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j. GroBfeld j', Bestimmung der 16slichen StXrke, besonders in Kindermehlen. 6~ Bestimmung der 16slichen Stiirke, besonders in Kindermehlen. Von J. Grol~feld ~. (Eingegangen am 12. Mai z943. ) In einer frfiheren Untersuchungl~wurde gefunden, dab kolloid gel6ste Stbrke (St~irkekleister) durch Bleiessig in Gegenwart yon Tannin restlos ausgefXllt werden kann. Verschiedentlich konnten wir aber auch beobachten, dab nicht nur trfibe, sondern auch klare St~irkel6sungen, die mit Jod Blauf~irbung lieferten, nach Be- handlung mit Tannin und Bleiessig sich mit Jod nicht mehr blau, sondern rotbraun f~rbten, offenbar bedingt durch Dextrine als Begleitstoffe der St~irke, die dabei nicht mitgef~illt wurden. Da Dextrine durch Tannin und Bleiessig nach den frtiheren Versuchen tatsfichlich imr in geringer Menge abgeschieden werden, erschien~es hier- nach m6glieh, echt 16sliche St~irke nnd Dextrine nicht nur qualitativ voneinander zu unterseheiden, sondern sogar bis zu einem' gewissen Grade quantitativ voneinander zn trennen. In den Lebensmitteln kommt schlieBlich die St~rke in noch unverkleisterter, in Wasser unl6slicher Form vor, Einige weitere Beobachtungen zeigten nun, dab Filtrate yon St~rkegemischen bei der KlXrhng nach Carrez mit Kaliumferrocyanid und Zinkacetat v611igklar waren, aber dennoch mit Jod starke Blauf~irbung lieferten. Es muBte also ein bedeutender Tell der 16slichen, nichtkolloiden Starke bei dieser Kl~irung in L6sung bleiben und so yon der unl6slichen und kotloid 16slichen Stgrke getrennt werden k6nnen. D~ie folgenden Versuche wurden ansgeffihrt, um fiber diese Verh~ltnisse Klarheit zu gewmnen und ihre Anwendbarkeit, z. B. auf Kindern~hrmehle, bei denen ja der L6slichkeit der St~rke groBe Bedeutung beigelegt wird, zu erproben. Es w~re in dieser Hinsicht sicher nicht ohne Wert, wenn man angeben k6nnte, wetche Mengen an 1. unl6slicher St~rke, 2. k011oid 16slieher Starke, 3. klar 16slicher Stfirke ein solches Kindern~hrmittel enth~tlt. 1. Vorversuch mit Ibslicher St~rke des Handels. Von k~iuflicher 15slicher St~rke (Merck) wurde zun~chst die Troekensubstanz dutch Trock- nen bei 1050 C im W~igegl~ischen in iiblicher Weise ermittelt und zu 88,5% gefunden. In einem weiteren Versuch wurde in der L6sung der St~rkegehalt polarimetrisch ermittelt. Dabei wurde die spezifische Drehung der St~rke nach C. Mannich und K. Lenz 2 zu +3000 eingesetzt. Auf diese Weise wurden 85,7 ~o 1Reinst~Lrkeerhalten. Die Abweictiung dieses Wertes yon der gefundenen Trockensubstanz dtirfte auf verschiedene Beimischungen, darunter auch auf gebundenes Wasser; zuriickzuftihren sein, das sich beim Trocknen im Trockenschrank nicht v611ig austreiben l~gt. Um hiervon unabh~ingig zu sein, wurde bei allen weiteren Yersuchen die Stiirke einheitlich polarimetrisch ermittelt und dabei 1 j. GroBfeld, diese Z. 29, 55 (1915). 2 G. Mannich und K. Lenz, diese Z. 40, 1 (1930). -- Von P. Petit [C. r. Acad. Sci. 209, 127 (1939); ref. in dieser Z. 60, 438 (1930)] wird die spezifische Drehung 15slicher St~rke zu + 1950 angegeben, t3ei Einsetzung dieser Drehung wiirden sich far unser PrXparat 87,9% StArke berechnen.

Bestimmung der löslichen Stärke, besonders in Kindermehlen

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Page 1: Bestimmung der löslichen Stärke, besonders in Kindermehlen

j . G r o B f e l d j', Bestimmung der 16slichen StXrke, besonders in Kindermehlen. 6~

Bes t immung der 16slichen Stiirke, besonders in Kindermehlen.

