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tritt der Starkesuspension aus der Hydrozyklonanlage und beim folgenden Durchgang durch die Zentrifuge in Betracht zu ziehen. 7. In dem zwischen Zentrifuge und Trockner gelegenen Ab- schnitt des Prozesses der Maisstarkegewinnung tritt in der Regel nur eine unwesentliche Veranderung der Bak- terien-Keimzahl ein, die Zahl der Schimmelpilze kann u. U. eine beachtliche Zunahme erfahren. 8. Die Temperatureinwirkung im Trockner hat zumeist den zu erwartenden Ruckgang der Keimzahl im Gefolge, wenn auch in recht unterschiedlichem Mafie. In gewissen Fallen war eine Zunahme der Zahl der Schimmelpilze zu beobachten. 9. Das aus den Befunden zu gewinnende Bild 1ai3t erkennen, dai3 die Fuhrung des Quellprozesses nicht allein bestim- mend ist fur den in der Starke verbleibenden Anted an Mikroorganismen. Daneben diirfle das Auftreten von Keimvermehrungen bzw. Infektionen in gewissen Ab- schnitten der Produktion der Starkegewinnung - deren Lage und Ausmai3 off ensichtlich von den jeweiligen Ge- gebenheiten der Technologie bestimmt ist - eine wesent- liche Ursache der mikrobiellen Verunreinigung der Mais- starke sein. Resume L'absorption de l'anhydride sulfureux au cours du trempage du mais. 3. Influence sur la microflore. En w e de mieux connaftre les conditions microbiologiques au cours de la fabrication de I'amidon de mais, les variations de la teneur en germes micro- biennes ont CtC Ctudites dans 3 usines sous les aspects suivants: - mais avant l'entrCe duns les cuves de trempage et apr& le pro- cessus de trempage; - lait d'amidon avant et apds le dispositif des hydrocyylones, et avant l'entrie d la centrifugeuse; - amidon humide B la sortie de la centrifugeuse et avant l'entrte au sCchoir; - amidon sec d la sortie d u skchoir. I1 est montrC que le nombre de microorganisrnes restant duns l'amidon ne dlpend pas uniquernent du processus de trempage. Une cause essentielle de la contamination microbienne de l'amidon de mais est la multiplication des germes, d savoir l'infection dans certaines ltapes de la fabrication. L'endroit et l'ampleur de cette multiplication sont en fonction du diagramme technologique re- spectif. Literaturnachweis [l] Spicher, G.: Zentralbl. f. Bakteriol., Abt. I1 110 (1957), 153 [2] Spicher, G.: Zentralbl. f. Bakteriol., Abt. I1 113 (1960), 666 [3] Schmidt, H. L.: Landwirtsch. Forsch. 21 (1968), 146-163. [4] ,,Standard-Methoden fur Getreide, Mehl und Brot", 4. Auf- Iage, Herausgegeben von der ArbeitsgemeinschaR Getreide- forschung e. V., Detmold, 1964. bis 171. bis 671. Anschrift des Verfassers: Dr. G. Spicher, Bundesforschungsanstalt fur Getreideverarbeitung in Berlin und Detmold, Schutzenberg 12, D-493 Detmold. Bericht uber die 23. Starke-Tagung 1972 in Detmold Im Mittelpunkt der Starke-Tagung 1972, die in der Zeit vom 19. bis 21. April von der ArbeitsgemeinschaR Getreideforschung zusammen mit der Bundesforschungsanstalt fur Getreideverarbeitung in Detmold durchgefuhrt wurde, stand ein ganztagiges Symposium uber ,,Maisverarbeitung". Die drei Themengruppen ,Verarbei- tungstechnische EigenschaRen von Inlandmais", ,,Schwefeldioxid- aufnahme bei der Maisquellung" und ,Neues Verfahren zur Di- rektverzuckerung von Zwischenprodukten der Nafivermahlung" umfafiten acht Referate uber verschiedene Aspekte der technologi- schen Verwertung von Mais in der deutschen Starkeindustrie. Die vorliegenden Referate reflektieren den Stand der wissenschaft- lichen Arbeit in der Bundesforschungsanstalt fur Gerreideverar- beitung in Berlin und Detmold zum gegenwartigen Zeitpunkt. Auf dem Programm der diesjahrigen Veranstaltung stand daruber hin- aus noch eine grofie Zahl von Vortragen uber aktuelle wissen- schaftliche und technologische Probleme der Starkegewinnung und -verarbeitung. Importierter Mais s t e h in uberwiegendem Ma8 den Rohstoff fur die Starkeindustrie in Deutschland dar. Wahrend der letzten zehn Jahre erlebte nun der Maisanbau in Deutschland selbst eine stur- mische Entwicklung, die zur Zeit noch nicht abgeschlossen ist. Die geernteten Mengen sind bisher fast ausschliefilich der Tierernah- rung bzw. der Futtermittelindustrie zugeflossen. Fur die industri- elle Verarbeicung in der Starkeindustrie fehlen im gegenwartigen Zeitpunkt noch gewisse Voraussetzungen, insbesondere das An- gebot grofier, einheitlicher Partien. Um jedoch die sich eines Tages bei diesem einheimischen Rohstoff ergebenden technologischen Pro- bleme vorausschauend zu klaren, befanten sich in den letzten Jah- ren einige wissenschaftliche Mitarbeiter verschiedener Fachgebiete der Bundesforschungsanstalt fur Getreideverarbeitung in Berlin und Detmold mit entsprechenden Arbeiten. Da die erzielten Ergebnisse auch aunerhalb Deutschlands Bedeutung erlangen konnten, schien es gerechtfertigt, sie einem sachkundigen internationalen Kreis vor- zutragen. Die erste Themengruppe ,,Verarbeitungstechnische Eigenschaften von Inlandmais" war in drei Referate aufgeteilt, die folgende Ge- biete behandelten: Trockenvermahlung (H. Bolling und H. Zwin- gelberg), Starkegewinnung (W. Kempf) und Direktverzuckerung (G. Tegge). In seinem Referat ,,Trockenvermahlung" berichtete H. Zwingelberg uber Bemuhungen zur Gewinnung fettarmer Pro- dukte mit unterschiedlichem Feinheitsgrad auf trockenmullerischem Wege. Die im suddeutschen Raum angebauten Maissorten wurden mit importierten Provenienzen verglichen. Unter anderem lagen bei den einheimischen Mustern Produkte vor, die sich erheblich uber das Niveau importierter Maissorten heraushoben. Die Eig- nung der deutschen Maispartien fur die Starkegewinnung war ent- sprechend den Ausfuhrungen von W. Kempf jedoch nicht im selben Ma8 gegeben. Unter Berucksichtigung der gewinnbaren Ausbeute als Bewertungsgrundlage fur die verarbeitungstechnische Eignung von Mais konnten die aus dem suddeutschen Raum stammenden elf Muster als ,,gut" eingeschatzt werden. Wurde jedoch vom we- sentlich strenger bewertenden Wirkungsgrad ausgegangen, so fie1 der Vergleich mit dem importierten Mais fur den deutschen Mais ungunstig aus. Nach den vorliegenden Ergebnissen ware aber ein in Deutschland unter optimalen Voraussetzungen geernteter Mais durchaus als Rohstoff fur die Starkegewinnung geeignet. Die direkte enzymatishe Verzuckerung von trocken entkeimtem Mais deutscher Provenienz mit Bakterien-a-amylase und Glucoamylase nach einer Quellextraktion mit SO,-Wasser lie&, wie G. Tegge aufzeigen konnte, mindestens ebenburtige Ausbeuten erwarten, wenn man sie mit dem uberseeischen RohstoE verglich. Gleich- 386 Die Starke 24. lahrg. 1972 I Nr. 11

