggi et Dom Latil, Les Miniatures des Manuscrits du Mont-Cassin, Paris 21899.28 Siehe dazu: Dubler, a. a.O., 7-12, Abb 8-14.

  • Der hl. Benedikt in der Ikonographie 5

    Nonnberger Evangelistar Clm 1590329 in Munchen steht den Fresken am nachstenund illustriert zum Benediktusfest. Swarzenski30 benennt es mehr kuhn als fein, aberinteressant und lebensnah. Den kurzbartigenGreisentyp belegt die minutiose Deckfar-benmalerei in der 0-Initiale auf Fol. 75 des Nonnberger Breviers um 1180, Clm 15902;uber der grunen Kukulle liegt ein roter, ornamentierter palliurnahnlicher Streifen. Der-selbe Typus erscheint wieder in zwei Darstellungen (Fol. 3 und 71) im Clm 8271,einem Michaelbeurer Brevier um 1161/71, und in einem Psalterium aus Ottobeuern inDonaueschingen/Augsburg (Ms. Nr. 309) vom 13. Jh.

    Zieht man zumVergleich auf S. 152 noch die Halbfigur im St. Peterer31 Antiphonar(Wien, Nationalbibliothek, Cod. ser. nov. 2700) hinzu, erweist sich deutlich die Son-derstellung des Nonnberger Freskos (Kat.-Nr. 338). Denn auch das Antiphonar zeigteinen Benedikt mit hagerem Gesicht und langerem Bart, ahnlich dem byzantinischerMonche. Sein Haupthaar ist in Blauwei als Greisenhaar gekennzeichnet, fallt unter-halb der deutlichen Tonsur glatt herab und endet uber den Ohren in einer nach auengedrehten Locke. Auf S. 561 bringt die Federzeichnung Benedikts Tod.

    Seit dem 12. Jh. lat sich in der Kunst ein kontinuierliches Bild des heiligenBenedikt verfolgen. Eine verhaltnismaige Haufigkeit von Darstellungen findet sichvon da ab besonders in den Benediktinerklostern und den Zweig- und Reformorden.Ab dem 13. Jh. ist die schwarze Kukulle zum obligaten Gewandstuck geworden, nurZisterzienser, Camaldulenser und Kartauser bevorzugen ihrer Ordenstracht gema beiBenedikt den weien Habit, wie etwa im Kreuzgangzyklus L. Signorellis und Sodomasbei den Olivetanern in Monte Oliveto Maggiore.

    2. Typen und Aussehen

    Bei Giotto und seinemKreis bildet sich schlielich der Typus des ehrwurdigen betagtenPatriarchen heraus, dessen Bart lang und oftmals zweigeteilt ist. Hinzu kommt kraftigeStatur und haufig weies Haar, ein Typus, der zunachst noch auf Italien beschranktbleibt: Taddeo-Gaddi-Werkstatt in Florenz, Museo dellOpera di S. Croce; das Freskodes Gherardo di Jacopo Starnina (1354 bis ca. 1409) in Santa Maria del Carmine32 zuFlorenz, um1400;Tafelbild der SammlungBardini zu Florenz aus derGiotto-Nachfolgemit der seltenen Buchinschrift des Schlusses der Ordensregel ... Passionibus Christiper patientiam participemur; das Polyptychon Nr. 51 der Pinakothek zu Siena vonNiccolo` di ser Sozzo Tegliacci und Luca di Tomme`; aus dem Kreis des Fra Angelicoauf einer Tafel im Museo di San Marco zu Florenz33, bei Simone dei Crocifissi aufdem Polyptychon im Museo di S. Stefano zu Bologna34 oder auf dem Fresko derKreuzigung vom Tabernakel in S. Appollonia zu Florenz von Andrea del Castagno35

    29 Dubler, a. a.O., Abb 31.30 Georg Swarzenski, Die Salzburger Malerei von den ersten Anfangen bis zur Blutezeit des romani-

    schen Stils. In: Denkmaler der suddeutschen Malerei des fruhen Mittelalters, II. Teil, Leipzig 1913,83, Taf. LV, Abb 170.

    31 Franz Unterkircher/Otto Demus, Das Antiphonar von St Peter, Kommentarband. Graz 1974, 66,201, 206.

    32 Katalog: Fresken aus Florenz. Munchen 1969, 102-105, Nr. 17, Abb 17, 18.33 Bibliotheca Sanctorum II, Sp 1135-36.34 Ebd Sp. 112735 Ebd Sp. 1129-30

  • 6 Der hl. Benedikt in der Ikonographie

    bis hin zu Perugino, Raffael in S. Severo zu Perugia oder Gerolamo del Santo, genanntG. Padovano, in der Sammlung Poldi-Pezzoli zu Mailand.36

    Der Norden bleibt zur selben Zeit noch beim bartlosen Benedikt, bevorzugt jedochein reiferes Alter, etwa bei der Tafel Hans Memlings37 in den Uffizien oder auf denKupferstichen des Hieronymus Wierix38 nach Philipp Galle. Auch die Skulptur bevor-zugt zunachst den bartlosen, kraftig mannlichen Typus: der St. Peterer Benedikt vonAndreas Lackner (Kat.-Nr. 1), der Mondseer uber dem Sakristeieingang (Kat.-Nr. 2) ...

