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Berufsausbildung junger Menschen mit MigrationshintergrundEine repräsentative Befragung von Betrieben
Ruth Enggruber, Josef Rützel Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung
Chance Ausbildung
Berufsausbildung junger Menschen mit MigrationshintergrundEine repräsentative Befragung von Betrieben
Prof. Dr. Ruth Enggruber, Prof. em. Dr. Josef RützelIm Auftrag der Bertelsmann Stiftung
4
Inhalt
Inhalt
Vorwort 6
Zusammenfassung 8
1 Anliegen und bildungspolitischer Hintergrund der Betriebsbefragung 11
1.1 BildungspolitischerHintergrund:DebattenzuinklusiverBildung 11
1.2 DemographischerWandelundFachkräftemangel 12
1.3 UntersuchungsinteresseundForschungsdesign 14
2 Datenlage und Forschungsstand zur betrieblichen Berufsausbildung junger Menschen mit Migrationshintergrund 17
2.1 ZumBegriff„Migrationshintergrund“ 17
2.2 DatenlageundForschungsstand 18
3 Befragungsergebnisse 22
3.1 RepräsentativitätundAusbildungsaktivitätenderStichprobe
ausbildungsberechtigterUnternehmeninDeutschland 22
3.2 DifferenzierungzwischendreiverschiedenenBetriebstypen 24
3.3 GründefürundgegendieBerufsausbildungJugendlichermit
Migrationshintergrund 29
3.4 VergleichderUnternehmenmitundohneAuszubildendemitMigrations-
hintergrundnachausgewähltenStrukturmerkmalenundFragestellungen 32
3.5 ZentraleStrukturmerkmalederUnternehmenmitAusbildungserfahrungen
mitjungenMenschenmitMigrationshintergrund 46
3.6 VorschlägederUnternehmenzurOptimierungderBerufsausbildung
JugendlichermitMigrationshintergrund 47
5
Inhalt
4 Bildungspolitische Empfehlungen 51
Anhang: Forschungsdesign der repräsentativen Betriebsbefragung 55
I. UntersuchungsleitendeFragestellungensowiesozialpsychologischeund
rechtfertigungstheoretischeZugängemitErläuterungenzurGestaltung
desFragebogens 55
II. BestimmungderrepräsentativenStichprobeundDurchführungderBefragung 60
Literaturverzeichnis 62
Abbildungsverzeichnis 66
Tabellenverzeichnis 67
Abkürzungsverzeichnis 68
Über die Autoren 69
Die Initiative „Chance Ausbildung – jeder wird gebraucht!“ 70
Summary 71
Impressum 74
6
Vorwort
Vorwort
Die Ausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund: zwischen Normalität und alten Vorbehalten
SpätestensseitderPISA-Studie2001sinddieBildungsprozessevonMigrantinnenundMigran-
tenindenBlickpunktderÖffentlichkeitgerückt.DenndieTeilhabedefiziteimBereichderschuli-
schenundderberuflichenBildungsindwesentlicheHindernissefüreinegelingendeIntegration
imArbeitslebenunddamitauchinderGesellschaft.
Auch13 Jahre spätergelingt JugendlichenmitMigrationshintergrundderdirekteÜbergang in
einedualeAusbildungselteneralsihrenAltersgenossenohneMigrationshintergrund.DieseUn-
gleichheitimZugangzudualerAusbildungistnurzumTeileinemschlechterenschulischenAb-
schneidenzuzuschreiben.AuchbeigleichenLeistungensinddieAussichtenvonJugendlichenmit
MigrationshintergrundaufeinenAusbildungsplatzdeutlichgeringer.ZudemmündenjungeMen-
schenmitMigrationshintergrunddoppeltsohäufigindassoge-nannte„Übergangssystem“ein,
daswedereinenBerufsabschlussermöglicht,nochzueinemspäterenZeitpunktdieAufnahme
einerAusbildunggarantiert.DieseChancenungerechtigkeitbeimZugangzuberufsqualifizieren-
derBildungwirddiemeistenderJugendlichenlebenslangbenachteiligen.Sieistausindividueller
undgesamtgesellschaftlicherPerspektivenichttragbar:DieAuswirkungendesdemographischen
Wandels mit seinem prognostizierten Fachkräftemangel machen es notwendig, alle Potenziale
zufördernundzunutzen.StattPer-spektivlosigkeitmüssenauchdieseJugendlicheneinAusbil-
dungsangeboterhalten.
BeiderAusbildungsplatzvergabespielenUnternehmeneinezentraleRolle.Bislanggibtesaber
kaumInformationenzudenBetrieben,dieJugendlichemitMigrationshintergrundausbilden.Um
dieGründefürBarrierenimZugangzudualerAusbildungfürJugendlichemitMigrationshinter-
grundidentifizierenundJugendlichewieBetriebegezieltunterstützenzukönnen,hatdieBertels-
mannStiftungüber1.000ausbildungsberechtigteBetriebenachihrenErfahrungenundEinschät-
zungenzurAusbildungvonJugendlichenmitMigrationshintergrundbefragt.DieAuswertungder
repräsentativenUnternehmensbefragungzeigtunteranderem,dassnurrund15Prozentderaus-
bildungsaktivenUnternehmenaktuellJugendlichemitMigrationshintergrundausbilden.Betrach-
tetmandenZeitraumderletztenfünfJahre,sindesimmerhin40Prozent,unddasnacheigener
Aussage ohne besondere Begründung. Einerseits ist für viele Betriebe die Ausbildung von Ju-
gendlichenmitMigrationshintergrundalsobereitsNormalität.AndererseitsbefürchtenBetriebe
SprachbarrierenoderkulturelleUnterschiedeundbeklagen fehlendeBewerbungenalswesent-
licheHindernissedafür,JugendlichemitMigrationshintergrundalsAuszubildendeeinzustellen.
Insgesamtzeigtsich,dassUnternehmenweiterVorbehalteabbauenundsichstärkerinderAus-
bildungvon JugendlichenmitMigrationshintergrundengagierenmüssen.FürdieBetriebehat
dasdenVorteil,dasssiesicheinPotenzialanNachwuchskräftenerschließenunddemderzeitigen
Bewerberengpassproaktiventgegenwirken.WenndasbetrieblicheAngebotanAusbildungsstel-
7
Vorwort
lenallerdingsnichtausreicht,mussdieAusbildungsgarantiedurcheinöffentlichgefördertesPro-
grammsichergestelltwerden.
DiejetztveröffentlichteUntersuchungistTeilunsererArbeit,umeinerseitsdieChancenaufeine
BerufsausbildungfürbisherbenachteiligteGruppenzuverbessernundandererseitsdieQualität
derAusbildungzustärkenunddamitauchlangfristigdenFachkräftebedarfzusichern.Zusammen
mitderBundesagenturfürArbeitundzwölfMinisterienausdenBundesländernBaden-Württem-
berg, Berlin, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und
Schleswig-HolsteinhatdieBertelsmannStiftungdieInitiative„ChanceAusbildung–jederwird
gebraucht!“insLebengerufen.DieBeteiligtenarbeitenhiergemeinsamzudenThemenfeldernIn-
klusion,IntegrationundDurchlässigkeitanReformvorschlägenundKonzepten.
FürdiewissenschaftlicheBegleitungdervorliegendenStudiehabenwirFrauProf.Dr.RuthEng-
gruber(FachhochschuleDüsseldorf)undHerrnProf.em.Dr.JosefRützel(TechnischeUniversität
Darmstadt)gewinnenkönnen.FürdieguteundvertrauensvolleZusammenarbeitmöchtenwiruns
beiihnenbedanken,ebensobeiHerrnDr.HenryKreikenbom,FrauSelinaReckeunddemTeam
vomMeinungsforschungsinstitutaproximaGesellschaftfürMarkt-undSozialforschungWeimar
mbH,diefürdieDurchführungderBefragungverantwortlichzeichnen.Undnichtzuletztgebührt
unserDankauchdenUnternehmen,dieanderBefragungteilgenommenunddamitdieseStudie
erstmöglichgemachthaben.
Dr. Jörg Dräger
MitglieddesVorstands
derBertelsmannStiftung
Frank Frick
Director
ProgrammLernenfürsLeben
BertelsmannStiftung
8
Zusammenfassung
Zusammenfassung
DiedualeAusbildunginDeutschlandgilt inmehrfacherHinsichtalsErfolgsmodell.Zumeinen
sichertsiedieAusbildungvonFachkräftenfürdieWirtschaft,zumanderensorgtsiedurchihre
PraxisnähezumGelingenderÜbergängeinBeschäftigungundwirddamitfürjungeMenschen
zueinemwesentlichenBausteingesellschaftlicherTeilhabe.DieserVorteilzahltsichjedochnur
fürdiejenigenJugendlichenaus,denenderWegineineAusbildunggelingt.Leiderbleibendau-
erhaftrund13,5%derJugendlichenohneBerufsausbildung,beiausländischenJugendlichensind
essogareinDrittel.
Unternehmenbeklagen,dasssieihreAusbildungsplätzenichtbesetzenkönnen,weilihnengeeig-
neteBewerberfehlen.GleichzeitigbewerbensichvieleJugendlichejedesJahrerfolglosumeinen
Ausbildungsplatz,überproportionalvielevonihnenhabeneinenMigrationshintergrund.DieInte-
grationvonJugendlichenwirdnurgelingen,wennderZugangzurbetrieblichenAusbildungchan-
cengerechtergestaltetwerdenkann.DazuisteinestärkereAusbildungsbereitschaftvonBetrie-
benunerlässlich.
DievorliegendeUnternehmensbefragungbeschäftigt sichdahermitdenErfahrungenundEin-
schätzungen,dieBetriebeaktuellinderBerufsausbildungvonJugendlichenmitMigrationshinter-
grundhaben,undmitdenwesentlichenFaktorenfürdieseAusbildungsbeteiligung.
InderbezogenaufBetriebsgrößeundRegion(Ost/West)repräsentativenUnternehmensbefragung
wurdeninsgesamt1.011ausbildungsberechtigteBetriebebefragt.VondiesenUnternehmensind
699ausbildungsaktiv,d.h.siebildenaktuellausoderhabendiesindenletztenfünfJahrengetan.
VondiesenausbildungsaktivenUnternehmenbildenaktuell106(15,2%)JugendlichemitMigrati-
onshintergrundaus.DabeisteigtmitderAusbildungserfahrungderBetriebeauchderAnteilder-
jenigenUnternehmen,dieJugendlichemitMigrationshintergrundausbilden.SindesbeidenUn-
ternehmenmiteinergenerellenAusbildungserfahrungunterfünfJahrenlediglich21%,diediese
Zielgruppeausbilden,sindesbereitsmehralsdieHälfte(53,8%),wenneinemindestenszehnjäh-
rigeAusbildungserfahrungvorliegt.ImUnterschiedzurAusbildungserfahrungwirktsicheineei-
geneZuwanderungsgeschichtevonMitgliedernderUnternehmensführungnuringeringemMaße
positivaufdieBereitschaftaus,jungeMenschenmitMigrationshintergrundauszubilden.
9
Zusammenfassung
Gründe für und gegen die Ausbildung Jugendlicher mit Migrationshintergrund
EinegroßeMehrheit (74,6%)der412Unternehmen,diekeineJugendlichenmitMigrationshin-
tergrundausbilden,nenntfehlendeBewerbungenalswichtigstenGrunddafür.MehralseinDrit-
tel(38%)befürchtetSprachbarrierenodergehtdavonaus,dasskulturelleUnterschiede(14,7%)
zugroßseinkönnten,diesichbelastendaufdasBetriebsklimaauswirken.DadieseBetriebenoch
keine Erfahrungen in der Ausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund gesammelt
haben,könnendiesebeidenAussagenalsVorbehalteinterpretiertwerden.
DemgegenübererklärendreiViertelderBetriebe,diejungeMenschenmitMigrationshintergrund
ausbilden,ausdrücklich,dasssiekeinebesonderenGründe fürdiesesEngagementhaben.Das
legtdenSchlussnahe,dassdiegroßeMehrheitdieserUnternehmennichtzwischenJugendlichen
mitundohneMigrationshintergrundunterscheidet.Vondenübrigen71Betrieben,diebesondere
Gründeangegebenhaben,nennen71,3%,dasssieJugendlichen,dieesgegebenenfallsaufdem
Ausbildungsmarktschwererhaben,eineChancegebenwollenunddasssieguteErfahrungenmit
derAusbildungvonjungenMenschenmitMigrationshintergrundgemachthaben(69,8%).
Wunsch nach Unterstützung
DieausbildungsaktivenUnternehmenwurdenauchzubildungspolitischenVorschlägenbefragt,
diederVerbesserungderAusbildungJugendlichermitMigrationshintergrunddienensollen.
Unternehmen,dieJugendlichemitMigrationshintergrundausbilden,äußertenmehrheitlichden
WunschnachmehrUnterstützung(58,2%)fürdieAuszubildendenundihrenBetrieb.BeidenUn-
ternehmen,diebislangnochkeineErfahrunginderAusbildungvonJugendlichenmitMigrations-
hintergrundhaben,sindessogar62,9%,diefürmehrUnterstützungplädieren.
Zudemstimmen71,9%derausbildendenBetriebemit JugendlichenmitMigrationshintergrund
derForderungzu,dasstransparentergemachtwerdenmüsste,wodieseUnterstützungsleistun-
genbeantragtwerdenkönnen,unddassdieBeantragunginsgesamtwenigerbürokratischsein
sollte(62,5%).
10
Zusammenfassung
Empfehlungen
MehrJugendlichenmitMigrationshintergrunddieMöglichkeitderAufnahmeeinerBerufsausbil-
dungzugeben,istsowohleinGebotderChancengerechtigkeitalsauchimEigeninteressederaus-
bildendenUnternehmen.
DieErgebnissederBewerberbefragungderBundesagenturfürArbeitunddesBundesinstitutsfür
BeruflicheBildungdeutendaraufhin,dassdasBewerberverhaltenvonJugendlichenmitMigrati-
onshintergrundsichnichtwesentlichvondemderJugendlichenohneMigrationshintergrundun-
terscheidet.DahersolltenBetriebeihreRekrutierungsstrategiendahingehendüberprüfen,obund
wiesieauchJugendlichemitMigrationshintergrundgezieltindenBlicknehmenkönnen.
DazukönntensiebeispielsweisemöglicheStärkenwieZweisprachigkeitoderErfahrungenmit
unterschiedlichenKultureninihreAuswahlprozesseeinbeziehenundalsVorteilerkennen.Inter-
kulturellsensibleEinstellungsverfahrensinderfahrungsgemäßeinwichtigerBeitragderBetriebe
füreinendiskriminierungsfreienZugangzurAusbildungfüralleJugendlichen–underschließen
zudemwichtigesFachkräftepotenzial.
11
Weiter Begriff von
Inklusion
Herkunft als
Beeinträchtigung
Institutionelle
Benachteiligung
Anliegen und bildungspolitischer Hintergrund der Betriebsbefragung
1 Anliegen und bildungspolitischer Hintergrund der Betriebsbefragung
1.1 Bildungspolitischer Hintergrund: Debatten zu inklusiver Bildung
SpätestensseitdemDeutschlanddieUN-Konventionüberdie„RechtevonMenschenmitBehinde-
rungen“imFebruar2009unterzeichnethat,wirddasThema„Inklusion“inderBildungspolitik
kontroversdiskutiert(z.B.BeiträgeinDöbert/Weishaupt(Hrsg.)2013).DabeiwirdderInklusions-
begriffkeineswegseinheitlichverwendet (Rützel2013;Tenorth2013;Enggruber2014;Enggru-
ber/Rützel2014).WährenddiePolitikvorallemaufdieInklusionvonMenschenmitBehinderun-
genabzielt(BMAS2011),gehtesderUNESCOumdieBeseitigungallermöglichenBehinderungen
vonBildungundgesellschaftlicherTeilhabe(DeutscheUNESCO-Kommission2010,2014).Sobe-
ziehtsichInklusionauchindeminternationalenReferenzdokumentder48.UNESCO-Weltkonfe-
renzderBildungsministerinGenfimJahre2008nichtnuraufdieEingliederungvonMenschen
mitBehinderungenindasRegelsystem,sondernschließtausdrücklichjedwedeAusprägungvon
BenachteiligungenundAusgrenzungenbezogenaufBildungundgesellschaftlicheTeilhabeein
(Sicking2012,S.4ff.).
Damit kommen auch Jugendliche mit Migrationshintergrund1 in den Blick, weil sie deutlich
schlechtereChancenhaben,nachdemVerlassenderallgemeinbildendenSchuleeinenbetrieb-
lichen Ausbildungsplatz zu finden und eine duale Berufsausbildung erfolgreich abzuschließen
(z.B.AutorengruppeBildungsberichterstattung2014,S.100,118;BIBB2013und2014;SVR-For-
schungsbereich2014;Beicht/Granato/Ulrich2011).ZudemhatThielen(2014,S.209ff.)gezeigt,
dassdernationalenHerkunftbeiderVergabevonAusbildungsplätzeneinegewichtigeBedeutung
zukommt.EthnisierendeundkulturalisierendeZuschreibungenundkollektiveStereotypenüber-
lagerndieindividuellenKompetenzenundwirkenbeimÜbergangvonderSchuleindieAusbil-
dungwieeinefunktionaleBeeinträchtigung,durchdiedieTeilhabeanberuflicherBildungerheb-
licheingeschränktwird.„DemzufolgewirdfürjungeMenschenmitMigrationshintergrundderzeit
nichtdaseingelöst,wasdieUN-BehindertenrechtskonventioninBezugaufMenschenmitBehin-
derungimSinneeinerfunktionalenBeeinträchtigungfordert:„ohneDiskriminierungundgleich-
berechtigtmitanderenZugangzu(…)Berufsausbildung(Art.24Abs.5)(HervorhebungimOrigi-
nal)zuhaben.“(Thielen2014,S.217).
BeidiesemweitenInklusionsverständnis–auchzufindeninderenglischsprachigenFassungder
UN-Behindertenrechtskonvention(Seitzu.a.2012,S.11f.)–werdendieUrsachenfürBehinde-
rungenderBildungsteilhabenichtmehrbeidenLernendenundihrenindividuellenVorausset-
zungen,sonderninstitutionellverortet.SomitsollenalleBildungsbereichesoumgestaltetwerden,
dasssieallenMenschenmitihrenspezifischenBedürfnissenundVoraussetzungengerechtwer-
denundgemeinsamesLernenermöglichen.SoweitverstandenistInklusiondannerreicht,wenn
1 ObwohldieBezeichnung„jungeMenschen“nichtnurJugendliche,sondernauchjungeErwachsenebeinhaltet,benutzenwirhier„jungeMenschenmitMigrationshintergrund“und„JugendlichemitMigrationshintergrund“synonymundkürzenbeideBezeich-nungenmit„JmM“ab.DerBegriff„Migrationshintergrund“wirdumfassendinUnterkapitel2.1erläutert.
12
Gestaltung der
Berufsbildung
Gesellschaftlicher
Wandel
Anliegen und bildungspolitischer Hintergrund der Betriebsbefragung
jedePerson–unabhängigvonGeschlecht,HerkunftundindividuellenBeeinträchtigungen–Zu-
gangzuallenAngebotendesBildungssystemshatundbeiBedarfindividualisierteUnterstützung
erhält.IndiesemSinnewirddasInklusionskonzeptalsTheorieeinerpädagogischnichtunterteil-
barenheterogenenGruppebeschrieben,wonachgemeinsames,aberindividuellesLernenundein
individualisiertesCurriculumfürallevorgesehensind.Bedeutendist,dassimInklusionskonzept
MenschenmitBehinderungenoderanderenBenachteiligungennichtmehralseineeigene„för-
derungsbedürftige“abgegrenzteGruppebetrachtetwerden(Bylinski/Rützel2011,S.15;Enggru-
ber2014;Enggruber/Rützel2014).ÜbertragenaufdiedualeBerufsausbildunghießedies,dass
alleausbildungsinteressiertenSchulabgängerunmittelbarnachVerlassenderallgemeinbildenden
SchuleeinevollqualifizierendeBerufsausbildungbeginnenkönnten.
Zur inklusivenGestaltungderdualenBerufsausbildunggibtesbishernurerstekonzeptionelle
Überlegungen(Bylinski/Rützel2011;Buchmann/Bylinski2013;Bylinski2013;Enggruber2013,
2014;Rützel2014)undempirischeEinblicke(Enggruber/Rützel2014).ImExpertenmonitordes
BundesinstitutsfürBerufsbildung(BIBB)wurden317FachleutezuihremInklusionsverständnis
undihrenEinschätzungenzuausgewähltenReformvorschlägenhinzueinerinklusivenBerufs-
ausbildungbefragt(Enggruberu.a.2014;Enggruber/Gei/Ulrich2014).DreiViertelvonihnenplä-
diertenfüreinweitesVerständnisinklusiverBerufsausbildung.Auchbegrüßtensietendenziell
entsprechendeReformvorschlägewiebeispielsweisediebundesweiteEinführungassistierterBe-
rufsausbildung,einerAusbildungsgarantieoderAnsätzezurcurricularenunddidaktischenFle-
xibilisierungderBerufsausbildung(Enggruberu.a.2014,S.27).Dennocherachtetensieeinein-
klusiveBerufsausbildungalskaumumsetzbar(Enggruberu.a.2014;Enggruber/Gei/Ulrich2014).
Hierfür sind mehrere Gründe zu nennen: Die Debatte ist insgesamt noch recht jung und das
ThemaInklusionistäußerstkomplex.UmeininklusivesBerufsausbildungssystemzuentwickeln,
sindVeränderungenaufallenEbenenerforderlich:aufderstaatlichenEbenedurchneue(gesetz-
liche)RahmenbedingungenundneueSteuerungs-undOrdnungsinstrumente,aufderregionalen
Ebenedurch„inklusive“Bildungsentwicklungspläne,dieVernetzungder InstitutionenundAk-
teure,regionaleSteuerungsgruppenetc.SchließlichsindaufderEbenederEinzelunternehmen
inklusiveLeitbilderzuentwickelnundisteineinklusiveAusbildungskulturzuschaffen.Aufder
AusbildungsebeneerfordertdasZielderInklusiondieVerwirklichungderMerkmaleguterAus-
bildung,bezogenaufdieGegenstände,diezeitlichenAbläufe,dieBildungvonLerngruppenetc.,
neueDifferenzierungsformenundneueFormendeskooperativenLernens(Buchmann/Bylinski
2013;Bylinski2013).
1.2 Demographischer Wandel und Fachkräftemangel
InklusionwirdhieralsMöglichkeitdergesellschaftlichenTeilhabeunterdenBedingungeneiner
sichinTransformationbefindlichenGesellschaftverstanden.EinwesentlicherBestandteildieses
TransformationsprozessesistderdemographischeWandel,dersichauchaufdasBeschäftigungs-
system,denArbeitsmarkt,dieberuflichenTätigkeitenunddieArbeitsweltauswirkt.Diedamit
verbundenenFolgenundHerausforderungensindganzoffensichtlichundaufallenEbenendes
13
Bevölkerungsprognosen
Prognostizierter
Fachkräftebedarf
Anliegen und bildungspolitischer Hintergrund der Betriebsbefragung
Bildungs-bzw.AusbildungssystemsspürbarundhabenaucherheblicheAuswirkungenaufdasIn-
klusionsthema(vgl.Rützel2013,S.7ff.).
