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Stuttgarter Zeitung VerlagsgesellschaftmbH Plieninger Str. 150, 70567 Stuttgart Postfach 10 60 32, 70049 Stuttgart Redaktion: Chefredakteur: Joachim Dorfs StellvertretenderChefredakteur: Michael Maurer MitgliederderChefredaktion: Rainer Pörtner,Matthias Schmidt, AchimWörner ChefvomDienst: Matthias Schmidt ArtDirector: Dirk Steininger Ressortleiter: Politik: Rainer Pörtner; DieDritte Seite: DieterFuchs; Landespolitik/ Baden-Württemberg:Thomas Breining; Gesellschaft:JuliaSchröder; Wirtschaft: Michael Heller; Wissenschaft: Dr. Alexander Mäder; Stadt Stuttgart: Holger Gayer; Region Stuttgart: Achim Wörner; Kultur:Tim Schleider; Sport: PeterStolterfoht; RedaktionelleKoordination: Michael Maurer;Online:TobiasKöhler BerlinerRedaktion: Armin Käfer LeitendeRedakteure: Thomas Durchdenwald (Stuttgart undRegion),Dr. Stefan Geiger (PolitischerKorrespondent),Andreas Müller (Investigative Recherche) Reiner Ruf (Landespolitik) AnzeigenundSonderthemen: Stuttgarter Zeitung Werbevermarktung GmbH PlieningerStr. 150,70567Stuttgart Postanschrift: Anzeigenabteilung: Postfach 10 44 26,70039 Stuttgart Chiffrezuschriften: Postfach 10 44 27,70039 Stuttgart Sonderthemen: Postfach 10 44 21, 70039 Stuttgart Anzeigenleitung: Bernhard H. Reese, Anita Benesch (stv.) Sonderthemen: Barbara Wiesenhütter (Redaktion), Werner Swoboda (Anzeigen) Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 40 vom 1. 1. 2013. Druck: Pressehaus Stuttgart Druck GmbH, Plieninger Str. 150,70567 Stuttgart, Postfach10 38 23,70033 Stuttgart Wir verwenden Recycling-Papierund sind nach DIN EN ISO 14001:2005 zertifiziert. Leserservice: Stuttgarter Zeitung Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 43 54, 70038 Stuttgart Monatlicher Bezugspreis frei Haus durch Zusteller oder bei Postzustel- lung 33,90 Euro (einschl. 7% MwSt.). Portokosten für Reisenachsendun- gen täglich: Inland 0,80 Euro, Aus- land ab 1,90 Euro. Abbestellungen sind bis zum 5. eines Monats auf Monatsende schriftlich an den Le- serservice des Verlags zu richten. Bei einer zusammenhängenden Bezugsunterbrechung von drei Wochen wird der anteilige Bezugs- preis zurückerstattet. Bei Abbestel- lung eines Abonnements ist eine Gutschrift der anteiligen Abonne- mentgebühren für eine Lieferunter- brechung während des Laufs der Abbestellfrist nicht möglich. Bei Nichterscheinen infolge höherer Gewalt, Streik oder Aussperrung besteht kein Anspruch auf Entschä- digung. Jeder Freitagsausgabe – bei Feier- tagen abweichend – liegt das Fern- sehmagazin „rtv“ bei. Sonntags wird Abonnenten im Hauptverbreitungsgebiet die 7. Ausgabe „Sonntag Aktuell“ zugestellt. Bei Postbeziehern liegt „Sonntag Aktuell“ der Montags- ausgabe bei. Die Stuttgarter Zeitung ist amtliches Publikationsorgan der Baden-Württembergischen Wertpapierbörse. Impressum D ie Eigner der Landesbank Baden- Württemberg (LBBW) sträuben sich gegen die von der EU verlangte Umwandlung des öffentlich-rechtlichen Instituts in eine Aktiengesellschaft. Alle Eigentümer – Sparkassen, Land und die Stadt Stuttgart hätten einen entspre- chenden Antrag bei der EU-Kommission gestellt, sagte Peter Schneider, Präsident des Landessparkassenverbandes. Die Ver- handlungen sollten im Herbst fortgesetzt werden, so dass eine Vereinbarung bis Jah- resende möglich wäre. Die Kommission be- stätigte die Gespräche. Die EU hatte die Änderung der Rechts- form zur Auflage gemacht, als die LBBW 2009 mit Milliardenhilfen ihrer staatlichen Eigner gerettet werden musste. Damit und mit weiteren Änderungen der Führungs- struktur wollte die Kommission erreichen, dass der politische Einfluss auf die Bank endet und diese nach rein betriebswirt- schaftlichen Kriterien geführt wird. Da die drei Eigentümer ihre Anteile nicht verkau- fen wollen, wäre der Schritt rein formaler Natur und aus Sicht der LBBW-Eigner überflüssig. „Die Umwandlung kostet uns Geld und bringt gar nichts“, sagte Schnei- der. Eignerkreisen zufolge geht es um einen dreistelligen Millionenbetrag, vor allem für Anwalts- und Notarkosten. Im Übrigen ha- be keine andere kriselnde Landesbank die Rechtsform ändern müssen. Um die Kom- mission milde zu stimmen, bieten die Eig- ner an, die neuen Führungsstrukturen dauerhaft festzuschreiben. So musste auf Wunsch der EU ein Aufsichtsrat mit einem Drittel externer Vertreter anstelle des maßgeblich von Politikern besetzten Ver- waltungsrates geschaffen