Benediktzyklus in Nürnberg

Embed Size (px)

Citation preview

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    1/34

    für Glas-malerei wird seit langem kontrovers diskutiert. Besonders umstritten

    sind elf Zeichnungen für einen Glasmalerei-Zyklus zum Leben des heiligenBenedikt. Der Neufund eines Manuskripts aus dem . Jahrhundert erlaubtnun, dessen Bestimmungsort, Umfang, Inhalt und Urheber konkret zu fassen. Er entstand spätestens für den Kreuzgang des Egidienklosterssowie – in einer zweiten reduzierten Fassung – für die dortige Tetzel-Kapelle. Gemäß dem Manuskript war seine Zuschreibung an Dürerbereits im . Jahrhundert geläufig – ein neues, gewichtiges Indiz fürDürers Autorschaft. Die Scheiben des Benediktzyklus trugen lateinische

    Verse des Poeten Jakob Locher und dokumentieren somit Dürers früheBeziehungen zum humanistischen Literatenkreis.

    ’ glass havelong been the subject of controversial discussion. Of particular dispute areeleven drawings for a stained glass cycle of the life of Saint Benedict. Thediscovery of a seventeenth century manuscript allows us to settle questionssurrounding the breadth, content, authorship, and intended destinationof the cycle. It originated no later than for the Egidien cloister and –in a second, more reduced version – for the local Tetzel chapel. According to the manuscript the attribution to Dürer had already been proposed by the seventeenth century, an important indication in support of Dürer’sauthorship. The panes of the Benedict cycle incorporate Latin verses by the poet Jacob Locher that document Dürers early relationship to thehumanist literary circle.

    »Sind überauß schöne Stückh gewiß AD Invention, wie auch das Leben Benedicti uff solche arth

    im Creutzgang, ao. gemahlt«. Zur Überlieferung des Benediktzyklus in den Kreuzgangsfenstern des Nürnberger EgidienklostersH S

    193-226_Kap11_Scholz.indd 193 26.11.09 09:24

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    2/34

    s gibt nur wenige Arbeiten im um-strittenen Frühwerk Albrecht Dü-rers, die seit der Erstpublikation

    bis auf den heutigen Tag ähn-lich kontrovers diskutiert wordensind wie die elf bekannt geworde-

    nen Zeichnungen eines Zyklus aus dem Leben und

    Wirkendes hl. Benedikt. Zunächstals Risse Dürersfürden Holzschnitt in die Forschung eingeführt, galtendie Blätter bald als Scheibenrisse aus dem Werkstatt-kreis, wobei nach und nach sämtliche namentlich be-kannten „Schüler“ einschließlich einigerAnonymiundDoppelgänger dafür in Anspruch genommen undebenso rasch wieder verworfen wurden1. Durch Auf-nahme in Friedrich Winklers Werkverzeichnis derDürer-Zeichnungen 3 (W. –2 ) erfuhr dieDürer- eseihrenachhaltigste Konsolidierung, wenn-gleich auch später die kritischen Stimmen – etwa vonErwin Panofsky oder Edmund Schilling – nicht ganz verstummten und weiterhin die obskure „Schatten-

    gestalt“ eines namenlosen Mitarbeiters der Dürer- Werkstatt als Zeichner der Folge favorisierten. Dem-entsprechend wurden die Entwürfe im sechsbändigenŒuvre-Verzeichnis der Dürer-Zeichnungenvon WalterL. Strauss 7 dann auch unter die fraglichen Werkeeingereihtundals mutmaßliche Werkstattarbeitenvonden authentischen Zeichnungen Dürers geschieden.Im Zuge fortschreitender Forschung zur NürnbergerGlasmalerei der Zeit um 5 mehrten sich indessendie Argumente für einen aktiven Anteil Dürers alsEntwerfer in dieser Sparte, und auch in zahlreichenDürer-Ausstellungen seit bzw. 7 in Nürnberg,München, Wien, Berlin und London verfestigte sichdie Zuweisung der fraglichen Entwürfe und Karton-zeichnungen an Dürer selbst: Neben dem Benedikt-zyklus betraf dies in erster Linie den Gesamtentwurf für ein Georgsfenster im Frankfurter Städel (W. 7)

    und den als unmittelbare : -Vorlage für den Glasma-lerbestimmtengroßen Augustinuskarton im MuseumBoymans Van Beuningen in Rotterdam (W. 2 ). ImRahmenprogramm dervon Giulia BartrumkuratiertenLondoner Ausstellung »Albrecht Dürer and his Lega-cy« 2 2 hat sich Fritz Koreny in einem kritischenVortrag erneut ausführlich mit der Frage befasst und

    dieZeichnungen– einer alten ese EduardFlechsigsfolgend– Dürer wiederab- und seinemGesellenHansSchäufelein zugesprochen, wobei er den gesamtenKomplex W. 7–2 , wie Flechsig, mit der Spätdatie-rung um 5 5/ verband. Diese Neubewertung, diein derFolgevon einigenDürerforscherngesprächswei-se geteilt oder doch zumindest wohlwollend in Erwä-gung gezogen wurde4, besaß ausSichtder Glasmalerei-forschung–nebenstilkritischenVorbehalten–allerdings von Anfang an einen entscheidendenMakel: die späteDatierung um 5 5, die notwendig war, um die Zeich-nungen an die frühesten erhaltenen Arbeiten Schäufe-leins anschließen zu können. Heute herrscht weitge-

    hend Einvernehmen darüber, dass Schäufelein nicht vor 5 3in DürersUmkreisgeriet, wobei die allgemeinakzeptierte Annahme, er sei in diesem Jahr neben Bal-dung als Geselle in der Werkstatt aufgenommen wor-den, durch keinerlei Quellen belegt werden kann.Innerhalb der Chronologie der Nürnberger Glasmale-rei und der datierten Scheibenrisse fügen sich die Ent- würfe zum Benediktzyklus dagegen schlüssig in das Jahrfün von 7 bis spätestens 5 2: in einen Kon-text etwa mit dem Spendle-Fenster von 7 in derOberen Pfarrkirche zu Ingolstadt unddemBambergerFenster in derNürnbergerSebalduskirche von 5 / 2.Gestützt wird dieser zeitliche Rahmen durch den

    5 datierten Rundscheibenriss des hl. Benedikt in Washington (W. 2 ) und die beiden 5 2 datiertenDreipass-Scheibenrisse für das Bildpaar Sixtus Tucheram offenen Grab und der Tod als Bogenschütze im

    E

    9

    193-226_Kap11_Scholz.indd 194 23.11.09 14:47

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    3/34

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    4/34

    Fenestris asscripti hi leguntur Hexametri, in ambitu ad D. Ægidi

    Presbiter admonitum divina voce beatum Quæsivit puerum verbis dapibusq(ue ) refecit. 1501.

    Sub cura atres positi diluta veneno, 1501Vina patri probent, vitrum mox rumpitur istud.

    E fundo revocat stagni densaq(ue) palude Falcastrum capuloq(ue) suo coniungit ut ante.

    1501.

    Infectum panem Benedicto mittit iniquus Praesbiter acceptum corvis deportat in antrum.

    1501.

    Cassina Phoeb(i): Sumulachrum tendit ab arce. Discerptum sanat iuvenem Sathanamq(ue) co-

    hercet. 1501.

    Idolum e terra fossum casu inq(ue) culinam Projectum am(m)as similatum surgit et ignem.

    1501.

    Dum regis Totilae Benedictum ludere tentat Scrinis morte perit dicitq(ue) futura Tyrannus.

    1501.

    Clericus obsessus vesano Demonis astuSanatur manibus Benedicti, Iussaq(ue) spernit. 1501.

    Absconsi meminit vasis puerumq(ue) dolosum Admonet, ut fundat tetram de vase colubram.

    1501.

    Castigat atrem de mappis sponte receptis Deq(ue) situ tractat mappas audemq(ue) revelat

    1501.

    Affectus tedio monachus dum limina transit Sacra Monasterij sevo removatur ab angue

    1501.

    Vir quidam pauper cum debita solvere nescit Largitur solidos tredecim Benedictus eidem

    1501.

    Dum custos differt oleum donare potenti Deijcit ampullam Benedictus salvaq(ue) mansit.

    1501.

    In mulo sedens Benedicto Daemon iniquusObviat insidias atribus quo ponere tectans.

    1501.

    Haurit aquam Monachus quem Spirit(us) intrat et ur/get Impius, hunc prope Benedicti dextra repellit.

    1501.

    Hic puerum ex animem dura quo morte peremptuSuscitat ad vitam precibus Benedictus amicis.

    1501.

    Hortatur atrem veneranda Scholastica secum ut Permaneat noctem, miracula grandia cernit. 1501.

    Hic animam chara coelum ascendisse sororisVidit, atibus hoc lœtus denunciat ipsis.

    1501.

    Ante suam faciem collectum viderat orbem.Germaniq(ue) animam sedes petijsse tonantis.

    1501.

    Mortis signa suae praedixit mira viamq(ue) Ad superos atribus digito monstravit amicis.

    1501.

    Illustres Benedictus et alma Scholastica partuSunt gemino nati, charus uterq(ue) DEO.

    1501.

    Romanus monachus Benedictum veste sacrata Intuit et vitam Sancti cognovit Ephebi.

    1501.

    Per rupem monachus panem dimittit : at illic Campanam rumpit Sathanas funemque rescindit

    1501.

    Dieße Verße, welche S. Benedicti Leben begriffen, sind in den Fenstern deß Creutzgangs eingethailt,darin(n)en die Mönche in braunen Kutten wie auch weiße zu sehen, und die Wunderwerckh nebens dem wappen, so solche gesti ed gemahlt angezeigt.

    96

    193-226_Kap11_Scholz.indd 196 23.11.09 14:47

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    5/34

    bb. Abschrift der Tituli zum Benediktzyklus und Überlieferung der Wappen in den Kreuzgangsfenstern des Egidienklosters,7. Jahrhundert (vor 696). Nürnberg, Stadtbibliothek, zu Nor H 77

    97

    193-226_Kap11_Scholz.indd 197 23.11.09 14:47

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    6/34

    Die Aufzählung der Tituli lässt erkennen, dass derSchreiber beim Abschreiten der Folge offenbar nichtbei deren Anfang, d.h. im richtigen Kreuzgangs ügel,mit den Aufzeichnungen begonnen hatte. So ist dieEinkleidung Benedikts durch den Mönch Romanusund die Speisung bei der Höhle von Subiaco, die denAu akt des Zyklus bildeten, an das Ende seiner Au is-tung gerückt. Zudem sind wesentliche Ereignisse ausder VitadesHeiligen,die in denEntwürfen, Umzeich-nungenunderhaltenen Restscheiben(gleichviel ob alsErst- oder Zweitausführung) vertreten sind, nicht inVersen überliefert, sodass offenkundig zum damaligenZeitpunkt (MittebisEnde des 7. Jahrhunderts) anOrtund Stelle nur mehr eine reduzierte Folge erhalten ge-blieben war.

    Der Verf ser der Tituli undder Au raggeberdes Zykl

    d ank eines glücklichen Umstands kennen wirden Verfasser der zweizeiligen Verse, die denEinzelszenen zur Erläuterung beigegeben wur-den. Es ist der aus Ehingen an der Donau gebürtige,

    – 5 3 als Nachfolger von Konrad Celtis auf demPoeten-Lehrstuhl derUniversität in Ingolstadtwirken-

    bb. 3 Jakob Locher Philomusus: Disticha de miraculis et vita Sancti Benedicti secundum tabulae pictas imagines et figuras ad D. Abbatem Sancti Egidij. Abschrift des Hartmann Schedel. München, Bayerische Staatsbibliothek, Hs. 4. Inc. c. a. 8 3, fol. 4 v– 43

    98

    193-226_Kap11_Scholz.indd 198 23.11.09 14:47

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    7/34

    de Humanist Jakob Locher(Philomusus),dessen „Car-mina Philomusi in Vitam Sancti Benedicti“ mit insge-samt 3 „Distichade miraculis et vita SanctiBenedictisecundum tabulae pictas imagines et guras ad D. Ab-batemSanctiEgidij“nurmehrdurchdienachgetragene

    Abschri Hartmann Schedels in einem 5 erschiene-nen Inkunabeldruck diverser Ordensregeln ausdessenBibliothek überliefert werden (Abb. 3).

    Dieim 7.JahrhundertnochanOrtundStelleindenKreuzgangsfenstern be ndlichen 23 Tituli stimmenmit einer Ausnahme wörtlich mit den betreffendenVersen Lochers überein,wohingegenjene 5Distichendes „Elegiatum in Vitam S. Benedicti“, die ein zweiterNeulateiner, der Mönch von St. Egidien BenediktChelidonius (Schwalbe, Hirundo, Musophilus)8 –offenbar in freundscha lichem Wettstreit mit JakobLocher – verfasst hatte, nicht berücksichtigt wurden9.Beide Gedichtversionen stehen indessen in der mittel-

    alterlichen Tradition, die Benedikt-Vita – wie etwa indenillustriertenBis-bini-Handschri en10–alsAbfolge von Epigrammen bzw. Tituli zu einer Bilderreihe dar-zustellenundführen diesemit einemgehobenenästhe-tischen Anspruch fort11. Aus welchem Anlass sie ent-standen sind, ist nicht bekannt, doch ist keinesfallsauszuschließen,dass dieVerse Lochersmitder nachge-stellten Widmung an den Abt des Nürnberger Bene-diktinerkonvents, Johann Radenecker, auf Wunschund direkte Nachfrage Radeneckers hin zustande ka-men und dass dahinter bereits die konkrete Bestim-mung fürdenKreuzgangszyklus gestandenhaben mag.