Von

J. Grol~feld ~.

(Eingegangen am 12. M a i z943. )

In einer frfiheren Untersuchungl~wurde gefunden, dab kolloid gel6ste Stbrke (St~irkekleister) durch Bleiessig in Gegenwart yon Tannin restlos ausgefXllt werden kann. Verschiedentlich konnten wir aber auch beobachten, dab nicht nur trfibe, sondern auch klare St~irkel6sungen, die mit Jod Blauf~irbung lieferten, nach Be- handlung mit Tannin und Bleiessig sich mit Jod nicht mehr blau, sondern rotbraun f~rbten, offenbar bedingt durch Dextrine als Begleitstoffe der St~irke, die dabei nicht mitgef~illt wurden. Da Dextrine durch Tannin und Bleiessig nach den frtiheren Versuchen tatsfichlich imr in geringer Menge abgeschieden werden, erschien~es hier- nach m6glieh, echt 16sliche St~irke nnd Dextrine nicht nur qualitativ voneinander zu unterseheiden, sondern sogar bis zu einem' gewissen Grade quantitativ voneinander zn trennen.

In den Lebensmitteln kommt schlieBlich die St~rke in noch unverkleisterter, in Wasser unl6slicher Form vor, Einige weitere Beobachtungen zeigten nun, dab Filtrate yon St~rkegemischen bei der KlXrhng nach Carrez mit Kaliumferrocyanid und Zinkacetat v611ig klar waren, aber dennoch mit Jod starke Blauf~irbung lieferten. Es muBte also ein bedeutender Tell der 16slichen, nichtkolloiden Starke bei dieser Kl~irung in L6sung bleiben und so yon der unl6slichen und kotloid 16slichen Stgrke getrennt werden k6nnen.

D~ie folgenden Versuche wurden ansgeffihrt, um fiber diese Verh~ltnisse Klarheit zu gewmnen und ihre Anwendbarkeit, z. B. auf Kindern~hrmehle, bei denen ja der L6slichkeit der St~rke groBe Bedeutung beigelegt wird, zu erproben. Es w~re in dieser Hinsicht sicher nicht ohne Wert, wenn man angeben k6nnte, wetche Mengen an

1. unl6slicher St~rke, 2. k011oid 16slieher Starke, 3. klar 16slicher Stfirke

ein solches Kindern~hrmittel enth~tlt.

1. V o r v e r s u c h mi t I b s l i che r S t~ rke des H a n d e l s . Von k~iuflicher 15slicher St~rke (Merck) wurde zun~chst die Troekensubstanz dutch Trock-

nen bei 1050 C im W~igegl~ischen in iiblicher Weise ermittelt und zu 88,5% gefunden. In einem weiteren Versuch wurde in der L6sung der St~rkegehalt polarimetrisch ermittelt.

Dabei wurde die spezifische Drehung der St~rke nach C. M a n n i c h und K. L e n z 2 zu +3000 eingesetzt. Auf diese Weise wurden 85,7 ~o 1Reinst~Lrke erhalten.

Die Abweictiung dieses Wertes yon der gefundenen Trockensubstanz dtirfte auf verschiedene Beimischungen, darunter auch auf gebundenes Wasser; zuriickzuftihren sein, das sich beim Trocknen im Trockenschrank nicht v611ig austreiben l~gt. Um hiervon unabh~ingig zu sein, wurde bei allen weiteren Yersuchen die Stiirke einheitlich polarimetrisch ermittelt und dabei

1 j . G r o B f e l d , diese Z. 29, 55 (1915). 2 G. M a n n i c h und K. L e n z , diese Z. 40, 1 (1930). - - Von P. P e t i t [C. r. Acad. Sci.

209, 127 (1939); ref. in dieser Z. 60, 438 (1930)] wird die spezifische Drehung 15slicher St~rke zu + 1950 angegeben, t3ei Einsetzung dieser Drehung wiirden sich far unser PrXparat 87,9% StArke berechnen.

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64 J. G r o B f e l d ~,

ihre spezifische Drehung zu +2000 angenommen.Bei derartigen vergleichenden Versuchen spielt es dann keine iRolle mehr, ob die spezifische Drehung der gel6sten S±~trke genau 2000 betr~gt oder vielleicht um einen kleinen Betrag davon abweicht, was sich, v61Iig genau, ja auch durch Versuche nur schwer entscheiden l~13t.

Nun wurde 1 g des Pr~parates in Wasser aufgeschwemmt, die 1V~ischung zum Sieden er- hitzt, abgekfihlt und auf 100 ccm aufgeffillt. Die noch etwas trfibe L6sung wurde daun mit Kieselgur geschfittelt und filtriert. Das nunmehr nur noch schwach 'triibe Filtrat wurde im 200 mrn-Rohr polarisiert.

Von diesem Filtrat wurden 25 ccm in einen 50 ccm-KoIben gegeben, mit je 2,5 ccm 10%iger Tanninl6sung und Bleiessig unter Aufffillen mit ges~tttigter Natriumsulfatl6sung zur Marke geklart und filtriert. Das Filtrat war v611ig Mar und leicht polarisierbar.

