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Berufsvereinigung der AtemtherapeutInnen/-pädagogInnen des Erfahrbaren Atems nach Prof. Ilse Middendorf® e.V. Berufsbild Stand: 01.03.2016

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Berufsvereinigung der AtemtherapeutInnen/-pädagogInnen

des Erfahrbaren Atems nach Prof. Ilse Middendorf® e.V.

Berufsbild

Stand: 01.03.2016

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Inhalt Seite

1. Grundlagen ..............................................................3 Geschichtliche Entwicklung .....................................4

3. „Angebote“ und „Ziele“ ...........................................64. Arbeitsweisen ...........................................................85. Das Atemgeschehen im Hinblick auf

psycho-physische Prozesse .....................................106. Arbeits- und Behandlungsmethoden .....................12

a) Atembehandlung als nonverbales Atemgespräch - Einzelbehandlung - ....................12 b) Atemarbeit in Gruppen .......................................13

7. DieErfahrungswissenschaft des Erfahrbaren Atems ...........................................15 a)Atmen-Sammeln-Empfinden ...........................15 b) Dehnungen .........................................................16 c) Druckpunkte ........................................................16 d) „Schweigendes Tönen“ von Vokalen ...................16 e) Bewegungen aus dem Atem ...............................16

8. Tätigkeitsfelder ........................................................18 a) Grundlagen .........................................................18 b) Anwendungsbeispiele .........................................19 c) Grenzen ...............................................................20 d)Arbeitsstätte .......................................................21

9. Atemarbeit mit dem Erfahrbaren Atem als Kassenleistung ...................................................22

10. Die Ausbildung zum/zur Atemth.-/pädagog. ..........2311. Weiterentwicklung des Erfahrbaren Atems ............2512. Berufsvereinigung (BEAM) ......................................27Anhang ..........................................................................30Impressum .....................................................................32

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1. Grundlagen„AtemhateinelebenstragendeFunktion.Atmendkönnenwir unseren Leib kennenlernen. Atem kann erfahren und erlebt werden. Er teilt sich über das Wort nur beschränkt mit.“ (Ilse Middendorf)Ilse Middendorf zeigte einen Weg auf, die Atemerfahrung lehrbar zu machen. Diese Methode baut nicht auf einem theoretischenKonzeptauf,sondernentstehtundwächstnur durch eigenes Erleben. Sie ist einerseits individuell, andererseits wurden im Laufe der Zeit Atemgesetze ent-deckt, die allgemeingültig sind. DieseAtemgesetze sindaus der Atemerfahrung erwachsen und können als Atem-wissenschaft(Pneologie)bezeichnetwerden.Durch die Anleitung bzw. Behandlung der Atemthera-peutinwirdsichderKlientseines„heilenKerns“,derin-nerenHeilkraftundseinesleiblich-seelisch-geistigenEnt-wicklungspotentials bewusst, indemer „am Leitseil desAtems“(Middendorf)seineEmpfindungsfähigkeit,Samm-lungsfähigkeit und Atemfähigkeit ausbildet und steigert. Dies fördert eine verantwortungsbewusste innere und äußere Haltung sich selbst und der Welt gegenüber, was sich auf bestehende Krankheiten heilend auswirken kann. DerangestrebteEutonussetztKräftefreiundbeeinflusstdasgesamteDaseinundLebenderBetreffendenpositiv.So kann sich auch die Lebenseinstellung wandeln.

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2. Geschichtliche EntwicklungFür das Phänomen der Atembewegung und seiner Kon-sequenzen fand Ilse Middendorf den Ausdruck „Der Er-fahrbare Atem“. Sie hat diesen Weg in ihrem Buch „Der Erfahrbare Atem - Eine Atemlehre“ beschrieben.Schon die alten Kulturen, wie zum Beispiel in Ägypten und Griechenland kannten die Bedeutung des Atems. Sie nannten ihn den „Königsweg zum Bewusstsein“.In Deutschland entstand um 1900 ein neues Bewusstsein für den Körper, für das unter anderem Turnvater Jahn der Vorreiterwar.FürdiegymnastischeSeitestehenNamenwie Kallmeyer, Gindler, Menzler, Mensendieck, Bode und Medau sowie für den tänzerischen Bereich Duncan, La-ban,WigmanundPalucca.ClaraSchlaffhorstundHedwigAndersen erkannten den Atem als tragendes Element für dieEntfaltungderStimme.Am Ausbau eines atempsychologischen Weges hattenwesentlichen Anteil: C.G. Jung, Gustav Heyer, Wilhelm Reich, Cornelius Veening, Margarethe Mhe und Karlfried Graf Dürkheim. Die medizinischen Zusammenhänge zwi-schen Atmung, Atem, Geist und Psyche legte Dr. Ludwig Schmitt in seinem Buch „Atemheilkunst“ grundlegendunddifferenziertdar.Ilse Middendorf gründete 1965 in Berlin das erste Ausbil-dungsinstitutfürdenErfahrbarenAtem.Esfolgten1982das vonHelge LangguthundVeronika Langguth Institutin Beerfelden (Odenwald) und weitere im süddeutschen Raum.Im Laufe der Entwicklung des Erfahrbaren Atems hat sich eine Fachspracheentwickelt etwamit Begriffenwiebei-spielsweise „unterer, mittlerer und oberer Atemraum“,die jeder mit dem Erfahrbaren Atem Arbeitende sofort versteht,diefürandereaberkeineAussagekraftbesitzt.

