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Bericht uber die 22. Starke-Tagung 1971 in Detmold Das 25jahrige Jubilaum der Arbeitsgemeinschaft Getreidefor- schung e. V. verlieh der Starke-Tagung 1971 eine feierliche Note, die sie uber das Gewohnte hinaus hervorhob. Dies klang auch in der Eroffnungsansprache an, die Prof. Dr. W. Seibel, Leitender Direktor der Bundesforschungsanstalt fur Getreideverarbeitung in Berlin und Detmold, sowie Vizeprasident der Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung e. V. in Detmold hielt. Wahrend dieser 25 Jahre ist Detmold ein Begriff fur die Fachwelt geworden, und dies nicht nur auf dem Gebiet der Miillerei- und Backerei-Technologie, son- dern auch fur die Qualitatsuntersuchung von Getreide, fur die Technologie der Dauerbackwaren und die Starketechnologie. Der gute Name ,,Detmold" und seine enge Bindung an die Getreide- forschung ist nicht zuletzt ein Verdienst der Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung, stellte sie doch auf all den genannten Gebieten den Mittler zwischen der in Detmold vorangetriebenen Forschung und der Praxis dar. Auf dem Programm der diesjahrigen Starke-Tagung stand ein Spektrum von 20 Fachvortragen. Prof. Dr. K. Mengel (Hannover) leitete mit seinem grogartigen Plenarvortrag uber ,,Photosynthese und C0,-Assimilation der hoheren Pflanzen" das Vortrags- programm ein. Professor Mengel vermittelte in eindrucksvoller Weise einen Uberblick uber den neuesten Wissensstand hinsichtlich der biochemischen Reaktionen wahrend der Photosynthese und der C0,-Assimilation. AnschlieBend begann die lange Reihe der Fachvortrage der The- mengruppe ,,Grundlagen" mit dem Vortrag ,,Die Entwicklung hochmolekularer Kohlenhydrate im Maiskorn wahrend des Reife- prozesses" von Fraulein Dr. /. Cerning (Massy, Frankreich). In zweijahrigen Versuchen wurde die Speicherung der Kohlenhydrate Starke, Pentosane und Rohfaser wahrend des Reifeprozesses von Mais erfa8t und einem klimatischen Faktor - der Summe der mittleren Tagestemperaturen seit der Bliite - gegenubergestellt. Auf diese Weise wurde der Ablauf der Bildung dieser 3 Kohlen- hydrate durchleuchtet und die Erfassung weiterer klimatischer Faktoren erleichtert. Prof. Dr. /. Szejtli (Budapest, Ungarn) legte einige Thesen uber den ,,Zusammenhang zwischen der Konfor- mation der Glucopyranoseeinheiten und der Molekiilkonfiguration der Amylose" dar. Die Ausbildung einer Spiralstruktur der Mal- tose-Homologen wie auch der Amylose ist lediglich bei dem Vor- liegen stabiler Wasserstoffbriicken moglich. Dabei wird das Amy- losemolekul, das aus spiralformigen und nicht spiralformigen Seg- menten unterschiedlicher Lange besteht, als flexibler ,,Knauel" mit geordneter innerer Struktur angenommen. Zur Beschreibung von hypochloritoxydierten Starken wurde eine Methode entwickelt, iiber die Prof. Dr. V. Prey (Wien, Usterreich) in seinem Vortrag ,,Die Rolle der Aldehydgruppen in hypochloritoxydierten Starken" berichtete. Die Bestimmung der reduzierenden Carbonylgruppen beruht auf der Bildung eines leuchtend roten Farbstoffes, dem Triphenylformazan. Mit ihrem Vortrag ,,Vergleich der charakte- ristischen physikalisch-chemischen Daten von modifizierten Weizen- und Kartoffelstarken" vermittelte Frau Dr. M. Blinc (Ljubljana, Jugoslawien) einen Einblick in verschiedene Eigenschaften von nativen und modifizierten Getreide- und Wurzelstarken, als deren Vertreter die Weizen- und die Kartoffelstarke gewahlt wurden. Einmal mehr zeigte es sich, da8 physikalische und chemische Mani- pulationen die Eigenschaften der Starken verandern, obwohl weder in mikrokristalliner noch in morphologischer Hinsicht Veranderun- gen beobachtet werden konnten. Dariiber hinaus ergab sich, daR die Weizenstarke dem genannten Einfld wesentlich leichter unter- lag. Unter dem Titel ,,Kinetische Untersuchungen der Beta-Amy- lolyse" berichtete Prof Dr. 1. Ha116 (Budapest, Ungarn) uber den