    36 Ebd., Sp. 1145-46.37 Ebd. , Sp. 1133-34.38 Marie Mauquoy-Hendrickx, Les Estampes des Wierix II. Bruxelles 1979, Nr 997, 1079, 1078 Abbn.

  • Der hl. Benedikt in der Ikonographie 7

    4. Die Vita

    Die Vita schopft ihren Stoff durchwegs108 aus den Dialogen Gregors im 2. Buch109

    mit seinen XXXVIII Kapiteln. Die umfangreichsten Zyklen stellen die Bis-bini-Viten-Illustrationen dar, so benannt nach dem Initiums-Vers Bis bini iusti narrant ...,in denen vier Gerechte Gregor Benedikts Leben erzahlen. Dazu kommt im haufigenAutorenbild der Diakon Petrus, dahinter aufgereiht die vier Erzahler, oft als Abtewiedergegeben, dabei Honoratus von Subiaco als Prior.

    Die Bis-bini-Handschriften lassen sich auf eine Original-Vita in Schuttern zuruck-fuhren, die zwischen 1262 und 1295 entstanden ist. Bis jetzt sind davon funf bebilderteKopien bekannt geworden. Die 20 nicht illustrierten Kopien sind ikonographisch hiernicht relevant. Chronologisch gegliedert, lat sich als erste die Y-Handschrift anfuhren:1. Pierpont Morgan Library New York, Ms. 55; vermutlich in St. Florian/Oberoster-

    reich um 1310/20 entstanden.2. Universitatsbibliothek Wurzburg, Mp. th. q. 8, aus St. Stephan zu Wurzburg, Ende

    14. Jh., W-Handschrift.3. Bayerische Staatsbibliothek Munchen, Clm 8201, 1414 in Metten entstanden, M-

    Handschrift.4. Stiftsbibliothek der Schottenabtei in Wien, Ms. 200 (alt 173), 1444 in Kleinmaria-

    zell geschrieben, S-Handschrift.5. Bayerische Staatsbibliothek Munchen, Clm 4308, 1495 in St. Ulrich und Afra,

    Augsburg, von Fr. Thomas Rieger kopiert, U-Handschrift.

    Ihre narrative Breite erweist sich in bis zu 115 Abbildungsfeldern mit je einem Titulusals Zweizeiler.

    Elisabeth Dubler110 stellt daruber hinaus bis zum Beginn der Neuzeit eine Anzahlvon 26 Vitenzyklen zusammen. Diese Ubersicht beschrankt sich auf das Wesentlicheund will Orientierung in dem vielen Material ermoglichen:1. Fresken von S. Crisogono, Rom, 10. Jh.;2. Die 65 Miniaturen im Codex Vat. lat. 1202111 von Monte Cassino aus der Zeit von

    1058-1087;3. Der Codex hist. fol. 415 der Landesbibliothek in Stuttgart, zwischen 1138 und

    1147 in Zwiefalten entstanden;4. Die stark uberrestaurierten Fresken in der rechten Seitenapside der Basilika in

    Petersberg bei Dachau, um 1120;5. Die Fresken der sudlichen Nebenkapelle in Prufening bei Regensburg, St. Georg,

    zwischen 1125 und 1168;6. Kapitelle in den Kirchen von Saint-Benoit-sur-Loire112, Vezelay und Moissac, um

    die Mitte des 12. Jh.s.;

    108 Bibliotheca Hagiographica Latina I, 165-171, Nr. 1102.109 Vita S. Benedicti Abbatis Monachorum in Occidente Patriarchae et Legislatoris, auctore S. Gregorio

    Magno Papa, Commentario illustrata a Philippo Jacobo Abbate Benedictino Monasterii S. Petri inSilva Nigra, Augsburg 1782. MPL 66, Sp. 125-204.

    110 Elisabeth Dubler, a. a.O., 51ff.111 Katalog: Quinto Centenario della Biblioteca Apostolica Vaticana 1475-1975, Biblioteca Apostolica

    Vaticana 1975, 49, Nr. 127, Tav. XVIII. Bibliotheca Sanctorum II (1962) Sp. 1107-1112, Abb.112 Fre`re Denis, Les miracles des samt Benoit et leur iconographie dans la basilique de Saint-Benoit-

  • 8 Der hl. Benedikt in der Ikonographie

    7. Freskenfragmente in den Vatikanischen Sammlungen aus S. Agnese fuori le mura,Rom, um 1290;

    8. Fresken zu Subiaco in der Unterkirche des Sacro Speco von Magister Conxolus113

    aus der zweiten Halfte des 13. Jh.s.;9. Die Bis-bini-Viten;10. Neun Holzreliefs imHochaltar der Klosterkirche von Cismar um 1310/20 aus einer

    Lubecker Werkstatt;11. Fresken von Spinello Aretino in der Sakristei von Miniato zu Florenz114, 1387;12. Predellenbilder115 von LorenzoMonaco imMarien-Kronungs-Retabel, Uffizien116;13. Tafelbilder von Francesco di Giorgio Martini, Uffizien;14. Das Legendar aus der Werkstatt der Nikcsei-Bibel, Codex Ottob. lat. 8541, fol. 86,

    um 1360, ungarischer Provenienz117;15. Ein weiteres Legendar mit 29 Illustrationen in der Turiner Nationalbibliothek,

