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Berichtsauszug über Ergebnisse des Forschungsprojektes SEE (Stadt mit Energieeffizienz) im Rahmen der Fortschrei- bung des Klimaschutzkonzepts Stuttgart (KLIKS)

Berichtsauszug über Ergebnisse des Forschungsprojektes SEE ... · (KLIKS) Nach einer ausführlichen Bilanzierung für die Jahre 1990, 1995 im Rahmen der Erstellung des Stuttgarter

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Berichtsauszug über Ergebnisse des Forschungsprojektes SEE (Stadt mit Energieeffizienz) im Rahmen der Fortschrei-bung des Klimaschutzkonzepts Stuttgart (KLIKS)

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1 Ausgangsituation in Stuttgart 1

1.1 Bevölkerung 1

1.2 Wirtschaft 1

1.3 Topographie und Flächennutzung 2

1.4 Klima 2

1.5 Gebäudebestand 2

1.6 Verkehr (ISV) 3

1.7 Energieversorgung 4

1.8 Bisherige Bilanzierung im Rahmen des Klimaschutzkonzptes Stuttgart (KLIKS) 5

2 Energiebilanz im Rahmen des Forschungsprojektes SEE (Stadt mit Energieeffizienz) 6

2.1 Modellbeschreibung 6

2.2 Ergebnisse 13

3 Erarbeitung von Umsetzungskonzepten 22

3.1 Energieerzeugung und Versorgung 24

3.2 Verkehr 25

3.3 Gewerbe, Handel, Dienstleistungen, Industrie 25

3.4 Wohngebäude 25

4 Umsetzungskonzepte für Maßnahmen 26

4.1 Maßnahmen zur Förderung eines energieeffizienten Verhaltens von Privatpersonen 27

4.2 Maßnahmen im Bereich öffentlicher Einrichtungen und Dienstleistungen 28

4.3 Entwicklung eines Contracting Modells für Wohngebäude 29

4.4 Umsetzung von Maßnahmen in Gewerbe, Handel und Dienstleistung 31

4.5 Umsetzung von Maßnahmen in der Energieversorgung 31

4.5.1 Energieerzeugung mit erneuerbaren Energien 32

7 Anhang

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1 Ausgangsituation in Stuttgart

1.1 Bevölkerung

Gegenüber 1990 ist die Einwohnerzahl 1990 von 598.698 auf 593 034 Ende 2008 leicht gesunken.

Momentan ist aber ein Wachstum der Bevölkerung zu verzeichnen. Gemäß der Prognose des Sta-

tistischen Amtes wird die Einwohnerzahl in Stuttgart zunächst noch leicht ansteigen und ab etwa

2018 zurückgehen. Für das Jahr 2025 wird mit 594 500 ein ähnlicher Bevölkerungsstand erwartet

wie im Jahr 2009.

Im Jahr 2008 stellten die jungen Erwachsenen zwischen 18 und unter 35 Jahren über ein Viertel

der Stuttgarter Bevölkerung, während der entsprechende Wert auf Landesebene bei lediglich 20 %

lag. Hingegen ist der Anteil der 40- bis unter 60-Jährigen im Vergleich zum Land geringer ausge-

prägte. Da anhaltend vor allem junge Menschen nach Stuttgart wandern und hier dazu beitragen,

dass auch weiterhin viele Kinder geboren werden, fällt die Alterung im Vergleich zu anderen Städ-

ten und Regionen Baden-Württembergs gering aus. Das Durchschnittsalter wird sich entsprechend

nur geringfügig von 42 auf 43 Jahre erhöhen.

Ende 2008 hatten 38,5 Prozent der Stuttgarter einen Migrationshintergrund, zumindest bis zum

Jahr 2018 wird dieser Anteil weiter steigen.

Insgesamt deuten die Ergebnisse der Einwohnerprognose auf eine vorübergehende Abschwä-

chung der Prozesse des demografischen Wandels hin.

1.2 Wirtschaft

Die Wirtschaftsstruktur Stuttgarts stellt sich als vielseitiger Mix aus Global Playern und lebendigem

Mittelstand dar. Unternehmen aus allen Branchen und Wirtschaftszweigen operieren in Stuttgart.

Dabei können sie von hervorragend qualifizierten Arbeitskräften und von einer exzellenten For-

schungs- und Entwicklungslandschaft profitieren. Der Stuttgarter Weinbau profitiert vom milden

Klima. Die wichtigsten Eckdaten:

• Höchste Exportrate aller deutschen Städte: 61 Prozent

• Anteil hoch qualifizierter Beschäftigter: 20,2 Prozent

• Kaufkraft je Einwohner: 21.161 Euro

• Kaufindex 112,6 (100 ist Bundesdurchschnitt, GfK)

• Arbeitslosenquote 2008: 5,3 % (Bundesdurchschnitt 7,4%)

• 346.433 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort Stuttgart im Jahr 2008

Davon 39,2 % Einwohner, 60,8 % Berufspendler von außerhalb.

• 2,74 Millionen Übernachtungen 2008 (Rekord)

• 1.161 Schiffe ankommende und abgehende Schiffe 2008 im Stuttgarter Hafen - wasserseiti-

ger Güterumschlag: 1,087 Mio. t

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1.3 Topographie und Flächennutzung

Naturräumlich liegt Stuttgart in einer geomor-

phologischen Depression, dem Stuttgarter Kes-

sel. Aus der vertikalen Ausdehnung zwischen

207 m und 549 m ü. NN resultiert eine durch-

schnittliche Höhenlage von 260 m über Nor-

malnull.

Die Gemarkungsgrenze schließt insgesamt

20.735 ha ein. 54 % der Fläche als Parks, Frei-

zeitflächen, landwirtschaftlicher Fläche, Wein-

bau, Wald und Wasserflächen unverbaut. 52 %

des Waldes befinden sich im Besitz der Stadt.

Durch die Stadt fließen der Neckar und weitere

kleinere Flüsse.

Verkehrs-fläche15%

Gebäude- und Freifläche

29%

Wald 24%

Gewässer1%

Erholung6%

Landwirtschaft23%

sonstige Nutzung2%

Flächennutzung

Einwohnerdichte: 2 890 Ew/km2

1.4 Klima

Sonnenscheinreichtum und milde Witterung kennzeichnen das Stuttgarter Klima. Die mittlere jähr-

liche Globalstrahlung liegt um 1200 kWh pro m2 und Jahr. Die jährliche Durchschnittstemperatur

beträgt 10°C. Auf der Filderhochfläche am südlichen Stadtrand ist die mittlere Lufttemperatur 1,4

Grad niedriger. Im Mittel der drei Sommermonate Juni, Juli, August scheint in Stuttgart die Sonne

mehr als 7 Stunden täglich. Im Innenstadtbereich beträgt die mittlere Juli-Temperatur 18,8 Grad C.

Die bewaldeten Höhen um die Innenstadt und die zentral gelegenen Grün- und Erholungsflächen

führen zu angenehme Abkühlung im Sommer.

Die Tal- und Kessellagen des Stadtgebiets bewirken verhältnismäßig schwache Windbewegung.

Im Jahresmittel beträgt die Windgeschwindigkeit in Stuttgart nur 1,90 m/sec (am Flughafen 2,4

m/sec). Die Hauptwindrichtung ist mit 22 bis 30 % Häufigkeit Südwest.

1.5 Gebäudebestand

Wohngebäude

Im Jahr 2008 umfasste der Wohnungsbestand in Stuttgart 296.084 Wohnungen. Hiervon sind 98%

in Gebäuden mit überwiegender Wohnnutzung zu finden, die verbleibenden 2% befinden sich in

Gebäuden mit hauptsächlich Nichtwohnnutzung. Die Gesamtgeschossfläche in Wohngebäuden

ergibt sich zu 36,2 Mio. m², wovon rund 12% als Nutzflächen für Geschäfte, Büros und sonstige

Nichtwohnnutzung verwendet werden. Der Wohnungsleerstand liegt für Stuttgart bei unterdurch-

schnittlichen 1,3% [Immo.Stgt 2010].

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Rund 17% aller Wohnungen sind in kleinen Wohngebäuden mit bis zu zwei Wohneinheiten zu fin-

den, wovon ein Großteil von den jeweiligen Eigentümern bewohnt wird. Bei Wohnungen in Mehr-

familienhäusern ab 3 Wohneinheiten liegt die Eigentümerrate hingegen nur bei 24%. Eine sehr

große Bedeutung für den Mietmarkt haben die ansässigen Wohnbaugesellschaften. Allein die

Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH (SWSG) besitzt mit 18.031 Wohnungen

knapp ein Zehntel aller Mietwohnungen im Stuttgarter Stadtgebiet. Zudem werden rund 39.500

Wohneinheiten von ehemals gemeinnützigen Wohnungsunternehmen vermietet. In dieser Zahl

noch nicht enthalten sind freie Wohnungsunternehmen und Kirchen.

Die Altersstruktur der Wohnbebauung im Stadtgebiet Stuttgart ist stark geprägt durch die Bauten

aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Knapp die Hälfte der heutigen Wohnfläche wurde zwi-

schen 1900 und 1957 errichtet. Der Wohnflächenanteil von Wohnungen mit einem Baualter vor

1984, die vor in Krafttreten der 2.Wärmeschutzverordnung errichtet wurden, liegt bei über 85%.

Abzüglich bereits sanierter Wohnungen stellt dieser Anteil ein großes Energieeinsparpotenzial dar.

Die Neubauquote im Wohnbau liegt bei unter 0,5%, für die Sanierungsrate wird vom deutschland-

weiten Durchschnitt von 2% ausgegangen.

Nichtwohngebäude

Im Vergleich zu den Wohngebäuden liegen Daten für Nichtwohngebäude in geringerem Detaillie-

rungsgrad vor. Aus dem Gebäudekataster der Stadt Stuttgart ergibt sich eine Gesamtgeschossflä-

che für Nichtwohngebäude von 30 Mio. m², wobei rund 5 Mio. m² in Gebäuden ohne Energiever-

sorgung, wie Garagen, Überdachungen und Gartenhäusern zu finden sind. Mit rund 30% der Ge-

schossflächen sind Bürogebäude die häufigste Nutzungsart, gefolgt von Geschäfts-, Betriebs- und

Fabrikgebäuden. Die Geschossfläche der Liegenschaften der Stadt Stuttgart ohne stadteigene

Wohngebäude liegt bei 2,4 Mio. m², die der landeseigenen Gebäude inklusive Universität beträgt

knapp 2,0 Mio. m².

1.6 Verkehr (ISV)

Das Verkehrsangebot in Stuttgart ist von der Kessellage der Stadt geprägt. Für Fußgänger stehen

mehr als 400 Staffeln oder Stäffele (Treppen) bereit. Die Stadt verfügt im Gegensatz zu den meis-

ten deutschen Großstädten über kein Ringstraßensystem was zu relativ hohen Verkehrsbelastun-

gen in der Innenstadt führt. Das Angebot im öffentlichen Verkehr (ÖV) umfasst das S-Bahn-, das

Stadtbahn- und das Busnetz. Die S-Bahn besteht aus 6 Linien, die in der Innenstadt in einem Tun-

nel geführt werden. Auch die Stadtbahn verkehrt sowohl oberirdisch als auch unterirdisch. Im Bus-

verkehr kommen in Stuttgart hauptsächlich Niederflurgelenkbusse zum Einsatz. Dieses ÖV-Ange-

bot wird durch das Fahrradverleihsystem „call a bike“ mit 65 Stationen im Stuttgarter Stadtgebiet

ergänzt.

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Die Nachfrage im Personenverkehr wird wie überall in Deutschland vom Pkw-Verkehr dominiert.

2008 waren 308 650 Fahrzeuge in Stuttgart zugelassen. Der Anteil des öffentlichen Verkehrs ist

verglichen mit anderen Städten überdurchschnittlich hoch. Der Radverkehr liegt dagegen aufgrund

der Topografie unter dem Durchschnitt.

Verkehrsmittel Modal Split bezogen auf die Zahl der Wege Modal Split bezogen auf die Personenkilometer

Pkw-Selbstfahrer 36% 55%

Pkw-Mitfahrer 9% 14%

ÖV 22% 22%

Rad 6% 4%

Fuß 27% 5%

Tabelle 1: Modal Split der Verkehrsmittel im Stadtgebiet Stuttgart

Übergeordnetes Straßennetz

Stuttgart

Autobahnen

Bundesstraßen

Gewässer

ÖV-Verkehrsnetz

Stuttgart

Bus

S-Bahn

Stadtbahn

Abbildung 1: Übergeordnetes Straßennetz und ÖV-Verkehrsnetz Stuttgart (Quelle: Landeshaupt-stadt Stuttgart, Statistisches Amt, Stuttgarter Verkehrsdaten, 10/2007).

Als Stadt der kurzen Wege präsentiert sich Stuttgart beim Thema Naherholung: Fast 90 Prozent

der Bevölkerung leben in maximal 250 m Luftlinienentfernung von einer Grün- oder Erholungsflä-

che. Dagegen pendeln zu einem Arbeitsort außerhalb von Stuttgart 64.603 Personen. In der Ge-

genrichtung bewegen sich 210.735 Einpendler.

1.7 Energieversorgung

Die Energieversorgung des Stadtgebiets Stuttgart erfolgt zu großen Teilen durch das Energiever-

sorgungsunternehmen Energie Baden-Württemberg AG (EnBW). Die EnBW beliefert als Netz-

betreiber die Stuttgarter Kunden mit Erdgas, Strom und Fernwärme. Am 225 km langen Fernwär-

menetz sind rund 7.800 Kunden bzw. 3.400 Gebäude in der Innenstadt von Stuttgart angeschlos-

sen. An der nichtleitungsgebundenen Energieversorgung partizipieren unterschiedlichste Brenn-

stoffhändler. Trotz rückläufiger Marktanteile hat Heizöl nach den leitungsgebundenen Energieträ-

gern die größte Bedeutung für die Energieversorgung. Während der Anteil an Kohle und Kohlepro-

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dukten bei der Energieversorgung nahezu keine Rolle mehr spielt, ist bei den erneuerbaren Ener-

gieträgern eine deutliche Zunahme zu verzeichnen.

