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BEST - t-systems.com · auftretender Gebäudeschäden für seine Kunden über auto-matisierte Meldeketten sofort minimieren zu können. 42 34 Digital Singularity. ... Modernisieren

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BEST PRACTICE

OHNE NETZ GEHT NIX QUANTENSPRUNG 5G

CIO-TALK TENGELMANNCTO-TALK KONE

LEBENSRETTER IOT

Ausgabe 3 / 2017

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Ohne Netz ist die Digitalisierung nur „Stille Post“.

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IHRE ANALYSEN: UNENDLICH KOMPLEX DIE CLOUD: UNENDLICH SKALIERBAR

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EDITORIAL

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PRODUKTIVER, SCHNELLER, EFFIZIENTER, SICHE-RER – Werkzeuge und Methoden, mit denen Unterneh-men wirtschaftlicher arbeiten können, bietet die Digita-lisierung in enormer Varianz. Dafür sind etwa Blockchain, Mobile Payment oder Predictive Maintenance nur ein bei-spielhafter Ausschnitt. Das ermöglicht neue Geschäfts-modelle und die Chance, nicht nur im eigenen Markt er-folgreicher zu sein, sondern in neuen Wettbewerbsumfel-dern zu agieren. Doch der Weg, den jeder Gedanke, jede neue Idee, jeder Prozess dafür nehmen muss, erfolgt über ein Netz. Dort setzt Digitalisierung an  – und nicht erst bei Algorithmen, Sensoren, Aktoren, Bits und Bytes.

Autohersteller zum Beispiel wollen heute Mobilitäts-dienstleister werden, sprich Serviceunternehmen für Mobi-lität. Das ist ein neues Rollenverständnis und verlangt eine Veränderung des traditionellen Geschäftsmodells. Zwei Trends werden sich hier gravierend auswirken: die E-Mobi-lität und autonomes Fahren. Beides wird ohne künstliche Intelligenz (KI) und intelligente Vernetzung nicht auskom-men. Damit aber KI als Technologie an sich funktioniert, darf das Netz nie zum Showstopper werden.

Ist die Batterie künftig das Herz des Fahrzeugs, dann ist die Software das Gehirn. Und je autonomer die Assis-tenzsysteme oder die Fahrzeuge agieren sollen, desto mehr Intelligenz, also lernende Software, wird notwendig sein. Damit Autos via Sensoren im Bruchteil einer Milli-sekunde mit superschnellen Netzen der neuen Generation interagieren und erst so das voll automatisierte Fahren er-möglichen können. 5G, einer der Schwerpunkte dieses Hefts, ist die Basis dafür.

Doch wer organisiert die Verknüpfung von Cloud- und Edge-Computing, um die nötige Rechenleistung – Stich-wort Latenzzeiten – buchstäblich an die Straße zu bringen? Woher kommen die Rechenzentren, die eine deutlich höhere Kapazität bieten müssen als die weltweiten Data

Vorbereitet auf die Next(z)-Generation.

Reinhard Clemens, Vorstand T-Systems Deutsche Telekom AG und CEO T-Systems

Center heute? Wer managt die extrem skalierbaren Cloud-Plattformen und unterschiedlichsten Netzwerktech-nologien dahinter? Außer Fragen wie diesen werden quasi nebenbei schon bis 2020 die Integration vom 25 Milliar-den Endgeräten, Maschinen und Sensoren in die Welt des IoT, aber auch der Einsatz verteilter Technologien und die wachsende Cyberkriminalität die Komplexität der Sys-teme insgesamt massiv erhöhen. Damit wird klar: Die Anforderungen, die eine Digitalisierung an reibungslos funktionierende, sichere Netze stellt, steigen. Die Mög-lichkeiten der Digitalisierung auch tatsächlich auszuschöp-fen – das wird sich auf den bestehenden Netzen nicht reali sieren lassen.

Die Antwort sehen wir von T-Systems in einem hoch-integrierten, selbstlernenden System. Einem System, des-sen Netzwerkstruktur sämtliche Ressourcen und Prozesse mit einem hohen Automatisierungsgrad ganzheitlich, intel-ligent steuert.

Mit anderen Worten: in einem softwarezentrierten Modell des intuitiven Netzes neuer Möglichkeiten.

Herzlichst Ihr

Reinhard Clemens

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06 Lastenträger der Digitalisierung. NETZE. Digitalisierung wäre ohne Netze kaum mehr als ein

anderes Wort für Stillstand. Doch um die Möglichkeiten kommen-der IT-Technologien auszuschöpfen, muss die digitale Transformation auch Festnetz, Mobile & Co. mit an Bord nehmen.

12 Verwandlungskünstler. SMART SD-WAN. Auf Basis der Netzwerkallianz ngena nutzen

Unternehmen bei Bedarf ein IP-basiertes, privates Netz, das rund um den Globus fast per Knopfdruck gesteuert wird.

14 Spielregeln einer neuen Zeit.

INTERVIEW. Die T-Systems-Geschäfts-führer Patrick Molck-Ude und François Fleutiaux über Differenzierung aus Kundensicht, die nötige Qualifikation für die Welt des IoT und die Fähig - keit, mit eigenen Services Grenzen einfach zu überschreiten.

16 Schutzengel IoT. CONNECTED T-SHIRT. Wenn sich Angehörige sogenannter

Risikoberufe wie Feuerwehrmänner schon bei der Ausrüstung mit einer IoT-Plattform in der Cloud verbinden, kann das ihr Leben retten.

22 Wenn „Echtzeit“ ihr Versprechen hält. ANALYZE IT. Die Wissenschaftler Prof. Dr. Christian Wietfeld

und Prof. Dr. Michael ten Hompel über Chancen und Poten-ziale von Echtzeit, bei der via 5G „auch drin ist, was draufsteht“.

26 Quantensprung 5G. GRAFIK. Ob bei Latenzen, Verfügbar- oder Belastbarkeit –

der zukünftige Mobilfunkstandard löst die aufkommende Verkehrsdichte im Netz von vielen Seiten.

28 CIO-Talk bei Tengelmann. USER-EXPERIENCE. Riccardo Sperrle, Group-CIO des

Handels konzerns, über Kundennähe als Schlüsselfunktion der Digitalisierung, die Bedeutung von Netzverfügbarkeit für Expansionen und Männer beim Shopping samstagvormittags.

33 Terminsache Mai ’18. PRIVACY BY DESIGN. Telekom-Vorstand Dr. Thomas Kremer

über die im kommenden Frühjahr wirksam werdende EU- Datenschutz-Grundverordnung und Rezepte für den zukünftigen Umgang mit personenbezogenen Daten.

Netze als Brückenschlag.

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BEST PRACTICES

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Ausgabe 3 / 2017

ImpressumHerausgeber: Sven Krüger T-Systems International GmbH Weinsbergstraße 7050823 Köln

Gesamtverantwortung:Annette NejedlRedaktionsleitung:Alice BackesChefredaktion:Thomas van Zütphen (V.i.S.d.P.)Organisation: Anke EchterlingArt Direction: Tobias ZabellLayout: Nora Luther, Claudia KnyeBildredaktion: Susanne NarjesProjektmanagement / CvD:Ute Szimm; Stefan M. GlowaSchlussredaktion: Ursula JungerAutoren dieser Ausgabe:Eva Book, Sven Hansel, Roger Homrich, Julia Keller, Silke Kilz, Yvonne Nestler, Rainer Schlösser, Anja Steinbuch, Birgit Wölker, Thomas van Zütphen

Verlag:HOFFMANN UND CAMPE X, eine Marke der Ho�mann und Campe Verlags GmbH, Harves te huder Weg 42, 20149 Hamburg, Tel. (040) 441 88-457, Fax (040) 441 88-236, E-Mail: [email protected] Geschäftsführung: Christian BackenAccount HOFFMANN UND CAMPE X: Sandra HeiskeHerstellung: Wym Kor�Litho: Olaf Giesick Medienproduktion, HamburgDruck: NEEF + STUMME premium printing GmbH & Co. KG, Wittingen

Copyright:© 2017 by T-Systems. Nachdruck nur mit Quellenangabe und Belegexem plar. Der Inhalt gibt nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder.

Schon gelesen?Best Practice Online:www.t-systems.de/bestpractice

Schon runter-geladen? Best Practice+ App per QR-Code hier oder unter itunes.apple.com

Fragen und Anregungen:[email protected]

INHALT

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47 Ausgeschlafen. PUBLIC-SEKTOR. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in

Bayern, die Landesregierung des Freistaats und der Sender rbb zeigen, wie Digitalisierung im öffentlichen Sektor Fahrt aufnimmt.

50 Einer für alle. CORPORATE SIP INTERNATIONAL. Eine gebündelte

IP-Anschlussanlage von T-Systems ermöglicht, Telefonan-schlüsse europaweit zu zentralisieren.

52 Schadlos von Anfang an. ERGO. Das Versicherungsunternehmen vernetzt Smart-Home-

Sensoren mit seinem Serviceportal Allysca, um die Folgen auftretender Gebäudeschäden für seine Kunden über auto-matisierte Meldeketten sofort minimieren zu können.

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34 Digital Singularity. VORDENKER. Für Kevin Parikh braucht es die maximale

Vernetzung von Technologien, damit Mensch und Maschine sinnvoll zueinanderfinden.

36 Plato und das Internet. ESSAY. Rebecca Newberger

Goldstein über die Renaissance der Philosophen.

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39 Erfolgreiche Reha. GESUNDHEIT NORDHESSEN. Drohte der Klinikkonzern

in Sachen Digitalisierung den Anschluss zu verlieren, nutzt er heute die Private Cloud des Dynamic Healthcare Centers von T-Systems.

40 Unterirdisch gute Lösung. LEAG. Das Bergbau unternehmen nutzt

die Plattformlösung Service Now zur automatisierten Abbildung seiner IT-Prozesse.

42 CTO-Talk bei KONE. GELIFTET. Tomio Pihkala, CTO eines der größten Aufzug-

und Rolltreppenbauers der Welt, über Predictive Main-tenance für Millionen Fahrstühle, Innovation mit Wow-Effekt und die Rolle von IoT für den People Flow der Zukunft.

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Dass Kaufhäuser den Kunden schon aus der Ferne begrüßen,

ihre Tiefgaragen mit Autos kommunizieren und Alexa das

Onlineshopping übernimmt, machen erst Netze möglich.

Zeitmaschinen gibt es nicht? Falsch. Die Digitalisierung katapultiert uns in die Zukunft.

Einer der Motoren der Maschine sind die Kommunikationsnetze. Und die dürfen beim

Modernisieren nicht vergessen werden.

Ohne Netz wär’ alles off.

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Netze

Grundfeste der Digitalisierung

SCHWERPUNKT

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Alexa ist ein echtes Arbeitspferd. Sie packt im Haushalt an, wo sie gefragt ist: Sie kauft ein, schaltet die Fernsehbeleuchtung an und reserviert das nächste Carsharing-Auto. Sie verfügt über unerschöpfl iches Wissen, er-

zählt Witze, und das Beste: Sie ist immer freundlich und niemals schlecht gelaunt. Und Alexa ist beliebt. Allein in den USA arbeitet sie in mehr als elf Millionen Haushalten. Denn sie ist ein Computer, wenn auch – als virtuelle Assis-tentin – ein sehr intelligenter.

Erst zwei Jahre jung verfügte Alexa Mitte 2017 bereits über 15 000 Skills, also Apps, die ihr neue Fähigkeiten ver-leihen. Auf Wunsch erinnert die digitale Mit bewohnerin daran, die Mülltonnen rechtzeitig rauszustellen, pfl egt eine Einkaufsliste oder kennt die aktuelle Stausituation. All das kann Alexa allerdings nur, wenn die Verbindung ins Internet steht. Denn Alexa wohnt und denkt eigentlich in einem Rechenzentrum von Amazon und ist per Datennetz mit ihren Besitzern verbunden. Und sie funktioniert nur richtig, wenn die Daten so rasant übertragen werden, dass der Nutzer die Verzögerung gar nicht bemerkt.

Alexa ist ein digitaler Assistent – und nur eine der un-zähligen neuen Möglichkeiten, die die Digitalisierung aus ihrem Zauberhut zieht. „Die Digitalisierung schafft gänzlich neue Märkte, bereits existierende Märkte erleben durch die Digitalisierung rapide Zuwächse“, sagt Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) und Professorin für Innovations- und TechnologieManagement am Karlsruher Institut für Technologie. Ganz oben auf dem Gipfel der

Denn sie ist ein Computer, wenn auch – als virtuelle Assis-

Erst zwei Jahre jung verfügte Alexa Mitte 2017 bereits über 15 000 Skills, also Apps, die ihr neue Fähigkeiten ver-leihen. Auf Wunsch erinnert die digitale Mit bewohnerin daran, die Mülltonnen rechtzeitig rauszustellen, pfl egt eine Einkaufsliste oder kennt die aktuelle Stausituation. All das kann Alexa allerdings nur, wenn die Verbindung ins Internet steht. Denn Alexa wohnt und denkt eigentlich in einem Rechenzentrum von Amazon und ist per Datennetz mit ihren Besitzern verbunden. Und sie funktioniert nur richtig, wenn die Daten so rasant übertragen werden, dass

Alexa ist ein digitaler Assistent – und nur eine der un-zähligen neuen Möglichkeiten, die die Digitalisierung aus ihrem Zauberhut zieht. „Die Digitalisierung schafft gänzlich neue Märkte, bereits existierende Märkte erleben durch die Digitalisierung rapide Zuwächse“, sagt Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) und Professorin für Innovations- und TechnologieManagement am Karlsruher Institut für Technologie. Ganz oben auf dem Gipfel der

Erwartungen stehen laut Analysten Technologien wie lernende Maschinen, selbstfahrende Autos und vernetzte Häuser. Die virtuelle Realität bewegt sich sogar schon stark Richtung Produktivität. Und ebenso wie bei Alexa dreht sich auch bei diesen Technologien alles um Daten – sie zu speichern, zu verknüpfen und zu analysieren. Und sie in kaum vorstellbar kurzer Zeit sicher und zuverlässig zu übertragen. Unternehmen müssen, um solche digitalen Szenarien für sich zu nutzen, noch mehr Anforderungen erfüllen: etwa passende Netzverbindungen zeitnah bereit-stellen. Und die Firmennetze brauchen Inno vationen, um den weltweiten Datendurchsatz mit hohem Tempo zu er-möglichen. „Wir stehen an der Schwelle zu einer ganz neuen Ära der Netzwerktechnik“, sagt Patrick Molck-Ude, Chef der Netzsparte von T-Systems (siehe Seite 14), „weg von starren, komplexen lokalen Netzen, hin zu agilen, ein-fachen globalen Netzen.“

KEINE ANGST VOR ONLINERIESEN Nutznießer der neuen Netzära sind zum Beispiel Handels-unternehmen. Webshop-Giganten von Alibaba bis Zalando haben den digitalen Wandel mitten in ihre Branche getra-gen. Derzeit, im Jahr 2017, stammen laut dem Marktfor-schungshaus eMarketer zehn Prozent der Handels umsätze

„Wir stehen an der Schwelle zu einer ganz neuen

Ära der Netzwerktechnik.“ PATRICK MOLCK-UDE,

Geschäftsführer der TC Division, T-Systems

TEXT Yvonne Nestler

ILLUSTRATION Matthias Schardt

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Mit dem Mobilfunkstandard 5G werden Konzert- oder

Sportveranstaltungen Tau-sende „Virtual-Reality-

Zuschauer“ zusätzlich zählen.

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aus dem E-Commerce, 2021 werden es 15,5 Prozent sein. Der Grund für den andauernden Aufschwung: Die Kunden tragen die Tür zum Ladengeschäft stets in der Hosen- oder Handtasche bei sich. Oder bestellen per Sprachassistent sogar ohne Smartphone vom Sofa aus.

Zugleich Herausforderung und Chance für die Händ-ler. Denn jedem Unternehmen stehen die digitalen Mög-lichkeiten offen. Etwa mit personalisierter Werbung, Frische-Sensoren für Gemüse und Obst sowie mobilem Bezahlen. „Sind Onlinehändler wie Amazon für uns viel-leicht mehr Segen als Fluch?“, fragt Jens Jänecke, Super-marktbetreiber im niedersächsischen Adendorf. „Natürlich ist der Weg in die digitale Welt mit Risiken verbunden. Aber Ausprobieren hilft.“

DER HÄNDLER ALS NACHBARDie Voraussetzung für den Erfolg: Der Geschäftsort muss nah an den Kunden heranrücken – damit dieser nicht doch lieber im Internet bestellt. Eine Lösung: möglichst viele Fi-lialen. Eine solche Expansion stellt jedoch besonders in neuen Auslandsmärkten hohe Anforderungen an das Fir-mennetz, denn jede neue Filiale braucht eine neue Netz-verbindung. „Bisher konnte es bis zu sechs Monate dauern, Leitungen für Standorte einzurichten“, sagt Molck-Ude. „Denn kein Netzanbieter hat weltweit ein engmaschiges Netz.“ Daher musste sich der Firmennetzbetreiber oft auf-wendig mit lokalen Partnern abstimmen, und das dauerte.

Hier setzt T-Systems mit ihrem neuen Firmennetzange-bot Smart SD-WAN an (siehe Seite 12): Die Telekom-Toch-ter nutzt dafür die globale Infrastruktur der Allianz ngena, welche die lokalen Netze ihrer Partner untereinander ver-knüpft und so internationale Leitungen und Netzdienste

bereitstellt. Ganz ohne Abstimmungsaufwand. Hinzu kommt: Das Weltnetz funktioniert hoch automatisiert – dank softwaredefi nierter Netztechnik (SD-WAN). Wo Spezialisten früher jede Netzwerkkomponente einzeln kon-fi gurierten, lässt sich das Netz jetzt zentral und software-basiert steuern, unabhängig von der Infrastruktur. Das be-deutet: „Wir können Unternehmen Verbindungen nun viel schneller bereitstellen, Firewalls und andere Services so-gar fast per Mausklick“, erklärt Molck-Ude.

VERWANDLUNGSKÜNSTLER SIND GEFRAGTEin Beispiel: Um schnell vernetzt zu werden, nutzt ein Standort provisorisch eine Mobilfunkanbindung und steigt später problemlos auf eine dann geschaltete feste Leitung um – ein Wechsel, der nun nicht mehr manuell und auf-wendig konfi guriert werden muss. Mit diesem neuartigen Netz sind Händler sogar so fl exibel, dem Onlinewett bewerb nicht nur mit permanenten Filialen entgegenzutreten, son-dern auch sehr kurzfristig mit provisorischen Läden. Gibt es einen Internetzugang, steht die Netzinfrastruktur für sol-che Pop-up-Stores quasi über Nacht.

Auch in anderen Branchen erklingt der Ruf nach wan-delbaren Netzen. Hartmut Beuß, CIO des Landes NRW, sagt zum Beispiel: „Ein modernes Landesdatennetz muss hohe Bandbreiten zur Verfügung stellen und diese in kur-zer Zeit anpassen können.“ Bis 2018, schätzt das Be-ratungshaus IDC, werden sechs von zehn Unternehmen softwaredefi nierte Netze nutzen, um entfernte Standorte zu vernetzen.

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Netze

Grundfeste der Digitalisierung

SCHWERPUNKT

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FLEXIBLE ANBINDUNG FÜR FLEXIBLE CLOUDFlexibler sein wollen Unternehmen auch, wenn sie Clouds nutzen. Denn: Cloud-Dienste stehen schnell bereit. Und per Internet können die Nutzer auch rasch auf Public Clouds zugreifen – aber nicht so sicher und performant, wie es viele Unternehmen und Behörden benötigen. Ein geschütztes Netz für Tausende Mitarbeiter leistungsfähiger mit einer Cloud zu verbinden braucht allerdings Zeit. Unter anderem, weil jeder Cloud-Anbieter andere Vorgaben macht, wie die Anbindung technisch und orga nisatorisch auszusehen hat. „Unternehmen möchten Cloud-Platt-formen aber kurzfristig anbinden und bei Bedarf auch schnell wechseln“, sagt Molck-Ude. Deswegen verknüpft T-Systems verschiedene Clouds künftig über vorkonfi gu-rierte Gateways mit dem Firmennetz. Die Anbindung dau-ert so nur wenige Tage statt wie bisher Wochen. Für die deutsche Cloud Microsoft Azure gibt es den Service be-reits, im ersten Halbjahr 2018 weitet T-Systems ihn auf die Microsoft Cloud Global und erste Rechenzentren der Ama-zon Web Services aus. Weitere Cloud-Anbieter und Stand-orte folgen.

ECHT ZEIT FÜR ECHTZEITSchnell sein muss aber nicht nur die Bereitstellung von Netzen, sondern auch das Netzwerk selbst. Alexa etwa ge-riete ins Stottern, wenn ihre Sprachdaten nicht fl ugs vom Rechenzentrum ins Wohnzimmer kämen. Oder das Bei-spiel Auto: 2022 werde der Pkw komplett eigenständig fahren können, schätzt das Beratungshaus Frost & Sulli-van. Bedingung ist aber: Das Fahrzeug muss in die Ferne schauen können, vom Stau hinter der nächsten Kurve wis-

sen oder Blitzeis kommen sehen. Dafür muss das Mobil-funknetz die entsprechenden Daten unfassbar schnell übertragen. Das heißt, maximal eine Millisekunde darf die Information vom Sender zum Empfänger brauchen. Eine Anforderung, die der Mobilfunkstandard der nächsten Ge-neration – 5G – erfüllen wird.

Die Deutsche Telekom forscht bereits intensiv am Superhelden der Mobilfunktechnik. Im Innovationslabor 5G:haus arbeitet sie mit Forschungsinstituten, Start-ups und Netztechnikherstellern zusammen. Mit vergleichbaren Technologien wie im SD-WAN gelingt es hier zum Beispiel, datenintensives Videostreaming und zeitkritische Auto-pilot-Funktionen virtuell getrennt über dieselbe Infrastruk-tur zu ermöglichen. Außerdem für extrem hohe Datenraten nötig: „Wir brauchen neue und deutlich mehr Antennen als bisher sowie Glasfaserkabel bis zu den Basisstationen“, sagt Prof. Dr. Christian Wietfeld, der an der Technischen Universität Dortmund an 5G forscht (siehe Seite 22).

Auch in Sachen mobile Bandbreite steht eine Zeiten-wende an. Im August 2016 hat die Telekom im Testlabor bereits zum ersten Mal die Ein-Gigabit-Marke geknackt. Und 5G wird die Bandbreite noch um ein Vielfaches in die Höhe treiben: Das europäische Standardisierungs gremium ITU sieht unter Idealbedingungen Upload-Raten bis zu 10 Gigabit pro Sekunde und Download-Raten von 20 Giga-bit pro Sekunde vor. Damit wäre es künftig zum Beispiel möglich, per Virtual-Reality-Brille Fußballspiele live mitzu-erleben, so als säße man mitten im Trubel der Tribüne und

Wenn Autos autonom fahren sollen und Rettungsfahrzeuge Ampeln auf Grün stellen können, darf die Sender-Empfänger-Information maximal eine Millisekunde dauern.

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nicht auf dem Sofa zu Hause. Und auch wenn Tausende Zuschauer dem Spiel virtuell beiwohnen, geht das 5G-Netz nicht in die Knie. Denn es soll laut ITU pro Qua-dratkilometer ohne Qualitätseinbußen eine Million Geräte mit Daten versorgen können – 1000-mal mehr als heutige Mobilfunknetze.