    Überschaut man die in den 3 Versen Lochers be-

    schriebenenEreignisse ausdemLebenund WirkendesOrdensvaters, so scheinen zwei zu fehlen, die umge-kehrtinEntwurfundausgeführterScheibebzw.indenTituli überliefert sind: . der vom Satan verursachteTod des Mönchs, der beim Bau des Klosters MonteCassino durch herabfallende Steine erschlagen unddurch das Gebet Benedikts wieder ins Leben zurück-gerufen wird(Abb. 17, 18), doch diesesEreignis dür ezeitlich vorgezogen bereits im fün en Titulus ange-sprochen sein, und 2. das den Zyklus abschließendeBild zur gemeinsamen erlauchten Abkun der vonGottgeliebten Geschwister BenediktundScholastica:

    „Illustres Benedictus et alma Scholastica partu / Suntgemino nati charus uterque DEO“. Der betreffendeVerskönntevonHartmannSchedel inseiner Abschri versehentlich übergangen worden sein, scheint dochdie paarweise Anordnung von wenigstens Glasge-

    mälden in 2 Fenstern auf den ersten Blick etwa derAusdehnung des ehemaligen Kreuzgangs von St. Egi-dienzu entsprechen (vgl. Abb.5)1 .Trautmanaberdemrecht detailreichenProspekt derReichsstadtNürnberg ausderFederdesHieronymusBraunvon(Abb. 4),

    dann waren zumindest die Fenster im Nord ügel des– 23 errichteten bzw. erneuerten Kreuzgangs vierbahnig, könnten folglich sogar jeweils vier Szenennebeneinander aufgenommen und somit insgesamtdeutlich weniger Fensterplätze beansprucht haben.

    Lässt sich der ursprüngliche Umfang des Benedikt-zyklus im Kreuzgang, wie noch zu zeigen ist, auf we-nigstens2 , wahrscheinlicherjedochaufannäherndSzenen veranschlagen, so bleibt doch das zentrale Pro-blem der Zugehörigkeit bzw. Zusammengehörigkeitder wenigen erhaltenen Rechteckscheiben bestehen.NimmtmandieÜberlieferungdes 7.JahrhundertsmitdeneingeklebtenkleinenWappenauf demManuskriptder Bildgedichte ernst (Abb. 2), dann zeigte die Ein-kleidung deshl. Benedikt durchden MönchRomanusnicht das P nzingwappen, wie die seit 5 verschol-lene Gothaer Scheibe desselben emas (vgl. Abb. 7),

    bb. 4 Vogelschau auf das Egidienkloster in dem Prospekt der Reichsstadt Nürnberg von Hieronymus Braun, 608 (Ausschnitt). Nürnberg, Staatsarchiv, Reichstadt Nürnberg, Kartenund Pläne Nr. 4

    99

    193-226_Kap11_Scholz.indd 199 23.11.09 14:47

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    8/34

    sondern dasWappenderPatrizierfamilie Groland. Da-rüber hinaus müssen sich im frühen . Jahrhundertgleich zwei Ausführungen mit der gleichen Szene derSelbstkasteiung Benedikts, nur mit jeweils anderen

    Wappen – einmal Waldstromer, einmal Ketzel – imBesitzdesAntiquars Pickert befunden haben: DieFas-sung mitdemWaldstromerwappen wurde 7 fürdasIsabellaSteward GardnerMuseuminBostonerworbenund be ndet sich noch heute dort1 ; die Fassung mitdem Wappen Ketzel ist im Versteigerungskatalog des

    „Heinlein’schen Kunstcabinets“ 32 als No. 35f.) be-schrieben und trägt im Exemplar des GermanischenNationalmuseums den handschri lichen Vermerk desErwerbs durch Pickert (diese Scheibe ist seither nicht wieder nachgewiesen worden)14.

    Es ist zwar nicht überraschend, dass die Entwürfedes Benediktzyklus wiederholt und gegebenenfallsauch seitenverkehrt ausgewertet wurden, denn nur soerhalten auch die alternativen Segensgesten (stets mitderrechtenHand)aufden Rückseiten derbeiden Lon-doner Blätter W. 2 und W. 2 3 einen Sinn (Abb. 12,

    13). Doch in unserem Fall ist zunächst schwer zu ent-scheiden, ob die erhaltenen Fassungen nun überhauptaus dem Kreuzgang des Egidienklosters stammen kön-nenbzw. welche anderenRäumlichkeitendort füreineZweitausführung der Folge noch in Frage kämen. Diezentrale Frage ist folglich, ob die Scheiben im Kreuz-gangbeimBranddesKlosters in toto untergegan-gen sind oder doch in wenigen Restscheiben überlebthaben könnten.Angesichtsder obenerwähntenUnge-

    Abb.5 Rekonstruktion der romanischen und gotischen Klosteranlage von St. Egidien (nach Heinz Wickel) mit idealer Rekonstruktion des Kreuzgangs(Zeichnung Rainer Wohlrabe, CVMA Freiburg i. Br.)

    00

    193-226_Kap11_Scholz.indd 200 23.11.09 14:48

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    9/34

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    10/34

    bb. 6 Albrecht Dürer: Benedikt vor der Höhle von Subiaco: im Vordergrund die Speisung durch den Priester am Ostertag; im Hintergrundlässt der Mönch Romanus Speise an einem Seil herab; links oben zerstört der Satan die Glocke, mit der Romanus stets sein Kommenankündigte, aquarellierte Federzeichnung. Wien, Albertina, Inv. 30 9 (W. 98)

    0

    193-226_Kap11_Scholz.indd 202 23.11.09 14:48

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    11/34

    die überlieferten 23 Tituli, Entwurfszeichnungenoder3 bekanntenGlasgemäldegesichertist (zusammen2 Szenen).Schließlich werdenauchdie Positionender

    eingespiegelten Wappenfelder auf den erhaltenenScheibenrissen und den Glasgemälden der Zweitaus-führung sowie die Wappenkonstellationen benachbar-ter Szenen in die Überlegungen zur Rekonstruktionmiteinbezogen. Grundsätzlich ist davon auszugehen,dassstets zweiScheibenpaarweise, dieWappenjeweilsaußen, in einem Fenster gesessen haben und dass wirbeiden AllianzenderSti erwappen auch dasGedächt-nisan die„Voreltern“ der beteiligten Familienin Rech-nung stellen müssen. So jedenfalls belegt es die schri -liche Überlieferung auch für die beiden Hallerfensterim Kreuzgang in Konrad IV. Hallers Geschlechter-buch :

    „Item mer haben in solchem closter im creutzgang Alexius Haller der ellter Allexius vnd Cuntz sein söne vnd SteffanHallerein gros vennster so vormals

    vor vil jaren ir eltern gehabt widerumb vernewenlassen got zu lob, darein derselbigen irer vorellternvnnd darzu irewappen machenlassen;… Item mer

    habenVlrichHaller, HannsHallervndJorgHaller gebruedere dergleichen in solchen kreutzgang mit- sambt anderen iren vettern dergleichen auch mit iren wappen vnd der weiber in der ere gots einvenster machen lassen dhweil oben ann solchemcreutzgangdieHaller einlangsort, mit demgewelbwie dan ir wappen auch daran stet, sambt der Seckenndorffer wappen.“

    Wenden wir uns nun der Rekonstruktion des Bene-diktzyklus zu, so könnte dieser – gemäß den erstenbeiden Versen Lochers »De Capisterio«( ) und»DefugaaSeculo«4(2)– mitden Begebenheiten derKindheit und Erziehung, dem häu g dargestelltenSiebwunder und derFluchtvorder Weltin dieEinsam-keit der Wüste aus dem I. Kapitel der Vita seinen An-fang genommen haben, doch sind beide weder durch

    bb. 7 Romanus legt Benedikt das Mönchsgewand an. Kabinett-scheibe in Grisaille- und Silbergelbmalerei. Ehemals Gotha,Schlossmuseum (seit 945 verschollen)

    bb. 8 Selbstkasteiung Benedikts in den Disteln. Kabinettscheibe inGrisaille- und Silbergelbmalerei. Boston, Isabella Stewart Gardner Museum, Inv. c6e 3

    03

    193-226_Kap11_Scholz.indd 203 23.11.09 14:48

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    12/34

    Tituli noch durch Entwürfe oder Scheiben belegt. Esistdahergut möglich,dassdieGeschichte inWahrheiterst mit einer der verschollenen Gothaer Scheibe ent-sprechenden Szene der Einkleidung Benedikts durchden Mönch Romanus – »De Habitu« (3) – einsetzte(Abb.7). Dermitder Ziffer2 gekennzeichnete Wiener

    Entwurf illustriert Benedikt vor der Höhle von Subiaco,einEreignis, dasunmittelbar aufdie Einkleidungfolgte.»De Pane (et) Tintinabulo fracto«( ) – erzählt, wieder Einsiedler in seiner unzugänglichen Schlucht vonRomanus regelmäßig mit Speis und Trank versorgt wurde, während der Teufel versuchte, durch Zertrüm-mern des Glöckleins zu verhindern, dass der MannGottes das Kommen des Romanus am Schall erkenne(Abb. 6). Die einzigartige Wendung, die die teu ischeZerstörungnicht nur, wieüblich, einer kleinenGlockeam Seil, sondern gleich eines ganzen Glockentürm-chens in Szene setzt und gelegentlich auf ein vomZeichner der Entwürfe missverstandenes Vorbild zu-rückgeführtwordenwar,decktsichfreilichrechtgutmit dem Inhalt von LochersVers, was die interessanteFrage nach der Priorität von Bild und Text nach sichzieht; dochdavonspäter. EbenfallsnochdemI. Kapitel

    der Vita zugehörig und auf dem Wiener Entwurf zu-nächst nochin simultaner Darstellung mit dem voran-gegangenen Ereignis in einer Szene zusammengefasstist – »De presbitero quodam« (5)– der Besuch des

    Priesters,derdenEinsiedlerauf Gottes Geheißhinam

    Ostertageaufsuchte,um ihm einMahlzu bereitenundden Tag in Gesprächen über das geistliche Leben zu verbringen. Da uns der Cicerone des 7. Jahrhundertsindessen für beide Ereignisse die zugehörigen Tituliüberliefert, muss derZyklus im Kreuzgang auch beideSzenen separat veranschaulicht haben. Dazu fügt sichrecht gut, dass im Wiener Entwurf – wie stets hervor-gehoben wurde – noch nicht das endgültige FormatderSeriemit deneingespiegelten Passbogenfeldern fürdie Wappenengel gefunden war, ein solches Wappen-feld vielmehr sogar eine der beiden zentralen Figurender Szene weitgehend verdeckt hätte. Zudem unter-streichen die derben Korrekturen an der Kapuze des

    Mönchsgewandes den Charakter eines ersten Muster-blattes für den Au raggeber der Kreuzgangsfenster, wobei die Ziffer 2 dem Künstler vielleicht einfach sig-nalisieren sollte, aus einer Szene zwei zu machen6.

    DieimII.KapitelbeiGregordemGroßenmitgeteil-te Versuchung und Selbstkasteiung Benedikts in denDisteln – »De Tentatione Carnis«( ) –, die sogarin zwei ausgeführten Scheiben und einer Kopie desErstentwurfs inDarmstadt überliefert ist, zählt zudenParadestücken der Vita Benedicti und könnte nun tat-sächlichsimultan ineinem Bildmit derGeschichtevonder lästigen schwarzenAmsel – »De Merula«8(7)–,die auf das Kreuzeszeichen hin verschwindet, vereint

    gewesen sein (Abb. 8, 22). Folgt man den VersenLochers, so wäre als nächstes Ereignis – ( ) »De elec-tione in Patrem Monachor(um)«9 – die Bitte derMönche von Vicovaro, Benedikt möge ihrem Klosterals Abt vorstehen, dargestellt gewesen, gefolgt – »De poculo venenato«– vom bösen Erwachen der Kloster-gemeinscha , die der strengen Leitung des heiligenMannes baldüberdrüssig warund ihnmit einem Becher vergi eten Weinszubeseitigen trachtete ( ). DasEreig-nis mit dem Gi becher aus Kapitel III, das auch imBildvers überliefert ist, zählt unbedingt zu den festenBestandteilen jeder bildlichen Benediktvita und hatsich folgerichtig auch in der Wahl des persönlichenAttributs des Heiligen nördlich der Alpen niederge-schlagen.

