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Berufsfelder für Geisteswissenschaftler Ein Leitfaden für Studierende und Arbeitgeber

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Berufsfelderfür Geisteswissenschaftler

Ein Leitfaden für Studierende und Arbeitgeber

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Was bedeutet der Bologna-Prozess für den Arbeitsmarkt? ................................................................................................................................................... 6

Flexible Generalisten – Ein geisteswissenschaftlichesStudium vermittelt mehr als Fachwissen ..................................................................................... 7

Berufsfelder für Geisteswissenschaftler ........................................................................................ 9

Sinn und Zweck von Praktika ....................................................................................................................... 20

Allgemeine Rahmenbedingungenund Tipps zum Praktikum .................................................................................................................................... 22

Geisteswissenschaftliche Fächer/Disziplinenan der Universität Würzburg ......................................................................................................................... 26

Literaturliste ............................................................................................................................................................................... 27

Inhalt und Impressum

ImpressumHerausgeber:Julius-Maximilians-Universität WürzburgSanderring 2, 97070 WürzburgTel.: +49 931 [email protected]ürzburg-SchweinfurtMainaustraße 33-35, 97082 WürzburgTel.: +49 931 41 94 [email protected]

Verantwortlich: Prof. Dr. Wolfgang Riedel, Vizepräsident der Universität WürzburgRudolf Trunk, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer derIHK Würzburg-Schweinfurt

Projektkoordination:Dr. Annette Retsch, Career Service, Universität Würzburg

Redaktion: Dr. Annette Retsch, Career Service, Universität WürzburgProf. Dr. Matthias Stickler, Philosophische Fakultät I, Universität WürzburgRadu Ferendino, Pressesprecher IHK Würzburg-SchweinfurtRobert Emmerich, Pressestelle Universität Würzburg

Fotos:Gunnar Bartsch, Robert Emmerich, Elmar Hahn, Hannes Vollmuth, Stefan Weigand

Druck:Benedict Press, Vier-Türme GmbH, Schweinfurter Straße 40 97359 Münsterschwarzach Abtei

Diese Broschüre wurde nach Vorlage des gemeinsam von der Uni Hamburg mit der Handelskammer Hamburg veröffentlichten Leitfadens „Berufspraktika erfolgreich gestalten – Praktikumsleitfaden für Geisteswissenschaftler“ gestaltet (Bearbeitung: Anna Böhning, HK Hamburg; Katja Ebernickel, Uni Hamburg, Fakultät für Geisteswissenschaften, Arbeitsstelle Studium und Beruf). Wir danken beiden Institutionen und den Bearbeiterinnen für die freundliche Überlassung ihrer vorbildlichen Broschüre zur Umsetzung auf die Würzburger Gegebenheiten.

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Vorwort

Auch nach der Umstellung der Studien-abschlüsse auf das neue Bachelor- und Master-System verfolgt die überwiegende Mehrheit der Studierenden nicht das Ziel, Forscher zu werden. Die Absolventen der geisteswissenschaftlichen Disziplinen erwerben neben dem Fachwissen auch zahlreiche Schlüsselqualifikationen wie etwa interkulturelle Kompetenz und eine exzellente schriftliche und mündliche Ausdrucksfähigkeit. Ihnen stehen damit die unterschiedlichsten Berufsfelder offen.Dennoch sind Zusatzkenntnisse und erste berufspraktische Erfahrungen, wie man sie in Praktika erwerben kann, erforderlich und dringend anzuraten. Sie stellen einen wich-tigen Schritt dar, um die Berufsbefähigung der Studierenden zu erweitern und einen reibungslosen Einstieg in das Berufsleben zu unterstützen.

Mit diesem Leitfaden möchten Universität Würzburg und IHK Würzburg-Schweinfurt Arbeitgebern und Studierenden eine Hilfe sowohl für die berufliche Orientierung als auch für die Planung qualitativ hochwertiger Praktika geben.

Prof. Dr. Alfred ForchelPräsident derJulius-Maximilians-Universität Würzburg

Dieter PfisterPräsident derIHK Würzburg-Schweinfurt

Geisteswissenschaftliche Qualifikationen stehen bei Personalentscheidungen von Wirtschaftsunternehmen nicht unbedingt im Mittelpunkt. Auf Gesellschaft und Wirt-schaft haben die Geisteswissenschaften jedoch mehr denn je einen großen Einfluss und eine nicht zu unterschätzende Bedeu-tung. Geisteswissenschaftler bestechen angesichts der immer kürzer werdenden Halbwertzeit von einmal erlerntem Fachwis-sen durch ihre charakteristische Kompetenzder selbstständigen Wissensaneignung und -vermittlung. Sie analysieren (globale) Ent-wicklungen aus verschiedenen Blickwinkelnund tragen so zum Verständnis menschlichenHandelns, von Sprachen und Kulturen bei.

Dass die geisteswissenschaftlichen Fächer an der Universität Würzburg eine enor-me Bedeutung haben, zeigen schon die folgenden Daten aus dem Wintersemester 2010/2011: 10.106 der von den insgesamt 22.275 Studierenden – also fast die Hälfte – sind zu diesem Zeitpunkt in den Philoso-phischen Fakultäten I und II sowie in der Theologie immatrikuliert. Die drei genann-ten Fakultäten umfassen 75 Lehrstühle bzw. 21 Institute von insgesamt 215 Lehrstühlenbzw. 58 Instituten der Universität Würzburg.

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Eigenständig und teamfähigEigenständig arbeiten, sich selbst organisieren, verschiedenste Problemstellungen bewältigen: Diese Fähigkeiten eignen sich Geisteswissenschaftler im Lauf ihres Studiums an. Was sie aber nicht zu teamunfähigen Eigenbrötlern macht. Denn auch in Kommunikation und Gruppenarbeit werden sie im Studium geschult.

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Deutschland und viele europäische Nach-barstaaten haben sich 1999 mit der Unter-zeichnung der so genannten Bologna-Dekla ration darauf verständigt, bis 2010 einen einheitlichen europäischen Hoch-schulraum zu schaffen.

Eine bessere Vergleichbarkeit der europä-ischen Hochschulsysteme und ihrer Stu-dienangebote soll durch eine umfassende Studienstrukturreform in allen teilnehmen-den Staaten ermöglicht werden. Die Haupt-ziele dieser Reform sind die Förderung von internationaler Wettbewerbsfähigkeit, von Mobilität und der Berufsbefähigung der Studierenden.

Bachelor und Master

Der Bologna-Prozess sieht europaweit die Einführung einer zweigliedrigen Studien-struktur vor. Der Bachelor gilt hierbei als ers -ter berufs(feld)qualifizierender Abschluss, an den sich ein Masterstudium anschließen kann, aber nicht muss. In Deutschland werden durch die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge die bisherigen Diplom- und Magisterabschlüsse abgelöst.

Der Bachelor ist in Zukunft der Regelab-schluss eines Hochschulstudiums. Bache-lorstudiengänge vermitteln wissenschaft-liche Grundlagen der jeweiligen Disziplin, Methodenkompetenz und berufsqualifi-zierende Fähigkeiten. Die Regelstudienzeit beträgt drei bis vier Jahre.

Nach dem Bachelorabschluss kann ein Mas-terstudium folgen. Dieses kann inhaltlich auf den Bachelorabschluss aufbauen (kon-sekutiver Masterstudiengang), inhaltlich und methodisch in einen neuen Bereich einführen (nicht-konsekutiver Masterstudi-engang) oder an bereits erfolgte berufliche Erfahrungen anknüpfen (weiterbildender Masterstudiengang). Die Regelstudienzeit für Masterstudiengänge beträgt ein bis zwei Jahre.

Modularisierung der Studiengänge

Innerhalb der neuen Studiengänge sind die Studieninhalte zu Modulen zusammenge-fasst. Hierbei handelt es sich um inhaltlich und zeitlich abgeschlossene Einheiten, die im Laufe von maximal drei Semestern absolviert werden. Module können aus Ver-anstaltungen unterschiedlichen Typs (Vorle-sung, Seminar, Übung, Praktikum) bestehen, die jeweils ähnliche Kompetenzen und aufeinander bezogene Kenntnisse vermit-teln. Ein Modul wird grundsätzlich mit einer Prüfung abgeschlossen, für deren Bestehen Leistungspunkte vergeben werden.

Leistungspunkte

In den neuen Studiengängen wird den Studierenden ihr tatsächliches Arbeit-spensum gutgeschrieben. Hierzu zählen nicht nur die Semesterwochenstunden der besuchten Lehrveranstaltungen, sondern auch Zeiten für die Vor- und Nachbereitung der Seminare, Prüfungen oder Pflichtprak-tika. Die während eines Studiums anfal-lende Arbeitszeit wird in Leistungspunkten ausgedrückt. Diese zeigen auf, wie viel Zeit ein durchschnittlicher Studierender für die Absolvierung eines bestimmten Moduls aufwendet. Anders als bisher, gehen die im Studium erbrachten Leistungen je nach Anzahl der zu erwerbenden ECTS-Punkte gewichtet in die Endnote ein.

Diploma Supplement

Als Ergänzung zum Bachelor- oder Master-zeugnis beschreibt das Diploma Supplementin Englisch und der jeweiligen Landessprachedetailliert Inhalt und Niveau des Studiengang -es und enthält persönliche Angaben zumAbsolventen sowie Informationen zur jewei-ligen Hochschule, die den Abschluss verleiht.Im so genannten „Transcript of Records“ werden alle Studienleistungen und die je-weiligen Benotungen detailliert aufgeführt.

Akkreditierung

Die Akkreditierung der neuen Studiengänge unterstützt die Veränderungsprozesse an den Hochschulen, indem sie fachliche und inhaltliche Mindeststandards, die Berufs-feldrelevanz und die Gesamtkonzeption der Studiengänge prüft. Die Akkreditierung bzw. Zertifizierung von Studiengängen erfolgt nach einem externen Begutach-tungsverfahren und wird durch Agenturen durchgeführt, die ihrerseits einer externen Evaluation unterliegen. Die Akkreditierung eines Studienganges ist an die Einhaltung der erforderlichen Qualitätsstandards gebunden.