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AndersverhältessichmitBezeichnungen,diehäufigimBerufsleben von AtemtherapeutInnen verwendet werden und die jedermann versteht, die jedoch sehr unterschied-lichdefiniertwerden,wiezumBeispieldieBegriffe„Psy-che“, „Seele“ (siehe Anhang) und „inneres Wesen“.Je nach Menschen- und Weltbild variieren die Inhalte die-ser Begriffe stark. Im Erfahrbaren Atem bestand anfagseineTendenz,sie inderDefinitionvonC.G.Jungzuver-wenden. Aber auch aus christlicher und anthroposophi-scher Sicht (Rudolf Steiner) wurden unter anderem auch dieseBegriffeverwendet.DannwurdenverstärktBemü-hungen gemacht, den Erfahrbaren Atem mit Bezeichnun-gen Psychologie, Psychotherapie und Psychopathologie sowie der Medizin zu beschreiben. Schließlich wurde je-doch erkannt, dass sich das Wesen und die Wirkungswei-sedesErfahrbarenAtemsmitdiesenDefinitionennichtbeschreiben lassen.

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3. „Angebote“ und „Ziele“ im Erfahrbaren AtemDas Ziel aller Therapien, egal ob „schulmedizinisch“, „al-ternativ“oder„naturheilkundlich“istimmerdieHeilungoder Linderung von Krankheiten und/oder Symptomen. Der Erfahrbare Atem („Atemtherapie Middendorf®“) hat eine andere Ausrichtung:Im Erfahrbaren Atem geschieht die Heilung von Krankhei-ten „am Rande“, da sich TherapeutInnen des Erfahrbaren Atems immer an das Heile wenden und dieses dem Kli-enten bewusst werden lassen. „Atemtherapie Midden-dorf®“ ist somit eine salutogenetische Weise, mit dem Atem umzugehen. Der Atem stärkt das „Gesunde“, wo-durchdas„Kranke“anKraftundEinflussverliert.Erwen-det sich dabei an jene Teile oder Gegenden des Körpers, die dem Übenden bereits bewusst geworden sind, um so die ihmunbewussteren zuerschließen.DerBegriff „Sa-lutogenese“ leitet sich vom lateinischen „salus“= gesund, inOrdnung,heil,gerettet,sicher,erlöstundvomgriechi-schen „Genese“ = Entstehung ab.Arbeit am Atem bedeutet, KlientInnen derart anzulei-ten, dass sich diese ihres Atemgeschehens insgesamt be-wusst(er) werden. Dabei wächst die Atemfähigkeit und es entwickelt sich ein Empfindungsbewusstsein, das sich auf den Körper und auf dessen Durchlässigkeit, Lebendig-keit und Tonus sowie auf Geist und Seele auswirkt. Dabei gibt der Atemtherapeut innerhalb dieser Möglichkeiten kein „Ziel“ vor. Es bleibt in der Entscheidung oder dem Vermögender KlientInnen, ob und inwieweit sie sich den „Angeboten“, die während einer Atemstunde gegeben werden,öffnenmöchtenoderkönnen.Im Laufe der Arbeit „am Leitseil des Atems“ (Ilse Midden-dorf)erfährtdieKlientininzunehmendemMaß,dassesin ihrer eigenen Entscheidung liegt, welche Ziele sie an-

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streben möchte. Vom besseren Gefühl für das körperge-rechte Sitzen auf dem (Büro)-Stuhl bis zur Hinwendung zuspirituellenundevolutionärenZielenreichendieMög-lichkeiten,diesichallmählichauftun.Damit wird deutlich, dass es „Ziele“ im üblichen Sinne in der Atemarbeit nach Middendorf nicht gibt. Mit Errei-chen eines Ziels enden im Allgemeinen alle dafür unter-nommenen Bemühungen. Entwicklungsprozesse einer Klientin-dendieTherapeutin„anstößt“,unterstütztundbegleitet - enden aber „nie“, da sie von Innen nach Außen erfolgen.Mit dem Atem sind wir mit „allem“ verbunden, denn er erreicht den Körper, das innere und das seelische Wesen* und den Geist ebenso wie die Psyche* und wird umge-kehrtvondiesenTeilenunsererGanzheitbeeinflusst.Die-se Wechselbeziehungen in allen Aspekten bewusster zu machen,kannauchdeshalbnichtmitdemBegriff„Ziel“umschrieben werden. *DiesebeidenBegriffewerdenimAnhangerläutert.

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4. ArbeitsweiseDie Methode des Erfahrbaren Atems und ihre Anwen-dung in Atemkursen als Therapie sowie in der Ausbildung entwickelt sich aus ihren eigenen Atemgesetzen. Charak-teristischistdabei,dasssichdieAtemtherapieandasHei-le im Menschen wendet, das immer vorhanden ist. Wenn dieAtemtherapeutinüberden„zugelassenenAtem“(IlseMiddendorf) diesen individuellen Kern im Klienten an-spricht, beginnt der Heilungsprozess.Mit dem Begriff „zugelassener Atem“ wird der Unter-schied verdeutlicht zum unbewussten Atem einerseits unddemwillentlichbeeinflusstenAtem,wieerbeispiels-weise inderBioenergetikoderbeimHolotropenAtmenangewendet wird.Die Atemarbeit am „beseelten Körper“, dem Leib, wirkt integrierend und eutonisierend. Der Mensch wird un-terstützt leiblich (also psychisch und körperlich) in einen ausgeglichenen, den inneren und äußeren Bedingungen adäquaten Gesamtspannungszustand (Eutonus) zu gelan-gen,derseinerLebenssituationimSinneeiner„HilfezurSelbsthilfe“ gemäß ist.Wenn sich Klient und Therapeut am zugelassenen Atem orientieren, werden schöpferische Kräfte frei, die nichtnur die Gesundheit, sondern auch die ganzheitliche Ent-wicklung fördern.Vorstellungen, die mit den Begriffen „richtiges Atmen“oder „Atemfehlformen“ verbunden sind, haben keinen Platz in der Arbeit mit dem Erfahrbaren Atem. Es ist der individuelle, zugelassene Atem des Klienten, der ihm und auch dem Therapeuten den Weg weist.Unter dem Begriff „Therapeut“ wird Unterschiedlichesverstanden. Im Allgemeinen wird „Therapeut“ mit „Hei-ler“ übersetzt. Das griechische Verbum „therapeuein“,