IndenBevölkerungsprognosenlassensicheinigewesentlicheTrendskonstatieren,dieallerdings
nachBundesländernundRegionenunterschiedlicheAusprägungenaufweisen:SonimmtdieGe-
samtbevölkerungzwarab,dieAbnahmebetrifftjedochvorallemdieländlichenRegionen,wäh-
rendindenBallungszentrendieBevölkerungeherzunimmt.ZudemwerdendieMenschenwegen
dersteigendenLebenserwartungerheblichälter,vorallemderAnteilunddieZahlderüber60-Jäh-
rigennimmtmerklich,ineinigenRegionensogarüberproportionalzu.AuchMenschenmitMigra-
tionshintergrundwerdeninderGesamtbevölkerungzunehmendstärkervertretensein.Sobeträgt
derAnteilderKindermitMigrationshintergrundunterden6-JährigenguteinDrittel,ineinigen
westdeutschenBundesländernsindesindieserAltersgruppesogarmehrals40%(Autorengruppe
Bildungsberichterstattung2014,S.4).
DiskutiertwirdderdemographischeWandelinsbesondereauchimHinblickaufseineAuswirkun-
genaufdenFachkräftebedarf,denArbeitsmarktunddieKonsequenzenfürdasBerufsbildungs-
system.DurchdendemographischenWandelsinktdieZahlderPersonenimerwerbsfähigenAlter.
DadurchwirdmittelfristigeinFachkräftemangelerwartet(Gans2011,S.109),derallerdingsnicht
flächendeckend, nicht in allen Berufsfeldern bzw. Berufsgruppen und nicht in allen Regionen
spürbarseinwird.AktuellwirdnachAnalysenderBundessagenturfürArbeit(vgl.2014,S.10ff.)
einMangelanExperten(PersonenmitmindestensvierjährigerHochschulbildungodervergleich-
barenQualifikationen)insbesondereindenBerufsgruppenMetallbauundSchweißtechnik,Ma-
schinen-undFahrzeugtechnik,MechatronikundAutomatisierungstechnik,Elektrotechniksowie
denBerufsgruppenKonstruktionundGerätebauundVer-undEntsorgungkonstatiert.Zudemfeh-
lenlautdieserAnalyseFachkräfte(Personenmiteinerabgeschlossenenmindestenszweijährigen
BerufsausbildungodereinervergleichbarenQualifikation)undSpezialisten(Personenmiteiner
Meister-oderTechnikerausbildung,einemFach-/Hochschulabschlussodereinervergleichbaren
Qualifikation)imBereichderInformatik,derSoftwareentwicklung,derEnergietechnik,inderSa-
nitär-,Heizungs-undKlimatechnikundimEisenbahnverkehr,inderGesundheits-,Kranken-und
AltenpflegesowiederOrthopädie-,RehatechnikundHörgeräteakustik.Zuberücksichtigenistje-
doch,dassdieverschiedenenStudienzumFachkräftebedarf, jenachDaten-undBerechnungs-
grundlagezuunterschiedlichenErgebnissenkommen(vgl.Neubecker2014).
Zusammenfassendistsomitzukonstatieren,dassmitderFörderungderdualenBerufsausbildung
JugendlichermitMigrationshintergrundnichtnursozialeUngleichheitamAusbildungsmarktre-
duziertwerdenkönnte(z.B.Granato2013;SVR-Forschungsbereich2014).Darüberhinauskönnte
bildungsökonomischgewendetauchdazubeigetragenwerden,denzukünftigenFachkräftebedarf
zusichern.FürdieJugendlichenkönntediesdasRisikoreduzieren,arbeitsloszuwerden,waswie-
derummiteinerVerringerungsozialstaatlicherTransferleistungenverbundenwäre.
14
Fokus Jugendliche mit
Migrationshintergrund
Benachteiligung durch
Migrationshintergrund
Fehlender
Berufsabschluss
Anliegen und bildungspolitischer Hintergrund der Betriebsbefragung
1.3 Untersuchungsinteresse und Forschungsdesign
VordemHintergrunddesweitenVerständnissesvonInklusionstehtinderfolgendenrepräsenta-
tivenTelefonbefragungvonUnternehmen2inDeutschlanddiebetrieblicheBerufsausbildungjun-
gerMenschenmitMigrationshintergrundimFokusdesUntersuchungsinteresses.3Sokannihre
spezifischeLagegezieltindenBlickgenommenunddetailliertempirischanalysiertwerden.4Das
Berlin-InstitutfürBevölkerungundEntwicklung5kommtinseinemaktuellenBerichtzwarzudem
positivenErgebnis,dasssichdieIntegrationswertevonMigrantinnenundMigranteninsgesamt
leichtverbesserthaben,aberessindvorallem jungeMenschen türkischerHerkunft,dienach
wievorSchwierigkeitenaufdemAusbildungsstellen-undArbeitsmarkthaben(Woellert/Kling-
holz2014).
InsgesamtzeigenvorliegendeStatistiken,dassjungeMenschenmitMigrationshintergrundnach
wievordeutlichschlechtereChancenals ihredeutschenAltersgenossenhaben,einedualeBe-
rufsausbildungzubeginnen(AutorengruppeBildungsberichterstattung2014,S.6,100;BIBB2013
und2014).Diesgiltauchdann,wennEinflussfaktorenwieSchulnotenund-abschlüssesowiedas
ElternhausunddasBewerbungsverhaltenberücksichtigtwerden(SVR-Forschungsbereich2014,
S.6;Beicht2011;Beicht/Granato/Ulrich2011;Enggruber/Ulrich2014).SogelangesnachderBA/
BIBB-Bewerberbefragung2012lediglich29%derAusbildungsstellenbewerberinnenund-bewer-
bermitMigrationshintergrundgegenüber44%deutscherHerkunft,einebetrieblicheBerufsaus-
bildungzubeginnen(BIBB2014,S.186).Jugendlichearabisch-türkischerHerkunftwarensogar
nurzu25%erfolgreich.EbensohatsichinderBIBB-Schulabgängerbefragung(BIBB2013,S.201)
herausgestellt,dassnochnichteinmal45%,alsowenigeralsdieHälftederJugendlichenmitMig-
rationshintergrund,diesichfüreinedualeBerufsausbildunginteressierten,einesolchebegonnen
haben.Demgegenüberwaren59%derAusbildungsinteressiertenohneMigrationshintergrunder-
folgreich.
DiesozialeUngleichheitbeimZugangzurBerufsausbildunglässtsichauchandenfehlendenBe-
rufsabschlüssender25-bis35-Jährigennachzeichnen:WährendimJahr2012unterdenjungen
MenschendeutscherHerkunft15,3%überkeinenberufsqualifizierendenAbschlussverfügten,
galtdiesfür38,5%mitMigrationshintergrund(AutorengruppeBildungsberichterstattung2014,
S.235;vonLoeffelholz2014,S.22).AufderBasisderMikrozensusdaten2011berechneteHans
DietrichvonLoeffelholz(2014,S.25),dasssomitknappeineMillionjungerErwachsenermitMi-
2 IndiesemBerichtwerdendieBezeichnungen„Unternehmen“und„Betrieb“synonymverstanden,obwohlsiez.B.vomInstitutderdeutschenWirtschaft(2010,S.11f.)aufBasisdesUnternehmensregistersdesStatistischenBundesamtesundderBeschäftigungs-statistikderBundesagenturfürArbeitunterschiedenwerden.
3 Demweiten Inklusionsverständnis folgend,wurde imAuftragderBertelsmannStiftungbereitseine repräsentativeUnterneh-mensbefragungzurbetrieblichenBerufsausbildungjungerMenschenmitBehinderungendurchgeführtundpubliziert(Enggru-ber/Rützel2014).
4 InUnterkapitel2.1wirdnäheraufdasVerständnisvonMigrationshintergrundeingegangen,dasderStudiezugrundeliegt.
5 Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung hat auf Grundlage der Daten des Mikrozensus von 2005 erstmalseinen Index zur Messung von Integration (IMI) entwickelt, der den Integrationserfolg acht verschiedener Herkunftsgruppenin Deutschland untersucht (Woellert/Klingholz 2014). Der Index setzt sich aus insgesamt 15 Indikatoren aus den Bereichen(1)VermischungvonMenschenmitundohneMigrationshintergrund,(2)Erwerbslebenund(3)sozialeAbsicherungderMen-schenmitMigrationshintergrundimVergleichzudenEinheimischenzusammen.„DieBewertungderIMI-ResultateerfolgtaufderGrundannahme,dasseineIntegrationdanngelungenist,wenndieLebensbedingungenvonMenschenmitMigrationshinter-grundmitdenenderEinheimischenvergleichbarsind“(Woellert/Klingholz2014,S.29).
15
Berufsausbildung und
Migrationshintergrund
Betriebe als
„Gatekeeper“
Status quo und
Reformbedarfe
Anliegen und bildungspolitischer Hintergrund der Betriebsbefragung
grationshintergrundimAlterzwischen25und35JahrennichtübereinenqualifiziertenBerufs-
abschlussverfügt.
Inden letztenJahrenbeschäftigtensichzahlreicheStudienmitdenSchwierigkeiten,die junge
MenschenmitMigrationshintergrundbei derAufnahmeeiner dualenBerufsausbildunghaben
(z.B. Beicht 2011; Beicht/Granato 2011; Granato 2013; Hunkler 2013; Hillmert/Weßling 2014).
Dabeiwurdeauchuntersucht,obsichdiesozialeUngleichheit,diesichbei ihremStart ineine
Berufsausbildung nachweisen lässt, im Laufe ihrer Berufsausbildung fortsetzt oder unbedeut-
samwird(Beicht/Granato/Ulrich2011;Granato2013).AufgrundderunterschiedlichenZugangs-
chancen sind junge Menschen mit Migrationshintergrund eher in solchen Berufsausbildungen
zufinden,dienichtihremWunschentsprechen,generellhöhereAbbruchquotenaufweisenund
geringereÜbergangschancennachdemerfolgreichenAbschlusseinerBerufsausbildungindieEr-
werbstätigkeithaben.ZudemabsolvierensiehäufigerBerufsausbildungen,fürdiesieaufgrund
ihresSchulabschlussesals„überqualifiziert“geltenkönnenoderdieaußerbetrieblichorganisiert
sind.Werdendiese sowieweitere aufdie regionalenAusbildungsmärkteund sozialeHerkunft
derJugendlichenbezogenenUnterschiedestatistischkontrolliert,sowirddiesozialeUngleichheit
zwischenjungenMenschenmitundohneMigrationshintergrund,diebeimZugangzueinerdua-
lenBerufsausbildungnachweisbarist,nichtimLaufederBerufsausbildungfortgesetzt.Pointiert
fassenUrsulaBeicht,MonaGranatoundJoachimGerdUlrich(2011,S.198)ihreUntersuchungs-
ergebnissezusammen:„SindalsodieVoraussetzungengleich,widerfährtJugendlichenmitund
ohneMigrationshintergrund innerhalbderselbenAusbildungsstrukturenauchweitgehenddas-
selbe Ausbildungsschicksal.“ Somit sind die unterschiedlichen Zugangschancen und nicht der
VerlaufderBerufsausbildungvonzentralerRelevanz.
DadieBetriebeimRahmendermarktwirtschaftlichenSteuerungdesZugangszurdualenBerufs-
ausbildungals„Gatekeeper“(Kohlrausch2012,S.257)zubezeichnensind,wurdenihreAuswahl-
prozessealseineUrsachefürdieBenachteiligungJugendlichermitMigrationshintergrundunter-
sucht(z.B.Imdorf2011;Hunkler2013;SVR-Forschungsbereich2014;Scherr2014;Scherr/Janz/
Müller2013).PointiertwirdindiesemZusammenhangauchvon„betrieblicherDiskriminierung“
gesprochen(Scherr2014;auchHunkler2013;SVR-Forschungsbereich2014).InderGesamtschau
istzukonstatieren,dasszudenbesonderenBenachteiligungen,denenjungeMenschenmitMig-
rationshintergrundbeiihremStarteinerdualenBerufsausbildungausgesetztsind,umfangreiche
undaussagekräftigeDatenvorliegen.
ImGegensatzdazu ist dieDaten- bzw.Forschungslage zudenBetrieben, die jungeMenschen
mitMigrationshintergrundausbilden,alsaußerordentlichknappzubewerten,wasimfolgenden
2.Kapitelkurzerläutertwird.DeshalbwurdemitderhierimMittelpunktstehendenrepräsenta-
tivangelegtenTelefonbefragungdasZielverfolgt,DatenzumStatusquoderbetrieblichenBerufs-
ausbildungvonJugendlichenmitMigrationshintergrundzugewinnenunddieReformbedarfeaus
SichtderUnternehmenzuidentifizieren.GeleitetvonderübergeordnetenZielsetzung,imSinne
einesweitenVerständnissesinklusiverBerufsausbildungauchdiebetrieblicheBerufsausbildung
jungerMenschenmitMigrationshintergrundzufördernundmehrUnternehmendafürzugewin-
16
Anliegen und bildungspolitischer Hintergrund der Betriebsbefragung
nen,wurdezurKonzeptionierungundBegründungdesindenTelefoninterviewseingesetztenFra-
gebogensaufdiesozialpsychologische„TheoriedesgeplantenVerhaltens“zurückgegriffen.Die-
sesModellbietetmitseinenKomponenteneinVerständnisdafüran,unterwelchenBedingungen
MenschennichtnureineVerhaltensabsichthaben,sonderndasgeplanteVerhaltenauchumset-
zen(AnhangI.).Davonausgehend,geltenbezogenaufdievorliegendeStudiediefolgendenFak-
torenalseinflussreich:(1)dieEinstellungenderUnternehmenzurBerufsausbildungJugendlicher
mitMigrationshintergrund,(2)dievonihnenwahrgenommeneMöglichkeit,fürsieeinenerfolg-
reichenAusbildungsverlaufgewährleistenzukönnen,sowie(3)dieimBetrieb,beidenKunden
undGeschäftspartnernundebenfallsimFreundes-undFamilienkreisvorhandeneAkzeptanzund
Zustimmungdazu.AusdenForschungsergebnissensolltenAnhaltspunktedafürentwickeltwer-
den,wiemehrUnternehmenalsbisherfürdieBerufsausbildungjungerMigrantinnenundMig-
rantengewonnenwerden.
IndieUntersuchungwurdennurBetriebeinDeutschlandeinbezogen,dieübereineAusbildungs-
berechtigunggemäߧ§27,28Berufsbildungsgesetz (BBiG)verfügen,weil vor allemdieseals
Zielgruppeinteressantsind,wennesdarumgeht,diebetrieblicheBerufsausbildungjungerMen-
schenmitMigrationshintergrundzuunterstützenunddafürmehrUnternehmenzugewinnen.
ZurZiehungderrepräsentativenStichprobeausallenausbildungsberechtigtenUnternehmenin
DeutschlandwurdeaufdiebeidenKriterienBetriebsgrößeundRegion(Ost/West)zurückgegrif-
fen(ausführlicherinAnhangII.).Insgesamtwurden10.000Unternehmentelefonischkontaktiert
und nach ihrer Ausbildungsberechtigung befragt. Daraus wurden für die repräsentative Stich-
probe1.011Unternehmenausgewähltundausführlichtelefonischbefragt.DiedabeierzieltenFor-
schungsergebnisse werden in Kapitel 3 und die daraus abgeleiteten bildungspolitischen Emp-
fehlungeninKapitel4vorgestellt.Zuvorwerdenjedoch–wiebereitsangekündigt–dieaktuelle
DatenlagesowiederForschungsstandzurbetrieblichenBerufsausbildungjungerMenschenmit
Migrationshintergrundkurzvorgestelltundproblematisiert.
Stichprobe
17
Begriffsklärung
Bedeutung
Migrationshintergrund
Migrationshintergrund
und Staatsangehörigkeit
Zuschreibung von
Andersartigkeit
Datenlage und Forschungsstand zur betrieblichen Berufsausbildung
2 Datenlage und Forschungsstand zur betrieblichen Berufsausbildung junger Menschen mit Migrationshintergrund
Bevor näher auf die zur betrieblichen Berufsausbildung vorliegende Datenlage und den For-
schungsstandeingegangenwird,istzunächstderderStudiezugrundeliegendeBegriff„Migrati-
onshintergrund“zuklären,derauchdenBetriebenimRahmenderTelefonbefragungmitgeteilt
wurde,umvoneinemgemeinsamenVerständnisausgehenzukönnen.
2.1 Zum Begriff „Migrationshintergrund“
Den Festlegungen im ersten Nationalen Integrationsbericht der deutschen Bundesregierung
(2008,S.33,Fußnote2)folgend,werdenhierdiejenigeninDeutschlandlebendenJugendlichen
bzw.jungenMenschenalsjenemitMigrationshintergrundbezeichnet,dieaufdasGebietderBun-
desrepublikDeutschlandzugewandertoderinDeutschlandalsAusländerinbzw.Ausländerge-
borenoderinDeutschlandalsDeutschegeborensindundzumindesteinenzugewandertenoder
alsAusländergeborenenElternteilhaben.ImUmkehrschlusshabensomitalleJugendlichenkei-
nenMigrationshintergrund,diemitdeutscherStaatsangehörigkeitinDeutschlandgeborenwur-
denundkeinenElternteilmiteineranderenStaatsangehörigkeitoderZuwanderungsgeschichte
haben.
DerBegriff„Migrationshintergrund“istjedochkeineswegssoeindeutig,wieesdieseDefinition
vermutenlässt.EshandeltsichinersterLinieumeinensozialwissenschaftlichenBegriff,derdazu
dienensoll,derzunehmendenHeterogenitätderMigrationsgruppenund-formenunddenverän-
dertenMigrationsverhältnissengerechtzuwerden(Wansing/Westphal(Hrsg.)2014,S.26ff.).Mit
dernochinvielenStatistiken(auchinderAusbildungsmarktstatistik)vorzufindendenKategorie
StaatsangehörigkeitwerdendiefolgendenPersonengruppennichterfasst:(1)Spätaussiedlerinnen
undSpätaussiedler,(2)eingebürgerteMenschen(auchaufgrundderseit2000erleichtertenBedin-
gungenfürdieEinbürgerung),(3)asylberechtigteundanerkannteFlüchtlingeund(4)Kinderaus
binationalenEhen,diesogenannten„Ius-soli-Kinder“(inDeutschlandgeboreneausländischeKin-
der).DieseAufzählungistzugleicheinHinweisaufdieerheblicheZunahmevonDiversitätund
VielfaltunterdenMenschenmitMigrationshintergrund.SieberuhtvorallemaufdenAuswirkun-
geninternationalerMigrationsprozesse.InzwischenhatsichderdurchausgängigeBegriff„Mig-
rationshintergrund“inWissenschaft,PolitikundÖffentlichkeitdurchgesetzt,umdieunterschied-
lichenGruppenvonMigrantinnenundMigrantenzubezeichnen.
DennochwerdenimAlltagundbeidenhandelndenAkteurenetwaimBildungsbereichoderinden
UnternehmenimmernochdieBegriffe„Migrationshintergrund“,„Ausländer“und„Staatsangehö-
rigkeit“ bzw. „Nationalität“ parallel verwendet, allerdings mit verschiedenen Bedeutungen. Im
VordergrundstehendieWahrnehmungundBezeichnungals„Ausländerin“bzw.„Ausländer“und
dieNationalität.MitdiesenBenennungenfindenverallgemeinerteDeutungenundZuschreibun-
18
Größenordnung
Migrationshintergrund
Beschränkte Statistiken
Datenlage und Forschungsstand zur betrieblichen Berufsausbildung
genstatt,diezurDiskriminierungundAusgrenzungführenkönnen.Allerdingsgibtesauchposi-
tiveDiskriminierungen,nämlichdann,wennbestimmteNationalitätenerwünschteEigenschaften
undVerhaltensweisenzugeschriebenbekommenodergenerellMenschenmitMigrationshinter-
grundz.B.beiderPersonalauswahlwieimKonzeptder„interkulturellenÖffnung“(Griese/Mar-
burger(Hrsg.)2012)bevorzugtwerden.WährendderAusländerstatusmiteingeschränktenRech-
tenundTeilhabemöglichkeitenverbundenistundderBegriff„Ausländerin“bzw.„Ausländer“eine
DifferenzinderStaatsangehörigkeitbestimmt,hebtderBegriff„Migration“stärkeraufdieWan-
derungsprozesseab.AndersalsderAusländerbegriffistdiesernichtrechtlichverankert.Mitbei-
denBegriffenbzw.KategorienwerdenjedochAbgrenzungenvorgenommen,diedieMenschenals
„Andere“oder„Fremde“markieren.
MitderEinführungderKategorie„Migrationshintergrund“istzugleicheinedeutlichequantitative
AusweitungderGruppeder„Anderen“erfolgt,weilzurDifferenzierungnichtmehralleinedie
Staatsangehörigkeitherangezogenwird.2012hatteninDeutschland20%derBevölkerungeinen
Migrationshintergrund;96%von ihnen leben inWestdeutschlandundBerlin.ZweiDritteldie-
serPersonenhabeneigeneMigrationserfahrung,sindalsoselbstzugewandert.DerAnteiljünge-
rerMenschenmitMigrationshintergrundbeträgtbeiden15-bisunter20-Jährigen28%,beiden
10-bisunter15-Jährigen30%,beiden5-bisunter10-Jährigen34%undbeidenunter5-Jährigen
bereits36%.DagegensinktderAnteilausländischerStaatsbürgerinnenundStaatsbürgerinden
jüngerenAltersgruppendeutlich:Sindnoch38%der15-bisunter20-jährigeninDeutschlandle-
bendenPersonenmitMigrationshintergrundkeinedeutschenStaatsbürgerinnenundStaatsbür-
ger,sinddiesnurnoch15%beidenunter5-jährigen(AutorengruppeBildungsberichterstattung
2014,S.14).WährendalsodieGruppederjenigenmitMigrationshintergrundindenletztenJahren
kontinuierlichangestiegenist,hatsichdieQuotejenermitausländischerStaatsangehörigkeitver-
ringert.DennochwirdsichimFolgendenzeigen,dassderAusbildungsmarktstatistikdieKatego-
rieStaatsangehörigkeitzugrundeliegt,währendderMigrationshintergrundseltenererfasstwird.