Welter Wurden 50 ccm der mit Kieselgur vorgekl~rten St~rkel6sung mi± je 5 ccm t(alium- ferrocyanid und Zinkacetat naeh Car rez geM~rt und auf 100 ccm gebraeht. Das Mare Filtrat hiervon wurde wieder polarisiert.

Von diesem Ffltrat Wurden 50, ecru wie oben rnit je 5 ccm Tannilfl6sung und Bleiessig ge- kl~rt, mit ges~ttigter NatriumsulfatI6sung auf 100 ccm aufgeffillt, ffltriert und polarisiert.

Die e rha l t enen Po la r i sa t ionswer te wurden einheit l ich auf die E inwaage yon 1 g in 100 ccm und die Schichtdicke yon 200 m m umgerechnet . D a n n wurden die E r - gebnisse als Sfi irke ausgedrf ickt , wobei wieder die spezifische Drehung der St~irke m i t @ 200 ° e ingese tz t wurde.

Aus den Versuchen erg ib t sich beziiglich des Einf lusses der Kl~rmi t t e l auf die Ausf~l lung der St~rke das folgende Bild.

Tabelle 1. Fgtl lung yon 'Stgtrke d u t c h ver-schiedene K i ~ r m i t t e l .

Nr. Art der Behandlung

1 Kl~irung mit I~2ieselgur ......... s .... 2 Kl~irung mit I~ieselgur, dann mit Tannin

und Bleiessig ........................ 3 Kli~rung mit Kieselgur, dann mit Kalium~

Ierrocyanid q- Zinkacetat . . . . . . . . . 4 Kl~rung mit Kieselgur, dann mit Ka-

liumferrocyanid + Zinkacetat, dann

Polarisat ion im 200 mm-Rohr

Kreisgrade

+ 3,43

+ 0,46

+ 2,90

• Entsprechend in L6sung gebliebene St[irke

g m 100 ecru %

0,858 100

0,115 13

0,725 84

mit Tannin ~- Bleiessig . . . . . . . . . . . -I- 0,16 0,040 5

Aus diesen Vorversuchen sind folgende Schliisse zu ziehen: a) Die Kl~rung mi t Kiese lgur h a t keine meBbare Menge der vor i landenen St~trke

aus der L6sung entfernt .

b) Dagegen i s t durch die anschlieBende Behand lung m i t Tann in und Bleiessig der wei taus gr613te Tell der St~irke niedergeschlagen worden, wie nach den,bisher igen Er fah rungen zu e rwar ten war. Die Konzen t r a t i o nsa bna hme be t r~g t bei diesem Ver- such nicht weniger Ms 87 %. I m m e r h i n is t aber noch ein Teil der StXrke in L6sung geblieben. Das F i l t r a t gab mi t Jodl6sung noch eine b lauv io le t t e Fa rbe . DaB bier n ich t alle S t~rke ausgef~illt wurde, h~tngt viel le icht d a m i t zusammen, dab 16sliehe S t~rke des I-Iandels auch n iedr igmolekulare Ante i le mehr dextrin~ihnlicher N a t n r

enth~ilt , die bei dem Versuch n icht so le icht ausgeschieden werden, wie h6hermole- kulare Antei le .

c) Gegenf iber .der Behand lung mi t Tann in und Bieiessig h a t die Kl~rung nach C a r r e z yon der gel6sten St~irke einen re la t iv k le inen Teil, n~mlich weniger als ein Sechstel , der mi t Tann in und Bleiessig abgeschiedenen Meng e entfernt .

d) W e n d e t m a n nun aber die Tanninble iess igkl~rung auf diese nach C a r r e z vorgekl~irte L6sung an, so is t dig Abscheidung d e r St~rke p rak t i sch vollst~tndig, bis anf einen scheinbaren Res t von 5 %. Bei diesem Res t hande l t es sich aber n icht

Page 3: Bestimmung der löslichen Stärke, besonders in Kindermehlen

Bestimmung der 16slichen Starke, besonders in Kindermehlen. 65

rnehr u m St~irke, sondern u m in dem Prapara t en tha l tene Dex t r inmengen ; denn mi t Jodl6sung ergab das F i l t r a t n ieht mehr Blauffirbung, sondern Rotbraunf~rbung, die fiir Dext r ine kennzeichnend ist (Th. v. F e l l e n b e r g l ) .

Ffir eine P r t i f u n g a u f 1 6 s l i c h e S t ~ r k e k6nnen wir also yon folgenden Grund- versuct/en ausgehen:

I. Polarisation der nur mechanisch rait Kieselgur geMXrten L6sung. II. Folarisation der mit IZaliumferrocyanid + Zinkacetat geklXrten L6sung.