Bericht über die 23. Stärke-Tagung 1972 in Detmold

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tritt de r Starkesuspension aus der Hydrozyklonanlage und beim folgenden Durchgang durch die Zentrifuge in Betracht zu ziehen.

7. In dem zwischen Zentrifuge und Trockner gelegenen Ab- schnitt des Prozesses der Maisstarkegewinnung tritt in de r Regel nu r eine unwesentliche Veranderung der Bak- terien-Keimzahl ein, die Zahl der Schimmelpilze k a n n u. U. eine beachtliche Zunahme erfahren.

8. Die Temperatureinwirkung im Trockner h a t zumeist den z u erwartenden Ruckgang der Keimzahl im Gefolge, wenn auch in recht unterschiedlichem Mafie. In gewissen Fallen w a r eine Zunahme d e r Zahl der Schimmelpilze zu beobachten.

9. Das aus den Befunden zu gewinnende Bild 1ai3t erkennen, dai3 die Fuhrung des Quellprozesses nicht allein bestim- mend ist fu r den in der Starke verbleibenden An ted an Mikroorganismen. Daneben diirfle das Auftreten von Keimvermehrungen bzw. Infektionen in gewissen Ab- schnitten der Produkt ion de r Starkegewinnung - deren Lage und Ausmai3 off ensichtlich v o n den jeweiligen Ge- gebenheiten der Technologie bestimmt ist - eine wesent- liche Ursache der mikrobiellen Verunreinigung de r Mais- starke sein.