SICHERHEIT AUS DEM NETZNicht nur Autos und VR-Brillen werden vernetzt. Getränke-automaten ordern Cola nach, Maschinen bitten um War-tung, und Rauchmelder alarmieren die Feuerwehr. 2020 werden Schätzungen zufolge zwischen 20 und 100 Milliar-den vernetzte Geräte den Globus bevölkern. Diese Massen erfordern nicht nur völlig neue Dimensionen bei der Mobil-funkkapazität, sondern auch eine komplett neue Denk-weise bei der Cybersicherheit. Denn: Jedes neue vernetzte Gerät, jeder angebundene Sensor ist ein potenzielles Ein-fallstor für Hacker.

Das zeigen etwa Botnetze mit der Malware Mirai – be-rühmt-berüchtigt seit dem DDoS-Angriff auf den DNS-Betreiber von Twitter, PayPal, Netfl ix und anderen im Okto-ber 2016: Cyberkriminelle hatten Hunderttausende Ka-meras und Kühlschränke gekapert und benutzten sie, um die DNS-Server mit unzähligen Anfragen zu überlasten. „Große Konzerne wie Microsoft, Google oder Apple be-schäftigen Fachleute für IoT-Security, um etwa Smart-phones so sicher wie möglich zu entwickeln“, sagt der US-amerikanische Security-Experte Bruce Schneier. „Kau-fen Sie aber eine Webcam zur Babyüberwachung, einen Kühlschrank oder einen Thermostat, hat sich vorher kein Experte für IoT-Security darum gekümmert.“

Das Problem: Ein einheitliches Sicherheitskonzept für Millionen vernetzte Geräte umzusetzen ist kaum prakti-kabel. „Deswegen brauchen wir Sicherheit auf Netzwerk-ebene“, sagt Molck-Ude. „Auch dabei hilft zum Beispiel ein globales SD-WAN. Denn damit können wir Unternehmen Netzwerksicherheit überall einfach, schnell und einheitlich bereitstellen: Firewalls, Websecurity und getrennte virtuelle Netze.“ Auch gegen DDoS-Attacken sind Netzwerke gerüs-

Zwei Drittel der europäischen Internetnutzer shoppen per Web. Quelle: Statistisches Amt der Europäischen Union (Eurostat), 2016

Buchstäblich fundamen-tal: Telematik und IoT werden die Basislösun-gen schlechthin für Verkehrs- und Logistik-systeme und ihre Wertschöpfungsketten.

tet: T-Systems kann massenhafte Anfragen automatisch bereits im Backbone abfangen, sobald Detektionssysteme im Kundenrechenzentrum einen Angriff melden.

VON WERK AN VERNETZT – WELTWEIT Wollen Unternehmen ihre Produkte vernetzen, um ihren Kunden Zusatzservices wie eine Fernwartung anzubieten, stehen sie zudem vor einer weiteren Hürde: Sie brauchen weltweit mobilen Internetzugang. Klingt leicht, das Internet ist ja überall. Ist es aber nicht: Die Gesetze verbieten, mit ein- und demselben SIM-Profi l rund um den Erdball dauer-haft ins Internet zu gehen. Ein Fotoapparat-Hersteller möchte zum Beispiel seine Geräte in 50 Ländern inklusive mobiler Konnektivität verkaufen, damit Fotografen ihre Bil-der überall sofort auf Instagram hochladen können. Dafür müsste er nun in jedem dieser Länder einen Vertrag mit einem lokalen Internetdienstleister für lokale SIM-Karten abschließen. Heißt auch: 50 Ansprechpartner, 50 Vorge-hensweisen, 50 Tarife. Und obendrein müsste der Herstel-ler dem Fotografen den jeweils unterschiedlichen Daten-verbrauch in Rechnung stellen. Eine aufwendige Aufgabe.

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„Genau das ist aber unsere Kernkompetenz“, sagt Molck-Ude. „Deswegen bieten wir Unternehmen weltweite integrierte mobile Konnektivität als Komplettpaket aus ei-ner Hand an.“ Dazu verhandelt T-Systems mit lokalen Netz-betreibern und übernimmt die Abrechnung. Für einen OEM zum Beispiel hat die Telekom-Tochter einen Hotspot im Auto realisiert, über den Mitfahrer in mehr als 50 Ländern während der Fahrt etwa Videostreams schauen können. Eine wichtige Rolle könnte bei solchen Lösungen künftig der eSIM zukommen: Die fest verbaute SIM-Karte verwan-delt sich auf Wunsch beispielsweise von der Karte eines französischen Netzanbieters in die eines italienischen.

MOBILE KOMMUNIKATION EINFACH MANAGENVertragschaos droht aber nicht nur bei der Vernetzung von Produkten, sondern auch bei der Vernetzung der Mitarbei-ter. In den USA, Großbritannien und Australien besitzen laut Marktbeobachtern 80 Prozent der Angestellten ein oder mehrere dienstliche Mobilgeräte. Das Problem ist dasselbe wie bei den Produkten: Je nach Land, in dem die Unternehmen unterwegs sind, tun sie sich mit verschie-denen Mobilfunk anbietern zusammen und jonglieren in der Folge mit ver schiedenen Verträgen, Tarifen und Rechnungsfor maten. Die Deutsche Telekom hat sich deswegen mit den Mobilfunkanbietern Telia Company, Orange und Telecom Italia zur europäischen FreeMove Alliance zusammengeschlossen. Als Tochter des Allianz-mitglieds Telekom bietet T-Systems multinationalen Unternehmen mobile Kommunikation in mehr als 100 Län-dern – über einen zentralen Ansprechpartner.

International, agil, einfach, schnell und sicher – so be-feuern die Kommunikationsnetze der nächsten Generation digitale Innovationen rund um den Globus. Virtuelle Assis-tenten können sie zum Beispiel auch dann auf unser Smartphone bringen, wenn wir gerade im Zug oder im Ur-laub sind. Und wer weiß, vielleicht sitzt Alexa irgendwann als Sekretärin im Vorzimmer des Chefs, sortiert E-Mails, bucht Meetingräume und beantwortet Anrufe. Oder sie er-klärt Kunden im Supermarkt den Weg zu den Nudeln – mit einem starken Netz im Rücken.

[email protected] www.ngena.net

www.t-systems.de/loesungen/netzwerkwww.t-systems.de/loesungen/netzsicherheit

www.t-systems.de/video/netze

Mehr als

80 %aller Netzanpassungen werden manuell ausgeführt.Quelle: Statistisches Amt der Europäischen Union (Eurostat), 2016

Netze

Grundfeste der Digitalisierung

SCHWERPUNKT

11

Damit Schnappschüsse nicht zum Suchbild werden – nach der langweiligen Alternative: Mit Embedded Connectivity können Produkte weltweit vernetzt werden, Kamerahersteller zum Beispiel ihre Geräte inklusive mobiler Konnektivität anbieten.

Weiteres Begleit-material zum Thema

fi nden Sie hier:

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Digitalisierung ohne Netze? Geht nicht! Aber wie sollen die alten Firmennetze das Tempo des digitalen Wandels mitgehen? Zwei innovative Ansätze.

Blauer Himmel und ausgelassene Stimmung, Schlangen an den Fahrgeschäften und prall-volle Festzelte – das Münchner Oktoberfest ist auch für die Telekommunikationsinfrastruk-tur ein echter Kraftakt. An vollen Tagen wollen

zur Spitze bis zu 300 000 Menschen gleichzeitig mobil telefonieren, Bilder posten oder Filme ins Web hoch la den. Gleichzeitig müssen Geldautomaten und Notrufleitungen funktionieren, die 144 Gastronomiebetriebe per Telefon Würstl nachbestellen und EC-Karten-Lesegeräte betrei-ben. Um die Netze dafür fit zu machen, schalten die Be treiber viele Netzzugänge und installieren Spezialver-bindungen für bargeldloses Bezahlen, Telefonie und Webcams. Ein enormer Aufwand, der gut zehn Wochen in Anspruch nimmt. Und das alles für nur zweieinhalb Wochen Gaudi.

Ähnlich wie die mehr als 600 Betriebe auf der Münch-ner Wiesn einmal im Jahr sind Unternehmen aller Bran-chen heute immer öfter darauf angewiesen, dass Netzinfra-struktur schnell bereitsteht. Sie wollen Pop Up Stores, neue Standorte, Maschinen und Produkte zeitnah vernetzen oder schnell mal ein eigenes virtuelles Netz für die Video-überwachung aufbauen (siehe Kasten). Doch dafür müs-sen Spezialisten die Netze bislang manuell konfigurieren – Handarbeit, die dauert.

Virtuelle Netzwerktechnik?

Macht mächtig Laune.

TEXT Yvonne Nestler

„Möchten etwa Handelsunternehmen heute schnell expandieren, stehen jetzt auch die Zugänge zum Corporate Network sofort bereit.“

ULRICH WELSS,Vice President Enterprise Networks T-Systems

KEINER IST GLOBAL GENUGHinzu kommt, dass in der globalisierten Welt Unternehmen heute einen neuen Netzzugang in Brasilien, morgen eine Firewall in China brauchen. Doch selbst die großen Tele-kommunikationsanbieter haben nicht überall ein flächen-deckendes Netz, sondern arbeiten mit lokalen Anbietern zusammen. Die entsprechenden Absprachen kosten wei-tere Zeit. In Summe kann es schon mal sechs Monate dauern, bis eine neue Leitung steht.

Mit dem Angebot Smart SD-WAN löst T-Systems beide Probleme: die Trägheit bei Netzerweiterungen und -anpas-sungen sowie das Fehlen einer Infrastruktur, um fast jeden Ort weltweit erreichen zu können. „Unternehmen bekom-men ein IP-basiertes, privates Netz, das fast per Knopf-druck gesteuert wird – rund um den Erdball“, sagt Ulrich Welss, Vice President Enterprise Networks bei T-Systems.

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Alle Verbindungen sind per se Ende-zu-Ende verschlüs-selt – eine Sicherheitsmaßnahme, die sich bisher nur mit großem Aufwand auch auf kleine Zweigstellen ausdehnen ließ. Seit dem Start im September 2017 sind Standorte in Deutschland, weiteren Teilen Europas, Nordamerika und in Hongkong erreichbar. Erste Mehrwertdienste wie Fire- walls, Multi-VPNs und regionale Internet-Gateways stehen zur Ver fügung. Deren Konfiguration war bisher aufwendig, erfolgt bei Smart SD-WAN aber automatisch. Schritt für Schritt folgen die zusätzlichen Access-Designs L und XL, wei tere Services sowie eine höhere internationale Reichweite.

„Möchte zum Beispiel ein Handelsunternehmen ex-pandieren, stehen jetzt nicht mehr nur die IT-Services für die neuen Filialen dank Cloud-Nutzung sofort bereit, son-dern auch die Zugänge zum Corporate Network“, sagt Welss. So laufen die Firmennetze nicht Gefahr, den Sprung in die rasante Zukunft zu verschlafen.

[email protected] www.t-systems.de/smart-sd-wan www.t-systems.de/videos/smart-sd-wan

GESCHÄFT UND BETRIEB MAL ANDERSDas Angebot stützt sich auf Services und Prozesse der Netzallianz ngena (Next Generation Enterprise Alliance) und damit auf zwei neuartige Konzepte. Zum einen ver-knüpft die Allianz die Netze ihrer Partner zu einem Weltnetz und stellt auf dieser Basis einen standardisierten Produkt-katalog bereit. Fragt ein Kunde Leistungen an, muss T-Systems nicht mehr individuell und mit verschiedenen lokalen Partnern abklären, zu welchen Kosten sich die ge-wünschten Services, wenn überhaupt, bereitstellen las-sen – dank der ngena-Allianz. Zum anderen automatisiert ngena die Netzplattformen mit virtueller Netzwerktechnik: Als softwaredefiniertes Weitverkehrsnetz (SD-WAN) lässt sich die Plattform zentral steuern, anpassen und über-wachen. Somit kann T-Systems neue Dienste und Verbin-dungen weltweit viel schneller bereitstellen.

HYBRIDER NETZZUGANGUnternehmen können für ihre Standorte derzeit schon aus drei Designs für den VPN-Access wählen: XS, S oder M. Je nach Variante bindet Smart SD-WAN die Standorte via Internet oder Ethernet sowie einfach oder redundant an.

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Smart SD-WAN

VERWANDLUNGS -KÜNSTLER NETZ LIVE ERLEBEN

Neue Pop-up-Stores schnell vernetzen, zusätzlich ein virtuelles Netz für die Video-überwachung oder ein Kun-den-WLAN mit wenigen Klicks aufsetzen? Im Innovation Center München können Be-sucher selbst testen, wie an-passungsfähig das Firmennetz mit Smart SD-WAN powered by ngena ist. Der Showcase ist keine Simula tion: „Wir sind direkt an die hoch auto -matisierte Netzplattform und das Portal von ngena an-geschlossen“, sagt Innova tion Manager Sascha Steiner. Das Innovation Management betreibt ein reales Netz zwischen dem ngena-Netz-knoten in Frankfurt, dem Innovation Center in München und seinem Entwicklungs- und Verwaltungsstandort in Darmstadt.

Weiteres Begleitmaterial zum Thema finden Sie hier.

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T-Systems will Digitalisierung einfach machen, unkompliziert und schnell. Welches konkrete Anforderungsprofil ergibt sich daraus?

Molck-Ude: Dass wir uns viel mehr mit unserem Kunden beschäftigen müssen. Dafür brauchen wir ein deutlich besseres Verständnis für seine Branche, seine Herausforderungen und die Frage, wie wir ihm helfen können, in seinem Markt und Wettbewerbsumfeld erfolgreicher zu werden.

Fleutiaux: Nehmen wir als Beispiel die Automobilindustrie, in der sich die OEMs gerade mehrere Märkte gleichzeitig erschließen. Das erfordert von uns entlang der Wertschöpfungskette der Produkte besondere Expertise. Wir haben diese Expertise sowie die nötige Erfahrung, die Komplexität der Digitalisierung zu managen, und ein dafür erforder-liches breites Portfolio. Und das sind die Schlüsselkomponenten für individuelle, einfach zu bedienende, unkomplizierte Lösungen.

Netze müssen schnell sein, mobil und sicher. Wie realisieren wir das alles so, dass es für Kunden auch noch unkompliziert bleibt?

Molck-Ude: Die Digitalisierung selbst treibt das Thema – allein dadurch, dass Kunden viel agiler, viel schneller sein wollen und das überall auf der Welt. Dafür brauchen wir eine Plattform, die netzseitig Kunden international bedient. Dazu kommt das Stichwort 24/7, also ein hoch-sicherer Betrieb für den Kunden, weil er natürlich – je mehr Applikatio-nen er in der Cloud betreibt – im positiven Sinne abhängiger wird von

TEXT Thomas van Zütphen

Performance im Teamplay.Die T-Systems-Geschäftsführer Patrick Molck-Ude und François Fleutiaux im Gespräch über Assets, ihre Verknüpfung zu einem Portfolio und darüber, welche Kundenerwartungen damit erfüllt werden.

Patrick Molck-Ude (l.) und François Fleutiaux.

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Assets verknüpfen

seinem Netz. Dann geht es neben der Preissensibilität darum, das Ganze über verschiedene Cloud-Instanzen in einer Geschwindigkeit bereit zustellen, die es Kunden ermöglicht, die Umsetzung technolo-gisch passender Lösungen entlang der eigenen Strategie vorzuneh-men. Dafür stellen wir uns als T-Systems auf – sowohl im Mobilfunk mit Partnerschaften wie FreeMove als auch auf der Festnetzseite, auf der die ngena-Allianz bis zu 25 internationale Top-Partner zu einem Welt-netz verbindet. Mit einer hoch standardisierten, hoch automatisierten Plattform, von der aus wir Kunden die Services, die sie erwarten, welt-weit bereitstellen können.

Fleutiaux: Das Internet der Dinge ist ohne Zweifel der größte technische Treiber für die Digitalisierung. Denn schon 2020 werden etwa 25 Mil-liarden Maschinen, Geräte, Sensoren in die Welt des IoT integriert sein. Um diese Datenflut speichern und analysieren zu können, brauchen wir auf der IT-Seite größere Rechenzentren mit höheren Kapazi täten und sicheren, skalierbaren Cloud-Plattformen und auf der TK-Seite extrem leistungsfähige Netze mit unterschiedlichsten, höchstwahr-scheinlich softwarebasierten Netzwerktechnologien.

Nach dem Netz geht es für Kunden um Infra struktur. Welchen Vor-teil haben Kunden aus unserem kombinierten Angebot von TK & IT?

Molck-Ude: Ohne Netz funktioniert keine Digitalisierung. Aber immer müssen wir uns zuerst fragen: Ist ein Kunde heute schon dafür auf-gestellt, die Digitalisierung über das Netz zu ermöglichen? Im Klartext: Welche Anforderungen hat er auf der SLA-Seite, die wir dann auf der Festnetzseite, per Mobilfunk oder vielleicht auch über Satellit ermöglichen?

Fleutiaux: Was uns mit Blick auf die Herausforderungen unserer Kunden interessant macht, ist, dass wir sie im IT- und Telko-Bereich beraten können, weil wir beides eng miteinander verzahnt haben. Und mit dem Anspruch globaler Lieferfähigkeit führen wir das Beste aus beiden Welten zum bestmöglichen Preis zusammen: die Kombination aus leis-tungsstarkem Netzwerk, starken Rechenzentren und der individuellen Kundenpositionierung, damit das Zusammenspiel funktioniert.

Welche Bedeutung haben industrielle IT-Plattformen und die Bereit-stellung entsprechender Services für Europa?

Fleutiaux: Bei Industrie 4.0 geht es nur noch um Plattformen. Um Stan-dardisierung, Automatisierung, die Vorteile von künstlicher Intelligenz und den Einfluss auf das IT-Business. M2M-Kommunikation oder Netzwertschöpfungsketten, die eine neue Produktionslogik hervor-bringen könnten, sind Beispiele für das Potenzial und die wirtschaft-liche Bedeutung von industriellen IT-Plattformen für Europa. Hier haben wir einen enormen Wettbewerbsvorteil durch das Verknüpfen von Netz-Know-how und IT-Wissen, den wir im Bereich IoT nutzen können wie kaum ein anderer. In diesem Zusammenspiel unserer Stärken ist IoT quasi das Spielfeld par excellence für die Deutsche Telekom und T-Systems.

Molck-Ude: Denn auch Telekommunikation wird immer stärker ein Platt-formgeschäft. Hatte ich früher ein intelligentes Netz, trenne ich heute Netz und Intelligenz. Das ist das Thema „Software Defined“. Das heißt, ich kaufe die Topologie ein – sei es ein Backbone, sei es das Netz in einem Land –, ergänze das quasi zu einer Netzinfrastruktur, die ich aber mit einer Intelligenz darüber steuere. Und diese Telekommuni -kationsplattformen, die wir für Festnetz und Mobilfunk gerade ent-wickeln, koppeln wir mit den IT-Plattformen – sei es einer Open Telekom Cloud, einer von Amazon, Google oder Microsoft –, um den Kunden weltweit den besten Service anbieten zu können.

Patrick Molck-Ude François Fleutiaux

Nach seinem Studium der Betriebswirtschaft begann Patrick Molck-Ude, 51, seine berufliche Laufbahn bei IBM. Seit 2004 in verschiedenen Top management-Positionen bei der Deutschen Telekom tätig, ist er seit Januar 2015 Ge schäfts führer der TC Division und Mitglied der Geschäfts führung von T-Systems.

Im Anschluss an ein Informatik-studium startete François Fleutiaux, 52, seine Berufslauf-bahn 1989 bei IBM. Nach verschiedenen Topmanage-ment-Funktionen bei Unisys und Fujitsu wurde er am 1. September 2017 Geschäfts-führer der IT Division und Mitglied der Geschäftsführung von T-Systems.

Wie können wir „keep it simple“ beim Kunden noch schneller Reali-tät werden lassen?

Fleutiaux: Im Kern geht es in der IT Division um Managed Services. Wir sind nicht Amazon und wollen auch niemand sein, bei dem ich meine Kreditkartennummer eingebe, etwas bestelle und dann mit nieman-dem mehr sprechen kann. Wir wollen ein Unternehmen sein, das Dinge vereinfacht, für seine Kunden ein Geschäft managt, mit soliden Leistungsvereinbarungen sowie verlässlichen Engagements und Sicherheitsstandards, egal um welche Art von Technologie es geht.

Molck-Ude: Engagement ist ein gutes Stichwort. Wir führen heute Gesprä-che mit großen Unternehmen, die sagen radikal: „Ich nehme meine kompletten Rechenzentren, manage sie vollständig ab und bringe alles in die Cloud. Und dafür brauche ich einen Netzwerkanbieter, der mich unterstützt, denn ich will ja weltweit alles in der Cloud verfügbar ha-ben.“ Was dabei mitschwingt, ist: „Jeder, der mich dabei unterstützt, ist mein Partner. Alle anderen werde ich abmanagen.“ Dann allerdings wird das Thema meiner Differenzierung wichtig. Technologie hinzustel-len ist das eine. Am Ende machen erst unsere Kollegen mit ihrem Wis-sen den Unterschied vor dem Kunden. Der soll sagen: „Mensch, die haben uns verstanden, stellen sich auf uns ein und haben motivierte Mitarbeiter, um gemeinsam unsere Weiterentwicklung zu treiben.“

Das vielleicht spannendste Technologiefeld der Zukunft ist 5G. Wie gut sind wir darauf vorbereitet?

Molck-Ude: Da gilt es, verschiedene Facetten zu berücksichtigen: das Ge-schäftsmodell, die technologisch-infrastrukturelle Seite, aber auch die Administration. Wenn ich das Netz mit seinen Möglichkeiten wirklich nutzen will, etwa für autonomes Fahren, kann ich die Latenzzeit ja nur verringern, wenn ich das Rechenzentrum an die Straße bringe. Was mich aber ebenso interessiert ist: Wie funktioniert 5G eigentlich inter-national? Denn das bedeutet, ich muss Standards schaffen, gesetz-geberische Normen, die europaweit – wenn nicht gar weltweit – gelten.

Fleutiaux: Wir von der Deutschen Telekom und T-Systems sind darauf sehr gut vorbereitet. So sind wir zum Beispiel in engen Gesprächen mit den führenden OEMs und Zulieferern mit Blick auf den sogenannten „day one use case“ für autonomes Fahren, bei dem Rettungsfahrzeuge die Ampelschaltungen an Straßenkreuzungen steuern werden. Das bei-spielsweise erhöht die Sicherheit der Fußgänger und ist der erste Schritt zum autonomen Fahren, wie 5G es ermöglicht.

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IoT aus der

Nackentasche.

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IoT-Plattform in der Cloud

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200 000 Wohnungsbrände löschen Feuerwehren allein in Deutschland jedes Jahr. Von Großlagen wie Wald bränden, Chemieunfällen und Gasexplo sionen gar nicht zu reden. Das Risiko der oft unter Einsatz ihres eigenen Lebens arbeitenden Rettungskräfte zu minimieren, ist Ziel des Connected T-Shirts von T-Systems, einer Innovation aus dem Entwicklungsprogramm Connected Things Integrator der Telekom-Tochter.