Einsatz einer radioaktiven Markierungsmethode zur Bestimmung kinetischer Konstanten. Von dem gewonnenen thermodynamischen Bild ausgehend wurden Schlusse auf den Wirkungsmechanismus der Beta-Amylase gezogen. Den Abschlui3 des ersten Vortragstages bildete ein Beitrag von Prof. R. H. Schutz (Mulhouse, Frankreich) ,,Charakterisierung von Starken im Hinblick auf ihre Anwendung in der Industrie, insbesondere in der Textilindustrie". Da eines der Hauptmerkmale der in der Papier- und Textilindustrie einzu- setzenden Starken ihr rheologisches Verhalten darstellt, kommt seiner absoluten Charakterisierung eine besondere Bedeutung zu. Davon ausgehend beschrieb Prof. Schutz eine von ihm erarbeitete Methode zur Ermittlung der absoluten Viskositat von Starke- kleistern mit Hilfe verschiedener Rheometer. Der zweite Vortragstag wurde mit einem Beitrag von Frau Dip1.- Ing. G. Kalender (Berlin) eingeleitet. Mit ihrem Bericht iiber ,,Versuche zur Standardisierung rheologischer Mefiverfahren fur Starkesuspensionen" schloi3 sie inhaltlich an den von Prof. Schutz begonnenen Themenbereich an. Davon ausgehend, daB bereits die Kenntnis von relativen Viskositaten oder Konsistenzen fur die Steuerung von Produktions- und Verarbeitungsvorgangen ge- nugen wiirde, wurden Vorschlage zur Standardisierung und Nor- mung verschiedener gebrauchlicher Meagerate und MeBverfahren ausgearbeitet und zur Diskussion gestellt. Ober ,,Einige Aspekte in der Analytik von Starkehydrolysenprodukten" berichtete Dr. H. Miiller (Heilbronn). Im Mittelpunkt dieses Referates stand die Modifizierung der Bestimmung von D-Glucose niit Hilfe von Glucoseoxydase. Das bislang eingesetzte hochtoxische Chromogen o-Dianisidin wurde durch Kaliumhexacyanoferrat (11) ersetzt. Durch eine weitgehende Mechanisierung dieser Methode konnte eine hohe Genauigkeit erreicht werden. In dem Vortrag ,,Neuere Untersuchungen uber die Lipide der Getreidestarken" zeigte Prof. Dr. L. Acker (Miinster), da8 wie bei der Weizenstarke auch in anderen Getreidestarken die Lipide als integrierender Bestandteil auftreten. Wahrend die Verhaltnisse bei Hafer- und Gerstenstarke sowohl qualitativ als auch quantitativ denen der Weizenstarke entsprachen, zeigte Roggenstarke einen wesentlich geringeren Lipid- gehalt. Fur Starkekleister ist von besonderer Bedeutung, daB Lysophosphatide das rheologische Verhalten deutlich beeinflussen. Die weitere Folge von Fachvortragen, die der Themengruppe ,,Technologic" zugehoren, wurde mit dem Beitrag von Dr. F. Meuser (Berlin) ,,Einflu8 der Methode bei der Trocken- substanz-Bestimmung auf die Ausbeuteberechnung in der Mais- starkeindustrie" eingeleitet. Sicherlich steht auger Frage, da8 falsche MeBwerte bei der Bestimrnung der Feuchtigkeit des Proben- materials erhebliche Fehler bei der Ausbeuteberechnung hervor- rufen konnen. Die bei der Anwendung klassischer Methoden wie auch moderner Verfahren, wie der Karl-Fischer-Methode, auf- tretenden Differenzen wurden aufgezeigt. SchlieBlich blieb es einer Diskussion vorbehalten, bislang teilweise unbegrundbare Ausbeute- verluste in der Maisstarkeindustrie abzuklaren. Dip1.-Ing. F. /ah (Wunstorf) stellte unter dem Titel ,,Ober die technologische Ver- arbeitung von Maisgrits" ein Verfahren sowie eine Produktions- anlage vor, die es gestatten, aus billigen Nebenprodukten der Mais-Trockenentkeimung eine Starke ublicher Qualitat zu ge- winnen. Dariiber hinaus vertrat Dip].-Ing. /ah die Meinung, da8 die Starkefabrikation iiber die Verarbeitung von Maisgrits wesent- lich vereinfacht werden konnte. Eine den weiteren Umkreis einer Starkefabrik belastende Geruchsemission war der Ada8 fur Un- tersuchungen zur ,,Katalytischen Nachverbrennung von Abluft aus Trocknern der Maisstarkeindustrie", iiber deren Erfolg Dr. C.-H. Hoepke (Bad Salzuflen) berichtete. Wasserdampf-gesattigte Briiden aus Futtermitteltrocknern wurden mittels Erdgas auf Die Starke 23. Jahrg. 1971 I Nr. 11 407