Im Stadtgebiet Stuttgart gibt es zwei Heizkraftwerke für die allgemeine Versorgung in denen Kohle,

Erdgas und Müll in Kraftwärmekopplung zu Strom und Fernwärme umgewandelt wird. Zusätzlich

existieren diverse kleinere Energieerzeugungsanlagen wie das HKW Pfaffenwald der Universität

Stuttgart, Industriekraftwerke des verarbeitenden Gewerbes und Blockheizkraftwerke in Wohnan-

lagen, Betrieben und öffentlichen Liegenschaften. Der Anteil regenerativer Energiesysteme wird

hauptsächlich bestimmt durch Wasserkraftwerke und Klärgas- bzw. Biogas-BHKW. Photovoltaik-

und Windkraftanlagen spielen für die Energieerzeugung in Stuttgart nur eine untergeordnete Rolle.

Es bestehen hydrothermale Ressourcen, jedoch schließt der wasserrechtliche Rahmen eine Nut-

zung aus.

1.8 Bisherige Bilanzierung im Rahmen des Klimaschutzkonzptes Stuttgart

(KLIKS)

Nach einer ausführlichen Bilanzierung für die Jahre 1990, 1995 im Rahmen der Erstellung des

Stuttgarter Klimaschutzkonzeptes erfolgte im Jahr 2001 eine erste Zwischenbilanzierung. Inzwi-

schen wurde die Bilanzierung und damit das Monitoring auf das web-basierte System ecoregion

umgestellt, das im Rahmen der Klimabündnismitgliedschaft entwickelt und zur Verfügung gestellt

wurde. Die ursprünglichen Bilanzdaten wurden dabei mit jährlich zur Verfügung stehenden End-

energieverbrauchs- bzw. Verkehrsdaten des Statistischen Amtes der Stadt Stuttgart abgeglichen.

Unter Beachtung einer einheitlichen Bilanzierungsmethodik wurde für die Jahre 1990 bis 2009 eine

CO2-Bilanz erstellt:

CO2-Emissionen1) pro Einwohner 1990 - 2009

1) 2009 vorläufig, mit Vorkette (LCA), nationaler Strom-/Fernwärmemix für Import

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2 Energiebilanz im Rahmen des Forschungsprojektes SEE (Stadt mit Energieeffi-

zienz)

2.1 Modellbeschreibung

Die Bilanzierung der Energieströme im Stadtgebiet Stuttgart ist an die Methodik der Arbeitsge-

meinschaft Energiebilanzen [AGEB 08] angelehnt. Das Schema der entwickelten Energiebilanz

besteht aus einer Matrix mit Spalten, in denen die eingesetzten Energieträger kategorisiert und

zusammengefasst ausgewiesen werden und aus Reihen, in denen das Aufkommen, die Um-

wandlung und die Verwendung der jeweiligen Energieträgern erfasst wird.

Als Bilanzgrenzen wurden die Gemarkungslinie der Stadt Stuttgart gewählt, wobei reine Transit-

trassen wie die Autobahnen A8 und A81, das Verkehraufkommen durch Fernzüge und Schiffsver-

kehr und der Durchfluss von Stoffströmen aus der Bilanzierung ausgeklammert werden.

In der Basisbilanz wird das Energieaufkommen in Kilowattstunden ausgewiesen. Für die Umrech-

nung in spezifische Einheiten wie Tonnen (t), Kubikmeter (m³) und Liter (l) oder in andere Energie-

einheiten wie Joule (J), Steinkohleeinheiten (SKE) oder Kilokalorien (kcal) sind in der Bilanzie-

rungsmatrix entsprechende Umrechnungsfaktoren hinterlegt

Die physikalische und chemische Umwandlung von Energieträgern innerhalb des Stadtgebiets

Stuttgart wird in der Umwandlungsbilanz erfasst. Hierzu wird zwischen Umwandlungseinsatz, Um-

wandlungsausstoß und den anlagenbedingten Umwandlungsverlusten unterschieden.

Der Umwandlungseinsatz umfasst all jene Energieträger, die einer Energieerzeugereinheit zuge-

führt werden, wie Kohle, Erdgas und Biomasse in Verbrennungsanlagen und solare Strahlung,

Wasserkraft und Umgebungswärme in regenerativen Energiesystemen. Bei regenerativen Ener-

giesysteme wird für den Umwandlungseinsatz das theoretische Maximum angenommen, bei kon-

ventionellen Erzeugereinheiten die entsprechenden Betreiberdaten. Die bei der Umwandlung ent-

stehenden Produkte Strom und thermische Energie werden als Umwandlungsausstoß bezeichnet.

Der Umwandlungsausstoß wird als Bruttowert angesetzt ohne Berücksichtigung von Eigen-

verbrauch des Energiesektors, Leitungsverlusten und Fackelverlusten.

Die Differenz zwischen Umwandlungseinsatz und Umwandlungsausstoß geht als Umwandlungs-

verlust in die Energiebilanz mit ein. Der Umwandlungsverlust gibt Aufschluss über die Effizienz der

jeweiligen Energieerzeugungseinheit. In der Bilanzierungsmatrix werden die Umwandlungsverluste

jenem Energieträger zugewiesen, der als Endprodukt nach dem Umwandlungsprozess zur Verfü-

gung steht. Bei Erzeugereinheiten mit Kraft-Wärme-Kopplung werden die Verluste unter dem Ener-

gieträger Strom ausgewiesen, somit wird die Nutzung von Abwärme der Stromerzeugung gutge-

schrieben.

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Für die einfachere Handhabung der Bilanzierungsmatrix wird für die Energieerzeugereinheiten

zwischen Anlagenart, eingesetztem Energieträger und den jeweiligen Betreibern unterschieden.

Bei den Erzeugereinheiten wird unterschieden zwischen Heizkraftwerken der allgemeinen Versor-

gung mit und ohne KWK, reinen Heizwerken, Industriekraftwerken, Blockheizkraftwerken (Erdgas,

Biogas oder Klärgas), Windkraftanlagen, Wasserkraftwerken, Photovoltaik, solarthermische Anla-

gen und Wärmepumpen. Nicht energetische Umwandlungseinheiten wie Hochöfen und Raffinerien

werden ebenfalls mitbilanziert.

Der Energieverbrauch der unmittelbar der Erzeugung von Nutzenergie dient, wird als Endenergie-

verbrauch in die Energiebilanz mit aufgenommen. Bei den Verursachern wird zwischen vier Sekto-

ren unterschieden, den privaten Haushalten, Gewerbe, Handel und Dienstleitung (GHD), Industrie

und Verkehr.

Die Daten zum leitungsgebundenen Energieverbrauch wie Strom, Fernwärme und Erdgas werden

aus den Netzbetreiberdaten des Energieversorgungsunternehmens auf die vier Sektoren verteilt.

Für das verarbeitende Gewerbe mit 20 Mitarbeitern wird zudem eine jährliche Statistik zum ener-

getischen Verbrauch erhoben, die ebenso wie die Energieverbrauchsdaten der städtischen Lie-

genschaften in die Bilanz mit aufgenommen wurden.

Der Energieverbrauch des Sektors Verkehr basiert auf einem Verkehrsmodell für die Stadt Stutt-

gart. Für die Matrix der Energiebilanz wird das Verkehrsaufkommen in Personenindividualverkehr

(Pkw), Lastkraftfahrten (Lkw), schienengebundenen öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) und nicht

schienengebundenen ÖPNV unterteilt. Energieverbrauch für Beleuchtung und Verkehrssicherheit

sowie der Kraftstoffverbrauch des Baugewerbes, der Landwirtschaft und der Industrie werden nicht

im Sektor Verkehr erfasst, sondern den jeweiligen Sektoren zugeteilt.

Für die nichtleitungsgebundenen Energieträger wie Mineralöl, Kohle und Biomasse sind basierend

auf statistischen Erhebungen der Schornsteinfegerinnung und Marktforschungsergebnissen

Schätzungen und Hochrechnungen vorgenommen worden, da eine zentrale Erfassung zum Ener-

gieverbrauch von nichtleitungsgebundenen Energieträgern bislang nicht verfügbar ist.

Für die Unterteilung des Endenergieverbrauchs nach Verwendungszweck wird auf die Erkennt-

nisse des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft [BDEW] zurückgegriffen, die basie-

rend auf den Energiedaten Deutschland des Bundesministeriums für Wirtschaft eine Unterteilung

des Endenergieverbrauchs in Deutschland nach Verbrauchssektor, Verwendungszweck und Ener-

gieträger vorgenommen haben.

Energieerzeugung im Stadtgebiet

Die Energieerzeugung in Stuttgart ist vorwiegend durch zwei große Heizkraftwerke zur allgemei-

nen Versorgung in Münster und Gaisburg geprägt, in denen Abfall, Kohle und Erdgas umgesetzt

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werden und die das Stadtgebiet mit in Kraft-Wärme-Kopplung erzeugter elektrischer und thermi-

scher Energie versorgen. Unabhängig vom öffentlichen Netz wird im universitätseigenen Heiz-

kraftwerk Pfaffenwald Strom und Wärme für den Universitätscampus in Vaihingen und die angren-

zenden gewerblichen Liegenschaften erzeugt. Ein beachtlicher Anteil der Energieerzeugung ent-

fällt zudem auf Wasserkraftanlagen, wohingegen Windkraft nahezu keine Rolle spielt. Der Versor-

gungsmix wird durch eine Vielzahl kleiner Anlagen wie Industriekraftwerke, BHKW, Photovoltaik

und solarthermische Anlagen ergänzt.

Erdgasversorgung

Das Endenergieaufkommen für Erdgas im Jahr 2008 ergibt sich aus den Netzbetreiberzahlen der

Energie Baden-Württemberg AG (EnBW). Der Gesamtverbrauch an Erdgas wurde anhand der

Kundenkartei der EnBW auf die Sektoren Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistung (GHD) und

Industrie aufgeteilt. Zudem wurde basierend auf den Informationen des statistischen Landesamts

Baden-Württemberg für den Sektor Industrie der Erdgasverbrauch des verarbeitenden Gewerbes

mit mehr als 20 Mitarbeitern separat ausgewiesen und der Verbrauch der städtischen Liegen-

schaften als Teil des Sektors GHD differenziert aufgeführt.

Neben dem direkten Erdgasverbrauch in den Sektoren wird Erdgas auch zur Energieerzeugung

innerhalb des Stadtgebietes in den Heizkraftwerken (HKW) der EnBW, im HKW Pfaffenwald und in

diversen kleineren Blockheizkraftwerken zu Strom und Wärme umgesetzt. Das verarbeitende Ge-

werbe erzeugt zudem Strom in eigenen Industriekraftwerken. Die Erdgasmengen, die in diesen

privaten Energieerzeugern umgewandelt werden, haben bereits im Gesamtendenergieverbrauch

der jeweiligen Sektoren Berücksichtigung gefunden und müssen daher bilanziell mit den

Verbrauchsdaten der EnBW verrechnet werden.

Fernwärmeversorgung

Als Betreiber des Fernwärmenetzes verfügt die EnBW über exakte Verbrauchszahlen ihrer Stutt-

garter Fernwärmekunden. Anhand der Kundendaten und Verbrauchsmengen wurde der Gesamt-

verbrauch auf die jeweiligen Sektoren umgerechnet, wobei wiederum für das verarbeitende Ge-

werbe und die städtischen Liegenschaften zusätzlich ein bottom-up Ansatz zur feineren Unterglie-

derung genutzt wurde.

Die Netzbetreiberdaten der EnBW erlauben darüber hinaus auch Aussagen zu Übertragungsver-

lusten innerhalb des Fernwärmenetzes. Hinsichtlich Herkunft der thermischen Energie wurde zu-

dem zwischen Erzeugung im Stadtgebiet und Import aus dem benachbarten HKW in Alt-

bach/Esslingen unterschieden.

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Stromversorgung

Ausgenommen die universitätseigene Stromversorgung, der Strom aus Industriekraftwerke des

produzierenden Gewerbes und der Fahrstrom der deutschen Bahn wird elektrische Energie unab-

hängig vom Stromanbieter ausschließlich über das Stromnetz der EnBW an die Stuttgarter Strom-

kunden geliefert. Durch eine Extrapolation der Händlerdaten der EnBW, die einen Großteil des

liberalisierten Strommarktes in Stuttgart abdeckt, lässt sich der Gesamtstromverbrauch auf die

jeweiligen Sektoren verteilen. Die industrielle Stromverbrauchsmenge enthält neben dem Anteil

des verarbeitenden Gewerbes auch den Stromverbrauch der Stuttgarter Straßenbahnen AG, de-

ren Verbrauch dem Sektor Verkehr zugerechnet wird. Für die städtischen Liegenschaften sind de-

taillierte Informationen zum Stromverbrauch in die Bilanz mit aufgenommen worden.

Ein geringer Anteil dieses Gesamtstromverbrauchs wird innerhalb des Stadtgebiets zur Energie-

umwandlung eingesetzt. Für die bilanzielle Verrechnung wurde anhand der Besitzverhältnisse der

Stromverbrauch dieser Energieerzeugereinheiten den jeweiligen Sektoren zugewiesen.