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Es brennt bei uns, es brennt!“ Der über die 112 eingehende Notruf an diesem Oktobertag ist einer von gut 80, welche die Leitstelle der Be-rufsfeuerwehr Krefeld Tag für Tag erreichen. „Retten, Löschen, Bergen, Schützen“ – der Auf-

trag und zugleich das Versprechen aller Feuerwehren welt-weit ist im Fall der 235 000-Einwohnerstadt Krefeld letzte Hoffnung für mehr als 30 000 Hilfesuchende pro Jahr. Die Palette der Notlagen ist breit gefächert: vom Schwelbrand im Düngemittellager am Rheinufer über einen Kampf mit-telfund in der Innenstadt oder bei Baggerarbeiten durch-trennte Gasleitungen im Wohnviertel bis zu mehreren Tau-send Notarzt- und Rettungseinsätzen – und sei es wegen eines hilflosen Katzenjungen, das, ausgebüchst in die Kirschbaumkrone, partout nicht den Weg zurückfindet.

Jetzt, um 11.37 Uhr, geht es um „starke Rauchentwick-lung im Treppenhaus“, so die aufgeregte Anruferin aus ei-nem Mehrfamilienhaus. Von „acht oder neun Klingeln an der Haustür, ich weiß es nicht genau“, spricht sie und da-von, „dass der junge Mann aus der Wohnung gegenüber schon seit Wochen auf einen Rollstuhl angewiesen ist“.

Angst, Panik, Schrecken. Von Hektik und blankem Hor-ror als Reaktion auf den Ausbruch eines Feuers, wie es wohl bei den meisten Betroffenen der Fall wäre, ist auf der Leitstelle nichts zu sehen. Eingeübt in jahrelanger Routine, koordinieren dort fortan die Diensthabenden mit Headset und Monitor, Tastatur und Maus die nächsten Schritte, schnell und buchstäblich zielführend, aber ohne Hast.

SEKUNDENSCHNELLE RUFNUMMERORTUNG Innerhalb weniger Sekunden zeigt einer der größten Bild-schirme im Raum die Adresse des Anrufers und projiziert sofort ein Lagebild der Straßen und möglichen Zufahrts-wege zum Brandort. Die Rufnummerzuordnung der

Telekom und die Tatsache, dass die ältere Dame vom Festnetzanschluss ihrer Wohnung aus anrief, machen das möglich. Glück gehabt, denn bei Mobilfunkgesprä-chen ist die räumliche Zuordnung weit weniger präzise. Der Brandort liegt in einer Sackgasse, kann aber von den Einsatzfahrzeugen von zwei Seiten aus erreicht werden. Doch die Anzahl der womöglich gefährdeten Personen ist nur zu vermuten. Zwei Züge, insgesamt 40 Kräfte, sind deshalb die Standardressource, die die Leitstelle in so einem Fall in Marsch setzt.

ELW 11, HLF 11, HLF 12 und DLK – keine vier Minuten später rast der erste Zug mit dem Fahrzeug des Einsatzlei-ters, zwei Hilfe-Löschfahrzeugen und einem Drehleiter-korb-Transporter aus der Fahrzeughalle. Erst vom oh ren-betäubenden Akustikalarm auf dem Gelände der Wehr, dann vom Sirenengeheul der Einsatzfahrzeuge begleitet, hat sich spiegelbildlich das gleiche Szenario sechs Kilo-meter entfernt abgespielt. Hier, von der Krefelder Pa rallel-wache aus, wird ein zweiter Einsatzzug gestellt.

VON ANFANG AN VERNETZTDie Information, wie viele Personen im betreffenden Haus gemeldet sind, bekommt Einsatzleiter Christoph Manten noch auf dem Weg zum Brandort direkt auf dem Laptop an Bord seines Einsatzfahrzeugs, das hat seine Leitstelle über das Einwohnermeldeamt der Stadt initiiert. Von mehr als 400 zumeist öffentlichen Gebäuden der Stadt hat die Kre-felder Feuerwehr Lagepläne und Grundrisse auf ihrem Zentralrechner, die bei einem Notfall auf die Laptops der Einsatzleiter gespielt werden können. Vom Mehrfamilien-haus, dessen Bewohnerin den aktuellen Brand gemeldet hat, liegt ein entsprechender Plan aber nicht vor. Mit „NEF und RTW unterwegs“ informiert die Leitstelle Christoph Manten als Einsatzleiter vor Ort, dass ein Notarzteinsatz-

TEXT Thomas van Zütphen

90 %Neun von zehn Brandtoten,

die bei Wohnungsbränden ums Leben kommen, fallen den

Rauchgasen zum Opfer, nicht den Flammen.

Telematik bringt Sicherheit. Der Griff zum Connected T-Shirt bei Dienstbeginn kann in Risikoberufen wie dem des Feuerwehr-manns Leben retten.

Per Headset, Monitor, Tastatur und Maus koordiniert die Einsatzleitstelle der Krefelder Feuerwehr

die bei jedem Unglücksfall erforderlichen Schritte.

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So hat denn auch die Anruferin der Leitstelle nicht übertrieben. Noch zwei Häuserblocks vom Brandort ent-fernt, können Manten, Jakels und ihre Kollegen die Rauch-wolken schon sehen. Dass keine Gaffer, aufgeregte Anwohner und „Handy-Shooter“ als selbst ernannte Ka-meraleute die Arbeit der Feuerwehr behindern, bleibt an diesem Tag die einzige Abweichung von einem realen Ein-satz. In Sekundenschnelle haben die Mannschaften auf den Fahrzeugen „abgesessen“, jeder von Mantens Män-nern weiß, was jetzt zu tun ist. Noch bevor Nico Jakels und seine Kameraden als erster Angriffstrupp ins Haus hasten, nimmt sich jeder aus dem Bordbestand seines Fahrzeugs ein Atemschutzgerät, schnallt es auf den Rücken, streift die Atemschutzmaske über, verbindet beides miteinander, al-les erfolgt wie aus einem Guss. Und das T-Shirt, das Nico Jakels’ Oberkörper umschließt, geht im selben Moment „auf Sendung“.

WENN VITALDATEN DAS ÜBERLEBEN SICHERNDas Hemd des T-Systems-Technologiepartners Teiimo ist in einer Art Nackentasche mit einer Telematikeinheit, einem sogenannten Pod, ausgestattet. Feine hitze- und schweißresistente Drähte sind in das Textilstück integriert, kaum spürbar und mäanderförmig, damit sie dehn- und waschbar bleiben. Sie übertragen aus zwei seit lich an der Brust angebrachten Sensoren fortan Jakels’ Herzfrequenz. Zugleich verfolgt ein Beschleunigungssensor der neues-ten Generation im Device in der Nackentasche jede Be-wegung des Feuerwehrmanns. Dafür kombiniert ein Rechenprozess die sogenannte Rotation und Translation des mit GPS ausgestatteten Pod über sechs verschiedene Achsen. Hohe Mathematik quasi, wodurch das Device ständig die Lage des T-Shirt-Benutzers und dessen Fortbe-wegung nachvollziehen kann. Ein Speicher im Gerät zeich-net die Rohdaten auf, um jede Art von „Event“ sofort zu detektieren. Ein Sturz etwa kann so über Mobilfunk an eine IoT-Plattform in der Cloud blitzschnell übertragen werden. In der Regel kommuniziert die Plattform via Internet mit dem Tablet von Einsatzleiter Manten, sie übernimmt aber auch die Managementfunktion der Pods und versorgt sie regelmäßig mit Updates.

„Entstanden ist das Connected T-Shirt als Weiterent-wicklung eines Programms, das vor allem die Digitalisie-rung der Bauindustrie im Fokus hatte, sich aber längst auch mit weiteren Anwendungsfällen, wie zum Beispiel bei der

„Wenn diese Lösung nur ein Leben rettet, ist das schon ein unbezahlbarer Return-on-Invest.“

MARKUS ZSCHEILE, Leiter des Solution Center Connected Things Integrator von T-Systems

Die Abkürzung am Treppenhaus vorbei über die sogenannte Rutschschacht anlage bringt den Rettungskräften im Alarmfall wertvolle Sekunden.

fahrzeug und der Rettungswagen ebenfalls in Marsch ge-setzt wurden.

Gemeinsam mit acht Kollegen sitzt Nico Jakels, Feuer-wehrmann seit 2010, im Fahrzeug hinter Manten. Sein Ar-beitstag begann an diesem Mittwoch mit der Ankunft auf der Hauptwache um 6.45 Uhr. Wenig später, vor seinem Spind im sogenannten Weißbereich des Umkleidetrakts der Wache, hat der 35-Jährige seine private Kleidung ge-gen die Dienstmontur getauscht. Er hat sich ein eher un-spektakuläres T-Shirt übergestreift, schwarz, schlicht, chan-gierend kann dieses Hemd in Zukunft unter Umständen sein Leben retten. Denn der Anruf um 11.37 Uhr, der fol-gende Alarm, das Ausrücken der Kräfte und der Löschein-satz vor Ort sind an diesem Tag Teil eines Tests, den die Berufsfeuerwehr Krefeld gemeinsam mit T-Systems durch-führt. Es geht um die Erprobung der Einsatztauglichkeit des Connected T-Shirts, der neuesten Innovation aus dem Entwicklungsprogramm Connected Things Integrator der Telekom-Tochter. Ein Test unter fast realen Bedingungen.

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IoT-Plattform in der Cloud

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Feuerwehr, beschäftigt. Konkret dem Betriebsdatenmanagement, dem Dieb-stahlschutz und der Inventarisierung von Material und Maschinen auf Großan lagen und Baustellen“, erklärt Thomas Barth, Programm-Manager des Connected Things Integrator. Vom Akku-Winkelschleifer für 1000 Euro über 40 000 Euro teure Betonscanner bis zum mehrere Hunderttausend Euro kostenden Raupenkran – Eigner, Verleihfirmen und Versicherungen wissen gern, wo von wem und wie ihre Geräte eingesetzt werden.

„In diesem Sinne ist unsere Lö-sung, eingesetzt zum besseren Schutz der Mitarbeiter in potenziellen Gefah-ren lagen, ein erweitertes Anwen-dungsfeld. Für Servicetechniker bei der Arbeit auf Ölplattformen oder an Hochspannungsleitungen zum Bei-spiel.“ Doch nicht nur das. Aktuell prüfen die Werksfeuerwehr eines großen süddeutschen Industrieunternehmens und T-Systems gemeinsam das Connected T-Shirt über mehrere Monate auf seine Praxistauglichkeit.

NACH 80 SEKUNDEN: WASSER MARSCH!Einmal mehr vermisst Einsatzleiter Manten, dass alle im Einsatzgebiet verfügbaren Hydranten unmittelbar auf der Alarmdepesche angezeigt werden. Wie bei vielen Feuer-wehren bundesweit ist das auch in Krefeld ein Manko. Denn die Schläuche, mit denen Jakels und seine Kollegen das Feuer nun bekämpfen, werden im ersten Schritt „nur“ von den 2000-Liter-Tanks gespeist, die die beiden HLF- Fahrzeuge mit sich führen. Bei 150 Liter Wasser pro Minu-te aus jedem der drei angeschlossenen Schläuche, mit de-nen die Einsatztrupps gegen das Feuer vorgehen, sind die Fahrzeugtanks nach kurzer Zeit leer gepumpt.

Etage für Etage, Wohnung für Wohnung arbeiten sich die Brandbekämpfer durch das viergeschossige Wohn-haus. Einzig der von der Anruferin auf der Leitstelle ge-nannte Nachbar im Rollstuhl wird noch vermisst. Seine Wohnung ist es, in der sich das Feuer offenbar entzündet hat, und sie ist es auch, die Nico Jakels jetzt Zimmer für Zimmer durchkämmt. Die noch immer massive Rauch-entwicklung lässt ihn kaum die Hand vor Augen sehen. Während seine Kollegen vom Flur aus im benachbarten Wohnzimmer den offenkundigen Brandherd bekämpfen, tastet sich Jakels in die Küche vor. Doch die Flammen sind hartnäckig, längst geborstene Fensterscheiben eine Ein-ladung für Zugluft und Wind.

„Die Entwicklung von Lösungen, die die Sicherheit unserer Kräfte erhöhen, werden von uns sehr aufmerksam beobachtet.“

CHRISTOPH MANTEN, Einsatzleiter Feuerwehr Krefeld

Neben Vitaldaten übermittelt die IoT-Plattform in der Cloud

dem Einsatzleiter Position, Bewegungsaktivität und die

zuletzt erfasste Körperhaltung eines vermissten Kollegen.

Jetzt hat er Hitzewellen im Nacken, um sich herum eine Wand aus Rauch und einen Mix aus lauten Kom-mandos: Fragen, Statusmeldungen, Rückfragen, neue Anweisungen. Was sich für Nichtfachleute wie ein einzi-ges infernalisches Durchein ander anhört, ergibt für jeden der Feuerwehrmänner Sinn. Bleibt die Löschmittelversor-gung unterbrechungsfrei? – Wo ist die noch immer ver-misste Person? – Wie lange reichen die Atemluftvorräte? Nach maximal 20 Minuten müssen die Männer „Luft holen“, im Klartext: raus aus dem Haus und Atemschutz-geräte aus tauschen. Jakels und seinen Kameraden blei-ben noch 120 Sekunden. Doch in diesem Moment ahnt Einsatzleiter Manten, dass einer seiner Männer den Weg zurück durch ein völlig verqualmtes Treppenhaus kaum mehr schaffen wird. Und das hat nichts damit zu tun, dass dort auf den Stufen jede Menge Gerät, Äxte, Häm-mer und Feuer löscher, Stemmeisen, aus den Angeln ge-schlagene Wohnungstüren, Schläuche, Kupplungsstücke und Schellen liegen.

WENN JEDE SEKUNDE ZÄHLTVielmehr erreicht Manten in diesem Moment eine SMS, die ihn sofort zum Laptop greifen lässt. Absender der Nach-richt: die IoT-Plattform in der Cloud. Ein Blick auf den Bild-schirm mit der Alarmmeldung: Das Connected T-Shirt von Nico Jakels meldet keinerlei Bewegung mehr. Die Funktion „Motionactivity“, ein Index, der die Beschleunigung des T-Shirts, konkret des im Nackenbereich seines Trägers in-tegrierten Pod angibt, meldet: null. Ein schneller Check via Bildschirm von Jakels’ Körpertemperatur, Puls und seinen

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IoT-Plattform in der Cloud

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GPS-Daten macht deutlich: Wenn es bislang keine ver-misste Person im Haus gab – jetzt gibt es eine. Und die Zeit wird knapp. Denn außer Jakels’ Connected T-Shirt steht auch sein Atemschutzgerät in Kontakt mit Mantens Rech-ner: Jakels’ Atemluft reicht nicht mal mehr zwei Minuten.

Was den Einsatzleiter zusätzlich elektrisiert, ist die Funktionsanzeige „Bodyorientation“. Etwa 88 bis 110 Grad sind als Lagewinkel, wie Fachleute es nennen, bei aufrecht gehenden Personen normal. Pirscht sich ein Mitarbeiter ge-bückt voran, wäre es ein Wert um die 60 Grad. Bei 45 Grad löst eine in der Cloud definierte „Smart Rule“ den Alarm aus. Und Jakels’ Bodyorientation liegt offenbar bei drei Grad. Ein Wert, der nicht mal erreicht würde, wenn Men-schen nur vorwärtsrobbten. Bei Feuerwehrmann Jakels steht also fest: Seine Position verändert sich gar nicht mehr.

SICHERHEITSTRUPP STATT ANGRIFFSTRUPP Statt Jakels’ Team mit frischer Atemluft erneut Richtung Brandherd zu befehligen, kommandiert Manten einen an-deren Sicherheitstrupp ins Haus. Die Männer wissen, auf welcher Etage sie suchen müssen. Und das ist zu diesem Zeitpunkt Ende Oktober auch gut so.

„Das nächste Entwicklungsziel ist eine High-Preci sion-Lösung für unsere T-Shirts, die weitere Informationskanäle

„Ziel ist es, in einer High-

Precision- Lösung weitere

Informations-kanäle zu

integrieren.“

CHRISTIAN KAPITZA, Scrum-Entwicklungsteam

T-Systems

integriert“, erklärt Christian Kapitza, Senior Consultant und Product Owner im Scrum-Entwicklungsteam von T-Systems. Das können zum Beispiel 3D-Visualisierungen von Architekturen und Topografien sein oder Luftdruck-fühler, mit deren Daten der winzige Rechner im Device eine Sensorfusion durchführt. „Dabei ermöglichen uns Algorith-men die Weiterberechnung der Position selbst bei Abwe-senheit eines GPS-Signals. Ziel ist es, die Position auch in Gebäuden möglichst genau angeben zu können.“ Darüber hinaus soll der Einsatz neuer Funktechnologien und Mo-bilfunkstandards wie NarrowBand IoT und 5G die Kom-munikation zwischen Einsatzkraft und Einsatzleiter noch robuster machen.

Mit den Angaben von Manten und seinen Kameraden hat der Sicherungstrupp Jakels schnell gefunden: Im dich-ten Rauch war er über den Rollstuhl gestürzt, den dessen zeitweiliger Benutzer offenbar nicht mehr brauchte. In den noch verbleibenden Sekunden schaffen vier Männer ihren verletzten Kollegen rechtzeitig durchs Treppenhaus nach draußen, befreien ihn von der Atemschutzmaske und las-sen ihn erleichtert frische Luft atmen.

„Die Entwicklung von Lösungen, die die Sicherheit unserer Kräfte im Einsatz erhöhen und uns helfen, die Kol-legen aus – bei jedem Einsatz jederzeit möglichen – Not-lagen noch schneller zu befreien, wird von uns aufmerksam beobachtet“, so Krefelds Feuerwehr-Einsatzleiter Chris-toph Manten. „Jede Möglichkeit, Innovationen der Art, wie wir sie heute gesehen haben, aufzugreifen, zu testen, zu vergleichen und zu evaluieren, wird nicht nur von uns, son-dern von Berufs-, Werks- und freiwilligen Feuerwehren ge-nerell dankbar angenommen.“ Eine Resonanz, die Markus Zscheile, Leiter des Solution Center Connected Things Integrator bei T-Systems nur bestätigen kann: „Ob sich Forschung und Entwicklung an dieser Stelle gelohnt ha-ben, bemisst sich natürlich immer am ROI (Return-on- Invest). Und wenn bei den 200 000 Wohnungsbränden, zu denen die Feuerwehren allein in Deutschland jedes Jahr ausrücken, mit unserer Lösung nur ein Feuerwehrmann gerettet wird, ist das ein unbezahlbarer Return-on-Invest.“

[email protected] www.krefeld.de/de/feuerwehr/berufsfeuerwehr

www.t-systems.de/loesungen/iot www.t-systems.de/video/feuerwehr-krefeld

In dichten Rauchwolken können Unfälle von Kollegen leicht

unbemerkt bleiben. Connected T-Shirts hingegen lösen nötige

Rettungseinsätze unmittelbar aus.

Weiteres Begleitmaterial zum Thema finden Sie hier.

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Echt Zeit für Echtzeit. Professor Dr.-Ing. Christian Wietfeld, Leiter des Lehrstuhls für Kommunikationsnetze an der Technischen Universität Dortmund, und Professor Dr. Michael ten Hompel, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfl uss und Logistik IML, über die wirtschaftliche Bedeu tung der nächsten Mobilfunkgeneration sowie eines weltweiten Standards für schmal -bandige Datenübertragung und darüber, warum die Zukunft ohne sie ins Stocken gerät.

Die digitale Transformation führt zu einer weitreichenden Ver-netzung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse. Ein wesentlicher Teil dieser Vernetzung basiert auf Mobilfunk-technik. Sind unsere Mobilfunknetze auf die Digitalisierung vorbereitet?

Professor Wietfeld: Man muss anerkennen, dass sich die Mobil-funknetze in den letzten Jahren phänomenal entwickelt haben. Wer hätte gedacht, dass unsere Smartphones heute bis zu fünf, sechs Gigabyte pro Monat übertragen. Und sogar Privatnutzern ist das noch zu wenig. Auf der anderen Seite sehen wir aber auch, dass es noch einige Probleme gibt. Es gibt eine sehr dichte, aber noch keine fl ächendeckende Abdeckung. Und die Daten werden noch mit einer gewissen Verzögerung übertra-gen. Insofern ist es notwendig, für die Digitalisierung weitere Evolutionsschritte zu tätigen.

Damit sprechen Sie 5G an, den Super-Mobilfunkstandard, der LTE beerben soll. Warum brauchen wir Datenübertragungs-raten, die wie bei LTE Advanced noch höher sind als ein Giga-bit pro Sekunde?

Professor Wietfeld: Bei 5G legen wir, anders als in der Vergangen-heit, den reinen Fokus nicht auf Datenübertragungsraten. Viel-mehr geht es um neuartige Anwendungen, die ganz anspruchs-volle Anforderungen erfüllen müssen. Dabei geht es vornehmlich um die Latenz, also die Verzögerungszeit zwischen dem Abruf der Daten und dem Eintreffen der Daten. Sie soll mit 5G auf eine Millisekunde sinken. Heute beobachten wir in den besten Netzen Verzögerungszeiten von zehn bis 20 Millisekunden. Gleichzeitig geht es um eine hohe Skalierbarkeit der Systeme. Denn mit der Einführung des Internets der Dinge haben wir viel mehr End-geräte im Netz. Und darauf muss das Netz vorbereitet werden.

INTERVIEW Roger Homrich

Netze als Schnittstelle. An der Technischen Universität Dortmund betreiben die Professoren Christian Wietfeld (r.) und Michael ten Hompel interdisziplinäre Forschung.

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Hier kommt ein weiterer Mobilfunkstandard ins Spiel: Narrow-Band IoT, kurz NB-IoT. Warum braucht es NB-IoT, wenn bald 5G kommt?

Professor ten Hompel: Wir brauchen beide Standards: 5G und NB-IoT. Warum? 5G-Technologien sind breitbandig und für die Über-tragung großer Datenmengen bei geringen Latenzzeiten gefragt. NarrowBand IoT, also der schmalbandige Funk, überträgt dage-gen nur sehr wenige Informationen mit einem äußerst geringen Energieaufwand. Beides hat in der Industrie und auch für End-kundenanwendungen ganz spezifi sche Vorteile. Wenn Sie zum Beispiel ein einfaches Telefongespräch führen oder eine Text-nachricht versenden, genügt dafür NB-IoT. Wenn Sie aber einen Film anschauen wollen, dann brauchen Sie dafür 5G-Technolo-gie. Mit der Fähigkeit von 5G, Daten in Echtzeit zu senden, kön-nen Sie auch industrielle Anlagen steuern.

Was NB-IoT offensichtlich nicht kann?Professor ten Hompel: Richtig. NB-IoT ist nicht echtzeitfähig. Hier

lassen sich nur Anwendungen nutzen, die mit Latenzen von Sekunden oder gar zehn Sekunden auskommen. In der Logistik beispielsweise reicht dies für die überwiegende Anzahl der Appli-kationen, die wir uns derzeit vorstellen können. Für die Logistik spielt es keine Rolle, ob der Anwender mit einer Verspätung von einigen Sekunden weiß, wo welche Ware ist. Hauptsache, er weiß zeitnah, wo sie ist. Ein weiterer, ganz entscheidender Vorteil von NB-IoT ist die Ultra-Low-Power-Technologie. Minimaler Energie-verbrauch und lange Batterielaufzeiten sind für viele Anwendun-gen entscheidend. So können einfache Geräte eine Laufzeit von fünf bis zehn Jahren erreichen, ohne dass die Batterie ausge-tauscht werden muss.