    Codex 1.11.17, am Ubergang des 14. zum 15. Jh., Fol. 195-215;16. Freskenzyklus mit sieben Szenen in der ehemals zum Benediktinerkloster Trub

    gehorigen Kirche von Hasle im Schweizer Kanton Bern um 1430/40;17. Zwolf Szenen als Glasgemalde im Chor der Stadtkirche von Biel in der Schweiz,

    1457, jedoch stark restauriert;18. Neun Fresken im Sacro Speco zu Subiaco118 von einer umbrischen Schule des

    ausgehenden 15. Jh.s;19. Die Inkunabel119 214 der St. Gallener Stiftsbibliothek (F. F. L. VI. 18) vom Jahre

    1490 bei Bernardin Benalium zu Venedig: ... secundus liber Dyalogorum beatiGregorij pape de vita et miraculis beatissimi patris benedicti abbatis anno dominiMCCCCLXXXX. die XVII. mensis februarij, mit funf kleinen Holzschnitten;

    20. Die Holbein d. A. zugeschriebenen und 1487 datierten Flugeltafeln in St. Stephanzu Augsburg aus St. Ulrich und Afra, 1944 zerstort;

    21. Zwolf Scheibenrizeichnungen fur die Tetzelkapelle zu St. Egidien in Nurnberg120,zum Teil von Albrecht Durer ab 1496, fruher dem sogenannten Benediktmeisterzugeschrieben, heute in den verschiedensten Sammlungen121 verstreut;

    sur-Loire. In: Bulletin trimestriel de la Societe archeologique et historique de lOrleanais 3 (1964)235-252. Alexandre Vidier, Lhistoriographie a` Saint-Benoit-sur-Loire et les miracles de SaintBenoit. Paris 1965.

    113 Bibliotheca Sanctorum II (1962) Sp. 1119-1120, Abb.114 Im N1useo dellOpera di S. Croce ein weiterer Zyklus aus dem 14. Jh. von der Werkstatt des Taddeo

    Gaddi; vgl. Bibliotheca Sanctorum II (1962) Sp. 1121-1122 Abb.115 Filippo Rossi, Florenz, Uffiziengalerie Palazzo Pitti. Gutersloh, o.J., Abb. 5. 274.116 Eine weitere Darstellung in der Vatikanischen Pinakothek von Lorenzo Monaco; Bibl. SS. 111962)

    Sp. 1125-1126, Abb.117 Katalog: Quinto Centenario a. a.O., 85. Nr. 222, Tav. XLIV. Biblintheca Sanctorum II 1962) Sp.

    1117-1118, Abb.118 Bibliotheca Sanctorum II (1962) Sp. 1151-1152, Abb.119 Hain-Copinger, Repertorium bibliographicum. Stuttgart- Paris 1826-38, Nr. 7979.120 Katalog: Albrecht Durer 1471-1971. Munchen 1971, 386-388, Nr. 712-718.121 Wien, Albertina 3029: Paris, Musee National du Louvre Cabinet des Dessins 18642: Privat-

    sammlung Bohni, Hausmann und Blasius; Munchen, Staatliche Graph. Sammlung 5633; Berlin,Kupferstichkabinett KdZ. 47 und Darmstadt, Hessisches Landesmuseum, Graph. Sammlung AE387.

  • Der hl. Benedikt in der Ikonographie 9

    22. Tafelbilder aus der Luneburger Michaelskirche von 1495 im Landesmuseum zuHannover;

    23. Triptychontafeln von Jan von Coninxloo im Musees Royaux des Beaux-Arts deBelgique zu Brussel;

    24. Schlecht erhalten122 elf Fresken im Kreuzgang degli Aranci, Badia zu Florenz, um1440, und im Kloster von Passignano von Filippo Filippelli;

    25. Ebenfalls teilweise zerstort die 20 Fresken von Antonio Solario (lo Zingaro) imKreuzgang von SS. Severino e Sossio zu Neapel123 und

    26. die 36 Fresken von Luca Signorelli 1497/98 und Sodoma 1503-1508 im Kreuz-gang124 in Monte Oliveto Maggiore125 nachst Siena.

    Der Liste von Dubler waren noch anzugliedern:27. die Benedikt-Vita des Neroccio di Bartolomeo di Benedetto de Landi in den Uffi-

    zien zu Florenz und28. von Bernardo da Parenzo und Girolamo del Santo im Kreuzgang von S. Giustina

    zu Padua,29. mit 48 Szenen das Chorstuhldorsale mit den Reliefs von Gasparo Gatti von 1594-

    1598 im Monchschor von S. Giorgio Maggiore in Venedig126 und30. in San Martin Pinario zu Santiago de Compostela die quadratischen Hochreliefs

    der Chorstuhlbekronung von Mateo de Prado127, um 1730.31. Im Museum von Valladolid sind Teile des Benediktzyklus von Alonso Berruguete

    vom Hochaltar von S. Benito.