Sonderfall Lehramtsstudium

Das Lehramtsstudium wird wie bei Bache-lor-/Master-Studiengängen in so genannte Module, also thematisch abgeschlossene Lehreinheiten von ein bis zwei Semestern, unterteilt. Wichtig ist hierbei, dass der Ab-schluss des Studiums weiterhin das Staats-examen ist, der Aufbau des Studiums aber vergleichbar mit den Bachelor-/Master-Stu-diengängen wird. Die erste Prüfung für ein Lehramt an öffentlichen Schulen besteht aus der ersten Staatsprüfung und studi-enbegleitend abzulegenden Prüfungen aus den Studienmodulen. Die Veränderung hier ist, dass bisher nur die Staatsexamensnote zählte, die während des Studiums erbrach-ten Leistungen aber nicht. An der Uni-versität Würzburg ist es möglich, parallel zum Lehramtsstudium den Bachelor-Grad zu erwerben. Die Lehramtsstudiengänge qualifizieren grundsätzlich zur Zulassung zum Promotionsstudium. Neben dem Lehrerberuf eröffnet das Lehramtsstudium vergleichbare berufliche Perspektiven wie das B.A./M.A.-Studium.

Was bedeutet der Bologna-Prozess für den Arbeitsmarkt?

Bologna-Prozess

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Grundsätzliches

Ein geisteswissenschaftliches Studium (Sprach-, Literatur-, Kultur- und Ge-schichtswissenschaften) zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es nicht den Anspruch erhebt, ein bestimmtes Fachge-biet bis ins letzte Detail erschöpfend zu durchdringen. Geisteswissenschaftler arbei-ten vor allem exemplarisch, nicht enzyklo-pädisch; deshalb studieren sie häufig auch nicht nur ein Fach, sondern zwei oder sogar drei. Geisteswissenschaftliche Studiengänge verfügen in der Regel nicht über ein kano-nisches Curriculum, das gleichsam abgear-beitet wird, sondern eröffnen, wenn sie gut konzipiert sind, den Studierenden innerhalb eines selbstverständlich vorgegebenen Rah-mens Spielräume für eigenverantwortliche Interessenschwerpunkte im Studium. Dieser Befund, der das geisteswissenschaft-liche Studium seit dem 19. Jahrhundert kennzeichnete, gilt grundsätzlich auch unter den Bedingungen des Bologna-Prozesses. Bei der Umstellung auf die neuen Studien-gänge wurde in den geisteswissenschaft-lichen Fächer an der Universität Würzburg nicht ohne Grund darauf geachtet, das Be-währte aus den überkommenen Magister-studiengängen (Förderung von Flexibilität und Eigenverantwortlichkeit der Studieren-den) mit den neuen Anforderungen an die Bachelor- und Masterprogramme (größere Strukturierung der Studiengänge, Ersetzen der Blockprüfung am Ende des Studiums durch studienbegleitende Prüfungen) zu verbinden. Beide, aufeinander aufbauen-den Abschlüsse sind berufsqualifizierend: Der Bachelor vermittelt wissenschaftliche Grundlagen, Methodenkompetenz und berufsfeldbezogene Qualifikationen mit dem Ziel der Befähigung zur wissenschaftli-chen Arbeit, der Master dient der Vertiefung und Spezialisierung der in einem Bachelor-Studiengang erworbenen Kenntnisse; man unterscheidet hierbei die Profiltypen „stär-ker anwendungsorientiert“ bzw. „stärker forschungsorientiert“.

Die Ausrichtung der geisteswissenschaft-lichen Studiengänge auf wissenschaftli-ches Arbeiten hin bedeutet nicht, dass die Absicht verfolgt würde, alle Studierenden zu Forschern heranzubilden. Wissenschaft-liches Arbeiten vermittelt vielmehr in allen geisteswissenschaftlichen Fächern Schlüs-selqualifikationen, die es den Absolventen erlauben, sich in den unterschiedlichsten Berufsfeldern zu bewähren. Berufsfähigkeit („Employability“) in geisteswissenschaft-lichen Studiengängen meint deshalb nicht die Ausbildung eines passgenauen Kandi-daten für einen ganz bestimmten Beruf, sondern die Vermittlung der Fähigkeit, sich in die unterschiedlichsten Probleme einzuarbeiten. Geisteswissenschaftler sind deshalb im besten Sinne des Wortes Generalisten. Sie besitzen Kompetenzen in den Bereichen Kommunikation, Organisa-tion und Teamarbeit und sind in der Lage interdisziplinär zu denken und zu arbeiten, sie sind geistig flexibel und in der Lage, an die unterschiedlichsten Aufgabenstellungen problemorientiert heranzugehen und hier-bei auch unkonventionelle Lösungsansätze zu entwickeln.

Konkrete arbeitsmarktrelevante Schlüsselqualifikationen von Geisteswissenschaftlern

Studierende geisteswissenschaftlicher Fä-cher beschäftigen sich vor allem mit der Ana-lyse von Texten, sie lernen, diese auf der Basis einschlägiger Theorien und Fragestellungen zu analysieren und die Ergebnisse schriftlichund mündlich zu präsentieren. Die konkrete Arbeit in Seminaren und Übungen schult zum einen die Fähigkeit zur kritischen Aus-einandersetzung mit fachlichen Problemen, zum anderen die mündliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit sowie die Beherrschung moderner Präsentationstechniken (Pow-erpoint-Präsentationen, Textverarbeitung, Bildbearbeitung, Website-Gestaltung etc.). Geisteswissenschaftler verfügen somit über

besondere kommunikative Kompetenzen. Eng damit verknüpft ist die Fähigkeit durch umfassende Recherchetätigkeit Informati-onen zu gewinnen und diese zielgruppen-orientiert aufzubereiten. Unerlässlich für ein geisteswissenschaftliches Studium sind außerdem umfassende Fremdsprachen-kenntnisse sowie interkulturelle Kompetenz,die Geisteswissenschaftler in Auslandssemes -tern oder Auslandspraktika sowie durch die Analyse fremdsprachiger Texte erwerben. Gefördert werden in einem geisteswissen-schaftlichen Studium außerdem auf der einen Seite Eigenständigkeit und Selbstdis-ziplin, auf der anderen Seite aber auch die Fähigkeit zu Flexibilität und Teamarbeit, weil neben dem Selbststudium auch Gruppen-arbeit gefragt ist und sich Geisteswissen-schaftler überproportional in studentischen Initiativen engagieren. Diese Arbeitsweisen schulen auch die Konflikt- und Kritikfähig-keit der Studierenden. Gefördert wird ferner die Fähigkeit zur Selbst -organisation, weil das geisteswissenschaft-liche Studium Eigeninitiative voraussetztund zielorientiertes und effizienzorientier-tes Arbeiten sowie die Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, belohnt.

Kompetenzen von Geistes-wissenschaftlern im beruflichen Alltag

Die aufgeführten Schlüsselqualifikationen korrelieren mit den Erwartungen, die von zukünftigen Absolventen auf dem Arbeits-markt erwartet werden. • Verantwortungsbewusstsein • Kundenorientierung• Leistungsbereitschaft • Erfolgsorientierung• Bereitschaft,

sich kontinuierlichweiterzubilden• Selbständigkeit • Eigeninitiative• Belastbarkeit• Frustrationstoleranz

von Prof. Dr. Matthias Stickler, Würzburg

Flexible GeneralistenEin geisteswissenschaftliches Studium vermittelt mehr als reines Fachwissen

Flexible Generalisten

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Weiter HorizontDiskutieren, recherchieren, organisieren: Solche Tätigkeiten spielen in einem geisteswissenschaftlichen Studium eine wichtige Rolle. Dabei weiten die Studierenden auch ihren Horizont, denn meist belegen sie mehrere Fächer gleichzeitig. Machbar ist das, weil in den Geisteswis­senschaften mehr exemplarisch als enzyklopädisch gearbeitet wird.

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Grundsätzliches

Genau so vielfältig wie die geisteswis-senschaftlichen Fächer sind auch die beruflichen Möglichkeiten für die Absol-venten dieser Disziplinen. Da das Studium von Fächern wie Philosophie, Theologie, Germanistik, Anglistik oder Archäologie im Unterschied zur Rechtswissenschaft oder der Medizin nicht für einen konkreten Beruf ausbildet – von einer Tätigkeit an Universität, Schule oder Kirche einmal ab-gesehen – sind einerseits viele Studierende verunsichert, wie sie später ihr erworbenes Fachwissen einsetzen können, andererseits wissen Arbeitgeber oft nicht, in welchen Branchen sie Geisteswissenschaftler be-schäftigen können. Durch die im Studium neben dem Fachwissen erworbenen und oben beschriebenen Schlüsselqualifikati-onen stehen Geistes- und Sozialwissen-schaftlern jedoch viele Tätigkeitsbereiche offen. Strukturiertes Denken, Argumentati-onsfähigkeit, schriftliches und mündliches Ausdrucksvermögen, Kreativität, Selbstmo-tivation, Lernbereitschaft und ein großes Allgemeinwissen sind nur einige Fähigkei-ten, die überall in der Berufswelt eingesetzt werden können und in der Wirtschaft stark nachgefragt werden. Wenig bekannt ist au-ßerdem, dass Geisteswissenschaftler auch außerhalb akademischer Beschäftigungs-verhältnisse als selbständige Unternehmer und Dienstleister auftreten und ihr enormes Wissens- und Kreativpotenzial dabei unternehmerisch umsetzen: sie schreiben und verlegen Bücher, sie recherchieren und archivieren Firmengeschichten, sie foto-grafieren und zeichnen historische Doku-mente und Kunstwerke, sie machen uns in Ausstellungen, Kursen und Filmen sowohl unsere eigene, als auch fremde Kulturen zugänglich. In Zeiten der Globalisierung und interna-tionalen Vernetzung sind kommunikative, soziale und interkulturelle Kompetenzen – also Eigenschaften, die Geistes- und Sozial-wissenschaftlern grundsätzlich zuzuordnen sind – von entscheidender Bedeutung. Im Folgenden werden Einsatzbereiche und klassische Tätigkeiten vorgestellt, die

insbesondere für die Absolventen geistes- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen der Universität Würzburg in Frage kommen.

Medienbereich

Insbesondere unter den Studierenden der Literaturwissenschaften ist der Wunsch „irgendetwas mit Medien zu machen“ weit verbreitet. Die Medienbranche ist ein Arbeitsmarkt mit zahlreichen attraktiven Berufsfeldern, wobei die meisten Studie-renden an erster Stelle an einer Tätigkeit im Verlagswesen und in den Printmedien

(Tages-, Wochen- und Monatszeitschriften) interessiert sind. Weitere interessante Ein-satzfelder ergeben sich beim Hörfunk sowie beim Film und Fernsehen.