Resume

L'absorption de l'anhydride sulfureux au cours du trempage du mais. 3. Influence sur la microflore. En w e de mieux connaftre

les conditions microbiologiques au cours de la fabrication de I'amidon de mais, les variations d e la teneur e n germes micro- biennes ont CtC Ctudites dans 3 usines sous les aspects suivants: - mais avant l'entrCe duns les cuves de trempage et apr& le pro- cessus de trempage; - lait d'amidon avant e t a p d s le dispositif des hydrocyylones, et avant l'entrie d la centrifugeuse; - amidon humide B la sortie de la centrifugeuse et avant l'entrte au sCchoir; - amidon sec d la sortie d u skchoir.

I1 est montrC que le nombre de microorganisrnes restant duns l'amidon ne dlpend pas uniquernent d u processus d e trempage. Une cause essentielle de la contamination microbienne de l'amidon de mais est la multiplication des germes, d savoir l'infection dans certaines ltapes de la fabrication. L'endroit et l'ampleur de cette multiplication sont en fonction d u diagramme technologique re- spectif.

Literaturnachweis

[ l ] Spicher, G.: Zentralbl. f. Bakteriol., Abt. I1 110 (1957), 153

[2] Spicher, G.: Zentralbl. f. Bakteriol., Abt. I1 113 (1960), 666

[3] Schmidt, H . L.: Landwirtsch. Forsch. 21 (1968), 146-163. [4] ,,Standard-Methoden fur Getreide, Mehl und Brot", 4. Auf-

Iage, Herausgegeben von der ArbeitsgemeinschaR Getreide- forschung e. V., Detmold, 1964.

bis 171.

bis 671.

Anschrift des Verfassers: Dr. G. Spicher, Bundesforschungsanstalt fur Getreideverarbeitung in Berlin und Detmold, Schutzenberg 12, D-493 Detmold.

Bericht uber die 23. Starke-Tagung 1972 in Detmold

Im Mittelpunkt der Starke-Tagung 1972, die in der Zeit vom 19. bis 21. April von der ArbeitsgemeinschaR Getreideforschung zusammen mit der Bundesforschungsanstalt fur Getreideverarbeitung in Detmold durchgefuhrt wurde, stand ein ganztagiges Symposium uber ,,Maisverarbeitung". Die drei Themengruppen ,Verarbei- tungstechnische EigenschaRen von Inlandmais", ,,Schwefeldioxid- aufnahme bei der Maisquellung" und ,Neues Verfahren zur Di- rektverzuckerung von Zwischenprodukten der Nafivermahlung" umfafiten acht Referate uber verschiedene Aspekte der technologi- schen Verwertung von Mais in der deutschen Starkeindustrie. Die vorliegenden Referate reflektieren den Stand der wissenschaft- lichen Arbeit in der Bundesforschungsanstalt fur Gerreideverar- beitung in Berlin und Detmold zum gegenwartigen Zeitpunkt. Auf dem Programm der diesjahrigen Veranstaltung stand daruber hin- aus noch eine grofie Zahl von Vortragen uber aktuelle wissen- schaftliche und technologische Probleme der Starkegewinnung und -verarbeitung.

Importierter Mais s t e h in uberwiegendem Ma8 den Rohstoff fur die Starkeindustrie in Deutschland dar. Wahrend der letzten zehn Jahre erlebte nun der Maisanbau in Deutschland selbst eine stur- mische Entwicklung, die zur Zeit noch nicht abgeschlossen ist. Die geernteten Mengen sind bisher fast ausschliefilich der Tierernah- rung bzw. der Futtermittelindustrie zugeflossen. Fur die industri- elle Verarbeicung in der Starkeindustrie fehlen im gegenwartigen Zeitpunkt noch gewisse Voraussetzungen, insbesondere das An- gebot grofier, einheitlicher Partien. Um jedoch die sich eines Tages bei diesem einheimischen Rohstoff ergebenden technologischen Pro- bleme vorausschauend zu klaren, befanten sich in den letzten Jah- ren einige wissenschaftliche Mitarbeiter verschiedener Fachgebiete der Bundesforschungsanstalt fur Getreideverarbeitung in Berlin und Detmold mit entsprechenden Arbeiten. Da die erzielten Ergebnisse

auch aunerhalb Deutschlands Bedeutung erlangen konnten, schien es gerechtfertigt, sie einem sachkundigen internationalen Kreis vor- zutragen.