Neben dem Stromverkauf wird auch im Energiesektor selbst elektrische Energie verbraucht. Zum

einen geht bei der Übertragung und Verteilung der elektrischen Energie eine beachtliche Strom-

menge verloren, zum anderen benötigen die Kraftwerksbetreiber selbst eine gewisse Energie-

menge für den Betrieb ihrer Anlagen und Liegenschaften.

Anhand der Netzbetreiberdaten der EnBW lässt sich für den verbrauchten Strom auch eine Unter-

suchung hinsichtlich Herkunft durchführen. Diese Informationen erlauben also eine Unterschei-

dung zwischen erzeugtem Strom im Stadtgebiet und Stromimport. Für die Energiegewinnung in

Stuttgart wird darüber hinaus auch die Zusammensetzung der Energieerzeugung ausgewiesen, da

mittels der Netzbetreiberdaten der EnBW die eingespeisten Strommengen den jeweiligen Energie-

erzeugern zugewiesen werden können. So ergibt sich eine eigene Energieerzeugungsstruktur für

die Stadt Stuttgart, die Aufschluss über den Anteil erneuerbarer Energien im Stadtgebiet geben

kann. Jedoch wird für eine primärenergetische Betrachtung und für die CO2-Emissionsbilanzierung

unabhängig von der Herkunft mit den Faktoren für den Strommix Deutschland gearbeitet, da die

Stuttgarter Energieerzeugereinheiten als Teil des Strommix Deutschland nicht isoliert betrachtet

werden können.

Neben den Energieerzeugereinheiten, die ihre gesamte produzierte Strommenge in das Stromnetz

der EnBW einspeisen, kann es auch Insellösungen geben. Die erzeugte Strommenge wird hier zur

Gänze für den eigenen Energiebedarf produziert und ist somit nicht durch das Energieversor-

gungsunternehmen EnBW erfassbar. Aufgrund der Vergütungsanreize durch das erneuerbare E-

nergien Gesetz wird davon ausgegangen, dass der Anteil von Photovoltaikanlagen und BHKW in

privatem Besitz, die nicht in das öffentliche Netz einspeisen, verschwindend gering ist.

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Mineralöle und Mineralölprodukte

Zu den Mineralölen und Mineralölprodukten gehören neben den Kraftstoffen Benzin und Diesel,

die vorwiegend im Sektor Verkehr eingesetzt werden, auch Heizöl und Flüssiggas. Während zu

den Verbrauchswerten von Flüssiggas in der Industrie statistische Zahlen vorliegen, gibt es zum

Heizölverbrauch in den verschiedenen Sektoren keine zentrale Erfassung. Deshalb wurden für die

Energiebilanzierung in SEE die Zahl an Ölheizungsanlagen im Stadtgebiet und deren Verbrauchs-

werte abgeschätzt.

Die Abschätzungsergebnisse basieren auf einer Auswertung der Erhebungsbögen für die Mess-

datenstatistik der Schornsteinfegerinnung Stuttgart aus dem Jahr 2008. In dieser Statistik, sind alle

Feuerungsstätten, die wiederkehrend nach der 1.BImSchV zu überwachen sind, erfasst. Öl-Feue-

rungsanlagen mit einer Nennleistung kleiner als 11 kW, die nur bei der Inbetriebnahme mess-

pflichtig sind, wurden basierend auf den Erfahrungen der Schornsteinfegerinnung Stuttgart abge-

schätzt. Die Anzahl kleiner Gasfeuerungsanlagen mit einer Leistung kleiner 11 kW werden anhand

der Erhebungsstatistiken aus CO-Messungen an raumluftabhängigen und raumluftunabhängigen

Gasfeuerstätten ermittelt. Während raumluftunabhängige Feuerstätten einer jährlichen Messpflicht

unterliegen, werden raumluftabhängige Anlagen nur alle zwei Jahre überprüft. Für die Abschät-

zung der Anzahl wurde davon ausgegangen, dass exakt die Hälfte der Anlagen in 2008 überprüft

wurde.

Der Heizölverbrauch ergibt sich also als Verhältniszahl der gesamten installierten Leistung von Öl-

und Gasfeuerungsanlagen multipliziert mit dem Verbrauchswert für Erdgas unter der Annahme,

dass die Nutzungsgrade ungefähr gleich sind. Das ermittelte Verhältnis zwischen Heizöl- und Erd-

gasfeuerstätten entspricht weitestgehend den gewonnenen Erkenntnissen aus der Wohnungs-

marktbefragung der Stadt Stuttgart. Das Verhältnis zwischen Erdgas- und Heizölfeuerstätten liegt

demnach für den Sektor Haushalte mit 3,31 : 1 leicht über der Verhältniszahl gemittelt über die

Feuerungsstätten aller Sektoren von 3,14 : 1. Für das verarbeitende Gewerbe ab 20 Mitarbeiter

ergibt sich aus den Zahlen des statistischen Landesamts eine entsprechende Verhältniszahl von

2,79 : 1. Bei der Aufteilung des restlichen Heizölverbrauchs auf die Sektoren GHD und sonstige

Industrie wurde von gleicher Anlagenstruktur in den beiden Sektoren ausgegangen.

Im Energieerzeugungssektor spielen Mineralöl und Mineralölprodukte eine eher untergeordnete

Rolle. In den Kraftwerken der EnBW wird Heizöl nur als Hilfsenergie zur Anheizung der Öfen ge-

nutzt, während in den kleineren Energieerzeugeranlagen des Landes, der Stadt und privater

Betreiber Heizöl teilweise als zweiter Brennstoff neben Erdgas auch für die Energieerzeugung ein-

gesetzt wird. Zu diesen Anlagen liegen Verbrauchswerte der jeweiligen Betreiber vor.

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Festbrennstoffe

Über die Feuerungsstätten der verbleibenden nichtleitungsgebundenen Energieträger Steinkohle,

Braunkohle und Biomasse gibt es keine Erhebung der Schornsteinfegerinnung auf die zurückge-

griffen werden könnte, weshalb deren Anteil an der Energieversorgung ausschließlich auf Basis

der Wohnungsmarktanalyse des statistischen Amts der Stadt Stuttgart, auf der Zusatzerhebung

zum Mikrozensus 2006 und auf Erhebungen des statistischen Landesamts BW zum Energie-

verbrauch der Industrie beruhen.

Aus der Wohnungsmarktanalyse des Jahres 2004 ergibt sich ein Anteil von Kohleheizungen in

Wohngebäuden bezogen auf die Wohnfläche von 0,92%, wobei vorwiegend Haushalte in Gebäu-

den, die in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts erbaut wurden, mit Kohle heizen. Auf-

grund der geringeren Dämmstandards dieser Gebäude und der geringeren Anlageneffizienz von

Kohleheizungen im vergleich zu Gas- und Ölheizungen wird der Anteil von Kohle am Heizenergie-

verbrauch der Haushalte mit 1,2% abgeschätzt. Das verarbeitende Gewerbe verbraucht seit Mitte

der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts keine Kohle und Kohleprodukte mehr. Der Kohle-

anteil an der Heizenergie der städtischen Liegenschaften liegt bei deutlich unter 0,01%. In den

Landesgebäuden wird keine Kohle eingesetzt.

Für die Sektoren GHD und sonstige Industriebetriebe sind zum Kohleverbrauch keine Informatio-

nen verfügbar. Als grobe Nährung wird aus den Energiedaten für Deutschland das Verhältnis zwi-

schen Kohleanteil in Haushalten und im Sektor GHD angesetzt und mit dem Anteil Heizenergie am

Gesamtverbrauch der Haushalte multipliziert. So ergibt sich ein Energieverbrauchsanteil von Kohle

an den Sektoren sonstige Industrie und GHD von jeweils 0,7%.

Der Hauptheizungsanteil an regenerativen Heizsystemen und Heizungsanlagen, die mit Biomasse

befeuert werden, liegt gemäß der Wohnmarktanalyse der Stadt Stuttgart in privaten Haushalten bei

rund 1,4%. Neben den Hauptheizungen gibt es auch eine Vielzahl von Zusatzheizungen. Entspre-

chend einer bundesweiten Analyse zur Wärmegewinnung aus Biomasse [BMWi 2004] liegt die

Zahl der Holzzusatzheizungen um einen Faktor 3 über der Anzahl an Hauptheizungen für Bio-

masse, jedoch werden diese Anlagen in der Regel auch nur zu einem Drittel der Zeit genutzt. Bei

gleicher Leistung und gleichem Nutzungsgrad ergibt sich grob eine Verdopplung des Energie-

verbrauchs an Biomasse für den Sektor Haushalte bezogen auf die Anzahl Hauptheizungen.

Für das verarbeitende Gewerbe ergibt sich aus der Statistik des Landes BW eine sehr geringe

Menge Biomasse, die weit unter 0,1% liegt. In den städtischen Liegenschaften, die teilweise über

Holzpelletsanlagen und Holzhackschnitzelkessel beheizt werden, liegt der Anteil an Biomasse über

2% des Gesamtenergieverbrauchs. Anhand dieser Richtgrößen wird der Biomasseverbrauch des

Sektors GHD mit 1,0% und der sonstigen Industrie mit 0,1% des Heizenergiebedarfs abgeschätzt.

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12

Nahwärmeversorgung und Erneuerbaren Energien

1) HKW Pfaffenwald

Das größte Wärmeverteilungsnetz neben dem Fernwärmenetz der EnBW wird durch das univer-

sitätseigene HKW Pfaffenwald gespeist. In Form von Wärme, Kälte und Dampf wird der Vaihinger

Universitätscampus sowie die angrenzenden Forschungsinstitute und studentischen Wohnheime

mit Energie versorgt.

2) BHKW

Im Stadtgebiet Stuttgart existieren diverse BHKW, die in Kraftwärmekopplung sowohl Strom als

auch Wärme erzeugen. Vom Energieversorgungsunternehmen EnBW werden solche BHKW er-

fasst, die ihren Strom in das öffentliche Netz einspeisen. Wird die gesamte anfallende Abwärme

bei der Stromerzeugung verbraucht, erhält der Betreiber eine Sondervergütung auf die produzierte

Strommenge. Für die Berechnung der erzeugten Wärmemenge wird von einem durchschnittlichen

elektrischen Wirkungsgrad von 33% und eines thermischen Wirkungsgrades von 50% aller BHKW

ausgegangen

3) Solarthermie

Basierend auf Daten des Marktanreizprogramms Erneuerbare Energien und einer Analyse zum

Solarthermiemarkt in Stuttgart des Steinbeis Forschungsinstituts, wurde eine installierte thermi-

sche Leistung von 16.360 kW ermittelt. Anlagen, die im Jahr 2008 errichtet wurden sind zu 50% in

die Berechnung eingeflossen. Der Anteil von mittelgroßen und großen Solaranlagen mit einer Kol-

lektorfläche von größer 40 m², die im Marktanreizprogramm nicht gefördert werden, ist mit 2.100

kWhth abgeschätzt. Die installierte Kollektorleistung pro 1000 Einwohner liegt mit rund 30 kWth

deutlich unter dem deutschlandweiten Vergleichswert von 96 kWth [Steinbeis 09].

Für die Ermittlung der erzeugten Wärmemenge wird von einer durchschnittlichen Kollektorleistung

von 0,7 kWth /m² [IEA] und einer durchschnittlichen Strahlungsintensität von 1.121 kWh/m²a

[Stadtklima 08] ausgegangen. Mit einem Verschattungsfaktor von 0,9 und einem Systemwirkungs-

grad von 30% [Schmidt], ergibt sich eine erzeugte solarthermische Gesamtenergiemenge von 7

GWh.

Rund 96% der solarthermischen Anlagen, die zwischen 2001 und 2008 im Marktanreizprogramm

Erneuerbare Energien in Stuttgart gefördert wurden, entfallen auf den Sektor Haushalte, wobei für

Anlagen zur Warmwasserbereitung und für Anlagen zur Heizungsunterstützung nahezu identische

Marktanteile zu verzeichnen sind. Für die rund 3000 kW thermische Leistung von Kleinanlagen, die

vor 2001 errichtet wurden, wird eine analoge Verteilung angenommen.

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Die Stadt Stuttgart selbst betreibt derzeit 6 thermische Solaranlagen zur Warmwasserbereitung

sowie diverse thermische Absorberanlagen für die städtischen Freibäder, die zusammen eine

thermische Solarenergie von 1.186 MWh in 2008 erzeugt haben. Die restlichen thermischen So-

laranlagen werden auf die Sektoren GHD und Industrie verteilt, wobei von einer Verteilung 70:30

ausgegangen wird.

4) Wärmepumpen

Je nach Art der Wärmequelle wird bei Wärmepumpen zwischen Erdreich-, Wasser- und Luft-Wär-

meanlagen unterschieden. Da Erdreich- und Wasser-Wärmepumpen genehmigungs- und anzei-

gepflichtig sind, gibt es eine statistische Erhebung der Stadt Stuttgart zu diesen Anlagen. Gemäß

dieser Statistik existieren im Jahr 2008 im Stadtgebiet 196 erdreichgekoppelte Wärmepumpenan-

lagen mit einer Gesamtwärmeentzugsleistung von rund 4.975 MW. Für die Berechung des Wär-

meertrags wird von einer durchschnittlichen Betriebsdauer je Wärmepumpenanlage von 3.000

Stunden pro Jahr und einer durchschnittlichen Jahresarbeitszahl des Gesamtsystems Wärme-

pumpe von 3,0 ausgegangen.

Zur installierten Leistung von Luft-Wärmepumpen sind für Stuttgart keine statistischen Zahlen vor-

handen, weshalb deren Anteil am Wärmepumpenmarkt auf Basis bundesweiter Absatzzahlen des

Bundesverband Wärmepumpen e.V. mit 25% abgeschätzt wurde. Für die Berechnung des Ener-

gieertrags wird von einer durchschnittlichen Leistung von 7,5 kW, einer mittleren Betriebsdauer

von 2.000 Stunden pro Jahr und einer Arbeitszahl von 2,3 ausgegangen.