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von dem das deutsche Wort „Therapeut“ abgeleitet ist, bedeutet jedoch noch viel mehr, nämlich „behandeln, pflegen,begleiten“undzuletzterst„heilen“.DerThera-peut ist also vorwiegend „Diener“ und Begleiter seiner Klienten. Er ist immer auch Lehrer, denn er lehrt den Kli-entenÜbungsweisen,diezubestimmtenAtemerfahrun-gen führen. Insofern ist der Atempädagoge auch heile-rischwirksamundderAtemtherapeutauchlehrendtätig.Menschen kommen zu uns, die • das Bedürfnis haben, sich selbst zu erfahren und zu

entwickeln• sichundihrenKörperempfindungsbewusster,durch-

lässiger und lebendiger vom Atem gestalten lassen möchten

• gestresst sind und sich nach innerer Ruhe sehnen, die auch in Beruf und Alltag Bestand hat

• dasoptimaleGleichgewichtzwischenÜberspannungundUnterspannung(=WohlspannungoderEutonus)erleben wollen,

• ihre Gesundheit stabilisieren möchten• ihren eigenen Rhythmus und ihr eigenes Maß entde-

cken wollen• ihreKreativitätwiederinsichentdeckenundleben

möchten• neue Wege gehen und sich auf Veränderungen ein-

lassen wollen• nach einem Sinn in ihrem Leben suchen• Selbstverantwortung für sich und ihr Leben anstre-

ben

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5. Das Atemgeschehen im Hinblick auf psycho-physische Prozesse

Esgibt keineKörperfunktion,dietiefgreifenderaufpsy-chische und/oder physische Veränderungen und Reize re-agiert als die Atmung:Mechanisch besteht eine Wechselwirkung zwischen Atembewegung und zahlreichen Körperorganen und de-renFunktionen;Kreislaufdynamisch hängt die Atembewegung eng mit derHerzfunktionunddemKörper- und Lungenkreislaufzusammen;ChemischwerdenüberdieAtmungdieSauerstoffversor-gung, der Kohlendioxidspiegel, die IonenkonzentrationunddamitdiegesamteStoffwechsellagebeeinflusst;Nervös-reflektorisch wirkt sich die Atmung auf die nach-barlichenOrgane und deren Funktionen über nervlicheVerflechtungenaus;Zentral-nervösbestehteintiefgreifenderEinflussderOr-ganmotorik, vor allem der Atem-Motorik, auf die Groß-hirn- und Bewusstseinsvorgänge des Menschen und da-mitaufseinEmpfindungs-undGefühlsleben.Im zentralen Nervensystem sind die motorischen Steu-erungsprozesse der Bewegungsmotorik der Skelettmus-kulatur sowie der vegetativen Organmotorik mit denProzessen der Großhirnrinde – also auch mit allen Be-wusstseins-undEmpfindungsvorgängen–aufdasinnigs-teverknüpft:InderFormatioReticularis,einemNetzwerktiefimStammhirn, indasauchdasAtemzentrumeinge-bettet ist, strömen Informationen von allen Bereichendes Organismus zusammen, werden im Wechselspiel zu einer Ganzheit verwoben und wirken wieder steuernd aufvegetativeundmotorischeZentrenzurück–vorallem

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aber auch auf das Großhirn. Denn nur durch den ständi-gen Strom „weckender“ und aufmerksamkeitslenkender ImpulseausderFormatioReticularisistüberhaupteinBe-wusstsein möglich. Somit wird verständlich, wie „Atem“ und „Bewusstsein“ miteinander verbunden sind: Jeder kleinste Reiz, jede Er-regung von außen oder innen kommend, verändert die ArtundWeisezuatmen,wassehrdifferenzierterlebtundempfundenwerdenkann.Umgekehrtwirktdieses„kulti-vierte“EmpfindungsbewusstseinwieineinerRückkopp-lungsschleifebisindieTiefendervegetativenundmotori-schen Steuerungsprozesse zurück.

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6. Arbeits- und Behandlungsmethoden

a) Atembehandlung als nonverbales Atemgespräch

Grundsätzlich dauert eine Einzelbehandlung ca. 60 Minu-ten. Es wird weitgehend nonverbal gearbeitet. Zum Ab-schlusswirddasErlebteundErfahreneauchverbalreflek-tiertundindasverstehendeBewusstseingehoben.Der Klient liegt während der Atembehandlung bekleidet aufeinerLiege.Die Atemtherapeutinerspürtmit ihrenHänden die Atembewegug des Liegenden. Sie gibt Impul-se, auf die der Klient mit seinem Atem meist unwillkür-lich reagiert. So entsteht ein nonverbales Atemgespräch. Dabei sindnichtdie „Griffe“entscheidend, sonderndieBereitschaftdesKlienten,denAtemzuzulassenund ihnempfindungsbewusstwahrzunehmen.DieMethodeori-entiertsichgrundsätzlichamWohlgefühldesKlienten.Die Anzahl von Einzelbehandlungen, die nötig sind, umweitgehend selbständig mit dem Atem an sich weiterar-beiten zu können, ist individuell unterschiedlich. Im All-gemeinen kann die wohltuende und wandelnde Wirkung der Atemarbeit bereits während der ersten Behandlung gespürt werden.Üblicherweise werden ein oder zwei Einzelbehandlun-gen zum Kennenlernen gegeben, dann eine Reihe von weiteren zehn als vorläufigen therapeutischer Rahmen.Die Anzahl der Einzelbehandlungen sowie die Abstände dazwischen variieren individuell. Es ist sinnvoll, einen be-stimmten Rhythmus – zum Beispiel eine Einzelbehand-lung pro Woche - zu vereinbaren.