    Von denzahlreichen Zeichenund Wundern, dieBe-nedikt nach seiner Rückkehr in die Einsamkeit getan

    bb. 9 Albrecht Dürer: Wunderbare Wiederauffindung des ver-lorenen Sicheleisens, aquarellierte Federzeichnung. Paris, Musée du Louvre, Inv. 8.64 (W. 99)

    0

    193-226_Kap11_Scholz.indd 204 23.11.09 14:48

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    13/34

    habensoll, sind diefolgendenzwei ausKapitel IV undV der Vita zwar weder unter den Bildgedichtenerwähnt noch als Entwurf oder Scheibe erhalten ge-blieben, indessen von Locher in seinen Versen ( )»DeVago Monacho«0und ( ) »De Aquaex Monte

    producta« 1 berücksichtigt worden und obendreinauch in den meisten umfangreichen Zyklen vertreten:Der unstete Mönch, der beim gemeinsamen Gebetstetsvoneinem unsichtbarenschwarzenKindlein(demTeufel) amSaum derKutteausder Kirchefortgezogen wurde, wird von Benedikt mit einer Rute bestra undgeheilt. Die Mönche dreier hoch auf dem Felsen ge-bauter Klöster bitten Benedikt um Beistand bei der

    Wasserversorgung, worauf dieser mit drei SteineneineStelle markiert, ausder sieTags daraufmitGottes Hilfeeine Quelle schlagen. DemQuellwunder folgte unmit-telbar die im VI. Kapitel erzählte wunderbare Wieder-

    auffindung des verlorenen Sicheleisens, die im Gedicht

    Lochers unter der Überschri »De falcastro« ( 2) be-handelt wird, unter den Tituli an dritter Stelle stehtund auch als früher kolorierter Entwurf in Paris erhal-tengeblieben ist(Abb. 9) . Die in Kapitel VIIgeschil-derte Errettung des Placidus vor dem Ertrinken durchseinen Klosterbruder Maurus mit dem Beistand Bene-dikts nach dem Londoner Riss (Abb. 10) entsprichtdem nachfolgenden Vers ( 3) »De discipulo submer-so« beiJakobLocher.Gleichfalls inLondon be ndetsichderEntwurfderanschließendenSzene–( )»De pane venenatoFlorentij«– mit dem versuchten Mord- anschlag des Priesters Florentius, der Benedikt ein ver-gi etes Brot alsSegensgabereicht,dasder Heilige aber

    durch einen zahmen Raben in eine öde Gegend fort-tragen lässt, wo kein Mensch Schaden daran nehmenkann (nach Kapitel VIII; vgl. Abb. 11).

    Derfortgesetzte VersuchdesFlorentius,wennschonnicht des Meisters Leben, so doch die Seelen seiner Jünger zu verderben, gipfelt in der Bestellung von sie-bennacktenMägdenindenKlostergarten,dievordenMönchen tanzen und singen und sie so zur Unkeusch-heit verführen sollen – eine Szene, die man sich nurungernausder ausgeführtenScheibenfolgewegdenkenmöchte,zumalsieauchindenVersenbeiLocher–( 5)»De Nudis Puellis«4– berücksichtigt ist. AllerdingsmageinederartanzüglicheDarstellung schon balddemUnwillen eines frommen Ordensbruders zum Opfergefallen sein, wiediesauchan entsprechend ausgekratz-ten Illustrationen in verschiedenen Bis-bini-Hand-schri en festzustellen ist.

    Der anschließende Auszug Benedikts und seinerSchar aus demKlosterund dieNachricht vomTod desFlorentius zählen nicht zu den unentbehrlichen Bege-benheitender Legende, dieerst mitder ebenfalls nochin Kapitel VIII der Vita Benedicti geschilderten, so- wohl unterdenTituliwie in den EpigrammenLochers– »De Apolline fracto« ( ) – überlieferten Umwand-lung desApolloheiligtumsin eine Kircheauf demMonteCassino und die Heilung des beim Bau verunglückten Jünglings fortgesetzt wurde. Die folgende Versüberlie-ferungberichtetgemäßKapitelIXundX–»DeIdolo(et) fantastico igne« – von dem ausgegrabenen Göt-zenbild und dem durch dieses hervorgerufenen phan-tastischen Feuerschein, dem so genannten Küchen-brand,einWahnbild,das Benedikt mitMachtvertreibt( 7). Erst im Anschluss daran folgt in Kapitel XI beiGregord.Gr. dieSchilderung desvom Satanverursach-

    bb. 0 Albrecht Dürer: Maurus rettet Placidus mit Hilfe Benedikts vor dem Ertrinken, aquarellierte Federzeichnung. London, The British Museum, Inv. 854-6- 8-34 (W. 00)

    0

    193-226_Kap11_Scholz.indd 205 23.11.09 14:48

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    14/34

    ten tödlichen Unfalls eines jugendlichen Mönchs beim Klosterbauund dessen wunderbareWiederauferweckung durch Benedikt, auf die sich jedoch schon die zweite

    ZeileinLochersDistichon »De Appolinefracto« ( )beziehen dür e. Der betreffende Riss (eine Umzeich-nung des verlorenen Erstentwurfs?) zeigt das quadrier-te Wappen Rummel/Pessler und be ndet sich seit wenigen Jahren in der National Gallery in Washington(Abb. 17). Die danach (als Zweitfassung) ausgeführteScheibe mitdemWappen Tetzel wird seit 53 im Ger-manischenNationalmuseumin Nürnberg aufbewahrt(Abb. 18).

    Die beiden folgenden Verse ( ) »De Cibo coijregulamsumpto«und( )»De fratre(m)cuiusdammonachi«6, denen keine überlieferten Tituli gegen-überstehen, gelten den Begebenheiten des XII. und

    XIII. Kapitels und belegen Benedikts hellseherischeFähigkeiten: ImerstenFall tadelt erdieheimkehrendenMönche, die – entgegen der Klostersitte – außerhalbSpeise zu sich genommen hatten, und im zweiten Fall

    denBruder einesMönchs,der BenediktalljährlichmitVorsatznüchtern aufsuchte,sichaber fürdiesesMalauf der Reise von einem Weggefährten zu Rast und Weg-

    zehrung überreden ließ.Die BegegnungBenediktsmit dem Gotenkönig Totila– »De Totila Rege« (2 ) – aus Kapitel XIV und XV beschreibtdieversuchte unddurchschauteTäuschung des Heiligen durch einen vorgeschickten Diener undistsowohldurchden überlieferten Versalsauch ineinerspäteren Umzeichnung des Entwurfs in Züricher Pri- vatbesitz belegt (Abb. 14). Es folgt die in Kapitel XVIbeschriebene, fürunserenZykluswiederum imTitulusüberlieferte Heilung des Klerikers – »De Clerico a de-mone liberato« –, der von einem bösen Geist geplagtund deshalb von seinem Bischof zu Benedikt gesandt worden war (2 ).

    Auch für die nächsten zwölf durch erläuterndeHexameter vertretenen bzw. durch Verse Lochers er-gänzten, weniger bekannten Ereignisse aus den Kapi-teln XVIII,XIXsowieXXV–XXIXhabensich weder

    bb. Werkstatt Albrecht Dürer: Florentius versucht Benedikt mit einem Brot zu vergiften, Federzeichnung. London, The British Museum, Inv. 9 0-7-9- (W. 03)

    bb. Die Rückseite von W. 03 (Abb. ) gibt eine alternativeSegensgeste mit der rechten Hand des Heiligen

    06

    193-226_Kap11_Scholz.indd 206 23.11.09 14:48

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    15/34

    die Entwürfe noch die Scheiben erhalten. Es sind dies– »DeFlascone« – dieGeschichte vondemJungen, derBenedikt zwei Gefäßemit Weinüberbringen soll, einesdavon unterschlägt und, von Benedikt gewarnt, anStelledesWeineseine Schlange darin ndet (22) sowie

    – »De Prophetia destructionis Monasterij«– dieProphezeiung Benedikts von der Zerstörung seines

    Klosters (23). Darauf folgt – »De mappulis« – dieEpisodevondemMönch,deralsGegenleistungfürdieUnterweisung gottgeweihter Frauen einige Tüchlein von diesen angenommen und unter dem Ordens-gewand versteckt hatte und von Benedikt ob seinerHeimlichkeit getadelt wird (2 ).

    Nachdem nundie Ereignisse derKapitel XX–XXIV aus Gregors Vita S. Benedicti unter den Tituli fehlen

    – vermutlich waren die betreffenden Szenen oder In-schri en inzwischen verloren, denn bei Locher sinddrei davon durchdie Verse (25–27) »De superba puericogitacione«8, »De farine ducentis modijs«9 und»De Somno duorum«40 belegt – setzt die Überliefe-rungder Kreuzgangsverglasungwieder einmitKapitel

    XXV– »Demonacho (et)Dracone«– beidem Mönch,der des Klosterlebens überdrüssig die Gemeinscha ver-lässtundvon Benedikt denDrachengezeigtbekommt,

    dem er folgte, worauf er hilfesuchend ins Kloster zu-rückkehrt (2 ).

    Benedikts Wohltätigkeit steht im Vordergrund derKapitel XXVII–XXIX,darausdargestellt – (2 ) »Desolidis debitori redditis« – die Hilfe für den armenSchuldner, der seine Schuld von zwölf Soldi nicht be-gleichen kann und durch das Gebet Benedikts in denBesitz von dreizehn Soldi gelangt, sowie – (3 ) »DeAmpulla vitrea« – das Wunder des unversehrten Öl- äschchens, das der Kustos des Klosters gegen Bene-dikts Anweisungnicht andieBedür igen aushändigen wollte und welches aus Zorn darüber aus dem Fenstergeworfen wird, doch wider Erwarten nicht zerbricht.

    Wieder nur bei Locher zu nden ist die unmittelbaranschließendeBegebenheit »De voliovacuo et repletooracione benedicti«41, da ein leeres Ölfass sich wäh-rend des Gebets füllt, überläu und damit die Wun-dertätigkeit Benedikts ein weiteres Mal unter Beweis

    stellt (3 ).Der nächste Vers bezeichnet eine der seltsamstenGeschichten in der legendären Vita des Heiligen undbeschreibt aus Kapitel XXX – »De diabolo in mulo

    bb. 3 Alternative Segensgeste mit der rechten Hand des

    Heiligen auf der Rückseite von W. 0 , Benedikt und Scholastika(Abb. 5, rechts), Federzeichnung. London, The British Museum, Inv. 9 7-3- 3-

    bb. 4 König Totila kniet vor Benedikt, Federzeichnung laviert (Kopie). Zürich, Privatbesitz (W. 08)

    07

    193-226_Kap11_Scholz.indd 207 23.11.09 14:48

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    16/34

    sedente«–die BegegnungBenediktsmit demaufeinem Maultier sitzenden Dämon, der den Brüdern durcheinen teu ischen Trank zusetzen will (32). Inhaltlichdamit verbunden ist die Erzählung – »De monacho ademone liberato« –, von der Heilung eines alten

    Mönchs, der beim Wasser trinken vom bösen Geist befal-lenwurdeund seineRettungaus großenQualen einemBackenstreich des Heiligen verdankt (33).

    »De mortuo puero resuscinto« (3 ) beschreibt als weitere Totenerweckung eines Knaben die häu g darge-stellte Begebenheit aus dem XXXII. Kapitel, da einBauer seinenverstorbenenSohn vordieKlosterpfortetrug und dasKind durchdas inständigeGebetdesHei-ligen wieder zum Leben erwacht, eine Wundertat, fürdie sich wieder einmal auch der Scheibenriss in derGraphischen Sammlung in München erhalten hat(Abb. 15 links).

    Das wundersame Ereignis des von Scholastika erbe-tenen Unwetters,das Benediktgemäß Kapitel XXXIIIdazu zwingt, bei seinem letzten alljährlichen Zusam-mentreffen mit der Schwester noch über Nacht zubleiben (35), ist ebenfalls als Titulus, bei Locher »DeScolastica«und durchdenEntwurf in London belegt(Abb. 15 rechts). In unmittelbarem Anschluss daransteht die Vision des Heiligen »De a(n)i(m)a Scolas-tice« aus Kapitel XXXIV, in der Benedikt drei Tagespäter die Seele seiner Schwester in Gestalt einer Taubezum Himmel auffliegen sieht und sogleich die Brüder von ihrem Ableben unterrichtet (3 ). Die Vision derTaube, die sich in einer relativ spröde gezeichnetenVisierungim Germanischen Nationalmuseum erhaltenhat (Abb. 16 links), könnte prinzipiell auch für dieAbfassung der Ordensregel durch den Heiligen inKapitel XXXVI gestanden haben, die Benedikt für

    bb. 5 Benedikt erweckt das tote Kind eines Bauern wieder zum Leben, Federzeichnung. München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv. 5633 Z (W. 04) / Benedikt und Scholastika, Federzeichnung. London, The British Museum, Inv. 9 0-7-9- (W. 0 ). Darunter die zugehörigen Tituli gemäßder ursprünglichen Anordnung der Harsdörffer-Stiftung

    08

    193-226_Kap11_Scholz.indd 208 23.11.09 14:48

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    17/34

    gewöhnlich am Schreibpult zeigt und die Taube alsQuelle der Inspiration. Da ein betreffender Vers aberin den Distichen des Philomusus nicht vorgesehen ist,kann man diese Deutung der Nürnberger Zeichnung

    – ebenso wie die geläu ge Bezeichnung »Benedikt leh-rend« – ad acta legen.

    Kapitel XXXV der Vita und Benedikts Vision der ganzen Welt in einem Sonnenstrahl – »De mundi visione« – gilt die nächste der durch Tituli belegtenSzenen der Kreuzgangsverglasung (37), die überdiesauch in dem betreffenden Scheibenriss des BerlinerKupferstichkabinetts erhalten geblieben ist (Abb. 16 rechts). Die zuletzt genannten vier Szenen sind durchdie inderHandschri derNürnbergerStadtbibliothek überlieferten Wappen als Gemeinscha ssti ung meh-rerer Glieder der Nürnberger Patrizierfamilie Hars-dörfferausgewiesen,wobeioffen bleibt, ob diezuzwei

    Paaren zusammengestellten Szenen sich ehemals auf zwei zweibahnige Kreuzgangsfenster verteilten oderalle in einer vierbahnigen Fensteröffnung angeordnet waren.