Bei der Verteilung der Wärmepumpenanlagen auf die Sektoren wurde davon ausgegangen, dass

60% der thermischen Energie in den privaten Haushalten anfällt, die restlichen 40% dem Ge-

werbe-, Handel- und Dienstleistungssektor zuzuordnen sind.

2.2 Ergebnisse

Energiefluss in Stuttgart

Im Jahr 2008 betrug der Endenergieverbrauch der Verbrauchssektoren in Stuttgart rund 13.600

GWh, wobei der größte Anteil auf den Energieträger Strom entfällt, gefolgt von Erdgas, Mineralöl

und Fernwärme. Im Energiesektor wurden zudem fast 3.000 GWh zur Energieumwandlung einge-

setzt, aus denen abzüglich der Umwandlungs- und Verteilverluste sowie des Eigenverbrauchs des

Energiesektors rund 1.700 GWh Energie erzeugt wurden. Zusammen ergibt dies ein Energieauf-

kommen von rund 14.900 GWh. Unter Berücksichtigung des Energiebedarfs zur Bereitstellung

eines Energieträgers in Stuttgart ergibt sich ein jährlicher Primärenergieeinsatz von rund 20.800

GWh. Die Differenz von 5.900 GWh ist der energetische Verbrauch für die Gewinnung, den Trans-

port und die Weiterverarbeitung der Energieträger. Das Energieflussbild in Abbildung 2 veran-

schaulicht, wie Primärenergieträger, die innerhalb der Stadtgrenzen gewonnen oder aber von au-

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ßerhalb dem Gesamtsystem Stadt Stuttgart in Form von Energieimporten zugeführt werden, im

Stadtgebiet verteilt, umgewandelt und verbraucht werden.

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Abbildung 2: Energieflussbild Stuttgart 2008

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16

Primärenergiebilanz

Der weitaus größte Anteil des Primärenergieaufkommens von 20.800 GWh entfällt mit knapp 50%

auf den importierten Strom. Der exakte Entstehungsort des importierten Stroms lässt sich nicht

eindeutig bestimmen, weshalb für die primärenergetische Betrachtung vom Strommix Deutschland

ausgegangen wird. Der Anteil Strom, der innerhalb des Stadtgebiets erzeugt wird, ist zwar Teil des

Strommix Deutschland, wird aber bei der importierten Strommenge nicht berücksichtigt. Stattdes-

sen sind die im Energiesektor zur Stromerzeugung eingesetzten Energieträger beim Primärener-

gieaufkommen erfasst.

An zweiter Stelle des Primärenergieaufkommens steht das Erdgas, das ca. 23% des Gesamtpri-

märenergieaufkommens ausmacht. Das Erdgas fliest zu großen Teilen in die Verbrauchssektoren

Haushalte, GHD und Industrie, wobei mehr als die Hälfte des importierten Erdgases an die priva-

ten Haushalte geliefert wird. Bei der Energieerzeugung spielt Erdgas nur eine untergeordnete Rol-

le.

Einen ähnlich hohen Anteil am Primärenergieverbrauch der Stadt Stuttgart hat auch der Energie-

träger Mineralöl, der rund 21% des Gesamtprimärenergieaufkommens ausmacht. Hiervon entfallen

rund zwei Drittel auf die Kraftstoffe Benzin und Diesel, die überwiegend im Sektor Verkehr ver-

braucht werden. Das verbleibende Drittel sind Brennstoffe wie Heizöl und Flüssiggas, die überwie-

gend zur Raumheizung eingesetzt werden. Der Umwandlungseinsatz im Energiesektor spielt für

das Gesamtprimärenergieaufkommen von Mineralöl nahezu keine Rolle.

An vierter Stelle des Primärenergieverbrauchs folgt der Einsatz von Kohle, wobei der weitaus

größte Teil mit knapp 93% im Energiesektor zu Strom- und Wärme umgewandelt wird. Der Ener-

giegehalt des kommunalen Mülls, der in den Müllverbrennungsanlagen des Energiesektors einge-

setzt wird, liegt ungefähr in derselben Größenordnung wie die des Kohleverbrauchs, jedoch wird

der Abfall, als bereits im System vorhandenes Gut, nicht als Primärenergieverbrauch ausgewie-

sen. Ähnlich verhält es sich auch bei den erneuerbaren Energien, deren Anteil am Primärenergie-

verbrauch aufgrund der Bilanzierungsmethodik ebenfalls zu Null gesetzt wird.

Fernwärme und Biomasse, deren Primärenergieverbrauch zwar nicht zu Null gesetzt, aber den-

noch deutlich günstiger bewertet wird als die der fossilen Brennstoffe, haben dementsprechend

ebenfalls einen sehr geringen Anteil am Primärenergieaufkommen der Gesamtstadt Stuttgart.

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17

0

2.000

4.000

6.000

8.000

10.000

12.000

Strom Erdgas Mineralöl Kohle Sonst

Pri

mär

ener

gie

verb

rau

ch in

GW

h

Abbildung 3: Aufteilung des Primärenergieverbrauchs nach Energieträgern

Endenergieverbrauch

Der Endenergieverbrauch der Verbrauchssektoren in Stuttgart entfällt zu großen Teilen auf die

Energieträger Strom (31,5%), dicht gefolgt von Erdgas (28%) und Mineralöl (27%). Die Fern- und

Nahwärmeversorgung in Stuttgart deckt zudem rund 10% des Endenergieverbrauchs in Stuttgart

ab. Die Festbrennstoffe Kohle und Holz sowie regenerative Energiesysteme haben gemeinsam

einen Anteil am Endenergieverbrauch von etwas mehr als 3%.

Der größte Verbrauchssektor in Stuttgart ist dabei die Industrie, die insgesamt für rund 35% des

Endenergieverbrauchs verantwortlich ist. Unterteilt man die Industrie in verarbeitendes Gewerbe

und sonstige Industrie ergibt sich ungefähr eine gleichgroße Verteilung auf die beiden Untersekto-

ren. Nur einen geringfügig kleineren Anteil am Endenergieverbrauch von 29% haben die privaten

Haushalte. Der Anteil des Sektors Verkehr, bei dem nur die Fahrten innerhalb des Stadtgebiets

Stuttgart ohne reine Transitfahrten berücksichtigt sind, liegt bei rund 20%. Auf den Sektor Ge-

werbe, Handel und Dienstleistungen entfallen die verbleibenden 16%, wobei die städtischen Lie-

genschaften nur mit rund 4% am gesamten Endenergieverbrauch beteiligt sind.

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Haushalte29%

Gewerbe, Handel, Dienst leistung

12%Verarbeitendes Gewerbe

ab 20 Mitarbeiter17%

Sonst ige Industrie18%

Verkehr20%

Städt ische Liegenschaf ten

4%

Abbildung 4: Aufteilung des Endenergieverbrauchs nach Verbrauchssektoren

Mit fast 40% wird der größte Teil des Endenergieaufkommens für die Beheizung von Räumen ein-

gesetzt, knapp ein Drittel wird als mechanische Energie und weitere 20% als Prozesswärme in den

Sektoren verbraucht. Die restlichen 6% entfallen auf die Beleuchtung sowie auf Information und

Kommunikation. Die Anteile der Verwendungszwecke zeigen in Abhängigkeit des Verbrauchssek-

tors große Unterschiede. Während in den privaten Haushalten knapp zwei Drittel des Endenergie-

verbrauchs zur Raumheizung eingesetzt werden und der Anteil mechanischer Energie bei unter

10% liegt, werden im Verkehrssektor nahezu 100% des Endenergieverbrauchs als mechanische

Energie genutzt.

Der im Bilanzraum Stuttgart ermittelte Endenergieverbrauch lag damit im Jahre 2008 ohne Be-

rücksichtigung des Fernverkehrs bei 22.650 kWh pro Einwohner bzw. 2.590 W mittlerer Ver-

brauchsleistung.

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19

0

1.000

2.000

3.000

4.000

5.000

6.000

Haushalte GHD Industrie Verkehr

En

den

erg

ieve

rbra

uch

in G

Wh

Prozesswärme Raumwärme Mech. Energie Beleuchtung Information und Kommunikation

Abbildung 5: Aufteilung des Endenergieverbrauchs nach Sektoren und Verwendungszweck

Energieerzeugung im Stadtgebiet

Die Stadt Stuttgart ist im hohen Maße vom Energieimport abhängig. Nur rund 13% des Strom-

verbrauchs der Stadt wird innerhalb des Stadtgebiets erzeugt, wobei die eingesetzten Energieträ-

ger zu 84% ebenfalls ins Stadtgebiet importiert werden.

Die Stromerzeugung innerhalb der Stadtgrenzen ist in erster Linie bestimmt durch die Heizkraft-

werke der EnBW, in denen aus kommunalen Abfallstoffen, Kohle und Erdgas rund 380 GWh Strom

erzeugt wird, was einem Anteil an der Stromerzeugung im Stadtgebiet von knapp zwei Dritteln

entspricht. Der Anteil regenerativer Energiesysteme an der Stromerzeugung im Stadtgebiet liegt

bei rund 13,5%, wobei die weitaus größte Strommenge in Wasserkraftwerken erzeugt wird. Der

Anteil von Photovoltaik und Windkraft an der Energieerzeugung im Stadtgebiet liegt jeweils unter

einem 1%. Rund 12% des im Stadtgebiet erzeugten Stroms wurde zudem dezentral in Blockheiz-

kraftwerke erzeugt und in das Stromnetz des Energieversorgers einspeist.

Neben den ans öffentliche Stromnetz angeschlossenen Energieerzeugungseinheiten gibt es in

Stuttgart auch Betreiber, die ihren erzeugten Strom nicht einspeisen, sondern selbst verbrauchen.

Dies ist zum einen das Heizkraftwerk Pfaffenwald der Universität Stuttgart, das den selbsterzeug-

ten Strom von rund 50 GWh über das eigene Stromnetz an die Liegenschaften des Universitäts-

campus verteilt. Zum anderen betreiben Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes mit großem

Strombedarf eigene Industriekraftwerke, die eine Gesamtenergieerzeugung von rund 8 GWh auf-

weisen.

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20

64,5%8,6%

12,0%

1,3%

10,4%

2,3% 0,1%0,8%

Heizkraftwerke EnBW

HKW Pfaffenwald

Erdgas-BHKW

Industriekraftwerke

Wasserkraft

Biogas/Klärgas BHKW

Photovoltaik

Windkraft

Abbildung 6: Stromerzeugung im Stadtgebiet Stuttgart

Betrachtet man ausschließlich den Endenergieverbrauch der Sektoren, ohne die Wandlung von

Brennstoffen in Heizungsanlagen, wird Wärmeenergie, mit der die Stuttgarter Haushalte und Be-

triebe versorgt werden, zu rund drei Vierteln im Stadtgebiet gewonnen. Der größte Anteil hiervon

entfällt auf die Auskopplung von Wärme bei der Stromerzeugung in den Heizkraftwerken der

EnBW, die das Stadtgebiet mit Fernwärme versorgt. Auch das Heizkraftwerk Pfaffenwald und di-

verse Blockheizkraftwerke erzeugen in Kraft-Wärme-Kopplung thermische Energie. Der Anteil er-

neuerbarer Energieerzeugungseinheiten an der Wärmeerzeugung liegt bei unter 3%. Die impor-

tierte Wärmeenergie, die über das Fernwärmenetz des Energieversorgers ins Stadtgebiet gelangt

und an die Stuttgarter Kunden verteilt wird, entstammt dem Heizkraftwerk Altbach, in welchem

ebenfalls in Kraft-Wärme-Kopplung thermische Energie erzeugt wird.

77,7%

11,6%

0,8%7,7% 1,7%

0,5%

Heizkraftwerke EnBW

HKW Pfaffenwald

Erdgas-BHKW

Biogas/Klärgas BHKW

Solarthermie

Wärmepumpe

Abbildung 7: Wärmeerzeugung im Stadtgebiet Stuttgart

Bei den eingesetzten Energieträgern zur Energieerzeugung dominieren Kohle und kommunale

Abfallstoffe, die zusammen mehr als zwei Drittel des gesamten Umwandlungseinsatzes des Ener-

giesektors abdecken und ausschließlich in den Heizkraftwerken der EnBW eingesetzt werden. Von

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21

großer Bedeutung für die kleineren Energieerzeugungseinheit im Stadtgebiet ist der Energieträger

Erdgas, der vor allem im Heizkraftwerk Pfaffenwald und den diversen Blockheizkraftwerken einge-

setzt wird und so auf einen Anteil am Umwandlungseinsatz von knapp 20% kommt. Der Anteil er-

neuerbarer Ressourcen wie Biogas, Sonnenenergie, Wasserkraft, Windkraft, Umgebungswärme

und Geothermie am Umwandlungseinsatz des Energiesektors liegt mit rund 7% deutlich über dem

von Mineralöl und Strom, deren gemeinsamer Marktanteil weniger als 2% beträgt.

37,5%

33,9%

1,9%

18,9%

0,6%

7,1%

0,1%

Abfall

Kohle

Mineralöl

Erdgas

Biogas

Erneuerbare

Strom

Abbildung 8: Aufteilung des Umwandlungseinsatzes im Energiesektor nach Energieträgern

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3 Erarbeitung von Umsetzungskonzepten

Für die Sektoren Haushalte, GHD und Industrie, Stadtverwaltung und Verkehr sowie Energieer-

zeugung und –versorgung wurden technische und organisatorische Maßnahmen ausgearbeitet,

die direkt zu Energieeinsparungen und Effizienzsteigerungen führen. Außerdem wurden ordnungs-

rechtliche, finanzielle und motivationsfördernde Maßnahmen entwickelt, die an wichtige Akteure

und Endverbraucher gerichtet sind, und die indirekt den Energieverbrauch beeinflussen.