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b) Atemarbeit in Gruppen

Eine Gruppe hat zwischen fünf und zwanzig TeilnehmerIn-nen. Entweder wird einmal wöchentlich gearbeitet (je-weils 60 bis 90 Minuten) über einen Zeitraum von einem halben Jahr, oder in fünf- bzw. dreitägigen Grund- und Aufbauseminaren.DieArbeitfindetüberwiegendimSit-zenoderStehen,gelegentlichimLiegenstatt.Zunächst lernen die Übenden ihren Atem kennen, ohne dessen Ablauf zu stören. Sie lernen zu unterscheiden zwi-schenihrerunbewusstenAtemfunktion,demvomWilleneingesetzten Atem und dem Erfahrbaren Atem. Dabei entdeckensie,dassder(Ein-)AtemreflektorischaufKör-perdehnungen reagiert, ebenso wie auf das Zusammenle-gen von Fingerkuppen, der sogenannten „Druckpunktar-beit“. Sie erleben, dass sich beim „schweigenden Tönen“ vonVokalengesetzmäßigbestimmte„Vokalatemräume“bilden, die sich von den Resonanzräumen, die wir vom Gesang kennen, unterscheiden.Im Laufe der Arbeit am „Leitseil des Atems“ (Ilse Mid-dendorf) entstehen „Bewegungen aus dem Atem“, wobei wahrgenommen wird, dass der Ausatem verschieden ge-richtet ist („aufsteigend“, „absteigend“ und „horizontal“). Das kann eine starkeAtemkrafthervorrufen und unter-schiedlichepsycho-physischeReaktionenauslösen.ZumBeispielverbindenAtemkraftundAtemraumdurchden „Spannungsatem“ die Pole „innen“ und „außen“, oder es wird in der Arbeit mit „Höhle und Richtung“ möglich, Gegensätze wie etwa „weiblich“ und „männlich“, rund und eckig, weich und hart zu umfassen.Mit der Zeit werden sich die Übenden immer mehr ihres individuellen, natürlichen Atemrhythmus bewusst und erfahren die Zusammenhänge zwischen ihrem Atem-rhythmus und Lebensrhythmus. Im Einatem nehmen sie

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den„Stoff“auf,dersiefüllt-imAusatemäußernsiesichinihrerschöpferischenKraft.InderRuhenachdemAus-atem, der Atempause, erleben sie eine absichtslose Ge-borgenheit.In der Atemarbeit in Gruppen kann naturgemäß weniger aufdie individuelle Situationeingegangenwerden.DieZiele sind aber die gleichen wie in der Einzelbehandlung.

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7. Die Erfahrungswissenschaft des Erfahrbaren Atems

Alserfahrungswissenschaftlichundgesetzmäßigwirdhierbezeichnet, was sich im Laufe der Zeit als für alle Men-schengleichermaßengültigherausgestellthat.Dieleben-dige Atemerfahrung baut auf diesen Grundlagen auf.

a) Atmen - Sammeln - Empfinden

ZwischendiesendreiAktivitätenbestehtbeijedemMen-scheneineunmittelbareWechselwirkung,sodassindertherapeutischenoderpädagogischenPraxisjenachSitu-ationvoneinerderdreiAktivitätenausgegangenwerdenkann, um die anderen zu erreichen und bewusster zu ma-chen.

Zum Atmen:Unter„atmen“verstehtmandasrhythmischeGeschehenvonEinatem,AusatemundAtemruhe.NachAusbildungeines Empfindungsbewusstseins wird die dabei entste-hende Atembewegung als „Atemdruckwelle“ im gesam-ten Körper, das heißt bis zum Scheitel beziehungsweise in die Fußsohlen wahrgenommen und erfahren.

Zum Sammeln: Das „sich sammeln“ in einer Körpergegend bedeutet, die-sevollständigwahrzunehmenundsiegleichzeitigalsTeildes gesamten Leibes zu erleben, ährend bei der „Konzen-tration“dieAufmerksamkeitaufeinenPunktgerichtetist- unter Ausblendung aller anderer Körperteile.

Zum Empfinden:EmpfindungensindvonGefühlenzuunterscheiden:EineEmpfindung ist die körperlicheWahrnehmung von Rei-zen, während sich im Gefühl die persönliche Stellungnah-

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me ausdrückt. Eine Empfindung geschieht zeitlich alsoimmervordergefühlsmäßigenReaktion.

b) Dehnungen

Dehnungen von Gliedmaßen und Körperwänden bewir-ken einen verstärkten Einatem.

c) Druckpunkte

Durch Stimulierung bestimmterDruckpunkte, vor alleman Fingerkuppen, Fersen und Großzehballen kann die/der Betreffende wahrnehmen, wie sich entsprechende„Atemräume“ ausbilden.

d) „Schweigendes Tönen“ von Vokalen (Vokalatemraumarbeit)