Häufi g gilt die Datenrate als Kriterium für Netzqualität. Was nicht mehr allein für 5G spricht. Gibt es ein weiteres entschei-dendes Merkmal neben der geringen Latenz?

Professor Wietfeld: Ganz sollten wir die Datenrate nicht vernachläs-sigen. Auch hier wird es immer mehr Anwendungen geben, die höhere Datenraten erfordern als heute. Wir werden bei 5G hoch-gehen bis zu einem Gigabit pro Sekunde. Ein wichtiger Faktor ist die Skalierbarkeit. Wenn auf einem Quadratkilometer 250 000 Endgeräte Daten senden oder empfangen, wird LTE nicht mehr reichen. Denn das ist ein Mehrfaches dessen, was heute an den Netzen hängt.

Professor ten Hompel: Die hohe Skalierbarkeit ist eine klare Stärke von NB-IoT. Wir sprechen hier ungefähr von einem Faktor 100 ge-genüber klassischen GSM-Mobilfunkanwendungen. Das bedeu-tet, dass wir 100-mal mehr Geräte auf einen einzelnen Router

Den kommerziellen Einsatz von Drohnen in Branchen wie der Landwirtschaft oder dem Bergbau wird NarrowBand IoT zukünftig viel effi zienter machen.

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bringen können. In der Logistik ist das ideal, weil wir zukünftig sehr viele Behälter und Container mit NB-IoT verbinden werden. Nehmen Sie ein Hochregallager, in dem sich Tausende vernetzte Gegenstände befinden können, die alle Daten versenden. Hier geht nichts ohne NB-IoT.

Hat NB-IoT noch weitere Vorteile, die den Standard von 5G unterscheiden und für beide Funktechnologien sprechen?

Professor ten Hompel: NB-IoT nutzt die Hochfrequenz besser aus, ungefähr um den Faktor 100. Damit können wir aus jedem Ge-bäude funken, was mit den bisherigen Mobilfunkstandards nicht möglich ist. Ein ganz praktisches Beispiel: Steigen Sie in den Auf-zug oder fahren Sie in eine Tiefgarage, dann haben Sie mit großer Wahrscheinlichkeit einen Netzabriss. NB-IoT kommt damit aber spielend klar. Für mich stellt sich nicht die Frage, ob wir das eine oder das andere brauchen. Wir brauchen beides.

Geringe Latenz wie bei 5G hängt aber sicher auch von ande-ren Voraussetzungen ab. Für LTE mussten die Provider doch ein engmaschigeres Antennennetz aufbauen?

Professor Wietfeld: Bei der Latenz geht es nicht nur um die Verzöge-rung zwischen Endgerät und Basisstation, sondern um die Ende-zu-Ende-Latenz, also bis hin zu dem Server, auf dem die An-wendung läuft. Daher ist es ein wesentlicher Schritt, dass wir die Server in die Basisstation mit hinein bringen. Wir sprechen dann von der Edge-Cloud. Das heißt, die Anwendungsfunktionalität wird ganz nah an den Netzrand gebracht, und so ist es dann auch möglich, diese hohen Anforderungen an die Latenz zu erfüllen. Zudem müssen die Daten ins Festnetz gebracht werden, wofür die Basisstationen an eine Glasfaserinfrastruktur angebunden sein sollten.

Uns erwartet also ein noch dichterer Antennenwald?Professor Wietfeld: In Ballungsräumen liegen die Antennenstand-

orte bereits heute nicht weit auseinander. Durch die höhere Leistungsfähigkeit der 5G-Antennen – der sogenannten Massive- MIMO-Antennen (multiple input, multiple output) – wird es mög-lich sein, den Aufbau der 5G-Netze zunächst weitgehend auf der Basis der existierenden Standorte zu vollziehen. In Berei-chen mit sehr hohem Bedarf werden aber auch neue Standorte notwendig sein. Hier gilt es, auf der Basis von innovativen, be-sonders flachen Geometrien die Antennen elegant in die Ge-bäude zu integrieren. Insofern werden wir nicht vor einem Antennenwald stehen.

Noch gibt es keine Massenprodukte auf NB-IoT-Basis. Und stabile deutschlandweite Netze werden wir frühestens Ende 2018 haben. Wie lange wird es dauern, bis sich NB-IoT durch-gesetzt hat?

Professor ten Hompel: Die Durchsetzbarkeit von NB-IoT ist extrem hoch. Denn wir haben es mit preiswerten Applikationen zu tun, die sofort handfeste Vorteile mit sich bringen. Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten fünf bis sieben Jahren etwa 20 Mil-liarden Endgeräte haben werden, und viele davon werden über NB-IoT vernetzt sein. Man muss sich vorstellen: Das ist das Dop-pelte des aktuellen Internets an Devices. Das heißt, wir verdrei-fachen das Internet von heute innerhalb weniger Jahre. Das ist sowohl eine Herausforderung als auch ein gigantischer Markt.

Welche Branchen werden denn besonders von NB-IoT profi-tieren?

Professor ten Hompel: Alle Branchen, die relativ wenig Informatio-nen übertragen und brauchen, werden von NB-IoT profitieren. Es wird viele Endkundenanwendungen geben, etwa zur Messung des Energieverbrauchs. Oder nehmen Sie die Türklingel. Selbst die ist vielleicht zukünftig über NB-IoT verbunden, sodass Sie das Klingelsignal auf Ihr Handy umleiten können, das möglicherweise mit einer kleinen Kamera verbunden ist. Aber wir sprechen vor allem von industriellen Applikationen. Die Verbindung von inner-betrieblichen und außerbetrieblichen Prozessen ist ein ganz ent-scheidender Faktor, um die Produktions-, Handels- und Logis tik-netze zukünftig miteinander zu verbinden.

„Für mich stellt sich nicht die Frage, ob wir 5G oder NarrowBand IoT

brauchen. Wir brauchen beides.“

PROF. DR. MICHAEL TEN HOMPEL, Inhaber des Lehrstuhls für Förder- und Lagerwesen TU Dortmund

ist Inhaber des Lehrstuhls für Förder- und Lagerwesen an der Technischen Universität Dortmund und geschäfts-führender Institutsleiter des Fraun hofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML sowie Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik ISST. Der Elektrotechniker ist Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissen-schaften acatech und der Logistics Hall of Fame.

Prof. Dr. Dr. h. c. Michael ten Hompel

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Netze

Analyze IT

SCHWERPUNKT

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Vom Jahr 2025 an rechnet Prof. Dr.-Ing. Christian Wietfeld mit einer flächendeckenden 5G-Netzversorgung in Deutschland.

Und welche Anwendungen werden 5G nutzen? Professor Wietfeld: Die idealtypische Anwendung für 5G wird das

automatisierte und vernetzte Fahren im Straßenverkehr sein. Dafür benötigen wir Echtzeitfähigkeit und garantierte Zuverlässig-keit. Denn es geht um sicherheitskritische Anwendungen.

Jetzt gehört Deutschland nicht unbedingt zu den Vorreitern des autonomen Fahrens. Spielt Deutschland also überhaupt eine führende Rolle bei der Einführung von 5G?

Professor Wietfeld: Deutschland sollte in puncto autonomes Fahren nicht unterschätzt werden. Daher sind wir auch bei 5G vorne mit dabei, denn die Schlüsselanwendungen von 5G werden in unseren klassischen Industrien stattfinden: in der Automobil- und der Energieindustrie oder der Logistik. Vor diesem Hintergrund haben wir große Chancen. Aber der Wettbewerb schläft nicht. In Asien wird sehr intensiv an 5G gearbeitet, auch in den USA. Das heißt also: Wir müssen uns anstrengen, damit wir vorne dabeibleiben. Die Voraussetzungen jedenfalls sind in Deutsch-land sehr gut.

Wann haben wir in Deutschland ein flächendeckendes 5G- Netz?

Professor Wietfeld: Die Einführung von 5G wird sicherlich noch einige Jahre dauern. Es werden erste Pilotanwendungen für 2018 erwartet. Aber das sind sehr punktuelle Einsätze von 5G. Ich denke daher, dass wir eine Flächendeckung nicht vor 2025 haben werden.

Was auch das Ausrollen von NB-IoT verzögern wird.Professor ten Hompel: Zunächst einmal ist

NB-IoT ein eigener weltweiter Standard. Zwar ist NB-IoT Bestandteil von 5G, muss aber nicht auf 5G warten. NB-IoT bringt sehr preiswerte Devices mit sehr langer Laufzeit ans Netz. Wir sprechen von hochskalierenden Anwendungen, also nahezu unendlich vielen Geräten, die parallel zum Beispiel zur Kontrolle logistischer Netzwerke eingesetzt wer-den können. Und das ist bereits der erste Massenmarkt für 5G.

Wir müssen demnach nicht auf 5G warten?

Professor ten Hompel: Es gibt bereits Un-mengen von Applikationen, die wir mit NarrowBand IoT realisieren können – vom intelligenten Schlüsselanhänger über das intelligente Parkraumsystem bis hin zu globalen logistischen Netz-werken. Sich diese Marktchance durch die Lappen gehen zu lassen, würde ich nicht empfehlen.

[email protected] [email protected]

www.tu-dortmund.de www.iml.fraunhofer.de

www.t-systems.de/video/interview5g

Prof. Dr.-Ing. Christian Wietfeld

5G

ist der Kommunikationsstandard der Zukunft und wird voraussichtlich ab 2020 eingeführt. Er vernetzt nicht nur Menschen miteinander, sondern auch eine riesige Anzahl an Sensoren. So ermöglicht 5G das Internet der Dinge. Autos, Heizungen und selbst Mülleimer werden zu Netzteilnehmern mit völlig anderen Bedürf-nissen als Nutzer aus Fleisch und Blut.

NarrowBand IoT (NB-IoT)

Die Telekom hat im Sommer 2017 erste Servicepakete für NB-IoT auf den Markt gebracht und baut die Verfügbarkeit der schmalbandigen IoT-Netze in allen Präsenzmärkten zügig aus. In Deutschland werden zur Gerätevernetzung ein schlankes NB-IoT-Paket sowie mit NB-IoT Access & Cloud of Things ein umfassenderes P aket angeboten.

leitet den Lehrstuhl für Kommunikationsnetze an der Technischen Universität Dortmund. Der Elektrotechni-ker ist Experte für Mobil-funknetze und forscht unter anderem an der hochzuver-lässigen Kommunikation für Smart Grids, E-Mobility, autonomes Fahren und Robotik.

Weiteres Begleitmaterial zum Thema finden Sie hier:

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Das Netz für Milliarden Dinge.5G ist nicht einfach nur die nächste Mobilfunkstufe nach 4G. 5G wird ein umfassendes Netz, das speziell die hohen Anforderungen des Internets der Dinge erfüllt und damit vielfältige digitale Szenarien ermöglicht.

01 Streaming Die enorme 5G-Datenrate von bis zu 20 Gbit/s ermöglicht hochauf gelöste, ruckelfreie Video konferenzen, Ultra- HD-Videostreaming oder Virtual Reality für Gamer – im Wohnzimmer und unterwegs.

02 Auto fahren Szenarien wie autonomes Fahren erfordern die Kommunikation von Fahrzeugen mit Netzwerken, Infrastruktur, Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern. Auch automatisiertes Fahren in Kolonne (Platooning) auf der Autobahn oder die Echtzeitsteuerung des Verkehrs in Innenstädten sind extrem reaktionskritisch. Hier bietet 5G eine Reaktionszeit von unter einer Millisekunde sowie eine Höchstver-fügbarkeit von 99,999 Prozent.

Zu den unzähligen Smartphones und Compu-tern, die weltweit auf schnelles mobiles Internet angewiesen sind, gesellen sich künftig Milliar-den Geräte aus dem Internet der Dinge: Maschi-nen, Fahrzeuge, Haushaltsgeräte und Ampeln.

Das intelligente, hochflexible 5G-Netz betreibt deshalb ver-schiedene virtuelle Netze über eine Infrastruktur (Network Slicing). So erhält jede Anwendung genau die passende Netzleistung: eine hohe Datenrate für bandbreitenintensive Übertragungen wie Videostreaming, eine geringe Latenz für reaktionskritische Szenarien wie autonomes Fahren oder eine hohe Anschlussdichte zur gleichzeitigen Versorgung vieler Geräte. Zugleich wird 5G auch auf das bestehende Mobilfunknetz sowie andere Übertragungstechnologien wie Festnetz, WLAN oder NarrowBand IoT zurückgreifen – je nach Anforderung.

Weltweit forschen Unternehmen und Institutionen in-tensiv an der 5G-Technologie. Die Deutsche Telekom ist mit ihrem Innovationslabor 5G:haus federführend dabei und entwickelt in Zusammenarbeit mit führenden Partnern aus Forschung und Industrie potenzielle Lösungen.

ILLUSTRATION Marcela Kosior

TEXT Rainer Schlösser

5G VS. 4G: DIE WICHTIGSTEN UNTERSCHIEDE5G 4G

Download / Upload 20 / 10 Gbit/s 300 / 150 Mbit/s

Latenz < 1 ms 10 ms

Geräte 1 Mio./km2 100 000/km2

Mobilität bis 500 km/h bis 350 km/h

Verfügbarkeit 99,999 % 99 %

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SCHWERPUNKT

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Netze

Urban IoT

03 Energieversorgung Zukünftig wird sich der Energiebedarf einer Stadt aus verschiedenen Quellen speisen. Auch die Bewohner zählen als individuelle Stromproduzenten dazu. Für die Echtzeitsteuerung des Energienetzes sind die 5G-Features niedrige Latenz und hohe Verfügbarkeit nötig.

04 Großveranstaltungen Bei einer Anschlussdichte von bis zu einer Million Geräte pro Quadratkilometer kann per 5G auch in großen Menschenmen-gen bei Messen, Konzerten und Sportveranstaltungen jeder Mobilfunkteilnehmer Fotos posten und telefonieren – dank einer stabilen Netzverbindung mit garantierter Übertragungs-qualität. Funkverbindungen für Notfalldienste und den Kata strophenschutz funktionieren trotzdem.

05 Reisen Mit 5G haben Nutzer auch in Hochgeschwindigkeitszügen (bis 500 km/h) und künftig in Flugzeugen (bis 1000 km/h) unterbrechungsfreien Mobil-funkempfang, der zum Beispiel Arbeiten von unterwegs aus ermöglicht.

06 Industrie 4.0 Roboter in der Fabrik kommu-nizieren in Echtzeit miteinan-der, mit anderen Maschinen und mit dem Menschen. Arbeiter nutzen Virtual und Augmented Reality als Unter-stützung. Ein 5G-Netz bietet dafür die notwendige Hoch-verfügbarkeit und Reaktions-geschwindigkeit.

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User-Experience – Schlüsselfunktion der Digitalisierung.Tengelmann-CIO Riccardo Sperrle im Gespräch mit T-Systems Account Executive Sahan Köroglu über nötige digitale Kompetenz, den Wandel von Einkaufserlebnissen in der Zukunft und den Vorteil von Do-it-yourself beim Customizing innovativer Technologielösungen.

INTERVIEW Thomas van Zütphen

FAKTEN & ZAHLEN Die Unternehmensgruppe Tengelmann ist ein international tätiges Handelshaus, zu dem unter anderem die Töchter OBI, KiK, TEDi, babymarkt.de sowie mehr als 70 Beteiligungen gehören. Die in fünfter Generation eigentümergeführte Unternehmensgruppe ist in 20 euro päischen Ländern tätig und erwirtschaftete im Geschäfts-jahr 2016 einen Umsatz von netto neun Mil liar-den Euro. Das Familienunternehmen wurde 1867 in Mülheim an der Ruhr gegründet und feiert in diesem Jahr sein 150. Jubiläum.

Herr Sperrle, in Zeiten immer schneller werden-der technologischer Entwicklungen – haben Sie ein Rezept für digitale Kompetenz?

Es gibt nicht das eine Rezept. Angefangen bei Eltern, Schule, Unternehmen müssen wir früh deutlich machen: Digitale Kompetenz ist ein Bestandteil unseres Alltags. Wir dämonisieren solche Fragestellungen zu häufig, anstatt ein-fach früh und sachlich für die Risiken und Chancen des Internets oder einer bestimmten digitalen Technologie zu sensibilisieren. Die Frage ist: Wie findet man einen kritisch sen-siblen Umgang mit Digitalisierung? Schließ-lich ist digitale Kompetenz unerlässlich und viel mehr als Programmierung oder das He-runterladen einer App. Sie ist eine Frage von Haltung, Schulung, Erziehung und Bewusst-sein. Und dann verspricht die Digitalisierung uns auch viele spannende Erlebnisse.

Gutes Stichwort. Was macht Einkaufen für Sie persönlich zu einem Erlebnis?

Einkaufen verläuft bei mir in drei Kategorien: Wenn ich etwas so-fort brauche, muss es schnell gehen. Dann kostet es mich mitun-ter schon zu viel Zeit, einen Parkplatz zu suchen oder herumzu-schauen, wenn im Regal etwas nicht dort zu finden ist, wo ich es aus Gewohnheit suche. Wenn ich etwas kaufe, das ich zuvor re-cherchiert habe, im Internet zum Beispiel, kommen weitere Kom-ponenten dazu: Haptik – fühlen, ausprobieren – und Beratung – mit einem Mitarbeiter noch mal ein Gespräch über das Produkt führen. In der dritten Kategorie bin ich unterwegs, wenn gar kein konkreter Bedarf da ist und ich mich überraschen lasse – Impuls-

shopping mit Entertainmentfaktor quasi. Animation, Anregung und Inspiration spielen da eine Rolle. Folglich möchte ich in allen drei Kategorien unterschiedlich abgeholt werden. Erfolgt der Weg des Abholens aber immer auf die gleiche Weise, fühle ich mich in mindestens zwei Fällen nicht verstanden. So muss auch die Frage unserer Kommunikation mit Kunden eine andere sein, denn von ihr leitet sich die User-Experience ab – ob ich in Eile bin oder relaxt, zielstrebig oder bereit für Überraschungen.

Wie identifizieren Sie, welche Art Kommunikation beim Kunden wie ankommt?

Bei klassischen psychologischen Kundenbefragungen sind wir eher skeptisch. In solchen Situationen antworten Menschen an-ders als in einem „normalen“ Gespräch. Deshalb reden wir lieber selbst mit den Kunden, probieren selbst Dinge einfach aus, prü-

fen, ob sie funktio nieren, und optimieren sie da-nach. So verproben wir die Resonanz auf etwas Neues. Das ist für uns im Handel auch sehr ein-fach. Der schwierige Teil erwartet uns, wenn wir die Lösung gefunden haben und sie ausrollen. Dann kommen die Themen Skalieren und Stabili-tät hinzu – Zeitachse, Mitarbeitertraining und die-se für einen dauer haften, ressourcenschonen-den Betrieb zu implementieren.In diesem Sinne sind wir nicht nur Händler, son-dern auch selbst Kunde. Wir fragen uns, was uns nerven würde, wenn wir samstagmorgens in den Getränkemarkt gehen, Bekleidung oder Lebens-mittel kaufen möchten. Das können die Kassen- oder Check-out-Zeiten sein, das Einpacken der Ware, der Transport zum Auto oder der Weg nach Hause. Wenn ich ein großes, sperriges Haus-haltsprodukt erwerbe, ist der Tipp „Sie können bei uns einen Hänger mieten“ nicht immer der richtige. Nicht jeder Kunde hat beispielsweise drei starke Söhne zu Hause oder eine Anhänger-kupplung am Auto. An solchen Punkten setzen wir an, um Probleme aus Kundensicht zu erken-nen und zu lösen.

Wenn man als Handelsunternehmen den Anspruch hat, wegwei-sender Innovator zu sein, wo und wie kommt IT ins Spiel?

Generell immer dann, wenn es um Basistechnologie geht. Lange Zeit war IT ein Kostenfaktor, und alle Geschäftsbereiche haben sich in Silos selbst organisiert. Es gab wenig Zusammenspiel. Das funktioniert heute nicht mehr. Wer das Kundenerlebnis in der Filiale neu kreieren möchte, benötigt die vernetzte IT und die Ver-netzung von Daten als Basis. Nehmen wir nur das Beispiel Bar-code: Wenn wir von 60 000 Artikeln im Sortiment heute einen

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SCHWERPUNKT

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Netze

CIO­Talk

Der Diplom­Physiker Riccardo Sperrle (58) wechselte 2011 von

Media­Saturn als IT­Chef zur Unternehmensgruppe Tengel­mann in Mülheim an der Ruhr.

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austauschen, muss im selben Moment an allen Kassen in allen Filialen der Barcode hinterlegt und lesbar sein, sonst bricht der Prozess zusammen. Mit dem Ergebnis: Mitarbeiter verärgert, Kun-de verärgert – und plötzlich muss ein Ressourcenfaktor X abgeru-fen werden, um den Kaufprozess zu retten. Wir müssen auf der Fläche genauso präzise und nachhaltig arbeiten wie ein reiner Onlineshop. Zumal es reines Offlineshopping nicht mehr gibt. Ohne IT funktionieren die Prozesse größtenteils nicht mehr.

Wie identifizieren Sie Technologietrends, und wie schnell setzen Sie sie um?

Für Menschen, die wie ich im Handel arbeiten, ist Shoppen so etwas wie Feldforschung. Vorausgesetzt, wir disziplinieren uns, denken immer vom Kunden und nicht von der Technologie aus. Sonst verlieren wir die User-Experience schnell aus den Augen. Das heißt: IT steht quasi immer erst in der Habtachtstellung und darf nie zum Selbstzweck werden. In diese Rolle schlüpfen wir, wenn wir Store-Checking betreiben, um Trends zu erkennen, und uns fragen, wie das bei uns machbar wäre und ob unsere Kunden das akzeptieren würden. Hinzu kommen die wichtigen IT-Fragen: Können wir das mit unserer Architektur bauen? Kann das skalier-bar und effizient betrieben werden? Nicht alles, was in einem Flag ship-Store funktioniert, ist beliebig übertragbar auf andere Standorte, Marken und deren Konzepte.

Ist dieses Rückwärtsdenken ein Problem?Es ist zumindest für uns Deutsche ein Kulturproblem. Die Geld-karte, der Personalausweis mit PIN, Near Field Communication zum Bezahlen per Handy sind Beispiele, bei denen man von der Technologie aus gedacht hat und nicht vom Kundennutzen bezie-hungsweise Kundenerlebnis aus. Nichts davon hat sich durchge-setzt. So ehrlich müssen wir schon sein. Tatsächlich muss Umset-zung von der Frage ausgehen: Wie nimmt der Kunde etwas wahr, und gibt es eine Technologie, die uns dabei unterstützen könnte? Dann erst ist der nächste Schritt zu überlegen: Kann man dafür „quick and dirty“ einen Prototyp bauen, um es auszuprobieren? Wenn es klappt – gut. Wenn nicht – sofort einstellen. Beides sind gleichwertige Erfahrungen. Solche Experimente können lokal von einem Marktleiter oder zentral vom Marketing initiiert wer-den. Beides sollte möglich sein.