2.2 Datenlage und Forschungsstand
Bisher werden in der Ausbildungsmarktstatistik keine Auszubildenden mit Migrationshinter-
grund,sondernnurjenemitnichtdeutscherStaatsangehörigkeitausgewiesen(AutorengruppeBil-
dungsberichterstattung2014).SowerdenimDatenreportzumBerufsbildungsbericht2014unter
jenenmitneuabgeschlossenemAusbildungsvertrag33.204,beidenAusbildungsanfängerinnen
und-anfängern628.734undunterdenAbsolventinnenundAbsolventen21.750Ausländerinnen
undAusländerausgewiesen(BIBB2014,S.140).DerAnteilderAusländerinnenundAusländer
anderjeweiligenGesamtgruppebewegtsichsomitzwischenmehrals6%beidenNeuabschlüs-
senundknapp5%beidenAbsolventinnenundAbsolventen.AllerdingssinddieseZahlenwenig
aussagekräftig,weilsiesichnuraufdieJugendlichenmitausländischerStaatsangehörigkeitbe-
ziehen.
6 DieAusbildungsanfängerinnenund-anfängerunterscheidensichvonjenenmitneuabgeschlossenenAusbildungsverträgenda-durch,dassbeiihnenkeineJugendlichenmitNeuabschlüsseninfolgevonBerufs-undBetriebswechselnenthaltensind.
19
Ausbildungsbewerber
mit Migrations-
hintergrund
Verbleib der Bewerber
Benachteiligungen
Geringe Datenlage
Datenlage und Forschungsstand zur betrieblichen Berufsausbildung
ImGegensatzdazuistdieBA/BIBB-Bewerberbefragungaufschlussreicher,denndortwirdderMig-
rationshintergrundimobengenanntenVerständniserfasst(BIBB2014,S.186).ImErhebungsjahr
2012warennachentsprechendenHochrechnungen129.853 jungeMenschenmitund400.141
ohneMigrationshintergrundalsBewerberinnenundBewerberaufeinebetrieblicheAusbildungs-
stellebeiderBundesagenturfürArbeitgemeldet.DabeierhaltennurdieJugendlichendenBewer-
berstatus,dievonderBerufsberatungderArbeitsverwaltungalsausbildungsreifanerkanntwor-
densind.UnterdiesenJugendlichenwaren25%mitMigrationshintergrundundsomitmehrals
doppeltsovielewiemitausländischerStaatsangehörigkeit(12%)(BIBB2013,S.93;BIBB2014,
S.186).Vonden129.853Ausbildungsstellenbewerberinnenund-bewerbernmitMigrationshin-
tergrundgelangesjedochnur–wiebereitsoben(1.3)dargestellt–29%,einebetrieblicheAusbil-
dungsstellezufinden,beijenentürkisch-arabischerHerkunftwarenesmit25%sogarnochwe-
niger.VorallemJugendlichemiteinerZuwanderungsgeschichteausOst-oderSüdeuropawaren
mit31%etwaserfolgreicherbeiihrerLehrstellensuche.ImGegensatzdazunahmenBewerberin-
nenundBewerberohneMigrationshintergrundzu44%einebetrieblicheBerufsausbildungauf.
Bemerkenswertist,dassauchbeiKontrollederverschiedenenSchulabschlüsseeinMigrationshin-
tergrundmitdeutlichgeringerenChancenaufeinebetrieblicheAusbildungsstelleverbundenist.
DienichtvermitteltenJugendlichenmündenindensogenannten„Übergangsbereich“derteilqua-
lifizierenden,berufsvorbereitendenBildungsmaßnahmenoderabsolviereneinPraktikum,freiwil-
ligessozialesoderökologischesJahr,gehenzurBundeswehroderjobben,sindarbeitslosoderzu
HauseodermachenetwasAnderes(BIBB2013,S.95).ObwohlsichderaktuelleBildungsbericht
nuraufJugendlichemitausländischerStaatsangehörigkeitbeziehtunddieAngabendeshalbnur
begrenztaussagekräftigsind,istkritischfestzustellen:„MündetbeidendeutschenNeuzugängen
jederVierteinsÜbergangssystem,soistesbeidenAusländernfastdieHälfte“(AutorengruppeBil-
dungsberichterstattung2014,S.100).
Bereitszuvorwurdeherausgestellt (1.3),dassindenletztenJahrenzahlreicheStudienzurUn-
tersuchung der Einflussfaktoren erstellt worden sind, die junge Menschen mit Migrationshin-
tergrundbeiderAufnahmeeinerdualenBerufsausbildungbehindernkönnen(z.B.Beicht2011;
Beicht/Granato 2011; Granato 2013; Beicht/Granato/Ulrich 2011). Neben schlechteren Schulab-
schlüssensowieeinemniedrigerenSozialstatusderElternunddendamitverbundenengeringe-
renökonomischen,sozialenundkulturellenRessourcen(Gottburgsen/Gross2012;Beicht2011;
Imdorf2011,S.262)konntenauchBenachteiligungsprozesseinfolgedesAuswahlverhaltensder
Betriebenachgewiesenwerden (z.B. Imdorf2011;Hunkler2013;SVR-Forschungsbereich2014;
Scherr2014:Scherr/Janz/Müller2013).
WährendmithinzurAusbildungssituationderJugendlichenmitMigrationshintergrundeinerecht
aussagekräftigeDatenbasisvorliegt,sinddieDatenlageundderForschungsstandzudenBetrie-
ben,diejungeMenschenmitMigrationshintergrundausbilden,alsaußerordentlichknappzube-
werten.DieeinzigeUnternehmensbefragung,diedazuauffindbarwar,istjenedesInstitutsder
deutschenWirtschaft(nachfolgend:IW2010),dasdieseimRahmendesQualifizierungsmonitors
imJahr2010imAuftragdesBundesministeriumsfürWirtschaftundTechnologiedurchgeführt
20
Betrieblich
wahrgenommene
Unterschiede
Ausbildungsaktive
Unternehmen
Datenlage und Forschungsstand zur betrieblichen Berufsausbildung
hat.NachdenDetailauswertungenvonVeraErdmannundSusanneSeyda(2012)bilden27,6%
der„ausbildungsaktivenUnternehmen“JugendlichemitMigrationshintergrundaus.Dabeisind
mit30,3%diemeistenausbildungsaktivenBetriebemitAuszubildendenmitMigrationshinter-
grundinderBranchezufinden,diemit„gesellschaftsnaheDienstleistungen“7(Erdmann/Seyda
2012,S.1f.)bezeichnetwird.Hingegentrifftdiesnurfür25%derUnternehmeninderIndustrie
und24,6%derBranchefür„unternehmensnaheDienstleistungen“8zu.InsbesondereBetriebemit
mehrals250MitarbeiternbildenJugendlichemitMigrationshintergrundaus,währenddiesnur
für26%derjenigenmit1bis49Beschäftigtensowie47,3%derBetriebemitzwischen50und249
MitarbeiterinnenundMitarbeiterngilt(Erdmann/Seyda2012,S.1).
Währendmit55%mehralsdieHälftederbefragten„ausbildungsaktivenUnternehmen“bezogen
aufdieMotivationunddasEngagementderJugendlichenkeineUnterschiedezwischenjenenmit
undohneMigrationshintergrundsahen,gabmehralseinViertelderBefragtenan,dassausihrer
SichtdiejenigenmitMigrationshintergrundschlechterseien.AuchbezogenaufdieKenntnisseund
Fertigkeiten der Jugendlichen überwog mit fast 60% die Meinung, dass die Jugendlichen gleich
seien.AllerdingsäußerteauchzudieserFrageeinDritteldieEinschätzung,dassjenemitMigra-
tionshintergrundschlechterseien.Somitwurdezwarmehrheitlichangegeben,dasssichAuszubil-
dendemitundohneMigrationshintergrundnichtunterscheiden.Dennochentfielaucheinenichtzu
vernachlässigendeAnzahlderNennungendarauf,dassjungeMenschenmitMigrationshintergrund
bezogenaufihreMotivationundihrEngagementsowieihreKenntnisseundFähigkeitenschlechter
alsihreKolleginnenundKollegendeutscherHerkunftzubewertenseien.ImGegensatzdazuwurde
weitausseltenerangegebenen,dasssieausSichtderUnternehmenbesserseien.VordiesemHin-
tergrundisteinzuordnen,dassrund14%derbefragtenBetriebedenJugendlichenmitMigrations-
hintergrundNachhilfe-undStützunterrichtanbietenundimVorfeldderBerufsausbildungeineBe-
rufsvorbereitungermöglichen.BeieinerUnternehmensgrößeab250Mitarbeiternnanntensogarfast
29%derBefragten,dasssieStütz-bzw.Nachhilfeunterrichtanbieten(Erdmann/Seyda2012).
EinigedieserhiernurkurzvorgestelltenForschungsergebnissedes IW (2010;Erdmann/Seyda
2012)werdenfürdiehiesigeStudiealsReferenzdatenherangezogen,umdieinderrepräsenta-
tivenBetriebsbefragungerzieltenErgebnissevergleichenundeinordnenzukönnen.Dabeiistje-
dochzuberücksichtigen,dasssichdiedortigenAngabenauf„ausbildungsaktiveUnternehmen“
(Erdmann/Seyda2012)beziehen.Allerdingswirdnichtdeutlich,welcheUnternehmenals„ausbil-
dungsaktiv“gelten(IW2010,S.11f.).ZudemwirddortausdrücklichzwischenUnternehmenund
Betriebendifferenziert,währenddiesebeidenBegriffehiersynonymverstandenwerden(siehe
1.3,Fußnote2).UnterBerücksichtigungdiesernichtabschließendgeklärtenFragenachdemVer-
ständnisvon„ausbildungsaktivenUnternehmen“wirddennochdieIW-Studie(2010)mitdenDe-
tailauswertungenvonVeraErdmannundSusanneSeyda(2012)zurEinordnungundInterpreta-
tionderhiesigenForschungsergebnisseherangezogen.
7 DiesesobezeichneteBrancheumfasstEinzelhandel,GastgewerbesowieDienstleistungeninErziehungundUnterrichtundimSo-zial-,Gesundheits-,Veterinär-,Kultur-undSportbereichundinderAbfall-undAbwasserbeseitigung(IW2010,S.9;Erdmann/Seyda2012,S.2).
8 DiesesobezeichneteBrancheumfasstVerkehr,Logistik,Nachrichtenübermittlung,Großhandel,Banken,Versicherungen,Finanz-dienstleistungen,Datenverarbeitung,Datenbanken,ForschungundEntwicklungsowieunternehmensnaheDienstewieRechts-,Steuer-undUnternehmensberatung,Werbung(IW2010,S.9;Erdmann/Seyda2012,S.2).
21
Theorie des geplanten
Verhaltens
Fokus auf
ausbildungsaktiven
Betrieben
Datenlage und Forschungsstand zur betrieblichen Berufsausbildung
Darüberhinauswird auf die sozialpsychologische „Theoriedes geplantenVerhaltens“unddie
rechtfertigungstheoretischfundiertenUntersuchungsergebnissevonChristianImdorf(2011)zu-
rückgegriffen(AnhangI.).AufdiesentheoretischenFoliensollenspezifischeStrukturmerkmale
bzw.Einflussfaktorenidentifiziertwerden,diedieEntscheidungderUnternehmen,mehrjunge
MenschenmitMigrationshintergrundauszubilden,begünstigenkönnen(AnhangI.).Dazuwerden
ineinemerstenAnalyseschrittdiebefragtenUnternehmen,diealleübereineAusbildungsberech-
tigunggemäߧ§27,28Berufsbildungsgesetz(BBiG)verfügen,indreiBetriebstypendifferenziert:
• Betriebstyp1:Unternehmen,dieaktuelloderindenletztenfünfJahrenjungeMenschenmit
Migrationshintergrundausbildenbzw.ausgebildethaben;
• Betriebstyp2:Unternehmen,dieaktuelloderindenletztenfünfJahrenjungeMenschenaus-
bildenbzw.ausgebildethaben,allerdingssindbzw.warendarunterkeinemitMigrationshin-
tergrund;
• Betriebstyp 3: Unternehmen, die trotz ihrer Ausbildungsberechtigung entweder noch nie
oderseitmehralsfünfJahrennichtausgebildethaben.
IneinemzweitenSchrittwerdennurnochdieUnternehmenderTypen1und2,alsodiejenigen,
dieindenletztenfünfJahrenausgebildethaben,anhandausgewählterFragenmiteinanderver-
glichen,umaufdieseWeiseBedingungenbzw.Einflussfaktorenherauszuarbeiten,mittelsderer
mehrUnternehmenfürdieBerufsausbildungJugendlichermitMigrationshintergrundgewonnen
werdenkönnen.DavonausgehendwerdenabschließendentsprechendebildungspolitischeEmp-
fehlungenformuliert.
22
Befragungsergebnisse
3 Befragungsergebnisse
3.1 Repräsentativität und Ausbildungsaktivitäten der Stichprobe ausbildungsberechtigter Unternehmen in Deutschland
DieStichprobeder1.011telefonischinterviewtenUnternehmenmitAusbildungsberechtigungwar
bezogenaufdieKriterienBetriebsgröße(AnzahlderBeschäftigten)undRegion(Ost/West)reprä-
sentativzusammengesetzt(AnhangII.).DainunseremFokusdieBerufsausbildungJugendlicher
mitMigrationshintergrund(abgekürzt:JmM)steht,warenfürunsnurdieBetriebevonInteresse,
dieimBefragungszeitraumFebruar/März2014ausgebildethabenoderderenAusbildungsaktivi-
tätennichtlängeralsfünfJahrezurücklagen.ImGegensatzdazuwurdendieUnternehmen,die–
trotzihrerAusbildungsberechtigung–nochnieoderseitüberfünfJahrennichtmehrausgebildet
haben,ausdenweiterenAnalysenausgeschlossen.Diesbetrafinsgesamt311,also30,8%derbe-
fragtenUnternehmen,währendlediglich47,8%,also483vonihnengegenwärtigausbilden(Ab-
bildung1).
MithinwarenimBefragungszeitraumnurknapp48%derinderrepräsentativzusammengesetz-
tenStichprobebefragtenUnternehmeninderBerufsausbildungaktiv,währenddiesbeimehrals
derHälfte,also52,2%trotzAusbildungsberechtigungnichtderFallwar.DiesesErgebnisweicht
vondenimBetriebspaneldesInstitutsfürArbeitsmarkt-undBerufsforschung(IAB)hochgerech-
netenAngabenab.DanachwarenimBerichtsjahr2012bundesweit52%allerausbildungsberech-
tigtenBetriebeinDeutschlandinderBerufsausbildungaktiv(Hartung2014,S.202).Somitsindin
dernachRegion(Ost/West)undBetriebsgrößenklassezusammengesetztenrepräsentativenStich-
Abbildung 1: Ausbildungsaktivitäten der befragten Unternehmen
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
noch nie ausgebildet
mehr als 5 Jahre zurückliegende
Ausbildungserfahrung
weniger als 5 Jahre zurückliegende
Ausbildungserfahrung
aktuell wird ausgebildet
N = 163N = 148N = 216N = 483
16,214,621,447,8
Angaben in Prozent
Aktuelle
Ausbildungserfahrung
Abweichende Stichprobe
23
Gründe für
Nichtausbildung
Fehlende Qualifikationen
Befragungsergebnisse
probeetwasmehrals4%zuvieleUnternehmenohneaktuelleAusbildungsaktivitäteneingegan-
gen.Allerdingsistdabeizuberücksichtigen,dassseit2012biszumErhebungszeitraumimFeb-
ruar2014auchdiebetrieblicheAusbildungsbeteiligungkontinuierlichgesunkenist,jedochnicht
um4,sondernlediglichumgut1%(BMBF2014;Ulrichu.a.2014;Hucker2014).
AngesichtderVielzahlgegenwärtignichtausbildenderBetriebeinteressiertenunsihreGründe,
weilsichdarausHinweiseaufHemmnisseundHürdenzurBerufsausbildungJugendlichermitMi-
grationshintergrundergebenkönnen(Tabelle1).
AusinsgesamtelfmöglichenGründenfürfehlendeAusbildungsaktivitäten,diedenUnternehmen
vorgegebenwaren(Tabelle1),stichtbesondershervor,dassmit48,4%knappdieHälftederak-
tuellnichtausbildendenBetriebealsGrundangaben,dasseskeinequalifiziertenBewerberinnen
undBewerbergebe.DiesesErgebnisentsprichtjenemdesIW(2010,S.31),dennauchdortwird
diesesProblembeiderRekrutierungvonAuszubildendenmitAbstandamhäufigstengenannt.
ImFortgangderUntersuchungwerdenwirandiversenStellennochmalsmitBlickaufdieBerufs-
ausbildungJugendlichermitMigrationshintergrunddaraufzurückkommen.DennBetriebekönn-
tenversuchen,sichgezieltfürdieseZielgruppezuöffnen,ummehrqualifizierteBewerberinnen
undBewerberzugewinnen.Dieswürdejedochvoraussetzen,dasssieihreBedenken,diezumin-
desteinigevonihnen–nachvorliegenden,vorallemqualitativenUntersuchungen–gegenüber
JugendlichenmitMigrationshintergrundhegen,aufgebenwürden(siehehier1.3und2.2sowie
AnhangI.).
VorallemindenZuständigkeitsbereichendesHandwerks(58,8%)undvonIndustrie-undHandel
(40,4%)wirddieBegründung,dasseskeinequalifiziertenBewerberinnenbzw.Bewerbergebe,
signifikanthäufigergenannt.ZusammenhängezuRegionoderBetriebsgrößehabensichjedoch
nichtgezeigt,wiediefolgendeAbbildung2zeigt.
Tabelle 1: Gründe für fehlende Ausbildungsaktivitäten
Gründe für fehlende Ausbildungsaktivitäten (Mehrfachnennungen möglich) Prozent
Keine qualifizierten Bewerber 48,4 %
Wir decken Fachkräftebedarf durch Weiterbildung vorhandenen Personals 46,7 %
Für Ausbildung fehlt die nötige Zeit 38,3 %
Kein Bedarf an entsprechenden Fachkräften 35,4 %
Azubis sind während der Ausbildung zu wenig im Betrieb 29,4 %
Geringer Nutzen der eigenen Ausbildung 29,2 %
Schlechte Erfahrungen mit Azubis 26,9 %
Ausbildungskosten sind zu hoch 26,5 %
Azubis verlassen später zu oft den Betrieb 26,2 %
Ausbildung zu komplex/zu viele Vorschriften 23,1 %
Es ist günstiger, qualifiziertes Personal auf dem Arbeitsmarkt zu finden 17,1 %
Anzahl N = 526
Quelle: Bertelsmann Stiftung
24
Fachkräfte durch
Weiterbildung
Betriebstypen
Erläuterung
Migrationshintergrund
Befragungsergebnisse
AnzweiterStellerangiertbeidenbefragtenBetriebenderGrund,dassderFachkräftebedarfdurch
dieWeiterbildungvorhandenenPersonalsgedecktwerde(46,7%)vorderFeststellung,dassfür
dieAusbildungdienötigeZeitfehle(38,3%)oderkeinFachkräftebedarfbestehe(35,4%).Demge-
genüberwerdenandereGründewiezuhoheAusbildungskosten(26,5%)deutlichselteneralssehr
wichtigoderwichtigdafürerachtet,dassdieBetriebetrotzAusbildungsberechtigungaktuellnicht
ausbildenoderdiesnochniegetanhaben.
FürunsereUntersuchungwarenjedochvorallemdie699BetriebeausderrepräsentativenStich-
probevonInteresse,dieaktuellausbildenoderindenletztenfünfJahrenausgebildetunddabei
AusbildungserfahrungenmitJugendlichenmitMigrationshintergrundgewonnenhaben.Siewur-
denzweiverschiedenenBetriebstypenzugeordnetundden311Betriebengegenübergestellt,die
keineodermehralsfünfJahrezurückliegendeAusbildungserfahrungenhaben(Betriebstyp3).
3.2 Differenzierung zwischen drei verschiedenen Betriebstypen
UmabweichendeVerständnissezuvermeiden,wurdedenBetrieben–wiebereitserwähnt(2.1)–
imRahmendesTelefoninterviewsdasVerständnisvonMigrationshintergrunderläutert,dasder
Untersuchung zugrunde liegt. Danach gaben 287 Unternehmen an, dass sie entweder aktuell
jungeMenschenmitMigrationshintergrundausbildenoderdies inden letzten fünf Jahrender
Fallwar(Abbildung3).
Abbildung 2: Unternehmen bilden nicht bzw. nicht mehr aus, weil keine qualifizierten Bewerber gefunden werden
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Frei
e Be
rufe
Land
wir
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Öff
entl.
Die
nst
HW
K
IHK
50–4
99 M
A
10–4
9 M
A
1–9
MA
Wes
t
Ost
48,4
34,3
** Signifikanter Unterschied zum Gesamtsample auf dem 99 %-Niveau.
Angaben in Prozent: Ist für unser Unternehmen ein wichtiger bzw. sehr wichtiger Grund (Mehrfachnennung möglich)
40,4**
47,2 47,2
58,8**
48,9 48,3 47,555,4
38,5
528 219 205 4 17 76 131 397 452 866
Gesamt Zuständigkeitsbereich Region Unternehmensgröße
Anzahl
25
Einordnung der Betriebe
Vergleich der
Forschungsergebnisse
Befragungsergebnisse
GuteinViertelallerausbildungsberechtigtenUnternehmenhatindenletztenfünfJahrenErfah-
rungenmitAuszubildendenmitMigrationshintergrund(JmM)gemacht.SiewerdenimFolgenden
alsBetriebstyp1bezeichnet.ImGegensatzdazuumfasstBetriebstyp2mit40,8%diedeutlichgrö-
ßereGruppevon412Unternehmen,diezwarindenletztenfünfJahreninderAusbildungaktiv
warenbzw.esnochsind,aberunterihrenAuszubildendenkeineJugendlichenmitMigrationshin-
tergrundhattenoderhaben.Die311Betriebe,dietrotzihrerAusbildungsberechtigungentweder
nochnieoderseitmehralsfünfJahrennichtausgebildethaben,machenmit30,8%9fasteinDrit-
telderrepräsentativenStichprobeaus.
UmdieerzieltenForschungsergebnissemitjenendesIW(2010;Erdmann/Seyda2012)verglei-
chenunddamitentsprechendeinordnenundkommentierenzukönnen,werdenlediglichdieBe-
triebstypen1und2herangezogen(Abbildung4).Obwohlnichtgeklärtwerdenkann,welcheUn-
ternehmeninderIW-Studieals„ausbildungsaktiv“gefasstwurden,werdenhierdamitdiejenigen
Befragtenbezeichnet,diezumZeitpunktderBefragungoderindenletztenfünfJahrenausgebil-
dethaben.
9 Auchhieristnochmalsdaraufhinzuweisen,dassdieProzentangabenzuden311BetriebendesTyps3indenAbbildungen1sowie3und5rundungsbedingtum0,1%voneinanderabweichen.