Bericht über die 22. Stärke-Tagung 1971 in Detmold

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Bericht uber die 22. Starke-Tagung 1971 in Detmold

Das 25jahrige Jubilaum der Arbeitsgemeinschaft Getreidefor- schung e. V. verlieh der Starke-Tagung 1971 eine feierliche Note, die sie uber das Gewohnte hinaus hervorhob. Dies klang auch in der Eroffnungsansprache an, die Prof. Dr. W . Seibel, Leitender Direktor der Bundesforschungsanstalt fur Getreideverarbeitung in Berlin und Detmold, sowie Vizeprasident der Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung e. V. in Detmold hielt. Wahrend dieser 25 Jahre ist Detmold ein Begriff fur die Fachwelt geworden, und dies nicht nur auf dem Gebiet der Miillerei- und Backerei-Technologie, son- dern auch fur die Qualitatsuntersuchung von Getreide, fur die Technologie der Dauerbackwaren und die Starketechnologie. Der gute Name ,,Detmold" und seine enge Bindung an die Getreide- forschung ist nicht zuletzt ein Verdienst der Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung, stellte sie doch auf all den genannten Gebieten den Mittler zwischen der in Detmold vorangetriebenen Forschung und der Praxis dar.

Auf dem Programm der diesjahrigen Starke-Tagung stand ein Spektrum von 20 Fachvortragen. Prof. Dr. K . Mengel (Hannover) leitete mit seinem grogartigen Plenarvortrag uber ,,Photosynthese und C0,-Assimilation der hoheren Pflanzen" das Vortrags- programm ein. Professor Mengel vermittelte in eindrucksvoller Weise einen Uberblick uber den neuesten Wissensstand hinsichtlich der biochemischen Reaktionen wahrend der Photosynthese und der C0,-Assimilation.