Die erste Themengruppe ,,Verarbeitungstechnische Eigenschaften von Inlandmais" war in drei Referate aufgeteilt, die folgende Ge- biete behandelten: Trockenvermahlung ( H . Bolling und H. Zwin- gelberg), Starkegewinnung (W. K e m p f ) und Direktverzuckerung (G. Tegge). In seinem Referat ,,Trockenvermahlung" berichtete H . Zwingelberg uber Bemuhungen zur Gewinnung fettarmer Pro- dukte mi t unterschiedlichem Feinheitsgrad auf trockenmullerischem Wege. Die im suddeutschen Raum angebauten Maissorten wurden mit importierten Provenienzen verglichen. Unter anderem lagen bei den einheimischen Mustern Produkte vor, die sich erheblich uber das Niveau importierter Maissorten heraushoben. Die Eig- nung der deutschen Maispartien fur die Starkegewinnung war ent- sprechend den Ausfuhrungen von W. K e m p f jedoch nicht im selben Ma8 gegeben. Unter Berucksichtigung der gewinnbaren Ausbeute als Bewertungsgrundlage fur die verarbeitungstechnische Eignung von Mais konnten die aus dem suddeutschen Raum stammenden elf Muster als ,,gut" eingeschatzt werden. Wurde jedoch vom we- sentlich strenger bewertenden Wirkungsgrad ausgegangen, so fie1 der Vergleich mit dem importierten Mais fur den deutschen Mais ungunstig aus. Nach den vorliegenden Ergebnissen ware aber ein in Deutschland unter optimalen Voraussetzungen geernteter Mais durchaus als Rohstoff fur die Starkegewinnung geeignet. Die direkte enzymatishe Verzuckerung von trocken entkeimtem Mais deutscher Provenienz mit Bakterien-a-amylase und Glucoamylase nach einer Quellextraktion mit SO,-Wasser lie&, wie G. Tegge aufzeigen konnte, mindestens ebenburtige Ausbeuten erwarten, wenn man sie mit dem uberseeischen RohstoE verglich. Gleich-

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zeitig zeigte sich auch, daS die mittelfriihen Sorten bei kleineren durchschnittlichen Starkegehalten zu grofieren Starkeumsatzen be- fahigt waren als die mittelspaten Sorten.

Die zweite Themengruppe war der ,,Schwefeldioxidaufnahme bei der Maisquellung" gewidmet. Dabei wurden folgende drei Beitrage vorgetragen: Verteilung in den Fraktionen (W. Nierle), Techno- logische Aspekte ( W . Bergthaller) und EinfluS auf die Mikroflora (G. Spicher). Ausgehend von Untersuchungen mit radioaktivem Schwefeldioxid konnte W. Nierle aufzeigen, dai3 nur etwa 10 O / o

des eingesetzten Schwefeldioxids vom Maiskorn aufgenommen werden und dai3 dariiber hinaus das aufgenommene Schwefeldioxid hauptsachlich an das Protein gebunden wird. Von der Starke hin- gegen werden nur Bruchteile dessen adsorbiert. Diese Befunde hin- sichtlich der Starke konnten durch Untersuchungen von W. Berg- thaller bestatigt werden. Bei diesen Untersuchungen verblieben nach der Quellung bei iiblichem Quellwasser-Schwefeldioxid-Ge- halt und einer Aufbereitung in einem relativ offenen System im Mittel 3,2mg Schwefeldioxid in der Starke. Der grofite Teil des in handelsiiblicher Starke bestimmbaren Schwefeldioxids miifite demnach dem wahrend der Starkeraffination zugesetzten Schwefel- dioxid entstammen. Uber den Einflufi des Schwefeldioxids auf die Mikroflora bei der industriellen Maisstarkegewinnung berichtete G. Spicher. Wahrend das Quellwasser-Schwefeldioxid noch einen erheblichen Einflufi auf die Mikroflora auszuiiben vermag, wurde im Starkeraffinationsprozefi - bedingt durch die speziellen be- trieblichen Verhaltnisse mit sekundaren Infektionsquellen - eine bakteriostatische Wirkung nicht mehr erkennbar. Die Situation hinsichtlich der Mikroflora in einzelnen Betriebsabschnitten und Verarbeitungsstufen war bisweilen nicht befriedigend und bedarf in Zukunfl einer eingehenden Durchleuchtung.