    An Kreuzgangszyklen sind zudem erwahnenswert: der von Ludovico Carracci (1555-1619) in S. Michele in Bosco um 1592 mit uber30 Szenen unter Mitarbeit Guido Renis. Stiche verbreiteten den Zyklus zusammenmit dem der heiligen Cacilia, wovon nur noch Reste erhalten sind. Leonello Spada(1576-1622) schuf darin alsWettbewerbsarbeit die Szene der Damonenaustreibungdurch Benedikt.

    In Lambach sind an den Wanden des Sommerchors 6 Szenen einer Benediktusvitaum 1670 von Carpoforo Tencella128 als Fresken gemalt: darunter Benedikt alsLegislator im Typus einer Traditio-legis. Hier wohnen der Ubergabe geistliche undweltliche Wurdentrager bei, unter anderen ein Jerusalemritter129 mit Portratzugen,wie bei Tobias Pock bei den Schotten in Wien.

    122 Vorbild waren die von Paolo Urcello vorausgehenden Fresken. Heute Zuschreibung an Giovannidi Consaluo, der zusammen mit Zanobi Strozzi als Nachfolger des Fra Angelico genannt wird;Katalog: Fresken aus Florenz. Munchen 1969, 150-155, Nr. 37-40.

    123 Bibliotheca Sanctorum II (1962) Sp. 1147-1150, Abb.124 Vgl. Ursula Prinz. Kreuzgangdekoration und Benediktsvita in Italien bis um 1500. Berlin 1970.125 Walter Nigg Loose, Benedikt von Nursia. Der Vater des abendlandischen Monchtums, Freiburg-

    Basel-Wien 1979, Abb. 3, 8, 10, 12. 15, 17-19, 21-23, 25, 26, 28, 29, 31, 33-35, 37-39.126 G. Damerini, LIsola e il Cenobio di S. Giorgio Maggiore. Venezia 1956. Tat. 32, 33. Nicht wie in

    Reclams Kunstfuhrer: Italien II: Oberitalien-Ost. Stuttgart 1965, S. 849 der hl. Bernhard.127 Varela Jacome A. Rodriguez Gonzalez, Santiago de Compostela, Leon 1976, 111, Abb. 128 OKT

    XXXIV (1959) 163, Abb. 155.128

    129 Dieses Thema mit ebensolchem Jerusalemritter im Tafelbild des Konvents zu Monreale von PietroNovelli aus dem 17. 16.; vgl. Abb. Sp. 1163-1164 in: Bibliotheca Sanctorum II (1962).

  • 10 Der hl. Benedikt in der Ikonographie

    Von etwa gleichzeitigen Zyklen sind weiters erwahnenswert: jener der Benediktuskapelle inMariazell von 1674mit 5 Deckenfresken von GeorgHansen oder

    in der Benediktusseitenkapelle der Stiftskirche Gottweig die Fresken von 1682/86des Steiner Malers Johann Bernhard Grabenberger (1637-1710).130

    Auerst selten ist die konservative Anordnung samtlicher 30 Benediktusszenen aufeiner einzelnen Tafel, wie dies auf der Nonnberger Vitentafel von 1706 der Fall ist,signiert und datiert mit B. R. ZZ.

    Eine breitformatige Folge mit 18 Benediktusszenen (H 102 x B 152 cm) in Ol aufLeinwand hangt im Konventgang von Stift Lambach als Arbeit eines lokalen Malersum 1700.131 Auffallend ist die Geschlossenheit des Zyklus mit seinen weiten poetischenLandschaften und kleinen Figurenstaffagen.

    Bei umfassender Charakteristik ist solchen Zyklen haufig die Tatsache eigen, da Lo-kalmaler tatig waren und die Werke relativ selten von erstrangigen Meistern stammen,wie etwa die Ausnahmefalle in Seitenstetten vom Kremser Schmidt, in Stams von Franz Anton Zeiller und in Ettal von den Kemptener Hofmalern Hermann.

    Zudem lat sich an kompositionellen Wiederholungen und wiederkehrenden Variatio-nen eine Monotonie feststellen, wie im Gangzyklus von Maria Plain bei Salzburg.

    Das Schwarz der Ordenskleidung lat nur eine begrenzte Farbpalette zu, was in Aus-weichmoglichkeit bis zum Grisaillencharakter fuhren kann, wie in den 20 Szenender Freskenfolge in der Chorkapelle von Stift Melk, ehemaliger Kapitelsaal132, vomMelker Hausmaler Johann Georg Waibl, 1728, in Bronze- und Steinfarbe ausgemalt.

    Das Vorherrschen von Schwarz bestimmt die Olgemalde im obersten Stockwerk desKonvents der Schotten in Wien. Die Bilder eines unbekannten Lokalmeisters von ca.1790 (H 38 x B 46 cm) bringen die Szene der Versuchung Benedikts, das Wunder derRuckkehr der Hacke aus demWasser, das nachtliche Gesprach bei Scholastika und denBesuch Totilas.

    Gerade in der Bewaltigung der Farbwerte bestatigt sich ein uberragender Kunstler,so etwa Martin Johann Schmidt (1718-1801) im achtblattrigen Zyklus von 1765 imPresbyterium von Maria Plain bei Salzburg oder in den 4 Supraportenbildern desMaturasaales zu Seitenstetten vom Jahre 1760.