werden. Mit dem Geschäftsverlauf des ersten Halbjahres sind die 53 Sparkassen im Land Schneider zufolge zufrieden. Das Kreditvo- lumen legte – befeuert durch die Nachfrage nach Immobilienkrediten – auf den Re- kordwert von 104,7 Milliarden Euro zu. Für das Gesamtjahr erwarte der Verband er- neut ein gutes Ergebnis, auch wenn es an- gesichts der niedrigen Zinsen wohl etwas unter dem des vergangenen Jahres (Be- triebsergebnis vor Bewertung: 1,9 Milliar- den Euro) liegen werde. „Wir kommen im- mer stärker unter Ertragsdruck“, sagte Schneider. Sparer könnten auf absehbare Zeit nicht mehr mit Zinsen über einem Prozent rechnen. Die Kunden setzten des- halb wieder stärker auf Wertpapiere. rtr Auflagen Der öffentlich-rechtliche Status soll erhalten bleiben. Jetzt wird mit der EU verhandelt. LBBW-Eigner wollen keine AG Frankreich Autozulassungen im Juli höher Die gebeutelten französischen Autobauer können aufatmen: Im Juli kletterten die Neuzulassungen nach langer Talfahrt um 0,9 Prozent auf 150 248 Pkw, teilte der fran- zösische Autoherstellerverband in Paris mit. Vor allem Renault legte bei den Zulas- sungszahlen mit dem kompakten Gelände- wagenmodell Captur zu und lieferte im ver- gangenen Monat 4,7 Prozent mehr Autos an die Kunden aus. Der mit Daimler und Nissan verbandelte Hersteller rettete sich im ersten Halbjahr mit einem hauchdün- nen Überschuss knapp in die Gewinnzone. Aus den Werken des weiterhin rote Zahlen schreibenden Herstellers Peugeot rollten im Juli 0,9 Prozent mehr Neuwagen. Trotz dieser ersten Anzeichen für die lange herbeigesehnte Erholung bleiben die französischen Autobauer pessimistisch für 2013: Der Herstellerverband rechnet bis Jahresende mit einem Rückgang der Neu- zulassungen um acht Prozent. Per Ende Ju- li summiert sich das Minus auf 9,7 Prozent: Lediglich 1,08 Millionen neue Pkw wurden im bisherigen Jahresverlauf in Frankreich zugelassen. Deutlich negativ machte sich im Juli der von der französischen Regie- rung im Streit um ein Kältemittel für Kli- maanlagen angeordnete Zulassungsstopp für einige Modelle von Mercedes-Benz be- merkbar: Die Verkaufszahlen der Daimler- Marke sanken um 6,8 Prozent. Konkurrent BMW lieferte hingegen in Frankreich 8,8 Prozent mehr Neuwagen aus. rtr „Ein gutes Produkt allein reicht nicht“ N ein, Maria Kaiser arbeitet heute als Selbstständige nicht weniger als zu ihrer Zeit als Angestellte. „Wahr- scheinlich sogar mehr“, räumt sie ein – aber mit einem entscheiden- den Unterschied: „Ich kann jetzt besser pla- nen.“ Dadurch bleibt der Mutter von zwei acht- und 17-jährigen Söhnen mehr Zeit, am Familienleben teilzunehmen. „Ich arbeite tagsüber, wenn die Kinder in der Schule sind, und manchmal abends, wenn sie schon schlafen.“ Auch für Freizeitbeschäftigun- gen findet sich heute Raum. Die 42-Jährige engagiert sich ehrenamtlich im Forum der Kulturen Stuttgart und macht Zumba. Die Stuttgarterin mit den chilenischen Wurzeln schüttelt den Kopf, wenn sie sich an die Zeit erinnert, in der sie für ein Unternehmen 18 Wo- chen im Jahr im Ausland unterwegs war. Ihre Eltern seien damals aus Lörrach nach Stuttgart gezogen, um sie und ihren Ehemann Ralf, als Agraringenieur auch viel auf Reisen, bei den Kindern zu unterstützen. „Die Großfami- lie war damals ein Hochleis- tungsbetrieb. Alle waren sehr angespannt und ich selbst bin an die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit gekommen“, sagt Maria Kaiser. Nach dem Studium der Agrarwissen- schaften an der Uni Hohenheim hatte sie zunächst immer wieder nur befristete Stel- len gefunden, während ihre männlichen Studienkollegen direkt eingestellt wurden. „Es war frustrierend zu sehen, wie die Män- ner an mir vorbeizogen. Ich fühlte mich be- nachteiligt trotz meiner gleichwertigen MINT-Ausbildung und zum Teil auch über- qualifiziert für meine damaligen Tätigkei- ten“, sagt sie. In Vorstellungsgesprächen habe es keine Rolle gespielt, dass sie die „Idealbesetzung“ für eine Stelle gewesen sei. Sie war eine Frau, noch dazu die Mutter eines Babys. Erst nach einem weiteren Stu- dium, dass sie mit einem betriebswirt- schaftlichen MBA abschloss, fand sie schließlich feste Arbeit bei einem Stuttgar- ter Importeur für pflanzliche Öle, wo sie fünf Jahre geblieben ist. Kurz vor ihrem 40. Geburtstag fasste die Naturwissenschaftlerin den Entschluss, ihrem (Berufs-)Leben eine andere Wen- dung zu geben. Sie gab das sichere Beschäf- tigungsverhältnis auf