    Den Abschluss des Zyklus über die Wunderwerckhund Historien des hl. Benedikt in den Fenstern desKreuzgangs von St. Egidien bildeten schließlich dieEreignisseumdasHinscheidendesHeiligen,wiesieim vorletzten Kapitel XXXVII in der Vita Benedicti Gre-gors des Großen behandelt werden. Hierauf weist der vorletzte überlieferte Titulus der gemäß Lochers »Demortis suepredictione«von denwunderbarenZeichendes nahenden Todes und von der Erscheinung des Auf- stiegs der Seele in den Himmel handelt: Der Abschieddes Sterbenden im Kreise der Mönchsgemeinschaund das Gesicht der beiden auswärtigen Brüder vondem strahlenden Weg, den die Seele Benedikts von

    bb. 6 Benedikt sieht die Seele seiner Schwester zum Himmel auffahren, Federzeichnung. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv. Hz 5480(W. 0 ) / Benedikts Vision von der ganzen Welt, Federzeichnung. Berlin, Kupferstichkabinett, Inv. KdZ 47 (W. 05). Darunter die zugehörigen Tituli gemäß der ursprünglichen Anordnung der Harsdörffer-Stiftung

    09

    193-226_Kap11_Scholz.indd 209 23.11.09 14:48

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    18/34

    bb. 7 Werkstatt Albrecht Dürer: Benedikt erweckt den beim Klosterbau vom Teufel erschlagenen Mönch wieder zum Leben, Federzeichnung mit dem quadrierten Wappen Rummel/Pessler. Washington, National Gallery of Art (W. 06)

    0

    193-226_Kap11_Scholz.indd 210 23.11.09 14:48

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    19/34

    bb. 8 Benedikt erweckt den beim Klosterbau vom Teufel erschlagenen Mönch wieder zum Leben, Grisaillescheibe der Zweitausführung imGermanischen Nationalmuseum, Nürnberg (MM 786; Abb. im Gegensinn) mit Veränderungen im Wappen ( Jobst Tetzel) und beim Segensgestus. Beide belegen den ehemals seitenverkehrten Einbau der Scheibe (vgl. S. 221)

    193-226_Kap11_Scholz.indd 211 23.11.09 14:48

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    20/34

    seiner Zelle gen Sonnenaufgang in den Himmel be-schritten hatte, boten der künstlerischen PhantasiesovielStoff, dassmit einer entsprechendausgedehntensimultanen Darstellung, wie sie alle bedeutenden Zyk-len enthalten, gerechnet werden muss (3 )4 . Der letz-

    teVers in LochersGedicht – »De insanamuliere sana-ta« 4 – gilt schließlich dem einzigen bei Gregorerwähnten Wunder, das post mortem Benedikts aneiner irrsinnigen Frau geschehen war, die beim ziello-sen Umherstreifen in den Bergen, Tälern, Wäldernund Feldern zu der Höhle Benedikts bei Subiaco gera-tenwarunddiese überNachtbei vollständig geheiltemVerstand wieder verließ (3 ). Das letzte Bild, das dieHandschri des 7. Jahrhunderts im beigeschriebenenHexameter überliefert und das – den Wappen Hornund Staiber zufolge44 – vielleicht anstelle des posthu-menWunders an der irrsinnigen FraudenPlatz direktnebenTod undHimmelfahrt Benediktseingenommen

    hatte, galt hingegen der Betonung der vornehmen Ge-burt undGottgefälligkeit von Benedikt und Scholastika,diezwarkeinerBildtraditionfolgtundauchinLochersVersen keine Aufnahme fand, doch möglicherweisesinngemäß aus dem ersten Vers – Nascuntur gemi(ni)Bened(ictus) & Scol(astica) – der Gedichtversion desBenedikt Chelidonius entlehnt worden war4 . Das zu-gehörige Bild dür e die beiden heiligmäßigen Ge-schwister stehend nebeneinander gezeigt haben ( ).

    Gleichviel, ob nun ehemals alle oben aufgeführ-ten Bilder der Benediktlegende im Kreuzgang desNürnberger St. Egidienklosters vertreten waren oderdoch nur eine Auswahl davon. In jedem Fall rückt der

    Benediktzyklus damit in den Kreis jener im späten5. Jahrhundert au ommenden Kreuzgangsverglasun-gen mit umfangreichen Bildgeschichten zum Lebender Ordensväter, wie sie später insbesondere demhl. Bernhard vonClairvaux zuteil geworden sind. DerältestebekannteBelegfüreineVita deswirkmächtigenZisterziensers in derGlasmalerei – – 72 fürdasZisterzienserkloster Heilsbronn46 – stammt bezeich-nenderweise ebenfalls ausdemNürnbergerKunstkreis,und mit dem Zyklus aus dem Leben und Wirken deshl. Dominikus, 5 fürdas DominikanerinnenklosterSt.Katharinaausgeführt4 ,besitzenwirnocheindrittesNürnberger Beispiel, das den berühmten rheinischenZyklen, besondersausAltenbergundKöln (St. Apern,um 525) zeitlich vorausgeht48. Über die Gründe fürdas wachsende Bedürfnis nach einer anschaulichenVergewisserung der frühen Ordensgeschichte, nach

    Rückbesinnung auf die große Identi kations gur desGründervaters Benedikt und die mit diesem verbun-denen traditionellen Werte des Klosterlebens am Vor-abendder Reformationlässt sichallenfallsspekulieren.Von einer Reaktion auf äußere Krisen oder die innere

    Orientierungslosigkeit der Klostergemeinscha , wiesie imFallder Zisterzienser wiederholt insFeld geführt worden ist, wird man im Fall des Nürnberger Benedik-tinerkonvents kaum sprechen können. Eher wares dasstolzeBewusstsein eineridealen Vergangenheit,an diemit der Kastler Klosterreform im frühen 5. Jahrhun-dert wieder angeknüp worden war49. Nur ein Jahr-zehnt nach dem Benediktzyklus fand dieses Selbstver-ständnisder NürnbergerBenediktinernochmalsinderGlasgemälde-Folge dersiebenReformäbteseit mitdenVersgedichtendes – 5 in St. Egidien leben-den, literarisch fruchtbarsten Nürnberger Klosterhu-manisten Benedikt Chelidonius seinen sichtbaren

    Ausdruck 0

    .

    Entwurf und A führung

    d ie reduzierte Farbigkeit der beiden erhaltenenScheiben der Zweitausführung, die bereits inden ersten drei du ig aquarellierten Entwür-fen in Wien, Paris und London (W. –2 ; Abb. 6, 9, 10) sowie in einer spröden Umzeichnung des Ent- wurfs in Darmstadt(W.2 7; Abb. 22)angelegtscheint,beschränkt sich auf die Mittel deckender Schwarzlot-zeichnung undeinerHalbtonmodellierungin graugrü-ner Tönung auf weißem Glas. Vereinzelte Bildelemen-tewiez.B.dieWappenrahmungoderderWappengrund,Nimben,Haare,einzelneP anzenderLandscha oderikonogra sch bedeutsame Motive wie der Teufel undder Gerüstarm auf der Nürnberger Scheibe sind mitSilbergelb eigens hervorgehoben. Der in der Beschrei-bung des 7. Jahrhunderts so eigentümlich wie rätsel-ha hervorgehobene Sachverhalt,dass„dieMöncheinbraunen Kutten wie auch [in] weißen [Kutten]“ dar-gestelltgewesen seien,mussfürdieErstausführung imKreuzgang nicht unbedingt bedeuten, dass diese intraditioneller Weise musivisch, d.h. als Bleiverglasung

    193-226_Kap11_Scholz.indd 212 23.11.09 14:48

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    21/34

    mit farbigen Gläsern ausgeführt worden war. Tatsäch-lich kennt dieGlasmalerei derZeitbereits einintensiv deckendes Braunlot,das auf weißemGlas aufgebrachteine entsprechende Wirkung hervorrufen kann. AlsBeispiel seinur aufden bereits erwähnten, um 5 aus-

    geführten Dominikuszyklus aus dem NürnbergerKatharinenkloster verwiesen, dessen Restscheiben ausder Werkstatt des Stadtglasers Veit Hirsvogel sichheute in derBehaimschenRatsstube imRathaus be n-den (Abb. 19)1. Umgekehrt ist aber auch eine großeLösung mit farbigen Gläsern nicht auszuschließen,ganz im Gegenteil, gibt es doch Hinweise auf spätereReparaturen bzw. Erneuerungen, etwa in denWappen,die im Falle einer musivischen Verglasung unschwerdurchzuführen waren, bei den so genannten „Mono-lithscheiben“ (kleinformatigen Kabinettscheiben auseinem Glasstück ohne Bleinetz) jedoch nicht ohne

    Weiteres vorgenommen werden konnten. Eine solche„Verneuung“ betraf mit Gewissheit das letzte FensterdesZyklusmitdemWappen Staiber (Stauber). Dieseszeigt bereits die Wappenbesserung, die Lorenz Staiberzusammen mit der Erhebung in den Ritterstand erst

    52 beim englischen König Heinrich VIII. für sichund seine Nachkommen für alle Ewigkeit erwirkte,muss also nachträglich in das 5 datierte Glasfenstermit dem Bild der Heiligen Benedikt und Scholastikaeingefügt worden sein.

    Für eine Entstehung des Benediktzyklus um 5sprach – ungeachtet derstrittigen Zuschreibungsfrage,die bis vor Kurzem zugunsten Dürers entschiedenschien – immer schon der stilistisch eng verwandte,

    5 datierte Rundscheibenriss des Hl. Benedikt in Washington (W.2 ; Abb. 20).Zwarhandeltessichbeidiesem mutmaßlich nur um eine Werkstattkopie des verlorenen Erstentwurfs, doch Datum und Umschri„SANCTUSBENEDICTUSABBASLEGISLATOR NOSTER ANNO DOMINI 5 “ sind zweifelsfreiauthentisch. Ob die Scheibe, wie Winkler und andereangenommenhatten,trotz desabweichendenFormatszum Gesamtprogramm des Benediktzyklus gehörte,diesen womöglich eingeleitet haben könnte, lässt sichohne weitere Anhaltspunkte zwar nicht beantworten;durch dieüberliefertenTituli derKreuzgangsscheibenmit der jeweils beigegebenen Jahrzahl 5 ist ein ur-

    bb. 9 Werkstatt des Veit Hirsvogel: Engelspeisung des hl. Domini-kus. Deckende Braunlotmalerei im Ordensgewand des Heiligen. Um

    5 9. Ehemals Nürnberg, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, jetzt Rathaus, Behaimsche Ratsstube

    bb. 0 Rundscheibenriss mit hl. Benedikt. Federzeichnung laviert.Washington, National Gallery of Art, Inv. B- 0.4 5 (W. )

    3

    193-226_Kap11_Scholz.indd 213 23.11.09 14:48

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    22/34

    sprünglicher Au ragszusammenhang aber doch wahr-scheinlicher geworden.

    Im Streit um den Autor der Benediktzeichnungen –Kon iktstoff fürmehrereForschergenerationen – sindheute kaum noch neue Aspekte zu erwarten (vgl. dieBibliogra e am Ende des Beitrags). Vor dem Hinter-grunddernunmehr gesichertenDatierung 1501 undinKenntnis der involvierten Personen aus dem Kreis derNürnberger Humanisten wird man allerdings die Ar-gumentederjüngstenNeubewertungvonFritzKoreny hinsichtlich der Alternative „Dürer oder Schäufelein?“nochmals einerkritischen Prüfung unterziehenmüssen.Die ersten Arbeiten, die wir sicher mit dem GesellenHans Schäufelein verbinden können, sind insbeson-dere die Holzschnitte für zwei von Ulrich Pinderherausgegebene druckgra sche Werke: „Der beschlos-sen gart des rosenkranz marie“ von 1505 und das

    „Speculum passionis Dominus Jhesu Christi“ 1506/07sowie einige kleinere Serien und Einblattschnitte der-

    selben Zeit . Als „Erstlingswerk“ ist zudem ein um150 entstandenerHolzschnittmitderDarstellungdes

    „Noli me tangere“ mit Schäufelein verbunden worden,deralsWerkstattzeichen dasMonogrammDürers trägtund auf der Rückseite eines verworfenen Holzstock geschnitten wurde, der– trotzstarken Abriebs – nochÜberresteder Vorzeichnung des jungen Dürer fürdensiebten Tag der Schöpfungsgeschichte fürdieSchedel-sche Weltchronik erkennen lässt4. Nimmt man die wenigen bis 1505 entstandenen Tafelgemälde in dieBetrachtungvon SchäufeleinsFrühwerk hinein, so trittuns dort um 1503/0 in der Anbetung der Könige inInnsbruck und der Münchner Flucht nach Ägyptentrotz enger Anleihen an Dürers Paumgartner-Altar(1 98), der Florentiner Anbetung (150 ) und demMarienleben (Meder 210; 150 ) noch ein derart un-sicheres Gefühl fürProportionenundBewegungenderFiguren und ein erstaunlich naiver Typenschatz ent-gegen , dass einBrückenschlag zu denspätestens 1501

    bb. 21 Albrecht Dürer: „Die Vberhebung der Hochfart“. Illustration im Narrenschiff Sebastian Brants. Basel 1494

    bb. 22 Selbstkasteiung Benedikts in den Disteln, aquarellierte Federzeichnung (Kopie). Darmstadt, Hessisches Landesmuseum, Inv. AE 387 (W. 207)

    214 Ü

    191-226_Kap11_Scholz.indd 214 01.12.09 14:27

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    23/34

    entstandenen souveränen Zeichnungen des Benedikt-zyklusnichtmöglich ist. Für dievonKoreny angeführ-ten motivischen und zeichnerischen Besonderheitender vermeintlichen individuellenkünstlerischenHand-schri SchäufeleinshatMatthiasMendeu.E. zuRecht

    bemerkt, dass – ganz abgesehenvonden anderenKopf-typen bei Schäufelein – gerade Details wie „Gesten,Finger, Baumschlag“ „dem Zeitstil verha et sind oderkonservativ lokalen Zeichnungstraditionen folgen“6.Tatsächlich lassen sich die betreffenden Merkmaleschon imBaslerFrühwerkDürers – im„Narrenschiff“,im „Ritter vomTurn“ undin denVorzeichnungen derHolzstöckezum„Terenz“ – ausdenJahren 2–aufzeigen.