Verlagswesen

Das Verlagswesen ist für Hochschulabsol-venten der Geistes- und Sozialwissenschaf-ten ein höchst begehrtes Arbeitsfeld, da ein Verlag eine Reihe anspruchsvoller und abwechslungsreicher Tätigkeiten bietet. Ähnlich wie im Journalismus werden jedoch Lektoratstätigkeiten überwiegend freibe-

Berufsfelder für Geisteswissenschaftler

Berufsfelder für Geisteswissenschaftler

Selbstständig Informationen über unterschiedlichste Themen recherchieren: Das ist eine wichtige Anforderung an Studierende der Geisteswissenschaften.

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ruflich ausgeübt. Neben dem klassischen Einsatz als Lektor oder Redakteur ergeben sich in jedem Fach-, Sach-, oder Schulbuch-verlag auch Verbindungen zum Vertrieb, der Kundenbetreuung oder zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Redakteure werden damit mehr und mehr zum Manager. Auch im Bereich des Online-Buchhandels sind Geisteswissenschaftler im Bereich des Content-Managements tätig. Ein Studium des an der Universität Würzburg neu an-gebotenen computerphilologischen Faches Digital Humanities sowie des Aufbaustudi-engangs EDV-Philologie prädestinieren für diese, wie auch benachbarte Sparten in den Printmedien.

Klassische Tätigkeiten

• Themen- und Bilderrecherche• Textproduktion • Programmkatalogerstellung• Organisation von Lesungen und Lesereisen• Mitarbeit bei der Anzeigenakquise

und -abwicklung• Mitarbeit in der Abonnementsverwaltung

der Remittenden-Abwicklung• Kundenbetreuung

Journalismus für den Printbereich, Hörfunk und Fernsehen

Ebenfalls weit oben auf der Tätigkeits-wunschliste, insbesondere von Philologen und Theologen, steht der Journalismus, welcher sich nicht mehr nur auf die ge-druckte Zeitung konzentriert. Ob man für eine Radio-, Fernseh- oder Online-Redak-tion (s. u.) prädestiniert ist, lässt sich nur über die für den Medienbereich dringend anzuratenden Praktika herausfinden. Das journalistische Arbeiten variiert stark mit der Art des Mediums, für das man arbeitet. In einer Zeitung hat man beispielsweise mitunter mehr Raum, um einen Sachverhalt breiter auszugestalten. Im Radio erhält man oft nur eine Minute für einen Bericht. Online-Zeitungen bzw. Online-Varianten eines Printmediums setzen eine spezifische Schreibweise voraus, die auf die Rezep-tion am Bildschirm angepasst sein muss. Im Fernsehjournalismus wird wiederum neben der mündlichen Sprachkompetenz auf visuelle Kompetenzen gebaut. Äußerst wichtig sind für diesen Bereich neben einer breiten Allgemeinbildung und ausgepräg-ten sprachlichen und medienästhetischen Kompetenzen ein medientechnisches Ver-

ständnis und die Fähigkeit, unter Zeitdruck arbeiten zu können.

Klassische Tätigkeiten:

• Themen- und Quellenrecherche• Aufbereitung und Analyse der Quellen

und Erkenntnisse• Anfertigung eigener Artikel/Beiträge• Redaktionelle Bearbeitung des Interne-

tauftritts mit Content-Management-Systemen

• Teilnahme an Programmplanungen und Redaktionskonferenzen

• Teilnahme an und Durchführung von Interviews

Journalismus für den Online-Bereich

Die Akzeptanz des relativ jungen Be-rufszweiges „Online-Journalismus“ als eigenständiger Medienbereich neben Print, Radio und TV hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Neben den gängigen Arbeitsfeldern wie Zeitungen, Zeitschriften, Verlagen und Herstellern von Offline- und Online-Medien, sind Online-Redakteure

Berufsfelder für Geisteswissenschaftler

Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, Radio, Fernsehen: Viele Geisteswissenschaftler streben eine Berufst­ätigkeit in Verlagen und Medienhäusern an.

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auch in Werbe- und Kommunikationsagen-turen tätig, sowie direkt in Unternehmen, die einen größeren, umfassenden Online-Auftritt pflegen, der einer Redaktion bedarf. Die Tätigkeiten eines Online-Redakteurs sind prinzipiell mit jenen klassischer Re-dakteure und Journalisten vergleichbar. Der ausschließliche Bezug zum Medium Internet benötigt jedoch eine spezifische Arbeits-weise. Zu den wichtigsten Tätigkeitsberei-chen eines Online-Redakteurs gehören die Textauswahl, das Schreiben und Redigieren sowohl eigener als fremder Texte. Bei der journalistischen Aufbereitung müssen die Informationen schließlich in Wort, Bild und Ton umgesetzt und somit online-gerecht präsentiert werden. Für den Einstieg in den Online-Journalismus sind Absolventen eines geisteswissenschaftlichen Faches wie Germanistik oder Geschichte gut geeig-net. Auch ihre einschlägigen Fähigkeiten im sicheren und kreativen Formulieren und Redigieren sowie im Strukturieren können Geisteswissenschaftler hier gut zur Geltung bringen, denn lange und unübersichtliche Texte sind für die Lektüre am Bildschirm nicht geeignet. Um dem enormen „Aktualitätsdruck“ gerecht zu werden, sollten Absolventen deshalb neben den erwähnten Strukturierungs- auch über Organisations qualitäten verfügen, denn der zur Verfügung stehende Informationspool ist beträchtlich und zeitraubend. Um als Online-Redakteur/in tätig zu sein, wird üblicherweise eine einschlägige Weiter-bildung erwartet.

Klassische Tätigkeiten:

• Themenrecherche und Textauswahl• Textproduktion• Redigieren eigener und fremder Texte• Multimedia-Redaktion: Konzeption, Re-

alisation und Entwicklung von Internet-/Intranet-Publikationen

• Regelmäßige Fortbildungen zu Text-, Bild- und Datenprogrammen

Kulturwirtschaft, Kulturvermittlung, Eventmanagement

Hinter dem Begriff „Kulturwirtschaft“ verbirgt sich kein Berufsfeld, sondern eine Reihe von Wirtschaftsbranchen mit Kul-turbezug, in denen eine ganze Bandbreite attraktiver kulturbezogener Berufsfelder für

Berufsfelder für Geisteswissenschaftler

Kulturelle Veranstaltungen wie der Würzburger Hafensommer wollen geplant und organisiert

sein. Auch hier liegt ein Tätigkeitsfeld für Geisteswissenschaftler.

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Geisteswissenschaftler angesiedelt sind. Um im Bereich der Kulturwirtschaft bzw. desKulturmanagements tätig zu sein, muss mankein diplomierter Kulturwirt sein, sondernzunächst ein großes Interesse an Kulturver-mittlung mitbringen. Arbeitgeber aus diesemBereich sind unter anderem Museen, Thea-ter und Konzerthäuser sowie Einrichtungen, die sich auf den Kulturaustausch speziali-siert haben. Auch große staatliche Instituti-onen wie Kultusministerien und Kulturein-richtungen der Kommunen und Länder sind attraktive Arbeitgeber. Für die Organisation von kulturellen Großveranstaltungen wie Festivals, Konzerten oder Messen, von Aus-stellungsprojekten und Veranstaltungsrei-hen sind Managementkenntnisse sicherlich hilfreich, können jedoch gerade in diesenBereichen auch „on the job“ erlernt werden. Zur zielgruppenorientierten Vermarktung von Kultur entwickeln Kulturmanager spezielle Angebote und Programme, sowie individuelle Marketing- und Öffentlichkeits-kampagnen. Auch die Akquise von privaten und öffentlichen Mitteln (Fundraising) ist hier gefragt. Projektmanagement und Kul-turvermittlung gehen hier Hand in Hand.

Klassische Tätigkeiten

• Veranstaltungsorganisation, zum Beispiel Erstellen von Einladungen, Flyern oder Broschüren

• Konzeption und Durchführung von Kam-pagnen

• Verfassen von Pressemitteilungen, Presse-Informationsmappen

• Recherchetätigkeiten, beispielsweise im Hinblick auf Themen, Künstler, Referenten

• Pflege von Adressdatenbanken, Erstellen von Verteilern

• Künstlerbetreuung • Fundraising: Akquise von Spendern,

Spendermailing, Spenderbetreuung• Auswertung von Statistiken• Betreuung und Nachbereitung von Ver-

anstaltungen

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Die Herstellung einer Beziehung zur Öffent-lichkeit ist nicht nur für Kultureinrichtungen oder Unternehmen von Bedeutung. Für die vermittelnden Tätigkeiten ist es wichtig, sich in andere Standpunkte und Positionen hineinzuversetzen, diese anzuerkennen, aber auch weiterentwickeln zu können – Fähigkeiten, wie sie besonders Diplom-theologen im Rahmen ihres Studiums erlernen. Auch kommunikationstheoretische Kenntnisse kombiniert mit den kommuni-kativen Fähigkeiten, wie sie von Philologen und Linguisten während ihres Studiums erlernt werden, sind hierbei unabdingbare Voraussetzungen. Die Kernaufgabe der Öffentlichkeitsarbeit besteht darin, sowohl

Kunden als auch Mitarbeiter über das eige-ne Unternehmen bzw. die kulturelle Einrich-tung zu informieren. Klassische Instrumente der Pressearbeit, wie die Erstellung von Pressemitteilungen, Imagebroschüren oder -flyern werden hierbei zur externen Kon-taktpflege eingesetzt. Hauptziel ist es dabei, die Treue der bestehenden Kundschaft zum Unternehmen zu bewahren, sowie das Unternehmen einem neuen Kundenkreis bekannt zu machen und es wirkungsvoll in der Öffentlichkeit zu positionieren. Auch der Bereich der internen Unterneh-menskommunikation ist ein Teil der Öffent-lichkeitsarbeit. Diese betrachtet die An-gestellten als Unternehmensöffentlichkeit und möchte diese über die Entscheidungen und Ziele der Geschäftsleitung informieren. Mit Hilfe von Newslettern, Mitarbeiterzei-tungen oder auch Veranstaltungen werden die Mitarbeiter über die Strategien des Unternehmens informiert, wodurch sich die Mitarbeiter verstärkt mit dem Unternehmen identifizieren sollen.

Klassische Tätigkeiten

• Erstellung von Konzepten und Präsentationen

• Verfassen von Pressemitteilungen• Neue Themen für Pressemitteilungen

recherchieren • Ideenfindung für Events und PR-Konzepte

Berufsfelder für Geisteswissenschaftler

Mehr als 10.000 der rund 22.000 Studierenden sind an der Uni Würzburg in den Philosophischen Fakultäten und für Theologie eingeschrieben. Das Foto zeigt Studierende vor dem Hauptgebäude der Uni am Sanderring.