Die dritte Themengruppe ,,Neues Verfahren zur Direktverzucke- rung von Zwischenprodukten der Nafivermahlung" umfafite die Beitrage ,,Technologic" (G. Tegge) und ,,Wirtschafllichkeit" ( K . Seiler). G. Tegge erlauterte eingangs die Voraussetzungen fur die direkte enzymatische Verzuckerung der Starke in nafivermahlenem entkeimten Quellmais. Die Verwendung dieses Produktes ermog- licht vorab die Gewinnung von hochwertigen Maiskeimen in reiner Form und entbindet durch den Einsatz spezifischer amylolytischer Enzyme von der aufwendigen Raffination der Starke bei den zur Zeit ublichen Verfahren. K . Seiler erlauterte anschliefiend den Vor- schlag einer Anlage zur Direktverzuckerung von Zwischenproduk- ten der Naflvermahlung anhand eines detaillierten Fliefischemas und ging schliefilich auf die Wirtschaftlichkeit der vorgeschlagenen Anlage gegeniiber einer konventionellen Konvertierungsanlage mit getrennter Starke- und Glucosegewinnung ein. Entsprechend den vorgelegten Unterlagen und Daten miii3te das neue Verfahren be- achtliche Einsparungen ermoglichen.

Wie sich wahrend dieses Symposiums ,,Maisverarbeitung", wobei das Hauptaugenmerk naturgemai3 den technologischen Moglich- keiten der Verarbeitung von in Deutschland angebautem Mais galt, herausstellte, sind die untersuchten Provenienzen fiir den Grofiteil der vorgesehenen Anwendungszwecke gut geeignet. Vor einer sinnvollen industriellen Nutzung mu8 allerdings sichergestellt werden, dafi groi3e einheitliche Erntepartien der verarbeitenden Industrie zur Verfugung gestellt werden konnen.

Im Anschlui3 an das Symposium ,,Maisverarbeitung" stand nur noch ein Vortrag auf dem Programm des ersten Tages. Keiji Kainuma (Tokio, Japan) berichtete iiber ,,Eine neue Amylase, die Maltohexaose aus Starke erzeugt". Mit Hilfe radioaktiv mar- kierter Oligosaccharide wurde der Abbaumechanismus dieses En- zyms aufgeklart.

Der zweite Tagungstag begann mit einer interessanten Besichti- gung der Fabrikationsanlagen der Fa. Westfalia Separator AG in Oelde. Ober die Besichtigung selbst wurde bereits berichtet (Starke 24 [1972], 211). Den begleitendcn Damen war zwischen- zeitlich, soweit nicht das Interesse an technischen Belangen iiber- wog, ein Besuch des Heimathauses in Liesborn mit einer gerade stattfindenden Ausstellung ,,Graphkche Blatter der Kiinstlergruppe Briicke" ermoglicht. Nach einem gemeinsamen Mittagessen bei der Fa. Westfalia Separator AG wurde die Riickfahrt nach Detmold angetrecen, um dort mit dem Vortragsprogramm des Nachmittags fortzufahren.

Die Vortrage am Nachmittag des 20. April wurden von A . Curunsa (Amsterdam, Holland) mit einem Bericht iiber ,,Betriebserfahrun- gen mit Multizyklonen und DSM-Sieben in der Kartoffelstarke- industrie" eingeleitet. Diese Systeme gestatten, trotz einer Erho- hung der Durchsatzleistung, eine Senkung des Wasserverbrauches bei der Kartoffelstarkeherstellung. In seinem Vortrag ,,Beseitigung von Geruchsbelastigungen", verursacht durch Trockner in der Maisstarkeindustrie" erlauterte H. Runge eine neue Moglichkeit zur Einschrankung von Geruchsemissionen im Einzugsbereich einer Mais-Starkefabrik. Erst die bei der Trocknung der mit Quell- wasser gemischten Schalen entstehenden Briiden haben den deut- lich wahrnehmbaren unangenehmen Geruch. Dieser Geruch kann durch eine Verbrennung der Briiden bei Temperaturen iiber 800 OC z. B. im Feuerraum eines Dampfkessels beseitigt werden. Dabei mufi jedoch eine Senkung des Wirkungsgrades bei der Dampf- erzeugung um etwa 0,5 bis 0 , 8 O / o in Kauf genommen werden. Im Anschlufi daran berichtete W. Christiansen (Wietzendorf/Soltau) uber den Aufbau der ,,Kartoffelstarkefabrik Soltau-Walsrode". Anhand von ausgezeichneten Farbdiapositiven vermittelte er einen Uberblick iiber diese im Herbst 1971 fertiggestellte Kartoffelstarke- fabrik. Die Beschreibung und Darstellung der modernen technolo- gischen Anlagen fand sicherlich allgemeines Interesse. Mit Hilfe eines Xanthogenat-Verfahrens lassen sich brauchbare Copolymere der Starke mit Acrylderivaten herstellen, wie E . Gruber (Darm- stadt) in seinem Vortrag ,,Struktur und Eigenschaflen von ge- pfropRer Kartoffelstarke" dargelegt hat. Dabei wurde fast aus- schliefilich die Amylopektinkomponente gepfropft, wahrend die Amylose nicht reagierte. Dariiber hinaus wurden auf elektronen- mikroskopischem Wege Erkenntnisse iiber die Struktur der ge- pfropften KartofFelstHrke gewonnen.