    Für die Identi zierung des „Benediktmeisters“ mitDürer selbst lieferte Friedrich Winkler durchaus plau-sible Argumente: Die Abweichungen gegenüber demfreien Zeichenstil Dürers um 5 ließen sich hinrei-

    chend durch diebesondereBestimmungder Zeichnun-gen als Scheibenrisse, nicht aber durch eine anderekünstlerische Persönlichkeit erklären. Die Zeichnun-gen erschlössen vielmehr „mehrere Stadien der Bemü-hungen des Künstlers, dem Glasmaler werkgerechteEntwürfe zu liefern“8. Allerdingsspiegeln diezeichne-rischen Qualitätsunterschiede innerhalb der Bene-diktserienichtnur denProzessder Bild ndungbishinzum verbindlichen Format und der endgültigen Posi-tiondesWappenfeldes. Esscheint vielmehrso,dasswirin einzelnen Blättern bereits Kopien nach verlorenenOriginalentwürfen voruns haben,dienicht mehr vonder Hand des Meisters selbst stammen:

    Die ersten Blätter der Folge (W. –2 ) besitzennochganzdenCharaktereigenständigerZeichnungen,die in dem Streben nach bildmäßiger Wirkung durch-geführt wurden (Abb. 6, 9, 10)9. Ohne Rücksicht auf diespätere Übersetzung insGlasgemäldebemüht sichder Zeichnerumdie räumlicheKlärungder Szene.DieLandscha , die mit der gleichen Sorgfalt wie die Figu-ren durch ein dichtes Liniengerüst in Hell- und Dun-kelzonenmalerischangelegtist,besitzt in dermutmaß-lich frühesten Zeichnung des Hl. Benedikt vor derHöhle vonSubiaco inWien (W. , Abb. 6 )sogardasÜbergewichtüber diewieeingebautwirkenden Gestal-ten der Darstellung. Diese Tendenz zur malerischenDurchdringung des Ganzen bestimmt auch weitge-hend den gra schen Charakter des Entwurfs: Diesouveräne Zeichenweise lebt von den ießendenÜbergängen zwischen Kontur, Binnenzeichnung und

    Schattenlagen, wobei die Linienführung in weichem

    Schwung die Höhlungen und Wölbungen von Ge- wandundKörpernachvollzieht,wenigerunterbrochenals begleitet von den kurzen positiven oder negativen(als Lichter ausgesparten) Häkchen der knorpeligenGewandfalten.Die stark modulierende Strichführung bedient sichin denbeschatteten Gewandteilen, beson-dersdersitzendenGestalt Benedikts, nochvielfachderKreuzschraffur.

    Im Pariser Entwurf für Benedikts Sensenwunder(W. , Abb. 9), der für die konkrete Bestimmung alsGlasgemäldevisierung durch das eingeblendete Wap- penfeld mit dem Wappen P nzing bereits ein fortge-schritteneres Stadium im Entwurfsprozess dokumen-tiert, sind die handelnden Figuren so weit in denVordergrund gerückt, dass dem Raum als Landscha s-hintergrund nur noch eine sekundäre Bedeutung zu-kommt. Die leicht nach links ansteigende Diagonale

    bb. 3 Werkstatt Albrecht Dürer: Benedikt sieht die Seele seiner verstorbenen Schwester Scholastika zum Himmel auffahren. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv. Hz 5480 (W. 0 )

    193-226_Kap11_Scholz.indd 215 23.11.09 14:48

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    24/34

    der Figuren scha eine schmale Raumbühne, auf dersich das Geschehen abspielt. Die Zeichenweise, dieinsgesamt dem Wiener Blatt noch sehr nahe steht, istindenbeidenbegleitendenMönchennunschonlichterund ächiger angelegt.

    In der Londoner Rettung des Placidus (W. 2 , Abb. 10) – demletztenerhaltenen kolorierten Entwurf des ganzen Zyklus (von der späteren Umzeichnung inDarmstadt abgesehen)– wird dieHandlungsebeneimVordergrund durch eine hinterlegte Architekturfoliebegrenzt und gestattet wiederum nur einen schmalenAusblick auf die Landscha im Hintergrund. DieStrichführungwurde nochweiter aufdie wesentlichen

    Linien reduziert; Kreuzlagen sind vollständig vermie-den worden. Die Londoner Zeichnung gibt das vor-läu ge Resultat,das auch fürdie folgenden Blätter desZyklus verbindlich bleiben sollte60. Soviel scheintsicher, dass wir zumindest in diesen drei Blätternauthentische Erstentwürfe von der Hand des für dieBildlösungen verantwortlichen Künstlers vor uns ha-ben und keine sekundären Erzeugnisse – sei es aus der Werkstatt des Entwerfers oder auch des Glasmalers61.Dass es weitere, heute verlorene Entwürfe dieser Artgegeben haben muss, dafür liefert uns die kolorierteKopie inDarmstadt(Abb.22)denbestenBeweis.Doch wie viele, das hängt auch davon ab, welche Risse derzweiten Gruppe wir bereit sind, als authentische Ent- würfe zu akzeptieren.

    Diese zweite Gruppe der Benediktsfolge lässt sichdurch den Verzicht auf die Kolorierung und eine auf-fallende Vereinfachung der Zeichenweise, bis hin zu

    einerrecht trockenroutinierten Manier, zusammenfas-sen. Die Zeichnung von Figuren, besonders Gewän-dern, ArchitekturundLandscha ,beschränktsich auf ein „fassliches, klares Liniengerüst“ mit Betonung desKonturs und der wesentlichen Binnenformen. DieFaltenbrüche werden zumeist durch einfache Linienmit häkchen- und ösenartigen Umbiegungen ange-deutet. Schattierungen wurden bei durchgehendemVerzicht auf Kreuzschraffuren mit recht schematischeingesetzten parallelen Strichlagen erzielt. Diese holz-schnittartige ReduzierungderzeichnerischenMöglich-keiten ist wiederholt mit der Rücksichtnahme auf dieglasmalerische Umsetzung, d.h. als Resultat einer be-

    wussten Auseinandersetzung des Entwerfers mit den vermeintlichen Bedürfnissen der Glasmaler erklärt worden.Ein Blick etwa auf die beiden im gleichen Jahr

    5 nach Entwürfen Dürers in Holz geschnittenen Widmungsblätter für die von Konrad Celtis wiederaufgefundenen und herausgegebenen Werke der Ros- witha von Gandersheim, „Opera Hrosvite Illustris“6 , verrät indessen unübersehbar enge GemeinsamkeitenimLinienduktus, sodass dieWahldergra schen Mittel vielmehr in beiden Fällen ein Prinzip verrät, das offen-bar immer dann zur Anwendung kam, wenn ein Auf-trag die Umsetzung durch eine andere Hand – gleich- vielobFormschneideroderGlasmaler–vonvornherein vorsah (vgl. Abb. 23, 24).

    Die bildmäßige Durchführung der Scheibenrisse verbindet denZyklus auchmit deretwagleichzeitigum

    5 entstandenen so genannten „Engelsmesse“ im

    bb. 4 Albrecht Dürer: Roswitha von Gandersheim überreicht Kaiser Otto I. dievon ihr verfasste Chronik „Gesta Oddonis“, Titelholzschnitt der Opera Hrosvite

    illustris. Hrsg. von Conrad Celtis, Nürnberg 50 (Meder 43)

    6

    193-226_Kap11_Scholz.indd 216 23.11.09 14:48

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    25/34

    Musée des Beaux-Arts in Rennes (W. ), einemEntwurf moralisierend-satirischen Inhalts, der dieAufzeichnung der frommen und sündigen Gedanken während des Chorgebets illustriert (Abb. 25)6 . Ent-sprechenden Bildthemen aus dem Kontext der mittel-

    alterlichen Exempelliteratur hatte sich Dürer bereitsim Basler Frühwerk 3 in verschiedenen Illustratio-nen zum „Ritter vom Turn“ des Geoffroy de la Tour-Landry gewidmet und diese hier noch einmal in um-fassender Weise aufgegriffen64. Auch dieser Entwurf war für die Ausführung durch Dritte bestimmt; dasbelegt Dürers eigenhändige Beschri ung in der vonEngeln präsentierten Tafel im Vordergrund: „Doschreibt hrein was Ir wollt“. Ob es sich, wie Winkler vermutet hat, dabei umeine Vorlage für den Glasmalerhandelte, wird man kaum mit Gewissheit sagen kön-nen. Allerdings wird man ihm darin beip ichten,dassdieses außerordentlich reizvolle Blatt aufs Engste mit

    den Benediktzeichnungen in Verbindung steht unddadurch zu einem Angelpunkt für die Bewertung dergesamten umstrittenen Gruppe wird.

    Dass die Entwürfe in der Werkstatt Dürers kursier-ten, dasbelegt auch dieeigenhändige Beschri ung auf der Rückseite des Nürnberger Blattes W. 2 2: „Wieein prist(er) ein bericht / Ursula / Fronika / Helena /Barbra / Katerina / Einn Engell“6 . Der Sinn dieserNotizenbleibtunklar,denn eineBeschreibung derum-seitigen Szene kann selbst mit der ersten Zeile nichtgemeint gewesensein. Allerdings geben die Zeichnun-gen der zweiten Gruppe einschließlich der Kopienund Scheiben der Zweitausführung noch ganz andere

    Rätsel auf. So zeigt das letzte Zusammentreffen derGeschwister Benedikt und Scholastika (W. 2 ) rück-seitig eine alternative Handhaltung Benedikts, die nurdadurch zu erklären ist, dass der Segen (benedictio)stets mit der Rechten erfolgen sollte, die rückseitigeZeichnung der Hände also bei gegensinniger Ausfüh-rungzu berücksichtigenwar(Abb. 12).Gleichesgiltfürdie Szene mit dem vergi eten Brot (W. 2 3; Abb. 13),ebenfalls in London,wobei sich über den Urheberderbetreffenden Zusätze hier wie dort durchaus diskutie-ren ließe. Nehmen wir dagegen die Umzeichnungender Münchner Auferweckung des toten Kindes (W.2 ) oder desTotila in Züricher Privatbesitz (W. 2 )zumVergleich, so störtensichdieZeichner (offensicht-lich zwei verschiedene) keineswegs am Segen mit derlinken Hand,waren sich derProblematikoffenbar gar-nicht bewusst (Abb. 14, 15 links).

    Noch mysteriöserbzw. komplexer verhält es sich imFall der Auferweckung des beim Klosterbau von he-rabfallenden Werksteinen erschlagenen Mönchs, diezugleich einen interessanten Einblick in die Arbeits-ökonomie spätmittelalterlicher Glasmalereibetriebe verscha (Abb. 17, 18). Zeigt die für die Zweitausfüh-rung im Au rag der Tetzel bestimmte Vorzeichnung W. 2 in Washington mit dem quadrierten Frauen- wappen Rummel/Pessler,wie zu erwarten, den korrek-tenSegensgestus mitderRechten, so sahsich derGlas-maler(?)beiderbetreffendenScheibeimGermanischenNationalmuseum offenkundig gezwungen, bei insge-samtseitengleicherAusführungdie alternativeundauf dem Foto schwach sichtbare (wiederum auf der Rück-seite angelegte?) Segensgeste – nun mit der Linken –umzusetzen. Ein solches Vorgehen bekommt aber nurdann Sinn, wenn man dieScheibe anschließendseiten- verkehrt ins Fenster einsetzte, wodurch auch das aus-

    geführte Männerwappen des Jobst Tetzel, wie es seinmuss, auf die heraldisch rechte, höherrangige Seitekam66. All diese Beobachtungenbelegen nochmalsmitNachdruck den Sachverhalt der Zweitverwertung derVorlagen fürdieTetzel-Kapelle, wobei mansichaufSei-tenderAu raggeberanscheinendnichtvonAnfang anüberdengewünschtenUmfangderFolgeimKlarenwar.