AnschlieBend begann die lange Reihe der Fachvortrage der The- mengruppe ,,Grundlagen" mit dem Vortrag ,,Die Entwicklung hochmolekularer Kohlenhydrate im Maiskorn wahrend des Reife- prozesses" von Fraulein Dr. /. Cerning (Massy, Frankreich). In zweijahrigen Versuchen wurde die Speicherung der Kohlenhydrate Starke, Pentosane und Rohfaser wahrend des Reifeprozesses von Mais erfa8t und einem klimatischen Faktor - der Summe der mittleren Tagestemperaturen seit der Bliite - gegenubergestellt. Auf diese Weise wurde der Ablauf der Bildung dieser 3 Kohlen- hydrate durchleuchtet und die Erfassung weiterer klimatischer Faktoren erleichtert. Prof. Dr. /. Szejtli (Budapest, Ungarn) legte einige Thesen uber den ,,Zusammenhang zwischen der Konfor- mation der Glucopyranoseeinheiten und der Molekiilkonfiguration der Amylose" dar. Die Ausbildung einer Spiralstruktur der Mal- tose-Homologen wie auch der Amylose ist lediglich bei dem Vor- liegen stabiler Wasserstoffbriicken moglich. Dabei wird das Amy- losemolekul, das aus spiralformigen und nicht spiralformigen Seg- menten unterschiedlicher Lange besteht, als flexibler ,,Knauel" mit geordneter innerer Struktur angenommen. Zur Beschreibung von hypochloritoxydierten Starken wurde eine Methode entwickelt, iiber die Prof. Dr. V. Prey (Wien, Usterreich) in seinem Vortrag ,,Die Rolle der Aldehydgruppen in hypochloritoxydierten Starken" berichtete. Die Bestimmung der reduzierenden Carbonylgruppen beruht auf der Bildung eines leuchtend roten Farbstoffes, dem Triphenylformazan. Mit ihrem Vortrag ,,Vergleich der charakte- ristischen physikalisch-chemischen Daten von modifizierten Weizen- und Kartoffelstarken" vermittelte Frau Dr. M . Blinc (Ljubljana, Jugoslawien) einen Einblick in verschiedene Eigenschaften von nativen und modifizierten Getreide- und Wurzelstarken, als deren Vertreter die Weizen- und die Kartoffelstarke gewahlt wurden. Einmal mehr zeigte es sich, da8 physikalische und chemische Mani- pulationen die Eigenschaften der Starken verandern, obwohl weder in mikrokristalliner noch in morphologischer Hinsicht Veranderun- gen beobachtet werden konnten. Dariiber hinaus ergab sich, daR die Weizenstarke dem genannten E i n f l d wesentlich leichter unter- lag. Unter dem Titel ,,Kinetische Untersuchungen der Beta-Amy- lolyse" berichtete Prof Dr. 1. Ha116 (Budapest, Ungarn) uber den Einsatz einer radioaktiven Markierungsmethode zur Bestimmung

kinetischer Konstanten. Von dem gewonnenen thermodynamischen Bild ausgehend wurden Schlusse auf den Wirkungsmechanismus der Beta-Amylase gezogen. Den Abschlui3 des ersten Vortragstages bildete ein Beitrag von Prof. R. H . Schutz (Mulhouse, Frankreich) ,,Charakterisierung von Starken im Hinblick auf ihre Anwendung in der Industrie, insbesondere in der Textilindustrie". Da eines der Hauptmerkmale der in der Papier- und Textilindustrie einzu- setzenden Starken ihr rheologisches Verhalten darstellt, kommt seiner absoluten Charakterisierung eine besondere Bedeutung zu. Davon ausgehend beschrieb Prof. Schutz eine von ihm erarbeitete Methode zur Ermittlung der absoluten Viskositat von Starke- kleistern mit Hilfe verschiedener Rheometer.