Tabelle 2 zeigt beispielhaft den Maßnahmenkatalog für die Sektoren Haushalte, GHD und Indust-

rie. Eine vollständige Zusammenstellung aller angedachten Maßnahmen ist in Anhang 1 darge-

stellt. Abbildung 9 visualisiert die Wirksamkeit ausgewählter Maßnahmen im Hinblick auf die Pri-

märenergieeinsparungen und auf die Kosteneffizienz. Bei der Darstellung ist zu berücksichtigen,

dass die Maßnahmen nicht in allen Fällen voneinander unabhängig sind, so dass eine Aufsummie-

rung über alle Maßnahmen nicht unmittelbar möglich ist. Die sektorübergreifende Zusammenfas-

sung der Maßnahmen (Abbildung 9 rechts unten) zeigt, dass die Maßnahmen in der Summe ge-

winnbringend umgesetzt werden können. Maßnahmen, die hohe Kosten verursachen, können the-

oretisch mit den Erlösen anderer Maßnahmen kompensiert werden. So kann eine bessere Ver-

kehrstechnik zum Beispiel aus den Erlösen einer Parkraumbewirtschaftung finanziert werden. In

der Praxis muss das jedoch im Einzelfall geprüft werden, zumal die Kosten und die Erlöse bei un-

terschiedlichen Akteuren anfallen können.

Viele der dargestellten Maßnahmen sind nur umsetzbar, wenn mehrere Akteure der Stadtgesell-

schaft zusammenarbeiten und Übereinkommen schließen, die zu technischen oder organisatori-

schen Änderungen führen. Bei vielen der Maßnahmen besteht begleitend ein erhöhter moderierter

Kommunikationsbedarf.

Der bisherige Kontakt mit den aufgeführten Institutionen zeigt, dass zur Umsetzung der Maßnah-

men noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten ist. Auch gilt es, Umsetzungshemmnisse aufzubre-

chen und mit intelligenten Hilfen zu beseitigen. Auch wird die eine oder andere notwendige Maß-

nahme auf hohe Akzeptanzprobleme stoßen, sodass entsprechende Kommunikationsstrategie und

Begleitung notwendig sind.

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Tabelle 2: Exemplarischer Maßnahmenkatalog für die Sektoren Haushalte, GHD und Industrie

Haushalte Industrie GHD Bürger

Geb

äude

san

ieru

ng

Ern

euer

bare

En

ergi

en

Nut

zerv

erha

lten

Aus

stat

tung

Geb

äude

san

ieru

ng

Ern

euer

bare

En

ergi

en

Ene

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prod

uktiv

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Nut

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lten

Aus

stat

tung

Geb

äude

san

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Ern

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bare

En

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en

Ene

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prod

uktiv

ität

Nut

zerv

erha

lten

Aus

stat

tung

Abg

abe

n

Kon

sum

verh

alte

n

Contracting x

Dachflächenvermietung x x x

Gebäudezertifizierung x x x

Überflugthermographie x

Gebäuderegister x x x

Gewerbesteuer x x

Zielwertvorgabe x

Makler-Selbstverpflichtung x

CO2-Emissionsfreie Events x

Wettbewerb EnergieHaus x x

Wettbewerb EnergieStadtteil x x x x x

Zuschussprogramm x x

Information und Wissensverbreitung x x x

Schornsteinfegeraudit x

Benchmarksystem x x x x

Energieffiziente Geräte x x

Energiewettbewerbe in der Industrie x x

Runder Tisch Energieeffizienz x x x x x x

Energiedetektive x x x x x x

Abwärmenutzung x x

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Stadt

GHD und Industrie

Verkehr

Haushalte

Energieerzeugung

Sektorübergreifende Zusammenfassung

Abbildung 9: Kosten-Wirksamkeit von Maßnahmen in den Sektoren Stadt, Industrie und Gewer-be, Verkehr, Haushalte und Energieversorgung.

3.1 Energieerzeugung und Versorgung

Im Bereich der Energieerzeugung und –versorgung dominieren Maßnahmen die von einzelnen

Akteuren umgesetzt werden können. Dennoch sind auch hier Maßnahmen benannt, die eine Ver-

netzung der Akteure erfordern, beispielsweise die Verbreitung von Mikro-BHKWs.

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25

3.2 Verkehr

Im Verkehrssektor wurde eine Reihe von Maßnahmen untersucht, die die Stadt grundsätzlich um-

setzen kann, deren Akzeptanz in Politik und Gesellschaft aber nicht immer gegeben ist. Techni-

sche Maßnahmen wie eine bessere Verkehrsleittechnik, ein Ausbau des Radnetzes oder hybrid-

angetriebenen Busse im öffentlichen Nahverkehr haben kaum Akzeptanzprobleme, sind aber rela-

tiv teuer. Richtig teuer und deshalb kaum finanzierbar ist ein kostenloser öffentlicher Nahverkehr.

Im Gegensatz dazu sind alle Maßnahmen des Mobility Pricing (Parkraumbewirtschaftung, allge-

meine Pkw-Maut oder City Maut) zwar sehr effizient, werden aber politisch schwerer durchsetzbar

sein. Die Einführung einer allgemeinen Pkw-Maut kann auch nicht von der Stadt beschlossen wer-

den, jedoch wird allgemein davon ausgegangen wird, dass die Kosten für die Mobilität in Zukunft

überproportional steigen.

3.3 Gewerbe, Handel, Dienstleistungen, Industrie

Die Bilanzierung der Energieflüsse hat gezeigt, dass die Industrie der größte Energieverbraucher

Stuttgarts ist. Hier kann unterstellt werden, dass ein natürliches Interesse der Energieverbraucher

besteht, eine höhere Energieproduktivität zu erreichen und damit Energiekosten einzusparen. Die

entwickelten Maßnahmen zielen darauf dieses Eigeninteresse zu stärken, Erfahrungen aus der

Industrie über Effizienzsteigerungen zu sammeln und unter den Betrieben weiter zu verbreiten

sowie öffentlichkeitswirksame Anreize zu schaffen. Hierbei sind als Maßnahmen beispielsweise zu

nennen, die Energieeffizienzwettbewerbe in der Industrie und der Runde Tisch Energieeffizienz.

Die Idee der energiebezogenen Gewerbesteuer soll in den politischen Diskurs eingebracht wer-

den.

3.4 Wohngebäude

An zweiter Stelle des Energieverbrauchs steht die Wohnnutzung, deshalb hat die Modernisierung

von Wohngebäuden eine ganz zentrale Bedeutung für die Reduzierung des Endenergieverbrauchs

in Stuttgart. Nach wie vor werden rund zwei Drittel des Energieverbrauchs der privaten Haushalte

für die Gebäudekonditionierung eingesetzt. Trotz bereits vorhandener Förderprogramme des KfW-

Kreditinstituts liegt die Sanierungsrate im Gebäudebestand bei nur rund 2% der unsanierten Ge-

bäude mit einem Baualter vor 1984. Der größte Hemmnisfaktor liegt dabei im Kosten-Nutzen-

Dilemma begründet. Während die Eigentümer in die Gebäudesanierung investieren, profitieren in

erster Linie die Mieter am höheren Energiestandard in Form reduzierter Energiekosten. Die Umla-

ge der Sanierungskosten auf die Mieter ist gemäß §559 BGB nur zu 11% möglich. Für die Erhö-

hung der Sanierungsrate sind daher ergänzenden Maßnahmen zum KfW-Förderprogramm und

weitergehende neue Konzepte erforderlich, um die angestrebten Einsparziele zu erreichen. Daher

soll das innerhalb der Stadtverwaltung erprobte Contracting-Modell zur Finanzierung von energeti-

schen Sanierungen unter Einbeziehung lokaler Banken für die Belange der Wohnungswirtschaft

angepasst und weiterentwickelt werden.

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Mit einer konsequenten Verbesserung der energetischen Standards sämtlicher Wohngebäude mit

einem Baualter vor 1984 auf EnEV Neubau Standard könnten mehr als 50% des Nutzenergiebe-

darfs für Heizen und Warmwasser reduziert werden. Eine Sanierung auf das Sanierungsniveau

KfW-Effizienzhaus 100 würde immer noch eine Reduzierung um 37% bedeuten, allerdings sind

beide Varianten mit hohen Kosten verbunden.1

4 Umsetzungskonzepte für Maßnahmen

Die entwickelten Maßnahmen und Strategien beziehen sich auf die Stadt selbst, auf korporative

Akteure der Stadt sowie auf private Haushalte. Wie in Kapitel 3 bereits erwähnt, kann eine Vielzahl

der Maßnahmen nur umgesetzt werden, wenn verschiedene Akteure und Akteursgruppen in der

Stadt eng kooperieren und ein breiter gesellschaftlicher Konsens erzielt werden kann. Aus diesem

Grund stellt sich die Frage, wie der Maßnahmenkatalog gegenüber den Adressaten kommuniziert

werden sollte, um eine breite Umsetzung zu erreichen. Für eine Vielzahl der Maßnahmen ist durch

eine frühe Einbindung der Adressaten ein wertvoller Beitrag für ihre Präzisierung, insbesondere im

Hinblick auf zu schaffende Voraussetzungen für eine leichtere Umsetzung zu erwarten. Durch die

partizipative Einbeziehung werden die Maßnahmen auf die spezifischen Zielgruppen angepasst

und Identifikations- und Motivationspotenziale für die Erhöhung der Effektivität der Maßnahme ge-

nutzt. Effektive Instrumentarien der Mitgestaltung sind z.B. Fokusgruppen2. Durch die Besetzung

von Fokusgruppen mit Vertretern verschiedener Zielgruppen, können Informationen über notwen-

dige Modifikationen der Maßnahmen gewonnen werden, sodass eine Anpassung der Maßnahmen

auf die speziellen Bedürfnisse und Lebensumstände verschiedener Zielgruppen erfolgen kann.

1 Die Untersuchung der Einsparpotenziale basiert auf der deutschen Gebäudetypologie des IWU, die in

Abhängigkeit vom Baualter und des Gebäudetyps eine energetische Beurteilung des unsanierten Gebäu-debestands zu lässt. Für die Bewertung des bereits sanierten Wohngebäudebestands wird auf die Arbei-ten des Fraunhofer-IBP zum CO2-Gebäudereport des BMVBS zurückgegriffen. Das Vorgehen bei der Zuordnung der Typgebäude zu den Bestandszahlen des Gebäudekatasters der Stadt Stuttgart erfolgt gemäß den Arbeiten im IKARUS Projekt. Hierbei wurden Wohngebäude mit einer Wohneinheit dem Gebäudetyp Reihen-/Doppelhaus und Wohngebäude mit zwei Wohneinheiten dem Gebäudetyp Einfamilienhaus zugeordnet, obwohl beide Gebäudetypen mit ein oder zwei Wohneinheiten verwirklicht sein können. Die weiteren Gebäudetypen können anhand der Anzahl Wohneinheiten eindeu-tig zugeordnet werden. Bei der Zuordnung der Baualtersklassen wird ebenfalls analog zu IKARUS verfahren. Da die Gebäudety-pologie des IWU für die Baualtersklasse vor 1918 für Einfamilienhäuser und kleine Mehrfamilienhäuser jeweils zwei Typgebäude enthält, bedarf es einer Unterteilung dieser Baualtersklasse. Die Fachwerkbau-ten werden gemäß IKARUS der Baualtersklasse vor 1900 zugeordnet, die Massivbauten der Baualters-klasse 1901 bis 1918. Da für Gebäude mit mehr als 12 Wohneinheiten, die somit dem Gebäudetyp Hochhaus entsprechen, für die Baualtersklassen vor 1958 und nach 1978 keine Typgebäude definiert sind, werden diese Gebäude den großen Mehrfamilienhäusern zugeordnet. Für die Bestimmung der Sanierungskosten und der Energiekosteneinsparungen wird von einem konstan-ten Preisniveau ausgegangen. Die Berechnung der CO2-Emissions-Reduktion und der Primärenergie-einsparung wird ein gleichbleibender Energiemix vorausgesetzt.

2 Eine Fokusgruppe ist ein moderiertes Diskursverfahren, bei dem eine Kleingruppe durch einen Informati-onsinput zur Diskussion über ein bestimmtes Thema angeregt wird. Der thematische Aufhänger wird mit Hilfe eines Stimulus, beispielsweise in Form eines kurzen Films oder eines Vortrages über die betrachte-te Maßnahme gesetzt. Strukturiert wird der anschließende Diskussionsprozess anhand eines Leitfadens, der insbesondere Aspekte der notwendigen Voraussetzungen und adressatenspezifischen Anpassung der Maßnahme für das Gelingen ihrer Umsetzung abfragt.

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27

Für einige der entwickelten Maßnahmen wird von einer geringen Akzeptanz ausgegangen - ent-

weder auf Seiten der Bürger oder auf Seiten der korporativen Akteure. Entsprechend stellt sich die

Frage, wie mit diesen Maßnahmen ist. Bei Akzeptanzproblemen und Konflikten zwischen korpora-

tiven Akteuren besteht die Möglichkeit, verschiedene Beteiligungsverfahren, wie Anhörungen, Ver-

handlungen und Runde Tische, durchzuführen. Als Methoden der Konfliktschlichtung zwischen

korporativen Akteuren und Bürgern kommen z.B. Beratungskommissionen3, Citizen Juries4 oder

Konsensuskonferenzen5 in Frage. Welche dieser Verfahren letztlich zum Einsatz kommen sollen,

wurde nicht festgelegt. Um sicherzustellen, dass die zukünftigen Schritte in enger Abstimmung und

im Dialog mit den korporativen Akteuren und Bürgern der Stadt erfolgen, sollen zunächst gemein-

sam mit den verschiedenen Stakeholdern jene Maßnahmen ausgewählt werden, für die sich ein

Beteiligungsverfahren empfiehlt. Dieser Dialog wird ergebnisoffen geführt, d.h. die Beteiligungsver-

fahren werden nicht vorgegeben, sondern von den Adressaten und Betroffenen, gewählt und von

diesen auch ggf. modifiziert.