III. Polarisation der mit Kaliumferrocyanid + Zinkacetat, dann mit Tannin + Blei- essig geklXrten L6sung.

.Durch Bildung der Di//erenzen erhalten wir: I - - I n = gesamte, d.h. kolloid und echt (Mar) geI6ste StXrke; I II = kolloide (an Zinkferrocyanid adsorbierbare) StXrke;

I I - - I I I = echt bzw. Mar gel6ste St~rke. Ob (und in welchem Grade) die Begriffe ,,kolloid" bzw. , ,echt" gel6st den all-

gemeinen kolloidchemischen Begriffen entsprechen, sei zun~chst dahingestell t , da es uns in e r s t e r Linie auf die praktische Seite, n/imlich auf die Unte r suchung yon Kindern~hrmehlen u n d Backwaren, ankommt .

2. U n t e r s u c h u n g v o n K i n d e r m e h l e n .

Es kamen 4 KJndernahrmehle aus dem Kleimhandel znr Untersuchung, n/imlich: 1. N e s t l e - K i n d e r n a h r u n g , nach Angabe ,,hergestellt aus aufgeschlossenem Weizen-

inehl, bester Vollmilch lind reinem Zucker, unter Zusatz yon knochen- und blutbildenden Salzen, Vitamin D des Lebertrans und Vitamin A und 131",

2. K u f e k e - N a h r u n g , nach Angabe ,,leicht 16sliches Nghrmittel". 3. Hipps K i n d e r z w i e b a c k m e h l , nach Angabe mit Zusatz yon Spezialhafermehl.. 4. 13 a k fi - K i n d e r k o s t, nach Angabe ,,hochwertige Aufbannahrung mit 3/Ialz, Kalk, Kefir-

Milchputver und Gemfise." Es handel t sich also um v ie r ganz verschiedenar, tige Zubere i tungen . Dies kam zun~chst in einer al lgemeinen Untersuch~mg nach bekann ten Ver-

fahren zum Ausdruck:

Nr. G e g e n s t a n d

Nestle-Kindernahrung ~uieke-Nahrung . . . . I-Iipps Kinderzwieback

mehl . . . . . . . . . . . . Bakfi-Kinderkost . . . 4

ke Z -I stanz

%

97,0 93,0

90,9' 92,0

Tabetle 2.

Gesamt- Ent- zucker naeh

Dichte spre- t A l l i h n der L6sung chend ~ berectmet

1 : 10 Ex- ~ als bei 20° e t rakt [ Saeeharose.

% I %

1,0221 1,0092

1,0103 1,0088

62,0 I 40,1 28,4 11,7

31,3 I 23,6 27,3 21,7

Polarisation der L6stmg 1 : 10 im 200 mm-Rohr

vor der I~versioll

Kreisgrade

nach der Inversion

Kreisgrade }

+ 10,96 + 6,40 + 5,73 ~- 4,14

2,67 ---0,44 2,72 --0,48

entspre- chend

Saccharose %

25,9 9,0

17,6 18 1

Z u der Ausff ihrung der BestJmmungen ist folgendes zu bemerken: Die Bestimmung der Trockensubstanz erfolgte in WXgeglXschen dutch Trocknen bei 1050C.

DaB der Trockensubstanzgehalt bei der Nestle-Kindernahrung wesentlich h6her als bei den anderen Proben gefunden wurde, erkl~rt sich aus der gut verschlossenen Blechpackung, wXhrend sich die anderen Kindern~hrmehle in Papierpackungen befanden.

Zur Dichtebestimmnng wurden 20 g im 200 ccm-Kolben mit Wasser anger~hrt, etwa 1 Stunde lang stehengelassen, mit je 5 ccm Kaliumferrocyanid und Zinkacetat gekl~rt, auf- geffillt und filtriert. Von der bei 200 C gefundenen Dichte wurde die Erh6hung der Wasserdichte bei 200 C (0,9082) dutch die Reagenzien, ermittelt in einem Leerversuch, nXmtich 0,0037, ab- gezogen und dann aus der'Tabelle 2 der Extraktgehalt entnommen. - - Sp~ter wurde gefunden,

1 Th. v, Fe l l enbe rg , Mitt. Lebensmittelunters. Hyg. 19, 49 (1928). Handbuch der Lebensmittelchemie, Bd. II/2, S. 1676.

Lebensmittel, Bd. 88, Heft 1. 5

Page 4: Bestimmung der löslichen Stärke, besonders in Kindermehlen

66 J. G r o / 3 f e l d t ,

dab auch einfaches Filtrieren durch ein Fal tent l i ter unter Zusatz yon Kieselgur zu einer klaren L6sung ffihrt.