und machte sich nach kurzen Zeit in der Arbeitslosigkeit selbst- ständig. „Ich war mir anfangs gar nicht si- cher, ob ich das wirklich will – immerhin ist es ein großes Risiko“, sagt sie. Kontakte zu möglichen Auftraggebern hatte sie zwar, dennoch schwirrten ihr immer wieder die- selben Fragen im Kopf herum: Was biete ich an und zu welchen Preis, damit meine Kunden zugreifen? Bekomme ich die Auf- träge auch bezahlt? Finde ich nach den Pro- jekten neue Auftraggeber? Wie versichere ich mich? In administrativen Fragen war die Arbeitsagentur ein Ansprechpartner, von der sie auch einen Grün- dungszuschuss erhalten hat. Der Start gelang ausgerech- net mit einem chilenischen Hersteller von Pflanzenölen als Partner, den sie bei seinem Einstieg in den deutschen Markt begleitete. Als Tochter eines deutschen Entwick- lungshelfers und einer chileni- schen Mutter ist sie in Chile aufgewachsen und erst mit 15 Jahren nach Deutschland ge- kommen. „Ich beherrsche beide Sprachen und verstehe die Mentalitäten, außerdem kenne ich die Qualitätsanforderungen auf dem deutschen Markt.“ Reisen führten sie seitdem häufig nach Lateinamerika oder nach Spanien, aber auch nach Australien. Ihren heutigen Job beschreibt Maria Kaiser wie folgt: „Ich bringe Unternehmen zusammen, die zusammen passen.“ In die- sen Tagen geht ihr kleines Life Sciences-Be- ratungsunternehmen Kaiserqualität ins vierte Jahr. Sie beschäftigt eine Angestellte und nimmt über das Erasmus-Programm immer wieder ausländische Kollegen für ei- nige Monate in ihren Plieninger Büroräu- men auf. „Ich brauche Leute um mich he- rum, der fachliche Austausch ist mir sehr wichtig.“ Als Expertin für Naturkosmetik begleitet sie kleine und mittelständische Unternehmen aus der Biobranche, die hochwertige Rohstoffe für Naturkosmetik produzieren oder vertreiben. Ein aktuelles Beispiel ist Bio-Mango- Butter. Diesen neuen Rohstoff für Kosme- tikprodukte wie Sonnencremes oder Lip- penbalsam hat sie in den vergangenen zwei Jahren gemeinsam mit dem Familienbe- trieb All Organic Trading aus Kempten ent- wickelt. Sie beschreibt die Vorzüge gegen- über konventionellen Rohstoffen: „Die But- ter ist viel feiner, sie zieht schneller ein, glänzt nicht so und hat eine kühlende Wir- kung.“ Die Mangos aus Burkina Faso sind fair gehandelt. Kaisers Aufgabe in der Ko- operation ist unter anderem, das neue Pro- dukt auf Messen vorzustellen, in Facharti- keln zu beschreiben und Kunden für die Weiterverarbeitung zu gewinnen. Außer- dem kontrolliert sie die Qualität der Pro- duktion. „Wenn sie die Butter ohne Chemie verarbeiten wollen, müssen sie sehr auf die Prozesse achten.“ Maria Kaiser wünscht sich mehr Fir- men wie den Allgäuer Mittelständler als Part- ner. In Baden-Würt- temberg konnte sie bis- lang keinen Kunden akquirieren. „Ich wür- de gerne mehr lokal und regional arbeiten.“ Sie ist überzeugt, dass ihre Dienste langfris- tig gefragt sein werden: „Ein gutes Produkt allein reicht nicht. Die Vermarktung ist das A und O.“ In den nächsten beiden Jahren will sie ihr kleines Unternehmen etablieren, vielleicht sogar personell aufstocken. Wie es danach weitergeht? Gut möglich, dass sie eines Tages auch wieder in einer Firma an- heuert. Ihre Erfahrungen als eigene Chefin könnten von Vorteil sein. // Bereits erschienene Teile der Serie finden Sie auch unter http://stzlinx.de/startklar Kaiserqualität Die Naturwissenschaftlerin Maria Kaiser berät die Hersteller von Rohstoffen für Naturkosmetik. Von Thomas Thieme Startklar Die Serie über Gründer Der Zuschuss für den Gründer F ast jeder vierte Existenzgründer ist zum Zeitpunkt der Gründung arbeitslos. Diese Zahl des Grün- dungsmonitors 2012 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bezieht sich auf Selbstständige im Vollerwerb. Die erfolglo- se Suche nach einem passenden Arbeits- verhältnis ist oft der Grund für diese Men- schen, den Weg in die Selbstständigkeit einzuschlagen. Und dieser Weg muss kei- neswegs in der Sackgasse enden: Laut KfW- Monitor existieren zwei Drittel der Unter- nehmensgründungen auch noch drei Jahre nach dem Start. Nur ein Drittel der Grün- der ist dann in ein Beschäftigungsverhält- nis gewechselt oder wieder arbeitslos. Eine langfristige Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) hat ergeben, dass nur die wenigsten „arbeitslosen Existenzgründer“ allein aus Existenznot heraus handeln. „Nur zwölf Prozent der Arbeitslosen machen reine Notgründungen“, sagt Alexander Kritikos vom DIW. Bei den meisten stehe zumindest ein weiteres Motiv hinter der Gründung, etwa die Entdeckung einer Marktlücke, der Wunsch, sein eigener Chef sein zu wollen, oder das Vorhandensein eines Kunden- stammes zu Beginn der Gründung. Sind die Idee und der Antrieb, sich selbstständig zu machen, schon während der Berufstätig- keit gereift, steigert dies die Erfolgsaus- sichten zusätzlich. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) kann Erwerbslosen, die den Schritt in die Selbst- ständigkeit wagen, einen Gründungszu- schuss gewähren. 2011 hat die BA diesen Zuschuss knapp 134 000 Mal ausgezahlt. Damit werden Arbeitslosengeldempfänger über einen Zeitraum von 15 Monaten in zwei Phasen gefördert. In den ersten sechs Monaten erhält der Gründer neben seinem Arbeitslosengeld eine monatliche Pauscha- le von 300 Euro, um sich in der Sozialversi- cherung absichern zu können. In der zwei- ten Phase wird weitere neun Monate lang nur noch die 300-Euro-Pauschale gezahlt. Seit Ende 2011 besteht kein Rechtsan- spruch mehr auf diesen Gründungszu- schuss. Die Förderung ist eine Ermessens- leistung und wird nur dann gewährt, wenn der Gründer ein tragfähiges Konzept vorle- gen kann. Mit dem Antrag auf den Grün- dungszuschuss bei der BA muss die Stel- lungnahme einer fachkundigen Stelle ein- gereicht werden. Als solche gelten etwa Industrie- und Handelskammern, Hand- werkskammern, Fachverbände, Wirt- schaftsprüfer sowie Banken und Sparkas- sen. Notwendige Voraussetzungen sind beispielsweise ausreichende fachliche Kenntnisse, kaufmännisches Know-how und eine konkurrenzfähige Geschäftsidee. Förderung Wer sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig macht, muss ein tragfähiges Konzept vorlegen. Von Thomas Thieme Die Deutsch-Chilenin Maria Kaiser beschäftigt sich aktuell mit Mangos aus Burkina Faso, die zu Körperbutter verarbeitet werden. Foto: Horst Rudel Anspruch Früher musste Naturkosmetik vor allem verträglich sein und auf natürli- chen Rohstoffen basieren – zum Beispiel auf pflanzlichen Ölen, Fetten und Aromen, im Idealfall aus einem kontrolliert ökologischen Anbau. Doch das allein reicht inzwischen nicht mehr aus. „Die Kunden wollen mehr“, sagt Branchen- expertin Elfriede Dambacher, die unter anderem das Jahrbuch Naturkosmetik herausgibt. Der Naturkosmetik-Markt in Deutschland sei mittlerweile auf allen Preisebenen ange- kommen. Zugleich seien die Ansprüche an die Produkte gestiegen. Zum Beispiel bei Gesichtscreme: Sie muss nicht nur verträglich, sondern auch für spezielle Hauttypen und Bedürfnisse wie Anti-Pickel oder Anti-Aging geeignet sein. Branche Zu den großen Markt- teilnehmern in Deutschland gehören Hersteller wie Weleda, Wala, Laverana, Annemarie Börlind oder Logocos. Weleda mit Sitz im schweizerischen Arlesheim bestätigt den Trend zu anspruchsvolleren Produk- ten. „Es gibt von der Leistungs- fähigkeit immer mehr eine Annäherung von Naturkosme- tik und konventioneller Kosmetik – und das gelingt auch in vielen Bereichen“, meint Weleda-Vorstandsmit- glied Andreas Sommer. Das Umsatzvolumen der Branche lag im vergangenen Jahr bei rund 860 Millionen Euro. dpa BELIEBTE NATURKOSMETIK „Ich bin an die Grenzen meiner Leistungs- fähigkeit gekommen.“ Maria Kaiser über ihr Familienleben vor der Selbstständigkeit SERIENFAHRPLAN Gründergeist Die Zahl der Jungunternehmer im Land geht seit Jahren zurück. 27.07. Enpatech Verhandlungskniffe, die aus dem Universitätslabor stammen 30.07. Kaiserqualität Netzwerken für Naturkosmetik- unternehmen Heute Leaserad Dienstfahrräder für Arbeitnehmer, finanziert von der Crowd Veganz Raus aus dem Weltkonzern, rein in die Verwirklichung eigener Ideale. Buy or burn Shopping-Ratschläge aus dem sozialen Netzwerk Immprove Der Schönheitssalon für schwer verkäufliche Immobilien Zukunftsfonds In Heilbronn finanzieren Unternehmerfamilien Existenzgründungen. Regiohelden Was ein Stuttgarter aus den Fehlern der ersten Gründung gelernt hat Polymedics Hilfe bei Verbrennungen – erst in der eigenen Firma ein Erfolg Deutsch-Dach Eine Gründerin dringt in die Männerdomäne Dachdeckerei vor Notion Systems Präzisionsdrucker für die Hightechindustrie Bürgerbahnhof Die Leutkircher sanieren als Genossenschaft ihren Bahnhof Schlussrätsel Eine geheimnisvolle Firma – der Erfinder, der zum Gründer wurde Zur Druckkontrolle 12 Nr. 177 | Freitag, 2. August 2013 STUTTGARTER ZEITUNG WIRTSCHAFT