    Im Seitenstettener Zyklus kommt noch ein zusatzliches Auswahlprinzip in Be-tracht, welches von der Lokalisierung und Bestimmung der Bilder herruhrt. Als ehe-maliges Tafelzimmer war der heutige Maturasaal ein Speiseraum, und so wurden derBenediktvita hierfur die Mahlthemen133 entnommen:

    130 Schnell-Kirchenfuhrer Nr. 645 (81978), 14, 16,131 OKT XXXIV (1959) 279, Nr. 67-84, Abb. 337.132 Gerhard Flossmann Wolfgang Hilger, Stift Melk und seine Kunstschatze. St. Polten-Wien 1976.

    Abb. 48.133 Auch im Zyklus des Louis Silvestre fur die Abtei Saint Martin-des-Champs zu Paris, die sich heute

    im Louvre, Brussel, und im Museum zu Beziers befinden.

  • Der hl. Benedikt in der Ikonographie 11

    das Hirtenmahl in Subiaco, Benedikts Ostermahl, das Mahl mit dem vergifteten Wein und das mit dem Giftbrot.

    Diese Thematik lie sich in Stams sogar auf 6 Szenen in den Lunettenbildern derRefektoriumsausstattung ausweiten, vermutlich von Franz Anton Zeiller (1716-1793)um 1755. Hier ist bewutes Augenmerk auf die Schilderung der Speisen gelegt, diegelegentlich sogar die Sonderform eines Stillebens fuhren konnen: Speisung durchRomanus, Ostermahl, Giftbecher beim Mahl in Vicovaro, Giftbrot, zuruckbehaltenes Weingefa mit Giftschlange und nachtliches Mahl bei Scholastika.

    Auergewohnlich ist das Anbringen einer Benediktusvita als Kupferemail auf einerSchnupftabakdose des zweiten Drittels des 18. Jh.s mit 5 Einzelszenen, deren Auswahlkeinem stringenten Prinzip unterliegt.

    Ebensowenig lat sich ein solch zwingendes Prinzip in Anspruch nehmen fur denBenediktuskelch in St. Paul/Lavanttal des Augsburger Meisters Johannes Fanacht,um 1710.

    Auch dieVerteilung der 6Emailmedaillons aufKuppa undFu folgt keinemdurchgangi-gen Programm, wie dies auch auf der Lavabo-Tasse desselben Klosters mit weiteren 6Benediktusmedaillons der Fall ist.

    Eine Sonderstellung innerhalb der Vitenzyklen kommt dem 50teiligen Stamser Zy-klus aus Kloster Ettal von den beiden Hermanns, Vater und Sohn, zu. Bis Blatt 20schuf Franz Joseph Hermann (1738-1806) den Zyklus, ab 21 signierte der Vater FranzGeorg Hermann (1692-1768). Der Gesamtzyklus spiegelt in Detailschilderung undLebensform freundlichstes Rokoko wider, die Farbauffassung ist geradezu mozartischzu nennen, und man glaubt im jungen Benedikt dem musikalischen Wunderkind zubegegnen. Der Zyklus wird von trivialen Versen begleitet, doch sind die uberlieferten134

    lateinischen Tituli von einfacher Nuchternheit und Information gewesen.

    Aus der Kemptener Malerfamilie Hermann stammt ein weiterer farbenfroher und ro-kokohafter Benediktuszyklus. Der Hofmaler des Furstbischofs F. C. von Rodt, FranzLudwig Hermann (1710-1791), malte 1762 fur St. Peter im Schwarzwald135 den45blattrigen136 Benediktuszyklus, der heute noch in den Gangen des 2. Stockwerkeshangt. Das Programm durfte von Abt Philipp Jakob Steyrer stammen, der 1782 in

    134 Handschriftlich: Leben undWunder unseres H. Vaters Benedikt, In Tafeln vorgestellt und in Verenbeschrieben / Vita et Miracula S. P.N. Benedicti Abbatis in tabulis exhibita et metrice Descripta,1807.

    135 Franz Kern, Philipp Jakob Stevrer, von 1749-1795 Abt des Benediktinerklosters St. Peter imSchwarzwald. Studie zur Geschichte des vorderosterreichischen Benediktinertums, theol. Diss.Freiburg i. Br. 1957 (Maschr.) 66, Anm. 12.

    136 Laut Thieme-Becker 17 (1923) 487 sogar 52 Bilder.

  • 12 Der hl. Benedikt in der Ikonographie

    Augsburg und Freising bei den Brudern Wagner seine Vita S. Benedicti Abbatis, Mo-nachorum in occidente Patriarchae et Legislatoris, auctore S. Gregorio Magno Papa137

    herausbrachte.

    Eine weitere Folge von Franz Ludwig Hermann entstand 1757, bestehend aus 11kleineren und 2 groeren Gemalden mit Szenen der Vita des heiligen Benedikt, fur denSpeisesaal von St. Peter138 im Schwarzwald.

    Die Deckenbilder, vermutlich von Burkart Schraman, ab 1685, wahlen auch fur dasRefektorium zu St. Peter in Salzburg das Mahlthema.