Abbildung 3: Differenzierung unterschiedlicher Betriebstypen
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Betriebstyp 3: mehr als 5 Jahre zurückliegende Ausbildungserfahrung
oder noch nie ausgebildet
Betriebstyp 2: aktuelle oder weniger als 5 Jahre zurückliegende
Ausbildungserfahrung ohne JmM
Betriebstyp 1: aktuelle oder weniger als 5 Jahre zurückliegende
Ausbildungserfahrung mit JmM
N = 311N = 412N = 287
30,840,828,4
Angaben in Prozent
26
Mögliche Ursachen der
Diskrepanz
Einstellungsverhalten der
Betriebe
Befragungsergebnisse
Unter den Betrieben, die aktuell oder in den letzten fünf Jahren in der Ausbildung aktiv sind
oderwaren,sind41,1%mitAuszubildendenmitMigrationshintergrund.DieserAnteilistdeutlich
höheralsdieinderIW-Studieangegebenen27,6%(Erdmann/Seyda2012).MöglicheGründefür
dieseerheblicheDiskrepanzvon13,5%könnteninderunterschiedlichenZusammensetzungder
repräsentativenStichprobe(IW2010,S.9)undindernichtgeklärtenVerwendungderBezeich-
nung„ausbildungsaktiveUnternehmen“inderIW-Studieliegen(siehe2.2).Sokönntensichdie
AngabendesIWnuraufdieaktuellausbildendenUnternehmenbeziehen.Weiteruntenwirdim
RahmendervorliegendenStudiegeprüft,mitwelchemAnteildortAuszubildendemitMigrations-
hintergrundzufindensind.AllerdingskönntesichauchdasAusbildungsverhaltenderBetriebe
geänderthaben,dennesliegendreieinhalbJahrezwischenderErhebungdesIW(August/Sep-
tember2010)unddervorliegendenBefragung(Februar/März2014).ZudemwurdendieBetriebe
vomIWonlinebefragt,währendhiereineTelefonbefragungerfolgte.AmTelefonsinddieBefrag-
tengefordert,unmittelbarzuantworten,währendsiesichonlineinRuheihreAntwortenüberle-
genkönnen.
DieerheblicheDiskrepanzzwischenunserenAngabenundjeneninderIW-Studiekannhiernicht
geklärtwerden.WirsindjedochderFragenachgegangen,obsichdasEinstellungsverhaltender
BetriebeindenletztenJahrenunddamitauchzwischendenbeidenErhebungszeiträumenverän-
derthabenkönnte.UnterderAnnahme,dassdieUnternehmeninZeiten,indenensieüberfeh-
lendequalifizierteAusbildungsstellenbewerberinnenund -bewerberklagen (siehe3.1), offener
fürJugendlichemitMigrationshintergrundwerden(sieheauchAnhangI.),wurdensienachder
EntwicklungderAnzahldieserAuszubildendenindenletztenJahrengefragt.ZumBefragungs-
zeitpunkthattennur10,5%allerausbildungsberechtigtenBetriebeAuszubildendemitMigrati-
onshintergrund,währendsich17,9%aufentsprechendeErfahrungenausdenletztenfünfJahren
bezogen(vgl.Abbildung5).
Abbildung 4: Anteil der Betriebe mit Auszubildenden mit Migrationshintergrund unter den ausbildungsaktiven Unternehmen
N = 699
Angaben in Prozent
58,9
41,1
Betriebstyp 2: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung ohne JmMBetriebstyp 1: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung mit JmM
27
Aktuelle
Ausbildungssituation
Befragungsergebnisse
WerdennurdieindenletztenfünfJahreninderBerufsausbildungtätigenUnternehmenbetrach-
tet,soverbessertsichdasBildzwarnichtgrundlegend,aberzumindestetwas:ZumBefragungs-
zeitpunktbildeten106unddamit15,2%der„ausbildungsaktiven“BetriebejungeMenschenmit
Migrationshintergrundaus.Hingegenbeziehensich25,9%ausschließlichaufvergangeneAus-
bildungserfahrungen,diesieindenletztenfünfJahrengesammelthaben(Abbildung6).ImVer-
gleichzumAnteilderinderIW-Studiebenannten27,6%fälltdieseQuoteum12,4%geringeraus,
wobeihierdieseerheblichenDifferenzen,wiebereitsobenerläutert,nichtgeklärtwerdenkönnen.
Abbildung 5: Ausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Gegen-wart und Vergangenheit, bezogen auf alle ausbildungsberechtigten Betriebe
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
bisher nicht oder seit mehr als 5 Jahren nicht
mehr ausgebildet
noch nie JmM ausgebildet
nur in der Vergangenheit
aktuell wird ausgebildet
N = 311N = 412N = 181N = 106
30,840,817,910,5
Angaben in Prozent
28
Entwicklung der
Ausbildungszahlen
Befragungsergebnisse
VondenBetrieben,dieaktuellundindenletztenfünfJahreninderAusbildungderJugendlichen
mitMigrationshintergrundaktivwarenundsichdeshalbzurEntwicklungderZahldieserAuszu-
bildendenäußernkonnten(11,9%),äußerten40,2%derBefragten,dassbeiihnendieAnzahlder
Abbildung 6: Aktuelle und zurückliegende Ausbildungserfahrungen mit Jugend-lichen mit Migrationshintergrund der Betriebstypen 1 und 2
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
noch nie JmM ausgebildet
in den letzten 5 Jahren
aktuell und in den letzten 5 Jahren
aktuell
N = 412N = 181N = 83N = 23
58,925,911,93,3
Angaben in Prozent
Abbildung 7: Entwicklung der Anzahl der Auszubildenden mit Migrations-hintergrund in den einzelnen Betrieben in den letzten Jahren
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
weiß nichteher gesunkeneher gleich gebliebeneher gestiegen
N = 3N = 4N = 43N = 34
3,84,551,540,2
Angaben in Prozent
Die Summe der hier angegebenen Fälle weicht um N = 1 von der Anzahl der Unternehmen in der Säule „aktuell und in den letzten 5 Jahren“ in der Abbildung 6 ab. Ursache dafür ist eine gewichtungsbedingte Aufrundung.
29
Kaum besondere Gründe
Befragungsergebnisse
AuszubildendenmitMigrationshintergrundindenletztenJahrenzugenommenhabe.51,5%der
Befragtenantworteten,seisiegleichgeblieben,undnureinigewenige(4,5%)sagten,sieseieher
gesunken.DieseAntwortenkönnenalsIndizaufeinepositiveEntwicklungstendenzindenletz-
tenJahrengelesenwerden.Außerdemdeutetsichan,dassdieBetriebemitdenJugendlichenzu-
friedenwaren.DerFrage,obguteErfahrungeneinerder„besonderenGründe“fürdieEinstellung
derZielgruppeist,gehenwirimFolgendennach.
3.3 Gründe für und gegen die Berufsausbildung Jugendlicher mit Migrationshintergrund
UmmöglicheEinflüssesozialerErwünschtheitaufdasAntwortverhaltenzureduzieren,wurden
die287UnternehmendesTyps1ineinemerstenSchrittoffennachden„besonderenGründen“
gefragt,diesiefürdieBerufsausbildungvonJugendlichenmitMigrationshintergrundhaben(Ta-
belle2).Bemerkenswertist,dassaufdieseoffeneFragedreiViertelausdrücklichangeben,„keine
besonderenGründe“zuhaben.DieseAntwortenkönnenzumeinenforschungsmethodischsoin-
terpretiertwerden,dassinstandardisiertenBefragungenoffeneFragengenerellkürzerbeantwor-
tetwerden.ZumanderenkönnensieauchalsHinweisdaraufgelesenwerden,dasszumindest
dieseUnternehmennichtzwischenJugendlichenmitundohneMigrationshintergrunddifferenzie-
ren.IneinemzweitenSchrittwurdenden25%derBetriebe,diedieoffeneFragezu„besonderen
Gründen“bejahthatten,dieinderfolgendenTabelle2dargestelltenmöglichenGründegenannt
undwurdensienachderenBedeutungfürihrUnternehmengefragt.
Tabelle 2: Besondere Gründe für die Berufsausbildung Jugendlicher mit Migrationshintergrund
(Mehrfachnennungen möglich) Prozent
Wir wollen Jugendlichen eine Chance geben, die es ggf. schwerer auf dem Ausbildungsmarkt haben
71,3 %
Wir haben gute Erfahrungen mit der Ausbildung von jungen Menschen mit Migrations- hintergrund gemacht
69,8 %
Soziales Engagement 65,6 %
Es ist Teil unseres Unternehmensleitbildes 53,9 %
Kontakte zu Angehörigen von Menschen mit Migrationshintergrund (sog. Vitamin „B“) 50,5 %
Unser Unternehmen hat viele Kunden aus anderen Kulturkreisen. Auszubildende aus diesem Kulturkreis sind besser auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingestellt
50,3 %
Migranten sprechen häufig zwei Sprachen. Diese Kompetenz ist wichtig für unsere Geschäftsbeziehungen
48,7 %
In unserem Unternehmen arbeiten bereits viele Menschen mit Migrationshintergrund 46,0 %
Die Geschäftsführung oder leitende Angestellte haben selbst einen Migrationshintergrund oder Menschen mit Migrationshintergrund in der Familie
27,1 %
Es gibt interne Quotenvorgaben 1,6 %
Anzahl der Betriebe, die die offene Frage beantwortet haben N = 71
Quelle: Bertelsmann Stiftung
30
Befragungsergebnisse
Soziales Engagement der
Unternehmen
Rechtfertigung für
Nichtberücksichtigung
IndenNennungender71Unternehmen,dieaufdieoffeneFragehinangeben,besondereGründe
fürdieAusbildungvon JugendlichenmitMigrationshintergrundzuhaben,wirdamhäufigsten
angeführt,dassdieJugendlichen,„dieesggf.schwereraufdemAusbildungsmarkthaben“,eine
Chanceerhaltensollen(71,3%),gefolgtvongutenErfahrungenmitderZielgruppe(69,8%)und
sozialemEngagement(65,6%).DiesesErgebniskanneinerseitskritischalsHinweisaufeinmög-
lichessozialerwünschtesAntwortverhaltengelesenwerden.Andererseitsverweisenjedochdie
imFolgendenerläutertenAngabendarauf,dassessichumeinenMixausverschiedenenGrün-
denhandelt,warumUnternehmenjungeMenschenmitMigrationshintergrundausbilden.Denn
immerhin sinddieseAusbildungsaktivitätenbei fast54%der71Betriebe,diedieseFragebe-
antwortethaben,TeildesUnternehmensleitbildesundsogeseheneinfesterBestandteildervon
ChristianImdorf(2011,S.267f.)benannten„häuslichenWelt“desjeweiligenBetriebesmitsei-
nemBetriebsklima,seinerBelegschaftsowiedenspezifischenzwischenmenschlichenBeziehun-
genundErwartungenzwischendenKolleginnenundKollegensowieLeitungskräften(sieheAn-
hangI.).EbenfallsfürmehralsdieHälftedieserUnternehmenistbedeutsam,dasssieKontaktezu
MigrantinnenundMigrantenhaben,derenVerwandteoderBekanntesiealsAuszubildendeein-
gestellthaben.AuchdievonChristianImdorf(2011,S.269f.)genannte„Weltder‚Kundenbindun-
gen‘“istfürdieEntscheidungdieserUnternehmenrelevant.Sogaben50,3%vonihnenan,dass
jungeMenschenmitMigrationshintergrundbesseraufihrenausverschiedenenKulturenstam-
mendenKundenkreiseinzugehenvermögen.48,7%gehendavonaus,dassdieoftmalsvorhan-
deneZweisprachigkeitderAuszubildendenmitMigrationshintergrundgut fürdieGeschäftsbe-
ziehungensei.EbensobetrifftdasArgument,dassbereitsvieleMigrantinnenundMigrantenim
UnternehmenarbeitenundzudemzweiDrittelderBetriebediepositivenErfahrungenalsbedeut-
samerachten,zumeinendie„häuslicheWelt“,zumanderenaberauchdie„industrielleWelt“.
LetzterezieltaufBegründungen,diesichaufdiefürdieArbeitsprozessenotwendigenKompetenz-
voraussetzungenderJugendlichenbeziehen.Diesebenötigensie,umerfolgreichihreAusbildung
abzuschließenundanschließendimUnternehmentätigzuwerden(AnhangI.).FürguteinViertel
der71Unternehmenistein„besondererGrund“,dass„dieGeschäftsführungoderleitendeAnge-
stellte“selbstodereinerihrerFamilienangehörigeneinenMigrationshintergrundhaben.Darauf
wirdweiteruntennochmalsBezuggenommen(vgl.3.4,Abschnittg),denndortwirdsichzeigen,
dassauchinUnternehmenohneErfahrungenmit JugendlichenmitMigrationshintergrundLei-
tungspersonenübereinenMigrationshintergrundverfügen.
Dochnichtnurdie„besonderenGründe“,dieUnternehmenfürdieAusbildungJugendlichermit
Migrationshintergrundhaben,wurdenaufderBasisdes„Welten-Modells“vonChristianImdorf
(2011)erfragt(sieheAnhangI.).DiesetheoretischeFoliewurdeebenfallsdazuherangezogen,um
möglicheGründezuoperationalisieren,mitdenenBetrieberechtfertigen,dasssiekeineJugendli-
chenmitMigrationshintergrundausbilden(Abbildung8).
31
Befragungsergebnisse
Fehlende Bewerbungen
und vermutete
Sprachbarrieren
Widerspruch zu anderen
Ergebnissen
VonfastdreiViertelnderbefragten412Betriebe(Typ2)wurdemitdeutlichemAbstandamhäu-
figsten die Begründung genannt, dass sich keine Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf
ihreAusbildungsplätzebewerbenwürden.MithinbeziehensichdieUnternehmenaufGründe,
dieaußerhalbihrer„Welten“zuliegenscheinen,umimBildvonChristianImdorf(2011)zublei-
ben.DemGrundfehlenderBewerbungenvonJugendlichenmitMigrationshintergrundfolgterst
mitdeutlichemAbstanddieSkepsis,dassdieSprachbarrierenzuhochseinkönnten(38,0%).Die-
sesArgumentbetrifftsowohldie„häuslicheWelt“desUnternehmensalsauchseine„industrielle
Welt“dernotwendigenKompetenzvoraussetzungenfüreinenerfolgreichenBerufsabschlussund
eineanschließendeBeschäftigung.Ausdrücklichrekurrierenallerdingsnur9,1%derBefragten
aufmöglicheLeistungsprobleme,wasauchetwaigenEinflüssensozialerErwünschtheitaufdas
Antwortverhaltengeschuldetseinkann.EineebenfallsgeringeZahlderBefragtenbeziehtsichmit
jeweilsrund14%aufdie„häuslicheWelt“,indemBelastungendesBetriebsklimasaufgrundkul-
turellerUnterschiedebefürchtetwerdenoderdiefehlendeVorbereitungihresUnternehmensauf
denUmgangmitunterschiedlichenKulturenangeführtwird.
IneinemdeutlichenKontrastzudiesenAuskünftenderBetriebestehendieErgebnisseausBe-
fragungenderJugendlichen:NachderBA/BIBB-Bewerberbefragung2012erkundigtensichjunge
MenschenmitMigrationshintergrunddeutlichhäufigerbeiBetriebennachoffenenAusbildungs-
plätzenalsdiesjeneohneZuwanderungsgeschichtegetanhaben.Dabeiverschicktenzwarweni-
gervonihnenschriftlicheBewerbungen,aberdiejenigen,diesichschriftlichbewarben,tatendies
häufiger alsdieBewerberinnenundBewerber ohneMigrationshintergrund (BIBB2014,S.83).
SomitverweisenzumindestdieAuskünftederJugendlichendarauf,dassjungeMenschenmitMi-
grationshintergrundinihremBewerbungsverhaltenaktiversindalsjeneohneZuwanderungsge-
schichte.
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Wir befürchten schlechtere Leistungen
Unser Betrieb ist nicht auf den Umgang mit unterschiedlichen Kulturen vorbereitet
Die kulturellen Unterschiede könnten zu groß sein und unser Betriebsklima belasten
Wir befürchten Sprachbarrieren, die nur mit hohem Aufwand überwunden werden können
Es bewerben sich keine Menschen mit Migrations-hintergrund auf unsere Ausbildungsplätze
Abbildung 8: Gründe für fehlende Auszubildende mit Migrationshintergrund
Betriebstyp 2: N = 412
74,6
38,0
14,7
14,2
9,1
Angaben in Prozent (Mehrfachnennungen möglich)
32
Befragungsergebnisse
Vermutung mangelnder
Eignung
Handlungsbedarf bei den
Unternehmen
Strukturmerkmale und
Faktoren
Unterschiede nach
Betriebsgröße
AllerdingskönntendieBewerbungenbeidenBetriebenalsnichtalsadäquatgewertetworden
sein.DennunterdeninUnterkapitel3.1genanntenGründen,warumUnternehmentrotzAusbil-
dungsberechtigungnochnieausgebildethabenoderseitmehrals fünf Jahrennichtausbilden,
wurdemit48,4%amhäufigstendasArgumentvertreten,dassqualifizierteBewerberinnenund
Bewerberfehlten.DiesesErgebniskönntevordemHintergrundderzahlreicherenBewerbungsak-
tivitätensogedeutetwerden,dassdieUnternehmenjungeMenschenmitMigrationshintergrund
alsAuszubildendealswenigergeeigneterachten.DieFragenachmöglichenGründendafürver-
weistwiederzurückaufdieInterpretationsfoliedes„Drei-Welten-Modells“vonChristianImdorf
(2011),wospezifischeBedenkenderBetriebegegenüberjungenMenschenmitMigrationshinter-
grundtheoretischgefasstwerden.SiewerdenvonAlbertScherr,CarolineJanzundStefanMül-
ler(2013);MarcThielen(2014)undvomSVR-Forschungsbereich(2014)als„Diskriminierung“be-
zeichnet.
InderGesamtschaudieserErgebnisseistzukonstatieren,dassdieLösungnichtdarinzusuchen
ist,dassjungeMenschenmitMigrationshintergrundihreBewerbungsaktivitätennochweiteraus-
bauensollten,umZugangzueinemAusbildungsplatzzufinden.Stattdessensolltedarübernach-
gedachtwerden,wieUnternehmenverstärktdafürgewonnenwerdenkönnen,ihreAusbildungs-
plätzeauchmitJugendlichenmitMigrationshintergrundzubesetzen(sieheauch4.).
3.4 Vergleich der Unternehmen mit und ohne Auszubildende mit Migrationshintergrund nach ausgewählten Strukturmerkmalen und Fragestellungen
ImFolgendensollenineinemVergleichzwischendenbeidenBetriebstypen1und2,alsojenen
Unternehmen,dieaktuellJugendlichemitMigrationshintergrundausbildenoderindenletzten
fünfJahrenausgebildethaben(Typ1),undjenen,beidenendiesnichtderFallist(Typ2),empiri-
scheEinblickezudenStrukturmerkmalenundsonstigenFaktorengewonnenwerden,diediebe-
trieblicheAusbildungsbereitschaftbezogenaufJugendlichemitMigrationshintergrundpositivbe-
einflussenkönnen.
(a) Betriebsgrößenklassen, Regionen, Zuständigkeitsbereiche und Wirtschaftssektoren
WiezuvermutenwarundauchbereitsinderIW-Studie(2010;Erdmann/Seyd2012)bestätigtwor-
denist,unterscheidensichdieUnternehmenderbeidenTypensignifikantnachihrenBetriebsgrö-
ßenklassen.MithinsteigtmitzunehmenderMitarbeiterzahlauchdieAnzahlderUnternehmen,
diejungeMenschenmitMigrationshintergrundausbilden(Abbildung9).
33
Befragungsergebnisse
Regionale UnterschiedeEbensowirddieAnnahmebestätigt,dasssichdiebeidenBetriebstypensignifikantnachihrerre-
gionalenZuordnungunterscheiden(Abbildung10).DennOst-undWestdeutschlandhabensich
aufgrundihrerunterschiedlichenGeschichtegrundlegendunterschiedlichentwickelt.
Abbildung 9: Vergleich der Betriebstypen nach Betriebsgrößenklassen
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
500 + MA50–499 MA10–49 MA1–9 MA
N = 4N = 62N = 189N = 441
100,0
48,140,639,8
Angaben in Prozent
Betriebstyp 2: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung ohne JmM (N = 412)Betriebstyp 1: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung mit JmM (N = 287)
51,9
59,460,2
0,0
Signifikanter Unterschied auf dem 95 %-Niveau.
Abbildung 10: Vergleich der Betriebstypen nach RegionenAngaben in Prozent Ostdeutschland
Betriebstyp 2: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung ohne JmMBetriebstyp 1: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung mit JmM
Signifikanter Unterschied auf dem 99 %-Niveau.
81,9
18,1
53,846,2
Westdeutschland
Ausbildende Unternehmen in Westdeutschland (N = 571)
Ausbildende Unternehmen in Ostdeutschland (N = 128)
34
Befragungsergebnisse
Migrationshintergrund
und Gesamtbevölkerung
Signifikante Unterschiede
BereitsobenindenÜberlegungenzumMigrationsbegriff(vgl.2.1)wurdeherausgestellt,dassin
Deutschlandrund96%allerPersonenmitMigrationshintergrundinWestdeutschlandundBerlin
leben,davondiemeisteninNordrhein-Westfalen(27%),gefolgtvonBaden-Württemberg(17,7%)
undBayern(15,5%).10WährendsieinOstdeutschlandnurmit4,7%inderGesamtbevölkerung
vertretenwaren,machtensieinwestdeutschenBundesländerndeutlichgrößereAnteileaus.Vor
allemindenStadtstaatenBremen(28,2%),Hamburg(27,0%)undBerlin(24,8%)sowieinden
FlächenländernBaden-Württemberg(26,2%),Hessen(25,3%)undNordrhein-Westfalen(24,2%)
sindsiemitmehralseinemViertelinderGesamtbevölkerungvertreten.VordiesemHintergrund
istdieinUnterkapitel3.2getroffeneAngabezupräzisieren:Bundesweitverfügenzwar41,1%der
aktuelloderindenletztenfünfJahrenaktivenAusbildungsbetriebeüberErfahrungenmitAus-
zubildendenmitMigrationshintergrund(JmM).DifferenziertnachdenRegionenmachtihrAnteil
jedochinWestdeutschlandmit46,2%fastdieHälfteallerausbildungsaktivenBetriebeaus,wäh-
renddiesinOstdeutschlandnurbei18,1%derFallist.Dabeiistjedochzuberücksichtigen,dass
MigrantinnenundMigrantenlediglichmit4,7%anderostdeutschenBevölkerungvertretensind,
währendsieinWestdeutschlandrundeinViertelausmachen.
AlseinerstesZwischenfazitistzukonstatieren,dasssichbezogenaufdieZuordnungzuBetriebs-
größenklassenundRegionensignifikanteUnterschiedezwischendenbeidenBetriebstypenher-
ausgestellthaben.ImGegensatzdazukonntenentsprechendeZusammenhängestatistischweder
fürdenZuständigkeitsbereich(Tabelle3)nochfürdieBranchenzugehörigkeitderUnternehmen
(Tabelle4)nachgewiesenwerden,wasjedocheventuellauchdenunterschiedlichenGruppengrö-
ßengeschuldetseinmag.SosindimZuständigkeitsbereichvonIndustrieundHandel(317)sowie
Handwerk(256)deutlichmehrBetriebevertretenalsimöffentlichenDienstmitnurfünfoderin
derLandwirtschaftmit14.