    In derDarmstädter Kopieder SelbstkasteiungBene-dikts (W. 2 7) wurden schließlich im Vergleich zurausgeführten Zweitfassungin Bostonnicht nurerneutdie Wappen vertauscht (Tetzel gegen Waldstromer).Auch die Vorspiegelung der jungen Frauengestalt, dieden Heiligen nötigt, die Versuchung des Fleisches

    durchdenSchmerzindenDistelnabzutöten,trägtnunim Unterschied die modische TrachteinerNürnberge-rin, wie sie nahezu identisch bereits in DürersIllustration der „Vberhebung der Hochfart“ im Nar-renschiff vorgebildet war – eine Änderung, die manallein mit der Chronologie von Erst– und Zweitaus-führung nicht erklären kann (Abb. 8 und 21, 22)6 . Tat-sächlich nden sich wiederholt Rückbezüge auf dienarrativen BildzyklenDürers im BaslerFrühwerk, wasnicht verwundert, wardochdie Aufgabehier wiedortdurchaus vergleichbar. Die vielfach wenig dramati-schen Begebenheiten der Benediktvita mögen jedochaufSeitenDürers baldeinErlahmen desInteresses zurFolge gehabthaben.Vielleichtist dies auch derGrund, weshalb man in den Zeichnungen des Benediktzyklus,mitRainer Schoch gesprochen, die „KlauedesLöwen“ vermisst68.

    7

    193-226_Kap11_Scholz.indd 217 23.11.09 14:48

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    26/34

    bb. 5 Albrecht Dürer: „Engelsmesse“. Aufzeichnung der f rommen und sündigen Gedanken beim Chorgebet, aquarellierte Federzeichnung,um 500. Rennes, Musée des Beaux-Arts, Inv. C 0- (W. 8 )

    8

    193-226_Kap11_Scholz.indd 218 23.11.09 14:49

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    27/34

    Für eine Einbeziehung der fraglichen Entwürfe als Werkstattgut in DürersŒuvreum 5 sprichtschließ-lich aber auchder direkt und indirektmit dem Au rag in Verbindung stehende Personenkreis. Der Abt desEgidienklosters Johann Radenecker war einer derherausragenden Vertreter des Ordensklerus innerhalbdererstenNürnbergerHumanistengeneration undmitHartmann Schedel, dem Verfasser der Weltchronik und frühesten Verbindungsmann Dürers zum Nürn-berger Humanistenmilieu, seit gemeinsamen Studien-zeiten in Leipzig eng befreundet69. Jakob Locher, derVerfasserderzweizeiligenBildgedichte,warCeltisaufdem Lehrstuhlfür Poesie undRhetorik derUniver-sität Ingolstadt gefolgtund magüberdiesen mitDürerin Kontaktgekommen sein. Sicher waren ihm dieLob-gedichte auf Dürer als den deutschen Apelles, dieCeltis aktuell / 5 verfasst hatte, ebenfalls nichtunbekannt geblieben0. Andererseits hatte Locher

    wohl schon früher die Bekanntscha mit dem jungenhoffnungsvollen Künstlergemacht, war er esdoch, derdie bereits 7 verlegte lateinische Übersetzung vonSebastianBrantsNarrenschiff„Stultiferanavis“ besorg-te, für dessen erste deutsche Ausgabe Dürer als Zwei-undzwanzigjähriger in seinen Basler Wanderjahren

    3 denGroßteil der Illustrationenentworfenhatte1.Schließlich teilten beide in den Jahren / 5 dasgleiche prägende Bildungserlebnis einer Reise nachItalien , sodass einepersönlicheBegegnunginVenedig (oder Pavia?, wo 5 noch Willibald Pirckheimerstudierte) nicht ausgeschlossen scheint. Wie die Zu-sammenarbeit der beiden Endzwanziger (beide 7 –

    52 )an Versenund Bildern fürden Kreuzgangszyklusin St. Egidien konkret ausgesehen haben kann, istschwerzusagen.Fraglichist insbesondere,ob dieVersenach den Entwürfen entstanden oder umgekehrt. Er-innern wir uns an die oben angeführten Beobachtun-genzumersten„Musterblatt“ dererhaltenenEntwurfs-folge „Benedikt vor der Höhle von Subiaco“ (W. ;

    Abb. 6 ) inder WienerAlbertina,so war zunächstnocheine simultane Zusammenschau der Versorgung Bene-dikts in der Einsamkeit durch den Mönch Romanusmit dem Besuch des Klerikers am Ostertag ins Augegefasst, die Zeichnung also dem Anschein nach noch vor Kenntnis der Versdichtungangelegt worden. Dassder Dichter dann beide Szenen mit eigenen Versen be-dachte,könntedenAbtals Au raggeber zurKorrekturbewogen haben, zumal sich in die Wiener Komposi-tionauchnicht ohneNot dasgewünschte Wappenfeld

    integrieren ließ. Doch ebenso gut mag es umgekehrtgewesen und die Entscheidung zugunsten zweierSzenen ganz unabhängig und vor den Bildgedichtengefallen sein.

    Inwieweit Locher die Inspiration für seine Titulus-

    dichtung tatsächlich konkreten Bildvorlagen verdank-te, wie er an zwei Stellen vermerkt, ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt, besonders im Hinblick darauf, welche Bilder dies gewesen sein könnten. Dass es sichdabei bereits um die Entwürfe der Dürerwerkstatt ge-handelt haben könnte, lässt sich ausderFormulierung

    „secundum tabule pictas imagines et guras“ im Titel von Lochers Disticha (Abb. 3) leider nicht ohne weite-res ableiten,wenngleiches sich dabei ebensowohl umgemalte wiegezeichneteBilder undFigurengehandelthaben kann.WärediesaberderFallgewesen,sodürf-te das ganze Prozedere der Au ragsabwicklung, dieBestellung und Fertigung der Entwürfe einschließlich

    anfallender Korrekturwünsche seitens des Abts, dieerbetene Gefälligkeitsdichtung der Tituli und schließ-lich die Umsetzung durch den Glasmaler bei einemderart umfänglichen Fensterzyklus durchaus einigeZeit in Anspruch genommen haben, sodass man dieZeichnungen – und hier insbesondere die ersten Mus-terblätter für den Au raggeber – vielleicht doch umeiniges früher ansetzen darf als die 5 ausgeführteFolgederGlasgemälde.Dieseund alle weitergehendenÜberlegungen zum Entstehungsprozess bleiben not-gedrungen Spekulation, doch solange es keinen über-zeugenderen Vorschlag gibt, bekrä igen die hier vorgestellten Zusammenhänge die althergebrachte

    Vorstellung, dassdieEntwürfe im WesentlichenDürersgeistiges Eigentumsind, wer immeran denverschiede-nen Um- und Nachzeichnungen beteiligt war. DassdemKünstler vomAbt desKlosters als Anregung eineillustrierte Handschri derVita Benedicti andieHandgegeben wurde, ist sehr wohl möglich und könnteeinige der immer wieder angeführten Schwächen er-klären. Die von Dubler ins Feld geführten Überein-stimmungen einzelner Kompositionen oder Motivemit einer um 5 von Frater omas Rieger inSt.Ulrich und Afra zu Augsburgkopierten, reich illus-triertenHandschri der„Bis-bini-Vita“ sindallerdingsnicht so zwingend, um daraus auf ein Abhängigkeits- verhältnis schließen zu müssen4.

    Zum Abschlussnoch einWort zu den ausgeführtenGlasgemälden: Die drei bekannten Grisaillescheibender Folge in Gotha (bis 5), Nürnberg und Boston

    9

    193-226_Kap11_Scholz.indd 219 23.11.09 14:49

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    28/34

    (Abb. 7, 8, 18), die im Format mit den Entwürfen über-einstimmenaberoffenkundignichtderErstausführung des Zyklus angehörten, sind zeitlich nur schwer ge-nauer einzuordnen. Obwohl die entsprechenden Ent- würfeim GrundewörtlichaufdieScheibenübertragen

    wurden, hat sich der Glasmaler Freiheiten in der Zei-chenweise erlaubt, die dem Charakter der Vorlagen inTeilen durchaus zuwiderlaufen: Der konsequente Ver-zicht auf Kreuzlagen, der in der zweiten Gruppe derEntwurfszeichnungendie ächenha e Erscheinung sobetontbestimmtundin derReduzierung aufdas klareLiniengerüst von Kontur und Binnenzeichnung, wieerwähnt, mit der Annäherung an die „materialgerech-te Darbietung für den Glasmaler“ begründet wordenist, wurde im Gegenteil gerade in der glasmalerischenÜbertragung keineswegs berücksichtigt. Der Glasma-ler arbeitete sogar vorwiegend mit einer durchgehendgleichförmigen, groben und schematischen Kreuz-

    schraffur, die – den Formen weitmaschig aufgesetzt –kaum die Suggestion von natürlichen Licht– undSchattenzonen hervorru . Neben dieser positivenSchwarzlottechnik werden aus dem ächig grauenHalbton mit Hilfe einer spitzen Nadel zusätzlicheKreuzlagen radiert, die den Eindruck von Volumenunterstreichen sollen.

    Dieser handschri liche Personalstil des Glasmalers,der nicht direkt aus den Zeichnungsvorlagen des Be-nediktzyklus abzuleiten ist, lässt sich innerhalb der

    Nürnberger Glasmalerei der Dürerzeit über einen län-gerenZeitraum verfolgen. Die jeweils zugrundeliegen-den Entwürfe wurden in den nachweisbaren Fällenzwar weitgehend getreu umgesetzt, aber stets auf die-selbe derbzeichnerische Weise modi ziert. Von einer

    Entwicklung im eigentlichen Sinne – orientiert an derunterschiedlichen Zeichenweise der im Einzelfallbenutzten Vorlagen – kann hier, ab Mitte der er Jahre bis etwa 5 , nur sehr bedingt gesprochen wer-den. Es bleibt zu überlegen, ob diese Kontinuität derglasmalerischen Technik und Handschri als einSpezi kum der Kabinett– und Grisaillescheibenmale-reidurcheinebestimmteWerkstattzu erklären istoderob es innerhalb der die damalige Produktion quasimonopolistisch beherrschenden Werkstatt des Nürn-berger Stadtglasers VeitHirsvogel vielleichteine geson-derte Spezialabteilung bzw. einen Spezialisten fürkleinformatige Au räge gegeben hat. Sollte die für

    den Kreuzgang bestimmte Erstausführung des Bene-diktzyklus indessen nicht im selben kleinen Format,sonderngrößer undfarbig ausgeführtwordensein,wieaufgrund derobenangesprochenenIndiziennichtaus-geschlossen werden kann, dann wird man sich einesolche Ausführung maltechnisch eher in der Art desBamberger Fensters in St.Sebald von 5 /2 vorzustel-len haben, das in den gürlichen Partien ebenfalls auf Entwürfen Dürers basiert6.

    zeichnungen großer Meister. Leipzig 5, S. , Nr.

    (Dürer).– Moriz ausing: Dürer. GeschichteseinesLebensundseiner Kunst. Leipzig 7 , S. 2 , Anm. 2 (älterer Meis-ter). – Franz Wickhoff: Rezension von Charles Ephrussi:Albert Dürer et sesdessins.In: Zeitschri fürbildendeKunst,Bd. 7, 2,S.2 7 (HansBaldungGrien).– Moriz ausing:Dürer. Geschichte seines Lebens und seiner Kunst. 2 Bde.,2. Au ., Leipzig , Bd. , S. 277 (Meister der RevelationesSanctae Brigittae). – Wilhelm Schmidt: Zur Kenntnis desHans Schäuffelein. In: Repertorium für Kunstwissenscha ,Bd. , 3, S. 3 (Hans Schäufelein). – Josef Schönbruner–Josef Meder: Handzeichnungen alter Meister aus derAlbertina und anderen Sammlungen. Bd. 5, Wien ,Nr. 55 , 575 (Oberdeutsche Schule, unbekannter Meister). –CampbellDodgson:Catalogueof early German andFlemish

    Woodcuts preserved in the Department of Prints and Draw-ings in the BritishMuseum.Bd. ,London 3,S.5 2(Wolf Traut). – Franz Bock: Die Werke des Matthias Grünewald.München , S. 2 –2 3, Anm. (anonymer Meister

    ibliogra e

    Gustav Friedrich Waagen: Galleries and Cabinets of Art inGreat Britain. London 57, S. 3 –3 (Dürer). – BernhardHausmann: Albrecht Dürers Kupferstiche, Radierungen,Holzschnitte und Zeichnungen unter besonderer Berück-sichtigung der dazu verwandten Papiere und deren Wasser-zeichen. Hannover , S. – 5 (Dürer). – Rudolph Wei-gel: Die Werke der Maler in ihren Handzeichnungen.BeschreibendesVerzeichnisderin Kupfergestochenen, litho-graphierten und photographierten Facsimiles von Original-

    0

    193-226_Kap11_Scholz.indd 220 23.11.09 14:49

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    29/34

    zwischen Dürer und Grünewald). – Werner Weisbach: Der junge Dürer. Leipzig , S. 7 (Brigittenmeister). – Fried-rich Dornhöffer: Rezension von Weisbach . In: Kunst-geschichtliche Anzeigen, Bd. 3, , S. 7– (Brigitten-meister). – Arpad Weixlgärtner: Rezension von Weisbach