4.1 Maßnahmen zur Förderung eines energieeffizienten Verhaltens von Privatper-

sonen

Die Privathaushalte verursachen rund ein Drittel des Stuttgarter Energieverbrauchs. Die Stadt

kann das energierelevante Verhalten der Einzelpersonen aber nur indirekt beeinflussen. Im Ent-

scheidungsprozess von Privatpersonen spielen die energierelevanten Aspekte meist eine unbe-

wusste bzw. untergeordnete Rolle, auch weil die Auswirkungen der Handlungsalternativen für den

Einzelnen schwierig zu quantifizieren sind. Nicht selten fehlen den Privatpersonen nicht der Wille

oder die Finanzmittel um Energiesparmaßnahmen umzusetzen, sondern die Kenntnis des sinn-

vollsten Ansatzpunktes. Denn im einen Fall ist ein neuer Kühlschrank die ökonomisch und ökolo-

gisch sinnvollste Maßnahme, in einem anderen das Dämmen des Gebäudes oder in noch einem

anderen Fall eine Änderung des Heizverhaltens. Das ist von Haushalt zu Haushalt je nach Wohn-

situation, Ausstattung und Güte der Haushaltsgeräte, persönlichem Verhalten und individuellen

3 Beratungskommissionen leiten Informationen, Argumente und Empfehlungen an städtische Entschei-

dungsträger weiter oder dienen auch als Mittler zwischen Behörden und der Öffentlichkeit. Mitglieder von Kommissionen werden von der Stadt berufen.

4 Citizen Juries sollen nach Anhörung aller Zeugen (Sachverständige und Interessenvertreter) eine Emp-fehlung über Handlungsoptionen aussprechen.

5 10-15 Personen, die in etwa einem Querschnitt der Bevölkerung im Sinne von Alter, Geschlecht, Bil-dungsgrad und Berufsspektrum entsprechen, konstituieren sich als Konsensuskonferenz. In vorbereiten-den Sitzungen tauschen sich die Mitglieder aus, thematisieren die Hauptprobleme, formulieren Fragen an die Experten und suchen unter Anleitung der Diskurs-Organisatoren die Experten aus, denen sie die Fra-gen stellen wollen. Die Konsensuskonferenz selbst findet an drei aufeinander folgenden Tagen statt. Am ersten Tag stellen die Teilnehmer ihre Fragen an die eingeladenen Experten. Die Anhörung ist öffentlich. Am Morgen des zweiten Tages kann die Befragung fortgesetzt werden, u.U. sind dann auch Fragen aus dem Publikum zugelassen. Am Nachmittag versammeln sich die Mitglieder der Konsensuskonferenz und verfassen einen kurzen Bericht mit ihren Empfehlungen. Am dritten Tag werden diese Empfehlungen an die Experten zurückgekoppelt. In einer öffentlichen Sitzung können die Experten weitere Hinweise geben (etwa auf sachliche Fehler oder unzulässige Verallgemeinerungen), sie haben jedoch kein Recht, den Bericht zu korrigieren oder zu verändern.

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Wertehaltungen unterschiedlich. Im Gegensatz zu einem gut geführten Wirtschaftsunternehmen

findet eine zielgerichtete Optimierung der Entscheidungsprozesse in Haushalten nicht statt. Die

Möglichkeit über eine umfassende Energieberatung der Haushalte auf ihre energierelevanten Ent-

scheidungen Einfluss zu nehmen, soll deshalb ausgebeut werden. Beispielsweise ist bei der Mobi-

litätsberatung durch die Analyse des Mobilitätsverhaltens der Haushaltsmitglieder möglich, Ihnen

aufzuzeigen, wie sich eine verstärkte Nutzung des ÖV auf ihren Alltag hinsichtlich des Zeitbedarfs,

der Mobilitätskosten und des Energieverbrauchs auswirken.

4.2 Maßnahmen im Bereich öffentlicher Einrichtungen und Dienstleistungen

Der Stadtverwaltung fällt bei der Umgestaltung der Energielandschaft eine Vorbildfunktion zu. Der

bisher eingeschlagene Weg zum sparsamen Umgang mit Energie soll konsequent weiterverfolgt

und ausgebaut werden. Dazu hat die Stadt für die städtischen Liegenschaften ein Maßnahmenpa-

ket entwickelt, das den CO2-Ausstoß bis 2020 gegenüber 1990 um mindestens 40 % senkt.

Mit diesem Ansatz lässt sich beim Bürger eine Akzeptanz im privaten Bereich aufbauen.

Es wurde damit begonnen, die einzelnen Maßnahmen umzusetzen. So wurde beschlossen, in den

nächsten Jahren mit einem Sonderprogramm über 430 Mio. Euro die Schulen zu sanieren. Hier gilt

es nun, möglichst viel Geld davon für energetische Sanierungen zu reservieren bzw. in den Schu-

len, in denen umgebaut wird, die energetischen Mindestanforderungen durchzusetzen.

Das stadtinterne Contracting wurde aktuell nochmals aufgestockt, um mehr Anlagen auf der Basis

von erneuerbaren Energien bauen zu können. Da der Anteil der erneuerbaren Energien mit 7 %

noch viel zu gering ist, gilt es diesen Ausbau stärker zu betrachten. Ein Ansatz ist der Bau von

weiteren Holzheizungen und Photovoltaikanlagen. Die Projektierung einer Anlage zur Nutzung von

Abwasserwärme wurde in ein Neubauvorhaben integriert und als festen Bestandteil des Architek-

tenwettbewerbs vorgegeben. Darüber hinaus ist vorgesehen, eine Biogasanlage auf der Basis von

Biomüll der braunen Tonnen zu bauen. Mit der Standortsuche wurde bereits begonnen, allerdings

ist die Finanzierungsfrage noch völlig offen. Insofern ist die Aufstockung des stadtinternen

Contractings notwendig.

Zur Nutzermotivation wurde ein bereits in der Vergangenheit entwickeltes Motivationsprogramm

zur Energieeinsparung wieder gestartet. Über 20 Schulen haben sich beteiligt. Von Seiten der be-

teiligten Schüler, Lehrer und Hausmeister wurde verstärkt Unterstützung bei der Suche nach Ein-

sparmöglichkeiten in der jeweiligen Schule nachgefragt. Hier sind vor Orttermine dringend erfor-

derlich, um die Beteiligten besser zu begleiten. Auch die Ergänzung einer pädagogischen Kompo-

nente ist notwendig. Hierzu gehört auch die Erarbeitung von Unterrichtsmaterialien für jede Klas-

senstufe zur Integration in den Unterricht, ein Punkt, der auch bei der jetzt begonnenen Sanierung

einer bestehenden Schule zu einer Plusenergieschule erforderlich ist. Mit dieser Integration gelingt

es, nicht nur Energie einzusparen, sondern zukünftige Generationen für diesen Bereich zu sensibi-

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29

lisieren und zu schulen. Mit diesem Ansatz werden bei einem flächendeckenden Einsatz in allen

160 Schulen in Stuttgart alle Haushalte mit Kindern erreicht.

Mit dem Aufbau der Beteiligung der Nutzer an den Einsparungen wird es dann auch möglich, an-

dere Bereiche in der Stadtverwaltung oder im Bereich der Kindergärten weitere Personengruppen

anzusprechen. Dazu gehören auch ein Verhaltenstraining und eine Schulung der technischen

Dienste oder der Pflegekräfte in Altenheimen oder Krankenhäuser. Ein Informationsblatt für Besu-

cher öffentlicher Einrichtungen soll diesen Bereich abrunden.

4.3 Entwicklung eines Contracting Modells für Wohngebäude

Trotz steigender Energiepreise, zunehmender Umweltbelastung und knapper werdender Rohstoffe

werden auch wirtschaftlichen Maßnahmen zur Energieeinsparung nicht umgesetzt. Ein häufig ge-

nannter Grund ist die fehlende Finanzierbarkeit von Investitionen, auch wenn manchmal genügend

Mittel für andere Investitionen eingesetzt werden. Die Erfahrung zeigt, dass alleine der Vorschlag

oder die Einrichtung eines Contractingmodells die Investitionsbereitschaft deutlich steigert.

In Stuttgart existieren etwa 73.000 Wohngebäude, wovon 48 % kleine Wohngebäude (1 bis 2

Wohneinheiten) und 52 % Mehrfamilienhäuser sind. Tabelle 3, Abbildung 10

Tabelle 3: Anzahl Wohnungen nach Gebäudetypen und Eigentumsverhältnis [3]

Anzahl Wohneinheiten Eigentumswohnung Mietswohnung

1 WE 22.171 17.803 4.368

2 WE 26.696 11.906 14.790

3 – 6 WE 105.525 28.175 77.350

7 – 12 WE 92.604 19.725 72.879

13 – 20 WE 12.921 2.106 10.815

> 20 WE 29.073 7.268 21.805

Wohngebäude 288.991 86.986 202.005

Nichtwohngebäude 7.093 2.431 4.662

Gesamt 296.084 89.417 206.667

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30

Eigentumsverhältnis

0

20.000

40.000

60.000

80.000

100.000

120.000

140.000

160.000

1 W

E2

WE

3 - 6

WE

> 6 W

E

Nichtw

ohng

ebäu

de

Wo

hn

ein

hei

ten

Miete

Eigentum

Abbildung 10: Eigentumsverhältnisse im Wohngebäudesektor

Analysen haben gezeigt, dass die energetische Sanierung in den Gebäudegruppen unterschiedlich

aktiv angegangen wird. Die meisten Wohnbaugesellschaften, die in der Regel Eigentümer der mitt-

leren und großen Mehrfamilienhäuser sind, stellen ein kontinuierliches Budget für Sanierungsmaß-

nahmen bereit und haben hierfür einen mittelfristigen Realisierungsplan erarbeitet. Dieses Vorge-

hen ist in der Gruppe kleine Wohngebäude und kleine Mehrfamilienhäuser, deren Eigentümer vor-

wiegend Privatpersonen sind, nicht vorhanden. Diese Eigentümer sind im Wesentlichen in der Al-

tersgruppe 50+ angesiedelt und betrachten die Immobilien als Teil ihrer Altersversorgung. Häufig

wird die Sanierung bei dieser Eigentümergruppe aus Eigenkapitalrücklagen und nicht wie bei den

gewerblichen Eigentümern aus Fremdfinanzierungen getätigt. Daher werden in dieser Eigentü-

mergruppe Entscheidungen kurzfristig und häufig intuitiv getroffen. Dies führte in den letzten Jah-

ren dazu, dass die Sanierungsquote im Gebäudebestand der privaten Gebäudebesitzer deutlich

kleiner ausfiel als bei den gewerblichen Unternehmen. Die Argumente sind vielfältig, laufen aber

häufig darauf hinaus, dass der Aufwand einen zu starken Einschnitt in die Rücklagen verursachen

würde und dass die Organisation einer Vollsanierung zu aufwändig und belastend sei. Im Bereich

des Mietwohnungsbaus gibt es darüber hinaus vermehrt (Einzel)-Mieteranfragen nach Sanie-

rungsmaßnahmen in Objekten, die vom Vermieter mittelfristig nicht zu Sanierungen vorgesehen

sind.

Dieser Zustand erfordert neue Marktinstrumente um die schlummernden Potenziale im Bereich der

Wohngebäude zu heben. Der offensichtliche Investitionsstau könnte durch die Übertragung von

Finanzierungs- und Realisierungsinstrumenten, die sich im Bereich der Nichtwohngebäude und im

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31

Gewerbebereich in den letzten Jahren etabliert haben, aufgelöst werden. Allerdings bedarf es hier

einer Anpassung an die jeweils betroffenen Personen.

In Kooperation mit der Stuttgarter Volksbank, der EnBW und weiterer kommerzieller Mittelgeber

(z.B. Handwerk, Wohnbauunternehmen) sollen die Randbedingungen für eine mögliche Umset-

zung analysiert werden. Während die technischen Aspekte wie Grob-, Feinanalyse, Organisations-

form der koordinierten Realisierung, etc. schon weitgehend behandelt sind und für die spezielle

Klientel nur noch angepasst werden müssten, stellt sich insbesondere die zu klärende Frage, wel-

che rechtlichen Vertragskonstellationen notwendig sind, um eine ganzheitliche Sanierung mit

Einspar-Contracting im Privateigentümer- und Mieterbereich umzusetzen

• Kreditkonditionen und damit verbundene Amortisationszeiten und Laufzeiten

• Bürgschaften bei WEG’s, Mietverträgen, Grundbucheinträge, Anforderung der Banken

• notwendiges Energiepreisniveau bzw. notwendige Subvention der Darlehen

• notwendiger Sanierungsumfang (mindestens Neubauniveau?)

• Entwicklung von Musterverträgen für ein Einspar-Contracting nach „Stuttgarter Sanierungsstan-

dard“

Das stadteigene Energieberatungszentrum (EBZ) oder andere Dienstleistungseinrichtungen sollen

künftig im Rahmen ihrer Energieberatung die dazu notwendigen Voruntersuchungen durchführen

(Grobanalyse zur Ermittlung des Einsparpotentials und Feinanalyse zur Ermittlung der geplanten

Energiesparmaßnahmen einschließlich der dafür anzusetzenden Investitionen und der endgültigen

Einsparprognose) und seine Kunden bis hin zur Entscheidung begleiten, ob die Sanierung in Ei-

genbewirtschaftung oder im Contracting durchgeführt werden soll.