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• Entwicklung von Werbebotschaften, Imagebroschüren und -flyern

• Veranstaltungsorganisation, Kundenbesuche

• Journalistenbetreuung• Kundenbetreuung, Akquisition neuer Kun-

den (schriftlich, telefonisch, persönlich)

Werbung und Marketing

Werbung und Marketing sind nach wie vor wichtige Mittel für den Verkauf von Pro-dukten. Absolventen, die „in der Werbung“ arbeiten möchten, können dies in Wer-be- und Mediaagenturen sowie unter-nehmensintern in der Marketingabteilung tun. Philologen finden in diesen Bereichen überwiegend als Werbetexter eine Tätigkeit. Ähnlich wie im Bereich der Öffentlichkeits-arbeit muss ein Werbetexter Strategien entwickeln und diese auch beim Kunden und potenziellen Kunden umsetzen. Neben dem kreativen Umgang von Wort und Bild

benötigt der Werbetexter auch Zuarbeiten von anderen Abteilungen, beispielsweise aus der Statistikabteilung. Vor allem größere Unternehmen besitzen eine eigene Mar-ketingabteilung, in der Absatzchancen (z. B. Analyse des Käufer-, Konkurrenz- oder Umweltverhaltens) analysiert, Absatzzie-le und Preise festgelegt und der Einsatz absatzpolitischer Instrumente und Maßnah-men geplant und aufeinander abgestimmt wird (Marketing-Mix). Geisteswissen-schaftler, die hier arbeiten wollen, erwartet ein äußerst vielfältiges Berufsfeld, für das ein gewisses Maß an wirtschaftswissen-schaftlichem Interesse, zumindest jedoch das Interesse an Kundenbeziehungen und ökonomischen Sachverhalten Vorausset-zung ist.

Klassische Tätigkeiten

• Siehe Tätigkeiten zur Presse- und Öffent-lichkeitsarbeit

• Statistiken auswerten• Zielgruppenanalyse, Marktanalyse,

Markt- und Produktrecherchen• Datenbankpflege

Politik und Stiftungen/Non-Profit- Organisationen, (inter-)nationale Regierungsorganisationen

Im Umkreis politischer Organisationen und Institutionen (Parteien, Parlamente und Regierungsorganisationen) sowie im Umfeld politiknaher Institutionen (Verbän-de, Nicht-Regierungsorganisationen) finden sich zahlreiche Tätigkeitsmöglichkeiten, insbesondere für Politik- und Sozialwissen-schaftler sowie Historiker. Gleiches gilt für die Vielzahl an kirchlichen Einrichtungen und Verbänden, die speziell für Theologen zahlreiche Berufsmöglichkeiten bieten. Der Weg in diese Bereiche führt häufig über politisches Engagement in Parteien und Verbänden. Der Zugang zur Europäischen

Berufsfelder für Geisteswissenschaftler

Eigenständig und flexibel arbeiten zu können: Das ist eine der Eigenschaften, die Arbeitgeber an Absolventen der Geisteswissenschaften schätzen.

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Union und den Vereinten Nationen sowie anderen internationalen Organisationen ist jedoch in der Regel nur über mehrtei-lige Auswahlprozesse möglich. Auch als „Beigeordneter Sachverständiger“ finden insbesondere Historiker oder Politologen eine Tätigkeit bei internationalen Regie-rungsorganisationen.Mit ca. 16.000 Stiftungen gilt Deutsch-land überdies als Stiftungsland. Aufgrund der Tatsache, dass sich hierbei 2 % den Bereichen Kunst und Kultur widmen, 14 % auf Wissenschaft und Forschung und 17 % auf Bildung und Erziehung entfallen, wird ersichtlich, dass auch dieser Bereich für Studierende der Geisteswissenschaften vielfältige Einstiegsmöglichkeiten bietet. Hierbei werden diese vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit und im Fundraising eingesetzt. Hervorzuheben ist, dass die Vertretung einer politischen Stiftung nach außen oder die Einwerbung von Mitteln für eine Organisation, die sich im Bereich der Menschenrechte einsetzt, eine starke Identifikation mit den Zielen der jeweiligen Institution voraussetzt. Im Bereich des Fundraising sind neben sehr guten kommu-nikativen Fähigkeiten und Marketingkennt-nissen ebenfalls betriebswirtschaftliches

Wissen und Kenntnisse in der Budgetpla-nung erforderlich.

Klassische Tätigkeiten

• Mitarbeit an aktuellen Projekten• Themenrecherche• Referentenrecherche und -betreuung• Vorbereitung und Erstellung

von Präsentationen• Veranstaltungsorganisation: Einladungs-

texte und Verteiler erstellen, Einladungen verschicken

• Pressemitteilungen erstellen, Internetauf-tritt überwachen

• Datenbankpflege• Fundraising: Recherche nach Spendern,

Spender-Mailing, Spenderbetreuung• Auswertung von Statistiken• Unterstützung und Durchführung von

Kampagnen

Sprachvermittlung

Neben dem Lehramtsstudium als Qualifi-kationsweg, der in den Schuldienst führt, können Absolventen insbesondere der

neueren Philologien (Anglistik, Romanistik, Slavistik, auch Sinologie und Indologie) als Fremdsprachenlehrer an Sprachenschulen, Berufsfachschulen für Fremdsprachenberu-fe oder Volkshochschulen, in Kindergärten und -horten mit mehrsprachiger Spracher-ziehung, an Fachhochschulen und Universi-täten arbeiten. Auch in kirchlich getragenen Schulen und Internaten sowie in der öffent-lichen Verwaltung sind sie tätig. Darüber hinaus können sie in der Mitarbeiterschu-lung von Unternehmen unterschiedlicher Wirtschaftszweige beschäftigt sein. In Verlagen und Softwareunternehmen wirken sie an der Entwicklung von Medien für den Fremdsprachenunterricht mit.Auch die Bereiche Deutsch als Fremdspra-che (DaF) und Deutsch als Zweitsprache (DaZ) werden angesichts der wachsenden Mobilität und Migration in den letzten Jah-ren immer wichtiger. In speziellen Kursen, beispielsweise an den Goethe-Instituten, lernen DaF-Lehrer, wie man Schülern aus unterschiedlichen Ländern und Migranten die deutsche Sprache und Kultur vermit-telt. Lehrer für „Deutsch als Fremdsprache“ haben zur Zeit sehr gute Chancen auf eine Anstellung. Allerdings ist diese oft zeitlich befristet und nicht selten mit einem Aus-landseinsatz verbunden. Im Bereich der Sprachvermittlung ist auch ein Quereinstieg als Dolmetscher möglich. In dieser zumeist freiberuflichen Tätigkeit werden literarische Übersetzungen, sowie Übersetzungen von wirtschaftlichen, medizinischen und juristischen Fachtex-ten am häufigsten nachgefragt. Auch das Dolmetschen von Verhandlungen, beispiels-weise vor Gericht oder zwischen Geschäfts-partnern, gehört in diesen Bereich. Nicht zu verschweigen ist jedoch die Tatsache, dass zwischen Muttersprachlern und Absolventen entsprechend ausgerichteter Studiengänge im Bereich Dolmetschen und Übersetzen eine hohe Konkurrenz besteht.

Klassische Tätigkeiten

• Klassischer Sprachunterricht• Entwicklung und spezielle Anpassung von

Unterrichtsmodellen• Anfertigung von Übersetzungen • Teilnahme an Besprechungen und Auf-

tragsgesprächen• Organisation und Kontrolle von Dolmet-

scheraufträgen

Berufsfelder für Geisteswissenschaftler

Fremdsprachen lernen und beherrschen: für viele Geisteswissenschaftler eine Selbstverständlichkeit.

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Erwachsenenbildung, spezifische Bildungsarbeit

Eine Voraussetzung für den beruflichen Er-folg ist es, fachlich auf dem neuesten Stand zu bleiben und sein Fachwissen laufend zu ergänzen, zu vertiefen und an aktuelle Entwicklungen anzupassen. Dozenten und Dozentinnen in der Erwachsenenbildung intensivieren und erweitern die in Schule, Hochschule und Ausbildung erworbenen Fachkenntnisse. Ihre Bildungsangebote im persönlichen, politisch-gesellschaftlichen, sprachlichen und branchenspezifischen Be-reich tragen dazu bei, die für das moderne Arbeitsleben wichtigen Schlüsselqualifikati-onen zu erwerben bzw. zu trainieren.Insbesondere Diplompädagogen und Dip-lomtheologen übernehmen als Führungs-kräfte in der Erwachsenenbildung oft die Leitung einer Bildungsstätte und sind dann sowohl für die organisatorisch-verwaltende als auch für die fachliche Führung der Einrichtung verantwortlich. So ermitteln sie einerseits den bestehenden Bildungs-bedarf, legen das Kursprogramm fest,

kümmern sich andererseits aber auch um die Gewinnung und die fachliche Anleitung des Lehrpersonals, verhandeln Honorare und Vergütungen und gewährleisten den wirtschaftlichen Betrieb der Bildungsstätte. Außerdem gehört es zu ihrer Aufgabe, die Bildungseinrichtung in der Öffentlichkeit zu vertreten und Kontakte zu wichtigen Ansprechpartnern in Wirtschaft und Ver-waltung zu knüpfen.Auch im Bereich der Umweltbildung und Erlebnispädagogik, insbesondere für Kinder und Jugendliche, besteht eine nicht zu unterschätzende Nachfrage. Ziel ist, bei der Bevölkerung eine Grundlage für ökolo-gisch sinnvolles Handeln, Verhalten und Entscheiden zu legen. Weder der städti-sche Lebensraum noch Presse, Funk und Fernsehen ermöglichen das Lernen aus dem direkten Kontakt zur Natur. Demzufolge sind die Kenntnisse vieler Menschen über ihren biologischen Lebensraum oft sehr unvollständig. Die Umweltpädagogik will diese Lücke mit bewusst gestalteten Aktivi-täten füllen. Besonders Kinder im Vor- und Grundschulalter sind sehr gut für jede Art

von Naturerfahrung zu begeistern. Hierbei entwickelt sich für Pädagogen ein sehr fruchtbares Einsatzgebiet.