ber Grnder wollen keine AG allein reicht nichtª · 2015. 3. 13. · nen.ª Dadurch bleibt der Mutter von zwei acht-und17-jh rigenSh nenmehrZeit,am Familienleben teilzunehmen. ¹Ich

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    Redaktion:Chefredakteur:JoachimDorfsStellvertretenderChefredakteur:Michael MaurerMitgliederderChefredaktion:Rainer Pörtner,Matthias Schmidt,AchimWörnerChefvomDienst:Matthias SchmidtArtDirector:Dirk Steininger

    Ressortleiter:Politik: Rainer Pörtner; DieDritteSeite: DieterFuchs; Landespolitik/BadenWürttemberg:ThomasBreining; Gesellschaft:JuliaSchröder;Wirtschaft: Michael Heller;Wissenschaft:Dr.AlexanderMäder;StadtStuttgart:HolgerGayer;RegionStuttgart:AchimWörner; Kultur:TimSchleider; Sport: PeterStolterfoht;RedaktionelleKoordination:MichaelMaurer;Online:TobiasKöhler

    BerlinerRedaktion: Armin Käfer

    LeitendeRedakteure:ThomasDurchdenwald(StuttgartundRegion),Dr. Stefan Geiger(PolitischerKorrespondent),AndreasMüller(InvestigativeRecherche)Reiner Ruf (Landespolitik)

    AnzeigenundSonderthemen:Stuttgarter ZeitungWerbevermarktung GmbHPlieningerStr. 150,70567StuttgartPostanschrift:Anzeigenabteilung: Postfach10 44 26,70039 StuttgartChiffrezuschriften: Postfach10 44 27,70039 Stuttgart

    Sonderthemen: Postfach 10 44 21,70039 StuttgartAnzeigenleitung:BernhardH.Reese,AnitaBenesch(stv.)Sonderthemen:BarbaraWiesenhütter(Redaktion),WernerSwoboda(Anzeigen)EsgiltdieAnzeigenpreislisteNr. 40 vom 1. 1. 2013.

    Druck:Pressehaus Stuttgart Druck GmbH,Plieninger Str. 150,70567 Stuttgart,Postfach10 38 23,70033 StuttgartWir verwenden RecyclingPapierund

    sind nach DIN EN ISO 14001:2005zertifiziert.

    Leserservice: Stuttgarter ZeitungVerlagsgesellschaft mbH,Postfach 10 4354,70038Stuttgart

    MonatlicherBezugspreis frei HausdurchZustelleroderbei Postzustellung33,90Euro(einschl.7% MwSt.).Portokosten für Reisenachsendungen täglich: Inland 0,80 Euro, Ausland ab 1,90 Euro. Abbestellungensind bis zum 5. eines Monats auf

    Monatsende schriftlich an den Leserservice des Verlags zu richten.Bei einer zusammenhängendenBezugsunterbrechung von dreiWochen wird der anteilige Bezugspreis zurückerstattet. Bei Abbestellung eines Abonnements ist eineGutschrift der anteiligen Abonnementgebühren für eine Lieferunterbrechung während des Laufs derAbbestellfrist nicht möglich. BeiNichterscheinen infolge höhererGewalt, Streik oder AussperrungbestehtkeinAnspruchaufEntschädigung.

    Jeder Freitagsausgabe – bei Feiertagen abweichend – liegt das Fernsehmagazin „rtv“ bei.Sonntags wird Abonnenten imHauptverbreitungsgebiet die7. Ausgabe „Sonntag Aktuell“zugestellt. Bei Postbeziehern liegt„Sonntag Aktuell“ der Montagsausgabe bei.Die Stuttgarter Zeitung istamtliches Publikationsorgander BadenWürttembergischenWertpapierbörse.

    Impressum

    D ie Eigner der Landesbank BadenWürttemberg (LBBW) sträubensich gegen die von der EU verlangteUmwandlung des öffentlichrechtlichenInstituts in eine Aktiengesellschaft. AlleEigentümer – Sparkassen, Land und dieStadt Stuttgart – hätten einen entsprechenden Antrag bei der EUKommissiongestellt, sagte Peter Schneider, Präsidentdes Landessparkassenverbandes. Die Verhandlungen sollten im Herbst fortgesetztwerden, so dass eine Vereinbarung bis Jahresende möglich wäre. Die Kommission bestätigte die Gespräche.