10DieseunddiefolgendenDatenwurdenausBundeszentralefürpolitischeBildung(2014)entnommenundsindverfügbarunter:www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61646/migrationshintergrund-i.
35
Befragungsergebnisse
Fehlende
Vergleichbarkeit
DieinderfolgendenTabelle4dargestellteVerteilungaufverschiedeneBranchenbzw.Wirtschafts-
zweigelässtleiderkeineVergleichezurIW-Studie(2010,S.9)zu,weilindieserzurKategorisie-
rungderBranchennichtwiehieraufdasBIBB-Qualifizierungspanelzurückgegriffenwurde(siehe
AnhangII.).Somitisthiernurfestzustellen,dasseszwischendenverschiedenenBranchenbzw.
Wirtschaftszweigenkeine signifikantenUnterschiede indenAusbildungsaktivitätenderUnter-
nehmenbezogenaufJugendlichemitMigrationshintergrundgibt.
Tabelle 4: Vergleich der Betriebstypen nach Branchen
Branchen
Produzie-rendes Gewerbe
Verarbei-tendes Gewerbe
Handel und Reparatur
Unterneh-mensnahe Dienst- leistungen
Sonstige Dienst- leistungen
Öffentliche Verwaltung, Erziehung, Unterricht, Gesundheits-/Sozialwesen
Gesamt
Typ 1: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung mit JmM
43,6 % 37,9 % 42,9 % 41,8 % 43,9 % 40,3 % 41,1 %
Typ 2: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung ohne JmM
56,4 % 62,1 % 57,1 % 58,2 % 56,1 % 59,7 % 58,9 %
Gesamt 100,0 % 100,0 % 100,0 % 100,0 % 100,0 % 100,0 % 100,0 %
Anzahl der Betriebe 24 221 154 144 104 52 699
Unterschiede sind nicht signifikant.
Quelle: Bertelsmann Stiftung
Tabelle 3: Vergleich der Betriebstypen nach Zuständigkeitsbereichen
Welchem Kammerbereich bzw. Wirtschaftsbereich gehört Ihr Betrieb an?
Industrie und Handel
Handwerk Öffentlicher Dienst
Landwirt-schaft
Freie Berufe
Einem anderen
Gesamt
Typ 1: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung mit JmM
42,1 % 39,1 % 39,8 % 16,2 % 44,4 % 59,7 % 41,0 %
Typ 2: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung ohne JmM
57,9 % 60,9 % 60,2 % 83,8 % 55,6 % 40,3 % 59,0 %
Gesamt 100,0 % 100,0 % 100,0 % 100,0 % 100,0 % 100,0 % 100,0 %
Anzahl der Betriebe 317 256 5 14 98 8 697
Unterschiede sind nicht signifikant. Fehlende Werte zu N = 699: keine Angabe.
Quelle: Bertelsmann Stiftung
36
Befragungsergebnisse
Zahl der Ausbildungs-
plätze als Einflussfaktor
Schulabschlüsse nicht
signifikant
(b) Anzahl, Schulabschlüsse und Geschlechterverteilung der Auszubildenden
WeitereKriterien,nachdenendieUnternehmenderBetriebstypen1und2miteinanderverglichen
wurden,warendieAnzahl,SchulabschlüsseundGeschlechterverteilungihrerAuszubildenden.
BereitsinUnterkapitel3.2wurdeherausgestellt,dassdieAnzahlderUnternehmenmitAuszu-
bildendenmitMigrationshintergrundmitderBetriebsgrößezunimmt.DiesersignifikanteUnter-
schiedzeigtsichauchbeiderAnzahlderAuszubildenden.Umsomehr Jugendliche imBetrieb
ausgebildetwerden,umsoeherbefindensichdaruntersolchemitMigrationshintergrund,wiedie
folgendeAbbildung11zeigt.
VordemHintergrund,dassjungeMigrantinnenundMigrantenimVergleichzuJugendlichenohne
Migrationshintergrundüber schlechtereSchulabschlüsseverfügen (AutorengruppeBildungsbe-
richterstattung2014,S.92),wurdeangenommen,dasssichdiebeidenBetriebstypenbezogenauf
dieSchulabschlüsseihrerAuszubildendenunterscheiden.ObwohlsichdieserZusammenhangin
unsererrepräsentativenBefragungstatistischnichtalssignifikanterwiesenhat,sodeutenden-
nochdieprozentualenVerteilungeninderTendenzverschiedeneGewichtungenan(Abbildung
12):InbeidenBetriebstypenwerdenzwarvon22,3%derBefragtendasAbiturbzw.dieFachhoch-
schulreifegenannt,dennochgebenmehrUnternehmenmit JugendlichenmitMigrationshinter-
grund(Typ1)an,dassihreAuszubildendenübereinenHauptschulabschlussKlasse9,einenFör-
derschul-odersonstigenodergarkeinenAbschlussverfügen.
Abbildung 11: Vergleich der Betriebstypen nach der Anzahl ihrer Auszubildenden
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
16 und mehr6–15 Azubis2–5 Azubis1 Azubi
N = 9N = 36N = 243N = 410
93,2
67,9
47,9
33,5
Angaben in Prozent
Betriebstyp 2: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung ohne JmM (N = 412)Betriebstyp 1: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung mit JmM (N = 287)
32,1
52,1
66,5
6,8
Signifikanter Unterschied auf dem 99 %-Niveau.
37
Befragungsergebnisse
GeschlechterverteilungBezogenaufdieGeschlechterverteilungunterdenAuszubildendengibteskeineUnterschiedezwi-
schenBetrieben,dieAusbildungserfahrungenmitJugendlichenmitMigrationshintergrundhaben
(Typ1)undjenen,diedieseErfahrungennichthaben(Typ2),wiediefolgendeTabelle5zeigt.
UnterderAnnahme,dasssichdiebeidenBetriebstypenhinsichtlichderKriterienunterscheiden
könnten,diesiederAuswahlihrerAuszubildendenzugrundelegen,wurdendieBetriebeineiner
geschlossenenAbfragedanachgefragt.
Tabelle 5: Vergleich der Betriebstypen bezogen auf die Geschlechterverteilung unter ihren Auszubildenden
Betriebe, die aktuell ausbilden oder in den letzten 5 Jahren ausgebildet haben
Betriebstyp 1: Ausbildung von JmM
Betriebstyp 2: keine Aus-bildung von JmM
Gesamt
Männer 61,4 % 64,6 % 63,3 %
Frauen 38,6 % 35,4 % 36,7 %
Gesamt 100,0 % 100,0 % 100,0 %
Anzahl der Betriebe 287 412 699
Unterschiede sind nicht signifikant.
Quelle: Bertelsmann Stiftung
Abbildung 12: Vergleich der Betriebstypen nach den Schulabschlüssen ihrer Auszubildenden
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
ohne Schulabschluss
sonstige Abschlüsse
FörderschuleHauptschule Klasse 9
Hauptschule Klasse 10
Mittlere Reife
Abitur/FHS-Reife
17,018,8
40,8
22,3
Angaben in Prozent
Betriebstyp 2: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung ohne JmM (N = 412)Betriebstyp 1: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung mit JmM (N = 287)
13,914,2
22,3
Unterschiede sind nicht signifikant.
45,0
1,3 0,8 0,9 0,7 1,6 0,3
38
Befragungsergebnisse
Gleiche Auswahlkriterien
(c) Auswahlkriterien für die Besetzung von Ausbildungsstellen
AuchbezogenaufihreAuswahlkriterienfürAuszubildendeunterscheidensichdiebeidenBetriebs-
typennichtsignifikant(Tabelle6).EbensowenigdeuteteinVergleichderMittelwerte,mitdenen
dieUnternehmendieWichtigkeitderihnenvorgegebenenEinstellungskriterienbewertethaben
(1=sehrwichtigbis5=überhauptnichtwichtig),aufmöglicheUnterschiedezwischendenUn-
ternehmenmitundohneAusbildungsaktivitätenmitJugendlichenmitMigrationshintergrundhin.
Tabelle 6: Vergleich der Betriebstypen nach ihren Auswahlkriterien für die Besetzung von Ausbildungsstellen
Betriebe, die aktuell ausbilden oder in den letzten 5 Jahren ausgebildet haben
Betriebstyp 1: Ausbildung von JmM
Betriebstyp 2: keine Ausbildung von JmM
Gesamt
Mittelwert Gültige N Mittelwert Gültige N Mittelwert Gültige N
Zuverlässig sein 1,19 287 1,23 412 1,21 699Angemessene Umgangs-formen haben
1,48 287 1,51 412 1,50 699
Eine hohe Leistungs- bereitschaft zeigen
1,58 286 1,58 412 1,58 698
Mindestens Abitur haben 2,04 275 2,20 398 2,13 673Probearbeiten in Ihrem Unternehmen
2,10 287 2,09 411 2,10 699
Gute Kopfnoten haben (Betragen, Fleiß etc.)
2,16 284 2,26 411 2,22 696
Einwandfreie Bewerbungs-unterlagen haben
2,22 287 2,27 412 2,25 699
Gute Fachnoten haben (Mathematik, Deutsch, Englisch etc.)
2,35 287 2,35 412 2,35 699
Kenntnisse über den Aus-bildungsberuf haben
2,36 287 2,28 410 2,31 697
Besuch einer berufsvorberei-tenden Bildungsmaßnahme
2,43 284 2,36 408 2,39 692
Mindestens einen Realschul-abschluss haben
2,58 255 2,61 376 2,60 632
Besondere Kenntnisse (z. B. PC- oder Sprachkenntnisse) haben
2,70 287 2,82 412 2,77 699
Praktische Erfahrungen in Form eines Praktikums nachweisen
2,83 287 2,85 412 2,84 699
Mindestens einen Hauptschul-abschluss haben
2,92 287 2,83 411 2,87 698
Das Alter der Bewerber 3,23 287 3,28 411 3,26 698Ehrenamtliches Engagement 3,60 287 3,61 412 3,61 699Mindestens einen Förderschul-abschluss haben
3,78 286 3,73 412 3,75 699
Mindestens einen bestimmten Zeugnisdurchschnitt haben
3,80 283 3,77 410 3,78 694
Unterschiede sind nicht signifikant.Quelle: Bertelsmann Stiftung
39
Befragungsergebnisse
Einfluss von
Besetzungsproblemen
Gründe für unbesetzte
Ausbildungsplätze
(d) Probleme der Unternehmen bei der Besetzung ihrer Ausbildungsstellen
GeleitetvonderAnnahme,dassdieUnternehmenmitAuszubildendenmitMigrationshintergrund
(Typ1)geringereProblemebeiderBesetzungihrerLehrstellenhabenalsjene,dienichtdieseZiel-
gruppeausbilden,wurdendieBetriebedanachbefragt,obsiegegenwärtigalleihreAusbildungs-
plätzebesetzenkonnten.Darüberhinausinteressierteuns,obsiezukünftigBesetzungsprobleme
erwarten.ObwohlsichstatistischkeinesignifikantenUnterschiedeherausgestellthaben,deutet
sichdochinderfolgendenAbbildung13an,dassdieBetriebezumindestaktuellinderTendenz
mehrBesetzungsproblemehaben,dienichtinderAusbildungderZielgruppeaktivsind(Typ2).
WährendsichmithinzwischendenbeidenBetriebstypenallenfallsUnterschiedebezogenaufdie
aktuelleAusbildungssituationerkennenlassen,zeigensichdeutlichereDiskrepanzenindenGrün-
den,diedieUnternehmenfürihreoffengebliebenenAusbildungsstellenanführten(Tabelle7).
Abbildung 13: Vergleich der Betriebstypen bezogen auf die Besetzung ihrer AusbildungsplätzeAngaben in Prozent
Betriebstyp 2: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung ohne JmM (N = 412)Betriebstyp 1: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung mit JmM (N = 287)
Unterschiede sind nicht signifikant.
100 80 60 40 20 0
Die Plätze konnten besetzt werden.
20 40 60 80 100
Wir erwarten Besetzungsprobleme.
47,7
46,7
80,1
75,8
40
Befragungsergebnisse
Unbeliebte
Ausbildungsberufe
Schwächen von
Auszubildenden
SignifikanteUnterschiedefindensichnurbezogenaufdasArgument,„dieangebotenenAusbil-
dungsberufesindbeiJugendlichennichtsobeliebt/bekannt“.IndenHäufigkeitsverteilungendeu-
tensichjedochleichtunterschiedlicheTendenzenan:WährenddieUnternehmen,diekeineJu-
gendlichenmitMigrationshintergrundausbilden,zufastzweiDrittelnangaben,dass„zuwenige
bzw. gar keine Bewerbungen“ vorlagen, wird dieser Grund nur von gut der Hälfte der Unter-
nehmen des Typs 1 mit offenen Ausbildungsstellen angeführt. Bei ihnen überwiegt hingegen
mit56,3%dieBegründung,dass„keinegeeigneten/qualifiziertenBewerbungen“vorlagen.Somit
könntendieBetriebe,diekeineAuszubildendenmitMigrationshintergrundhaben,sichverstärkt
dieserZielgruppezuwenden,umzumindestmehrBewerbungenzuerhalten.Obdannauchmehr
„geeignete/qualifizierteBewerbungen“eingehenwerden,mussoffenbleiben,abereswürdesich
aufjedenFalldieAuswahlbasisverbreitern.
(e) Unterschiedliche subjektive Vorstellungen zu den Schwächen ihrer Auszubildenden
AusgehendvonderThese,dassUnternehmen,dieJugendlichemitMigrationshintergrundausbil-
den,möglicherweisebeiihrenAuszubildendenandereSchwächenbeobachtenunddiesebenen-
nen,weilsieüberAusbildungserfahrungenmitunterschiedlichenJugendlichenverfügen,wurden
dieBetriebeoffennachihren„schwächstenAuszubildenden“gefragt(Abbildung14).
Tabelle 7: Vergleich der Betriebstypen bezogen auf die Gründe für offene Ausbildungsstellen
(Mehrfachnennungen möglich) Betriebe, die aktuell ausbilden oder in den letzten 5 Jahren ausgebildet haben
Betriebstyp 1: Ausbildung von JmM
Betriebstyp 2: keine Ausbildung von JmM
Gesamt
Es lagen zu wenige bzw. gar keine Bewerbungen vor.
51,8 % 65,3 % 60,4 %
Es lagen keine geeigneten/qualifi-zierten Bewerbungen vor.
56,3 % 52,3 % 53,7 %
Die angebotenen Ausbildungsbe-rufe sind bei Jugendlichen nicht so beliebt/bekannt.*
16,4 % 31,4 % 25,9 %
Der Ausbildungsplatz wurde von dem Auszubildenden nicht angetre-ten oder abgebrochen.
16,9 % 12,8 % 14,3 %
Anzahl der Betriebe, die offene Stellen angaben
57 100 157
* Signifikanter Unterschied auf dem 95 %-Niveau.
Quelle: Bertelsmann Stiftung
41
Befragungsergebnisse
Unterschiede nach
Betriebstypen
DiebeidenBetriebstypenunterscheidensichsignifikantinihrenAngabenzuihren„schwächs-
tenAuszubildenden“:Während90%derUnternehmendesTyps1dieseFragebejahtenundle-
diglich8,4%verneinten,beantwortetenlediglich82,3%desTyps2dieseFragepositivund13,8%
vonihnengabenan,dasssie„bishernochkeineAuszubildendenmitSchwächen“hatten.Demzu-
folgethematisiertenBetriebemitJugendlichenmitMigrationshintergrundeherSchwächenihrer
Auszubildenden.Allerdingsistbemerkenswert,dassnur55%derUnternehmendesTyps1,die
SchwächenihrerAuszubildendenbeobachtethaben(258),angaben,dassdarunterauchwelche
mitMigrationshintergrundwaren,währenddiesbei43,7%nichtderFallwar(1,3%wusstenes
nichtmehr).ZudemunterscheidensichdievonihnenaufeineoffeneFragegenanntenSchwächen
nurgeringfügigvondenAngabenderBetriebe,dieüberkeineAusbildungserfahrungenmitJu-
gendlichenmitMigrationshintergrundverfügen(Tabelle8).
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Weiß nicht/Keine Angabe
Wir haben/hatten bisher noch keineAuszubildenden mit Schwächen
Schwächen benannt
Abbildung 14: Vergleich der Betriebstypen bezogen auf ihre Angaben zu ihren „schwächsten Auszubildenden“
90,0
82,3
13,8
1,6
3,9
Angaben in Prozent
Betriebstyp 2: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung ohne JmM (N = 412)Betriebstyp 1: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung mit JmM (N = 287)
Signifikanter Unterschied auf dem 95 %-Niveau.
8,4
42
Befragungsergebnisse
Beobachtete Schwächen
marginal unterschiedlich
Faktor
Ausbildungserfahrung
Lediglichdiemit5,3%imVergleichzu1,8%deutlichhäufigereNennungvon„sprachlichenPro-
blemen/Sprachbarrieren“könntealsbesondereSchwierigkeitvonAuszubildendenmitMigrati-
onshintergrundgelesenwerden.DiesesMankowurdejedochnurvonwenigender258Unterneh-
mengenannt,sodasseszuvernachlässigenist.InderGesamtschaulassensichmithinallenfalls
marginaleUnterschiedezwischendenvondenUnternehmenderbeidenBetriebstypengenann-
tenSchwächenihrerAuszubildendenidentifizieren.DeshalberübrigtsicheineweitereKommen-
tierung.ErgiebigeristderVergleichderbeidenBetriebstypenbezogenaufdieDauerihrerAusbil-
dungsaktivitäten.
(f) Dauer der Aktivitäten in der Berufsausbildung generell
JelängerdieUnternehmeninderBerufsausbildungaktivsindundentsprechendeErfahrungen
gesammelthaben,umsoeherbildensieauchjungeMenschenmitMigrationshintergrundaus,wie
derinAbbildung15ausgewiesenesignifikanteUnterschiedzwischendenbeidenBetriebstypen
zeigt.AufdertheoretischenFoliedersozialpsychologischen„TheoriedesgeplantenVerhaltens“
(AnhangI.)kanndiesesBefragungsergebnisalsHinweisdaraufgelesenwerden,dassdieUnter-
nehmenmit längerenAusbildungserfahrungenandereEinstellungengegenüberderZielgruppe
habenundzudemdavonausgehen,sieerfolgreichausbildenzukönnen.
Tabelle 8: Vergleich der Betriebstypen bezogen auf die von ihnen genannten Schwächen ihrer Auszubildenden
Beobachtete Schwächen (Mehrfachnennungen möglich) Betriebemit JmM
Betriebeohne JmM
Fehlende Leistungsbereitschaft/Motivation/fehlendes Engagement 36,0 % 30,7 %
Unzuverlässigkeit/Unpünktlichkeit 27,0 % 25,2 %
Mangelnde Bildung (Grundkenntnisse, Allgemeinwissen) 21,0 % 21,7 %
Mangelnde Sozialkompetenz/Teamfähigkeit oder Umgangsformen 19,7 % 18,8 %
Probleme beim Lernen/in der Berufsschule 19,2 % 17,8 %
Schwächen in der Aufgabenbearbeitung/Mangelnde Aufnahmefähig-keit oder Eignung
19,0 % 17,6 %
Konzentrationsschwäche/Sind abgelenkt 7,8 % 8,9 %
Fehlende Selbstständigkeit/Fehlendes Selbstbewusstsein 5,4 % 4,6 %
Sprachliche Probleme/Sprachbarriere 5,3 % 1,8 %
Private Probleme/Probleme im sozialen Umfeld 5,1 % 3,5 %
Mangelnde fachliche oder spezifische Kenntnisse 5,1 % 5,3 %
Hohe Anzahl von Krankmeldungen 3,2 % 1,3 %
Mangelhafter Kundenumgang 0,1 % 2,7 %
Sonstige 3,2 % 4,2 %
N = 258 N = 339
Quelle: Bertelsmann Stiftung
43
Befragungsergebnisse
Eigene
Migrationserfahrung
eher unbedeutend
WährendsichdieUnternehmen,dieinderAusbildungjungerMenschenmitMigrationshinter-
grundaktivwarenodersind(Typ1),inderDauerihrergenerellenAusbildungsaktivitätensig-
nifikantvonjenenohnedieseAktivitäten(Typ2)unterscheiden,konntenwirsolcheZusammen-
hängeentgegenunsererAnnahme(AnhangI.)nichtbezogenaufeigeneMigrationserfahrungen
derGeschäftsführendenoderGesellschafterinnenbzw.Gesellschafterfeststellen.
(g) Eigene Migrationserfahrungen
UnsereVermutung,dassBetriebedanneherjungeMenschenmitMigrationshintergrundaus-
bilden,wennentscheidendePersonenz.B.inderUnternehmensleitungoderGeschäftsführung
selbst über eigeneZuwanderungserfahrungen verfügen (Anhang I.), konntenurmit leichten
Tendenzen,jedochkeineswegsstatistischsignifikantbestätigtwerden(Tabelle9):Währendder
AnteilderBetriebedesTyps1anallenaktuelloderindenletztenfünfJahreninderBerufs-
ausbildungaktivenUnternehmen41,1%beträgt(sieheauch3.2hier),sindsiemit46,1%unter
denBetriebenzufinden,indenenLeitungskräfteeineeigeneZuwanderungserfahrunghaben.
BezogenaufdieBetriebeohneAusbildungserfahrungenmitderZielgruppe(Typ2)zeigtsich
dieumgekehrteTendenz:Währendsie58,9%allerausbildungsaktivenUnternehmenausma-
chen,sindsiebeijenenmiteigenenZuwanderungserfahrungennurzu53,9%vertreten.Trotz
dieserpositivenLesartüberwiegenjedochinteressanterweiseauchinderGruppederBetriebe,
dieEntscheidungsträgermitMigrationserfahrungenhaben,mit53,9%diejenigen,diekeineJu-
Abbildung 15: Vergleich der Betriebstypen bezogen auf die Dauer ihrer Ausbildungserfahrungen
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
50 Jahre und mehr10–49 Jahre5–9 Jahreunter 5 Jahren
N = 50N = 260N = 80N = 92
Angaben in Prozent
Betriebstyp 2: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung ohne JmM (N = 412)Betriebstyp 1: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung mit JmM (N = 287)
46,2
67,5
78,8
67,6
53,8
32,5
21,1
32,4
Signifikanter Unterschied auf dem 99 %-Niveau.
44
Befragungsergebnisse
Inklusionsaspekte
Zielgruppenvergleich
gendlichenmitMigrationshintergrundausbilden.Zusammenfassendistzukonstatieren,dass
dieeigeneZuwanderungsgeschichtenuringeringemMaßedafürbedeutsamist,obUnterneh-
menjungeMenschenmitMigrationshintergrundausbilden.