Auch der letzte Vortragstag war in diesem Jahr mit Vortragen reichlich versehen. Als erster Vortragender berichtete Prof. Dr. R. L. Whistler (Laff ayette/Indiana, USA) iiber bereits teilweise veroffentlichte Erkenntnisse der ,,Loslichkeit und Losungseigen- schaften von Polysacchariden fur die Lebensmittelindustrie". Dem Bericht von Prof. Whistler konnte man entnehmen, dafi hinsichtlich der Derivatisierung von hochpolymeren Naturstoffen der Starke, der Cellulose, dem Guaran, sowie einigen mikrobiologisch synthe- tisierbaren Polysacchariden in Zukunft eine besondere Bedeutung zukommen wird. Dafi starkereiche Produkte und Starke selbst in verschiedenen Bereichen der Holzverleimung eine wesentliche Rolle als Streckmittel spielen, ist wohl allgemein bekannt. Welche viel- seitigen Wirkungen von ihnen auch noch auf Leim und Holzwerk- stoffe ausgehen, das fuhrte Frau Lore Plath (Karlsruhe) in ihrem Vortrag ,,Die Rolle von Starkeprodukten bei der Verleimung von Holzwerkstoffen mit Kunstharz-Leimen" durch ausgezeichnete Farbmikroaufnahmen eindrucksvoll vor Augen. So werden die Regulierung des Wasserhaushaltes, die Hartung der Leime oder 2.B. das Wegschlagen der Leime in den Holzwerkstoffen durch Starke und Starkeprodukte beeinflufit. Nach diesem weitgehend technisch bezogenen Vortrag fiihrte der folgende Beitrag von Frau C. Mercier (Massy, Frankreich) wieder mehr in starkechemi- sche Bereiche zuriick. Frau Mercier berichtete iiber ,,Die Fein- struktur von Maisstarken mit verschiedenen Amylosegehalten; wachsige, normale und amylosereiche Starke". Entgegen den Be- richten in der Literatur konnte Frau Mercier anhand umfangrei- cher Untersuchungen beweisen, dai3 sich das Amylopektin von wachsiger und das von normaler Starke nicht unterscheiden. Ein anderer Weg, urn die Feinstruktur der Starke zu untersuchen, wurde von D. Gallant eingeschlagen. Welche verbliiffenden Mog- lichkeiten dabei die Raster-Elektronenmikroskopie bietet, zeigte D. Gallant (Massy, Frankreich) in ,,Raster-Elektronenmikroskopie als neue Grundlage fur das Verstandnis der Ultrastruktur der Starke". Durch die Einbettung der Starkekorner in Plastikharz und anschliefiendes Brechen des Inklusionsblockes wird an den Bruchoberflachen die innere Starkestruktur sichtbar. Wie sich bei Untersuchungen mit verschieden behandelten Starkekornern gezeigt hatte, konnen iiber diese Methode die Erkenntnisse der Transmis- sions-Elektronenmikroskopie vorteilhaft erganzt werden. Im fol- genden Vortrag von H. Klaushofer (Wien, Osterreich) ,Hydro1 - ein unkonventioneller Rohstoff fur die Alkohol- und Hefeindu- strie" wurde gezeigt, dai3 die Einfiihrung von Hydrol als alleini- ger, kohlenhydratliefernder Rohstoff in die Technologie der Spiri- tus- und Backhefefabrikation nicht moglich ist. Eine kombinierte Verwendung von Melasse und Hydrol lieferte allerdings eine Back-