Klassische Tätigkeiten:

• Ausarbeitung von Weiterbildungsveran-staltungen

• Entwicklung eines Gesamtprogramms• Akquise und Betreuung von Referenten• Präsentation in der Öffentlichkeit• Wissenschaftliche Begleitung von Mo-

dellprojekten

Bildungs- und Studienberatung

Parallel zur Notwendigkeit, den Bildungs-prozess immer wieder den neuen beruf-lichen Erfordernissen anzupassen und hierfür die entsprechenden Lernangebote zu entwickeln und anzubieten, steigt auch der Bedarf an kompetenter Information und Beratung. In Bildung, Beruf und Beschäfti-gung wird an vielen Stellen Beratung nach-

Berufsfelder für Geisteswissenschaftler

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gefragt und geleistet. Einen allgemeinen Überblick verschafft die Berufsberatung der Agenturen für Arbeit. Auch an den Univer-sitäten informieren Studienberater, Career Services oder Dozenten über Studien- und Karrieremöglichkeiten und vermitteln allge-meine berufsqualifizierende Kompetenzen. Darüber hinaus beraten sie Studierende bei vielfältigen Studienbelangen. Weitere Nischen bestehen bei den verschie-denen Kammern sowie bei Einrichtungen der Erwachsenenbildung. Wer in diesem Bereich tätig ist, benötigt ein hohes Maß an Kommunikations- und Prozesskompe-tenz. Die Fähigkeit, Menschen beraten zu können, muss mit der Informationsweiter-gabe verknüpft werden. Überdies müssen gesellschaftliche Strömungen erkannt und eingeordnet werden.

Klassische Tätigkeiten

• Informationsaufbereitung zum jeweiligen Bildungsbereich bzw. zum Arbeitsmarkt

• Erstellung von Informationsmaterialien• Konzeptionelle Gestaltung von Informati-

onsveranstaltungen• Kontaktpflege zu den verschiedenen

Kooperationspartnern• Evaluierung von Beratungs- und Orien-

tierungsprozessen

Unternehmensberatung

Immer häufiger ist zu beobachten, dass Geisteswissenschaftler auch in der „Königs-disziplin“ der Wirtschaftswissenschaftler, der Unternehmensberatung, eingesetzt werden. Dort wird das den Geisteswissen-schaftlern oft attestierte Systemdenken und ihre Analysefähigkeit geschätzt. Von großem Nutzen sind in dieser Branche neben den oft sehr guten Sprachkennt-nissen und Auslandserfahrungen auch die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte schnell auf ihre Quintessenz herunterzukürzen. Vor allem international tätige Unternehmen schätzen für ihr interkulturelles Manage-ment die interkulturellen Kompetenzen von Philologen, wodurch die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter bei Auslandseinsätzen deutlich verbessert werden kann. Als Coach für Interkulturelles Management können Unternehmensberater Integrationsstra-tegien vermitteln, Kunden auf kulturelle Differenzen vorbereiten und diese mit Denkweisen, Verhaltensmustern, Verhand-lungsformen und Wertvorstellungen eines anderen Landes vertraut machen. Das Aufgabenprofil von Unternehmensberatern erstreckt sich hier von der Beratung bei der Mitarbeiterauswahl über die Vorbereitung im Mutterland und der Betreuung vor Ort bis hin zur Reintegration der Mitarbeiter nach den Auslandseinsätzen.Grundsätzlich beurteilen und planen

Unternehmensberater die Markt- und Kundenausrichtung von Unternehmen, entwickeln Vorschläge sowohl hinsichtlich der Geschäftsfeldentwicklung, als auch der Marketing- und Verkaufsorganisation. Dar-über hinaus identifizieren sie Umsatz- und Verbesserungspotenziale im Unternehmen, unterbreiten ihren Auftraggebern Konzepte zur Betriebsoptimierung, beispielsweise hinsichtlich organisatorischer Abläufe. Emp-fehlungen über Qualifizierungsprojekte und Mitarbeiterentwicklung kommen ebenfalls hinzu. Neben der Analyse und Beratung sorgen Unternehmensberater meist auch für die konkrete Umsetzung der vom jewei-ligen Unternehmen gewünschten Projekte, wobei die analytischen und kommunikati-ven Kompetenzen von Geisteswissenschaft-lern positiv zur Geltung kommen.

Klassische Tätigkeiten

• Durchführung von Marktrecherchen • Zusammenstellung von Unternehmens-

analysen und -vergleichen• Erstellung von Präsentationen• Projektarbeiten• Planung, Durchführung und Auswertung

von Interviews• Datenbankenrecherche• Teamunterweisungen• Analyse von Arbeitsprozessen

Personalmanagement

Der Bereich des Personalmanagements bietet Geisteswissenschaftlern nicht zu unterschätzende Einsatzmöglichkeiten. Eine weit verbreitete Möglichkeit besteht hierbei in der Personalentwicklung. Damit ein Unternehmen wettbewerbsfähig bleibt, müssen den Mitarbeitern - als Konsequenz von Mitarbeitergesprächen - Weiterbil-dungsmöglichkeiten angeboten werden. Je nach Größe des Unternehmens kommen bei der Programmzusammenstellung und -recherche wiederum die verschiedens-ten typischen geisteswissenschaftlichen Kompetenzen zum Einsatz. Auch beim Personalrecruiting werden gerne Absol-venten geisteswissenschaftlicher Diszip-linen eingesetzt, um neue Mitarbeiter zu finden, die den Bedürfnissen des jeweiligen Unternehmens entsprechen. Dabei nutzen Recruiter verschiedene Personalsuchinst-rumente wie Stellengesuchsdatenbanken,

Berufsfelder für Geisteswissenschaftler

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Karriere-Portale und andere Jobbörsen. Sie formulieren auch selbst Stellenanzeigen für die Presse, für Jobbörsen sowie für Home-pages. Überdies nehmen sie mit interessan-ten Bewerbern auch direkten Kontakt auf und führen eine weitere Vorselektion gege-benenfalls mittels Telefoninterviews durch. Bei der endgültigen Auswahl geeigneter Kandidaten beraten sie die Abteilungs- und Geschäftsleitung bzw. ihre Kunden. Neben betriebswirtschaftlichen Grundkenntnissen und ersten Einblicken in die Personalar-beit können Geisteswissenschaftler hier wiederum ihr Kommunikationsgeschick, ihr Einfühlungsvermögen und ihre Menschen-kenntnis einsetzen.

Klassische Tätigkeiten

• Organisation, Gestaltung und Betreuung interner Trainings für Mitarbeiter und Führungskräfte

• Entwicklung neuer Trainingskonzepte• Administrative Tätigkeiten in der

operativen Personalarbeit

• Organisation von Bewerbermessen und Assessment Centern

• Sichten der eingehenden Bewerbungen, Vorauswahlen treffen

• Koordination von Interviews, Teilnahme an Bewerberinterviews

• Erstellen und Überarbeitung der Jobprofi-le und Stellenausschreibungen

• Teilnahme an internen Besprechungen• Personalstatistiken erstellen und auswerten

Meinungs- und Umfrageforschung

Umfragen leisten in der modernen Ge-sellschaft einen wesentlichen Beitrag zur Gewinnung von Informationen sowohl über gesellschaftliche Zusammenhänge als auch über menschliches Handeln. Die meisten Meinungsforscher haben einen sozialwis-senschaftlich geprägten Studienhinter-grund, das heißt sie haben oft Politikwis-senschaft oder Soziologie studiert und sich dabei auch intensiv mit den Methoden der empirischen Sozialforschung auseinander-gesetzt. Diese Studienkombination ist als

Grundlage für die spätere Arbeit in diesem Bereich sehr sinnvoll, da man in zweifacher Hinsicht über gutes Hintergrundwissen verfügt: zum einen sind die verschiedenen theoretischen Ansätze zum Wahlverhalten bekannt und zum anderen verfügen sie über Grundkenntnisse der Statistik, das heißt sie beherrschen auch die Wahrschein-lichkeitsrechnung und haben im Idealfall bereits einen Fragebogen entwickelt und selbst Daten analysiert. Die meisten politi-schen Umfragen werden sowohl für politi-sche Auftraggeber wie Parteien, Stiftungen oder Ministerien als auch für die Medien durchgeführt. Besonders umfassend ist die politische Umfrageforschung und Bericht-erstattung bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. ARD und ZDF berichten regelmäßig mit dem DeutschlandTREND bzw. dem Politbarometer über die politische Stimmung in Deutschland. Daneben ver-öffentlichen aber auch Wochenzeitungen wie Der Spiegel, Focus oder Tageszeitungen wie die FAZ regelmäßig Umfragen, die sich entweder mit der allgemeinen politischen Stimmung in Deutschland auseinanderset-

Berufsfelder für Geisteswissenschaftler

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zen oder einen bestimmten thematischen Schwerpunkt haben.

Klassische Tätigkeiten:

• Konzeption von Befragungen der Öffentlichkeit,

• Erstellung von Fragebögen und Interviews

• Durchführung von repräsentativen Stichproben an einem ausgewählten Kreis (Testdurchlauf)

• Datenauswertung und Interpretation• Erstellung von Präsentationen für die

Öffentlichkeit

Spezifisch theologische Berufsfelder

Grundvoraussetzung für die Ausbildung für die Ausbildung zum Pastoralreferenten ist ein Universitätsstudium in Katholischer Theologie, das meist durch zusätzliche Praktika ergänzt und mit dem Diplom (künftig: Magister Theologiae) abgeschlos-sen wird. Während des Studiums erfolgt eine berufsvorbereitende Begleitung in Mentoraten oder Bewerberkreisen. Pasto-ralreferenten sind Theologen, die in einer Diözese hauptberuflich einen pastoralen Dienst ausüben. Sie arbeiten in der Seelsor-ge einer Pfarrei, eines Pfarrverbandes, eines Dekanats oder einer anderen pastoralen Einheit. Daneben sind sie in spezifischen kirchlichen Arbeitsbereichen wie der Kran-

kenhausseelsorge, der Hochschulpastoral, im Schulwesen, in der Erwachsenenbildung, in der Jugendarbeit, in der Kirchenverwal-tung usw. tätig. Pastoralreferenten arbeiten weitgehend selbständig und eigenver-antwortlich innerhalb eines festgelegten Arbeitsbereichs und sind meist im jewei-ligen Einsatzbereich dem für die Leitung verantwortlichen Priester zugeordnet.Im Rahmen des Theologiestudiums be-steht oftmals die Möglichkeit, zusätzliche Qualifikationen im Bereich beratender und therapeutischer Tätigkeiten zu erwerben (z. B. Ausbildung in Themenzentrierter Interak-tion TZI, pastoralpsychologische Praktika, u. a.). Derartige Ausbildungsinhalte qualifizie-ren Theologinnen und Theologen für ent-sprechende kirchliche Tätigkeiten im Bereich der Kategorialseelsorge, also in spezifischen kirchlichen Tätigkeitsfeldern wie etwa Kran-kenhausseelsorge, Erwachsenenbildung, Schulwesen, in Beratungsstellen u. a.Formale Voraussetzung für den Priester-beruf ist ein erfolgreich abgeschlossenes Diplom-Studium der Katholischen Theolo-gie, das durch weitere studienbegleitende Angebote ergänzt wird. Daran schließt sich eine mehrjährige Berufseinführungsphase an (Pastoralkurs). In der Regel leben die angehenden Geistlichen während ihrer Ausbildung – abgesehen vom so genannten Freijahr – zusammen im Priesterseminar. Mit der Weihe durch den Diözesanbischof erfolgt die Beauftragung zum priesterlichen Dienst.