17tir die Zuckerbestimmung wurden 2 g Substanz etwa I Stunde fang mit \¥asser ver- mischt stehengelassen, auf 100 ccm aufgeffillt, filtriert und yon dem Filtrat 50 ccm mittels l ccm n-Salzs~iure nach Th,. v. ]?ellenberg i inver£iert. Dann wurde dutch Zugabe yon I0 ccm 0,1 n-Natronlauge neutralisiert und aul i00 ccm aufgeffillt. Nun wurde wie tiblic~h in 25 ccm (bet Proben 2-4 in 50 ccm) mit Fehlingscher-LSsung gekocht, das abgeschiedene I{upfer- oxydul gewoge n und auf Saccharose umgerechnet.

Der so gefundene Zuekerwert, berechnet als Saceharose, ist in alien Fgllen niedriger als der naeh A l l i h n gefundene, ein Zeiehen, dab die vorliegenden Kindernghrmehle auger Saccha- rose noch andere Zuckerarten enthielten, wenn auch in ganz verschiedener Menge.

Tabelle 3.

Kinde rn~ ih r m i t t e l Nr . . . . . . . . . . . . . . 1 2 3 4

Gesamtzucker nach A l l i h n (berechnet als Saceharose) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40,1% 11,7% 23,6% 21,7%

Saccharose durch Polarisation . . . . . . . . 25,9% 9,0% 17,6% 18,1% Restzucker (berechfiet als Saccharose) .. 14,2% 2,7% 6,0% 3,6%

Nun wurden in den Proben die verschiedene n Formen der St~rke teils nach dem oben entw~ckelten, teils nach friiheren Verfahren, und das Dextrin bestimmt. Dabei wurden folgende Ergebnisse erhalten:

Tabelle 4.

Nr. U n t e r s u c h u n g s p r o b e

Nestte-Kindernahrung . . Kufeke-Nahrung . . . . . . . Hipps Kinderzwieback-

mehl . . . . . . . . . . . . . . . Bakii-Kinderkost . . . . . .

Gesamt- st~rke

%

17,3 53,6

5 4 , 4 50,4

J L6sliche St/irke durch Polarisation 1 : 10, 200 mm-Rohr

Kl~irung mit I dgl., dann mit entsprechend K4 [Fe (CN) ~] + ] Tannin + Blei- 15sliche St/irke

Zn-Acetat essig ! Kreisgrade Kreisgrade %

/ +10,96 )/4 + 9 , 1 2 + 5,73 + 3,28

+ 2,67 + 2,40 + 2,72 + 2,40

4,6 6,1

0,7 0,8

Dextrin

%

4,8 4,5

1,5 1,8

Die beiden ersten Pr0ben sind somit durch einen mehrfach h6heren Gehalt a~ 15slicher St~rke und an Dextrin gegeniiber den beiden letzten ausgezeichnet. Often- sichtlieh handelt es sich bet den ersten Proben um aufgeschlossene Kindern~hrmehle, bet den letzten d agegen nicht. Der Gehalt,an Gesamtst£rke ist bet der ersten Probe infdge des hohen Zuckergehaltes sehr niedrig, bet den drei anderen Proben dagegen mehrfach h6her:

Von sonstigen Kindern~hrmehlen des Handels ergaben 4 Proben folgende Zu- sammensetzung:

Tabelle 4a.

Nr. U n t e r s u c h u n g s p r o b e

i i n der T r o c k e n s u b s t a n z Trocken- ' -

substanz Gesamt- Klar 16s- ] st~irke liche St~irke DexLrin

% % % %

1,6 2,5 0,0 2,7

7,9 0,0 6,6 3,5

Dr. T h e i n h a r d t In/antina, milch- und fettfrei . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Seefelder KindergrieB . . . . . . . . . . . O p e l s Ka)k-Kindermehl . . . . . . . . . G e i g e r s Kindern~hrmit tel . . . . . . .

95,7 ] 17,7 91,6 I 75,4 94,5 41,0 91,9 56,9

Gesarat- extrakt

%

64,8 9,0

41,8 30,9

1 Th. v. F e l l e n b e x g , Mitt. Lebensmittelunters. Hyg. 9, 129. ( 1 9 1 8 ) . - Handbuch de r Lebensmittelchemie, Bd. II/2, S. 888.

Page 5: Bestimmung der löslichen Stärke, besonders in Kindermehlen

t3estimmung der 16slichen St~rke, besonders i n KindermehIen. 67

Uber die angewendeten Arbeitsverfahren ist Iolgendes zu sagen: Die Gesamtst/irke wurde Ilach Ullserelh frttheren Verfahren 1 bestimmt. Besondere Sehwierig-

keiteil ergaben sich dabei nicht. Auch die ~Bestimmung der gel6sten St~.rke, also der Menge, die durch Kaliumferrocvanid -4- Zinkacetat nicht, wohl aber durch Tannin + ]31eiessig gef~tlt wird,

~verlief' nach dem eingangs beschriebenen Verfatwen (vgt. auch S. 64) st6rungsfrei. Die Filtrate waren in alien F~lleli v611ig Mar und gut polarisierbar.