    DasChorgestuhl in der Stiftskirche inMelk139 bringt im Dorsale mit den vergoldetenFlachreliefs von Peter Widerin ab 1736 als Lunetten- und Hochovalfelder eine weitereplastische Benediktusvita.

    In Banz am Main ist der Chorgestuhlzyklus als Intarsie gestaltet, in den Jahren 1731-1768 von Johann Georg Nestfeld in Wiesentheid.

    Das Gegenstuck im Chorgestuhl140 von Ottobeuren aus den Jahren 1755-1767 vomRiedlinger Bildhauer Joseph Christian141 in der Holzarchitektur des Schreiners M.Hermann von Villingen ist nicht nur der Dimensionen halber (H 214 x B 143 cm)hervorzuheben, sondern besonders der einmaligen typologischen Thematikwegen. Den9Lindenholzreliefs inGoldfassung auf der Epistelseitemit demBenediktusleben stehen9 korrespondierende Reliefs auf der Evangelienseite gegenuber, die alttestamentlicheTypologie bringen:1a) Benedikt als Psalmensanger 1b) David als Psalmist;2a) Benedikts Berufung 2b) Abrahams Berufung;3a) Benedikts Wasserwunder 3b) Mose schlagt Wasser aus dem Felsen;4a) Benedikt zerstort die Gotzenbilder von Monte Cassino 4b) Konig Josias als Zerstorer der Gotzenbilder;5a) Benedikt prophezeit dem Totila 5b) Jesaja weissagt dem Hiskia;6a) Benedikt erweckt den toten Knaben des Bauern 6b) Elisaus erweckt einen Toten;7a) Benedikts Weltvision 7b) Jakob sieht im Traum die Jakobsleiter;8a) Benedikt sieht Scholastikas Seele als Taube in den Himmel eingehen 8b)Antonius, der Eremit, sieht die Seele desEinsiedlers Paulus zumHimmel schweben;

    137 Hans-Otto Muhleisen (Hrsg.), St. Peter im Schwarzwald. Kulturgeschic htliche und historischeBeitrage anlalich der 250-Jahr-Feier der Einweihung der Klosterkirche. Munchen-Zurich 1977,79-80.

    138 Hans-Otto Muhleisen. a. a.O., 249. Abh. 73, jedoch nicht der hl. Benedikt und Romanus, vielmehrdas Ostermahl Benedikts mit dem Weltpriester.

    139 Gerhard Flossmann Wolfgang Hilger, Stift Melk und seine Kunstschatze. St. Polten-Wien 1976. 47,Abb. 15.

    140 Alfons Kasper, Zur Genesis des oberschwabischen Chorgestuhls. In: Heilige Kunst 1954/55, 15-51.141 Rudolf Huber, loseph Christian, der Bildhauer des schwabischen Rokoko. Tubingen 1960, 83-84,

    Abb. 58-68.

  • Der hl. Benedikt in der Ikonographie 13

    9a) Benedikts Tod 9b) Elias Himmelfahrt.

    Bevorzugte Darstellungen142 aus Gregors Vita sind:

    1. Die Wiederherstellung des zerbrochenen Siebes der Amme;2. Benedikts Einkleidung durch den Monch Romanus;3. Die SpeisungBenedikts durchRomanus und die Zerstorung derMeldeglocke durch

    den Teufel;4. Ein Weltpriester bringt auf gottliches Gehei Benedikt das Ostermahl;5. Benedikts Kasteiung in den Dornen;6. Einholung als Abt in Vicovaro;7. Benedikt deckt durch Kreuzzeichen uber den Giftkelch den Anschlag seiner Mit-

    bruder auf;8. Benedikt verlat Vicovaro;9. Er vertreibt mit Ruten den Satan, der einen Mitbruder am Gebet hindert;10. Kennzeichnung der Bergquelle;11. Ruckholung des Sicheleisens aus dem Wasser an den Werkzeuggriff des Goten;12. Maurus errettet auf Benedikts Befehl den ertrinkenden Plazidus;13. Benedikt entfernt das Giftbrot durch seinen Raben;14. Florentius schickt 7 nackte Madchen zur Versuchung in den Klostergarten;15. Strafe fur Florentius durch Tod unter der einsturzenden Altane;16. Benedikt bestraft den schadenfrohen Monch nach Meldung dieses Unglucks;17. Weg nach Monte Cassino;18. Zerstorung des ApolloHeiligtums auf Monte Cassino;19. Satansvertreibung vom unbeweglichen Stein;20. Benedikt vertreibt den Feuerstrahl, den Monche durch ein Gotterbild verursacht

    sehen;21. Erweckung des von einer Mauer erschlagenen Monches;22. Benedikt ist bekannt, da Monche trotz Leugnen auerhalb des Klosters gegessen

    haben;23. Er erkennt den als Totila verkleideten Riggo in Konigsgewandern ;24. Benedikt empfangt den reumutigen Gotenkonig Totila und prophezeit ihm das

    Ende seiner Herrschaft und den Tod;25. Befreiung eines Klerikers vom bosen Damon;26. Benedikt weint uber die bevorstehende Zerstorung seines Klosters;27. Warnung vor der zuruckbehaltenen Weinflasche, die eine Schlange birgt;28. Benedikt verweist auf stillschweigend angenommene Geschenke;29. Er sieht den heimlichen Stolz des Monches, der ihm die Kerze halt;30. Das Mehlwunder der 200 Scheffel Getreide bei einer Hungersnot;31. Benedikt bezeichnet Abt und Prior im Traumgesicht die Baustelle und den Plan

    fur ihr neues Kloster;

    142 Das Leben behandelt im Uberblick Johann Evangelist Stadler, Vollstandiges Heiligen-Lexikon I.Hildesheim-New York 1975, 429-433 (Reprint von 1858).