Die Studiengänge für Religionslehrer quali-fizieren für den Schuldienst an staatlichen wie auch an kirchlichen Schulen und Ein-richtungen. Das Studium der Katholischen Theologie/Religion umfasst fachwissen-schaftliche und fachdidaktische Elemente. Studiendauer, Studienumfang und Spra-chanforderungen richten sich nach dem angestrebten Lehramt.Nach dem Studium beginnt in einem zweiten Ausbildungsabschnitt die weitere Ausbildung bzw. Berufseinführung durch die jeweiligen Diözesen. Zumeist erfolgt ein Einstieg in den pastoralen Dienst im Rahmen eines Pastoralpraktikums und einer mehrjährigen Berufseinführung. Die Berufs-bezeichnung lautet dann „Pastoralassistent/in“. Die Berufseinführungsphase schließt mit der Kirchlichen Zweiten Dienstprüfung (als Erste Dienstprüfung gilt der Ausbil-dungsabschluss an der Universität) und die Beauftragung durch den jeweiligen Ortsbischof. Die Berufsbezeichnung nach der Berufseinführung lautet dann „Pasto-ralreferent/in“.

Klassische Tätigkeiten

• Gemeindekatechese (z. B. Sakramenten-katechese: Erstkommunion-, Firm- oder Ehevorbereitung, Gesprächskreise...)

• ziel- und altersgruppenorientierte Arbeit (z. B. Jugendarbeit, Arbeitskreise, Verbände)

• Erwachsenenbildung• caritative Arbeit (z. B. Eine-Welt-Arbeit,

Migranten-Arbeitskreise, Tafeln...)• schulischer Religionsunterricht• Mitwirkung und ggf. Leitung der Liturgie• Öffentlichkeitsarbeit• Koordinations- und Vernetzungsaufgaben• Gewinnung, Ausbildung und Begleitung

ehrenamtlicher Mitarbeiter• Mitarbeit in den Leitungsgremien der

Gemeinde (z. B. Pfarrgemeinderat, Kirchenverwaltung) ökumenische und interreligiöse Arbeit

• Beratungstätigkeit

von Dr. Annette Retsch, Würzburg

Berufsfelder für Geisteswissenschaftler

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Geisteswissenschaften bringen neue Sichtweisen in die Welt der Wirtschaft.

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die Chance, im Rahmen einer studentischen Tätigkeit dem Unternehmen treu zu bleiben und damit weitere Praxiserfahrungen zu sammeln. Außerdem besteht die Möglich-keit, Insidertipps über die jeweilige Branche einzuholen oder neue Kontakte zu knüpfen und damit weitere Impulse für den Berufs-einstieg zu erhalten.

Praxiserfahrungen ausbauen

Auch wenn das Praktikum häufig die erste Erfahrung einer „Vollzeitbeschäftigung“ darstellt, gehen die Studierenden nicht völ-lig unvorbereitet in ihr Praktikum. Viele von ihnen haben bereits während des Studiums durch Nebentätigkeiten, ehrenamtliches Engagement in Vereinen und an der Univer-sität oder auch durch eine Ausbildung vor Aufnahme des Studiums Praxiserfahrungen gesammelt. Auch erworbenes Fachwissen und die Ausbildung von Schlüsselqua-lifikationen im Studium erleichtern den Studierenden das erfolgreiche Absolvieren eines Praktikums. In diesem Zusammen-hang beinhaltet das Praktikum sowohl die Chance zum Sammeln neuer praktischer Erfahrungen, als auch zum Ausbau vorhan-dener Kenntnisse und Fähigkeiten.

Vorteile für die Arbeitgeber

Auch für die Praktikumsgeber ergibt sich bei der Durchführung von qualifizierten Praktika ein hoher Nutzeffekt.

Potenzielle Mitarbeiter kennenlernen und fördern

Für die Praktikumsgeber bietet sich die Chance, sich mit den zukünftigen Absol-venten der neuen Bachelor-Studiengänge vertraut zu machen. Sie lernen potenzielle Arbeitnehmer und ihre Profile kennen und erhalten damit die Möglichkeit, sich langfristig auf die neuen Absolventen einzustellen. Praktika dienen auch dazu, erfolgreiche Praktikanten als künftige feste Mitarbeiter für das Unternehmen zu gewin-

im weiteren Verlauf ihres Studiums durch zusätzliche Praktika oder Nebenjobs vertiefte Kenntnisse anzueignen. Doch auch ein Praktikum, welches mit der Vorstellung von dem jeweiligen Berufsfeld nicht übereinstimmt, kann auf dem Weg in das Berufsleben einen wichtigen Schritt nach vorne bedeuten. Studierende können jetzt genauer einschätzen, welche Tätig-keiten oder Branchen sie interessieren und wie sie ihren Berufswahlprozess fortführen möchten. Mit diesem neuen Wissen haben sie die Möglichkeit, gezielt weitere Bran-chen kennenzulernen und ihr berufliches Ziel zu konkretisieren.

Probelauf Bewerbungsprozess

Neben der praktischen Orientierung stellt das Berufspraktikum jedoch auch einen „Probelauf“ für den Einstieg in das Berufs-leben nach Studienende dar. Es werden sämtliche Schritte von der Recherche nach geeigneten Praktikumsgebern, dem tele-fonischen oder schriftlichen Erstkontakt, dem Erstellen von Bewerbungsunterlagen, dem Vorstellungsgespräch und schließlich der Tätigkeitsaufnahme im Unternehmen durchlaufen. Damit werden durch das Be-rufspraktikum bereits im Vorwege Bewer-bungsabläufe und Möglichkeiten der Selbst-darstellung geübt. Zudem erleichtert es den späteren Übergang in das Berufsleben. Wer bereits über mehrere Wochen den Alltag ei-nes Vollzeitangestellten erlebt und sich mit den Erwartungen, Rechten und Pflichten eines Erwerbstätigen vertraut gemacht hat, dem wird es später umso leichter fallen, in den Berufsalltag einzusteigen und sich in ein Team zu integrieren.

Kontakte knüpfen

Die im Rahmen eines Praktikums entstan-denen Kontakte sind ebenfalls von großer Bedeutung. Studierende haben hiermit die Möglichkeit, sich ihr eigenes Netzwerk auf-zubauen. Der Kontakt zum Praktikumsgeber sollte auch nach dem Ende des Praktikums gepflegt werden. Möglicherweise ergibt sich

Praktika bieten sowohl den Studenten als auch den Unternehmen viele Vorteile. Die Erfahrungen im Umgang mit einem Praktikanten können für das Unternehmen genauso bereichernd sein wie die gesam-melten Eindrücke über das Berufsleben für die Studierenden.

Vorteile für die StudierendenBerufliche Orientierung

Für den schnellen Einstieg in den Wunsch-beruf sind die frühzeitige Orientierung auf dem Arbeitsmarkt und das Sammeln erster Praxiserfahrungen hilfreich. Dies gilt umso mehr für Absolventen geisteswissenschaft-licher Disziplinen, weil es für sie ein sehr breites Spektrum an möglichen Berufs-feldern gibt. Entsprechend wichtig ist es gerade für Studierende dieser Fächer, sich bereits im Studium über spätere Tätigkeits-bereiche zu informieren und erste berufs-praktische Erfahrungen zu sammeln, um einen möglichst reibungslosen Übergang in das Berufsleben zu gewähren. Hierbei helfen Praktika. Der Erwerb beruflicher Erfahrungen und nicht die reine Arbeitsleis-tung stehen im Mittelpunkt. So genannte „qualifizierte Berufspraktika“, die Studieren-de im Rahmen ihres Studiums absolvieren müssen, sind in den Studienordnungen der geisteswissenschaftlichen Fächer an der Universität Würzburg bisher - mit Aus-nahme der pädagogischen Fächer - nicht vorgeschrieben, sind jedoch aufgrund des schon mehrfach erläuterten Wertes drin-gend angeraten.

Anwendung von Fachwissen

Durch ein Praktikum haben Studierende die Möglichkeit, ihr fachliches Wissen über die praktische Anwendung zu vertiefen und zu festigen sowie neue Anstöße für ihre berufliche Orientierung zu gewinnen. Im Idealfall erweist sich das Berufspraktikum als Bestätigung für die Studienwahl und bereits angedachte Berufswünsche. Die Studierenden können Branchenkenntnisse und geknüpfte Kontakte nutzen, um sich

Sinn und Zweck von Praktika

Sinn und Zweck von Praktika

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nen. Praktikanten, die bereits im Praktikum erworbenes Wissen über den zukünftigen Arbeitgeber mitbringen, sind ein großer Vorteil für das Unternehmen. Unternehmer, die bei Stellenbesetzungen auf einen Pool von ehemaligen Praktikanten zurückgreifen können, sparen zudem die nicht unerhebli-chen Kosten der Bewerbersuche.

Neue Ideen für das Unternehmen

Praktikanten bringen „frischen Wind“ und neue Ideen in die Unternehmen. Im Dialog mit Praktikanten über Strukturen und Arbeitsabläufe kann sich der Blick für das eigene Unternehmen – positive Aspekte, aber möglicherweise auch kleinere Schwachstellen – schärfen.

Entlastung der Mitarbeiter

Der hohe Lernwert bei Studierenden kann mit der Arbeitsentlastung des Praktikums-

gebers positiv korrelieren: Studierende werden in die Praxis eingebunden, erhalten eigene Aufgabenbereiche und können so auch Praktikumsgeber in Aufgabenbe-reichen entlasten. Dies können Recher-cheaufgaben sein, die Vorbereitung von Präsentationen oder auch Übernahme von Teilaufgaben in Projekten.