Die Starke 24. Jahrg. 1972 / Nr . 11 387

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hefe mit guter Triebkrafi in hoher Ausbeute. In der Nahrungs- mittelindustrie werden ofimals gleichteitig mehrere Zuckerarten eingesetzt. Es ist also sinnvoll, geeignete Zuckermishungen in fliissiger Form herzustellen und zu vertreiben. In seinem Bericht ,Fliissigzucker-Glucosesirup/Dextrose-Mischungen aus anwen- dungstechnischer Sicht" legte C. Kriiger (Braunschweig) dar, dai3 die Herstellung, Lagerung und insbesondere die Verarbeitung sol- cher Zuckerrnischungen eine Vielzahl von Problemen aufwerfen. Dies wurde an einigen Beispielen in ausgezeichneter Weise erortert.

Parallellaufend zu den Vortragsveranstaltungen fand - wie iib- lich - eine Maschinen- und Apparateausstellung statt. Gleichzeitig ermoglichte eine Zeitschrifien- und Biicherschau einen Oberblick iiber die Fachliteratur auf dem Starkegebiet. Da aber auch die Geselligkeit nicht zu kurz kommen sollte, waren Abendveranstal- tungen sowie ein Damenprogramm arrangiert, deren Hohepunkt der Gesellschafisabend im staatlichen Kurhaus ,,Zum Stern" in Bad Meinberg war.

Abschliegend sol1 noch auf die kommende 24. Starke-Tagung hin- gewiesen werden. Sie wird in der Zeit vom 25. bis 27. April 1973 in Detmold stattfinden. W. Bergthaller

Referate / Abstracts

Samotus, B.: Untersuchungen der hydrolytischen Aktivitat des KartoffelpreDsaftes (Badania nad aktywnoiciq hydrolitycznq soku ziemniaczanego).

I. Die Xnderung des Gehaltes an Kohlenhydrat- und Phosphor- verbindungen wzhrend der Autolyse von Kartoff elknollen (I. Zmiany w zawartoki cukrowc6w i polqczeli fosforowych podczas autolizy bulw ziemniaka). Hodowla Roilin, Aklima- tyzacja i Nasiennictwo (Pflanzenzucht, Akklimatisierung und Samenzucht) 13 (1969), 31 -42.

Junge Knollen (I) der Kartoffelsorte ,,Pierwiosnek" wurden nach zwolfstiindigern Gefrieren der Autolyse unterworfen. Nach einer sechstagigen Aufbewahrung von (I) bei 30 'C wurden die Kohlen- hydrate (Glucose, Fructose, Saccharose, Dextrine, Starke) sowie Phosphorverbindungen (anorganisches, Starke- und organisches Phosphat der unloslichen und loslichen Substanzen) quantitativ errnittelt. Unter den Versuchsbedingungen konnten sehr kleine Ver- anderungen der Starke beobachtet werden, wahrend die Saccharose restlos hydrolisiert wurde. Die Mehrheit der organischen Phosphor- verbindungen zersetzte sich unter Freisetzen von anorganischem Phosphat infolge der Aktivitat von Phosphatasen und Phytase.

Samotus, B., 2. Kolodziej und M. Niediwiedi: 11. Hydrolytische Wirkung des PreRsaftes auf die losliche Starke (11. Dziatanie hydrolityczne soku na skrobie rozpuszczaln4). Ibid 13 (1969), 129-140.

Lijsliche Starke nach Lintner wurde der Einwirkung des Kar- toffelprefisafies wahrend 24 und 48 Std. bei 30 O C unterworfen. Zur Aufarbeitung wurde eine Fraktionierungsmethode herange- zogen, die auf der Inaktivierung der Versuchslosung und nachfol- gender Extraktion der Starke mit Perchlorsaure, sowie Ausfallung der Starke rnittels Methanol mit der Zugabe von trockenem Na- triumchlorid beruht. Diese Fraktionierungsmethode erlaubte die Bestimmung der verschiedenen Kohlenhydrate (Glucose, Fructose, Saccharose, Maltose) und Phosphorverbindungen (organisches, an- organisches und gesarntes Phosphat). Die Versuchsergebnisse besta- tigten die Hypothese iiber den amylolytischen Abbau der loslichen Starke durch die im Kartoffelprensaft anwesenden Enzyme a- und /?-Amylase. Der Kartoffelpregsaff enthalt auch aktive Saccharide und Phosphatasen.