    Die EU hatte die Änderung der Rechtsform zur Auflage gemacht, als die LBBW2009 mit Milliardenhilfen ihrer staatlichenEigner gerettet werden musste. Damit undmit weiteren Änderungen der Führungsstruktur wollte die Kommission erreichen,dass der politische Einfluss auf die Bankendet und diese nach rein betriebswirtschaftlichen Kriterien geführt wird. Da diedrei Eigentümer ihre Anteile nicht verkaufen wollen, wäre der Schritt rein formalerNatur und aus Sicht der LBBWEignerüberflüssig. „Die Umwandlung kostet unsGeld und bringt gar nichts“, sagte Schneider. Eignerkreisen zufolge geht es um einendreistelligen Millionenbetrag, vor allem fürAnwalts und Notarkosten. Im Übrigen habe keine andere kriselnde Landesbank dieRechtsform ändern müssen. Um die Kommission milde zu stimmen, bieten die Eigner an, die neuen Führungsstrukturendauerhaft festzuschreiben. So musste aufWunsch der EU ein Aufsichtsrat mit einemDrittel externer Vertreter anstelle desmaßgeblich von Politikern besetzten Verwaltungsrates geschaffen werden.

    Mit dem Geschäftsverlauf des erstenHalbjahres sind die 53 Sparkassen im LandSchneider zufolge zufrieden. Das Kreditvolumen legte – befeuert durch die Nachfragenach Immobilienkrediten – auf den Rekordwert von 104,7 Milliarden Euro zu. Fürdas Gesamtjahr erwarte der Verband erneut ein gutes Ergebnis, auch wenn es angesichts der niedrigen Zinsen wohl etwasunter dem des vergangenen Jahres (Betriebsergebnis vor Bewertung: 1,9 Milliarden Euro) liegen werde. „Wir kommen immer stärker unter Ertragsdruck“, sagteSchneider. Sparer könnten auf absehbareZeit nicht mehr mit Zinsen über einemProzent rechnen. Die Kunden setzten deshalb wieder stärker auf Wertpapiere. rtr

    Auflagen Der öffentlichrechtlicheStatus soll erhalten bleiben.Jetzt wird mit der EU verhandelt.

    LBBWEignerwollen keine AG

    Frankreich

    Autozulassungenim Juli höherDie gebeutelten französischen Autobauerkönnen aufatmen: Im Juli kletterten dieNeuzulassungen nach langer Talfahrt um0,9 Prozent auf 150 248 Pkw, teilte der französische Autoherstellerverband in Parismit. Vor allem Renault legte bei den Zulassungszahlen mit dem kompakten Geländewagenmodell Captur zu und lieferte im vergangenen Monat 4,7 Prozent mehr Autosan die Kunden aus. Der mit Daimler undNissan verbandelte Hersteller rettete sichim ersten Halbjahr mit einem hauchdünnen Überschuss knapp in die Gewinnzone.Aus den Werken des weiterhin rote Zahlenschreibenden Herstellers Peugeot rolltenim Juli 0,9 Prozent mehr Neuwagen.

    Trotz dieser ersten Anzeichen für dielange herbeigesehnte Erholung bleiben diefranzösischen Autobauer pessimistisch für2013: Der Herstellerverband rechnet bisJahresende mit einem Rückgang der Neuzulassungen um acht Prozent. Per Ende Juli summiert sich das Minus auf 9,7 Prozent:Lediglich 1,08 Millionen neue Pkw wurdenim bisherigen Jahresverlauf in Frankreichzugelassen. Deutlich negativ machte sichim Juli der von der französischen Regierung im Streit um ein Kältemittel für Klimaanlagen angeordnete Zulassungsstoppfür einige Modelle von MercedesBenz bemerkbar: Die Verkaufszahlen der DaimlerMarke sanken um 6,8 Prozent. KonkurrentBMW lieferte hingegen in Frankreich 8,8Prozent mehr Neuwagen aus. rtr

    „Ein gutes Produktallein reicht nicht“

    N ein, Maria Kaiser arbeitetheute als Selbstständigenicht weniger als zu ihrerZeit als Angestellte. „Wahrscheinlich sogar mehr“,räumt sie ein – aber mit einem entscheidenden Unterschied: „Ich kann jetzt besser planen.“ Dadurch bleibt der Mutter von zweiacht und 17jährigen Söhnen mehr Zeit, amFamilienleben teilzunehmen. „Ich arbeitetagsüber, wenn die Kinder in der Schulesind, und manchmal abends, wenn sie schonschlafen.“ Auch für Freizeitbeschäftigungen findet sich heute Raum. Die 42Jährigeengagiert sich ehrenamtlich im Forum derKulturen Stuttgart und macht Zumba.

    Die Stuttgarterin mit den chilenischenWurzeln schüttelt den Kopf, wenn sie sichan die Zeit erinnert, in der siefür ein Unternehmen 18 Wochen im Jahr im Auslandunterwegs war. Ihre Elternseien damals aus Lörrachnach Stuttgart gezogen, umsie und ihren Ehemann Ralf,als Agraringenieur auch vielauf Reisen, bei den Kindern zuunterstützen. „Die Großfamilie war damals ein Hochleistungsbetrieb. Alle waren sehrangespannt und ich selbst binan die Grenzen meiner Leistungsfähigkeitgekommen“, sagt Maria Kaiser.