    . In: Mitteilungen der Gesellscha für vervielfältigendeKunst, Beil. der Graphischen Künste, Bd. 2 , , S. (Meister der Albertina-Passion = Brigittenmeister). – Chris-tian Rauch: Die Trauts. Straßburg 7, S. 2 –22, Anm. 3(Hans von Kulmbach). – Heinrich Röttinger: Hans Wecht-lin. In: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen desallerhöchstenKaiserhauses,Bd. 27, 7, S. –-5 , hierS. – ,

    –2 (Hans Wechtlin).– DanielBurckhardt:DürerundderMeister der Bergmannschen Offizin. In: Jahrbuch der Preu-ßischen Kunstsammlungen, Bd. 2 , 7, S. 7 (anonymerMitarbeiterDürersamBaslerTerenzundanden RevelationesSanctae Brigittae). – Campbell Dodgson: Holzschnitte zuzwei Nürnberger Andachtsbüchern aus dem Anfange des

    . Jahrhunderts. In: Graphische Gesellscha , Bd. , Berlin, S. 3– , 2 (Meister derSt.-Benedikt-Legende).– Arpad

    Weixlgärtner: Neuere Dürer-Literatur. In: Mitteilungen derGesellscha für vervielfältigende Kunst, Beil. der Graphi-schen Künste, Bd. 33, , S. 3– , 5 (Anonymus unterDürers Ein uss). – Franz Stadler: Michael Wolgemut undder Nürnberger Holzschnitt im letzten Drittel des 5. Jahr-hunderts. Straßburg 3, S. 2 ,2 (Meister derBergmann-schen Offizin, dem frühen Cranach verwandt). – Max Loss-nitzer: Rezension von Stadler 3. In: Monatshe e fürKunstwissenscha , Bd. 7, ; S. 7 –7 , hier S. 73 (Bene-diktmeister, tätig in der Werkstatt Dürers). – Gustav Pauli:Rezension von Max J. Friedländer: Handzeichnungen deut-scher Meister in der Herzoglich Anhaltinischen Behörden-bibliothekzu Dessau.In:Repertorium fürKunstwissenscha ,Bd.37, 5, S. 337–33 (Dürer).– MaxJ.Friedländer: Dürer

    und sein Doppelgänger. In: Kunstchronik, N.F. Bd. 2 , ,Sp. 3 5–3 (Dürer). – Campbell Dodgson: Another Draw-ing of the Life of S. Benedict. In: Burlington Magazine,Bd. 32, , S. –5 (Dürer?). – Max J. Friedländer:Albrecht Dürer,derKupferstecherund Holzschnittzeichner.Berlin , S. 3 (Dürer). – Arpad Weixlgärtner: Bemer-kungenzu denumstrittenenJugendarbeitenAlbrechtDürers.In:MitteilungenderGesellscha fürvervielfältigendeKunst,Bd. 3, 2 , S. 33–52, bes. S. (Benediktmeister = Brigit-tenmeister). – Elfried Bock: Ergänzungen zu Dürers Jugend- werk. In: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen,Bd. , 2 , S. 2 (Dürer). – Ders.: Die deutschen Meister.Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen (DieZeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett). 2 Bde.,Berlin 2 ,Bd. ,S.23,Nr. 7(Dürer).–MartinWeinberger:NürnbergerMalerei.An derWendezurRenaissanceunddieAnfängederDürerschule.Straßburg 2 , S. – 57, –(Kulmbach). – Edmund WilhelmBraun: Hans Baldung und

    der Benediktmeister. In: Mitteilungen der Gesellscha für vervielfältigende Kunst, Bd. 7, 2 , S. – 7 (Baldung). –Heinrich Röttinger: Dürers Doppelgänger. Straßburg 2 ,S. 2 –27 (Peter Vischer d.Ä.). – Max J. Friedländer: Re-zension von Röttinger 2 . In: Jahrbuch für Kunstwissen-scha , Bd. , 27, S. 2 –27 (Dürer-Werkstattgut).– Eber-hard Freiherr Schenk zu Schweinsberg: Eine ausgeführteScheibe aus dem Nürnberger Benediktzyklus. In: BerlinerMuseen, Berichte aus den Preußischen Kunstsammlungen,Beiblatt zum Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen,Bd. , 27, H. 2, S. 3 –3 (drei eigenhändige EntwürfeDürers in Wien, Paris und London, der Rest Kopien nachausgeführten Scheiben). – Friedrich Winkler (Hg.)–Fried-rich Lippmann: Zeichnungen von Albrecht Dürer in Nach-bildungen.Bd. , Berlin 27, Nr. 2, 7(Dürer).– Hilde-gard Zimmermann: Der »Birgitten-Meister« – PeterVischer? In: Nordisk Tidskri för bok- och biblioteksväsen,Bd. , 27, S. 7– , hier S. 2– (unentschieden). – Nico-laas Beets: Ein Karton Albrecht Dürers. In: Zeitschri fürbildende Kunst, Bd. , 27/2 , S. 7–2 , bes. S. 7–(Dürer). – Hans Tietze–Erika Tietze-Conrat: KritischesVerzeichnis der Werke Albrecht Dürers. Bd. : Der jungeDürer. Augsburg 2 , S. 3 5–377 (Umkreis Kulmbachs). –Campbell Dodgson–Karl eodor Parker: Guide to the

    Woodcuts, Drawings and Engravings of Albrecht Dürer intheDepartment ofPrintsand Drawings.Ausst.Kat.London

    2 , S. 2 f., Nr. ff. („by Dürer, shortly before 5 “).– Erich Römer:Die neueDürer-Literatur. In:AlbrechtDürer– Festschri derinternationalenDürer-Forschung. Hrsg. vomCicerone. Berlin 2 , S. 2 (Umzeichnungen des Glas-malersnachEntwürfenDürers)– AlbrechtDürer. Ausst.Kat.Nürnberg, Germanisches Museum. 2. Au ., Nürnberg 2 ,Nr. 7 (Dürer). – HermannBeenken: RezensionvonWilly Kurth: Albrecht Dürers sämtliche Holzschnitte. In: Reper-

    torium für Kunstwissenscha , Bd. 5 , 2 , S. 2 –25 , bes.S. 2 –2 7 (Benediktmeister = Zeichner des Basler Holz-stöcke des Terenz). – Ernst Holzinger: Untersuchungen zurFrage von Dürers Basler Stil. Phil. Diss. München 27.Rudolstadt 2 , S. 35– (Reißer für die Quatuor Libri

    Amorum des Conrad Celtis). – Eduard Flechsig: AlbrechtDürer. Sein Leben und seine künstlerische Entwicklung.2 Bde., Berlin 2 – 3 , Bd. 2, S. 3 (Schäufelein, um

    5 5/ ).– HansTietze–ErikaTietze-Conrat in: DieZeich-nungender deutschenSchulen biszum Beginn desKlassizis-mus. Ausst.Kat. Wien.Wien 33, Nr. 77 (Benedikt-Meister,Anfang . Jh.). – Friedrich Winkler: Die ZeichnungenAlbrecht Dürers. Bd. ,Berlin 3 ,S. 3 – , Nr. –2(Dürer, um 5 ). – Louis Démonts: Musée du Louvre –Inventaire général des dessins des écoles du nord: Écolesallemande et suisse. Bd. ,Paris 37/3 , S. 25,Nr. (Schäu-felein?). – W. Voss: Eine Himmelskarte aus dem Jahr 5 3mit demWahrzeichen desWienerPoetenkollegiums alsVor-

    193-226_Kap11_Scholz.indd 221 23.11.09 14:49

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    30/34

    lage Albrecht Dürers. In: Jahrbuch der Preußischen Kunst-sammlungen, Bd. , 3, S. – 5 , bes. S. . – ErwinPanofsky: Albrecht Dürer. 2 Bde., 3. Au ., Princeton ,S. – 5, Nr. 7 – (Dürer-Werkstatt, um 5 ).– Fried-rich Winkler: Benedikt-Meister. In: Ulrich ieme–FelixBecker:AllgemeinesLexikonderbildenden Künstler. 37Bde.,Leipzig 7– 5 , Bd. 37, S. – (Dürer, um 5 ). –

    eodor Musper: Albrecht Dürer. Der gegenwärtige Standder Forschung. Stuttgart 53, S. 25, 2, 332 (Dürer). – Elisa-beth Dubler: Das Bild des heiligen Benedikt bis zum Aus-gang des Mittelalters. St. Ottilien 57, S. 5 , 77, (siehtkompositorische Abhängigkeiten von einer um 5 illus-trierten Augsburger Hs. der Bis-bini-Vita des hl. Benedikt).

    – FriedrichWinkler:Albrecht Dürer.Leben undWerk.Berlin57, S. (Dürer, um 5 ). – Lisa Oehler: Das geschleu-

    derteDürermonogramm.In:Marburger Jahrbuchfür Kunst- wissenscha , Bd. 7, 5 , S. 7 – 75 (Kulmbach, vor 5 ).– Edmund Schilling: Rezension von Winkler 57. In: Zeit-schri für Kunstgeschichte,Bd. 2 , , S. – 2,hier S.(Teile von einemanonymen Mitarbeiterder Glasmalerwerk-statt?). – HerwarthRöttgen in: Meister umAlbrecht Dürer.Ausst. Kat. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum,Nürnberg , S. 22 –222, Nr. 3 5–3 (Dürer). – KarlAdolf Knappe: Albrecht Dürer und das Bamberger Fensterin St. Sebald in Nürnberg. Erlangen , S. , Anm. 2 5(die ausgeführten Scheiben vertreten die jüngere Richtung der Hirsvogel-Werkstatt). – Karl Oettinger–Karl Adolf Knappe: Hans Baldung Grien und Albrecht Dürer in Nürn-berg.Nürnberg 3, S. 3 (Düreratelier, nach 5 ).– DieterKuhrmannin:DürerundseineZeit.ZeichnungenundAqua-relleaus denSammlungenBibliothecaAmbrosianaMailand,Bayerische Staatsbibliothek, Staatliche Graphische Samm-lungMünchen.Ausst.Kat. München,Staatliche GraphischeSammlung. München 7, S. 2 –2 , Nr. (Dürer). – Fritz

    Zink: Kataloge des Germanischen Nationalmuseums: Diedeutschen Handzeichnungen. Bd. : Die Handzeichnungenbis zur Mitte des . Jahrhunderts. Nürnberg , S. 2– 3,Nr. (Dürerschule, um 5 ). – Ursula Frenzel: Dürer alsEntwerfer für Glasmalerei. In: Albrecht Dürer 7 7 .Ausst. Kat. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum.Nürnberg 7 , S. 3 5–3 (Dürer, um ). – Wolfgang Hütt: Albrecht Dürer 7 bis 7 .Das gesamte graphische

    Werk. 3 Bde., München 7 , Bd. , S. 22 –23 (Dürer). – Walter Koschatzky–Alice Strobl: Die Dürerzeichnungen derAlbertina. Salzburg 7 , S. 2 (Dürer, um 5 ). – JohnRowlands: e GraphicWorkof AlbrechtDürer.Ausst.Kat.London, e BritishMuseum. London 7 , S. 2,Nr. – 3(Dürer, um 5 ).– Kurt Pilz:DieSt.Egidienkirchein Nürn-berg. Ihre Geschichte und ihre Kunstwerke. Nürnberg 72,

    S. – 7(Dürer, um 5 ). – Walter L. Strauss: e Com- plete Drawings of Albrecht Dürer. Bde., New York 7 ,Bd. , S. 2 –2 7 (Dürerschule, um 5 ). – Fedja Anze-lewsky–Hans Mielke: Die Zeichnungen alter Meister imBerliner Kupferstichkabinett: Albrecht Dürer. KritischerKatalog der Zeichnungen. Berlin , S. 2 –2 (Dürer). –Barbara Butts:AlbrechtDürer or Hans vonKulmbach?TwoDesigns for Altarpieces in the Albertina. In: Master Draw-ings,Bd.23/2 , ,S.5 7–52 ,bes.S.5 u.523(Dürer,um

    5 ).– John Rowlands–Giulia Bartrum: e Age of Dürerand Holbein. Ausst. Kat. London. London , S. 7 –72(Dürer, um 5 ). – Hartmut Scholz: Entwurf und Ausfüh-rung. Werkstattpraxis in der Nürnberger Glasmalerei derDürerzeit(CVMA Deutschland,Studien,Bd. ). Berlin ,S. – 2, 3– 7, 5 , 7 , 3 (Dürer, um ). – EmmanuelStarcky u. a.: Dessins de Dürer et de la Renaissance germa-nique dans la collection publiques parisiennes. Paris ,S. – ,Nr. (Schäufelein,um 5 ). – JohnRowlands–Giulia Bartrum: Drawings by German Artists and ArtistsfromGerman-SpeakingRegionsofEuropeintheDepartmentof Printsand Drawingsin theBritish Museum: e Fi eenthCentury and the Sixteenth Century by Artists born before

    53 . Bd. , London 3, S. , Nr. 2 (Dürer, um 5 ).Barbara Butts–Lee Hendrix: Painting on Light. Drawingsand Stained Glass in the Age of Dürer and Holbein. Ausst.Kat. LosAngeles–Saint Louis. LosAngeles2 ,S. 2– 5,Nr. – 7 (Dürer, um ). – Giulia Bartrum in: AlbrechtDürer and his Legacy. Ausst. Kat. London. London 2 2,S. 2– 3, Nr. 7 (Dürer, um ). – Fritz Koreny:AlbrechtDürer oderHansSchäufelein? EineNeubewertung des „Benediktmeisters“.In: Zeitschri desDeutschenVereinsfür Kunstwissenscha , Bd. 5 /57, 2 2/ 3, S. –(Schäufelein, um 5 5). – Ewald Jeutter in: Licht und Farbe.Eine Glasgemäldesammlung des 5. bis . Jahrhunderts aus

    dem Besitz der Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha.Ausst.Kat. SchlossCallenberg.Coburg2 3, Nr. 53(Dürer).– Barbara Butts: Albrecht Dürer and the Modernisation of StainedGlass. In:MasterDrawings,Bd. , 2 3, S. 3 –35 ,bes. S. 3 2–3 (Dürer, um ). – Matthias Mende in:Albrecht Dürer. Das druckgraphische Werk. Bearbeitet von Rainer Schoch, Matthias Mende und Anna Scher-baum. 3 Bde., München u.a. 2 –2 , Bd. 3, S. 2 (diZuschreibungsfrageanonymer Benediktmeister, Dürer oderSchäufelein ist gegenwärtig völlig offen). – Hartmut Scholzin: Meisterzeichnungen aus der Graphischen Samm-lung der Universität Erlangen-Nürnberg, Ausst. Kat. Nürn-berg, Germanisches Nationalmuseum. Nürnberg 2 ,S. 2 , Nr. 3 (diskutiert Bezüge zum Erlanger Leonhards-karton).