Samotus, B., M . Niediwiedi und 2. Kotodziej: 111. Hydrolytische Wirkung des PreSsafies von verschiedenen Kartoffelsorten auf losliche Starke, Saccharose und Maltose (111. Dzialanie hydroli- tyczne soku otrzymanego z r6inych odrnian ziemniak6w na skrobiq rozpuszczalnq, sacharoze i maltozc). Ibid 13 (1969), 193 -203.

Aus Knollen von drei Kartoffelsorten, die reif geerntet wurden, und aus einer Sorte, die unreif (Bliitezeit) war, wurde der PreB- safi gewonnen, der auf losliche Starke nach Lintner, Saccharose und Maltose bei 30'C wahrend 48 Std. wirkte. Die hydrolytische Wirkung des PreBsafies wurde uber die Zunahme des Reduktions- vermogens (Dinitrophenol-Methode) bestimmt. Die erhaltenen Er- gebnisse deuteten auf die Anwesenheit aktiver Amylasen im Prefi- saR. Die Aktivitar der Saccharose ist geringer als die der Amy- lasen. Die Maltase zeigte keine Aktivitat. Die Frage des Abbaues der Starkekorner durch die Enzyme des KartoffelpreBsaftes konnte noch nicht geklart werden. wi

Kempf, W., und F . Meuser: Analytische Qualititsbewertung han- delsiiblicher Weizenstirken des Jahres 1971. Getreide Mehl Brot 26 (1972), 102-103.

Wie bereits 1970 wurden 1971 native handelsiibliche Weizenstar- ken inlandischer Produktion analytisch untersucht und beurteilt. Die untersuchten Muster entsprachen im allgemeinen den Quali- tatsanforderungen der Richtlinien fur Starke und Starkeerzeug- nisse des Bundes fur Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde. In Farbe, Geruch und Geschmack waren sie ebenfalls einwandfrei. Im Vergleich zu den Proben des Jahres 1970 wurden geringfiigige

M. Kliiver Veranderungen festgestellt.

Wooton, M . , D . Weeden und N . Munk: Schnellmethode zur Be- urteilung der Stzrkeverkleisterung in fertigen Lebensrnitteln (A rapid method for the estimation of starch gelatinization in pro- cessed foods). Food Technol. Australia 23 (1971), 612-613, 615.

Der Grad der Verkleisterung eines starkehaltigen Produktes wurde definiert als das Verhaltnis von verkleisterter Starke zur nativen Starke und wurde aus spektralphotometrischen Messungen des Jod- Starke-Komplexes berechnet, der in einer wagrigen Suspension einer Probe vor und nach vollstandiger Losung der Starke durch Alkali gebildet wurde. Die Alkalizugabe hatte keine signifikante Wirkung auf die Absorptionsspektren der untersuchtenl'roben von Wachsmais-, Weizen- oder Kartoffelstarke. Auf diese Weise wurde der Verkleisterungsgrad einiger Keksarten, Waffeln, Kartoffel- chips und vorverkleisterter Weizenstarke bestimmt. M. Kliiver

Schobinger, V.: Neue Hydrolysenprodukte aus Starke. Lebens- mittel und Ernahrung [Wien] 24 (1971), 240-241.

Unter der Bezeichnung ,,Maltrin" wurden neue Starkehydrolysen- produkte in den Handel gebracht, die sich durch einen minimalen Gehalt an reduzierenden Zuckern auszeichnen. Die Maltrine (Malto- Dextrine) liegen in ihren Eigenschafien zwischen den Dextrinen (DE 1 - 8) und einem herkommlichen GIucosesirup (DE 28) und weisen DE-Werte zwischen 9 und 22 auf. Durch spezifische Eigen- schafien wie geringe Hygroskopizitat, verminderte Braunungs- tendenz und verminderten Zuckergehalt bei einer zumeist guten Loslichkeit stellen die Maltrine neutrale Fuflstoffe dar, die in einer Vielzahl von Zweigen der Lebensmirtelindustrie sowie auch der pharmazeutischen und kosmetischen Industrie Verwendung finden konnen. W. Bergthaller

Dumarzert, J. C., C . Ghiglione, T. Pugnet und M. Giraud: Stirke- triphosphorsiureester (Sur l'ester triphosphorique de l'amidon). Bull. SOC. Pharm. [Marseille] 18 (1969), 219-213.

Die Geschwindigkeit der Hydrolyse der Starkephosphorsaureester deutete darauf hin, dai3 eine Substanz aus Glucose, Phosphat und Natrium im Verhaltnis 1 :2:3 vorliegt. Die Phosphorylierung des untersuchten Esters erfolgte durch Einwirken von Phosphoroxy-

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