Zur Bestimmung des Dextrins dien±e unser Alkoholverfahren 2, wobei abet zu bertick- sichtigen ist, dab durch Alkohol die gel6ste St~trke mit dem Dextrin mit ausgef/~llt wird. Hier- d urctf, elitsteht ein flocMger Niederschlag, den wir in gewogeneil Papierfiltern (sp~ter auch in Jenaer Glasfiltertiegeln 3 G 3) sammelten u~d zur WXgurig brachten. Von diesem Gewicht wurde darm das Gewicht der fiir sich ermittelten gel6sten St~trke abgezogen. Ausgegangen wurde bei dieser Alkoholf/~llung yon 5 ccm der mit Kaliumferrocyanid und Zilikacetat geklitrten L6sung, die dann mit 50 ccm 96~oigem Alkohol versetzt wurde. Die verwendete Menge entsprach als0 einer Einwaage yon 0,5 g Kindern~hrmehl.

Bei diesen Versuchen war zun~ichst ein etwaiger Gehalt unserer Kindern~thrmehle an kolloid 16slicher, also bei der Zinkacetatkl~irung ausf~illbarer St~rke nieht beriick- sichtigt worden. Im allgemeinen wird angenommen, dab beim Backen yon Brot dutch Verkleisterung der St~rke sich kolloid 16sliche St~irke bildet, die dann beim Behandeln yon GeNiek mit Wasser in L6sung geht. Auch Kindern~ihrmehle sind durch Backen gewonnene Zubereitungen; auch in diesen war daher in Wasser kolloid 16sliche St~irke zu erwarten.

Um besonders darauf zu prtifen, gingen wir yon unserer an 16slicher tIandels- st~trke gemachten Beobachtung (S. 64) aus, dab diese kolloid gel6ste St~irke durch Kieselgur nicht, wokl aber durch Kaliumferroeyanid und Zinkacetat gefiillt wird, weil mit dem letzterefi Kl~irmittel v611ig k.lare L6sungen erhalten werden.

Fiir die Ansftihrung des Versuchs warden je 5 g Kindermehl mit etwa 50 ecm Wasser vermischt, dann auf 100 ccm gebracht und unter mehrmaligem Umschiitteln bis zum folgenden Tage stehengelassen. Dann wurde nnter Zusatz von Kieselgur durch troekene Faltenfilter filtriert. Zur eigenen 19berrasehung w~arde in allen F~llen ein v611ig klares Filtrat erhalten, das dann polarisiert wurde. Die abgelesene Drehung ira 200 mm-Rohr warde entsprechend der Einwaage yon 5 g verdoppelt und dann init dem nach der Carrez-Khrung erhaltenen Weft ~verglichen. Das Ergebnis war folgendes:

Tabelle 5.

~ indermehl Nr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . [ 1 2 3 4

• I Polarisation nach Kieselgur-KI~rung . . . .4.4.10,400 +5,20 o +3,040 -{-2,720 Potarisation Ilach Ca r r ez -Kl~ rung . . , . . +10,960 +5,730 +2,670 -4-2,720

Wider Erwarten linden wir also bei den beiden ersten Proben (Nr. 1 bis 2) mit dem h6heren Gehalt an 16slicher St~irke nach Kieselgur-Kliirung keineswegs einen h6heren, sondern im Gegenteil einen etwas niedrigeren Drehungswert. Bei Nr. 3 ergibt sich nur eine ganz geringe Drehungserh6hung, entsprechend etwa 1,1% kotloid gel6ster St~irke, und bei Nr. 4 keine Anderung.

Wesentliche Mengen kolloid 16slicher St~irke sind also in unseren Proben nicht enthalten oder, bessergesagt, durch die C arre z-Kl~rung nicht abgeschieden worden.

DaB bei den ersten beiden Proben nach der Kieselgur-K1/~rung eine etwas geringere Drehung gefunden wurde, kann durch ]3egleitstoffe ailderer Art oder durch die fibIiehe Versuchsfehler-

1 Handl~uch der Lebensmittelchemie, Bd. II/2, S. 921. Vgl. J. G r o B f e l d und F. H o l l a t z , diese Z; 59,o216 (1930); Handbuch der Lebensmittel-

chemie, Bd. II/2, S. 910.

5*

Page 6: Bestimmung der löslichen Stärke, besonders in Kindermehlen

68 J. G r o B f e l d ~,

s~creuung erM~rt werden. Bei Probe I schied das Ffltrat bei der IKochprobe auch kleine lV[engen in verdtinnter Salpetersaure unI6sliche EiweiBstoffe ab, die, weft linksdrehend, den Drehungs- weft etwas vermindert haben mtissen.