EinepositivereemotionaleEinstellunggegenüberJugendlichenmitMigrationshintergrundhaben
wirjedochnichtnurbeieigenenMigrationserfahrungenvonEntscheidungsträgernindenUnter-
nehmenerwartet(AnhangI.).AuchmöglicheAusbildungsaktivitätenmitjungenMenschenmit
BehinderungenhabenwiralspositivenEinflussfaktoreingeschätzt.DabeisindwirvonderThese
ausgegangen,dassindenUnternehmen,dieauchJugendlichemitBehinderungenausbilden,im
Sinnedes Inklusionsgedankens insgesamteinegrößereOffenheitundAusbildungsbereitschaft
gegenüberMenschenmitjedwedenBenachteiligungenvorhandenseinkönnte(siehehiererneut
1.1undEnggruber/Rützel2014).
(h) Berufsausbildung junger Menschen mit Behinderungen
UnterdenaktuelloderindenletztenfünfJahrenausbildungsaktivenBetriebensinddiejenigen,
diesowohlJugendlichemitMigrationshintergrund(JmM)alsauchjenemitBehinderungen(JmB)
ausbilden,nurmit17,9%vertreten(Abbildung16).ImGegensatzdazumachendieUnternehmen,
diebeideZielgruppennichtausbilden,mit42,1%mitAbstanddengrößtenAnteilaus.
Tabelle 9: Vergleich der Betriebstypen bezogen auf Migrationserfahrungen in der Unternehmensleitung
Geschäftsführer oder Gesellschafter haben selbst einen Migrationshintergrund oder in ihrem Umfeld Menschen mit
Migrationshintergrund
Nein Ja Gesamt
Typ 1: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungs-erfahrung mit JmM
40,1 % 46,1 % 41,1 %
Typ 2: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungs-erfahrung ohne JmM
59,9 % 53,9 % 58,9 %
Gesamt 100,0 % 100,0 % 100,0 %
Anzahl der Betriebe 584 115 699
Unterschiede sind nicht signifikant.
Quelle: Bertelsmann Stiftung
45
Befragungsergebnisse
Migrationshintergrund
und Behinderungen
DennochzeigtsichimdirektenVergleichder243Unternehmen,diejungeMenschenmitBehin-
derungen(JmB)ausbilden,dass51,4%vonihnenebenfallsAuszubildendemitMigrationshinter-
grund(JmM)haben,währenddiesnurbei35,5%derBetriebeohneJugendlichemitBehinderun-
genderFallist(Abbildung17).
Abbildung 16: Vergleich der Betriebstypen bezogen auf die Berufsausbildung junger Menschen mit Behinderungen
0
10
20
30
40
50
Ausbildung: weder JmB noch JmM
Ausbildung: nur JmB, keine JmM
Ausbildung: nur JmM, keine JmB
Ausbildung: JmB und JmM
N = 294N = 118N = 162N = 125
42,116,923,117,9
Angaben in Prozent
Abbildung 17: Unternehmen mit Auszubildenden mit Behinderungen und mit Migrationshintergrund
0
20
40
60
80
100
keine Ausbildung von JmMauch Ausbildung von JmM
Keine Ausbildung von JmBAusbildung von JmB
N = 456N = 243
35,5
64,5
51,4
48,6
Angaben in Prozent
Signifikanter Unterschied auf dem 99 %-Niveau.
46
Befragungsergebnisse
Ausbildungsverhalten
der Betriebe
Wenig signifikante
Unterschiede
Vergleich der Regionen
Ost und West
Zusammenfassung der
Einflussfaktoren
RichtetsichalsoderBlickgezieltaufdieUnternehmenmitAuszubildendenmitBehinderungen
(JmB),sozeigtsich,dasssieinderTendenzaucheherjungeMenschenmitMigrationshintergrund
(JmM)ausbilden.DabeisinddieUnterschiedesignifikant.InderGruppederjenigen,dieinderBe-
rufsausbildungbeiderZielgruppenaktivsind,sindGroßunternehmenmitmehrals500Beschäf-
tigtenüberproportionalhäufigvertreten.
InsgesamthatderBetriebstypenvergleichnurvereinzeltestatistischsignifikantbedeutsameUn-
terschiedezwischenBetriebenmit(Typ1)undohneAusbildungserfahrungenmitderZielgruppe
(Typ2)ergeben.EskonntenwenigeStrukturmerkmaleundEinflussfaktorenidentifiziertwerden,
diedieBereitschaftderUnternehmen,jungeMenschenmitMigrationshintergrundauszubilden,
fördernkönnten.DiesewerdenimFolgendennochmalskurzskizziert,umdiezentralenFaktoren,
diedieAusbildungsaktivitätenderUnternehmenbezogenaufJugendlichemitMigrationshinter-
grundpositivbeeinflussenkönnen,herauszustellen.
3.5 Zentrale Strukturmerkmale der Unternehmen mit Ausbildungserfahrungen mit jungen Menschen mit Migrationshintergrund
AufgrundderunterschiedlichenhistorischenEntwicklungderbeidenRegionenDeutschlandsver-
fügeninWestdeutschlandmit46,2%deutlichmehrderaktuelloderindenletztenfünfJahrenaus-
bildungsaktivenUnternehmenüberErfahrungenmitAuszubildendenmitMigrationshintergrund,
alsdiesinOstdeutschlandmit18,1%derFallist.Dabeiistzuberücksichtigen,dassMenschenmit
MigrationshintergrundinOstdeutschlandlediglich4,7%,dagegenineinigenwestdeutschenBun-
desländernmehralseinViertelderGesamtbevölkerungausmachen.
Neben diesem signifikanten Zusammenhang zur Region unterscheiden sich die Unternehmen
auchinihrenBetriebsgrößensowiederZahlihrerAuszubildenden,währenddasGeschlechtund
dieSchulabschlüssestatistischohneBedeutungsind.MitzunehmenderAnzahlihrerMitarbeite-
rinnenundMitarbeitersowieAuszubildendennimmtderAnteilderUnternehmenzu,dieüber
AusbildungserfahrungenmitjungenMenschenmitMigrationshintergrundverfügen.Zumeinen
erhöhtsichmitgrößerwerdenderGesamtzahlderAuszubildendendieWahrscheinlichkeit,dass
sichdarunterauchJugendlichemitMigrationshintergrundbefinden.Zumanderenkanneinwei-
tererEinflussfaktor indenverschiedenenAusbildungsstrukturengesehenwerden.GrößereBe-
triebeverfügeneherüberhauptamtlicheAusbilderinnenundAusbilder sowieLehrwerkstätten
oder andere spezielle Ausbildungsarrangements, sodass sie ihren Auszubildenden eine Erfolg
versprechendeBerufsausbildungermöglichenkönnen.ZudemverfügensiemitzunehmenderBe-
triebsgröße inderRegelübersystematischereundbreitereRekrutierungsstrategien fürAuszu-
bildende. Vor dem Hintergrund der sozialpsychologischen „Theorie des geplanten Verhaltens“
(AnhangI.)könnendieseAusbildungsstruktureninsgesamtsogedeutetwerden,dasssiedieAus-
bildungsaktivitätenderUnternehmenbezogenauf jungeMenschenmitMigrationshintergrund
positivbeeinflussen.
47
Befragungsergebnisse
Dauer der Ausbildungs-
erfahrung entscheidend
Erwartete Signifikanzen
nicht erwiesen
Ausbildungssituation der
Betriebstypen
Wunsch nach
Unterstützung und
Transparenz
DesWeiterenhatsichdieDauerderAusbildungserfahrungalseinsignifikanterEinflussfaktor
herausgestellt.MitzunehmenderErfahrungsdauersteigtderAnteilderUnternehmen,diejunge
MenschenmitMigrationshintergrundausbildenoderindenletztenfünfJahrenausgebildethaben.
DiesesErgebniskannebenfallsalseinHinweisdaraufgedeutetwerden,dassmitderDauerihrer
AusbildungserfahrungenauchdieÜberzeugungderBetriebezunimmt,alleJugendlichenerfolg-
reichausbildenzukönnen(AnhangI.).
EntgegenunserenErwartungenhabensichwederdieBerufsausbildungjungerMenschenmitBe-
hinderungennocheigeneMigrationserfahrungenvonEntscheidungsträgernimUnternehmenals
statistischbedeutsameEinflussfaktorendafürerwiesen,ob jungeMigrantinnenundMigranten
ausgebildetwerden.AuchbezogenaufdieZugehörigkeitzuIHK,HWKoderanderenBereichen
unterscheidensichdiebeidenBetriebstypennichtsignifikant.Diesgiltgleichermaßenfürdieje-
weiligenBranchenbzw.Wirtschaftszweige,denendieBetriebezugeordnetwordensind.
EbenfallskonntenwirkeinesignifikantenUnterschiedeinderAusbildungssituationderbeiden
Betriebstypen ermitteln. Nur in den Häufigkeitsverteilungen hat sich gezeigt, dass mit knapp
einemVierteleingrößererTeilderUnternehmennichtalleAusbildungsstellenbesetzenkonnte,
dieindenletztenfünfJahrenkeineJugendlichenmitMigrationshintergrundausgebildethaben.
SiekönntensichfürdieseZielgruppeöffnen,umzumindestdieAnzahlihrerBewerberinnenund
Bewerberzuerhöhen.DamitsindbereitsbildungspolitischeEmpfehlungenangesprochen,diehier
jedocherstim4.Kapitelerläutertwerden.VorbereitenddazugehtesimfolgendenUnterkapitel
3.6umdieMeinungen,diediebefragtenausbildungsaktivenUnternehmenzuVorschlägengeäu-
ßerthaben,dieinbildungspolitischenDebattenzurBerufsausbildungjungerMenschenmitMig-
rationshintergrundvertretenwurden.
3.6 Vorschläge der Unternehmen zur Optimierung der Berufsausbildung Jugendlicher mit Migrationshintergrund
AlleUnternehmen,dieaktuellausbildenoderdiesindenletztenfünfJahrengetanhaben,wur-
denumihreStellungnahmezuVorschlägengebeten,dieindenletztenJahreninderBildungspo-
litikzurBerufsausbildungjungerMenschenmitMigrationshintergrunddiskutiertwurden.Dabei
interessierteuns,obdieseVorschlägefürdasjeweiligeUnternehmen„vonBedeutung“sindoder
nicht.ImdirektenVergleichderbeidenBetriebstypen1und2zeigtensichsowohlÜbereinstim-
mungenalsauchsignifikanteUnterschiede(Abbildung18).HoheKonvergenzenfandensichbe-
züglichderUnterstützungsleistungen.DeutlichmehralszweiDrittelbeiderUnternehmenstypen
befürwortetendenVorschlag,dasstransparentergemachtwird,wosieUnterstützungsleistungen
zurBerufsausbildung jungerMenschenmitMigrationshintergrundbeantragenkönnen.Zudem
solltefürknappzweiDrittelallerUnternehmendieBeantragungderLeistungenwenigerbüro-
kratischsein.EbenfallsstimmendieBefragtenbeiderBetriebstypenzujeweils44,1%(Typ1)und
45,1%(Typ2)weitgehenddarinüberein,dassdie„sachlicheGliederungderBerufsausbildungin
Ausbildungsbausteine“neugestaltetwerdensollte.
48
Befragungsergebnisse
Bedeutung von
Reformvorschlägen
Unterschiedliche
Bewertung von Ansätzen
StatistischsignifikanteUnterschiedezwischendenbeidenBetriebstypenzeigensichbezogenauf
die„zeitlicheGliederungderBerufsausbildung“unddie„interkulturelleQualifizierung“desAus-
bildungspersonals in den Betrieben und Berufsschulen. Bemerkenswert ist, dass diese beiden
VorschlägevondenUnternehmenohneAuszubildendemitMigrationshintergrund (42,6%und
37,5%)zahlreicherbefürwortetwerdenalsvonjenen,diedieZielgruppeausbildenundmithin
überentsprechendeErfahrungenverfügen(37,4%und35,1%).AuchderAnsatz,dassdieBetriebe
undAuszubildendenmehrindividuellunterstütztwerden,wirdvondenBetriebenohneAuszubil-
dendemitMigrationshintergrundmitknappzweiDritteln(62,9%)häufigeralsbedeutsamerach-
tetalsvonUnternehmendesTyps1(58,2%).
Pointiert könnendieseBefragungsergebnisse so zusammengefasstwerden, dassdiebeidenTypen
einerseits in Fragen der Verbesserung der Unterstützungsleistungen für die Betriebe weitgehend
übereinstimmen.Diesgiltauchfüreineneue„sachlicheGliederungderBerufsausbildunginAusbil-
dungsbausteine“.AndererseitsunterscheidensiesichjedochinihrenEinschätzungennotwendigerpä-
dagogischerundanderercurricularerVeränderungen.DenndiesewerdenvoneinergrößerenZahlder
UnternehmenohneAusbildungserfahrungenmitderZielgruppe(Typ2)befürwortet,währendsiefür
jenemitdiesenErfahrungen(Typ1)wenigerbedeutsamsind.MithinäußernmehrderBetriebedes
Typs2Optimierungsbedarfe.AufgrundihrermangelndenErfahrungenkönnensiesichdabeialler-
dingsentwedernuraufBerichtevonKolleginnenoderKollegenoderaufeigeneVermutungenodergar
Befürchtungenbeziehen,diesiezurBerufsausbildungJugendlichermitMigrationshintergrundhegen.
Abbildung 18: Stellungnahmen zu Vorschlägen zur Optimierung der Berufsaus-bildung junger Menschen mit Migrationshintergrund im Betriebstypenvergleich
Angaben in Prozent
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Betriebliche Ausbilder und Berufsschullehrer müssten eine interkulturelle Qualifizierung erhalten*
Die zeitliche Gliederung der Berufsausbildung müsste auf die konkrete Situation des Auszubildenden
individuell angepasst werden können*
Sachliche Gliederung der Berufsausbildung in Ausbildungsbausteine
Mehr individuelle Unterstützung für Betriebe und Azubis
Die Beantragung von Unterstützungsleistungen müsste weniger bürokratisch sein
Es müsste transparenter gemacht werden, wo Unterstützungsleistungen beantragt werden können
Betriebstyp 2: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung ohne JmM (N = 412)Betriebstyp 1: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung mit JmM (N = 287)
*Signifikanter Unterschied auf dem 95 %-Niveau.
71,9
62,5
58,2
62,9
45,1
37,4
44,1
42,6
35,1
37,5
61,8
66,8
49
Befragungsergebnisse
Auch indenAntwortenaufdieoffeneFragenachweiterenAnregungendeutensichdieunter-
schiedlichen Erfahrungshintergründe der befragten Unternehmen an. Zuvor ist jedoch das fol-
gendebemerkenswerteErgebnisherauszustellen: InderRegel fallen instandardisiertenBefra-
gungendieAntwortenaufoffeneFragenehergeringeraus.DennochhabenaufdieoffeneFrage
74derBetriebedesTyps1(N=287)und53desTyps2(N=412)weitereOptimierungsvorschläge
eingebracht(Abbildung19).
Die Anregungen, die die 127 Unternehmen auf die offene Nachfrage geäußert haben, können
wiederum vor dem Hintergrund ihrer unterschiedlichen Ausbildungserfahrungen interpretiert
werden.ErfahrungsgestütztbeziehtsicheingroßerTeilder74UnternehmendesTyps1aufdie
Verbesserung der „Sprachförderung/Sprachkurse für die deutscheSprache“ (45,1%)und „För-
derung/GleichstellungschulischerLeistungen“ (20,1%).DieseAnregungenverweisenaufLeis-
tungsdefizite,diesiebeiihrenAuszubildendenmitMigrationshintergrundbeobachtethaben.Da-
rüberhinausfordertensiemitjeweilsunter10%die„GleichbehandlungimBetrieb“(9,2%),eine
höhere IntegrationsbereitschaftvonallenBeteiligten (7,7%)undeine„bessereLeistungsbereit-
schaft/Einstellung der Jugendlichen“ (7,3%). Im Gegensatz dazu richten sich die Forderungen
derUnternehmen,dieüberkeineErfahrungenmitAuszubildendenmitMigrationshintergrund
verfügen(Typ2),vermehrtandieeinzelnenJugendlichenundderen„bessereLeistungsbereit-
schaft/Einstellung“(15,2%).AuchdasThemaderIntegrationsbereitschaftallerBeteiligtenwird
vonihnenmit12,4%deutlichhäufigergenanntalsvondenausbildungserfahrenenBetrieben.Da-
gegenwirddie„GleichbehandlungimBetrieb“nichterwähnt.
Anregungen durch
Betriebe
Sprachförderung
Abbildung 19: Weitere Anregungen der Unternehmen zur Optimierung der Berufsausbildung Jugendlicher mit Migrationshintergrund
Angaben in Prozent
Betriebstyp 2: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung ohne JmM (N = 53)Betriebstyp 1: Betriebe mit aktueller oder weniger als 5 Jahre zurückliegender Ausbildungserfahrung mit JmM (N = 74)
0 10 20 30 40 50
Bessere Leistungsbereitschaft/ Einstellung der Jugendlichen
Sie müssen integriert werden/ integrationsbereit sein
Gleichbehandlung im Betrieb
Förderung/Gleichstellung der schulischen Leistungen
Sprachförderung/Sprachkurse für die deutsche Sprache
19,6
20,1
0,0
7,7
7,3
12,4
15,2
45,1
9,2
36,8
50
Befragungsergebnisse
InsgesamtdeutetdasAntwortverhaltenderUnternehmendesTyps2aufeinegrößereSkepsis
undeherdefizitorientierteVorstellungenzuAuszubildendenmitMigrationshintergrundhin.So-
zialpsychologischgewendet(AnhangI.),leuchtenhiersowohlinderkognitivenalsauchaffektiven
EinstellungsdimensiontendenziellBedenkenauf,denenbildungspolitischmitentsprechendenIn-
formations- undErfahrungsangeboten begegnet werden sollte.Dochnichtnur darauf, sondern
auchaufdieanderenOptimierungsvorschläge,dievondenUnternehmenherausgestelltwurden,
wirdindenfolgendenbildungspolitischenEmpfehlungennähereingegangen.
Mögliche
Defizitorientierung
51
Bildungspolitische Empfehlungen
4 Bildungspolitische Empfehlungen
AusgehendvondenBefragungsergebnissenwerdenabschließendbildungspolitischeEmpfehlun-
genformuliert.ObwohlsieaufdenBefragungsergebnissenaufsetzen,beziehensiesichauchauf
denGesamtkontextderThematikzurinklusivenGestaltungderBerufsausbildungJugendlicher
mitMigrationshintergrund.DieReihenfolgeihrerNennungstelltkeineRangfolgenachPriorität
bzw.Wichtigkeitdar.Gleichwohlsindsienichtisoliert,sondernimZusammenhangundinihren
Wechselwirkungenzubetrachten.Erstdannwirdesgelingen,mehrUnternehmenfürdieBerufs-
ausbildungJugendlichermitMigrationshintergrundzugewinnen.
(1) Potenziale ausschöpfen
DieUnternehmen,dieJugendlichemitMigrationshintergrundausbilden(Typ1),konntennurzu
80%ihreAusbildungsplätzebesetzen,diedesTyps2sogarnurzuknapp76%.FastdieHälftebei-
derTypenerwartetzukünftigProblemebeiderBesetzungihrerAusbildungsstellen.Gleichzeitig
belegenStudienzumAusbildungsstellenmarktdiedeutlichschlechterenChancenvonJugendli-
chenmitMigrationshintergrund,vorallemvontürkischenundarabischenJugendlichen,beiglei-
chenVoraussetzungenineineAusbildungeinzumünden(siehehierzu1.3und2.2).Dahinterver-
birgtsicheinhohesPotenzialanAusbildungsbewerberinnenund-bewerbern,dasnichtgenutzt
wird.DieseskönntedurcherweiterteRekrutierungsstrategien,vernetzteUnterstützungsangebote
unddieStärkungderInklusionskulturindenUnternehmenausgeschöpftwerden.
(2) Rekrutierungsstrategien erweitern
AmhäufigstenwurdealsGrunddafür,dassdieUnternehmenkeineJugendlichenmitMigrations-
hintergrundausbilden,mitknapp75%fehlendeBewerbungengenannt.HierkönntendieBetriebe
ihreRekrutierungsstrategienverändern,indemsiegezieltJugendlichemitMigrationshintergrund
indenBlicknehmenundumdiesewerben(sieheauch3.3),insbesondereumdiejenigen,dietrotz
gleicherSchulabschlüsseundsonstigerVoraussetzungenbisherindenBewerbungsverfahrenge-
scheitertsind.DabeisollteauchdasaktivereBewerbungsverhaltenderJugendlichenmitMigra-
tionshintergrundgegenüberjenenohneZuwanderungsgeschichtegenutztwerden.FüreineÄn-
derungderRekrutierungsstrategiensprichtauchdasBefragungsergebnis,dassdiegegenwärtig
nichtausbildungsaktivenBetriebemit48,4%amhäufigstenangegebenhaben,dassihnenquali-
fizierteBewerberinnenbzw.Bewerberfehlten(siehe3.1).
Darüber hinaus könnten spezifische Stärken von Jugendlichen mit Migrationshintergrund wie
Zweisprachigkeit und Erfahrungen mit unterschiedlichen Kulturen sowie deren Bedeutung für
Kunden- und Geschäftsbeziehungen als Auswahlkriterien herangezogen und bewusst gemacht
werden.Denndiesewerdenimmerhinvonca.50%derjenigenUnternehmengenannt,diebeson-
dereGründefürdieAusbildungvonJugendlichenmitMigrationshintergrundangegebenhaben.
Synergieeffekte nutzen
52
Bildungspolitische Empfehlungen
Genutztwerdensollteauch,dass70%der71Unternehmen,diedieseFragebeantwortethaben,
guteErfahrungenmitAuszubildendenmitMigrationshintergrundgenannthaben.Generellwäre
esnotwendig,dassdieBetriebeihreAuswahlkriterienund-praktikendaraufhinüberprüfen,ob
sieverallgemeinerndeZuschreibungenenthalten,diedenBlickaufdiespezifischenKompetenzen
dereinzelnenBewerberinnenundBewerberverstellenkönnen.