Wird ein Vokal „schweigend“ getönt, entsteht eine für diesen Vokal typische Atembewegung, die als Raum emp-funden und immer neu gebildet wird. Jedem Vokal ent-spricht eine zu ihm gehörige Atembewegung und bildet einen entsprechenden Atemraum. Sie unterscheiden sich von Resonanzräumen, die vom Gesang her bekannt sind.Konsonanten können ebenfalls schweigend getönt oder gesungen werden. Sie äußern sich als gesetzmäßig erfahr-bare Anschläge, Zentrierungen oder Verbindungen und bewirken Spannung oder Lösung in Körperräumen und -wänden.e) Bewegungen aus dem Atem„Bewegungen aus dem Atem“ sind ein wesentliches Ziel der Atemarbeit, und die Gesetzmäßigkeiten sind erst nachlängeremÜbenzuspüren:WenndasEmpfindungs-bewusstsein für die natürliche Atembewegung gewach-sen ist, entsteht allein durch gesammelte Anwesenheit in einer Leibgegend von dort aus Bewegung aus dem Atem. Das geschieht dadurch, dass sich in der betreffenden

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LeibgegendAtemkraftanreichert,raumbildendwirktunddaraufhininverschiedeneRichtungendrängt:nachunten(absteigender Atem), oben (aufsteigender Atem), innen oder außen (horizontaler Atem).Die Bewegungen aus dem Atem formen sich sozusagen selbst; sie sind keinesfalls absichtlich gelenkt, werdenaber dennoch bewusst durch die volle Anwesenheit des Menschen begleitet. Das ganze individuelle Spektrum an Empfindungen,Gefühlen, Gedanken und Intuitionenwird angesprochen, erweitert und wandelt sich. So kön-nen aus dem Atem Gesten und Gebärden entstehen, die dieaugenblicklicheinnereWirklichkeitdesBetreffendenausdrücken,undesentwickeltsicheineneue,günstigereinnere und äußere Haltung.Der Mensch kann lernen, loszulassen und freizugeben. Je mehrersichdieserAtemkraftüberlassenkann,destosi-cherer lässt sie ihn in die Außenwelt treten.

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8. Tätigkeitsfelder

a) Grundlagen

Die Atemarbeit ist ganz individuell. Keine Behandlung gleichtderanderen.DaskreativeElementderAtemarbeitschließt jede Festlegung aus und bezieht sich vollkommen auf den lebendigen Augenblick. Jeder Mensch, auch der/die Erkrankte, hat etwas, was als „heil“ bezeichnet werden kann, was über den Atem erfahrbarwird.Nicht die Erkrankung steht hier imMit-telpunkt der Arbeit, sondern der Mensch in allen seinen Bezügen. Es geht darum, dass er lernt, eigenverantwort-licher und bewusster sein Leben zu gestalten, so dass seineWiderstandskraft gegen krankmachende Einflüssewächst.OftliegendiekrankmachendenUrsacheninderKindheitdes/der Betreffenden. Die Auswirkungen - die Sympto-me-tretenofterstimErwachsenenalterauf.InsolchenFällenkannmitderAtemarbeithäufigeinerelativrascheLösung oder Ablösung von Festhaltungen oder ähnlichem erreicht werden, ohne dass der Klient unbedingt erken-nen muss, um welche Probleme es sich im Einzelnen ge-handelthatte.HäufigwirdzuBeginnvonKlientendieFragegestellt,„wiemanrichtigatmensolle“.ImErfahrbarenAtemgibtesdenBegriff„richtig“nurimSinnevongünstigenoderökono-mischen Atemweisen. Ein Schwerpunkt der Atemarbeit bildet die Entwicklung eines Gespürs für die naturgemäßen Funktionsweisendes Organismus. Vor diesem Hintergrund können „ein-gefahrene“ Atemformen erlebt und in ihrer persönlichen Bedeutung erfahren werden. Der Übende kann solche Atembilder durchdringen und wandeln.

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b) Anwendungsbeispiele

Eine wachsende Zahl von KlientInnen sucht atemthera-peutischePraxenauf,umdenAtemalsEntwicklungswegzu nutzen, die Persönlichkeitsbildung zu fördern oder um sich beispielsweise im therapeutischen, pädagogischenoder seelsorgerischen Beruf fortzubilden. KünstlerInnen, wie etwa SängerInnen, MusikerInnen und SchauspielerInnen schätzen das durch die Atemarbeit entstehendeEmpfindungsbewusstsein fürden Leibunddie wachsende Durchlässigkeit für den Atem, die sich un-mittelbarpositivaufdieQualitätderkünstlerischenAus-sage auswirken.LehrerInnen und Angehörige anderer „sprechintensiver“ Berufe kann der Atem zum Beispiel helfen, auch nach mehrerenStundenUnterrichtdieTragfähigkeitderStim-me zu erhalten und mit Belastungen besser umgehen zu können.Kinder und Jugendliche werden durch ins Spielerische abgewandelte Übungsweisen im Begreifen und Erfahren ihres Körpers und ihrerUmwelt unterstützt. So könnenzum Beispiel eine günstigere Körperhaltung sowie dasSelbstbewusstsein gefördert werden. Allerdings wird mit Kindern und Jugendlichen nicht wie mit Erwachsenen gearbeitet, da der Erfahrbare Atem sich an eine „Ich-Ins-tanz“ wendet, die sich bei jungen Menschen noch in der Herausbildungbefindet.Weitere Anwendungsmöglichkeiten sind etwa:• PräventionundRehabilitation• Geburtsvorbereitung und