    Nach dem Studium der Agrarwissenschaften an der Uni Hohenheim hatte siezunächst immer wieder nur befristete Stellen gefunden, während ihre männlichenStudienkollegen direkt eingestellt wurden.„Es war frustrierend zu sehen, wie die Männer an mir vorbeizogen. Ich fühlte mich benachteiligt trotz meiner gleichwertigenMINTAusbildung und zum Teil auch überqualifiziert für meine damaligen Tätigkeiten“, sagt sie. In Vorstellungsgesprächenhabe es keine Rolle gespielt, dass sie die„Idealbesetzung“ für eine Stelle gewesensei. Sie war eine Frau, noch dazu die Muttereines Babys. Erst nach einem weiteren Studium, dass sie mit einem betriebswirtschaftlichen MBA abschloss, fand sieschließlich feste Arbeit bei einem Stuttgarter Importeur für pflanzliche Öle, wo siefünf Jahre geblieben ist.

    Kurz vor ihrem 40. Geburtstag fasste dieNaturwissenschaftlerin den Entschluss,ihrem (Berufs)Leben eine andere Wendung zu geben. Sie gab das sichere Beschäftigungsverhältnis auf und machte sich nachkurzen Zeit in der Arbeitslosigkeit selbstständig. „Ich war mir anfangs gar nicht sicher, ob ich das wirklich will – immerhin istes ein großes Risiko“, sagt sie. Kontakte zumöglichen Auftraggebern hatte sie zwar,dennoch schwirrten ihr immer wieder dieselben Fragen im Kopf herum: Was bieteich an und zu welchen Preis, damit meineKunden zugreifen? Bekomme ich die Aufträge auch bezahlt? Finde ich nach den Projekten neue Auftraggeber? Wie versichereich mich? In administrativen Fragen wardie Arbeitsagentur ein Ansprechpartner,

    von der sie auch einen Gründungszuschuss erhalten hat.

    Der Start gelang ausgerechnet mit einem chilenischenHersteller von Pflanzenölenals Partner, den sie bei seinemEinstieg in den deutschenMarkt begleitete. Als Tochtereines deutschen Entwicklungshelfers und einer chilenischen Mutter ist sie in Chileaufgewachsen und erst mit 15Jahren nach Deutschland ge

    kommen. „Ich beherrsche beide Sprachenund verstehe die Mentalitäten, außerdemkenne ich die Qualitätsanforderungen aufdem deutschen Markt.“ Reisen führten sieseitdem häufig nach Lateinamerika odernach Spanien, aber auch nach Australien.

    Ihren heutigen Job beschreibt MariaKaiser wie folgt: „Ich bringe Unternehmenzusammen, die zusammen passen.“ In diesen Tagen geht ihr kleines Life SciencesBeratungsunternehmen Kaiserqualität insvierte Jahr. Sie beschäftigt eine Angestellteund nimmt über das ErasmusProgrammimmer wieder ausländische Kollegen für einige Monate in ihren Plieninger Büroräumen auf. „Ich brauche Leute um mich herum, der fachliche Austausch ist mir sehrwichtig.“ Als Expertin für Naturkosmetikbegleitet sie kleine und mittelständischeUnternehmen aus der Biobranche, diehochwertige Rohstoffe für Naturkosmetikproduzieren oder vertreiben.

    Ein aktuelles Beispiel ist BioMangoButter. Diesen neuen Rohstoff für Kosmetikprodukte wie Sonnencremes oder Lippenbalsam hat sie in den vergangenen zweiJahren gemeinsam mit dem Familienbetrieb All Organic Trading aus Kempten entwickelt. Sie beschreibt die Vorzüge gegenüber konventionellen Rohstoffen: „Die Butter ist viel feiner, sie zieht schneller ein,glänzt nicht so und hat eine kühlende Wirkung.“ Die Mangos aus Burkina Faso sindfair gehandelt. Kaisers Aufgabe in der Kooperation ist unter anderem, das neue Produkt auf Messen vorzustellen, in Fachartikeln zu beschreiben und Kunden für dieWeiterverarbeitung zu gewinnen. Außerdem kontrolliert sie die Qualität der Produktion. „Wenn sie die Butter ohne Chemieverarbeiten wollen,müssen sie sehr auf dieProzesse achten.“

    Maria Kaiserwünscht sich mehr Firmen wie den AllgäuerMittelständler als Partner. In BadenWürttemberg konnte sie bislang keinen Kundenakquirieren. „Ich würde gerne mehr lokalund regional arbeiten.“Sie ist überzeugt, dass ihre Dienste langfristig gefragt sein werden: „Ein gutes Produktallein reicht nicht. Die Vermarktung ist dasA und O.“ In den nächsten beiden Jahrenwill sie ihr kleines Unternehmen etablieren,vielleicht sogar personell aufstocken. Wie esdanach weitergeht? Gut möglich, dass sieeines Tages auch wieder in einer Firma anheuert. Ihre Erfahrungen als eigene Chefinkönnten von Vorteil sein.