VorallemzurUnterstützungvonKlein-undMittelbetriebenundder Jugendlichenaufregiona-
lerEbenekönntenInstrumentezurOptimierungderSuch-undAuswahlprozesseentwickeltund
vorgehaltenwerden.Dieskönntenz.B.InternetplattformenmitStellenbörsensein,einschließlich
„Unternehmensprofilen“,VideoclipsüberAusbildungsberufeundChecklistenfürdieBewerber-
auswahletc.HingewiesenwerdenkönntezudemaufdasInteresseanVielfalt,diegezielteSuche
nachinterkulturellenErfahrungenundKompetenzen.DieJugendlichenkönntenaufdiesenPlatt-
formenihre(anonymisierten)Bewerbungsunterlagen,ihrePortfoliosundbesonderenProfileein-
stellen.DieInternetplattformenkönntenMusterfürdieGestaltungvonBewerbungenbereitstel-
lenusw.ObwohlsichinderVergangenheitgezeigthat,dassanonymisierteBewerbungsverfahren
zuwenigerDiskriminierungführen(SVR-Forschungsbereich2014),kanneszukünftiggünstiger
sein,wenndieJugendlichenihreaufihremMigrationshintergrundbasierendenKompetenzenof-
fensivdarstellenundselbstbewusstvertreten.IndieserneuenOrganisationregionalerNetzwerke
könnteaußerdemdieTransparenzderUnterstützungsangeboteerhöht,dieBürokratiewesentlich
vereinfachtunddieWirkungdereingesetztenRessourcenerheblichverbessertwerden.Solche
PlattformenodervergleichbareAnsätzekönntenauchdazubeitragen,denBlickaufdieeinzelnen
BewerberinnenundBewerberundderenKompetenzenzurichtenunddamitdemInklusionsge-
dankenRechnungzutragen.
VordemHintergrunddesdemographischenWandelsunddesprognostiziertenFachkräftebedarfs
gibt es inzwischenzahlreicheAusbildungskampagnen. IndiesenwärendieRekrutierungsstra-
tegienumdiegezielteWerbungumJugendlichemitMigrationshintergrundzuerweitern.Dabei
könntenauchdieUnternehmeneinbezogenwerden,diebereitsJugendlichemitMigrationshinter-
grundausbilden,sodasssieinihrenAusbildungsaktivitätenbestärktwerden.Grundsätzlichsoll-
tenalleUnternehmenangesichtsdesprognostiziertenFachkräftebedarfsundsteigendenAnteils
vonjungenMenschenmitMigrationshintergrundanderGesamtbevölkerungeinInteresseander
AusbildungderZielgruppehaben.
(3) Unterstützungsangebote profilieren und vernetzen
DieweitüberwiegendeZahlderUnternehmenbeidenTypsgaban,dassdieBeantragungvonUn-
terstützungsleistungenfürdieAusbildungvonJugendlichenmitMigrationshintergrundtranspa-
renter(ca.70%)undwenigerbürokratisch(ca.62%)seinsollte.Immerhinebenfallsetwaca.60%
wünschtensichmehrindividuelleUnterstützung.AuchwenndieUnternehmennichtexplizitnach
derKenntnisundNutzungvonUnterstützungsangebotengefragtwurden,könntendoch inder
mangelndenTransparenz,derbeklagtenBürokratieundderzugeringenindividuellenUnterstüt-
53
Bildungspolitische Empfehlungen
zungHemmnissefürmehrAusbildungsplätzefürJugendlichemitMigrationshintergrundliegen.
UmdieseHürdenzuüberwinden,wäreesnotwendig,diezahlreichvorhandenenAnsätze,Initiati-
ven,strukturbildendenBundes-undLänderprogramme,UnterstützungsangeboteundNetzwerke
indenregionalenBildungsräumenbesseraufeinanderabzustimmen.Dasbedeutet,Förderange-
bote,ProgrammezurGestaltungderindividuellenWegeindenBeruf,derBerufswegbegleitung,
derBildungsketten,derausbildungsbegleitendenHilfenetc.unterregionalenBedingungenbesser
zuvernetzenunddurchAnsätze,dieineinschlägigenProjekten,realisiertmitMittelndesEuropä-
ischenSozialfondsoderimRahmendeseuropäischenXenos-Programms,entwickeltwurden,zu
erweitern.FürdieUnternehmenkönnteeinezentraleAnlaufstelleeingerichtetwerden,beidersie
ihrenInformations-,Beratungs-undUnterstützungsbedarfvorbringenkönnten,derdannzudem
jeweilszuständigenNetzwerkpartnerweitergeleitetwürde.ExemplarischsinddazudieBundes-
programme„LernenvorOrt“11und„PerspektiveBerufsabschluss“12zunennen.AufLänderebene
istbeispielgebendaufdiehessenweitexistierendeStrategieOloV„OptimierungderlokalenVer-
mittlungsarbeitimÜbergangSchule–Beruf“hinzuweisen.Siewurde2005alsProjektdesHessi-
schenPaktsfürAusbildunggestartet.13
(4) Ausbildungsgestaltung individualisieren
Immerhinca.45%beiderBetriebstypensehenindersachlichenGliederungderBerufsausbildung
inAusbildungsbausteineeineMöglichkeitzur„OptimierungderBerufsausbildungjungerMen-
schenmitMigrationshintergrund“.37,4%derUnternehmen,dieJugendlichemitMigrationshin-
tergrundausbilden,und42,6%desTyps2ohnedieseErfahrungenerachteneinezeitlichindividu-
ellandiekonkreteSituationderAuszubildendenangepassteGliederungderBerufsausbildungals
sinnvolleMaßnahme.EsscheintdemnacheinenennenswerteAnzahlvonUnternehmenzugeben,
diediesesInstrumentnutzenmöchteundsichdavonVerbesserungenimHinblickaufdieFlexibili-
sierungundIndividualisierungderAusbildungsowiediebessereNutzungdervorhandenenAus-
bildungspotenzialeverspricht.DamitsiejedochüberEinzelfällehinauswirksamwerdenkönnen,
sindbildungspolitischeEntscheidungenzurProfilierungundrechtlichenVerankerungderAusbil-
dungsbausteineerforderlich.DarüberhinauskönnteauchdieEtablierungvonanerkanntenVer-
fahrenderKompetenzfeststellungundzurZertifizierungderKompetenzenundderenNachweis
etwainPortfoliosdieIndividualisierungundFlexibilisierungderAusbildungunterstützen.Alle
InstrumentebedürfenderVerankerungindenregionalenStrukturen.
11NähereInformationenfindensichunterwww.lernen-vor-ort.info.
12NähereInformationenfindensichunterwww.perspektive-berufsabschluss.de.
13MitgliederdesPaktssindu.a.dieHessischeLandesregierung,dieArbeitsgemeinschaftenderHessischenKammern,derUnter-nehmensverbände,derVerbandfreierBerufeinHessen,dieRegionaldirektionHessenderBundesagenturfürArbeitsowiederHessischeStädte-undGemeindetagundderStädtetag.Seit2013hateineigenerUnterausschussdesHessischenBerufsbildungs-ausschussesdieSteuerungübernommen(OloV,diehessenweiteStrategie).WeitereInformationensindzuentnehmen:www.olov-hessen.de.
54
Bildungspolitische Empfehlungen
(5) Inklusionskultur in den Unternehmen stärken
BedeutsamfürdieAusbildungvonJugendlichenmitMigrationshintergrundistvorallemauchdie
Unternehmensphilosophie.Vonden71Unternehmen,diebesondereGründefürihreAusbildungs-
aktivitätenmitderZielgruppegenannthaben,gebenknapp54%an,dassdiesTeildesUnterneh-
mensleitbildesist.46%äußern,dassinihremUnternehmenbereitsvieleMitarbeiterinnenund
MitarbeitermitMigrationshintergrundarbeiten.Beiimmerhin27%dieserUnternehmenhaben
dieMitgliederderGeschäftsführungoderleitendeAngestellteselbsteinenMigrationshintergrund
odersiehabenMenschenmitMigrationshintergrundinderFamilie.Auchdass71,3%denJugend-
licheneineChancegebenwollen,dieesaufdemAusbildungsmarktschwererhaben,und65%
soziales Engagement als Auswahlkriterium nennen, verweist darauf, dass in diesen Unterneh-
menAnsätzefüreineInklusionskulturvorhandensind.DieseerstenAnsätzegilteszuerweitern
undindenUnternehmenInklusionskulturalsQuerschnittsaufgabezubegreifenundstrukturell
zuverankern.DabeisindalleJugendlicheninihrerIndividualitätundVielfaltzuberücksichtigen
undnichtnurjenemitMigrationshintergrund.KonkreteMaßnahmen,diedieAusbildungsaktivi-
tätenunterstützenkönnen,sindaußerdemdieEtablierungvonDiversity-Beauftragten,Personal-
undAusbildungsverantwortlichenmitMigrationshintergrund, interkulturell zusammengesetzte
Teams, Schulungen zur interkulturellen Kompetenz etc. Als „Good-Practice-Beispiele“ werden
dieseMaßnahmen,häufigzwarisoliert,aberdennochbereitsineinigenUnternehmenpraktiziert
(vgl.BDA2014).
55
Anhang
Anhang: Forschungsdesign der repräsentativen Betriebsbefragung
Im Folgenden werden die mit der Unternehmensbefragung verfolgten untersuchungsleitenden
Fragestellungen ebenso präzisiert wie die sozialpsychologischen und rechtfertigungstheoreti-
schenGrundlagen,aufdenendieFragebogenkonstruktionfürdieTelefoninterviewsberuhte.Fer-
nerwerdendieStichprobenbestimmungundDurchführungderBefragungskizziert.
I. Untersuchungsleitende Fragestellungen sowie sozial-psychologische und rechtfertigungstheoretische Zugänge mit Erläuterungen zur Gestaltung des Fragebogens
Da mit der Telefonbefragung empirische Einblicke zur betrieblichen Berufsausbildung junger
MenschenmitMigrationshintergrundgewonnenwerdensollten,wurdennurBetriebemitAus-
bildungsberechtigunggemäߧ§27,28BBiGtelefonischinterviewt.UnterderAnnahme,dassso-
wohldieAusbildungserfahrungengenerellalsauchjenefürdieZielgruppespeziellvonBedeu-
tungfürdasAusbildungsengagementfürjungeMenschenmitMigrationshintergrundsind,wurde
währendderBefragungdurchentsprechendeFilterfragenzwischenverschiedenenBetriebstypen
differenziert.DieBetriebewurdenunterschiedeninjene,die…
• aktuelloderindenletztenfünfJahrenJugendlichemitMigrationshintergrundalsAuszubil-
dendehattenbzw.haben(Betriebstyp1),
• zwarmomentanausbildenoderindenletztenfünfJahrenausgebildethaben,aberkeineJu-
gendlichenmitMigrationshintergrund(Betriebstyp2),
• trotzAusbildungsberechtigungentwederindenletztenfünfJahrenodernochnieausgebildet
haben(Betriebstyp3).
DieseDifferenzierungermöglichte,dass–nebenderhierzentralenFragenachdemAusbildungs-
engagementfürjungeMenschenmitMigrationshintergrund–auchdieGründeerhobenwerden
konnten,diedieBetriebedafüranführen,dasssieaktuellnichtausbildenoderinderVergangen-
heit nochnie ausgebildethaben. ImMittelpunktunseresUntersuchungsinteresses standen je-
doch,differenziertnachdenbeidenBetriebstypen1und2,die folgendendeskriptiv-statistisch
auszuwertendenFragen,diewirauchzumVergleichmitdenErgebnissendesQualifizierungs-
monitorsdesInstitutsderdeutschenWirtschaft(2010;Erdmann/Seyda2012)aufgestellthaben:
56
Anhang
• WievieleUnternehmenbildenjungeMenschenmitMigrationshintergrundaus, inwelchen
Branchenbzw.Wirtschaftszweigen14sowieZuständigkeitsbereichen(z.B.Handwerkskammer
(HWK)oderIndustrie-undHandelskammer(IHK))geschiehtdies?AuchdieBetriebsgrößen-
klassen,Regionen(Ost/West)undWirtschaftsbereichewarendabeivonInteresse.
• DifferierendieUnternehmeninihremEngagementfürdiebetrieblicheBerufsausbildungvon
JugendlichenmitMigrationshintergrundnachBetriebsgrößenklassen,Wirtschafts- oderZu-
ständigkeitsbereichen(z.B.HWKoderIHK)?
DarüberhinaussolltenmitderBefragungmöglichestrukturelleundpersonelleBedingungenher-
ausgearbeitetwerden,unterdenenBetriebevermehrtjungeMenschenmitMigrationshintergrund
ausbilden.UmdieEinflussfaktorenaufdiemöglicheAusbildungsabsichtderUnternehmenund
infolgedavonihreAusbildungsaktivitätenfürjungeMenschenmitMigrationshintergrundsyste-
matisierenzukönnen,wurdeaufdassozialpsychologische„ModelldesgeplantenVerhaltens“von
IcekAjzen(zit.inHaddock/Maio2007,S.218ff.)zurückgegriffen.DiesesModell,dasdie„Bezie-
hungzwischenEinstellungundVerhalten“(ebd.S.218)klärensoll,setztsichausdeninAbbil-
dung1zusammengestelltenKomponentenzusammen:
(a) ZurEinstellunggegenüberdemVerhalten:FürdieEntwicklungeinerVerhaltensabsicht,
hierderIntention,jungeMenschenmitMigrationshintergrundauszubilden,istzumeinendie
EinstellungdiesemVerhaltengegenüber entscheidend.ZurPräzisierungvonEinstellungen
wirddasebenfallsausderSozialpsychologiestammendeMultikomponentenmodellherange-
zogen,dasinderfolgendenAbbildungillustriertist.
14ZurKategorisierungderBranchenbzw.WirtschaftszweigewurdeaufdasBIBB-Qualifizierungspanelzurückgegriffen:produzieren-desGewerbe(Land-/Forstwirtschaft,Bergbau,Energie-/Wasserversorgung,Abfallwirtschaft),verarbeitendesGewerbe(verarbei-tendesGewerbe,Baugewerbe),HandelundReparatur(Kfz-Handel,Groß-/Einzelhandel,Reparaturgewerbe),unternehmensnaheDienstleistungen(Finanz-/Versicherungsdienstleistungen,wirtschaftliche,wissenschaftlicheundfreiberuflicheDienstleistungen),sonstige Dienstleistungen (Verkehrs-/Lagergewerbe, Informations-/Kommunikationsgewerbe, Beherbergungs-/Gastronomiege-werbe),öffentlicheVerwaltung,Erziehung,Unterricht(Gesundheits-/Sozialwesen,OrganisationenohneErwerbscharakter).
Abbildung 1: „Die Theorie des geplanten Verhaltens“
Einstellung gegen-über Verhalten
Subjektive Norm Verhaltensabsicht Verhalten
WahrgenommeneVerhaltenskontrolle
Quelle: Entnommen aus Haddock/Maio 2007, S. 219.
57
Anhang
DieaffektiveEinstellungskomponentebezeichnetdieEmotionen,dieeinePersoneinemEinstel-
lungsgegenstandgegenüberhegt,währenddiekognitiveKomponentedieGedankenundÜberzeu-
gungenmarkiert,diesiedamitverbindet.DenGefühlen,diedieBetriebezurAusbildungjunger
MenschenmitMigrationshintergrundhaben,habenwirunsindreiFragengenähert,vondenen
zweieigeneZuwanderungserfahrungenbetreffen:Wirfragtendanach,obdieGeschäftsführung,
leitendeAngestellteoderInhaberdesUnternehmensoderdiebefragtePersonselbstMigrationser-
fahrungenhabenunterderAnnahme,dassdadurchdieaffektiveEinstellungskomponentepositiv
beeinflusstseinkönnte.Somitgehenwirdavonaus,dassdieBetriebe,indenenfürdieBerufsaus-
bildungeinflussreichePersonenwieinderGeschäftsführungoderGesellschafterinnenbzw.Ge-
sellschafterübereigeneMigrationserfahrungenverfügen,eherdieZielgruppeausbildenalsUn-
ternehmenohnedieseErfahrungen.UnteranderembasierenaufdieserAnnahmeauchKonzepte
wieKAUSA,„KoordinierungsstelleAusbildungundMigration“,mittelsdererimRahmendesBun-
desprogramms„Jobstarter“desBundesministeriumsfürBildungundForschung(BMBF)gezielt
„SelbstständigemitMigrationserfahrungen“fürdieBerufsausbildunggewonnenwerdensollen.15
DesWeiterenvermutetenwireineemotionalpositivereGrundhaltung,wennindenUnternehmen
auchJugendlichemitBehinderungenausgebildetwerden,waswirimSinnedesInklusionsgedan-
kensinsgesamtalsgrößereOffenheitgegenüberMenschenmitjedwedenBenachteiligungenin-
terpretierthaben(Enggruber/Rützel2014).
DiefolgendenFragenbezogensichaufdiekognitiveEinstellungskomponente:
• SofernsichindembefragtenUnternehmendieAnzahlAuszubildendermitMigrationshinter-
grundindenletztenJahrengesenktodererhöhthat,wurdeoffennachdenbetreffendenGrün-
dengefragtunterderAnnahme,dasssichdarausmöglichepositiveodernegativeErfahrungen
odersonstigekognitiveEinstellungskomponentenerschließenlassen.
15NähereInformationensindverfügbarunter:www.jobstarter.de/de/kausa-21.php.
Abbildung 2: „Das Multikomponentenmodell der Einstellung“
kognitiv
affektiv Einstellung
Verhalten
Quelle: Entnommen aus Haddock/Maio 2007, S. 190.
58
Anhang
• AußerdemwurdenachderZusammensetzungderAuszubildendenimBetriebnachGeschlecht
undSchulabschlussgefragt,umzuprüfen,obsichhierUnterschiedezwischendenUnterneh-
menmitundohneAuszubildendemitMigrationshintergrundnachweisenlassen.
• ZudemwurdendieKriterienzurAuswahlderAuszubildendenebensoerfragtwiemöglicheak-
tuelleundzukünftigeProbleme,dieimUnternehmenvorhandenenAusbildungsplätzezube-
setzen.DiesenFragenlagdieHypothesezugrunde,dassdieÜberlegungenderBetriebezur
Berufsausbildung jungerMenschenmitMigrationshintergrundauchvondenSelektionskri-
terienbeeinflusstseinkönnten,diedieBetriebebeiderAuswahl ihrerAuszubildendenzu-
grundelegen.EbensokönntedieaktuelleundantizipierteSituation,allevorhandenenbetrieb-
lichenAusbildungsplätzebesetzenzukönnen,dafürbedeutsamsein.ZurÜberprüfungdieser
weitgefasstenHypothesewurdendieBetriebe,dieaktuelloderindenletztenfünfJahrenJu-
gendlichemitMigrationshintergrundausgebildethaben(Typ1)mitjenenverglichen,dienicht
überdieseErfahrungenverfügen(Typ2).
• Schließlichhabenwirdanachgefragt,obdieBetriebe„besondereGründe“haben,Jugendliche
mitMigrationshintergrundauszubilden,umdarausRückschlüsseaufdiekognitiveEinstel-
lungskomponenteziehenzukönnen.
DieVerhaltenskomponenteimMultikomponentenmodellderEinstellungbeziehtsichaufzeitlich
zurückliegendeVerhaltensweisendemEinstellungsgegenstandgegenüber(Haddock/Maio2007,
S.193).DeshalbinteressiertenunsdiefolgendenErfahrungenderbefragtenBetriebe:
• Wirerkundigtenunsoffennachden„schwächstenAuszubildenden“unddanach,obdarunter
JugendlichemitMigrationshintergrundwaren,unterderAnnahme,dasssichBetriebemitund
ohnedieseAuszubildendeninihrenÄußerungenzuden„schwächstenAuszubildenden“un-
terscheiden.
• FernerwurdenachgutenErfahrungenmitderAusbildungvonjungenMenschenmitMigrati-
onshintergrundalsGrundfürderenAusbildungsowiedanachgefragt,obimUnternehmenbe-
reitsvieleMenschenmitMigrationshintergrundarbeiten.
(b)ZursubjektivenNorm:NebenderEinstellungbeeinflusstauchdiesubjektiveNormdieVer-
haltensabsicht (Haddock/Maio2007,S.219).Unter „subjektiverNorm“werdendieÜberzeu-
gungeneinerPersondazugefasst,„wiebedeutsamdasrelevanteVerhaltennachAuffassung
wichtigerandererPersonen“(ebd.)erachtetwird.ZurweiterenPräzisierungder„subjektiven
Norm“wurdeergänzendaufdierechtfertigungstheoretischenBegründungenvonChristianIm-
dorf(2011)zurückgegriffen.16BezugnehmendaufdieRechtfertigungstheorievonLucBoltanski
undLaurantThévenotdifferenzierterdreiverschiedene„Welten“,aufdiesichdieUnterneh-
menbeziehenkönnen,umdieAuswahlihrerAuszubildendenzulegitimieren:
16AuchBettinaKohlrausch(2012)beziehtsichinihrenUntersuchungenzumAuswahlverhaltenderBetriebeimHinblickaufihreAuszubildendenaufdentheoretischenAnsatzvonChristianImdorf.
59
Anhang
• Die„häuslicheWelt“desBetriebesumfasstdiedortgeltendenLeitbilderundGrundüberzeu-
gungenebensowiedasBetriebsklimasowiediespezifischenzwischenmenschlichenBeziehun-
genundErwartungenzwischendenKollegensowiezwischenLeitungskräftenundMitarbeitern
(Imdorf2011,S.267f.).DeshalbhabenwirnachUnternehmensleitbildernebensogefragtwie
nachsozialemEngagementoderinternenQuotenvorgaben,nachgutenErfahrungenmitAuszu-
bildendenmitMigrationshintergrundsowienachKontaktenimSinnevon„VitaminB“zuMen-
schenmitMigrationshintergrund.GleichermaßeninteressiertenunsdieGründe,diegegendie
BerufsausbildungJugendlichermitMigrationshintergrundsprechen.Wirfragtendanach,obdie
kulturellenUnterschiedezugroßseinunddasBetriebsklimabelastenkönnten.Auchkönnte
dasUnternehmenausSichtderBefragteninnurunzureichenderWeiseaufdenUmgangmit
unterschiedlichenKulturenvorbereitetsein.
• Inder„industriellenWelt“sindnachChristianImdorf(2011,S.266f.)dieSozial-,Methoden-
undFachkompetenzenrelevant,diedieArbeitsabläufeindenUnternehmenbetreffen.Hierzu
zählenzumBeispielArbeitstugendenwiePünktlichkeitundZuverlässigkeitsowieschulische
undsprachlicheFähigkeiten.ImRahmenderGründe,diegegendieBerufsausbildungjunger
Menschensprechen,habenwirdeshalbgezieltnachBefürchtungenhinsichtlichSprachbarri-
erenundschlechtererLeistungengefragt.
• DieWeltder„Kundenbindungen“istbeiChristianImdorf(2011,S.269f.)eindritterBezugs-
punkt,umdieAuswahlderAuszubildendenzurechtfertigen.Deshalberkundigtenwirunsda-
nach,obfürdiebefragtenUnternehmendiemehrsprachigenKompetenzenvonJugendlichen
mitMigrationshintergrundundderenKenntnisunterschiedlicherKulturenGründedafürsind,
sieauszubilden,weilentsprechendeGeschäftsbeziehungenundKundengruppenvorhanden
sind.