Der zweite Vortragstag wurde mit einem Beitrag von Frau Dip1.- Ing. G. Kalender (Berlin) eingeleitet. Mit ihrem Bericht iiber ,,Versuche zur Standardisierung rheologischer Mefiverfahren fur Starkesuspensionen" schloi3 sie inhaltlich an den von Prof. Schutz begonnenen Themenbereich an. Davon ausgehend, daB bereits die Kenntnis von relativen Viskositaten oder Konsistenzen fur die Steuerung von Produktions- und Verarbeitungsvorgangen ge- nugen wiirde, wurden Vorschlage zur Standardisierung und Nor- mung verschiedener gebrauchlicher Meagerate und MeBverfahren ausgearbeitet und zur Diskussion gestellt. Ober ,,Einige Aspekte in der Analytik von Starkehydrolysenprodukten" berichtete Dr. H. Miiller (Heilbronn). Im Mittelpunkt dieses Referates stand die Modifizierung der Bestimmung von D-Glucose niit Hilfe von Glucoseoxydase. Das bislang eingesetzte hochtoxische Chromogen o-Dianisidin wurde durch Kaliumhexacyanoferrat (11) ersetzt. Durch eine weitgehende Mechanisierung dieser Methode konnte eine hohe Genauigkeit erreicht werden. In dem Vortrag ,,Neuere Untersuchungen uber die Lipide der Getreidestarken" zeigte Prof. Dr. L. Acker (Miinster), da8 wie bei der Weizenstarke auch in anderen Getreidestarken die Lipide als integrierender Bestandteil auftreten. Wahrend die Verhaltnisse bei Hafer- und Gerstenstarke sowohl qualitativ als auch quantitativ denen der Weizenstarke entsprachen, zeigte Roggenstarke einen wesentlich geringeren Lipid- gehalt. Fur Starkekleister ist von besonderer Bedeutung, daB Lysophosphatide das rheologische Verhalten deutlich beeinflussen.

Die weitere Folge von Fachvortragen, die der Themengruppe ,,Technologic" zugehoren, wurde mit dem Beitrag von Dr. F . Meuser (Berlin) ,,Einflu8 der Methode bei der Trocken- substanz-Bestimmung auf die Ausbeuteberechnung in der Mais- starkeindustrie" eingeleitet. Sicherlich steht auger Frage, da8 falsche MeBwerte bei der Bestimrnung der Feuchtigkeit des Proben- materials erhebliche Fehler bei der Ausbeuteberechnung hervor- rufen konnen. Die bei der Anwendung klassischer Methoden wie auch moderner Verfahren, wie der Karl-Fischer-Methode, auf- tretenden Differenzen wurden aufgezeigt. SchlieBlich blieb es einer Diskussion vorbehalten, bislang teilweise unbegrundbare Ausbeute- verluste in der Maisstarkeindustrie abzuklaren. Dip1.-Ing. F . / a h (Wunstorf) stellte unter dem Titel ,,Ober die technologische Ver- arbeitung von Maisgrits" ein Verfahren sowie eine Produktions- anlage vor, die es gestatten, aus billigen Nebenprodukten der Mais-Trockenentkeimung eine Starke ublicher Qualitat zu ge- winnen. Dariiber hinaus vertrat Dip].-Ing. / a h die Meinung, da8 die Starkefabrikation iiber die Verarbeitung von Maisgrits wesent- lich vereinfacht werden konnte. Eine den weiteren Umkreis einer Starkefabrik belastende Geruchsemission war der A d a 8 fur Un- tersuchungen zur ,,Katalytischen Nachverbrennung von Abluft aus Trocknern der Maisstarkeindustrie", iiber deren Erfolg Dr. C.-H. Hoepke (Bad Salzuflen) berichtete. Wasserdampf-gesattigte Briiden aus Futtermitteltrocknern wurden mittels Erdgas auf

Die Starke 23. Jahrg. 1971 I Nr . 11 407

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440 'C erhitzt und iiber einen Platinkatalysator gefuhrt. Die heii3en geruchfreien Gase konnten anschliefiend zur Trocknung anderer Produkte herangezogen werden. Trotz hoher Betriebs- kosten konnte auf diese Weise ein Problem der Luflreinhaltung sowohl technisch als auch okonomisch erfolgreich gelost werden.

Ebenfalls reges Interesse rief der Vortrag von Direktor T. H . Holt- h i s (Veendam, Holland) ,Erfahrungen mit bekannten und neu- entwickelten Maschinen in der Kartoffelstarkeindustrie" hervor. Dabei fie1 eine verbliiffend einfache Neukonstruktion zur Be- festigung von Reibeblattern einer Kartoffelreibe auf, die gleich- zeitig mit einer wesentlich verkiirzten Reparatur- bzw. Aus- wechselzeit eine Vervielfachung der bislang iiblichen Leistungen durch eine sehr hohe Drehzahl ermoglichte.