Try and Error ist also nicht der falscheste Weg?Überhaupt nicht. Ich bin Naturwissenschaftler, da ist Try and Error das Grundprinzip, und die Frusttoleranz ist extrem hoch. Wenn ich im Labor stehe, gehen von 100 Versuchen 99 schief. Und das ist gut so. Das, was man sich ausdenkt, muss auch in ei-nem Versuch der Überprüfung standhalten. Das ist so ähnlich wie in der Evolu tion. Die Natur hat viele Variablen immer ein bisschen verändert. Was am besten in der Realität funktioniert hat, wurde skaliert. Das heißt, Sie brauchen als Unternehmen die nötige Fre-quenz, um zu experimentieren und immer neue Dinge auszupro-bieren. Oftmals sind es nur Kleinigkeiten, die man nicht sofort er-kennt. Wenn Sie nur eine einzige Idee haben, von der Ihr Fort-kommen an einer bestimmten Stelle abhängt, wird es schwierig. Auch als Wachstums treiber bleibt Innovation eine evolutionäre Geschichte, bei der nicht zuletzt die IT viele Bälle in der Luft hal-ten muss. Sie muss in der Lage sein, diese kleinen Adaptionen per manent zu unterstützen.

Wenn sich Ihre Konzerntöchter in anderen Ländern umschauen, was sind ITK-seitig die Showstopper vor Ort, für neue Filialstand-orte zum Beispiel?

Netzwerkverfügbarkeit, Anbindung und oftmals auch redundan-te Anbindung sind ganz sicher Key-Kriterien, mit denen immer zwei Fragestellungen einhergehen: a) Wie ist das Land selbst er-reichbar? Und: b) Wie ist die konkrete physikalische Lokalität er-reichbar? Nur ein Beispiel: Waren bislang vielerorts, egal wo auf der Welt, 2- bis 4-Mbit-Anbindungen für unsere Kassensysteme, den Warenaustausch et cetera ausreichend, wird dieser Bedarf zukünftig deutlich wachsen – in den zwei- bis dreistelligen Mbit-

„Als Wachstumstreiber bleibt Innovation eine evolutionäre Geschichte, in der nicht zuletzt die IT viele Bälle in der Luft halten muss.“

RICCARDO SPERRLE, Tengelmann-CIO

Für T-Systems Account Executive Sahan Köroglu identifiziert nur der kontinuierliche Austausch neue gemeinsame Handlungsfelder.

ist die statistische Erfolgsquote bei naturwissen-schaftlichen Laborversuchen – ein guter Wert.

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Bereich, in Glasfaserbereiche. Diese Erfahrung machen wir teil-weise auch in vielen Gebieten Deutschlands, in die wir mit Märk-ten und Filialen gehen. Insbesondere außerhalb der zentralen Lagen kann es schon einmal eng werden.International sind entsprechende Joint Ventures oder Allianzen, zum Beispiel ngena, attraktive Alternativen. Ich habe einmal er-lebt, als wir in einem Land ein neues Headquarter bezogen ha-ben, dass es hieß, am Folgetag sei die Netzwerkanbindung da. Als sie nach einem halben Jahr immer noch nicht da war, musste der Standort tatsächlich aufgegeben werden. So etwas passiert und ist ärgerlich; zudem verlangsamt es und verursacht Kosten. Gerade außerhalb der EU erleben wir aber auch weitere Hürden, beispielsweise unterschiedliche Datenschutzlevel. In Russland etwa müssen wir Personaldaten zwingend in Russland vorhalten. Dann ist wichtig: Welche Quality-of-Service pro Standort kann ich einkaufen, die meinen Traffic steuert, wenn etwa Video-Conferen-cing wichtig wird? Ruckelnde Bilder oder Packet-Loss will keiner mehr. Das heißt, Latenzzeiten, Bandbreiten und garantierte Ver-fügbarkeit sind von Bedeutung. Auch das – ich kann es nicht oft genug wiederholen – ist eine Frage von User-Experience. Sie erfüllt eine Schlüsselfunktion auf dem Weg zur Digitalisierung.

Wie organisiert Tengelmann auf diesem Weg die schnelle Integra-tion neuer Anwendungen in seinen IT-Betrieb, seine Prozesse und seine Customer-Experience?

Ganz unterschiedlich. Bei Tengelmann gibt es keine zentrale Kon-zern-IT, die das übernimmt. Die Geschäftsfelder sind mit ihrem Fach-Know-how völlig autark aufgestellt, und dort ist es wichtig, dass es architekturgetriebene Ansätze gibt. Die Frage lautet: Was ist die Basisarchitektur, damit ich Komponenten schnell austauschen, ergänzen und andocken kann? Ist so etwas nicht architektur-, sondern „sammelsuriumgetrieben“, ist das der größte Hinderungs-grund für eine schnelle Integration. Der dritte Punkt ist, die unter-schiedlichen Skalen zu erkennen. Je näher ich am Kunden bin, um-so schneller, flexibler und bunter muss ich sein. Gamifica tion in der Buchhaltung ist überflüssig. Gamification im Store ist super. Die Auf-gabe der IT-Verantwortung ist, genau das balanciert zu managen.

Tengelmann hat sich bis heute an mehr als 70 Start-ups beteiligt. Nach welchem „Auswahlverfahren“?

Wir haben seit zehn Jahren ein eigenes Venturecapital-Team, in dem VC-Spezialisten beurteilen, was Sinn macht, welche Ideen aussichtsreich und ins Unternehmen zu bekommen sind. Wir wa-

„Bei der EU-Datenschutz- Grundverordnung, wird, fürchte ich,

vielerorts unterschätzt, was bis Mai 2018 noch alles zu tun ist.“

RICCARDO SPERRLE, Tengelmann-CIO

Zeit für ein anderes Denken. Innovationen heute nicht mehr von der Technologie her zu treiben, sondern vom Kunden kommend, ist für Tengelmann-CIO Riccardo Sperrle eine gute, geübte Disziplin.

Das Mülheimer Familienunternehmen Tengelmann wurde vor 150 Jahren als „Colonialwaaren-Geschäft“ gegründet und ist heute als international agierendes

Großunternehmen in 20 Ländern operativ tätig.

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ren der erste Investor bei Delivery Hero und sind unter anderem einer der größten Stakeholder bei Zalando. Die Bewertung der im Grunde klassischen VC-Kriterien hat viel mit Menschen zu tun und mit Drive.

Wenn Sie sich diesen Drive anschauen, mit dem Start-ups immer gern schnell und leicht unterwegs sind – schlagen Sie manchmal die Hände über den Kopf? Klassische Konzerne arbeiten doch eher organisiert, strukturiert, nach bestimmten Regeln.

Das ist eine Transformation, die ein Start-up durchlaufen muss. Am Anfang sollen und können sie fünfe auch mal gerade sein lassen. Bei internen Prozessen, Security, Intellectual Property sind gerade ganz junge Unternehmer oft noch ziemlich entspannt unterwegs. Mit ihrem Wachstum müssen sie sich aber mit Themen beschäfti-gen, die sie vor drei Jahren noch gar nicht auf der Agenda hatten.

So was Sperrigem wie der Europäischen Datenschutz-Grundver-ordnung zum Beispiel?

Korrekt. Konkret auf dieses Thema haben wir im Unternehmen einen sehr professionellen, reifen Blick. Wir haben aber auch Un-ternehmensteile, die noch nicht den Reifegrad einer 150 Jahre alten Zentrale haben, sich auf ihren Datenschutzbeauftragen be-rufen und davon ausgehen, das wäre genug. Dort unterstützen wir mit entsprechenden Hinweisen. Das wird ein sehr spannendes Thema, das in vielen Unternehmen noch auf der falschen Schiene läuft. Ich fürchte, vielerorts wird unterschätzt, was Unternehmen bis Mai nächsten Jahres noch tun müssen. Ich glaube, wir sind da ganz gut aufgestellt.

Welche Rolle spielt überhaupt Security für Sie?Eine riesige Rolle, denn in dem Bereich haben Sie es mit einem Gegner zu tun, der in einem milliardenschweren „Markt“ unter-wegs ist. Deshalb steht Security auf unserer Konzernagenda weit oben. Aber Security hat auch eine politische Komponente. Eine Bundesregierung darf sich nicht darauf zurückziehen zu sagen, Geräte-, Hardware- oder Softwaresicherheit seien Anwenderpro-bleme. Das ist falsch. Den Schuh ziehen wir uns nicht an. Warum gibt es keinen automatischen Firmware-Update-Mechanismus für Router? Genauso wie Haushaltsgeräte eine elektrische Sicher-heitsprüfung vor dem Verkauf durchlaufen, kann ich eine IT- Sicherheitsüberprüfung verlangen: Wer nicht sicherstellst, dass

ein Gerät regelmäßige Sicherheitsupdates bekommt, darf es nicht verkaufen. Das ist die Aufgabe der Hersteller, nicht die der Anwen-der. Die EU, die Bundesregierung und nicht zuletzt der BITKOM müssen hier stärker in die Pflicht. Zugleich geht es darum, „Awareness“ zu schaffen – das heißt für uns zum Beispiel, alles, was mit einer IP-Adresse versehen ist und einen Netzwerkzugang ermöglicht, abzusichern; beispielsweise jeden Süßigkeitenautomaten oder alle Kaffeemaschinen, bei de-nen Kunden mit einer Chipkarte bezahlen können und die relativ simpel gehackt werden können.Ein weiterer Punkt ist: Security muss out-of-the-box so sein, dass der Anwender sich keine Gedanken mehr machen muss. Wenn wir E-Mails von Kunden erhalten, mit einem Anhang zum Beispiel, muss das System sicherstellen, dass der Anhang ungefährlich ist. Wie soll ein Mitarbeiter etwa in der Reklamationsabteilung das be-urteilen können? Solche Technologien und Konzepte für System-sicherheit brauchen wir.

[email protected] www.tengelmann.de

www.t-systems.de/branchen/retail www.t-systems.de/video/tengelmann

„Security muss out-of-the-box so sein, dass sich der Anwender keine Gedanken mehr machen muss.“RICCARDO SPERRLE, Tengelmann-CIO

Um die User-Experience nie aus den Augen zu verlieren, steht die IT von Handelsunternehmen für

Tengelmann-CIO Riccardo Sperrle „quasi immer in Habtachtstellung“.

Weiteres Begleitmaterial zum Thema finden Sie hier:

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Herr Kremer, wohl kein Thema wird hinsichtlich Unter-nehmens-IT zurzeit derart intensiv getrieben wie die Daten-schutz-Grundverordnung (DSGVO). Berechtigt? Ja und nein. Nein, wenn es nur darum geht, datenschutzrecht-lichem Aktionismus das Wort zu reden. Wenn ein Unternehmen erst jetzt die Dringlichkeit erkannt hat, eine Rechtsverordnung umzusetzen, die im Mai kommenden Jahres in Kraft tritt, dann ist das sicher nicht zielführend. Deutliches Ja aber, wenn es darum geht, die DSGVO mit der Digitalisierungsstrategie in Einklang zu bringen. Das ist aus meiner Sicht der deutlich bessere Angang.

Inwiefern?Dazu reicht ein kurzer Blick auf die Technologie: Mittelpunkt der Digitalisierung ist und bleibt die Cloud, quasi als Middleware der Transformation. Ohne dieses Fundament lassen sich industrielle Szenarien im IoT beispielsweise nicht einmal im Ansatz verwirk-lichen. Sämtliche Transaktionen laufen darüber und mit ihnen natürlich auch große Mengen an personenbezogenen Daten, die den Dreh- und Angelpunkt der DSGVO bilden. Deshalb muss dieses Fundament naturgemäß technologisch maximale Stabili-tät aufweisen, aber eben auch hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit State of the Art sein. Und das sollte in der Diskussion zur DSGVO deutlicher herausgehoben werden.

Im Mai 2018 tritt die Datenschutz-Grundverordnung in Kraft.Telekom-Vorstand Dr. Thomas Kremer über „Privacy by Design“ für den

zukünftigen Umgang mit personenbezogenen Daten im Einklang mit der eigenen Digitalisierungsstrategie von Unternehmen.

Datenschutzverordnung: Digitalstrategie statt Aktionismus.

I N T E RV I E W

TEXT Sven Hansel

Was empfehlen Sie deshalb?Ganz klar: Diejenigen IT-Strukturen, die jetzt von den Unter-nehmen für die Digitalisierung eingezogen werden, geben die Schlagrichtung für die kommenden Jahre vor. Deswegen plädiere ich für „Privacy by Design“. Nachjustieren ist hier sicher der falsche Weg.

Was meinen Sie damit?Früher wurde IT geliefert, entsprechende Datenschutzkonzepte wurden anschließend nachprogrammiert. Heute erwarten mündige Unternehmen aber Rechtskonformität von Anbeginn. Verbindliche Sicherheitsstandards und Datenschutzmechanis-men sollten bestenfalls von der ersten Sekunde eines neuen Projekts an implementiert sein. Ebenso sollte eine detaillierte Dokumentation vorhanden sein, wie der Datenschutz konkret erfüllt wurde. Hier kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass das bei unseren Angeboten gewissermaßen Teil ihrer DNA ist, nachgewiesen durch Zertifi zierungen, Standards und aner-kannte Normen. Hier sind die Unternehmen verbürgt auf der sicheren Seite.

Andernfalls …… hätten sie großen Aufwand zu betreiben, was den Nachweis beispielsweise der Datenschutzkonformität ihrer IT angeht. Das darf man keinesfalls unterschätzen. Noch mal: Konnekti-vität, Datenbanken, Sensoren und Geräte im IoT etwa, die darauf laufenden Services und schließlich die nachgelagerten Applikationen bis hin zu Anwendern und Kunden – das alles basiert in der Digitalisierung auf der Cloud. Von daher wäre alles andere als „Privacy by Design“ der falsche Weg.

[email protected] www.t-systems.de/dsgvo

Weiteres Begleitmaterial zum Thema fi nden Sie hier.

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Mit dem Netzausbau in Deutschland werden nicht nur neue Anwendungen entstehen, die Netze bekommen eine

eigene Intelligenz. Der Digitalisierungsexperte Kevin Parikh ist einer, der sich besonders originelle Gedanken macht, wie sich

dieses neue digitale Gehirn zum Wohle jedes Einzelnen nutzen lässt.

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Vordenker_Kevin Parikh

Digitalisierung ist nicht nur ein technologisches Phänomen. Kevin Parikh hat immer auch den sozialen Aspekt im Hinterkopf. Er glaubt, dass Digital Singularity Menschen guttut, denn er weiß, wie es geht. „Wollen Sie mehr Zeit für

Ihren Partner und Ihre Kinder haben? Wollen Sie auf Au-tofahrten zum Shoppingcenter und auf tägliche banale For malitäten verzichten?“ – „Ja klar!“

Die Fragen von Kevin Parikh lassen den Zuhörer auto-matisch mit dem Kopf nicken. Der Futurist und Vordenker erklärt schnell und unkompliziert, warum künstliche Intelli-genz und lernende Maschinen der Menschheit Gutes brin-gen werden. Wer mit ihm über die digitale Zukunft spricht, hat Lust, dabei zu sein.

Digital Singularity ist der Zeitpunkt, an dem Mensch und Maschine verschmelzen. Damit meinen Forscher den Moment, in dem eine künstliche Intelligenz so weit fortge-schritten ist, dass sie sich selbst in einer immer schneller werdenden Spirale verbessert und somit zu einem Super-hirn wird. Es ist eines der Reizwörter im Business.

Tesla-Gründer Elon Musk hat in einer Brandrede im Februar dieses Jahres anlässlich eines Wirtschaftsgipfels in Dubai (World Government Summit) vor dieser Entwick-lung gewarnt: „Wir Menschen müssen zu Cyborgs mit künstlichen und biologischen Intelligenzhilfen werden, sonst werden wir zu Hauskatzen der neuen Superhirne.“ Außerdem würden viele Arbeitsplätze vernichtet oder von Robotern übernommen. Die würden aber nicht besser arbeiten als Menschen.

Dieses düstere Szenario lässt Parikh nicht zu. Er sieht sich dabei auf der Linie von Zukunftsforscher Ray Kurzweil, der den Begriff der technologischen Singularität geprägt und die Singularity University gegründet hat.

Es ist sein analytischer, aber ganzheitlicher Blick auf die Fragen und Ängste der Menschen, der für Vertrauen sorgt. Darüber schreibt er ein Buch. Es geht um digitale Singularität im Interesse der Menschheit. Er erklärt: „Mein Großvater hat früher sein Geld unter der Tapete in der Wand versteckt, er traute den Banken nicht.“ Und heute? Onlinebanking gehört zum Alltag. Ein weiteres Beispiel: Bei der Einführung des Telefons vor 150 Jahren hatte man Angst, Büroangestellte würden damit nur ihre Zeit ver-geuden. Und heute? Wer arbeitet noch ohne Internet? Es könnte in Zukunft sogar der Zeitpunkt kommen, an dem niemand mehr ohne seinen digitalen Zwilling auskommt,

der wie ein digitaler Doppelgänger Zugriff auf alle persön-lichen Daten hat und sie verwaltet.

Der Jurist und Ökonom Parikh begann seine Berater-karriere im Regierungsteam von Bill Clinton Ende der 1990er-Jahre. „Ich habe den Menschen schon damals die Scheu vor der digitalen Kommunikation genommen“, erin-nert sich der Familienvater.

Heute organisiert er digitale Transformationsprozes se – oft innovativ. „Wer die neuen Technologien nicht für seine Firma nutzt, stirbt“, ist er überzeugt. In den USA gibt es kaum noch Unternehmen aus der Old Economy, die nicht bereits Geschäftsmodelle erfolgreich digitalisiert haben. „Alles läuft auf eine maximale Vernetzung von Datentechno-logien hinaus.“ Für einen Flughafenbetreiber hat das von Parikh 2006 gegründete Beratungsunternehmen Avasant ein Konzept entworfen, das sämtliche Daten von Reisenden und Fluggesellschaften sammelt und auswertet. Passagiere werden von einem virtuellen Coach im Terminal empfangen und bis zu ihrem Sitzplatz im Flieger begleitet. „Das bedeu-tet viel mehr Sicherheit für alle“, verspricht Parikh.

Seine Theorie einer sozialökonomisch verträglichen Digitalisierung ist zwischen mehreren Polen aufgespannt: Hyper-Convergence lässt Geräte, Plattformen, Software und User zusammenwachsen. „So entstehen neue digitale Momente“, erklärt Parikh. Mithilfe des digitalen Doppel-gängers können alle persönlichen Daten online verwaltet und bewacht werden. „Dieser virtuelle Zwilling denkt wie wir und handelt ausschließlich in unserem Interesse“, ver-spricht Parikh. Das zweite Ich erledigt Finanztransaktionen und unterschreibt Versicherungsverträge. Es regelt sogar den Nachlass nach dem Tod seines Bruders aus Fleisch und Blut. Augmented Reality lässt Menschen detaillierter und komplexer sehen. Transboundary Communities ent-stehen und verbinden Menschen aufgrund ihrer persön-lichen und professionellen Schnittmenge. Perfektioniert wird auch die Strategie Customer first. „Das ist die Neu-ausrichtung von Unternehmen auf das Ende der Wert-schöpfungskette. Ausschließlich der Kunde wird in Zukunft bestimmen, wie das Produkt aussieht und was es können muss“, erklärt Parikh. Methoden wie der 3D-Druck machen es möglich.

[email protected] www.t-systems.de/digitalisierung

TEXT Anja Steinbuch

Der Mutmacher.

VITAKevin S. Parikh gehört zu den führenden Digitalisierungs- experten in den USA. Er studierte Wirtschaft und Politik an der University of California und Jura an der American University. Seine Karriere führte den Amerikaner zu den Be ratungsunternehmen KPMG und Gartner. Parikh ist heute CEO und Senior Partner beim internationalen Sourcing- Ex perten Avasant. Parikh lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Los Angeles.

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Netze der Zukunft

Essay

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Schon Platon sagte: „Ich liebe das Internet!“

Das Silicon Valley ist seit je ein Schmelztiegel unterschiedlichster spiritueller Haltungen. Auf -gebaut auf den Fundamenten der Hippie-kultur, hat es die Aura der Weltverbesserer geerbt. Egal ob Yoga, Zen, Veganismus oder

Transhumanismus – gefeiert wird das Revolutionäre, das Nerdhafte, das unangepasste Außenseitertum. Technolo-gie gilt dabei einhellig als Weg der Selbstverwirklichung. Was heute fester Bestandteil der Kultur ist, keimte bei den Hippiekommunen auf dem Land auf. 1968 gab Aktivist Stewart Brand zum ersten Mal den „Whole Earth Catalog“ heraus, eine Art Produktempfehlungskatalog, der die ers-ten Synthesizer und Personal Computer sowie Methoden zur alternativen Energiegewinnung aus Windkraft und Son-ne aufführte. Steve Jobs bezeichnete den Katalog als ana-logen Vorläufer der Suchmaschinen im Web. Auch dank des Katalogs feierten die Hippies den Personal Computer als Technologie der Selbstbefreiung, wie einst LSD.

Doch seit geraumer Zeit entdecken die digitalen Pio-niere jenseits ihrer Spiritualität noch etwas anderes: ein hartnäckiges Interesse an Philosophie. Unternehmen holen sich Rat bei sogenannten Chief Philosophy Officers wie Andrew Taggart, der die Tech-Elite zu mehr Reflexion zwingt: „Philosophen treten dann auf den Plan, wenn der Bullshit nicht länger geduldet werden kann.“ Davon gebe es im Silicon Valley eine Menge, sagt Taggart und nennt den Aufstieg der Growth Hacker oder die Programmierung von „Ninjas“ als Beispiel. Auch der Programmiernach-wuchs an der Stanford University lernt in Seminaren, wel-chen Einfluss philosophische, psychologische und kogni-tive Aspekte auf Computersysteme und künstliche Intelli-genz haben. Geisteswissenschaftler gelten inzwischen als Zukunft des technischen Innovationsgeists, eine Debatte, die Risikokapitalgeber Scott Hartley Anfang des Jahres mit seinem Buch „The Fuzzy and the Techie: Why the Liberal Arts Will Rule the Digital World“ anstieß. Insbesondere in der Entwicklung von künstlichen Intelligenzen werden neue Jobprofile entstehen, die philosophische Denkwei-

Die Technologieelite entdeckt gerade die alten Philosophen neu. Warum eigentlich?

TEXT Eva Book

ZEITSPRUNG

Rebecca Newberger Goldstein:

„Plato at the Googleplex: Why Philosophy Won’t Go

Away“Atlantic Books

Sprache: EnglischISBN: 978-1-78239-559-1

Ihr Protagonist Platon begründete die Gattung des

Dialogs als Alternative zur klassischen Lehrschrift.

Ein Konzept, das die Philosophin Rebecca Newberger

Goldstein 2500 Jahre später zu überraschendenErgebnissen führt.

sen unentbehrlich machen. Futuristen wie Ray Kurzweil sind nicht zuletzt auch Philosophen. Und je enger die Tech-nik mit dem Menschen verschmilzt, umso mehr braucht es kritische Intellektuelle wie Evgeny Morozov.