  • 14 Der hl. Benedikt in der Ikonographie

    32. Zwei verstorbene Frauen finden durch das Gebet des Heiligen nach Losung derExkommunikation ihre ewige Ruhe;

    33. Nach Benedikts Rat wird dem toten Monch die Eucharistie auf die Brust gelegtund er findet so Ruhe im Grab ;

    34. Ein Drache hindert einen Monch beim Verlassen des Klosters;35. Benedikt heilt einen Aussatzigen;36. Benedikts Gebet verhilft einem Schuldner zu Geld;37. Er lat die letzte Flasche Ol zum Fenster hinauswerfen; da sie nicht zerbricht, wird

    sie Armen gegeben;38. Das leere Fa fullt sich auf Benedikts Gebet hin mit Ol;39. DerHeilige vertreibt mit Ruten- oder Backenstreichen den Teufel, der einenMonch

    qualt;40. Mit seinem Blick befreit Benedikt den von dem Goten Zalle gefesselten Lands-

    mann;41. Erweckung eines Kindes;42. Das Unwetter hindert Benedikt daran, seine Schwester, die dieses erbetet hat, zu

    verlassen;43. Benedikt sieht den Heimgang seiner Schwester Scholastika in Gestalt einer zum

    Himmel fliegenden Taube;44. Er legt ihren Leichnam in sein eigenes Grab;45. Benedikts Vision beimHeimgang des Bischofs Germanus; die ganzeWelt vereinigt

    sich in einem Sonnenstrahl, und Engel tragen die Animula des Bischofs in einerfeurigen Kugel zum Himmel;

    46. Benedikt verfat seine Monchsregel;47. Benedikt sagt seinen Tod voraus, stirbt aufrecht stehend, wahrend zwei Schuler

    die Animula Benedikts auf der Leuchterstrae zum Himmel schweben sehen;48. In der Hohle von Subiaco erfahrt eine Irrsinnige Heilung.

    Aus der Einleitung der Dialoge finden sich als beliebte Darstellungen noch:a) das Verlassen des vornehmen Elternhauses zum Studium in Rom;b) Benedikts Studium in Rom mit seinen Mitschulern, die alles andere treiben, als

    dem Studium zu obliegen;c) Benedikt verlat angeekelt das sundige Rom und geht nach Affile im Appenin, wo

    er bei dem heiligen Petrus Wohnung findet.

    Nicht in den Dialogen belegt ist die ebenfalls oftmals dargestellte Heilung KaiserHeinrichs II., der inMonteCassino amGrabBenedikts Erlosung von seinemSteinleidenerfahrt.

    Auch in derLegendaAurea erfolgt eine geringfugigeAusweitung einerVitaszene, wenndort berichtet wird, da drei Raben Benedikt beim Verlassen der Hohle von Subiacofolgen. An einer Wegkreuzung weisen ihm zwei Engel den Weg zu einem Ort, wo einDiener Gottes weggezogen war, um Benedikt Platz zu machen. Eine weitere typischeLegenda-Aurea-Szene ist die Abfassung der Regel auf einem Berggipfel, wo Benediktin Strenge lebt.

  • Der hl. Benedikt in der Ikonographie 15

    Die in der Dialoge-Einleitung erfolgte Namensetymologie Benedikts wird in Barock-zyklen bevorzugt als Geburts- und Taufschilderung aufgefat, wobei Scholastika undBenedikt als Zwillinge dargestellt werden, wie z. B. beim Ettaler/Stamser Zyklus.

    Ab dem 16. Jh. ufert die Darstellung der Benediktusvita ins Unbegrenzte aus. Beinahejedes Benediktinerkloster hat seinen Vitenzyklus von mehr oder weniger groem Um-fang. So ist es ein geradezu sisyphusartiges Unternehmen, die Aufstellung der VitaIllustrata sancti Benedicti in der Art Michael Hubers143 fortzusetzen, da gerade dieseKatalogisierung wesentlichste Zyklen anfuhrt. Am Beginn steht die Kupferstichfolge des Bernardino Passari, Rom 1579, aus

    Vita et Miracula Sanctissimi Patris Benedicti, ex Libro II. Dialogorum Beati Gre-gorii Papae et Monachi collecta et ad instantiam DevotorumMonachorum Congre-gationis eiusdem S. Benedicti Hispaniarum aeneis typis accuratissime delineato.Romae 1579. Sie umfat 50 durchnumerierte Einzelszenen mit drei Distichenpro Bild von Aliprando Capriolo. Typisch fur Passari ist die Simultandarstellung,wenn im Fensterausschnitt einer Szene eine weitere Vitenszene eingeblendet wird.