    // Bereits erschienene Teile der Serie findenSie auch unter http://stzlinx.de/startklar

    Kaiserqualität Die Naturwissenschaftlerin Maria Kaiser berätdie Hersteller von Rohstoffen für Naturkosmetik. Von Thomas Thieme

    StartklarDie Serie

    über Gründer

    Der Zuschuss für den Gründer

    F ast jeder vierte Existenzgründer istzum Zeitpunkt der Gründungarbeitslos. Diese Zahl des Gründungsmonitors 2012 der Kreditanstalt fürWiederaufbau (KfW) bezieht sich aufSelbstständige im Vollerwerb. Die erfolglose Suche nach einem passenden Arbeitsverhältnis ist oft der Grund für diese Menschen, den Weg in die Selbstständigkeiteinzuschlagen. Und dieser Weg muss keineswegs in der Sackgasse enden: Laut KfWMonitor existieren zwei Drittel der Unternehmensgründungen auch noch drei Jahrenach dem Start. Nur ein Drittel der Gründer ist dann in ein Beschäftigungsverhältnis gewechselt oder wieder arbeitslos.

    Eine langfristige Studie des DeutschenInstituts für Wirtschaftsforschung (DIW)und des Instituts zur Zukunft der Arbeit(IZA) hat ergeben, dass nur die wenigsten„arbeitslosen Existenzgründer“ allein ausExistenznot heraus handeln. „Nur zwölfProzent der Arbeitslosen machen reineNotgründungen“, sagt Alexander Kritikosvom DIW. Bei den meisten stehe zumindestein weiteres Motiv hinter der Gründung,etwa die Entdeckung einer Marktlücke, derWunsch, sein eigener Chef sein zu wollen,oder das Vorhandensein eines Kundenstammes zu Beginn der Gründung. Sind dieIdee und der Antrieb, sich selbstständig zumachen, schon während der Berufstätig

    keit gereift, steigert dies die Erfolgsaussichten zusätzlich.

    Die Bundesagentur für Arbeit (BA) kannErwerbslosen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, einen Gründungszuschuss gewähren. 2011 hat die BA diesenZuschuss knapp 134 000 Mal ausgezahlt.Damit werden Arbeitslosengeldempfängerüber einen Zeitraum von 15 Monaten inzwei Phasen gefördert. In den ersten sechsMonaten erhält der Gründer neben seinemArbeitslosengeld eine monatliche Pauschale von 300 Euro, um sich in der Sozialversicherung absichern zu können. In der zweiten Phase wird weitere neun Monate langnur noch die 300EuroPauschale gezahlt.

    Seit Ende 2011 besteht kein Rechtsanspruch mehr auf diesen Gründungszuschuss. Die Förderung ist eine Ermessensleistung und wird nur dann gewährt, wennder Gründer ein tragfähiges Konzept vorlegen kann. Mit dem Antrag auf den Gründungszuschuss bei der BA muss die Stellungnahme einer fachkundigen Stelle eingereicht werden. Als solche gelten etwaIndustrie und Handelskammern, Handwerkskammern, Fachverbände, Wirtschaftsprüfer sowie Banken und Sparkassen. Notwendige Voraussetzungen sindbeispielsweise ausreichende fachlicheKenntnisse, kaufmännisches Knowhowund eine konkurrenzfähige Geschäftsidee.

    Förderung Wer sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständigmacht, muss ein tragfähiges Konzept vorlegen. Von Thomas Thieme

    Die DeutschChileninMaria Kaiser beschäftigt sich aktuell mit Mangos aus Burkina Faso,die zu Körperbutter verarbeitet werden. Foto: Horst Rudel

    Anspruch Früher mussteNaturkosmetik vor allemverträglich sein und auf natürlichen Rohstoffen basieren –zum Beispiel auf pflanzlichenÖlen, Fetten und Aromen, imIdealfall aus einem kontrolliertökologischen Anbau. Dochdas allein reicht inzwischennicht mehr aus. „Die Kundenwollen mehr“, sagt Branchenexpertin Elfriede Dambacher,die unter anderem das JahrbuchNaturkosmetik herausgibt.Der NaturkosmetikMarkt in

    Deutschland sei mittlerweileauf allen Preisebenen angekommen. Zugleich seien dieAnsprüche an die Produktegestiegen. Zum Beispiel beiGesichtscreme: Sie muss nichtnur verträglich, sondern auchfür spezielle Hauttypen undBedürfnisse wie AntiPickeloder AntiAging geeignet sein.

    BrancheZu den großen Marktteilnehmern in Deutschlandgehören Hersteller wie Weleda,Wala, Laverana, Annemarie

    Börlind oder Logocos. Weledamit Sitz im schweizerischenArlesheim bestätigt den Trendzu anspruchsvolleren Produkten. „Es gibt von der Leistungsfähigkeit immer mehr eineAnnäherung von Naturkosmetik und konventionellerKosmetik – und das gelingtauch in vielen Bereichen“,meint WeledaVorstandsmitglied Andreas Sommer. DasUmsatzvolumen der Branchelag im vergangenen Jahr beirund 860 Millionen Euro. dpa

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    12 Nr. 177 | Freitag, 2. August 2013STUTTGARTER ZEITUNGWIRTSCHAFT