Dem Silicon Valley hat es vor allem der Stoizismus an-getan. Was schon die antiken Vertreter der Stoa wie Epik-tet, Seneca und Marc Aurel predigten, rücken digitale Start-ups in den Fokus: Gerechtigkeit, Mäßigung, Tapferkeit, Klugheit und vor allem Selbstdisziplin. „Omnia mea me-cum sunt“ – alles, was Wert für mich hat, trage ich bei mir – wird zu ihrem Credo. Das vielschichtige stoische Zusam-menspiel aus Logik, Ethik, Physik und Kosmos steht dabei weniger im Vordergrund als vielmehr kleine, mundgerech-te Weisheitshäppchen als Mittel zur Selbstoptimierung. Diese serviert zum Beispiel der Autor und ehemalige American- Apparel-Marketingmanager Ryan Holiday. Buchtitel wie „Dein Ego ist dein Feind“ und „Das Hindernis ist der Weg“ verraten bereits die Selbstfindungs-Pop-Philosophie des Neostoikers. Auf Twitter und Instagram bekommen Hun-derttausende Follower hübsch aufbereitete Tipps zur Stressbewältigung in der digitalen Welt: „Widerstand zu leisten ist nicht allein Torheit, sondern Wahnsinn.“

Wie die antiken Lehren ins 21. Jahrhundert passen, beschäftigt auch Experten, für die Philosophie kritische Welt anschauung statt bloßer Selbstreflexion ist. Einer da-von ist Rebecca Newberger Goldstein, Philosophin mit Doktortitel der Princeton University. In ihrem jüngsten Buch „Plato at the Googleplex: Why Philosophy Won’t Go Away“ schickt sie Platon auf eine Reise durch das heutige Nord-amerika und nimmt den Leser mit in ihr Gedankenspiel: Was wäre, wenn Platon einen Blick auf unsere moderne Gesellschaft werfen könnte? Was wäre, wenn er nicht über Fragen nachdenken, sondern sie googeln würde? Und was passiert, wenn Wissen sich crowdsourcen lässt?

Die antiken Argumente des vor über 2400 Jahren leben-den Griechen treffen auf den Alltag der Gegenwart. Und so wie schon Platon seine Botschaften in Dialoge verpackte, bedient sich auch Goldstein dieses Stilmittels und konfron-

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tiert Platon mit zeitgenössischen Charakteren, da runter ein Google-Programmierer, ein Talkshowmoderator und ein Neurowissenschaftler. Vor Letzterem steht der alte Grieche im OP-Kittel, um von seinem Gehirn einen MRT-Scan anfer-tigen zu lassen. Der fi ktive Dr. David Shoket glaubt, dass die Wissenschaft die Philosophie längst überholt hat. Ein Er-kenntnisgewinn, der vergleichbar wäre mit daten basiertem Wissen, sei durch Philosophie nicht zu erwarten: „Philoso-phische Daten, das ist ein Widerspruch in sich wie militä-rische Intelligenz oder Flugzeugessen.“ Auf dem Untersu-chungstisch versucht Platon, den Neurowissenschaftler da-von zu überzeugen, dass Wissenschaft allein Fragen nach Bewusstsein, freiem Willen und Moral nicht beantworten könne. Shoket ist grundlegend anderer Meinung: „Wissen-schaft ist wie eine Kläranlage. Wissenschaftler nehmen den philosophischen Bullshit und bereiten ihn zu Wissen auf.“

Goldsteins Platon stößt im Hier und Jetzt zunächst auf Ablehnung seiner philosophischen Lehren. Doch nimmt er gegnerische Positionen so penibel auseinander, bis von ihnen nicht mehr als guter Wille und Fakten übrig bleiben. Wahrheit ist etwas anderes. Trotzdem sagt er, der immer sein Google Chromebook dabeihat und sich für E-Learning begeistert: „Ich liebe das Internet.“ Kein Wunder, schließ-lich vertrat er schon in der Antike die Ansicht, dass Wissen für alle Menschen gleich zugänglich und nicht nur Eliten vorbehalten sein sollte. Das digitale Zeitalter schafft den Zugang für alle. Jeder bekommt eine Stimme.

Dass erst dadurch Debatten um Fake News, Filterbla-sen und Wähler-Targeting entstehen, überfordert vielleicht sogar die Urheber der Datenfl ut im Silicon Valley selbst. Eine entzauberte Welt, in der Trump Präsident ist, animiert dazu, in sich zu kehren, dort das Selbst zu analysieren und mit ein bisschen philosophischem Beistand zu optimieren. Schon der antike Stoizismus ertrug die Welt viel eher, als dass er sie gestaltete. Doch nachdem viele die Überfl üssig-keit der Philosophie lange für eine Konsequenz der Wis-senschaft gehalten haben, scheint es hier einen Rich-tungswechsel zu geben. Lässt sich das Silicon Valley auf Gedankenspiele wie das von Goldstein ein, wird es erken-nen, dass auch die Technologie viel weniger Antworten hat, als man dachte. Und dass man über das eine oder andere noch einmal gründlicher nachdenken müsste.

[email protected]

Fiktiver Dialog zwischen Neurowissenschaftler Dr. Shoket und seiner wissenschaftlichen

Mitarbeiterin Agatha aus „Plato at the Googleplex: Why Philosophy Won’t Go Away“

von Rebecca Newberger Goldstein.

Das ist Platon, der berühmte Philosoph. Ich habe ihn in der Uni gelesen. Sie müssten ihn bestimmt selbst irgend-wann mal gelesen haben.

AGATHA

Das da drüben ist sein Chromebook. Er hat seine Recherche gemacht, und er ist begierig, mehr zu lernen. Und wie ich schon sagte, er ist ein berühmter Philosoph.

AGATHA

Soweit ich weiß. Ich glaube nicht, dass das etwas ist, womit man einfach au� ören kann.

AGATHA

Aber klar!

AGATHA

Das können Sie Platon fragen.

AGATHA

Wir haben Philosophen des Geistes im Kognitions-wissenschaftszentrum. Sie arbeiten zusammen mit uns.

Wird er in der Lage sein, den Anweisungen zu folgen?

DR. SHOKET

Sie meinen, er ist noch immer Philosoph?

DR. SHOKET

Was bringt das?

DR. SHOKET

Ich wusste gar nicht, dass es noch Philo sophen hier gibt. Haben Sie die hier in der Fakultät?

DR. SHOKET

Genau, ich werde einen zweitausend Jahre alten Mann fragen, mir etwas zu erzählen, was ich nicht weiß.

DR. SHOKET

Schau an! Teilen sie sich dasselbe Gebäude mit den Astrologen und den Alchemisten?

DR. SHOKET pfeift nachdenklich.

AGATHA lächelt.

DR. SHOKET lacht.

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Gesundheit Nordhessen

Dynamic Healthcare Center

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D as Auslagern von IT-Infrastrukturen ist bei Kran-kenhäusern noch immer die Ausnahme: Laut einer Umfrage der i-Solutions Health GmbH nut-zen gerade einmal 20 Prozent der Einrichtungen

Cloud-Dienste. Ein Grund für die Zurückhaltung ist nach wie vor die Sorge, dass hochsensible Patientendaten in der Cloud nicht sicher genug seien. Dr. Henning Janßen, CIO der Gesundheit Nordhessen, ist genau vom Gegenteil überzeugt: „Die Herausforderungen an die Krankenhaus-IT sind in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen und nur noch schwer im eigenen Hause zu bewerkstelligen. Wir sind daher überzeugt davon, dass ein erfahrener Partner wie die Telekom besser in der Lage ist, unsere IT sicher und stabil zu betreiben, als wir das im Eigenbetrieb ge-währleisten könnten.“

ALLES NEU IN WAN UND LANUm die Gesellschaften der Gesundheit Nordhessen für die spätere Verlagerung der Systemlandschaft in die Cloud optimal aufzustellen, setzte die Telekom zunächst das Weitverkehrsnetz (WAN) des Konzerns neu auf. Vier Klini-ken, Rehazentren und Seniorenwohnanlagen an insge-

Stabil und sicher: Klinik-IT in der Private Cloud.

Mit der zunehmenden Digitalisierung wird der zuver-lässige und reibungslose Betrieb von IT-Systemen auch für Krankenhäuser immer wichtiger. Die Gesundheit Nordhessen Holding AG mit ihren fast 4800 Mitarbeitern bezieht heute sämtliche IT-Ressourcen aus dem Dynamic Healthcare Center (DHC) der Telekom.

samt neun Standorten sind heute an das WAN ange-schlossen und untereinander vernetzt. Zusätzlich unterzo-gen die IT-Experten die lokalen Netze (LAN) vor Ort einer gründlichen Modernisierung. Um hier eine größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, wurden alle zentralen Kompo-nenten redundant ausgelegt. Noch einen Schritt weiter ging die Gesundheit Nordhessen in ihrer Zentrale in Kas-sel: Hier erneuerte und betreibt die Telekom auch die WLAN-Infrastruktur, an die Mitarbeiter, Patienten und in Teilen auch medizinische Geräte angeschlossen sind.

UMZUG IN DIE PRIVATE CLOUDIm zweiten Schritt folgte der eigentliche Umzug der Rechen-zentrumsinfrastruktur in das Dynamic Healthcare Center der Telekom. Dazu verlegten die IT-Experten rund 100 Ser-ver sowie sämtliche Basisdienste wie Mail-, File- und Print-services in die Cloud. Den Abschluss des Projekts bildet schließlich die weitgehend vom Unternehmen selbst vor-genommene Migration der Anwender und Fachanwendun-gen auf die Plattform der Telekom. „Auch bei diesem Pro jektschritt stand und steht unser Team jederzeit mit Rat und Tat zur Seite“, sagt Stephan Paulicks, Projektleiter sei-tens T-Systems. „Insbesondere wenn es darum ging, neue Anforderungen und Änderungswünsche im Projektverlauf zu berücksichtigen und umzusetzen.“

Heute bezieht die Gesundheit Nordhessen ihre IT voll-ständig aus dem DHC. Während die Telekom den Rechen-zentrumsbetrieb sowie die Netzwerk- und Sicher heits- infrastruktur verantwortet, kümmern sich die IT-Mitarbeiter des Gesundheitskonzerns um die internen Prozesse und Anwender. „Dadurch, dass wir die Betriebsverantwortung für unsere IT-Infrastruktur komplett in die Hände von Exper-ten gelegt haben, entlasten wir unser Personal von Rou-tineaufgaben, sodass dieses sich stärker der Betreuung der Anwender widmen kann“, sagt Janßen.

TEXT Silke Kilz

Bei der Gesundheit Nordhessen profitieren Ärzte und Pflegekräfte von reibungsloseren Prozessen und signifikant reduzierten System-ausfallzeiten.

Knut.Dietrich-Thiel@ t-systems.com

klinikum-kassel.de www.t-systems.de/health/dhc www.t-systems.de/loesungen/ cloud-security www.t-systems.de/referenzen/dhc-esslingen

BEST PRACTICES

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Die ersten IT-Applikationen sind gemäß einer 1:1-Transition bei der LEAG etabliert, zusätz-lich ist ein umfassendes IT-Service-Manage-ment-System eingeführt. Weitere Applikatio-nen und Services werden bis Oktober 2018

migriert und im ITSM-System in ServiceNow abgebildet. Mit seiner digitalen Transformation setzt das traditionell im Tagebau und Kraftwerksbereich agierende Unterneh-men Zeichen, die beispielhaft für „zukunftsorientiertere“ Betriebe sind. Vom Startpunkt des digitalen Verände-rungsprozesses an stand für die Entscheider fest: Wir machen Nägel mit Köpfen und stellen das Unternehmen komplett modern auf – mit maximalem Service für die Mitarbeiter. Unterstützt wird diese Ausrichtung durch eine hohe Management-Attention, die den Prozess mit verschiedenen Initiativen wegweisend begleitet. „Neben Zuverlässigkeit und Sicherheit wollen wir die Digitalisie-rung als Unternehmenswert in der DNA der neuen LEAG verankern“, sagt Sven Maaß, Leiter IT Infrastructure bei

Wenn die Grube digital wird. Seit der Trennung vom schwedischen Energiekonzern Vattenfall muss der viertgrößte deutsche Energie-versorger LEAG bis Oktober 2018 eine eigenständige IT aufbauen. Ergebnis nach einem Jahr: Die Halbzeit-Deadline wurde exakt eingehalten.

TEXT Birgit Wölker

LEAG. „Denn das Unternehmen muss seinen Versor-gungsauftrag erfüllen. Es ist eine Kunst, die gesetzlichen Vorgaben und das technisch Mögliche zusammenzubrin-gen. Aber die Mühe lohnt sich.“

Mittels Ausschreibung suchte die LEAG daher einen Dienstleister für den Bereich Infrastructure as a Service und parallel dazu eine geeignete Lösung, um alle IT-Service- Management-Prozesse digital abzubilden. Die Entschei-dung fiel auf T-Systems als ICT-Vertragspartner und ihre Konzerntochter operational services (OS), die die ITSM- Lösung betreibt, welche der LEAG am meisten zugesagt hat: ServiceNow als einziges Tool mit vielfältigen Möglich-keiten – das hat den Entscheidern imponiert. „Gefühlt ist ServiceNow eine eierlegende Wollmilchsau. Die Chancen, die in dieser Plattform liegen, sind für uns enorm“, so Sven Maaß weiter. Mit der automatisierten IT-Plattform lösung wird sichergestellt, dass die Serviceprozesse künftig fast wie von alleine laufen. Das ist auch unter Effizienz-gesichtspunkten ein wichtiger Aspekt: Der Energiemarkt steht unter Druck, der Wettbewerb steigt. Neue Konzepte und schlankere Prozesse sind gefragt, um sich zukunfts-sicher aufzustellen.

Incident-, Problem- und Change-Management – all das lässt sich mit ServiceNow schnell, einfach und sicher abbil-den. Die Lösung kann nicht nur die Abläufe im IT-Back-office merklich vereinfachen, indem sie Standardprozesse automatisiert und den Mitarbeitern mehr Zeit für ihr eigent-liches Kerngeschäft einräumt; sie dient allen Abteilungen des Unternehmens als zentrale Bestell-, Organisations- und Interaktionsplattform. Ein Kollege braucht einen Fo

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Highspeed zur Infrastructure

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Laptop mit Staubabdeckung? Kein Problem, mittels des Self-Service-Portals wählt der Mitarbeiter aus einem vorkon-figurierten Servicekatalog das Produkt aus und ordert es per Knopfdruck. Ähnlich wie beim Onlineshopping im Privat leben kann er den aktuellen Lieferstatus seines neuen Arbeitsgeräts bis zum Empfang einsehen. Oder was ist, wenn eine Störung am PC eines Mitarbeiters auftritt? Die Information wird sofort weitergeleitet, bearbeitet, und es kommt eine Rückmeldung, wann der Schaden behoben ist.

Auch für den HR-Bereich ist die Lösung vorgesehen: Von Fragen zur Gehaltsabrechnung oder zu Schulungen bis hin zur Bestellung von Schutzkleidung oder zu Gesund-heitschecks – jedes Anliegen findet automatisch den Weg über die Plattform hin zur schnellen Lösung. Wurde bis-lang vieles noch papierbasiert vorgehalten und beispiels-weise ein Antrag auf Elternzeit händisch hin und her

Vom Hauptsitz in Cottbus aus steuert die LEAG ihre Kraftwerks- und ihre Braunkohle-sparte, mit denen das Unter-nehmen 2016 einen Umsatz von 3,4 Mil liarden Euro erzielte.

gereicht, erfolgen die Vorgänge künftig schnell. ServiceNow erlaubt als Cloud Service (SaaS/PaaS) der OS die Bearbei-tung und Bereitstellung von Dokumenten in Echtzeit, so-dass jeder Mitarbeiter immer auf den aktuellsten Stand der Daten ohne Versionssprünge zurückgreifen kann. „Ein wei-terer Vorteil: Das Tool ist so smart und intuitiv bedienbar, dass nur ein minimaler Schulungsaufwand für die Mitarbei-ter nötig sein wird – sie können sofort starten und von den Erleichterungen profitieren“, so Maaß. Alle Mitarbeiter von LEAG – und das sind in Summe rund 8000 Menschen – können künftig die nutzerfreundlichen Services in An-spruch nehmen. Datenschutz ist dabei garantiert. Da die LEAG dem IT-Sicherheitsgesetz für kritische Infrastruk-turen unterworfen ist, hat die Datenhaltung in deutschen Rechenzentren, wie sie T-Systems und die OS bieten, oberste Priorität.

Um ein solch komplexes System innerhalb kürzester Zeit zu implementieren, wurden die Funktionalitäten Schritt für Schritt out-of-the-box installiert. Maaß: „Wir haben prio-risiert, was Pflicht und Kür ist, um zunächst die Arbeits-fähigkeit der LEAG sicherzustellen. Nach meinem Lieb-lingsmotto ,Keep IT simple‘ hat uns die OS sehr dabei ge-holfen, die Komplexität zunächst auf das Wesentliche und für uns Machbare zu reduzieren, und uns bestmöglich durch Workshops mit der Lösung vertraut gemacht. Im nächsten Schritt wollen wir dann die vielen weiteren Blu-men am Wegesrand pflücken, die ServiceNow für uns noch bereithält.“

So ist geplant, auch den „blue-collar workers“, die di-rekt „an der Grube“ arbeiten, über Terminals vor Ort den Zugang zur neuen Plattformlösung zu eröffnen. Zudem soll der Field Support auf mobile Endgeräte umgestellt wer-den, sodass die servicebringenden Einheiten neu anfallen-de Aufträge sofort einsehen und agieren können, egal wo sie sich befinden.

„ServiceNow bietet Everything as a Service – aber nicht alles muss von Anfang an implementiert sein. Mit ei-nem Use Case beginnen, agil den nächsten entwickeln und gegebenenfalls später nachjustieren: Nichts ist in Stein gemeißelt. Das gibt auch den Mitarbeitern das gute Gefühl, dass ihre Anregungen und Wünsche miteinfließen können“, so Dr. Ulrich Müller, Sprecher der Geschäftsfüh-rung von operational services. „Die LEAG wandelt sich mit voller Kraft von einer demand- zu einer deliveryfokussier-ten Organisation und meistert diese Challenge vorbildlich. Wenn IT und Business auf diese Weise eng zusammen-rücken und die Prozesse intelligent vernetzt werden, wird die digitale Transformation zum Energiefeld des Erfolgs.“

[email protected] www.leag.de

www.t-systems.de/loesungen/service-now www.t-systems.de/digitalisierung

ÜBER OPERATIONAL SERVICESoperational services ist einer der führenden ICT-Service-Provider in Deutschland und Spezialist für Service-Management-Prozesse mit Projekt- und Betriebser-fahrung von über 20 Jahren. Die OS ist Preferred Partner von ServiceNow im deutschen Markt und betreibt ServiceNow als SaaS-/PaaS-Lösung aus der deutschen Cloud in eigenen hochverfügbaren, hochsicheren Rechenzentren, ergänzt durch 24/7-Managed-ICT-Services. Sie realisiert und betreut ServiceNow-Projekte für Kunden aus allen Branchen Ende-zu-Ende, insbesondere für Kunden mit hohen Anfor-derungen an Datenschutz und Betriebs support.

Durch die Abspaltung von Vattenfall entstand LEAG – die neu geschaffene

Unternehmensmarke der Lausitz Energie Bergbau AG und der Lausitz

Energie Kraftwerke AG.

Weiteres Begleitmaterial zum Thema finden Sie hier:

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Aufwärts mit dem Kunden.

KONE-CTO Tomio Pihkala und Serge Vandenhoudt, T-Systems VP Sales & Service Management EMEA, im Gespräch

über Innovationen nah am Kunden, das Vertrauen in Partnerschaften und IT-Solutions mit Wow-Effekt.

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Herr Pihkala, täglich ziehen mehr als 200 000 Menschen in die Städte, mehr als die Hälfte der Weltbevölke-rung lebt bereits in urbanen Regio-nen. Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang KONE Technology and Innovation für Ihr Geschäftsmo-dell und den Anspruch, Benchmarks zu setzen für den „People Flow“ der Zukunft?

Tomio Pihkala: KONE Technology and Innovation konzentriert sich traditionell darauf, bereits etablierte Business-modelle durch Innovationen zu verbes-sern. Aber heutzutage sehen wir viele neu aufkommende Geschäftsmodelle, die uns helfen, zusätzliche Erträge zu erzielen. Daher machen wir jetzt bei-des. Die Abteilung, die ich leite, ist verantwortlich für die Entwicklung von Innovationen, vor allem kundennahen Innovationen. Das be deu tet: Ideen, die sich in Nutzwert umsetzen lassen, für die die Kunden bereit sind zu zah-len. Gemeinsam mit dem Kunden im Lift quasi. Wir als Unternehmen wollen Maßstäbe für das beste People-Flow-Erlebnis setzen.

Wie optimiert man den People Flow in einer modernen Großstadt?Tomio Pihkala: Wir glauben, dass Personenbeförderung sowohl einfach,

reibungslos und bequem als auch effektiv, produktiv und schnell sein kann. Eine Kombination, die beim Kunden Emotionen und einen ech-ten Wow-Effekt auslöst. In diesem Sinne wollen wir als Unternehmen gesehen werden, das wirklich eng mit seinen Kunden zusammen-arbeitet, um gemeinsam neue Services und Solutions zu kreieren. Für uns, die wir sonst alles in unseren Laboren ausgearbeitet haben, ist das eine große Veränderung. Der beste Weg, um zu garantieren, dass der Wert, den wir mit neuen Services und Lösungen schaffen, etwas ist, wofür Kunden gern Geld ausgeben.

Was wäre ein Beispiel für eines Ihrer neuen Geschäftsmodelle?Tomio Pihkala: Das beste Beispiel ist unser 24/7-Connected-Service-

Angebot, das wir im Februar lanciert haben. Dieser Service ermöglicht uns, mehr als 1,1 Millionen Aufzüge weltweit mit unserer Maintenance Base zu verbinden, und ist eines der ersten IoT-basierten Offerings in unserer Branche. Das Großartige daran ist, dass wir mit diesem

INTERVIEW Thomas van Zütphen

Serviceprogramm den Zustand eines Lifts oder einer Rolltreppe konti-nuierlich vorhersagen können und unseren Kunden helfen, ihre Immo-bilien über deren Life-Cycle hinweg besser zu managen. Diese Trans-parenz ist für Facility-Manager, die für die Wartung von Gebäuden ver-

antwortlich sind, sehr hilfreich. Wir unter-stützen sie bei der Lösung von Problemen und dabei, die Zufriedenheit ihrer Pächter und Mieter zu erhöhen. Der 24/7-Connec-ted-Service gibt ihnen die Sicherheit, über mögliche Probleme informiert zu werden, bevor sie Mieter tangieren.

Was war der Treiber für die Entwicklung des 24/7-Connected-Service?Tomio Pihkala: Alles, was wir tun, dreht sich um den Kunden, das ist Teil unserer Strategie „Winning with Customers“. Wir entwickeln uns hin zu einem immer stär-ker kundenorientierten Unternehmen. Zum Beispiel: Wie minimiert man den Zeitauf-wand administrativer Aufgaben, sodass Mitarbeiter im Verkauf mehr Zeit für Kun-den vor Ort haben? Also mehr Aktivität und smarteres Arbeiten. Menschen, Ma-schinen, Kunden miteinander enger zu verbinden erhöht unsere operative Effi-zienz. Der Schlüssel dafür ist immer die Frage: Wie können wir unsere Mitarbeiter befähigen, bestmögliche Arbeit zu leisten und Kunden noch besser zu bedienen?

Wie haben Sie die dafür notwendigen Technologien identifiziert, und wie lange wird es dauern, sie alle miteinander zu verbinden?

Tomio Pihkala: Das ist die Schnittstelle zwischen IoT Real-Time Data und Mobilität. Und KONE ist kein Unternehmen, das IoT-Anwendungen ent-wickelt. Deshalb war es für uns wichtig, Weltklassepartner mit viel Erfahrung und Technologiekompetenz zu finden, was IoT, künstliche Intelligenz und Analytics angeht. Und so hat unser gemeinsamer Weg seinen Lauf genommen.