Vorteile für die Hochschulen

Hochschulen können wichtige Erkennt-nisse aus den Praktikumserfahrungen der Studierenden für die Gestaltung des Studiums ziehen. Rückmeldungen seitens der Studierenden und der Praktikumsgeber ermöglichen eine zügigere Weiterentwick-lung des Lehrangebotes mit einem höheren Praxisbezug. Im Rahmen des Berufsprakti-kums erfahren Studierende und Unterneh-men, in welchen Bereichen das Lehrangebot der Hochschulen ausgebaut werden könnte und welche Qualifikationen den Studie-renden zuzüglich zu ihrer Fachkompetenz

vermittelt werden sollten. In der Kooperati-on von Hochschule und Wirtschaft können zudem neue Ideen für die Lehre entstehen, die ihrerseits einen hohen Praxisbezug bei der Vermittlung von Studieninhalten ermöglichen. Durch die Zusammenarbeit mit Theatern oder Literaturhäusern können beispielsweise literaturwissenschaftliche Seminare praxisnäher gestaltet werden und die Studierenden gleichzeitig Einblicke in den Berufsalltag erhalten.Von einer engeren Zusammenarbeit pro-fitieren Hochschulen und Unternehmen gleichermaßen: Mit einem neuen, praxi-sorientierten Lehrangebot gewinnen die Unternehmen gut vorbereitete Praktikan-ten. Den größten Vorteil aus einer solchen Kooperation werden aber die Studierenden ziehen, die an ihrer Hochschule adäquat auf ihr Pflichtpraktikum vorbereitet und im Praktikum optimal durch die Unternehmen betreut werden.

Sinn und Zweck von Praktika

In der Welt zu Hause: Interkulturelle Kompetenz gehört zu den Eigenschaften, die Geisteswissenschaftler im Studium erwerben.

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Allgemeine Rahmenbedingungen und Tipps zum Praktikum

Praktikumsvertrag

Eine leichtere Orientierung über Absprachen hinsichtlich der Art und Dauer des Prakti-kums bietet ein Praktikumsvertrag. Dieser könnte folgende Punkte enthalten:• Vertragspartner• Beginn und Dauer des Praktikumsverhält-

nisses• Tägliche Arbeitszeiten• Aufgaben- und Einsatzgebiete• Betreuungsperson im Unternehmen• Lohnvereinbarungen• Urlaubsansprüche• Regelungen zu Haftung und Unfallschutz• Kündigungsfristen

Die Vorteile eines Praktikumsvertrages liegen in den für beide Seiten festgelegten Rahmenbedingungen des Praktikums. Auf diese Weise können sich Praktikumsgeber und Praktikant bereits im Vorwege auf das Praktikum einstellen und wissen, welchen Einsatz sie von ihrem jeweiligen Gegen-über erwarten können. Schriftlich fixierte Rahmenbedingungen helfen auch, etwaige Unstimmigkeiten schnell zu lösen.

Praktikumsvergütung

Praktikumsvergütungen sind üblich. Die Höhe der Vergütung wird üblicherweise

individuell vereinbart. Die Vergütungen liegen häufig in einer Spanne zwischen 250 bis 750 Euro pro Monat.

Praktikumszeugnis

Nach erfolgreicher Beendigung des Prak-tikums ist als Nachweis ein qualifiziertes Praktikumszeugnis wünschenswert. Dieses Zeugnis ist im Hinblick auf spätere Bewer-bungen äußerst wichtig und dient dem be-ruflichen Vorankommen der Studierenden. Ein qualifiziertes Zeugnis, auf Firmenpapier gedruckt, enthält üblicherweise folgende Angaben:

Allgemeine Rahmenbedingungen und Tipps zum Praktikum

Lehramtsstudierende werden später in der Regel Kinder oder Jugendliche unterrichten. Aber auch die Erwachsenenbildung bietet Tätigkeitsfelder für Pädagogen und andere Geisteswissenschaftler.

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• Name und Geburtsdatum des Praktikanten• Beginn und Dauer des Praktikums• Inhalt und Ziel des Praktikums (Verweis

auf Studienordnung)• Kurze Vorstellung des Unternehmens/

Nennung der Bereiche, in denen der Praktikant eingesetzt war

• Aufgaben des Praktikanten• Bewertung der Arbeitsleistung, der Ein-

satzbereitschaft und des Sozialverhaltens• Dank und Wünsche für die Zukunft• Datum und Unterschrift/Positionsbe-

zeichnung

Zeugnis ist jedoch nicht gleich Zeugnis: Bei der Zeugniserstellung gelten nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts einige Grundsätze, die auch im Rahmen eines Praktikums von Bedeutung sind und auf die Unternehmen und Praktikanten ne-ben den schon erwähnten Punkten achten sollten:• Verantwortlich für die Ausstellung eines

Zeugnisses sind bei Einzelfirmen die juristischen Vertreter und der Inhaber, darüber hinaus Personalleiter, Prokuris-ten, Bereichsleiter und sonstige Hand-lungsbevollmächtigte.

• Ein Zeugnis wird schriftlich ausgestellt. Es wird klar und verständlich formuliert.

• Es sollte wahrheitsgemäß und wohlwol-lend sein. Der Zeugnisempfänger soll mit dem Zeugnis nicht über Gebühr an seinem weiteren beruflichen Lebensweg behindert werden.

Bei der Formulierung der Inhalte und der Beschreibung und Bewertung der Tätigkei-ten und des Sozialverhaltens ist die ver-wandte Zeugnissprache („stets zu unserer vollen Zufriedenheit“ etc.) zu beachten. Sonst können wohlgemeinte Zeugnisse schnell zum Karrierebremser werden.

Praktikum und Versicherung

Generell gilt: Bei einem Pflichtpraktikum, das im Rahmen der Studien- und Prüfungs-ordnung vorgeschrieben ist, wird man von der Sozialversicherungspflicht befreit. Bei einem Praktikum, das freiwillig ausgeübt wird und damit nicht in der Studienordnung vorgeschrieben ist, gelten andere Regelun-gen:Ist man während des Praktikums an der Hochschule immatrikuliert, greifen bei frei-willigen Praktika die gleichen Bestimmun-

gen wie für Studierende, die eine Beschäf-tigung aufnehmen. Liegt die Vergütung unter 400,- Euro handelt es sich um einen so genannten „Minijob“. Der Kranken- und Pflegeversicherungsschutz wird über die El-tern sichergestellt (bis zum 25. Lebensjahr). Überschreitet die Vergütung die 400,- Euro-Grenze und wird an weniger als 20 Wochenstunden ausgeübt, entsteht nur Rentenversicherungspflicht in der Beschäf-tigung. Der Kranken- und Pflegeversiche-rungsschutz wird über eine eigene Studen-tenversicherung abgedeckt (Monatlicher Beitrag: 53,40 Euro zur Kranken- und 11,26 Euro bzw. 9,98 Euro zur Pflegeversicherung)Arbeitet man mehr als 20 Stunden in der Woche und verdient auch über 400,- Euro monatlich, entsteht Versicherungspflicht in allen Zweigen der Sozialversicherung. Der Arbeitgeber trägt hier einen Teil der Beiträge und führt diese auch direkt an die Krankenkasse ab. Zum Thema Unfallversicherung gilt: Bei Hochschul- bzw. Fachhochschulpraktika besteht kein unmittelbarer Einfluss der Hochschule oder der Fachhochschule auf die Art und Weise der Durchführung sowie auf den Ablauf der Praktika. Die Studierenden gliedern sich während des Praktikums in den Betriebsablauf ein und erfüllen somit die Voraussetzungen für abhängig Beschäftigte nach § 2 Abs.1 Nr.1 SGB VII. Unerheblich ist für die unfallversi-cherungsrechtliche Bewertung der Praktika, ob diese in Studien- und Prüfungsordnun-gen zwingend vorgeschrieben sind oder freiwillig geleistet werden.Zuständig ist also der für das Praktikums-unternehmen zuständige Unfallversiche-rungsträger (§ 133 Abs. 1 SGB VII).“

Ausgestaltung der Rahmenbedingungen

Um zum beiderseitigen Gelingen der Prakti-ka beizutragen, sind im Folgenden noch ein paar Tipps für Arbeitgeber und Praktikanten zusammen getragen:

Praktikumsgeber:

• Benennen Sie einen festen Ansprechpart-ner.

• Halten Sie vor Beginn des Praktikums einen Termin zur Nachbesprechung fest.

• Führen Sie den Praktikanten in das Unter-nehmen ein: Kleiderordnung,

Arbeitszeiten und Gepflogenheiten sind für Neulinge häufig schwer zu bewerten.

• Übertragen Sie dem Praktikanten Verantwortung und eigene Aufgaben.

• Verdeutlichen Sie die Notwendigkeit von Zeitmanagement.

• Informieren Sie die Mitarbeiter über den Praktikanten.

• Notieren Sie sich geeignete Aufgaben für zukünftige Praktikanten.

Praktikanten:

• Fragen Sie Ihren Betreuer, wann die beste Zeit für Rücksprachemöglichkeiten oder zusammenfassende Gespräche ist.

• Informieren Sie Ihren Betreuer über spe-zielle Kenntnisse, Fähigkeiten.

• Zeigen Sie Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.

• Stimmen Sie einen gemeinsamen Wochenplan miteinander ab.

• Fragen Sie, wenn Sie nähere Erläuterung-en benötigen, zeigen Sie Interesse!

Checkliste zum Praktikum

• Was wurde gelernt (sowohl fachlich als auch persönlich)?

• Was nehmen Sie inhaltlich mit?• Haben Sie eventuelle Qualifikationslücken

erkannt?• Hat sich die Selbstwahrnehmung verän-

dert (größeres Selbstvertrauen etc.)?• Auswirkungen auf die weitere Berufsori-

entierung: Sind die Berufsziele bestätigt oder verändert worden?

• Hat das Praktikum Auswirkungen auf die Studienwahl (Bestätigung der Fächer-wahl, neue Schwerpunktsetzung oder sogar neues Fach)?

• Wurde von dem Praktikumsgeber eine weitere Beschäftigung angeboten?

• Käme bei dem Praktikumsgeber ein Anstellungsverhältnis nach dem Studium in Frage?

• Wie kann der Kontakt gehalten werden?

Allgemeine Rahmenbedingungen und Tipps zum Praktikum

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Kommunikativ, fl exibel, teamfähig. Solche Eigenschaften sindin einem geisteswissenschaftlichen Studium ebenso gefordertwie die Fähigkeit, eigenständig und selbstverantwortlich zu arbeiten.