Den Ietzten Vortragstag leitete Dip1.-Ing. H . Fritze (Ravensburg) mit seinem Vortrag ,,Vergleichende Betrachtungen uber die Quell- starkeherstellung auf verschiedenen Walzentrocknern" ein. Unter Beriicksichtigung von vier unterschiedlichen Walzentrocknungsver- fahren zeigte Dip1.-Ing. Fritze, da8 die Trennung der Starkever- kleisterung von der Walzentrocknung durch Vorschaltung eines eigenen Verkleisterungssystems erhebliche Vorteile bietet und dabei eine gezielte Beeinflussung der physikalischen Eigenschaflen des erzeugten Produktes zulal3t. Ausgehend von der bekannten Ab- nahme des SO,-Gehaltes von Starkesirupen wahrend der Lagerung fuhrten Dr. W. Nierle und Dr. G. Tegge (Detmold) Untersuchun- gen unter der Verwendung von schwefliger Saure als Katalysator durch. In dem Vortrag ,,Schweflige Saure und technische Starke- hydrolyse" zeigte Dr. W. Nierle auf, dai3 in technisch herge- stellten Hydrolysaten der SO,-Gehalt durch eine Reihe von Re- aktionsmoglichkeiten abnimmt. Die Modifizierung der technischen Starkehydrolyse unter Verwendung von schwefliger Saure als Katalysator ermoglichte eine fruhzeitige Entfernung von Re- aktionsprodukten und damit eine Hemmung der Verfarbung wahrend der Lagerung. Direktor I . K. Conlee (Cedar Rapids/ Iowa, USA) stellte in seinem Vortrag ,,Glucosereinigung durch Granulatkohle im Pulsbettverfahren" ein neues Verfahren zur Reinigung von Maisstarkesirup vor. Nicht nur Verbesserungen in der Produktqualitat, sondern auch verschiedene okonomische Vor- teile zeichnen dieses Verfahren aus. Die Vortragsfolge wurde durch einen Beitrag von Dip1.-Ing. W. Bevgthaller (Detmold) ,,Zur Verbesserung der Brotfrischhaltung durch Phosphatstarken" ab- geschlossen. Anfangliche Backversuche, bei denen Distarkephos- phate in verkleisterter Form eingesetzt wurden, deuteten positive Einfliisse auf Backergebnis und Brotfrischhaltung an. Bei einer groaeren Anzahl von Versuchen zeigte sich jedoch eine unbe- friedigende Wirkung der Mehrzahl der handelsiiblichen Distarke- phosphorsaureester sowohl hinsichtlich der Brotqualitat als auch hinsichtlich der Frischhaltung. Die Zulassung dieser Produkte als Frischhaltemittel ist vorerst technologisch nicht gerechtfertigt.

Wie auch bei fruheren Tagungen war Gelegenheit zur Besichtigung einer Maschinen- und Apparateausstellung sowie einer Zeit- schriflen- und Biicherschau gegeben. Drei Abendveranstaltungen sowie ein Damenprogramm gaben der Starke-Tagung 1971 den gesellschafllichen Rahmen. Der Hohepunkt der Abendveranstal- tungen war wohl der Gesellschafls-Tanzabend im staatlichen Kur- haus ,,Zum Stern" in Bad Meinberg, wo nach der Eroffnung durch Dr. C.-H. Hoepke, den Vorsitzenden des Starke-Fachausschusses der Arbeitsgemeinschafi Getreideforschung, ein kaltes Bufett auf die Gaste wartete. Wahrend eine Kapelle dafiir sorgte, da8 der Tanz an diesern Abend nicht zu kurz kam, brachte Fraulein Leonie Bainbridge mit ihrem Konzertakkordeon eine frohliche Stimmung in den Saal.