4.4 Umsetzung von Maßnahmen in Gewerbe, Handel und Dienstleistung

Im Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen sollen die erfolgreich eingeführten „runden Ti-

sche“ institutionalisiert werden. Hierzu soll eine moderierte Informationsplattform eingerichtet wer-

den, in die neben den Gewerbepartnern auch kommunale Entscheidungsträger und Einrichtungen

und je nach Thematik weitere Projektpartner eingebunden werden. Über die Erfolge soll kontinuier-

lich berichtet werden um den Multiplikationseffekt über den involvierten Kreis hinaus zu tragen.

4.5 Umsetzung von Maßnahmen in der Energieversorgung

Die Maßnahme mit der größten Auswirkung im Kraftwerksbereich ist die Inbetriebnahme der Ge-

gendruckturbinen in den Heizkraftwerken Stuttgart-Münster und Stuttgart-Gaisburg. Der KWK-

Anteil der Fernwärmeerzeugung steigt dadurch auf über 90 %, während der Primärenergiefaktor

auf den zertifizierten Wert von 0,495 absinkt. Die Stromerzeugung in den KWK-Anlagen kann jähr-

lich um bis zu 110 GWh gesteigert werden. Bei den zur gekoppelten Wärme- und Stromproduktion

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32

eingesetzten Energieträgern handelt es sich im Wesentlichen um Abfall, sowie Kohle und Erdgas.

Darüber hinaus ist die Umsetzung folgender Maßnahmen geplant:

• Derzeit wird die technische und wirtschaftliche Machbarkeit der Errichtung einer biomassege-

feuerten KWK-Grundlastanlage am Standort des Heizkraftwerks Stuttgart–Gaisburg untersucht.

Als Brennstoff sollen unbehandelte Althölzer der Kategorien A I und A II dienen.

• Erweiterungen des bestehenden Fernwärmenetzes werden kontinuierlich geprüft. Das Netz

wird ständig an die Anforderungen zur Versorgung neuer Kunden angepasst.

• Zur Erreichung der EU-Klimaziele 20-20-20 ist bis 2020 ein Anteil der regenerativen Energien

von 20% am Primärenergiebedarf, bezogen auf den Strom sogar 30%, vorgesehen. Der effi-

ziente Einsatz der erneuerbaren Energieträger, deren Angebot bei der Nutzung von Wind und

Sonnenenergie naturgegebenen Schwankungsbreiten unterliegt, ist sicherzustellen. Das Smart

Grid, das „Intelligente Netz“, übernimmt die Vernetzung und Koordinierung der Netzkunden und

der Netzinfrastruktur mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnik. Durch monetäre

Anreize für den Kunden wird künftig erreicht, dass sich der Leistungsbezug und gegebenenfalls

die Eigenerzeugung des Kunden an der verfügbaren Leistung aus Sonne und Wind orientieren.

Um im „intelligenten Energiesystem“ diese Informationen zur aktuellen Verfügbarkeit regenera-

tiver Energien und zur Netzauslastung zum Kunden zu übertragen, ist eine Anbindung des

Kunden über Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) erforderlich. Dabei spielt der Intel-

ligente Zähler eine entscheidende Rolle. Er ermöglicht sowohl die Übertragung von Tarif- und

Steuerinformationen zum Kunden als auch die Übertragung der Zählerinformation des Kunden

zum Netz zurück.

• Mit dem Einsatz des Intelligenten Stromzählers (Smart Metering) besteht die Möglichkeit, den

ausgewählten Haushalten ein Hilfsmittel zur Kontrolle des eigenen Verbrauchsverhaltens an die

Hand zu geben. Es soll gezielt die Akzeptanz einer Testgruppe von Haushalten auf Verhaltens-

änderungen bei dynamischen Tarifen untersucht werden, um hieraus Strategien für den Netz-

betrieb mit wechselnden Angeboten aus erneuerbaren Energien ableiten zu können. So kann

mittelfristig eine Steigerung der Energieeffizienz auf der Erzeugerseite erzielt werden.

4.5.1 Energieerzeugung mit erneuerbaren Energien

Die Techniken zur Nutzung erneuerbarer Energien haben sich in den letzten Jahren u.a. motiviert

durch die verstärkte Markteinführung und –durchdringung sowie Förderprogramme auf regionaler

und nationaler Ebene deutlich weiterentwickelt, insbesondere auch hinsichtlich ihrer Effizienz. Vor

diesem Hintergrund ist es das Ziel geeignete kurz- und langfristig angelegte Maßnahmen zur Wär-

me-, Strom- und Kältebereitstellung, als auch zur Kraftstoffbereitstellung (Biokraftstoffe) umzuset-

zen. Aufbauend auf der Erarbeitung von Szenarien zur Energiebereitstellung aus EE für die Stadt

Stuttgart werden kurz- bzw. langfristig ausgelegte Maßnahmen und Handlungsbereiche abgeleitet.

Bei der Erarbeitung der Szenarien wird dabei ein zweistufiger Prozess verfolgt:

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33

• Zunächst werden die Möglichkeiten ausgelotet, die die standörtlich (bzw. regional) verfügbaren

Potenziale EE bieten, um das Ziel eines Anteils von 20% der EE am PEV der Stadt Stuttgart zu

erreichen. Für die einzelnen Sektoren Privathaushalte, GHD, Industrie, Verkehr sowie kommu-

nale Einrichtungen werden dabei die Einsatzmöglichkeiten EE dargestellt und quantifiziert. Auf

den Einsatz effizienter Nutzungstechnologien wird hierbei geachtet.

• Zusätzlich werden die Möglichkeiten erörtert, die sich durch eine über die standörtlichen Po-

tenziale hinausgehende Nutzung der EE ergeben. Hier werden beispielsweise die Optionen der

Beteiligung an off-shore Windanlagen, den Zukauf an „grünem Strom“ oder der „Import“ von

Holz über die Regionengrenze hinweg berücksichtigt.

Die Bewertung und ggf. Verknüpfung der Szenarien schließt ökonomische und ökologische Aspek-

te, künftige Entwicklungen (z.B. des Wohnungsbestands) sowie die Frage der Zielerreichung

(20%) mit ein, so dass hierauf viel versprechende Szenarien identifiziert und hierauf aufbauend

Handlungsbereiche und Maßnahmen abgeleitet werden können.

4.5.1.1 Dachflächenkataster

Es soll eine Prozedur erarbeitet werden, wie potenzielle Dachflächen in Stuttgart (die geeignet sind

für die PV Nutzung eingesetzt zu werden) zentral registriert werden und potenziellen Investoren

zugängig gemacht zu werden (Dachflächenvermittlung).

4.5.1.2 Biogasanlagen

Durch den Bau und Betrieb von Biogasanlagen kann der Anteil regenerativer Energie und gleich-

zeitig die Reduktion fossilen Kohlenstoffdioxids deutlich verbessert werden. Folgende Maßnahmen

werden konkretisiert:

• Zentrale Biogasanlage für getrennt erfasste Bioabfälle (Biotonne):

Steigerung der bisherigen Erfassungsmengen für Bioabfälle von 25 kg/E.a (2008) auf bis zu 50

kg/E.a mit Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit unter Einbeziehung von krautigen Grünabfäl-

len Parks, Begleitgrün, Pflegemaßnahmen) und Teilmengen aus Kantinen und Restaurants.

Standortfestlegung durch die Stadt Stuttgart, Konzeption und Auslegung der Biogasanlage,

Biogasverwertung und Gutschriften aus EEG, KWK sowie Technik-Bonus.

• Biogasanlage für Abfälle aus der Wilhelma :

Entwicklung eines hocheffizienten Energieverwertungssystems für einen energieautarker zoo-

logischer Garten. Eingliederung des Standortes Wilhelma in den Siedlungsbereich Bad Cann-

statt als Wärme- und Kälteabnehmer.

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SEE Stuttgart

1

Anhang 1: Maßnamenkatalog

Maßnahmen – Verkehr

Beschreibung

Investitions-kosten [€]

Gesamtkosten [€/Jahr]

Erlöse monetär [€/Jahr]

Erlöse Primär-energie [GWh/Jahr]

Kosten-effizienz [ct/kWh]

Allgemeine Pkw-Maut oder City-Maut Annahme: Verteuerung des Pkw-Verkehrs um 0,1 € pro Km. Das kann entweder durch Einfüh-rung einer City-Maut im Stuttgarter Talkessel nach Londoner Vorbild erreicht werden. Kosten-pflichtig auch für Anwohner. Die Einfahrt in den Talkessel kostet 2 €. Oder durch die bundesweite Einführung einer allgemeinen Pkw-Maut auf allen Straßen.

- 52.000.000 260.000.000 150,000 -138,7

Parkraummanagement im Talkessel, Preise wie 2008 In allen Stadtteilen im Talkessel wird ein flächendeckendes Parkraummanagement mit Bewohner-lizenzen eingeführt. Außerhalb der Stadtmitte betragen die Parkgebühren 0,5 €/Std (=heutige Parkgebühren).

12.000.000 3.000.000 6.000.000 8,785 -34,1

Einrichtung von 2 Bedarfshalten Stadtbahn Reduktion des Energieverbrauchs durch die optimierte Verteilung der Fahrzeitreserven. Dies soll durch das Errichten von 2 Bedarfshalten geschehen. Vorbild sind die Bedarfshaltestellen der Salzburger Lokalbahn.

27.200 3.000 0 0,838 0,4

Kurse energiesparendes Autofahren Jedes Jahr werden 2.000 Stuttgarter, die einen Kurs energiesparendes Autofahren ablegen mit 50€ gefördert.

0 100.000 0 3,780 2,6

Einsatz von 5 Hybridbussen Ersatz von 5 Standartbussen durch Hybridbusse.

2.500.000 250.000 29.400 0,289 76,4

Verbesserung der Verkehrstechnik Die Lichtsignaltechnik wird aktualisiert und die Anlagen werden einem regelmäßigen Qualitäts-management unterzogen. Pförtnerampeln und neue Fahrzeuginformationstechniken reduzieren die Zahl der Haltevorgänge um rund 10%.

- 2.000.000 0 15,000 13,3

Verbesserung Radverkehrsangebot Verbesserung Radverkehrsangebot, so dass 25% mehr Wege im Radverkehr.

- 2.500.000 0 17,000 14,7

Umstellung auf Hybridbusflotte Totale Umstellung der SSB-Busflotte auf Hybridbusse.

75.600.000 7.560.000 1.730.000 16,435 35,5

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SEE Stuttgart

2

Maßnahmen – Verkehr

Beschreibung

Investitions-kosten [€]

Gesamtkosten [€/Jahr]

Erlöse monetär [€/Jahr]

Erlöse Primär-energie [GWh/Jahr]

Kosten-effizienz [ct/kWh]

kostenloser ÖV an Wochenenden (Stadtgebiet Stuttgart) Der Öffentliche Verkehr wird an Wochenenden im Stadtgebiet Stuttgart kostenlos angeboten, allerdings ohne Erweiterung des ÖV-Angebotes.

0 10.300.000 0 7,000 147,1

kostenloser ÖV jederzeit (Stadtgebiet Stuttgart) Der Öffentliche Verkehr wird im Stadtgebiet Stuttgart kostenlos angeboten, allerdings ohne Erwei-terung des ÖV-Angebotes.

0 176.000.000 0 45,000 391,1

Maßnahmen – Energieerzeugung und -versorgung

Beschreibung

Investitions-kosten [€]

Gesamtkosten [€/Jahr]

Erlöse monetär [€/Jahr]

Erlöse Primär-energie [GWh/Jahr]

Kosten-effizienz [ct/kWh]

Retrofit Großkraftwerke EnBW Die bestehenden Turbinen werden durch Gegendruckturbinen ersetzt. Die damit verbundene Wirkungsgradsteigerung erlaubt eine erhöhte Stromerzeugung bei bestehendem Primärenergie-einsatz.

22.000.000 550.000 12.947.000 297,000 -4,2

Dachflächenvermietung Beliebige Investoren mieten Dachflächen von Gebäuden an und nutzen diese als Montageplätze für Solaranlagen. Vermittlung und Beratung durch die Stadt

445.540.000 25.109.000 33.750.000 351,000 -2,5

Markteinführung von Mikro-BHKW Die umweltfreundliche und wirtschaftliche Erzeugung von Strom und Wärme soll durch den ver-stärkten Einsatz von Klein-BHKW gefördert werden.

7.500.000 500.000 2.732.200 61,920 -3,6

Abwärmenutzung Erhebung von Abwärmepotenzial, Entwicklung von Abwärmenutzungskonzepten

30.000.000 3.240.000 4.787.500 78,600 -2,0

Biomassegefeuerte KWK-Kraftwerk Gaisburg Am Heizkraftwerksstandort Gaisburg soll eine biomassegefeuerte KWK-Anlage errichtet werden.

20.000.000 3.607.400 4.880.800 93,264 -1,4

Optimierung der Klärschlammverbrennung Die Wirbelschichtfeuerung wird so optimiert, dass neben Klärgas und Klärschlamm keine zusätz-lichen Energieträger benötigt werden.

0 986.100 14,705 -6,7

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SEE Stuttgart

3

Maßnahmen – Energieerzeugung und -versorgung

Beschreibung

Investitions-kosten [€]

Gesamtkosten [€/Jahr]

Erlöse monetär [€/Jahr]

Erlöse Primär-energie [GWh/Jahr]

Kosten-effizienz [ct/kWh]

BHKW im Klärwerk Mühlhausen Im Zuge des Neubaus der Schlammfaulung wird das BHKW errichtet mit dem Ziel, dass kein Klärgas zukünftig mehr abgefackelt werden muss.