Schwangerschaftsbegleitung• VitalisierungundMobilisierungvonLebenskraftund

Kreativität,besondersinderGeriatrie

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KrankheitensindhäufigderAuslöser,sichderAtemarbeitzuzuwenden. Mit wachsender Atemerfahrung und Ent-wicklungeinesEmpfindungsbewusstseinsfürdenKörperwird vielen dieser Klienten bewusst, dass die Heilung von Krankheiten sozusagen „am Rande“ geschieht.

c) Grenzen

DadieAtemarbeiteinbestimmtesMaßanEigenverant-wortlichkeit voraussetzt, hat sich herausgestellt, dass sie in folgenden Fällen wenig bewirkt: Bei starker, längerer Alkohol- und Drogensucht, bei schweren Psychosen und Neurosen,beischwergestörtenklinischenPatientInnen,bei schwerer psychastenischer Halt- oder Ichschwäche oder in Phasen akuter physischer oder psychischer Ent-gleisung.Es kann dennoch mit solchen Menschen am Atem gear-beitetwerden, soferndies inunmittelbarerZusammen-arbeit mit den begleitenden ÄrztInnen oder Psychothera-peutInnen geschieht. LautHeilpraktikergesetzistesinDeutschlandnurÄrztIn-nenundHeilpraktikerInnengestattet,medizinischeDiag-nosen zu stellen und zu therapieren. Die Atemarbeit mit dem Erfahrbaren Atem verstößt nicht gegen das Heilprak-tikergesetz,dakeineDiagnosenbestehenderKrankheitenund/oder ihrer Symptome gestellt wird, die Atembehand-lung nicht der „Bekämpfung von Leiden und Krankheiten“ dient und AtemtherapeutInnen den KlientInnen keine Heilversprechen machen. Abschließend noch einmal eine Zusammenfassung zu Tätigkeitsfelder:DerErfahrbareAtementwickelt- inderBalance zwischen Hingabe und Achtsamkeit - Fähigkei-ten wie Empfindungsfähigkeit, Sammlungsfähigkeit undAtemfähigkeit. Er kann Hilfe, Weg und „Leitseil“ sein im Bereich der Prävention, Selbst-Heilung, Rehabilitation,

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Stressbewältigung, Persönlichkeitsbildung, Selbsterfah-rung und transpersonalen Erfahrungen.

d) Arbeitsstätten

Der überwiegende Teil der AtemtherapeutInnen/-päda-gogInnen des Erfahrbaren Atems (ca. 95%) arbeiten selb-ständig in eigener Praxis. Gelegentlich kommen Arbeitsangebote für eine „freie Mitarbeit“ von • GanzheitlichorientiertenKrankenhäusern

und Sanatorien• Rehabilitationszentren• Krankenkassen• Altenpflegeheimen• Einrichtungen für Behinderte• PsychosomatischenKliniken• Arztpraxen,diealternativeHeilmethodenanwenden• UnternehmenimIndustrie-und

Dienstleistungsbereich• Musikhochschulen, Schauspielschulen, Erziehungs-

wissenschaftlichenEinrichtungen,TheologischenHochschulen, Pädagogischen Hochschulen

• Volkshochschulen• Theatern

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9. Atemarbeit mit dem Erfahrbaren Atem als Kassenleistung

Wenn die Maßnahme durch eine/na) Ärztin/ArztdirektoderunterderenAufsichtdurchge-

führt wirdb) HeilpraktikerInbzw.AtemtherapeutIn/-pädagogIn

durchgeführt wird.Zu a)DiegesetzlichenKrankenkassensindseit1995verpflich-tet, auch für Verfahren zu zahlen, die nicht von der Schul-medizin anerkannt sind, wenn zwei andere anerkannte Methoden imbetreffendenFallnicht zumgewünschtenErfolg geführt haben. Jedoch gilt das nur, wenn die/der Ärztin/ArztdieBehandlungselberausführtodersieindereigenenPraxisbeaufsichtigt.Private Krankenkassen zahlen im Allgemeinen für ärztli-che Maßnahmen, auch wenn das Verfahren nicht schul-medizinisch anerkannt ist.Zu b) Gesetzlichen Krankenkassen ist es nicht gestattet, Leis-tungenvonHeilpraktikerInnenund/oderAtemtherapeu-tInnen zu bezahlen, da diese grundsätzlich kein Recht auf Kassenzulassung haben. Eine freiwillige Erstattung vonTherapiekosten erfolgt zur Zeit nur selten.PrivateKassenzahlenhäufigsolcheLeistungen.Inwieweitsie dazu verpflichtet sind, hängt von der Vereinbarungzwischen KlientIn und Kasse ab.

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10. Die Ausbildung zum/zur AtemtherapeutIn-/pädagogIn des Erfahrbaren Atems in von Ilse Middendorf empfohlenen Ausbildungsinstitu-ten