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Zum Wintersemester 2008/09 und 2009/10 wurden die Fächer der Philosophischen Fakultäten auf Bachelor- (BA), teilweise auch schon auf Masterstudiengänge (MA) umgestellt. Parallel dazu wurden die Magis-terstudiengänge eingestellt, das heißt, diese können von den bereits immatrikulierten Studierenden zwar noch abgeschlossen werden, Neueinschreibungen ins 1. Fachse-mester sind aber nicht mehr möglich. Die folgende Auflistung beinhaltet alle an der Universität Würzburg studierbaren geisteswissenschaftlichen Studienfächer, die zur Zeit mit einem Bachelor oder Master abgeschlossen werden können. Je nachdem, in welchen inhaltlich-struktu-rellen Ausprägungen das Studienfach ange-boten wird, sind diverse Studienmöglichkei-ten denkbar, etwa: Ein-Fach-Studium (180 ECTS-Punkte einschließlich 10 ECTS für die Abschlussarbeit), Hauptfach (120 ECTS einschließlich 10 ECTS für die Abschlussar-beit) mit einem Nebenfach (60 ECTS) oder Zwei-Hauptfächer-Studium (je 85 ECTS u. 10 ECTS für die in einem der beiden Fächer anzufertigende Abschlussarbeit). Dabei können grundsätzlich alle Fächer miteinan-der kombiniert werden, sofern die entspre-chende Ausprägung angeboten wird. Ab dem WS 2010/2011 können einige Fächer auch im Rahmen eines Teilzeitstudi-ums1 studiert werden.

1 Das Teilzeit-Studium stellt eine Alternative zum normalen Vollzeit-Studium eines Bachelor-Studien-gangs dar: Ein Bachelor-Studiengang dauert im Vollzeit-Studium 6 Semester (Regelstudienzeit). Wenn man sich für die Teilzeit-Variante entscheidet, hat man doppelt so viel Zeit (12 Semester Regelstudienzeit).

Studienfächer BA MA

Ägyptologie 85, 60 120, 45

Alte Welt 120, 60

Altorientalische Philologie 60

Altorientalistik 85, 60 120, 45

Angewandte Humangeographie 120

Angewandte Physische Geographie, Geosystemwandel und –schutz 120

Anglistik/Amerikanistik 120, 85, 60

Anglistik/Amerikanistik (Teilzeit) 85

Digital Humanities 85, 60

Europäische Ethnologie/Volkskunde 85, 60

Evangelische Theologie 85, 60

Galloromanische Philologie (Französisch) 120, 85, 60

Galloromanische Philologie (Teilzeit) 85

Geographie 180, 85, 60

Geographie (Teilzeit) 85

Geographie mit dem Schwerpunkt Humangeographie 120

Geographie mit dem Schwerpunkt Physische Geographie 120

Angewandte Physische Geographie - Geosystemwandel und Geosystemschutz 120

Angewandte Humangeographie 120

Germanistik (Deutsch) 120, 85, 60

Germanistik (Teilzeit) 85

Germanistik als Fremdsprachenphilologie 120

Geschichte 120, 85, 60

Geschichte (Teilzeit) 85

Griechische Philologie 85, 60

Historische Hilfswissenschaften 60

Iberoromanische Philologie (Spanisch) 120, 85, 60

Iberoromanische Philologie (Teilzeit) 85

Indologie 60

Indologie/Südasienkunde 180, 120, 85, 60 120, 45

Italoromanische Philologie (Italienisch) 120, 85, 60

Italoromanische Philologie (Teilzeit) 85

Katholische Theologie Mag. 300 Mag. 300

Katholische Theologie 60

Klassische Archäologie 120, 85, 60 120, 45

Klassische Archäologie AW 60

Kunstgeschichte 85, 60

Kunstpädagogik 60

Lateinische Philologie 85, 60

Medienkommunikation 180

Mensch-Computer-Systeme (siehe auch Informatik) 180

Modern China (BA)/Chinese Studies (MA) 180 120

Modernes Chinesisch 60

Modernes Südasien 60

Musikpädagogik 120, 85, 60 120, 45

Musikwissenschaft 180, 120, 85, 60 120, 45

Pädagogik (BA) 120, 85, 60

Philosophie 120, 85, 60

Philosophie und Religion 85, 60

Political and Social Studies (BA) / … Sciences (MA) 180, 85, 60 120

Psychologie 180

Russische Sprache und Kultur 120, 85, 60 45

Sonderpädagogik 85, 60

Sportwissenschaft mit dem Schwerpunkt „Gesundheit und Bewegungspädagogik“ 85

Vgl. Indogermanische Sprachwissenschaft 85, 60 120, 45

Vgl. Indogermanische Sprachwissenschaft AW 60

Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie 120, 85, 60

Geisteswissenschaftliche Fächer/ Disziplinen an der Universität WürzburgDas Angebot geisteswissenschaftlicher Fächer an der Universität Würzburg (Stand: 01.12.2010)

Geisteswissenschaftliche Fächer/Disziplinen an der Univerität Würzburg

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– Engst, Judith (in Zusammenarbeit mit der Dudenredaktion): Duden: Professionel-les Bewerben – leicht gemacht. 2. Aufl. Mannheim [u. a.]: Dudenverlag 2007.

– Hakvoort, Renate: Berufsbezogen stu-dieren. Mit Praktika sinnvoll das Studium ergänzen. Marburg: Schüren 1997.

– Hesse, Jürgen und Hans Christian Schrader: Praxismappe für Praktikanten, Volontäre, Trainees. Mit der optimalen Bewerbung zum erfolgreichen Berufsein-stieg. Frankfurt/M.: Eichborn 2006.

– Keller, Heidi und Nadine Nöhmaier: Praktikumsknigge. Der Leitfaden zum Berufseinstieg. 2., vollst. überarb. und erw. Aufl. München: Clash 2005.

– Püttjer, Christian und Uwe Schnierda: Be-werben um ein Praktikum. Frankfurt/M.: Campus 2006.

– Schneider, Frank; Bettina König und Su-sanne Rinecker: Vom Praktikum zum Job. Freiburg im Breisgau: Haufe 2006.

– Verzeichnisse– Medienhandbuch Hamburg 2003.

Hamburg: Kammerer & Unverzagt, Berg-Kempfhausen, Keller 2003.

– Oeckl. Taschenbuch des Öffentlichen Lebens. Deutschland 2010. Begr. Von Al-bert Oeckl. 59. Jg. (Stand: 20. November 2009). Bonn: Festland-Verl. 2010.

– Red Box 2009. Hamburg: New Business 2009.

Praktikum im Ausland

– Deutscher Akademischer Austauschdienst (Hrsg.): Wege ins Auslandspraktikum. Bonn: DAAD 2007.

– Pocklington, Jackie; Patrik Schulz und Erich Zettl: Bewerben auf Englisch. Tipps, Vorlagen und Übungen. 1. Aufl., 3. Druck. Berlin: Cornelsen 2007.

– Schürmann, Klaus und Suzanne Mul-lins: Englisch bewerben – weltweit. Anschreiben und Lebenslauf, Vorstel-lungsgespräch, Formulierungshilfen und länderspezifische Tipps. Frankfurt/M.: Eichborn 2006.

– Troll, Susanne Gry: Die Auslandsreise 2010: Arbeiten, Studieren und Lernen im Aus-

land. Alles über Auslandsaufenthalt, Au-

pair, Sprachreisen, Praktikum, Studien - aufenthalt, Homestay, Erlebnisreisen im Ausland uvm. 1. Aufl. Rangsdorf: Troll 2010.

Weiterführende Literatur

– Czenskowsky, Torsten u. a. (Hrsg.): Pra-xissemester und Praktika. Qualifikation durch Berufserfahrung. Berlin: Cornelsen 2001.

– Bolles, Richard Nelson: Durchstarten zum Traumjob. Das ultimative Handbuch für Ein-, Um- und Aufsteiger. 9. Aufl. Frankfurt/M.: Campus 2009.

– Holst, Ulrich: Karriereplanung für Geis-

teswissenschaftler. Das Stufenprogramm zum Erfolg, Berufsfelder mit Perspektive. Niedernhausen/Ts.; Falken 2001.

– Janson, Simone: Der optimale Berufsein-stieg. Perspektiven für Geisteswissen-schaftler. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2006.

– Jüde, Peter: Berufsplanung für Geistes- und Sozialwissenschaftler oder die Kunst eine Karriere zu planen. Köln: Staufenbiel 1999.

– Kammerer, Till: Berufsstart und Karriere in Kunst, Kultur und Medien. Studium, Berufsausbildung, Weiterbildung, Quer-einstieg. Bielefeld: Bertelsmann 2004.

Literaturliste Praktikum und Bewerbung

Literaturliste Praktikum und Bewerbung

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Anlaufstellen in derUniversität Würzburg:Der Career Service der Universität Würzburg unterstütztuniversitätsweit die Studierenden beim Übertritt in dieBerufswelt durch Information, Beratung und Qualifi kation.Der Aufbau und die Pfl ege von Kontakten und Netzwerkenzur Wirtschaft stellen eine weitere zentrale Aufgabein der Arbeit des Career Service dar.

Studierende der Universität Würzburg nutzen seit seinerGründung vor vier Jahren den Career Service als Anlaufstellezu Fragen rund um den Bewerbungsprozess. Informationenzur Förderung und Vergabe von Auslandspraktika erhaltensie beim International Offi ce der Universität.

Firmen bietet der Career Service die Möglichkeit,freie Praktika-Plätze oder Stellen für Uni-Absolventenin der Jobbörse anzubieten.

Zur kostenlosen Veröffentlichung in seiner Jobbörsenimmt der Career Service unter derE-Mail-Adresse [email protected] Ausschreibung, sowie ein Firmenlogoim pdf-Format gerne entgegen.

Kontaktadressen:Julius-Maximilians-Universität WürzburgZiLS (Servicezentrum innovatives Lehren und Studieren)Career ServiceOttostraße 1697070 Würzburg Tel. + 49 931 31-83051career@uni-wuerzburg.dewww.career-service.uni-wuerzburg.de

International Offi ceSanderring 2D-97070 Würzburg Telefon: +49 931 [email protected] www.international.uni-wuerzburg.de

Anlaufstelle in derIHK-Würzburg-Schweinfurt:Maresa PfeufferGeschäftsfeld BerufsausbildungMainaustraße 3397082 WürzburgTelefon: +49 931 4194-305E-Mail: [email protected]