3. P r i i fung auf D ia s t a se (Amylase) . SchlieBlich ist bei manchen Kindern~thrmehlen noch mit einem Gehalt an

Diastase, z. B. durch Zugabe yon Malzmehl, zu-rechnen: Liegt dieses Enzym vor, so ist sein Angriif in erster Linie auf gelSste St~irke, d.h. deren Umwandlung in Dextrin, zu erwarten. Bei einem solehen Vorgang wird also die gel6ste StXrke nach Anschiitteln des Pr~iparates mit Wasser um so mehr abnehmen, je l~tnger das Enzym wirken kann. Jedenfalls wird man bei kurzem oder langerem Stehenlassen der w~B- rigen Aufschwemmung dann wesentlich verschiedene Drehungswerte erhalten. An- dererseits wird die_Diastase durch die Kl~irung nach Carrez mit den EiweiBstoffen abgeschieden. Je nachdem, ob wir nun die Kl~rung nach kurzer Zeit oder nach l~ingerem Stehenlassen ausftihren und dann die gleichen oder verschiedene Drehungs- werte erhalten, kSnnen wir schlieBen, ob Diastase vorliegt oder nicht; selbst fiber ihre Menge erhalten wir Anhaltspunkte.

Wenn Diastase vorliege n sollte, ist es nattirlich auch nicht gleichgiiltig, wie lange wit die Anschwemmung des Kindern~thrmehles mit Wasser stehen lassen. Je l~inger wir bis zur Kl~!rung mit Kaliumferrocyanid q- Zinkacetat stehen lassen, um so mehr wird die Starke in der LSsung abnehmen und um so weniger werden wir davon in der Probe linden, vorausgesetzt, dab wir das Enzym nicht vor der Ausftihrung der Kl~trung inaktiviert haben.

In den folgenden Versuehen ermittelten wit den Gehalt an 16slicher StXrke, vergleiehend in der 10 Minuten und 18 Stunden bis zur Zinkkl~rung stehengelassenen Affschwemmnng yon 5 g des Kindermehles mit etwa 75 ccm Wasser, die dann nach der Kl~rung auf 100 cem gebracht wurde. Das Ergebnis der Polarisation, berechnet auf 10 g in I00 ccm und auf eine Schicht yon 200 mm, war folgendes:

Tabelle 6.

Kindermelal Nr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I 1 I " 2 !

3 4

[ Zinkkl~rung I +10'50° I +5,24° +3,18° +2,88°

m

Polarisation nach 10 Minuten . ! Bleikl~rung ] + 8,44 o +2,840 +3,200 +2,52 o • , Abnahme I ~ l ~ (--0, 02°) 0,360

Entsprechend 16sliche St~rke, % . . . . . . . . . . . . ] 5,2 ~ 6,0 0 0,9 [ Zinkkl~rung +10,68 ° +5,52 ° +3,180 +2,88 °

Polarisation nach 18 Stunden . Bleikl~rung ] + 8,44 o +2,92 ° +3,280 . +2,72 ° Abnallme ] ~ ' - ~ (--0,10 °) 0,16 °

Entsprechend 15sliche St~rke, ~o . . . . . . . . . . . . ] 5,6 6,5 " 0 0,4 ~nderung des Gehalts an 15slicher St~irke durch I

die l~ngere Enzymwirkung, % ' ] + 0,4 +0,5 0 --0,5

Die gefundene Knderung im Gehalt an 15slieher St~irke ist so klein, daB sie in die Versuchsfehlergrenze f~illt, wobei noch zu berticksiehtigen ist, daB bei 10 Minuten langem Stehen das L6sungsgleiehgewicht erst unvollst~ndig erreicht sein kann. Hierdurch lassen sich vielleicht die etwas hSheren Ergebnisse bei Nr. i und 2 nach 18 Stunden gegeniiber 10 Minuten erkl~ren. Bei Gegenwart von Diastase w~tren da- gegen sehr grol3e Unterschiede zu erwarten.

In den vorliegenden Proben Kindern~ihrmehl ist also ein Vorkommen yon Diastase nicht anzunehmen.

Die vorstehende Ar t des Diastase-Nachweises auf Grand der Bestimmung tier gelSsten St~irke muB als besonders spezifisch auch in Gegenwart groBer Mengen Zuk-

Page 7: Bestimmung der löslichen Stärke, besonders in Kindermehlen

Bestimmung der 16slichen Sti~rke, besonders in Kindermehlen. ~9

ker angesehen werden, weil die U m w a n d l u n g yon St~trke in Dext r in die erste Diastase- wi rkung ist u n d sehr leicht verlfiuft. Gegentiber der Prt i fung mit Jod bietet unser Verfahren den Vorteil, dab der Verlauf zahlenm~iBig verfolgt werden kann. Besonders fiir die Prt i fung yon Honig auf seinen Diastasegehal t erscheint das Verfahren aus- siehtsreich.