Der Beruf ist ein sogenannter „freier Beruf“. Es gibt also keine gesetzlichen Regelungen, Inhalt und Form der Aus-bildungbetreffend.AusSicht reinmateriellerSicherheitmagdasalsNachteilempfundenwerden.ImHinblickaufeineungehinderteEntfaltungistesjedochvorteilhaft,be-steht doch gerade dadurch die Möglichkeit einer freien Weiterentwicklung des Berufs - in der Ausbildung, wie in der Berufsausübung - ohne die behindernden Vorschrif-ten und Gesetze, denen sich „anerkannte Ausbildungsbe-rufe“ unterwerfen müssen.Die Berufsbezeichnung lautet: Atempädagoge/pädagogin und/oder Atemtherapeut/in, gegebenenfalls mit dem Zu-satz „des Erfahrbaren Atems“. Eine Verbindung mit dem Namen„Middendorf“ istnurAtempädagogInnen/thera-peutInnendesErfahrbarenAtemsgestattet,dieeinsoge-nanntes „Markenzeichen“ bei Helge Langguth beantragt underhaltenhaben.DemAntragwirdstattgegeben,wennder/die AntragstellerIn in einem von Ilse Middendorf und derBEAMempfohlenenInstitutausgebildetwurde,min-destens ein Jahr Praxis hat, sich zu regelmäßigen Fortbil-dungenimErfahrbarenAtemverpflichtetundversichert,auf der Grundlage des hier beschriebenen Berufsbildes zu arbeiten. Prof. Ilse Middendorf gründete 1965 in Berlin das erste AusbildungsinstitutfürdenErfahrbarenAtem.Inden90erJahren begann sich die Ausbildung in zwei Richtungen zu verzweigen. Die Vertreter der einen streben eine Verbin-dungunteranderemmitpsychotherapeutischenVerfah-ren und/oder der Schulmedizin an. Ihr Schwerpunkt liegt

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in der Krankenbehandlung. Demgegenüber vertreten die Mitglieder der BEAM und die hier aufgeführten Ausbil-dungsinstitutedieAuffassung,dassderErfahrbareAtemeine eigenständige Therapie bzw. ein eigenständiger Weg ist, bei der die Heilung von Krankheiten „am Rande“ ge-schieht.

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11. Weiterentwicklung des Erfahrbaren AtemsDer Erfahrbare Atem hat sich bisher als sog. „freier Beruf“ entsprechend den eigenen inneren Atem-Gesetzen ent-wickelt. Es bildete sich deshalb eine Ausbildungsstruktur heraus, die sich deutlich von staatlich anerkannten Aus-bildungen unterscheidet. So fordert der Staat von jedem Beruf, der staatlich anerkannt werden möchte, dass die Ausbildung mindestens 30 Stunden pro Woche umfasst (bei38WochenUnterrichtpro Jahr). Inüber40 Jahrender Atemausbildung hat sich aber herausgestellt, dass mehr als 12 Atemstunden pro Woche (bei wöchentlichem Unterricht)nichtzuempfehlensind.Die Arbeit mit dem Erfahrbaren Atem entwickelt sich seit den 90er jahren des letzten Jahrhunderts in zwei Richtun-gen.1. Eine, deren VertreterInnen den Erfahrbaren Atem zu einem (Psycho-) Therapieverfahren und/oder Natur-heilverfahren machen möchten, das von gesetzlichen Krankenkassen anerkannt wird und die den Beruf als Hochschulstudium etablieren wollen. Sie sehen eine Wei-terentwicklung unter anderem darin, die Methode des Er-fahrbaren Atems mit Elementen anderer Therapien und Wege zu kombinieren. 2. Eine, deren VertreterInnen den Erfahrbaren Atem als eine eigenständige Methode verstehen, die sich aus ih-ren eigenen Atem-Gesetzmäßigkeiten heraus weiterent-wickeln kann. Diese Sicht vertreten unter anderem die Mitglieder der BEAM.Die VertreterInnen der zweiten Gruppe sehen in der Ar-beit mit dem Erfahrbaren Atem - besonders in der Fort-bildung in Intensivseminaren, Einzelbehandlungen und in der Ausbildung zur AtemtherapeutIn - einen individuellen Entwicklungsweg, der mehr umfasst als das Ziel gesund

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zuwerdenoderzubleiben.Damitsichdieserkreativundschöpferischentfaltenkann,istesvongrößterBedeutung,ihn nicht durch äußere Regeln und Gesetze einzugrenzen - zu leicht ginge damit die „Atem-Heil-Kunst“ zugrunde und übrig bliebe „Kunsthandwerk“.Der Verzicht auf Regeln sollte auf allen Ebenen gelten: ob es sich um die Beurteilung eines Schülers handelt - in Hin-blick auf seine Fähigkeit, die Atemausbildung machen zu können,oderumeineAbschlussprüfung-oderdieQua-lifikationderLehrerund ihrerFortbildung. JedeBestim-mung, die festlegen will, was in diesem oder jenem Fall zu fordern ist, schränkt die Entwicklungsmöglichkeiten des ErfahrbarenAtemsein,zumaleskeineobjektivenKrite-rien gibt, die eine Beurteilung einer Atemarbeit zulassen, weder imSinnedes„richtigoder falsch“noch imSinnedes„sehrgutbismangelhaft“. Es liegt im Charakter des Erfahrbaren Atems begründet, dass beispielsweise eine Einzelbehandlung völlig anders verläuft,wennZuschauerInnenbeobachtenddaran teil-nehmen.IneinerPrüfungssituationkannüberhauptnichtmehr davon ausgegangen werden, dass sich ein „Atem-gespräch“wieineinerechtenBehandlungssituationein-stellt. Eine Beurteilung solcher „Leistungen“ ist deshalb unangemessen. Wird sie dennoch vorgenommen, um damit staatlichen Forderungen und Vorstellungen -bei-spielsweise von Krankenkassen - entgegen zu kommen, verstößt das gegen den Geist des Erfahrbaren Atems.

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12. Berufsvereinigung der AtemtherapeutInnen/- pädagogInnen des Erfahrbaren Atems nach Prof. Ilse Middendorf® e.V. (BEAM)

Vorstand:Helge Langguth - Veronika LangguthGeschäftsstelle:HelgeLangguth Postweg 23, D - 64743 Beerfelden, Tel.: 06068-912026 [email protected] www.atem-beam.deDie BEAM möchte für jene AtemtherapeutInnen eine be-rufspolitische Plattform sein, die im Erfahrbaren Atemeinen eigenständigen Beruf sehen, der sich nach seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickelt, die ausschließlich aus der Atemerfahrung erwachsen.