    193-226_Kap11_Scholz.indd 222 23.11.09 14:49

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    31/34

    nmerkungen

    Zur Forschungsgeschichte vgl. die ausführliche vorangestellteBibliogra e, die auch für die abgekürzt zitierte Literatur jeweilszu konsultieren ist. – Die Bezeichnung der Blätter im Text als W. 1 – W. 2 nach Winkler 1 .

    Vgl. Knappe 1 1. – Gottfried Frenzel: Entwurf und Ausführungin der Nürnberger Glasmalerei der Dürerzeit. In: Zeitschri fürKunstwissenscha , Bd. 15, 1 1, S. 1–5 . – Scholz 1 1. – Butts2 .

    3 Koreny 2 2/ .

    So etwa im Herbst 2 5 im Rahmen eines Symposiums an-lässlich der abgeschlossenen Restaurierung des StraubingerMosesfensters, dessen Entwurf kurz zuvor erstmals mit Dürerverbunden worden war, vgl. Hartmut Scholz: Albrecht Dürer und das Mosesfenster in St. Jakob in Straubing. Berlin 2 5 (separaterVorabdruck aus der Zeitschri des Deutschen Vereins für Kunst-wissenscha , Bd. 5 / , 2 5/ , S. 21 –242).

    Vgl. exemplarisch: Ludwig Grote. In: Meister um AlbrechtDürer. Ausst. Kat. Mürnberg, Germanischen Nationalmuseum.Nürnberg 1 1, S. 22. – Peter Strieder: Dokumente und Überlegun-gen zum Weg Hans Schäufeleins. In: Hans Schäufelein. Vorträge,gehalten anlässlich des Nördlinger Symposiums im Rahmen der

    . Rieser Kulturtage 1 . Nördlingen 1 , S. 2 . – Karl HeinzSchreyl: Hans Schäufelein. Das druckgraphische Werk. 2 Bde.,Nördlingen 1 , Bd. 1, S. 15. – Fedja Anzelewsky: Albrecht Dürer.Das malerische Werk. 2 Bde., Berlin 1 1, Bd. 1, S. 2 –24. –Matthias Mende: Albrecht Dürer – ein Künstler in seiner Stadt.

    Nürnberg 2 , S. 112. – Christof Metzger: Hans Schäufelin alsMaler. Berlin 2 2, S. 2– . – Anja Grebe: Meister nach Dürer.Überlegungen zur Dürerwerkstatt. In: Das Dürer-Haus. NeueErgebnisse der Forschung (Dürer Forschungen, Bd. 1). Nürnberg2 , S. 12 , ebenda auch Daniel Hess– omas Eser: „Der Erker,worin Dürer malte“. Fragen zur Örtlichkeit von Dürers künstleri-scher Arbeit, S. 1 1–1 2.

    6 Nürnberg, Stadtbibliothek, zu Nor. H. 1 . Für den Hinweisauf mögliche Funde in dem betreffenden Quellenkonvolut sei derLeiterin der Abteilung Handschri en und Alte Drucke in derNürnberger Stadtbibliothek, Frau Dr. Christine Sauer, sehr herz-lich gedankt.

    7 München, Bayerische Staatsbibliothek, 4o Inc. C. a. 1 1 ,fol. 241–245. Hierzu auch Richard Stauber: Die SchedelscheBibliothek. Ein Beitrag zur Geschichte der Ausbreitung der italie-nischen Renaissance, des deutschen Humanismus und der medizi-nischen Literatur. Hrsg. von Otto Hartig. Freiburg i.Br. 1 , S. 5.

    – Franz Machilek: Klosterhumanismus in Nürnberg um 15 . In:Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg,Bd. 4, 1 , S. 25. – Claudia Wiener: Chelidonius, Benedictus.

    In: Verfasserlexikon: Deutscher Humanismus 14 –152 . Bd. 1,Berlin–New York 2 , Sp. 4 4.

    8 Vgl. nochmals C. Wiener (Anm. ), Sp. 42 –4 . Auch der Bei-name Musophilus, dessen sich Chelidonius gelegentlich bediente,dür e als Hinweis auf die freundscha liche Verbundenheit und geistige Nähe zu Philomusus Jakob Locher zu verstehen sein, vgl.F. Machilek (Anm. ), S. 4.

    9 Auch diese sind in der nämlichen Inkunabel Schedels (Anm. )handschri lich nachgetragen. C. Wiener (Anm. ), S. 4 4, weistdarauf hin, dass Chelidonius im zugehörigen Schlussgedicht mitdem Titel Saphicum ad emulum seine Verse gegen Konkurrentenverteidigt, ein Topos, der durch den tatsächlichen Wettbewerb mitLochers Versen begründet gewesen sein dür e.

    0 Benannt nach ihrem Incipit „Bis bini iusti narrant vitamBenedicti“ (zweimal zwei Gerechte erzählen das Leben Bendikts).

    C. Wiener (Anm. ), S. 4 4 . – Zu den Bis-bini-Versen und derbildlichen Überlieferung vgl. P. Michael Huber O.S.B.: Die VitaIllustrata Sancti Benedicti in Handschri en und Kupferstichen.In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens, N.F. Bd. 1 , 1 , S. 4 – 2, bzw. Elisabeth Dubler: Das

    Bild des heiligen Benedikt bis zum Ausgang des Mittelalters.München 1 5 , bes. S. 5 –54.

    Auf der Basis des rekonstruierten idealen Grundrissplansdes ehemaligen Egidienklosters lassen sich im Querrechteckdes Kreuzgangs bei regelmäßiger Abfolge quadratischer Jocheallerdings maximal 1 Fensteröffnungen erschließen, dochkennen wir weder die Gestalt der Fenster (zwei- oder vierbahnig)noch die Zahl der Ausgänge in den Innenhof. Es steht nicht ein-mal fest, dass sich der Zyklus über alle vier Kreuzgangs ügelerstreckte.

    3 Das Pickertsche Besucherbuch vermerkt den Besuch von JohnL. Gardner und Isabella Stewart Gardner aus Boston am . August1 (Nürnberg, Stadtbibliothek, Nor. K. 44 , , fol. 1 v).

    Anton Paul Heinlein (1 15–1 5 Nürnberg) besaß eine umfang-reiche Sammlung von Öl- und Glasgemälden, die 1 2 versteigertwurde (Verzeichnis des Anton Paul Heinlein’schen ausgezeichne-ten Kunstcabinets, welches vom . April 1 2 an (…) am Haupt-markte zu Nürnberg durch den Auctionator J. A. Boerner (…)versteigert wurde, Nürnberg 1 2, S. 4 , Nr. 1 5–1 : „S. Chrysos-tomus in Distelstauden liegend; rechts vorne eine Frau, links einEngel mit dem Kötzel-Wappenschilde. Nach einer DürerischenZeichnung. In der Art einer getuschten Federzeichnung, hie und da mit Gelb. Hoch: ½ Z. breit 5¾ Z.“. Trotz falscher Deutungkann kaum ein Zweifel daran bestehen, um welche Darstellung essich hier gehandelt haben muss. Dieselbe Fehlinterpretation unter-lief übrigens wenige Jahre zuvor auch Joseph Heller: Das Lebenund die Werke Albrecht Dürers. Bamberg 1 2 , Bd. 2, S. im Fallder Darmstädter Kopie W. 2 : „Die Buße des heiligen Chrysosto-mus; im Vordergrund ist das Tetzelsche Wappen und eine sitzendeFrau. Eine zum Teil mit Farben ausgeführte Federzeichnung …“ –Zu Abraham Pickert und seinen Söhnen, die nicht nur Kunsthänd-ler, sondern zugleich Liebhaber und Sammler waren, vgl. neuer-dings: Norbert Jopek: Von „einem Juden aus Fürth“ zur

    „Antiquitätensammlung des verdienstvollen Herrn Pickert“. DieKunsthändlerfamilie Pickert und die Sammlungen des Germani-schen Nationalmuseums (1 5 –1 12). In: Anzeiger des Germani-schen Nationalmuseums, 2 , S. –1 5.

    3

    193-226_Kap11_Scholz.indd 223 23.11.09 14:49

  • 8/16/2019 Benediktzyklus in Nürnberg

    32/34

    Vgl. exemplarisch den außerordentlich gut dokumentiertenFall bei Corinne Schleif–Volker Schlier: Views and Voices from Within : Sister Katerina Lemmel on the Glazing of the Cloister atMaria Mai. In: Glasmalerei im Kontext – Bildprogramme und Raumfunktionen. Akten des XXII. Internationalen Colloquiumsdes Corpus Vitrearum, Nürnberg 2 4. Wissenscha liche Bei-bände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Bd. 25,2 5, S. 211–22 .

    6 Stadtarchiv Nürnberg, E 1: Genealogische Papiere Tetzel. Vgl.zuletzt Peter Fleischmann: Rat und Patriziat in Nürnberg. DieHerrscha der Ratsgeschlechter vom 1 . bis zum 1 . Jahrhundert(Nürnberger Forschungen 1). Nürnberg 2 , Bd. 2, S. – 4,

    – .

    7 Allerdings ist auch von der im Geschlechterbuch Konrads IV.Haller von 152 überlieferten gemeinsamen Fenstersti ung derHaller und Tetzel in der Tetzel-Kapelle nichts erhalten geblieben(Archiv der Frhr. Haller v. Hallerstein, Schloss Großgründlach,CCH-I, fol. 2 v).

    8 Vgl. Hartmut Scholz: Die mittelalterlichen Glasmalereien inMittelfranken und Nürnberg extra muros (Corpus VitrearumMedii Aevi Deutschland, Bd. X, 1). Berlin 2 2, Bd. 1, S. 2 – 5,

    bes. Abb. 2 .9 Gregorii Magni Dialogi Libri IV, a cura di Umberto Moricca.

    Rom 1 24, S. 1ff.; hierzu weiterführend: M. Huber (Anm. 11),S. 4 – . – E. Dubler (Anm. 11).

    0 „Im realen Leben begegnet der hl. Benedikt nirgends, und esmag zweifelha erscheinen, ob er überhaupt über die Erde schritt.“ Johannes Fried: Das Mittela lter – Geschichte und Kultur.München 2 , S. .

    Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine. Aus dem Latei-nischen übersetzt von Richard Benz. . Au ., Heidelberg 1 ,S. 2 –245.

    Archiv der Frhr. Haller v. Hallerstein, Schloss Großgründlach,CCH-I, fol. 2 v (für die Transkription habe ich Frhr. Bertold von Haller herzlich zu danken). Die Fensterverneuung AlexiusHallers den Älteren (gest. 15 1), seiner Söhne Alexius und Konrad sowie seines Vetters Stephan Haller (gest. 151 ) fügt sich idealzum überlieferten Datum 15 1 der Benediktfolge. Die „Verneuung“,die die gesamte Verglasung der Fenster einschließlich der farb-losen Butzenumgebung umfasste, ersetzte einen Vorläufer Con-rads II. (gest. 14 ) und Bertolds (gest. 144 ) aus der Bauzeitdes Kreuzgangs 141 –142 . – Vgl. auch Johann Gottfried Bieder-mann: Geschlechtsregister des hochadeligen Patriciats zuNürnberg (…). Bayreuth 1 4 , Tab. CI. bzw. Tab. XCVII., C. und CVIII.

    3 Forte capisterium actum cu(ra) plorat acerbe / Nutrix, mox re cit precibus : solidumq(ue) reponit (vgl. im Folgenden stets München,Bayerische Staatsbibliothek, 4o Inc. c. a. 1 1 , fol. 242–244). –Für die Überprüfung der lateinischen Transkriptionen und einegelungene deutsche Nachdichtung in Hexametern danke ich Dr.Michael Oberweis von der Arbeitsstelle Deutsche Inschri en (DI)der Mainzer Akademie der Wissenscha en und der Literatur sehrherzlich.

    Dum fugit illecebras mu(n)di : p(er)venit ad amne(m) / Desertumq(ue) specu(m) cura semotus ab omnj.

    E. Dubler (Anm. 11), S. 1 .

    6 Bislang wurde die 2 stets als Hinweis auf die z