„Wir als Unternehmen wollen für das beste People-Flow-

Erlebnis Maßstäbe setzen.“

TOMIO PIHKALA, CTO KONE

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Wie haben Sie bei der Vielzahl von potenziellen Partnern den richti-gen gefunden?

Tomio Pihkala: Weltklasseunternehmen gibt es nicht viele. Und IoT ist ein Feld, das sich in den letzten Jahren extrem weiterentwickelt hat, mit vie-len Unternehmen, die IoT-Plattformen anbieten. Aber nur wenige von denen haben auch ein umfangreiches Angebot entwickelt und die nö-tigen Investitionen getätigt. IBM ist ein weiteres Beispiel für einen Part-ner, der Vorreiter ist im Bereich IoT und kognitive Analytik. Also war es für uns alles in allem nicht allzu schwierig herauszufinden, wer uns – vor allem global gesehen – wirklich helfen könnte.

Ist es aber nicht auch wichtig, die Wirksamkeit verschiedener Vor-gehensweisen und Konzepte in verschiedenen Bereichen der Digi-talisierung wie VR, AR, AI abzuchecken? Denn Ambitionen müssen sich auch immer der Frage stellen: Wie nützt das dem Endkunden? Schließlich wollen Sie sich nicht von Anwendungen und Fallbeispie-len einwickeln lassen, die nicht auf Ihr Geschäftsmodell einzahlen.

Tomio Pihkala: Absolut. Es war eine kontinuierliche Recherche und Er-mittlungsarbeit. Wo ergibt etwas Sinn und wo nicht? Technologie allein löst unsere Herausforderungen nicht. Man braucht einen Partner, der zuverlässig die Branche und unser Unternehmen versteht und Lösun-gen entwickelt, die auf unsere Schlüsselziele ausgerichtet sind. Das er-fordert Investitionen und Kompetenz – von uns genauso wie von poten-ziellen Partnern.

Bei seinen Treffen mit Serge Vandenhoudt (r.) hat Tomio Pihkala regelmäßig

überraschende Zahl parat: So fahren täglich weltweit

mehr Menschen mit einem Transportsystem von KONE

als mit einem Toyota oder Volkswagen. Pro Woche

bewegen KONE-Aufzüge und Rolltreppen rund um

den Globus mehr als sieben Milliarden

Menschen.

„Es war nicht allzu schwierig herauszufinden, wer uns – vor allem global gesehen – wirklich helfen könnte.“TOMIO PIHKALA, CTO KONE

Es scheint, als weite sich Ihre „Winning with Customers“-Strategie aus Richtung „Winning with Partners“. Ist das eine der Stärken von KONE?

Tomio Pihkala: Ich würde sagen, ja. Wir haben jetzt ein echtes Ökosystem von Partnern, mit denen wir eine digitale Plattform entwickeln, in die wir IoT-Geräte, Analytics, Cybersecurity et cetera integrieren können. Darauf basierend können wir neue Applikationen entwickeln. Wir ma-chen es attraktiv für verschiedenste Unternehmen, sich uns anzu-schließen und gemeinsam Innovationen zu entwickeln. In diesem Ökosystem sind die großen Technologiepartner natürlich die wichtigs-ten Wegbereiter und Impulsgeber.

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Wie können Ihre Außendiensttechniker auf Informationen in der IoT-Plattform zu-greifen?Tomio Pihkala: In unserer zunehmend ver-netzten Welt erhalten wir immer mehr Daten von IoT und wollen das natürlich nutzen, um unseren Außendienstmitarbeitern zu helfen. Deshalb brauchen wir eine mobile Applika-tion, die unsere Techniker nutzen, um Infor-mationen über Kunden, Equipment oder Projekte zu erhalten, um zu koordinieren, wer welche Anlage besucht und wartet, aber auch, um Informationen über potenzielle Störungen, Aufträge und Änderungen an einem Projekt zu steuern. Denn das alles muss auch zur richtigen Adresse gesendet werden. Dank dieser modernen Technologie sind wir in der Lage, unsere Techniker bei der Lösung von Problemen effektiv zu unter-stützen. In diesem Bereich wird AR in Zu-kunft eine große Rolle spielen. Das sind alles Dinge, die wir unseren Mitarbeitern und Kun-den anbieten wollen. In Zukunft wird 5G all das noch viel schneller und kontextbezo-

Für Tomio Pihkala steht fest, das „next big thing“ der Aufzugindustrie wird die kontextbezogene Persona-

lisierung des Kurzaufenthalts der Fahrgäste im Lift.

etwas zu entwickeln, was auch im tagtäg lichen Geschäftsleben funktioniert? So muss für eine AR-Applikation, die Sie auf über ei-ne Million Aufzüge anwenden wollen, ausreichend Dokumentation bereitstehen. Und die Umsetzung braucht sehr viel Ad ministration.

Tomio Pihkala: Es ist definitiv ein weiter Weg, aber das ist die Richtung, in die sich die Zukunft bewegt. Und die Frage ist, was macht man zuerst. Der schlussendliche Nutzen wird den Aufwand und die Investitionen wert sein, und wir können die tief hängenden Früchte unserer Arbeit ernten. Wir haben ein paar Pilotprojekte für Trainingszwecke, lernen stetig dazu und behalten AR im Auge. Im Bereich Virtual Reality nutzen wir bereits People-Flow-Simulationen für Gebäude, die noch gar nicht existieren. Das macht Design und Engineering viel leichter.

Was sehen Sie als nächste Aufgaben und Herausforderungen? Tomio Pihkala: Es geht nicht nur darum, unsere mehr als 20 000 Service-

techniker mit mehr Werkzeugen und Kompetenzen auszustatten. Auch mit Blick darauf, dass im Durchschnitt der Service 45 Prozent unseres Umsatzes ausmacht. Es geht darum, unseren Teams zu ermöglichen, Kundenprobleme früher zu lösen, und ihre Arbeit eng mit den Bedürf-nissen der Kunden zu verzahnen. Das Gleiche gilt für unsere Anlagen-betreuer und Vertriebsleiter. Auch die administrative Arbeit, die hinter den Kulissen vorgeht, können wir effizienter gestalten.

In Businesszentren wie New York, Shanghai oder London ver-bringen Menschen Jahre ihres Arbeitslebens in Aufzügen, auf Rolltreppen oder damit, auf den Lift zu warten. Wie will KONE das in Zukunft ändern?

Tomio Pihkala: Einerseits durch die Geschwindigkeit von Fahrstühlen und ihre Interaktion untereinander. Andererseits, indem wir offensichtliche Zeitverluste in Mehrwert umwandeln. Es geht nicht nur ums Warten. Es geht auch um Cashflow. Zum Beispiel ein Einzelhandelsgebäude – Zeit, die die Besucher nicht in den Geschäften verbringen, ist ein finan-zieller Verlust. Je mehr Menschen wir auf die höheren Etagen beför-dern, desto mehr Geld geben sie aus. Ob beim Shopping oder beim ef-fizienten Arbeiten, es besteht eine direkte Korrelation zu Geldströmen.

Welche Rolle spielt Security für ein globales Enterprise Mobility Management wie das Ihre?

Tomio Pihkala: Vor allem Cybersecurity ist ein wichtiges Thema im Bereich IoT, schließ-lich muss alles vom Backend bis zum Front-end abgesichert sein. Die gesamte IT-Infra-struktur muss dementsprechend designt und gemanagt werden. Das ist nicht nur eine Fra-ge der Technologie, sondern auch der Kom-petenz. Wenn ein Unternehmen den Schritt in die digitale Welt wagt, muss es sein Operating Model dahingehend im Bereich Cybersecu-rity updaten. Deshalb haben wir eine Cyber-security-Strategie für KONE entwickelt, um diese Herausforderung so ganzheitlich wie möglich anzugehen.

Zurück zu Ihren Partnern: Wie managen Sie sie, nachdem Sie Ihre Wahl getroffen haben?Tomio Pihkala: Das ist eine gute Frage, und es gibt keine einfache Antwort. Als wir uns entschlossen haben, Digitalisierung ernst zu nehmen, wussten wir, dass wir Zeit und Managementressourcen würden investieren

gener machen. Roboter werden auch ein entscheidender Faktor sein. Sie werden Technikern bei der Lösung ei-nes Problems helfen, indem sie auf alle verfügbaren Informations- und Daten-quellen zugreifen können. Ich bin über-zeugt, bei dieser Reise stehen wir gerade erst am Anfang.

Wie wichtig wird Augmented Reality für Ihr Unternehmen in Zukunft sein?

Tomio Pihkala: AR ist eine der Benutzerober-flächen der Zukunft. Es hat den Vorteil, dass Techniker die physische und virtuel-le Realität kombinieren können. Dadurch können Services freihändig und sehr viel kontextbezogener durchgeführt werden. Das ist ein spannendes Feld, das eines sehr guten Produktdatenmanagements bedarf; Infrastruktur und IT müssen per-fekt koordiniert sein.

Einen Proof of Concept oder ein AR- Demo zu entwickeln ist das eine. Aber ist es nicht wesentlich schwieriger,

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KONE

CTO-Talk_Digitale Zukunft

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müssen, um gute Beziehungen mit den ausgewählten Schlüsselun-ternehmen aufzubauen. Angefangen bei unserem CEO haben wir alle wesentlich mehr Zeit als in der Vergangenheit damit verbracht, diese Beziehungen und Partnerschaften zu kultivieren. Eine Partnerschaft ist ein Lernprozess für alle Beteiligten. Wir lernten Vertrauen, zum Beispiel. Vor allem wenn wir ein Problem lösen wollen, müssen wir auf unsere Beziehungen vertrauen und uns auf unsere Partner ver-lassen können.

Was war für Sie der Auslöser, diese Entwicklungspartnerschaft zu vertiefen und die Zusammenarbeit mit Partnern auszudehnen?

Tomio Pihkala: Dieser Schritt bringt uns und unsere Partner dazu, viel mit einander zu kommunizieren und zu diskutieren, besonders auf einem strategischen Level. Dadurch haben Sie immer die Frage im Hinter-kopf: Wie kann KONE von der Kooperation seiner Partner profitieren? In dem Moment wechseln alle von der Wettbewerbsperspektive unter-einander in eine gemeinsame, lösungsorientierte Perspektive. In die-sem Sinne bringen Start-ups schon eine ganz andere Kultur mit als Großkonzerne. In diesem Ökosystem einen Teamspirit zu kreieren – das ist unser Job. Und um ehrlich zu sein, im Bereich der Digitalisie-rung muss man mit fast jedem zusammenarbeiten. Diese Vorgehens-weise hat wirklich positive Resultate gezeigt.

KONE nutzt eine IBM-Watson-IoT-Cloud, eine Salesforce-Service- Cloud und eine T-Systems-Cloud, um all seine weltweiten Ge-schäftsprozesse zu managen und in einem zentralen SAP-System zu bündeln. Was sind die Vorteile und Herausforderungen dieses Konstrukts?

Tomio Pihkala: Der Trend geht dahin, fast alle Services von geschlossenen Datenzentren in die Cloud zu verlagern. Die Cloud hat zahlreiche Vortei-le und macht uns schneller und agiler. Und da wir diesen Schritt nicht alleine gehen können und wollen, kommt es darauf an, die rich tigen Partner zu wählen. In jedem Fall einen Anbieter, der gut darin ist, ver-schiedene Cloud-Services zu kombinieren und zu integrieren. Wir wa-ren auf der Suche nach einer Integrationsplattform, die es leicht macht, Updates umzusetzen und mit Releases Schritt zu halten. Auch hier pro-fitieren wir von unserem Partnerschaftsökosystem, das es uns erlaubt, aus den besten der weltweit verfügbaren Cloud-Services zu wählen.

Was wird das „next big thing“ in der Aufzug- und Rolltrep pen-industrie?

Tomio Pihkala: Kunden und Endnutzer werden in Zukunft eine extreme Personalisierung des People Flow erleben. Es wird wesentlich kontext-bezogener. Es wird vollkommen normal sein, dass ein Gebäude Zugriff auf die notwendigen Daten hat, um zu wissen, wer ein Gebäude betritt, wohin er befördert werden möchte und für welche Nachrichten, Musik und Entertainmentprogramme sich jemand interessiert. Der kurze Auf-enthalt im Fahrstuhl kann so wesentlich angenehmer werden, das Le-ben einfacher machen und den Komfort und die Zufriedenheit der Pas-sagiere erhöhen. Und das ist eine Frage von Konnektivität, Sensoren und Netzwerken, kurz gesagt: von IT.

[email protected] www.kone.de

www.t-systems.de/loesungen/iot www.t-systems.de/video/KONE

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> 1,1 Millionen

8,8 Mrd. €

450 000

Mitarbeiter

Aufzüge im weltweiten Service

Umsatz

Kunden weltweit; laut „Forbes“ zählt KONE zu

den World Top 100 der innovativsten Unternehmen.

FAKTEN UND DATENDer finnische Anlagenbauer KONE, gegründet 1910, ist einer der weltweit größten Hersteller von Aufzügen und Rolltreppen.

Selbst erklärtes Ziel des in Helsinki an-sässigen Unternehmens ist es, urbanes Leben zu erleichtern und Menschen die beste People-Flow-Erfahrung zu bie-ten. KONE und T-Systems kombinieren ihre individuellen Stärken, um die IoT-Konnektivität im Aufzug- und Roll- treppensektor zu verbessern. Sensoren in den Aufzügen messen Geschwindig-keit, Luftfeuchtigkeit und Beschleuni-gung, sie sammeln diese Daten und andere Informationen. Die Fernüberwa-chungssysteme ver binden die Sensoren mit einer IoT-Plattform und ermöglichen es KONE, voraus schauende Instand-haltungsmaßnahmen durchzuführen und neue Services, basierend auf den Sen sor-daten, zu implementieren. Seit 2013 betreut die Telekom-Tochter weltweit den Rechenzentrumsbetrieb von KONE, SAP-Landschaften und Services für ein globales Arbeitsplatzsystem in einer T-Systems-Cloud.

Weiteres Begleitmaterial zum Thema finden Sie hier.

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Öffentlicher Sektor

Fokus Kunde

Die Digitalisierung ist eine der großen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Mit konkreten Digitalisierungsmaßnahmen werden auch bei öffentlichen und kirchlichen Institutionen die Weichen für die Zukunft gestellt. Positive Beispiele aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, dem Bayerischen Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat sowie der Landesrundfunkanstalt rbb zeigen, dass es im öffentlichen Sektor mit großen Schritten vorwärtsgeht in Sachen Digitalisierung.

TEXT Roger Homrich

Bundestagswahl – spannende Zeiten für Journa-listen, eine Herausforderung für die Technik-abteilungen der Fernsehsender. Quer durch die Republik berichten die Redaktionen live, wie Politiker, Parteien und Bürger auf die Wahl-

ergebnisse reagieren. Liveschaltungen in die Parteizen-tralen, Interviews mit den Bürgern von Flensburg bis Berchtesgaden und besonders die erste Hochrechnung um 18 Uhr: Da darf nichts stocken, klemmen oder komplett aus-fallen. Auch nicht auf den Websites der Landesrundfunk-anstalt rbb, die an Wahltagen oder bei außergewöhnlichen Ereignissen eine Flut von Zugriffen bewältigen müssen. Beim Onlineangebot des rbb kam es in der Vergangenheit hin und wieder zu Engpässen: Die Server und die Stand-leitung waren durch die hohe Zahl der Zugriffe überlastet.

Mehr Server und Bandbreite oder Wechsel in die Cloud? Ein Frage, die der rbb mit dem Einstieg in die Cloud beantwortet hat. Heute nutzt die Rundfunkanstalt skalier-bare IT-Ressourcen aus der Open Telekom Cloud (OTC), dem Public-Cloud-Service der Telekom. Der Vorteil für den rbb: In der Cloud stehen Rechenkapazitäten fl exibel zur Ver-fügung. Kommt es zu extrem hohen Zugriffen auf die Web-site, schaltet die Cloud automatisiert zusätzliche Kapazitäten hinzu und fängt die Lastspitze ab. Sinken die Zugriffszahlen auf Normalniveau, schalten sich die Rechenkapazitäten wieder ab. Der rbb muss daher keine teuren Server für den Ernstfall vorhalten und zahlt stattdessen nur, was er ver-braucht. Die Open Telekom Cloud erfüllt zudem die stren-gen Anforderungen an Datensicherheit und Datenschutz in Deutschland – ein entscheidendes Kriterium für den rbb.

Weil die Nachrichtenseiten bei besonderen Ereignissen mitunter nicht erreichbar waren, transformierte der Rund-funk Berlin-Brandenburg, rbb, das Internetangebot in die Cloud. Jetzt sind die Websites selbst bei starkem Zugriff jederzeit erreichbar.

In einem Webcache sind Kopien der zehn wichtigsten Nachrichtenseiten des rbb abgelegt: von rbb-online über das Inforadio und Kulturradio bis zu Antenne Brandenburg oder Radio Fritz. Alle zehn Sekunden aktualisiert das Sys-tem die Kopien im Webcache. Sämtliche Anfragen aus dem Internet landen nun hier. Der Webcache in der OTC bildet quasi einen Airbag, der die Lasten abfedert. So sind die Internetseiten des rbb auch bei besonderer Nachrich-tenlage jederzeit erreichbar. Bezahlen muss der Sender dabei nur den ausgehenden Datenverkehr ins Internet und die Rechen- und Speicherkapazitäten, die er tatsächlich benötigt. Auch die Sandmännchen-Seite des rbb wird nun in der Cloud gehostet und ist bundesweit für Millionen Familien erreichbar – ohne dass das Sandmännchen zu früh schlafen gehen muss.

[email protected] www.rbb-online.de

www.t-systems.de/open-telekom-cloud

Sandmann aus der Public Cloud.

Vor allem bei live übertragenen Großevents müssen die Websites des rbb besonders viele Zugriffe bewältigen.

Heimat sowie der Landesrundfunkanstalt rbb zeigen, dass es im öffentlichen Sektor mit großen Schritten vorwärtsgeht in Sachen Digitalisierung.

mitunter nicht erreichbar waren, transformierte der Rund-

Public traut sich.

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Segensreiche Alltagshilfe.Seelsorge und Gespräche mit den Gemeindemitgliedern, das sind wichtige Aufgaben eines Pfarrers. Die Evangelisch- Lutherische Kirche in Bayern will nun digitale Lösungen nutzen, um die Arbeit der Seelsorger zu unterstützen.

BEST PRACTICES

Um ihren Pfarrern die Arbeit zu erleichtern, führt auch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern digitale Lösungen ein. Denn „Pfarrer widmen sich so intensiv dem Menschen mit all seinen Nöten, Ängsten, Sorgen und Leiden, mit

seinen Lebensphasen und Wertvorstellungen wie kaum ein anderer Berufsstand“, schreibt das offizielle Bildungsportal im benachbarten Sachsen. Wie bei jedem Berufsstand fällt auch bei Seelsorgern eine Vielzahl an administrativen Auf gaben an. Ein Großteil davon lässt sich jedoch schon per Smartphone und mobilem Arbeiten erledigen. Und dafür wollen die Pfarrämter und Seelsorger in den mehr als 1500 evangelischen Gemeinden in Bayern immer erreichbar sein und von unterwegs Zugriff auf E-Mails, Kalender oder Kontaktdaten ihrer Gemeindemitglieder sowie auf Doku-mente im Intranet der Landeskirche haben.

T-Systems hat dafür ein Mobilitätspaket geschnürt, das die Mitarbeitenden entlastet. Es umfasst die Bestellung, den Rollout und das Lifecycle-Management der End - geräte, den Austausch von defekten Geräten sowie das Manage ment der zentralen Enterprise-Mobility-Manage -ment-Lösung inklusive Helpdesk. Die kirchliche Informations-verwaltung kann sich weiter auf die für das Landeskirchen-amt unverzichtbare IT-Infrastruktur und die IT-Dienste konzentrieren.

Die Pfarrer können sich seit Mitte 2017 aus einem elektro-nischen Katalog ein Smartphone für ihre Arbeit aus suchen. Das Smartphone wird dann von T-Systems-Technikern komplett vorbereitet, also mit einer SIM-Karte samt Mobilfunktarif aus-gestattet und gesichert. Paket aufmachen, Smartphone auspa-cken, einschalten, und schon kann es losgehen. Die Seelsorger können ihr Smartphone voll umfänglich für ihren Dienst nutzen. Dabei sind die vertraulichen Daten zusätzlich geschützt und vom offenen Bereich sicher abgeschottet. Für die Pfarrer ist die Inbetriebnahme des Endgeräts maximal komfortabel.

Insbesondere der Datenschutz war für die Landeskirche das entscheidende Kriterium bei der Auswahl des Gesamt-pakets. Seelsorger haben teilweise mit sehr sensiblen In for-mationen ihrer Gemeindemitglieder zu tun. Kontaktdaten, Termine oder E-Mails über Taufgespräche, Ehekonflikte oder Sterbefälle dürfen nicht in die falschen Hände geraten. Daher findet alles, was ein Seelsorger vertraulich in seinem Job mit einem Smartphone erledigt, in einem gegen jeglichen Zugriff von außen geschützten Container statt. Und da T-Systems jedes Gerät zentral erfasst und mit allen notwendigen Up-dates versorgt, ist selbst bei Verlust des Smartphones für Sicherheit gesorgt. Notfalls wird das Gerät aus der Ferne gesperrt, und alle datenschutzrelevanten Daten werden ge-löscht, auch bei Aus- oder Umtausch. Für die Landeskirche ist der Rollout der Smartphones nur der erste Schritt. Damit die Pfarrer auch mobil administrative Aufgaben erledigen können, sollen zukünftig Apps ihre Arbeit erleichtern.

[email protected] www.bayern-evangelisch.de

www.t-systems.de/branchen/kirchen Foto

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Öffentlicher Sektor

Fokus Kunde

E-Government ohne Bezahlschranke.Wer Behördengänge online von zu Hause aus erledigen

will, scheitert meist an einem entscheidenden Schritt: der Bezahlung. Nicht so in Bayern. Dort steht seit Januar

2017 allen bayerischen Behörden und Ministerien ein E-Payment-Service zur Verfügung.

Darum geht es auch der Bayerischen Staatsregie-rung: Seit seinem Amtsantritt als IT-Beauftragter des Landes mit seinen fast 13 Millionen Einwoh-nern setzt sich der bayerische Finanzminister Dr. Markus Söder für die Digitalisierung der Ver-

waltung ein. Unter anderem stellt Bayern allen staatlichen Behörden einen E-Payment-Service für die digitale Bezahlung zur Verfügung. T-Systems hat dafür die zentrale Bezahl plattform ePayService zusammen mit dem Freistaat Bayern entwickelt. Der besondere Vorteil: Das System ist direkt mit dem Inte-grierten Haushalts- und Kassenverfahren (IHV) des Freistaats Bayern verbunden. Das ermöglicht eine vollautomatische Ab-rechnung und ersetzt somit die papiergestützte Bezahlung. Alle kassentechnischen Folgeaktivitäten (Buchungen) erfolgen ebenfalls automatisch. Somit steht ein digitaler End-to-End-

Die ePayService- Plattform ist direkt mit dem Integrierten Haushalts- und Kassenverfahren (IHV)des Freistaats verbunden.

Prozess zur Verfügung, bei dem die gesamte Datenkommuni-ka tion verschlüsselt stattfindet. So lässt sich das digitale Bezah-len leicht in vorhandene Geschäftsabläufe integrieren.