(c) Zur wahrgenommenen Verhaltenskontrolle: Die „wahrgenommene Verhaltenskontrolle“
wird durch Kontrollüberzeugungen bestimmt, das heißt von der „Wahrnehmung von Men-
schen,obsieüberdieerforderlichenRessourcenundMöglichkeitenverfügen,dasVerhalten
auszuführen“(Haddock/Maio2007,S.219).DieserFaktoristinzweierleiHinsichtbedeutsam:
NichtnurdieVerhaltensabsicht,sondernauchdastatsächlichausgeführteVerhaltenwerden
durchdiewahrgenommeneVerhaltenskontrollemitbedingt.DennMenschenirrensichmög-
licherweiseinihrerfürihreVerhaltensabsichtmaßgeblichenMeinung,dasssieüberdienot-
wendigenRessourcenzurAusführungdesVerhaltensverfügen,wennsiefeststellenmüssen,
dasssiezudemjeweiligenVerhaltendochnichtinderLagesind.ImRahmenderTelefonbefra-
gungwurdendieUnternehmenzumeinennachderDauerihrerAusbildungserfahrungenge-
fragtunterderAnnahme,dassmitlängererAusbildungserfahrungauchdieÜberzeugungder
Unternehmenzunimmt,generell JugendlichemitunterschiedlichenVoraussetzungenerfolg-
reichausbildenzukönnen.ZumanderenwurdenachmöglichenVoraussetzungengefragt,die
dieBerufsausbildungJugendlichermitMigrationshintergrundoptimierenkönnten.Dabeiwurde
davonausgegangen,dassBetriebemitentsprechendenAusbildungserfahrungenandereBedin-
gungenalsbedeutsamerachtenalsjeneohnedieseErfahrungen.
60
Anhang
Zusammenfassendistfestzuhalten:MithilfederhiereinführendskizziertendeskriptivenBerech-
nungensolltenempirischeEinblickeindieIst-SituationderbetrieblichenBerufsausbildungjunger
MenschenmitMigrationshintergrundgewonnenwerden.DarüberhinauswurdenaufderBasis
dessozialpsychologischen„ModellsdesgeplantenVerhaltens“undderrechtfertigungstheoretisch
begründetenForschungsergebnissevonChristian Imdorf (2011)weitergehendeAnalysenange-
stellt,mittelsdererdieEinflussfaktorenidentifiziertwerdensollten,diedieBereitschaftderBe-
triebe,jungeMenschenmitMigrationshintergrundauszubilden,fördernkönnen.Ausgehendvon
allenBefragungsergebnissenwurdenabschließendbildungspolitischeEmpfehlungenformuliert,
ummehrUnternehmenfürdieBerufsausbildungjungerMenschenmitMigrationshintergrundzu
gewinnen.DadieZusammensetzungderStichprobederbefragtenUnternehmenunddieDurch-
führungderBefragunggrundlegenddafürsind,dieAussagequalitätdererzieltenForschungser-
gebnissezubewerten,wirdimFolgendendaraufausführlichereingegangen.
II. Bestimmung der repräsentativen Stichprobe und Durchführung der Befragung
DadiebetrieblicheBerufsausbildungJugendlichermitMigrationshintergrundimUntersuchungs-
fokusstand,wurdennurBetriebetelefonischinterviewt,dieübereineAusbildungsberechtigung
gemäߧ§27,28BBiGverfügen.DierepräsentativeZusammensetzungderStichprobederinsge-
samt1.011BefragtenbezogenaufalleausbildungsberechtigtenUnternehmen17inDeutschlandbe-
ruhtaufdenbeidenKriterienBetriebsgröße(1–9Mitarbeiter,10–49Mitarbeiter,50–499Mitarbei-
terund500+Mitarbeiter)undRegion(OstundWest).AusgehendvonderBeschäftigungsstatistik
derBundesagenturfürArbeit18wurdedazuzunächstdieAnzahlallerUnternehmenverteiltauf
dieverschiedenenBetriebsgrößenklassenermittelt.ObwohlaktuellereStatistikendazuvorhan-
densind,wurdenuraufDatenzumStichtag30.06.11zurückgegriffen,umsiemitdenprozentua-
lenAngabenzurVerteilungderausbildungsberechtigtenBetriebeaufdieverschiedenenBetriebs-
größenklassenabgleichenzukönnen.DenndazulagenzumZeitpunktderStichprobenziehung
nurDatenfür2011inderInternetversiondesDatenreportsdesBundesinstitutsfürBerufsbildung
(BIBB)19vor.DanachnimmtderAnteilderBetriebemitAusbildungsberechtigunginnerhalbder
vierBetriebsgrößenklassenmitsteigenderMitarbeiterzahlzu(1–9Mitarbeiter:49%,10–49:71%,
50–499:83%,500+:93%).ZudemistdieQuoteausbildungsberechtigterBetriebeindenneuen
Bundesländernmit49%geringeralsindenaltenBundesländernmit58%.20
17HierwerdendieBezeichnungen„Betriebe“und„Unternehmen“synonymverstanden.
18http://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Statistik-nach-Themen/Beschaeftigung/Beschaeftigung-Nav.html.
19http://datenreport.bibb.de/html/5783.htm.
20AufgrundfehlenderDatenzurZusammensetzungallerausbildungsberechtigtenUnternehmeninDeutschlandbezogenaufdenje-weiligenZuständigkeitsbereich(z.B.zuIndustrie-undHandels-(IHK)oderHandwerkskammer(HWK))unddenWirtschaftssek-tor,indemsieanzusiedelnsind,konntendieseKriterienbeiderBildungderrepräsentativenStichprobenichtberücksichtigtwer-den.
61
Anhang
FürdieZiehungderStichprobewurdenauseinerentsprechendenAdressdatei10.000Betriebe
telefonischkontaktiert.DabeikonntenelfUnternehmenmitmehrals500Mitarbeiternerreicht
undfürdieBefragunggewonnenwerden.AufgrundderaufdenQualifizierungsmonitordesIns-
titutsderDeutschenWirtschaft(IW2010,S.19)gestütztenAnnahme,dassJugendlichemitMig-
rationshintergrundvoralleminGroßbetriebenausgebildetwerden,wurdenzusätzlichgezieltdie
30Dax-UnternehmenumihreTeilnahmeanderBefragunggebeten.17vonihnenhabensichbe-
teiligt,sodassinsgesamt28Unternehmenmitmehrals500Mitarbeiternbefragtwerdenkonnten.
ZurGewährleistungderRepräsentativitätderStichprobewarenjedochnurvierGroßbetriebezu-
lässig.UmdennochdiedeutlichgrößereAussagekraftderErgebnisseausderBefragungvon28
gegenübervonnurvierGroßbetriebeneinbeziehenzukönnenunddabeimöglicheEinseitigkeiten
aufgrundgeringerFallzahlenzuvermeiden,wurdendie28GroßunternehmenaufvierBetriebe
rechnerischheruntergewichtet,indenenjedochdieAussagenvonallen28Befragtenausderun-
gewichtetenStichprobeanteiligenthaltensind.
Tabelle 1: Repräsentativität der Stichprobe für alle Unternehmen mit Ausbildungsberechtigung in Deutschland bezogen auf Region und Betriebsgrößenklassen
Region Grundgesamtheit Stichprobe
in % ungewichtet in % gewichtet in %
West 79,4 79,2 (N = 801) 79,4 (N = 802)
Ost 20,6 20,8 (N = 210) 20,6 (N = 208)
Gesamt 100 100,0 (N = 1.011) 100,0 (N = 1.010)
Mitarbeiterzahl Grundgesamtheit Stichprobe
in % ungewichtet in % gewichtet in %
1–9 72 63,4 (N = 638) 72,0 (N = 725)
10–49 21,1 23,4 (N = 236) 21,1 (N = 2.012)
50–499 6,5 10,4 (N = 105) 6,5 (N = 65)
500 + 0,4 2,8 (N = 28)* 0,4 (N = 4)*
Gesamt 100 100,0 (N = 1.007)** 100,0 (N = 2.006)**
* Wie im Text begründet, wurden die Großunternehmen gezielt überproportional in die Befragung aufgenommen, um bei der Auswahl mögliche Einseitigkeiten zu vermindern. In der gewichteten Stichprobe wurden diese Unternehmen herunter-gewichtet. In den hier ausgewiesenen 4 Fällen der gewichteten Stichprobe sind alle 28 Fälle der ungewichteten Stichprobe anteilig enthalten.
** Die Differenz zur Gesamtzahl der Fälle der Variable „Region“ ist darauf zurückzuführen, das 4 Unternehmen keine Angaben zur Mitarbeiterzahl machten.
Quelle: Bertelsmann Stiftung
62
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Abbildungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung1: AusbildungsaktivitätenderbefragtenUnternehmen 22
Abbildung2: Unternehmenbildennichtbzw.nichtmehraus,weilkeinequalifizierten
Bewerbergefundenwerden 24
Abbildung3: DifferenzierungunterschiedlicherBetriebstypen 25
Abbildung4: AnteilderBetriebemitAuszubildendenmitMigrationshintergrund
unterdenausbildungsaktivenUnternehmen 26
Abbildung5: AusbildungvonJugendlichenmitMigrationshintergrundinGegenwart
undVergangenheit,bezogenaufalleausbildungsberechtigtenBetriebe 27
Abbildung6: AktuelleundzurückliegendeAusbildungserfahrungenmitJugendlichen
mitMigrationshintergrundderBetriebstypen1und2 28
Abbildung7: EntwicklungderAnzahlderAuszubildendenmitMigrationshintergrund
indeneinzelnenBetriebenindenletztenJahren 28
Abbildung8: GründefürfehlendeAuszubildendemitMigrationshintergrund 31
Abbildung9: VergleichderBetriebstypennachBetriebsgrößenklassen 33
Abbildung10: VergleichderBetriebstypennachRegionen 33
Abbildung11: VergleichderBetriebstypennachderAnzahlihrerAuszubildenden 36
Abbildung12: VergleichderBetriebstypennachdenSchulabschlüssenihrer
Auszubildenden 37
Abbildung13: VergleichderBetriebstypenbezogenaufdieBesetzungihrer
Ausbildungsplätze 39
Abbildung14: VergleichderBetriebstypenbezogenaufihreAngabenzuihren
„schwächstenAuszubildenden“ 41
Abbildung15: VergleichderBetriebstypenbezogenaufdieDauerihrer
Ausbildungserfahrungen 43
Abbildung16: VergleichderBetriebstypenbezogenaufdieBerufsausbildungjunger
MenschenmitBehinderungen 45
Abbildung17: UnternehmenmitAuszubildendenjungerMenschenmitBehinderungen
undmitMigrationshintergrund 45
Abbildung18: StellungnahmenzuVorschlägenzurOptimierungderBerufsausbildung
jungerMenschenmitMigrationshintergrundimBetriebstypenvergleich 48
Abbildung19: WeitereAnregungenderUnternehmenzurOptimierungder
BerufsausbildungJugendlichermitMigrationshintergrund 49
Anhang
Abbildung1: „DieTheoriedesgeplantenVerhaltens“ 56
Abbildung2: „DasMultikomponentenmodellderEinstellung“ 57
67
Tabellenverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tabelle1: GründefürfehlendeAusbildungsaktivitäten 23
Tabelle2: BesondereGründefürdieBerufsausbildungJugendlichermit
Migrationshintergrund 29
Tabelle3: VergleichderBetriebstypennachZuständigkeitsbereichen 35
Tabelle4: VergleichderBetriebstypennachBranchen 35
Tabelle5: VergleichderBetriebstypenbezogenaufdieGeschlechterverteilungunter
ihrenAuszubildenden 37
Tabelle6: VergleichderBetriebstypennachihrenAuswahlkriterienfürdieBesetzung
vonAusbildungsstellen 38
Tabelle7: VergleichderBetriebstypenbezogenaufdieGründefüroffene
Ausbildungsstellen 40
Tabelle8: VergleichderBetriebstypenbezogenaufdievonihnengenannten
SchwächenihrerAuszubildenden 42
Tabelle9: VergleichderBetriebstypenbezogenaufMigrationserfahrungeninder
Unternehmensleitung 44
Anhang
Tabelle1: RepräsentativitätderStichprobefüralleUnternehmenmit
AusbildungsberechtigunginDeutschlandbezogenaufRegion
undBetriebsgrößenklassen 61
68
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Azubi AuszubildendeoderAuszubildender
BA BundesagenturfürArbeit
BBiG Berufsbildungsgesetz
BDA BundesvereinigungderDeutschenArbeitgeberverbände
BIBB BundesinstitutfürBerufsbildung
BMAS BundesministeriumfürArbeitundSoziales
BMBF BundesministeriumfürBildungundForschung
BWP BerufsbildunginWissenschaftundPraxis,ZeitschriftdesBIBB
HWK Handwerkskammer
IAB InstitutfürArbeitsmarkt-undBerufsforschung,Nürnberg
IHK Industrie-undHandelskammer
IW InstitutderdeutschenWirtschaft
JmB JugendlichemitBehinderungen
JmM JugendlichemitMigrationshintergrund
N Gesamtzahl
OloV HessenweitexistierendeStrategiezur„Optimierungder lokalenVermittlungsarbeit
imÜbergangSchule–Beruf“
SGB Sozialgesetzbuch
SVR SachverständigenratdeutscherStiftungenfürIntegrationundMigration
UN UnitedNations(VereinteNationen)
UN-BRK UN-KonventionüberdieRechtevonMenschenmitBehinderungen
UNESCO OrganisationderVereintenNationenfürBildung,WissenschaftundKultur
69
Über die Autoren
Über die Autoren
Prof.Dr.RuthEnggruber(Jahrgang1958) istseit1994Profes-
sorin für Erziehungswissenschaft im Fachbereich Sozial- und
Kulturwissenschaften der Fachhochschule Düsseldorf. Ihre
Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Arbeitsfelder im
SchnittpunktvonBerufs-undSozialpädagogikwiedieBerufs-
bildungjungerMenschenmitBehinderungenoderBenachteili-
gungenundsonstigesozialeDienstleistungenfürdenArbeits-
markt.MiteinerentsprechendenExpertisewarsieauchander
Erstellung des 14. Kinder- und Jugendberichts der Deutschen
BundesregierungimJahr2013beteiligt.
ZudemwarundistsiealsGutachterin,BeiratsmitgliedoderBe-
raterininverschiedenenbildungspolitischenZusammenhängen
tätig,diefürdieBerufsbildungJugendlichermitBenachteiligun-
genundBehinderungenrelevantsind.
Prof.em.Dr. JosefRützel(Jahrgang1943)istseit1991Profes-
sor für Berufspädagogik im Fachbereich Humanwissenschaf-
ten der Universität Darmstadt. Aktuelle Schwerpunkte sei-
ner Forschung sind die Bildungsreform und die Architektur
desBildungssystemsvordemHintergrundberuflicher, gesell-
schaftlicherundsozialerWandlungsprozesse,Curriculum-und
Organisationsentwicklung und Netzwerkbildung, die Berufs-
ausbildung von Menschen mit Benachteiligungen und Behin-
derungen,dieProfessionalisierungdesBildungspersonalsund
dieInternationaleBerufsbildungmitdemSchwerpunktChina.
ErwarundistGutachter,BeraterundMitgliedindiversenReformkommissionensowieHerausge-
berderZeitschriftberufsbildungundderDarmstädterBeiträgezurBerufspädagogik.
70
Die Initiative „Chance Ausbildung – jeder wird gebraucht!“
Die Initiative „Chance Ausbildung – jeder wird gebraucht!“
MitderInitiative„ChanceAusbildung–jederwirdgebraucht!“setztsichdieBertelsmannStif-
tungfürReformenein,umjedemjungenMenschendieChanceaufeineberuflicheAusbildung
zueröffnen.
Ander InitiativebeteiligensichdieBundesagentur fürArbeitund12Ministerienausden fol-
genden acht Bundesländern: Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vor-
pommern,Nordrhein-Westfalen,SachsenundSchleswig-Holstein.IneinemDialogprozessundmit
wissenschaftlicherBegleitungarbeitendieBeteiligtengemeinsamanVorschlägenfüreinchan-
cengerechteresund leistungsfähigeresSystemderBerufsausbildung.Sie setzensich insbeson-
deredafürein,dass
• derZugangzurBerufsausbildungbesondersfürjungeMenschenmitStartschwierigkeitener-
leichtertwird;
• dieAusbildungflexiblergestaltetwird,sodassdieAusbildungauchverlängertoderunterbro-
chenunddiebisdahinabsolviertenAnteilezertifiziertwerdenkönnen;
• dasSystemderBerufsausbildunginsgesamtflexiblerwird,umderHeterogenitätderjungen
MenschengerechtzuwerdenundjedemdieChancezugeben,eineAusbildungaufzunehmen
undabzuschließen.
BisEnde2016hatsichdieInitiativedreiSchwerpunktthemengesetzt.ZunächstarbeitendieBe-
teiligtenanderVerbesserungderAusbildungsmöglichkeitenfürJugendlichemitBehinderungen
(Inklusion).AlszweitesThemastehtdieErleichterungdesÜbergangszwischenberuflicherBil-
dungundHochschulbildungaufdemProgramm(Durchlässigkeit).DrittensgehtesumdieAus-
bildungschancenvonJugendlichenmitMigrationshintergrundinDeutschlandundumdieBeset-
zungvonAusbildungsplätzendurchZuwanderung(Integration).
FlankierendarbeitetdasProjektteaminderBertelsmannStiftunganeinemAusbildungsbericht,
mitdemdieLeistungsfähigkeitundChancengerechtigkeitinderberuflichenBildunginDeutsch-
landbewertetwerdensoll.AußerdembeschäftigtessichmitderFrage,wiedasErfolgsmodell
dualeBerufsausbildungauchfürandereLändernutzbargemachtwerdenkann.
MehrInformationenunter:
www.chance-ausbildung.de
71
Summary
Survey of Companies on Integration Issues
Germany’sdualsystemrepresentsinmanyrespectsamodelofsuccess.Forone,itensuresthat
theGermaneconomybesuppliedwithtrainedskilledworkers.Foranother,itfosterssocialinclu-
sionamongyouthbyfacilitatingasuccessfulschool-to-worktransitionthroughtheprovisionof
practicaltraining.However,onlythoseyouthswithaccesstovocationaltrainingcantakeadvan-
tageofthesystem’sbenefits.Unfortunately,approximately13.5percentofallyouthinGermany
donotreceivevocationaltraining.Amongnon-nativebornyouthinGermany,thisfigureisashigh
33percent.
Companiescomplainofnotbeingabletofillvocationaltrainingpositionsduetoalackofsuitable
candidates.Yeteveryyear,manyyoungpeople–adisproportionatelyhighnumberofwhomhave
amigrationbackground–applywithoutsuccessforsuchpositions.Integratingyouthintosociety
successfullyrequiresgreaterequalityofopportunityinaccessingin-companytraining.Itisthere-
foreessentialthatfirmsdemonstrategreaterwillingnesstoprovidetraining.
Thesurveypresentedherefocusesoncompanies’currentexperiencesandprojectionswithre-
gardtovocationaltrainingforyouthwithamigrationbackground,andwiththekeyfactorsinflu-
encingparticipationinsuchtraining.
Atotalof1,011companiesauthorizedtoprovidevocationaltrainingweresurveyed,formingare-
presentativesamplebasedoncompanysizeandregional(east/west)criteria.Ofthesecompanies,
699areactive,thatis,theyeithercurrentlyprovidesuchtrainingorhavedonesowithinthelast
fiveyears.
Amongthosecompaniesthatactivelyprovidetraining,106(15.2%)arecurrentlytrainingyoung
peoplewithamigrationbackground.Ingeneral,thegreatertheexperienceacompanyhaswith
vocationaltraining,themorelikelyitistoprovidesuchtrainingtosuchyouth.Amongthosecom-
panieswithlessthanfiveyears’experiencewithsuchtraining,onlyabout21%ofthosecompanies
provideapprenticeshipstothistargetgroup.Thisfigurerisesto53.8%amongcompanieswithat
leasttenyears’experience.Bycontrast,thereisnostrongcorrelationbetweencompanieswhose
top-levelmanagershaveamigrationbackgroundandtheirwillingnesstotrainyoungpeoplewith
suchbackgrounds.
Summary
72
Summary
Reasons for providing training to youth with a migration background
In explaining why they do not include young people with a migration background in their
vocationaltrainingprograms,amajority(74.6%)ofcompaniesciteasthemainreasonthelackof
applicationsfortheirapprenticeships.Morethanone-third(38%)fearthatlanguagebarriersplay
aroleorassumethatculturaldifferences(14.7%)aretoogreatandfeartheywillhaveanegative
impact on the working climate within the company. Given the lack of concrete experience in
trainingyouthwithamigrationbackgroundinthesecompanies, thesetwostatementsexpress
reservationsbasedonperceptions.
Bycontrast,75percentofthosecompaniesthattrainyoungpeoplewithamigrationbackground
explicitlystatethattheyhavenospecificreasonforengagingthem.Thissuggeststhatthelarge
majorityofsuchcompaniesdonotdifferentiatebetweenyoungpeoplewithandthosewithouta
migrationbackground.Oftheremaining71companiescitingspecificreasons,71.3percentstate
that theywant toprovideopportunities todisadvantagedyouthwho facehurdles in acquiring
apprenticeships,andthattheyhavehadpositiveexperienceswithtrainingyoungpeoplewitha
migrationbackground(69.8%).
More support is wanted
Companiesactivelyprovidingtrainingwereaskedtorespondtoeducationalpolicyrecommendations
designedtoimprovetrainingforyoungpeoplewithamigrationbackground.
Themajorityofcompaniesprovidingsuchtrainingexpressedthedesireforgreatersupport(58.2%)
forbothtraineesandthecompany.Amongthosecompanieswhich,todate,havenoexperiencein
providingsuchtrainingtothistargetgroup,thisshareisevengreater(62.9%).
Mostcompanies(71.9%)thatprovidetrainingforthistargetgroupagreethatgreatertransparency
isneededintermsofwheretofindandaccesssupportservicesandthatbureaucracyshouldbe
reduced(62.5%).
73
Summary
Recommendations
Expanding opportunities for young people with a migration background to access vocational
trainingisnotonlyimperativetoensuringequalopportunity,italsolieswithintheinterestsof
companiesprovidingsuchtraining.
Thefindingsofanapplicants’pollconductedbytheGermanFederalLabourOfficeandtheFederal
Institute forVocational Training inBerlin suggestno significantdifference inbehavior among
youngpeoplewithorwithoutamigrationbackground.Itisthereforeimportantthatcompanies
reviewtheirrecruitingstrategiestoestablishifandhowtheymightbettertargetyoungpeople
withamigrationbackground.
This might involve, for example, incorporating potential advantages such as bilingualism or
experiencewithavarietyofculturesintotheirselectionprocessandrecognizingthesefeatures
as strengths. Experience has shown that companies with interculturally sensitive recruitment
procedures make an important contribution to the creation of discrimination-free access to
vocationaltraining–andtapthepotentialofskilledworkers.
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Foto
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Druck
Druckerei RIHN, Blomberg
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