Schliei3lich sei noch auf die kommende 23. Starke-Tagung hinge- wiesen, die voraussichtlich in der Zeit vom 19. bis 21. April 1972 in Detmold stattfinden wird. W. Bergthaller

Referate /Abstracts

Neal, J . L., und D. A. L. Goring: Hydrophobe Faltung der Mal- tose in wai3riger Losung (Hydrophobic folding of maltose in aqueous solution). Canad. J. Chem. 48 (1970), 3445-3747.

Die scheinbaren spezifischen thermischen Ausdehnungskoeffizienten der Glucose, Maltose und Cellubiose wurden verglichen. Dabei wurde aufgezeigt, dai3 das in Wasser geloste Maltosemolekul durch eine hydrophobe intramolekulare Bindung zusammengefaltet vor- liegt. J. Eliassaf

Barna, P . M.: p-Nitrophenyl-a-maltosid (p-Nitrophenyl-a-mal- toside). Austral. J. Chem. 24 (1971), 673-674.

Diese Verbindung wurde aus Maltose-P-octaacetat durch Einwir- ken von p-Nitrophenol und Zinntetrachlorid mit anschliegender Deacetylierung durch methanolischen Ammoniak hergestellt. Sie wurde als Substrat zur Prufung von Amylasen und anderen En- zymen vorgeschlagen. J. Eliassaf

Giacomini, R., M . Pullmann und B. Maigret: Quantitative Unter- suchungen der Konformation von Disacchariden (Recherches quantitiques sur la conformation des disaccharides). Theor. Chim. Acta 19 (1970), 347-364.

Die MO-Methode wurde in der Palo-Naherung zur Bestimmung der Konformation von Maltose, Cellobiose und Saccharose an- gewandt. Die Berechnung wurde in 2 Stufen ausgefuhrt. In der ersten Stufe wurde die Ringkonformation festgehalten. Dabei wurden die Winkel Q, und y/ als die einzigen Variablen behandelt. In der zweiten Stufe wurde die Rotation der Hydroxylgruppen in der Nachbarschaft der Glycosidbindungen beriicksichtigt.

J. Eliassaf

Keilich, G., P . Salminen und E. Husemann: Permethylierung der Polysaccharide. Makromol. Chem. 141 (1971), 117- 125.

Amylose und andere Polysaccharide wurden in Losung von Dimethylsulfoxid mittels Methyljodid in Gegenwart von CH,SOCH,Na (unter Stickstoff) zum Trimethylderivat iiberfiihrt. Die Ausbeute betrug 70-90 Oio. Die Verringerung des Polymeri- sationsgrades betrug 10 O i o . J. Eliassaf

Banks, W., C. T . Greenwood und J. Sloss: Physicochemische Un- tersuchungen an Starken. 54. Das hydrodynamische Verhalten des Amylosetricarbanilats in verdiinnter Losung (Physico- chemical studies on starches. 54. Hydrodynamic behaviour of amylose tricarbanilate in dilute solution).

111. Verhaltnis zwischen Viscositat, Sedimentationskoeffizient, Molekulargewicht und Knaueldimensionen des Amylosetricar- banilats in einem Pyridin-Wasser Theta-Losungsmittel (111. Rela- tion between viscosity, sedimentation coefficient, molecular weight and coil dimensions for amylose tricarbanilate in a pyridine-water theta solvent). Makromol. Chem. 140 (1970), 109- 118.

Fur Fraktionen von Amylosetricarbanilat in Wasser-Pyridin wur- den aus Viskositats-, Sedimentations- und Lichtstreuungsmessun- gen folgende Beziehungen zwischen dem gewichtsdurchschnitt- lichen Molekulargewicht M,", dem Gyrationsradius, der Viskosi- tatszahl [17] und dem Sedimentationskoeffizienten So ermittelt: ('7) = 2,08.10-2M,0,65, So = 1,98.10'5M,0~42. Der Gyrationsradius ist 2,22.lO-l7. Diese Beziehungen gelten fur den Molekulargewichts- bereich 5.105 bis 2,5.106.

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