Empfohlene AtemtherapeutInnen

Empfohlene AtemtherapeutInnen siehe: www.atemtherapie-middendorf.de AufWunsch schickt dieBEAM-Geschäftsstelle kostenlosper Post eine Liste zu.

Empfohlene Ausbildungsinstitute:Berlin:Ilse-Middendorf-InstitutfürdenErfahrbarenAtem Viktoria-Luise-Pl. 9 10777 Berlin Tel: 030 - 21479530 Gegründet 1965 von Ilse Middendorf.www.atemtherapie-middendorf.de [email protected] Leitung seit 1988: Helge Langguth

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Beerfelden (Odenwald):

Ilse-Middendorf-InstitutfürdenErfahrbarenAtem, Postweg 23 64743 Beerfelden-Falken-GesäßTel.: 0 60 68 - 91 20 26 Gegründet 1982 von Helge Langguth und Veronika Langguth. www.atemtherapie-middendorf.de [email protected] Leitung: Helge Langguth

Hamburg:

AteminstitutBrigitteWellner Steinburger Str. 49 22527 HamburgTel.: 040/ 54 32 35Gegründet2000-LeitungBrigitteWellner-Pricelius

München:

Bildungs-undBegegnungsstätte Schule für den Erfahrbaren Atem Max-Planckstr. 6 81675 MünchenTel.: 0 89 - 4701956Gegründet 1984 - Leitung: Ingrid White

Kirchlauter:

AteminstitutSusanneSorgenfrei Kirchenstr. 7 96166 KirchlauterTel.: 0 95 36 -324Gegründet 1993 - Leitung: Susanne Sorgenfrei

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Ausbildungsform

Die Ausbildungsform ist von Schule zu Schule unter-schiedlich. Die Dauer bewegt sich im Rahmen von vier bis fünf Jahren und erfolgt in Blockform oder als Abend- und Wochenendausbildung. Bewerbungsvoraussetzungena) Schulbildung: Hauptschulabschlussb) Mindestalter: 25 Jahre - Höchstalter: keinesc) TeilnahmeanmindestenseinemfünftägigenSeminar

„Der Erfahrbare Atem“d) Mindestens eine EinzelbehandlungPrüfungen: Institutsinterne Abschlussprüfung am EndederAusbildung.Esisteineetwa30seitigeAbschlussarbeitanzufertigen.Prüfungskommission: Die InstitutsmitarbeiterInnen, dieFachdozentInnen, ggf. ein Vorstandsmitglied der Berufs-vereinigung (BEAM)

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Anhang zum 3. Kapitel - „Seele“ und „Psyche“DieUnterteilungderGanzheitdesMenschenindiedreiTeile„Körper“,„Seele“und„Geist“istzugrob,umdiffe-renzierte Atemerfahrungen adäquat ausdrücken zu kön-nen. Zudem werden die Begriffe „Seele“ und „Psyche“meist gleichgesetzt, obwohl sie sich deutlich voneinander unterscheiden. Der Psyche gehören u.a. folgende Gefühle an: Angst, Enge, Furcht, Sorgen, Ärger, Kummer, Wut, Ei-fersucht, Scham, Neid, Hass, Wünsche, Begierden, Lei-denschaft, Verzagtheit, Ruhelosigkeit, heftige, abervergängliche Freuden und vergängliches Glück, Leid, überschäumende Begeisterung und Niedergeschlagen-heit, menschliche Liebe, die auf Erwiderung angewiesen ist,GefühlederMinderwertigkeit,Depression,SympathieundAntipathie,Eitelkeit,Stolz,Streitsucht,Machtbeses-senheit, Ruhmsucht und Hochmut. Geeignete Ausdrücke sindauchdieBegriffe„Begierdenseele“oderauch„äuße-re Person“ bzw. „Person des Vordergrundes“. DiePsyche ist invielemdeckungsgleichmitdemBegriffdes „Ego“ nach C.G. Jung. Zur Seele bzw. zum seelischen Wesen gehören u.a. fol-gende Seinszustände: Eine Liebe, die unabhängig von der Erwiderung durch andere Menschen ist, Freude, die beständig ist, Ruhe, Harmonie, Weite, Größe, Heiterkeit, Unbegrenztheit,Zeitlosigkeit, Wissen, das nicht dem Denken entspringt, Gleichmut, spirituelles Erkennen und das Gefühl, dass die „Psyche“ (wie oben beschrieben) zwar notwendig, letztlichabernichtwirklichbestimmendundbewirkendist, Zuversicht, Frieden, Aufrichtigkeit, Demut,Dankbar-keit, Durchhaltevermögen, Aspiration, Empfänglichkeit,

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Durchlässigkeit und Mut - alles Haltungen bzw. Seinszu-stände, die durch die Arbeit am Atem wachsen (können).

Helge Langguth

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Impressum:Herausgeber: BEAM e.V. Berufsvereinigung der AtemtherapeutInnen/-pädagogIn-nen des Erfahrbaren Atems nach Prof. Ilse Middendorf ® e.V. V. i. S. d. P.: Helge LangguthPostweg 23 64743 Beerfelden Tel.: 06068-912026 atem-beam.de [email protected]

Überarbeitete Fassung, Stand: 01.03.2016Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die daraus resultierenden Rechte, insbesondere der Wiedergabe,gleich mit welchem technischen System, der Übersetzung oder der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen blei-ben auch bei nur auszugsweiser Verwendung vorbehal-ten.