4. A r b e i t s v o r s c h r i f t z u r P r t i f u n g y o n K i n d e r n f i h r m e h l e n a u f 1 6 s l i c h e S t ~ r k e .

Im al lgemeinen .wird es nach dem Vors tehenden ftir die Beur te i lung des Auf- schlul3grades aufgeschlossener Kindern~hrmehle ausreichen, den Gehal t an echt 16slicher St~trke, z .B . nach einstt indiger E inwi rkung von Wasser, zu bes t immen. Hierfiir empfiehlt sich folgendes Arbei tsverfahren:

A. 20 g des t(indern~hrmehles werden fn einem 200 ccm-~fel3kolben mit etwa 150 ccm Wasser dutch Sclafit±eln gemischt und etwa eine Stunde unter gelegentlichem Umschfittehl stehengelassen. Dann gibt man 5 ccm Kaliumferrocyanidl6Sung (150 g/l) zu und schtittelt grfind- lich durch. Darauf gibt man weiter 5 ccm Zinkacetatl6sung (230 g/l) zu, mischt wieder, ftillt mit Wasser zur Marke auf und filtriert. Das klare Filtrate wird dann nach Stehen fiber Nacht (AusschMtung der Birotation) polarisiert.

B. 50 cem des klaren Filtrats gibt man in einen '100 ccm-Megkolben und mischt mat 5 ccm 10~iger Tanninl6sung, wobei dutch Abscheidung yon Zinktannat Trfibung eintritt. Darauf gibt man 5 ccm Bleiessig zu, misctat dutch und ftillt mit gesXttigter Natriumsulfatl6sung zur Marke auI, miscMc und filtriert. Dieses Filtrat wird, ebenfalts nach Stehell fiber Nacht, polarisiert und der abgelesene ~rert dann wegen der eingetretenen Verdfinnung verdoppelt.

Die Differenz (A~B) in Kreisgraden liefert die Drehungsabnabme dutch die klar gel6ste St~rke. Ma~l findet letztere in Prozent nach der Gleichung:

t{lar gel6ste St~rke = 2,5 × (A--B). C, Soil aucla die kolloid gelSste StXrke ermittelt werden, so behandelt man 5 g der Probe

mit etwa 70--80 ecru \¥asser eine Stullde lang, ffillt dann zur Marke auf, mischt mit etwa 1 g Kieselgur, filtriert dutch ein trockenes Faltenfilter, polarisiert am folgenden Tage und rechnet wieder durch Verdoppelung des Ergebnisses auf 10 g in 100 eem urn. Dann zieh~c man das nach A erhaltene Ergebnis ab und finder, wenn auch weniger genau, ais die klar gel6ste St~trke:

Kolloid geI6ste St~rke = 2,5 X (C--A) %.

Z n s a m m e n f a s s u n g .

1. Versuche mi t 16slicher Starke des Handels ergaben, daB' bei F i l t r a t ion mi t Kieselgur keine St~rke abgeschieden wurde, dab Kla rung mi t KMinmferrocyanid u n d Zinkaeeta t etwa 1/6 der vorhandenen St~trke abschied, und ein v611ig klares F i l t r a t lieferte, aus dem dann alle ge16ste Starke durch Behand lnng mi t T a n n i n u n d Bleiessig ansgef~llt wurde. Auf Grund dieser Versuche wurde bei ge16ster St~rke zwischen mi t Kal iumferrocyanid n n d Zinkaceta t fallbarer = kolloid ge16ster St~rke, und n icht f~tllbarer, aber mi t T a n n i n u n d Bleiessig fiillbarer = klar gel6ster St~rke unterschieden. Daneben fanden sich in 16slicher St~rke des Handels geringe Mengen (etwa 5 %) Dextr ine.

2. In 8 Kinde rnahrmeh len des Handels wurden neben 0,9 bis 7,9% Dex t r in 0,7 bis 6,1% 16sliche St~rke gefunden. Die gesamte 16sliche St~rke war nicht durch Kal iumferrocyanid + Zinkace ta t f~tllbar; kolloid 16sliche St~irke war also n icht nachweisbar.

3. In den un te r such ten Kindern~hrmehlen war Diastase n icht nachweisbar. Verschieden langes Stehen ihrer Anfschwemmungen mi t Wasser bedingt keine Ab- nahme des Gehaltes a n gel6ster St~rke.

4. Znr Pr i i fung yon Kindermehlen auf den Gehalt an 16slichen S ta rkear ten werden Arbei tsvorschrif ten angegeben.