Auch die Bürger profitieren vom ePayService. Sie können immer mehr kostenpflichtige Bürgerservices und Produkte des Freistaats Bayern mit verschiedenen Bezahlarten wie PayPal oder Kreditkarte begleichen. Mit ePayService können unter anderem Leistungen der Vermessungsverwaltung (digi-tale Geodaten) oder der Landesanstalt für Landwirtschaft (Fischerprüfung) online bezahlt werden. Und mit www. haftsache.de bietet die bayerische Justiz den Bürgern etwa die Möglichkeit, handgefertigte Produkte für die Garten-arbeit, Möbel oder Filztaschen aus den bayerischen Justizvoll-zugsanstalten zu kaufen, womit im Ergebnis die Wiederein-gliederung der Strafgefangenen unterstützt wird.

[email protected] www.t-systems.de/digitale-verwaltung

www.t-systems.de/digitalisierungWeiteres Begleitmaterial zum Thema finden Sie hier.

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BEST PRACTICES

Zentralisieren Unternehmen ihre Telefonie-Infra struktur, sparen sie jede Menge Kosten und Nerven – besonders wenn sie dabei über einzelne Länder hinausdenken. Ein wichtiger Baustein dafür: ein zentrales SIP-Gateway für Europa.

Europa an der Strippe.

TEXT Yvonne Nestler

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Netze

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E inst war sie der Inbegriff des Fernsprechwesens, die Königin der Telefonie. Heute modert die Tele-fonzelle in großen, friedhofsähnlichen Lagern vor sich hin. Ihren Thron hat sie erst dem Mobiltele-

fon, dann dem Smartphone überlassen. Der Fortschritt be-glückt aber nicht nur jene, welche die Telefonie nutzen, sondern auch solche, welche die Telefonie betreiben. Zum Beispiel in Unternehmen: Bisher ist deren Telefonie-Infra-struktur meist noch lokal angelegt – ganz im Gegensatz zu E-Mail-Servern und Geschäftsanwendungen, die zentral aus einem Rechenzentrum bereitgestellt werden. Das heißt konkret: Jeder Standort hat einen oder mehrere ISDN-Anschlüsse plus eine Telekommunikationsanlage. Eine teure Angelegenheit – zum Beispiel weil das Unter-nehmen jede TK-Anlage einzeln warten und Telefonan-schlüsse eigens betreiben oder erweitern muss. Ein internationales Unternehmen muss überdies mit vielen lokalen Telefonanbietern verhandeln sowie länderspezi-fi sche Anforderungen wie Notruffunktionen oder regulato-rische Besonderheiten berücksichtigen.

Dank All-IP lässt sich das jetzt ändern. Denn Sprache erfordert keine spezielle Hardware mehr. Sie läuft – wie E- Mail auch – als Anwendung auf Servern und kommuniziert über Datennetze. Der Name dafür: Voice over IP (VoIP) – und es spielt fast keine Rolle mehr, wo der Server für diese Anwendung steht. Die Folge: Alle Standorte können nun eine zentrale Telekommunikationsanlage und ein zentrales SIP-Gateway – den Telefonanschluss des All-IP-Zeitalters –nutzen, verbunden über das Datennetz des Unternehmens (VPN), das es ja ohnehin schon gibt.

GROSSES SPARPOTENZIALDas verspricht verschiedene Vorteile: Unternehmen kön-nen die laufenden Kosten für die Telefonie deutlich senken und gleichzeitig Sicherheit, Qualität und Verfügbarkeit erhöhen. Denn einerseits lassen sich weniger TK-Anlagen leichter warten. Andererseits verwaltet die IT-Abteilung alle Kommunikationsdienste und Endgeräte unterneh-mensweit zentral.

Standorte benötigen zudem nur noch einen Anschluss an das VPN – keinen eigenen mehr ans Telefonnetz. Und in der Summe brauchen Unternehmen deutlich weniger Sprachkanäle ins öffentliche Telefonnetz. Das hat zwei Gründe: Zum einen laufen interne Gespräche nur über das Firmennetz – ohne Umweg über SIP-Gateway und öffent-liches Telefonnetz. Zum anderen teilen sich alle Standorte die Sprachkanäle des zentralen Gateways für externe Tele-fonate, die IT-Abteilung muss nicht ganz so viel „Puffer“ für Zeiten mit hohem Gesprächsbedarf einplanen.

ZENTRALER SCHUTZWALL Auch die Sicherheit steigt. Denn um die Sprachkommu-nikation und die Datennetze zu schützen, erfordert VoIP einen Schutzwall zum öffentlichen Telefonnetz: einen Ses-sion Border Controller (SBC). Dieser wehrt zum Beispiel DDoS-Attacken ab, unterstützt die Verschlüsselung von Signalisierungs- und Sprachdaten, übernimmt aber auch wichtige Routing-Aufgaben. Setzt ein Unternehmen nun einen zentralen Telefonanschluss ein, benötigt es auch nur einen zentralen Session Border Controller. Der kostet nicht nur weniger als viele lokale Komponenten, sondern ermög-licht zudem, die VoIP-Sicherheit einfach, einheitlich und hochverfügbar zu gewährleisten.

„Diese Vorteile potenzieren sich insbesondere dann, wenn man Telefonanschlüsse oder SIP-Trunks nicht nur in einem Land, sondern über mehrere Länder hinweg zen tralisiert“, sagt Hanno Wirth, Voice Services & Marketabi lity TC. Um das zu ermöglichen, bietet T-Systems mit Cor porate SIP International seit August 2017 einen zentralen Telefonanschluss für derzeit 19 europäische Län-der an, zen traler netzbasierter Enterprise Session Border Controller inklusive. Die angeschlossenen Standorte kön-nen insgesamt bis zu 50 000 externe Telefongespräche gleich zeitig führen. Auch eine zentrale TK-Anlage aus der Private Cloud steht optional bereit.

AUTOMATISIERTE INTERNE ABRECHNUNGStatt zig Telefonanbietern pro Land haben Unternehmen damit nur noch einen Partner und einen Rahmenvertrag für alle Länder. T-Systems kümmert sich länderübergrei-fend darum, die Lösung einzuführen und bestehende Anschlüsse zu migrieren. Alle Prozesse sind international einheitlich. Damit wird es für Unternehmen deutlich leich-ter, ihre Telefonie europaweit zu managen.

Gleichzeitig erfüllt das Angebot aber auch die länder-spezifi schen Anforderungen. Damit lassen sich zum Bei-spiel alle vorhandenen lokalen Rufnummern übernehmen, Notrufe weiterhin örtlich einordnen und die jeweiligen Landesgesetze einhalten. Auf Wunsch stellt T-Systems zudem länderspezi fi sche Rechnungen – in einem einheit-lichen elektronischen Format, damit sie direkt weiter ver-arbeitet werden können.

[email protected] https://www.t-systems.de/sip-germany

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Brände, Wasserschäden, Einbrüche – aus unvorhersehbaren Ereignissen ein kalkuliertes Risiko zu projizieren ist für Versiche rungen tägliches Brot. Doch was wäre, wenn man die Schadens managementkette buchstäblich auf den Kopf stellte? Wenn die Versicherung bereits einschreitet, bevor ein Schaden entsteht? Entwicklungsgeschichte eines Paradigmenwechsels für die Assekuranzwirtschaft.

Sichern statt versichern.

Alle 30 Sekunden platzt eine Wasserleitung. Rund 1,1 Millionen Wasserschäden jährlich zählt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in der Bun­desrepublik.* Bis jemand bemerkt, dass ein

Rohr leckt, ist es meist zu spät und Feuchtigkeit längst in Bö­den und Wände eingedrungen. Im Smart Home spielt sich das Szenario anders ab: Tritt Wasser aus, schlagen entspre­chende Sensoren, beispielsweise im Hauswirtschaftsraum, sofort Alarm und setzen damit eine automatisierte Melde­kette in Gang. Sie senden eine Push­Nachricht an den Haus­bewohner sowie an das Serviceportal der Versicherung. Die­se tritt direkt in Kontakt mit dem Bewohner und klärt die Situation, etwa ob ein Fehlalarm vorliegt. Ist er nicht erreich­bar oder gar nicht vor Ort, wird ein anderer Ansprechpartner kontaktiert, beispielsweise der Nachbar. Sind die Umstände geklärt, alarmiert die Versicherung unmittelbar einen Fach­mann, der das Problem angeht. Und das nicht erst, wenn der Bewohner aus dem Urlaub kommt, sondern sofort.

TECHNOLOGIE MEETS VERSICHERUNGSo sieht es aus, wenn Technologie und Versicherungs­schutz Hand in Hand gehen. Weg von traditionellen Ver­sicherungsprodukten, die Risiken lediglich absichern, hin zu integrierten Lösungen mit einem präventiven Rund­um­Service, der sich einschaltet, bevor der Schaden über­haupt entsteht. Mit diesem Konzept setzt die ERGO Group gemeinsam mit ihren Technologiepartnern Deutsche Telekom und T­Systems für Versicherungskunden neue Maßstäbe. Sie verknüpfen Smart­Home­Sensoren mit Allysca, dem Serviceportal der Versicherung. Das funktio­niert nicht nur mit Wassersensoren, sondern auch mit Rauchmeldern oder Warnsystemen an Türen und Fens­tern. Egal ob durch Wasser, Feuer oder Einbruch – über 1000 Euro Schaden werden laut GDV im Schnitt pro Fall verursacht. Noch schwerer wiegen oft jedoch die immate­riellen Verluste, insbesondere im Brandfall. Im Gegensatz

ERGO GROUPMit Standorten in über 30 Län-dern weltweit ist die ERGO Group AG eine der größten euro-päischen Versicherungsgrup-pen. Die Tochtergesellschaft der Munich RE beschäftigt rund 44 000 angestellte Mitarbeiter und registrierte Vermittler.

TEXT Julia Keller

Alle 30 Sekunden

platzt deutschlandweit im Schnitt eine Wasserleitung.

Quelle: GDV

zu Geldwerten kann selbst die beste Versicherung diesen Schaden nicht ausgleichen. Und genau an diesem Punkt setzt die strategische Partnerschaft an.

„Die Zukunft liegt in digitalen Innovationen und Ser­vices – sei es in der Kommunikation, im Vertrieb oder bei den Produkten selbst“, erklärt Gregor Wiest, Head of In­novation der ERGO Group. „Wichtig ist hier ein starker Technologiepartner. Daher sind wir schon die ersten Schritte des Wegs zusammen mit der Telekom und T­Systems gegangen.“

Im August dieses Jahres wurde die digitale Partner­schaft zu den Themen Smart Home und Cybersecurity ver­kündet und der ERGO SmartHome Schutzbrief auf der In­ternationalen Funkausstellung, der Messe für Consumer Electronics und Home Appliances, vorgestellt. Er basiert auf dem neuen Konzept der automatisierten Meldekette. Den Schutzbrief bietet die Telekom Smart­Home­Kunden als Zusatzservice an, er kann aber auch zur Hausrat­ oder Wohngebäudeversicherung der ERGO hinzugebucht wer­den. „Die Bereiche Smart Home und Cybersecurity sind erst der Anfang eines Paradigmenwechsels in der Ver­sicherungswirtschaft, den ERGO, Telekom und T­Systems hier gemeinsam vorantreiben: vom Abwickler eines Scha­densfalls zum Kurator eines Schadensverlaufs. Mit dem Smart­Home­Produkt haben wir den Startschuss für eine Reihe weiterer Entwicklungen gegeben, die erst die Digita­lisierung ermöglicht“, betont Stephan de Haas, Head of Digital Consulting bei T­Systems.

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am Kunden entwickeln“, erklärt de Haas. „Für diesen nutzer zentrierten Entwicklungsansatz braucht es nicht nur Technologie­Know­how, sondern auch jahrelange Branchen­ und Businessexpertise. Mit dem ERGO­Team von Anfang an im Boot war es uns möglich, branchen­ und

unternehmensspezifische Bedarfe, Treiber und Hürden kennenzulernen und zu verstehen.“ Ansporn war es, „Innovationen mit echtem Mehrwert zu entwickeln, mit denen wir bisher ungenutzte Geschäftspotenziale heben können. Ich bin überzeugt, das macht den Er­

folg unseres gemeinsamen Innovationsprogramms aus“, so Gregor Wiest.

ALTE DENKMUSTER AUFBRECHENDoch das Potenzial digitaler Versicherungsservices er­streckt sich weit über die Smart­Home­ und Cybersecu rity­Konzepte hinaus und ist noch lange nicht ausgeschöpft. So soll das Telekom­Produkt Computerhilfe Plus zu Beginn des Jahres neben weiteren Serviceleistungen rund um das Thema Reputationsschutz, Heimnetz­ und Datensicherheit um einen umfangreichen Cyberschutzbrief erweitert wer­den. „Wir brechen traditionelle Grenzen auf und sehen die Versicherung im Kontext digitaler Lebenswelten, etwa im Bereich Connected Car“, sagt de Haas. Mit diesem Ansatz tüftelt das Team in den Digital Co­Innovation Labs weiter an neuen Ansätzen und branchenübergreifenden Szenarien. Doch eines ist schon jetzt klar: Diese Partner lassen die Digitalisierung nicht mehr los.

stephan.de­haas@t­systems.com ergo.com/de

www.t­systems.de/enterprise­service­management www.t­systems.de/digitalisierung

DESIGN-THINKING ALS INNOVATIONSZÜNDERDen Auftakt für das umfassende Innovationsprogramm bil­dete vor fast einem Jahr ein Management­Meeting. Hier be­schlossen ERGO und die Telekom, die Digitalisierung mit rasantem Tempo anzugehen. Mit der Konzerntochter Detecon erarbeiteten Telekom und T­Systems daraufhin re­levante Digitalisierungsthemen. So entstand zunächst ein grobes Big Picture des Projekts. Im folgenden Design­Thin­king­Prozess wurden die Fokusthemen geschärft. Acht Wochen Zeit, sechs Themen und jeweils zwei Tage Work­shop in den Digital Co­Innovation Labs in Berlin. „ T­Systems und Telekom blicken im Bereich Design­Thinking auf eine fast zehnjährige Expertise zurück, von der wir erheblich profitiert haben“, betont Wiest. Der Ansatz: ein trans­parenter, interdisziplinärer und offener Kreationsprozess, der zwar einen realistischen Rahmen absteckt, gleichzeitig aber Mut erfordert, sich auf neue Wege einzulassen, be­reits entworfene Szenarien zu verwerfen und sie durch neue – mitunter auch abseitige – Einfälle zu ersetzen.

IDEEN FÜR DAS BUSINESSZu dem Zweck brachten Telekom und T­Systems Experten aus unterschiedlichsten Bereichen an einen Tisch, um Ideen und Projekte zu diskutieren. Eine der sogenannten Ideation Sessions wurde zum Erfahrungsaustausch im Bereich künstliche Intelligenz genutzt. „Wir wollen neue digitale Geschäftsmodelle möglichst nah am Markt und

DIGITAL CO -INNOVATION LABS 800 Beratungsexperten, 200 In-novatoren und Wissenschaftler sowie weltweit 10 000 ICT- Spe zialisten – in den Digital Co-Innovation Labs bündeln Telekom und T-Systems seit 2016 alle Innovationskompetenzen unter einem Dach. Neben Technologieexperten setzen die Labs auf agile Prozesse sowie innovative Tools und Methoden wie Design- Thinking und Rapid Prototyping.

Über 1000 Euro liegt die Schadenssumme im Schnitt,

egal ob Einbruch, Feuer- oder Wasserschaden.Quelle: GDV

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BEST PRACTICES

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Herr Klein, Versicherung und innovative Digitaltechnologie, wie passt das zusammen? Im Zuge der Digitalisierung beobachten wir, wie unterschiedli­che Technologien und Branchen miteinander verschmelzen. Mit der Digitalisierung des Alltags wächst auch der Anspruch der Kunden. Sie sind es gewohnt, über digitale Medien zu kommuni­zieren, und nutzen zunehmend digital vernetzte Lösungen – die Bereiche Connected Car und Smart Home sind hier nur zwei Beispiele. Dadurch wächst natürlich auch das Bedürfnis nach integrierten Versicherungslösungen aus einer Hand. Dem muss die Branche entgegenkommen, indem sie den Kunden noch mehr ins Blickfeld rückt, die Transformation vorantreibt sowie innovative Services und Geschäftsmodelle entwickelt.

Wie sieht das bei der ERGO aus?Die zentrale Frage, die wir uns derzeit stellen, lautet: Wie können wir digitale Lösungen nutzen, um unseren Kunden einen klaren Mehrwert zu bieten – und das über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg? Ein wichtiges Thema sind hier zunächst digitale Vertriebstools, Information und Kommuni­kation, sei es über die Website, Skype, LiveChat oder Whats­App. Omni­Kanal lautet das Stichwort, denn der Kunde differenziert nicht zwischen offline und online. Er erwartet, überall empfangen und abgeholt zu werden. Daher begegnen wir ihm ganzheitlich, auf allen Kanälen. Darüber hinaus be­schäftigen uns Themen, bei denen die Versicherung Bestand­teil einer Komplettlösung ist und unsere Produkte mit neuen, digitalen Technologien zusammenwachsen.

Was bedeutet das konkret?Wir erweitern die gängige Versicherungsleistung um neue Techniken und Services. Die Natur der Produkte ändert sich

Mark Klein, Chief Digital Officer der ERGO Group und Vorstandsvorsitzender der ERGO Digital Ventures AG, über veränderte Kunden bedürfnisse, digitale Services und eine Branche im Umbruch.

„Die Natur der Produkte ändert sich komplett.“

INTERVIEW Julia Keller

dadurch komplett. Früher sind wir eingesprungen, sobald ein Schaden entstanden ist. Heute hat der Kunde die Erwartungshaltung, dass der Schaden erst gar nicht auftritt. Die digitale Vernetzung bietet hier große Chancen. Durch die Kombination mit neuen Technologien nehmen wir Einfluss auf den Schadensverlauf. Beispielsweise verknüpfen wir Alarmsen­soren im Smart Home mit unserem Versicherungsportal. So können wir Risiken nicht nur absichern, sondern diese durch Prävention minimieren und unseren Kunden damit noch mehr Sicherheit bieten. Zugleich entstehen in der digitalen Lebens­welt aber auch neue Risiken, die es abzusichern gilt. Darauf reagieren wir als Versicherung und bauen unser Portfolio entsprechend aus.

Wie passt die neue Digitalmarke Nexible in dieses Bild?Sie ergänzt es. Wir fahren einen breit angelegten Transforma­tionsansatz. Auf der einen Seite stärken wir unser Bestands­geschäft, indem wir unsere Kernprozesse und ­produkte digita­lisieren und die klassischen Vertriebs­, Informations­ und Kommunikationswege erweitern. Auf der anderen Seite gehen wir völlig neue Geschäftsbereiche an. Hier kommt Nexible ins Spiel. Mit der neuen Marke haben wir den ersten Pure Player der deutschen Versicherungswirtschaft ins Leben ge rufen. Damit gehen wir auf die Nachfrage der jüngeren Genera tion nach einer rein digitalen Versicherung ein, bei der Vertrags abschlüsse und Kommunikation ausschließlich über Smartphone, PC oder Tablet ablaufen.

Welche Rolle spielen Telekom und T-Systems als Partner?Integrierte und branchenübergreifende Lösungen sind die Zukunft. In der strategischen Zusammenarbeit mit der Telekom und T­Systems können wir unsere Versicherungsexpertise mit innovativen Digitallösungen zusammenbringen, um unseren Kundenstamm auszubauen und neue Kundengruppen zu gewinnen, die wir vorher so nicht adressieren konnten. Wollen wir neue Maßstäbe setzen, brauchen wir neben Technik und Infrastruktur jedoch auch das Transformations­Know­how. Mit Telekom und T­Systems haben wir starke Partner auf Augen­höhe, die uns mit jahrelanger Innovationskompetenz auf dem Weg ins digitale Zeitalter zur Seite stehen.

www.t­systems.de/digitalisierung

Mark Klein ist seit September 2016 Chief Digital Officer der ERGO Digital Ventures AG. Der ehemalige Telekom­Manager betreut die digitale Transformation des traditionellen ERGO­Geschäfts sowie die Etablierung neuer Geschäftsmodelle.

I N T E RV I E W

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Good to know

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40 Mrd. Euro will die deutsche Industrie bis 2020 in die

vernetzte Industrie 4.0 investieren.8

5G wird eine

40000-malschnellere Datenübertragungsrate

als 2G bieten.1

5G soll 2020 erstmals eingeführt werden. Bis 2021 wird es weltweit voraussichtlich

111 Millionen 5G-Abonnenten

für mobile und feste Breitbandservices geben. 5G soll bis dahin 0,7 Prozent aller

mobilen Verbindungen ausmachen.3

E N G S T E V E R B I N D U N G

Neun Fakten über die vernetzte Weltvon heute und morgen.

62 % der IT-Manager

weltweit geben an, dass Kollaborations-technologien wichtig für ihr Geschäft

seien. 2011 waren es 39 Prozent.2

Knapp

6 Billionen US-Dollar

werden in den nächsten fünf Jahren für IoT-Lösungen ausgegeben.5

Mobil surft Deutschland mit einer Geschwindigkeit von

24,1 Mbit/sund belegt damit weltweit den dritten Platz

hinter dem Vereinigten Königreich und Zypern. 4

Bis 2025 werden

45 % aller Pkw auf der Welt mit Embedded Connectivity

ausgestattet sein.7

Schon 2008 waren mehr „Dinge“ als

Menschen online.9

87 % der IT-Führungskräfte

betrachten die Hybrid Cloud als entschei dend für den Wandel der digitalen Geschäfts abläufe.

50 Prozent haben gemäß ihren digitalen Geschäftszielen bereits Workloads in

die Hybrid Cloud verschoben.6

Quellen: 1. Bluewin/Swisscom, https://www.bluewin.ch/de/digital/redaktion/2017/17-07/von-1g-bis-5g-die-generationen-der-mobilfunkstandards.html 2. No Jitter/Eastern Management Group, http://www.nojitter.com/post/240172608/sip-market-growth-strong-to-2020, 052017 3. Ovum 4. Akamai’s State of the Internet Report Q1 2017, https://www.akamai.com/fr/fr/multimedia/documents/state-of-the-internet/q1-2017-state-of-the-internet-connectivity-report.pdf (S. 44) 5. Podsystem M2M, http://remotemagazine.com/images/

PodSystem.pdf 6. IDG, Hybrid Cloud – Die Triebfeder für den digitalen Wandel, 2016 7. Analysys Mason, Connected cars: worldwide trends and forecasts 2013–2025, 112016 8. PricewaterhouseCoopers bei UmweltDialog, http://www.umweltdialog.de/de/wirtschaft/branchen/2017/ngena-wird-Weltnetz-fuer-Industrie-4.0.php, 032017 9. Forbes, http://www.forbes.com/sites/bernardmarr/2015/10/27/17-mind-blowing-internet-of-things-facts-everyone-should-read/#1501ec1d1a7a

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CIO erscheint im Medienhaus Business Media GmbH, Lyonel-Feininger-Str. 26, 80807 München, Registergericht München, HRB 99187, Geschäftsführer: York von Heimburg.

Die Kundenbetreuung erfolgt durch den Kundenservice, DataM-Services GmbH, Postfach 9161, 97091 Würzburg,Geschäftsführerin: Sigrid Sieber, Tel. 0931/4170-177, Fax 0931/4170-497, E-Mail: [email protected]

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