1.100.000 220.000 706.200 16,200 -3,0

Leistungserhöhung des grünen Heiners Ersatz der bestehende Windkraftanlage (500 kW) auf dem grünen Heiner durch eine Größere (2.000 kW)

3.500.000 175.000 294.300 6,800 -1,8

Abwasserwärmerückgewinnung Abkühlung des Stuttgarter Abwassers um 1 Kelvin durch mehrere Abwasserwärmenutzungen

4.068.400 101.700 124.600 5,577 -0,4

Nutzung des Geothemiepotenzial Die Nutzung der Geothermie in Stuttgart wurde untersucht. Ergebnis: Die tiefe Geothermie zur Stromerzeugung in einem Geothermiekraftwerk ist aufgrund der geologischen Gegebenheiten in Stuttgart wenig wirtschaftlich. Die oberflächennahe Geothermie ist für Stuttgart interessant. Dem-entsprechend wurde hierfür die Abschätzung des Wärmepumpenpotenzials vorgenommen.

50.000.000 2.200.000 2.183.700 41,510 0,0

Vergärungsanlage für gewerbliche organische Abfälle Verwertung von gewerblichen organischen Abfällen aus dem Großmarkt und Speiseresten aus Kantinen und überlagerte Nahrungsmittel aus dem Lebensmittelhandel. Verwertung der festen Rückstände in einer Kompostierungsanlage oder anderer stofflicher Verwertung.

3.500.000 1.238.000 440.000 10,000 8,0

Bioabfallvergärungsanlage Zentrale Vergärungsanlage für getrennt erfasste Bioabfälle (Biotonne).

9.000.000 2.450.000 1.520.000 19,950 4,7

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SEE Stuttgart

4

Maßnahmen – Gewerbe, Handel, Dienstleistung, Industrie

Beschreibung

Investitions-kosten [€]

Gesamtkosten [€/Jahr]

Erlöse monetär [€/Jahr]

Erlöse Primär-energie [GWh/Jahr]

Kosten-effizienz [ct/kWh]

Ausbildung von Energiedetektiven Schulung und Fortbildung von Mitarbeitern zu Energiedetektiven Aufdeckung von Einsparpoten-zialen, Nutzerbeeinflussung und Übernahme von Verantwortung

100.000 510.000 7.209.300 111,380 -6,0

Gewerbesteuer Kopplung der Gewerbesteuer an die Energieeffizienz eines Gebäudes / eines Betriebs

240.000 220000 3500000 524,948 -0,6

Energieeffizienz Preis für GHD und Industrie Im Rahmen eines jährlichen Wettbewerbs wird das Unternehmen prämiert, das die höchsten Energieeinsparungen erziehlt.

10.000.000 2140000 3020300 46,662 -1,9

Runder Tisch Energieeffizienz Wissensaustausch von Industriebetrieben über Maßnahmen zur Energieeinsparung. Moderation durch die Stadt. Zusammensetzung einer Diskussionsrund sollte branchenabhängig sein.

40.000 128000 755100 11,666 -5,4

Gebäuderegister Aufbereitung des Gebäudekatasters als Referenzdatenblatt. Energieverbrauch von Gebäuden wird im Gebäuderegister gelistet. Öffentliche Gebäude werden verpflichtet zur Eintragung, private Gebäude auf freiwilliger Basis.

9.980.900 1.079.100 854.400 13,200 1,7

Zielwertvorgabe Vorgabe von zu erzielenden Energieeinsparungen innerhalb eines gesteckten Zeitfensters. Maß-nahme anwendbar auf alle Bereich, auf die die Stadt direkten Einfluss nehmen kann. (100% Ge-sellschafter, Aufsichtsrat etc.)

13.204.700 528.200 854.400 13,200 -2,5

ECOfit Beratung von Gewerbebetrieben im betrieblichen Umweltmanagement mit dem Ziel Energie- und Wasserverbrauch zu senken und das Abfallaufkommen zu reduzieren.

0 40.000 134.000 10,716 -0,9

Benchmarksysteme Alle größeren Akteure im BereichGHD und Industrie werden dazu verpflichtet für Ihre eigenen Liegenschaften ein Benchmarksystem zu entwickeln.

11.001.000 1.200.100 996.800 15,400 1,3

Sanierungscontracting Contractor bietet die Sanierung eines Gebäudes mit Gesamtkostenübernahme an. Im Gegenzug werden die Energiepreise erhöht und eine vertragliche Bindungsfrist vereinbart, Stadt fungiert als Vermittler und Berater und setzt Standards fest

44.125.100 4.701.000 3.916.000 60,500 1,3

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SEE Stuttgart

5

Maßnahmen – Wohnungswirtschaft und Haushalte

Beschreibung

Investitions-kosten [€]

Gesamtkosten [€/Jahr]

Erlöse monetär [€/Jahr]

Erlöse Primär-energie [GWh/Jahr]

Kosten-effizienz [ct/kWh]

Sanierungscontracting Contractor bietet die Sanierung eines Gebäudes mit Gesamtkostenübernahme an. Im Gegenzug werden die Energiepreise erhöht und eine vertragliche Bindungsfrist vereinbart, Stadt fungiert als Vermittler und Berater und setzt Standards fest

105.978.500 5.593.500 14.596.000 225,500 -4,0

Information und Wissenverbreitung Informieren von Eigenheimbesitzern bezüglich vorhandener Finanzierungskonzepte, Kredite der KFW-Bank, etc. Informationsveranstaltungen, Informationsmaterial, Rundfunk etc. Ausbildung von Energiedetektiven, Bildungsplan

39.776.500 1.765.500 5.476.500 84,608 -4,4

Geräteaustausch Ineffiziente Kühlschränke in Haushalten werden ausgetauscht. Der Austausch wird durch die Kommune mit 50% des Kaufpreises subventioniert

7.500.000 870.000 4.204.800 54,662 -6,1

Gebäuderegister Aufbereitung des Gebäudekatasters als Referenzdatenblatt. Energieverbrauch von Gebäuden wird im Gebäuderegister gelistet. Öffentliche Gebäude werden verpflichtet zur Eintragung, private Gebäude auf freiwilliger Basis.

21.251.500 937.900 2.919.200 45,100 -4,4

Überflug Thermographie Thermographieaufnahmen vom Stadtgebiet aus der Luft. Aufnahmen werden öffentlich zugäng-lich gemacht. Weckung des Verbraucherbewusstseins. Unabhängige Beratung von interessierten Eigentümern durch die Stadt.

15.928.600 680.600 2.207.200 34,100 -4,5

Schornsteinfegeraudit Schornsteinfeger prüft die Effizienz der Anlagentechnik, zeigt Einsparpotenziale auf und berät evtl. über mögliche Maßnahmen

13.232.200 867.500 2.008.000 31,023 -3,7

Zielwertvorgabe Vorgabe von zu erzielenden Energieeinsparungen innerhalb eines gesteckten Zeitfensters. Maß-nahme anwendbar auf alle Bereich, auf die die Stadt direkten Einfluss nehmen kann. (100% Ge-sellschafter, Aufsichtsrat etc.)

10.140.700 405.600 1.281.600 19,800 -4,4

Benchmarksysteme Alle größeren Akteure im Bereich des Haushaltsektors werden dazu verpflichtet für Ihre eigenen Liegenschaften ein Benchmarksystem zu entwickeln.

12.298.100 591.900 1.210.400 18,700 -3,3

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SEE Stuttgart

6

Maßnahmen – Wohnungswirtschaft und Haushalte

Beschreibung

Investitions-kosten [€]

Gesamtkosten [€/Jahr]

Erlöse monetär [€/Jahr]

Erlöse Primär-energie [GWh/Jahr]

Kosten-effizienz [ct/kWh]

Zertifizierung von Wohngebäuden (außerhalb §16 EnEV) Erstellung von Gebäudebedarfsausweisen zur Sensibiliserung der Bürger um eine Steigerung der Sanierungsrate zu bewirken, Ausstellungskosten werden durch die Stadt getragen

6.844.800 444.800 908.900 14,042 -3,3

Makler - Selbstverpflichtung zum Energieverbrauchsausweis Selbstverpflichtung von Wohnungsmaklern bei Vermietung und Verkauf den Energieverbrauch ihres Objektes detailliert darzustellen.

8.235.400 822.500 1.095.300 16,500 -1,7

Wettbewerb Energieeffizienter Stadtteil Im Rahmen eines jährlichen Wettbewerbs wird der Stadtteil prämiert, der die höchsten Energie-einsparungen erziehlt. Eventuell Kopplung mit Unterwettbewerb: Energieeffizienteste Straße im Stadtteil.

2.000.000 580.000 385.800 5,960 3,3

Wettbewerb Energieeffizientes Haus Im Rahmen eines jährlichen Wettbewerbs wird das energieeffizienteste Wohnhaus prämiert. Wettbewerb ist auf kleine Wohnhäuser beschränkt. Der Wettbewerb kann innerhalb eines Stadt-teils oder innerhalb der Gesamtstadt durchgeführt werden

1.603.500 524.100 271.900 4,180 6,0

städtische Förderung Solarthermie Die Stadt Stuttgart bezuschusst den Bau von thermischen Solaranlagen im Rahmen des ehema-ligen Marktanreizprogramms

2.300.000 376.700 59.400 12,320 2,6

Lampenaustausch Ineffiziente Leuchtmittel in Haushalten werden ausgetauscht. Der Austausch wird durch die Kommune mit 50% des Kaufpreises subventioniert

1.080.000 198.000 1.288.000 16,744 -6,5

städtische Förderung energetische Sanierung Die Stadt Stuttgart bezuschusst Sanierungsmaßnahmen in kleinen Wohngebäuden

27.500.000 3.187.500 850.900 176,606 1,3

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SEE Stuttgart

7

Maßnahmen – Stadtverwaltung

Beschreibung

Investitions-kosten [€]

Gesamtkosten [€/Jahr]

Erlöse monetär [€/Jahr]

Erlöse Primär-energie [GWh/Jahr]

Kosten-effizienz [ct/kWh]

Stärkung städtisches Energiemanagement Ausbau der energetischen Betreuung im Energiemanagement

0 228.800 460.000 11,660 -2,0

Sanierung Krankenhäuser Konzentration auf zwei Standorte, Sanierung bestehender Gebäude, Energieversorgung durch BHKW

1.970.000 197.000 410.000 45,141 -0,5

Sanierung von Schulen Sanierung aller Schulen mit einem HKW über 150 kWh/m²a 30 Schulen in 10 Jahren

9.000.000 300.000 460.000 8,324 -1,9

Lichtsignalanlagen mit LED-Technik Umrüsten aller Lichtsignalanlagen in Stuttgart auf LED-Leuchtmittel.

2.587.500 258.800 381.400 3,645 -3,4

Holzhackschnitzelfeuerungen für die Stadtverwaltung 2 Anlagen mit je 600 kW, gegebenenfalls mit ORC-Prozess zur Stromgewinnung

1.600.000 80.000 160.000 3,240 -2,5

Mineralwasserwärmerückgewinnung Das abgebadete Mineralwasser der Mineralbäder wird für die Frischwasservorwärmung von 34°C auf 18°C über Wärmetauscher abgekühlt.

500.000 50.000 100.000 2,310 -2,2

stadtinternes Contracting Das Budget wird um 1 Million Euro erhöht.

1.000.000 100.000 150.000 24,500 -0,2

Photovoltaik auf Dächern der Stadtverwaltung 10 PV-Anlagen je 60 kW (Mittelwert), insgesamt 600 kW

1.800.000 101.800 142.500 1,539 -2,6

Sanierung Bäder Totalsanierung der städtischen Bäder

14.650.000 586.000 605.500 20,799 -0,1

Austausch Heizungsumwälzpumpen bei der Stadtverwaltung Sanierung alter Heizungsanlagen

630.000 42.000 58.200 1,310 -1,2

Bau thermischer Solaranlagen, Gebäude der Stadtverwaltung 3.000 m² Kollektorfläche

1.650.000 82.500 93.000 1,650 -0,6

Fifty-Fifty-Programm LESS Lukratives Energiesparen in Stuttgarter Schulen, Betreuung von 30 Liegenschaften

0 50.000 60.000 6,825 -0,1

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SEE Stuttgart

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Maßnahmen – Stadtverwaltung

Beschreibung

Investitions-kosten [€]

Gesamtkosten [€/Jahr]

Erlöse monetär [€/Jahr]

Erlöse Primär-energie [GWh/Jahr]

Kosten-effizienz [ct/kWh]

Sanierung von Kindertagesstätten 30 Kindertagesstätten in 10 Jahren

5.600.000 186.700 194.000 3,545 -0,2

Dezentrale Betankung städtischer Fahrzeuge Bisher durften städtische Fahrzeuge nur an einer städtischen Tankstelle zentral tanken. Dezen-trales Betanken an öffentlichen Tankstellen spart Zeit und Kraftstoff.

0 0 7.000 0,054 -13,0

Pelletheizungen für Gebäude der Stadtverwaltung 10 Anlagen je 300 kW, 1.500 Jahresbetriebsstunden

2.200.000 110.000 90.000 4,050 0,5

Sanierung Beleuchtungen, Gebäude der Stadtverwaltung Beleuchtungssanierungen: 5 Sporthallen, 10 Turnhallen/Turn- und Versammlungshallen, 20 Schulen bzw. 400 Klassenräume

2.450.000 122.500 75.200 1,310 3,6

PLUS-Energieschule energetisch hochwertige Sanierung einer Schule mit dem Ziel durch das Gebäude mehr Energie zu gewinnen als die Schule jährlich verbraucht.

6.000.000 150.000 65.100 -1,376 6,2