    Bereits 1587 erscheint dieselbe Folge verkleinert (H 17 x B 11,5 cm) unter demTitel Specimen et Exemplar Christicolarum, Vita Beatissimi Patris Benedicti, ...per R. P.D. Angelum Sangrinum, Abbatem Congregationis Casinensis carmineconscripta, Romae 1587. Die Distichen stammen jetzt von Abt Angelus de Fagiise Castello Sangri (1559-1575), der die Folge Furst Odoardo Farnese, dem Neffendes Farnese-Kardinals Alexander vonMonte Cassino, und demAbt Johannes Bapt.Stella von Brescia in S. Paolo fuori le mura widmete.

    Von welch weitreichender Bedeutung und Wirkung diese Folge war, kennzeichneteine dritte Bearbeitung im Clm 4690, um 1700, aus Benediktbeuern, diesmal inForm kolorierter Federzeichnungen in der Vita et Miracula S. Patris Benediciti,ex libro secundo Dialogorum B. Gregorii collecta. Sie ist eine Umzeichnung derAusgabe von 1579.

    Wichtige Vermittlerrolle uber die Alpen hinweg spielt der Abdruck der Passari-Vita in der Augsburger Ausgabe des Jahres 1621 des Karl Stengel: Vita S. P.N.Benedicti Abbatis, ex libroDialogorumS. Gregorii Papae, accessit Regula eiusdemS. P.N. Compendio declarata, opera R. P. F. Caroli Stengelii. Dieses Werk istin diversen Stiftsbibliotheken nachgewiesen und wird so haufig zur Vorlage furBarockzyklen.

    Infolge ihrer Reichhaltigkeit an Landschaft und Architektur fand die Stichfolge desSebastien le Clerc (1637-1714) vom Jahre 1658 weniger Anklang. Sie ist nahezuunbekannt geblieben ; sicher aber war sie Vorlage fur die Benediktusfolge des StiftesGottweig von 1727/28 des Johann Samuel Hotzendorfer (1694-1742)144 mit 15 erhal-tenen von ursprunglich 23 Gemalden (H 290 x B 235 cm). Architekturkulisse undphantastische Landschaft sind Indizien fur sein Schulerverhaltnis zu Beich.

    Groer Beliebtheit erfreute sich die querformatige Benediktusvita desWieners JohannErnstMansfeld (1739-1796) in 12Kupferstichen von 1770/80. Sie fand ob ihrer Groeund Klarheit haufig als Dekoration Verwendung und ist dadurch in ihrer Erhaltung stark

    143 Michael Huber, Die Vita Illustrata sancti Benedicti in Handschriften und Kupferstichen. In: StMB48 (1930) 433-440 (ab Nr. 41.

    144 Gregor M. Lechner, Stift Gottweig und seine Kunstschatze. St. Polten-Wien 1977, 64.

  • 16 Der hl. Benedikt in der Ikonographie

    beeintrachtigt. In Seitenstetten sind samtliche 12 Nummern noch in alter Verwendungals Schmuck der zugehorigen Filialkirche vorhanden, in St. Peter zu Salzburg und imGraphischen Kabinett zu Gottweig in Einzelblattern.

    Weiteste Verbreitung erfuhr jedoch die beruhmte Folge der Gebruder Klauber145 vonAugsburg vom Jahre 1768 mit 18 Blattern. Gegenuber den fruheren Viten zeigt siedie reichste graphische und thematische Ausgestaltung, wobei das Kruzifix und dasMariengnadenbild in San Benedetto in Piscinula zu Rom fast durchgangig erschei-nen. Reiche Inschriftausstattung erlautert die vielfaltigen Nebenszenen und biblischenTypologien zur Gestalt Benedikts.

    Von nicht minderer Bedeutung ist die einfachere Stichfolge vonMartin Engelbrechtnach Christian Thomas Scheffler (1700-1756) geblieben. Sie umfat 12 Blatter unterdem Titel Vita et Miracula S. P. Benedicti Monachorum Patriarchae um 1750 underlebte 1831 eine nochmalige Auflage unter Dekan Matzler von Opfenbach.

    Das 19. Jh. steht ganz unter dem Einflu der Beuroner Schule146 des P. DesideriusLenz. Die neue Archaik und monastische Hieratik in den Benediktfresken von Beuron,Monte Cassino und Maria Laach vermittelt vor allem das Mappenwerk mit 21 Tafelnaus dem Leben St. Benedikts nach St. Gregor d. Gr., erschienen in Freiburg im Breisgau1883.

    Die Fresken desPietroGagliardi (1809-1890) in S. Luca zuTarquinia streben ebenfallsarchaologische Treue an, kommen jedoch aus der romischen Tradition der Accademiadi S. Luca; ihr Schopfer war Mitglied der Congregazione dei Virtuosi al Pantheon zuRom.

    145 Erstmals erwahnt bei P. B. Joliet, Essais dIconographie. In: Revue Liturgique et Benedictine 1911,H. 2.

    146 J. Kreitmaier, Beuroner Kunst. Freiburg i.Br. 1923, Taf. 7, 8.